Vergessene Debatte über den Geburtenrückgang
Mein Mann hat folgendes in unserem Datenarchiv gefunden und wir finden es wert, veröffentlich zu werden.
Gruß - Christine
--
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 22.06.2004 Seite 8
Leserbrief von Dr. Volker Scheuing, Gräfelfing
Vergessene Debatte über den Geburtenrückgang
Die Demographiedebatte der letzten Zeit hat bisher die Tatsache übergangen, dass es in den späten 1970er Jahren eine heftige politische Auseinandersetzung über die Folgen der Geburtenentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland gegeben hat. Die damalige Kontroverse lässt sich am besten durch Vergleich mit der französischen Reaktion auf den deutschen Geburtenrückgang würdigen. Als die Geburtenrate in der Bundesrepublik von 2,4 Kindern pro Frau 1968 auf 1,5 im Jahr 1973 abfiel, führte das weltweit angesehene Institut National dÉtudes Démographiques in Paris im Auftrag der französischen Regierung Modellrechnungen zur langfristigen Bevölkerungsentwicklung der französischen Bevölkerung bis zum Jahr 2100 durch. Einer der Modellvarianten war auch die in Deutschland erreichte Geburtenrate von 1,5 Kindern zugrunde gelegt als Beispiel einer bis dahin nicht für möglich gehaltenen Extrementwicklung. Die französische Regierung formulierte im März 1975 ihr bevölkerungspolitisches Ziel, eine stabile Geburtenrate, die nahe der Rate oder leicht über der Rate liegt, die die Ersetzung der einzelnen Altersgruppen sicherstellt. Frankreich intensivierte seine bereits seit Kriegsende betriebenen familien- und bevölkerungspolitischen Maßnahmen mit Einfallsreichtum und Flexibilität. Schwerpunkte waren unter anderem die Vereinbarkeit der Berufstätigkeit der Frau mit der Kindererziehung und die massive Unterstützung von Familien mit drei und mehr Kindern. So konnte Frankreich seine heute im europäischen Vergleich günstige Geburtenrate von 1,9 Kindern pro Frau aufrechterhalten.
Zur selben Zeit wie in Frankreich, 1974, wurden im bayerischen Landesentwicklungsministerium Modellrechnungen zur Bevölkerungsentwicklung im eigenen Land bis zum Jahr 2070 in fünfzehn Varianten durchgeführt, die für die bis dahin 1,5 Kinder pro Frau abgesunkene Geburtenrate exzessive jährliche Geburtendefizite und entsprechende Bevölkerungsverluste ab etwa dem Jahr 2010 ergaben mit der Folge drastisch fortschreitender Überalterung der bodenständigen Bevölkerung und deren Halbierung innerhalb von hundert Jahren.
Einem landeseigenen Bündel familienpolitischer Maßnahmen folgte im Januar 1977 die grundsätzliche Forderung an den Bund nach einer Staffelung der Sozialversicherungsbeiträge und der Einkommensteuer nach Kinderzahl, um die finanzielle Benachteiligung der Familien mit Kindern gegenüber den Kinderlosen zu beseitigen; bevölkerungspolitisches Ziel sei eine in allen Altersgruppen ausgewogene Bevölkerungsstruktur.
Als die Unionsparteien als damalige Bonner Opposition das Thema aufgriffen und im Bundestag Gesetzentwürfe für familienpolitische Maßnahmen mit bevölkerungspolitischer Begründung einbrachten, kam es zu einer unerwarteten geharnischten Reaktion aus dem Bundeskanzleramt.
Albrecht Müller, Leiter der Planungsabteilung des Bundeskanzleramts, warf im Mai 1978 den Befürwortern bevölkerungspolitischer Maßnahmen vor, sie pflegten völkisch-kollektivistische Vorstellungen. Man denke in Kategorien der Gruppe, der Horde, des Volkes. Bestandserhaltung sei ein Begriff aus der Viehhaltungsstatistik.
Unmittelbar nach Antritt der neuen Bundesregierung 1970 war der Abschied von der Familienideologie verkündet worden und 1975 der berühmte und berüchtigte Zweite Familienbericht der Bundesregierung erschienen. Diesem zufolge ist entgegen Artikel 6 des Grundgesetzes die Erziehung der Kinder eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die die Gesellschaft Familien und außerfamilialen Einrichtungen überträgt; dabei dürften nicht legalisierte Partnergemeinschaften, Wohngemeinschaften, Kollektive und so weiter gegenüber der historischen Form der Normalfamilie nicht benachteiligt werden.
