Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Scipio Africanus, Tuesday, 18.04.2006, 19:20 (vor 6794 Tagen)

Hans Magnus Enzensberger macht sich in einem Essay "Ein kurzes Buch über das Töten" Gedanken über die Gemeinsamkeiten von Amokläufern und islamistischen Terroristen.

Immer braucht es die destruktive Energie des radikalen Verlierers, der nicht nur ein Gekränkter, Entlassener, Zukurzgekommener ist. Ein Cocktail aus Überlegenheits- und Minderwertigkeitsgefühlen, Männlichkeits- und Grössenwahn, Rach- und Todessucht führt dazu, dass aus einem normalen Versager ein radikaler Verlierer wird. Wenn er explodiert, erlebt er eine einmalige Machtfülle. Er triumphiert über andere, über Ungläubige, auch über Rivalen im Berufs- oder Liebesleben, bestraft mit dem Zerstörungsakt sich und andere fürs eigene Versagen.

Wen will eigentlich unser Herr Enzensberger mit seinem Erguss bestrafen ?

Der Mann als kleiner Terrorist, der seine "verletzte männliche Eitelkeit" kompensiert. Womit islamistische wie häusliche Gewalt erklärt wäre.

eine kurze Zusammenfassung ist hier nachlesbar

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Lecithin, Tuesday, 18.04.2006, 21:42 (vor 6794 Tagen) @ Scipio Africanus

Als Antwort auf: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Scipio Africanus am 18. April 2006 16:20:

Es ist erstaunlich, wie die Linien zusammenlaufen. Gutmenschen (Frauen und Semiten, beschnittene Negerinnen) und die bösen Menschen(weisse Männer, Islamisten). Heute hörte ich doch ein Interview mit einem Herrn Uri Schneider im Deutschlandfunk. Der hat tatsächlich einen Film gemacht über die Diskriminierung von ChristINNEN in Palästina. Er ist Zionist und hat somit den Abstand und das Vermögen, vollkommen neutral zu reflektieren *lol*.
Und selbst hat er niemanden diskriminiert, als er die ChristINNEN besser gebildet nannte, als die "arabischen Untermenschen".

Ich kann inzwischen den Ablauf der Hetze rekonstruieren: Erst wird ein Thema gesucht, dass den Islam als durchgehend fundamentalistisch und reaktionär darstellt. Dann werden Belege dafür ausgegraben bzw. aus den Fingern gesaugt. Dann wird die ganze Welt als "unter dem Islam leidend" hingestellt und es wird entweder an den Nationalismus appelliert (aha, jetze dürfmer hauen, gell) oder an ein religiöses Bewusstsein (ihr seid Christen, Mensch, schlagt zurück! Los!) Um Mut zu machen, werden Araber in uralter Manier als ungebildete Kameltreiber hingestellt. Warum ungebildet Kameltreiber quasi die Mathematik erfunden haben und warum wir sie fürchten müssen, warum wir die Toten In Bagdad und Falluja nicht kennen, diese und sehr viele andere Antworten bleibt die anti-sunnitische Propaganda schuldig.

Die versuchen, das komplette Land für dumm zu verkaufen. "Anschläge auf deutsche Soldaten in Afghanistan" - das ist auch so ein Bringer. Na, die böse, böse arabische Welt. Dabei haben unsere Jungs doch brav und jedesmal ihr Einreise-Visum an der Landesgrenze vorgezeigt. Und sie haben auch keine Maschinengwehre im Gepäck, sondern Bücher über Zentralasien, Fotoapparate und 10 Paar Socken.

Die Zeiten sind gut zum Geschichte lernen und Nachdenken und viele Leute tun das auch, zum Glück. Brecht hat mal gesagt, dass es Zeiten geben kann, wo Wahrheit so deformiert werden kann, dass die Leute glauben, 2 plus 2 wäre 5. Ich kann nur hoffen, und es sieht manchmal so aus, als ob die Propaganda- und Manipulationsmaschinen immer mehr durchschaut werden.

Gruß!
Lecithin

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Peaceful Warrior, Tuesday, 18.04.2006, 22:36 (vor 6793 Tagen) @ Scipio Africanus

Als Antwort auf: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Scipio Africanus am 18. April 2006 16:20:

Hans Magnus Enzensberger macht sich in einem Essay "Ein kurzes Buch über das Töten" Gedanken über die Gemeinsamkeiten von Amokläufern und islamistischen Terroristen.
Immer braucht es die destruktive Energie des radikalen Verlierers, der nicht nur ein Gekränkter, Entlassener, Zukurzgekommener ist. Ein Cocktail aus Überlegenheits- und Minderwertigkeitsgefühlen, Männlichkeits- und Grössenwahn, Rach- und Todessucht führt dazu, dass aus einem normalen Versager ein radikaler Verlierer wird. Wenn er explodiert, erlebt er eine einmalige Machtfülle. Er triumphiert über andere, über Ungläubige, auch über Rivalen im Berufs- oder Liebesleben, bestraft mit dem Zerstörungsakt sich und andere fürs eigene Versagen.
Wen will eigentlich unser Herr Enzensberger mit seinem Erguss bestrafen ?
Der Mann als kleiner Terrorist, der seine "verletzte männliche Eitelkeit" kompensiert. Womit islamistische wie häusliche Gewalt erklärt wäre.
eine kurze Zusammenfassung ist hier nachlesbar

Typisch einseitig westlich-psychologisches Erklärungsmodell.

Was ist mit den japanischen Samurai und anderen Kriegerksten quer durch die menschliche Kulturgeschichte ?

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Zeitgenosse, Tuesday, 18.04.2006, 22:58 (vor 6793 Tagen) @ Scipio Africanus

Als Antwort auf: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Scipio Africanus am 18. April 2006 16:20:

Die Enzensbergerische Theorie ist für die islamistischen Terroristen empirisch widerlegt. Es handelt sich bei diesen ganz überwiegend nicht um deklassierte Plebejer. Der typische gewaltbereite Islamist kommt aus den oberen Einkommensschichten und ist überdurchschnittlich gebildet. Entsprechende Studien gingen vor ca. einem Jahr durch alle Gazetten.

