Liste Lila Pudel Vorbetrachtung (Projekte)
Jetzt ist es mal Zeit für eine Generalüberholung der Liste Lila Pudel.
Im Zuge dieser werden einige Pudel nicht mehr dabei sein. Bei diesen hat sich der Anfangsverdacht nicht erhärtet bzw. sie passen nicht zum Gesamtbild. Es soll ein in sich konsistentes Bild eingefleischter Pudel entstehen. Nicht mehr dabei sind also LP 07 Ivo Knill, LP 20 Hans-Werner Kihm, LP 21 Arno Widmann, LP 41 Ludwig Stiegler, LP 49 Steven Biddulph, LP 57 Walter Kolbow, LP 58 Christoph Böhr (doppelt), LP 79 Christopher Lee, LP 101 Hartmut Semken, LP 112 Wassilios Fhetenakis, LP 121 Markus Theunert, LP 123 Ulrich Weinzierl, LP 148 Christian Wulff, LP 151 Thomas Gesterkamp (doppelt), LP 166 Christian Scholz, LP 172 Jörg Kronauer (doppelt), LP 173 Lorenz Caffier (doppelt), LP 179 Dirk Niebel (doppelt), LP 183 Gerhard Klicka, LP 194 Jörg Lau.
Ensprechend sind andere Pudel anchgerückt, die noch wesentlich pudeliger sind.
Um in die Liste der Lila Pudel aufgenommen zu werden reicht es nicht aus, nur frauenfreundliche Kommentare abzugeben. Notwendigerweise muss damit eine Abwertung der Männer bzw. des Männlichen einhergehen. Auch müssen konkrete Aussagen nachweisbar sein und nicht etwa nur ein Roman (der dann interpretierbar ist). Es sollen Überzeugungstäter sein und nicht bloß Opportunisten. Für einen solchen Opportunisten halte ich z.B. ARD-Chef Volker Herres. Bei ihm fehlen auch handfeste verbale Ausrutscher. Er schwimmt schlicht mit dem Strom. Ein Mann ohne Charakter.
Es ist nicht so sehr entscheidend ob die Kinder des Pudels männlich oder weiblich sind. Es gibt auch Pudel mit zwei Söhnen z.B. Justizsenator Till Steffen.
Der Name Andreas ist überdurchschnittlich oft dabei.
Politisch sind Sozialisten weit überrepräsentiert. Grüne Männer haben sehr austauschbare Meinungen. Es gibt praktisch keinen, der nicht auf Genderkurs ist und nicht dieselben Parolen abspult. Bei der SPD ähnlich, dort trifft man wenigstens ab und zu einen an, der duckmäuserisch Einwand erhebt. Etwas pluralistischer sieht es in der Union bzw. der FDP aus.
Der durchschnittliche Pudel hat ein gesetztes Alter, ist politisch links, hat Germanistik, Soziologie oder Jura studiert, ist von Beruf Journalist oder Politiker.
Warum aber werden Pudel zu Pudel? Könnte es mit der familiären Situation in der Kindheit zusammenhängen? Genauer: davon, ob der Vater aus welchen Gründen auch immer, abhanden gekommen ist?
Im Fall von Andreas Kemper könnte das zutreffen. Kemper verlor seinen Vater als er gerade mal 16 war. Auch bei Gewerkschafter Michael Sommer, Sohn einer Kriegswitwe. Oder Rudi Dutschke, der seinen Sohn der Pudeligkeit überliess.
Nichts genaues weiß man nicht. Es wird in jedem Fall weitere Forschungsarbeit notwendig werden.
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 01-10
LP 01 Eckhard Fuhr, Journalist und Autor, geboren 1954 in Groß-Rohrheim (Hessen), studierte Soziologie und Geschichte in Freiburg am Breisgau, Chef des Feuilletons bei der Tageszeitung DIE WELT - http://www.berlinverlag.de/images/authors/lowres/Fuhr_160.jpg
Die Zukunft ist weiblich, aber sie wird nicht unbedingt schöner. Beim Fußball erweist sich, dass Frauen sehr männlich sein können, wenn sie wollen. Auch in den jüngsten Kriegen ist das immer wieder deutlich geworden. Die Überlegenheit der Frauen beruht darauf, dass sie schon immer sowohl im Damen- als auch im Herrensattel reiten konnten. Auf Männer trifft das nicht zu. Sie sind in ihrer Geschlechtsrolle gefangen, haben es allerdings nicht bemerkt, weil sie diese Gefangenschaft für Überlegenheit hielten. Jetzt sehen sie, kaum dass sie den Windeln entwachsen sind, dass sie gegenüber Frauen in jeglicher Hinsicht die Unterlegenen sind. Frauen sind schneller trocken, lernen schneller sprechen und lesen, haben die besseren Abitursnoten und die intensiveren Orgasmen, werden nicht so leicht kriminell, ergattern die begehrtesten Studienplätze, müssen nicht zur Bundeswehr, dürfen aber, wenn sie wollen, und erklären als "Tagesthemen"-Moderatorinnen die Welt.
http://www.welt.de/welt_print/article1229035/Der_Bauch_gehoert_ihr.html
LP 02 Kuno Trüeb (CH), Historiker in Basel
Männerforschung existiert in der Schweiz bislang nicht. Doch vielleicht wird sie, wie im angelsäch-sischen Sprachraum und in Nordeuropa, auch hierzulande gelegentlich Fuss fassen: Vorboten sind etwa die Tagung einer Arbeitsgruppe «Männer in der Geschlechterforschung> am letztjährigen So-ziologInnenkongress in Zürich oder der Entschluss des Zürcher Geschichtsladens, die Januar-89-Nummer seines Heftes «Nostalgia> dem Thema «Männergeschichte> zu widmen.
Ausgehend von der etwas fortgeschritteneren Diskussion im Ausland möchte ich darstellen, was Männerforschung ist und will. Konkrete Fragestellungen werde ich am Beispiel der Historie entwi-ckeln.
Begriffe wie Männerforschung oder Männergeschichte sind zunächst irritierend, da sie, in Analogie zu Frauenforschung und Frauengeschichte gebildet, eine falsche Parallelität suggerieren könnten. Männer müssen nicht eine verdrängte Geschichte wiedergewinnen, sie brauchen nicht um Teilhabe an Wissenschaftsbetrieb und -inhalten zu ringen: Sie sind als Männer nicht unterdrückt. Mangels besserer Begriffe möchte ich jedoch vorläufig beim Ausdruck «Männergeschichte> bleiben, unter Betonung der folgenden Teilanalogien zu Frauenstudien:
1. Männerforschung verfolgt eine antisexistische Zielsetzung.
2. Sie untersucht Männer und Männlichkeit als soziale beziehungsweise historische Kategorie.
3. Männerforschung wird, hauptsächlich von Männern, unter Einbezug ihrer spezifischen Erfahrung, betrieben.
Die Achillesferse bei diesem Vorhaben ist nicht, dass Männer und Männlichkeit kritisch untersucht werden sollen (feministische Forschung tut dies schon lange!), sondern die Tatsache, dass nun aus-gerechnet Männer sich darum zu kümmern gedenken. Können und sollen gerade diese Nutzniesser eines Herrschaftsverhältnisses zu den Kritikern desselben avancieren? Werden diese Männer mit Frauen um Forschungsgelder konkurrieren? Werden sie gar die Wissenschaft dafür benutzen, anti-feministische Positionen zu erarbeiten? Profeministisch eingestellte Männer werden zudem einwen-den, Männer sollten Gleichberechtigung zuerst im Privaten und Persönlichen leben, anstatt in ty-pisch männlicher Manier sich öffentlich wichtig zu machen und sich in abstrakte Diskussionen zu versteigen.
All diese Befürchtungen und Einwände sind absolut berechtigt. Männer, die sich an der Geschlech-terforschung beteiligen möchten, befinden sich in einer heiklen Position. Es ist deshalb nötig, dass sie Methode und Gegenstand ihrer Forschung sehr genau überdenken und offen legen.
Richtlinien für Männerforschung
Jeff Hearn (England) hat in seinem für den SoziologInnentag geschriebenen Papier «The Critique of Men> überzeugende Grundsätze für eine antisexistische Männerforschung formuliert. Er fordert:
- Männer dürfen feministische Theorie nicht zu vereinnahmen suchen. Sie sollen die Autonomie der Frauenforschung respektieren, ohne eine entsprechende Autonomie für Männerstudien anzustreben.
- Die kritische Auseinandersetzung mit Männern muss grundsätzlich allen, Frauen wie Männern, offen stehen. Kritik von Frauen ist zu begrüssen.
- Die Hauptaufgabe der Männerforschung besteht in der Entwicklung einer Kritik männlicher Praxis unter Zuhilfenahme feministischer Theorie, nicht in der Entwicklung einer Feminismuskritik. Das kritische Ziel (target) sind die Männer und ihr Diskurs, nicht Frauen oder Feminismus.
- Alle feministischen Ansätze - gerade auch die besonders männerkritischen - sollen zur Kenntnis genommen werden.
- Die Forschungspraxis, das heisst die Institutionen, Spielregeln und Umgangsformen in Lehre und Forschung sind in die Kritik einzubeziehen.
- Männerforscher müssen ihre Studien auf ihre persönliche Erfahrung gründen und das Privatleben entsprechend gestalten.
Dies kann nicht überbetont werden: Es geht nicht um die Entwicklung einer eigenen Haltung oder gar einer Gegenposition der Männer zum Feminismus, sondern darum, Orte zu finden, wo sich Männer in der Wissenschaft für die antisexistische Veränderung der Gesellschaft einsetzen können. Und: Wenn Männerforschung die männliche Dominanz im Geschlechterverhältnis aus dem Blick verliert, trägt sie zu deren Befestigung bei, anstatt sie abzubauen.
Die vorgebrachten Eingrenzungen und Einwände gegen Männerforschung mögen genügen. Für Männer, die die Gleichstellung der Geschlechter ernst nehmen und sich für eine nichtsexistische Gesellschaft engagieren wollen - ich gehe vom Vorhandensein solcher Männer aus -, gibt es gute Gründe für die Thematisierung von Männern und Männlichkeit. Dies zu veranschaulichen versuche ich im Folgenden anhand möglicher Forschungen zur Männergeschichte.
Eine Veränderung der Geschlechterbeziehungen setzt die Veränderung der Männer voraus. In einer gleichberechtigten Gesellschaft sollten Männer zum Beispiel willens und fähig sein, sich mit Frauen das Aufziehen der Kinder zu teilen. Damit dies möglich wird, muss die Arbeitswelt umgeformt werden, denn sie ist nach den Bedürfnissen von Männern mit traditioneller Lebensführung struktu-riert. Notwendig ist aber auch ein neues Verhältnis des einzelnen Mannes zu Kindern, eine neue Vaterrolle.
Vorväter einmal anders
Vor diesem Hintergrund stellt sich für den Historiker die nahe liegende Aufgabe, die historischen Dimensionen der Vaterrolle aufzuarbeiten. Zwischen den abwesenden Vätern der Gegenwart, ihren autoritären Vorgängern bis zu den Handwerkern und Bauern der vorindustriellen Zeit, welche den Tag noch nicht getrennt von der Familie zubrachten, eröffnet die Geschichte ein breites Normen- und Erfahrungsspektrum. Aktuelle Diskussionen um Vaterschaft würden von solchem Wissen pro-fitieren: Unter welchen sozialökonomischen Bedingungen haben sich die unterschiedlichen Vater-rollen entwickelt? Was bewirkte die An- beziehungsweise Abwesenheit der Väter für die Ge-schlechteridentität ihrer Kinder und via diese für die Herausbildung bestimmter männlicher und weiblicher Psychologien?
Die ersten «neuen Väter> erleben, dass die Kinderbetreuung von ihnen eine tief greifende Persön-lichkeitsentwicklung verlangt. Traditionelle Männlichkeit entpuppt sich als mehr denn ein ablegbares Bündel altmodischer Einstellungen. Um dieser Erfahrung Rechnung zu tragen, muss Geschlech-tergeschichte auch die Gesellschaftlichkeit von Persönlichkeitsstruktur thematisieren.
Männlichkeit endlich historisch begreifen
Wenn Männer sich verändern sollen, dann müssen wir uns auch ganz grundsätzlich damit befassen, was «Männlichkeit> konstituiert: Wie und an welchen gesellschaftlichen Orten wird sie produziert und reproduziert, unter welchen Bedingungen wandelt sie sich? Wie sind wir zu den Männern ge-worden, die wir sind? Was unterscheidet unsere Verhaltensweisen, unsere psychische Struktur, un-sern Körper, unsere Sexualität von denen unserer Väter und Grossväter?
Ein nur einigermassen für solche Fragen geschärfter Blick in die Vergangenheit wird zeigen, wie sehr Männerbilder und männliche Erfahrung allein in unserem Jahrhundert sich verändert haben. Angesichts der Vielzahl vorliegender Arbeiten über Frauenbilder und über die gesellschaftliche Konstruktion von Weiblichkeit muss es geradezu erstaunen, dass «der Mann> in der Geschichts-schreibung nach wie vor als historische Konstante erscheint. Als ob Männer nur «das Andere> - die Weiblichkeit - nach ihren Bedürfnissen geformt und stilisiert hätten, als ob Männlichkeit nicht ebenso im Laufe der Geschichte produziert, umgestaltet, mit einer Fülle von Inhalten und Emotio-nen beladen und neubeladen worden wäre.
Als konkretes Beispiel für diesen Prozess möchte ich den Männlichkeitsdiskurs in schweizerischer Soldatenliteratur des Zweiten Weltkriegs anführen. Zahlreiche Schriften dieser Zeit - wie «Vom Zivilisten zum Soldaten>, «Die Armee als Vorbild>, «Das Buch vom Schweizer Soldaten> - bezwe-cken die Heranbildung «soldatischer Haltung>. Da ist zu beobachten, wie Teile des im (damaligen) Begriff «Männlichkeit> schlummernden emotionalen Gehalts (Kraft, Stolz) geweckt und dem Be-griff «Soldat> zugeführt werden. Verbreitete Maximen vom Tenor: «Das Wesen des Mannes ist Kampf> - «In der Härte, die den Soldaten sein eigenes Ich im Dienste einer grossen Idee überwin-den lässt, zeigt sich seine höchste Männlichkeit> - «Der echte Soldatengeist (…) ist nichts als die höchste Potenz von Männlichkeit> mögen illustrieren, mit welcher Penetranz dieser Männlichkeits-diskurs auftritt. Soldatentum und Männlichkeit werden gegenseitig besetzt und in heroische Höhen gehoben. In derselben Literatur erfährt die Figur des Vaters über eindringliche Bilder von Gottvater, Vorvätern, Vaterland und General eine ideale Verklärung. Von hier aus wäre weiterzufragen nach der Funktion und den gesamtgesellschaftlichen Folgen eines derartigen Männlichkeits- und Vater-kultes.
Männerwelten, Männerkulturen, Männerbeziehungen
Als letzter Ausgangspunkt für Männergeschichte möchte ich die Männerbeziehungen nennen. Ich denke dabei an alle Beziehungsformen unter Männern: an Männerkulturen wie die Arbeitswelt, Politik, Vereine, Militär; an Männerfreundschaft, Kameradschaft, Männerliebe; an Vater-Sohn- und Vorgesetzten-Untergebenen-Verhältnisse. Bei diesem Themenbereich können sich Männer ihre spezifische Erfahrung in der Männerwelt zunutze machen. Es handelt sich überdies um ein essenzi-elles Forschungsfeld, weil die innergeschlechtlichen, also Mann-Mann- und Frau-Frau-Beziehungen als ebenso konstitutiv für das Geschlechtersystem zu betrachten sind wie das zwischengeschlechtli-che Verhältnis: Alle drei sind interdependent, keines kann sich unabhängig von den anderen verän-dern.
Männerbeziehungen - anders als Frauenbeziehungen - charakterisieren in unserer Gesellschaft eine eigentümliche Ambivalenz zwischen Anerkennung/Liebe und Konkurrenz/Abwehr. Körperlicher und emotioneller Nähe sind rigide Grenzen gesetzt (Schwulenpanik), die Beziehungen sind oft stark formalisiert (Hierarchien) oder durch Konkurrenzverhalten geprägt. Auf der andern Seite bringen Männer ihren Geschlechtsgenossen mehr Achtung entgegen als den Frauen, sie nehmen Männer ernster. Das Studium der historischen Formen solcher Beziehungsmuster könnte zeigen, welchen Beitrag sie zur Stabilisierung von Männerherrschaft leisten. Als Beispiel einer solchen Untersuchung möge Cynthia Cockburns «Brother - Male Dominance and Technological Change> dienen. Sie zeigt, wie die Schriftsetzer Englands mittels einer hypermännlichen «Kultur> am Arbeitsplatz trotz massiven Technologiewandels Frauen aus dem Gewerbe herauszuhalten vermochten und zugleich junge oder ungelernte Arbeiter an den Rand drängten.
Das eine tun und das andere nicht lassen
Oder: Wer A sagt, muss auch B sagen. Der feinfühlige Leser, vielleicht ein Historikerkollege, ahnt, dass es mit der kameradschaftlich-unverbindlichen Information über Männerforschung nun sein Ende hat und ihm beim Zuendelesen doch noch ein schlechtes Gewissen droht. Dabei rechne ich es ihm tatsächlich hoch an, dass er nebst der Forschungsarbeit auch schon mal kocht oder mit dem Staubsauger durch die Wohnung saust; sich gegenüber Kleinkindern stets besonders herzlich zeigt und alle geforderte Beziehungsarbeit spontan leistet; sich sogar persönlich einbringt und mit seinen Gefühlen in regem Kontakt steht. Immerhin sprang er einst zweiwöchentlich zu seiner Männer-gruppe. Die Gleichberechtigung leben ist nicht ohne.
Bloss: Weshalb das eine tun und die Forschungstätigkeit davon ausnehmen? Weshalb gelingt den meisten Männern diese Abtrennung des Privaten so mühelos? Von meinen Historikerkollegen je-denfalls stolperte bei seinen Wanderungen durch vergangene Zeiten bisher keiner über die Männer-frage. Es ist auch (fast) keinem eingefallen, sich an den bisher fünf Frauengeschichtstagungen über feministische Geschichte zu informieren, obwohl jeder deren Wichtigkeit zu betonen wüsste.
Ich habe mir redlich Mühe gegeben, Fragen an und über Männer zu rechtfertigen. Mich würde nun interessieren, wie diese Historikerkollegen (und Soziologen und übrige Gesellschaftswissenschaftler und Journalisten und …) es schaffen, keine Männerfragen zu stellen. Ich meine, es ist an der Zeit, dass all diese stillen Befürworter der Geschlechtergleichheit endlich ernsthaft nachzudenken beginnen, wie sie sich aktiv und über ihre vier Wohnungswände hinaus mit dem Männerproblem auseinander setzen wollen.
http://www.woz.ch/0627/aus-woz-nr-271989-7-juli-1989/wo-maenner-sich-auskennen
Männerbilder im Wandel
In den fünf umfangreichen Kapiteln seiner Studie interpretiert Kuno Trüeb die Aussagen seiner sieben Gesprächspartner und teilt den Leserinnen und Lesern mit, was er über "Frauen und Sexualität", "Männerbeziehungen", „Väter und Söhne", „Fortschritt und Technik" erfahren hat. Er stellt Männer vor, die schon vor Jahrzehnten einem modernen, dynamischen Männerbild nachlebten, obwohl damals das alte, autoritäre Bild noch prägender war als heute. Er zeigt Männer, die trotz gegensätzlicher Profile in ihrer Distanz zu andern Männern und in ihrer Freundlosigkeit sehr ähnlich sind. Er bringt uns Männer näher, die in ihrer Person gegensätzliche Lebenswelten vereinigen und aus ihrer bäuerlichen Herkunft einmal die Nachteile des Fortschritts aus eigener Erfahrung erleben, zum andern aber in ihrem Beruf diesen „Fortschritt" auch mittragen. Anhand der Vater-Sohn-Verhältnisse zeigt er, wie die familiäre Rollenzuteilung erfolgt, und wie sich Söhne und Väter zur Aufbesserung ihres Selbstbildes gegenseitig instrumentalisieren.
Nicht alle Gesprächspartner Trüebs haben ihm „Stoff" zu allen Themen geliefert. Seine Technik der lebensgeschichtlichen Interviews ist keine Befragung, mit der „Material" zu verschiedenen interessierenden Punkten abgefragt würde. Sie überlässt einen grossen Teil der Entscheidungen, was zur Sprache kommt, dem Interviewpartner selbst. Und ihre Schlüsse zieht sie nicht nur aus dem, was gesagt, sondern auch aus dem, was nicht an-gesprochen wird. Trüeb war deshalb darauf verwiesen, zu bestimmten Themen die Aus-sagen mehrerer, zu andern auch nur die eines Gesprächspartners heranzuziehen. Auch hat er mit unterschiedlichen Interpretationsformen experimentiert. Trotzdem tritt aus sei-nem Mosaik der Wandel der Männerbilder hervor und mit den drei Beziehungstypen Mann-Frau, Mann-Mann und Mann-Kind deckt er die wesentlichen Aspekte der Geschlechterverhältnisse ab.
