Jungen vom Lesen ausgeschlossen
blendlampe, Friday, 17.03.2006, 15:30 (vor 6826 Tagen)
Auszüge:
"Lehrerinnen an den Grundschulen ignorierten oft die Interessen der Kinder. So würden Vorschläge, auch mal einen Science-Fiction-Roman zu lesen, häufig mit dem Hinweis abgelehnt, das sei keine richtige Literatur, kritisierte Aufenanger. In dieser Haltung spiegele sich prinzipiell das unterschiedliche Leseverhalten von Männern und Frauen wider, das bereits in der Kindheit angelegt und dann verfestigt werde.
Laut der Studie bietet der Markt zu wenig Jungenliteratur an. Das liege zum großen Teil auch an den Verlagen, wo in diesem Segment hauptsächlich Autorinnen, Lektorinnen und Verlegerinnen verantwortlich seien, sagte die Sprecherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Anja zum Hingst. Ähnlich wie in der Schule würden diese die Interessen von Jungen gar nicht kennen."
Kein Wunder, denn...
Paul, Friday, 17.03.2006, 17:30 (vor 6826 Tagen) @ blendlampe
Als Antwort auf: Jungen vom Lesen ausgeschlossen von blendlampe am 17. März 2006 13:30:
"So würden Vorschläge, auch mal einen Science-Fiction-Roman zu lesen, häufig mit dem Hinweis abgelehnt, das sei keine richtige Literatur"
Merke: Ernstzunehmende Literatur muss staubtrocken, grottenlangweilig und möglichst realitätsfern sein. Das ganze verpackt in mehrseitige Schachtelsätze, an deren Struktur sich die Berufsintellektuellen der Nation ergötzen können.
Es ist deshalb vollkommen klar, dass brilliante, visionäre(!) Romane wie "Brave New World" von Aldous Huxley, "Neuromancer" von William Gibson, oder auch diverse Werke von Philip K. Dick nur wertloser Schund sein können.
Obwohl: Es ist verständlich, dass die Berufsintellektuellen mit Romanen haben, welche die Zukunft zum Thema haben. Halten sich diese geistig doch bevorzugt in der Vergangenheit auf.
Gruss,
Paul
Re: Kein Wunder, denn...
susu, Sunday, 19.03.2006, 15:25 (vor 6824 Tagen) @ Paul
Als Antwort auf: Kein Wunder, denn... von Paul am 17. März 2006 15:30:
Es ist deshalb vollkommen klar, dass brilliante, visionäre(!) Romane wie "Brave New World" von Aldous Huxley, "Neuromancer" von William Gibson, oder auch diverse Werke von Philip K. Dick nur wertloser Schund sein können.
Obwohl: Es ist verständlich, dass die Berufsintellektuellen mit Romanen haben, welche die Zukunft zum Thema haben. Halten sich diese geistig doch bevorzugt in der Vergangenheit auf.
"Brave New World" und ähnliches ("1984", "Fahrenheit 451") sind durchaus als Literatur angesehen. Zu meiner mündlichen Abi-Prüfung im Fach English bekam ich einen Auszug aus Fahrenheit vorgelegt und als Aufgabe gestellt zu erklären warum es sich nicht um Science fiction handele. Mein Vortrag begann mit den Worten "I can not answer the question, why Bradburys work is not science fiction, because I fundamentaly disagree with the premise that it is not."
Ich legte dann eine halbe Stunde lang da, wie sich Bradbury in eine Tradition phantastischer Literatur einreiht, die bis heute besteht, woebi ich Gibson und Stepehnson als Beipiele brachte. Ergebnis waren 14 Punkte und ein Beiseitzer der mich nochmal nach den von mir genannten Büchern fragte. Im folgenden Jahr, war dan Neuromancer in dessen Grundkurs Pflichtlektüre.
