Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: INVISIBLE MEN Nr. 31 (Teil 2)

Jörg , Saturday, 09.03.2002, 01:35 (vor 8294 Tagen) @ Jörg

Als Antwort auf: INVISIBLE MEN Nr. 31 (Teil 1) von Jörg am 08. März 2002 23:31:33:

ZUR DOKUMENTATION: DER ARTIKEL, DEN DIE "TAZ" NICHT DRUCKEN WOLLTE
--------------

Die Berliner "tageszeitung" (taz) inszeniert sich oft als ein unabhängiges
Organ, in dem Fakten, Meinungen und Argumente genannt werden dürfen, die in
den "etablierten" Medien unter den Teppich gekehrt werden. Sichtet man
allerdings ihr Archiv zum Thema "häusliche Gewalt", dann stellt man schnell
fest, dass diese ganz traditionell noch mit Männergewalt gegen Frauen
gleichgesetzt wird. Zwar übernahm auch die taz eine Agenturmeldung über das
in Berlin geplante Männerhaus:
http://www.taz.de/pt/2002/02/27/a0181.nf/text.name,askpLo1Q4.n,0 - dies
konnte aber offenbar nicht ohne einen Kommentar geschehen, der das Problem
männlicher Opfer wieder herunterspielte. "Jede siebte Frau wird einmal in
ihrem Leben vergewaltigt oder sexuell genötigt", heißt es unter
http://www.taz.de/pt/2002/02/27/a0184.nf/text.name,askFpnbhz.n,2 "95 Prozent
der Täter sind Männer. Angesichts dieser Zahlen wird die Notwendigkeit für
ein Männerhaus von Expertinnen bezweifelt." Wow. So viele logische Brüche,
unsinnige Behauptungen und Auslassungen in drei Zeilen zu komprimieren - das
schafft nicht einmal die "BILD".

Erwähnenswert ist, dass der Berliner Politologe Joachim Bell schon vor
Monaten einen inhaltlich und sprachlich sehr gelungenen ausführlichen
Artikel zu eben diesem Thema für die taz erstellte - sich deren Redaktion
aber standfest weigert, ihn zu veröffentlichen. Joachim: "Erstens werden die
im Text enthaltenen Belege und Quellen ignoriert; zweitens verlangt man in
der Folge vom Autor Beweise bzw. Studien über seine Behauptungen, dass
Frauen und Männer gleichermaßen gewalttätig sind; drittens, wenn diese
vorliegen, traut man ihnen immer noch nicht - sie könnten ja getürkt bzw.
erfunden sein. Es gibt letztlich keine Chance, eine so eingefräste Ideologie
wie die des Mannes als (Gewalt-)Täter zu durchbrechen. Der Prozess der
Aufklärung funktioniert plötzlich nicht mehr, weil man - quasi religiös -
alles ablehnt, was nicht zum vertrauten Bestandteil des bisherigen Glaubens
gehört." Solche und ähnliche Erfahrungen machen Männerrechtler bekanntlich
jeden Tag. Unser zine jedenfalls veröffentlicht Joachims Artikel sehr gerne:

"SOLANGE ES NUR EINEN MANN TRIFFT ..."
GESCHLECHTERGEWALT: MYTHEN, TABUS UND IDEOLOGIE

von Joachim Bell

Männer, so scheint es, sind wahre Monster: In jedem dritten Haushalt gebe es
sexualisierte Gewalt, in jedem siebten Vergewaltigungen! Das behauptete
jedenfalls Bundesfamilienministerin Christine Bergmann am 8. März im
Deutschen Bundestag, ohne dass ihr Entrüstung oder gar Gelächter
entgegenschlug. Denn Mann hat sich - nicht nur im Parlament - an die
Tatarenmeldungen gewöhnt, und geht wegen solcher Mitteilungen in tiefer
Demut. Mit der Lebensrealität der betroffen lauschenden Männer und Frauen
hatte die Rede der Bundesministerin nichts zu tun. Das indessen reicht
längst nicht, um Zweifel aufkommen zu lassen. Jeder dritte Mann ein
mindestens gelegentlicher Gewalttäter? "Warum nicht?" schienen die
Bundestagsabgeordneten antworten zu wollen, indem sie Frau Bergmanns
Gewaltlyrik klaglos schluckten. Ein bemerkenswertes Phänomen. Nicht einmal
Bedenken wurden geäußert: Frau Ministerin wird schon wissen, wovon sie
spricht.