Lebensgeschichte als Theaterstück
Dass es sich beim Oral History-Ansatz um eine relativ neue Methode der Geschichtswis-senschaft handelt, zeigt sich in Trüebs Arbeit darin, dass er methodische Probleme stark in seine Überlegungen miteinbezieht: Hätten seine Gesprächspartner ihre Lebensge-schichte einer Frau oder einem gleichaltrigen Kollegen gleich erzählt wie ihm, dem männlichen und jüngeren Forscher? Wie wirkt sich der Umstand, dass es sich um ein Forschungsprojekt handelt, auf die Gesprächssituation und den Inhalt des Erzählten aus? Die Oral History-Theorie geht davon aus, dass Erzählungen strukturierte Erinnerungen sind. Das heisst: Der Erzähler oder die Erzählerin bestimmt, was er mit welchen Worten und in welcher Reihenfolge berichten wiII. Die Erzählung erhält dadurch eine Struktur, die sich von Gesprächssituation zu Gesprächssituation verändern kann, je nachdem, ob das Gegenüber weiblich oder männlich, alt oder jung, bekannt oder fremd, über- oder untergeordnet ist.
Kuno Trüeb geht nun einen Schritt weiter und untersucht, welche Struktur seine Ge-sprächspartner ihren Lebensgeschichten ihm gegenüber geben: Er interpretiert die „Le-bensgeschichte als Theaterstück", in dem seine Gesprächspartner als „Regisseure" wir-ken und „Rollen" verteilen. Der Versuch lohnt sich, Trüeb fällt nämlich „bei der Betrachtung der Rollenverzeichnisse", in denen alle Personen festgehalten sind, welche in der Lebensgeschichte des betreffenden Gesprächspartners auftreten, „das extreme Ungleichgewicht zwischen weiblichen und männlichen Personen [... ] in die Augen". Er entdeckt eine "merkwürdige Absenz der Frauen in männlichen Lebensgeschichten". In einem Fall stehen rund hundert männlichen Figuren etwa zwanzig weibliche, im andern rund fünfzig männlichen etwa einem Dutzend weiblichen Rollen gegenüber.
Frauen spielen keine „Rolle"
Im letzten Teil seiner Untersuchung stellt Kuno Trüeb Überlegungen darüber an, warum das Ungleichgewicht so offensichtlich ist. Davon dass dieses Ungleichgewicht nicht den realen Verhältnissen der Gesprächspartner entsprechen kann, geht er aus. Trüeb vermu-tet vor allem zwei Gründe für die „merkwürdige Absenz" der Frauen. Erstens haben seine Interviews einen „halböffentlichen" Charakter: „Wer will denn schon einem Fremden, Wissenschaftler dazu, die Intimitäten seiner Liebesbeziehungen anvertrauen? Da zudem Öffentlichkeit und Privatheit [ ... ] weitgehend deckungsgleich sind mit männlicher und weiblicher Sphäre, fallen die weiblichen Personen eben aus der Selbstdarstellung von Männern heraus."
Zweitens vermutet Trüeb, dass man sich nach „oben" besser und lieber erinnert als nach „unten". Das heisst, dass Lebensgeschichten auch durch Aspekte von Macht und Hierar-chie geprägt sind. „Die Konsequenzen für die Geschlechterfrage sind naheliegend: Frauen wird in der Lebensgeschichte von Männern nur wenig Erzählplatz zugestanden, weil sie in untergeordneter Stellung sind. Sich selbst in den Zusammenhang mit Frauen zu stellen, bedeutet für einen Mann eine Ausrichtung nach „unten", was nicht der Prestigemehrung dienen könnte.
Auch für die (fehlende) Erinnerung an Konflikte zwischen einem Mann und einer Frau ist die Machthypothese nützlich. Zum einen werden die (zum Beispiel) der Ehefrau zugemuteten Benachteiligungen, Einschränkungen und Dienstleistungen vom Mann kaum wahrgenommen und erinnert werden. Zum andern können die Szenen aus dem ehelichen Machtkampf, die tatsächlich Spuren hinterlassen haben, nicht erzählt werden. Denn sowohl Triumphe wie Niederlagen gegen eine als unterlegen definierte Person - ob sie es ist oder nicht, spielt keine Rolle - können nie ehrenvoll sein.
http://www.baselland.ch/ge_11c-htm.281959.0.html
LP 03 Bryan Sykes (GB), Professor für Humangenetik in Oxford, geboren 1947
http://newsimg.bbc.co.uk/media/images/43005000/jpg/_43005409_sykes203.jpg
Der männliche Zell- Baustein offenbart, wer eigentlich das starke Geschlecht ist. Frauen haben die besseren Gene, und Männer sind eine sich selbst gefährdende Spezies
Männern hat die Natur einen Geburtsfehler in den Zellkern geschmuggelt: ein in Richtung Unter- gang schrumpfendes Y-Chromosom.
Die Natur ist verdammt ungerecht. Zumindest aus der Sicht des Mannes. Als ob es an Erniedrigung nicht schon gereicht hätte, dass er nach vergleichenden Auswertungen von Kranken- und Todessta-tistiken seine über die Jahrtausende hinweg bravourös gespielte Rolle als starkes Geschlecht kleinlaut abgeben musste. Aber nein. Just die männlich dominierte Wissenschaft muss noch eines draufsetzen.
Kaum hatten Forscher den molekularen maskulinen Bauplan vorgelegt, da wurde ersichtlich, dass die auf dem Y-Chromosom basierende Männlichkeit als etwas dauerhaft Marodes beschrieben wer-den kann. Als chronische Krankheit der Menschheit. Und weil sich die Natur mit ihrem Evolution genannten Immunsystem vor schadhaften Einflüssen zu schützen weiß, werde sie auch das Leiden Mann bald auskuriert haben - in gut 100.000 Jahren, wie der britische Genetiker Bryan Sykes pro-phezeit. Denn dann, lautet seine diskriminierende These, sei der Mann ausgestorben.
Wer darob nun verzweifelt und glaubt, damit wäre zeitgleich auch das Ende der Menschheit besie-gelt, der oder die irrt gewaltig. Denn der Frau wird bis dahin der Untergang des Mannes völlig egal sein können. Ja viel mehr noch: Triumphierend wird sie den endgültigen Sieg im Jahrtausende an-dauernden Geschlechterkampf für sich verbuchen, mit ihren Nachkommen den Mann gleich neben dem Dinosaurier im Naturhistorischen Museum bestaunen. Vielleicht am Muttertag.
http://derstandard.at/2878601/Der-Mann-am-Ende
LP 04 Jeff Hearn (GB), Soziologe und Mitbegründer der kritischen Männerforschung (cri-tical studies on men), geboren 1947, schrieb auch in „Achilles Heel“, dem Magazin der Profeminis-ten in Großbritannien
http://www.liu.se/genusforum/Konferens/keynote-speakers/1.187162/jeff.JPG
Jeff Hearn entwickelte fünf Prinzipien, die für eine zukünftige kritische Männerforschung Anwen-dung finden sollten (1987 in "Achilles Heel" – Magazin der Profeministen -erstveröffentlicht):
1. Männer sollten die Autonomie der Frauenforschung respektieren, was nicht heißen soll, umge-kehrt eine Autonomie der Männerforschung einzufordern.
2. Männerforschung soll Frauen und Männern offenstehen.
3. Das vorrangige Ziel der Männerforschung ist die Entwicklung einer Kritik an männlicher Praxis, zumindest teilweise aus feministischer Sichtweise.
4. Männerforschung ist interdisziplinär anzulegen.
5. Männer, die Männerforschung betreiben, müssen ihre Praxis des Forschens, Lernens, Lehrens und Theoretisierens hinterfragen, um nicht die patriarchale Form eines desinteressierten Positivismus zu reproduzieren. Ziel sei eine Bewusstseinserweiterung der Männer.
1990 ergänzte Jeff Hearn zusammen mit David Morgan in "The critique of men" diese Prinzipien noch um die Punkte, dass (heterosexuelle) Männer sich nicht um Forschungsgelder und Universi-tätsposten bewerben sollen, die für Geschlechterforschung ausgeschrieben wurden, und dass femi-nistische Wissenschaft und Frauenforschung in der eigenen Forschung und in den Institutionen zu unterstützen sei.
http://de.wikipedia.org/wiki/Jeff_Hearn
LP 05 Prof. Dieter Otten deutscher Soziologe, geboren 1943 in Eltville (Rheingau), bis 2007 Professor für Soziologie an der Universität Osnabrück und Vorstand der Stiftung Internetfor-schung.
http://www.emed-ms.de/uploads/pics/otten_02.jpg
Frauen als Friedensstifter - für Dieter Otten ist das nicht nur eine Vorlage für literarische Dramen, sondern längst Realität: „Ohne moralisch integere, beruflich hoch motivierte, leistungsfähige und sozial engagierte Frauen wäre das ökonomische, soziale und politische System der westlichen De-mokratien längst gescheitert", betont der Sozialwissenschaftler. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern hat der Professor für Soziologie an der Osnabrücker Universität einzelne Bereiche der Kriminalität nach Geschlechtern unterschieden. Danach gibt es nicht einen Bereich, in dem Frauen eine nen-nenswerte Rolle spielen. „Gewalt ist männlich", konstatiert der 59-Jährige. „Dass unser System überhaupt noch funktioniert, liegt an den Frauen." Otten vermutet, dass auch die Managerposten in weiblicher Hand sein werden, sobald die geburtenschwachen Jahrgänge in der Wirtschaft spürbar werden: „Ein Unternehmer hat mal gesagt: Lieber eine Frau als einen Inder.` Typisch Mann. Doch mit dieser Spezies müsse man eben Mitleid haben, findet der Autor des Buchs „MännerVersagen": „Frauen sind einfach lebenstüchtiger", betont Otten.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-28591080.html
LP 06 Steve Jones (GB), Genetiker, geboren 1944, Professor für Genetik und Direktor des Instituts für Biologie am University College London.
Das Y-Chromosom - einst genetisches Symbol männlicher Überlegenheit - ist, so Jones, von allen Chromosomen das mickrigste - und es schrumpft. Im Laufe der Jahrtausende hat es zwei Drittel seiner Größe eingebüßt. Jones zeigt sich "zuversichtlich, dass das Y-Chromosom in den nächsten zehn Millionen Jahren vom Erdboden verschwinden wird".
Doch was heißt das? Muss uns das, was in zehn Millionen Jahren geschieht, wirklich beunruhigen? Wenn es nach Jones geht, ja. Denn der Genetiker versucht sich auch als Soziologe. Er spekuliert: Das kränkelnde Y-Chromosom sei auch für das soziale Verhalten des Mannes verantwortlich - Schuld an nahezu allen männlichen Übeln, vom Tod durch Alkohol, über eine schlechtere Bildung bis hin zum Risikosport. "Männer werden häufiger vom Blitz getroffen, weil sie häufiger gefährliche Dinge tun, auf Berge klettern oder Golf spielen", so Jones. "Man kann sagen, es gibt ein Golf-Gen und das sitzt auf dem Y-Chromosom."
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/51027/index.html
LP 07 Markus Fäh, CH, geboren 1958, Psychoanalytiker in Zürich, Studium der Klini-schen Psychologie und der Soziologie, Mitglied der Internationalen Psychoanalytischen Verei-nigung (IPV), Paartherapeut, Coach und Lehrbeauftragter
Die Frau von heute strotzt vor Selbstvertrauen, ist attraktiv, gebildet und unabhängig. Jetzt holt sie sich auch im Bett, was sie will. Und die Männer? Sie sind erst mal überfordert
Was die TV-Serie «Sex and the City> zum Thema machte, ist längst nicht mehr nur Fiktion. Erfolg-reiche Frauen machen sich lustvoll auf die Jagd und schleppen Männer ab.
«Frauen haben gewaltig zugelegt an Unabhängigkeit, Ausbildung und Kompetenz>, sagt der Berner Paartherapeut Klaus Heer (65). Und dazu gehört eben auch die Lust nach befriedigendem Sex.
Wie die Zukunft der Erotik aussehen könnte, wollte der Wiener Trendforscher Matthias Horx (52) wissen. Er stellte die Frage: Wie lieben wir 2010? Kürzlich präsentierte er die Ergebnisse seiner Studie und kam zum Schluss: Es sind die Frauen, die künftig beim Sex den Ton angeben.
«Cool Cats> nennt er diese selbstbewussten und emanzipierten Frauen. Starre Rollenmuster, wie jenes, dass es grundsätzlich der Mann ist, der um eine Verabredung bittet, sind für sie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Stattdessen schlüpfen sie in die aktive Position und angeln sich die Männer, die ihnen gefallen. Bewusst umgeben sie sich mit einer verführerischen Aura, tragen heisse Dessous und erotische Accessoires. «Cool Cats> sind laut Horx Strateginnen der Erotik. Es macht ihnen Spass, Männer zu reizen und mit ihnen zu spielen. Sie wollen Sex um ihrer selbst willen, nicht mehr einem Partner zuliebe, und fordern die Befriedigung ihrer Bedürfnisse hier und jetzt.
Und wie reagieren Männer auf diese geballte Ladung Frau? «Sie sind verwirrt und verängstigt>, sagt Klaus Heer. «Sie wissen nicht mehr, was sie im Bett genau tun müssen. Die Folge ist, dass sie sich verunsichert zurückziehen.> Sie verlieren die Lust am Sex.
Viele Paar- und Sexualtherapeuten beobachten eine fatale Tendenz: Dem Mann droht die Identitäts-krise. Die Frauen im Aufbruch drängen mit ihrer Emanzipiertheit die Männer in die Defensive – im Job, in der Familie und eben auch im Bett. «Frauen haben zu ihren ursprünglichen Stärken neue hinzugewonnen und sich vervollkommnet>, sagt der deutsche Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter. Die Männer dagegen seien «geblieben, was sie waren> und stellen sich nun gemessen an den Frauen, als «unvollständige, sozusagen halbe Wesen> dar.
Der Zürcher Psychoanalytiker Markus Fäh (50) trifft bei seiner Arbeit immer wieder auf diese Ver-unsicherung: «Der Mann fühlt sich bedroht, weil er ständig in Frage gestellt wird. Psychologisch gesehen, ist er das schwache Geschlecht.> Daran sind die Männer selber schuld, meint Fäh: «Sie haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Noch immer entwickeln sie eine hohle Macho-Maske, um ja nicht als weiblich identifiziert zu werden.
Dabei wäre es so einfach. Fäh: «Der Mann muss etwas mehr Gefühl zulassen, einfach etwas weibli-cher und sinnlicher sein. Dann kann er es entspannt geniessen, wenn er verführt wird.>
http://www.blick.ch/erotik/die-neue-lust-der-frauen-id164926.html
LP 08 Volkmar Sigusch geboren 1940 in Bad Freienwalde (Oder), Arzt und Sexualforscher, ehem. Direktor Institut für Sexualwissenschaft an der Uni Frankfurt am Main – studierte Medizin, Psychologie und Philosophie in Frankfurt am Main, Berlin und Hamburg
sigusch@em.uni-frankfurt.de
FOCUS: Muß es ein Ziel sein, daß weiblicher und männlicher Orgasmus völlig gleichwertig betrachtet werden?
Sigusch: Zu den positiven Veränderungen des sexuellen Wandels der letzten Jahrzehnte gehört, daß der Orgasmus heute nicht mehr im Mittelpunkt steht. Nach der sexuellen Revolution der 60er, 70er Jahre klagten viele Frauen über Orgasmusprobleme, waren besorgt darüber, daß sie nicht oft genug zum Höhepunkt kamen oder nicht den „richtigen“ Orgasmus hatten. Heute sind nicht mehr so viele Frauen und Männer auf das etwas einfallslose Leistungsschema Vaginalverkehr mit Höhepunkt fixiert. Allmählich wird auch erkannt, daß nicht nur der weibliche und der männliche Orgasmus sehr unterschiedlich sind, sondern daß es auch jenseits der Geschlechtszugehörigkeit erhebliche Differenzen gibt. Die einen werden beim Orgasmus ohnmächtig, die anderen nehmen ihn kaum wahr.
FOCUS: Sind Frauen 30 Jahre nach der sogenannten sexuellen Revolution immer noch die Unbefriedigten?
Sigusch: Ich denke, viele ältere Frauen sind nach wie vor unbefriedigt. Die jüngeren sagen sehr viel deutlicher, was sie möchten, sie übernehmen oft die sexuelle Initiative und bedeuten den jungen Männern, wo es langgeht, wo die Grenzen sind. Auch sind die jungen Männer nach neuesten Studien recht sensibel und einfühlsam. Verunsichert sind vor allem die Männer der mittleren Generation, auf die der Feminismus der 70er und 80er Jahre herabgeprasselt ist.
FOCUS: Haben Männer heute Lust auf sexuell selbstbewußte Frauen?
Sigusch: Sigmund Freud sagte zu Beginn des Jahrhunderts, Männer seien nur sexuell potent, wenn sie Frauen beherrschen und erniedrigen können. Das ist zwar noch nicht aus der Welt, trifft aber nach meinem Eindruck nicht mehr für die jungen Leute zu, die in den letzten Jahren ins aktive heterosexuelle Leben eingetreten sind. Sie ahnen zumindest, daß sich eine anhaltende, befriedigende Erregung nur einstellen kann, wenn beide Partner selbstbewußt sind, also auch ihre Vorlieben kennen und zu leben wagen.
FOCUS: Warum leben wir immer noch in einer Gesellschaft, in der der Sex sich hauptsächlich um die männliche Lust dreht, denkt man etwa an Prostitution und Pornographie?
Sigusch: Weil wir nach wie vor in einer männerzentrierten Gesellschaft leben. Weil die Geschäftemacher in der Regel phantasielose ältere Männer sind, die gar nicht ahnen, was Frauen begehren. Weil diese Männer so risikoscheu sind, daß sie es nicht wagen, Bordelle für Frauen zu eröffnen. Dieser ganze Bereich – ich spreche gern vom „Dienst am sexuellen Elend“ – ist nicht nur niveaulos, sondern unter kommerziellen Gesichtspunkten anachronistisch. Allerdings gibt es erste Anzeichen, daß jetzt allmählich die Sexualität auch für Frauen vermarktet wird.
FOCUS: Ist die Formel „Frauen wollen Intimität, Männer wollen Sex“ kulturell antrainiert?
Sigusch: Das ist tatsächlich kulturell und sozial bedingt. Bei uns ist eine alte und zählebige Weichenstellung, die vor allem durch Erziehung und Lernen am Modell erfolgt, daß Jungen hart und stark sein sollen, Mädchen aber einfühlsam, kommunikativ und ausgleichend. Das baut sich nur allmählich ab. Allerdings gibt es heute junge Männer, die Gefühle und Schwächen zeigen, ohne von den Freunden verachtet zu werden. Es gibt immer mehr junge Frauen, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.
FOCUS: Wie weit sind wir davon entfernt, daß die Frau als Genus, als Geschlecht, gleichwertig ist?
Sigusch: Von diesem Status sind wir meilenweit entfernt. Da in unserer Kultur Materielles entscheidend ist, bin ich davon überzeugt, daß eine wirkliche und wirksame Gleichwertigkeit erst erreicht werden kann, wenn die Geschlechter auch materiell gleichgestellt sind. Wie sehr Frauen in unserer Gesellschaft zurückgesetzt sind, läßt sich an einem kleinen Beispiel illustrieren: Keine Frauenklinik einer deutschen Universität wird von einer Frau geleitet. Noch wissen offenbar die Herren am besten, wie einer Frau zumute ist, die glücklich oder unglücklich schwanger ist, die vor einer Abtreibung steht oder die im Wochenbett psychotisch wird.
THESEN Volkmar Sigusch
Trotz aller Modernisierungen schleppt sich das kulturelle Patriarchat fort.
Hingabe und Ekstase können heute gelingen, wenn das Paar am besten nicht weiß, daß seine sexuelle Inszenierung im Sinne der Sexualwissenschaft „pervers“ ist.