Meine Meinung: Da fehlt vor allem Wissen, für die Mehrheit der Bevölkerung ist SciFi "Star Trek", vieleicht noch "Star Wars", aber gerade die literarisch hochwertigen Arbeiten sind weitestgehend unbekannt. Andererseits: Meine Mutter - Grundschullehrerin - weigert sich anzuerkennen, daß Comics anspruchsvoll sein können, trotz stetigem "Ließ das mal" Bombardement meinerseits, mit "Maus", "Barfus durch Hiroshima", "Palestine" und "Stuck rubber baby". LehrerInnen wurden lange dazu ausgebildet das alles für Schund zu halten und das steckt da einfach sehr tief drin.
susu
Re: Kein Wunder, denn...
Scipio Africanus, Monday, 20.03.2006, 02:17 (vor 6823 Tagen) @ susu
Als Antwort auf: Re: Kein Wunder, denn... von susu am 19. März 2006 13:25:47:
Es ist deshalb vollkommen klar, dass brilliante, visionäre(!) Romane wie "Brave New World" von Aldous Huxley, "Neuromancer" von William Gibson, oder auch diverse Werke von Philip K. Dick nur wertloser Schund sein können.
Seit Perry Rhodan ist Science Fiction in Verruf. Sehr unterhaltsam ist auch Ray Bradburys " Der illustrierte Mann ", auch Stanislaw Lem ist lesenswert.
Re: Kein Wunder, denn...
Harry 006, Monday, 20.03.2006, 17:09 (vor 6823 Tagen) @ Scipio Africanus
Als Antwort auf: Re: Kein Wunder, denn... von Scipio Africanus am 20. März 2006 00:17:
Seit Perry Rhodan ist Science Fiction in Verruf.
Was bei den Lesern am besten ankommt, bringt das Genre in Verruf?
Findest du diese Einstellung nicht auch etwas überheblich?
Die Serie gibt es schon seit 45 Jahren. Es ist die
erfolgreichste SciFi-Serie weltweit.
PS: Ich selbst lese auch lieber Bradbury, Lem oder Asimov.
Aber sooo schlecht ist PR nun auch wieder nicht, daß es
das ganze Thema in Verruf bringen würde.
Re: Kein Wunder, denn...
Scipio Africanus, Monday, 20.03.2006, 21:21 (vor 6822 Tagen) @ Harry 006
Als Antwort auf: Re: Kein Wunder, denn... von Harry 006 am 20. März 2006 15:09:
Seit Perry Rhodan ist Science Fiction in Verruf.
Was bei den Lesern am besten ankommt, bringt das Genre in Verruf?
Findest du diese Einstellung nicht auch etwas überheblich?
Nun, es ist Massenware, jede Woche ein neues Abenteuer. Grosse Literatur kann das natürlich nicht sein. Aber ich habe absolut nichts dagegen, wenn jemand das liest, weil er sich damit gut unterhalten fühlt.
Die Serie gibt es schon seit 45 Jahren. Es ist die
erfolgreichste SciFi-Serie weltweit.
PS: Ich selbst lese auch lieber Bradbury, Lem oder Asimov.
Aber sooo schlecht ist PR nun auch wieder nicht, daß es
das ganze Thema in Verruf bringen würde.
Re: Kein Wunder, denn...
Rüdiger, Monday, 20.03.2006, 23:54 (vor 6822 Tagen) @ Scipio Africanus
Als Antwort auf: Re: Kein Wunder, denn... von Scipio Africanus am 20. März 2006 19:21:
Seit Perry Rhodan ist Science Fiction in Verruf.
Was bei den Lesern am besten ankommt, bringt das Genre in Verruf?
Ja. Siehe Bildzeitung. Die ist ja auch nicht gerade eine Zierde des Zeitungswesens
Findest du diese Einstellung nicht auch etwas überheblich?
Überheblich und zugleich richtig )
"Wenn 60 Millionen Menschen etwas Dummes sagen, so bleibt es doch etwas Dummes." (George Bernard Shaw)
Gruß, Rüdiger
Re: Kein Wunder, denn...