Gesetze der sozialliberalen Regierung wie Scheidungsrecht, Abtreibungsrecht, Namensgesetzgebung, Schüler-Bafög und so fort zielten auf die Destabilisierung und letztlich Auflösung der überkommenen Familie.
Im Bundeskanzleramt befürchtete man nun, diese Familienpolitik der sozialliberalen Regierung würde für den dramatischen Absturz der Geburtenraten in den Jahren 1968 bis 1977 von 2,4 auf 1,4 verantwortlich gemacht werden. Der Leiter der Planungsabteilung des Kanzleramts bereiste ab 1978 wichtige Tagungen, auf denen über die Bevölkerungsentwicklung gehandelt wurde, und attackierte jedermann, der den Geburtenrückgang als bedrohlich darstellte. Die Prognose- und Wirtschaftsforschungsinstitute mussten um Aufträge der Bundesregierung bangen und übten fortan äußerste Zurückhaltung in Aussagen über die Folgen der deutschen Bevölkerungsentwicklung. Auf einer Tagung des Ifo-Instituts zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft im Oktober 1978 warf Albrecht Müller selbst der Wissenschaft vor, sie leiste Handlangerdienste bei der Dramatisierung und beim politischen Missbrauch der in der Bundesrepublik eingetretenen Bevölkerungsentwicklung. Bundeskanzler Helmut Schmidt erklärte am 2. August 1979, es stehe dem Staat nicht zu, die Geburtentwicklung beeinflussen zu wollen.
Man kann heute im Rückblick feststellen, dass die Tabuisierung des Themas demographische Entwicklung durch die damalige Bundesregierung so nachhaltig gelungen ist, dass es über ein Vierteljahrhundert aus der öffentlichen Diskussion verdrängt blieb und dringend notwendiges politisches Handeln verhinderte.
Deutschland braucht heute Demographen, die der Bevölkerung und der Politik klar und mutig sagen, dass wir mit einer schwersten Herausforderung konfrontiert sind, nach dreißig Jahren verhängnisvoll niedriger Geburtenraten mit einem Rekordtief von 1,3 Kindern pro Frau und den dadurch für die kommenden Jahrzehnte nicht mehr abwendbaren Verlusten von mehreren hunderttausend jungen Menschen pro Jahr wirtschaftlich bestehen zu können.
Re: Vergessene Debatte über den Geburtenrückgang
Als Antwort auf: Vergessene Debatte über den Geburtenrückgang von ChrisTine am 01. Mai 2006 21:53:53:
Hallo Christine!
Das ist interessant, vor allem auch, weil dieses Totschweigen des Geburtenproblems ja auch mindestens einen Regierungswechsel überlebt hat.
"dass wir mit einer schwersten Herausforderung konfrontiert sind, nach dreißig Jahren verhängnisvoll niedriger Geburtenraten mit einem Rekordtief von 1,3 Kindern pro Frau und den dadurch für die kommenden Jahrzehnte nicht mehr abwendbaren Verlusten von mehreren hunderttausend jungen Menschen pro Jahr wirtschaftlich bestehen zu können."
Rein wirtschaftlich gesehen ist das gar kein Problem. Wir haben im Moment ohnehin einen millionenfachen Überhang an Arbeitskräften. Wären in den letzten Jahrzehnten mehr Kinder geboren worden, dann wäre dieser Überhang heute noch größer.
Zwar hätten wir dann jetzt mehr Konsumenten, aber eben vor allem mehr Konsumenten, die ihre Kaufkraft zwangsläufig nur auf Kosten der Allgemeinheit erhalten können. Diejenigen, die noch Arbeit haben, müßten so noch weitaus mehr geschröpft werden und hätten entsprechend weniger Kaufkraft. Die Kaufkraft würde sich also quasi nur verlagern, und so wären auch nicht mehr Arbeitsplätze entstanden. Der Preisdruck auf die Wirtschaft wäre durch die noch niedrigeren Einkommen der Masse der Bevölkerung heute noch größer, mit all den bekannten negativen Folgen (Pleiten, Entlassungen usw.).