Die Gleichstellung der Geschlechter wird erst realisiert sein, wenn sich Männer wie Frauen prostituieren.
http://www.focus.de/kultur/leben/modernes-leben-eine-maennerzentrierte-gesellschaft_aid_169631.html
LP 09 Peter Dausend, geboren 1963 in Saarbrücken, lebt in Berlin - Redakteur Politik DIE ZEIT, http://media.prenzlauerberg-nachrichten.de/media/thumbs/assets/2010/12/Dausend_jpg_140x140_crop_q85.jpg
Rainer Brüderle steht unter der Kuppel des früheren Kaiserlichen Postfuhramtes in Berlin-Mitte, Weinglas in der Hand, Wolfgang Kubicki bei Fuß, und nuschelt sich gewohnt launig durch seine Begrüßungsworte. Die FDP-Bundestagsfraktion hat zum Medientreff geladen, und da zumindest der Veranstaltungsort, vulgo Location, überaus angesagt ist, tummeln sich die Gäste. Plötzlich entdeckt Brüderle im Pulk die Chefin der FDP-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft. >Katja Suding, komm doch mal her – du siehst ja auch gut aus.« Suding kommt, und während sich Brüderle und Kubicki, der FDP-Spitzenmann aus Schleswig-Holstein, verbal die Bälle zuspielen, von Kerl zu Kerl, von Halbglatze zu Graukopf, macht die 36-jährige Suding das, wofür sie gerufen wurde: eine gute Figur.
Doris Buchholz sitzt in einem Café in Saarbrücken und packt aus. Broschüren, Anträge, selbst ge-brannte CDs – immer mehr Infomaterial quillt aus dem Rucksack der Vorsitzenden der Liberalen Frauen, dem Sprachrohr des weiblichen Liberalismus, Texte, Tabellen, Grafiken. Es sind Dokumente des Scheiterns. Wie Hohn klingen Hefttitel wie Frauen sind Löwinnen,Frauen nach vorn,Frauen sind der Schlüssel zum Erfolg. Seit 1978, seit dem >Programm zur Gleichberechtigung«, berichtet die Rechtsanwältin, präsentiere die FDP immer neue Förderprojekte. >Mit dem Ergebnis, dass Frauen in der FDP heute allenfalls als Politmodel Karriere machen. Wir plakatieren Frauen, die Männerfantasien bedienen.«
Die FDP bleibt der Männerverein unter den deutschen Parteien. Nur knapp 23 Prozent ihrer Mit-glieder sind weiblich, sie wird weit überproportional von Männern gewählt, in ihren Reihen ist der Herrenwitz noch immer zu Hause, in den 49 Regierungsjahren, zu denen es die FDP in bald 63 Jah-ren Bundesrepublik Deutschland gebracht hat, kann sie gerade mal zwei – in Zahlen 2 – Bundesmi-nisterinnen aufweisen, Irmgard Schwaetzer und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Spitzenfrauen kommen heute in der FDP in zwei Varianten vor. Zum einen als schwächster Teil einer Männerseil-schaft, der, wie etwa Birgit Homburger, im Krisenfall als Erster geopfert wird. Und zum anderen als Trümmerfrau in Covergirl-Optik.
Seit die Silvana-Koch-Mehrin-Plakate die FDP bei der Europawahl 2004 nach zehnjähriger Absti-nenz zurück ins Europäische Parlament brachten, kommen in besonders aussichtslosen Situationen besonders attraktive Frauen zum Zug. Katja Sudings Hinguckerqualitäten verhalfen der Hamburger FDP bei der Bürgerschaftswahl vor einem Jahr zu sensationellen 6,7 Prozent. Auf die Topmodel-Strategie setzt nun auch im Saarland die von der CDU aus der Regierung geworfene, heillos zer-strittene FDP. Für die Landtagswahl am 25. März geht sie mit Nathalie Zimmer als Co-Spitzenkandidatin ins Rennen: jung, hübsch, bis dato völlig unbekannt.
Steuersenkung und Aufschwung: Die FDP konzentriert sich auf Jungsthemen
Unter den vielen Problemen der FDP ist die Frauenfrage ein unterschätztes. Innerparteilich sind für Frauen, wenn überhaupt, Nebenrollen reserviert, nach außen sorgen sie für schönen Schein. Der politische Unernst, mit dem FDP-Männer ihren Kolleginnen begegnen, hat zur Verengung auf Jungsthemen wie Steuersenkung und Aufschwung beigetragen. Die FPD müsste nicht so verzwei-felt nach einem erweiterten Profil, nach Themen suchen, die den kühlen Liberalismus von Philipp Rösler menschlicher und wärmer machten, wenn ihre Frauen mehr zu sagen hätten als >Die Quote passt nicht zu einer liberalen Partei«.
Irmgard Schwaetzer war die erste Trümmerfrau der FDP. 1982, nach der Wende von Helmut Schmidt zu Helmut Kohl, von Sozialliberal zu Schwarz-Gelb, wurde sie Generalsekretärin der Libe-ralen. Weil sie als einzige Frau aus der Führungsriege den Koalitionswechsel befürwortete und blieb, als andere gingen. >Und weil die Lage der Partei so verheerend war, dass kein Mann den Posten haben wollte«, sagt die heute 69-Jährige. Vor der Wende lag der Frauenanteil unter den FDP-Mitgliedern bei 30 Prozent. Von dem damaligen Aderlass haben sich die Liberalen nie erholt. Mit den Frauen verschwand das Sozialliberale, das Gemeinwohlorientierte. Fortan wurde, in der Schnittmenge mit der Union, der Kern gestärkt, die Wirtschaft, die Finanzen – und die Männer.
Schwaetzer, eine vernunftgesteuerte Frau, die nie unter lila Flagge Männerbastionen stürmen wollte, sitzt im Berliner Café Einstein und erzählt von der Gründung der >Liberalen Frauen« im Jahr 1990. Bei einer Parteiveranstaltung kündigten damals die FDP-Herren unter Gejohle an, einen Verein liberaler Männer gründen zu wollen. >Wir wurden lächerlich gemacht«, sagt Schwaetzer. Die herablassende Art den Frauen gegenüber habe in der Partei bis heute gehalten.
Auch die jungen Liberalen zeigen sich blind für frauenpolitische Fragen
Die These, der Liberalismus spreche mit seiner Betonung des freien Wettbewerbs, des Durchset-zungswillens, der Eigenverantwortung eher männliche Eigenschaften an, sei daher für Frauen per se weniger attraktiv, hält Schwaetzer für >Riesenquatsch«. Dies sei >ein Scheinargument, das unsere Männer gern benutzen, um Frauen aus Führungspositionen fernzuhalten.«
Genauso wenig glaubt sie daran, dass die Quote nicht zu einer liberalen Partei passe. >Wenn sich im freien Wettbewerb die Besten durchsetzen, ist alles prima. Aber in der FDP gewinnen nicht die Bes-ten, sondern Männerseilschaften.« Schwaetzer selbst wurde Opfer einer solchen. 1992 sollte sie Hans-Dietrich Genscher im Amt des Außenministers folgen. Eine Männerintrige verhinderte es, als die Medien Schwaetzer schon als neue AA-Chefin ausgerufen hatten. >Du intrigantes Schwein«, warf Schwaetzer daraufhin Strippenzieher Jürgen Möllemann an den Kopf. Ein Zitat aus dem Le-gendenschatz der Republik.
Als eine der Ursachen des aktuellen FDP-Dilemmas sieht Schwaetzer, dass die Partei eine >blutleere Technokratensprache« pflege, die keinen Zugang zur Alltagswirklichkeit eröffne. Die FDP, so Schwaetzer, gehe mit ihrer Aufschwungs-Optimismus-Rhetorik an der Lebenswirklichkeit ihrer Kernklientel, des Mittelstandes und der kleinen Selbstständigen, vorbei. >Dort herrscht Zukunfts-angst.« Vor allem unter den Frauen mit ihren oft gebrochenen Erwerbsbiografien. Wären die Libe-ralen nicht so frauenblind, so ergäbe sich automatisch ein Thema, das der FDP neues Profil, neue Zustimmung bringen könnte: >Der Kampf gegen die Altersarmut.«
Neben den Altherren der FDP zeigen sich auch die jungen liberalen Männer weitgehend unemp-fänglich für frauenpolitische Fragen. Spötterinnen unter den FDP-Damen führen das darauf zurück, dass die eitle Jungsriege um Rösler, Christian Lindner und Daniel Bahr so viel von Augencremes und Maniküre verstehe, dass sie das Weibliche in der Politik abzudecken glaubten. Außerdem herrscht unter ihnen die Meinung vor, Frauen wählten keine Frauen, sondern Machos, was der weit überdurchschnittliche weibliche Anteil unter den Kubicki-Wählern verdeutliche.
Über die Topmodel-Strategie der Partei haben sich die FDP-Frauen zerstritten
Die Frauen selbst tragen entscheidend dazu bei, dass der männliche Weltblick in der FDP wohl noch lange dominieren wird. Im Unterschied etwa zu den liberalen Schwulen, die seit den neunziger Jahren als geschlossene pressure group erfolgreich Lobbyarbeit innerhalb der FDP betreiben, sind die Frauen zutiefst zerstritten. Über die Quote, über die Frage, worin weibliche Solidarität besteht, und über den Ton im Umgang mit Männern. Bei FDP-Parteitagen treten regelmäßig junge Frauen als Kronzeuginnen gegen die Quote an, wofür sie zuweilen von den Männern mit der Aufnahme in ein Netzwerk belohnt werden. Dort sind sie dann selbst die informelle Quotenfrau, also ein Feigenblatt.
Die Topmodel-Strategie spaltet die FDP-Frauen: Die einen prangern Sexismus an und kritisieren, die Partei würde ein von Lätta-Ästhetik geprägtes Bild vermitteln, in dem sich normale Frauen nicht wiedererkennen würden. Die anderen unterstellen den Kritikerinnen Neid; sie könnten doch Koch-Mehrin, Suding oder Zimmer nicht vorwerfen, gut auszusehen. Der Streit hat dazu geführt, dass die Liberale-Frauen-Chefin Doris Buchholz nun abgelöst werden soll. Grund: zu laut, zu radikal, zu sehr Frau der Quote.
Im Büro der Bundestagsabgeordneten Helga Daub hängt ein halbwandgroßes Foto ihrer Enkelin-nen, die ältere der beiden kommt im Sommer in die Schule. Frau Daub ist 69 Jahre alt, eine freund-liche Dame, die einst im Verteidigungsausschuss saß und sich nun um Entwicklungspolitik küm-mert. Ende März will sie gegen die zu laute, zu radikale Buchholz antreten. Warum? >Weil wir als Frauen nichts gegen die Männer erreichen können, sondern nur mit ihnen.« Mit solchen Frauen bleiben die Liberalen ein Männerverein – und bei der Wahl 2013 unter sich.
http://www.zeit.de/2012/11/FDP-Frauen/seite-1
Schon 55 Prozent der Medizinstudenten sind Frauen - Kommentar Von Peter Dausend
Der deutsche Durchschnittsstudent ist 24,7 Jahre alt, Beamtenkind, lebt in einer festen Beziehung, von 1375 Mark im Monat - und wird immer weiblicher. Das geht aus einer Studie hervor, die Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn vorgelegt hat. Von den Studienanfängern sind bereits 49 Prozent Frauen, ihr Gesamtan-teil (45 Prozent) liegt nur noch knapp hinter dem der Männer, bei den Medizinern haben sie diese schon überflügelt (55 Prozent). Ergo: Die Halbgötter in Weiß erleben gerade eine Geschlechtsumwandlung.
Dass mit den Universitäten nun eine der letzten Männerbastionen wackelt, verwundert kaum. Es war nur eine Frage der Zeit, dass sich auch hier das vermeintlich schwächere als das eigentlich stärkere Geschlecht entpuppt. Schließlich sind der Fußball (Frauen Europameister, Männer Rumpelfüßler), das Polit-Fernsehen (Maischberger Weltklasse, Wickert Kreisklasse) und die CDU (Girls Camp an der Spitze, Boy-Groups im Fußvolk) längst Frauensache. Aber ein Trost bleibt den Geschlagenen. Das Jammertal wird weiter von Män-nern bevölkert. Vor allem von denen aus der Union.
Den Autor erreichen Sie unter: dausend@welt.de
http://www.welt.de/print-welt/article464247/Frauenpower.html
Frauen hören besser zu ...
... weil sie dabei im Gegensatz zu Männern beide Gehirnhälften benutzen
Berlin - Von der Wissenschaft und von den Frauen hielt Oscar Wilde, der dickliche Dandy aus Irland, der einst als Fleisch gewordene Apho-rismensammlung durchs Leben schritt und heute vor 100 Jahren, so ungewöhnlich unpassend gekleidet wie ungewöhnlich wortkarg, in Paris sein Leben aushauchte, in aller Regel nicht allzu viel. Wissenschaft sei bestenfalls etwas für Menschen mit einem Mangel an Fantasie, die Frau nichts anderes als der Triumph der Materie über den Geist. Zwar ist das alles totaler Humbug und spätestens seit BSE und Jenny Elvers ja auch eindrucksvoll widerlegt. Aber andererseits: Kann ein Mann, der noch wusste, dass man unzählige Lügen erfinden muss, um die Wahrheit zu erfahren, wirklich irren?
Er kann. Das jedenfalls behaupten, wenn auch nur indirekt, Wissenschaftler (ausge-rechnet die!) der Indiana University School of Medicine im amerikanischen Bloomington. Die haben jetzt nachgewiesen, dass bei Frauen der Triumph der Materie über den Geist kein totaler ist. Mehr noch. Dass Frau-en bestimmte intellektuelle Fertigkeiten so-gar besser beherrschen als Männer. Zuhö-ren zum Beispiel. In einer Studie haben Neurologen der besagten Universität die Gehirne von zehn Frauen und von zehn Männern auf ihre Fähigkeit hin untersucht, einer Erzählung inhaltlich zu folgen, und ihre Reaktionen in einer so genannten Magnetresonanztomographie (MRT) sichtbar gemacht. Den Probanden spielten sie dabei eine Audiokassette von John Grisham "Der Partner" vor. Das erstaunliche Ergebnis dabei: Männer hörten zwar nicht mit halbem Ohr, dafür aber nur mit halbem Hirn hin. Mit der linken Hälfte, um genau zu sein. Frauen setzten hingegen beide Hirnhälften ein.
Und was sagt uns das alles? Etwa, dass Frauen ihren Männern besser zuhören als umgekehrt? Oder aber, dass sie fürs Zuhö-ren das ganze Gehirn brauchen, Männer hingegen mit der einen Hälfte ihrer Frau lauschen und mit der anderen gleichzeitig an die hübsche Blondine im Büro denken kön-nen? Oder sie finden John Grisham einfach langweiliger als Frauen und würden bei Le-sungen über das Liebesleben von Jennifer Lopez nicht nur mit zwei Hirnhälften, son-dern mit dem ganzen Körper zuhören.
Nichts von alledem, sagt Forschungsleiter Joseph Lurito. "Die Ergebnisse belegen, dass Frauen im Gegensatz zu Männern zwei Gesprächen gleichzeitig folgen können." Als hätten wir das nicht längst gewusst! Es soll sogar Frauen geben, die drei Gespräche gleichzeitig führen können. Und um das zu belegen, braucht man keine Wissenschaft. Und auch keine Fantasie. Zuhören reicht.
http://hoer-bild.net/index.php?page=mensch&artikel=35
LP 10 Dietmar Ecker (AUT), geboren 1964 in Wels (Oberösterreich), wohnhaft in Wien, Studium der Soziologie und Politikwissenschaft, Werbeagentur Ecker & Partner, Medienberater Natascha Kampusch, Mitglied der SPÖ
http://www.observer.at/wp-content/blogimages/mar09/ecker-dietmar.jpg
Treibende Kraft dieser gesellschaftlichen Änderungen sind die Frauen. Bessere Bildung,
wirtschaftliche Unabhängigkeit und Mut zu einem selbstbestimmten Leben haben Frauen
ein Ausbrechen aus tradierten Rollen- und Machtkonstellationen ermöglicht. Trotz aller
regionaler und sozialer Unterschiede herrscht heute ein genereller Konsens über die
gleichberechtigte Stellung der Frau in unserer Gesellschaft (auch wenn sie noch nicht in
allen Bereichen Realität ist). „Während die große soziale Errungenschaft des 19.
Jahrhunderts das Ende der Klassendiskriminierung war, so ist es im 20.Jahrhundert das
Ende der geschlechterspezifischen Diskriminierung“ so Dietmar Ecker, Eigentümer von
Ecker & Partner, der als Soziologe den gesellschaftspolitischen Aspekt der Untersuchung
betont. Die Verschiebung der sozialen Machtverhältnisse zu Gunsten der Frauen lässt sich
– wie alle großen gesellschaftlichen Entwicklungen – auch durch wert- und
systemkonservative Kräfte nicht aufhalten.
http://linz.abau.at/news/docs/10779_Studie_WasFrauenwirklichwollen_Wohnen_2006.pdf
--
Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Volker Herres
interpretierbar ist). Es sollen Überzeugungstäter sein und nicht bloß
Opportunisten. Für einen solchen Opportunisten halte ich z.B. ARD-Chef
Volker Herres. Bei ihm fehlen auch handfeste verbale Ausrutscher. Er
schwimmt schlicht mit dem Strom. Ein Mann ohne Charakter.
Volker Herres hat sich sehr abschätzig über die Menschen geäußert, die gegen die absurde Frauenerhöhungsserie "Frauen können alles beser" protestiert hatten
Liste Lila Pudel 11-20
LP 11 Magnus Klaue , geboren 1974 in Berlin, hat an der Freien Universität Berlin Germa-nistik, Philosophie, Film und Theaterwissenschaften studiert - Von 2003 bis 2008 war er wissen-schaftlicher Mitarbeiter am Institut für Neuere Deutsche Philologie der FU – seither arbeitet er als freier Autor für die Zeitschriften konkret, Jungle World und Bahamas.
Dass Feministinnen sich weder schminken noch parfümieren sollen, weil dies sie attraktiv und damit zum "Sexualobjekt" machen könnte, gehört spätestens seit Alice Schwarzer und Verena Stefan zu den größten Missverständnissen der zweiten Frauenbewegung. Konkret, Magnus Klaue
Die Propagandisten der Väterbewegung",
schreibt Magnus Klaue (2004), ein Student
des Otto-Suhr-Institutes in Berlin in
seinem Artikel „Papa unser" in Konkret im
vergangenen Jahr, „geben sich als Verteidiger
des Kindeswohls, in Wahrheit betreiben
sie die Rekonstitution väterlicher
Macht".
http://www.kofra.de/htm/Zeitung/kofra120.pdf
Magnus Klaue über frauenfeindliche Feministinnen
Es ist ein Irrglaube, dass sich Frauen stets für den Feminismus einsetzen: Ein paar kritische Anmerkungen zum Streit über die islamkritische Frauenbewegung
Die Psychologin Birgit Rommels¬pacher, die an der Berliner Alice-Salomon-Fachhochschule Interkultu-ralität und Geschlechterstudien lehrt, hat der Frauenbewegung einen inneren Feind beschert: den „an-timuslimischen Feminismus“. Seine Agentinnen, so schrieb sie in der taz, predigten eine „Essenzialisie-rung von Differenz“ und machten „gemeinsame Sache mit Rechten“. ¬Namentlich klagt sie Ayaan Hirsi Ali, Necla Kelek und Seyran Ates an, weil diese den Islam „zugunsten des Christentums abschaf-fen“ wollten und das Scheitern des „multikulturellen Zusammenlebens“ herbeiredeten. Dass die Ge-nannten selbst dem islamischen Kulturkreis angehören, ihre ¬Aversion also auf reale Erfahrungen zu-rückzuführen sein könnte, kommt Rommelspacher nicht in den Sinn. Stattdessen schürt sie das Ressen-timent gegen das „europäische Erbe“ und die „aufgeklärte Wissenschaft“, die sie für identisch mit „Ko-lonialismus“ und „Rassismus“ hält.
Nun wurde sie von der taz-Redakteurin Heide Oestreich verteidigt: „Anhand verschiedener historischer Beispiele verwies Rommelspacher darauf, dass die Fahne der Emanzipation auch mal in einem Wind wehen kann, der eher freiheitsfeindlich ist.“ Dieser Wind ist allerdings selbsterzeugt. Der Irrglaube, Feministinnen würden sich stets für die Sache der Frauen einsetzen, hätte lange vor Rommelspachers Auslassungen erschüttert werden müssen. Sind es doch mehrheitlich „Feministinnen“, die in ihrer Funktion als Gender- und Post¬kolonialismus-Forscherinnen seit Jahren Öffentlichkeitsarbeit für den Abbau von Frauenrechten betreiben. Die Auseinandersetzung mit dem Islam ist dabei nur eine ihrer Baustellen. Da¬rüberhinaus zeigen sie Verständnis für afrikanische Beschneidungsrituale, Frauenhandel, Polygamie und sonstige Riten „fremder Kulturen“, die allein qua ihres angeblichen Fremdseins als das Bessere der „westlichen Zivilisation“ vorgestellt werden. Dieser wird dann im Gegenzug attestiert, die Ursprungsstätte frauenfeindlichen Denkens zu sein, als wären es nicht die Vereinigten Staaten und Westeuropa, wo die Frauenbewegung ihre größten Erfolge verbuchen konnte. Die Berliner Kulturwis-senschaftlerinnen Christina von Braun und Bettina Mathes etwa deuten in ihrem 2007 erschienenen Buch Verschleierte Wirklichkeit das von europäischen Politikern mit guten und schlechten Argumenten geforderte Kopftuch- und Schleierverbot als Ausdruck eines Bedürfnisses nach „Penetration“. In diesel-be Richtung zielt der von der Genderforscherin Gabriele Dietze geprägte Terminus des „Political Veil“, des „politischen Schleiers“, der die Forderung nach Aufhebung des Schleierzwangs als Sehnsucht nach der Unterwerfung des Frauenkörpers unter die kapitalistische Warenlogik zu deuten versucht.