Unsere Gutmensch-Politiker und - Meinungsführer sind in ihren innenpolitischen Integrationsbemühungen genauso sozialromantisch-tagträumerisch wie in ihren außenpolitischen Konzepten. Sie glauben, eine Hebung von Wohlstands- und Bildungsniveau im Nahen Osten würde dem Islamismus das Wasser abgraben. Da können sich Kenner wie Scholl-Latour die Finger Wund schreiben und in Diskussionsrunden eine purpurrote Birne aus Rage reden, es hilft nichts, die Gegenseite ist resistent.

Aber das ist uns ja aus anderen Zusammenhängen bestens bekannt ...

Eine Idee kommt nicht dadurch aus der Welt, daß sie widerlegt wird, sondern nur indem sie irgendwann als langweilig empfunden wird.
(Spengler sinngemäß)

Die Sozialromantik begeistert offenbar immer noch - ein Mysterium.

Gruß

Zeitgenosse

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Lecithin, Tuesday, 18.04.2006, 23:33 (vor 6793 Tagen) @ Zeitgenosse

Als Antwort auf: Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Zeitgenosse am 18. April 2006 19:58:26:

Es ist ein Programm und keine Idee - leider.

Feminismus und Liberalismus SOLLEN Zeichen für Bildung sein, so fordern es programmatisch die Apologeten der "Frankfurter Schule". Umgekehrt soll alles, was reaktionär, rechts, männlich, konservativ und neuerdings islamistisch ist, ungebildet sein. Es sind Programme, die sich durchsetzen sollen. Es sind Forderungen und Ziele, keine Analyseergebnisse.

Dass die Wirklichkeit anders aussieht und die Frauenquote schliesslich auch den männlichen Neger oder Juden treffen kann, für diese Details hat man dort vorerst kein Auge. Das Feine nach dem Groben. Spalten kann man später noch im Detail.

Da es Programme sind, muss man diese beim Wort nehmen, um sie zu prüfen. Es ist wie mit den Liberalen, die Freiheit für alles und jedes Lebensmodell fordern. Nimmt man sie beim Wort, müssten sie also auch die Konservativen umfassend einbeziehen und als Lebensmodell gleich werten. Genau das verbieten sie aber. Sie sind nur "anti". Sie sind nicht frei im Wortsinne. Sie geben nur vor, Gleichheit zu wollen. Der Ruf nach der gleichheit ist in Wirklichkeit deren Vehikel zur Macht.

Nur deshalb sagt man, islamistischer Fundamentalismus wäre ungebildet und männlich. Es ist keine Feststellung, die auf einer Analyse der Realität basiert, sondern ein ideologisches Ziel, welches Realität verwässern soll.

"Sozialromantik" ist ein etwas zynischer Begriff. Jetzt benötigen wir sie. Wir wären erstaunt, wie weit man mit "selbstbewusstem" Verständnis kommen könnte. Aber genau jetzt klappt unsere Linke weg, versagt, wie immer.

Gruß!
Lecithin

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Eugen, Wednesday, 19.04.2006, 14:37 (vor 6793 Tagen) @ Lecithin

Als Antwort auf: Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Lecithin am 18. April 2006 20:33:

Enzensberger hat, wie ich finde, recht treffend den Mechanismus beschrieben, der den Verlierer als Individuum zu seiner Verzweiflungstat treibt. Es gibt ihn ja, den Verlierer in Familiengerichtsprozessen, der sich und seine gesamte Verhandlung in die Luft sprengt. Gedenkminute!

Ich stimme aber Zeitgenosse zu: Auf die "islamistischen Terroristen" passt das überhaupt nicht. Die würden den Feind vielleicht auch lieber "sauber und sicher" aus 1000 km Entfernung mit einer cruise missile bombardieren, oder aus einem Hubschrauber aus 1000 Meter Entfernung mir einer Rakete ermorden. Die solches tun, inkl. "Kolateralschäden an zivilen Weichzielen", nennt man Soldaten. Aber wenn sie den Krieg mit den Mitteln an den Orten und zu den Zeiten führen, die ihnen übrig bleiben, dann nennt man sie Terroristen. Enzensberger hat sich offenbar diese sprachliche Diskriminierung zu eigen gemacht.

Was ich schade finde, ist, dass Zeitgenosse und Lecithin ihre treffenden Bemerkungen nicht ohne Schuldzuweisungen an die Linken machen können. Das verschleiert den Blick. Die Rechten machen es keinen Deut besser. Für einen Verstandesmenschen verbietet sich da eigentlich jede Parteinahme.

Gruß, Eugen

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Lucius I. Brutus, Wednesday, 19.04.2006, 15:42 (vor 6793 Tagen) @ Eugen

Als Antwort auf: Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Eugen am 19. April 2006 11:37:50:

Was ich schade finde, ist, dass Zeitgenosse und Lecithin ihre treffenden Bemerkungen nicht ohne Schuldzuweisungen an die Linken machen können. Das verschleiert den Blick. Die Rechten machen es keinen Deut besser. Für einen Verstandesmenschen verbietet sich da eigentlich jede Parteinahme.

Schade ist auch, daß du immer den Fehler machst, die gegen eine Partei wettern als Anhänger der poltischen Gegenpartei wahrzunehmen. Typisch "Die anderen sind da nicht besser". Das mag auf Einzelfälle zutreffen aber wenn man gegen die soziale Linke wettert, heißt lange nicht, daß man für die konservativen Rechten partei nimmt.

Gruß, Eugen

Gruß

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Eugen, Wednesday, 19.04.2006, 17:15 (vor 6793 Tagen) @ Lucius I. Brutus

Als Antwort auf: Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Lucius I. Brutus am 19. April 2006 12:42:

>Was ich schade finde, ist, dass Zeitgenosse und Lecithin ihre treffenden Bemerkungen nicht ohne Schuldzuweisungen an die Linken machen können. Das verschleiert den Blick. Die Rechten machen es keinen Deut besser. Für einen Verstandesmenschen verbietet sich da eigentlich jede Parteinahme.

