Hallo hquer!
Ich lese ja gern, was Du hier so zum Besten gibst, aber mit Deinen Lobpreisungen von Döge/Volz (als Dritter im Bunde ist Zulehner zu erwähnen) und dieser Studie von 2003 hast Du dann doch einen echten Griff in die Tonne gemacht, wie ich finde.
Vorneweg: diese Studie ist eigentlich kalter Kaffee. All das schreibt Döge bereits in seinem Buch "Geschlechterdemokratie als Männlichkeitskritik" von 2001, welches mir vorliegt und das ich auch gelesen habe.
Diese Studie ist Pflichtlektüre für jeden Männerrechtler(auch Du,
Femkritiker, bist gemeint ))
Als Abschreckung und Warnung?
Sie schwenkt endlich weg von der femifokalen Betrachtung und stellt die
Argumentation vom Kopf auf die Beine.
Na mag ja sein, ich komme noch dazu. Was im Fokus von Döge steht, schreibt er in seinem Buch:
"Die Rolle des Mannes wurde in der Vergangenheit kaum hinterfragt. Neuerdings wird jedoch ihre Veränderung vor allem von der Frauenbewegung eingefordert."
Ahso. Naja dann sollten wir wohl...
Begeistert schreibt er von der "Männerbewegung" in den USA, wo sich Anfang der 80er eine Gruppe namens "National Organisation for Changing Men" (!) gründete.
Frauen sind anders und Männer sowieso. Und "neue Männer", will die
wirklich jemand? Eine Studie kam zu dem Ergebnis: Offensichtlich nicht.
Und es hätte im Jahre 2003 keine Studie mehr geben müssen, die
sich einzig mit der Frage beschäftigt: "Wollen Frauen den neuen Mann?"
Doch die gibt es. 70 Seiten ist sie lang, obwohl mit einem einfachen "Ja"
alles gesagt gewesen wäre.
Den Widerspruch dieser beiden Aussagen des SPIEGEL verstehe ich nicht. Aber das nur am Rande.
Fazit: Der "neue" Mann kommt nicht nicht voran. "Wie kann
Geschlechterpolitik neuen Männern zu mehr Durchbruch verhelfen", fragt
denn auch das Autorenpaar in seiner Studie und kommt zum Ergebnis:
An der Stelle ist mir fast der Kragen geplatzt. Wieso sollten wir das denn wollen? "Neuen Männern" -wie er sie versteht- zum Durchbruch verhelfen?? Was hat der Mann denn für ein Problem - isser traurig, daß er als Pudel so recht keine abkriegt und sucht die Lösung in der Entschärfung der Konkurrenzsituation durch Zwangsverpudelung aller?
Statt Frauen- nun die Männerquote? Volz formulierte es so: "Wer mehr Frauen > im Management von Unternehmen möchte, muss zugleich Männern die Möglichkeit > eröffnen, sich mehr in der Familien- und Betreuungsarbeit zu engagieren."
Ja wer möchte das denn? Und warum vor allen Dingen? Sind das eigentlich gesellschaftlich sinnvolle Zielsetzungen?
Wer mehr Fische fliegen und mehr Falken schwimmen sehen will, der muß halt welche einfangen und versuchen, ihnen das Erwünschte beizubringen. Nur wozu denn, verdammt nochmal?
Da geht's doch schon wieder los: umerzogen muß er werden, der Mann, zu einem wünschenswerteren Wesen. Und in seinem Buch schwärmt er von Gender Mainstreaming, wobei er selbst Gleichwertigkeit als "Anpassung der Organisation an den Menschen" und Gleichstellung als "Anpassung an die Organisation" definiert. Und DAS soll es sein? Ich nenne das Totalitarismus.