Was den postkolonialistischen Feminismus so unangenehm macht, ist aber nicht nur seine Neigung zur Psycho¬logisiererei, sondern vor allem die Tatsache, dass muslimische Frauen in ihm gar nicht vorkom-men. Gebraucht werden sie lediglich als Stichwortlieferanten, sei es als selbsterklärte „Opfer“ oder irre-geleitete „Verführte“ west¬lichen Denkens. Anders als der Traditionsfeminismus, dessen Vertreterinnen genau wussten, für wen sie Partei zu ¬ergreifen hatten, bewegt sich der postmoderne Feminismus damit in dem¬selben Zirkel, den er seinen Kritikern unterstellt: Er ist eine Selbstbespieglung westlicher Aka-demikerinnen im Spiegel des „Anderen“, als dessen ¬Popanz „fremde Kulturen“ herhalten müssen.
http://www.freitag.de/kultur/1004-feminismus-
Die Nation wird von Emanzen, Lesben und Rabenmüttern unterwandert. Doch der "Väteraufbruch" leistet Widerstand
Eine "Feminisierung" des kulturellen Lebens glauben Trendforscher und Soziologen seit einiger Zeit in Deutschland ausmachen zu können. Sandra Maischberger, Sabine Christiansen und andere Schwatzmaschinen in Rock und Bluse gelten ihnen als Beweis dafür, daß die gesprächsgewandte, Heim und Herd schmähende Karrierefrau ihren männlichen Konkurrenten den Rang abgelaufen hat. Die Übermacht von Frauen an Kindergärten und Schulen, verlautete im Dunstkreis von Pisa, ver-hindere eine adäquate Entwicklung der verhätschelten Knaben und trage zu Deutschlands inferiorer Position in Europa bei. Alleinerziehende Mütter zerstörten den unternehmerischen Tatendrang ihrer Ex-Gatten und schädigten mit ihren Unterhaltsforderungen die Nation. Lesben und Schwule adop-tierten Kinder, um potentielle Top-Manager in intellektuelle Weicheier zu verwandeln. Daß Frauen in die Arbeitslosenstatistik Eingang fänden, obwohl sie genug zu Hause zu tun hätten, sei bevölke-rungspolitisch nicht länger zu verantworten. Aber was soll man erwarten in einem Land, wo der Kanzlerkandidat der größten Oppositionspartei gerügt wird, weil er seine Frau "Muschi" nennt, ob-wohl jeder gute Deutsche in den eigenen vier Wänden deutlichere Worte findet?
Glücklicherweise gibt es in solch prekärer Lage ein Männerasyl, wo gesagt werden darf, was das feministische Über-Ich im Alltag verbietet; wo das unterdrückte Geschlecht für den Überlebens-kampf gegen die weibliche Dominanz trainieren kann. Es heißt "Väteraufbruch" und beherbergt unter anderem den Schauspieler Mathieu Carrière und die Autoren Matthias Matussek und Karin Jäckel, deren Bücher über die "vaterlose Gesellschaft" und den "gebrauchten Mann" zu den Grün-dungsdokumenten des Vereins zählen.
Entstanden ist "Väteraufbruch", der mittlerweile 150 Ortsgruppen im ganzen Bundesgebiet unter-hält, nicht zufällig 1989, als familienpolitischer Startschuß zur flächendeckenden Restauration nach der Wiedervereinigung. Da gesellschaftliche Unterdrückung seither bevorzugt als "Modernisierung" verkauft wird, gibt sich auch "Väteraufbruch" undogmatisch-kritisch. Die Intention, Frauen zu rechtlosen Objekten der Gattungsreproduktion zu erniedrigen, kommt nicht mit Macho- und Stammtischgehabe daher, sondern pocht auf jene Ideale von "Gleichberechtigung" und "Differenz", die von der Frauenbewegung der siebziger Jahre reklamiert worden sind. Entsprechend versteht sich "Väteraufbruch" als Männerbewegung und stattet sich mit der Rhetorik feministischer Politik aus, um sie gegen den Feminismus zu wenden. Symposien über "Männlichkeit und Gender" der mit dem Verein kooperierenden Heinrich-Böll-Stiftung, Informationsveranstaltungen über "Gewalt gegen Männer" des Trierer "Männerbüros" oder Colloquien der Selbsthilfegruppe "Getrennte Väter" gehö-ren zum festen Repertoire im bundesweiten Aktionskalender. Wichtigste Berufungsinstanz des Ver-eins ist jedoch nicht die "Geschlechterdifferenz", sondern das "Kindeswohl", das als Alibi der eige-nen Politik mißbraucht wird. Mit dem "Kind" wird ein Individuum, das noch gar nicht als autonome Rechtsperson auftreten kann, als Rechtssubjekt für die Durchsetzung männlicher Interessen in An-spruch genommen. Den Kindern, die in den Publikationen von "Väteraufbruch" nirgends selbst zu Wort kommen, schreibt der Verein Bedürfnisse zu, die allesamt Bedürfnisse der Väter sind. Wäh-rend man den realen Kindesmißbrauch als Phantasma einer männerfeindlichen Gesellschaft ver-harmlost, werden die Kinder symbolisch erneut mißbraucht, indem man die Sehnsucht vieler Schei-dungsväter nach geheuchelter Harmonie, moralischem Ablaßhandel und ökonomischer Versklavung der Ex-Gattin zum Bedürfnis des Kindes umlügt. Deshalb erklärt der Verein in seinen Statuten das "Recht auf Vater und Mutter" sowie die "gemeinsame elterliche Sorge nach der Trennung" zu "unentziehbaren Grund- und Menschrechten". "Gewinner" in der Mehrzahl der Scheidungsprozesse sei, heißt es im Grundsatzprogramm, "die ausgrenzende Mutter", während Vater und Kind zu den "Verlieren" zählten. Wie schwierig es für Mütter ist, gewalttätige Väter, deren "Umgang" ihre Kin-der psychisch und körperlich schädigt, mit gerichtlicher Hilfe von ihren Opfern fernzuhalten, wird nicht gefragt; Väter sind in der Welt von "Väteraufbruch" immer nur die Leidtragenden.
Wo sich dennoch nicht leugnen läßt, daß Väter Täter sein können, entdeckt "Väteraufbruch" den Mann als sensibles Wesen. Im Programm des Vereins wird mitfühlend verwiesen auf die Schwie-rigkeiten, "Beruf und Familie" zu vereinbaren, sowie auf die angebliche Tatsache, daß eine Trennung für die meisten Männer den Verlust des angestammten Freundeskreises bedeute. Eine Argu-mentationsfigur, die sich im Programm von "Väteraufbruch" häufig findet: Frauenspezifische Prob-leme werden von ihrem ursprünglichen Kontext abstrahiert und zu Problemen der Männer erklärt. In Wahrheit ist es in den meisten Fällen die Frau, die mit einer Eheschließung in das Leben des Mannes überwechselt und ihre früheren Freunde verliert; auch die Unvereinbarkeit von Karriere und Familie ist nach wie vor ein Frauenproblem, das sich in außerehelichen, vermeintlich "liberalen" Lebensgemeinschaften auf anderer Ebene reproduziert (Ulrich Beck: Risikogesellschaft. Frankfurt a. M. 1986). Die erfreulichen Potentiale, die "vaterlose Familien" ohne tyrannisches Oberhaupt den Kindern durchaus auch eröffnen, verleugnet "Väteraufbruch". Statt anhand empirischer Studien zu erforschen, unter welchen familiären Bedingungen Kinder unterschiedlicher Milieus zu autonomen Individuen heranreifen können, verläßt sich der Verein auf die Statistik. Weil die meisten Selbstmörder, schwangeren Teenager, jugendlichen Häftlinge, Schulabbrecher und Drogensüchtigen aus "vaterlosen" Familien stammten, sei der Zusammenhang zwischen Scheidung, Vaterverlust und Verwahrlosung schlagend belegt, wird suggeriert. Was aber hat ein Schulabbrecher mit einem Selbstmörder, ein Selbstmörder mit einem Häftling gemein? Warum ist ein schwangerer Teenager ähnlich verachtens- respektive bemitleidenswert wie ein Drogensüchtiger? Die von "Väteraufbruch" ausgewählten Kenngrößen zeigen, was in den Augen des Vereins das einzig Verachtenswerte ist: die - freiwillige oder unbeabsichtigte - Abwendung von der Erziehungsnorm der bürgerlichen Kleinfamilie und ihren moralischen Werten.
Das Theorem der "Vaterlosigkeit", von "Väteraufbruch" geradezu als Synonym für "Verwahrlosung" verstanden, hat indes eine ehrwürdige Tradition. Der Titel von Matthias Matusseks 1999 er-schienenem Bestseller Die vaterlose Gesellschaft, den der Verein auf seiner Internetseite empfiehlt und auf den er sich beruft, ist entliehen bei Alexander Mitscherlich, der ein Buch ähnlichen Titels vorgelegt hat (Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft. München 1963). Wo Mitscherlich sozial-psychologisch analysiert, wie der Verlust nicht etwa des empirischen Vaters, sondern des väterli-chen "Arbeitsbildes" seit der Jahrhundertwende zusammenhängt mit autoritären Verhaltensdisposi-tionen, mit der Sehnsucht nach einem im "Führer" symbolisierten patriarchalen Ich-Ideal, behauptet Matussek schlicht, der schwindende Einfluß der Väter in der Familie führe zu moralischem und gesellschaftlichem Verfall. Insofern ist Matusseks Buch wie auch seine Rezeption im Umfeld von "Väteraufbruch" ein Symptom jener historischen Entwicklung, die Mitscherlich diagnostiziert. Die Krise, in die patriarchale Gesellschaften durch Industrialisierung, Arbeiterbewegung und Frau-enemanzipation gestürzt worden sind, wird autoritär "gelöst" durch Resurrektion der tyrannischen Vater-Figur, die blinden Gehorsam verlangt und deren realer geschichtlicher Zerfall verdrängt wird. Die "weiche" Argumentationsstrategie von "Väteraufbruch", wonach auch Männer Opfer der patri-archalen Gesellschaft seien und psychische Krisen zu durchleiden hätten, verdeckt die Sehnsucht nach jenem "großen Vater", der Frauen, Homosexuelle und andere Abweichler im Namen der bür-gerlichen Familienhierarchie zur Raison bringt. Daß die Entwertung der Vater-Figur selbst Produkt der Dialektik bürgerlicher Gesellschaften ist und nur einige, bislang selbstverständliche männliche Privilegien beseitigt hat, darf nicht ins "väterliche" Bewußtsein gelangen. Statt den eigenen Status-verlust als gesellschaftlich wünschenswert anzuerkennen, empfinden sich die Anhänger von "Väter-aufbruch" denn auch als Modernisierungsverlierer. Wo es nicht mehr erlaubt ist, Chauvinist zu sein, wird der "Neue Mann" zum Jammerläppchen.
Doch wie jeder Antisemit sich auf zumindest einen Juden berufen kann, beruft sich auch "Väterauf-bruch" auf eine Frau. Die Publizistin Karin Jäckel, die seit Jahren für die These ficht, Männer wür-den von egoistischen, geldgeilen Gattinnen hemmungslos "abgeliebt" und "abgezockt", hat mit ihrer Studie Der gebrauchte Mann von 1997 ein zugleich antifeministisches und "weibliches" Manifest im Namen von "Scheidungsvätern" vorgelegt, die zu "Besuchs- und Zahlpapas" degradiert würden. Eine von der Frau verlangte Scheidung ist für Jäckel nicht etwa Reaktion auf die geschlechtsspezifi-schen Ungleichheiten innerhalb der Ehe, sondern ein Mittel, den Mann "in jeder nur möglichen Weise auszubeuten" und zum "Habenichts" herabzuwürdigen. Die Kinder würden dabei "als Waffe in einer zum Kriegsschauplatz pervertierten Trennungssituation mißbraucht". Der begeisterte Wei-berfeind Mathieu Carrière, dem Verein freundschaftlich verbunden, nimmt dieses Bild gelegentlich auf, wenn er in Anlehnung an Jäckel darüber raisonniert, daß "mehr Kinder durch Gerichtsbeschluß ihre Väter verlieren als in Kriegszeiten". Merkwürdig, daß bislang noch niemand auf die Idee ge-kommen ist, vom "Väterholocaust" zu sprechen.
Daß für viele Frauen und Kinder die Ehe selbst ein "Krieg" ist, der mittels Scheidung beendet wer-den soll, kommt den Parteigängern von "Väteraufbruch" nicht in den Sinn. Vielmehr argumentieren sie im Geiste des Chauvinismus, für den immer die Frau Schuld an der Trennung trägt - verläßt sie den Mann, praktiziert sie "Partnerschaft als Ex-und-hopp", wie Jäckel schreibt, verläßt hingegen der Mann sie, wird sie ihn wohl vernachlässigt haben. Die Zwänge, denen Frauen auch heute in Part-nerschaften unterworfen sind und die sich nicht in "Gewalt" entäußern müssen (alle "ehelichen Pflichten" also), werden dabei überhaupt nicht mehr zur Kenntnis genommen. Gewalt der Väter gegen die Kinder wird als Phantasie abgetan unter dem Schlagwort vom "Mißbrauch des Miß-brauchs", das Katharina Rutschky einst durchaus zu Recht gegen eine "erregte Aufklärung" gewen-det hat, die "kindliche Unschuld" zum Fetisch stilisiert und jeden "Übergriff" auf diese Unschuld gerichtlich verfolgt sehen will (Erregte Aufklärung. Hamburg 1992). Beim "Väteraufbruch" gerinnt dieses Theorem zum frauenfeindlichen Schimpfwort. Nicht gegen die Ideologisierung "kindlicher Unschuld" polemisiert der Verein, sondern gegen den "Ausverkauf" der Kinder und Väter durch die Mütter. Rutschkys aufklärerisch gemeinte Warnung vor einem "Mißbrauch des Mißbrauchs" wird instrumentalisiert zwecks Verharmlosung realer Mißbrauchsfälle. Frauen, die trotzdem nicht spuren wollen, verordnet "Väteraufbruch" ein Umerziehungsprogramm. Sollten sie nach der Scheidung keine Einsicht in die Notwendigkeit einer gemeinsamen Betreuung haben, so seien, heißt es im Pro-gramm des Vereins, "therapeutische Maßnahmen" einzuleiten, um die renitenten Mütter zu zwingen, im Sinn des Kindes-, mithin des Vaterwohls zu handeln. Das vage Gefühl, "gebraucht" und "benutzt" zu werden, schlägt um in die Forderung, es möge auch weiterhin nur den Männern erlaubt sein, ihre Frauen zu benutzen. Der "gebrauchte Mann" ist ein Skandalon, die "gebrauchte Frau" jedoch, von der Hausfrau über die Mutter bis zur Prostituierten, hat keine Lobby nötig.
Magnus Klaue schrieb in KONKRET 1/04 u.a. über die Unireform
http://www.konkret-verlage.de/kvv/txt.php?text=menshealth&jahr=2004&mon=02
LP 12 Prof. Horst Opaschowski, geboren 1941 in Beuthen (Oberschlesien), Zukunftsfor-scher, gründete das BAT-Freizeit-Forschungsinstitut (heute Stiftung für Zukunftsfragen), Bundes-verdienstkreuz 1. Klasse, Freizeitforscher, Schwiegervater von MK Jörg Pilawa
Offensichtlich fehlt vielen jungen Männern der Mut, sich lebenslang um Kinder zu kümmern und familiäre Verantwortung zu übernehmen.« Die Rolle als Familienoberhaupt habe das >starke Ge-schlecht« weitgehend verloren, als Haupternährer werde es immer weniger gebraucht. Da ziehen sich die Männer offensichtlich lieber zurück.
Frauen:
sind sozial engagierter.
sind offener für Anregungen.
praktizieren ein spontaneres Freizeitverhalten.
können Freizeit bewusster genießen.
sind in der Auswahl der Freizeitaktivitäten anspruchsvoller.
Künftiges Freizeitverhalten sollte sich deshalb an weiblichen Verhaltensmustern orientieren.
LP 13 Walter Altvater (Grüne), geboren 1952, wohnhaft in Mutterstadt (Rheinland-Pfalz), walter@walter.altvater.de – Ehefrau Gabi Odermatt-Altvater (Grüne)
„Vielleicht lesen sie mal von Hegel in der "Phänomenologie" über die
Dialektik von Herr und Knecht. Ich glaube das charakterisiert das von Ihnen
aufgeworfene Problem besser. "Herr" sein bedeutet eben auch faul sein und
die Arbeit anderen überlassen und darin liegt eben von Anfang an, so Hegel,
auch der Keim des Untergangs jeder Herrschaft, auch der der Männer. Da ich
sowieso so kein Freund von "Herr"schaft, egal welcher Coleur, bin, habe ich
damit kein Problem."
"ich bin sehr stolz darauf in einer, wie Sie es nennen "frauendominierten"
Partei, Politik zu machen und werde mir auch künftig weder von Ihnen, noch
von jemand anders erzählen lassen, dass in Wirklichkeit die Männer
benachteiligt sind."
http://www.kandidatenwatch.de/walter_altvater-958-1546-0-p90.html#fragen
http://www.abgeordnetenwatch.de/images/abgeordnete/upload/1546/walter_altvater.jpg
LP 14 Hendrik Pusch, Köln-Bonn-Express
Armenbegräbnis für Rabenväter - "Sie sterben einen einsamen Tod. Weil sich niemand um sie kümmert. Oder: Weil sie rücksichtslos ihre Familie im Stich ließen.
Jahr für Jahr gibt die Stadt Bonn horrende Summen dafür aus, verstorbene Bürger unter die Erde zu bringen. Auch für Rabenväter muss der Steuerzahler blechen."
http://www.vafk-schwaben.de/aktuelles06.html
LP 15 Prof. med. Rolf-Dieter Hesch, Schulbesuch in Radolfzell, Endokrinologe aus Konstanz, www.hesch.ch, Studium Mathematik, dann Medizin in Tübingen und Berlin, diet-er@hesch.ch, freier Arzt bis Ende 2003, ab 2004 Medizinische Beratungspraxis (Medical Con-sulting)
Vom Y-Chromosom und seinem Mann
Dr. Juke erkläre erklärt in dem opulenten Roman „Middlesex“ von Jeffrey Eugenides der genetisch als Mann geborenen Calliope, sie sei ein Mädchen, weil sie so aufgewachsen war, nachdem eine Erbveränderung dafür gesorgt hat, dass ihr männliches Hormon Testosteron nicht ausreichend in ihrem Körper wirken kann. Sie lebt eine kurze Lebensphase im „dritten Geschlecht“ als Hermaph-rodit; sie probiert Sex mit beiden Geschlechtern und als Dr. Juke kurz das medizinische Untersu-chungszimmer verlässt, liest Calliope heimlich den Arztbrief und erfährt, dass sie genetisch also „eigentlich“ ein Mann sei.
Sie flieht aus ihrer bisherigen Umgebung, lässt sich symbolisch die Haare abschneiden und be-schließt, ihr Leben als Mann zu leben. Was also ist ein Mann, wo kommt er her, wie entsteht er und was macht ihn aus?
Joseph Haydn lässt in seinem Oratorium die Schöpfung „singen“ ( „Mit Würd`und Hoheit angetan, mit Schönheit, Stärk`und Mut begabt, gen Himmel aufgerichtet steht der Mensch, ein Mann und König der Natur ……. An seinem Busen schmieget sich für ihn, aus ihm geformt, die Gattin, hold und anmutsvoll. In froher Unschuld lächelt sie, des Frühlings reizend Bild, ihm Liebe, Glück und Wonne zu.“), da ist sie also, die Idee, dass die Frau aus einer Rippe Adams gemacht sei, jene ur-sprüngliche christliche Schöpfungsgeschichte, dass Gott zunächst den Mann und dann die Frau ge-schaffen habe. Die Frau wurde durch göttliche Fügung aus der Rippe des Mannes gebildet, während dieser schlief. Adam, das heißt „Mensch“, die Frau ist „Gehilfin, die um ihn den Menschen sei“. Seit dieser Zeit ist die Frau eigentlich kein Mensch und diese Vorstellung reicht von Aristoteles bis Thomas von Aquin, alles „ehrenwerte Herren“, wie wir heute noch in der Schule lernen und wie uns auch der gegenwärtige sonst so progressive, aber dennoch konservative Pabst auch glauben machen will. Diese Überheblichkeit des Mannes ist fundamentalistisch und hat bis zum heutigen Tage die Herrschaft des Mannes über die Frau bestimmt. Sie ist die Quelle der ethisch sanktionierten Gewalt des Mannes, verantwortlich für Völkermorde und den Terror unserer Tage, Vera van Aaken hat in ihrem Buch („Männliche Gewalt. Ihre Wurzeln und ihre Auswirkungen“, Ratmos Verlag, 2000) alle anderen Möglichkeiten für die Entstehung der Gewalt des Mannes verworfen.
