Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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OT: Evolutionisten gegen Kreationisten usw.

Ekki, Friday, 27.10.2006, 21:19 (vor 6546 Tagen)

Lest mal hier:

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,443917,00.html

Gruß

Ekki

--
Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.

OT: Evolutionisten gegen Kreationisten usw.

Sven ⌂, Wolfsburg, Friday, 27.10.2006, 22:05 (vor 6546 Tagen) @ Ekki

Lest mal hier:

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,443917,00.html

Gruß

Ekki

Hallo Ekki,

interessant, was sich dort entwickelt. Und ich würde lügen, wenns mir als überzeugtem Attheist nicht eine gewisse Schadenfreude entlockte. Allerdings zweifel ich doch ein wenig an den Absichten des Herrn Dawkins, denn so einfach dürften die Gründe für die Entstehung von Religionen wohl nicht sein. Ich sehe das allerdings ähnlich in Bezug auf die Aussage, der Glaube sei gefährlich, denn was man nicht beweisen oder widerlegen kann, ist gegen jedwede rationale Diskussion immun - entweder man glaubt es oder nicht. Und das bietet doch immer wieder Nährboden für fanatische Überzeugungen, auch wenns der Glaube selber gar nicht hergeben mag.

Dass Moral und Altruismus im großen Stil aber auch ohne Religion möglich sein sollen, halte ich dann doch für etwas fragwürdig... Zu solchen Wertmaßstäben sind im Grunde nur Grundsätze fähig, die über Jahrhunderte oder Jahrtausende Bestand haben. Und wer soll die setzen? Am Ende der Staat vielleicht? Da bin ich doch ziemlich skeptisch, denn selbst im heutigen Deutschland sieht man ja recht gut, dass man zwar wohl auf den Glauben verzichten könne, aber ohne die Kirchen läuft im sozialen Bereich dann doch reichlich weniger.

Bezeichnend finde ich jedoch den Beginn des Artikels (auch um wieder on topic zu kommen):

"Der Gott aus dem Alten Testament ist ein frauenfeindlicher, homophober, rassistischer, völkermordender, sadomasochistischer, unberechenbar bösartiger Tyrann."

Völkermord und Rassismus sind also offenbar weniger erheblich als negative Attribute als das Totschlagargument "frauenfeindlich" - das spricht doch Bände ;)

Gruß,
Sven

OT: Evolutionisten gegen Kreationisten usw.

Ekki, Monday, 30.10.2006, 13:20 (vor 6543 Tagen) @ Sven

Hallo Sven!

Ich sehe das allerdings ähnlich in Bezug auf die Aussage, der

Glaube sei gefährlich, denn was man nicht beweisen oder widerlegen kann,
ist gegen jedwede rationale Diskussion immun - entweder man glaubt es oder
nicht. Und das bietet doch immer wieder Nährboden für fanatische
Überzeugungen, auch wenns der Glaube selber gar nicht hergeben mag.

Eben!!! Und wenn es jetzt in den Medien heißt, daß "Lebensthema" von Bendikt-Ratzinger sei "die Verbindung zwischen Glauben und Vernunft", dann kann man dazu nur konstatieren, daß der Mann sein Leben damit verbracht hat, darüber nachzusinnen, wie man den Leuten den Verstand vernebeln kann.


Dass Moral und Altruismus im großen Stil aber auch ohne Religion möglich
sein sollen, halte ich dann doch für etwas fragwürdig... Zu solchen
Wertmaßstäben sind im Grunde nur Grundsätze fähig, die über Jahrhunderte
oder Jahrtausende Bestand haben. Und wer soll die setzen? Am Ende der
Staat vielleicht? Da bin ich doch ziemlich skeptisch, denn selbst im
heutigen Deutschland sieht man ja recht gut, dass man zwar wohl auf den
Glauben verzichten könne, aber ohne die Kirchen läuft im sozialen Bereich
dann doch reichlich weniger.

Moral und Altruismus sind ebenso wie ihre Gegensätze nicht auf eine wie auch immer geartete Religion, Philosophie oder Weltanschauung beschränkt.

Es bleibt ein großes Rätsel, warum ein Mensch gegenüber seinen Mitmenschen so handelt, wie er handelt.

Bis Anfang des 20. Jh. konnte man die Illusion haben - und viele haben sie gehegt! - daß mit der Überwindung der Religion auch Haß und Fanatismus verschwänden.

Der "wissenschaftliche Atheismus" hat die Menschheit in kürzester Zeit auf das Grauenhafteste eines Schlechteren belehrt.

Schlimm nur:

Auch nach dieser historischen Erfahrung gibt es noch mehr als genug Menschen, die wie die Hornochsen in irgendwelchen Religionen oder Ideologien mittrotten, anstatt endlich zu der Haltung zu gelangen:

"Tue in deinem eigenen Leben nach Kräften Gutes allen Menschen, denen Du begegnest - da hast du genug zu tun."

Gruß

Ekki

--
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OT: Evolutionisten gegen Kreationisten usw.

Sven ⌂, Wolfsburg, Wednesday, 01.11.2006, 13:02 (vor 6541 Tagen) @ Ekki

Hallo Ekki!

Moral und Altruismus sind ebenso wie ihre Gegensätze nicht auf eine
wie auch immer geartete Religion, Philosophie oder Weltanschauung
beschränkt.

Es bleibt ein großes Rätsel, warum ein Mensch gegenüber seinen
Mitmenschen so handelt, wie er handelt.

Ich denke schon, dass ein sich selbst reflektierender Mensch über seine Beweggründe Bescheid wissen "kann". Allerdings ist es sehr unwahrscheinlich, dass dies wirklich auf alle Gebiete zutrifft, denn allzuviele Erfahrungen prägen im Menschen Reaktionen, die völlig unreflektiert geschehen. Ebenso wird fast jeder Mensch sich beizeiten "Glaubenssätze" zulegen - aus, wie du schon richtig sagst, unterschiedlichsten Quellen.

Bis Anfang des 20. Jh. konnte man die Illusion haben - und viele
haben sie gehegt! - daß mit der Überwindung der Religion auch Haß und
Fanatismus verschwänden.

Der "wissenschaftliche Atheismus" hat die Menschheit in
kürzester Zeit auf das Grauenhafteste eines Schlechteren belehrt.

Es scheint, als ob der Mensch ohne einen wie auch immer gearteten Glauben nicht auskommt. Das ist meiner Meinung nach aber auch nicht allzu verwunderlich: Der Mensch besteht nicht nur aus Vernunft allein, er hat auch noch Instinkte, Gefühle, "unvernünftige" Empfindungen. Und in der Tat kann ein Glaube unglaublich positive Empfindungen hervorrufen. Und selbst wenn man genau weiß, dass dieser Glaube rational keine Basis hat, so glaubt man doch trotzdem gerne, weil das Ergebnis dieses Glaubens einen (emotional) positiv stimmt.

Mit dem Wegfall von Religiösität nimmt man sich dann einer "Ersatzreligion" an - wie geschehen bei zahllosen Ideologien mit katastrophalen Auswirkungen.

Schlimm nur:

Auch nach dieser historischen Erfahrung gibt es noch mehr als genug
Menschen, die wie die Hornochsen in irgendwelchen Religionen oder
Ideologien mittrotten, anstatt endlich zu der Haltung zu gelangen:

Die Menschen werden wohl immer ihr Heil in irgendwelchen Bewegungen suchen. Meist sind sie nicht mal in der Lage, Parallelen zu Ideologien zu erkennen, die man jedoch eigentlich als "schlecht" einordnet. Sich einen Glauben "vordenken" zu lassen, ist komfortabel, befreit von Selbstverantwortung und verschafft das Gefühl, zu den "Guten" zu gehören. Was sicherlich nicht für alle gilt, doch im Großteil der so genannten "Gläubigen" wohl zu finden ist.

"Tue in deinem eigenen Leben nach Kräften Gutes allen Menschen,
denen Du begegnest - da hast du genug zu tun."

Ist das nicht selbst wieder ein Glaubenssatz? Geht es dabei nicht auch wieder darum, ein Gefühl der Nächstenliebe zu praktizieren oder so zu handeln, dass man sich selbst als "gut" bezeichnen kann? Nicht, dass ich diesem Satz widersprechen möchte, aber diese Fragen stellen sich mir da schon. Weißt du, ich habe auch gar nichts dagegen, wenn die Menschen sich selbst einen Glauben auferlegen - egal ob dieser aus Religion, persönlichen Werten, einem Ehrgefühl oder anderen Quellen stammt. Die Sache wird für mich erst dann brenzlig, wenn diese eigene Überzeugung dazu benutzt wird, anderen zu erzählen, was diese zu glauben hätten.

In diesem Zusammenhang übrigens noch recht interessant:

http://www.zeit.de/online/2006/44/Kreationisten

Die hessische Kultusministerin Karin Wolff möchte gerne in den Biologieunterricht die Schöpfungslehre der Bibel einbringen. Und - oh Wunder - die Dame ist Religionslehrerin...

Gruß,
Sven

Evolutions-Beweise:

Martin, Mittlerer Neckar / Filder, Friday, 27.10.2006, 23:26 (vor 6546 Tagen) @ Ekki

Die Evolutions-"Theorie" ist 101 fach bewiesen:

- Die klassische Einteilung in Verwandtschaften nach morphologischen und anatomischen Kriterien hat sich nachträglich nach Genanalysen weitgehend bestätigt

- Arten sind veränderbar, das zeigt sich in der Tier- und der Pflanzenzüchtung, wobei die gleichen Mechanismen wie in der Natur wirken, nur dass gezielt durch Menschen und nicht durch Umwelteinflüsse ausgelesen wird

- Nukleotidsequenzen sind veränderbar, das zeigt sich in der Gentechnik, die die gleichen Mechanismen anwendet wie in der Natur, nur dass hier keine zufälligen Mutationen sondern gezielte Gentransfers wirken

- Jede Art hat zahlreiche funktionslose Rudimente, die auf Vorfahren schließen lassen. Beim Menschen z. B.: Kiemenspalten im Embryonalstadium, Blinddarm, Zehen, Steißbein, Nickhaut, Körperbehaarung, Ohrenmuskeln, Kommentkampf etc.

- Auftreten von Atavismen, also von Merkmalen, die die Art eigentlich schon abgestoßen hat, vereinzelt bei Individuen aber wieder hervor treten. Beim Menschen z. B.: Kiemenspalten, dichtes Fell, Schwanz, lange Eckzähne etc.

- Beobachtbare Anpassungen, z. B. Löwenzahn, der örtlich flach am Boden liegende, kleine Blätter entwickelt hat, die vom Rasenmäher nicht erfasst werden können.

- Radiation (z. B. Spezialisierung der Darwinfinken auf den Galapagos-Inseln)

- Ausfüllen leerer ökologischer Nischen, z. B. wurde nach dem Aussterben der Großechsen zu Beginn der Erdneuzeit diese Lücke durch die Säuger gestopft, die bis dato nur Dachsgröße hatten

etc.

Evolutions-Beweise:

Nihilator ⌂, Bayern, Friday, 27.10.2006, 23:51 (vor 6546 Tagen) @ Martin

Die Evolutions-"Theorie" ist 101 fach bewiesen:

- Die klassische Einteilung in Verwandtschaften nach morphologischen und
anatomischen Kriterien hat sich nachträglich nach Genanalysen weitgehend
bestätigt

- Arten sind veränderbar, das zeigt sich in der Tier- und der
Pflanzenzüchtung, wobei die gleichen Mechanismen wie in der Natur wirken,
nur dass gezielt durch Menschen und nicht durch Umwelteinflüsse ausgelesen
wird

- Nukleotidsequenzen sind veränderbar, das zeigt sich in der Gentechnik,
die die gleichen Mechanismen anwendet wie in der Natur, nur dass hier
keine zufälligen Mutationen sondern gezielte Gentransfers wirken

- Jede Art hat zahlreiche funktionslose Rudimente, die auf Vorfahren
schließen lassen. Beim Menschen z. B.: Kiemenspalten im Embryonalstadium,
Blinddarm, Zehen, Steißbein, Nickhaut, Körperbehaarung, Ohrenmuskeln,
Kommentkampf etc.

- Auftreten von Atavismen, also von Merkmalen, die die Art eigentlich
schon abgestoßen hat, vereinzelt bei Individuen aber wieder hervor treten.
Beim Menschen z. B.: Kiemenspalten, dichtes Fell, Schwanz, lange Eckzähne
etc.

- Beobachtbare Anpassungen, z. B. Löwenzahn, der örtlich flach am Boden
liegende, kleine Blätter entwickelt hat, die vom Rasenmäher nicht erfasst
werden können.

- Radiation (z. B. Spezialisierung der Darwinfinken auf den
Galapagos-Inseln)

- Ausfüllen leerer ökologischer Nischen, z. B. wurde nach dem Aussterben
der Großechsen zu Beginn der Erdneuzeit diese Lücke durch die Säuger
gestopft, die bis dato nur Dachsgröße hatten

etc.

Alles richtig, und -vorausgeschickt- ich hänge der Evolutionstheorie ja selbst auch an.
Nur: Beweise sind das allesamt nicht. Denke Dich in einen Schöpfungsgläubigen hinein und gehe die Liste Punkt für Punkt durch. Es wird Dir nicht schwer fallen, sie im Einklang mit kreationistischen Vorstellungen zu erklären.

Zu dem Punkt

- Arten sind veränderbar, das zeigt sich in der Tier- und der
Pflanzenzüchtung, wobei die gleichen Mechanismen wie in der Natur wirken,
nur dass gezielt durch Menschen und nicht durch Umwelteinflüsse ausgelesen
wird

ist zu sagen, daß es m.W. nicht ein einziges bekanntes Beispiel für das Überspringen einer Artengrenze, ob durch Züchtung oder in der Natur, gibt. Auch der putzigste Pekinese oder drolligste Neufundländer gehören immer noch zur Art Canis lupus, dem Wolf. Gleiches gilt für alle anderen Haustiere und ihren wilden Vorläufer.

Das sind so die Probleme mit Darwin..


Gruß,
nihi

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


[image]

Evolutions-Beweise:

Martin, Mittlerer Neckar / Filder, Saturday, 28.10.2006, 00:34 (vor 6546 Tagen) @ Nihilator

ist zu sagen, daß es m.W. nicht ein einziges bekanntes Beispiel für das
Überspringen einer Artengrenze, ob durch Züchtung oder in der Natur, gibt.

Gibt es schon: Möven z. B. haben sich zirkumpolar ausgebreitet und konnten sich beim Lückenschluss nicht mehr mit den Alteingesessenen paaren --> neue Art!
Dass es keine mathematischen Beweise gibt ist schon klar. Mit Beweise meinte ich jetzt auch die drückende Indizienkette.
Und Kreationisten werden auf jedes Indiz eine passende Antwort haben, da sind die echt kreativ!
Beliebtes Beispiel bei denen ist ja das Wirbeltierauge, das unbedingt einem schöpferischen Plan entsprungen sein muss, da diese Perfektion unmöglich sich entwickelt haben kann und da nur das Auge als Ganzes und nicht als Teil (im Übergangsstadium) tauglich ist.
Dabei ist gerade das Auge ein Musterbeispiel der Evolutionslehre: Es hat sich aus Becheraugen entwickelt, die nur Hell/Dunkel unterscheiden können und daher ein Richtungssehen ermöglichen, was auch seinen Zweck hat. Und es ist ein sogenanntes inverses Sinnesorgan, da die Lichtstrahlen erst eine Schicht Nervenzellen durchdringen müssen, ehe sie auf die Sinneszellen treffen. Ein Auge nach Plan hätte das gar nicht nötig. Da wären die Strahlen gleich auf die Sensorzellen getroffen. Außerdem gibt es mehrere konvergente Entwicklungen, wie z. B. das (everse!) Weichtierauge (Kopffüßer), das dem Wirbeltierauge funktional entspricht, aber nicht mit ihm verwandt ist.
Solche und ähnliche Scherze findest du bei den Spinnern zuhauf. Macht echt Spaß mit denen...

Evolutions-Beweise:

Nihilator ⌂, Bayern, Saturday, 28.10.2006, 00:59 (vor 6546 Tagen) @ Martin

ist zu sagen, daß es m.W. nicht ein einziges bekanntes Beispiel für das
Überspringen einer Artengrenze, ob durch Züchtung oder in der Natur,

gibt.

Gibt es schon: Möven z. B. haben sich zirkumpolar ausgebreitet und konnten
sich beim Lückenschluss nicht mehr mit den Alteingesessenen paaren --> neue
Art!

Das ist beobachtet worden? Wann war denn das? Es ist doch nur Herleitung, oder?
Also ist es nur eine These, möglicherweise eine genetisch gut untermauerte, aber eben eine These.
Das Entstehen einer neuen Art konnten Menschen eben bisher weder beobachten noch selbst vollziehen.

Und Kreationisten werden auf jedes Indiz eine passende Antwort haben, da
sind die echt kreativ!

Klar, wie der Name schon sagt. *g*

Beliebtes Beispiel bei denen ist ja das Wirbeltierauge, das unbedingt
einem schöpferischen Plan entsprungen sein muss, da diese Perfektion
unmöglich sich entwickelt haben kann und da nur das Auge als Ganzes und
nicht als Teil (im Übergangsstadium) tauglich ist.
Dabei ist gerade das Auge ein Musterbeispiel der Evolutionslehre: Es hat
sich aus Becheraugen entwickelt, die nur Hell/Dunkel unterscheiden können
und daher ein Richtungssehen ermöglichen, was auch seinen Zweck hat. Und
es ist ein sogenanntes inverses Sinnesorgan, da die Lichtstrahlen erst
eine Schicht Nervenzellen durchdringen müssen, ehe sie auf die
Sinneszellen treffen. Ein Auge nach Plan hätte das gar nicht nötig. Da
wären die Strahlen gleich auf die Sensorzellen getroffen. Außerdem gibt es
mehrere konvergente Entwicklungen, wie z. B. das (everse!) Weichtierauge
(Kopffüßer), das dem Wirbeltierauge funktional entspricht, aber nicht mit
ihm verwandt ist.
Solche und ähnliche Scherze findest du bei den Spinnern zuhauf. Macht echt
Spaß mit denen...

Ja, solche Parallelentwicklungen gibt es in der Natur zuhauf. Flügel zum Beispiel, oder auch Beine. Der Körperbau der Wale, die ja mal Landsäuger waren, verglichen mit Fischen. Die Augen sind natürlich besonders faszinierend, weil ein Oktopus-Auge dem eines Säugetiers tatsächlich verblüffend gleicht.
Und natürlich sind GERADE die für einen Kreationisten Beweis seiner These und für einen Evolutionisten für die seine.

Es wird wohl nie zweifelsfrei beweisbar sein...


Gruß,
nihi

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


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Evolutions-Beweise:

Martin, Mittlerer Neckar / Filder, Saturday, 28.10.2006, 01:51 (vor 6546 Tagen) @ Nihilator

Wann war denn das?

Keine Ahnung.

Es ist doch nur Herleitung, oder?

Klar!

Das Entstehen einer neuen Art konnten Menschen eben bisher weder
beobachten noch selbst vollziehen.

Man muss auch bedenken, dass das alles ziemlich lange dauert. Die Trennung von Menschenaffen und Menschen ist auch über drei Millionen Jahre her!

Es wird wohl nie zweifelsfrei beweisbar sein...

Das ist meistens so in der Naturwissenschaft. Trotzdem funktioniert alles. Siehe Medizin.

... Auweia, schon wieder so ein Zwiegespräch. Wenn du eine konvergente Entwicklung zu diesem Sven bist, dann müsstest du jetzt im nächsten Beitrag aus heiterem Himmel ziemlich ausfällig werden...

Evolutions-Beweise:

Nihilator ⌂, Bayern, Saturday, 28.10.2006, 03:16 (vor 6546 Tagen) @ Martin

... Auweia, schon wieder so ein Zwiegespräch. Wenn du eine konvergente
Entwicklung zu diesem Sven bist, dann müsstest du jetzt im nächsten
Beitrag aus heiterem Himmel ziemlich ausfällig werden...

*Lach* Keine Sorge. Nicht, daß ich das nicht auch mal machte, aber dazu sehe ich hier nun so gar keinen Grund. Ist doch eine interessante Unterhaltung.

Laß mich noch ein bissel besser ausdrücken, wie ich das meine.

Nehmen wir die DNS: für den Evolutionisten quasi DER Beweis für die Richtigkeit seiner Theorie. Schließlich verwendet ALLES uns bekannte Leben exakt die gleiche "Schrift" (vier Buchstaben) und das gleiche "Papier" für seine Baupläne. Ist das nicht DER schlagende Beweis dafür, daß dieses Leben alles einem gemeinsamen Ursprung entstammt?
Ja, was sage ich denn die ganze Zeit, antwortet da der Kreationist. Das ist doch genau meine Behauptung: es entstammt einem gemeinsamen Ursprung. Und weiter, zum Evolutionisten: warum ist das eigentlich so, daß es nur EINE einzige Bauweise von Leben gibt? Behauptet ihr nicht, daß Leben geradezu gesetzmäßig entstehen müsse auf einem mit den geeigneten Bedingungen versehenen Planeten plus Faktor Zeit? Sagt ihr nicht auch, daß die Natur immer wieder die gleichen Experimente macht und dabei entweder zu (fast) gleichen (Augen Weichtier-Säuger) oder aber auch zu höchst unterschiedlichen (Facettenauge) Lösungen kommt? Und zwar immer mehrfach?
Warum ist es aber dann der Natur in unbegrenzter Zeit und bei unbegrenzter Vielzahl an Versuchen offenbar nur EIN EINZIGES Mal gelungen, Leben an sich zu schaffen?

Muß ja nicht so sein, sage ich Evolutionist. Vielleicht gab es ja mehrere Lösungen, von denen die schlechteren verdrängt wurden? Vielleicht läßt die Existenz von Leben gar nicht die Entstehung anderen Lebens mehr zu (Stichwort Nische)? Vielleicht ist es auch ein Naturgesetz, daß Leben nur so und nicht anders funktionieren kann?
Ja, da bin ich auch verzweifelt am Raten, denn dafür habe ich keine Erklärung. Je weiter in der Evolution Du zurückgehst, desto schwerer wird es, alles rein wissenschaftlich zu erklären.

Es ist zwar schon gelungen, in einer Ursuppe den Übergang von anorganischer zu organischer Materie nachzuvollziehen, aber nicht den von organischer zu belebter Materie. Was Leben eigentlich ist, wissen (besser: begreifen) wir nicht. Wir definieren es notgedrungen nach seinen Äußerungsformen (Stoffwechsel, Fortpflanzung).

Hast Du schonmal den Tod eines Haustiers direkt miterlebt? Eben noch atmete der kleine Körper und sah Dich an, jetzt ist er nur noch ein bewegungsloser Klumpen Materie mit starren Augen. Die GLEICHE Materie, wohlgemerkt, aber etwas Entscheidendes ist anders. Nur was? Da stehst Du fassungslos davor und hoffnungslos dazu, denn all Dein Wissen hilft Dir zum Verstehen nicht weiter.
Noch beeindruckender ist das Ganze ja bei der Entstehung neuen Lebens.

Ich glaube, die Fassungs- und Erklärungslosigkeit angesichts des Phänomens Leben war es, die Menschen nach Erklärungen göttlicher Art suchen ließ. Wir heute wissen so viel, und sind doch völlig hilflos angesichts dieses Phänomens. Wie muß es da erst Leuten ergangen sein auf dem Wissensstand von vor 5000 oder 2000 Jahren?

Der totale Konflikt zwischen Evolutionisten und Kreationisten wäre so nicht nötig gewesen. Er entsprang der angemaßten Erklärungshoheit des Christentums und dem (eigentlich unchristlichen) Gottesverständnis. Der weise Alte Herr mit weißem Bart, unsere (christlich-abendländische) Vorstellung von Gott, ist ja eigentlich der griechisch-römischen Götterwelt entlehnt. Das ist niemand anderes als Zeus/Jupiter, der Göttervater, dessen Bild man den frühen Christen gab, damit sie sich die Vorstellung machen konnten, die sie so dringend benötigten (sie waren ja Abbilder gewohnt).

Ich hatte da auch schon lustige Diskussionen. Ein Bekannter, der mich zu bekehren versuchte, fragte mich, ob in der Natur Ordnung aus sich heraus entstehen könne. Er brachte das Beispiel eines gut gepflegten Gartens, den man sich selbst überließe. Was entstünde da, Chaos oder Ordnung?
Natürlich erwartete er als Antwort Chaos, aber den Gefallen tat ich ihm nicht. Ich sagte Ordnung, denn ein solcher Garten wird mit der Zeit ein funktionierendes Ökosystem ausbilden und sich wahrscheinlich der Umgebung anpassen. In dem Moment hatte ich gewonnen.
Aber nach meinen eigenen Überlegungen (die ich für mich behielt *g*) nicht, denn:
Diese Ordnung ist die Ordnung der belebten Natur. Und wenn Leben göttliche Kraft hieße, dann hätte er ja recht, daß nur Gott ordnet. Das, was er aber als Gott bezeichnet, ist für mich eher Naturgesetz oder so ähnlich.
Was ist letztlich unsere Differenz? Ein Name.

Ich bin überzeugt davon, daß der Widerspruch zwischen Atheisten und Gläubigen eigentlich künstlich und letztlich nur eine Machtfrage ist.
Bei vernünftigem Nachdenken kommen wir doch zu ganz ähnlichen Schlüssen: die Entstehung des Lebens ist uns nicht erklärlich. Wir benötigen eine gedankliche Hilfskonstruktion, die wir Naturgesetz und andere Gott nennen. Müssen sich eigentlich DARAN die Geister scheiden?
Wenn die Wissenschaftsfeindlichkeit der Religionen, speziell des Christentums, und das etwas primitive Gottesbild aufgegeben werden, lassen sich Religion und Wissenschaft prima miteinander vereinbaren. Religio versucht dann, das uns Unfaßliche, Unverständliche zu erklären, und Ratio den Rest. Mit der Option, dieses flexible Abkommen jederzeit an neue Erkenntnisse anpassen zu können, versteht sich.
Und genau das passiert doch schon: frag mal einen heutigen Christen, wie er sich Gott vorstellt. Die Allermeisten werden Dir antworten, als eine Art Kraft oder Naturgesetz. Und daran glauben wir Atheisten letztlich auch.

Was Kulte angeht - nun ja, sollte jeder selbst wissen. Der eine betet vor dem Essen und bedankt sich dafür (immerhin ist eine gewisse Demut und Dankbarkeit keine gar so schlechte menschliche Haltung), der andere opfert immer mal ein Viech, der Dritte versucht dem Herrn zu gefallen, indem er Orgien zelebriert (eine IMHO sehr gute Lösung :-) ).
Immerhin hat Religion eine positive Seite: sie lehrt uns den Respekt vor der Würde des Lebens. Das brauchen wir Atheisten genauso, also schaffen wir uns eine solche Ethik und begründen sie einfach aus sich heraus: ein Mensch hat eben Würde, weil er Würde hat. Man tötet keinen Menschen, weil man das nicht macht. Was Du nicht willst, das man Dir tu... Kants kategorischer Imperativ. Wir haben Respekt vor dem Leben, weil dessen Unverständlichkeit und Wunderbarkeit einfach Respekt gebietet. Aber genau das machen die Religiösen doch auch, nur vielleicht ein bißchen autoritärer?

An sich ließe sich das blendend unter einen Hut bringen. Problem ist nur der Mißbrauch, sind Machtinteressen. So erkläre ich mir Phänomene wie den amerikanischen Kreationismus - der die Evolution ja keineswegs leugnet, sondern übernimmt und in einen größeren Zusammenhang stellt.


Gruß,
nihi

PS: Das ist mit anderen und vor allem mit viel mehr Worten ungefähr das, was Lecithin auch schrieb, denke ich? Vielleicht aus einer etwas anderen Sicht.

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


[image]

Evolutions-Beweise:

susu, Saturday, 28.10.2006, 06:05 (vor 6546 Tagen) @ Nihilator

Huhu Nihi, ich fange mal mit deinem anderen Posting an:
Artbildung wurde tatsächlich beobachtet und zwar von Richard Lewontin, der bei einer Laborpopulation von Drosophila melanogaster eine Speziation feststellte. Dazu noch kopatrisch, was der ganzen Sache noch ein Sahnehäubchen aufsetzt. Im Schnitt bildeten sich in der Erdgeschichte jährlich maximal 80 Arten. Anders gesagt: Wenn jede Art von einem Evolutionsbiologen beobachtet würde, dann hätte davon jeder 24 Millionenste das Glück eine Artbildung zu beobachten. Das ist halb so wahrscheinlich, wie ein 6er im Lotto (die Kopatrische Artbildung ist deutlich seltener als die Allopatrische, Lewontin hatte in etwa so viel Glück, wie jemand der zweimal in Folge 6 Richtige hat).
Besser belegt sind Artbildungen im Fossilbericht. Die Schnecken des Steinheimer Beckens in Süddeutschland waren lange das beste Beispiel, heute gibt es noch bessere in verschiedenen Mikrofossilgruppen, z.B. den Foraminiferen aber auch bei den Coccolithopheriden (die kennt keine Sau mit Namen, aber jeder hat schon mal Coccolithopheridenfossilien in der Hand gehabt: Schreibkreide besteht fast zu 100% aus ihnen und wenn man bedenkt das sie jählich vieleicht eine Schicht von 0,5mm bilden und sich dann die Kreidefelsen von Rügen ansieht, dann kann man sich vorstellen, welche langfristigen Prozesse erkennbar werden, wenn man sie unter dem Mikroskop betrachtet, Schicht für Schicht).

Du schriebst weiterhin: "Denke Dich in einen Schöpfungsgläubigen hinein und gehe die Liste Punkt für Punkt durch. Es wird Dir nicht schwer fallen, sie im Einklang mit kreationistischen Vorstellungen zu erklären."

Ich denke, daß das nicht der Punkt ist. Natürlich kann man mit Gott alles erklären, oder auch mit dem Spagettimonster, oder... Nur eben: Nicht intersubjektiv. Das Problem ist nicht das jemand an eine Schöpfung glaubt, das Problem ist, das jemand der Meinung ist, dieser Glaube sei in irgendeiner Form wissenschaftlich ("Creation science", "intelligent design") und solle im Biologieuntericht gelehrt werden (in Deutschland wäre da das Scherer-Buch zu nennen).

Warum ist es aber dann der Natur in unbegrenzter Zeit und bei unbegrenzter
Vielzahl an Versuchen offenbar nur EIN EINZIGES Mal gelungen, Leben an sich
zu schaffen?
Muß ja nicht so sein, sage ich Evolutionist. Vielleicht gab es ja mehrere
Lösungen, von denen die schlechteren verdrängt wurden? Vielleicht läßt die
Existenz von Leben gar nicht die Entstehung anderen Lebens mehr zu
(Stichwort Nische)? Vielleicht ist es auch ein Naturgesetz, daß Leben nur
so und nicht anders funktionieren kann?
Ja, da bin ich auch verzweifelt am Raten, denn dafür habe ich keine
Erklärung. Je weiter in der Evolution Du zurückgehst, desto schwerer wird
es, alles rein wissenschaftlich zu erklären.

http://www.pnas.org/cgi/reprint/80/10/2981.pdf
Vermutlich gab es mehrere Lösungen, von denen nur noch eine Existiert, ohne das das ein "schlechter" oder "besser" implizieren würde.

Es ist zwar schon gelungen, in einer Ursuppe den Übergang von
anorganischer zu organischer Materie nachzuvollziehen, aber nicht den von
organischer zu belebter Materie. Was Leben eigentlich ist, wissen (besser:
begreifen) wir nicht. Wir definieren es notgedrungen nach seinen
Äußerungsformen (Stoffwechsel, Fortpflanzung).

Wir definieren Leben gar nicht mehr. Der Übergang zwischen komplexen Systemen in der Organischen Chemie und Leben ist fließend, so das da keine strikte Grenze gezogen werden kann.

Ich hatte da auch schon lustige Diskussionen. Ein Bekannter, der mich zu
bekehren versuchte, fragte mich, ob in der Natur Ordnung aus sich heraus
entstehen könne. Er brachte das Beispiel eines gut gepflegten Gartens, den
man sich selbst überließe. Was entstünde da, Chaos oder Ordnung?
Natürlich erwartete er als Antwort Chaos, aber den Gefallen tat ich ihm
nicht. Ich sagte Ordnung, denn ein solcher Garten wird mit der Zeit ein
funktionierendes Ökosystem ausbilden und sich wahrscheinlich der Umgebung
anpassen. In dem Moment hatte ich gewonnen.

Ah. Dein Bekannter argumentierte, wenn auch nicht ganz so spezifisch gesagt, mit dem 2. hauptsatz der Thermodynamik. Der besgt, daß in einem abgeschlossenen System die Unordnung mit der Zeit zunimmt. Das klassische Argument dagegen lautet: Die Erde ist kein geschlossenes System (Sonneneinstrahlung). Meiner Meinung nach besser: Wenn sich aus einer Zelle ein ganzer Organismus entwickelt, mit spezialisierten Geweben und Organen, dann nimmt die Ordnung ebenfalls zu. Das Argument zeigt also nicht nur, das Evolution nicht stimmt (wenn man dem den folgt), sondern das Leben nicht existieren kann.