Norbert, Tuesday, 21.03.2006, 10:32 (vor 6822 Tagen) @ Rüdiger
Als Antwort auf: Re: Kein Wunder, denn... von Rüdiger am 20. März 2006 21:54:13:
Seit Perry Rhodan ist Science Fiction in Verruf.
Was bei den Lesern am besten ankommt, bringt das Genre in Verruf?
Ja. Siehe Bildzeitung. Die ist ja auch nicht gerade eine Zierde des Zeitungswesens
Findest du diese Einstellung nicht auch etwas überheblich?
Überheblich und zugleich richtig )
"Wenn 60 Millionen Menschen etwas Dummes sagen, so bleibt es doch etwas Dummes." (George Bernard Shaw)
Gruß, Rüdiger
Ich hatte Perry Rhodan auch früher gelesen.
Die ersten paar hundert Hefte waren auch ganz nett zu lesen.
Die entstanden auch in einer Phase in der es sehr viel SF zu kaufen gab.
Die Raumfahrt war damals neu und faszinierend.
Die Qualität ließ dann aber nach.
Was vermutlich an einer Auszehrung der Ideen lag.
Mir wurde es dann einmal zu abstrus, so dass ich mich darüber nur noch ärgerte.
Und damit endeten meine Käufe dieser Serie, von einer Woche zur nächsten.
Bis dahin hatte ich die Serie so ziemlich komplett.
Ich habe seitdem kein neueres Heft davon gelesen (>15 Jahre her?).
Ich kann mich also darüber nicht mehr äußern.
Wohl aber las Taschenbücher, SF als auch aus dem Genre Fantasy.
SF hatte aber immer ein Ruf als Schundliteratur.
Was m.E. so nicht richtig war.
Die Qualität schwankt aber sehr.
Gruß
Norbert
Re: Kein Wunder, denn...
Dark Knight, Monday, 20.03.2006, 03:41 (vor 6823 Tagen) @ susu
Als Antwort auf: Re: Kein Wunder, denn... von susu am 19. März 2006 13:25:47:
Es ist deshalb vollkommen klar, dass brilliante, visionäre(!) Romane wie "Brave New World" von Aldous Huxley, "Neuromancer" von William Gibson, oder auch diverse Werke von Philip K. Dick nur wertloser Schund sein können.
Es ist auch sehr viel Unkenntnis dabei; ein Lehrer kann am besten nur die Bücher vermitteln, die er selber kennt, und umso besser, wenn er sie mag.
"Brave New World," da hab ich irgendwann in der Mitte des Buches den Faden verloren, als die Gesprächsfetzen undurchsichtig wurde, (also nicht mehr erkennbar war, wer was denn nun gesagt hat).
"Neuromancer" ist keine einfache Kost; gerade der Wechsel zwischen der realen Welt und dem Cyberspace ist bei Gibson nicht immer ganz klar (das kann man in den "Otherland" Bänden von Tad Williams oder auch in den Shadowrun-Romanen besser erkennen).
Á propos Gibson: kennt jemand die beiden "Neuromancer"-´Nachfolgebände´ ("Count Zero" / "Biochips," bzw. "Mona Lisa Overdrive") ?
"Fahrenheit 451" (welches ich mag) ist schwierig einzuordnen... Science Fiction oder noch Anti-Utopie (Anti, da sie ein negatives Zukunftsbild kennzeichnet) ? Wenn man den Begriff "Science Fiction" wörtlich nimmt, also "Wissenschafts-Fiktion" und die althergebrachte Definition zur Hand nimmt, daß all das zur SF gehört, was in einer Welt spielt, in der es technologien gibt, die es in unserer heutigen realen Welt nicht gibt, dann fällt mir gerade kein Grund ein, "Fahrenheit 451" zur SF zu zählen (die "Mars-Chroniken," ein anderes Buch von Ray Bradbury, hingegen schon); hab "F451" aber schon länger nicht mehr gelesen, kann also sein, daß ich im Antwortposting zurecht korrigiert werde.