Wodurch ist diese Überheblichkeit begründet, was macht den Mann aus? Es ist das Y-Chromosom, vor einem Jahrhundert ironischerweise von einer Frau entdeckt, was den Mann ausmacht. Dieses Chromosom – so wusste man bis vor wenigen Wochen – dirigiert die noch nicht sexuell festgelegten Geschlechtszellen in die Hodenanlage des männlichen Embryo und macht erst während dieses Prozesses aus einem Embryo, der noch Frau oder Mann werden kann, durch die Unterdrückung der weiblichen Anlagen den Mann. Bisher kannte man zwei Funktionen des Y-Chromosoms, die im Hoden angelegt sind: die Bildung von Testosteron, dem männlichen Hormon, und die Herstellung und Ausreifung von Samenzellen, die Spermien. Die möglichst umfangreiche Verteilung möglichst vieler Spermien wurde ja dem Mann als Hauptdaseinszweck auf Erden untergeschoben und nach diesem Muster verhalten sich heute noch viele von uns. Um dies zu erreichen, muss man (n) sich aber durchsetzen und hierfür beschert ihm das Y-Chromosom seine zweite Funktion, die Testoste-ronproduktion, die uns aggressiv macht und unsere Sexualität bestimmt. Aggressivität und Sexuali-tät sind also beim Mann immer eng verbunden. So weit, so gut. Dann war ja alles im Lot und die Weltgeschichte könnte so weitergehen, männliche Sexualität, Macht und Gewalt haben die Ge-schichte im Griff, Geschichte ist sowieso männlich, uns ficht nichts an, keine Religion, keine Philo-sophie, keine Gesellschaftslehre, keine Staatsform.
Oups, und wenn das alles vielleicht doch nicht stimmen sollte, wenn unser Y-Chromosom schlapp macht, haben wir doch nur das eine? Die Frau hat zwei ihrer X-Chromosomen, das eine kann Schwächen des anderen ausgleichen. Wir Männer haben nur unser eines Y-Chromosom und dies ist mit sich allein. Im Mai 2003 wurde die genetische Struktur des Y-Chromosoms durch Page publi-ziert (Literatur) und seitdem beginnt in der Neuzeit die zweite Bescheidenheit des Mannes, die noch fundamentaler ist als die erste. Diese war die Einführung der Verhütungspille, welche die Frau aus der biologischen Abhängigkeit vom Mann befreite. Dass es aber nun gar umgekehrt sein soll, dass die Frau nicht aus dem Mann gemacht sei, sondern sein einsames Y-Chromosom große Bruchstücke des weiblichen X-Chromosoms enthält, erschüttert unser Selbstverständnis nachhaltig. Das X-Chromosom, mit dem die gegenwärtige Frau weltweit lebt, ist vor ca. 150.000 Jahren entstanden, seitdem ist die Natur sozusagen mit der Frau „zufrieden“. Das gegenwärtige Y-Chromosom ist aber erst 25.000 Jahre alt: ist die Natur mit dem Mann „unzufrieden“, bewährt er sich im Darwin’schen Sinne nicht, muss die Natur den Mann noch „ausprobieren“ oder, was viel schlimmer wäre, geht das Y-Chromosom mit der Zeit kaputt, verschwindet der gegenwärtige Mann wieder aus der Welt und wenn, wie wird dieser Mann auf dem Rückzug aussehen?
Schon seit Jahrhunderten stirbt der Mann früher als die Frau und schuld ist sein Y-Chromosom, wahrscheinlich, weil das von ihm verantwortete männliche Hormon Testosteron das männliche Ge-hirn auf Aggression gegen andere und auch vor allem gegen sich selbst trimmt; aber schon im Mut-terleib und ebenfalls schon vor der Pubertät ist der frühe Tod des männlichen Geschlechts pro-grammiert. Wenn also nicht nur Testosteron uns unsere Unschuld verlieren lässt, was macht das Y-Chromosom noch? Es codiert eben nicht nur für männliche Samenzellen, obwohl die Hälfte der Gene des Y-Chromosoms im Hoden damit beschäftigt ist, es gibt noch 30 weitere Gene, deren Funktion noch gar nicht ganz geklärt ist. Es ist sicher, dass bestimmte Gehirnregionen, welche Emotionen verarbeiten, so zum Beispiel der berühmte Mandelkern, - die Amygdala – unter dem Einfluss von Y-Chromosom-Genen steht. Obwohl jung-kastrierte Männer länger leben als ihre nicht verstümmelten Altersgenossen, bestimmt das Y-Chromosom unser Lebensschicksal, Fühlen, Denken und Handeln mehr als bisher bekannt. Wie schafft das einsame und partnerlose Chromosom seinen mächtigen Einfluss, vor allem eben wird es überleben? Noch bis vor wenigen Monaten glaubte man, dass der größte Teil des Gen-Materials außerhalb der Hoden-Gene sogenannter „junk“, evolutionärer Abfall sei, aber seit der Strukturaufklärung des Gens öffnet sich ein wahres Wunderwerk. Während andere Gene eine zufällige Abfolge ihrer Bausteine aufweisen, hat das Y-Chromosom sieben riesige Chromosomenabschnitte, die sich alle gleichen wie eine Kopie von sich selbst, sogenannte Palindrome, und diese lassen sich wie Spiegelwörter vorwärts und rückwärts gleich sinnvoll lesen wie zum Beispiel der Satz „Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie“, dass heißt, das Y-Chromosom hat sich durch Reparatur und Beseitigung von Schäden eine unheimlich hoch strukturierte Gen-Abfolge gegeben, die viel weniger Zufälligkeiten zulässt als bei der Rekom-bination anderer Gene während der sexuellen Vermehrung. Anstatt sich mit anderen Genen auszu-tauschen, abzugleichen und Partnerschäden zu reparieren, treibt das Y-Chromosom einem ureigenen Trieb des Mannes folgend Selbstbefriedigung, es spiegelt seine DNS an sich selbst in riesigen Spiegelsälen, kopiert sich selbst und repariert auf diese Weise seine Mutationen. 6 Millionen der 50 Millionen DNA-Buchstaben sitzen in solchen Palindromen, der häufigste Buchstabenstrang ist fast 3 Millionen lang. Damit es dem Mann nicht langweilig wird, kann sein Y-Chromosom etwas, was kein anderes Gen kann. Bei der Zellteilung kann es im Spiegelsaal Gen-Abschnitte nach einem noch unbekannten Mechanismus umlagern, schätzungsweise sind 600 DNS-Buchstaben zwischen Vater und Sohn verschieden, das ist 1.000 mal mehr als die normale Mutationsrate und mehr als nach den Mendel’schen Gesetzen erlaubt ist. Wer regelt also diesen Prozess der Vielfalt, feiert an dieser Stelle der lange in der Erblehre diskutierte Einfluss von außen die sogenannte Epigenetik von Lamarcke Auferstehung, passt der Mann sich schneller als die übliche Evolution an, sozusagen von Mann zu Mann?, ein Prozess, der in der Mendel’schen Erblehre nicht vorgesehen ist. Ich sehe in den Palindromen und dem Spiegelmechanismus des Y einen extrem lebendigen Mechanismus der Selbstanpassung. Marc Jobling von der Universität Leicester sieht darin allerdings einen Unfall der Evolution, der das instabile Y-Chromosom zum Verschwinden bringen solle und, wird man es und seinen Mann vielleicht auch gar nicht mehr brauchen? Hans Schöler ist es vor kurzem gelungen, aus männlichen Stammzellen befruchtungsfähige Spermien zu züchten, aber eben nur aus männlichen Stammzellen, während befruchtungsfähige Eier aus männlichen und weiblichen Stammzellen ent-stehen können.
Tod eines Virtuosen?, wie viele meinen, danach sieht es nicht aus, eher nach ewiger Jugend und der Möglichkeit, sich rasch anzupassen und dies ist es, was die Menschheit vom Mann brauchen wird, nachdem er bis jetzt für einen großen Teil des Unglücks auf der Erde verantwortlich ist – er könnte sich bessern und er wird gebraucht. Auf seine Sexualität allerdings kann man in der Fortpflanzung des Menschen wohl in einer mehr oder weniger fernen Zukunft verzichten, sie könnte zum reinen Genuss werden.
21. Oktober 2003
Prof. Dr. med. R. D. Hesch
http://www.hesch.ch/m_maennergesundheit.htm
Kulturgeschichtliches zum Rollenverständnis von Mann und Frau
Die Geistes- und Kulturgeschichte der westlichen Gesellschaft ist fast ausschließlichen vom männlichen Einfluß geprägt. Erinnert sei, um nur einige Namen zu nennen, an Sokrates, Platon, Aristoteles, Paulus, Augustinus, Thomas, Luther, Kopernikus, Galilei, Bacon, Decartes, Newton, Locke, Hume, Kant, Darwin, Marx, Nietzsche, Freud. Auch die religiöse Basis, auf der sich alles entwickelt hat, ruht auf Männern:
Jesus, - dessen Leben und Wirken allerdings kaum noch etwas mit dem Macht- und Ver-waltungsapparat zu tun hat, zu dem sich die katholische Kirche weltweit aus der Interpre-tation des Lebens Jesu entwickelt hat. Mohammed,- wobei der Islam in ähnlicher Weise wie die große christliche Kirche das Leben der Menschen und die Sexualität zur Macht-ausübung tabuisiert hat. Vorgezeichnet war diese Entwicklung schon im Alten Testament, zitieren wir Coolsaet:
„In der Genesis heißt es: „Gott schuf sie als Mann und Frau, zur Frau „sagt Jahwe: Deine Begierde wird dem Mann gelten und er wird Dich beherrschen.
Das ist klare Sprache von Männern. Interessanterweise kam die klare Trennung zwischen den Geschlechtern und all das, was direkt oder indirekt mit Sex zu tun haben könnte erst nach dem Exodus der Juden zustande. Der Vater durfte sich nicht länger dem Sohn nackt zeigen, der Penis durfte beim Wasserlassen nicht mehr angefaßt werden und so weiter. Zudem waren die Juden damals davon überzeugt, daß die Frau nur eine Art Brutkasten sei.. Im Christentum, das hier eine Fortsetzung der Judentum ist, spitzte Paulus die Lage noch ein wenig zu. Er predigte so viel wie den Verzicht auf Lust und Genuß. Die Lust wurde mit dem Satan gleichgesetzt. Der Koitus war nur ein Auftrag zur Fortpflanzung. Das ging soweit, daß, wenn keine Fortpflanzung mehr nötig oder erwünscht war, Kastration als Mittel zum Zweck akzeptiert wurde, im Geiste Gottes zu leben ,- in der sog,. Josefsehe“.
Man braucht sich also nicht zu wundern, daß viele Männer immer noch Kastrationsängste haben. Freud hat diese zwar mit dem Oedipuskomplex erklärt, die Urangst des Mannes ist aber wesentlich gestiftet von Paulus., dessen „Thesen bis auf den heutigen Tag nicht zu unterschätzenden Einfluß auf die Haltung der Christen und er kirchlichen Hierarchie, auf die Sexualität haben. Der war Teufelswerk. Die Folgen einer solchen These waren für viele Jahrhunderte erschreckend. Im 7. Jahrhundert beschloß das Konzil von Soisson, mit überwältigender männlicher Mehrheit, daß Frauen die Seele eines Tieres haben“.
So tief mußte die verängstigte Männerwelt der ehelosen Kirchenfürsten die Frau erniedri-gen, um ihre heterosexuelle Unfähigkeit zur Lehre werden zu lassen.
„Die Dominanz des Phallus ist in der römisch- katholischen Kirche tief verwurzelt. Dazu kommt noch der Sündenfall: Auch hier ist der Sex das Böse und wieder die Frau die Hauptschuldige. Man kann sich kaum vorstellen, welche sinnlosen Schuldgefühle ein solches Konzept zur Folge hatte.“
Diese Unterdrückung der Frauen hat nichts damit zu tun, daß Frauen weniger intelligent sind; Richard Tarnas sieht darin etwas Archetypisches, das wahrscheinlich schon vor den großen Religionsstiftungen bestand.
„Das männliche Element war allgegenwärtig und dominant, die Gattung Mensch ist in männlichen Worten weltweit ausgedrückt; der Mensch der westlichen Welt, ein prometheischer Held, der immer nach Freiheit und Fortschritt für sich selbst strebte und dabei im Grunde versuchte, sich von dem bergenden Zusammenhang, der ihn hervorgebracht hatte, abzugrenzen und ihn unter Kontrolle zu halten. Diese männliche Prädisposition war, wenngleich weitgehend unbewußt, nicht nur charakteristisch, sondern zentral und wesentlich für den Werdegang des westlichen Geistes.
Die treibende Kraft dieser Entwicklung war der heroische Impuls, durch den Abschied von der ursprünglichen Einheit mit der Natur ein autonomes und rationales Selbst zu schaffen. Die fundamentalen religiösen, wissenschaftlichen und philosophischen Perspektiven der westlichen Kultur wurden von diesem dezidiert männlichen Element geprägt. Beginnend vor 4000 Jahren mit dem Sieg über die matriarchalischen Kulturen in Griechenland und in der Levantine, sichtbar in der den Westen durch den jüdisch - christlichen Einfluß seither beherrschenden patriarchalischen Religion, in der rationalen Philosophie und in der objektivistischen Wissenschaft. Alles dient der Schaffung des unabhängigen individuellen Ichs als Idealbild des Menschen. Um dies zu erreichen, mußte der männliche Geist offenbar den weiblichen unterdrücken. Stets beruhte die Herausbildung des westlichen Geistes auf der Verdrängung des Weiblichen, der Verdrängung des undifferenzierten einheitlichen Bewußtseins, der participation mystique mit der Natur, der fortschreitenden Negation der Anima mundi, der Weltseele, der Gemeinschaft des Seins, des Allumfassenden, von Mysterium und Vieldeutigkeit, Phantasie, Gefühl., Instinkt, Körper, Natur und, vor allem - Frau:
Verdrängung von allem, was das Männliche projizierend als „das Andere“, das Neutrum identifizierte.
Wir werden zeigen, daß diese Verdrängung vorzugsweise aus der Angst des Mannes vor der Frau resultiert, woraus diese Angst gespeist wird und wozu sie führt.
Aber diese Trennung von Männlichem und Weiblichem weckt zwangsläufig die Sehnsucht nach dem Verlorenen. Und diese Sehnsucht nach dem Verlorenen erreicht ihren Höhepunkt genau in dem Moment, in dem das männlich - heroische Streben in Gestalt des spätmodernen, in seiner absoluten Isolation alle bewußte Intelligenz im Universum für sich beanspruchenden Geistes sein letztes Extrem erreicht hat: Der Mensch allein ist ein bewußtes intelligentes Wesen, der Kosmos hingegen blind und mechanistisch, Gott scheint tot. Der Mensch befindet sich in einer existentiellen Krise: Ein einsames, sterbliches und bewußtes Ich in einem völlig sinnlos und unzugänglichen Universum, das sich außerdem noch in einer psychischen und ökologischen Krise befindet. Diese Krise des modernen Menschen ist ganz wesentlich eine männliche Krise.
Wie Jung vorhergesagt hat, erlebt nun aber seit geraumer Zeit die zeitgenössische Psyche einen epochalen Wandel, eine Versöhnung der beiden großen Polaritäten, eine Vereinigung der Gegensätze, eine “heilige Hochzeit“ zwischen dem lange dominierenden, jetzt aber entfremdeten Männlichen und dem lange unterdrückten, jetzt aber aufstrebenden Weiblichen“ (Tarnas).
Wir sind sicher, daß es zu einem kulturgeschichtlichen Wandel der Biologie des Mannes kommen wird und genauso so wie die Pille die Frau aus der sexuellen Abhängigkeit des Mannes befreit hat, werden erektionsfördernde Mittel den Mann aus der Angst vor dem Versagen angesichts der Frau befreien.
Die „Geschichte“ des Mannes, Physiologisches zum Rollenverständnis
Die Geschichte des Mannes ist eine Geschichte der Versagensangst. Die sexuelle Erre-gung des Mannes mündet in der Erektion; diese ist ein äußerst labiles Geschehen; ihr Auftreten unterliegt kaum dem Willen, sondern hängt ab von der sexuellen Erregung. Diese ist ganz wesentlich das Ergebnis von komplexen Abläufen in unterschiedlichen Gehirnarealen, die zusammenspielen müssen. Hier hat das männliche Hormon Testosteron seine wesentliche Funktion. Sinnliche Eindrücke (Lust und Liebe) und körperliche Bereitschaft (Physiologie des Penis) müssen zusammenwirken, damit die Erketion zustande kommt und „aufrechterhalten“ (im wahrsten Sinne des Wortes) werden kann. Der Vorgang der Erektion ist ein wesentliches, wenn nicht das sinnstiftende Identifikationsmoment in der Biographie eines jeden Mannes. Das Erlebnis des Versagens hierbei ist das fundamentale Trauma in der Biographie des Mannes.
Ich bin der Meinung, daß für die westliche bestimmte Weltgeschichte die Menschheits,- d.h. Mannbegleitende Kulturgeschichte der Versagensangst des Mannes eine, wenn nicht die bedeutendste bisher nicht ausreichend gewürdigte Ursache von Gewalt, Vernichtung und Genozid ist.
Coolsaet sagt:
„Die Grundtendenz ist zweifellos die Angst vor der Frau („Der Mann an sich ist fundamental bange. Er fürchtet sich vor Frauen“, Bo Coolsaet: ZEIT 25,1998, 74).), vor ihr, die verführt und verschlingt“.
Weiter sagt Coolsaet:
„Die Frau wird unbewußt als von Natur aus dominant empfunden, sie muß also um jeden Preis, notfalls mit Gewalt und Unterdrückung, selbst beherrscht werden. Sexualität, sagt Augustinus, bedeutet die Vernunft zu verwerfen. Deshalb war die die Vorstellung einer idealen, unbefleckt - empfangenden, sozusagen sexlosen Mutter in der Person der Jung-frau Maria notwendig,“, um die Angst vor der Frau endgültig loszuwerden. Diese konnten dann auch die Kleriker angstlos verehren, die normale Sexualität wurde zur unwürdigen Ausnahme tabuisiert und der Moralkontrolle unterworfen, da war sie dann wieder die Angst vor der normalen Lust.
Aus der Versagensangst aber vor der sanfteren Sexualität der Frau, die keinerlei demonstrativen Charakter hat, aus dieser Versagensangst sind zwei verhängnisvolle Entwicklungen entstanden, die Tabuisierung der Frau und die Surrogatentwicklung.
Tabuisierung der Frau
Schon früh im Rahmen der Entwicklung von patriarchalischen Gesellschaften ist es durch die Besetzung der Frau mit Angst zu einer Tabuisierung der Frau gekommen. Nach der Tabuisierung war es dann das Recht des gestörten Mannes, das Tabu zu durchbrechen und zwar mit auch Gewalt, „ die Frau sei dem Manne untertan“, eine Lizenz zur Gewalt, Gewalt beherrscht immer wider die Sexualität von Männern bis in unsere heutigen Tage.
Sexualität als Tabubruch bis hin zur Unterdrückung der Frau über Jahrhunderte (Verbrin-gen ins Kloster), bis hin zur Vergewaltigung als Tabubruch, Erniedrigung (Beschneidung in Afrika und Arabien, heute ein Problem, das neben AIDS zur höchsten Sterblichkeit der Frau in Afrika durch Depression führt wie der neuste UNO- Bericht herausstellt), ferner Ausschluß aus der Gesellschaft (das Wahlrecht haben die Frauen in westlichen Gesell-schaften erst seit kurzer Zeit), am schlimmsten ist der Gewaltsex erwachsener Männer durch Vergewaltigung von Männer.