Dann bleibt natürlich das Problem, daß unsere Gesellschaft so niedrige Geburtenraten dauerhaft nicht überleben kann, jedenfalls wenn man mal davon ausgeht, daß es in naher Zukunft nicht möglich sein wird, den Menschen noch ein weitaus höheres Sterbealter bei weniger gesundheitlichen Beschwerden im Alter zu ermöglichen. (Die Entwicklung unseres Gesundheitswesens läßt im Gegenteil befürchten, daß sich die medizinische Versorgung verschlechtern und daß das durchschnittliche Sterbealter so bald wieder sinken wird).
Die Massenerwerbslosigkeit läßt aber eine deutliche Steigerung der Geburtenraten nicht zu. Dinge wie Elterngeld lösen dieses Problem nicht. Solche Maßnahmen könnten die Geburtenrate zwar eventuell tatsächlich leicht erhöhen - aber wir haben dann immer noch das Problem, daß die Kinder später als Erwachsene nicht gebraucht werden. Momentan stehen hunderttausende Jugendliche chancenlos auf dem Arbeitsmarkt. Diese Zahl würde sich dann erhöhen oder stabil bleiben, anstatt zu sinken.
Auch die demographische Entwicklung wird daran nicht viel ändern. Zum einen wird der Prozeß der Automatisierung weiter fortschreiten, so daß insgesamt immer weniger Personal für Produktion und Dienstleistungen benötigt werden wird. Zum anderen werden die Menschen in Zukunft länger arbeiten müssen. Ganz egal, wie man das Renteneinstiegsalter festlegt: Die Renten werden soweit sinken, daß die Masse der Rentner gezwungen sein wird, zur mageren Rente noch etwas hinzu zu verdienen. Immer mehr Rentner müssen das heute schon. So werden immer mehr Arbeitsplätze von Rentnern belegt werden, und es wird so bald keinen Arbeitskräftemangel geben. Klar - die Unternehmen könnten gezwungen sein, ihre Ansprüche an Stellenbewerber zu senken und eben auch mal älteren oder nicht ausreichend qualifizierten Bewerbern eine Chance zu geben, aber eine Situation wie in den 1960er Jahren, als wirklich Arbeitskräfte gesucht wurden, werden wir so bald nicht mehr erleben.
So muß man im ersten Schritt also erst einmal die Gesellschaft so umbauen, daß die vorhandenen Erwerbsmöglichkeiten auf alle verteilt werden, wobei aber jeder Mensch in der Lage sein muß, zumindest seine Lebenshaltungskosten zu begleichen. Die momentane Entwicklung läuft eher auf das Gegenteil hinaus, und ich denke, daß das auch der wesentliche Grund für den Geburtenrückgang ist.
Natürlich spielen dabei Dinge wie die Pille und andere Verhütungsmittel eine Rolle. Früher gab es diese Mittel nicht, oder sie waren für viele Menschen nicht bezahlbar, und so blieb ihnen auch unter schlechten Umständen nichts übrig, als trotzdem Kinder in die Welt zu setzen. Heute ist das eben nicht mehr so. Heute sehen die Menschen, wie schwer es Jugendliche bei der Lehrstellen- und Jobsuche haben, sie sehen, daß man immer bessere berufliche Qualifikationen braucht, die aber immer teurer zu erlangen sind, und so wissen immer mehr Menschen nicht, wie sie Kindern einen optimalen Start in ein eigenes Leben ermöglichen sollten. DAS ist ein gewichtiges Argument gegen Kinder, das nur von denjenigen ignoriert wird, die entweder gar nicht soweit denken oder aber einen sehr starken Kinderwunsch haben, oder zu den wenigen Glücklichen gehören, die diese Probleme aufgrund ihres finanziellen Reichtums gar nicht haben.