Ein sozialdemokratischer Abgeordneter, der einmal dem (frauendominierten)
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend angehörte und damit auch
seiner entsprechenden Fraktionsarbeitsgruppe, gibt im persönlichen Gespräch
zu erkennen, dass die Äußerung von Bedenken gegen den feministischen
Mainstream zumindest in diesem Gremium höchst unerwünscht sind: "Bestenfalls
wirst Du einfach ignoriert." Der Kanzler selbst bezeichnete das dazugehörige
Ministerium mal als das für "Familie und Gedöns". Man muss eine sehr
exponierte Position im sozialdemokratischen Bundesgefüge haben, um solch
despektierliche Äußerungen machen zu können, ohne karrierehemmende
Sanktionen fürchten zu müssen. Denn die Frauen stellen eine Macht dar in der
SPD.

Eine vorherrschende Attitüde der Frauenbewegung ist heute autoritär und
antidemokratisch. Dies rührt aus der Zeit, da sich die Frauen in Vertretung
berechtigter Anliegen mit Vehemenz gegen ein System etablierter
Männerherrschaft wandten. In dieser Situation - als unterdrückte Hälfte der
Gesellschaft - wähnen sich die Frauen bis heute. Die Erfolge der Bewegung
wer-den einerseits selbstbewusst gefeiert. Andererseits ist den bewegten
Frauen klar geworden, wie nützlich der Status als allgemein anerkannte
Gruppe von Unterdrückten ist. In dieser Selbstwahrnehmung haben die Frauen
jene Macht, die sie missbrauchen könnten, noch immer nicht. Dem Erfordernis
des Minderheitenschutzes meinen die Feministinnen sich nicht stellen zu
müssen, weil sie sich ja selbst als unterdrückte "Minderheit" verstehen. Sie
interpretieren ihr eigenes Handeln als Selbstverteidigung unter
quasi-archaischen Verhältnissen - und erwarten gleichwohl wie
selbstverständlich jede Unterstützung seitens des aufgeklärten Teils der
Männerwelt. Der Konsens über geschlechtliche Gleichbehandlung und
Gleichberechtigung besteht längst weit über die Frauenbewegung hinaus. Dies
gleichermaßen zu nutzen wie auch es zu leugnen, das zeichnet einen
fundamentalistischen Feminismus der Gegenwart aus und ist die Grundlage
eines Erfolgs, dem entgegen seinen eigenen Verklärungen längst niemand mehr
im Wege steht.

In dieser Kultur gelten Männer mehr denn je als Täter. Frauen sind
entsprechend die Opfer, Kinder ebenso. Dass Kindesmisshandlung überwiegend
von Frauen verübt wird, wird ent-weder nicht zur Kenntnis genommen oder -
als "höchstwahrscheinlich" nicht sexualisierte Bagatell-Gewalt -
relativiert. Im übrigen sei das doch klar, weil die Mütter ja viel mehr Zeit
mit den Kindern verbringen als die karriere- und joborientierten Männer.
Plötzlich und schlaglichtartig ist Gewalt - für einen ganz kurzen Augenblick
- entschuldbar.

Die ganze Debatte strotzt nur so von Vorurteilen. Was als Bestandteil
autoritären Denkens angeprangert wird, wenn es gegenüber Farbigen,
Behinderten, Arbeitslosen, religiösen Minderheiten, Homosexuellen in
Erscheinung tritt, ist dann legitim, wenn es sich gegen Männer richtet.
Regelmäßige Medienereignisse über vergewaltigte Mädchen sowie voll besetzte
Frauenhäuser scheinen zu bestätigen, was inzwischen zum Grundtheorem einer
fundamental-feministischen Politik geworden ist, die in Deutschland heute
auch Regierungspolitik ist. Männer sollen sich wegen ihres Geschlechts
gefälligst schämen. Unsere oben genannten
Bundestagsabgeordneten sind längst so weit. Kritische Fragen zu stellen,
gilt hier als gleichbedeutend mit der Auflösung der Front für den Schutz von
Frauen und Kindern vor Gewalt. Männer brauchen nicht geschützt zu werden,
sie kommen ebenso ausschließlich als Täter in Frage, wie Frauen (und Kinder)
als Opfer. Männerhäuser gibt es schließlich nicht.

