Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Besonnenheit

Sven ⌂, Wolfsburg, Tuesday, 07.02.2012, 15:59 (vor 4462 Tagen) @ Mus Lim

Mir geht es nicht darum, der Frau Ebeling irgendetwas zu unterstellen,
aber ich stelle die Bedenkenlosigkeit in Frage, mit der hier im Forum
Ebeling davon bedenkenlos freigesprochen wird.

Das ist durchaus legitim, da die Freisprechung derzeit ebenso substanzlos ist wie die Vorverurteilung.

Und seien wir doch bitte nicht politisch naiv. Die in den Beiträgen
vorgetragene Empörung ist doch scheinheilig.

Vielleicht ist sie das. Vielleicht liegt es aber auch eher am Grad der thematischen Involvierung. Wer sich in der Männerbewegung nur am Rande beheimatet sieht, wird seine Hemmschwelle eher bei der Verletzung zwischenmenschlicher Regeln verorten. Regeln, die unser Gegner freilich seit Jahrzehnten ignoriert.

Ich kann weder eine solche Naivität übel nehmen noch die Ernsthaftigkeit, mit der ein langjährig Involvierter sich dem durchaus ernstzunehmenden Gegner widmet.

Und die Idee, dass Monika Ebeling ein "unmoralisches" Angebot bekommt,
finde ich gar nicht so abwegig. Ich habe in meinem Beitrag ausgeführt,
stünde ich auf der Seite der Feministen, würde ich so handeln. Besser
könnten die 100.000 Euro im Jahr gar nicht angelegt sein.
Die Gegenseite gibt jährlich Abermillionen für männerfeindliche
Programme und Institutionen aus, warum also nicht auch das?

Jeder Mensch ist käuflich, nur der Betrag variiert. Bleibt nur die Frage, warum dafür exemplarisch Frau Ebeling herhalten musste. Wäre es nicht möglich gewesen, diese Strategie des Gegners (als welchen Sie ja ebenfalls nicht Frau Ebeling anpeilen) ohne exemplarisches Beispiel auszuführen?

Unschuldsvermutung.
Das ist absoluter Blödsinn. Die Unschuldsvermutung gilt vor Gericht. Hier
ist aber niemand angeklagt.

Das ist nur de jure richtig. Die Rechtsprechung und insbesondere solche Rechtsgrundsätze haben stets auch eine ethische Komponente. Ignoriert man das, kann jeder herumlaufen und jedwede Person aufgrund von nicht bewiesenen Sachverhalten beschuldigen und verurteilen. Das führt dazu, dass manch einer es gar nicht mehr zum Prozess schafft oder aber wie im Falle Kachelmann trotz erfolgten Freispruches ihn der Mob nachwievor für schuldig hält. Das führt dazu, dass sich wie im Fall Hoffmann ein "virtueller Lynchmob" bildet, der zwar nichts weiß, aber jede Menge zu sagen hat. Und natürlich wird die Justiz solch gesellschaftlichen Verhältnissen früher oder später Rechnung tragen und die Rechtssprechung der gesellschaftlichen Realität anpassen, wie beim Gewaltschutzgesetz geschehen - wenngleich aus anderen Gründen.

Und deshalb ist es reichlich kurz gedacht, lediglich die juristische Komponente eines Gesetzes zu beachten, insbesondere wenn es sich um jahrtausendealte Rechtsgrundsätze handelt, bei denen Rechtsphilosophie durchaus noch eine Rolle spielte.

Hier werden allenfalls mögliche politische Szenarien durchgespielt. Das
ist legitim und da darf man sich auch keine Denkverbote auferlegen lassen.

Ich habe nirgendwo jemandem ein Denkverbot auferlegt, noch wäre ich in der Position dazu. Es stellt sich eher die Frage nach dem Selbstverständnis. Es stellt sich etwas schwierig dar, einerseits beim Gewaltschutzgesetz die Wiedereinführung der Unschuldsvermutung zu fordern, andererseits jenes Recht anderen nicht zuzugestehen. Glücklich ist jener, der das mit sich vereinbaren kann - und will.

jetzt ein schwerwiegendes Problem: Der Umgang mit Gleichgesinnten, die von
der eigenen Linie um nur ein Quota abweichen.
Das Problem ist ja noch schwerwiegender: Es gibt ja kaum Gleichgesinnte.
Es grenzt sich ja reflexhaft jeder von jedem ab. Dieser und der
Gesprächsfaden "Ebeling" belegen das ja gerade wieder.

Ja, und mir geht dafür ehrlich gesagt jedes Verständnis ab. Wer zwanghaft nach Menschen sucht, die völlig seiner Meinung sind, bleibt am Ende alleine.

der Erste und es wäre äußerst unschön, ließe man bei Monika Ebeling
ein ähnliches Szenario zu.
Das Problem habe ich ja adressiert. Arne Hoffmann habe ich auch als
Beispiel benannt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass gerade die, welche
M.E. so hier so sakrosankt stellen, diejenigen sein werden, die am
lautesten "Verräterin" schreien werden.

Davon ist auszugehen. Ich würde es jedoch begrüßen, wenn die Begriffswahl eine Nummer kleiner als "Verräter" auf der einen und "sakrosankt" auf der anderen Seite ausfallen könnte. Denn ganz gleich welchen Sockel jeder persönlich für Frau Ebeling schnitzt, sie kann ihm nicht gerecht werden. Insbesondere da die Ansichten Frau Ebelings schon zuvor bekannt waren, kann man sich letzthin nur über eines wundern: Den Sockelbau nämlich.


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