Ich glaube, daß der Geburtenrückgang heute nur deshalb thematisiert wird, weil man so von dem wirklichen Grundproblem ablenken möchte. Man möchte es gern so darstellen, als wäre das Rentensystem ja einzig und allein durch den Geburtenrückgang gefährdet. Als würde das Problem nicht eher darin bestehen, daß wir immer weniger legal Beschäftigte haben, die obendrein auch noch immer weniger verdienen und somit eben auch immer weniger Rentenbeiträge zahlen. Im übrigen existiert dieses Problem ja auch in Bezug auf das Gesundheits- und Pflege-System, und natürlich auch in Bezug auf das Arbeitslosengeld I und diverse Sozialleistungen. Alles das wird immer schwerer finanzierbar, wenn die Zahl der legal Beschäftigten weiter sinkt. DAS ist das wesentliche Problem, das sich nur durch grundlegende Änderungen am System lösen läßt. Diese Änderungen werden aber von denjenigen, die vom System noch prima profitieren, nicht gewünscht, und deshalb sollen auch möglichst wenige Menschen auf die Idee kommen, solche Änderungen zu fordern.
Freundliche Grüße
von Garfield
Re: Vergessene Debatte über den Geburtenrückgang
Als Antwort auf: Re: Vergessene Debatte über den Geburtenrückgang von Garfield am 02. Mai 2006 12:31:48:
Hallo Christine!
Das ist interessant, vor allem auch, weil dieses Totschweigen des Geburtenproblems ja auch mindestens einen Regierungswechsel überlebt hat.
"dass wir mit einer schwersten Herausforderung konfrontiert sind, nach dreißig Jahren verhängnisvoll niedriger Geburtenraten mit einem Rekordtief von 1,3 Kindern pro Frau und den dadurch für die kommenden Jahrzehnte nicht mehr abwendbaren Verlusten von mehreren hunderttausend jungen Menschen pro Jahr wirtschaftlich bestehen zu können."
Rein wirtschaftlich gesehen ist das gar kein Problem. Wir haben im Moment ohnehin einen millionenfachen Überhang an Arbeitskräften. Wären in den letzten Jahrzehnten mehr Kinder geboren worden, dann wäre dieser Überhang heute noch größer.
So schematisch kann man das nicht rechnen. Hätte Deutschland heute 100 Mio. Einwohner statt 80, gäbe es natürlich auch entsprechend mehr Bedarf UND auch mehr Jobs, denn entsprechend mehr Autos, Waschmaschinen, Häuser (ein Viertel mehr!) etc. müssen ja auch produziert und verteilt werden. Man könnte schon damit rechnen, daß bei gleicher Produktivität etwa ein Viertel mehr Arbeitsplätze da wären. Die prozentuale Arbeitslosenrate wäre allerdings wohl trotzdem dieselbe.
Gruß, Rüdiger
Re: Vergessene Debatte über den Geburtenrückgang
Als Antwort auf: Re: Vergessene Debatte über den Geburtenrückgang von Rüdiger am 02. Mai 2006 15:07:41:
Hallo Rüdiger!
Da hast du soweit schon recht.
"Die prozentuale Arbeitslosenrate wäre allerdings wohl trotzdem dieselbe."
Ja, und damit wären die absoluten Zahlen auch höher. Die Kosten dafür würden sich dann zwar auf mehr Schultern von Berufstätigen verteilen, aber da sie höher wären, käme es auf dasselbe hinaus. Wir würden heute also nicht besser dastehen, sondern hätten genau dieselben Probleme mit der Finanzierbarkeit von Renten, Arbeitslosengeld, Kranken- und Pflegeversicherung, Sozialleistungen... Zwar kämen mehr Beiträge hinein - es müßte aber auch mehr ausgezahlt werden.
Wenn sich aber jetzt die Bevölkerungszahl durch einen starken Geburtenanstieg drastisch erhöhen würde, dann wäre das wirklich fatal. Kinder sind nun einmal nicht produktiv, wir hätten also die Situation, daß die abnehmende Zahl der produktiven Bürger auf einmal immer mehr unproduktive Bürger ernähren müßte. Ein starker Geburtenanstieg könnte nur durch eine Zunahme der Zahl der Eltern erreicht werden. Wenn dann also obendrein noch mehr Menschen Elterngeld, Kindergeld und ähnliche Leistungen für Kinder beziehen und die Kosten für Kindergärten und Schulen drastisch ansteigen würden, dann wäre schnell der Punkt erreicht, an dem das alles nicht mehr finanzierbar wäre. Also würde schon einmal überall gekürzt werden.