Zu den von Döge und Volz vorgenommenen Einstufungen:
"Unter dem Titel "Wollen Frauen den neuen Mann?" hat die Konrad-Adenauer-Stiftung eine aktuelle Studie zur Genderdiskussion herausgegeben, in der die beiden Sozialwissenschaftler Peter Döge und Rainer Volz der Frage nach gegenseitigen Vorurteilen von Frauen und Männern nachgegangen sind. Mit ernüchternden Ergebnissen: Nur ungefähr 20 Prozent zählen zu den "neuen Männern", 20 Prozent sind traditionell eingestellt, 25 Prozent bezeichnen die Autoren als unsicher und 35 Prozent in ihrem Verhalten den Frauen gegenüber als pragmatisch."
http://www.innovations-report.de/html/berichte/gesellschaftswissenschaften/bericht-15805.html
(Toller Journalismus übrigens, gell? Nachricht und Meinung. Wieso ist das denn "ernüchternd"?)
Ich finde das nicht ernüchternd. Ein gutes Drittel der Männer pragmatisch in ihrem Verhalten Frauen gegenüber - ist doch prima. Diese Gruppe kommt von den genannten einer Selbstbestimmung noch am nächsten.
Warum das bisher nur so rudimentär geschehen sei? Da gab es eine
verblüffende Antwort, die sich auf die Aussage reduzieren lässt: Die Frau
ist schuld. Es sei "das Verharren von Frauen in alten Rollenklischees, die
das Zusammenleben maßgeblich beeinflussen", heißt es im Vorwort der Studie.
Und da haben wir des Pudels (hehe) Kern: alles falsch, schon im Ansatz.
Wir spielen keine Rollen, sondern tun im Wesentlichen mehrheitlich das, was uns unser genetisches Programm vorgibt, Männer wie Frauen. Es sind auch keine alten "Klischees", sondern natürliche männliche und weibliche Verhaltensweisen. Und die Frauen "verharren" nicht einfach so, sondern sie machen, Generation für Generation, mehrheitlich genau das, was sie als Frau kennzeichnet. Das Programm ist stärker als die irren Thesen eines Dekonstuktivisten und ambitionierten Gleichmachers. Menschen sind biologische Wesen und keine freiprogrammierbaren Automaten!
"Wie in der Geschlechterforschung allgemein werden auch in der Männerforschung Männlichkeit und Geschlecht als soziales Konstrukt (!) gefasst. Männlichkeit stellt keine biologische oder anthropologische Konstante dar, sondern wird in sozialen Kontexten generiert"
Behauptet er einfach mal so, hat er von seinen KollegInnen halt so abgeschrieben. Einen Beweis benötigt diese These offenbar nicht; die ist einfach richtig, weil wir uns das ganz dolle wünschen. Ich kenne jedenfalls KEINEN geschichtlichen Beleg, der diese Aussage stützen würde.
Und dabei sieht er doch selber, daß es nicht funktioniert: das, was die Frauen sich angeblich so wünsch(t)en, wollen sie nicht. Frauen selbst sagen oft genug, man solle nicht so ernst nehmen, was sie sagen. Nicht alles ist zu Ende gedacht und taugt als Basis für ein politisches Programm. Wir haben den hirnrissigen Fehler gemacht, alles für bare Münze zu nehmen. Fehlt nur noch der -ebenfalls typisch weibliche- Vorwurf, ihr hättet uns eben daran hindern müssen. Ja, hätten wir, statt uns auf jeden Gehirnfurz zu stürzen und ihn begierig umzusetzen.
Was denkt der denn, was getan werden muß, damit die Frauen endlich nicht mehr "verharren"? Noch mehr Propaganda?
Solange man von falschen Voraussetzungen ausgeht, nämlich denen, daß Menschen beliebig (ver-)formbar sind wie Knetfigürchen, kann man nur zu Schrott als Ergebnis kommen. Im besten Falle. Im schlimmeren führt das zu einer totalitären Gleichmacher- und Umerziehungsdiktatur. Und die ist weder für Männer noch für Frauen schön.