Indessen wären sie möglicherweise notwendig. Wenn man einer Vielzahl
ausländischer Studien - etwa aus den USA, Kanada, Neuseeland oder Dänemark -
Glauben schenken darf, gibt es die eindeutig männliche Rollenzuweisung des
Gewalttäters nicht. Männliche Gewalt hat ein eindeutiges Stigma, weil sie
häufiger als weibliche Gewalt als "sexualisiert" gilt - auch in Zeiten, da
die Mode des Penisabschneidens durch Frauen um sich greift. Die
feministische Theorie über die sogenannte "häusliche Gewalt" jedoch zieht
daraus offenbar den Schluss, dass männliche Gewalt grundsätzlich
"sexualisiert" ist, und dass nur sexualisierte Gewalt wirkliche Gewalt ist.
Die logische Folge: Gewalt ist männlich. Und zwar ausschließlich!

Vor allem aus Amerika gibt es spätestens seit Anfang der achtziger Jahre
Belege für das Gegenteil. Dort ermittelte eine Studie Gewalt gegen den
Partner in sage und schreibe 54 Prozent der lesbischen Beziehungen, aber nur
in 11 Prozent der heterosexuellen Partnerschaften. Stimmen, die darauf
hinweisen, sind in Deutschland
auch heute noch Rufer in der Wüste. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass
man wegen solcher Hinweise einfach ausgelacht wird: Gewalt gegen Frauen ist
eine Tragödie; Gewalt durch Frauen und gegen Männer dagegen ist
Millowitsch-Theater.

"Wider die Nudelholzwitze" nannte der Kriminologe Michael Bock von der
Universität Mainz folgerichtig einen Beitrag, der am 17.02.01 in der FAZ
erschien. "Es sind Frauen und Männer, die so reagieren. Männer in
vermeintlicher Ritterlichkeit oft noch eifriger und eifernder." schreibt
Bock über die Reaktionen, sobald jemand auf Frauengewalt verweist. Den
Meisten ist weder die eine noch die andere Variante der Geschlechtergewalt
persönlich vertraut, die Wenigsten, für die dies ein Thema ist, kennen
gewalttätige Beziehungen aus per-sönlicher Erfahrung. Die eifernde
Selbstgewissheit beruht auf Gesellschaftsbildern, auf Ideologie im
klassischen Sinn. In einem Interview der Marbacher Zeitung vom 7.04.01
stellt der Wissenschaftler fest, dass entgegen den politisch nützlichen
Beteuerungen der beiden Ministerinnen für Justiz und Familienpolitik "nur
wenige Frauen und Männer tatsächlich in relevantem Umfang Opfer häuslicher
Gewalt werden." Allerdings haben die meisten Männer "diese der Realität
überhaupt nicht entsprechende Normalitätsvorstellung genau wie die Frauen
voll verinnerlicht." Teil dieser Normalitätsvorstellung sei der Gedanke,
dass ein männliches Opfer die Tat "verdient" habe, diese also gewissermaßen
eine Form der Verteidigung und damit legitim sei. Täter und Opfer, Ursache
und Wirkung sind damit erfolgreich auf den Kopf gestellt und stellen keine
Hindernisse mehr dar für ein dezidiert männerfeindliches "Weiter-so".

Die "Desinformation der Öffentlichkeit durch die entsprechenden
Funktionsträger in den Ministerien" (Bock) ist durchaus nützlich: "Es gibt
Status, Geld und Stellen zu verteilen im Kampf gegen die häusliche Gewalt."
Ob in diesem Kampf um Pfründe tatsächlich bewusst gelogen wird, mag freilich
bezweifelt werden. Wahrscheinlicher handelt es sich hierbei um ein
"notwendig falsches Bewusstsein", bei dem die eigenen, höchst materiellen
Interessen leicht mit denen der Allgemeinheit in eins gesetzt werden.

