Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Islamismus und westliche Werte

Ridcully, Monday, 24.04.2006, 14:27 (vor 6791 Tagen)

Hallo Mitleidende!

Habt ihr mal die Diskussionen zu Islamismus und der Auseinandersetzung von islamischen Fundamtentalisten mit westlichen Werten und der westlichen Gesellschaft verfolgt?

Was ich darn interessant finde, ist die Definition von westlicher Kultur, unserer Kultur oder moderner Kultur überhaupt. Neben einigen anderen Floskeln ist eine der zentralsten und am häufigsten genannten Punkte die "Gleichberechtigung von Mann und Frau" oder "Die Gleichheit von Mann und Frau". Manchmal auch "Die Gleichheit aller Menschen".

Finde ich letztes Statement wirklich vertretbar oder zumindest diskussionswürdig, so machen mir die anderen Unbehagen. Zunächst ist der Befund, dass dieses Thema überhaupt so zentral genannt wird bedeutsam. Der feministische Diskurs hat sich tief im Herzen unserer Zivilisation eingenistet.

Dann ist natürlich die Zweite These falsch, meiner Meinung nach. "Die Gleichheit von Mann und Frau" kann eigentlich kaum Grundlage unserer Gesellschaft sein, da Männer und Frauen eben nicht gleich sind. Es handelt sich also um eine Fehlannahme. Eine Fehlannahme, die, wenn sie nur ernst genug genommen und umgesetzt wird allerdings durchaus Staats- und Gesellschaftsbildend werden kann. Nimmt man den Satz für wahr, so ist natürlich der Umstand dass z.B. nur 25% der Informatikstudenten weiblich sind ein zeichen von Diskriminierung, denn es seien ja Männer und Frauen gleich.

Überdies, dass Gleichheit natürlich nur FÜR Frauen, aber nicht von Frauen verlangt wird. Umgekehrt, dass Gleichberechtigung VON Männern aber nicht für Männer verlangt wird.
Rechte und Pflichten sind symmetrisch verteilt: Die Rechte für die Frauen, die Pflichten für die Männer.

Achtet mal bei den Diskussionen zum Islamismus darauf. Diese Floskeln von der Gleicheit/Gleichberechtigung werden immer reflexartig genannt, um die eigene politische Korrektheit zu signalisieren.

Meint
Ridcully

Re: Islamismus und westliche Werte

Lecithin, Tuesday, 25.04.2006, 00:20 (vor 6790 Tagen) @ Ridcully

Als Antwort auf: Islamismus und westliche Werte von Ridcully am 24. April 2006 11:27:10:

Vor allem reflexartig ist, das, was hier kritisiert wird, dann dort als Argument zu benutzen. Kritisiert man HIER den Feminismus, ist es komischerweise finsterstes Mittelalter, dass es soetwas wie Feminimsus oder aber Frauenrechte DORT dann (angeblich) nicht gibt.
Auch sind Reflexionen über ander Kulturen aus der Sicht des Abendländers eben abendländisch gefärbt und damit nicht erhellend. Zudem nimmt er leider zu oft ungeprüft für bare Münze, was ihm das TV suggestiv vorgaukelt, obwohl er meint, er wäre neutral.

Das ist, wie z.B. Rindfleisch NICHT essen, weil gerade im TV die Rinderpest kolportiert wird um gleich danach das Rindfleisch wieder zu essen, nur weil über diese Krankheit gerade nichtmehr berichtet wird. Die Basis des Denkens ist dann also nichtmehr eigene Wahr-Nehmung, sondern ist Kolportage oder Reportage, ganz unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt. Soetwas ist unehrlich, unlogisch und fremdbestimmt. Natürlich ist der Aufwand zu groß, auß eigenem Antrieb die Existenz der Rinderpest bzw. deren Ende selbst zu prüfen. Deshalb GLAUBT man gerne, dass die Gefahr vorbei ist, weil sie nichtmehr präsent ist auf der Mattscheibe. Das reicht, um sich zu entspannen diesbezüglich. Es genügt nun eine zweite Meldung, um die Gefahr wieder aufleben zu lassen - obwohl nichts davon tatsächlich eigene Wahrnehmung ist.

Dass oftmals der Aufwand zur Überprüfung Tatsachen und damit der Wahrheit zu groß ist, rechtfertigt trotzdem nicht die unreflektierte Übernahme beliebiger "Informationen".

Nun hat man uns einen gefährlichen Islam präsentiert, präsent gemacht auf den Mattscheiben, obwohl auch davon kaum etwas den EIGENEN Wahrnehmungen entsprechen dürfte. Besser ist, man fliegt nach Persien, um zu prüfen. Besser, man spricht mit Muslimen. Besser, man nimmt wenige primäre, aber qualitativ hochwertige Informationen als Realität, anstelle der sekundären "Massen-Informationen".