Ein erfolgversprechender Ansatz würde die Natur der Geschlechter und ihre Unterschiedlichkeit erst einmal akzeptieren und von dieser Basis ausgehend versuchen, Verbesserungen und einen Ausgleich im Geschlechterverhältnis zu erreichen. Erst der Mensch, wie er ist, dann das Modell dazu und nicht umgekehrt. Tatsachen als Basis und nicht Wunschvorstellungen. Eigentlich auch ein unbedingtes humanitäres Gebot.
Das tut Döge aber nicht; er setzt eine unbewiesene These sowie ein Umerziehungsziel als Prämisse und schaut dann, wie er die Menschen in sein Schema einpressen kann. Unmenschlich - und (natürlich) zum Scheitern verurteilt.
Frauen sollten sich nicht gegen veränderte Verhaltensweisen von Männern
stemmen,
Thea Dorn mit anderem Vorzeichen: guckt doch mal, wie toll ich bin! Warum will mich denn nur keine(r)? *gg*
"Hier setzt Männlichkeitskritik an, die Geschlechterdemokratie vor allem als Ablösung von Männlichkeit als dominantem gesellschaftsstrukturierendem Prinzip - als Norm - fasst. Im Zentrum steht dabei insbesondere der Umbau der Arbeitsstrukturen und des Arbeitsmarktes. Denn nicht die globalisierte Erwerbsarbeitsgesellschaft mit ihren männlich geprägten Leistungs- und Karrieremustern kann das Ziel von Geschlechterdemokratie darstellen, sondern die Aufwertung bisher weiblich konnotierter Verhaltensmuster und Tätigkeiten mit der Perspektive von Diversity. (...)
Da ein solcher Ansatz von der Bildungs- über die Medien-, die Wirtschafts- und Steuerpolitik bis hin zur Verteidigungs-, Umwelt- und Technologiepolitik alle Politikbereiche erfasst, kann seine Umsetzung nicht durch eine exklusive Frauen- oder Männerpolitik geschehen, sondern nur in einer generellen Verbindung aller politischen Problemstellungen mit der Männerfrage, wobei der seit Mitte der neunziger Jahre diskutierte Ansatz des Gender Mainstreaming den geeigneten Rahmen bilden kann. Denn dieser fordert die Integration der Perspektive der Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern in allen Politikbereichen, auf allen politischen Ebenen und in allen Organisationen. Darin eingeschlossen könnte zugleich eine kritische Überprüfung des Männerbilds in allen gesellschaftlichen Bereichen mit dem Ziel einer Flexibilisierung der Geschlechterrollen sein. In diesem, von Robert W. Connell auch als De-Gendering bezeichneten Ansatz könnten in einem kritischen Geschlechterdialog die jeweils positiven wie negativen männlichen und weiblichen Rollenbestandteile gesichtet und neu kombiniert werden."
http://www.kath.de/nd/kmf/hirschbg/10_00/581.htm
Iss mir schlecht. Möchtest Du "de-gendert" werden? Ein echter Menschenbastler, will mir scheinen.
Und da haben wir sie auch wieder, die "Männerfrage". Den Begriff kenne ich noch vom SchleiMöKraz Kuno Trüeb, der hier auch schonmal Thema war. Da läuft es kalt den Rücken herunter, da zumindest mir sofort die zu der "...frage" passende "Endlösung" einfällt.
Exakt diesen Text könntest Du auch in radikalfeministischen genderistischen Publikationen lesen. Das soll Vertretung von Männerinteressen sein?
(Nein, ich leugne nicht, daß Döge lobenswert etliche Männerprobleme -von Gewalterfahrungen bis zu ihrer Instrumentalisierung durch Frauen- thematisiert. Vielleicht sogar in einer Weise, die beim Feminat gut ankommt und tatsächliche Verbesserungen möglich machen könnte. Aber sein ideologischer Ansatz und seine Zielstellung gefallen mir gleichwohl kein bißchen!)
Im Grunde kann man Döges Haltung als Radikalfeminismus mit menschlichem Antlitz bezeichnen. Vielleicht etwas besser als der ohne, aber auch nicht wirklich gut. So kommen wir nicht weiter.
Gruß,
nihi
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CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.
MÖSE=BÖSE
Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.