Aber nach meinen eigenen Überlegungen (die ich für mich behielt *g*)
nicht, denn:
Diese Ordnung ist die Ordnung der belebten Natur. Und wenn Leben göttliche
Kraft hieße, dann hätte er ja recht, daß nur Gott ordnet. Das, was er aber
als Gott bezeichnet, ist für mich eher Naturgesetz oder so ähnlich.
Was ist letztlich unsere Differenz? Ein Name.

Hey, Pantheismus. Ich verweise da auf Baruch Spinoza, der genau das schon 1670 in seinem "Tractatus theologico-politicus" zum Ausdruck brachte (einer meiner älteren Lieblingsphilosophen, nicht das ich nur Franzosen des 20. Jahrhunderts mögen würde *g*). Ich gebe jedoch zu bedenken, daß die Reaktion auf sein Werk, das immerhin den einzigen logisch schlüssigen Gottesbeweis enthält, nicht gerade positiv war. Man nannte ihn einen Atheisten und verbannte ihn aus der jüdischen Gemeinde von Amsterdam. Was ein guter Hinweis auf die Ironie der Geschichte wäre, immerhin beschäftigt sich der Text neben den epistemologischen und metaphysischen Gesichtspunkten mit einer Ethik der religiösen Toleranz - und gerade da entschließt sich eine religiöse Minderheit, die politisch unterdrückt wird, sich an der katholischen Kirche, die, im Gegensatz zum Judentum die Exkommunikation kennt, ein Beispiel zu nehmen. Die katholische Kirche hingegen schafft es 1674 das Buch verbieten zu lassen. Merke: Pantheismus ist für die "wahren" Gläubigen immer schon Atheismus.

susu

Evolutions-Beweise:

Nihilator ⌂, Bayern, Saturday, 28.10.2006, 17:11 (vor 6545 Tagen) @ susu

Hallo susu!


Hier kommst Du und machst alles kompliziert(er). *g*

Huhu Nihi, ich fange mal mit deinem anderen Posting an:
Artbildung wurde tatsächlich beobachtet und zwar von Richard Lewontin, der
bei einer Laborpopulation von Drosophila melanogaster eine Speziation
feststellte. Dazu noch kopatrisch, was der ganzen Sache noch ein
Sahnehäubchen aufsetzt.

Das ist interessant, habe ich nicht gewußt. Konnte dazu allerdings auch nichts näheres finden. Hast Du nen Link (wenn's geht, in deutsch)?

Zu "kopatrischer" Artbildung konnte ich nichts finden. Ist das synonym mit sympatrisch? Oder eine Teilmenge?
Allopatrisch ist wohl die bekannteste Form, durch räumliche Trennung. Wie auf Madagaskar, Galapagos oder Australien sicher gut beobachtbar. Bei uns in Deutschland/Europa läuft auch gerade eine (noch nicht abgeschlossene) Speziation, die der Trennung von Nebel- und Aaskrähe entlang der Elbe.

Bei manchen Fachbegriffen wäre eine kurze Andeutung Deinerseits hilfreich.

Im Schnitt bildeten sich in der Erdgeschichte
jährlich maximal 80 Arten. Anders gesagt: Wenn jede Art von einem
Evolutionsbiologen beobachtet würde, dann hätte davon jeder 24
Millionenste das Glück eine Artbildung zu beobachten. Das ist halb so
wahrscheinlich, wie ein 6er im Lotto (die Kopatrische Artbildung ist
deutlich seltener als die Allopatrische, Lewontin hatte in etwa so viel
Glück, wie jemand der zweimal in Folge 6 Richtige hat).

Eine gute Argumentation für Evolutionisten, habe sie selbstverständlich auch schon verwendet. Die Zahlen kannte ich bisher nicht.
Allerdings: Sechser im Lotto gibt es fast jede Woche.

Du schriebst weiterhin: "Denke Dich in einen Schöpfungsgläubigen hinein
und gehe die Liste Punkt für Punkt durch. Es wird Dir nicht schwer fallen,
sie im Einklang mit kreationistischen Vorstellungen zu erklären."

Ich denke, daß das nicht der Punkt ist. Natürlich kann man mit Gott alles
erklären, oder auch mit dem Spagettimonster, oder... Nur eben: Nicht
intersubjektiv. Das Problem ist nicht das jemand an eine Schöpfung glaubt,
das Problem ist, das jemand der Meinung ist, dieser Glaube sei in
irgendeiner Form wissenschaftlich ("Creation science", "intelligent
design") und solle im Biologieuntericht gelehrt werden (in Deutschland
wäre da das Scherer-Buch zu nennen).

Nun ja, aus Sicht eines Kreationisten ist aber Deine/meine Sichtweise ebenso eine Frage des Glaubens und damit auch nicht mehr legitimiert für die Lehre. Zumindest, was den (nicht nachgewiesenen) Ursprung angeht. Alles, was folgt, und heute nachgewiesen ist, übernehmen die Kreationisten ja in ihre Lehre, wenn ich recht informiert bin.

http://www.pnas.org/cgi/reprint/80/10/2981.pdf
Vermutlich gab es mehrere Lösungen, von denen nur noch eine Existiert,
ohne das das ein "schlechter" oder "besser" implizieren würde.

Auch interessant. Die Logik der beiden (IMHO einander widersprechenden) Schlußsätze verstehe ich allerdings nicht:
"It is also possible that our own bioclade was actually superior
to any contemporary bioclade(s) and survived for that reason.
What is most unlikely is that our bioclade is the best of all possible
bioclades."

Wir definieren Leben gar nicht mehr. Der Übergang zwischen komplexen
Systemen in der Organischen Chemie und Leben ist fließend, so das da keine
strikte Grenze gezogen werden kann.

Ok, in der Wissenschaft wird heute möglichst drauf verzichtet. Womit eine Lücke entsteht.In der Wikipedia steht es ungefähr so, wie ich es oben schrieb:

"Leben ist demzufolge erst mit der Existenz einfachster bis hin zu höchst evolutionierter Organismen gegeben, d.h. dann, wenn jene Eigenschaften bzw. Phänomene beobachtbar sind, die sich per Def. nur in einem Lebewesen finden (eine Tautologie)."

Kurz: Leben ist, was lebt. :-)

Im Brockhaus steht:
"Die vitalistische Auffassung dagegen leugnet prinzipiell jede Erklärbarkeit des Lebens aus Elementen und Naturgesetzen. Für sie ist Leben eine von der anorganischen Natur unabhängige >Kraft«, ein nicht einholbares, weil immer schon vorausgesetztes ontologisches Prinzip."

Und da haben wir es wieder: ein Prinzip. Das kann man auch Gott nennen, wenn man mag.

Ah. Dein Bekannter argumentierte, wenn auch nicht ganz so spezifisch
gesagt, mit dem 2. hauptsatz der Thermodynamik. Der besgt, daß in einem
abgeschlossenen System die Unordnung mit der Zeit zunimmt. Das klassische
Argument dagegen lautet: Die Erde ist kein geschlossenes System
(Sonneneinstrahlung). Meiner Meinung nach besser: Wenn sich aus einer
Zelle ein ganzer Organismus entwickelt, mit spezialisierten Geweben und
Organen, dann nimmt die Ordnung ebenfalls zu. Das Argument zeigt also
nicht nur, das Evolution nicht stimmt (wenn man dem den folgt), sondern
das Leben nicht existieren kann.

Hehe, das hatte er wohl aus irgendeiner Schulung mitgebracht. Machen die Missionare (Zeugen z.B.) heute ja ganz gern, hochwissenschaftliche Erklärungen zum Beleg ihrer Argumente zu verwenden.
Sein Argument zeigt nicht, daß Leben nicht existieren kann, sondern daß es ohne eine bestimmte Kraft, ein Gesetz, ein Prinzip nicht existieren kann. Und genau das wollte er ja auch rüberbringen.

Hey, Pantheismus.

Stimmt, so muß man das wohl nennen. Schwachen Pantheismus. Damit bin ich Atheist ja wohl ungefähr auf einer Linie mit der Mehrheit der aufgeklärten Christen (die damit strenggenommen allerdings keine mehr sind)?
Na, wie ich sage: es ist an sich kein natürlicher Gegensatz und keineswegs unvereinbar.

Merke: Pantheismus ist für die "wahren" Gläubigen immer schon Atheismus.

Wie schrieb Schopenhauer:
"Ein unpersönlicher Gott ist gar kein Gott, sondern bloß ein missbrauchtes Wort, ein Unbegriff, eine contradictio in adjecto, ein Schiboleth für Philosophieprofessoren, welche, nachdem sie die Sache haben aufgeben müssen, mit dem Worte durchzuschleichen bemüht sind."

Genau das ist die Haltung der heutigen Kirchen, würde ich meinen. Eine reine Machtfrage und keine philosophische eben. Um Erkenntnis geht es dabei (natürlich) nicht, sondern um blinde Unterwerfung unter Dogmen.


Gruß,
nihi

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


[image]

Evolutions-Beweise:

Chato, Saturday, 28.10.2006, 20:14 (vor 6545 Tagen) @ Nihilator

Guten Tag Nihi!

Wie schrieb Schopenhauer:
"Ein unpersönlicher Gott ist gar kein Gott, sondern bloß ein missbrauchtes
Wort, ein Unbegriff, eine contradictio in adjecto, ein Schiboleth für
Philosophieprofessoren, welche, nachdem sie die Sache haben aufgeben
müssen, mit dem Worte durchzuschleichen bemüht sind."

Genau das ist die Haltung der heutigen Kirchen, würde ich meinen. Eine
reine Machtfrage und keine philosophische eben. Um Erkenntnis geht es
dabei (natürlich) nicht, sondern um blinde Unterwerfung unter Dogmen.

Wenn du nicht erwartest, daß man sich deinem Dogma über die "Haltung der heutigen Kirchen" blind unterwirft, dann laß dir von mir sagen, daß du dich da gründlich irrst, jedenfalls was die Katholische Kirche anbelangt.

Schopenhauer bringt den Selbstwiderspruch eines unpersönlichen Gottes treffend auf den Punkt, denn ein solcher bewiese in der Tat in sich selbst seine Inexistenz. Aber das lehrt die Kirche ja gerade nicht. Und genau deswegen tippen sich ja die Leute an den Kopf wegen der Kirche. Du mußt dich nun entscheiden, weswegen du die Kirche für verrückt hältst: Wegen der von dir irrtümlich unterstellten "Haltung der heutigen Kirchen", oder wegen der Lehre vom und dem Glauben an den persönlichen Gott, der alles gemacht hat. Beides auf einmal geht nicht.

Ich sehe andauernd, wie sich Leute ein Bild vom Gottesbild der Kirche machen, daß mit dem tatsächlichen Gottesbild der Kirche so sehr nichts zu tun hat, daß es ersichtlich von keiner positiven Kenntnis verunreinigt worden sein kann. Mein Eindruck ist, daß die dauernd bemühte, primitive Karrikatur vom "Handwerker mit dem langen weißen Bart" ein zwingendes, polemisches Bedürfnis all derer ist, die, indem sie diese Karrikatur "widerlegen", meinen meinen zu können, den Glauben an Gott widerlegt zu haben. Wer so vorgeht, blamiert sich allerdings auf die Dauer selbst. Der Grund dafür ist ja evident, daß sie es offensichtlich nicht fertigbrächten, wenn sie in die Frage redlich einstiegen und wenigstens das zugrundelegten, was dazu bereits in 2000 gedacht und erwogen worden ist.

Gott ist kein Ding aus der Welt, sondern ist außerhalb seiner Schöpfung, deshalb keinem ihrer Gesetze unterworfen und mit dem Denken, das ja diese Gesetze zur Voraussetzung hat, nicht zu erreichen. Man kann sich also garkein Bild von Gott machen. Aber man kann halt wissen, daß man das prinzipiell nicht kann. Was a priori unerkennbar und unerforschbar ist, kann natürlich nicht erkannt und nicht erforscht werden. Daraus folgt indes nicht das Nichtsein des Nichterkennbaren, obwohl viele Leute diesen Fehlschluß ziehen ("bolschewistische Gagarin-Logik" habe ich das kürzlich mal polemisch genannt).

Von Gott kann man, wenn überhaupt, bloß wissen, was er selbst über sich offenbart. Und das bedeutet seit 3500 Jahren, daß er der "Ich bin" ist (also eine Person), daß wir ihm im Wesen ähneln (er hat uns Menschen als Gleichnis seiner selbst erschaffen) und daß er in Jesus Christus konkret Mensch wurde, damit diese von ihm gewollte Kontinuität nicht unausweichlich abreißt. Daran kann man glauben oder man läßt es bleiben. Aber man soll nicht polemisch unterstellen, was garnicht Inhalt des christlichen Glaubens ist.

Zur eigentlichen Debatte eine Anmerkung: Der Kosmos kommt aus einem begrifflich leeren Nichts, wo nicht nur alle Naturgesetze, sondern überhaupt alle Kategorien, darunter so fundamentale wie Kausalität, Raum und Zeit ungültig sind. Der Urknall ist kein "Ereignis" in Raum und Zeit, sondern der Beginn von Raum und Zeit, sowie der Materie, der Naturgesetze und der zahllosen, auf das Feinste eingestellten Fundamentalkonstanten, die die funktionierende Schönheit dieser Welt erst ermöglichen. Keine einzige von ihnen dürfte auch nur ein wenig anders sein, als sie es ist, weil das Weltall dann nicht funktionieren würde. Alles, was danach "von selbst" entsteht, entsteht unwiderlegbar aus diesem Schöpfungsakt. Das Bild vom "Handwerker mit dem langen weißen Bart" genügt diesen Einsichten freilich nicht. Aber es dient ja auch bloß der Polemik gegen die Einsicht, daß es eben zuhöchst vernünftig ist, an Gott, den Schöpfer, zu glauben, wohingegen es keinerlei vernünftige Erklärung gibt noch jemals geben kann, woher und wie "dies alles" denn sonst entstanden sein soll. Es kann sie deswegen niemals geben, weil es jenseits der Grenze der Kausalität nach den Regeln der einfachen Logik keine kausalen Erklärungen geben kann.

Ich rede jetzt nicht über die "Entstehung der Arten", denn das ist "bloß" eine partikulare, lokale Geschichte, deren rational faßbare Wirkkräfte Darwin genial und zutreffend durchschaut hat (ob vollständig, ist nochmal eine andere Frage, die mich jetzt aber nicht interessiert). Aber diese lokale Geschichte kann zum Verständnis des Urgrunds der Welt natürlich nichts beitragen. Deshalb ist die Idee, die Evolutionstheorie würde die Schöpfung widerlegen, verblüffend primitiv und einfach absurd. Schöpfung ist unendlich viel mehr, als die Entstehung der Arten, die ja erst am Ende einer 13,7 Mrd. Jahre langen Entwicklung stehen. Daß dies freilich im Beginn bereits angelegt ist, ist für mich so schlüssig wie beispielsweise die Tatsache, daß die spätere Erbrütung von chemischen Elementen im Inneren der Sonnen, darunter durch unwahrscheinlichste Fusions-Resonanzen ganz außerordentlich bevorzugt komischerweise Kohlenstoff und Sauerstoff, bereits naturgesetzlich im Ausfrieren von Wasserstoff aus dem Plasma des 400.000 Jahre alten Universum gesetzmäßig angelegt war.

Man kann nun beispielsweise nicht vernünftig dagegen argumentieren, daß die massenhafte Produktion von Kohlenstoff und Sauerstoff etwas mit der späteren Entstehung des Lebens zu tun hat, weil ersteres natürlich die notwendige Voraussetzung des letzteren ist. Mit dem Zufall kann man nicht argumentieren, weil die Stichprobengröße beim Universum genau 1 ist. Und das ist nur ein einziges Beispiel unter Myriaden anderer, die alle genau passen... und genau passen müssen, weil es uns sonst nicht gäbe.

Wie gesagt, es ist offenkundig keineswegs unvernünftig, sondern ganz im Gegenteil zuhöchst vernünftig, Gott, den Schöpfer, vorauszusetzen. Man muß es nicht, aber man hat dann eben überhaupt keine vernünftige Erklärung dafür, daß überhaupt etwas ist und nicht vielmehr nichts... und wieso dieses Sein dermaßen gesetzmäßig, vernünftig, wunderschön und unendlich komplex ist. Immerhin gibt es uns! Wieso eigentlich?

Mich befriedigt die Auskunft: "Weil dein Urahn ein Affe war!" nicht - nicht deshalb, weil ich dies in Zweifel zöge, sondern weil es nicht erklärt, warum es Affen gibt. Die neodarwinistische Ideologie befindet sich ironischerweise in exakt der Lage, in der sie den Glauben immer fälschlich vermutet. Indes, das Gegenteil ist wahr. Noch hält man sich die Wahrheit polemisch vom Hals, indem man bitte, bitte möchte, daß Christen bitte, bitte an den "Handwerker mit dem langen weißen Bart" glauben mögen. Bloß tun sie das halt nicht. Freilich hat die Wirklichkeit Ideologen bekanntlich noch nie so besonders gestört...

Gruß vom
Nick

P.S.: Begrifflich zu unterscheiden sind Kreationismus (Extremform: "Gott hat die Welt vor 6010 Jahren, genauer gesagt an einem 23. Oktober, erschaffen, und zwar in 6 Tagen a 24 Stunden, und war damit am 29. Oktober fertig") und andere Theorien, die die Evolutionstheorie akzeptieren und nur deswegen von ihren Gegnern polemisch kreationistisch genannt werden, weil sie eben nicht atheistisch sind. Ich selbst lehne es ab, irgendeiner dieser Gruppierungen, welche es auch sei, von außen zugerechnet zu werden. Ich lasse mir halt nicht gerne von arroganten Dummköpfen irgendein Ettikett verpassen, bloß weil ihnen danach ist. Die Anmaßung, man dürfe nicht an Gott glauben, sonst sei man ein "XY", ist im Ansatz totalitär - und in praxi lächerlich.

Evolutions-Beweise:

susu, Saturday, 28.10.2006, 23:47 (vor 6545 Tagen) @ Chato

Gott ist kein Ding aus der Welt, sondern ist außerhalb seiner Schöpfung,
deshalb keinem ihrer Gesetze unterworfen und mit dem Denken, das ja diese
Gesetze zur Voraussetzung hat, nicht zu erreichen. Man kann sich also
garkein Bild von Gott machen. Aber man kann halt wissen, daß man
das prinzipiell nicht kann. Was a priori unerkennbar und unerforschbar
ist, kann natürlich nicht erkannt und nicht erforscht werden. Daraus folgt
indes nicht das Nichtsein des Nichterkennbaren, obwohl viele Leute diesen
Fehlschluß ziehen ("bolschewistische Gagarin-Logik" habe ich das kürzlich
mal polemisch genannt).

Ich skizziere mal kurz das Problem mit deiner Sicht der Dinge. Wenn "Gott" außerhalb der Schöpfung steht und nicht mit ihr wechselwirkt, dann ist "Gott" ohne Konsequenz für die Schöpfung, kann mir also egal sein. Interagiert "Gott" jedoch mit der Schöpfung, dann kann seine Existenz gezeigt werden, entweder als Prinzip (Pantheismus) oder durch den Nautgesetzen zuwiederlaufende Vorgänge (Wunder). Der Pantheismus ist nachzuvollziehen, Wunder hingegen sind nicht belegt.
Natürlich belegt die nicht-Beweisbarkeit eines die Realität transzendierenden Gottes nicht seine Nicht-Existenz. Aber sie zeigt seine völlige Irrelevanz.

Zur eigentlichen Debatte eine Anmerkung: Der Kosmos kommt aus einem
begrifflich leeren Nichts, wo nicht nur alle Naturgesetze, sondern
überhaupt alle Kategorien, darunter so fundamentale wie
Kausalität, Raum und Zeit ungültig sind. Der Urknall ist kein "Ereignis"
in Raum und Zeit, sondern der Beginn von Raum und Zeit,
sowie der Materie, der Naturgesetze und der zahllosen, auf das Feinste
eingestellten Fundamentalkonstanten, die die funktionierende Schönheit
dieser Welt erst ermöglichen. Keine einzige von ihnen dürfte auch nur ein
wenig anders sein, als sie es ist, weil das Weltall dann nicht
funktionieren würde.

Bitte erkläre, was "funktionieren" in diesem Zusammenhang bedeutet. Alle "Fundamentalkonstanten" sind zu dem mit Messfehlern behaftet (ausnahme ist c), wäre eine "Feinjustierung" dieser Konstanten notwendig um ein unserem ähnliches Universum zu erzeugen, dann dürften diese Fehler aus theoretischer Sicht nicht existieren. Tatsächlich ist unklar wie die Konstanten entstehen. Aber sage mir eines Nick, ist niche ein "Gott der Lücken" noch armseliger, als ein Deus sine natura?

Aber es dient
ja auch bloß der Polemik gegen die Einsicht, daß es eben zuhöchst
vernünftig ist, an Gott, den Schöpfer, zu glauben, wohingegen es keinerlei
vernünftige Erklärung gibt noch jemals geben kann, woher und wie "dies
alles" denn sonst entstanden sein soll. Es kann sie deswegen niemals
geben, weil es jenseits der Grenze der Kausalität nach den Regeln der
einfachen Logik keine kausalen Erklärungen geben kann.

Zum einen ist es durchaus vernünftig, gegen die Einsicht, daß es vernünftig sei an Gott zu gleuben, zu Polemisieren, weil diese Einsicht nun mal so unvernünftig ist. Denn: Wer schuf Gott? Es macht Sinn zu sagen: Unsere Erkenntnis hat Grenzen. Und zum Teil haben wir sogar erkennen können, wo diese Grenzen liegen. Zu postulieren, es sei vernünftig eine "Erkenntnis" über die nicht der Erkenntnis zugänglichen Bereiche für wahr zu halten, ist töricht.

Ich rede jetzt nicht über die "Entstehung der Arten", denn das ist "bloß"
eine partikulare, lokale Geschichte, deren rational faßbare Wirkkräfte
Darwin genial und zutreffend durchschaut hat (ob vollständig, ist nochmal
eine andere Frage, die mich jetzt aber nicht interessiert). Aber diese
lokale Geschichte kann zum Verständnis des Urgrunds der Welt natürlich
nichts beitragen. Deshalb ist die Idee, die Evolutionstheorie würde die
Schöpfung widerlegen, verblüffend primitiv und einfach absurd.

Diese Idee wird meines Wissens von nur einer Gruppe vertreten: Den Kreationisten.

Mit dem Zufall kann man nicht
argumentieren, weil die Stichprobengröße beim Universum genau 1 ist. Und
das ist nur ein einziges Beispiel unter Myriaden anderer, die alle
genau passen... und genau passen müssen, weil es uns sonst nicht
gäbe.

Ich werfe einen Würfel. Ich würfele eine 4. Mit dem Zufall läßt sich das nicht erklären, da die Stichprobengröße 1 ist...
De fakto läßt sich mit N=1 gar nichts anfangen, weder ein Beleg für Zufall, noch für nicht-Zufall.

P.S.: Begrifflich zu unterscheiden sind Kreationismus (Extremform: "Gott
hat die Welt vor 6010 Jahren, genauer gesagt an einem 23. Oktober,
erschaffen, und zwar in 6 Tagen a 24 Stunden, und war damit am 29. Oktober
fertig") und andere Theorien, die die Evolutionstheorie akzeptieren und nur
deswegen von ihren Gegnern polemisch kreationistisch genannt werden, weil
sie eben nicht atheistisch sind.

Welche zum Beispiel? Intelligent Design? Akzeptiert die Evolutionstheorie eben nicht.

Ich selbst lehne es ab, irgendeiner
dieser Gruppierungen, welche es auch sei, von außen zugerechnet zu werden.
Ich lasse mir halt nicht gerne von arroganten Dummköpfen irgendein Ettikett
verpassen, bloß weil ihnen danach ist. Die Anmaßung, man dürfe nicht
an Gott glauben, sonst sei man ein "XY", ist im Ansatz totalitär - und in
praxi lächerlich.

Dem stimme ich zu, aber niemand will den Glauben verbieten. Aber wer glaubt, sollte bereit sein zu erklären warum. Und ich stelle fest: Es gibt keine objektiven Gründe. Die Welt können wir verstehen, wir brauchen keinen Gott um die Lücken zu füllen. Eine Ethik können wir aus philosophischen Aporien entwickeln. Wir können das Glück im Diesseits suchen. Und wenn uns jemand einreden will, wir benötigten Gott, so fragen wir: Wozu? Und wenn wir denn Lust haben: Und warum dann Leid? Wenn Gott doch allmächtig, allwissend und allgütig ist? Und lautet die Antwort: Unergründlichkeit, so sagen wir "Warum dann glauben?"

susu

Evolutions-Beweise:

Chato, Monday, 30.10.2006, 13:50 (vor 6543 Tagen) @ susu

Guten Tag Susu!

Ich skizziere mal kurz das Problem mit deiner Sicht der Dinge.

Zur Klarstellung: du skizzierst nicht das Problem, sondern dein Problem mit meiner Sicht der Dinge. Nur damit das nachher nicht wieder im Chaos geworfener Nebelkerzen untergeht.

Wenn "Gott" außerhalb der Schöpfung steht und nicht mit ihr wechselwirkt,
dann ist "Gott" ohne Konsequenz für die Schöpfung, kann mir also egal sein.

Selbst wenn das der Fall wäre (conjunctivus irrealis) und dein solcherart vorausgesetzter Gott nicht wechselwirkte, wäre die Konsequenz Gottes für seine Schöpfung dennoch die, das es diese Schöpfung überhaupt gibt. Ich denke, bereits das wäre nicht nur ziemlich viel an Konsequenz, sondern bedeutete schlechthin vollständige Konsequenz. Anders gesagt: Wenn man Gott seine eigene Existenz verdankt, gebührte ihm selbst dann Dank dafür, wenn er sich hernach völlig heraushielte.

Analogie: die Eltern von X sind verstorben, "wechselwirken" also nicht mehr mit ihm, sind aber natürlich dennoch seine Eltern und deshalb höchst 'konsequenzvoll' für X, da es ihn ohne sie ja gar nicht gäbe. Nun gut, sie mögen ihm trotzdem egal sein. Ich weiß, daß diese Haltung nicht nur theoretisch möglich, sondern oft genug traurige Realität ist. Freilich empfände ich Abscheu gegen diesen X und hätte jedenfalls garantiert kein Bedürfnis, mit ihm näher zu verkehren. Warum? Weil ich empirisch sicher wüßte, daß auch ich ihm, wie jeder andere, völlig egal bin, sobald er sich keinen aktuellen Vorteil aus unserer Bekanntschaft verspricht. Solche lieblosen Menschen meidet man tunlichst.

Die Rückkehr von dieser Analogie zu deiner Ausgangsthese würde dann lauten, daß Gott keinerlei Grund hätte, einen Menschen nicht zu meiden, dem er total egal ist. Da du einen hypothetischen Gott unterstellt hattest, der dir gleichwohl egal ist, wäre dein Egalsein für diesen Gott tatsächlich die angemessene Erwiderung auf deinen Einwand, auch wenn er natürlich weniger etwas über Gott, als über dich aussagt. Aber das liegt an deiner eigenen Prämisse.

Interagiert "Gott" jedoch mit der Schöpfung, dann kann seine Existenz gezeigt
werden, entweder als Prinzip (Pantheismus) oder durch den Naturgesetzen
zuwiderlaufende Vorgänge (Wunder).

Erstens weißt du überhaupt nicht - und kannst es aus Prinzip nicht wissen - was Interaktionen Gottes mit seiner Schöpfung sind und was nicht. Du könntest diese folglich a priori gar nicht von Nichtinteraktionen unterscheiden und lieferst somit dein Argument in seiner Substanz der Ungültigkeit aus. Oder weißt du, was sich hinter der Unschärfe und der Unbestimmtheit der Quantenprozesse verbirgt? Etwas lauter bitte! Wie? Du weißt es nicht? Ich auch nicht. Aber ich weiß, daß dein Argument nichts taugt.

Der Pantheismus ist nachzuvollziehen, Wunder hingegen sind nicht belegt.

Der Pantheismus ist nicht nur nicht belegbar, sondern nicht einmal nachvollziehbar, weil er nichts weiter als eben eine leere Chiffre für Unnachvollziehbarkeit ist, ohne weitere, nähere Bestimmung. Ganz zu recht nennt Schopenhauer ihn deshalb "ein mißbrauchtes Wort, einen Unbegriff, eine contradictio in adjecto, ein Schiboleth für Philosophieprofessoren". Schopenhauers treffgenaue Rhetorik gilt nicht umsonst als zum Feinsten gehörig, was auf Deutsch geschrieben wurde.

Anders bei Wundern. Wer eins erlebt, erlebt eins, und wer nicht, nicht. Da ich Wunder erlebt habe, kann mir keiner erzählen, daß es sie nicht gebe. Wunder sind per definitionem Singularitäten. Man kann keine Versuchsreihen planen und Experimente mit Wundern anstellen, sondern sie, wenn überhaupt, allenfalls durch Exklusion natürlicher Ursachen intersubjektiv zu belegen versuchen. Solche Belege gelten völlig zurecht als nicht hinreichend. Freilich ist dies kein Argument für, sondern eines gegen dich, denn gerade der wesenhafte Singularitätscharakter von Wundern macht ihre Nichtbelegbarkeit unbrauchbar als Argument gegen die Vernünftigkeit des Glaubens an Gott. Wir hatten das im Prinzip schon: Die Nichterforschbarkeit des Nichterforschbaren ist kein Beleg für das Nichtsein des Unerforschbaren. Ganz wie du selbst sagtest:

Natürlich belegt die nicht-Beweisbarkeit eines die Realität transzendierenden Gottes
nicht seine Nicht-Existenz. Aber sie zeigt seine völlige Irrelevanz.

Sie zeigt dir seine Irrelevanz für dich, das ist wahr, aber sie zeigt mir nicht seine Irrelevanz für mich. Deshalb ist dies kein intersubjektiv gültiges Argument. Es läßt sich nunmal nicht beweisen, daß etwas nicht sei, was für einen anderen Relevanz hat, weil er es erfahren hat. Zur Frage der Irrelevanz Gottes habe ich im Übrigen das Entscheidende bereits eingangs gesagt.

Es wundert mich übrigens immer, wie sehr du und deinesgleichen der dauernden Bestätigung der Irrelevanz Gottes von dritter Seite her bedürfen, denn mehr als für dich irrelevant kann er für dich schließlich nicht sein. Für mich (und geschätzt 5-6 Mrd. andere Menschen) ist er ja relevant. Aber wenn du es wirklich dermaßen dringend benötigst, dann will ich dir hiermit ganz ausdrücklich und offiziell bestätigen, daß Gott für dich auch mit meiner ausdrücklichen Zustimmung und Billigung wirklich absolut irrelevant ist und, wenn du das möchtest, auch für immer bleibt - und du auch für ihn, was sich ja logisch daraus ergibt und für dich ebenso irrelevant ist. Wenn dir das alles noch nicht reichen sollte, dann könntest du zur allergrößten Not an den Papst in Rom schreiben. Der würde dir bestimmt ebenfalls seine Billigung aussprechen. Mehr Billigung geht dann freilich nicht mehr, denn sonst müßtest du Gott selbst fragen, und den gibt es für dich nicht, weswegen diese allerletzte Absicherung für dich nicht zugänglich ist. Aber auch er würde es ausdrücklich billigen. Er benötigt es nämlich nicht, daß du ihn für existent hältst; das kann ich dir hiermit gerne von ihm persönlich ausrichten.

Bitte erkläre, was "funktionieren" in diesem Zusammenhang bedeutet.

Das Funktionieren des Universums bedeutet, daß es Dauer und Entfaltung hat in der Zeit und in dieser seiner Entfaltung der Logos emergiert, der ihm immanent ist, indem es schließlich Lebewesen hervorbringt, die sich ihrer selbst und der Art der Verbindung ihres Seins mit diesem Logos bewußt werden. Nicht funktionierende (hypothetische, nein, richtiger: imaginäre) Universen wären z.B. nicht unwahrscheinlicher Weise dermaßen ideal flach, wie es das Universum tatsächlich ist, und würden deshalb entweder nach ein paar Mio. Jahren wieder in einer Singularität zusammenfallen, oder aber dermaßen schnell expandieren, daß sich keine Wasserstoffwolken bilden und zu Sonnen verdichten könnten. Oder es würden sich z.B. keine Wasserstoffatome bilden, weil die Elementarladung etwas zu groß oder zu klein oder das Massenverhältnis von Proton und Elektron ein wenig anders ist... usw. usf. Die Zahl der denkbaren Universen, die nicht funktionieren würden, ist unendlich, die Zahl der funktionierenden genau eins. Wer das anzweifelt, der entwerfe hier und jetzt eines mit anderen Werten und weise nach, was dabei herauskommt. Man hat das, wie du möglicherweise weißt, ausführlich getan (was überhaupt nicht schwer ist) und keines gefunden, das funktionieren würde. Sobald man nur eine einzige Fundamentalkonstante ein kleinwenig ändert - zu deiner Beruhigung: stets diesseits der Meßtoleranzen - läuft irgend etwas (und am Ende alles) ganz drastisch aus dem Ruder.

Alle "Fundamentalkonstanten" sind zudem mit Messfehlern behaftet (Ausnahme
ist c). Wäre eine "Feinjustierung" dieser Konstanten notwendig, um ein unserem
ähnliches Universum zu erzeugen, dann dürften diese Fehler aus theoretischer
Sicht nicht existieren. Tatsächlich ist unklar wie die Konstanten entstehen. Aber
sage mir eines Nick, ist nicht ein "Gott der Lücken" noch armseliger, als ein Deus
sine natura?