Dummerweise ist es aber so, daß die Wirtschaft ihre Preise üblicherweise an solche Subventionen anpaßt. Wenn man Eltern finanziell stärker subventioniert, steigt ihre Kaufkraft, und damit steigen dann auch die Preise für bevorzugt von Eltern konsumierte Produkte, also vor allem für Produkte für Kinder. Sinkt die Kaufkraft der Eltern durch Kürzung der Leistungen wieder, dann sinken erfahrungsgemäß die Preise nicht sofort im gleichem Umfang, sondern nur allmählich. Dann würden viele Eltern wirklich finanzielle Probleme bekommen.
Das wäre schon einmal das eine Problem. Das andere Problem wäre noch fataler:
Wenn man in ein Wirtschaftssystem plötzlich viele zusätzliche unproduktive Bürger hineinbringt, dann erzeugen die zwar auf den ersten Blick zusätzlichen Konsum, tatsächlich findet aber eben nur eine Umverteilung des Konsums statt: Da die unproduktiven Bürger die Mittel für ihren Konsum nicht selbst erarbeiten können, müssen sie von anderen erarbeitet werden. Im Falle von Kindern geschieht dies durch die Eltern und durch diejenigen, die von Unterstützung für Kinder nicht profitieren, diese Unterstützung aber finanzieren, also vor allem durch Menschen ohne Kinder und durch Menschen mit Kindern, die diese Leistungen für ihre Kinder aber aus irgendwelchen Gründen nicht bekommen haben.
So kann es also unter dem Strich keinen Mehrkonsum geben. Das Ganze kann sogar nach hinten losgehen. So eine Verschiebung des Konsums wird nämlich nicht gleichmäßig in allen Branchen erfolgen. Zusätzliche Menschen müssen erst einmal essen, und sie brauchen Kleidung. Kleidung wird heute beispielsweise stark in Asien produziert. Wenn nun mehr Kleidung aus Asien konsumiert wird, dafür aber weniger andere Produkte aus deutscher Produktion verkauft werden, dann freut man sich zwar in Asien über neue Aufträge und neue Jobs, aber das nützt den Deutschen nichts. Ganz im Gegenteil: Hier steigen dann die Erwerbslosenzahlen fröhlich weiter...
Wenn es nun so wäre, daß die Unternehmen ihre Produktion nach der Bevölkerungszahl richten würden und wenn auch die Händler entsprechend einkaufen würden, dann würde sich das von allein einpegeln. Das tun sie aber leider nicht, sondern sie richten sich einzig und allein nach der Nachfrage. Wenn also die Nachfrage unter dem Strich gleich bleibt, dann wird auch nicht mehr bestellt und nicht mehr produziert. Somit ist klar, wieso die Zunahme der Zahl der Kinder keine Verbesserung der Situation bringen und natürlich auch das Rentenproblem nicht lösen kann.
Sind die Kinder dann herangewachsen, finden sie auf dem Arbeitsmarkt eine anhaltend katastrophale Situation vor, und viele von ihnen werden nur drei Möglichkeiten haben: Auswandern, sich Geld zum Leben irgendwie illegal beschaffen oder aber von Sozialleistungen leben. Letzteres wird aber immer schwieriger werden, weil die Sozialleistungen immer schwerer finanzierbar sein werden.
In allen drei Fällen hat die Gesellschaft in die Kinder investiert, ohne dafür letztendlich etwas zurück zu bekommen. Wenn dann die Kriminalität durch sinkende Sozialleistungen zwangsläufig ansteigt, bringt das obendrein noch massive zusätzliche Schäden für die Wirtschaft und für private Haushalte, was die Abwärtsentwicklung beschleunigt.
Durch Bevölkerungsrückgang läßt sich das aber auch nicht so einfach lösen. Damit sinkt zwar die Zahl der Leistungsempfänger, aber auch die Zahl der Konsumenten und damit die Zahl der produktiven Bürger. Prozentual bleibt dann wieder alles gleich.
Wie man es auch dreht und wendet: Ohne deutliche Änderung des Systems kommen wir aus dem Dilemma nicht heraus. Eine Erhöhung der Geburtenzahl ist kein Ausweg.
Freundliche Grüße
von Garfield
Re: Vergessene Debatte über den Geburtenrückgang
Als Antwort auf: Re: Vergessene Debatte über den Geburtenrückgang von Garfield am 02. Mai 2006 16:27:26:
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, daß ihr bei eurer Rechnung eins überseht: wäre die Geburtenrate die letzten 40 Jahre konstant geblieben hätten wir auch heute mehr Kinder. Kinder machen auch arbeit, die nun fehlt. Bei eurer Rechnung aber wären von heute auf morgen nur die Kinder da, die wir jetzt augenblicklich haben.