LP 16 Johannes Singhammer (CSU), Rechtsanwalt, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Deutschen Bundestag, zuständig für Gesundheit, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - geboren 1953 in München, Bayerischer Verdienstorden 2010, Bundesverdienstorden am Bande 2010 – www.singhammer.net – Singhammer ist verheiratet und hat sechs Kinder
http://www.focus.de/politik/deutschland/rente_aid_83834.html
Mehrere Politiker der Union haben sich besorgt darüber geäußert, dass in
Deutschland zu wenig Nachwuchs produziert wird. Die sinkende Zahl der
Kinder sei "auch ein Armutszeugnis für viele Männer", sagte der
CSU-Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer. Der sechsfache Vater erkärte
in einem Zeitungsbeitrag: "Kinder sind unsere Zukunft. Die Deutschen müssen
wieder mehr daran arbeiten. Singhammer sieht sonst die Gefahr, "dass
deutsche Männer im Ausland als Schlappschwänze verspottet" würden. Soweit
dürfe es nicht kommen.
http://de.org.politik.spd.narkive.com/rVZ8VKNU/mehr-mut-zum-sex
http://www.focus.de/politik/deutschland/rente_aid_83834.html
Berlin (ots) - Zu der Einbringung des Koalitionsantrages "Häusliche Gewalt gegen Frauen konse-quent weiter bekämpfen" erklären der frauenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johannes Singhammer MdB und die zuständige Berichterstatterin, Michaela Noll MdB:
Gewalt gehört für viele Frauen in Deutschland leider noch immer zum Alltag. Frauen sind Studien zufolge von häuslicher Gewalt mehr bedroht als durch andere Gewaltdelikte wie Körperverletzung mit Waffen, Wohnungseinbruch oder Raub. Zu den Risikofaktoren gehören neben Trennung oder Trennungsabsicht auch Gewalterfahrungen in der Kindheit und Jugend. Gewalt verletzt die Integri-tät, die Würde von Frauen und ihr Recht auf Selbstbestimmung in eklatanter Weise.
Dieser Gewalt vorzubeugen und von Gewalt betroffenen Frauen Schutz und Hilfe zu bieten sind Aufgaben, die der Staat wahrzunehmen hat. Mit unserem Antrag begleiten wir die Fortschreibung des Aktionsplanes der Bundesregierung zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen.
Wir fordern u. a. das Thema Gewalt gegen Migrantinnen verstärkt in den Blick zu nehmen und Da-ten in der Kriminalitätsstatistik über ihren Opferstatus zu erheben. Das Thema Gewalt muss auch in der Aus- und Fortbildung von Juristinnen und Juristen, Ärztinnen und Ärzten und bei der Polizei stärkere Berücksichtigung finden.
Wichtig ist aber auch, die Migrantengemeinschaften mit einzubeziehen, denn wir brauchen Multi-plikatorinnen und Multiplikatoren. Wer sich in Deutschland aufhält, muss sich an die Gesetze in Deutschland halten. Häusliche Gewalt gegen Frauen ist für Männer mit oder ohne deutschem Pass verboten und bedarf einer nachhaltigen öffentlichen Ächtung.
Die Bekämpfung von häuslicher Gewalt gegen Frauen setzt - das zeigt auch der Aktionsplan der Bundesregierung - eine Kooperation mit den Ländern und Kommunen voraus. Wir fordern daher alle Verantwortlichen auf, sich zu beteiligen und die Zusammenarbeit zu intensivieren.
Pressekontakt:
CDU/CSU - Bundestagsfraktion
Pressestelle
Telefon: (030) 227-52360
Fax: (030) 227-56660
Internet: http://www.cducsu.de
Email: fraktion@cducsu.de
LP 17 Armin Klein (CDU), hessischer Landespolitiker, geboren 1939 in Seeburg (Ostpreu-ßen), Abgeordneter im hessischen Landtag
Der hessische CDU-Abgeordnete Armin Klein forderte laut "Bild" von deutschen Männern "mehr Mut zum Sex mit Folgen". Im Hinblick auf die kritische Lage der Rentenversicherung fügte Klein hinzu: "Die Selbstverwirklichung, die bei vielen zum Leben ohne Kinder geführt hat, ist in die Hose gegangen." Klein ist Vater von zwei Kindern.
http://www.focus.de/politik/deutschland/rente_aid_83834.html
LP 18 Vladimir Spidla (CZ), Politiker der Tschechisch-Sozialdemokratischen Partei CSSD, geboren 1951 in Prag (CZ), von 2004 bis 2010 EU-Kommissar für Beschäftigung, soziale Angele-genheiten und Chancengleichheit
http://img.radio.cz/pictures/eu/cd/lidi/f/spidlax.jpg
In der Europäischen Union verdienen Frauen immer noch deutlich weniger als Männer. In Deutschland beträgt der Unterschied knapp ein Viertel des Gehalts
Grund sei eine versteckte Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt, sagte EU-Sozialkommissar Vladimir Spidla am Mittwoch in Brüssel. Dagegen wolle die EU nun mit Gesetzen vorgehen. Erste Vorschläge könnten 2008 auf den Tisch kommen, so der Sozialkommissar. Nach Zahlen von 2005 verdienten Frauen im EU-Schnitt 15 Prozent weniger als Männer. In Deutschland ginge die Schere sogar noch weiter auseinander: Frauen erhielten 23 Prozent weniger Gehalt als Männer. Nur auf Zypern, in Estland und der Slowakei standen sie im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen noch schlechter da.
Als Ursache nannte Spidla die geringe Vollzeit-Quote in Deutschland: Fast jede zweite Frau geht einer Teilzeitarbeit nach. Die Mitgliedstaaten müssten darüber hinaus aber Sorge tragen, dass Frauen durch die Geburt eines Kindes im Berufsleben nicht zurückgeworfen würden. „Es ist unbegreiflich, dass eine Frau, die bis zu acht Monate zu Hause bleibt, dies noch nach 30 Jahren spürt“, erklärte Spidla. Zu Beginn der Karriere liege der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern in der EU statistisch bei sieben Prozent, vor der Rente seien es dann 30.
Ungerechte Aufteilung der Hausarbeit
Auch die ungerechte Aufteilung der Hausarbeit bezeichnete der tschechische Kommissar als aus-schlaggebend. Deutsche Frauen arbeiten nach seinen Angaben zehn Stunden mehr im Haushalt als Männer. Spidla richtete deshalb einen Appell an die Männer: „Es ist nicht möglich, die Gehaltsunter-schiede zu beseitigen, wenn wir nicht mehr zu Hause tun.“ Ob weitere Gesetzesvorschriften nötig sind, will Spidla bis zum kommenden Jahr untersuchen. Er zeigte sich jedoch zurückhaltend. Die Diskriminierung von Frauen ist in der gesamten EU verboten.
http://www.focus.de/karriere/perspektiven/frauen/gehalt_aid_67007.html
Kommissar Spidla bricht ein Tabu - Bisher sind alle Kandidaten für die Top-Jobs Männer
BRÜSSEL (dpa) - Im Gerangel um die künftige EU-Führung wird der Ruf nach einer Frau in einer Spitzenposition lauter.
EU-Kommissar Vladimir Spidla forderte, mindestens einer der drei Top-Jobs von EU-Kommission, Europa-Parlament und Europäischem Rat sollte 2009 an eine Frau gehen. Spidla brach damit kurz vor dem Internationalen Frauentag am 8. März ein Brüsseler Tabu: Bisher hatte die Kommission jede Festlegung vermieden.
Sozialkommissar Spidla, der in Brüssel für Fragen der Gleichberechtigung zuständig ist, forderte nach Angaben seiner Sprecherin: «Auf jeden Fall sollte einer der neu zu besetzenden Posten im nächsten Jahr an eine Frau gehen.> Kommissionspräsident José Manuel Barroso wird allerdings der Wunsch nachgesagt, nach der Europawahl im Sommer 2009 für eine zweite Amtszeit anzutreten.
Für den neuen Posten eines Europäischen Ratspräsidenten, der wie ein EU-Außenbeauftragter im Reformvertrag vorgesehen ist, waren bisher nur Männer im Gespräch: unter anderen der britische Ex-Premier Tony Blair, Luxemburgs Regierungschef Jean-Claude Juncker und dessen irischer Amtskollege Bertie Ahern.
Frauentag abschaffen?
EU-Medienkommissarin Viviane Reding sprach sich zudem für eine Abschaffung des Internationalen Frauentags am 8. März aus. «Solange wir einen Frauentag feiern müssen, bedeutet das, dass wir keine Gleichberechtigung haben>, sagte sie. «Das Ziel ist die Gleichberechtigung, damit wir solche Tage nicht mehr brauchen.
http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=781999&kat=3&man=3
Frauen werden in Deutschland erheblich schlechter bezahlt als Männer. Der Durchschnittslohn weiblicher Arbeitnehmer hierzulande liegt nach Angaben der EU-Kommission 22 Prozent unter dem ihrer Kollegen. In Sachen Ungleichheit steht Deutschland damit im europäischen Vergleich schlecht da.
Berlin/Brüssel - Das Ergebnis ist deutlich: In Deutschland werden Frauen nach Angaben der EU-Kommission wesentlich schlechter bezahlt als Männer. "In Deutschland liegt der durchschnittliche Stundenlohn von Frauen um rund 22 Prozent unter dem der Männer. Damit gehört Deutschland zu den Staaten mit der größten Ungleichheit bei der Bezahlung von Männern und Frauen", sagte EU-Sozialkommissar Vladimir Spidla der Tageszeitung "Die Welt". Nur in Estland, Zypern und der Slowakei seien die Unterschiede noch größer oder ebenso groß, wird Spidla zitiert. Im Durchschnitt verdienten Frauen in der EU 15 Prozent weniger als Männer.
Spidla verwies darauf, dass das Lohngefälle umso niedriger ist, je geringer die Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt sei. Der EU-Kommissar verlangte eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und mehr Frauen in Führungspositionen. "Gleichzeitig fordere ich die Arbeitgeber auf, das Prinzip gleicher Lohn für gleiche Arbeit auch wirklich anzuwenden." Den Arbeitgebern falle bei der Bekämpfung von ungerechtfertigten Lohnunterschieden in der EU "eine Schlüsselrolle" zu. Es sei "wichtig, dass sie die einschlägigen Rechtsvorschriften auch einhalten". Dies sei nicht nur eine ethische Frage. Eine faire Bezahlung würde auch die Motivation der Mitarbeiter verbessern und damit zu Produktivitätssteigerungen führen.
Laut EU-Kommission ist die Beschäftigung von Frauen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Jede dritte Frau arbeite allerdings nur in Teilzeit (Männer: acht Prozent). Spidla sagte, Teilzeitarbeit könne natürlich aus persönlichen Vorlieben resultieren. "Der eigentliche Grund für Teilzeitarbeit vieler Frauen besteht jedoch darin, dass sie über weniger Zeit als Männer verfügen, weil sie sich um die Betreuung von Kindern oder Angehörigen kümmern müssen." Die Beschäftigungsquote von Frauen mit Kindern liege in der EU bei nur 62 Prozent (Männer: 91 Prozent). "Elternschaft senkt die Erwerbsquote von Frauen dauerhaft, die von Männern dagegen überhaupt nicht - das ist nicht länger akzeptabel", sagte der EU-Kommissar.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,558454,00.html
LP 19 Adolf Gallwitz, geboren 1951, deutscher Polizei-Psychologe und Psychotherapeut sowie Profiler an der Polizeihochschule in Villingen-Schwenningen
Gallwitz: Wir müssen hier ganz deutlich unterscheiden zwischen Frauen und
Männern. Wenn Frauen ihre Kinder umbringen, hat es meistens ganz andere
Motive als bei Männern. Bei Frauen haben wir ein Phänomen, das in
Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen auftritt, meist auch mit
Depressionen. Da möchte man die Kinder nicht zurücklassen, da möchte man
ihnen das Leben hier auf der Erde ersparen, nachdem man es auch für sich
selbst beendet hat. Bei Männern hat es meistens etwas damit zu tun, das man
mit Rache erklären könnte: die Frau bestrafen, die Zurückgebliebenen
bestrafen, ich nehme dir das weg, was dir am wichtigsten ist. Also von den
Motiven her ist es unterschiedlich.
http://de.narkive.com/2007/6/3/1484000-frauen-morden-moralischer.html
LP 20 Sven Lehmann, Grüne, geboren 1979 in Troisdorf (NRW), Studium der Politikwissen-schaften, Romanistik und Pädagogik in Köln und Frankreich, Vorsitzender der Grünen NRW, liiert mit Arndt Klocke (siehe LP 68) - http://sven-lehmann.eu
Eine Frau ist Bundeskanzlerin. Frauen machen die besseren Bildungsabschlüsse, können Bischöfin werden, mischen in Rap und Hip-Hop mit und sind im Fußball international erfolgreicher als ihre männlichen Kolle-gen. Gleiche Rechte in Deutschland anno 2010? Ist Alice im Wunderland angekommen?
Mitnichten. Wir Männer sehen, dass unsere Gesellschaft noch immer von einem tief sitzenden Geist der ge-schlechtlichen Polarität durchflutet ist, der Frauen auf Weiblichkeit und Männer auf Männlichkeit reduziert. Damit muss endlich Schluss sein. Wir wollen nicht länger Machos sein müssen, wir wollen Menschen sein!
Man wird nicht als Mann geboren, man wird dazu gemacht.
Bedeutende Frauen wie Olympe de Gouges, Louise Otto-Peters, Simone de Beauvoir und die Frauenbewe-gungen im 20. Jahrhundert waren Pionierinnen für Gleichberechtigung und Feminismus. Einen Makel haben einige feministische Diskurse aber leider gerade in Deutschland bis heute: Männer spielen in ihm nur selten eine Rolle. Dabei ist wirkliche Gleichberechtigung, sind gleiche Rechte und gleiche Pflichten nur mit den Männern zu erreichen – nicht gegen sie. Frauen haben durch den Feminismus ihre Möglichkeiten erweitert, Männern steht dieser Schritt noch bevor.
Das Diktum des sozialen Geschlechtes, des Rollenzwangs und der festgelegten Verhaltensmuster gilt näm-lich ebenso für Männer. Weil diese davon aber materiell und sozial immer profitiert haben, wurde erst in jüngerer Zeit zum Thema, dass Geschlechterrollen auch für Männer ein Korsett sind, das ihnen mehr scha-det als nützt.
Nach dem Selbstmord von Nationaltorhüter Robert Enke ging eine Debatte über die Gesundheit von Män-nern, über Schwäche und Depressionen, über Versagensängste durch die Republik – endlich! Wir fragen uns jedoch: Sind die Männer, die öffentlich trauerten und weinten, aber nicht auch diejenigen, die eine Woche später in den Stadien und Fankneipen einen Fußballer als Schwuchtel beschimpfen würden, wenn er sich als homosexuell outet? Oder als Weichei, wenn er ein Jahr Babypause nimmt und seine Frau für den Lebensunterhalt sorgen lässt?
Wir brauchen ein neues Bewusstsein für eine neue Männlichkeit. Wir als männliche Feministen sagen: Män-ner, gebt Macht ab! – es lohnt sich.
Wir wollen Neue Werte – Neue Arbeit – Neue Perspektiven!
Die Krise ist männlich. Klimakrise, Finanz- und Wirtschaftskrise, Hunger- und Gerechtigkeitskrise, all dies sind direkte Folgen einer vor allem „männlichen“ Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsweise, die unseren Pla-neten an den Rand des Ruins getrieben hat. Entfesselter Wachstum und ungehemmter Profit müssen ein Ende haben. Wir wollen anders leben!
Wir wollen entlang von Werten leben und arbeiten, die auf Wertschöpfung, Gemeinwohlorientierung, indi-vidueller Freiheit, Nachhaltigkeit und Entschleunigung basieren. Dazu müssen politische Weichen gestellt werden. Neue Zeitmodelle in den Unternehmen müssen es Männern ermöglichen, ihre Wochen- und Le-bensarbeitszeit zu reduzieren, Teilzeitphasen oder Sabbatjahrmodelle zu verwirklichen. Entschleunigung ist auch hier Schlüssel: Viel zu selten werden Männern im Erwerbsarbeitsleben „nicht-klassische“ Erwerbsbio-grafien ermöglicht. Das Bild vom männlichen Hauptverdiener schwebt auch hier noch in den Köpfen vieler Personalverantwortlicher.
Es ist weder schlau noch gut, Menschen lediglich eindimensional in wirtschaftliche Wachstumsprozesse ein-zubinden. Familienleben und soziales wie gesellschaftliches Engagement sind gerade für Männer eine Mög-lichkeit, an einem qualitativen Wachstum mitzuwirken. Vernetztes Denken, ganzheitliche Bildung und Krea-tivität können sich nur vollends entfalten, wenn Menschen alle Lebensbereiche gemeinsam gestalten. Das Ende der Rollenaufteilung ist auch wirtschaftlich notwendig, denn ein Ende der Ungleichbehandlung führt für alle Beteiligten zu einer größeren Zufriedenheit.
Wir brauchen Neue Wege für Jungs!
Die Wiege der Gleichberechtigung ist wie so oft die Bildung und Erziehung. Hier fallen die Würfel. Viel ist in den letzten Jahren von der Bildungsmisere der Jungen geschrieben und gesprochen worden und vieles ist richtig. Jungen fallen viel häufiger als „Verlierer“ aus dem Bildungssystem: Sie brechen die Schule öfter ab, erreichen schlechtere Leistungen und Abschlüsse, sind häufiger schulmüde als Mädchen. Deshalb braucht es eine emanzipatorische Erziehung und eine individuelle Förderung, die die Stärken von Jungen und Mädchen gleichermaßen wertschätzt und fördert.
Zwischen emanzipierten Müttern und frauenverachtenden Hip-Hoppern bekommen Jungen heute ein breites Repertoire zur Orientierung geboten. Was oft fehlt, sind die positiven Rollenbilder einer anderen, neuen Männlichkeit. Längst wissen wir, dass mit zunehmender Gleichberechtigung das Patriarchat umso härter zu-rückschlägt: mit Gewalt, medialem Sexismus oder Schein-Bastionen der Männlichkeit in Sport und Musik. Wir wollen role models aus Sport, Medien, Politik und Kultur, die nicht den Macker spielen müssen, weil sie eben selber stark genug sind, auch schwach sein zu dürfen.
Wir wollen mehr geschlechtersensible Männer in „klassischen“ Frauenberufen: mehr Erzieher, mehr Grundschullehrer, mehr Sozialpädagogen. Und wir wollen, dass Jungen selbstbewusst ihren Interessen nachgehen können und nicht in tradierte Schemata gedrängt werden. Deswegen fordern wir neue Wege für Jungs durch die Etablierung von „Boy’s Days“ und ein geschlechtersensibles Bildungs- und Berufsberatungsangebot. Denn das Interesse am Maschinenbau ist nicht angeboren.
Wir fordern: Neue Väter statt „Vater morgana“!
Seit der Einführung der Partnermonate im Elterngeld durch Ursula von der Leyen bejubeln viele Medien die „neuen Väter“ und den Run auf die beiden Monate zwischen Wickeltisch und Sandkasten. Und, in der Tat: Die beiden Partnermonate waren ein Erfolg, ein Einstieg in die Übernahme von Verantwortung von Vätern in Haushalt und Erziehung. Aber werden Männer damit wirklich zu „neuen Vätern“? Oder handelt es sich nicht in Wirklichkeit um eine „Vater morgana“, die Vätern lediglich eine verlängerte Auszeit vom Job er-möglicht, und zwar in der Regel dann, wenn die ersten zwölf Monate nach der Geburt glücklich überstan-den sind?
Wir wollen auch hier Gleichberechtigung: Die Aufteilung der Elternzeit muss paritätisch sein. Dies würde nicht nur Männern mehr Verantwortung abverlangen, sondern auch die Unternehmen und Arbeitgeber zum Umdenken zwingen. Zwei Monate ist ein Arbeitnehmer für den Arbeitgeber zu entbehren, sechs Monate o-der länger jedoch verlangen neue Zeit- und Jobmodelle, die wir dringend brauchen – hin auf dem Weg zu echter Gleichberechtigung.
Männer leiden unter ähnlichen Vereinbarkeitsproblemen wie Frauen: Gerade junge Männer haben mittler-weile den Anspruch, Kind(er), Karriere, Engagement und Freizeit miteinander vereinbaren zu können, an-statt sich für das eine oder gegen das andere entscheiden zu müssen. Sie wollen nicht länger daran schei-tern, Berufs- und Privatleben in eine gute Balance zu bringen, sondern moderne Partnerschaftskonzepte durchgängig leben und die Rolle des “neuen Vaters” tatsächlich einnehmen. Als moderne Väter wollen sie ihren Kindern beim Aufwachsen helfen, selbstbestimmt die Erziehungsarbeit teilen – statt Zuschauer zu bleiben. Auch deshalb muss Teilzeit für Chefs sowie Männer in Kitas und Grundschulen zur Selbstverständ-lichkeit werden.
Wir stehen für ein Neues Gesundheitsbewusstsein!
Männer sterben noch heute im Schnitt sechs Jahre früher als Frauen – Schlaganfälle und Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Zeichen chronischer Überlastungen sind die häufigsten Todesursachen. Jahrhundertelang gehörte es nicht um Selbstbild eines Mannes, sich um seine Gesundheit zu kümmern. Dumme Sprüche wie “Ein Indianer kennt keinen Schmerz” führen dazu, dass viele Männer körperliche Warnsignale überhören oder bagatellisieren. Doch der Körper lügt nicht.