Das ist wieder einer jener rabulistischen Taschenspielertricks, bei denen ich dich schon wiederholt ertappt und überführt habe - wonach du dann jeweils einige Zeit eisern geschwiegen und die Sache ausgesessen hast wie weiland Helmut Kohl, bis du meintest, es sei genügend Gras über die Sache gewachsen. Ich vergesse so etwas nicht, Susu.

Du weißt haargenau, daß ich hier nicht einen Lückenbüßergott postuliere, sondern du unter der Hand ultraschräge Lückenbüßerphysik ins Spiel zu bringen versuchst. Bei diesen Konstanten geht es eben gerade nicht um irgendeine Lücke, sondern um das Fundament schlechthin, auf dem ALLES beruht. Aber "Lückenbüßergott" ist halt ein populäres Schlagwort, auf das gerade diejenigen garantiert anspringen, die, weil sie besonders wenig wissen, desto mehr der felsenfesten Überzeugung sind, extrem viel zu wissen. Das ist deshalb so übel, weil hier ganz bewußt mit dem Unwissen Schindluder getrieben und statt auf Wahrheit auf "Stimmung" gesetzt wird. So etwas versuchst du immer wieder mal und ruinierst damit natürlich auf die Dauer deine Glaubwürdigkeit. Das funktioniert nämlich nicht unbegrenzt oft.

Die Sensitivität der Fundamentalkonstanten ist erstens keineswegs eine Frage der Meßgenauigkeit der einzelnen Konstante, sondern v.a. eine der wechselseitigen Relationen dieser Axiome. Die prinzipielle Ungenauigkeit der Meßbarkeit ist zweitens ihrerseits ein fundamentales Axiom, das als Konsequenz aus der Quantenmechanik folgt. Es ist schlicht und einfach die Welt selbst, die sich in ihrem Innersten der Meßbarkeit entzieht. Du weißt das. Und das nehme ich dir deshalb übel.

Bizarr auch dieser Hakenschlag: Weil du nicht fehlerfrei messen kannst, soll Gott kein Universum erschaffen können? Geht's noch? Indem du formulierst, daß Gott deine "Meßgenauigkeit" nötig habe, um das Universum zu erschaffen, begibst du dich absichtlich und zum reinen Schein gewissermaßen auf das intellektuelle Niveau eines steinzeitlichen Jägers, für den die Erde eine Scheibe ist, "weil sie evident flach ist, so weit das Auge reicht". Klar leuchtet das jedem unmittelbar ein, der es nicht besser weiß! Dein Einwand ist absichtlich anthropomorph, obwohl dir natürlich bekannt ist, daß die Unschärfebeziehungen mit zu jenen Grenzen der Kausalität zählen, hinter denen die Welt aus prinzipiellen Gründen ins Unerkennbare entweicht.

Zum einen ist es durchaus vernünftig, gegen die Einsicht, daß es vernünftig sei an
Gott zu glauben, zu Polemisieren, weil diese Einsicht nun mal so unvernünftig ist.
Denn: Wer schuf Gott? Es macht Sinn zu sagen: Unsere Erkenntnis hat Grenzen.
Und zum Teil haben wir sogar erkennen können, wo diese Grenzen liegen. Zu
postulieren, es sei vernünftig eine "Erkenntnis" über die nicht der Erkenntnis
zugänglichen Bereiche für wahr zu halten, ist töricht.

Du beginnst mit dem Zirkelschluß, daß deine Polemik vernünftig sei, weil ihr Gegenstand ja "nun mal" so unvernünftig sei - und begründest dies dann ausgerechnet mit der schieren Unvernunft. Die Frage: "Wer schuf Gott?", ist gewiß furchtbar eingängig und extrem populär, besonders für Leute, die nicht tiefer nachzudenken gewohnt sind, hat aber analog in etwa das Niveau der Frage, ob, wenn die Erde eine Kugel wäre, die Leute nicht "unten" auf der südlichen Hemisphäre "alle herunterfallen würden". 'Schaffen' oder passiv 'geschaffen werden' ist - wie jedes Verb (Zeit-Wort!) - eine Kategorie, die jenseits unserer Raumzeit ungültig ist. Sie ist analog der Vorstellung, das Universum sei im Raum erschaffen worden, oder z.B. der gleichfalls populären Frage, was denn "vor dem Urknall" war. 'Geschaffen werden' ist, wie 'entstehen' oder 'werden' oder 'sich entwickeln' oder überhaupt jedes Verb "dort" ohne jenen Sinn, wo nicht Zeit ist, sondern das, was wir Ewigkeit nennen (das Wort "dort" steht bewußt in Gänsefüßchen, weil ebenso alle räumlichen Vorstellungen sinnlos sind).

Man mag sich über die Idee der Ungeschaffenheit Gottes von mir aus vor lauter bierseligem Gegröle auf die Schenkel hauen und sich kindisch darüber freuen, wie unendlich gescheiter man doch ist als diese dummen Christen mit ihrem komischen Gott, weil man schließlich ganz genau weiß, daß auch Gott geschaffen worden sein muß... Tatsache ist und bleibt trotzdem, daß der Kosmos definitiv nicht das Ergebnis irgend einer ihm vorausgehenden Entwicklung, einer Evolution, eines Prozesses, einer "Gottesgeburt" oder sonst irgendeines zeitabhängigen "Geschehens" sein kann, weil Zeit nunmal erst mit der Schöpfung selbst erscheint.

Außerdem ist Zeit als solche in Wirklichkeit keineswegs das, als was sie uns Menschen erscheint, sondern lediglich eine von vier Raumzeitdimensionen, die sich von den drei anderen in ihrem Wesen so wenig unterscheidet, wie sich Länge von Breite und Höhe unterscheidet. Nur können wir uns das eben nicht vorstellen. Analog wäre für ein hypothetisches, 2-dimensionales Wesen in einem Gedankenexperiment ein gewöhnlicher Schuhkarton eine völlig unbegreifliche Begrenzung seiner Welt, aus der es nicht nur nicht entrinnen könnte (so wie wir der Zeit nicht entrinnen können), sondern es könnte auch keine wirklichkeitsgemäße Anschauung darüber bilden, wieso ihm dies nicht möglich ist. Höhe einerseits und Länge (bzw. Breite) andererseits wären für ein solches "Wesen" zwei völlig verschiedene Phänomene - so wie dies bei Raum und Zeit für uns 3-D-Wesen der Fall ist. In Wahrheit handelt es sich bei der Kategorie 'Zeit' um eine Beschränktheit unseres Geistes, eine Kategorie a priori, und nicht um eine Eigenschaft der Welt.

Dem Heiligen Augustinus von Hippo war das alles schon am Ende des 4. Jahrhunderts geläufig und gehört seither zum festen Bestand der Lehre der Kirche. Erst mit Albert Einstein ist das, was der Kirche seit 1600 Jahren bekannt ist, auch wissenschaftlich zur Tatsache geworden. Trotzdem wimmelt es nur so von "aufgeklärten" Schlaumeiern, die zwar von beiden nicht die geringste Ahnung haben, aber mir haargenau erklären wollen, daß ich leider, leider an den Handwerker mit dem langen weißen Bart glaube (ein Einspruch dagegen ist zwecklos, schließlich bin ich Christ und Christen glauben nunmal an Unsinn, weiß doch jeder!), daß aber "die Aufklärung" bewiesen habe, daß es diesen Handwerker nicht gibt. Und dann kommen so die üblichen, leierhaft-eintönigen, altbekannten "Argumente". Das ist auf die Dauer sehr lästig und ärgerlich.

Nun wird sich vielleicht wieder der eine oder andere höchstpersönlich "gemeint" und entsetzlich gekränkt fühlen. Nebbich! Anstatt sein gekränktes Ego zu beweinen und die Empörungsmaschine anzuwerfen, könnte es sich als gescheiter erweisen, ganz allgemein etwas vorsichtiger zu werden mit seinen vorschnellen "sicheren Urteilen" und erst mal in Ruhe zu lesen und zu bedenken, was ein anderer eigentlich genau geschrieben hat und was er sagen will. Anstatt sich wie der Gockel auf dem Mist aufzuführen und zu meinen, der Kosmos unterstünde des Gockels Kommando und die Sonne ginge folglich bloß deshalb auf, weil der Hahn daran gedacht hat, rechtzeitig aufzustehen und zu krähen, könnte man auch ganz sachte die Möglichkeit erwägen, ob es womöglich doch ein paar wenige Dinge gibt, die man noch nicht vollständig durchdacht und verstanden hat. Ich finde es, ehrlich gesagt, ziemlich nett von mir, wenn ich mich hier zu einem Thema so ausführlich äußere, das nicht ich, sondern andere auf's Tapet gebracht haben. Daß das beim einen oder anderen prompt epileptische Anfälle wegen "gefühlter Gewalt" auslöst, erschließt sich mir nicht wirklich. Ist das hier eine Therapiegruppe, oder geht es in einer erwachsenen Sachauseinandersetzung darum, was nun eigentlich wahr ist und was nicht? Dieser Absatz bezog sich nicht auf dich.

Ich werfe einen Würfel. Ich würfele eine 4. Mit dem Zufall läßt sich das nicht erklären,
da die Stichprobengröße 1 ist... De fakto läßt sich mit N=1 gar nichts anfangen, weder ein
Beleg für Zufall, noch für nicht-Zufall.

Ungültiges Argument. Warum? Weil man beim Universum nicht würfeln kann, denn es gibt nur eines, während man beim Würfel so oft würfeln kann, wie man möchte und die Beschränkung auf einen Wurf deshalb ad hoc und willkürlich ist. Wir wissen trotzdem, auch wenn wir nur einmal würfeln, daß jeder einzelne Wurf offen und unbestimmt (also zufällig) ist, während das Universum aus dem entgegengesetzten Grund eben nicht zufällig sein kann.

Dem stimme ich zu, aber niemand will den Glauben verbieten.

Von wegen! Zitat aus dem Spiegelartikel, der Ausgangspunkt der ganzen Diskussion ist: "Organisierte Religionen vergleicht er mit Vergewaltigungen. Wenn es in seiner Macht läge, die Welt von einem dieser zwei Dinge zu befreien, erklärt Harris, dann 'zögerte ich nicht, die Religion abzuschaffen'". Wir kommen aus einem "aufgeklärten" Jahrhundert, das hinter uns liegt, in dem bald die halbe Welt unter Terrorregimen zu leiden hatte, deren Ziel und Tun die Ausrottung des Glaubens gewesen ist. Dieses Ziel ist nicht aufgegeben worden, sondern es bedient sich in Europa anderer Mittel - und in vielen anderen Ländern der alten.

Aber wer glaubt, sollte bereit sein zu erklären warum.

Genau das tue ich doch freundlicherweise die ganze Zeit, allerdings wohlweislich mit angezogener Handbremse, wie ich freimütig einräume, weil ich nämlich erstens keine Lust dazu habe, für Krethi und Plethi deswegen den Watschenaugust zu geben und zweitens deswegen über die inneren, eigentlichen Gründe nicht nähere Auskunft zu geben bereit bin. Es ist nicht unvernünftig, sondern vernünftig, an Gott zu glauben, aber ich glaube nicht an Gott, weil es vernünftig, sondern weil es wunderschön ist. Der Glaube ist für mich einfach Teilhabe an einer unbeschreiblichen Schönheit und Freude und Quelle unkaputtbaren Glücks. Mich kann man, was mein Glück angeht, nicht aus den Schlappen hauen. Glaube ist, wie Dschindschin so schön formuliert hat, einfach eine innere Haltung zum Leben. Nein, man "muß" nicht glücklich sein, keiner kann einen dazu zwingen und es ist tatsächlich das unbestreitbare Recht eines jeden, so unglücklich zu sein, wie er will.

Und ich stelle fest: Es gibt keine objektiven Gründe.

Die kann es nicht geben, weil Gott kein Objekt ist.

Die Welt können wir verstehen, wir brauchen keinen Gott um die Lücken zu füllen.

Wir können die Welt definitiv nicht verstehen, und je tiefer wir, sie verstehend, in ihre Tiefe vordringen, desto deutlicher wird uns das. Es ist deine Sicht, die hilflos versucht, Lücken zu füllen, wo sich gähnende Abgründe aufgetan haben. Der Laplace'sche Traum ist längst, längst ausgeträumt und heute schlicht und einfach reaktionär. Es sind nur sabbernde Opis auf der Parkbank, die ihn noch träumen. Die materialistische Welterklärung ist restlos in sich zusammengebrochen. Das, was sie zum Primären der Welt erhoben hatte, gibt es überhaupt nicht: Materie. Wir können uns nicht einmal ein vernünftiges Bild davon machen. Materie hat sich aufgelöst in einen Tanz von Quanten, in dem sich überhaupt nichts erklären läßt - nicht weil wir's "noch nicht können", sondern weil es prinzipiell unmöglich ist.

Eine Ethik können wir aus philosophischen Aporien entwickeln...

...und feststellen, daß sie nicht funktioniert, sondern sich selbst auflöst. Übertretung der Gesetze gab es immer. Aber es gab eben auch immer die Gesetze. Die zehn Gebote waren unantastbar und das Gebot der Nächstenliebe war eine ständige, unaufhebbare Herausforderung, so sehr es auch mißachtet worden sein mag. Heute gibt es ebenfalls Übertretung der Gesetze, was sonst? Aber die Gesetze erodieren, denn sie passen sich den Übertretungen an und lösen sich damit auf. Abtreibung ist nicht mehr Mord, nicht mal mehr ein "Ärgernis", sonder positiv, etwas Gutes, a good end, während Lebensschützer böse Menschen sind und dieser Begriff in tonangebenden Kreisen schon als Schimpfwort benutzt wird. Aus philosophischen Aporien kann man tolle Gedankengebäude errichten, das stimmt schon, aber selbst wenn sie fast so gut sind wie Gottes Gebote, brechen sie zusammen, sobald der erste Mensch sie dann real betritt. Das ist Empirie und gegen die Tatsachen kann man halt schlecht argumentieren.

Wir können das Glück im Diesseits suchen.

Ja klar, solange halt, bis man tot ist. Und das ist morgen. Und danach kommt die Sintflut? Und überhaupt: was nutzt es, nach dem Glück im Diesseits zu suchen, wenn man's nicht findet, weil die Welt sich in ein Irrenhaus verwandelt hat, in dem der Einzelne nicht nur sein persönliches Glück nicht mehr verteidigen kann, sondern auch nicht mal mehr seinen Verstand, weil die ausgedachte, glückliche Welt in Trillionen Partikel zerspringt und ihren inneren Zusammenhalt verliert?

Und wenn uns jemand einreden will, wir benötigten Gott, so fragen wir: Wozu?

Na, genau deswegen.

Und wenn wir denn Lust haben: Und warum dann Leid?

Na, genau deswegen. Man richtet sich nicht nach den Empfehlungen des Herstellers. Das ist dumm.

Wenn Gott doch allmächtig, allwissend und allgütig ist?

Weil er allmächtig ist, hat er den Menschen geschaffen als sein Gleichnis, das heißt frei. Weil er allwissend ist, weiß er, wohin die Freiheit den Menschen, der nicht Gott ist, unausweichlich führen muß. Und weil er allgütig ist, ist er in Jesus Christus Mensch geworden, damit der Mensch nicht an seiner Freiheit zugrunde geht. Aber seiner Freiheit wegen hat der Mensch das Recht dazu, trotzdem zugrunde zu gehen, wenn er das unbedingt will. Das geschieht jetzt gerade. Und du selbst hast begründet wieso.

Und lautet die Antwort: Unergründlichkeit, so sagen wir "Warum dann glauben?"

Weil man da, wo sich nichts mehr ergründen läßt, nur glauben kann, und man zugrunde geht, wenn man weder ergründen kann, noch glaubt. Du glaubst das nicht? Nicht mein Problem, sondern deines. Du glaubst, daß die Sache anders ausgehen wird? Das weißt du nicht, sondern das ist dein Glaube, der es freilich immer schwerer hat, gegen eine zerfallende Wirklichkeit anzukommen. Was die Zukunft bringt, weiß man, wenn es eingetreten ist. Vorher glaubt man. Auch du. Aber nicht jeder Glaube erweist sich als wahr.

Gruß vom
Nick

Evolutions-Beweise: Der Knackpunkt bei Chato

Ekki, Monday, 30.10.2006, 20:32 (vor 6543 Tagen) @ Chato

Hallo Chato und alle!

Wir können das Glück im Diesseits suchen.


Ja klar, solange halt, bis man tot ist. Und das ist morgen. Und danach
kommt die Sintflut? Und überhaupt: was nutzt es, nach dem Glück im
Diesseits zu suchen, wenn man's nicht findet, weil die Welt sich in ein
Irrenhaus verwandelt hat, in dem der Einzelne nicht nur sein persönliches
Glück nicht mehr verteidigen kann, sondern auch nicht mal mehr seinen
Verstand, weil die ausgedachte, glückliche Welt in Trillionen Partikel
zerspringt und ihren inneren Zusammenhalt verliert?

Genau hier liegt der Knackpunkt, der Dich, Chato, und Deinesgleichen entlarvt:

Du setzt ein Leben nach dem Tode, von dem niemand weiß, ob es existiert oder nicht, gegen das diesseitige Leben, von dem unbestreitbar ist, daß wir es haben.

Und was soll die Behauptung, man können das Glück im Diesseits nicht finden, weil die Welt sich in ein Irrenhaus verwandelt habe?

Einmal abgesehen von der uferlosen Diskussion darüber, was "Glück" ist:

Jeder Mensch kann sich Momente im Leben schaffen, in denen er innere Zufriedenheit empfindet.

Manchmal werden ihm solche Momente auch geschenkt.

Und manchmal erfährt er auch Böses und Leid.

Aber das Streben nach innerer Zufriedenheit von vornherein für aussichtslos zu erklären und alle Hoffnung in ein unbewiesenes und unbeweisbares Jenseits zu verlagern - das ist krank, einfach nur krank!

Und genau dies[/u] ist mein Vorwurf an jegliche[/u] Religion.

Und der Grund dafür, daß ich die finsteren Kultstätten dieser Vereine meide.

Gruß

Ekki

--
Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.

Evolutions-Beweise: Der Knackpunkt bei Chato

Chato, Tuesday, 31.10.2006, 00:07 (vor 6543 Tagen) @ Ekki


[quote]Du setzt ein Leben nach dem Tode, von dem niemand weiß, ob es existiert oder
nicht, gegen das diesseitige Leben, von dem unbestreitbar ist, daß wir es haben.
[/quote]

Ich habe mit keinem einzigen Sterbenswörtchen etwas über das "Glück in einem Leben nach dem Tod" geschrieben und es deshalb auch nicht gegen mein jetziges Leben gesetzt. Ganz im Gegenteil! Du hast wieder einmal das gelesen, von dem du gerne hättest, daß ich es unbedingt geschrieben haben möge, aber nicht das, was ich tatsächlich geschrieben habe.

das ist krank, einfach nur krank!

Was kann man eigentlich auf solche irrationalen Anfälle, einen nach dem anderen, antworten? Ich weiß es nicht. Mir fällt nichts ein.

Evolutions-Beweise: Der Knackpunkt bei Chato

Nihilator ⌂, Bayern, Tuesday, 31.10.2006, 00:44 (vor 6543 Tagen) @ Chato

Du setzt ein Leben nach dem Tode, von dem niemand weiß, ob es existiert

oder

nicht, gegen das diesseitige Leben, von dem unbestreitbar ist, daß wir

es haben.[/b]

Ich habe mit keinem einzigen Sterbenswörtchen etwas über das "Glück in
einem Leben nach dem Tod" geschrieben und es deshalb auch nicht gegen mein
jetziges Leben gesetzt. Ganz im Gegenteil! Du hast wieder einmal das
gelesen, von dem du gerne hättest, daß ich es unbedingt geschrieben haben
möge, aber nicht das, was ich tatsächlich geschrieben habe.

das ist krank, einfach nur krank!


Was kann man eigentlich auf solche irrationalen Anfälle, einen nach dem
anderen, antworten? Ich weiß es nicht. Mir fällt nichts ein.

Das ist nun kein Wunder. Deine eigenen irrationalen Anfälle sind sicher schmerzhaft genug.

Du hältst mich für ansprechbar, es aber nicht für nötig, auf meine Antworten zu antworten. Du findest es eine geeignete Vorgehensweise, direkt Angesprochene in der dritten Person abzuhandeln. Du wirfst mit Vorwürfen um Dich -darunter reichlich selbstgenerierte, wie Du es Deinen Gegnern eigentlich vorhältst- ohne auf Diskussionsansätze reagieren zu wollen.

Du machst Dich selbst zum Apostel, Du lächerlicher kleiner Scheißer, der meint, etwas zu wissen, was all die andern Dummen um Dich rum nicht ansatzweise ahnen können. Du bist nicht ein Gläubiger, Du bist Gott selbst.
Was willst Du von dem Pöbel um Dich herum?

Du bist nicht ansatzweise ein Diskussionspartner, Du bist ein lächerlicher Inquisiteur. Sind wir gegen Feminismus, wir beide? Was hast Du als Alternative anzubieten? Terror hoch 3?
Bewirb Dich um das Amt, das Papa Razzi freigemacht hat - ein geeigneterer Kandidat ist kaum vorstellbar. Und dann setz Dich bitte mit dem Femipack auseinander. Am besten so, daß von beidem nichts übrigbleibt.

Du mickriges Priesterlein erzählst mir, was göttlich ist? Du hast die ultimative Offenbarung über das Universum vor Dir? Kriech unter Dein Steinchen zurück, du jämmerliches kleines Fanatikerlein, und laß Menschen, die ihre von Gott verliehene Gabe (DENKEN!) zu nutzen wissen, in Ruhe.


Gute Nacht, Du Penner
nihi

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


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Kikeriki

Chato, Tuesday, 31.10.2006, 02:06 (vor 6543 Tagen) @ Nihilator

Weil du's bist, Nihi, zum Abschluß noch eine kleine Gutenachtgeschichte aus dem "Anhalter durch die Galaxis" von Douglas Adams:

...

Von jenseits der Brücke war ein mächtiges polterndes Dröhnen zu hören. Eine gigantische schwarze Masse bewegte sich vom gegenüberliegenden Turm herüber, ihre Größe und Form die eines Panzers. Ein Froschstern-Erkundungsroboter Klasse D.

"Marvin", rief Zaphod.

"Was wünschen Sie?"

"Siehst Du den Roboter, der auf uns zukommt?"

Marvin sah auf die gigantische schwarze Masse, die über die Brücke langsam auf sie zurückte. Er sah an seinem eigenen kleinen Metallkörper hinunter. Er blickte wieder auf den Panzer.

"Ich nehme an, Sie möchten, daß ich ihn aufhalte", sagte er.

"Stimmt"

"Während Sie Ihre Haut retten."

"Ja", sagte Zaphod, "mach dich ran!"

"Vorausgesetzt", sagte Marvin, "ich weiß wie."

Marvin war im Grunde kein besonders kleiner Roboter. Sein silberner Körper glänzte in den staubigen Sonnenstrahlen, und er zitterte im unablässigen Beschuß, dem das Gebäude noch immer ausgesetzt war. Er wirkte jedoch jämmerlich klein, als der riesige schwarze Panzer vor ihm dröhnend zum Stehen kam. Der Panzer untersuchte ihn mit einer Sonde. Die Sonde zog sich wieder zurück. Marvin stand da.

"Aus dem Weg, kleiner Roboter" brummte der Panzer.

"Tut mir leid", sagte Marvin, "aber man hat mich hier hergestellt, damit ich dich aufhalte."

Die Sonde streckte sich nochmals zu einer raschen Nachkontrolle vor. Sie zog sich wieder zurück.

"Du? Mich aufhalten?" dröhnte der Panzer. "Laß den Blödsinn!"

"Nein, es stimmt wirklich", sagte Marvin schlicht.

"Womit bist du ausgerüstet?" donnerte der Panzer ungläubig.

"Rate mal", sagte Marvin.

Die Maschinen des Panzers rumpelten, seine Zahnräder knirschten. Tief drinnen in seinem Mikro-Hirn tickten elektronische Relais in Molekülgröße konsterniert rückwärts und vorwärts.

"Raten?" fragte der Panzer.

"Ja, mach", sagte Marvin zu der riesigen Kampfmaschine, "du rätst es nie"

"Ääähhmmmm.....", sagte die Maschine und vibrierte vor ungewohntem Denken, "Laserstrahlen?"

Marvin schüttelte erhaben den Kopf.

"Nein", murmelte die Maschine mit ihrem tiefen, gutturalen Rollen. "Zu naheliegend. Antimaterie-Strahlen?" riet sie ins Blaue hinein.

"Viel zu naheliegend", mahnte Marvin.

"Ja," grummelte die Maschine ein bißchen beschämt. "Äh....wie steht´s mit einer Elektronenramme?"

Das war Marvin neu. "Was ist denn das?" fragte er.

"Sowas", sagte die Maschine begeistert. Aus ihrem Turm schob sich eine Spitze, die einen einzigen tödlichen Lichtstrahl abschoß. Hinter Marvin fing eine Wand an zu dröhnen und brach zu einem Dreckhaufen zusammen. Der Staub schwebte kurz in der Luft, dann setzte er sich.

"Nein", sagte Marvin, "sowas auch nicht."

"Trotzdem gut, was?"

"Sehr gut", gab Marvin zu.

"Ich weiß", sagte die Froschstern-Kampfmaschine nach einem Augenblick Nachdenken, "du mußt einen von diesen neuen Xanthic-Re-Structon Destabil-O-Zenon-Strahlern haben!"

"Nett, was?" sagte Marvin.

"Was, so einen hast du?" fragte die Maschine voller Ehrfurcht.

"Nein", sagte Marvin.

"Oh", sagte die Maschine enttäuscht, "dann muß es ein....."

"Du denkst in die falsche Richtung", sagte Marvin. "Du läßt etwas Wesentliches in der Beziehung zwischen Leuten und Robotern außer Betracht."

"Äh, ich weiß", sagte die Maschine, "es ist...." und sie verlor sich wieder in Nachdenken.

"Überleg doch mal", setzte Marvin ihr zu, "sie ließen mich hier, einen gewöhnlichen, unbedeutenden Roboter, um dich aufzuhalten, eine gigantische Hochleistungs-Kampfmaschine, während sie wegliefen, um sich zu retten. Und was meinst du, womit sie mich hier zurückließen?"

"Uuuuh ääh", brummelte die Maschine beunruhigt, "etwas verdammt irre Tolles, würde ich denken."

"Denken! " sagte Marvin, " oh ja, denken. Ich werde dir sagen, was sie mr gegeben haben, damit ich mich schützen kann. Soll ich?"

"Ja, okay", sagte die Kampfmaschine und nahm alle Kraft zusammen.

"Nichts", sagte Marvin.

Es entstand eine gefährliche Pause.

"Nichts?" röhrte die Kampfmaschine.

"Überhaupt nichts", respondierte Marvin düster, "nicht mal ne elektronische Wurst."

Die Maschine stampfte vor Wut herum. "Also, das setzt doch wohl allem die Krone auf!" dröhnte sie. "Nichts, was? Die denken doch einfach nicht nach, oder?"

"Und", sagte Marvin mit sanfter, leiser Stimme "wo ich doch diese gräßlichen Schmerzen in allen Dioden die ganze linke Seite runter habe."

"Macht dich rasend, was?"

"Ja", gab Marvin mit Rührung zu.

"Donnerwetter, macht mich das wütend", brüllte die Maschine, "paß auf, ich hau die Wand da kaputt." Die Elektronenramme schoß wieder einen sirrenden Lichtstrahl ab und zerlegte die Wand neben der Maschine.

"Was glaubst du, wie ich mich fühle?" sagte Marvin bitter.

"Liefen einfach weg und ließen dich allein, was?" donnerte die Maschine.

"Ja", sagte Marvin.

"Ich glaube ich schieße ihnen auch noch ihre verdammte Decke runter!" tobte der Panzer. Er zerlegte die Decke der Brücke.

"Sehr eindrucksvoll", murmelte Marvin.

"Du hast noch gar nichts gesehen", versprach die Maschine, "ich kann auch den Fußboden rausschießen. Keine Sorge!"

Sie schoß auch den Fußboden raus.

"Himmeldonnerwetter!" dröhnte die Maschine, als sie fünfzehn Stockwerke tief hinunterfiel und unten am Boden in Stücke zerschellte.

"Was für eine deprimierend dämliche Maschine", sagte Marvin und schleppte sich davon.

Kindsköpfe... beide! [nT]

Moment mal, Tuesday, 31.10.2006, 04:39 (vor 6543 Tagen) @ Chato

.

kein Anstand, kein Respekt

Jens, Tuesday, 31.10.2006, 12:30 (vor 6542 Tagen) @ Nihilator

der selbst denjenigen gebührt, die man nicht (mehr) mag.

Es zeigt sich mal wieder, daß am härtesten immer noch auf die eigenen Leute losgegangen wird. Oder hat Ossinihi mal Ähnliches gegen die Femanzen abgelassen? Und davon gibt es bekanntlich mehr als genug.

Jens

kein Anstand, kein Respekt

Nihilator ⌂, Bayern, Tuesday, 31.10.2006, 13:42 (vor 6542 Tagen) @ Jens

der selbst denjenigen gebührt, die man nicht (mehr) mag.

Es zeigt sich mal wieder, daß am härtesten immer noch auf die eigenen
Leute losgegangen wird. Oder hat Ossinihi mal Ähnliches gegen die Femanzen
abgelassen? Und davon gibt es bekanntlich mehr als genug.

Hatter, und zwar reichlich. Vollkommene Respektlosigkeit ging von Gott selbst äh Nick Chato aus, und zwar ohne daß speziell ich ihm dazu Anlaß gegeben hätte.


Gruß,
nihi


PS: Der gebührende Respekt zeigt sich in Titulierungen wie "Ossinihi"? Danke, ich lerne ja gern dazu.

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


[image]

Evolutions-Beweise: Der Knackpunkt bei Chato

Chato, Wednesday, 01.11.2006, 16:16 (vor 6541 Tagen) @ Ekki

Evolutions-Beweise:

Kondor, Thursday, 02.11.2006, 00:53 (vor 6541 Tagen) @ Chato

... Ich finde es, ehrlich gesagt, ziemlich nett von mir, wenn ich mich hier zu einem Thema so ausführlich äußere, das nicht ich, sondern andere auf's Tapet gebracht haben....

Wirklich wahr! Was dich betrifft ist es bewundernswert, aber vor allem ist es allgemein wohltuend, wie du geduldig und beharrlich hier Kinder mit Tiefen konfrontierst.

Was mich bei den Reaktionen etwas erschreckt, ist, wie leicht dabei sogar Fälle von Besessenheit offengelegt werden. Wirklich gut!

Evolutions-Beweise:

susu, Friday, 03.11.2006, 22:52 (vor 6539 Tagen) @ Chato

Hallo Nick

Analogie: die Eltern von X sind verstorben, "wechselwirken" also nicht
mehr mit ihm, sind aber natürlich dennoch seine Eltern und deshalb höchst
'konsequenzvoll' für X, da es ihn ohne sie ja gar nicht gäbe.

Es gibt da ein kleines Problem mit dieser Analogie. Es sei denn du sagtest mit mir und Nietzsche: "Gott ist tot". Aber wenn ich dich recht verstehe, gehst du davon aus, das Gott eben nicht tot ist.

Nun gut, sie
mögen ihm trotzdem egal sein. Ich weiß, daß diese Haltung nicht nur
theoretisch möglich, sondern oft genug traurige Realität ist. Freilich
empfände ich Abscheu gegen diesen X und hätte jedenfalls garantiert kein
Bedürfnis, mit ihm näher zu verkehren.

Nun, nachdem wir geklärt haben, daß Gott, wenn es nach dir geht, nicht tot ist, dann drängt sich eine andere Analogie auf: Ein Vater der keinerlei Kontakt zu seinen Kindern pflegt. Gar keinen. Und im Gegensatz zu Vätern, die von Besuchsboykott u.ä. betroffen sind, liegt es tatsächlich ausschließlich an Gott, das er keinen Kontakt hat und mit mir auch nie hatte. Und wenn - na, da tu ich´s dir doch gleich mit dem irrealis - es einen solchen Gott gäbe, dann empfände ich natürlich Abscheu gegen ein so liebloses Wesen und hätte erst recht kein Bedürfnis mit ihm näher zu verkehren.

Die Rückkehr von dieser Analogie zu deiner Ausgangsthese würde dann
lauten, daß Gott keinerlei Grund hätte, einen Menschen nicht zu meiden,
dem er total egal ist.

Ich hätte keinen Grund, nicht an Gott zu glauben, wenn er sich mal bemühen würde. Ich bin nur eine einsamme sterbliche Seele, er ist ein allmächtiger Schöpfer. Es ist verflucht noch mal nicht zuviel von ihm verlangt den ersten Schritt zu tun.

Erstens weißt du überhaupt nicht - und kannst es aus Prinzip nicht wissen
- was Interaktionen Gottes mit seiner Schöpfung sind und was nicht. Du
könntest diese folglich a priori gar nicht von Nichtinteraktionen
unterscheiden und lieferst somit dein Argument in seiner Substanz der
Ungültigkeit aus.