Schade ist auch, daß du immer den Fehler machst, die gegen eine Partei wettern als Anhänger der poltischen Gegenpartei wahrzunehmen. Typisch "Die anderen sind da nicht besser". Das mag auf Einzelfälle zutreffen aber wenn man gegen die soziale Linke wettert, heißt lange nicht, daß man für die konservativen Rechten partei nimmt.

Gruß, Eugen

Gruß[/i]

Fühlst du dich angegriffen? Ich sagte ja: "Für einen Verstandesmenschen verbietet sich da eigentlich jede Parteinahme." Aber lass hören, wo du die Alternativen siehst, damit ich dir nicht Unrecht tue.

Bezüglich unseres engeren Interessenbereiches weiß ich inzwischen aus Erfahrung, dass es nur schlechte und schlechtere Parteien gibt. Siehe auch die Parteienbewertung auf www.manndat.de.

Meine kritische Bemerkung bezog sich auf diese Dichotomisierung von Lecithin: "Feminismus und Liberalismus SOLLEN Zeichen für Bildung sein, so fordern es programmatisch die Apologeten der "Frankfurter Schule". Umgekehrt soll alles, was reaktionär, rechts, männlich, konservativ und neuerdings islamistisch ist, ungebildet sein" - und den Gebrauch des recht unglücklichen Begriffes "Sozialromantik" von Zeitgenosse.

Gruß, Eugen

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Lucius I. Brutus, Wednesday, 19.04.2006, 19:02 (vor 6793 Tagen) @ Eugen

Als Antwort auf: Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Eugen am 19. April 2006 14:15:36:

Schade ist auch, daß du immer den Fehler machst, die gegen eine Partei wettern als Anhänger der poltischen Gegenpartei wahrzunehmen. Typisch "Die anderen sind da nicht besser". Das mag auf Einzelfälle zutreffen aber wenn man gegen die soziale Linke wettert, heißt lange nicht, daß man für die konservativen Rechten partei nimmt.

Gruß, Eugen

Gruß[/i]

Fühlst du dich angegriffen?

Nö!

Ich sagte ja: "Für einen Verstandesmenschen verbietet sich da eigentlich jede Parteinahme." Aber lass hören, wo du die Alternativen siehst, damit ich dir nicht Unrecht tue.

Zustimmung, aber wenn man eine etablierte politische Einstellung kritisiert, muß man nicht implizit die Gegenseite als Alternative haben oder dran glauben. Was unsere Sache betrifft, da ist es ziemlich leicht festzustellen, daß es schlechte und schlechtere Parteien gibt und zwar auf einzelne Gebiete.

Meine kritische Bemerkung bezog sich auf diese Dichotomisierung von Lecithin: "Feminismus und Liberalismus SOLLEN Zeichen für Bildung sein, so fordern es programmatisch die Apologeten der "Frankfurter Schule". Umgekehrt soll alles, was reaktionär, rechts, männlich, konservativ und neuerdings islamistisch ist, ungebildet sein" - und den Gebrauch des recht unglücklichen Begriffes "Sozialromantik" von Zeitgenosse.

Es ist unübersehbar, daß viele die sich in die Männerbewgung engagieren einen bürgerlichen konservativen Hintergrund haben. Nun ja, schön und gut. Mit denen teile ich ihre Kritik an die zurecht von Zeitgenosse genannte "Sozialromantik", da diese Grundeinstellung bzw. politische Ideologie Maßgeblich für die morphologische Ausartung des aktuellen Zeitgeistes verantwortlich ist. Mit anderen Wörtern, während ich bei den konservativen ihre konkreten Moralvorstellungen kritisiere, die mir als Mann an den Bein pisst ("Mutti ist immer die beste", "Männer in den Bund für Freiheits- und Vaterland"), so ist meiner Abneigung gegnüber der "Sozialromatik" und ihre Rehthorik viel ausgeprägter, da sie die Welt in antagonistischen und deterministischen Kategorien aufteilt, wo es nur gut und böse geben kann. Es gilt dann dem guten zum Sieg über den Bösen zu verhelfen. Da der Mann in diesem Weltbild nur die Rolle der Schurke bleibt, ist bei dieser politischen Einstellung, die Benachteiligung von Männer nicht eine Erscheinung oder Abbildung von sozialen Vorstellungen, sondern geradezu ein zentraler Ziel. Es ist ein Programm.

Andereseits habe ich vom Beitrag von Lecithin den Begriff "Liberalen" weggefiltert, in der Hoffnung, daß er damit nicht colche Leute wie mich meint :)

Ich mache aber öfters die Erfahrung, daß wenn ich grob gesagt sozialistischen Denkmuster oder Politik kritisiere, daß gleich der Argument kommt "Die konservativen sind nicht besser". Dann muß ich immer wieder erklären, daß sie mir ebenfalls an den Hintern vorbeigehen usw...

Gruß, Eugen

Gruß.

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Eugen, Wednesday, 19.04.2006, 19:30 (vor 6793 Tagen) @ Lucius I. Brutus

Als Antwort auf: Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Lucius I. Brutus am 19. April 2006 16:02:

Ich mache aber öfters die Erfahrung, daß wenn ich grob gesagt sozialistischen Denkmuster oder Politik kritisiere, daß gleich der Argument kommt "Die konservativen sind nicht besser". Dann muß ich immer wieder erklären, daß sie mir ebenfalls an den Hintern vorbeigehen usw...

Gruß, Eugen

Gruß.

Ok, das hätten wir also aufgeklärt ;-)

Was die "Sozialromantik" betrifft, da sträubt sich einfach mein Sprachgefühl. Das klingt mir zu sehr nach einer rückwärts gewandten Sichtweise, und das kann man den Linken nun wirklich nicht vorwerfen, auch wenn man mit ihrem "Vorwärts" womöglich nicht einverstanden ist.