Männer sollen krank werden dürfen – ohne als Versager dazustehen. Umso wichtiger ist ein großer Aufbruch für die Männergesundheit. Wir brauchen mehr Konzentration auf die Prävention von Männerkrankheiten, in den Krankenkassen und in der Betrieblichen Gesundheitsförderung.
Die bestehende Rollenaufteilung der Geschlechter führt immer wieder zu schweren psychischen Belastun-gen. Sowohl Frauen als auch Männer leiden unter den enormen gesellschaftlichen Anforderungen, die ihnen auf Grund ihres Geschlechts abverlangt werden. Dies ist vor allem dort ein Problem, wo die eigene Entwicklung den Normvorstellungen wenig entspricht. Für Körper und Psyche des Menschen ist es daher dringend nötig, die Rollen endlich aufzubrechen.
Wir sind Grüne Feministen und haben gute Erfahrungen gemacht, Macht und Einfluss zu teilen. Wir sind mit Quoten und Doppelspitzen groß geworden. Wir kennen und schätzen gleiche Rechte und gleiche Pflich-ten sowie die Verantwortung, als Beispiel voranzugehen. Uns trägt die Vision einer Gesellschaft verschie-denster Individuen, die unter gleichen Bedingungen zusammenleben.
Wir sind keine Dinosaurier mehr. Wir wollen auch keine Alleinernährer sein. Wir wollen weniger Leistungs-druck, bessere gesundheitliche Prävention und mehr wertvolle Zeit. Wir wollen keine Helden der Arbeit sein, wir wollen leben. Wir wollen Macht, Verantwortung und Pflichten teilen und das Korsett alter Ge-schlechterrollen von uns reißen. Wir wollen neue Perspektiven für Männer im 21. Jahrhundert!
Sven Lehmann | Landesvorstand Bündnis 90/Die Grünen NRW
http://blog.gruene-nrw.de/2010/04/09/maennermanifest/
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 21-30
LP 21 Daniel Seger (LI), Präsident von FLAY,
Schwule und Lesben Liechtenstein und Rheintal
«Zwischen dem Frauenstimmrecht
und dem Partnerschaftsgesetz gibt es
einige Parallelen. Es benötigte mehrere Anläufe,
bis das Gesetz in Kraft trat.
Liechtenstein war das letzte deutschsprachige
Land, welches 1984 (nach
zwei ablehnenden Volksabstimmungen)
das Frauenstimmrecht einführte.
Seither hat sich viel getan. Mittlerweile
sind Frauen im Berufsalltag (Regierung,
Landtag, Führungspositionen)
vertreten und werden nicht mehr
«nur> als Hausfrau und Mutter gesehen.
Mittlerweile gibt es – wenn auch
wenige – Männer, die zu Hause bleiben
und sich um die Kinder und den
Haushalt kümmern. Ob eine gänzliche
Gleichstellung bereits vorliegt,
wage ich zu bezweifeln. Denn noch
immer werden Frauen, wenn nicht direkt,
dann doch indirekt benachteiligt
(Anstellung, Lohn, etc.).
http://www.maennerfragen.li/fileadmin/user_upload/pdf/Vaterland_20110308__Die_Zukunft_ist_weiblich_.pdf
LP 22 Alberto Alesina (ITA), geboren 1957 in Italien, Wirtschaftswissenschaftler, lebt in den USA - aalesina@harvard.edu
Eine Formel für die Gleichberechtigung
Wie könnten mehr Frauen Karriere machen? Zwei Wissenschaftler behaupten, ein Rezept gefunden zu haben: Steuersenkungen - aber nur für Frauen
Wenn man heute, nach knapp vierzig Jahren Feminismus, den vom Familienministerium herausge-gebenen Gender-Report durchliest, ist das eine desillusionierende Lektüre: Noch immer, heißt es in dem 800 Seiten starken Werk, finden sich kaum Frauen in den Führungspositionen der Wirtschaft; noch immer verdienen sie rund zwanzig Prozent weniger als Männer, obwohl der Grundsatz „Glei-cher Lohn für gleiche Arbeit“ rechtlich verankert ist. Ihre Erwerbsquote, heißt es, liege heute zwar bei 66 Prozent. Aber der Eindruck, dies sei viel, relativiere sich, wenn man bedenke, dass viele Frauen Teilzeit oder in 400-Euro-Jobs arbeiten. Es scheint, als hätten alle Mühen, Frauen zu fördern, nicht viel gebracht.
Während Deutschland im vergangenen Herbst noch über Eva Hermans Vorschlag diskutierte, dass die Frauen zurück an den Herd sollen, trafen sich auf einer Party in Boston zwei alte Studienfreunde wieder, beide Italiener, beide mittlerweile angesehene Wirtschaftswissenschaftler. Sie glauben, an jenem Abend eine Idee gefunden zu haben, mit der sich das Versprechen auf Gleichberechtigung radikal einlösen ließe. Beim Wein berichtete Andrea Ichino, der in Bologna lehrt, von einer Studie, mit der er belegen könne, dass Frauen auf der Arbeit öfter fehlen. Ichino erklärte, dass es viele Gründe dafür gebe, Krankheiten der Kinder oder Elternsprechtage, es seien Wettbewerbsnachteile, sagte er, die man dringend kompensieren müsse, und Alberto Alesina, der in Harvard lehrt, brachte eine Idee ins Spiel, die schon seit Längerem in der wissenschaftlichen Welt kursiert.
Wenn man die Situation der Frauen verbessern wolle, sagte Alesina, müsse man ihre Lohnsteuer senken. Dies habe einen doppelten Effekt. Zum einen hätten die Frauen einen größeren Anreiz, sich um eine Stelle zu bewerben, weil ihre Nettolöhne stiegen. Außerdem würde es für Unternehmen reizvoller, Frauen anzustellen, weil ihre Bruttolöhne etwas sinken könnten. Der Wettbewerbsnach-teil, den die Frauen bislang auf dem Arbeitsmarkt hätten, sagte Alesina, wäre dadurch kompensiert. Sie kosteten weniger, und sie verdienten mehr; und damit der Staat keine Verluste mache, müsste im Gegenzug die Lohnsteuer der Männer ein kleines bisschen steigen.
Ichino und Alesina waren angefixt von der Idee, das Ziel der Gleichheit über den Weg der Un-gleichheit zu erreichen. Sie schickten E-Mails hin und her, sie rechneten und fanden heraus, dass sich die Lohnsteuer für Frauen in Italien um mehr als dreißig Prozent senken ließe, wenn man die der Männer um ein Prozent erhöhte. In Norwegen, wo mehr Frauen arbeiten, könnte sie um zehn Prozent sinken, Deutschland würde irgendwo dazwischen liegen. Die beiden Professoren zeigten die Ergebnisse ihren Studenten, und als sie sicher waren, dass es funktionieren würde, schrieben sie einen Aufsatz und publizierten ihn zu Hause in der Wirtschaftszeitung Il sole 24 ore. Das war im März. Und seitdem diskutiert die Welt ihre Idee.
An einem sonnigen Frühsommertag sitzen die beiden Wissenschaftler in einem schmucklosen Raum des Mailänder Innocenzo Gasparini Institute for Economic Research. Sie sind wegen einer Konferenz in der Stadt, und jetzt klappen sie ihre Laptops auf und klicken all die Hassmails an, die sie in den letzten Wochen erhalten haben. Sie scrollen sich durch endlose Tiraden, durch wüste Be-schimpfungen. „Hier“, sagt Alesina feixend, „die gefällt mir gut.“ Er öffnet einen Brief, in dem ein Amerikaner schreibt, wie lächerlich er ihren Vorschlag finde, wie frauenfeindlich, und wenig später zeigt Ichino schmunzelnd einen zweiten, in dem ein Mann namens Vincenzo Visco genau der ge-genteiligen Meinung ist. Visco ist der stellvertretende Wirtschaftsminister Italiens, und er schreibt, dass sie mit ihrem Vorschlag die gesamte Männerwelt verärgern würden.
Alesina ist jetzt 50, Ichino zwei Jahre jünger. Sie wirken stolz wie Kinder, denen ein Streich gelun-gen ist. Am Morgen haben sie sich getroffen, um dem stellvertretenden Wirtschaftsminister einen Antwortbrief zu schreiben. Sie wollen ihm erklären, dass sein eigenes Gesetz, das frauenfreundliche Unternehmen mit Regierungsgeldern ausstattet, der falsche Weg ist. Es koste nur, sagt Alesina, es sei nicht effizient.
Warum? „Wenn Sie Unternehmen dazu kriegen wollen, etwas Bestimmtes zu tun, erreichen Sie das kaum mit Subventionen, sondern indem Sie das Unerwünschte teurer machen. Wenn Sie nicht wol-len, dass leere Flugzeuge die Atmosphäre verpesten, erheben Sie eine Steuer auf Kerosin. Wenn Sie wollen, dass mehr Frauen arbeiten, dann zwingen Sie die Unternehmen, Männern ein höheres Gehalt zu zahlen.“
Was sagt denn Ihre Frau zu der Idee? Ichino schweigt. Dann lächelt er und sagt: „Neulich hat sie mich besorgt gefragt, ob sie dann mehr arbeiten müsse. Sie ist Forscherin wie ich, und wenn die Lohnsteuer tatsächlich so weit sinken würde, dann wäre sie die Hauptverdienerin bei uns. Dann müssten wir uns unterhalten, ob ich mehr Zeit mit unseren vier Kindern verbringen würde. Aber das ist ein Effekt, den wir mit unserer Idee beabsichtigten – nicht nur in Italien, wo sich die Frauen im-mer noch sehr oft nur um die Kinder und die Pasta kümmern.“Ist Ihre Idee auch etwas für Deutsch-land? „Ich wüsste nicht“, sagt Ichino, „was dagegen sprechen sollte.“
In der Kantine des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin-Dahlem sitzt Katharina Wrohlich. Vor ihr liegen das Papier der beiden Professoren und ihre eigene Dissertation, die den Titel trägt: Eine empirische Beurteilung familienpolitischer Reformen in Deutschland. Sie tippt auf die Autorenzeile des Artikels aus Italien und sagt: „Die beiden sind Koryphäen. Unumstritten in ihrem Fach. Mich hingegen kennt ja niemand.“ Katharina Wrohlich hat gerade ihre Doktorarbeit abgegeben, sie verdient BAT IIa, das Gleiche wie ihre männlichen Kollegen. Im Sommer wird sie 30. Es gibt in der deutschen Wissenschaft wohl kaum jemanden, der sich mit der Frage, wie man durch Steuerpolitik mehr Frauen in Arbeit bekommt, so gut auskennt wie sie. Den Artikel der bei-den Professoren aus Italien hat sie gelesen, damals in der Financial Times. Sie mochte die Idee gleich. Sie sagt: „Ihr Reiz liegt in der Radikalität.“
Dann zeichnet sie Kurven auf Schmierpapier und erklärt, weshalb die Idee ihrer Meinung nach so gut ist. Sie entspräche, sagt sie, einem alten Grundsatz der Finanzwissenschaft, im Jahr 1927 von einem Briten namens Frank P. Ramsey aufgestellt: Besteuere flexible Menschen oder Güter geringer als unflexible! Flexibel bedeutet hier, dass sie sich stark von der Steuer beeinflussen lassen. Männer sind wenig flexibel: Sie arbeiten Vollzeit, ziemlich unabhängig davon, wie hoch ihre Arbeit besteuert wird. Frauen hingegen sind flexibel: Sie machen ihre Berufstätigkeit oft davon abhängig, ob von dem, was sie erarbeiten, netto genügend übrig bleibt (weil sie zum Beispiel den eigenen Verdienst gegen die Kosten der Kinderbetreuung abwägen). Wenn der Staat diese flexiblen Men-schen niedriger besteuert als die wenig flexiblen, dann bringt er weniger Menschen davon ab, das zu tun, was sie auch ohne Steuern täten. So wird der gesamtwirtschaftliche Nutzen vergrößert. Ka-tharina Wrohlich legt ihren Stift beiseite: „Unter dem Gesichtspunkt der Effizienz ist die Idee abso-lut richtig.“ Sie überlegt eine Weile, das Lächeln verschwindet aus ihrem Gesicht, und dann sagt sie: „Ob sich das Ganze politisch durchsetzen lässt? Das glaube ich nicht.“
Wenn man im politischen Berlin nachfragt, was von der Idee zu halten ist, dann stößt man auf Skepsis. Ein Sprecher des Finanzministers schreibt auf die Bitte um einen Interviewtermin: „Eine Gestaltung wie dargestellt wird nicht erwogen, daher macht es für uns auch keinen Sinn, hier näher einzusteigen.“ Die Politikerinnen Hildegard Müller (CDU), Christine Scheel (Grüne), Barbara Höll (PDS) und Silvana Koch-Mehrin (FDP) geben der Idee keine Chance. Fast alle Gespräche nehmen einen ähnlichen Verlauf: Erst bekunden die Frauen Sympathie für den Vorschlag der Italiener, spre-chen von dessen Witz oder Charme – dann aber sagen sie sehr bestimmt, dass er leider untragbar sei. Dabei hatten die Professoren ihren Artikel doch mit der Hoffnung begonnen, die Idee werde Verfechtern des freien Marktes ebenso gut gefallen wie denen eines eingreifenden Staates. In Deutschland ist das Gegenteil der Fall.
Paul Kirchhof, längst wieder hauptberuflich Professor für Steuerrecht in Heidelberg, stört der büro-kratische Aufwand, den die Idee mit sich bringen würde: „Das Steuerrecht ist gegenwärtig wegen einer Vielzahl von Vergünstigungen und Ausnahmen unübersichtlich geworden, kann deshalb in seinen Rechtsprinzipien nicht mehr verstanden werden. Aus diesem Grund sollte der Gesetzgeber von jeder weiteren Steuervergünstigung absehen.“ Ähnlich argumentiert Hildegard Müller. Sie be-fürchtet zudem, dass die Ungleichheit festgeschrieben würde, wenn man sich auf niedrigere Steuern für Frauen einließe, statt an ihren Ursachen zu arbeiten. Silvana Koch-Mehrin sagt: „Wir müssen stattdessen Anreize schaffen, dass sich die Männer endlich ändern.“
Die Gefahr sei, sagt die Unternehmensberaterin Gertrud Höhler, dass die Frauensteuer eine „positi-ve Diskriminierung“ erzeuge. Den Staat als Hilfe zu haben, schwäche das Selbstbewusstsein der Frauen, statt es zu stärken. Außerdem, ergänzt die Schriftstellerin Thea Dorn: Wer garantiert, dass der Arbeitgeber den Lohn nicht in gleichem Maße herabsetzt, wie die Steuer sinkt? Sodass den Frauen kein Vorteil bleibt, sondern ausschließlich der Wirtschaft. Christine Scheel, die Finanzex-pertin der Grünen, glaubt: „Wenn Frauen weniger brutto verdienen, bekommen sie später weniger Rente.“
Und schließlich hört man immer wieder jenes Argument, das Hildegard Müller das entscheidende nennt: Die Idee sei nicht vereinbar mit Artikel 3 des Grundgesetzes, dem Gleichheitsgrundsatz, und auch nicht mit dem Diskriminierungsverbot der EU. Jeder Mann könnte gegen ein solches Steuer-gesetz klagen – und hätte vermutlich Erfolg.
Vielleicht muss man ein bisschen außen stehen, so wie Gertrud Höhler, um der Idee etwas abzuge-winnen. „Was mir an ihr gefällt“, sagt Gertrud Höhler, „ist der Gedanke, dass Frauen einen Bonus dafür kriegen, dass sie die Kinder auf die Welt bringen und sich viel öfter um sie kümmern.“
Es ist nicht leicht zu sagen, woher die Bedenken der Politik kommen. Ob es am Inhalt des Vor-schlags liegt oder daran, dass es nach der vollzogenen Hartz- und der verhinderten Kirchhof-Reform einen Überdruss an radikalen Ideen gibt. Vielleicht liegt es auch daran, dass sich niemand traut, eine Idee zu unterstützen, die noch nicht durch hundert Gremien gewandert ist. Es scheint, sagen Alesina und Ichino, als sei es wie immer: Mit einem neuen, ungewohnten Vorschlag stifte man erst mal Verwirrung, die Menschen fühlten sich überfordert und persönlich angegriffen, ganz gleich, zu welchem Lager sie gehören.
Wenn man sie auf die Gefahr von Dumpinglöhnen anspricht, dann wiegeln sie ab. „Mag sein“, sagt Ichino, „dass die Unternehmen nach unserer Reform erst mal die Löhne drücken werden, aber sie haben diese Chance nur für einen Augenblick. Ich gehe davon aus, dass andere Unternehmen in dieser Situation gute Geschäfte wittern. Sie drängen in den Markt. Deshalb würden mit der Nach-frage nach Arbeitskräften auf lange Sicht auch die Löhne wieder steigen.“ In Deutschland fürchtet man, dass es vor allem in den Steuerämtern neue Arbeitsplätze geben würde. „Aber es ist ein denk-bar einfaches System. Abgesehen davon bin ich mir nicht sicher, ob es überhaupt möglich ist, ein Steuersystem wie das deutsche oder italienische noch schwieriger zu machen.“
Wie soll das gehen, Diskriminierung abzuschaffen, wenn man sie gleichzeitig in einem Steuergesetz zementiert? „Sehen Sie es doch mal so: Die Gleichheit mag in den Gesetzestexten existieren, aber jenseits dieser Bücher existiert sie nicht. Um Frauen zu helfen, denkt der Staat sich Dinge aus, führt Quoten ein, schafft Kindertagesstätten, fördert Firmen, wenn sie Frauen einstellen. Aber was macht das für einen Unterschied? Ist ein Staat, der diese Dinge tut, weniger diskriminierend? Behandelt er etwa die Frauen gleich? Für mich sieht es so aus, als würde auch der Staat versuchen, Ungleichhei-ten auszubalancieren, indem er neue Ungleichheiten schafft. Anders ausgedrückt: Es ist dasselbe Ziel, das wir verfolgen, aber wir glauben, es über einen anderen Weg zu finden, und dieser Weg scheint mir verfassungsrechtlich so vertretbar wie die anderen Wege auch.“ Hatten Sie an Ihrem Vorschlag niemals Zweifel? „Anfangs ja. Es waren Zweifel, wie man sie immer hat als Wissen-schaftler. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir.“
In Berlin-Dahlem entdeckt die junge Wissenschaftlerin Katharina Wrohlich am Ende des Gesprächs bei aller Zustimmung zur Theorie noch ein praktisches Problem: Was kommt nach der Steuer für die Frau, wenn man feststellt, dass bestimmte Gruppen weniger oft Karriere machen? Die Steuer für Muslime? Für Behinderte? Für Dicke? „Vielleicht“, sagt sie, „muss man gar nicht so weit gehen wie die beiden Professoren. Vielleicht genügt in Deutschland schon ein erster Schritt: Wir schaffen das Ehegattensplitting ab.“
Sie betont das Wort Ehegattensplitting verächtlich, was ihr in ihrem leichten Wiener Akzent beson-ders gut gelingt. Das Ehegattensplitting, dieses deutsche Unikum: Es besagt, dass Ehepartner je-weils den Steuersatz bezahlen, der für das zwischen beiden gemittelte Einkommen fällig würde. Die Folge: Meistens zahlen Frauen – weil sie weniger verdienen – mehr Steuern, als sie müssten, wären sie nicht verheiratet. Der Mann spart hingegen Steuern. Vor allem aber spart das Paar, und zwar je mehr, desto größer der Einkommensunterschied zwischen beiden ist. Das Splitting führt dazu, dass sich die Rollen häufig wie gehabt verteilen.
Katharina Wrohlich hat in ihrer Doktorarbeit herausgefunden, dass in Deutschland rund 400000 verheiratete Frauen mehr arbeiten würden, wenn sie allein besteuert würden statt im Ehegattensplit-ting. Die Frauenerwerbsquote stiege um knapp fünf Prozentpunkte. Auf die Idee, das auszurechnen, kam sie durch den Vorschlag der Grünen, die, als sie 2002 mit der SPD über die Koalition verhan-delten, das Ende des Splittings forderten.
Fünf Jahre nach diesen Verhandlungen sitzt Christine Scheel, die Steuerexpertin der Grünen, in einem Berliner Café. Noch immer scheint sie enttäuscht darüber, dass sie sich damals nicht durch-gesetzt hat. „Damals war jeder in der SPD, der verheiratet war, aus einem Reflex heraus gegen un-seren Vorschlag. So als garantiere das Splitting den Schutz der Ehe. Dabei hält es vor allem die Frauen davon ab zu arbeiten.“ Den Vorschlag aus Italien findet sie schlecht. Aber vielleicht, sinniert sie, ist es gut, wenn darüber diskutiert wird: weil so eine andere Idee, die vormals unterlag, wieder zur Sprache kommt.