Ah, Nick. Aber was ich beobachte folgt gewissen Regeln. Entweder ist die Interaktion Gottes mit der Welt das Wesen der Naturgesetze, dann wären wir wieder bei Spinoza. Oder die Interaktionen brechen die Regeln. Dann sind es Wunder...

Oder weißt du, was sich hinter der Unschärfe und der
Unbestimmtheit der Quantenprozesse verbirgt? Etwas lauter bitte! Wie? Du
weißt es nicht? Ich auch nicht. Aber ich weiß, daß dein Argument nichts
taugt.

Holla, wir werden ja fast schon wissenschaftlich. Nun, auch die Unschärfe und die Zufallsprozesse unterliegen Gesetzmäßigkeiten. Gesetzmäßigkeiten der Statistik, aber imer noch Gesetzmäßigkeiten. Wobei ich nicht weiß worauf du hinauswillst: Entweder du sagst "Gott würfelt" oder "Gott ist der Würfel".

Der Pantheismus ist nicht nur nicht belegbar, sondern nicht einmal
nachvollziehbar, weil er nichts weiter als eben eine leere Chiffre für
Unnachvollziehbarkeit ist, ohne weitere, nähere Bestimmung. Ganz zu recht
nennt Schopenhauer ihn deshalb "ein mißbrauchtes Wort, einen Unbegriff,
eine contradictio in adjecto, ein Schiboleth für Philosophieprofessoren".
Schopenhauers treffgenaue Rhetorik gilt nicht umsonst als zum Feinsten
gehörig, was auf Deutsch geschrieben wurde.

Wer seinen christlichen Glauben mit ausgerechnet Schopenhauer zu verteidigen sucht ist mental irgendwo falsch abgebogen. Schopenhauer über die monotheistischen Religionen:
"Ob man sich ein Idol macht aus Holz, Stein, Metall, oder es zusammensetzt aus abstrakten Begriffen, ist einerlei: es bleibt Idolatrie, sobald man ein persönliches Wesen vor sich hat, dem man opfert, das man anruft, dem man dankt. Es ist auch im Grunde so verschieden nicht, ob man seine Schaafe, oder seine Neigungen opfert."

Oder auch:
Während "des ganzen Christlichen Zeitraums liegt der Theismus wie ein drückender Alp auf allen geistigen, zumal philosophischen Bestrebungen und hemmt, oder verkümmert, jeden Fortschritt. Gott, Teufel, Engel und Dämonen verdecken den Gelehrten jener Zeiten die ganze Natur: keine Untersuchung wird zu Ende geführt, keiner Sache auf den Grund gegangen; sondern Alles, was über den augenfälligsten Kausalnexus hinausgeht, wird durch jene Persönlichkeiten alsbald zur Ruhe gebracht ..."

Wenn man sich dazu noch Schopenhauers eigene Sicht, die dem Buddhismus nahe steht, näher zu Gemüte führt, dann ist man von Spinoza nicht allzuweit entfernt. Es gibt nur die Welt, wobei Schopenhauer sie durch den Willen konstituiert sieht und damit ein Vorläufer des Konstruktivismus ist. Pantheismus erfordert Ehrfurcht vor der Welt, Schopenhauer hällt sie für ein "Jammerthal".

Die Zahl der denkbaren Universen, die nicht
funktionieren würden, ist unendlich, die Zahl der funktionierenden genau
eins. Wer das anzweifelt, der entwerfe hier und jetzt eines mit anderen
Werten und weise nach, was dabei herauskommt. Man hat das, wie du
möglicherweise weißt, ausführlich getan (was überhaupt nicht schwer ist)
und keines gefunden, das funktionieren würde. Sobald man nur eine einzige
Fundamentalkonstante ein kleinwenig ändert - zu deiner Beruhigung: stets
diesseits der Meßtoleranzen - läuft irgend etwas (und am Ende alles) ganz
drastisch aus dem Ruder.

Ja aber genau das ist der Punkt: "Diesseits der Meßtoleranzen". Die spannen ja schon einen Raum auf, der prinzipiell unendlich viele Universen ermöglicht. Wenn a ungleich b, dann ist |]a,b[| = |R|.

Das ist wieder einer jener rabulistischen Taschenspielertricks, bei denen
ich dich schon wiederholt ertappt und überführt habe - wonach du dann
jeweils einige Zeit eisern geschwiegen und die Sache ausgesessen hast wie
weiland Helmut Kohl, bis du meintest, es sei genügend Gras über die Sache
gewachsen. Ich vergesse so etwas nicht, Susu.

Links?

Du weißt haargenau, daß ich hier nicht einen Lückenbüßergott postuliere,

Oh doch. Wenn du weiter oben Gott in der Unschärfe suchst, oder bei den Elementarkonstanten, dann suchst du ihn in den Lücken.

sondern du unter der Hand ultraschräge Lückenbüßerphysik ins Spiel
zu bringen versuchst.

Nö. Ich würde mich aber freuen, wenn du das näher ausführen würdest.

Bei diesen Konstanten geht es eben gerade
nicht um irgendeine Lücke, sondern um das Fundament
schlechthin
, auf dem ALLES beruht. Aber "Lückenbüßergott" ist halt ein
populäres Schlagwort, auf das gerade diejenigen garantiert anspringen, die,
weil sie besonders wenig wissen, desto mehr der felsenfesten Überzeugung
sind, extrem viel zu wissen. Das ist deshalb so übel, weil hier ganz
bewußt mit dem Unwissen Schindluder getrieben und statt auf Wahrheit auf
"Stimmung" gesetzt wird. So etwas versuchst du immer wieder mal und
ruinierst damit natürlich auf die Dauer deine Glaubwürdigkeit. Das
funktioniert nämlich nicht unbegrenzt oft.

Der Lückenbüßergott ist deshalb ein populäres Schlagwort, weil an ihn geglaubt wird. Das viele wissenschaftliche Erkenntnisse von religiösen Institutionen bekämpft worden sind und z.T. werden, liegt daran, das sie Lücken schließen, in denen die Leute Gott vermuteten.

Die Sensitivität der Fundamentalkonstanten ist erstens keineswegs eine
Frage der Meßgenauigkeit der einzelnen Konstante, sondern v.a. eine der
wechselseitigen Relationen dieser Axiome. Die prinzipielle
Ungenauigkeit der Meßbarkeit ist zweitens ihrerseits ein fundamentales
Axiom, das als Konsequenz aus der Quantenmechanik folgt. Es ist schlicht
und einfach die Welt selbst, die sich in ihrem Innersten der Meßbarkeit
entzieht. Du weißt das. Und das nehme ich dir deshalb übel.

Richtig. Aber darauf fußt mein Argument nicht. Du schriebst das die Fundamentalkonstanten gar nicht von ihrem Wert abweichen dürften um ein "funktionierendes" Universum zu erzeugen. Meine Antwort war, daß sie zwar nur wenig abweichen dürfen um noch ein unserem ähnliches Universum zu erzeugen, aber diese mögliche Abweichung größer als 0 ist. Von den 7 Universalkonstanten (Z0, µ0, e0, G, h, c und hquer) haben 3 Fehler. Wenn ich mir das "fine-tune" Argument ansehe, dann lese ich da nur zur starken Wechselwirkung Zahlen und die sagen, wenn sie um 2% schwächer oder um 1% stärker wäre, dann würde sich das stark auf die Elementverteilung auswirken und Kohlenstoff-basiertes Leben wäre so gut wie unmöglich. 2% ist verdammt viel, deutlich mehr als die 0,015% um die G unbekannt ist (und die anderen sind genauer bekannt).

Bizarr auch dieser Hakenschlag: Weil du nicht fehlerfrei messen kannst,
soll Gott kein Universum erschaffen können? Geht's noch? Indem du
formulierst, daß Gott deine "Meßgenauigkeit" nötig habe, um das Universum
zu erschaffen, begibst du dich absichtlich und zum reinen Schein
gewissermaßen auf das intellektuelle Niveau eines steinzeitlichen Jägers,
für den die Erde eine Scheibe ist, "weil sie evident flach ist, so weit
das Auge reicht". Klar leuchtet das jedem unmittelbar ein, der es nicht
besser weiß! Dein Einwand ist absichtlich anthropomorph, obwohl dir
natürlich bekannt ist, daß die Unschärfebeziehungen mit zu jenen Grenzen
der Kausalität zählen, hinter denen die Welt aus prinzipiellen Gründen ins
Unerkennbare entweicht.

Ugh. Was für eine abstruse Argumentation. Noch mal: Du schreibst es gibt nur ein mögliches Universum. Ich antworte darauf, das es keinen Grund gibt, das anzunehmen. BTW, dein Argument spricht noch viel eher als meines gegen einen "allmächtigen" Gott, denn wenn nur ein Universum möglich ist, dann waren dessen Optionen ja wohl sehr beschaulich und da hat sich´s mit der Allmacht.

Du beginnst mit dem Zirkelschluß, daß deine Polemik vernünftig sei, weil
ihr Gegenstand ja "nun mal" so unvernünftig sei - und begründest dies dann
ausgerechnet mit der schieren Unvernunft. Die Frage: "Wer schuf Gott?", ist
gewiß furchtbar eingängig und extrem populär, besonders für Leute, die
nicht tiefer nachzudenken gewohnt sind, hat aber analog in etwa das Niveau
der Frage, ob, wenn die Erde eine Kugel wäre, die Leute nicht "unten" auf
der südlichen Hemisphäre "alle herunterfallen würden". 'Schaffen' oder
passiv 'geschaffen werden' ist - wie jedes Verb (Zeit-Wort!)
- eine Kategorie, die jenseits unserer Raumzeit ungültig ist.

Hier fange ich an zu überlegen, welche Harken du sonst noch zu schlagen gewillt bist. Du schriebst: "Gott ist kein Ding aus der Welt, sondern ist außerhalb seiner Schöpfung". Wenn er das ist, dann kann er, so wie du jetzt argumentierst natürlich auch nicht schaffen, da er nichts tun kann, weil ihm ganz einfach die Zeit fehlt. Ich sage: Über Gott kann man nicht logisch nachdenken, weil an diesem Konzept per definitionem das Denken scheitern muß. Und gerade deshalb sage ich: Es gibt keinen vernünftigen Grund an Gott zu glauben, weil Vernunft ein ungeeignetes Mittel ist. Und das ist die Tragik - vieleicht auch die Komik - der Apologeten.

Man mag sich über die Idee der Ungeschaffenheit Gottes von mir aus vor
lauter bierseligem Gegröle auf die Schenkel hauen und sich kindisch
darüber freuen, wie unendlich gescheiter man doch ist als diese dummen
Christen mit ihrem komischen Gott, weil man schließlich ganz genau weiß,
daß auch Gott geschaffen worden sein muß... Tatsache ist und bleibt
trotzdem, daß der Kosmos definitiv nicht das Ergebnis irgend einer
ihm vorausgehenden Entwicklung, einer Evolution, eines Prozesses, einer
"Gottesgeburt" oder sonst irgendeines zeitabhängigen "Geschehens" sein
kann, weil Zeit nunmal erst mit der Schöpfung selbst erscheint.

OK. Und wenn es kein vor und kein neben gibt, wo bleibt dann Gott? Raum und Zeit sind Eigenschaften des Universums, Gott ist kein Teil davon. Das Universum ist nicht das Ergebnis eines Prozesses. Gut. Warum dann diesem Prozess einen Namen geben, wie Augustinus ("Ergo est necesse ponere aliquain causam efficientem primam: quain omnes Deum nominant.")

Außerdem ist Zeit als solche in Wirklichkeit keineswegs das, als was sie
uns Menschen erscheint, sondern lediglich eine von vier
Raumzeitdimensionen, die sich von den drei anderen in ihrem Wesen so wenig
unterscheidet, wie sich Länge von Breite und Höhe unterscheidet.

Da hat jemand sich nur halbherzig mit der Relativitätstheorie beschäftigt... Insbesondere mit der Frage ob diese Äquivalenz für alle Naturgesetze gilt. Wichtig: 2.HS der Thermodynamik ist nicht t-symetrisch.

Dem Heiligen Augustinus von Hippo war das alles schon am Ende des 4.
Jahrhunderts geläufig und gehört seither zum festen Bestand der Lehre der
Kirche. Erst mit Albert Einstein ist das, was der Kirche seit 1600 Jahren
bekannt ist, auch wissenschaftlich zur Tatsache geworden.

Augustinus von Hippo vertrat eine Zeitauffassung, die von der Einsteins unterschiedlicher nicht sein könnte. Augustinus wendet sich gegen die platonische Zeitauffassung, die "objektive Zeit", die durch periodische Ereignisse gekennzwichnet ist: A.v.H: "wenn sich ein Körper bewegt, [wir mit der Zeit messen], wie lange er sich bewegt, und zwar vom Anfang bis zum Ende seiner Bewegung, [..] denn ein Körper bewegt sich nur in der Zeit"

Einsteins Zeitbegriff ist relativ, genauer gesagt: Zeit ist das was eine Uhr anzeigt. Und eine Uhr ist ein beliebiger periodischer Vorgang.

Aber OK, wenn du unbedingt glauben willst, Augustinus v. Hippo habe Einstein vorweggenommen. Man darf ja auch Unfug glauben...

Trotzdem wimmelt
es nur so von "aufgeklärten" Schlaumeiern, die zwar von beiden nicht die
geringste Ahnung haben, aber mir haargenau erklären wollen, daß ich
leider, leider an den Handwerker mit dem langen weißen Bart glaube (ein
Einspruch dagegen ist zwecklos, schließlich bin ich Christ und Christen
glauben nunmal an Unsinn, weiß doch jeder!), daß aber "die Aufklärung"
bewiesen habe, daß es diesen Handwerker nicht gibt. Und dann kommen so die
üblichen, leierhaft-eintönigen, altbekannten "Argumente". Das ist auf die
Dauer sehr lästig und ärgerlich.

Sag doch wie du´s meinst: Das denken ist läßtig. Aus marginalen Ähnlichkeiten in der Formulierung wird bei dir eine Identität zwischen der Scholastik und der modernen Physik. Warum nicht? Ich habe dir nicht vorgeworfen, daß du an den Handwerker mit langem bart glaubst. Ich werfe dir nicht mal vor, daß du nicht mit der Logik erklären kannst woran du glaubst. Was ich dir vorwerfe ist, daß du deinen Glauben mit abstrusester Logik verteidigen willst, Schopenhauer als chritlichen Apologeten zu deuten ist schon enorm verschroben, Augustinus von Hippo als Vorläufer Einsteins zu beschreiben noch viel mehr.

Von wegen! Zitat aus dem Spiegelartikel, der Ausgangspunkt der ganzen
Diskussion ist: "Organisierte Religionen vergleicht er mit
Vergewaltigungen. Wenn es in seiner Macht läge, die Welt von einem dieser
zwei Dinge zu befreien, erklärt Harris, dann 'zögerte ich nicht, die
Religion abzuschaffen'". Wir kommen aus einem "aufgeklärten" Jahrhundert,
das hinter uns liegt, in dem bald die halbe Welt unter Terrorregimen zu
leiden hatte, deren Ziel und Tun die Ausrottung des Glaubens gewesen ist.
Dieses Ziel ist nicht aufgegeben worden, sondern es bedient sich in Europa
anderer Mittel - und in vielen anderen Ländern der alten.

Was hatten wir denn davor? Ich zitiere Schopenhauer:
"sieh' hieher, wenn du es vermagst.? Siehe die Zeit, da die Kirche die Geister und die Gewalt die Leiber gefesselt hatte, damit Ritter und Pfaffen ihrem gemeinsamen Lastthiere, dem dritten Stande, die ganze Bürde des Lebens auflegen konnten. Da findest du Faustrecht, Feudalismus und Fanatismus in engem Bunde, und in ihrem Gefolge gräueliche Unwissenheit und Geistesfinsterniß, ihr entsprechende Intoleranz, Glaubenszwiste, Religionskriege, Kreuzzüge, Ketzerverfolgungen und Inquisitionen..."

Und wenn man sich die jüngere Geschichte ansieht, dann gibt es kaum einen Mangel an religiös gefestigtem Terror. BTW, der einzige Staat, in dem es tatsächlich atheistischen Terror gab war Albanien. Und den möchte ich keineswegs befürworten.

Es ist nicht
unvernünftig, sondern vernünftig, an Gott zu glauben, aber ich glaube nicht
an Gott, weil es vernünftig, sondern weil es wunderschön ist.

Nun, zur Vernunft habe ich schon geschrieben. Wenn du den Glauben wunderschön findest: Gut für dich. Ich finde die Welt schön (zumindest schöner als Schopenhauer, ich würde mich zwischen ihm und Nietzsche in seiner vitalistischen Phase einordnen).

Der Glaube
ist für mich einfach Teilhabe an einer unbeschreiblichen Schönheit und
Freude und Quelle unkaputtbaren Glücks.

Da bin ich Anhänger der contradictio.

Es ist deine Sicht, die hilflos versucht, Lücken zu füllen, wo sich
gähnende Abgründe aufgetan haben. Der Laplace'sche Traum ist längst, längst
ausgeträumt und heute schlicht und einfach reaktionär.

Oh, ich bin keineswegs Positivist (Ich schrieb mal ein Lied in dem ich reimte
"Ich war niemals Positivist
weil Positivismus blödsinn ist
trotzdem hielten mich viele für einen..."). Dazu habe ich hier aber oft genug geschrieben...

Es sind nur
sabbernde Opis auf der Parkbank, die ihn noch träumen. Die
materialistische Welterklärung ist restlos in sich zusammengebrochen. Das,
was sie zum Primären der Welt erhoben hatte, gibt es überhaupt nicht:
Materie. Wir können uns nicht einmal ein vernünftiges Bild davon machen.
Materie hat sich aufgelöst in einen Tanz von Quanten, in dem sich
überhaupt nichts erklären läßt - nicht weil wir's "noch nicht können",
sondern weil es prinzipiell unmöglich ist.

Da wird es abenteuerlich. Die Quantenphysik ist keine Metaphysik, sondern Physik. Das Materie aus Quantenobjekten besteht, d´accord. Aber das es sich deshalb hätte, mit dem Materialismus halte ich für Quatsch. Ich bin Monist und gerade die Quantenphysik zeigt, daß sich anscheinend widersprüchliches auf ein Prinzip zurückführen läßt (es gibt in dem Sinne keine "Welle-Teilchen-Dualität", was es gibt sind Quantenphysikalische Prozesse, die widerspruchsfrei erklären, warum wir den Eindruck haben, es handele sich um eine Dualität). Vieleicht sollten wir darüber reden, ob eine Vorhersagbarkeit prinzipieller Teil eines Monismus ist (ich sage nein), aber die Quantenphysik erklärt mehr, als das sie uns Mysterien aufgäbe (sie ist nur schwer zu verstehen, das aber liegt nicht an der Realität oder derTheorie, sondern an ihren Rezipienten).

...und feststellen, daß sie nicht funktioniert, sondern sich selbst
auflöst. Übertretung der Gesetze gab es immer. Aber es gab eben auch immer
die Gesetze. Die zehn Gebote waren unantastbar und das Gebot der
Nächstenliebe war eine ständige, unaufhebbare Herausforderung, so sehr es
auch mißachtet worden sein mag. Heute gibt es ebenfalls Übertretung der
Gesetze, was sonst? Aber die Gesetze erodieren, denn sie passen sich den
Übertretungen an und lösen sich damit auf. Abtreibung ist nicht mehr Mord,
nicht mal mehr ein "Ärgernis", sonder positiv, etwas Gutes, a good end,
während Lebensschützer böse Menschen sind und dieser Begriff in
tonangebenden Kreisen schon als Schimpfwort benutzt wird.

Was nicht zuletzt daran liegt, daß sich die Amerikanischen Pro-Lifer nicht gerade stringent verhalten. Wer für die Todesstrafe, für den Irakkrieg, gegen schärfere Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und gegen medizinische Versorgung für alle ist, ist kaum ein "Lebensschützer". Karl Rove, Bush-Berater und Innitiator der "Values"-Kampagne wäre so ein Beispiel. Er sorgte dafür, das sich die nationale Politik mit Terri Schivaro beschäftigte. Er selbst hatte die künstliche Ernährung seines Vaters abstellen lassen. Als Vorbild nennt er Niccoló Machiavelli... Ernsthaft Nick. Wir haben das Grundgesetz. Und das halte ich für eine bessere Basis für das Zusammenleben als die 10 Gebote.

Ja klar, solange halt, bis man tot ist. Und das ist morgen. Und danach
kommt die Sintflut? Und überhaupt: was nutzt es, nach dem Glück im
Diesseits zu suchen, wenn man's nicht findet, weil die Welt sich in ein
Irrenhaus verwandelt hat, in dem der Einzelne nicht nur sein persönliches
Glück nicht mehr verteidigen kann, sondern auch nicht mal mehr seinen
Verstand, weil die ausgedachte, glückliche Welt in Trillionen Partikel
zerspringt und ihren inneren Zusammenhalt verliert?

Ich habe mal gesagt: Wenn man feststellt, das es kein festes Fundament gibt, dann verliert man auch die Angst vor dem Fall. Denn: Wo kein Boden, da kein Aufprall.

Schopenhauer hielt die Welt für ein Jammertal. Es war die einzige Position, bei der er sich mit dem Christentum in Einklang sah. Und Recht hatte er. Es ist nicht der Glaube an das Jenseits, den ich ablehne, es ist die Verachtung für das Diesseits.

susu

Evolutions-Beweise:

Nihilator ⌂, Bayern, Saturday, 04.11.2006, 00:00 (vor 6539 Tagen) @ susu

Hi susu,


nur ein kurzer Einwand. Das:

Und wenn man sich die jüngere Geschichte ansieht, dann gibt es kaum einen
Mangel an religiös gefestigtem Terror. BTW, der einzige Staat, in dem es
tatsächlich atheistischen Terror gab war Albanien. Und den möchte ich
keineswegs befürworten.

ist doch wohl nicht Dein Ernst?
Atheistischen Terror gab es unter Stalin in der Sowjetunion -Massenerschießungen von Klerikalen, Nutzung von religiösen Gebäuden für weltliche Zwecke- genauso wie im Dritten Reich -dank an den Priesterblock in Dachau, aber auch die verbrannten bzw. zu Pferdestäälen umfunktionierten Synagogen. Und es gab ihn natürlich auch in der DDR, wenn auch nicht in dieser extremen Form. Ich weiß nicht genau, wie die Roten Khmer in Kambodscha mit Religiösen umsprangen oder die Nordkoreaner das taten/tun, möchte aber mal das Schlimmste annehmen.
Da ich nicht annehme, daß Du derart offensichtlichen Quatsch schreibst: wie hast Du das also gemeint? Fallen die genannten Beispiele für Dich nicht unter atheistischer Terror?


Gruß,
nihi

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


[image]

Evolutions-Beweise:

susu, Saturday, 04.11.2006, 02:02 (vor 6539 Tagen) @ Nihilator

Hi susu,

ist doch wohl nicht Dein Ernst?
Atheistischen Terror gab es unter Stalin in der Sowjetunion
-Massenerschießungen von Klerikalen, Nutzung von religiösen Gebäuden für
weltliche Zwecke- genauso wie im Dritten Reich -dank an den Priesterblock
in Dachau, aber auch die verbrannten bzw. zu Pferdestäälen
umfunktionierten Synagogen. Und es gab ihn natürlich auch in der DDR, wenn
auch nicht in dieser extremen Form. Ich weiß nicht genau, wie die Roten
Khmer in Kambodscha mit Religiösen umsprangen oder die Nordkoreaner das
taten/tun, möchte aber mal das Schlimmste annehmen.
Da ich nicht annehme, daß Du derart offensichtlichen Quatsch schreibst:
wie hast Du das also gemeint? Fallen die genannten Beispiele für Dich
nicht unter atheistischer Terror?

Nicht in dieser Form. Ich gehe mal der Reihe nach durch:
Sowjetunion:
Unter Stalin gab es tatsächlich Massenerscheißungen von Klerikalen. Wobei hier eben nicht die Bekämpfung der Religion, sondern der "Konterrevolution" ideologische Begründung war. Die Stalinistischen Säuberungen betrafen eben nicht nur den Klerus, sondern gerade auch Teile der bolschewistischen Partei. Die Nutzung von Kirchen für weltliche Zwecke ist ebenfalls keine "Sonderbehandlung" in einem System, das Konsequent Privateigentum sozialisierte.
Nationalsozialismus:
Wieder ist der Terror gegen Gläubige kein Unikum. Der Antisemitismus des NS-Regimes traf gläubige Juden, wie auch Menschen "jüdischer Abstammung", die nicht religiös waren gleichermaßen. Im Priesterblock saßen insgesammt knapp 3000 Geistliche aus den durch die Nazis besetzten Ländern. Allein im jetzigen Gebiet der BRD gab es mehr als 15.000 katholische und ebensoviele evangeische Geistliche. Was relevant ist: Die Geistlichen, die nach Dachau kamen, wurden dorthin deportiert, weil sie sich gegen das NS-Regime eingesetzt hatten, nicht weil sie Geistliche waren. Die Kirchen hatten ihre Übereinkommen mit der NS-Diktatur, die Mehrheit der Priester predigte den Gehorsam und wurde deswegen auch nicht behelligt. Genausogut könnte man die NS-Diktatur als "pazifistischen Terror" bezeichnen, weil ca. 30.000 Wehrmachtsangehörige wegen ihrer Ablehnung Hitlers, oder des Krieges verurteilt wurden.
Das Pol-Pot Regime war weniger atheistisch als völlig und irreversibel durchgeknallt. Ein guter Hinweis ist, das Pol Pot alle Brillenträger hinrichten ließ. Und auch sonst eigentlich alle. 30% der Bevölkerung in knapp 4 Jahren umzubringen ist völliger und totaler Wahnsinn.

Kurz: Es handelt sich in den genannten Fällen um politischen Terror (außer bei Pol Pot, da handelt es sich um Terror ohne jeglichen ersichtlichen Grund), nicht um atheistischen Terror. Atheistischer Terror ist für mich Terror, der aus einem religiösen Fanatismus erwächst, wobei die dazugehörige religiöse Position der Atheismus ist.

susu

Evolutions-Beweise:

Nihilator ⌂, Bayern, Saturday, 04.11.2006, 02:37 (vor 6539 Tagen) @ susu

Hi susu!

Sowjetunion:
Unter Stalin gab es tatsächlich Massenerscheißungen von Klerikalen. Wobei
hier eben nicht die Bekämpfung der Religion, sondern der
"Konterrevolution" ideologische Begründung war. Die Stalinistischen
Säuberungen betrafen eben nicht nur den Klerus, sondern gerade auch Teile
der bolschewistischen Partei. Die Nutzung von Kirchen für weltliche Zwecke
ist ebenfalls keine "Sonderbehandlung" in einem System, das Konsequent
Privateigentum sozialisierte.

Da kann ich Dir nicht recht geben. Die Vernichtung der Religionen war erklärtes Ziel der Stalin-Diktatur ("Religion ist Opium fürs Volk").
Eine Lockerung trat erst mit dem Großen Vaterländischen Krieg ein, als man die mobilisierende und verbindende Wirkung sowohl der Religion als auch des Nationalgefühls erkannte und zu nutzen wußte. Bei den Lockerungen blieb es nach dem Krieg, größtenteils. Stalin wußte auch danke zu sagen.

Nationalsozialismus:
Wieder ist der Terror gegen Gläubige kein Unikum. Der Antisemitismus des
NS-Regimes traf gläubige Juden, wie auch Menschen "jüdischer Abstammung",
die nicht religiös waren gleichermaßen.

Das stimmt.

Im Priesterblock saßen insgesammt
knapp 3000 Geistliche aus den durch die Nazis besetzten Ländern. Allein im
jetzigen Gebiet der BRD gab es mehr als 15.000 katholische und ebensoviele
evangeische Geistliche. Was relevant ist: Die Geistlichen, die nach Dachau
kamen, wurden dorthin deportiert, weil sie sich gegen das NS-Regime
eingesetzt hatten, nicht weil sie Geistliche waren. Die Kirchen hatten
ihre Übereinkommen mit der NS-Diktatur, die Mehrheit der Priester predigte
den Gehorsam und wurde deswegen auch nicht behelligt. Genausogut könnte man
die NS-Diktatur als "pazifistischen Terror" bezeichnen, weil ca. 30.000
Wehrmachtsangehörige wegen ihrer Ablehnung Hitlers, oder des Krieges
verurteilt wurden.

Momang. Es gab das Reichskonkordat und die "Deutschen Christen". Es gab aber (später) auch die Enzyklika "Mit brennender Sorge". Gerade mit dieser Quasi-Kriegserklärung ans Reich wurde das Leben für katholische Würdenträger schwer. Von den Evangelischen, die sich den Deutschen Christen nicht anschlossen oder auch den Bibelforschern, gar nicht zu reden.
Die Vernichtung der christlichen, als "artfremd", da jüdisch basierten, angesehenen christlichen Kirchen war erklärtes Ziel der Nazis nach einem gewonnenen Krieg. Die neue Quasi-Religion mit dem Führer als Heiland war bereits ausgearbeitet.

Das Pol-Pot Regime war weniger atheistisch als völlig und irreversibel
durchgeknallt. Ein guter Hinweis ist, das Pol Pot alle Brillenträger
hinrichten ließ. Und auch sonst eigentlich alle. 30% der Bevölkerung in
knapp 4 Jahren umzubringen ist völliger und totaler Wahnsinn.

Kurz: Es handelt sich in den genannten Fällen um politischen Terror (außer
bei Pol Pot, da handelt es sich um Terror ohne jeglichen ersichtlichen
Grund)

Auch das stimmt nicht. Der Haß und Vernichtungswille des Pol-Pot-Regimes richtete sich gegen die Intelligenz (daher auch Brillenträger). Diese war es, die als gesellschaftliche Schicht auszumerzen war, damit ein agrarisch basierter Kommunismus ("Steinzeit-Kommunismus") entstehen könnte. Selbstredend waren davon auch Religiöse betroffen.
Der Khmer-Terror war keineswegs irrational, sondern in einer atemberaubend menschenverachtenden Weise RATIONAL.

Atheistischer Terror ist für mich
Terror, der aus einem religiösen Fanatismus erwächst, wobei die
dazugehörige religiöse Position der Atheismus ist.

Antireligiösen Fanatismus läßt Du da nicht gelten?


Gruß,
nihi

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


[image]

Evolutions-Beweise:

susu, Saturday, 04.11.2006, 17:07 (vor 6538 Tagen) @ Nihilator

Hallo Nihi

Da kann ich Dir nicht recht geben. Die Vernichtung der Religionen war
erklärtes Ziel der Stalin-Diktatur ("Religion ist Opium fürs Volk").

Das Zitat stammt von Marx und Stalin als gelernter Priester brauchte ja gerade Opium...
Wir müssen in der Geschichte der Sovjetunion zwischen der Phase der Oktoberrevolution, in der tatsächlich massiv gegen die Geistlichkeit vorgegangen wurde und die Unter Lenin geschah und der Phase der Stalinistischen Säuberungen unterscheiden. Während der Revolution wurde gegen die Geistlichkeit vorgegangen, weil sie so eng mit dem Zarismus verknüpft war. Ähnlich wie bei der Französischen Revolution, die auch die Geistlichkeit betraf. Unter Stalin kam es zu Säuberungen, denen knapp 100.000 Kirchenvertreter zum Opfer fielen. Dazu muß man bedenken, daß die offizielle Haltung der orthodoxen Kirche zu diesem Zeitpunkt darin bestand, die Wiederherstellung der Monarchie zu fordern und es mehrere Aufrufe an die Europäischen Christen gab, einen Kreuzzug gegen die Sovjetunion zu beginnen. Teil dieser Institution zu bleiben wurde als politische Gegnerschaft aufgefasst.

Eine Lockerung trat erst mit dem Großen Vaterländischen Krieg ein, als man
die mobilisierende und verbindende Wirkung sowohl der Religion als auch des
Nationalgefühls erkannte und zu nutzen wußte. Bei den Lockerungen blieb es
nach dem Krieg, größtenteils. Stalin wußte auch danke zu sagen.

Schon in den 20ern förderte die Sovjetführung Freikirchen und Glaubensgemeinschaften, die nicht Russisch Orthodox waren.

Momang. Es gab das Reichskonkordat und die "Deutschen Christen". Es gab
aber (später) auch die Enzyklika "Mit brennender Sorge". Gerade mit dieser
Quasi-Kriegserklärung ans Reich wurde das Leben für katholische
Würdenträger schwer. Von den Evangelischen, die sich den Deutschen
Christen nicht anschlossen oder auch den Bibelforschern, gar nicht zu
reden.

Auf der anderen Seite gab es auch das Parteiprogram der NSDAP, das ein "positives Christentum" forderte. Hitler war und blieb Katholik, seinen Antisemitismus hatte er aus christlicher Tradition.

"Es wird gefragt, ob es christlich sei, was mit den Juden gemacht wird, ob das menschlich sei, ob es keine Plünderei sei... Ich frage: Ist es christlich, wenn eine Nation ihren ewigen Feind loswerden will? ... Dass das jüdische Element das Leben der Slowaken bedroht hat, davon müssen wir niemanden überzeugen. Es würde noch schlimmer aussehen, wenn wir uns von ihm nicht rechtzeitig gereinigt hätten. Und wir haben es auf Gottes Anweisung getan: Slowake, wirf weg, entledige dich deines Schädlings..." (Jozef Tiso, Holí, 16. August 1942, bei der Deportation von Juden nach Auschwitz)

Tiso war katholischer Priester.
Es gab keine Verfolgung der Geistlichkeit als solcher.