Ich selbst befürworte ausdrücklich soziale Utopien. Es gibt natürlich eine Hierarchie von Zielen, naheliegenden und solchen, die in den Sternen stehen.

Mein Engagement für Manndat bedient die erste Kategorie, aber dahinter steht bei mir der Wunsch, in einer gerechten Gesellschaft zu leben. Das kann man nun nennen wie man will, aber wenn ich solche Hoffnungen, Wünsche, Utopien, Träume nicht hätte, dann könnte ich mich gleich in Burgunder marinieren.

Gruß, Eugen

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Lucius I. Brutus, Wednesday, 19.04.2006, 22:27 (vor 6792 Tagen) @ Eugen

Als Antwort auf: Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Eugen am 19. April 2006 16:30:04:

Ich selbst befürworte ausdrücklich soziale Utopien. Es gibt natürlich eine Hierarchie von Zielen, naheliegenden und solchen, die in den Sternen stehen. Mein Engagement für Manndat bedient die erste Kategorie, aber dahinter steht bei mir der Wunsch, in einer gerechten Gesellschaft zu leben. Das kann man nun nennen wie man will, aber wenn ich solche Hoffnungen, Wünsche, Utopien, Träume nicht hätte, dann könnte ich mich gleich in Burgunder marinieren.

Nun ja mit der Utopie habe ich dir ein solche Zahme Einstellung nicht zugetraut :) Es liegt womöglich an meiner Aversion gegenüber dem Begriff, da ich mittlerweile meine frühre Bewunderung für Thomas Maurus als Jugendsünde betrachte.

Deshalb Utopie können mir persönlich gestohlen bleiben. Ich will Gerechtigkeit und zwar Gerechtigkeit gegenüber dem Gesetzgeber, gegnüber der Staatsmacht. Geschenkt wird eher nichts, deshalb müßte man sich diese Gerechtigkeit erkämpfen (Hier kommt eigentlich die Steilvorlage für Manndat). Alles andere wäre Quark. So viel zu meiner Einstullung dazu.

Gruß, Eugen

Gruß.

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Lecithin, Wednesday, 19.04.2006, 23:47 (vor 6792 Tagen) @ Lucius I. Brutus

Als Antwort auf: Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Lucius I. Brutus am 19. April 2006 16:02:

Es ist ja nicht so selten, dass man mit der eigenen Meinung sozusagen zwischen den Stühlen sitzt. Ich selbst nenne mich aber konservativ, weil ich in meinem Alter die Werteverdrehungen, welche vom linken Establishment ausgehen, mitbekomme.

Wäre ich älter, würde ich eventuell nationalistischen Gedanken mit Skepsis begegnen. Wer weiss.

Liberalismus im Wortsinne und als Ideal kann man sicher nicht kritisieren.
Kritisieren muss man aber stark eine aktuelle Tendenz nach links, also den von links okkupierten Liberalismus und damit die Polarisierung und damit natürlich die Abkehrung vom Gedanken an Gleichheit. Von rechts kann Liberalismus nicht okkupiert werden, weil er als nachgerade wirtschaftliches Modell urkonservativ ist, will sagen: "wirtschaftlich konservativ" ist der Glaube an die reine Marktwirtschaft (unreguliert) und das ist ein Kernpunkt zumindest des originalen Liberalismus in der Wirtschaft (laissez-faire). Neoliberale sehen hier schon wieder Regulierungsbedarf.

Die Liberalismusdiskussion ist hochkompliziert, weil:
1. Man unterscheiden muss, zwischen dem gesellschaftlichen Aspekt und dem wirtschaftlichen Aspekt, welche sich beide manchmal konträr zueinander verhalten
2. Liberalismus schon von seiner Definition maßlos sein muss, denn jedes Maß wäre Grenze und damit Unfreiheit. Damit ist er anfällig für die Inanspruchnahme durch Ideologien, wie man aktuell sehen kann.

Gruß!
Lecithin

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Lucius I. Brutus, Thursday, 20.04.2006, 12:51 (vor 6792 Tagen) @ Lecithin

Als Antwort auf: Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Lecithin am 19. April 2006 20:47:

Hallo,

eigentlich mag ich terminologische Streitigkeiten nur sehr sehr bedingt. Ich habe deinen füheren Beitrag deshalb nicht kommentiert, weil ich meine, ich weiß vom wem da bei dir die Rede ist. Es ist müßig sich über die einzelnen Ausdrücke zu streiten und die Hauptziele aus den Augen zu verlieren. Von daher kann man jene, Linke, liberale, Feministinnen oder marinierte Artischocken nennen, es ist im Grunde egal.

Gruß

Nur eines

Wodan, Wednesday, 19.04.2006, 20:30 (vor 6793 Tagen) @ Eugen

Als Antwort auf: Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Eugen am 19. April 2006 14:15:36:

Meine kritische Bemerkung bezog sich auf diese Dichotomisierung von Lecithin: "Feminismus und Liberalismus SOLLEN Zeichen für Bildung sein, so fordern es programmatisch die Apologeten der "Frankfurter Schule". Umgekehrt soll alles, was reaktionär, rechts, männlich, konservativ und neuerdings islamistisch ist, ungebildet sein" - und den Gebrauch des recht unglücklichen Begriffes "Sozialromantik" von Zeitgenosse.
Gruß, Eugen

Nur zu einem: die Nennung von Feminismus und Liberalismus in einem Atemzug ist schon mehr als lächerlich. Man hat den Eindruck hier soll einer Romantik des Konservativismus propagandistisch das Wort geredet werden. Es ist doch wohl ganz klar, daß der Feminismus mit keiner politischen Strömung weniger zu tun hat als mit dem Liberalismus. Wer das gerne verdrehen möchte, kennt sich offenbar mit der liberalen Tradition wenig aus.

