Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Vorabveröffentlichung: Crasher-Attacke auf Dr. Karin Jäckel

Arne Hoffmann, Wednesday, 18.07.2001, 21:49 (vor 8336 Tagen)

In meinem nächsten Zine wird es ohnehin noch einmal gemeldet, aber diese Nachricht verdient ein eigenes Topic.

Wie die Website paPPa.com berichtete, gab es im Zusammenhang mit dem Berliner Hungerstreik eine Crasher-Attacke auf den Computer Dr. Karin Jäckels. Auf meine Nachfrage hin sendete mir Frau Dr. Jäckel folgendes zur Veröffentlichung bestimmtes Mail:

"Ich habe keine Ahnung, wer es war. Sicher ist durch verschiedene Expertenaussagen, dass es ein sehr geschickter Hackerangriff war, der es gezielt auf meine Korrespondenzen und Adressenlisten abgesehen hatte. Die Attacke wurde über die Einwahl ins eMail-System gefahren, führte dazu, dass alle meine Einwahldaten verändert wurden und endete erfolgreich damit, dass ein unbekannter Administrator mit einem unbekannten Passwort mein gesamtes System blockierte.

Gemerkt habe ich dies erstens, weil zwei Tage vor dem eigentlich Angriff mein Telefonsystem im Haus in die Knie ging und der Techniker kommen musste, um alles neu zu installieren. An diesem Tag fiel mein PC-System erstmals aus und musste neu installiert werden. Bei der Neuinstallation der T-Online-Software brach alles zusammen: Bluescreen und die Mitteilung, ich sei nicht der Administrator, ich solle den Administrator oder den Techniker bestellen. Obwohl ich von Anfang an professionelle PC-Spezialisten beauftragte, konnten diese beiden unbekannten Faktoren nicht geknackt werden. Es gelang schließlich, meine Daten, die auf zwei Festplatten verteilt waren, auf einer anderen Festplatte zu speichern und zu retten. Was zunächst nicht gelang, war, meine eMails zu sichern. Als ich die ersten neuen Nachrichten auf dem neu installierten eMailprogramm erhielt, konnte ich diese aufrufen und lesen. Als ich den PC jedoch herunterfuhr und dann erneut an den erhaltenen eMails arbeiten wollte, waren diese komplett verschwunden. Dies ließ sich erst ändern, als ich komplett neue Zugangsdaten erhielt und die Kennungen auf spezielle Weise gesichert wurden. So weit so gut bzw. schlecht, denn ich muss einen neuen PC kaufen, ein neues System installieren usw. usf. Insgesamt ein Kostenfaktor einiger Tausender.

Was interessant zu wissen ist: Dieser Angriff stand offensichtlich in einer Reihe gezielter Attacken gegen diejenigen, die als aktive Helfer für die Gruppe von Eltern wirken, die momentan in Berlin in einem Hungerstreik sind, weil ihre Ex-Partner/innen ihnen die gemeinsamen Kinder nach Deutschland entführten und die jetzt hungerstreikenden Elternteile bereits seit Jahren ihre Kinder nicht mehr sehen dürfen. Ich gehe davon aus, dass man mich wegen meiner Pressearbeit und meiner politischen Aktionen für die Gruppe kontrollieren bzw. ausschalten wollte.

Verhindert werden konnte jedoch trotzdem nicht, dass ich die Presse informieren konnte und kann, dass die Kolleginnen und Kollegen aller Medien bereitwillig die Informationen aufgriffen und immer noch aufgreifen, dass die Berichterstattung von der FAZ über fast alle Berliner Tageszeitungen bis hin zu Publik Forum und zum Spiegel, dem TV-Sender ARTE, dem ZDF, der ARD, einigen Rundfunksendern in Berlin sowie in Le Figaro, Le Monde, der Washington Times und französischen wie auch englischen TV- und Rundfunksendern sehr breit, sehr seriös und sehr hilfreich berichtet wird. Ebenso wenig verhindern konnte man, dass ich für den 2. August 2001 zu einem Treffen mit der Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin sowie dem sogenannten "Arbeitsstab Kind" eingeladen wurde und somit vor Ort erstmals in einer großen politischen Runde über die Probleme ausgegrenzter Eltern und über ihren verzweifelten Kampf um echte Elternschaft gesprochen werden kann.