Die Vernichtung der christlichen, als "artfremd", da jüdisch basierten,
angesehenen christlichen Kirchen war erklärtes Ziel der Nazis nach einem
gewonnenen Krieg. Die neue Quasi-Religion mit dem Führer als Heiland war
bereits ausgearbeitet.

Das ist schlichtweg falsch. Es gab zwar einen Neo-Paganistischen Flügel innerhalb der NSDAP und da insbesondere innerhalb der SS, aber wie schon das Parteiprogram der NSDAP zeigt, war sie christlicher, als sie heute gesehen wird.

Auch das stimmt nicht. Der Haß und Vernichtungswille des Pol-Pot-Regimes
richtete sich gegen die Intelligenz (daher auch Brillenträger). Diese war
es, die als gesellschaftliche Schicht auszumerzen war, damit ein agrarisch
basierter Kommunismus ("Steinzeit-Kommunismus") entstehen könnte.

Ein "agrarisch basierter Kommunismus" ist ein Oxymoron. So etwas errichten zu wollen ist so rational wie eine "basisdemokratische Diktatur" oder eine "Laiizistische Theokratie". Es ging ja nicht nur gegen die Intelligenz, Pol Pot ließ ja auch Arbeiter nicht leben, wie soll das Proletariat regieren, wenn man es vorher erschießt?

Selbstredend waren davon auch Religiöse betroffen.
Der Khmer-Terror war keineswegs irrational, sondern in einer atemberaubend
menschenverachtenden Weise RATIONAL.

Überlebende des Khmer-Rouge Regimes bezeichnen diesen abschnitt der Geschichte als Auto-Genozid. Als "Völkerselbstmord". Teilweise wirkt das vollkommen planlos: Wir erschießen jetzt Gruppe X. Ach nein, doch lieber Gruppe X leben lassen, wir erschießen lieber Gruppe Y. Halt, warte, ne, laß uns auf Nummer sicher gehen und sowohl Gruppe X und Gruppe Y exekutieren. Und Gruppe Z noch dazu.

Antireligiösen Fanatismus läßt Du da nicht gelten?

Da ist die Frage, was antireligiös ist. Wenn sich Terror explizit gegen alle Relgigionen richtet, dann würde ich das gelten lassen. Aber nicht wenn sich Terror gegen Gruppen richtet, von denen z.B. eine teilgruppe religiös motiviert ist. Und atheistische ist der Terror auch nur dann, wenn die Zielvorgabe tatsächlich allgemeiner Atheismus ist. Auch die "Christianisierung" der Heiden war ja anti-religiöser Fanatismus (und gleichzeitig religiöser Fanatismus, nur eben bezogen auf eine andere Religion)

susu

Evolutions-Beweise:

Chato, Thursday, 09.11.2006, 22:58 (vor 6533 Tagen) @ susu

Guten Abend Susu!

Es gibt da ein kleines Problem mit dieser Analogie. Es sei denn du sagtest mit mir und
Nietzsche: "Gott ist tot". Aber wenn ich dich recht verstehe, gehst du davon aus, daß
Gott eben nicht tot ist.

Leider besteht deine ganze Erwiderung im wesentlichen aus solchen läppischen Animositäten und rabulistischen Blähungen ohne irgendwelche neuen Gesichtspunkte relevanten Inhalts. Was geht mich dein höchst privates Bauchweh wegen "irgendwas" an? Nichts. Im Grunde ist die Debatte zwischen uns beiden an ein Ende gekommen. Ich verspreche mir nichts Sinnvolles mehr davon. Aber es gibt Leute, die mitlesen und die mir etwas bedeuten. Für die mach ich mir noch mal die Mühe.

Also gut, zum Letzten: Es war nicht meine, sondern deine Prämisse gewesen, einen Gott zu postulieren, der die Welt zwar geschaffen habe, aber hernach nicht mit ihr wechselwirke, also quasi tot und dir deswegen egal sein könne. Meine Analogie als Erwiderung auf deine eigene Prämisse drehst du nun kurzerhand ins Gegenteil, als bezöge sich meine Erwiderung auf meine und nicht auf deine Position. Warum versuchst du's nicht mal als Hütchenspieler am Ku'Damm?

Nun, nachdem wir geklärt haben, daß Gott, wenn es nach dir geht, nicht tot ist, dann
drängt sich eine andere Analogie auf: Ein Vater der keinerlei Kontakt zu seinen Kindern
pflegt. Gar keinen. Und im Gegensatz zu Vätern, die von Besuchsboykott u.ä. betroffen
sind, liegt es tatsächlich ausschließlich an Gott, das er keinen Kontakt hat und mit
mir auch nie hatte. Und wenn - na, da tu ich´s dir doch gleich mit dem irrealis - es
einen solchen Gott gäbe, dann empfände ich natürlich Abscheu gegen ein so liebloses
Wesen und hätte erst recht kein Bedürfnis mit ihm näher zu verkehren.

Inhalt der christlichen Botschaft ist die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Wer das nicht glaubt, kann gleichwohl nicht behaupten, er habe noch nie etwas vom Inhalt des christlichen Glaubens gehört. Dieses Kontaktangebot Gottes ist inzwischen weltweit bekannt und gilt seit 2000 Jahren. Mit mir pflegt Gott Kontakt, weil ich ihn mit ihm pflege! Es liegt folglich nicht an ihm, sondern an deinem eigenen Desinteresse, an deinem erklärtermaßen fehlenden Bedürfnis, mit ihm näher zu verkehren. Vor diesem Hintergrund erweist sich dein Vorwurf nicht nur als voller Hohn und Spott, sondern auch als hohl, verblasen und unernst. Was kann Gott für deinen Hohn und Spott?

Welchen Kontakt sollte Gott eigentlich mit dir aufnehmen, wenn er dir sowieso völlig egal ist? Du gleichst da, um deine eigene Analogie weiterzuspinnen, gewissermaßen einem von Mutti alleinerzogenen, PAS-geschädigten Jungen, der trotzig und verbissen an Muttis ständige Beteuerungen glaubt, daß Papa inexistent weil sowieso ein Schwein von Beginn an sei und es sich deshalb überhaupt nicht lohne, ihn kennenzulernen. Nach meinen notorischen Erfahrungen mit deinem Diskussionsstil weise ich lieber vorsorglich darauf hin, daß ich hier wieder dein Bild weitergesponnen habe. Sonst hältst du mir als nächstes erneut vor, was du selbst ersonnen hattest.

Ich hätte keinen Grund, nicht an Gott zu glauben, wenn er sich mal bemühen
würde. Ich bin nur eine einsame sterbliche Seele, er ist ein allmächtiger Schöpfer. Es
ist verflucht noch mal nicht zuviel von ihm verlangt den ersten Schritt zu tun.

Wenn das nicht lediglich Hohn und Spott von dir, sondern tatsächlich ernst gemeint wäre, dann hättest du Anlaß genug, diese Schritte zu erkennen. Wie gesagt, es liegt nicht an ihm, sondern an dir selbst: Ein PAS-geschädigtes Kind wirft jedes Geschenk seines Vaters, sofern es nicht sowieso im Vorfeld von Mutti abgefangen worden ist, freiwillig, ostentativ und theatralisch in den nächsten Mülleimer, ohne es zu öffnen, einfach um damit Mutti zu gefallen. Auch der weiseste Vater ist chancenlos, wenn er keine Gelegenheit hat, seinem Kind seine Liebe zu zeigen, weil es von Mutti gegen ihn programmiert worden ist. Da diese Analogie, wie gesagt, nicht von mir, sondern expressis verbis von dir selbst stammt, könnte sie vielleicht sogar konkret auf dich zutreffen. Aber das ist, wie gesagt, nicht meine, sondern deine Sache.

Verallgemeinert bin ich indes davon überzeugt, daß du damit durchaus, gewiß unbewußt und ohne es etwa zu wollen, den psychologischen Mechanismus des europäischen Atheismus aufdeckst und präzise auf den Punkt bringst: Die Mutter (lat. mater ~ die Materie) dominiert den Vater (lat. pater ~ Patriarchat, väterliche Ordnung, d.h. Primat des Geistes über die Sinnenhaftigkeit) und entmachtet ihn durch den Raub seiner Söhne. Es ist dies meine bekannte These über den kausalen Zusammenhang von Gottlosigkeit und Feminismus, welch letzterer die idealtypische Ausgestaltung des Materialismus darstellt und überhaupt nur deswegen so einen fulminanten Durchmarsch in unserer eben rein materialistischen Welt auf's Parkett legen konnte.

Die Gestalten, die diese hedonistische, gottlose Welt beherrschen, sind die Prinzessin von der Erbse, das Ibsen-Weib, das ordinäre Flintenweib, der androgyne Narzißt, der devote Mösenkriecher und der lila Pudel, in seiner Jugend ein "Playboy", ein "Spieljunge", im Älterwerden der ewige Peter Pan, der nie erwachsen werden möchte - und als Peter Pan natürlich nichts mehr fürchtet, als das Ende der narzißtischen Symbiose mit Muttis Brust: Das reine Diesseits des Hier und Jetzt ohne Vergangenheit und Zukunft als wahrgewordenes Schlaraffenland, als "land where milk and sweeties flow" - solange, bis Mutti mal im Supermarkt eines jüngsten Tages neben der Chappi-Theke an ihrem metastasierten Mamakarzinom verstirbt und der am Eingang von ihr angebundene, nette Pudel vergeblich winselnd auf Frauchens Rückkehr wartet. Danach kommt "Onkel Abdecker" am Supermarkt vorgefahren und nimmt den Köter mit, um Chappi aus ihm zu machen. Soll ja schließlich nichts umkommen!

Der narzißtisch in sich selbst und sonst niemanden verliebte Spieljunge, das harmlose, lila Haustierchen, egoistisch, abhängig, bissig und böse gegen jeden, der was gegen Frauchen sagt: Wer will denn bestreiten, daß dies der Prototyp des "neuen Mannes" ist, der eben nicht von außen aufgedrückt worden ist (wie sollte das auch gehen?), sondern von innen heraus den morbiden Zuständen selbst entwächst und sie klarer noch zum Ausdruck bringt, als selbst die schrillste Emanze?

Ah, Nick. Aber was ich beobachte, folgt gewissen Regeln. Entweder ist die Interaktion
Gottes mit der Welt das Wesen der Naturgesetze, dann wären wir wieder bei Spinoza.
Oder die Interaktionen brechen die Regeln. Dann sind es Wunder...

Du wiederholst lediglich, was du zuvor bereits sagtest. Ich kann lesen, keine Sorge. Hast du gelesen, was ich dazu geschrieben habe? Angebracht wäre eigentlich eine Antwort darauf gewesen. Die Regeln, die Newton oder jener Laplace ersannen, der Gott nicht nötig hatte, weil er angeblich alles selber erklären konnte, sind nicht die Regeln, nach denen der Kosmos funktioniert, sondern jene Regeln, nach denen an Stelle von Gottes erhabener Natur eine rein menschengemachte Simulation geschaffen worden ist, ein phänomenales Kaufhaus voller Plunder, in dem man fast alles kaufen kann, darunter Chappi und Hundeleinen und Lockenwickler für lila Pudel und schicke Klamotten für Frauchen und was weiß ich noch... aber eben keine Würde und kein menschliches Glück, keinen Glauben und nichts, was von Ferne menschlich reif geworden wäre oder noch Chancen darauf hätte. Denn so etwas kann man eben nicht kaufen.

Die von dem vom Leben abstrahierenden, toten Denken erschaffenen, mechanischen Regeln der Welt, die sich heute weltweit durchgesetzt haben, sind menschengemachte Wahnvorstellungen im Sinne der "totalen Maschine", ohne Geheimnisse, ohne Unbekanntes, ohne Wunderbares, bis ins Letzte ausgerechnet, ohne Gott, ohne Überraschungen, ohne Unwägbarkeiten, ohne nichtversicherbare Risiken, ohne Schicksal. Fressen, Saufen, Ficken, Fernsehen und Einäschern sind jetzt so wohlfeil, daß man sich den Grundbedarf daran auch mit Hartz IV leisten kann. Wer mehr will, braucht natürlich etwas mehr Geld. Wer irgend etwas "lieben" will, muß es zuvor kaufen, und zwar von denen, die nichts und niemanden lieben, sondern bloß zählen und rechnen, wieviel sich mit der Liebe verdienen läßt. Das lohnt sich enorm, denn die Preise steigen besonders bei der Liebe ins Exorbitante, bedingt durch das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Money makes the world go around, doch für die, die wirklich keins haben - die leben nicht hier, sondern auf anderen Kontinenten - bleibt die Welt entweder einfach stehen, oder sie rollt über sie hinweg und zermalmt sie mit einem kurzen, trocknen "Knack, knack". Ersonnen wurde dieser malmende Moloch in Europa, seit es beschloß, gottlos zu werden und lieber eine Maschine zu entwerfen, die besser ist als Gott. Inzwischen ist man damit so gut wie fertig.

Die Regeln Gottes für seine Schöpfung sind genau entgegengesetzt. Sie sind nicht deterministisch, sondern offen, unbestimmt und erst durch freie, personale Entscheidungen, also durch Tun und Lassen zu füllen und damit zu verwirklichen. Aber sie lassen der Freiheit wegen eben auch die Dekadenz zu. Wäre das ausgeschlossen, wäre Freiheit an sich ausgeschlossen. Freilich garantieren sie nicht die Dauer morbider Konstruktionen, sondern lassen sie an sich selbst vergehen wie alles, was einmal war und nicht mehr ist. Nichts rein Menschliches, was einmal gewesen war, ist heute noch. Und was heute ist, wird morgen vollkommen vergessen sein. Was bleibt und nicht vergeht, ist der ewige Logos, der Sohn vom Vater, der vollkommene, geistige Mensch, der mit seinem ganzen Leben nach dem Sinn ausgreift und ihn erfaßt, anstatt in Kaufhäusern zu onanieren.

Holla, wir werden ja fast schon wissenschaftlich.

Du bist sehr überheblich.

Nun, auch die Unschärfe und die Zufallsprozesse unterliegen Gesetzmäßigkeiten.

Habe ich das etwa bestritten? Nein, im Gegenteil. Allerdings sind es eben...

...Gesetzmäßigkeiten der Statistik, aber immer noch Gesetzmäßigkeiten. Wobei ich
nicht weiß worauf du hinauswillst: Entweder du sagst "Gott würfelt" oder "Gott ist der
Würfel".

Gott ist Gott und deshalb, wo man nicht auf das hört, was er selbst sagt, unbegreiflich. Für sein Wirken mag der Würfel eine zwar sehr primitive, aber von mir aus doch halbwegs anschauliche Analogie dergestalt sein, daß die deterministischen Gesetze, nach denen die gierig sabbernden, reaktionären Heroen deiner Weltzerklärung ihr globales Kaufhaus aufgebaut haben, eben null und nichtig sind und an Gesetzen am Ende allein das übrig bleibt, was Zufall heißt. Zufall ist natürlich die exakte Antithese zu Laplace!

Was bedeutet Kontingenz? Was sagt das Wort Zufall eigentlich aus? Man benutzt den Begriff dauernd als "Erklärung" für alles Mögliche, ohne aber angeben zu können, was der Begriff eigentlich anderes bedeuten soll, als daß man eben beim Zufall nicht angeben kann, warum etwas Konkretes geschieht. Zufall bedeutet mithin nichts anderes, als daß wir den Grund für ein konkretes Geschehen nicht angeben können. Punkt. Ausgerechnet das eine Erklärung dafür zu nennen, warum etwas geschieht, ist absurd!

Nun sagst du: "Gesetzmäßigkeiten der Statistik sind aber immer noch Gesetzmäßigkeiten!" Oh Wunder, wer hätte das gedacht, wenn du's nicht gerade eben gesagt hättest! Habe ich etwa behauptet, Gott habe nicht Logos, sondern Chaos ohne Gesetzmäßigkeit geschaffen? Du mogelst dich um den entscheidenden Punkt herum: Die Welt ist eben nicht determiniert! Deshalb können wir sie auch nicht erklären, sondern sie entweder lieben, wie sie ist, oder sie vergewaltigen und so konstruieren, wie wir sie gerne hätten. Bei letzterem kam die Maschinenwelt heraus, in der alles zu einer Ware wird und etwas kostet. Der Laplace'sche Dämon, gewissermaßen der ideelle Konstrukteur dieser Maschinenwelt, ist ein wahrlich dämonisches Hirngespinst gewesen, eine Chiffre für die prinzipielle, ewige und ausweglose Unfreiheit des Menschen, was ja immerhin die unerbittliche Bedeutung einer determinierten Welt ist.

Nun wankt dieses Imperium und die eisigen Schlagschatten der kreisenden Aasgeier huschen bereits über die glitzernden Fassaden der Konsumparadiese aus Glas und Beton. Denn die "statistischen Gesetze", die hinter der einst exakt ausgerechneten Unaufhörlichkeit der Maschine sichtbar werden, sind von völlig anderer Art. Sie legen nicht fest, wann, wie und sogar warum etwas geschieht, sondern bloß noch, was geschehen wird und was nicht. Das allerdings legen sie eisern fest! Nur wann und wie es geschieht ist offen. Das begründet Freiheit. Aber es schränkt sie zugleich dergestalt ein, daß Freiheit eben nicht beliebig, sondern gleichwohl an eiserne Regeln gebunden ist. Und daß die Freiheit den auslöscht und zernichtet, der diese festen Regeln zu brechen versucht.

Da geht einer her und verkündet vor dem Kaiser Napoleon, er habe Gott als Hypothese nicht mehr nötig gehabt, weil er "alles erklären kann", denn alles gehorche bekannten, deterministischen Gesetzen, so daß einer, der den Anfangszustand der Welt kennte, auch sein Ende und alles Geschehen in der Zeit anzugeben wüßte, so er denn nur über genügend Information verfüge. Das war der ausdrücklich erklärte Grund für Laplace dafür gewesen, warum Gott für ihn "sans de besoin" (überflüssig) war.

Und heute soll, wie du meinst, zwar das Gegenteil wahr sein, aber dennoch denselben Irrsinn begründen? Wie sollte sich solcher Widersinn als wahr erweisen in der Zeit? Das ist bloß noch konfuse, grottenschlechte Apologetik ohne Substanz, ohne Würde, ohne Anspruch auf Wahrheit, ein unverbindliches "Sprachspiel" für harmlose Schoßhündchen, das sich von vorn herein selbst jeder Wahrheit beraubt, indem man sich nun einfach ausdenkt, was wahr sei und was nicht. Warum nicht heute das Gegenteil dessen behaupten, was gestern galt, wenn's grad gut zur rhizomatischen Struktur paßt? Es löst sich ja eh alles auf.

"Leben" wird dadurch gewissermaßen reduziert auf den verzweifelt krallenden Griff brechender Fingernägel in die glatte Glasfassade, an der man nun, Etage für Etage, in sich rasend beschleunigendem Tempo in die Tiefe stürzt. Der Materialismus nimmt inzwischen sogar Abschied vom Stoff, von der Substanz und wird reines Bild, Idolum, Videoclip. Ohne Belang für ihn, wenn es diese plätschernde Scheinwelt in Tausend Stücke reißt und nur ein lockerer Schutthaufen von ihr übrig bleibt, durchsetzt von den Gewebefetzen der zermalmten Leiber, die von dem Schutt begraben wurden, denn: "Was brauchen wir noch den Stoff? Wir haben doch die Bilder!"

9/11 war nicht allein die Ikone des Terrors gegen den glitzernden Schein, sondern auch eine Ikone der fallenden Menschen, deren Spuren hernach im Schutt nicht mehr auszumachen waren, weil sie vollkommen eins geworden waren mit dem Staub. So sah man denn pathetische Leichenfeiern ohne Leichen, am Rande einer riesigen, leeren Grube, in alle Welt übertragen, untermalt von den endlos wiederholten, immergleichen Clips von den zwei einstürzenden Türmen des "Welt - Handels - Zentrum". Was für eine Symbol-Power! Da inszeniert sich der Tod selbst - und läßt derweil die Zuschauer in aller Welt völlig im Unkaren darüber, daß er tatsächlich und wirklich sie selbst inszeniert.

Zurück zur Frage: Natürlich ist es ein statistisches Gesetz, daß, wenn nur oft genug gewürfelt wird, jede Augenzahl gleich oft erscheinen muß. Aber das ändert eben nichts daran, daß man nie weiß, was man als nächstes würfeln wird. Viel Platz für Wunder und für Interaktionen Gottes, die niemand bemerken könnte, nebenbei bemerkt, zumal die Welt ja nichts anderes ist als eine unablässige, myriadenfache Würfelei im Kleinen, aus dem dann erst alles Größere aufgebaut ist.

Aber darauf will ich jetzt nicht hinaus, sondern auf deine Lückenbüßerei, die im Reklamieren von "immer noch Gesetzmäßigkeiten" besteht, wo doch deinereiner stets mit dem Argument der deterministischen Gesetzmäßigkeit der Welt, die nun endlich durchschaut und erkannt sei, Beweise gegen Gott formuliert hat - und diese unter der Hand weiter vorbringt, wenn meinereiner ihn nicht gerade mit der Nase darauf drückt, daß es diese deterministischen Gesetze überhaupt nicht gibt. Dann sind es für ein paar klägliche Minuten "immer noch Gesetzmäßigkeiten", die freilich nichts Letztes erklären können, weil sie nunmal nicht deterministisch sind. Indes, nach ein paar Minuten haben die meisten ja eh vergessen, worum es eigentlich gegangen war, und mit dem allgemeinen Bedürfnis nach Beruhigung darf man ebenfalls feste rechnen, weshalb die Einsicht in die Wahrheit für die Frage der angeblich entzauberten "verstandenen Welt" diskursiv kein echtes Problem aufwirft. Das Kaufhaus wird deswegen jedenfalls nicht geschlossen! Und darauf kommt es letztlich an in der Welt der Großen Maschine mit ihren Erbsenprinzeßchen, Flintenweibern, Mösenknechten und Spieljungen.

Wer seinen christlichen Glauben mit ausgerechnet Schopenhauer zu verteidigen
sucht ist mental irgendwo falsch abgebogen.

Ich weiß, was Schopenhauer geschrieben hat. Ich hatte ihn nicht als christlichen Apologeten eingeführt (ein in der Tat absurder Gedanke), sondern ausschließlich als Zeugen gegen den Pantheismus aufgegriffen, nachdem ihn ein anderer zuvor dahingehend zitiert hatte. Nichts sonst weiter. Seinen melancholischen Weltekel kann ich gut begreifen, aber ich teile ihn nicht, jedenfalls nicht, was die Schönheit der Schöpfung, sondern allenfalls (und immer mit selbstironischen, inneren Rufen zur Ordnung), was die Blindheit und gnadenlose Blödigkeit der Menschen betrifft. Wahrscheinlich ist das nicht so besonders christlich und vermutlich eine Sünde. Der Herr möge mir vergeben, aber es ist nunmal die Wahrheit meiner Lebenserfahrung, aus der indes in einer Art wütendem Trotz eine paradoxe Liebe zum Menschen erwächst. Mein Nächster ist damit halt kein bißchen besser dran als ich. Das macht ihn mir aus Prinzip sympathisch, auch wenn er vielleicht im Einzelfall nicht immer besonders viel davon direkt mitkriegt. Aber ich krieg schließlich auch vieles nicht mit. Sowas und manch anderes mehr hatte ich alles mit keinem einzigen Wort erwähnt. Meine Ansichten aus dem konstruieren zu wollen, was ich alles nicht gesagt habe, mag deinem polemischen Bedürfnis entspringen. Aber du polemisierst damit gegen deine Interpretationen dessen, was ich nicht gesagt habe.

Bundesdeutscher Debattenstil? Man ist inzwischen offenbar so perfekt daran gewöhnt und stört sich deshalb nicht mehr groß, wenn wieder irgendeine Gurke in die Bütt steigt und verkündet: "Herr Chato, Sie haben sich heute nicht eindeutig genug vom nationalsozialistischen Unrechtsstaat distanziert, als Sie über die vom Aussterben bedrohte Uhu-Population in den deutschen Mittelgebirgen referierten. Warum haben Sie in ihrem Vortrag nicht Stellung genommen zu den 56 Mio. Toten, die in deutschem Namen umgebracht wurden? Wollten Sie das etwa beschönigen? Sie sind mit so einer verwerflichen Haltung in unserem Ornithologen-Verband nicht mehr länger tragbar, weswegen ich hiermit ihren sofortigen Ausschluß beantrage! Wehret den Anfängen! Der Schoß ist fruchtbar noch!" Nachvollziehbar, daß du den Trick auch probierst. Das funktioniert schließlich (fast) immer. Trotzdem habe ich lediglich das gesagt, was ich gesagt habe, und nicht das, was ich nicht gesagt habe.

Zum "Jammertal" noch eine Anmerkung, wo du es eigens anführst. Schopenhauers Jammertal ist die Welt an sich und aus Prinzip. Darin steht er in der Tat dem Buddhismus nahe, der ja nicht das Heil der Welt, sondern die Befreiung des Menschen von der Welt zu erreichen sucht. Leben und Leiden sind dort Synonyme, die Erlösung vom Leiden folglich nur durch Beenden der Liebe zum Leben schlechthin möglich. Eine Lehre für's Sterben halt, für's endgültige Verlöschen, für's Nichtsein.

Bemerkenswert, aber von mir hier nicht näher ausgeführt, daß im ersten nachchristlichen Jahrhundert der Buddhismus am Hindukusch eine ihm eigentlich wesensfremde Wandlung erfuhr und im Bild des Boddhisattva der Gedanke der Erlösung der Welt ins Zentrum jener Richtung des Buddhismus tritt, die sich dann in Tibet, China, der Mongolei, Japan und Korea ausgebreitet hat. Die Ursprünge der berühmten "Buddhastatuen" stammen z.B. aus dieser Zeit und diesem Gebiet, das damals unter hellenistischen Einfluß stand. Die Buddhastatue ist also eigentlich eine griechische Statue. Ein weites Feld...

Im Westen freilich wird aus der östlichen Weisheitslehre vom friedlichen Großen Sterben - wegen des hiesigen, hedonistischen Verzichts auf den starken, aber eben mühseligen buddhistischen Ethos der mitfühlenden Leidvermeidung gegenüber allen Wesen - oft nur eine ziemlich läppische, das überempfindsame Ego flach beruhigende Rechtfertigung des Anything-goes unter allen Umständen. "Man wird ja sowieso Buddha, denn alles ist Buddha-Natur!" Die echten Buddhisten (im Osten) sind da viel, viel vorsichtiger und deswegen ausgesprochen streng, sobald es um das letzte Ziel, um die Buddhaschaft geht, wissen Sie doch nur zu genau, daß, zumal man im Buddhismus alles selber und alleine zu vollbringen hat, der gefahrvolle Weg dorthin ganz schnell mal durch zahllose Äonen von Kalpas (Weltzeitaltern) führen könnte, die man durchaus als Made im Kot, statt als Mensch, oder sogar als unaufhörlich gequälter Höllenbewohner zuzubringen hätte. Eigentlich nicht besonders tröstlich, das Ganze. Aber Kinder kann man halt mit allem trösten, wenn man nur schön freundlich spricht und alles Erschreckende wegläßt.

Es stirbt sich zwar ein wenig leichter mit dem Buddhismus, namentlich mit der Sorte West light ("Test it!"), als ohne ihn und mit garnix. Man beruhigt sich insbesondere furchtbar gerne damit, daß man ja noch Ewigkeiten vor sich habe, all das besorgen zu können, was man heute auf morgen verschob. Aber unter welchen Bedingungen und zu welchem Preis? Darüber legt man sich lieber nicht so gerne Rechenschaft ab. Das Prinzip Verantwortung (Karma) wird unter Westbuddhisten, meinem Eindruck nach, oft noch viel fahrlässiger verdrängt, als dies sonst schon und ohnehin geschieht. Dabei mahnt gerade der Buddhismus (der Echte) ganz besonders in dieser Frage zur allergrößten Achtsamkeit, weil es sonst nämlich nie etwas werden kann mit dem letzten Schönen Sterben und der Erlösung aus dem leidvollen Rad der Wiedergeburten.

Ganz anders und genau entgegengesetzt verhält sich die Sache im Christentum, für das das Jammertal als Resultat der Sünde, sprich: der Abwendung des Menschen von Gott, menschengemacht und keineswegs das eigentliche, wahre Wesen der Welt ist. Hier geht es bekanntlich nicht um ewiges Verlöschen, sondern um ewiges Leben. Die Schöpfung hat in sich einen zutiefst positiven Sinn, den zu erlösen in Jesus Christus als des Menschen ausdrückliche Berufung gilt. Welt und Leben werden deshalb von Grund auf bejaht, nicht verneint wie im Buddhismus. Aus dieser genialen Verbindung von fundamentaler Diesseitsbejahung und Absage an jedes Versinken im nur Vorläufigen und noch Unfertigen erwächst die phänomenale Durchschlagskraft des Christentums, die übrigens keineswegs am Erlöschen ist. Überall auf der Welt gibt es stürmische Aufbrüche. Einzig in Europa, wo man halt unbedingt möglichst schnell und möglichst geräuschlos sterben möchte, gibt es Rückgänge und Einbrüche. Für mich ist das weder schlimm, noch verwunderlich, sondern einfach folgerichtig und in längerer Perspektive eigentlich ohne Belang. Wer unbedingt sterben möchte, der soll's halt machen. Und wer nicht, der soll umkehren und andere Wege gehen, als die, die er bis jetzt gegangen ist. Der Mensch ist frei.

Diese Anmerkung zum "West-Buddhismus" richtet sich insbesondere an 'Zeitgenosse', der mich jüngst um eine Stellungnahme zu dieser Frage gebeten hatte. Das ist hiermit erfolgt :-)

Ja aber genau das ist der Punkt: "Diesseits der Meßtoleranzen". Die spannen ja schon
einen Raum auf, der prinzipiell unendlich viele Universen ermöglicht. Wenn a ungleich
b, dann ist |]a,b[| = |R|.

Wenn irgend etwas Lückenbüßerei ist, dann solche rabulistischen Spitzfindigkeiten und leeren Strohdreschereien. "Menemenetekel hokuspokus Kröteneiter zum Quadrat bei Vollmond!" Es soll offenbar möglichst keiner verstehen, was du eigentlich sagst, sondern bloß verständnislos staunen, du komischer "Aufklärungsmagier" und falscher Diesseitspriester. Du liebe Güte! Klar gibt es zwischen zwei reellen Zahlen, wie nah sie auch beieinander liegen mögen, stets unendlich viele reelle Zahlen. Das ist eine bekannte, konstitutive Eigenschaft dieser Zahlenmenge. Aber es ging um das Universum, wenn ich dezent daran erinnern darf, und nicht um reelle Zahlen: Von "den" Universen gibt es nunmal nur eins. Nun schiebst du "die anderen, unendlich vielen Universen", die es evident nicht gibt, einfach in ein unmeßbares, reelles Zahlenintervall, und - hokuspokus - schon gibt es sie! Und du hast sie sogar alle selber hergestellt! Ich werde auf so einen blöden Humbug in Zukunft einfach nicht mehr sachlich eingehen. Zahlst du mir etwa eine Gebühr für's sinnlose Zeittotschlagen?

Wenn du dir mit links irgendwelche "Universen" vorstellst, die es definitiv nicht gibt, noch geben kann - es sei denn, du stelltest dir auf dem Weg zu ihnen Gottes Ewigkeit vor, aus der ja erwiesenermaßen das Universum kommt, das dich hervorgebracht hat - warum sagst du dann, Gott sei dir nicht bloß undenkbar, sondern unvernünftig? Schließlich kommt das evident vernünftige Universum, in dem du bist, von dort, wohinter du dir dann "die anderen, unendlich vielen Universen" vorstellst. Was ist das? Vernunft etwa?

Was meinst du übrigens, wieviel Gott wohl zwischen deine reellen Zahlen paßt? Wie bitte? Etwas lauter! Unendlich viel? Da siehst du mal, wie wenig dein "Argument" taugt, denn es belegt formal meine Behauptung ebenso gut wie deine. Dieser Gott wäre allerdings in der Tat ein Lückenbüßergott - das fände ich auch - aber es war ja dein Argument, nicht meines. Deine "Universen" aber sind halt erst recht Lückenbüßeruniversen! Weil es indes dein "Argument" gegen mich war, und nicht meines gegen dich, bleibt die Sache nun schon allein deswegen an dir hängen.

Um so mehr gilt dies, als ich nicht Gott in die Lücken irgendwelcher Zahlenmengen abgeschoben, sondern unwiderlegbar nachgewiesen habe, daß der Ursprung dieser Welt nicht von dieser Welt ist. Die Naturgesetze und die fundamentalen Axiome des Kosmos sind nunmal keine "Lücken", sondern das Konstitutivum der Sache selbst - kosmische Axiome eben.

Lücken gibt es ansonsten keine in der Welt, sondern lediglich in den von Menschen konstruierten Modellen, weil sie in Wahrheit eben bloß Bilder sind, projizierte Vorstellungen, die, wie wir empirisch wissen, desto falscher werden, je länger es sie bereits gibt. Newton ist zwar sehr nützlich, weil er das, was er abbildet, sehr genau abbildet. Aber es ist nunmal nicht die Wahrheit. Man kann mit Newton nicht Einstein widerlegen - und mit beiden nicht Gott - was du jedoch dauernd probierst und ganz feste beteuerst, daß das vernünftig sei. Weil dieser fest beteuerte Glaube in sich jedoch unsinnig und erwiesenermaßen falsch ist, handelt es sich um einen Aberglauben. Nicht ich denke hier über Gott nach, sondern du. Nicht ich versuche Gott zu beweisen - das geht aus Prinzip nicht und ist sowieso überflüssig - sondern du versuchst ihn dir zu widerlegen. So herum sieht die Sache doch aus, und nicht anders herum.