Gruß
Wodan

Re: Nur eines

Scipio Africanus, Wednesday, 19.04.2006, 21:02 (vor 6793 Tagen) @ Wodan

Als Antwort auf: Nur eines von Wodan am 19. April 2006 17:30:

Nur zu einem: die Nennung von Feminismus und Liberalismus in einem Atemzug ist schon mehr als lächerlich. Man hat den Eindruck hier soll einer Romantik des Konservativismus propagandistisch das Wort geredet werden. Es ist doch wohl ganz klar, daß der Feminismus mit keiner politischen Strömung weniger zu tun hat als mit dem Liberalismus. Wer das gerne verdrehen möchte, kennt sich offenbar mit der liberalen Tradition wenig aus.
Gruß
Wodan

Ah, ein Bruder im Geiste !

Ich charakterisiere den Feminismus als in der Tendenz dogmatisch und totalitär. Das ist alles, nur nicht liberal.
Es mag zwar Strömungen im Feminismus geben, die liberal sind, die sind jedoch im deutschsprachigen Raum ohne nennenswerten Einfluss.

Gruss Scipio

Richtig erkannt

Paul, Wednesday, 19.04.2006, 21:49 (vor 6793 Tagen) @ Wodan

Als Antwort auf: Nur eines von Wodan am 19. April 2006 17:30:

"Es ist doch wohl ganz klar, daß der Feminismus mit keiner politischen Strömung weniger zu tun hat als mit dem Liberalismus."

Exakt! Mir scheint, dass sich in Deutschland offenbar auch die Unsitte einbürgert, "liberal" und "sozialdemokratisch" gleichzusetzen, wie dies angeblich in den USA der Fall ist. (_Angeblich_ deshalb, weil dort die von Konservativen als "Liberals" beschimpften Demokraten und deren Dunstkreis wiederum so gut wie nichts mit dem zu tun haben, was man in Deutschland unter "sozisaldemokratisch" versteht.)

Der Feminismus ist durch und durch totalitär und damit antiliberal. Das beste Beispiel ist die Quotenregelung: Die Utopie einer spezifischen Gesellschaft dient als Rechtfertigung, um (männliche) Individuen zu diskrimineren. Weniger liberal gehts ja wohl kaum.

Gruss,
Paul

Re: Richtig erkannt

Rüdiger, Wednesday, 19.04.2006, 23:20 (vor 6792 Tagen) @ Paul

Als Antwort auf: Richtig erkannt von Paul am 19. April 2006 18:49:

Der Feminismus ist durch und durch totalitär und damit antiliberal. Das beste Beispiel ist die Quotenregelung: Die Utopie einer spezifischen Gesellschaft dient als Rechtfertigung, um (männliche) Individuen zu diskrimineren. Weniger liberal gehts ja wohl kaum.

In den USA sind's aber gerade die "Liberalen", die eifrige Befürworter von Quotenregelungen aller Art sind ("affirmative action")

Gruß, Rüdiger

Re: Richtig erkannt

Ralf, Thursday, 20.04.2006, 02:05 (vor 6792 Tagen) @ Rüdiger

Als Antwort auf: Re: Richtig erkannt von Rüdiger am 19. April 2006 20:20:35:

In den USA sind's aber gerade die "Liberalen", die eifrige Befürworter von Quotenregelungen aller Art sind ("affirmative action")
Gruß, Rüdiger

Ja, wie von Paul schon angedeutet ist es wohl einfach so, dass das deutsche "liberal" und das amerikanische "liberal" zumindest als Bezeichnung für politische Richtungen völlig unterschiedliche Bedeutungen haben - das amerikanische "liberal" entspricht eher (aber wohl auch nicht exakt) dem deutschen "links" (auch wenn es parallel zu dem Begriff "liberal" (vs. "conservative") natürlich die Bezeichnung "left wing" (vs. "right wing") gibt.

Gruß Ralf

Re: Richtig erkannt

Zeitgenosse, Thursday, 20.04.2006, 10:36 (vor 6792 Tagen) @ Ralf

Als Antwort auf: Re: Richtig erkannt von Ralf am 19. April 2006 23:05:

Ja, wie von Paul schon angedeutet ist es wohl einfach so, dass das deutsche "liberal" und das amerikanische "liberal" zumindest als Bezeichnung für politische Richtungen völlig unterschiedliche Bedeutungen haben

Da liegt auch eine vollkommen unterschiedliche kulturelle Grundierung vor. Im ursprünglichen englischen Liberalismus spiegelt sich eine prinzipielle Abneigung gegen staatliche Institutionen wieder. Einer der Vordenker des englischen Liberalismus (Name ist mir gerade entfallen, glaube es war Lock) war so mißstrauisch allem Staatlichen gegenüber, daß er noch nicht mal Briefe in die Post gegeben hat. Von Margret Thatcher stammt der Auspruch, es gebe keine Gemeinschaften, sondern nur Individuen. Das ist die Mentalität eines Inselvolkes, das über all die Jahrhunderte durch seine geografisch priviligierte Lage auf einen starken Staat zur Abwehr äußeren Gefahren weitgehend verzichten konnte. Das persönliche Glück, die individuelle Wohlfahrt des einzelnen steht im Vordergrund. Das verstehen sie unter pursuit of hapiness. Gemeinschaftsverpflichtungen sind dort nur störend und auch weitgehend überflüssig. Die Gemeinschaft, der Staat ist für den Engländer ein notwendiges Übel, das in manchen Bereichen leider nur auf ein gewisses Mindestmaß reduziertbar ist.

Diese englische Mentalität ist 1:1 übertragen worden auf die USA. Zum einen sind die USA ja britischer Transplant auch im geistigen angelegt worden. Zum anderen sind sie ja aufgrund ihres kontinentalen Ausmaßes (im Norden nur eine handvoll - geistig gleich disponierter Kanadier, im Süden nur die ihnen weit unterlegenen Mexikaner - in der gleichen geografisch privigierten Lage.

Daher auch die Abneigung gegen alles Sozialdemokratische, Sozialstaatliche. Im angelsächsischen Protestantismus ist persönlicher Reichtum zeichen der göttlichen Gunst. Ein Fingerzeig auf das kommende himmliche Glück des einzelnen. Steuern, Umverteilung, Teil (aus Zwang, nicht aus freiwilliger Pietät) wird dahingehend als Hemmung empfunden.