Dann ist man nicht Opfer einer Hetze. Eine Hetze muss nichtmal mutwillig induziert sein, sondern kann Teil einer Massenpsychose sein, die sich hochschaukelt.

Sekundäres Wissen und die Ableitung von der Ableitung von der Annahme der Ableitung führt immer zum Gegenteil der Wahrheit, weil eine - wenn auch nur leicht gekrümmte Linie - immer zum Kreis wird auf lange Sicht und großer Strecke.
Es ist schlicht Zufall, sollte eine ungeprüfte Annahme einmal wahr sein.

Nur zur Information: Es ist ein ungeheurer Klimmzug - psychisch und intellektuell - wirklich und tatsächlich neutral zu sein. Wer den Klimmzug schafft, gewinnt Wissen. Es ist kein ausuferndes Wissen im Sinne einer Ansammlung von Informationen, sondern es ist ein tiefes Wissen und erscheint mehr als Struktur und Gerüst.

Mit "neutral sein" meine ich aber nicht unbedingt die Position des kalten Beobachters. Mit Neutralität ist Aufmerksamkeit gemeint.

Der Mensch muss lernen, gutes Benzin zu tanken, gutes Bier zu trinken, sehr gute Nahrung zu essen und tatsächlich nur die allerbesten Informationen und Eindrücke AUF-ZU-NEHMEN!

*g*

Gruß!
Lecithin

PS: Du muss wissen, dass:
1. Wenn es dem Staat nicht gefällt, es Dir nichteinmal möglich sein wird, Dir ein kleines Anrecht auf die Haltung eines eigenen Hamsters in Deinen vier Wänden "durchzuboxen"!
2. Wenn es dem Staat aber gefällt, Du jedoch den ganzen Islam, Völker und komplette Kontinente angreifen darfst.
3. Du also Dich, entweder für Deinen Hamster einsetzt, so es in Deiner Macht steht, Dich aber dem Einfluss suggestiver Unlogik entziehen solltest.
4. Der Staat ist nicht Dein Freund und deshalb bist Du nicht sein Feuerholz und Kanonenfutter!

Off Topic

Scipio Africanus, Tuesday, 25.04.2006, 13:10 (vor 6790 Tagen) @ Ridcully

Als Antwort auf: Islamismus und westliche Werte von Ridcully am 24. April 2006 11:27:10:

Hallo Mitleidende!
Habt ihr mal die Diskussionen zu Islamismus und der Auseinandersetzung von islamischen Fundamtentalisten mit westlichen Werten und der westlichen Gesellschaft verfolgt?

Jawohl, das habe ich. Dabei wird oft ein Gegensatz hergestellt, indem auf die schlechte Rechtsstellung der Frau in islamischen Ländern verwiesen wird. Das christlich geprägte Abendland erscheint dann als ein Hort der Menschen - und insbesondere der Frauenrechte, der islamische Orient als ein geografischer Raum, in dem die Menschen - und Frauenrechte sehr schwach verankert seien.

Durch meine Reisen im Maghreb bin ich allerdings durchaus der Auffassung, dass die Freiheiten des Individuums in diesen Ländern stark beschnitten werden. Casablanca um 8 Uhr abends ist voll von Menschen, die durch die Strassen flanieren. Bei genauerem Hinsehen sind es aber nur und ausschliesslich Männer. Die Frauen sind unsichtbar.

Ich sehe den Grund in der Dominanz der (islamischen) Pfaffen in allen gesellschaftspolitischen Fragen. Diese Dominanz der Pfaffen wurde in Europa gebrochen und der Staat säkularisiert. Bei allem Respekt für andere Kulturen und Religionen : Wir brauchen ganz bestimmt keine reaktionären Pfaffen aus dem Orient, die das Rad der Geschichte um ein paar hundert Jahre zurückdrehen wollen und uns die Unterwerfung unter den "alleinigen Gott" lehren, was nichts anderes heisst, als sich dem Willen dieses Pfaffenpacks zu fügen. Nein Danke !

Die islamistischen Pfaffen können bleiben, wo der Pfeffer wächst. Hier ist Toleranz fehl am Platz. Ich habe mich geärgert, wie wenig mit diesen Pfaffen in den öffentlichen Diskussionen Tacheles geredet wird. Einzig "die Stellung der Frau" wird kritisiert, der Rest wird unter "Freiheit der Religionsausübung" abgebucht.

powered by my little forum