Dein eisernes Festhalten an der "Erklärbarkeit der Welt" ist reaktionär und gegen die Wahrheit gerichtet. In Wirklichkeit gibst du den Lückenbüßer, nicht Gott. Man könnte die respektable Geschichte der Naturwissenschaften durchaus und mit gutem Recht auch als eine Geschichte nützlich zugekleisterter Vorstellungen über Lücken in der Wirklichkeit beschreiben, die zwar die Illusion eines umfassenden Verständnisses erzeugten, diesem Anspruch aber überhaupt nicht standhalten, zumal seit das alte, wissenschaftliche Bild der Welt, wie alles, was in den letzten 200-300 Jahren so erschaffen und erdacht wurde, in Trillionen Fetzen zerrissen wird.

An anderem Orte redest du ganz freimütig über diese Einsicht, wenn dir etwa "das Ich in seiner eigenen Brust zerspringt" oder das "seiner Nichtexistenz überführte Selbst sich pluralisiert" u.dgl. Bloß machst du halt nur ein Sprachspiel daraus, um dir die Sache selbst vom Leibe zu halten, in der dies gleichwohl konvergiert, und an einer Freiheitsillusion des Selbst festzuhalten, die sich selbst ad absurdum führt und am Ende zernichtet, weil sie die Kontinuität zum Ganzen der Wirklichkeit nicht nur bestreitet, sondern absichtlich und real durchtrennt. Das geht. Das kann man machen. Aber es ist eine Entscheidung zum Tode. Denn es ist der Entschluß, in Trillionen Fetzen zu explodieren.

Links?

Jetzt soll ich also auch noch suchen! Auf die Schnelle finde ich folgende Texte, auf die du nicht mehr oder nur noch ausflüchtig geantwortet hattest. Wie die nun im hiesigen Archiv des alten Gelben Forums aufzutreiben sind, das ja bloß die Archivseiten angibt, weiß ich nicht. Die Mühe werde ich mir jedenfalls nicht machen, die Dinger etwa einzeln rauszusuchen. Vielleicht kann dir die Forenleitung da weiterhelfen: 38483.htm, 38581.htm, 38617.htm, 39207.htm, 39209.htm, 39279.htm, 39279.htm, 39287.htm, 41538.htm, 41543.htm, 41622.htm

Oh doch. Wenn du weiter oben Gott in der Unschärfe suchst, oder bei den
Elementarkonstanten, dann suchst du ihn in den Lücken.

Das hättest du gerne. Aber es ist unzutreffend. Erstens brauche ich Gott nicht zu suchen, weil wir uns gefunden haben. Zweitens habe ich ihn nicht in der Vernunft der Welt gefunden, sondern letztere bloß als hilfreichen Wegweiser beschrieben zu einem "Ort", an dem die Vernunft unvermeidlich scheitert. Drittens habe ich, was die Elementarkonstanten und ganz speziell die Unschärfe betrifft, expressis verbis formuliert, daß ich eben nicht weiß, was "dahinter" ist, sondern daß und warum es niemand mit dem Verstand erfassen, also diskursiv "wissen" und mitteilen kann. "Jenseits der Grenze der Kausalität gibt es nach den Gesetzen der Logik keine kausalen Erklärungen", hatte ich gesagt. Das habe ich auch genau so gemeint. Erfahren kann man freilich schon, was man nicht wissen kann, auch wenn man es selbst dann nicht weiß. Daß das paradox ist, mußt du mir bitte nicht erklären, weil mir das auch klar ist. Viertens hatte ich in einer Antwort an Lecithin weiter unten im selben Thread dargelegt, daß und warum man sich Gott nicht durch Denken, sondern nur durch das Gebet nähern kann. Dieser Weg führt nicht zum Wissen, sondern zur Erfahrung. Einen anderen Weg, sagte ich, gebe es nicht.

An dieser Stelle endet unvermeidlich jeder Streit über Gott, denn du kannst mir meine Erfahrung nicht bestreiten und ich sie dir nicht beweisen. Deshalb sind Aussagen deinerseits über die Vernünftigkeit meiner Erfahrung von vorn herein überflüssig und ohne Belang, weil wir nunmal nicht dieselbe Erfahrung teilen. Daß dir das unvernünftig vorkommt, kann ich sogar begreifen. Es stört mich indes nicht. Aber immerzu und andauernd dasselbe zu wiederholen, bringt weder Erkenntnisgewinn noch Erfahrung.

Wenn dir der Begriff 'Gebet' nichts sagt, dann liegt das nicht daran, daß er in sich sinnlos wäre, sondern daran, daß du nicht weißt, was Gebet bedeutet. Das ist nicht verwunderlich, denn es ist ganz ausgesprochen etwas, was man lernen und mit Geduld üben muß. Die umlaufenden Witzchen über das Gebet haben nichts mit dem Gegenstand des Witzes zu tun, sondern nur mit der Unwissenheit der Witzereißer. Das ist analog dem Narren, der sich über die Physik schieflacht, weil er nicht lesen, schreiben und rechnen kann und die Erde deshalb für eine Scheibe hält, "wo doch jeder sieht, daß sie in jede Richtung flach ist, so weit das Auge reicht". Der wird dich damit ebenso wenig überzeugen, wie du analog mich erreichst mit deinen Einwänden. Du könntest ihm nur denselben Rat geben, den auch ich nur geben kann: "Lerne, was du nicht weißt und übe, was du nicht kannst. Dann weißt du und kannst du, was einer weiß und kann, der es gelernt und geübt hat!" Und wenn er's nicht macht und Analphabet bleibt? Wäre das dein Problem oder seines?

Der Lückenbüßergott ist deshalb ein populäres Schlagwort, weil an ihn geglaubt wird.
Das viele wissenschaftliche Erkenntnisse von religiösen Institutionen bekämpft worden
sind und z.T. werden, liegt daran, das sie Lücken schließen, in denen die Leute Gott
vermuteten.

Das ist ein schönes, atheistisches Märchen, aber es stimmt natürlich nicht, weil es halt bloß ein Märchen ist. Es handelt sich nämlich, so sage ich, um imaginäre Lücken, in denen "ihr" Gott irrtümlich nicht vermutet. Darin irrt "ihr" eben. Ich sage an, daß "ihr" aus sämtlichen materialistischen Lücken, in denen "ihr" Gott nicht vermutet habt, herausgetrieben werdet, aus einer nach der anderen, bis euch keine mehr übrigbleibt. Top! Die Wette gilt!

So so, wissenschaftliche Erkenntnisse sind also von religiösen Institutionen bekämpft worden? Wie schrecklich! Wie verwerflich! Hört sich gut an, ist aber ein ausgemachter Schmarren. Nicht weil es nicht stimmen würde, sondern weil es total normal ist und garnicht anders sein kann.
...

{Jetzt bin ich natürlich gespannt wie ein Flitzebogen auf die heftigen, epileptischen Anfälle, die dieser Satz unausweichlich auslöst :-)}

...

Falls inzwischen schon der Eine oder Andere fertig sein sollte mit den Konvulsionen, das Bewußtsein wiedererlangt hat und halbwegs ruhig atmen kann, kann er ja schon mal weiterlesen:

Wissenschaftliche Theorien wurden und werden nicht nur von "religiösen Institutionen" in Zweifel gezogen und gelegentlich heftig bestritten, sondern auch und vor allem von "der Wissenschaft" selbst. Es ist nämlich Grundlage und Arbeitsmethode "der Wissenschaft", genau dies zu tun! Das Recht, ja, sogar die Pflicht zum Zweifel hat im Übrigen jeder denkfähige Mensch angesichts "neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse". Die sind nämlich, im Gegensatz zu göttlichen Offenbarungen, nicht "aus sich heraus wahr". Wer, wie du hier, implizit anderes unterstellt und befürwortet, redet letztlich einer totalitären Gedankenkontrolle das Wort - also genau dem, was die Aufklärung als politische Bewegung je und je hervorgebracht hat.

Um Wahrheit muß gerungen werden, desto mehr, je ungewohnter und jünger sie ist. Was wahr ist und was nicht, weiß man grundsätzlich erst hinterher. Wenn überhaupt. Daß dir das als Vertreter einer Art "atheistischem Vatikan", den du hier momentan gibst, überhaupt nicht gefällt und es dir lieber wäre, wenn man alle deine Ansichten ohne großes Bezweifeln akzeptierte, verbindet dich mit allen vernünftelnden "Aufklärern" von der atheistischen Sorte aus den letzten 200 Jahren. Notfalls habt "ihr" bekanntlich dem rechten Denken gerne schon mal mit der Guillotine nachgeholfen, später mit der Cyclon-B-Dusche oder in sibirischen Gulags mit wunderschönen Genickschußanlagen.

Bei der römischen Inquisition (die übrigens extrem wenige Todesurteile ausgesprochen hat und nicht nur deswegen seinerzeit als mildestes Gericht des Abendlandes galt, weswegen viele gewöhnliche Kriminelle alles daran setzten, anstatt an ihren Landesherrn an Rom überstellt zu werden, beispielsweise indem sie "spirituelle Verbrechen" dazuerfanden, weil sie halt genau wußten, daß sie in Rom mit dem mildestmöglichen Urteil rechnen konnten) - bei der römischen Inquisition also (Betonung liegt auf "römisch") ging es wenigstens darum, was nun wahr ist und was nicht (das ist die Bedeutung des Begriffes Inquisition: Untersuchung). Bei "euch" ging es immer nur darum, wer die Macht hat und wer nicht. Das ist bis heute so geblieben und hat sich im Prinzip niemals geändert.

...

Wieder epileptische Anfälle zuhauf... ich weiß, ich weiß... vergeßt bitte nicht, sobald ihr die Aura fühlt, die Möbel beiseite zu rücken, euch rechtzeitig auf den Boden zu legen und euch einen Gummikeil zwischen die Zähne zu schieben, damit ihr euch nicht in der Bewußtlosigkeit beim Krampfen die Zunge abbeißt :-)

...

(Fortsetzung folgt)

Fortsetzung

Chato, Thursday, 09.11.2006, 22:59 (vor 6533 Tagen) @ Chato

...

Fertig mit Epileppi? Geht's inzwischen wieder? Ok, dann weiter:

Nein, der Lückenbüßergott ist deshalb ein populäres Schlagwort, weil an das Schlagwort geglaubt wird. Es ist ein primitives Etikett, das den Leuten, die es mal gehört haben und später wiedererkennen, das Weiterdenken ersparen soll. Das Wesentliche dazu habe ich bereits oben und a.a.O. dargelegt. Eine Welterklärung, die dauernd ihre Argumente und Belege ändert und inzwischen sogar zusammenbricht, kann nunmal nicht beanspruchen, die Welt zu erklären, sondern erweist sich als (unvermeidlich) höchst unvollkommenes Bild.

Redliche Naturwissenschaftler wissen das und machen es zu ihrer Arbeitsgrundlage, setzen also die mögliche Verkehrtheit ihrer Bilder a priori voraus, suchen nach Wegen ihrer Widerlegung und beanspruchen überhaupt nicht, "die Welt zu erklären". Beansprucht wird sowas immer nur von Ideologen, von hochnäsig vernünftelnden Agitatoren der "Wissenschaftlichen Weltanschauung", die meistens garnicht selbst redliche Wissenschaft betreiben, sondern halt schon am Anfang wissen, was am Ende herauskommt - das nämlich, was ihre Ideologie behauptet. Wahre Wissenschaft ist das genaue Gegenteil dieser Haltung.

"Wissenschaftliche Weltanschauung" ist einer jener grauenhaften, ideologischen Unbegriffe, eine contradictio in adiecto (ein Widerspruch in sich), weil Wissenschaft keine Weltanschauung sein kann, ohne aufzuhören, Wissenschaft zu sein. So einfach ist das. Da du dich solcher weltanschaulichen Argumentation hier dauernd bedienst, kannst du dich folglich nun nicht darauf berufen, du seiest wissenschaftlich, sondern hast das Urteil hinzunehmen, daß du eben bloß eine Weltanschauung vertrittst, für die du zwar gelegentlich mit viel Tamtam pseudowissenschaftliche Apercues hinzuziehst, soweit dir dies nützlich erscheint. Wenn es dir nicht nützlich erscheint, greifst du allerdings fix zu anderen Versatzstücken.

Richtig. Aber darauf fußt mein Argument nicht. Du schriebst das die Fundamental-
konstanten gar nicht von ihrem Wert abweichen dürften um ein "funktionierendes"
Universum zu erzeugen.

Ich sprach davon, daß das Universum abhänge von einem unüberschaubaren relationalen Gefüge[/u] zahlloser Feineinstellungen, Konstanten und Naturgesetzen, also vom Verhältnis aller möglicher Größen zueinander, von denen wir im Übrigen nicht annehmen dürfen, daß wir sie etwa auch nur von Ferne alle kennen würden. Isaac Newton sagte: "Was wie wissen, ist ein Tropfen. Was wir nicht wissen, ist ein Ozean!"

Wir wissen nunmal nicht, was wir nicht wissen! Wir wissen nicht mal, was wir alles nicht wissen! Wir wissen nur, was wir in unsere heutigen Modelle einbauen müssen, damit sie einigermaßen funktionieren. Einziges formales Gegenargument wäre die Annahme, die Menschheit sei in den letzten gut 100 Jahren allwissend geworden. Ich weiß, daß viele das ganz feste glauben und ihre naive Weltanschauung darauf gründen. Auch du argumentierst ja dauernd implizit damit, indem du voraussetzt, wenigstens auf dich träfe das zu. Das ist ganz bestimmt ein Irrtum. Wissenschaft ist es auf jeden Fall nicht, sondern eben "Weltanschauung" - also Ideologie, jene unheilbare Erkrankung zum Tode, die den menschlichen Geist befallen hat und ihn dahinrafft.

Ich veranschauliche mal an einem konkreten Beispiel, von was ich da rede und wieso ich nur zur größten Vorsicht raten kann anzunehmen, das sei heute völlig anders, als, sagen wir, 1887. Wie sah die Physik damals aus? Es gab, über allem thronend, Newtons Mechanik als überragend erhabene, unangefochtene Königin der Disziplin, dazu die damals revolutionär neuen Maxwell'schen Gleichungen zum Elektromagnetismus, außerdem die Thermodynamik, die Optik usw. usf. ...und dann halt noch "ein paar ungelöste Nebenfragen". Man wußte z.B. nicht so ganz genau, was der Äther eigentlich ist. Daß es ihn geben mußte, wußte man sicher, denn es wäre ja völlig dunkel in der Welt, wenn das Licht nicht mehr herumfliegen könnte, weil ihm das Trägermedium dafür fehlt. Das "wußte" man damals tatsächlich absolut sicher! Man hatte beispielsweise genau ausrechnet, wie hoch die Dichte dieses Äthers ist (1,47 x 10-11 der Dichte von Luft bei einem Druck von einer Atmosphäre) und noch so manches andere, was hier jetzt nicht näher interessiert. Abgesehen von diesem Ätherproblem und noch drei, vier anderen Nebenfragen war jedem "wissenschaftlich-physikalischen Weltanschauer" völlig klar, daß man so gut wie alles über die Welt wußte, jedenfalls alles, was ein Physiker überhaupt wissen konnte. Es war ja schließlich so gut wie alles restlos erklärt, und in einer restlos erklärten Welt gab es selbstverständlicher- wie logischerweise keinen Platz für Gott.

Nun stellten Albert Abraham Michelson und Edward Morley im Juli eben jenes Jahres 1887 in Cleveland / Ohio genaue, interferometrische Messungen an, um die exakte Stärke des Ätherwindes zu bestimmen, den es aufgrund der Eigenbewegung der Erde geben mußte. Aber wie sie sahen, sahen sie nichts! Die Erde bewegte sich keinen einzigen Millimeter relativ zum Äther. Das wollte keiner wahrhaben. Das konnte einfach nicht sein. Weil man sich so extrem sicher war, im Grunde weitgehend allwissend zu sein, fingen die Physiker, vor allem jene unter ihnen, die besonders genau wußten, wie allwissend sie waren und sich deshalb vornehmlich mit dem Anschauen ihrer Weltanschauung und dem hochnäsigen Verkünden derselben an alle und jeden beschäftigten, an, sich die halsbrecherischsten Konstruktionen über die mechanische Beschaffenheit des Äthers auszudenken, mit denen sich dann genau erklären ließ, wieso man keine Relativbewegung der Erde zum Äther feststellen konnte. Völlig logisch! Wir können das erklären! Als das dann doch etwas schwieriger war, als zunächst vermutet, dachte man über die erste "Große Vereinheitlichte Theorie von Allem" nach, weil man sich sicher war, daß, wenn erst die Zwei Haupttheorien, Mechanik und Elektromagnetismus, mathematisch miteinander vereinigt sein würden, wirklich endgültig alles erklärt wäre und somit auch die Ätherfrage sich logischerweise widerspruchsfrei aufklären lassen werde.

Man war sich über die Existenz des Äthers damals noch viel, viel sicherer, als du dir heute darüber sicher bist, daß du mit links mal eben ein prima Universum schaffen könntest, wenn du nur wolltest und die Zeit dafür erübrigen könntest, weil "eine um 2% schwächere Starke Wechselwirkung verdammt viel ist" und dir somit mächtig viele Möglichkeiten dafür offenläßt. Wahrscheinlich wirst du dieses Universum wohl in den nächsten Semesterferien schaffen, stimmt's? Beklage dich nicht über meinen Spott. Die Vollkommenheit deiner aufgeblasenen Ahnungslosigkeit hätte eigentlich viel Strengeres verdient.

Bekanntlich war es Albert Einstein, der das Problem dadurch löste, daß er Mechanik und Elektromagnetismus zusammenführte und damit die Königin der Physik, Newtons Mechanik, von ihrem Thron stürzte und zur Magd erniedrigte, so daß der Äther als Träger eines elektromagnetischen Feldes entfallen konnte. Daß dabei auch Raum und Zeit ihre bisherige, absolute Stellung einbüßten, war zwar für die Zeitgenossen das schockierendste Resultat seiner genialen Theorie, in Wahrheit aber war es eigentlich gewissermaßen nur ein Abfallprodukt der Lösung seiner eigentlichen Fragestellung, der "Elektrodynamik bewegter Körper" nämlich, so der Titel seiner Arbeit aus dem Jahre 1905, die heute als Spezielle Relativitätstheorie in aller Munde ist und natürlich leider, leider nur von dir und vielleicht zwei, drei anderen Bewohnern unserer Milchstraße verstanden worden ist *g*

Meine Antwort war, daß sie zwar nur wenig abweichen dürfen um noch ein unserem
ähnliches Universum zu erzeugen, aber diese mögliche Abweichung größer als 0 ist.
Von den 7 Universalkonstanten (Z0, µ0, e0, G, h, c und hquer) haben 3 Fehler. Wenn
ich mir das "fine-tune" Argument ansehe, dann lese ich da nur zur starken
Wechselwirkung Zahlen und die sagen, wenn sie um 2% schwächer oder um 1%
stärker wäre, dann würde sich das stark auf die Elementverteilung auswirken und
Kohlenstoff-basiertes Leben wäre so gut wie unmöglich. 2% ist verdammt viel, deutlich
mehr als die 0,015% um die G unbekannt ist (und die anderen sind genauer bekannt).

Ich habe, wie gesagt, keineswegs nur von diesen sieben Universalkonsanten geredet, die du ekklektizistisch herausgreifst. Was soll das? Ich sagte vielmehr, daß das Universum abhänge von einem unüberschaubaren relationalen Gefüge[/u] zahlloser Feineinstellungen, Konstanten und Naturgesetzen, also vom Verhältnis aller möglicher Größen zueinander. Ich bringe mal ein einziges konkretes Beispiel dafür, um zu illustrieren, von was da die Rede ist:

Der Physiker Fred Hoyle entdeckte 1954 den erstaunlichen Mechanismus, durch den in Roten Riesen (das ist die heiße Endphase im Leben einer normalen Sonne, deren Kern dann praktisch nur noch aus Helium besteht), ungeheure Mengen Kohlenstoff gebildet werden, also eben jenes Element, das jedes biologische Leben aufbaut. Dieser außerordentlich ergiebige Prozeß ist nur wegen einer gleichzeitigen, unfaßbar fein und präzise abgestimmten doppelten Resonanz bei der Fusion von Helium zu Beryllium und von Helium + Beryllium zu Kohlenstoff zugleich möglich, die innerhalb der extrem kurzen Zeitspanne von 10-17 Sekunden erfolgt. Hoyle, weltanschaulich ein Materialist, sagte später über seine Entdeckung: "Eine vernunftmäßige Auslegung der Fakten läßt vermuten, daß eine Superintelligenz mit der Physik, sowie der Chemie und Biologie herumgespielt hat, daß es also keinerlei erwähnenswerte blinde Kräfte in der Natur gibt. Die Zahlen, die sich aus den Tatsachen errechnen lassen, erscheinen mir dermaßen überwältigend, daß sie diese Schlußfolgerung fast jenseits aller Zweifel stellen... Ich glaube nicht, daß irgend ein Wissenschaftler, der die Befunde untersucht, zu einer anderen Schlußfolgerung kommen würde, als der, daß die Gesetze der Atomphysik ausdrücklich und bewußt in Hinsicht auf die Konsequenzen abgestimmt wurden, die sie innerhalb der Sterne erzeugen."

Auf solche Merkwürdigkeiten stößt man nun am laufenden Band, desto mehr, je tiefer man in dem halben Jahrhundert seit Hoyles Entdeckung in die astrophysikalischen und kosmischen Prozesse verstehend eingedrungen ist. Davon ist hier die Rede, nicht von deinem Wohnzimmer, wo du gerade mal eben ein Universum baust. Pack deine 2% Toleranz bei der starken Wechselwirkung ein. Darum geht es überhaupt nicht. Du blamierst dich nur damit.

Ugh. Was für eine abstruse Argumentation. Noch mal: Du schreibst es gibt nur ein
mögliches Universum. Ich antworte darauf, das es keinen Grund gibt, das anzunehmen.

Ähh... was bringt dich zur gegenteiligen Annahme? Es gibt nunmal nur ein einziges Universum. Das ist einfach so. Wußtest du das noch nicht? Du glaubst kurioserweise an "Universen", die es nachweislich nicht gibt, aber an Gott, der Milliarden von Menschen bekannt ist, an den, sagst du, sollten die alle nicht glauben? Und das ist deiner Meinung nach vernünftig? So so.

Man kann nun theoretisch(!) an den bis heute bekannten Axiomen herumschrauben und stellt dabei fest, daß sofort irgend etwas Entscheidendes verkehrt laufen würde, sobald man mit dem Schrauben auch nur anfängt. Schlußfolgerung? Das Ding ist sagenhaft genau ausgetüftelt! Es geht hier nicht um "Lücken", sondern um das Weltall, also um "Alles an und für sich". Das ist es, was ich zum Ausdruck bringen wollte und nun noch einmal erläutert habe. Ehrfurcht scheint übrigens ein Empfinden zu sein, das dir ganz fremd ist, oder?

BTW, dein Argument spricht noch viel eher als meines gegen einen "allmächtigen" Gott,
denn wenn nur ein Universum möglich ist, dann waren dessen Optionen ja wohl sehr
beschaulich und da hat sich´s mit der Allmacht.

Dir ist nicht klar, wie anthropomorph dieser Einwand ist? Du redest über Gott und seine "Möglichkeiten", als wäre er dein Stubenkamerad. Dabei glaubst du ja ausdrücklich deswegen nicht an ihn, weil er das eben nicht ist. Ich meine, wer erhebt diesen Einwand denn und wogegen richtet er sich? Da fehlt doch jedes Gefühl für Maß und Proportionen! Über was reden wir hier eigentlich? Über deine Lötkolben? Ich wiederhole, was ich bereits sagte: Der Einwand liegt auf dem Niveau des Narren, der vorbringt, die Erde könne keine Kugel sein, weil sonst alle "unten" herunterfielen. Es handelt sich also wieder um bolschewistische Gagarin-Polemik. Mir fällt, seit ich lebe, auf, daß atheistische Polemik IMMER extrem einfältig und primitiv ist. Ich habe noch nicht einmal erlebt, daß eine solche Polemik wenigstens intelligent gewesen wäre.

Hier fange ich an zu überlegen, welche Harken du sonst noch zu schlagen gewillt bist. Du
schriebst: "Gott ist kein Ding aus der Welt, sondern ist außerhalb seiner Schöpfung". Wenn
er das ist, dann kann er, so wie du jetzt argumentierst natürlich auch nicht schaffen, da er
nichts tun kann, weil ihm ganz einfach die Zeit fehlt. Ich sage: Über Gott kann man nicht
logisch nachdenken, weil an diesem Konzept per definitionem das Denken scheitern muß.
Und gerade deshalb sage ich: Es gibt keinen vernünftigen Grund an Gott zu glauben, weil
Vernunft ein ungeeignetes Mittel ist. Und das ist die Tragik - vieleicht auch die Komik - der
Apologeten.

Sagte ich es nicht gerade: sobald ein Atheist anfängt, über Gott zu sprechen, wird es sofort sagenhaft dämlich und primitiv. Ich hatte mich eingehend genug dazu geäußert und selber ausdrücklich gesagt und begründet, daß und wieso jedes anthropomorphe Denken über Gott notwendig scheitern muß. Nun sagst du es selbst. Herzlichen Glückwunsch. Aber es sind meine eigenen Worte! Und du? Du sagst es, argumentierst aber gleichwohl weiterhin ungehemmt anthropomorph.

Gott nähert man sich nicht durch Denken, sondern durch das Gebet. Das ist eine vollkommen andere geistige Tätigkeit, die nichts mit diskursivem Denken, aber nachgerade alles mit Vernunft zu tun hat, über die freilich jemand, der diese Tätigkeit überhaupt nicht kennt, geschweige denn geübt hat und entsprechend gut kennt, natürlich nichts Sinnvolles aussagen kann. Du redest als Blinder über die Farbe und willst mir erzählen, daß es keine Farben gibt?

Natürlich ist das Wort "schaffen" unzureichend und, jawohl, im Grunde ganz falsch. Warum? Weil JEDES Wort (außer Christus, dem menschgewordenen Gott selbst, dem "Logos" [gr. Rede, Sinn, Lehrsatz, Argument, Vernunft und Wort: ein weites Bedeutungsfeld]) notwendigerweise falsch sein muß. Das geht garnicht anders, weil jede Sprache Kategorien voraussetzt und verwendet, denen "dort" keine Wirklichkeit zukommt. Das bedeutet nicht, daß es "dort" keine Wirklichkeit gäbe. Vielmehr kommt alle Wirklichkeit nachweisbar von jenseits dieser Welt, also von da her, wo wir eben nichts erkennen und erforschen können.

Wo keine Zeit ist, sind Zeit-Wörter eben sinnlos. Das versteht sich von selbst. Aber wir haben keine anderen Wörter, weil es nur solche Wörter gibt. Deshalb kann man Sprache in Bezug auf Gott nur verwenden, um auf etwas hinzuweisen, was sich nicht sagen und nicht denken - aber erfahren! - läßt. Daran ist nichts zu ändern - aber auch nichts auszusetzen, wenn man nicht im Unklaren läßt, daß es sich bei den Worten nur um einen solchen Hinweis handelt und nicht um die Sache selbst. Indes, gerade das habe ich ja niemals im Unklaren gelassen.

Wer denkt hier denn eigentlich dauernd über Gott nach? Ich doch nicht, sondern du selbst. Und nur du selbst! Worüber ich hier laut nachdenke, sind die Grenzen dessen, was überhaupt so gerade eben noch denkbar ist, über die Linie gewissermaßen, auf der diese Grenze verläuft. Nur das habe ich hier netterweise getan, mehr nicht. Und gesagt, daß es jenseits dieser Linie anders weitergeht, als mit Denken. Welchen Vorwurf könnte man mir daraus rechtens und vernünftigerweise machen? Keinen, wie ich meine. Ich fasele ja kein Zeug zusammen, sondern rede über wirkliche Erfahrungen. Es ist weder komisch noch verwerflich zu sagen: "Jenseits des Denkbaren gibt es Erfahrungswege. Es könnte sich vielleicht lohnen, sie zu aufzusuchen und zu gehen".

Komisch finde ich hingegen deine Arroganz des schieren Unwissens, die sagt: "Erfahrungen, die ich nicht machen will und nicht machen werde, gibt es nicht!" Was hat das bitteschön noch mit Vernunft zu tun? Dann mach diese Erfahrungen doch einfach nicht, und gut isses. Wen juckt das? Mich nicht. Aber denk bitte nicht dauernd öffentlich über Gott nach, vor allem nicht so entsetzlich primitiv, und werfe dann anderen vor, sie täten, was sie garnicht tun, du aber offenbar nicht sein lassen kannst. Löse deine Probleme bitte selbst und gehe anderen nicht dauernd damit auf die Nerven.

OK. Und wenn es kein vor und kein neben gibt, wo bleibt dann Gott? Raum und Zeit sind
Eigenschaften des Universums, Gott ist kein Teil davon. Das Universum ist nicht das
Ergebnis eines Prozesses. Gut. Warum dann diesem Prozess einen Namen geben, wie
Augustinus ("Ergo est necesse ponere aliquain causam efficientem primam: quain omnes
Deum nominant.")

Ich übersetze mal, denn ich schreibe hier weniger für dich, als für ein paar Teilnehmer, die auch noch mitlesen und die mir die ganze Mühe wert sind: "Folglich muß man eine erste wirkende Ursache voraussetzen: was alle Gott nennen." Gerade an diesem Satz ist, auch in unserem Kontext und selbst unter Berücksichtigung aller deiner Einwände, für mich absolut nichts auszusetzen, denn er führt an den Beginn der Welt - aber eben nicht darüber hinaus. Es ist eine Aussage über die Welt und ihre Beziehung zu Gott, nicht über das Sein Gottes selbst. Der "Sache an der anderen Seite des Beginns" dennoch einen Namen zu geben - richtiger: den Namen, den ohnehin alle seit je her für ihre Transzendenzerfahrungen verwenden, mit der Bedeutung zu verbinden, erste Ursache von allem zu sein - ist auf jeden Fall sinnvoll, weil Gott eben erfahrbar ist und nicht, wie du implizit vorausgesetzt hast, nach dem anfänglichen Bewirken von allem spurlos verschwunden wäre.

Wenn übrigens, wie du inzwischen selbst sagst, jedes Nachdenken über Gott per definitionem scheitern muß, warum denkst du dann eigentlich noch darüber nach, wo Gott bleibt, wenn es kein Vor und kein Neben gibt? Was hat das dann noch damit zu tun? Das sind doch lediglich Negationen des Raumes und der Zeit, also Aussagen darüber, wie und wo Gott nicht sein kann, und nicht Aussagen dahingehend, daß nichts sei und folglich Gott nicht sein könne. Also, wenn du schon über Gott nachdenkst, was, wie du selber sagst, eigentlich sowieso zwecklos ist, dann denke bitte wenigstens folgerichtig und nicht konfus oder in der Gestalt eines Breis.

Dein Zitat stammt übrigens nicht von Augustinus, wie du meinst, sondern von Thomas von Aquin (Summa Theologiae, prima pars, quaestio II, articulus III, vierter Absatz). Was außerdem auffällt ist der zweimalige und identische Schreibfehler (aliquain statt aliquam und quain statt quam). Kannst du in Wahrheit kein Latein, daß dir dieser Fehler beim häufigen Wort quam und beim Akk. Sing. der a-Deklination nicht aufgefallen ist? Warum bringst du überhaupt lateinische Zitate, die schließlich von den meisten hier nicht verstanden werden, und nicht gleich die deutsche Übersetzung? Angeberei? Wichtigtuerei? Keine Ahnung. Aber jedenfalls eher unschön.

Da hat jemand sich nur halbherzig mit der Relativitätstheorie beschäftigt... Insbesondere mit
der Frage ob diese Äquivalenz für alle Naturgesetze gilt. Wichtig: 2.HS der Thermodynamik
ist nicht t-symetrisch.

So so, hat da jemand. Nö, du hältst mir bloß wieder einmal vor, was ich nicht gesagt habe. Warum? Weil du nicht mal halbherzig gelesen hast, was ich gesagt habe. Wesentlich an dem, was ich gesagt habe, war aber logischerweise das, was ich gesagt habe, und nicht das, was ich alles nicht gesagt habe. Das ist immer so. Wußtest du das noch nicht? Ich habe übrigens noch eine ganze Menge anderer Sachen nicht gesagt. Du könntest mir z.B. vorhalten, daß ich mich mit der Baustatik von Spannbeton-Konstruktionen in meinem Text nicht nur halbherzig, sondern offensichtlich überhaupt nicht beschäftigt habe, weil ich kein einziges Wort darüber verloren habe.