Steigerung des Volksreichtums bedeutet für den Engländer, die Zahl der Millionäre zu erhöhen, nicht das durchschnittliche Volkseinkommen zu haben.
Es spielt auch keine Rolle, wie man reich, geworden ist. Hauptsache der Reichtum ist da.

Spengler nennt das Wikingertum, Freibeutermentalität. Der Beutezug ist das Ideal, nicht das Flicken der Segel. Arbeit ist Schande. Reichtum göttliches Glück.

Im krassen Gegensatz dazu steht die deutsche Einstellung, genauer gesagt diejenige, die Preußen im deutschen Kollektivbewußtsein hinterlassen hat. Die Mark Brandenburg war durch den 30jährigen Krieg die am meisten belastete Region Europas. 2/3 der Bevölkerung waren umgekommen. Die Überlebenden hatten Mitte des 17. Jahrundert zum Zeitpunkt des westfälischen Friedens noch nicht einmal mehr Saatgut - abgesehen von den ohnehin sandigen Böden. Zudem ist die geografische Lage der Mark Brandenburg und des mit ihr unzusammenhängen Ostteils (des eigentlichen Preußens) eine höchst prekäre. Dieses Gebilde war immer in der Gefahr von den zahlreichen Nachbarn und Feinden (kuk-Habsburg, Frankreich, Polen, Rußland, Sachsen, ...) vereinnahmt zu werden. Das Überleben als eigenständige staatliche Einheit war nur möglich, indem ein ganz besonders angestrengtes, gemeinschaftliches Dienst- und Leistungsethos etabliert wurde. Der große Kurfürst hat dies nach dem 30jährigen Krieg gegen den Widerstand des Adels eingeführt. Gesellschaftlich priviligiert zu sein bedeutete in Preußen, außergewöhnlich viel für die Gemeinschaft leisten zu müssen. Alte Fritz: "Ich mach' meine Adels Dienen." "Der König ist der erste Diener im Land." Heute noch sprichwörtlich im Französischen: "travailler pour le Roi de Prusse" bedeutet eine Sache um ihrer selbst willen zu machen, ohne persönliche Gewinnerwartung.

Vom Alten Fritz stammt auch der Auspruch, alles an einem Menschen gehöre ihm, außer der Religion, da könne jeder glauben, was er wolle. Da Preußen unterbevölkert, achtete es stets auf Bevölkerungswachstum und Zuwanderung (innere Kolonisation, Peuplierung). Die frühen Kriege Preußens (vor allem die schlesischen Kriege) war auch immer Kriege um bevölkerungsreiche Landstriche. Um Zuwanderer, seinerzeit meist Protestanten aus katholischen Herrschaftsgebieten, anziehen zu können, gewährte man ihnen ein Maximum an Rechtssicherheit und Freizügigkeit in kulturell, religiösen Dingen. Alte Frist: "Wenn Muselmannen kommen, so will ich ihnen Moscheen bauen."

Daher auch die Vorreiterrolle Preußens in der Bildung: allgemeine Schulpflicht ca. 150 Jahre vor der Zeit, Förderung der Hochschulen, Militärakademien. Es sollte nicht nur die Anzahl der Bevökerung gehoben werden, sondern auch der Qualität.

Das die preußische Liberalität. Freizügigkeit gegenüber individuellen Anschauungen und Neigungen, um im Gegenzug das Maximum an Dienst- und Leistungsbereitschaft erwarten zu können. Strikte Rechtsstaatlichkeit und Staatsraison bei gleichzeitiger Indifferenz gegenüber jeglicher Weltanschauung - solange diese erstere nicht konterkariert.

Passend hierzu ist auch die Bismarksche Sozialgesetzgebung. Ihre Absicht war, die Hebung der Leistungsfähigkeit der Arbeiterklasse. Sozialtransfers, gesellschaftlicher Ausgleich, Dienst am Gemeinwesen, das ist Ausfluß urpreußischer Einstellungen und steht zu dem Gewährlassen-Liberalismus im Weltanschaulichen (Sebastian Haffner: oft auch nur Indifferenz) nicht in Widerspruch. Das sind zwei Seiten der selben Medaille.

Hebung der Volkswohlfahrt ist für den Preußen Hebung des durchschnittlichen Volkseinkommens. Individueller Reichtum wird respektiert, wenn er sich durch Leistung geschaffen wurde, darf nicht den gemeinschaftlichen Zusammenhalt gefährden. In der Schoß gefallener Reichtum, der nicht dem Gemeinwesen zu gute kommt, ist Sünde. Das ist preußisch pietistischer Protestantismus. Spengler nennt dies den eigentlichen - und nicht mit dem im marxistischen Sinne zu verwechselnden - Sozialismus. Sozialismus und Preußentum ist identisch.

In jüngster Zeit werden beide Liberalismen (angelsächsicher und preußisch-deutscher) durch eine Strömung überlagert, die grob mit Hedonismus, Minderheitenförderung über Sozialprogramme, Abkehr von traditionellen Rollenvorstellungen, auch Feminismus bezeichnet. Diese von der politischen Linken kommenden Tendenzen werden häufig als "liberal" bezeichnet, weil sie propagierenden, das Individuum aus gesellschaftlichen Zwängen befreien zu wollen.

Das dieser - ich sag jetzt mal - 68er-Liberalismus nichts mit dem angelsächsichem Wikinger-Liberalismus und auch nichts mit dem preußischen Indifferenz-Staatsraisons-Liberalismus zu tun ist klar. Durch Verwischung der Begrifflichkeiten werden die unterschiedlichsten Strömungen als "liberal" bezeichnet.

