Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Necla Kelek über die Probleme türkischer Männer

Zeitgenosse, Wednesday, 15.03.2006, 23:53 (vor 6827 Tagen) @ Cleo

Als Antwort auf: Re: Necla Kelek über die Probleme türkischer Männer von Cleo am 15. März 2006 21:10:24:

"Der türkisch-muslimische Mann wird die Welt künftig mit seiner Frau und seinen Kindern teilen müssen", ist Keleks Fazit. "Vielleicht ist es nicht das Paradies, aber ein Leben, das auch ihn selbst freier machen wird."
Ich finde, ein schönes Schlusswort des Artikels. Wer hat auch schon das Paradies auf Erden?

Ich finde, das Schlußwort eher widersprüchlich. Daß dem türkisch-musliminischen Mann auch im traditierten Rollenkontext die Welt nicht gehört und es für ihn ganz und gar kein Paradies ist, das ist doch Keleks eigentlich Kernbotschaft. Warum nun die Annahme eines westlichen Rollenverhaltens ihn um ein Paradies bringen soll bleibt vor diesen Hintergrund unverständlich. Die Transformation bedeutet doch "nur", daß sich Freiheiten und Grenzen, Rechte und Pflichten entlang anderer Linien ausrichten müssen.

Ob es schließlich gelingt, die türkisch-musliminischen Parallelgesellschaften überhaupt zu so einer solchen Transformation zu motivieren hängt nicht zuletzt auch von unserer kulturellen Kraft und der Anziehungskraft unserer Zivilisation - jenseits des rein Materiellen - ab. Und da kann man schon auch skeptisch sein.

Gruß

Zeitgenosse

PS: Die Kelek bestätigt en passent auch, was Scholl-Latour bezüglich unserer türkischen Immigranten immer erzählt. Wir haben es bei ihnen großenteils nicht mit den mondänen West-Türken à la Istambul zu tun, sondern eher mit Leuten aus dem Landesosten, Anatolen und Kurden. Man hat in den 60er und 70er möglichst anspruchslose Gastarbeiter angeworben, die wenig Ansprüche stellen, um das allgemeine Lohnniveau drücken zu können. Es geradezu ein Paradox, daß die Gewerkschaften und überhaupt die ganze politische Linke hier den Arbeitgeberinteressen so auf den Leim gegangen sind, indem sie sich so für Zuzugsrechtsrechte eingesetzt haben.


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