Gerade über die Zeit könnte man einen ganzen Haufen interessanter Dingen sagen. Die aus dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik (die freilich, ganz im Gegensatz zu dem, was du behauptest, überhaupt nichts mit der Relativitätstheorie zu tun hat) folgenden Entropiezunahme und der daraus sich ergebende Zeitpfeil sind nur ein kleiner Aspekt dessen, was man noch so alles über die Zeit äußern könnte. Unter diesem Begriff werden mehrere völlig voneinander verschiedene Phänomene subsumiert, was viel zur allgemeinen Unklarheit über eben diese ganz unterschiedlichen Phänomene beiträgt, die nur irrtümlich unter einem einzigen sprachlichen Begriff (Zeit) geführt werden. Die Sache ist eben noch nicht weit genug durchdacht worden. Von dir jedenfalls.

Weil ich an der betreffenden Stelle freilich explizit und ausschließlich über die vier Raumzeitdimensionen geschrieben hatte, ist dein Einwand mit dem 2.HS, abgesehen von den sachfremden Emotionen, aus denen er ersichtlich geboren ist, auch von der Sache selbst her obsolet. Was glaubst du übrigens, wen du mit solchen naseweisen Pinkelversuchen blamierst? Mich oder dich?

Augustinus von Hippo vertrat eine Zeitauffassung, die von der Einsteins unterschiedlicher
nicht sein könnte. Augustinus wendet sich gegen die platonische Zeitauffassung, die
"objektive Zeit", die durch periodische Ereignisse gekennzwichnet ist: A.v.H: "wenn sich ein
Körper bewegt, [wir mit der Zeit messen], wie lange er sich bewegt, und zwar vom Anfang
bis zum Ende seiner Bewegung, [..] denn ein Körper bewegt sich nur in der Zeit"
Einsteins Zeitbegriff ist relativ, genauer gesagt: Zeit ist das was eine Uhr anzeigt. Und eine
Uhr ist ein beliebiger periodischer Vorgang.
Aber OK, wenn du unbedingt glauben willst, Augustinus v. Hippo habe Einstein
vorweggenommen. Man darf ja auch Unfug glauben...

Das hast du aber schön aus der Wikipedia kopiert! Ich habe weder behauptet, daß der Kirchenlehrer und Mystiker Augustinus den Physiker Einstein vorweggenommen habe, noch daß er dessen Zeitbegriff teile. Du möchtest lediglich gerne, daß ich das bitte gesagt haben möge und liest deshalb wieder nicht genau und denkst vor allem nicht weiter nach über das, was ich tatsächlich geschrieben habe. Gesagt hatte ich, daß es sich bei der Kategorie 'Zeit' um eine Beschränktheit unseres Geistes handele, eine Kategorie a priori, und nicht um eine Eigenschaft der Welt. Punkt. Das - das! - so sagte ich, sei dem Hl. Augustinus geläufig gewesen, dessen Zeitbegriff dem Albert Einsteins freilich entgegengesetzt ist. Das weiß ich. Aber das war nicht das, um was es mir ging und was ich etwa in Abrede gestellt hätte. Es ging um etwas ganz anderes: Mit Einstein, so meinte ich, sei die Tatsache, daß das Erleben von Zeit nicht, wie seit Platon - und erst recht seit Newton - alle Welt nicht nur sicher annimmt, sondern als traurige Realität tagaus, tagein am eigenen Leib erfährt, das Erleben eines für alle gleichen, äußeren, objektiven, absoluten Geschehens sei, sondern eben "relativ" ist, d.h. abhängig vom Zustand des Beobachters. Bei Einstein ist es die Abhängigkeit vom Bewegungszustand, bei Augustinus die Abhängigkeit vom Bewußtseinszustand. Das ist wesentlich für das Thema, über das ich hier rede.

Unter dem Begriff Zeit wird neben vielem anderen auch das geführt, was den Namen Leben trägt, Leben nicht objektiv, nicht analytisch, nicht von außen, sondern von innen betrachtet, also mein Leben (oder für dich dein Leben usw.). Viele Menschen wissen tatsächlich nicht mehr, daß es das wirklich gibt: Leben (= selber leben)! Augustinus hat verstanden und viel darüber geschrieben, daß und wie diese "erlebte Zeit" vom Zustand des Bewußtseins abhängt und daß es in ihr ein Tor gibt, das zur Zeitlosigkeit führt, also zur Ewigkeit, also zum unbegrenzten Sein, und daß dieses ewige Sein verbunden ist mit der Auferstehung Jesu Christi. Das ist keine Theorie, sondern meine hochevidente Wirklichkeitserfahrung, die ich andauernd mache und als Quelle meines Glücks erlebe.

Diese Erfahrung trifft nun auf die gewöhnliche Zeitvorstellung der meisten Menschen, die von außen, von Uhren, von ihnen fremden, objektiven, monoton periodischen Abläufen bestimmt wird. Ich nenne das totale Unfreiheit, geklautes Leben, Sklaverei des Maschinenmolochs. Um zu veranschaulichen, daß es tatsächlich eine Zeit gibt, die nicht von diesem mir mein Leben zumessenden Moloch bestimmt wird, verwende ich gelegentlich (als Analogie!) die Relativität der Zeit als Konsequenz des Bewegungszustandes. Nicht weil es dasselbe wäre, sondern weil es als Verständnisbrücke dienen kann. Denn die relativistische Zeitdilatation haben die meisten komischerweise, obwohl sie keiner je erlebt hat und wohl nie erleben wird, gefressen. Von da her kann ich dann manchmal Neugierde darauf wecken, ob nicht vielleicht auch das eigene Wirklichkeitserleben "dilatierbar" ist. Das ist es nämlich tatsächlich. Man nennt diesen Zustand Gebet. Das ist der zugegeben ein wenig persönliche Hintergrund, der mich zu dieser Analogie gebracht hat.

Aber es ist ja auch in sich mehr, als nur eine äußerliche Analogie. Auch Einstein veranschaulicht nicht umsonst die Konsequenzen der Zeitdilatation nicht mit Zahlenkolonnen aus zwei verschiedenen Atomuhren, sondern mit der unterschiedlichen Dauer der jeweils vom hypothetischen Beobachter "erlebten Zeit". Das leuchtet nämlich jedem unmittelbar ein. Und das ist es letzten Endes, was auch die Leute, welche die Relativitätstheorie meist garnicht verstanden haben, an ihr dennoch so fasziniert: die Vorstellung, daß man "irgendwie" dem Gefängnis der Zeit entkommen kann. Daß das nicht mit Raumflügen geht, sondern anders, verhehle ich nie, kann es aber hernach nicht selten besser plausibel machen. Bei der Zeitdilatation durch die Kommunion, die ich meine, kommt halt alles darauf an, daß man es tatsächlich tut.

Da die letzten vier Absätze ausdrücklich nicht deinetwegen geschrieben sind, wäre es nett von dir, wenn du dir den allfälligen Spott über ihre "Blödigkeit" verkneifst. Falls das geht. Sie dienen nämlich einem ganz bestimmten, bewußten Zweck, der nichts mit dir zu tun hat.

Sag doch wie du´s meinst: Das denken ist läßtig.

Ist es das für dich? Nun gut. Aber was kann ich dafür?

Aus marginalen Ähnlichkeiten in der Formulierung wird bei dir eine Identität zwischen der
Scholastik und der modernen Physik. Warum nicht? Ich habe dir nicht vorgeworfen, daß du
an den Handwerker mit langem bart glaubst. Ich werfe dir nicht mal vor, daß du nicht mit
der Logik erklären kannst woran du glaubst. Was ich dir vorwerfe ist, daß du deinen Glauben
mit abstrusester Logik verteidigen willst, Schopenhauer als chritlichen Apologeten zu deuten
ist schon enorm verschroben, Augustinus von Hippo als Vorläufer Einsteins zu beschreiben
noch viel mehr.

"Identität von Scholastik und moderner Physik", "Schopenhauer als christlicher Apologet" und "Augustinus ein Vorläufer Einsteins" waren nicht meine Aussagen, sondern deine Interpretationen dessen, was ich nicht gesagt hatte. Wenn du gegen diese Interpretationen polemisierst, dann polemisierst du gegen deine eigene Oberflächlichkeit, deinen fahrigen und voreiligen Umgang mit Texten und deinen Mangel an Unterscheidung.

Nun, zur Vernunft habe ich schon geschrieben. Wenn du den Glauben wunderschön findest:
Gut für dich. Ich finde die Welt schön (zumindest schöner als Schopenhauer, ich würde mich
zwischen ihm und Nietzsche in seiner vitalistischen Phase einordnen).

Den Gegensatz von Glaube und Welt - dergestalt daß, wer glaubt, die Welt nicht schön fände und umgekehrt - hast wieder du hier eingeführt, nicht ich. Welche Bedeutung sollte es übrigens für andere besitzen, welchen Faden deiner rhizomatischen Struktur du im Moment gerade chic findest und welcher Node dir heute - es ist Donnerstag, der 9. November 2006 - gerade besonders interessant erscheint? Richtig, keine, denn das ist und bleibt allein deine subjektive Welt. Für die Welt, wie sie ist, trägt es nichts bei, sondern konsumiert sie nur - solange jedenfalls, wie es sie noch gibt, weil sie halt von anderen am Laufen gehalten wird.

Oh, ich bin keineswegs Positivist (Ich schrieb mal ein Lied in dem ich reimte "Ich war niemals
Positivist, weil Positivismus blödsinn ist, trotzdem hielten mich viele für einen..."). Dazu habe
ich hier aber oft genug geschrieben...

Mir scheint, du bist jeweils Anhänger von dem, was dir im Moment gerade am Nützlichsten erscheint. Ein unverbindliches Sprachspiel gewissermaßen, ohne tiefere Bedeutung und Sinn. Du bist notwendigerweise Positivist, wenn du naturwissenschaftliche Zusammenhänge als Argument verwendest. Aber weil du kein Wissenschaftler, sondern nur ein weltanschauender Ideologe bist, entledigst du dich natürlich augenblicklich dieser äußerst lästigen Einschränkung. Das habe ich schon verstanden, keine Sorge.

Da wird es abenteuerlich. Die Quantenphysik ist keine Metaphysik, sondern Physik. Das
Materie aus Quantenobjekten besteht, d´accord. Aber das es sich deshalb hätte, mit dem
Materialismus halte ich für Quatsch. Ich bin Monist und gerade die Quantenphysik zeigt, daß
sich anscheinend widersprüchliches auf ein Prinzip zurückführen läßt (es gibt in dem Sinne
keine "Welle-Teilchen-Dualität", was es gibt sind Quantenphysikalische Prozesse, die
widerspruchsfrei erklären, warum wir den Eindruck haben, es handele sich um eine Dualität).
Vieleicht sollten wir darüber reden, ob eine Vorhersagbarkeit prinzipieller Teil eines
Monismus ist (ich sage nein), aber die Quantenphysik erklärt mehr, als das sie uns Mysterien
aufgäbe (sie ist nur schwer zu verstehen, das aber liegt nicht an der Realität oder
der Theorie, sondern an ihren Rezipienten).

Quantenphysik ist Physik, gewiß, aber es die Grenze der Physik zur Metaphysik. Das war meine Aussage: wir sind an einer Grenze angekommen, hinter der es so nicht weitergeht, wie es vor dieser Grenze äußerst erfolgreich möglich gewesen ist. Jenseits der Heisenberg'schen Unschärfebeziehungen für komplementäre Observablenpaare gibt es nunmal keine Physik mehr, weil "dahinter" nichts Faßbares mehr ist, das sich noch beobachten und messen ließe. Das Konzept "Physik" an und für sich wird damit "jenseits davon" sinnlos. Die Quantenphysik zeigt, und das ist bewundernswert genug, daß sich zwar "etwas" auf sich einander kategorisch ausschließende Weise (denn ein Korpuskel kann nunmal keine Welle sein und umgekehrt) in unsere Welt projiziert, aber sie kann nicht zeigen, was dieses "Etwas" ist, noch "es" weiter analysieren und erforschen. Hier bleibt nur die Aussage: "Wir wissen nicht warum, aber es ist einfach so! Unsere Wellengleichungen sagen präzise voraus, was wir wann mit welcher Häufigkeitsverteilung beobachten. Sie sagen es viel genauer voraus, als jede klassische Theorie irgend etwas vorauszusagen vermag. Und sie sagen es immer richtig voraus. Aber warum das so ist, können wir nicht sagen."

Materie ist damit keine letzte Gegebenheit, kein Axiom mehr, sondern erscheint als Prozeß, der sich mathematisch in Form von Wahrscheinlichkeitsamplituden eines Quantenfeldes beschreiben läßt. Aber was dort "prozessiert", läßt sich aus Prinzip nicht weiter aussagen, weil alle Kategorien ungültig werden, darunter solche elementaren wie Ursache und Wirkung, Vorher und Nachher, Hier und Dort.

Es ist eine klassische Lückenbüßer-Argumentation, die du hier versucht hast. Mimst du nun deshalb den "Eingeweihten", den Hohepriester einer materialistischen Transzendenz des Diesseits, den "einzig wahren Rezipienten", der allein schaut, was kein Auge sonst zu schauen vermag. Ein Scharlatan bist du, Susu, wenn du darauf regredierst. Tu das nicht!

Was nicht zuletzt daran liegt, daß sich die Amerikanischen Pro-Lifer nicht gerade stringent
verhalten. Wer für die Todesstrafe, für den Irakkrieg, gegen schärfere Maßnahmen zum
Schutz der Umwelt und gegen medizinische Versorgung für alle ist, ist kaum ein
"Lebensschützer". Karl Rove, Bush-Berater und Innitiator der "Values"-Kampagne wäre so
ein Beispiel. Er sorgte dafür, das sich die nationale Politik mit Terri Schivaro beschäftigte. Er
selbst hatte die künstliche Ernährung seines Vaters abstellen lassen. Als Vorbild nennt er
Niccoló Machiavelli... Ernsthaft Nick. Wir haben das Grundgesetz. Und das halte ich für eine
bessere Basis für das Zusammenleben als die 10 Gebote.

Das Grundgesetz ist nur deshalb und nur so lange eine gute Grundlage für das Zusammenleben, wie es sich ("in Verantwortung vor Gott und den Menschen", wie es in der Präambel heißt) nach den Zehn Geboten richtet. In dem Maße, wie es sich nach etwas anderem richtet, zum Beispiel nach sich wandelnden Meinungen in ethischen Fragen, bricht, wie wir erleben und hier dauernd diskutieren, überall das Chaos los, die elementaren menschlichen Bezüge enden in einem Zusammenbruch und es kommt schließlich zum völligen Kulturabbruch. In das Grundgesetz kann man halt auch reinschreiben, Frauen seien der Gleichberechtigung wegen gleicher als Männer, ohne daß es deshalb aufhörte, "das Grundgesetz" zu sein. Man kann auch noch ganz andere Sachen reinschreiben, sofern Machtverhältnisse und Manipulationserfolge es zulassen. Bei den Zehn Geboten kann man das alles nicht. Das ist der entscheidende Unterschied. Ich rede - nota bene - nicht der Abschaffung des Grundgesetzes das Wort, sondern der strikten Bindung desselben an die jahrtausendealten Fundamente jedes menschlichen Ethos dergestalt, daß dieses nie unterschritten werden darf, egal mit welcher zeitgeistig motivierten Rechtfertigung oder tagesaktuellen Begründung.

Was habe ich übrigens mit "Bush-Beratern" und irgendwelchen amerikanischen Evangelikalen zu schaffen? Nichts. Du möchtest mit dem rassistischen Schema Stimmung gegen mich machen? Dann übernimm du zuvor die Verantwortung für Marx, Lenin, Stalin, Hitler, Mao und Pol Pot. Das waren schließlich auch gottlose Leute. Alternative: Du beziehst dich auf das, was ich selbst sage, und nicht auf das, von dem du gerne hättest, daß ich es gesagt haben möge. Dann mache ich das nämlich auch umgekehrt bei dir so. Andere Alternative: Du meldest dich bei Obergruppenführer Rupp und teilst ihm mit, daß auch du gerne der Grünen Sprachpolizei beitreten möchtest. Dann darfst du nämlich alles sagen, ohne daß es noch einen Sinn haben muß. Du darfst vor allem jeden wegen allem verurteilen, was andere getan haben, sogar für das, was du selber angestellt hast. Praktisch, gell?

Ich habe mal gesagt: Wenn man feststellt, das es kein festes Fundament gibt, dann verliert
man auch die Angst vor dem Fall. Denn: Wo kein Boden, da kein Aufprall.

So so, das hast du festgestellt, ja? Dann kann man dir nur guten Flug wünschen und die Daumen drücken, daß der Boden auch wirklich rechtzeitig zur Seite rückt, wenn er dich angeflogen kommen sieht.

Schopenhauer hielt die Welt für ein Jammertal. Es war die einzige Position, bei der er sich
mit dem Christentum in Einklang sah. Und Recht hatte er. Es ist nicht der Glaube an das
Jenseits, den ich ablehne, es ist die Verachtung für das Diesseits.

Das sehe ich ganz anders. Dein Nichtverachten des Diesseits ist ja schön und gut und wäre sogar fast schon christlich, wenn deine Bejahung nicht konsumistisch und infantil, sondern reif und von Verantwortung getragen wäre. Eine weise, gelassene, uneingeschränkte Bejahung des Diesseits in all seiner heillosen Vorläufigkeit als sich entfaltende, göttliche Schöpfung: das ist das christliche Ideal. Die liebende, optimistische Hinwendung an's Elende und Heillose ist freilich nur möglich, wenn man zugleich fest in der Transzendenz verwurzelt ist. Sonst versinkt man nämlich unrettbar in der heillosen Vorläufigkeit des Diesseits. Das - und weder die buddhistische Weltflucht, noch der melancholische Weltekel Schopenhauers - ist die christliche Haltung zur Welt des Diesseits.

Aus genau diesem Grund ist der christliche Glaube für mich die am höchsten und weitesten entfaltete Form des Menschseins und jedenfalls solange nicht kaputt zu kriegen, solange diese Welt besteht und nicht an sich selbst zugrundegegangen ist. Das wird sie einmal, und nicht erst wegen des 2. Hauptsatzes der Thermodynamik. Das letzte Ziel der sich je und je entfaltenden Schöpfung kann diese Welt evident nicht sein. Das hat der Buddha richtig erkannt: Dieses Leben ist Leiden.

Aber dieses Leiden hat einen Sinn, denn es begleitet einen Geburtsvorgang. Schöpfung ist kein einmaliger Akt, sondern ein dramatisches Geschehen, das die Zeit als Ganzes umfaßt: eine Evolution der Komplexität in einer durch den Zeitpfeil der Entropie der Vergänglichkeit unterworfenen Welt. Der Begriff Evolution ist viel weiter zu fassen, als die Biologie es tut. Evolution beginnt im Urknall selbst. Sie ist offen und undeterminiert, aber nicht ziellos und blind, denn ihre Axiome und statistischen Gesetze legen in diesem Beginn fest, was geschehen wird und was nicht - die kontingente Entfaltung in der Zeit indes entscheidet, wie es geschieht und welche Formen erscheinen und vergehen.

Das ist die Grundlage... und damit die Grenze... und damit die Form... und damit der Inhalt der menschlichen Freiheit: daß nämlich im Menschen jener Geist, der all dies hervorbringt vom Beginn her, aufscheint und ihn zum Mitgestalten ruft. Eben das ist Inhalt des christlichen Glaubens. Das macht ihn zu einer beinharten Angelegenheit - aber auch zum Schönsten und Größten, was sich denken läßt. Der Mensch selbst entscheidet völlig frei darüber, wie er darauf antwortet. Diese Antwort wird freilich in sich zugleich die Art seines Seins im Ewigen Leben - oder ob er gar einfach untergeht wie der letzte Dino: "Survival of the fittest", sozusagen. Aber was bedeutet hier fit? Jesus sagt (und tat): Das Maß für's Ewige Leben ist die Liebe, also nicht die rigorose Selbstbehauptung des Ich, sondern die Hingabe des Lebens an den Nächsten und damit an das Leben schlechthin. "Wer sein Leben für sich behalten will, wird es verlieren. Wer es hingibt, gewinnt es!", so Jesus in Lukas 17,33.

Der christliche Glaube ist das unverwüstliche Vertrauen in die Güte, Wahrheit und Schönheit all dessen, was wird ("am Werden ist"), ein Vertrauen, das durch keinen Einwand und keine Enttäuschung mehr getrübt werden kann. Denn der Bürge dafür ist Gott selbst. Warum? Weil er in Jesus Christus Mensch wurde und vorgelebt hat, wie es geht. Seitdem ist Gott eben nicht mehr verborgen und unergründlich, sondern begreiflich und sogar nachvollziehbar (im Wortsinne). Schon aus diesem Grund ist jede Diesseitsverneinung mit dem christlichen Glauben von vorn herein unvereinbar. Da hast du etwas völlig falsch verstanden. Aber vielleicht haben wir einfach bloß nicht dieselbe Auffassung von Diesseitsbejahung.

Gruß vom
Nick

Evolutions-Beweise:

Nihilator ⌂, Bayern, Sunday, 29.10.2006, 01:18 (vor 6545 Tagen) @ Chato

Guten Tag Nick!


Dein Posting strotzt nur so von Angriffen und Unterstellungen. Du sprichst mich teilweise zwar nicht direkt an, ich muß aber vermuten, daß ich gemeint bin, nachdem es an mich gerichtet ist. Wo bitte habe ich Dir in meinen Posts in diesem Strang Anlaß zu einer derartigen Reaktion gegeben?

Genau das ist die Haltung der heutigen Kirchen, würde ich meinen. Eine
reine Machtfrage und keine philosophische eben. Um Erkenntnis geht es
dabei (natürlich) nicht, sondern um blinde Unterwerfung unter Dogmen.


Wenn du nicht erwartest, daß man sich deinem Dogma über die "Haltung der
heutigen Kirchen" blind unterwirft, dann laß dir von mir sagen, daß du
dich da gründlich irrst, jedenfalls was die Katholische Kirche anbelangt.

Eine Äußerung, versehen mit dem Nachsatz, daß dies meine Meinung ist, als Dogma zu verzerren, ist schon hart.
Gleichwohl glaube ich mich, was gerade die katholische Kirche angeht, da nicht zu irren. Soweit ich informiert bin, ist der Glaube an den personalen Gott und die hl. Dreifaltigkeit ein immer noch gültiges Dogma. Öffentliches Äußern eines anderen Gottesbegriffes ist ein Grund für Exkommunikation.

Schopenhauer bringt den Selbstwiderspruch eines unpersönlichen Gottes
treffend auf den Punkt, denn ein solcher bewiese in der Tat in sich selbst
seine Inexistenz. Aber das lehrt die Kirche ja gerade nicht. Und genau
deswegen tippen sich ja die Leute an den Kopf wegen der Kirche. Du mußt
dich nun entscheiden, weswegen du die Kirche für verrückt hältst:
Wegen der von dir irrtümlich unterstellten "Haltung der heutigen Kirchen",
oder wegen der Lehre vom und dem Glauben an den persönlichen Gott, der
alles gemacht hat. Beides auf einmal geht nicht.

Habe ich gesagt, daß ich die Kirche für verrückt halte? Kaum. Und es trifft auch nicht zu. Ich halte sie (speziell die kath.) vielmehr für eine höchst weltliche Organisation mit höchst weltlichen Zielstellungen. Machterhalt und Besitzzuwachs, darum geht es.

Ich sehe andauernd, wie sich Leute ein Bild vom Gottesbild der Kirche
machen, daß mit dem tatsächlichen Gottesbild der Kirche so sehr
nichts zu tun hat, daß es ersichtlich von keiner positiven Kenntnis
verunreinigt worden sein kann. Mein Eindruck ist, daß die dauernd
bemühte, primitive Karrikatur vom "Handwerker mit dem langen weißen Bart"
ein zwingendes, polemisches Bedürfnis all derer ist, die, indem sie diese
Karrikatur "widerlegen", meinen meinen zu können, den Glauben an Gott
widerlegt zu haben. Wer so vorgeht, blamiert sich allerdings auf die Dauer
selbst.

Ein solcher Gottesbegriff wird den Katholiken keineswegs von außen auferlegt. Lies die Bibel, auf Seite 1 geht's los, da hast Du Deinen Handwerker, der aus Matsch Menschen macht und Leben einhaucht.
Die äußere Gestalt wird euch ebenfalls nicht von den bösen Atheisten untergeschoben. Wie heißt es, er schuf die Menschen nach seinem Ebenbild? Also menschliche Gestalt.
Die konkrete Gestalt wiederum, ich schrieb es schon, ist die des Obergottes aus dem gr.-röm. Pantheon, des Göttervaters Zeus-Jupiter. Es waren keine Außenstehenden, sondern die frühen Christen selbst, die -wider ihre eigenen Gebote!- ihren Anhängern deren dringendes Bedürfnis erfüllten und ihnen ein ansehbares Abbild Gottes vorsetzten.

Gott ist kein Ding aus der Welt, sondern ist außerhalb seiner Schöpfung,
deshalb keinem ihrer Gesetze unterworfen und mit dem Denken, das ja diese
Gesetze zur Voraussetzung hat, nicht zu erreichen. Man kann sich also
garkein Bild von Gott machen.

Soso. Aber all das, was Du hier über Ihn zum Besten gibst, das kann man schon ganz genau und unzweifelhaft wissen. Woher eigentlich? Wer legitimiert Deinen Gottesbegriff als einzig richtigen und berechtigten?

Von Gott kann man, wenn überhaupt, bloß wissen, was er selbst über sich
offenbart. Und das bedeutet seit 3500 Jahren, daß er der "Ich bin" ist
(also eine Person), daß wir ihm im Wesen ähneln (er hat uns Menschen als
Gleichnis seiner selbst erschaffen) und daß er in Jesus Christus konkret
Mensch wurde, damit diese von ihm gewollte Kontinuität nicht
unausweichlich abreißt. Daran kann man glauben oder man läßt es bleiben.

Ja, das ist eine schöne Geschichte mit der Offenbarung, der Menschwerdung, dem Bund und der Befreiung von der Sünde. Kann richtig, kann aber auch von Menschen ausgedacht sein. Aufgrund der mir bekannten Fakten zur Entstehung des christlichen Glaubens neige ich eher zu letzterem.
Die Bibel ist nicht Gottes Wort sondern nachweislich Menschenwerk. Falls Jesus gelebt hat und einen Blick aufs heute werfen könnte, wäre er vermutlich über die Realität seiner Religion 2000 Jahre später erschüttert.

Das Bild vom "Handwerker mit dem
langen weißen Bart" genügt diesen Einsichten freilich nicht.

Warum habt ihr es dann geschaffen? *g*
Aber schön zu sehen, daß ihr durchaus flexibel seid.

Aber es dient
ja auch bloß der Polemik gegen die Einsicht, daß es eben zuhöchst
vernünftig ist, an Gott, den Schöpfer, zu glauben, wohingegen es keinerlei
vernünftige Erklärung gibt noch jemals geben kann, woher und wie "dies
alles" denn sonst entstanden sein soll. Es kann sie deswegen niemals
geben, weil es jenseits der Grenze der Kausalität nach den Regeln der
einfachen Logik keine kausalen Erklärungen geben kann.

Na dann solltet ihr auf den Anspruch verzichten, ebenjene Erklärung den suchenden Menschen geben zu können.

Ich rede jetzt nicht über die "Entstehung der Arten", denn das ist "bloß"
eine partikulare, lokale Geschichte, deren rational faßbare Wirkkräfte
Darwin genial und zutreffend durchschaut hat (ob vollständig, ist nochmal
eine andere Frage, die mich jetzt aber nicht interessiert). Aber diese
lokale Geschichte kann zum Verständnis des Urgrunds der Welt natürlich
nichts beitragen.

Doch, beitragen kann das schon. Eine vollständige Erklärung ist die Evolutionstheorie natürlich nicht, aber diesen Anspruch erhebt sie ja auch gar nicht.

Deshalb ist die Idee, die Evolutionstheorie würde die
Schöpfung widerlegen, verblüffend primitiv und einfach absurd.

Schön. Wenn Deine gläubigen Vorläufer aus den Zeiten Darwins auch so gedacht hätten, gäbe es diesen Konflikt vermutlich gar nicht. Nicht Darwin hat die Kirche angegriffen, es war umgekehrt! Die totale Deutungshoheit hat er gar nicht beansprucht, sie ist ihm nur unterstellt worden. So wie Du auch hier mir alles Mögliche unterstellst.

Mit dem Zufall kann man nicht
argumentieren, weil die Stichprobengröße beim Universum genau 1 ist. Und
das ist nur ein einziges Beispiel unter Myriaden anderer, die alle
genau passen... und genau passen müssen, weil es uns sonst nicht
gäbe.

Einspruch. Der Zufall ist sehr wohl eine Möglichkeit.
Und "weil es uns sonst nicht gäbe" ist auch nicht zwingend. Allenfalls "nicht so gäbe". Keineswegs ist die Erde der einzige bewohnbare Planet, und nach meiner Meinung mit Sicherheit auch nicht der einzige bewohnte.
Hat sich nicht auch auf dem Mars Leben entwickelt? Mir war so, als wären in Gesteinsproben Spuren von Mikroben gefunden worden.

Wie gesagt, es ist offenkundig keineswegs unvernünftig, sondern ganz im
Gegenteil zuhöchst vernünftig, Gott, den Schöpfer, vorauszusetzen. Man muß
es nicht, aber man hat dann eben überhaupt keine vernünftige
Erklärung dafür, daß überhaupt etwas ist und nicht vielmehr nichts... und
wieso dieses Sein dermaßen gesetzmäßig, vernünftig, wunderschön und
unendlich komplex ist. Immerhin gibt es uns! Wieso eigentlich?

Es ist nicht unbedingt vernünftig, zu einem Schöpfer als Ursache allen Seins zu kommen. Vielmehr ist es eine Kapitulation beim verzweifelten Versuch, Dinge zu erklären, an denen unser Verstand einfach scheitern muß.
Erst recht nicht ist es ein Zeichen von Vernunft, einen Schöpfer, wie die Bibel ihn präsentiert, für wirklich zu halten. Es ist der Bibel sehr gut anzumerken, daß sie von Menschen mit einem zeitgemäßen Verständnis für die Welt verfaßt wurde. Das HEUTE für bare Münze zu nehmen, ist nicht vernünftig.

Mich befriedigt die Auskunft: "Weil dein Urahn ein Affe war!" nicht -
nicht deshalb, weil ich dies in Zweifel zöge, sondern weil es nicht
erklärt, warum es Affen gibt.

Diese Unzufriedenheit teilen wir beide.
Interessant ist eines: Du sagst, mein Gedankengebäude sei lächerlich, weil es beim Zurückgehen zu den Ursprüngen irgendwo an einen Punkt gelange, wo es keine Erklärungen mehr gibt. Dafür hast Du einen tollen Kunstgriff parat, der die Entstehung dessen erklärt, was ich nicht erklären kann - und verlagerst das Problem dann doch nur. Denn, die Frage aller Fragen: wer hat Gott geschaffen?

Die neodarwinistische Ideologie befindet
sich ironischerweise in exakt der Lage, in der sie den Glauben immer
fälschlich vermutet.

Ideologie??

Indes, das Gegenteil ist wahr. Noch hält man sich die
Wahrheit polemisch vom Hals, indem man bitte, bitte möchte, daß Christen
bitte, bitte an den "Handwerker mit dem langen weißen Bart" glauben mögen.
Bloß tun sie das halt nicht. Freilich hat die Wirklichkeit Ideologen
bekanntlich noch nie so besonders gestört...

Bitte laß mich ein wenig an dieser Wirklichkeit teilhaben, ich bin unwissend.
Wie sieht das aktuelle Gottesbild und der Schöpfungsmythos der katholischen Kirche aus? Ich meine natürlich den von Rom legitimierten.

P.S.: Begrifflich zu unterscheiden sind Kreationismus (Extremform: "Gott
hat die Welt vor 6010 Jahren, genauer gesagt an einem 23. Oktober,
erschaffen, und zwar in 6 Tagen a 24 Stunden, und war damit am 29. Oktober
fertig") und andere Theorien, die die Evolutionstheorie akzeptieren und nur
deswegen von ihren Gegnern polemisch kreationistisch genannt werden, weil
sie eben nicht atheistisch sind.

Der Kreationismus, um den es hier geht, ist jener, der die Evolution nicht in Abrede stellt, aber von einem göttlichen Prinzip ausgeht, das allem Leben innewohnt. Eine Art Pantheismus halt.
Ein Zeichen von Anpassungsfähigkeit, wie ich finde. Bröcklein um Bröcklein löst sich aus dem Fundament des christlichen Glaubens, weil eine nach der anderen These sich als unhaltbar erweist. Himmelreich und Hölle (wie heidnisch!) waren nie so gemeint, natürlich sind die Sterne keine Lämpchen an einem Stoffzelt, klar ist die Erde keine Scheibe, aber sicher dreht sie sich um die Sonne, nein ein Menschlein bekommt nicht nach dem x. Tag seines Bestehens von außen eine Seele eingehaucht.
Wofür Menschen gefoltert und ermordet worden - alles längst vergessen und aufgegeben. Jetzt seid ihr da, wo ihr hingehört, und klammert euch verzweifelt an das letzte winzige Zipfelchen, das verblieben ist, an das kleine bißchen angeblichen Wissens, das euch derzeit noch niemand widerlegen kann. Aber kommt sicher auch noch. :-P

Ich selbst lehne es ab, irgendeiner
dieser Gruppierungen, welche es auch sei, von außen zugerechnet zu werden.

Aber Du rechnest Dich selbst zu, oder? Wenn ich recht verstanden habe, zu den Katholiken.