Die Grünen sind 68er-liberal. Thatcher und Reagan waren Wikinger-liberal. Wilhelm I. war preußisch-liberal in Vollendung. Bismark schon nicht mehr richtig (Kulturkampf, keine religiöse Indifferenz). Welcher Deutsche war in jüngerer Zeit wirklich noch preußisch-liberal? Keiner. Vielleicht ist das die Wurzel unserer Probleme!

Gruß

Zeitgenosse

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Zeitgenosse, Wednesday, 19.04.2006, 21:18 (vor 6793 Tagen) @ Eugen

Als Antwort auf: Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Eugen am 19. April 2006 14:15:36:

... und den Gebrauch des recht unglücklichen Begriffes "Sozialromantik" von Zeitgenosse.

Also, unter Sozialromantik wollte ich in dem eingangs geschriebenen Beitrag den Glauben, die islamistische Virulenz beruhe auf sozialer Deklassierung ihrer Anhänger, bezeichnen. Als Sozialromantik bezeichne ich auch den Glauben, die Integrationsprobleme beispielsweise in Neu-Kölln ließen sich durch vermehrten Einsatz Sozialarbietern beheben.

Diese meiner Meinung nach irrealen Vorstellungen finden sich ganz überwiegend auf der politischen Linken beheimatet, sind unter Rechten dagegen nur Minderheitenpositionen. Deshalb mein Seitenhieb nach links.

Gruß

Zeitgenosse

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Lecithin, Wednesday, 19.04.2006, 23:06 (vor 6792 Tagen) @ Eugen

Als Antwort auf: Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Eugen am 19. April 2006 11:37:50:

Hallo Eugen,

ein Verstandesmensch kann sehrwohl Kritik üben und damit Partei nehmen. Parteinahme impliziert nicht automatisch, keine Distanz zum Geschehen zu haben. Konkret werfe ich "der Linken" vor, dass sie nicht bemerkt, dass ihre Ideale von Machtstrategen okkupiert wurden und werden, die damit diese Ideale sozusagen zur fast absoluten Ideologie verdreht haben! Natürlich sind die Ideale in ihrer Enstehung und Tradition immer sehr glanzvoll anzusehen.
Was aber bewirkt, dass am Ende immer eine gehässige Ideologie dasteht?

Was hat aus der Freiheitsliebe den Kommunismus gemacht?
Was hat aus dem Gedanken der Gleichheit den Linksliberalismus werden lassen?
Was hat aus dem Kampf für Frauenrechte den Feminismus wachsen lassen?
Was hat aus dem freien Handel den Wucherkapitalismus geschmiedet?
Was hat aus einer Heimatliebe den Krieg hervorbrechen lassen?

usw.

Woher kommt jedesmal die Pervertierung zur Ideologie und Maßlosigkeit? Wo entstehen diese Psychosen und wer verursacht diese? Diesen Fragen muss jeder nachgehen, denn deren Beantwortung gestaltet sich höchst interessant. Denn nur hier können wir die Lösung einiger Probleme finden, meine ich.

Gruß!
Lecithin

PS: Am Ende will niemand dem Feminismus Support gegeben haben. Keiner hats gewusst und weil er nun totalitär ist, ist er wahrscheinlich von konservativer Seite gestützt worden.

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Eugen, Thursday, 20.04.2006, 15:54 (vor 6792 Tagen) @ Lecithin

Als Antwort auf: Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Lecithin am 19. April 2006 20:06:

Gruß!
Lecithin
PS: Am Ende will niemand dem Feminismus Support gegeben haben. Keiner hats gewusst und weil er nun totalitär ist, ist er wahrscheinlich von konservativer Seite gestützt worden.

Aber dafür sind wir (z.B. Manndat) doch da, dass nachher niemand behaupten kann, man habe das ja alles nicht wissen können und wer hätte denn ahnen können, dass es so schlimm kommen würde, und dies Unheil dürfe sich nie nie mehr ... blah... sülz...

Gruß, Eugen

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Lucius I. Brutus, Wednesday, 19.04.2006, 14:13 (vor 6793 Tagen) @ Zeitgenosse

Als Antwort auf: Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Zeitgenosse am 18. April 2006 19:58:26:

Ein sehr schöner Beitrag (Zeit)Genosse, mein Ernst! So erschöpft sich der moderne Feminismus oder der alltägliche vulgäre Frauen-auf-dem-Bauch-Dauer-Pinseln in die - von dir zurecht als Sozialromantik bezeichnete- Rehthorik. Diese Sichtweise brachte uns die Unterdrücker-Unterdrückten, Täter-Opfer, Reich-Arm, Priviligiert-diskriminiert, Gegensätze als rigide Kategorien zur moralischen urteilsbildung. Alles wird hinein gepreßt, kostet es was es wolle. Armes Abendland (womit Spengler, O. verdammt recht hatte)

Gruß.

PS: Das mit Genosse mußt du mir einfach verzeihen.

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Vogelspinne (ABF4), Wednesday, 19.04.2006, 00:20 (vor 6793 Tagen) @ Scipio Africanus

Als Antwort auf: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Scipio Africanus am 18. April 2006 16:20:

Hans Magnus Enzensberger macht sich in einem Essay "Ein kurzes Buch über das Töten" Gedanken über die Gemeinsamkeiten von Amokläufern und islamistischen Terroristen.
Immer braucht es die destruktive Energie des radikalen Verlierers, der nicht nur ein Gekränkter, Entlassener, Zukurzgekommener ist. Ein Cocktail aus Überlegenheits- und Minderwertigkeitsgefühlen, Männlichkeits- und Grössenwahn, Rach- und Todessucht führt dazu, dass aus einem normalen Versager ein radikaler Verlierer wird. Wenn er explodiert, erlebt er eine einmalige Machtfülle. Er triumphiert über andere, über Ungläubige, auch über Rivalen im Berufs- oder Liebesleben, bestraft mit dem Zerstörungsakt sich und andere fürs eigene Versagen.
Wen will eigentlich unser Herr Enzensberger mit seinem Erguss bestrafen ?
Der Mann als kleiner Terrorist, der seine "verletzte männliche Eitelkeit" kompensiert. Womit islamistische wie häusliche Gewalt erklärt wäre.
eine kurze Zusammenfassung ist hier nachlesbar

Ich sehe da durchaus einen Zusamenhang, wenngleich aus einem sehr breiten Blickwinkel. Es geht vermutlich nach Enzensberger um die Grundmotivation, die einen Menschen zu so einer radikalen und hasserfüllten Tat treibt. Während Serienmörder oftmals hochintelligent sind und nicht selten aus geistigem Wahn töten, kombiniert mit Intelligenz (Genie und Wahn), so ist der Amokläufer der Prototyp des geborenen Verlierers, der in einem einmaligen Akt all den gestauten Frust und Hass gegen die "Feinde" in einem "kriegerischem" Akt los lässt, was jedoch zwingenderweise im Suizid endet. Ähnlich radikal und fanatisch motiviert ist mitunter der Selbstmordattentäter.