Einem anderen Helfer wurde fast zeitgleich mit dem Crash bei mir ein übles Kinderporno auf die website gepostet. Dieses wurde bei jedem Anklicken sichtbar und musste mit Hilfe der Polizei entfernt werden. Einem anderen wurden derbe Obzönitäten in die Seiten gepostet, so dass der webmaster tagelang beschäftigt war, sie wieder zu säubern. Ein weiterer musste eine schwere Virusattacke bewältigen. Wenn dies innerhalb der kurzen Zeit und innerhalb einer so kleinen Gruppe alles Zufälle wären, hätte der Zufallsgenerator Erstaunliches geleistet.

Die Hungerstreikaktion in Berlin dauert nun schon seit dem 11. Juli 2001 an. Täglich hungerstreiken Eltern aus verschiedenen Nationen zwischen 10 Uhr und 17 Uhr auf dem Alexanderplatz unter der Weltzeituhr. Dort stehen sie ohne jede Sitzgelegenheit, ohne Tisch, ohne den geringsten Schutz gegen Wind und Wetter mit einem Foto ihrer Kinder und einem Blatt Papier in der Hand, auf dem die Tage des Umgangs und die Zeit der Trennung vermerkt sind. Meist sind es Jahre ohne den geringsten Kontakt.

Diese Eltern scheuen weder ihre Gesundheit noch Kosten noch Zeit, um endlich ihre Kinder wiedersehen zu können. Sie setzen alles aufs Spiel für dieses Ziel. Und sie reißen immer mehr Eltern aus dem Ausland, aber auch aus Deutschland mit, die sich ihrem Hungerstreik anschließen. Noch nie hat es in Deutschland ein so gigantisches Presse-Echo zugunsten ausgegrenzter Eltern gegeben. Noch nie fanden ausgerenzte deutsche Eltern politisches Gehör an oberster Stelle. Und dennoch finden die Hungerstreikenden in Berlin kaum Unterstützung von den vor Ort lebenden ausgegrenzten Eltern, so dass sie zwar für alle Kinder und alle Eltern kämpfen, aber letztlich das Risiko und die extreme Belastung dieses Kampfes ihre Privatsache, der daraus dann aber als Profit für alle wirksam ist.

Aus dem Ausland mehren sich inzwischen die Stimmen, die verwundert und empört fragen, wo die zunächst versprochene deutsche Solidarität bleibe. Warum man den Hungerstreikenden nicht tatkräftig hilft, indem man ihnen zumindest Sitzgelegenheiten und einen Wetterschutz besorgt, anstatt alle inklusive der 71jährigen hungerstreikenden Großmutter auf der Bordsteinkante oder den Stühlen eines nahen Imbissstandes sitzen zu lassen. Hungerstreikende an einem Bratwurststand! Gefragt wird ebenso, warum es den vor Ort mit den Gegebenheiten vertrauten Mitgliedern der verschiedenen Selbsthilfegruppen nicht möglich ist, einen Arzt für die Versorgung der Hungersteikenden anzusprechen und so mitzuhelfen, dass schlimmste Katastrophen eintreten. Und immer wieder auch die Frage, ob man in Deutschland nichts mehr von Gastfreundschaft, Mitmenschlichkeit und Menschenwürde halte? Oder wie die mit den Hungerstreikenden in der Sache im gleichen Boot sitzenden ausgegrenzten Elternteile ihr Desinteresse bzw. die offen deklarierten persönlichen Aversionen einzelner Vätergruppen-Funktionäre gegen Einzelpersonen unter den Hungerstreikenden und die damit verbundene Verweigerungshaltung rechtfertigen.

