Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Was haltet Ihr eigentlich von diesen zwei aktuellen Filmen zum Thema pädophile Männer? (Männer)

Kurti, Wien, Friday, 18.05.2012, 03:15 (vor 4368 Tagen)

Nein, passiert ist noch nichts. Die Männer in Sebastian Meises "Stillleben" und "Outing", einem Spielfilm und einer Dokumentation zum selben Thema, sind alle nur schuldig in Gedanken. Wie der biedere Familienvater vom Land, der jeden Sonntag in die Kirche geht und im Geheimen Fotos der Tochter in der Werkbanklade hortet. Seine Fantasien lebt er nur bei einer Hure aus: Sie muss den Namen der Tochter sagen, wenn er Sex mit ihr hat.

"Es ist schwer, sich ständig kontrollieren zu müssen", sagt Regisseur Sebastian Meise, der für "Stillleben" bei der heurigen Diagonale mit dem Großen Spielfilmpreis ausgezeichnet wurde. "Diese Leute wollen ja auch einen Platz in der Gesellschaft haben, aber sie wissen: Wenn jemand hinter ihr Geheimnis kommt, werden sie verurteilt."

Meise thematisiert bewusst nicht das Danach, wenn "schon etwas passiert ist" und ein Kind missbraucht wurde, sondern die Frage, wie man es vermeiden kann, dass es so weit kommt. "Ausgangspunkt für mich war ein Projekt an der Berliner Charité, das 2005 startete und einmalig in Europa ist. Es hat das Ziel zu verhindern, dass junge, pädophil geneigte Männer zu Straftätern werden. Dort haben wir auch Sven getroffen."

Sven, ein unauffälliger 30-Jähriger, ist der Dreh- und Angelpunkt von Meises Dokumentation "Outing", die er parallel zu "Stillleben" gedreht hat und die zeitgleich (am Freitag) in den heimischen Kinos anläuft: Frei von der Leber weg erzählt er von seinem besonderen Draht zu Kindern, von frühen Erlebnissen, die ihm seine Neigung rasch klarmachten. Von der Schwierigkeit, seinen Eltern über die inneren Dämonen zu erzählen. "Es war wie eine Befreiung für ihn, einmal über all das reden zu können", so Meise. "Er weiß ja seit seinem 15. Lebensjahr, worauf er steht und wie verwerflich das ist. Da hat sich so viel aufgestaut, er wollte das gerne artikulieren. Da hat es gar nicht viel Überzeugungsarbeit bedurft."

Wichtig sei – neben der Fähigkeit, seine Gedanken zu ordnen und formulieren zu können – für ihn auch gewesen, dass Sven so gar nicht dem Klischeebild des potenziellen Kinderschänders entspricht: "Er ist intelligent, unglaublich reflektiert und setzt sich mit sich auseinander wie kaum ein anderer."

Er habe sich, bis er die beiden Filme gedreht habe, nicht überlegt, dass "ein Pädophiler nicht zwangsläufig mit einem Missbrauchstäter gleichzusetzen ist", sinniert Meise: "Die Männer hier tun ja nix. Sie haben primär ein Schuldgefühl, das aus ihrer Neigung und aus ihren Fantasien resultiert. Nach außen hin, für die anderen, sind sie erst einmal nette Menschen."
http://kurier.at/kultur/4496195-filme-ueber-paedophilie-schuldig-in-gedanken.php

Gruß, Kurti


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