Ich sehe durchaus Zusammenhänge.

V-Spinne

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Alex, der Eidgenosse, Wednesday, 19.04.2006, 02:02 (vor 6793 Tagen) @ Scipio Africanus

Als Antwort auf: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Scipio Africanus am 18. April 2006 16:20:

Na, es wäre doch wenigstens eine Untersuchung wert, weshalb sich Männer "gekränkt, entlassen und zukurzgekommen" fühlen.

Ach ja, sorry, ist politisch unkorrekt - nur Frauen können Opfer sein.

WAS ist eigentlich ein VERLIERER ? - Ein zweijähriges Kind das an Krebs stirbt ?

Sven, Wednesday, 19.04.2006, 12:03 (vor 6793 Tagen) @ Scipio Africanus

Als Antwort auf: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Scipio Africanus am 18. April 2006 16:20:

Tja, H.M.Enzensberger scheint ja ein Mega-Dünnbrettbohrer zu sein.
Vielleicht hat er ja im nächsten Leben ein wenig mehr HIRN...

Hans Magnus Enzensberger macht sich in einem Essay "Ein kurzes Buch über das Töten" Gedanken über die Gemeinsamkeiten von Amokläufern und islamistischen Terroristen.
Immer braucht es die destruktive Energie des radikalen Verlierers, der nicht nur ein Gekränkter, Entlassener, Zukurzgekommener ist. Ein Cocktail aus Überlegenheits- und Minderwertigkeitsgefühlen, Männlichkeits- und Grössenwahn, Rach- und Todessucht führt dazu, dass aus einem normalen Versager ein radikaler Verlierer wird. Wenn er explodiert, erlebt er eine einmalige Machtfülle. Er triumphiert über andere, über Ungläubige, auch über Rivalen im Berufs- oder Liebesleben, bestraft mit dem Zerstörungsakt sich und andere fürs eigene Versagen.
Wen will eigentlich unser Herr Enzensberger mit seinem Erguss bestrafen ?
Der Mann als kleiner Terrorist, der seine "verletzte männliche Eitelkeit" kompensiert. Womit islamistische wie häusliche Gewalt erklärt wäre.
eine kurze Zusammenfassung ist hier nachlesbar

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Altschneider, Wednesday, 19.04.2006, 15:47 (vor 6793 Tagen) @ Scipio Africanus

Als Antwort auf: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Scipio Africanus am 18. April 2006 16:20:

Hans Magnus Enzensberger macht sich in einem Essay "Ein kurzes Buch über das Töten" Gedanken über die Gemeinsamkeiten von Amokläufern und islamistischen Terroristen.

Es ist ein typsiches Enzensberger-Essay, die Schreckens-Männer, voller Wissen, aber ohne Verständnis, mit hohen Ansprüchen und niedrigem Niveau. Tatsächlich macht er Männer als "radikale Verlierer" aus, die aus ihrer dominanten Geschlechterrolle gedrängt worden sind eben keinen anderen Weg finden als den des blindwütigen Drauflosschlagens: Amoklauf und Terrorismus sind ihm letztlich eins und seine These, dass die Abschottung durch den Islam zum Stillstand und dadurch zur Frustration (der Männer wohlgemerkt, denn nur diese können Verlierer sein) und Gewalt führt, wahr schon vor fünf Jahren ein ausgelutschtes Thema. Das Amoklauf aus Frust entsteht, ist nicht neu - aber selbst, wenn es ein rein männliches Problem wäre, wäre die Frage, warum keine Frauen auftreten (weniger Frust oder andere Möglichkeiten, sich abzureagieren). Und das Terrorismus oft nur die schiere Lust am Töten kaschiert - geschenkt - aber nur Männer?

Aber es ist ja nicht das erste Mal, dass Herrn Enzensberger die eigenen geistigen Flatulenzen berauschend ins Näschen steigen - ob er sich wohl seine Ergüsse vor dem Spiegel vorliest, frage ich mit immer.

Altschneider

Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben

Christian, Thursday, 20.04.2006, 17:32 (vor 6792 Tagen) @ Scipio Africanus

Als Antwort auf: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Scipio Africanus am 18. April 2006 16:20:

Der Mann als kleiner Terrorist, der seine "verletzte männliche Eitelkeit" kompensiert. Womit islamistische wie häusliche Gewalt erklärt wäre.
eine kurze Zusammenfassung ist hier nachlesbar

Was hätte wohl Enzensberger in den 70er Jahren geschrieben, als überwiegend die Frauen die Terroristen in Deutschland waren?

Re: Nachtrag!

Christian, Thursday, 20.04.2006, 22:25 (vor 6791 Tagen) @ Christian

Als Antwort auf: Re: Was Amokläufer und islamische Terroristen gemeinsam haben von Christian am 20. April 2006 14:32:

Vor Jahren ist auch in Deutschland eine Mutter Amok gelaufen, weil die Familienrechtsprechung dem Vater die Rechte übertragen hatte und die Mutter dann ihre beiden Kinder und sich mit in den Tod nahm!
Wenn Menschen in ihre Rechte beschnitten werden, dann kann es zur Gewalt kommen und das unabhängig vom Geschlecht!

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