Bock zitiert Studien, die längst belegen, dass Männer im gleichen Maße Opfer
häuslicher Gewalt sind wie Frauen. Der Unterschied freilich: "Männer haben
das Nachsehen, wenn sie als Opfer weiblicher Gewalt an die Öffentlichkeit
gehen: Sie riskieren ihr Gesicht, ihre Selbstachtung zu verlieren, falls man
ihnen überhaupt glaubt. Frauen gewinnen hingegen: Aufmerksamkeit, materielle
und emotionale Unterstützung, bessere Chancen in allen familienrechtlichen
Auseinandersetzungen. Ernsthafte Probleme, irgendwen von ihrem Opferstatus
zu überzeugen, haben sie nicht."

So kann die Bundesjustizministerin ohne große Gegenrede auch aus dem
bürgerlichen Lager ein "Gesetz zur Verbesserung des zivilrechtlichen
Schutzes bei Gewalttaten und Nachstellungen sowie zur Erleichterung
der Überlassung der Ehewohnung bei Trennung" in einer Pressemitteilung ihres
Hauses vom 16. März 2000 vorstellen - unter der Überschrift: "Frauen und
Kinder werden besser vor Gewalt geschützt - der Schläger muss gehen, die
Geschlagene bleibt."

Die politisch korrekte Etikette gebietet es heute jedoch auch im Deutschen
Bundestag, die männliche Form in öffentlichen Dokumenten nicht mehr einfach
generalisierend zu verwenden. Eine Errungenschaft der Frauenbewegung! Gerade
die Frauen der rot-grünen Koalitionsfraktionen haben sich in der
Vergangenheit stets mit Beschwerden geäußert, wo diese unzulässige
Generalisierung in den letzten Jahren dennoch geschah. Doch offenbar haben
feministische Prinzipien nur dann Geltung, wenn sie in der Praxis nicht zum
Nachteil von Frauen geraten. "Bürgerinnen und Bürger", "Kolleginnen und
Kollegen", "Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer" - das gehört sich so und
wird, wenn nötig, eingeklagt. Die Konsequenz, dann auch von "Täterinnen und
Tätern" zu sprechen, bringen die Frauen nicht auf - und kein Mann im Hohen
Haus merkt was!

Selbst wenn häusliche Gewalt tatsächlich überwiegend von Männern ausginge,
müsste ein Gesetz zum Schutz vor Gewalttaten so formuliert sein, dass auch
Gewalttäterinnen davon eindeutig angesprochen werden. Tatsächlich ist in dem
vorliegenden Entwurf ausschließlich von "Tätern" die Rede. Aufgrund der im
Bundestag inzwischen als verbindlich geltenden Sprachregelung kann man dies
nur als einen Verstoß gegen jeden der drei Absätze des Artikels 3 des
Grundgesetzes werten. Die Chuzpe, mit der dieser begangen wird, mag immerhin
Bewunderung abnötigen.

Dass der Inhalt des angesprochenen Gesetzes zum Schutz der geschlagenen
Frauen vor den prügelnden Männern obendrein die Unschuldsvermutung bis zum
Beweis des Gegenteils außer Kraft setzt, lässt den Verstoß gegen die
selbstgesetzten Sprachregelungen allerdings als Petitesse erscheinen. Denn
hier kommt eine neue Art des Standrechts zum Tragen. Lediglich der
CDU-Abgeordnete Ronald Pofalla wagte in der Ersten Lesung des Gesetzes im
Bundestag am 8. März 2001 dezent anzudeuten, dass in familienrechtlichen
Auseinandersetzungen häufig gelogen wird, dass sich die Balken biegen.
Phasenweise wurde in den 90er Jahren in 40 Prozent der gerichtlichen
Sorgerechtsverfahren der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs erhoben - in nur
wenigen Fällen erwies er sich als berechtigt, in fast allen Fällen war er
für die Frauen, die ihn gegen die Väter erhoben, nützlich. Gerade in einem
Teil dieses Rechtsbereiches die Unschuldsvermutung jetzt teilweise außer
Kraft zu setzen, ist mehr als bedenklich. Bei der Güterabwägung wurde
mindestens ein Kind mit dem Bad ausgeschüttet. Ein grundlegendes Prinzip
zivilisierter Rechtsauffassung wird zur Disposition gestellt.