Die einzige Person, die konstant für die Hungerstreikenden ansprechbar ist und täglich vor Ort hilft, so gut sie kann, ist Annemone Ackermann, meine in der Stadt Brandenburg lebende Freundin. Als ich sie um Hilfe bat, sagte sie spontan zu und ist seitdem die Einzige, die Kopien fertigt, Telefonate auf dem Handy übernimmt, Bericht erstattet, wie es den Hungerstreikenden geht, warme Schals, Pullis und Jacken sowie heißen Tee und Zucker mitbringt und überdies die selbst nachts erreichbare und zu mir weiterleitende Notfallzentrale ist. Sie nahm die ersten aus Deutschland kommenden Hungerstreiker bei sich auf, als diese um Mitternacht kein Quartier mehr fanden. Sie holte einen Hungerstreikenden aus Südafrika am Flughagfen ab und brachte ihn zum vereinbarten Ort. Und all das, obwohl sie politisch im Stadtrat ihrer Stadt aktiv ist und endlich eine berufliche Weiterbildung erhält, die ihr sehr wichtig ist, und die sie dennoch immer wieder auch in der Mittagspause verlassen muss, um vor Ort zu sein und zu helfen. Annemone ist das beste Beispiel dafür, dass man auch dann solidarisch sein kann, wenn man sehr wenig Geld, sehr wenig Zeit und wichtige private Verpflichtungen hat.

Dass Mitmenschlichkeit nicht einmal dort ein Thema ist, wo sie Zuhause sein sollte, nämlich in der Kirche, zeigt ein Randerlebnis, das wir als Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Eltern-Demonstration am 14. Juli vor der Gedächtniskirche in Berlin erfuhren, als ein heftiger Regenguss auf uns nieder ging. Da die wenigsten Leute einen Schirm bei sich hatten, flüchteten wir uns unter das Vordach des Turms und - weil es dort eng wurde - auch in den Turm der Ruine selbst. Kaum waren einige von uns in aller Stille und dezent ins Kirchturminnere vorgedrungen, plusterte sich der dort anwesende Kirchenwart wütend auf und warf uns hinaus. Wir hätten kein Recht, in diesem Raum zu sein, schimpfte er lautstark und entblödete sich auch nicht, an einen Vater Hand zu legen, um ihm nachdrücklich die Tür zu weisen. "Nein", widersprach der Vater, er sei Christ und habe ein Recht darauf, in der Kirche zu sein, wann ihm danach zumute sei. Auch solle der Kirchenwart ihn nicht anfassen. Aber nichts, - der brave Hüter von Gottes irdischem Haus verriegelte erstens die Tür, so dass niemand mehr herein konnte, und drängte uns dann mit einem rasch herbei geeilten zweiten Kirchenwart durch eine schmale Seitenpforte ins Freie. All das unter den Leidensblicken des riesigen vergoldeten Kruzifixus, der zu seinen Lebzeiten mit Sicherheit auf unserer Seite gekämpft hätte.

Von einer Fernsehjournalistin, die mit ihrem Team die Szene mitgedreht hatte, nach seinem Namen gefragt, erklärte der Kirchenwart dreist, ob sie schon mal etwas von Datenschutz gehört habe und dass sie keine Dreherlaubnis besitze, ihm also den Film aushändigen müsse und er die Polizei rufen werde. Einmal mehr wurde mit dieser Szene beweisen, dass in der Kirche das ungeborene Leben Schutz nur bis zum Tage der Geburt genießt. Danach muss das geborene Leben selbst sehen, wie es zurecht kommt.

Wer immer an dieser Hungerstreikaktion der Eltern für ihre Kinder teilnehmen oder sich auf welche Weise auch immer mit ihnen und den Kindern solidarisch zeigen möchte, wer immer eine Möglichkeit hat, die Presse zu informieren und einzuschalten, ist willkommen."

Arne


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