Freundliche Grüße
Conny
Re: Vergessene Debatte über den Geburtenrückgang
Als Antwort auf: Re: Vergessene Debatte über den Geburtenrückgang von Conny am 02. Mai 2006 16:34:
Hallo Conny!
"wäre die Geburtenrate die letzten 40 Jahre konstant geblieben hätten wir auch heute mehr Kinder. Kinder machen auch arbeit, die nun fehlt."
Ja, aber Jugendliche sind heutzutage auch häufig arbeitslos. Mehr Kinder bedeuten also nicht nur mehr Arbeitskräfte, sondern auch mehr Erwerbslose, die die öffentlichen Kassen belasten. Damit wäre unter'm Strich heute nichts anders.
Freundliche Grüße
von Garfield
Re: Vergessene Debatte über den Geburtenrückgang
Als Antwort auf: Re: Vergessene Debatte über den Geburtenrückgang von Garfield am 02. Mai 2006 18:05:39:
Hallo Conny!
"wäre die Geburtenrate die letzten 40 Jahre konstant geblieben hätten wir auch heute mehr Kinder. Kinder machen auch arbeit, die nun fehlt."
Ja, aber Jugendliche sind heutzutage auch häufig arbeitslos. Mehr Kinder bedeuten also nicht nur mehr Arbeitskräfte, sondern auch mehr Erwerbslose, die die öffentlichen Kassen belasten. Damit wäre unter'm Strich heute nichts anders.
Freundliche Grüße
von Garfield
Die 800 reichsten (laut Forbes-Liste) haben in einem Jahr ihren Reichtum um 15% gesteigert stand vor nicht langer Zeit mal auf focus.de. Normal finde ich das nicht. Dem kleinen wird Druck gemacht, sich Arbeit zu suchen wo keine ist und nur 1-Euro-Jobs als Arbeitsgelegenheit geschaffen werden und der andere bekommt das Geld mehr oder weniger in den A... geschoben. Wie lange kann das noch so weiter gehen?
... Dies wird allerdings so nicht mit uns laufen und die Bundesregierung wird am 03.06.2006 erleben, welcher Widerstand sich ihr in den Weg stellen wird. Wir schließen inzwischen französische Verhältnisse danach nicht mehr aus.
Kam unter anderem heute aus dem Newsletter von http://www.erwerbslosenforum.de/
Lange geht das ganze sicher nicht mehr gut, wenn man sich im Web in Foren umsieht. Leider wirds nur die Falschen erwischen.
Freundliche Grüße
Conny
Re: Vergessene Debatte über den Geburtenrückgang
Als Antwort auf: Re: Vergessene Debatte über den Geburtenrückgang von Conny am 02. Mai 2006 18:51:
Hallo Conny!
Ja, genau das ist das eigentliche Problem. Solange diese Superreichen über "Spenden" bestimmen, was hierzulande politisch beschlossen wird, wird sich auch nichts daran ändern.
Wir müssen viel mehr Druck von unten machen - sonst rührt sich da nichts.
Freundliche Grüße
von Garfield
Re: Vergessene Debatte über den Geburtenrückgang
Als Antwort auf: Re: Vergessene Debatte über den Geburtenrückgang von Garfield am 03. Mai 2006 11:56:08:
Hallo Conny!
Ja, genau das ist das eigentliche Problem. Solange diese Superreichen über "Spenden" bestimmen, was hierzulande politisch beschlossen wird, wird sich auch nichts daran ändern.
Wir müssen viel mehr Druck von unten machen - sonst rührt sich da nichts.
Freundliche Grüße
von Garfield
Hallo Garfield,
ich befürchte, daß das soviel Druck sein muß, das nicht ohne bürgerkriegsähnliche Zustände erreichbar ist. Dafür scheint zu Zeit aber noch die kritische Masse zu fehlen. Ich glaube auch nicht, daß die Demo am 03.06. solch ein Potential hat. Sie bekommen schon zu den Montagsdemos nicht genug Demonstranten zusammen.
Freundliche Grüße
Conny