Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Necla Kelek über die Probleme türkischer Männer

Zeitgenosse, Wednesday, 15.03.2006, 20:56 (vor 6827 Tagen)

Moin,

vor einiger Zeit hat die hamburger Deutsch-Türkin und Soziologin Necla Kelek das öffentliche Augenmerk auf die Lebenssituation türkischer Musliminnen in Deutschland gerichtet. Daß diese in den traditionalistischen Familienverbänden abgeschottet werden, entrechtet leben, Kopftuch tragen müssen, Zwangsverheiratet werden etc. pp.

Das ist von feministischer Seite gut aufgenommen worden und im Leitmedium emma breitgetreten inzwischen eines der Hauptthemen des Feminismus hier in Deutschland geworden. Paßt inhaltlich auch gut in deren Freund-Feind-Schema. Der türkische Jung-Macho unterdrückt in seiner patriachalischen Parallelwelt die türkische Frau ... Es scheint hierzu einen Gegenverlautbarung von Integrationsforschern in der Zeit gegeben zu haben. Wogegen emma nun wiederum heftig polemisiert. Schwarzer gegen Alt-68er-Integrationsphantasten - zurücklehnen und genießen und eine gute Tüte Popcorn dazu.

Nun legt die Kelek nach und beleuchtet die Situation türkischer junger Männer. Das Spannungsfeld zwischen traditionalistischen Familienstrukturen und westlicher Permissiv-Gesellschaft wird nun von ihr durchaus einfühlsam und mit viel Verständnis für die Türken geschildert. Sie seien in ähnlicher Weise Opfer des kulturellen Spannungsverhältnis zwischen (inzwischen ferner) Herkunfts- und innerlich noch (?) nicht angenommener Zielgesellschaft. Eine Zwangsheirat ist schließlich nicht nur für die Zwangsverheiratete, sondern auch für den Zwangsverheirateten eine Belastung. Zudem wüchsen die jungen Deutsch-Türken ohne Liebe, gepreßt in rigide Moralvorstellungen auf.

Der türkische Jung-Macho als Opfer - ein Tabubruch! Das NDR-Info-Radio, das ich im Auto meist höre, war jedenfalls schon ziemlich empört (Sprecherstimme weiblich).

Gruß

Zeitgenosse

Zwischen den Welten

Re: Necla Kelek über die Probleme türkischer Männer

Cleo, Wednesday, 15.03.2006, 23:10 (vor 6827 Tagen) @ Zeitgenosse

Als Antwort auf: Necla Kelek über die Probleme türkischer Männer von Zeitgenosse am 15. März 2006 18:56:51:

"Der türkisch-muslimische Mann wird die Welt künftig mit seiner Frau und seinen Kindern teilen müssen", ist Keleks Fazit. "Vielleicht ist es nicht das Paradies, aber ein Leben, das auch ihn selbst freier machen wird."

Ich finde, ein schönes Schlusswort des Artikels. Wer hat auch schon das Paradies auf Erden?

Cleo

Re: Necla Kelek über die Probleme türkischer Männer

Zeitgenosse, Wednesday, 15.03.2006, 23:53 (vor 6827 Tagen) @ Cleo

Als Antwort auf: Re: Necla Kelek über die Probleme türkischer Männer von Cleo am 15. März 2006 21:10:24:

"Der türkisch-muslimische Mann wird die Welt künftig mit seiner Frau und seinen Kindern teilen müssen", ist Keleks Fazit. "Vielleicht ist es nicht das Paradies, aber ein Leben, das auch ihn selbst freier machen wird."
Ich finde, ein schönes Schlusswort des Artikels. Wer hat auch schon das Paradies auf Erden?

Ich finde, das Schlußwort eher widersprüchlich. Daß dem türkisch-musliminischen Mann auch im traditierten Rollenkontext die Welt nicht gehört und es für ihn ganz und gar kein Paradies ist, das ist doch Keleks eigentlich Kernbotschaft. Warum nun die Annahme eines westlichen Rollenverhaltens ihn um ein Paradies bringen soll bleibt vor diesen Hintergrund unverständlich. Die Transformation bedeutet doch "nur", daß sich Freiheiten und Grenzen, Rechte und Pflichten entlang anderer Linien ausrichten müssen.

Ob es schließlich gelingt, die türkisch-musliminischen Parallelgesellschaften überhaupt zu so einer solchen Transformation zu motivieren hängt nicht zuletzt auch von unserer kulturellen Kraft und der Anziehungskraft unserer Zivilisation - jenseits des rein Materiellen - ab. Und da kann man schon auch skeptisch sein.

Gruß

Zeitgenosse

PS: Die Kelek bestätigt en passent auch, was Scholl-Latour bezüglich unserer türkischen Immigranten immer erzählt. Wir haben es bei ihnen großenteils nicht mit den mondänen West-Türken à la Istambul zu tun, sondern eher mit Leuten aus dem Landesosten, Anatolen und Kurden. Man hat in den 60er und 70er möglichst anspruchslose Gastarbeiter angeworben, die wenig Ansprüche stellen, um das allgemeine Lohnniveau drücken zu können. Es geradezu ein Paradox, daß die Gewerkschaften und überhaupt die ganze politische Linke hier den Arbeitgeberinteressen so auf den Leim gegangen sind, indem sie sich so für Zuzugsrechtsrechte eingesetzt haben.

