Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Zehn ketzerische Thesen zum Internationalen Tag der Frau

Christine ⌂, Thursday, 08.03.2007, 16:01 (vor 6469 Tagen)

Frauen in Bewegung
Zehn ketzerische Thesen zum Internationalen Tag der Frau
RALF SCHULER

Das Jahr 2006 hatte viele schöne Titel. Von "Mozart-Jahr" bis "Jahr der Wüsten" stand so einiges auf den Klebezetteln des wehrlosen 12-Monate-Schubers - "Jahr der Frauen" war nicht darunter. Als "Jahr der Frauenbücher" hätte 2006 freilich gut durchgehen können. Schließlich begann bereits im Frühjahr eine heftige Debatte über das Buch der inzwischen pausierenden Tagesschau-Sprecherin Eva Herman ("Das Eva-Prinzip"), das dann erst im Herbst erschien. Während also noch heftigst über ein Opus gestritten wurde, von dem man gehört hatte, was dem Vernehmen nach drinstehen sollte, besorgte die Berliner Autorin Thea Dorn den Feinschliff an ihrem Interview-Band ("Die neue F-Klasse"), der Ende 2006 erschien (MAZ-spezial vom 9. November 2006). Wieder schlugen die Wellen einigermaßen hoch. Wer da nun gehofft hatte, das Jahr 2007 würde sich womöglich ganz darauf beschränken im Zeichen des berühmten "Landkärtchen-Falters" (Schmetterling des Jahres) zu stehen, lässt enttäuscht die Flügel hängen: Jetzt legt die gern als "Edelschabracke" titulierte Kabarettistin Désirée Nick mit einem weiteren Traktat nach. "Eva go home", heißt der jüngste Ausweis bibliophilen Stutenbeißens und belegt, dass der These von der zur Kindererziehung geborenen Frau offenbar eine Sprengkraft innewohnt, mit der die berühmte Bunkerbusterin "Daisy Cutter" weiland spielend die Höhlen von Thora Bora hätte brechen können. Und Eva Herman selbst legt trotzig ein Bändchen mit Briefen oben drauf (MAZ vom 1. März).

Provokant sind allerdings die Thesen aller Autorinnen: Herman beschwört in kecker Rocker-Lederjacke ihre Zeitgenossinnen, am heimischen Herd ihre biologische Bestimmung zu finden und der Familie zu dienen. Dorn indessen fordert die Schönen der Jetzt-Zeit auf, laut und vernehmlich "Ich" zu sagen und dem Beruf Priorität vor Familie und Beziehung einzuräumen, um nicht mit einer "Zentralfrustration" durchs Leben zu laufen. Nick schlägt in die gleiche Kerbe. Vom "Ich" zum "Wir" und zurück, von der Wärterin des Höhlenfeuers zur Handy-Telefoneuse im Businesskostüm alles auf den Powerpoint gebracht - ein Jahr wie eine Ewigkeit und die Frau mittendrin. Zwischen Urzeit und Unzeit haben diese Bücher endlich wieder einmal sämtliche Thesen des Feminismus und seiner Post-Periode zwischen Buchdeckeln versammelt und dabei schlicht übersehen, dass von den alten Stanzen im Grunde gar nichts mehr passt. Hier ein kleiner Parforceritt durch die schönsten Stereotype.

Männer-Netzwerke

Rollenbilder verblassen.

Die Gleichberechtigung schreitet voran.

Biologie spielt keine Rolle.

Frauensprech

Leuchttürmin Merkel.

Frauen retten das Abendland.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Mein Bauch gehört mir

Frauen an den Herd

Anstelle eines Fazits: Wir wissen nicht, warum Frauen ständig über sich selbst Bücher schreiben. Offensichtlich scheint nur eines: Frauen können alles. Weiß der Kuckuck, warum sie darüber ständig Bücher schreiben müssen, statt es einfach zu tun.
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Den kompletten, teils amüsanten Text gibt es hier zu lesen
Viel Spaß dabei...

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7. Familienbericht http://dip.bundestag.de/btd/16/013/1601360.pdf
Seite 234, Familienarbeit: - Väter 70 Std. - Mütter 46 Std.
Siehe auch: http://www.wgvdl.com/forum/index.php?id=12360

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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein

Spitze

Odin, Thursday, 08.03.2007, 17:39 (vor 6469 Tagen) @ Christine

Hervorragender Artikel.
Selten so etwas gutes gelesen.

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Odin statt Jesus!
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Spitze

DschinDschin, Thursday, 08.03.2007, 17:41 (vor 6469 Tagen) @ Odin

Hervorragender Artikel.
Selten so etwas gutes gelesen.

Hey Odin, das wollte ich sagen.

Besonders bemerkenswert der Schluss:

Anstelle eines Fazits: Wir wissen nicht, warum Frauen ständig über sich selbst Bücher schreiben. Offensichtlich scheint nur eines: Frauen können alles. Weiß der Kuckuck, warum sie darüber ständig Bücher schreiben müssen, statt es einfach zu tun.

Da ist nichts mehr hinzuzufügen.

DschinDschin

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Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.

Spitze

Salvatore Ventura @, berlin, Friday, 09.03.2007, 11:52 (vor 6469 Tagen) @ DschinDschin

Ein Text wie eine helle Lampe in einem dunklen Tunnel. Eigentlich sagt er Alles, was gesagt werden muss und man ist beruhigt, dass Intelligenz in den Medien doch noch nicht ganz ausgestorben ist.

Und das in der Märkischen Allgemeinen. Ich muss wohl meine Haltung zu dieser Zeitung nochmal überdenken.

Ciao
Salvatore

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