Die SPD-Abgeordnete Margot von Renesse ficht dies nicht an. Die frühere
Familienrichterin, Berichterstatterin ihrer Fraktion zu diesem Gesetz,
äußerte im Deutschen Bundestag am 8. März 2001 in einer Kurzintervention die
Auffassung, um des Schutzes der Frauen und Kinder willen müsse man in Kauf
nehmen, dass es schon mal einen Unschuldigen trifft. Man mag hinzufügen:
solange es nur ein Mann ist!

Dem Einwand, dass Lügen und Diffamierungen in familien- und sorgerechtlichen
Verhandlungen an der Tagesordnung sind, wollte Frau Renesse so nicht
zustimmen: "Wir sind uns zunächst einmal darin einig, dass in diesen Fällen
mit hoch emotionalisierten Auseinandersetzungen - ich will nicht sagen:
gelogen wird - Wahrnehmungsverzerrungen auf beiden Seiten stattfinden. (...)
Auf der anderen Seite hoffe ich, dass wir uns auch darin einig sind, dass
die Gefahr größer ist, wenn jemand weiter geprügelt wird, und sie nicht so
groß ist, wenn jemand ohne Kinder kurzfristig vor einer Türe steht, durch
die er bei Richtigstellung aller Vorwürfe wieder gehen kann."
(Plenarprotokoll der 155. Sitzung des 14. Deutschen Bundestages, S. 15199)

Wer Erfahrungen mir solchen Auseinandersetzungen hat, mag die scheinbare
Blauäugigkeit der erfahrenen Abgeordneten, die seit elf Jahren im Bundestag
sitzt, kaum glauben. Aber selbstverständlich weiß sie als Familienrichterin,
dass es illusorisch ist, dass der betroffene Mann nach Erweis seiner
Unschuld - mir nichts dir nichts - wieder in seine Wohnung einzieht -
womöglich mit einem fröhlichen "Hallo Schatz!" auf den Lippen. Ob es ihm
überhaupt gelingt, seine Unschuld zu beweisen, ist bereits fraglich. Bernd
Herbort, der 1996 mit dem Buch "Bis zur letzten Instanz" an die
Öffentlichkeit trat und ein acht Jahre langes Martyrium schildert, nachdem
ihn seine Exfrau des sexuellen Missbrauchs an der gemeinsamen Tochter
bezichtigte, bis es ihm endlich gelang, seine Unschuld zu beweisen, kann ein
Lied davon singen. Und mit ihm wahrscheinlich Tausende von Männern, denen es
ähnlich ergangen ist.

Diese Art von Gewalt wird von den engagierten Frauen- und
Kinderschützerinnen nie zitiert. Für sie ist die Geschichte eine
Aneinanderreihung männlichen Versagens, von Kaiser Nero über Hitler und
Stalin bis zu den Ayatollahs. Lasst erst mal die Frauen ran, dann wird es
Unmenschlichkeit, Kriege und Intoleranz nicht mehr geben! So als hätte nicht
Margaret Thatcher den Falkland-Krieg geführt oder Hilde Benjamin in der DDR
selbst Minderjährige wegen politischer Abweichung hinrichten lassen.

Frauen, so will uns der Feminismus weismachen, sind die besseren Menschen.
Hunderttausende von Vätern, denen sorgeberechtigte Mütter den Umgang mit
ihren eigenen Kindern verweigern - gegen geltendes Recht, aber ohne
Konsequenzen - sind inzwischen anderer Meinung. Diese Männer können es auch
nur als eine besondere Perfidie ansehen, wenn dieselbe Familienministerin,
die ihnen noch soeben attestiert hat, dass jeder dritte von ihnen ein
Gewalttäter ist, "mehr Platz für Väter" fordert. Wie kann sie das eigentlich
verantworten? Müssten diese Kampfhunde in Menschengestalt nicht recht
eigentlich in Käfigen gehalten werden? Wie kommt Frau Bergmann dazu, eine so
gefährliche Spezies wie Männer nun plötzlich auf kleine Kinder loslassen zu
wollen?

