Vom Tiger zum Dackel ... der Weg des "modernen" Mannes ... LOL....
Die bizarre Show des "Tiger" Woods
Von Lars Wallrodt 20. Februar 2010, 04:00 Uhr
Der Golfstar tritt erstmals nach Bekanntwerden seiner Seitensprünge öffentlich auf - er geißelt sich und kündigt ein Comeback an
Berlin - Mit einem Rührstück hat sich Golfprofi Tiger Woods nach seinem Sexskandal in der Öffentlichkeit zurückgemeldet. Der Weltranglistenerste hatte zahlreiche Affären mit diversen Frauen gestanden und war Ende des vergangenen Jahres von der Bildfläche verschwunden. Gestern trat er im Hauptquartier der Profigolfervereinigung PGA in Florida vor das Mikrofon und gab eine Erklärung ab. Offenbar der Auftakt zu einer umfangreichen Kampagne, die sein ruiniertes Image aufpolieren soll. Zuletzt hatten sich zahlreiche Sponsoren von Woods abgewandt.
www.hugoboss-store.de Bereits vor seinem Auftritt waren erste Fotos aufgetaucht, die Woods beim Joggen zeigen, kurz darauf veröffentlichte der gleiche Fotograf auch Bilder von ihm auf dem Golfplatz. Der endgültige Schritt zurück ins Rampenlicht folgte dann auf einer bizarren Veranstaltung, die den Namen Pressekonferenz wahrlich nicht verdiente.
Zwar hatte der beste Golfer der Welt neben seiner Mutter Kultida, Freunden und Bekannten auch Journalisten geladen. Die waren aber ebenso handverlesen wie mundtot: Fragen, das war von vornherein klar, durften nicht gestellt werden. Die Vereinigung der US-Golfjournalisten GWAA boykottierte daraufhin die Ein-Mann-Schau des Tigers. "Unsere Position ist ganz einfach: alles oder nichts. Das ist ein wichtiges Thema von internationaler Bedeutung. Journalisten darin zu beschränken, Woods bei diesem Ereignis erleben, hören, sehen und fragen zu können, rüttelt an den Grundfesten unseres Berufsstandes", sagte GWAA-Chef Vartan Kupelian.
Den Mitgliedern seiner Organisation entging ein bemerkenswertes Schauspiel. Vor dunkelblauen Samtvorhängen trat Woods in dunklem Sakko, aber ohne Krawatte, an das Rednerpult. Blass sah er aus, als er zehn Minuten lang seine Erklärung verlas. Darin ging es vor allem darum, sein Verhalten zu geißeln. Begriffe wie "selbstsüchtig", "dumm", "peinlich" und "enttäuschend" fielen, und besonders oft das Wort "sorry" - "Entschuldigung". Einmal schluckte er dabei so heftig, dass die Zuschauer schon einen tränenreichen Gefühlsausbruch erwarteten. Doch Woods beherrschte sich.
Das war nicht immer der Fall. "Ich war untreu, ich hatte Affären, ich habe betrogen", räumte Woods ein. Er habe gewusst, dass sein Verhalten falsch gewesen sei. "Ich habe nur an mich gedacht." Er entschuldigte sich bei seiner Frau Elin, den beiden Kindern Sam Alexis und Charlie Axel, seinen Freunden, den anderen Spielern, den Fans und Sponsoren sowie den Mitarbeitern seiner Stiftung. "Ich habe Schande über mich gebracht", sagte Woods, "und habe alle enttäuscht."
Er werde nun alles dafür tun, ein besserer Mensch zu werden und das Vertrauen seiner Familie zurückzugewinnen. Allerdings dementierte er die Gerüchte, er habe neben seinen Sexaffären auch noch Drogen konsumiert. Auch sei es nie zu "häuslicher Gewalt" gekommen. Medien hatten berichtet, dass seine Frau ihn mit einem Golfschläger attackiert haben soll, als sie von den außerehelichen Eskapaden erfuhr.
Ende Dezember hat sich Tiger Woods in Therapie begeben, um seine Sexsucht zu bekämpfen, berichtete er, und er werde diese weiter fortsetzen: "Es ist schwer, es zuzugeben, aber ich brauche Hilfe. Die ersten Schritte in die richtige Richtung sind getan." Besonders die Rückbesinnung auf den Buddhismus, der bereits in seiner Erziehung eine große Rolle gespielt habe, hat ihm geholfen, sagte Woods. "In der Therapie habe ich gelernt, dass es wichtig ist, seine Spiritualität auszuleben."
Er plane, eines Tages auf die Golftour zurückzukehren, sagte er: "Ich weiß aber noch nicht, wann das sein wird. Ich kann aber nicht ausschließen, dass das noch in diesem Jahr der Fall sein wird." Zuletzt gab es Gerüchte, Woods werde beim Masters im April antreten.
Nach seinem Kurzauftritt verließ Woods die Bühne, küsste seine Mutter, drückte die in der ersten Reihe sitzenden Freunde und verschwand hinter dem Vorhang. Niemand klatsche, obwohl der Abgang wirklich sehenswert war. lwa
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