Ich lasse mir halt nicht gerne von arroganten Dummköpfen irgendein Ettikett
verpassen, bloß weil ihnen danach ist. Die Anmaßung, man dürfe nicht
an Gott glauben, sonst sei man ein "XY", ist im Ansatz totalitär - und in
praxi lächerlich.

Ja, wenn diese Anmaßung jemand so geäußert hätte...
Natürlich ist die totalitär, genauso wie das Postulat, man habe gefälligst dies oder jenes zu glauben. Deshalb machen wir das ja auch nicht, sondern haben -gegen euren erbitterten Widerstand- so etwas wie Glaubensfreiheit geschaffen.


Freundlicher Gruß,
nihi

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


[image]

Evolutions-Beweise:

Martin, Mittlerer Neckar / Filder, Sunday, 29.10.2006, 14:11 (vor 6544 Tagen) @ Nihilator

Zustimmung, Nihilator!
Ich war vor diesem intellektoiden Chato-Beitrag schon vor Ehrfurcht erstarrt wie das Hasentier vor der Schlange.
Der Versuch, Evolution und Schöpfung miteinander in Einklang zu bringen ist vergleichbar mit dem Versuch, Grundgesetz und "Gleichstellungs"-Gesetze miteinander in Einklang zu bringen ("Positive Diskriminierung"). Daher ist dieser Strang durchaus mit und nicht ohne Themenbezug.

Evolutions-Beweise:

Nihilator ⌂, Bayern, Sunday, 29.10.2006, 14:46 (vor 6544 Tagen) @ Martin

Hallo Martin!

Zustimmung, Nihilator!

Danke!

Ich war vor diesem intellektoiden Chato-Beitrag schon vor Ehrfurcht
erstarrt wie das Hasentier vor der Schlange.
Der Versuch, Evolution und Schöpfung miteinander in Einklang zu bringen
ist vergleichbar mit dem Versuch, Grundgesetz und
"Gleichstellungs"-Gesetze miteinander in Einklang zu bringen ("Positive
Diskriminierung").

Da stimme ich Dir eben allerdings nicht zu, ich schrieb es oben. Ich halte einen Gottesbegriff und Schöpfungsglauben sehr wohl für vereinbar mit der Evolution. Nur eben nicht einen dogmatischen, der nach dem Buchstaben der Bibel glaubt, Anders- bzw. Nichtgläubigen von vornherein mit Überlegenheit und Abwertung entgegentritt und nicht bereit ist, mit "Ketzern" und "Häretikern" Übereinstimmungen und Kompromisse zu suchen.

Daher ist dieser Strang durchaus mit und nicht ohne Themenbezug.

Da hast Du sicher trotzdem recht.


Gruß,
nihi

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


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Evolutions-Beweise:

Martin, Mittlerer Neckar / Filder, Sunday, 29.10.2006, 16:57 (vor 6544 Tagen) @ Nihilator

Ich halte
einen Gottesbegriff und Schöpfungsglauben sehr wohl für vereinbar mit der
Evolution.

Klar. Man braucht ja nur zu postulieren, dass eben ein "Gott" den "Urknall" und damit alles was danach kam samt Evolution angeleiert hat. Dagegen kann natürlich keiner anargumentieren.
Unterm Strich habe ich aus deinem Beitrag halt eine gewisse Gegenposition zur Vereinbarkeitslehre heraus gelesen - vielleicht mit meiner gewohnten selektiven Wahrnehmung ;-)
Eine gute Flucht aus diesem Thema wäre ja auch die Feststellung, dass das menschliche Gehirn sich entwickelt hat, um die Art zu erhalten und nicht, um die Welt zu erklären...

Bis dann

Evolutions-Beweise:

Nihilator ⌂, Bayern, Sunday, 29.10.2006, 18:23 (vor 6544 Tagen) @ Martin

Ich halte
einen Gottesbegriff und Schöpfungsglauben sehr wohl für vereinbar mit

der

Evolution.


Klar. Man braucht ja nur zu postulieren, dass eben ein "Gott" den
"Urknall" und damit alles was danach kam samt Evolution angeleiert hat.
Dagegen kann natürlich keiner anargumentieren.

Kann man schon. Wenn man eine alternative Erklärung anzubieten hat...
Und da liegt des Pudels Kern.

Unterm Strich habe ich aus deinem Beitrag halt eine gewisse Gegenposition
zur Vereinbarkeitslehre heraus gelesen - vielleicht mit meiner gewohnten
selektiven Wahrnehmung ;-)

Möglich. Eine konsequente -und vor allem in eine Richtung total ablehnende- Position vertrete ich in dem Zusammenhang ja auch nicht. Ich denke, ich habe mich kritisch als auch versöhnlerisch in beide Richtungen geäußert. Eine Auflösung dieses unnötigen Gegensatzes hielte ich jedenfalls für wünschenswert.
Heftiger werde ich nur, wenn ich auf Dogmatiker treffe, wie es hier ja auch vorkam.

Eine gute Flucht aus diesem Thema wäre ja auch die Feststellung, dass das
menschliche Gehirn sich entwickelt hat, um die Art zu erhalten und nicht,
um die Welt zu erklären...

Oder wie es Stewart Cohen formulierte: "Die Affen im Nachbarbaum anzuschreien, das ist es, wofür sich Gehirne entwickelt haben. Nicht für Mathematik und Physik".


Gruß,
nihi

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

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Evolutions-Beweise:

Martin, Mittlerer Neckar / Filder, Saturday, 28.10.2006, 14:16 (vor 6545 Tagen) @ Nihilator

Nehmen wir die DNS: für den Evolutionisten quasi DER Beweis für die
Richtigkeit seiner Theorie. Schließlich verwendet ALLES uns bekannte Leben
exakt die gleiche "Schrift" (vier Buchstaben)

So ist es. Genauer gesagt: Der universelle genetische Code, sprich der zwingende Schluss von einem Basentripplet auf eine bestimmte Aminosäure (Rückschluss ist nicht möglich!), der bei (nahezu, bis auf ein paar Bakterien, glaube ich) allen Arten derselbe (!) ist.

Anmerkung: Genetischer Code nicht gleich Genom. Wird in diversen Diskussionsrunden von (fachunkundigen) Journalisten und Kirchenvertretern gerne mal verwechselt.

--> Den Rest habe ich auch zur Kenntnis genommen.

Bis dann

Evolutions-Beweise:

Ekki, Monday, 30.10.2006, 13:46 (vor 6543 Tagen) @ Nihilator

Hallo Nihilator!

Alles richtig, und -vorausgeschickt- ich hänge der Evolutionstheorie ja
selbst auch an.
Nur: Beweise sind das allesamt nicht. Denke Dich in einen
Schöpfungsgläubigen hinein und gehe die Liste Punkt für Punkt durch. Es
wird Dir nicht schwer fallen, sie im Einklang mit kreationistischen
Vorstellungen zu erklären.

Sehr richtig!!!

Hierzu die Übersetzung eines Zitats aus der von dem ehemaligen Regierungssprecher des Generals Jaruzelski, Jerzy Urban, herausgegebenen Zeitschrift "NIE" ("NEIN"). Der betreffende Artikel stammt aus der Feder von Urban höchstselbst. Gegenstand des Artikels ist das Thema dieses Threads, das zur Zeit in Polen hochaktuell ist, weil sowohl der polnische Bildungsminister als auch dessen Vater, Abgeordneter im Europa-Parlament, in diesen Tagen durch vielbeachtete und -belachte Äußerungen im Sinne des Kreationsmus von sich reden machen (Hervorhebungen von mir):

"(Der Minister) weiß nicht, das in der Wissenschaft keineswegs ein Streit zwischen Kreationisten und Evolutionisten tobt, sondern zwischen Neo-Kreationisten und Neo-Darwinisten. Dieses "Neo-" macht einen großen Unterschied. Die Neo-Kreationisten[/u] behaupten lediglich, daß die unbelebte Materies nicht ohne den Impuls einer übernatürlichen Macht hätte zum Leben erweckt werden können, mit anderen Worten: Die Evolution sei von einem außerirdischen Faktor in Gang gesetzt worden. Die Neo-Darwinisten[/u] wiederum setzen dem die Theorie entgegegen, daß das Leben durch allmählichen Übergang vom Unbelebten zum Belebten entstanden sein, Zum Beleg dieser These bedienen sie sich darüber hinaus verschiedener Experimente. Außerdem gibt es Neo-Kreationisten, die eine weitergehende Auffassung vertreten, lt. der die besagte übernatürliche Macht auch verschiedentlich in den Mechanismus der Evolution lebender Organismen eingegriffen habe. Deshalb habe z.B. das Auge nicht so entstehen können, wie von Darwin beschrieben. Ihre Gegner wiederum behaupten, daß eben dies sehr wohl möglich gewesen sei. Die Meinung des Ministers, daß die Evolutionstheorie insgesamt abzulehnen sei, zeugt somit von abgrundtiefer Unbildung."

Bliebe hinzuzufügen, daß Johannes Paul II. den in meinen Augen sehr verdienstvollen Versuch unternommen hat, Evolutionstheorie und Glauben zu versöhnen, in dem er konstatierte, die Evolutionstheorie sei zwarrichtig, könne jedoch nicht die Existenz der menschlichen Seele erklären.

Aber nach diesem Papst, der bei aller Rigorosität in manchen Punkten, die mir immer gegen den Strich gegangen ist, in manchen anderen Fragen erstaunlich viel Güte und Vernunft zeigte, haben wir ja jetzt einen von uns auf dem "Stuhl Petri", eine treu-deutsche Beamten-"Seele" (was für eine contradictio in adiecto!), die schon dafür sorgen wird, daß alle kirchlichen Lehren buchstabengetreu ausgelegt werden und niemand mehr aus der Reihe tanzt.

Gruß

Ekki

--
Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.

OT: Evolutionisten gegen Kreationisten usw.

Lecithin, Saturday, 28.10.2006, 01:23 (vor 6546 Tagen) @ Ekki

Evolution ist bereits Kreation, also Schöpfung. Was steht denn am Ende einer beliebigen Evolutionsphase? Richtig: Eine neue Schöpfung! Evolution ist aber nur ein winziger Teil einer größeren Struktur. Warum?

Z.B. kann man mittels der Evolutionstheorie keine Puddingsuppe kochen (das ist tatsächlich kein Scherz). Seriöser: Was erzählt uns die Evolutionstheorie über Gammastrahlung? Nix! Also ist die Evolutionstheorie nicht vollständig, also ist sie ein Teil von irgendetwas. q.e.d.

Selbst Atheisten könnten versuchen, den unsäglichen Standpunkt, Gott wäre irgendeine Person mit einem Zauberstab, zumindest im Willen, mit Gläubigen kommunizieren zu können, endlich durch den Gedanken, dass dieser Gott vielmehr als Prinzip, als absolute Struktur zu verstehen ist, zu substituieren. Und Gläubige könnten versuchen, den Dialog nicht durch bedeutungsvolle Geheimniskrämerei und ebensolche Denkfaulheit zu verbauen.

Die Evolutionstheorie ist mitnichten das Gegenteil einer übergeordneten Struktur, sondern ein Teil von dieser. Man kann auch als Atheist sehrwohl einen vernünftigen Standpunkt dazu aufbauen. Alles mit der Evolutionstheorie zu erklären aber hiesse, aus jedem Problem einen Nagel zu machen, nur weil man sich einen schönen Hammer gekauft hat.

Gruß!
Lecithin

Evolution IST Schöpfung!

Chato, Saturday, 28.10.2006, 03:47 (vor 6546 Tagen) @ Lecithin

Hervorragend und mit treffendem Witz argumentiert, Lecithin! Du nimmst mir gewissermaßen die Worte aus dem Mund. Die Evolutionstheorie ist für mich in keiner Weise ein Streitgegenstand im Sinne von "Schöpfung oder Evolution", wie es diese dümmlich eifernden Missionare gegen den christlichen Glauben in ihrer eitel und arrogant vernünftelnden Aufklärer-Komik so furchtbar gerne hätten. Die sind in meinen Augen genauso durchgeknallt wie ihre Vettern, die Kreationisten, die sie unbedingt widerlegen möchten. Dabei ist das völlig überflüssig. Die Kreationisten haben schlicht und einfach nicht recht - und ähneln exakt darin den missionarischen Darwinisten wie ein Ei dem anderen. Eine ganz spezielle Lachnummer aus Amiland, die mit Vernunft und Wissenschaft nicht das geringste zu tun hat, sondern mit Ideologie und verbohrtem Fanatismus auf beiden Seiten.

Die Materialisten flehen doch geradezu, "die Christen" mögen bitte, bitte die Evolutionstheorie bestreiten - und die Kreationisten tun ihnen, idiotisch wie sie sind, diesen Gefallen. Natürlich ist die Evolutionstheorie zutreffend. Was denn sonst? Sie ist genauso zutreffend, wie die Newton'sche Mechanik... und erklärt genauso wenig! Wer glaubt, mit der Evolutionstheorie die Schöpfung widerlegen zu können, verhält sich analog dem Narren, der glaubt, Einstein mit Newton widerlegen zu können. Diese ideologischen Neodarwinisten sind sowas von vorvorgestern - und haben nicht die geringste Ahnung davon. Schön auch wiedermal, wie triumphierend die dumme SPIEGELin darauf einsteigt. Damit kann man ihr demnächst einmal so richtig ein saftiges Ding verpassen... herrlich!

Ein spannendes Thema, zu dem ich manches beizutragen wüßte... wenn, ja wenn die Zeit nicht so knapp wäre.

Nick

Evolution IST Schöpfung!

Martin, Mittlerer Neckar / Filder, Saturday, 28.10.2006, 13:59 (vor 6545 Tagen) @ Chato

Genau: Alle haben Recht! Endlich ist die Weltformel gefunden! Wehe, so ein bitterböser Ideologe wagt es nochmals, eine kontroverse Debatte zu entfesseln!
Und: Schon drollig! Wenn's brenzlig wird, verweist man mal eben auf Zeitprobleme, um sich lästige Erklärungen sparen zu können --> Psychose.
Mach
1. mit Sven einen Club auf
2. dich von dannen

Häh?

Chato, Saturday, 28.10.2006, 14:45 (vor 6545 Tagen) @ Martin

?

Is' was?

Martin, Mittlerer Neckar / Filder, Saturday, 28.10.2006, 14:53 (vor 6545 Tagen) @ Chato

?

Verstehe keine Zeichensprache. Artikulier' dich!

Is' was?

Chato, Saturday, 28.10.2006, 15:10 (vor 6545 Tagen) @ Martin

Verstehe keine Zeichensprache.

Pech.

Artikulier' dich!

Wieso? Muß ich mit jedem reden?

Is' was?

Martin, Mittlerer Neckar / Filder, Saturday, 28.10.2006, 15:19 (vor 6545 Tagen) @ Chato

Du wolltest offenbar was genauer wissen... ("?")

Mist. Noch so'n Konvergenter!

Is' was?

Chato, Saturday, 28.10.2006, 15:26 (vor 6545 Tagen) @ Martin

Du wolltest offenbar was genauer wissen... ("?")

Also verstehst du doch Zeichensprache?
Kein Wunder. Sprache IST Zeichensprache.

Mist. Noch so'n Konvergenter!

Wieso? Bist du einer?

Jetzt mal friedlich:

Martin, Mittlerer Neckar / Filder, Saturday, 28.10.2006, 15:49 (vor 6545 Tagen) @ Chato

Ein "?" sagt, dass etwas, aber nicht, was unklar ist, oder etwa nicht?

Friedlich, so so...

Chato, Saturday, 28.10.2006, 15:56 (vor 6545 Tagen) @ Martin

Ein "?" sagt, daß so ziemlich alles unklar ist.

Wieso attestierst du mir eine "Psychose"?
Wieso sagst du, ich möge mich "von dannen machen"?

Nur für den Fall, daß du noch weißt, warum du das eigentlich gesagt hast...

Wie's in den Wald hinein ruft ...

Martin, Mittlerer Neckar / Filder, Saturday, 28.10.2006, 16:07 (vor 6545 Tagen) @ Chato

... diese dümmlich eifernden Missionare gegen den christlichen Glauben in ihrer eitel und arrogant vernünftelnden Aufklärer-Komik ... fff

... so schallt's heraus!

Schau dir die Umgebung deines Beitrages an und überlege, ob ich vielleicht Grund habe, mich entfernt angesprochen zu fühlen... :-)

Wie's in den Wald hinein ruft ...

Chato, Saturday, 28.10.2006, 16:57 (vor 6545 Tagen) @ Martin

... so schallt's heraus!

Schau dir die Umgebung deines Beitrages an und überlege, ob ich vielleicht
Grund habe, mich entfernt angesprochen zu fühlen... :-)

Sag mal, nur so am Rande: Bist du Oberlehrer? Von Berufs wegen meine ich... wegen dem komischen Ton... naja, wurscht jetzt.

Ich schaue mich also um und überlege und finde Grund, mich durch Sätze wie: "Organisierte Religionen vergleicht er mit Vergewaltigungen. Wenn es in seiner Macht läge, die Welt von einem dieser zwei Dinge zu befreien, erklärt Harris, dann 'zögerte ich nicht, die Religion abzuschaffen', oder: "Die Vermessenheit tiefreligiöser Menschen ist die gefährlichste Sache in der heutigen Welt.", unangenehm angesprochen zu fühlen, denn ich bin ein religiöser Mensch und möchte nicht von Leuten 'abgeschafft' werden, die sich so aufführen, wie sie annehmen, daß es die Römische Inquisition im Mittelalter getan hätte.

Das hatte zuvor in meinen Wald hineingeschallt. Herausgeschallt hat aus meinem Wald daraufhin Hohn und Spott über diese großmäuligen, altersstarren, geckenhaften Narren, die in ihrem kindischen Eifer, den sie als Vernunft ausgeben und dafür halten, ihren kreationistischen Gegenspielern gleichen, als seien es ihre Zwillingsgeschwister. Mein Spott war dabei noch von der ganz sanften, milden Sorte, denn man soll ja fanatische Menschen, die derart hilflos ihren Emotionen ausgeliefert sind wie Richard Dawkins, Sam Harris oder Daniel Dennett, nicht über Gebühr mit der tragischen Realität ihrer neurotischen Obsessionen konfrontieren, weil das leider überhaupt nichts nutzt.

Warum freilich du dich angesprochen fühlst, wenn ich über Richard Dawkins et al. herziehe, erschließt sich mir nicht. Da schau ich vergeblich in die Umgebung und meine Überlegungen enden im Nichts. Einzig denkbare Erklärung wäre vielleicht, daß du selbst tragischerweise davon ausgehst, genauso übel drauf zu sein wie Richard Dawkins. Was ich schließlich nicht wissen kann. Und dir auch nicht wünsche, weil ich dann nämlich sicher wüßte, daß es dir ziemlich schlecht geht. Wir kennen uns zwar nicht, aber man soll ja auch einem Fremden nur Gutes und nichts Schlechtes wünschen.

Nick

Evolution IST Schöpfung!

Nikios, Saturday, 28.10.2006, 19:09 (vor 6545 Tagen) @ Martin

WAS SOLL DAS???

Nikos

Evolution IST Schöpfung!

DschinDschin, Saturday, 28.10.2006, 23:37 (vor 6545 Tagen) @ Nikios

WAS SOLL DAS???

Nikos

WAS SOLL DAS???

Nikos

Hallo Nikos,

würde man von Dir verlangen, zu beweisen, dass hinter Deiner Schädelwand eine Seele sitzt und nicht nur ein Automat, es würde Dir nicht gelingen. Sowenig es einem Schachspieler möglich ist, zu unterscheiden, ob er mit einem Menschen oder mit einer Maschine spielt, wenn er außer an den Spielzügen, vom Gegenüber nichts wahrnehmen kann. - Soviel zum Gottesbeweis, den es auch nicht geben kann, sowenig wie den Seelenbeweis.
Evolution ist ein schöpferischer Prozess, der sich jedoch nicht im leeren Raum vollzieht, sondern innerhalb eines Geflechts von Regeln, das zwischen Singularitäten oder Axiomen aufgespannt ist. Der evolutionäre Prozess ist eine Offenbarung. Offenbar wird, was in den Dingen steckt. Als nach dem Urknall die ersten Wasserstoffatome entstanden, da war die Idee und das Potential zu allen anderen Elementen in ihnen schon enthalten. Im Rahmen der Entwicklung wurde das Potential verwirklicht, wurde Realität.
So wie man das Handeln eines Menschen erklären kann, ohne die Hypothese einer vorhandenen Seele, so kann man diesen Schöpfungsprozess, sagen wir ruhig Schöpfung dazu, erklären, ohne die Hypothese eines Gottes, also eines Schöpfers.
Darum ist Glauben eine bestimmte Haltung zum Leben.
Und ich glaube an ein höheres Wesen, das hinter der Schöpfung steckt, auch wenn es irrational erscheint. Aber unser ganzes Leben ist ziemlich irrational.

DschinDschin

--
Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.

Evolution IST Schöpfung!

Ekki, Monday, 30.10.2006, 20:40 (vor 6543 Tagen) @ Martin

Hallo Martin!

Genau: Alle haben Recht! Endlich ist die Weltformel gefunden! Wehe,
so ein bitterböser Ideologe wagt es nochmals, eine kontroverse Debatte zu
entfesseln!
Und: Schon drollig! Wenn's brenzlig wird, verweist man mal eben auf
Zeitprobleme, um sich lästige Erklärungen sparen zu können --> Psychose.
Mach
1. mit Sven einen Club auf
2. dich von dannen

Von mir allerdings auch ein "hä"?

Aufgeschlüsselt:

Swen hatte sich als Atheist geoutet.

Chato/Nick dagegen ist unsere allerkatholischste Foren-Majestät.

Wo siehst Du da die Schnittstelle?

Ach so:

Du hattest eine Auseinandersetzung mit Swen und kannst diesen jetzt genauso wenig ab wie Chato/Nick.

Na gut. Das ist eine Sache zwischen Euch beiden (dreien).

Die anderen Foris aber werden wohl eher dazu neigen, Nick/Chato und Swen nach deren Positionen zu bewerten.

Und die könnten wohl gegensätzlicher nicht sein, oder?

Gruß

Ekki

--
Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.

Evolution IST Schöpfung!

Martin, Mittlerer Neckar / Filder, Tuesday, 31.10.2006, 12:08 (vor 6542 Tagen) @ Ekki

Hallo Ekki,

Wo siehst Du da die Schnittstelle?

Wie du ja schon selber andeutest, hat das nichts mit dem Strangthema zu tun...

Bis dann

Evolution IST Schöpfung!

Lecithin, Sunday, 29.10.2006, 15:28 (vor 6544 Tagen) @ Chato

Hallo Nick,

jetzt bin selbst ich einwenig baff, wie wenig hier der Standpunkt, die Schöpfung des Lebens per Evolution (Evolutionstheorie) ist Teil der Schöpfung selbst, geteilt wird. Ist doch die K R E A T U R also schon sprachlich der Vermittler zwischen KREATION und EVOLUTION. Die Kreatur ist in ihrem Wesen ein Produkt der Evolution und in ihrem Namen kenntlich als Teil der Schöpfung (Kreation). Wer will denn leugnen, dass ein Lebewesen eine Schöpfung ist? Wenn ein Lebewesen also eine Schöpfung ist und ein Produkt der Evolution, weshalb wird da noch gestritten? Das leuchtet mir nicht ein.
Wahrscheinlich mag man den Begriff "Schöpfung" nicht und hat ganz mechanisch eben dieses Bild von einem personalen Gott im Hinterkopf.

Die Leute vergessen, dass schon eine Theorie selbst eine Kreation darstellt. Eine Theorie ist aber kein Lebewesen. Also gibt es KREATION ausserhalb von Evolution, welche strenggenommen "nur" die Biologie zum Gegenstand hat, was beweisst, dass eben KREATION ein weitaus abstrakterer Begriff ist, als der begriff EVOLUTION, der sich konkret dem Thema Leben widmet.

Kreation schliesst Evolution ein, da beisst die Maus den Faden nicht ab. Es ist erstaunlich, dass man nun darauf beharrt, sich doch nicht einigen zu müssen.
Vielleicht ist man auch sauer, dass der Theismus den Forschungsergebnissen der A-Theisten zustimmt und fürchtet um das Nutzungsrecht. Das wird es wohl sein. Hinzu kommt die Angst vor kurzer Logik: "Ich bin!" ist ihnen nicht vollständig und sie fragen: "Ich bin was?"
Das ist eben Relativismus.

Letze Anmerkung. Die Theorie über die Evolution konnte sich schliesslich nicht selbst schaffen, sondern bedurfte der Vernunft eines zu dieser beobachtenden und auswertenden Vernunft fähigen Wesens (Mensch). Die Theorie über die Evolution kann sich auch nicht selbst verändern und weiterentwickeln, sondern benötigt dafür wieder die Vernunft eines zu dieser beobachtenden, interpretierenden und schlussfolgernden Vernunft fähigen Wesens (Mensch).
Alleine schon also die Theorie zur Evolution benötigt also eine ihr zumindest ebenbürtige EXTERNE Vernunft. Ohne Vernunft keine Theorie.
Es gibt also schonmal alleine in dieser Frage drei Dinge, über deren Wertigkeit sich jeder selbst klarwerden muss: Vernunft, Evolution, Evolutionstheorie. Alleine also im "Streit" um die Evolutionstheorie kommt man nicht um die Erkenntnis herum, dass nur dieser Streitgegenstand aus 3 Teilen besteht, welche in bestimmter Wertigkeit ineinander "verschachtelt" sind.

Nimmt man jetzt die Tatsache, dass ein einfacher Quarzkristall (Siliziumdioxid) weder Gegenstand der Evolution, noch deren Theorie ist (weil er weitaus älter als das Leben sein kann, nicht notwendigerweise sein muss), sondern als eine weitere Schöpfung aber Gegenstand anderer geochemischer, geophysikalischer Tehorien ist, aber die Vernunft auch
hier die Erkenntnisse dazu beibringt, bleiben doch Kreation (Schöpfung) - alleine schon die Kreation der Theorien, als auch des beobachteten Gegenstandes selbst- und Vernunft übrig. Das kann man nahezu unendlich fortsetzen.

Bleibt als letzte Frage die über Schöpfung und Vernunft, welche sich Theisten und A-theisten gleichermaßen stellen mögen und auch dürfen und auch sollen.

PS: Trotzdem ist die Diskussion sehr spannend und wahrscheinlich geht es nunmal nicht ohne Zickereien ab. So ist das Leben. Und auch in theistischen Kreisen ist leider die Masse ebenso nicht in der Lage, ihre eigene Lehre so einzusehen, dass sie sie vernünftig präsentieren und auch anwenden kann. Aber das hast du ja schon selbst gesagt.

Gruß!
Lecithin

Klasse!

Kondor, Monday, 30.10.2006, 13:01 (vor 6543 Tagen) @ Lecithin

"Ich bin!" ist ihnen nicht vollständig und sie fragen: "Ich bin was?"

Klasse!

Evolution IST Schöpfung!

Besserwisser, Monday, 30.10.2006, 15:04 (vor 6543 Tagen) @ Lecithin

Vor alle ist die Richtung dieses Gedankens ganz interessant.

Leider spielt sich der Hauptteil der Diskussion weiter oben ab, wo man mit Wortgewalt einerseits und Reduktion auf das Reproduzierbare auf der anderen seite um den eigentlichen Kern der Frage herumdrischt. Aber so ist das wohl immer.

Was eine andere interessante Frage auwirft: Wie viele gehen regelmäßig in Internetforen, um ihren Standpunkt in jedem Fall zu behaupten, und gibt es Leute, denen es um Erweiterung der Perspektive geht und die Beeinflussung zulassen, u.U. auch von der ehemaligen Gegenseite. Wäre ein anderer Thread ...

an Besserwisser

Lecithin, Monday, 30.10.2006, 21:51 (vor 6543 Tagen) @ Besserwisser

Hallo Besserwisser,

das wäre tatsächlich ein neuer Thread. Alles eine Frage der Aufrichtigkeit. Auf Dein obiges sehr interessantes Posting antworte ich noch.

Gruß!
Lecithin

Evolution IST Schöpfung!

Chato, Monday, 30.10.2006, 16:29 (vor 6543 Tagen) @ Lecithin

Guten Tag Lecithin!

Jetzt bin selbst ich einwenig baff, wie wenig hier der Standpunkt, die
Schöpfung des Lebens per Evolution (Evolutionstheorie) ist Teil der
Schöpfung selbst, geteilt wird.

Ich nicht.

Wahrscheinlich mag man den Begriff "Schöpfung" nicht und hat ganz
mechanisch eben dieses Bild von einem personalen Gott im Hinterkopf.

Es handelt sich m.E. um die grundsätzliche Unmöglichkeit, mit diskursivem, symbolhaftem Denken hinter die Symbole zu schauen und die Sache selbst zu erfassen. Prinzipiell unmöglich ist dies deshalb, weil Sprache (und somit diskursives Denken) selbst Symbol ist. Münchhausen kann sich halt nicht am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen. Das hängt nicht davon ab, wie feste er zieht. Deshalb haben solche Diskussionen prinzipielle Grenzen, die sich diskursiv nicht überschreiten lassen.

Und exakt deshalb gibt es die organisierte Religion, in der allein zeichenhaft "die Sache selbst" aufbewahrt und zugänglich ist. Gott nähert man sich nicht durch Denken, sondern durch das Gebet. Und das geht nur in Liebe. Das läßt sich partout nicht ändern, komme, was da wolle, denn "das ist nunmal so": Es ist das Naturgesetz des Menschseins schlechthin.

Im Grunde geht es hier um die tobende Wut des an sich selbst verzweifelnden Ego über sein Denken, das in sich selbst der Tatsache inne wird, daß es die Wahrheit nicht erfassen kann. Ich sage nun: es gibt keine andere Lösung, als das Gebet des Geschöpfes zum Schöpfer. Und genau das führt dann - und genau deswegen - zu unstillbaren Tobsuchtsanfällen. Mir liegt überhaupt nichts an diesen Anfällen. Aber ich wüßte nicht, wie ich sie verhindern könnte. Es hängt ja nicht von mir ab.

Ich habe als Christ den personalen Gott natürlich nicht nur im Hinterkopf, sondern überall. Ein unpersönlicher Gott widerlegt sich selbst und erklärt genau nichts (s.o. Schopenhauer). Meine Vernunft muß die Widerspiegelung einer ihr vorausgehenden und ihr zugrundeliegenden Vernunft sein. Und meine Vernunft ist nunmal personal :-) Gott hat sich am Sinai offenbart als der "Ich bin". Und ist selbst Mensch geworden. Wir können von Gott nur wissen, was er selbst offenbart. Da kann man sich nichts ausdenken, weil das Denken nichts hat, wohin es greifen könnte.

Letztlich besteht das ganze Problem, soweit es denn eines ist, darin, nicht anerkennen zu wollen, daß ich "nur" ein Geschöpf bin und das Weltall eben nicht gemacht habe. Diese Vorstellung können manche Menschen einfach nicht ertragen - obwohl es doch bloß die ganz einfache, schlichte Wahrheit ist. Erlösung besteht im Anerkennen der Wahrheit. That's all.

Trotzdem ist die Diskussion sehr spannend und wahrscheinlich geht es
nunmal nicht ohne Zickereien ab. So ist das Leben.

Nein, es geht nicht ohne Zickereien ab. So ist das Leben. Und genau deshalb spielt man halt genau nach den Regeln eben dieses Lebens mit und trägt seinen Teil bei, so gut man das vermag. Anders geht es nämlich nicht. Aber auch das löst Wut aus. So ist das Leben :-)

Gruß vom
Nick

OT: Evolutionisten gegen Kreationisten usw.

Besserwisser, Saturday, 28.10.2006, 07:12 (vor 6546 Tagen) @ Lecithin

Selbst Atheisten könnten versuchen, den unsäglichen Standpunkt, Gott wäre
irgendeine Person mit einem Zauberstab, zumindest im Willen, mit Gläubigen
kommunizieren zu können, endlich durch den Gedanken, dass dieser Gott
vielmehr als Prinzip, als absolute Struktur zu verstehen ist, zu
substituieren.

Problem hierbei und das bereits in den vormittelalterlichen theologischen Debatten ist der Machtverlust, der Gott aus Gebundenheit an (wenn auch eigene) Regeln auferlegt wäre, und die damit einhergehende Wesensveränderung Gottes. Dieser Gedanke ähnelt der von Philosophen konzipierten Vernunftreligion, die, abgesehen von inhärenten Problemen, sich bei der Masse der Bevölkerung nie durchsetzen konnte. Befriedigt ein absolutes Gesetz die Bedürfnisse, die sich durch Religion äußern? Nein, denn der Gott muss ein persönlicher sein. Andernfalls, als Sklave seines eigenen Gesetzes, hätte er keine Freiheit. Der ganze Kult, noch das kleinste Gebet, wäre mithin sinnlos. Der Glaube lebt durch den Glauben an die Möglichkeit der Beeinflussbarkeit, im Christentum nicht mehr durch Zwang der Gottheit, sondern durch Bitten oder bestimmte Lebensführung. Probiere den Glauben zu objektivieren, verwissenschaftlichen, strukturieren und Gesetzmäßigkeiten zu unterwerfen, und er verschwindet in den Hinterzimmern der Theologen und Philosophen, wo er sich selbst dekonstruiert. Die Geschichte des Abendlandes :-)

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