Ein anderes Werk, das ähnlich wie "F451" eingeordnet werden kann, ist eins der beiden bekanntesten Bücher von Orwell, nämlich "1984" (das andere, "Animal Farm," ist eine ausgezeichnete Kommunismus-Satire im Gewand einer Fabel).
Ansonsten bin ich eigentlich eher Fantasy-Fan ;)... auch wenn mir "The Time Machine," "War of the Worlds," "Dune", "The Dispossessed" oder "The left Hand of Darkness" nicht unbekannt sind (undzwar aus den Büchern und nicht aufgrund irgendwelcher Verfilmungen *smiles*).
Obwohl: Es ist verständlich, dass die Berufsintellektuellen mit Romanen haben, welche die Zukunft zum Thema haben. Halten sich diese geistig doch bevorzugt in der Vergangenheit auf.
Täusch dich da mal nicht.
Unser paralleler Englisch-LK hatte "Brave new World" durchgenommen (wir allerdings nicht).
Ich würde eher sagen, daß die Ablehnung der SF (wie auch die der Fantasy, obwohl es da auch herrliche Werke abseits vom Herrn der Ringe gibt) nicht auf eine Rückwärtsgewandheit (zukünftiger) Lehrer zurückzuführen ist, sondern schlicht und ergreifend auf deren Vorurteilen. So ging´s mir vor einigen Jahren auch... ich hatte noch etwas Zeit, bis eine Vorlesung (Amerikanische Literatur im 20. Jahrhundert, wie passend ;)) begann, und nahm mir ein Fantasybuch zur Hand (war was von Robert Jordan, glaub ich)... kommt ein Kommillitone daher und fragt mich was ich da so lese... ich zeigs ihm und er fragte mich nur "Ist das nicht trivial ?" Hab ihn gefragt, ob er schonmal was aus dem SF / Fantasy-Genre gelesen hätte... meinte er: "Nein."
Wie gesagt... Vorurteile halt... und die sind schwer zu überwinden... ebenso kann man einer Feministin klarzumachen versuchen, daß Männer nicht die Wurzel allen Übels sind und daß Frauen nicht annähernd so benachteiligt sind, wie es die Femi-Propaganda gern suggeriert.
Meine Meinung: Da fehlt vor allem Wissen, für die Mehrheit der Bevölkerung ist SciFi "Star Trek", vieleicht noch "Star Wars", aber gerade die literarisch hochwertigen Arbeiten sind weitestgehend unbekannt.
Das ist richtig. Es fehlt die literarische Kenntnis, gepaart mit dem Vorurteil, daß "Phantastik" mit "Trivialität" gleichbedeutend wäre... daher wollen auch viele diese Bildungslücke nicht schließen.
Dark Knight
Re: Jungen vom Lesen ausgeschlossen
Altschneider, Friday, 17.03.2006, 21:28 (vor 6825 Tagen) @ blendlampe
Als Antwort auf: Jungen vom Lesen ausgeschlossen von blendlampe am 17. März 2006 13:30:
Laut der Studie bietet der Markt zu wenig Jungenliteratur an. Das liege zum großen Teil auch an den Verlagen, wo in diesem Segment hauptsächlich Autorinnen, Lektorinnen und Verlegerinnen verantwortlich seien, sagte die Sprecherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Anja zum Hingst. Ähnlich wie in der Schule würden diese die Interessen von Jungen gar nicht kennen.[/link]
Das eigentliche Problem ist wohl die politische Korrektheit, der sich die Spitzenautoren des Genres Jugendbuch befleißigen zu müssen glauben.
Geht man einmal davon aus, dass Jungen sich besser mit der Hauptfigur identifizieren können, wenn diese ebenfalls ein Junge oder ein Mann ist, dann fällt auf, das z. B. Autoren wie Kai Meyer, Philip Pullman, Peter Freund, auch Tad Williams auf weibliche Protagonisten setzen. Die Jugendliteratur wimmelt von "starken Mädchen", wie sie meist auch nur in der Fiktion existieren. Selbst Bücher, die als Jungenbücher prädestiniert wären, wie etwa die wilden Kerle von Masannek, haben immer das p.c. Mädel dabei - der Verfilmung war entsprechend grauenhaft.
