Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Einige Fragezeichen... (Projekte)

T.R.E.Lentze, Wednesday, 26.08.2009, 06:32 (vor 5358 Tagen) @ Mars

Ich habe jetzt die Quelle als Fußnote eingetragen:
http://www.vafk-schwaben.de/downloads/Beschneidung.pdf

Das ist gut so! Und am besten noch die Seitenangabe, nämlich Seiten 59 und 60.

Allerdings sollte man sich auf die dort veröffentlichten Diagramme nicht unbedingt verlassen. Sie sind ungenau. Diejenigen Länder Westafrikas, für welche "Islamic child circumsision prevalent" angegeben ist, sind nämlich höchstens zur Hälfte islamisch, und zwar dann im nördlichen Bereich. Im südlichen, d.h. küstennahen Bereich ist Westafrika eher christlich und animistisch. Das sind auch die Kernzonen des Matrizentrismus und also der weiblichen Beschneidung. Wobei ebenso häufig aber das Gegenteil vorkommt: Die Schamlippen werden über Jahre hinaus so in die Länge gezogen, daß sie heraushängen! Ob Beschneidung oder Verlängerung, das variiert von Stamm zu Stamm.

"Gründe u. a.: Um für Frauen attraktiver zu sein, um sie besser
befriedigen zu können."

Das sind eigentlich zwei sehr verschiedene Motive: Attraktivität, die aus der Einhaltung traditioneller Regeln folgt, also aus der Zugehörigkeit; und eine Frau individuell befriedigen zu wollen/sollen/müssen. - Die speziellen Riten, die du angibst, sind für Ethnologen interessant, aber doch sehr speziell!

Medizinisch - ja. Wichtig für den rechtlichen Aspekt bei uns.

Ethnologisch

jedoch nicht richtig.

Wie meinst du das?

Beides tut weh, insofern vergleichbar. Aber die Traditionen weiblicher und männlicher Beschneidung sind -naja, sie sind auch vergleichbar, aber sehr ungleich. Denn matriarchale Bräuche sind nicht schriftlich fixiert; keine der Beschneiderinnen wird uns sagen können, warum sie beschneidet. Sie würde immer sagen: "Das war schon immer so." Und die Schamlippen-Langzieherinnen würden auch sagen: "Das war schon immer so." - Dagegen geht die männliche Beschneidung zumindest im Islam auf überlieferte Vorschriften zurück.


Noch was:

Wenn man muslimische Jungen fragt, ob sie die Beschneidung "wollen", dann ist das eigentlich gemeinschafts- und kultur-gefährdend. Denn einerseits will natürlich jeder Mensch dem Schmerz ausweichen, also auch der Beschneidung. Anderseits würde ein unbeschnittener Muslim sich aus seiner Gemeinschaft nicht nur ausgestoßen fühlen; er würde ausgestoßen sein.

Die Selbstbestimmung, wie sie bei uns durch Kulturzerfall irreversibel notwendig geworden ist, wird hier einfach auf bestehende Kulturen übertragen, so als sei gut für sie, was gut für uns sei.

Sehr interessant auch der Einzelnachweis (15.) mit dem Titel: "Genitalverstümmelung: Rache der Beschneiderinnen." Da sieht man, daß die weibliche Beschneidung nicht nur durch Frauen erfolgt, sondern - vor Allem - von Frauen gewollt ist. Sie ist ein Kulturbestandteil. Warum maßen sich einige Leute ein, die Vertreter anderer Völker belehren zu müssen? Wenn es darum geht, Menschen vor sich selbst bzw. vor ihren Bräuchen zu schützen, dann müßten gerade viele unserer zweifellos schädlichen und gefährlichen Gewohnheiten verboten und ihre Ausübung unter Strafe gestellt werden.


Das Kernproblem ist doch dieses:

Feministen haben eine neue Facette des weiblichen Opfer-Seins entdeckt. Nicht bei uns, aber anderswo. Schlimm genug, daß sie Frauen anderer Völker "belehren" wollen, wollen sie jetzt auch noch uns Männer belehren: "Frauen sind überall die Leidtragenden; und ihr habt es zugelassen, ja ihr zieht Vorteile daraus!"

Maskulisten reagieren jetzt so, daß sie antworten: "Nein nein, wir haben dasselbe Problem doch auch. Bei uns ist es sogar viel weiter verbreitet. Die eigentlichen Opfer der Beschneidung, das sind wir!"

Stimmt ja auch. Ich neige allerdings dazu, umgekehrt zu argumentieren: Frauen, löst euer Problem unter euch. Und wir Männer lösen unser Problem unter uns.

Ob Frauen sich beschneiden, sich zu Tode fressen, oder ob sie sich durch den Feminismus in die (Alters-)Einsamkeit treiben: sie werden immer Opfer männlicher Gleichgültigkeit sein wollen. Wir sollten ggf. mehr Härte, ja Zynismus entwickeln und sagen: "Belästigt uns nicht in unserer Verantwortung, die wir in unserer Arbeit für die Erhaltung der Zivilisation ausüben. Kinder und Frauen gehören nicht auf die Baustelle!"

Wir können also - entweder - der Tatsache der weiblichen Beschneidung die der männlichen Beschneidung gegenüberstellen, und somit den Vorwurf neutralisieren. Oder - wir können sagen: Das sind doch Probleme, welche von den Geschlechtern jeweils für sich entschieden werden müssen.

Das soll aber kein Einwand sein gegen einen Artikel, wie du ihn geschrieben oder redigiert hast!

Gruß
Student


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