Das akademische Interesse an der antifeministischen Männerrechtsbewegung wächst (Allgemein)
Vor einigen Wochen habe ich dieses Mail erhalten:
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Lieber Manifold,
im Rahmen meines Studiums untersuche ich maskulinistische/antifeministische Blogs auf ihre gesellschaftliche Reichweite.
Bei meiner Forschungsarbeit bin ich auf ihre Mithilfe angewiesen.
Würden Sie mir freundlicherweise die Anzahl der Page Visits/Views (Seitenaufrufe) Ihres Blogs im Monat April 2012 mitteilen?
Wenn möglich würde mich auch die Anzahl der 'Unique Visits' interessieren, falls Sie darauf Zugriff haben.
Über Ihre Unterstüztung freue ich mich sehr!
Freundliche Grüße,
xxx
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Es ist nicht das erste Mal, dass ich von Akademikern diesbezüglich angefragt wurde, so schrieb mir zum Beispiel schon eine Studentin vor einiger Zeit Folgendes:
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Sehr geehrter Manifold,
mein Name ist Claudia Werner und ich studiere Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. In meiner Magisterarbeit befasse ich mich mit männerrechtlichen Bewegungen. Ich möchte gerne anhand eines Fragebogens erfahren, welche Männlichkeitsbilder hinter diesen Strömungen stehen.
Ich suche dazu sieben Männer, die in einer männerrechtlichen Vereinigung, Vaterinitiative oder einer allgemeinen geschlechterpolitischen Vereinigung sowie in Internetblogs o. ä. aktiv sind.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich zur Beantwortung des Fragebogens bereit erklären würden und diese E-Mail an Ihre Mitblogger weiterleiten, damit mehrere Männer den Fragebogen beantworten können. Möglicherweise können Sie mir auch Männer nennen, die Interesse hätten, damit ich diese selbst kontaktieren kann.
Den Fragebogen (Umfang: 20 Fragen) können Sie bequem im Word-Programm ausfüllen und per E-Mail an mich zurücksenden. Alle Daten werden vertraulich behandelt und anonym ausgewertet. (Den Fragebogen finden Sie im Anhang.)
Bitte geben Sie mir eine kurze Rückmeldung, ob an der Beantwortung Interesse besteht.
Ich bedanke mich rechtherzlich für Ihre wertvolle Unterstützung.
Mit freundlichen Gruss,
xxx
PS: Bei Frage 1 wird nach der Vereinigung gefragt. Bitte geben Sie dort den Namen Ihres Blogs an.
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Der habe ich dann folgende Antwort geschickt:
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Hallo xxx
Ich habe mir den Fragebogen durchgelesen und mir einige Gedanken zu deiner Magisterarbeit gemacht. Meiner Meinung nach bewegst du dich gedanklich in einer Sackgasse.
Lass' mich das ausführen.
Entgegen dem weit verbreiteten (feministischen) Vorurteil kämpfen Männer nicht, weil sie ihre "männlichen Privilegien" (lol) in Gefahr sehen oder weil sie sich "entmännlicht" fühlen oder weil Frauen nicht mehr zu ihrer "hegemonialen Männlichkeit" aufschauen. Sie leisten auch nicht Widerstand, weil sie sich "in ihrer Männlichkeit unsicher fühlen" oder weil ein ganzes Geschlecht sich "in der Krise" befindet.
Sie organisieren und wehren sich weil ihnen in den letzten dreissig Jahren systematisch ihre Würde und ihre Rechte abgesprochen und die von ihnen erlittenen Zwängereien massiv ausgeweitet wurden. Vieles von dem geht dabei direkt oder indirekt auf das Wirken der feministischen Ideologie in ihren zahllosen Facetten zurück.
Die Gleichwertigkeit der Geschlechter und die wahre Gleichberechtigung werden systematisch von Staat, Gerichten, Medien, Universitäten und Institutionen missachtet und mit Füssen getreten, sobald es um Männer geht.
Der Zorn, welcher tagtäglich und unaufhörlich die Legionen der internationalen Männerrechtsbewegung anschwellen lässt, speisst sich aus der umfassenden Missachtung von Männern als gleichwertige Wesen durch die komplette Gesellschaft im westlichen Kulturkreis.
Innerhalb dieser zeitgeistlichen Konstellation ist das "Männerbild" von antifeministischen und männerrechtlerischen Akteuren bestenfalls sekundär, denn die handfesten gesetzlichen und gesellschaftlichen Benachteiligungen von Männern im gesamten Westen schweissen junge und alte, christliche und muslimische, linke und rechte, arbeitende und arbeitslose Männer, Väter und Kinderlose aus allen Ländern, Berufen und sozialen Schichten zusammen.
Intellektuelle mit Doktortiteln arbeiten Hand in Hand mit ehemaligen Politikern, Steuerberatern, Studenten, Informatikern und Arbeitslosen für eine gemeinsame Sache. Denkst du ernsthaft, da würde so etwas Belangloses wie das individuelle Verständnis von Männlichkeit noch relevant sein? Ich denke nicht.
Es ist somit beileibe nicht ein "Männerbild", welches diese Bewegung antreibt und ihre Kraft gibt, sondern die unfassbare Ungerechtigkeit, welche tagtäglich den Männern angetan und wie selbstverständlich von weiten Teilen der Gesellschaft akzeptiert wird. Es brodelt also in der Männerwelt, jedoch nicht aus den in akademischen Elfenbeintürmen vermuteten Gründen.
Ich weiss, dass die akademische Welt (besonders die feministisch durchseuchten Geisteswissenschaften) momentan im Aufruhr sind, da ihnen die Deutungshoheit in Geschlechterfragen langsam aber sicher entgleitet. Doch wer auch im 21. Jahrhundert nachwievor lieber irgendwelchen (feministischen) Klischees und Vorurteilen hinterher forscht, wird die Männerrechtsbewegung nicht verstehen geschweige denn es mit ihr aufnehmen können.
Solltest du weitere Fragen haben, dann kannst du mir ruhig schreiben. Deinen Fragebogen werde ich allerdings weder weiterleiten noch beantworten - aus naheliegenden Gründen.
Mit maskulistischen Grüssen,
Manifold
Die Söhne von Perseus
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Das Gespräch ging dann konstruktiv weiter, indem sie versuchte, mit einem offenen Geist auf meine Position einzugehen und endete damit, dass ich ihr eine umfangreiche Liste an wissenschaftlichen Fragestellungen und Empfehlungen für weitere Gesprächspersonen (Hoffmann, Savvakis, Amendt, ...) zukommen liess. Ich werde die Mails mal in einem kommenden Blogeintrag in anonymisierter Form veröffentlichen.
Soweit ich das abschätzen kann, geht es den bekannteren Exponenten der Männerrechtsbewegung in Sachen Anfragen mindestens genauso, was ich dahingehend deute, dass das wissenschaftliche Interesse gemeinsam mit dem öffentlichen Interesse an der antifeministischen Männerrechtsbewegung wächst.
Ob dies zu etwas Gutem oder zu etwas Schlechtem führt, wird die Zukunft ergeben. Ich persönlich bin nach Gesterkamp, Kemper und Rosenbrock eher etwas skeptisch ...
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"Zur Durchführung seines Zieles erachtet der Maskulismus [...] als aufrichtig und sinnvoll: [...] das ursprüngliche Anliegen einer wirklichen Gleichberechtigung beider Geschlechter." - Michail A. Savvakis