Ärgerlich das, vor allem, da die Charaktere so geführt werden, dass sie eigentlich Jungen sind, nur eben Mädchennamen und -allüren haben. Hier wünscht man sich eher ein kritischeres Bewusstsein von den männlichen Mitgliedern der schreibenden Zunft. Aber es gibt noch viel Jungenliteratur, die Manndat Jungenleseliste zeigt es.
Altschneider
Re: Jungen vom Lesen ausgeschlossen
Wodan, Saturday, 18.03.2006, 22:51 (vor 6824 Tagen) @ Altschneider
Als Antwort auf: Re: Jungen vom Lesen ausgeschlossen von Altschneider am 17. März 2006 19:28:
Das eigentliche Problem ist wohl die politische Korrektheit, der sich die Spitzenautoren des Genres Jugendbuch befleißigen zu müssen glauben.
Ärgerlich das, vor allem, da die Charaktere so geführt werden, dass sie eigentlich Jungen sind, nur eben Mädchennamen und -allüren haben. Hier wünscht man sich eher ein kritischeres Bewusstsein von den männlichen Mitgliedern der schreibenden Zunft.
Sehr zutreffend. Verantwortlich sind dafür allerdings auch die LektorInnen, die bestimmte Vorgaben und politisch-korrekte Raster an die Manuskripte herantragen. Für manchen Autor ist da schwierig dran vorbei zu kommen. Gottlob gibt es ja noch die Alten aus der Zeit vor dem ganzen Wahnsinn.
Gruß
Wodan
Re: Jungen vom Lesen ausgeschlossen
Altschneider, Sunday, 19.03.2006, 13:34 (vor 6824 Tagen) @ Wodan
Als Antwort auf: Re: Jungen vom Lesen ausgeschlossen von Wodan am 18. März 2006 20:51:
Verantwortlich sind allerdings auch die LektorInnen, die bestimmte Vorgaben und politisch-korrekte Raster an die Manuskripte herantragen.
Was für ein Klischee, die ewige Lektorenschelte. Passt irgendwas nicht an einem Buch, wars der Lektor, ist es toll, wars der Autor oder der Verlag. In diesem Zusammenhang ist das Quatsch, das Lektoren kaum Einfluss nehmen könnnen auf die Protagonisten eines Romans etc. Das ist der vorauseilende Gehorsam der Autoren. Der hohe Frauenanteil in diesem Beruf macht sich eher in Programmgestaltung (Frauenbücher) etc bemerkbar und das Sauerein durchgehen könnnen, etwa Titel wie "Ein toter Mann ist ein guter Mann".
Wichtiger ist dieser Aspekt beim Sachbuch, wo Themen vom Verlag vorgegeben werden - dann allerdings bleibt die Ausgestaltung auch Sache des Autors und in dem viele wichtigerem Bereich des Schulbuchs (der ja massiv feministisch geprägt ist), wo Lektorinnen verstärkt dafür sorgen können, das feministische Inhalte berücksichtigt werden - allerdings deswegen, weil politische Vergaben ihnen den Rücken stärken. So ist es wesentliche einfacher, einem Autor zu sagen: Sie müssen berücksichtigen, dass 30 % Lohnunterschied frauendiskriminieren sind, als zu sagen: 30 % Lohnunterschied sind ein Ergebnis fehlerhafter statistischer Auswertung und der Lohnunterschied ist nicht auf Diskriminierung zurückzuführen.
Grüße
Altschneider
Re: Jungen vom Lesen ausgeschlossen
Harry 006, Monday, 20.03.2006, 01:00 (vor 6823 Tagen) @ Altschneider
Als Antwort auf: Re: Jungen vom Lesen ausgeschlossen von Altschneider am 19. März 2006 11:34:
Was für ein Klischee, die ewige Lektorenschelte. Passt irgendwas nicht
an einem Buch, wars der Lektor, ist es toll, wars der Autor
Das ist aber tatsächlich so.
