Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Regierung "sehr besorgt" über Abtreibung weiblicher Föten in Indien

Maesi, Wednesday, 19.04.2006, 00:59 (vor 6554 Tagen) @ Scipio Africanus

Als Antwort auf: Regierung "sehr besorgt" über Abtreibung weiblicher Föten in Indien von Scipio Africanus am 10. April 2006 17:40:

Hallo Scipio

Die Regierung ist sehr besorgt über die Abtreibung weiblicher Föten in Indien. Nach den Worten der Regierung ist die gezielte Tötung weiblicher Föten in Indien Teil des Gesamtkomplexes der Lage von Frauen.

Nach China ist nun Indien dran. Ziemlich ruehrig in der Poenalisierung der Abtreibung weiblicher Foeten sind bekanntlich die gluehendsten Befuerworter der Fristenloesung: die Gruenen. Verlogenheit, Deine Farbe ist gruen!

Da "die Regierung" Abtreibung als das Recht der Frau versteht, über ihren eigenen Körper frei zu verfügen, ist die Besorgnis nicht ganz nachvollziehbar, ohne einige Widersprüchlichkeiten zu ignorieren.
Offensichtlich ist nicht die Abtreibung an und für sich problematisch, sondern das Ungleichgewicht zwischen abgetriebenen männlichen und weiblichen Föten. Interessanterweise wird der Begriff "gezielte Tötung" verwendet, was sehr nahe dem Tatbestand des Mordes gleichkommt. Es liegt auf der Hand, dass die Bezeichnung "Mord" keine Verwendung finden darf, da sonst Abtreibung insgesamt als ethisch unverantwortlich eingestuft würde.

Wobei manche Abtreibungsbefuerworter bereits beim Begriff 'Toetung' akute Bauchschmerzen bekommen - schliesslich handelt es sich lediglich um einen
'empfindungslosen Zellhaufen'.

Es liegt mir nichts daran, hier eine Diskussion über Abtreibung loszutreten. Ich stelle nur fest, dass nicht die Tötung an und für sich verwerflich ist, sondern die Tötung "weiblicher Zellhaufen".

So aehnlich wie nicht die Diskriminierung an und fuer sich verwerflich ist sondern nur die Diskriminierung von Frauen; Diskriminierung von Maennern hingegen bezeichnet man bekanntlich als 'positive Diskriminierung', was die dahinterstehende femisexistische Geisteshaltung ja bereits hinreichend entlarvt. Du siehst, es gibt in der Gleichstellungspolitik bereits eine Analogie zur von Dir oben festgestellten Denke.

Was ist die Lösung ? Eine Abtreibungsquote für männliche Föten ?
Die Regierung ist besorgt

*Zynismus on*
Ja klar, die Quote! Fuer jeden weiblichen Foetus, der abgetrieben werden soll, und fuer den kein maennliches Pendant vorhanden ist, greift sich die indische Obrigkeit eine mit einem Buben schwangere Frau und verordnet die Zwangsabtreibung des maennlichen Foetus; ausgewaehlt wird der zur Zwangsabtreibung vorgesehene Foetus mittels Losentscheid. Oder aber es duerfen nur soviele weibliche Foeten abgetrieben werden, wie maennliche Foeten zu Abtreibung vorgesehen sind; man fuehrt also ein Abtreibungskontingent ein, dessen Hoehe sich jeweils an der niedrigeren Zahl der Abtreibungsgesuche bezogen auf das Foetengeschlecht orientiert.

Die 'weichere' Variante davon waere, Werbung zur gezielten Abtreibung maennlicher Foeten zu machen und/oder die Abtreibung maennlicher Foeten mit einer Abtreibungspraemie zu honorieren (sozusagen eine Kopfgeldpraemie) bis ungefaehr geschlechterbezogener Gleichstand bei den Abtreibungen erzielt wuerde. Begruenden koennte man das ganze ja mit dem Gender Mainstreaming Konzept, welches bekanntlich die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten von Maennern und Frauen beruecksichtigt (selbst, wenn es sich nur um Foeten oder gar Embryonen handelt) und mittels geeigneter Massnahmen die Chancengleichheit der beiden Geschlechter anstrebt. Schliesslich ist es ein verfassungsmaessiges 'Recht' jedes maennlichen Foetus dieselbe Chancen auf Abtreibung zu haben wie die weiblichen Foeten.

Das Ei des Kolumbus allerdings waere folgendes: das biologische Geschlecht ist bekanntlich eine soziale Konstruktion, also konstruiert man mit geeigneten Definitionen die Geschlechter (gender) neu. Dabei achtet man bei den Genderdefinitionen darauf, dass diese so erstellt werden, dass im Endergebnis ungefaehr gleich hohe Abtreibungszahlen fuer alle definierten Gender herauskommen; die Definitionen werden also dynamisch in einem bestimmten zeitlichen Zyklus (z.B. woechentlich) an die jeweils aktuelle Situation auf dem Abtreibungsmarkt im Hinblick einer genderbezogen ausgewogenen Abtreibungsstatistik angepasst. Mit dieser Methode wuerde die Besorgnis der Bundesregierung auf einen Schlag gegenstandslos und man braeuchte abgesehen von der stets wiederkehrenden Genderneudefiniererei nichts weiter zu unternehmen. Mit der periodischen Ueberpruefung der Genderdefinitionen wiederum wuerde man Heerscharen von ansonsten arbeitslosen Genderspezialisten beauftragen; die Arbeitslosenquote koennte damit spuerbar gesenkt werden.
*Zynismus off*

Rabenschwarzer zynischer Gruss

Maesi


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