Sehe keinen Widerspruch

Cleo, Thursday, 16.03.2006, 00:06 (vor 6827 Tagen) @ Zeitgenosse

Als Antwort auf: Re: Necla Kelek über die Probleme türkischer Männer von Zeitgenosse am 15. März 2006 21:53:22:

"Der türkisch-muslimische Mann wird die Welt künftig mit seiner Frau und seinen Kindern teilen müssen", ist Keleks Fazit.

Heisst nichts anderes als dass er gleichbrechtigt mit seiner Frau und Kindern lebt und sich nicht mehr wie ein diktatorischer Pascha aufführt.

"Vielleicht ist es nicht das Paradies, aber ein Leben, das auch ihn selbst freier machen wird."[/b][/i]

Das Paradies kann mann sich auf erden auch bereiten, mann muss nur wollen.

Re: Sehe keinen Widerspruch

Zeitgenosse, Thursday, 16.03.2006, 00:23 (vor 6827 Tagen) @ Cleo

Als Antwort auf: Sehe keinen Widerspruch von Cleo am 15. März 2006 22:06:31:

"Der türkisch-muslimische Mann wird die Welt künftig mit seiner Frau und seinen Kindern teilen müssen", ist Keleks Fazit.

Heisst nichts anderes als dass er gleichbrechtigt mit seiner Frau und Kindern lebt und sich nicht mehr wie ein diktatorischer Pascha aufführt.

Das ist nun wieder eine schwarzerhaft-paranoide Umdeutung des Textes.

"Vielleicht ist es nicht das Paradies, aber ein Leben, das auch ihn selbst freier machen wird."
Das Paradies kann mann sich auf erden auch bereiten, mann muss nur wollen.

Wolkenkuckucksheimerei

Gruß

Zeitgenosse

Paradiesversprechen - und was daraus wird

Beelzebub, Thursday, 16.03.2006, 09:05 (vor 6827 Tagen) @ Zeitgenosse

Als Antwort auf: Re: Sehe keinen Widerspruch von Zeitgenosse am 15. März 2006 22:23:28:

Zitat Claeo: Das Paradies kann mann sich auf erden auch bereiten, mann muss nur wollen.

Passt. Bislang hat noch jede Heilslehre, die das Paradies auf Erden versprochen hat, im Falle ihrer Machtergreifung die Hoelle geschaffen. Der von Claeo vertretene Femifaschismus wird da keine Ausnahme machen, sollte er je zur Macht kommen.

Daher gilt auch hier:

Schlagt die Faschisten wo ihr sie trefft!

Greets

Beelzebub

Re: Paradiesversprechen - und was daraus wird

Dark Knight, Thursday, 23.03.2006, 03:59 (vor 6820 Tagen) @ Beelzebub

Als Antwort auf: Paradiesversprechen - und was daraus wird von Beelzebub am 16. März 2006 07:05:20:

Zitat Cleo (aber nicht von ihr, sonder von der Soziologin):

"Vielleicht ist es nicht das Paradies, aber ein Leben, das auch ihn selbst freier machen wird."

Bereits an dieser Stelle (ich hatte Beelzebubs Posting noch gar nicht gelesen) kam mir der Satz "Feminismus macht frei" in den Sinn... woran mich das wieder nur erinnert...

Zitat Claeo: Das Paradies kann mann sich auf erden auch bereiten, mann muss nur wollen.

Es kann der frömmste Mann nicht in Frieden leben, wenn ihn die Feministin nicht in Ruhe läßt

Dark Knight

Re: Necla Kelek über die Probleme türkischer Männer

Garp, Thursday, 16.03.2006, 16:23 (vor 6827 Tagen) @ Zeitgenosse

Als Antwort auf: Necla Kelek über die Probleme türkischer Männer von Zeitgenosse am 15. März 2006 18:56:51:

Danke für den Hinweis, Zeitgenosse.
Das revidiert in der Tat die Ansichten der politisch korrekten, feministisch Meinungsmache.
Vielleicht hat Kelek auch bemerkt, dass die mediale Empörung über den angeblichen kollektiven Opferstatus der türkischen Frau letztendlich instrumentalisiert wurde um Ressentiments gegen Muslime zum schüren.

Allerdings habe ich den verdacht, dass dieses Buch bei weiten nicht die Aufmerksamkeit erhalten wird, weil sich Männer als Opfer einfach nicht inszenieren lassen.

Besonders interessant fand ich auch folgenden Abschnitt:

Wir brauchen die Talente und Tatkraft der Söhne und Töchter der Migranten für unsere gemeinsame Zukunft - geben wir ihnen eine Chance, in der Moderne anzukommen." Diese Regeln lauten: Jedes Kind muß vor Gewalt geschützt werden, Beschneidung ist Körperverletzung. "


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