Der Lektor weist auf Fehler hin. Es ist am Autor, es besser zu machen.
Wenn was schlecht ist, liegt es daran, daß der Lektor nicht genug
rumgenörgelt hat. Wenn es gut ist, ist es der Verdienst des Autors.
und das Sauerein durchgehen könnnen, etwa Titel wie
"Ein toter Mann ist ein guter Mann".
Das liegt am Verlag.
Ein Buch muß drei Hürden überwinden, bis es gekauft wird:
- Titelbild
- Titel
- Erste Seite
In dieser Reihenfolge.
Zuerst schaut der Käufer auf den Umschlag, dann liest er den Titel,
dann die erste Seite. Wenn das Buch an einer dieser Stellen langweilt,
dann landet es wieder im Regal.
Wie hätte sich das Buch "Die Nackten und die Toten" wohl verkauft,
wenn es geheißen hätte "Die Unbekleideten und die Verstorbenen"?
Da spielt natürlich auch die Zielgruppe eine Rolle. Das mit
den "toten Männern" ist der Titel eine Buches, das sich
and die "CLEOs" richtet. Würde der Verlag einen weniger
männerfeindlichen Titel wählen, dann schreckt er damit
die CLEOs ab und mit der ersten Seite dann die Männer.
So verkauft sich das Buch nicht.
Auf Titelbild und Titel hat der Autor nicht allzuviel Einfluß.
Re: Jungen vom Lesen ausgeschlossen
Wodan, Monday, 20.03.2006, 01:02 (vor 6823 Tagen) @ Altschneider
Als Antwort auf: Re: Jungen vom Lesen ausgeschlossen von Altschneider am 19. März 2006 11:34:
Verantwortlich sind allerdings auch die LektorInnen, die bestimmte Vorgaben und politisch-korrekte Raster an die Manuskripte herantragen.
Was für ein Klischee, die ewige Lektorenschelte. Passt irgendwas nicht an einem Buch, wars der Lektor, ist es toll, wars der Autor oder der Verlag. In diesem Zusammenhang ist das Quatsch, das Lektoren kaum Einfluss nehmen könnnen auf die Protagonisten eines Romans etc. Das ist der vorauseilende Gehorsam der Autoren. Der hohe Frauenanteil in diesem Beruf macht sich eher in Programmgestaltung (Frauenbücher) etc bemerkbar und das Sauerein durchgehen könnnen, etwa Titel wie "Ein toter Mann ist ein guter Mann".
Sorry, aber das ist Unsinn. Ich habe es vielfach erlebt, daß von Lektorinnen (vielfach ein Frauenberuf übrigens und oft auch ein Tummelplatz für FrauInnen) konkrete Anforderungen an Political correctnes gerade im Kinderbuchbereich gemacht wurden. Vorauseilender Gehorsam wäre übrigens kein vorauseilender gehorsam, wenn er nicht irgendwelchen schon bekannten Anforderungen zu genügen suchte. Womöglich erfinden lektorinnen den nicht, aber sie transportieren ihn ganz sicher, und dagegen wehren kann man sich nur, wenn man einen Namen hat.
Ich habe selbst schon Dinge in Bücher hineinlektoriert, weiß also durchaus, was möglich ist und was nicht.
Gruß
Wodan
Re: Jungen vom Lesen ausgeschlossen
Dark Knight, Monday, 20.03.2006, 03:20 (vor 6823 Tagen) @ Altschneider
Als Antwort auf: Re: Jungen vom Lesen ausgeschlossen von Altschneider am 17. März 2006 19:28:
Geht man einmal davon aus, dass Jungen sich besser mit der Hauptfigur identifizieren können, wenn diese ebenfalls ein Junge oder ein Mann ist, dann fällt auf, das z. B. Autoren wie Kai Meyer, Philip Pullman, Peter Freund, auch Tad Williams auf weibliche Protagonisten setzen.
