Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: Männer und die Geschichte der „Bewegung der Männer"

Garfield, Tuesday, 14.03.2006, 19:40 (vor 6765 Tagen) @ Cleo

Als Antwort auf: Männer und die Geschichte der „Bewegung der Männer" von Cleo am 10. März 2006 23:33:48:

Hallo Cleo!

Hm, was soll ich davon halten? Teilweise findet man in diesem Text recht gute Ansätze, aber man merkt immer wieder, daß das alles auf einem irrealen Fundament ruht. Da ist die Rede von patriarchaler Gesellschaft, von der Männerherrschaft...

Nehmen wir mal das hier: "Frauenhaß und Homophobie entsprechen sich wie zwei Seiten einer Medaille. Das sexistische Vorurteil gegenüber dem Weiblichen stellt eine wichtige triebstrukturelle Grundlage der herrschenden Definition von Normalität dar."

Im realen Leben sehe ich aber, daß Homophobie (jedenfalls bezogen auf schwule Männer) bei Frauen mindestens so häufig auftritt wie bei Männern, eher noch häufiger. In meinem Bekanntenkreis sind es meist Frauen, die sich negativ über schwule Männer äußern. Manchmal spüre ich da fast so etwas wie Haß, und immer ist ein gehöriges Maß an Verachtung dabei. Den meisten Männern dagegen sind schwule Männer so ziemlich egal.

Wieso auch soll ein heterosexueller Mann direkt ein Problem mit Schwulen haben? Höchstens dann, wenn er von einem schulen Mann sehr penetrant angebaggert wird, aber das habe ich in meinem Bekanntenkreis noch niemals erlebt, obwohl ich durchaus schwule Männer kenne, wenn auch nicht viele. Ein schwuler Mann ist für einen Hetero-Mann noch nicht mal ein Konkurrent bei der Partnersuche.

Für Frauen dagegen ist das ein Problem, denn sie definieren sich weit mehr als Männer über ihr Aussehen und ihre Wirkung, die sie auf das andere Geschlecht haben. Bei einem stockschwulen Mann ist diese Wirkung gleich Null - so wird klar, wieso manche Frauen schon fast Haß auf schwule Männer entwickeln. Sie können sie nicht als Spiegel für ihre Eitelkeit benutzen, sie können sie nicht so einfach mit einem Augenaufschlag um den Finger wickeln und sie dann für sich unangenehme Dinge erledigen lassen... Sie haben keine Macht über schwule Männer. Erst wenn alle Männer schwul wären, könnte es ein echtes Patriarchat geben, in dem Frauen vielleicht wirklich nicht mehr viel zu sagen hätten. Frauen ahnen das instinktiv oder vielleicht auch ganz bewußt, und deshalb lehnen sie schwule Männer so sehr ab.

Und der durchschnittliche Hetero-Mann ist dann natürlich bestrebt, den Frauen bei jeder Gelegenheit zu demonstrieren, daß er ja ein echter Kerl und auf gar keinen Fall schwul ist. Das sieht dann so aus, als wäre er homophob, und die Frauen halten sich dabei beifällig lächelnd im Hintergrund.

Genauso funktionierte die Gesellschaft schon immer auch in anderen Bereichen. Nur im eiszeitlichen Europa hat es mal kurzzeitig eine Veränderung der Verhältnisse gegeben. Damals mußten die Menschen notgedrungen auch gefährliche Großtiere wie Mammuts und Wollhaarnashörner jagen, und dabei gab es viele Opfer unter den Jägern. Das ungünstige Klima trug noch zusätzlich dazu bei, daß so mancher, der sich weit von der Siedlung entfernte, niemals zurück kam. Da es meist Männer waren, die lange Jagdzüge unternahmen, waren diese Toten meist männlich, und das führte zu einem Männer-Mangel. Der Partnermarkt veränderte sich also zuungunsten der Frauen, und das zwang sie dazu, den Männern mehr Zugeständnisse zu machen. Das wirkte sich sogar körperlich aus, denn in dieser Zeit hat sich auch die blonde Haarfarbe und die blaue Augenfarbe herausgebildet. Da Männer eine große Auswahl bei der Partnersuche hatten, konnten sie es sich leisten, hohe Ansprüche zu stellen, und Frauen mit hervorstechenden äußeren Merkmalen hatten so bessere Chancen, einen Partner zu finden.

Nach dem Ende der Eiszeit änderte sich das schnell wieder. Die Gesellschaft wurde zwar auf den ersten Blick weiterhin oft von Männern bestimmt, aber nicht selten stand hinter einem mächtigen Mann eine Frau, die ihn voll im Griff hatte und über ihn Macht ausübte. Für die Frauen war das vorteilhaft, weil Konflikte damals noch häufiger durch Gewalt ausgetragen wurden. Auch ein Herrscher mußte anfangs noch mit in die Schlacht ziehen, und da hätten viele Frauen kaum mithalten können. Wenn sie aber einen Ehemann, Geliebten, Sohn oder irgendeinen anderen Mann vorschieben konnten, erledigt der die Drecksarbeit für sie.

So ist das über Jahrtausende gelaufen, und wer das Gegenteil behauptet, stellt den Frauen damit tatsächlich ein kollektives Armutszeugnis aus.

Freundliche Grüße
von Garfield



gesamter Thread:

 

powered by my little forum