Falsche Beschuldigungen, ein Denunziantentum der übelsten Art, gezielte
Entfremdung der Kinder gegenüber ihren Vätern, materielle Ausbeutung mit
Hilfe eines Unterhaltsrechts, das Prämien aussetzt auf die Zerstörung von
Familien - das ist die trostlose Bilanz, die die Selbsthilfe- und
Beratungsorganisationen der Väter heute ziehen. "Väter sind heute die Ärsche
der Nation," sagt einer unverblümt, der seine beiden Kinder seit über zehn
Jahren nicht mehr gesehen hat - gleichwohl aber Unterhalt für sie zahlen
muss.

Beim Unterhalt stehen die Väter gleich am nächsten Pranger. Als
Unterhaltsflüchtige werden oft genug auch die beschimpft, die selbst nicht
mehr zahlen können, weil ihnen gerade noch das Existenzminimum bleibt. Auf
70 Prozent schätzt Eckhart Pick, Staatssekretär im Bundesjustizministerium,
den Anteil derer an den Unterhaltsschuldnern. Dass die Neigung, sich "klein
zu rechnen", wo das möglich ist, vor allem bei den Vätern wächst, die ihre
Kinder nicht mal sehen dürfen, sollte überdies niemanden wundern. Um all
diese Missstände weiß ein Staat, der geschiedene Väter flugs wieder in der
höchsten Steuerklasse 1 verbucht, um sie anschließend mit anklagendem
Zeigefinger zu fragen, warum sie sich so verantwortungslos und knauserig
gegenüber ihren Kindern und Familien verhalten. So als könne man eine Kuh
auf halbe Ration setzen, und dann die doppelte Menge Milch von ihr erwarten!
Man möchte es als staatliche Wegelagerei bezeichnen: Dem armen Tropf, der
jetzt zwei Haushalte finanzieren soll, wird das Geld gekürzt, die Steuer
erhöht, und anschließend wird er auch noch als verantwortungsloses Scheusal
präsentiert. Dass einem geschiedenen Familienvater in aller Regel gerade
noch ein Selbstbehalt in Höhe von 1.640 Mark bleibt, wissen vielleicht nur
die Wenigsten, die empört nach Luft schnappen, wenn wieder einmal Männer
wegen des tatsächlichen oder angeblichen Elends der Alleinerziehenden auf
der Anklagebank sitzen.

Viel wäre schon erreicht, wenn Väter grundsätzlich - ob verheiratet oder
nicht - nach der Trennung ein gleichberechtigtes Sorgerecht für ihre Kinder
hätten. Die Novelle des Kindschaftsrechts von 1998 wollte darauf hinaus -
und scheiterte kläglich an der mangelnden Bereitschaft der Mütter, die sich
allen Erkenntnissen der Wichtigkeit der Väter für die Entwicklung des
Nachwuchses allzu oft versperren. Es waren (natürlich!) amerikanische
Studien, die belegten, dass sorgeberechtigte Väter mehr für ihre Kinder tun.
Viele Männer wären bereit, sich für ihre Kleinen ein Bein auszureißen. Aber
vielleicht bereitet es gerade deshalb vielen Frauen so ein diebisches
Vergnügen, sie in den Augen und Köpfen ihrer Kinder langsam sterben zu
lassen.

Das gilt den frauenbewegten Ministerinnen Bergmann und Däubler-Gmelin nicht
als Gewalt! Aber wenn die Männer nur halb so gewalttätig wären, wie diese
beiden Damen gerne behaupten, dann würden sehr viele von ihnen auf diese
Erniedrigungen wohl anders reagieren. ---

Soviel für diese Ausgabe. Herzlicher Gruß an euch alle

Arne


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