Zu Meyer und Freund kann ich nix sagen, die kenne ich nicht...
bei Pullman gibt es in den "His Dark Materials" mit Will und Lyra eigentlich 2 Hauptfiguren (die Trilogie ist nur ein wenig zu sehr auf Jugend-Fantasy getrimmt, daher nicht so ein Fall)...
Tad Williams... muß man sehen, welches Werk denn gemeint ist... sicher spielt in "Memory Sorrow and Thorn" Prinzessin Miriamele eine wichtige Rolle, doch die eigentliche Hauptfigur ist Simon, und der wird unterstützt von tragenden männlichen Nebenfiguren wie Binabik, Isgrimnur, etc. *die Namen aus dem Gedächtnis zitier, ich hab´s seit Jahren nicht mehr gelesen*). In "Otherland" ist das Geschlechter-Verhältnis der tragenden Figuren einigermaßen ausgeglichen. "War of Flowers" kenne ich nicht, und "Shadowmarch" habe ich zwar hier, bin aber bislang noch nicht zum Lesen gekommen.
Jugendliteratur ohne die "pc-starken Frauen / Mädchen"... wie wäre es mit "Trip" von Hans-Günter Noack ?
Dark Knight
einziger Trost ist das Erwachsenenalter...
niem, Saturday, 18.03.2006, 06:15 (vor 6825 Tagen) @ blendlampe
Als Antwort auf: Jungen vom Lesen ausgeschlossen von blendlampe am 17. März 2006 13:30:
"Lehrerinnen an den Grundschulen ignorierten oft die Interessen der Kinder. So würden Vorschläge, auch mal einen Science-Fiction-Roman zu lesen, häufig mit dem Hinweis abgelehnt, das sei keine richtige Literatur, kritisierte Aufenanger. In dieser Haltung spiegele sich prinzipiell das unterschiedliche Leseverhalten von Männern und Frauen wider, das bereits in der Kindheit angelegt und dann verfestigt werde.
Dann lesen Männer häufig Computerzeitschriften, Technikzeitschriften, Sachbücher,...
Und die Frauen: Brigitte, Freundin, Rosamunde Pilcher und Bücher a la Dr. Lümmel, der Arzt dem die Frauen vertrauen oder Dr. Gonzo der Gynäkologe aus der Schwarzwaldklinik ...
Irgendwas muss doch dann schon in der schulischen Laufbahn für die Frauen falsch gelaufen sein...
P.S.: Dann muss man sich auch nicht wundern wer später Germanistik/Pädgogik und Informatik/Ingenieurwissenschaften studiert.
Re: einziger Trost ist das Erwachsenenalter...
Wodan, Saturday, 18.03.2006, 22:57 (vor 6824 Tagen) @ niem
Als Antwort auf: einziger Trost ist das Erwachsenenalter... von niem am 18. März 2006 04:15:
Dann lesen Männer häufig Computerzeitschriften, Technikzeitschriften, Sachbücher,...
Und die Frauen: Brigitte, Freundin, Rosamunde Pilcher und Bücher a la Dr. Lümmel, der Arzt dem die Frauen vertrauen oder Dr. Gonzo der Gynäkologe aus der Schwarzwaldklinik ...
So einfach ist das nicht. Leseverhalten ist auch soziokulturell bedingt, mehr noch als durchs Geschlecht, und zwar gerade bei Männern.
Ich persönlich kenne z.B. kaum einen Mann, der das oben geschilderte Leseinteresse hat. Will sagen: der Determinanden in Sachen Leseverhalten gibt es mehrere und verschiedene. Es ist eher typisch für feministische Sichtweisen, alle gesellschaftlichen Phänomene ausschließlich durchs Geschlechtliche erklären zu wollen.
Gruß
Wodan
Re: einziger Trost ist das Erwachsenenalter...
Altschneider, Sunday, 19.03.2006, 13:47 (vor 6824 Tagen) @ Wodan
Als Antwort auf: Re: einziger Trost ist das Erwachsenenalter... von Wodan am 18. März 2006 20:57:
Ich persönlich kenne z.B. kaum einen Mann, der das oben geschilderte Leseinteresse hat. Will sagen: der Determinanden in Sachen Leseverhalten gibt es mehrere und verschiedene. Es ist eher typisch für feministische Sichtweisen, alle gesellschaftlichen Phänomene ausschließlich durchs Geschlechtliche erklären zu wollen.
Das ist richtig, allerdings muss man tatsächlich sehen, wie sehr die Leseinteressen aus den Geschlechtern heraus divergieren. Geht man davon aus, dass es zwischen den Geschlechtern unterschiedliche Schwerpunkte der Fähigkeiten im Mittelwert gibt, die angeboren sind, so wird sich dies natürlich auch in den Interessengebieten niederschlagen, die zwischen den Geschlechtern unterschiedlich sind. Das alles kann durch soziale Faktoren verstärkt oder abgeschwächt werden. Männer und Jungen werden also im Großen und Ganzen andere Literatur bevorzugen als Frauen und Mädchen, weil biologische und soziale Rolle nicht trennbar sind, sondern sich gegenseitig beeinflussen.
Da der Kern evolutionärer Anpassung aber die Variation ist, wird es natürlich auch Männer geben, die stärker als der Durchschnitt für "Frauenthemen" empfänglich sind und Frauen, die "Männerthemen" bevorzugen. Der Genderismus allerdings hat ein starres Rollenbild geschaffen, das in dieser Form ja nie existiert hat, Männerrolle ist dies, Frauenrolle ist das.
Natürlich muss bei der Literaturauswahl in Schulen auch auf die Geschlechtsspezifischen Interessenunterschiede eingegangen werden, wenn man Kinder zu Lesen motivieren will. Was darauf für Konsequenzen gezogen werden, ist eine andere Sache. Was jetzt Literatur ist oder nicht - dass hat die Deutschleher zu allen Zeiten schon umgetrieben. Man kann ja auch den Kompromiss wählen, den es zu meiner Zeit an Schulen gab: Man liest Literatur, die für alle langweilig ist.
Altschneider
Re: einziger Trost ist das Erwachsenenalter...
Wodan, Monday, 20.03.2006, 00:52 (vor 6823 Tagen) @ Altschneider
Als Antwort auf: Re: einziger Trost ist das Erwachsenenalter... von Altschneider am 19. März 2006 11:47:
Ich persönlich kenne z.B. kaum einen Mann, der das oben geschilderte Leseinteresse hat. Will sagen: der Determinanden in Sachen Leseverhalten gibt es mehrere und verschiedene. Es ist eher typisch für feministische Sichtweisen, alle gesellschaftlichen Phänomene ausschließlich durchs Geschlechtliche erklären zu wollen.
Das ist richtig, allerdings muss man tatsächlich sehen, wie sehr die Leseinteressen aus den Geschlechtern heraus divergieren. Geht man davon aus, dass es zwischen den Geschlechtern unterschiedliche Schwerpunkte der Fähigkeiten im Mittelwert gibt, die angeboren sind, so wird sich dies natürlich auch in den Interessengebieten niederschlagen, die zwischen den Geschlechtern unterschiedlich sind. Das alles kann durch soziale Faktoren verstärkt oder abgeschwächt werden. Männer und Jungen werden also im Großen und Ganzen andere Literatur bevorzugen als Frauen und Mädchen, weil biologische und soziale Rolle nicht trennbar sind, sondern sich gegenseitig beeinflussen.
Ja, richtig. Doch denke ich auch, daß es bei männlichen Lesern durch die "Feminisierung" des Angebots eine Art Fluchtbewegung gegeben hat, und das betrifft gerade fiktionale Texte. Man(n) wäre durchaus an schöner Literatur interessiert, wenn nicht die zeitgenössische Belletristik voll von Themen wäre, die allein Fraueninteressen ansprechen.
Darüber ließe sich endlos raisonnieren...
Gruß
Wodan