Vielleicht haben manche revolutionäre Ideen ihren Sinn einfach nur darin, dass Ideen, die noch vor ein paar Jahren zu revolutionär erschienen, langsam ihren Schrecken verlieren.
http://www.zeit.de/2007/23/Gleichberechtigung/seite-4
Women have a more elastic labour supply than men. By the Ramsey principle of optimal taxation (that taxes should be lightest on goods that are more price-elastic) familiar to any first-year graduate student of public finance, women’s labour income should be taxed less.
(Illutration: Jayachandran/Mint)
But the issue is far from settled. In particular, the critical question is why women have a more elastic labour supply, how would that change with gender-based taxation and what would be its effect on the organization of the family.
In modern Western societies (and elsewhere), differences in labour supply behaviour of men and women are not rooted only in the functioning of markets and firms but originate within the family. For historical and cultural reasons, the relative bargaining power of spouses is still such that men can get away with a lower share of unpleasant home duties. Hence, they can participate more in the market, exercise more effort and earn more than their spouses. The avoidance of family chores allows men to engage in careers that offer “upside potential” in terms of wages and promotions. For women, it is the opposite: The division of duties at home forces them to work more for the wage, even if low, than for their intrinsic interest in the specific job. As a result, men are less sensitive to changes in their compensation since they derive more intrinsic expected pleasure from careers and market activity relative to women. Even when a job is just a job and not a career, a man may find it socially unacceptable to stay home as a “househusband” and continue to work even if his salary is lowered, unlike a women who may choose to abandon the labour force if salaries are not high enough to compensate for, say, the cost of household help, childcare and care for the elderly. This family-induced gender difference in access to labour market opportunities is the reason behind the difference in labour supply participation rates and elasticities of men and women.
If society values labour market participation and welfare of women as much as that of men, then the current arrangement can change only if the allocation of home duties becomes more balanced.
Gender-based taxation induces a more balanced allocation of home duties because it increases the implicit bar-gaining power of women within the marriage by improving their outside option. Despite the change in bargain-ing power, if family members share enough of their market earnings, gender-based taxation could even be welfare-improving for both spouses. And in the long run it will induce a more balanced participation of men and women in the market, both in term, of levels and elasticities. Currently, women and men work exactly the same amount, but women more at home and men more in the market in all countries for which data are available.
Several issues remain open. Women could have a comparative advantage in home duties, but with the excep-tion of childcare when children are young, it is unclear in what sense women should be better than men at washing dishes except for ingrained cultural values. We are not psychologists, but we postulate that absent fathers and overbearing mothers may not be the optimal arrangement for children! A second issue is whether to apply gender-based taxation only to married women or to singles as well. The first approach is more con-sistent with the theory, but it would affect incentives to marry and divorce in ways that may or may not be desirable. Third, one would need to study carefully the redistributive implication of gender-based taxation. However, we should remember that redistributive goals can be reached by different level of progressivity of tax schedules.
Gender-based taxation is not the only gender policy that can achieve a more balanced allocation of home du-ties. But it has been surprisingly neglected as one of the possible options on the table together with more “tra-ditional” (but not less “distortionary”) candidates like affirmative action, hiring and promotion quotas, imposition of equal pre- tax salaries by gender, publicly supported family services (such as facilities for children and the elderly), and parental leave policies. Note that gender-based taxation would really go to the root of the problem by inducing a more equitable allocation of household duties between husband and wife. Subsidized services to families would not induce any cultural change in that direction, but simply help women performing certain tasks, which would still remain a “woman’s job”, while men would still get away without involvement in home duties.
Gender-based taxation could easily be superior to these alternative policies: In addition to achieving social and gender-based goals, gender-based taxation reduces tax distortions! Moreover, it accords with the basic eco-nomic principle that, if some imperfection needs to be corrected, society should prefer to correct “prices” (such as the tax rate) in order to induce agents to internalize externalities, rather than interfere with “quantities” (such as affirmative action or quotas), which would prevent the possibility to equalize marginal costs and bene-fits. By the same token, for instance, in international trade a sort of “folk theorem” states that tariffs are supe-rior to import quotas as a trade policy. Taxing polluting activities is generally considered superior to controlling them with quantitative restriction. It is difficult to think of a case in which gender-based taxation should cause larger distortions than the alternative policies, even without considering the efficiency gains derived from the Ramsey principle, a benefit exclusive to our tax proposal. On these grounds, we argue that there are good rea-sons to seriously consider gender-based taxation.
Alberto Alesina and Loukas Karabarounis are at Harvard University. Andrea Ichino is with the University of Bo-logna. This article has been republished with permission from VoxEU.org. Comments are welcome at their-view@livemint.com
http://www.livemint.com/2008/01/10232012/The-Y-chromosome-tax-policy.html
LP 23 Andrea Ichino (ITA), geboren 1959 in Italien, Wirtschaftswissenschaftler – an-drea.ichino@unibo.it
Siehe LP 22
LP 24 Prof. Horst Hameister (Oberarzt Humangenetik Universität Ulm) – horst.hameister@medizin.uni-ulm.de
Frauen sind verantwortlich für die menschliche Intelligenz - so kann man die Ergebnisse der Arbeit von Horst Hameister zusammenfassen. Surfmed News erklärt die Hintergründe.
Die menschliche Intelligenz ist sehr komplex. Viele Faktoren, sowohl Gene als auch äußere Ein-flüsse sind an der Intelligenzentwicklung beteiligt.
Das X-Chromosom
Durch Rückschlüsse bei Intelligenzdefiziten können die Genetiker auf Fehlfunktionen der verant-wortlichen Gene schließen. Das, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, mehr Männer geistig behin-dert sind, ist seit über 100 Jahren gut belegt. Diese Erkenntnis legt die Vermutung nahe, dass sehr viele Intelligenzgene auf dem X-Chromosom (weibliches Geschlechtschromosom) liegen.
Horst Hameister ist geschäftsführender Oberarzt der Abteilung Humangenetik der Universität Ulm. Mit seiner Arbeitsgruppe ging er dieser Vermutung nach. Bei der Analyse genetischer Daten ver-glich er das X-Chromosom mit Nicht-Geschlechtschromosomen. Dabei entdeckte er auf dem X-Chromosom dreimal mehr Intelligenzgene.
Intelligenz und Evolution
Um zu erklären, was dieses Ergebnis bedeutet greift Hameister zur Evolution. Das auf dem X-Chromosom Gene liegen, die für die Entwicklung jeder einzelnen Tierart verantwortlich sind, ist seit langem bekannt. Die geistigen Fähigkeiten der Menschen gelten als ihr besonderes Merkmal, so Hameister. Seit Darwin ist bekannt, dass für die Entwicklung einer neuen Spezies neben vielen an-deren Faktoren insbesondere die Partnerwahl eine entscheidende Rolle spielt. Dabei wählt generell das Weibchen seine Partner aus. Das trifft, erklärt der Ulmer Genetiker, allen Vorurteilen zum Trotz auch für den Menschen zu.
Sex und Natur
Unter sexueller Selektion verstehen die Wissenschaftler die weibliche Auswahl der Männchen ent-sprechend ihrer besonderen Merkmale und Fähigkeiten. Diesem Umstand verdanken wir die unge-heure Vielfalt und Schönheit der Natur, beispielsweise der Pfauen Schweif oder der Gesang der Nachtigall. Ergänzend dazu steht die natürliche Selektion durch die Umwelt und spontane geneti-sche Veränderungen. "Unter dem Diktat allein der natürlichen Selektion wäre die Welt inzwischen wahrscheinlich nur noch von grauen, fetten Ratten bevölkert", vermutet Hameister.
Während es im Tierreich keinen direkten Zusammenhang zwischen natürlicher und sexueller Selek-tion gibt, nutzt der Mensch hier einen entscheidenden Vorteil. "Mit einer überragend ausgebildeten Intelligenz gelingt es nicht nur, für viele Frauen attraktiv zu sein und mit ihnen Nachkommen zu zeugen; dieselben Gene verleihen auch im Überlebens- respektive im täglichen Existenzkampf Er-folg," erläutert Hameister. Somit ergänzen sich beim Menschen beide evolutionären Kräfte, so der Forscher und beschleunigen die Intelligenzentwicklung.
Nicht ohne Frauen
Delikat findet der Wissenschaftler, dass diese Entwicklung ausschließlich von den speziellen Wün-schen und Erwartungen der Frauen abhängt. Auf dem Y-Chromosom (männliches Geschlechts-chromosom) konnten die Wissenschaftler bisher kein Gen ausmachen, das für die Entwicklung von Intelligenz relevant ist.
Verteilt sich die Intelligenz bei Frauen entsprechend der so genannten Gauß’schen Glocke (Nor-malverteilung), gibt es bei Männern sehr viel mehr Extremfälle. Daraus resultiert der größere Anteil von Männern im sehr niedrigen Intelligenzbereich und auf der anderen Seite der höhere Anteil von Männern im Bereich des hohen Intelligenzquotienten. Dieser Umstand erklärt sich dadurch, dass Männer neben ihrem Y-Chromosom noch ein X-Chromosom haben. Hat ein Mann auf seinem X eine einzige besonders günstige Anordnung von Intelligenzgenen befähigt ihn das zu außergewöhn-lichen Intelligenzleistungen – allerdings nur mit entsprechender Förderung durch die Eltern.
Männer tragen also ein höheres Risiko schwach begabt oder aber hoch intelligent zu sein, resümiert Hameister.
Manipulation
Die Angst vor Genmanipulationen hält er in diesem Zusammenhang allerdings für nicht begründet. Vielmehr vermutet er, dass Patienten, die durch einem definierten Gendefekt geistig retardiert sind, in Zukunft gentherapeutisch geholfen werden kann. Allerdings hält er es nach dem gegenwärtigen Erkenntnisstand für nicht vorstellbar durch Genmanipulation die allgemeine geistige Leistungsfä-higkeit eines werdenden Kindes zu beeinflussen.
http://www.medizinredaktion.com/intelligenz.htm
LP 25 Romano Prodi (ITA), geboren 1939, ehemaliger italienischer Ministerpräsident und ehem. Vorsitzender der EU-Kommission
„Ich habe eine Frauenquote von 30% vorgeschlagen und das muss man machen…wenn wir keine Quoten einführen, werden wir eine angemessene Vertretung nicht erreichen…ihre Er-fahrung und ihre Fähigkeiten können sie dann einbringen, die jener der Männer weit überle-gen sind und deren Fähigkeiten komplettieren…“
http://video.corriere.it/duello-berlusconi-prodi-prima-parte/a2335ce0-b3b7-11da-b58f-0003ba99c667
http://video.corriere.it/duello-berlusconi-prodi-seconda-parte/e738e84c-b3f2-11da-a267-0003ba99c667 (ab -22.00 min/countdown)
http://video.corriere.it/duello-berlusconi-prodi-terza-parte/fd94c1a6-b3f2-11da-a267-0003ba99c667
LP 26 Fritz Kuhn (Grüne), geboren 1955 in Bad Mergentheim (BW), von 2005 bis 2009 Vorsitzender der grünen Bundestagsfraktion
Sehr geehrter Herr Schmitz,
ich kann Ihre Wahrnehmung zunehmender systematischer
Männerdiskriminierung nicht nachvollziehen, Ihre Beispiele zumeist auch
nicht. Am ehesten gelingt mir dies noch bei der Wehrpflicht. Sie ist aus heutiger Sicht strukturell eine Benachteiligung junger Männer. Wir sind - nicht nur deshalb - für die Abschaffung der Wehrpflicht und Umwandlugn der Bundeswehr zu einer Freiwilligenberufsarmee. Dass wir dafür bislang noch nicht die nötige verfassungsändernde Zweidrittel-Merheit im Parlament erreicht haben, kann man uns ja wohl aber ernsthaft nicht vorwerfen. Wir streiten und werben weiter dafür, aber zaubern gehört nicht zu unserem Metier.
Anrechnung Kindererziehungszeiten: Bisher und noch immer sind es Frauen,
die für die Kinder auf Erwerbsarbeitszeit verzichten (müssen) und
dadurch Nachteile bei den Rentenansprüchen haben. Man kann sich Fälle
denken, wo die Frau über die Dauer des Erwerbslebens mehr
Rentenansprüche erwirbt und man sagen könnte, soll doch besser der Mann
die Zusatzpunkte für die Erziehungszeit für seinen Rentenanspruch
erhalten. Aber darauf können sich ja die beiden einvernehmlich einigen.
Und wenn nicht, will man für die wenigen Fälle, wo das zusammenkommt,
eine offene Gesetzesregelung mit der Folge, dass dies häufiger zu einem
Streit zwischen Eheleuten wird, der in Rosenkriegen und vor Gericht
endet? Ich denke, dass angesichts der heutigen Situation die bestehende
Regelung weiterhin die gerechteste Abwägung darstellt.
Quotenregelungen im öffentlichen Dienst: Noch in den 90ern waren, ich
glaube, nur 4-5 % der deutschen Professurstellen mit Frauen besetzt, der
Anteil von Frauen unter den Akademikern aber über 40%. Und dass Frauen
minderbemittelt für solche Jobs sein, kann niemand ernsthaft behaupten
wollen. Frauenfeindliche Auswahlstrukturen udn Männerbündeleien waren
der Grund. Hier über Instrumente der Frauenförderung dies aufzubrechen,
war und ist richtig. Nun sagen Sie, es gäbe Bereiche, wo es genau
umgekehrt sei. Gibt es an Grundschulen in Deutschland einen signifikant
niedrigen Anteil von Männern in den Schulleitungen? Mir ist das nicht
bekannt.
Gesundheitsuntersuchungen zur Krebsvorbeugung: Also werter Herr Schmitz,
solche kostenlosen Vorsorgeuntersuchungen werden bei bestimmten
Krebsarten gemacht, für die es jeweils unterschiedliche Risikofaktoren
und auch mit dem Alter zusammenhängende Wahrscheinlichkeiten gibt. Was
ist daran männerdiskriminierend, wenn Prostatakrebs bei Männern erst ab
45 vorsorgend kostenlos untersucht wird, weil es ab da
gesundheitsstatistisch angemessen ist und bei Brustkrebs aber das Risiko
der der Erkrankung bei Frauen schon früher besteht? Das sind keine
systematischen Männerdiskriminierungen sondern medizinisch angezeigte
Unterschiede. Entschuldigung, aber das anzuführen ist wirklich absurd.
Dennoch noch einen schönen Tag,
Fritz Kuhn, MdB
Bündnis 90/Die Grünen
http://www.abgeordnetenwatch.de/suche-223-0-33---aw------Fritz.html
LP 27 Christopher Peter (CDU), früher Journalist Hamburger Morgenpost, wissenschaftlicher Mitarbeiter im deutschen Bundestag
http://www.mopo.de/2007/20070331/hamburg/politik/cdu_im_wahlkampf.html
LP 28 Jürgen Krabbe Jahrgang 1958, Sozialarbeiter und Familientherapeut aus Lingen (Niedersachsen), www.gewaltpaedagogik.de - http://intervenieren.de/media/jkrabbe.jpg
http://intervenieren.de/pages/unser-team/j.-krabbe.php
…
In letzter Zeit wird viel über das archaischere Männerbild vieler Zuwanderer geredet. Gibt es da einen entscheidenden Unterschied?
Es gibt kulturelle Unterschiede. Aber ehrlich gesagt: Das grundlegende Männerbild "Du musst groß und stark sein, dich durchsetzen und zu Hause die Hosen anhaben", das ist überall sehr ähnlich. Die meisten Väter leben ihren Söhnen nicht vor, wie man Konflikte gut lösen kann. Im Gegenteil, sie geben Männermythen weiter, weil sie vor ihrem Sohn als Held dastehen wollen. Das tun die Deutschen nur in anderer Weise als die Anatolier.
Die Frauen wollen doch starke Männer, klagen die Männer dann.
Das ist eine Ausrede. Frauen wollen einen starken Partner. Sie verstehen unter stark aber einen Mann, der selbstbewusst und emotional präsent ist. Die Männer verstehen das schlicht falsch. Dabei sind all diese Emotionen in ihnen genauso abrufbar wie bei den Frauen.
Wirklich? Gerade ist die These von der genetischen Unterschiedlichkeit der Ge-schlechter groß in Mode.
Das ist doch sehr oberflächlich. Jungen spielen nicht mit Puppen, heißt es immer. Das ist eine geschlechterblinde Sichtweise. Alle Jungen haben eine Puppe, nämlich den Teddy. Der wird ab einem bestimmten Alter dann versteckt, wenn die Freunde zu Besuch kommen, und das sicher nicht aus genetischen Gründen. Jungen wird heute noch oft Sensibilität aberzogen. Wenn eine Mutter zu mir sagt: Der Junge weint so oft, der ist so sensibel, dann möchte ich sagen: Seien Sie doch froh! Viel zu viele Jungen werden zu hart gemacht.
Männer sind generell nicht so schnell bereit, eine psychologische Beratung anzu-nehmen, oder?
Richtig. Wir haben auch das große Schild "Männer gegen Männergewalt" an unserer Tür abgehängt. Das ist jetzt alles ganz unauffällig. Auch gegen Psychologen haben viele Männer große Vorurteile.
….
Männeraktivisten klagen, dass männliche Gewaltopfer gar nicht wahrgenommen werden. Sehen Sie das auch?
Bei den bekannten körperlichen Gewalttaten in Beziehungen sind 95 Prozent der Täter Männer. Da ist eine gewisse Konzentration auf diese Gruppe wohl verständlich.
Anonyme Befragungen im Dunkelfeld kommen zu dem Ergebnis, dass Frauen ähnlich oft gewalttätig werden wie Männer.
Wir fangen gerade erst an, öffentlich über Ohnmachts- und Opfererfahrungen von Männern zu reden. Dass die Frauen mit ihrer politischen Arbeit einen Vorsprung haben, kann man ihnen doch nicht übel nehmen. Wir bilden übrigens auch Frauen aus, die gewalttätige Frauen beraten.
….
http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=tz&dig=2007/11/30/a0092&src=GI&cHash=aba41f3a58
LP 29 Wolfgang Blau, geboren 1967 in Stuttgart, Publizist, Chefredakteur Zeit Online, www.wolfgangblau.de
Weibliche Führungskräfte bei ZEIT ONLI-NE
Von Wolfgang Blau 2. März 2012 um 11:34 Uhr
Rund 350 Journalistinnen haben gemeinsam einen bemerkenswerten Appell an Deutschlands Chefredakteure, Intendanten, Verleger und Herausgeber geschrieben: Sie fordern, dass bis zum Jahr 2017 mindestens 30 Prozent der redaktionellen Führungspositionen mit Frauen besetzt werden – und zwar auf allen Hierarchiestufen.
Als Chefredakteur von ZEIT ONLINE befürworte ich diese Initiative. Dennoch möchte ich nicht der Versuchung erliegen, auf die kritische Anfrage von 350 einflussreichen Journalistinnen nur mit einer Geste der Umarmung zu antworten.
Der Appell hinterließ in unserer Redaktion zwei offene Fragen: Was genau ist nach An-sicht der Unterzeichnerinnen eine Führungsposition? Und welche Art von Quote wird hier gefordert? Eine rechtlich verbindliche oder eine nur moralisch verpflichtende, jedoch nicht einklagbare Quote?
Der Anteil weiblicher Führungskräfte bei ZEIT ONLINE liegt schon heute bei 30 Prozent. Wenn auch noch Führungskräfte mitgezählt werden, die zwar erheblichen Einfluss auf die redaktionelle Arbeit von ZEIT ONLINE ausüben, jedoch keine eigenen Teams oder Ressorts führen, wie etwa unsere Textchefin oder unsere Chefin vom Dienst, liegt er noch leicht darüber.
Weibliche Führungskräfte mit Personalverantwortung sind unsere stellvertretende Chefredakteurin Domenika Ahlrichs, die Leiterin unserer Ressortgruppe Wissen-Studium-Digital, Dagny Lüdemann, und die Leiterin unserer Ressortgruppe Kultur-Reisen-Lebensart, Jessica Braun.
Uns ist dieser Frauenanteil zu niedrig. Er liegt auch deutlich unter dem Anteil unserer weiblichen Leserschaft von etwa 40 Prozent.
ZEIT ONLINE hat das Glück, regelmäßig neue und attraktiv dotierte Stellen schaffen zu können. Bei der Besetzung dieser neuen Stellen beobachten wir stets, wie schwierig es immer noch ist, Redakteure mit umfangreicher Online-Erfahrung zu rekrutieren, egal ob weiblich oder männlich. Es kam auch schon vor, dass wir eine wichtige Führungsposition viele Monate vakant gelassen haben, weil ich darauf bestand, sie mit einer Frau zu besetzen. Für eine rechtlich verbindliche, einklagbare Quote ist unsere Redaktion heute aber noch nicht groß genug.
Ich sage den Unterzeichnerinnen des Appells zu, unsere Bemühungen noch zu verstär-ken, damit wir unseren derzeitigen Anteil weiblicher Führungskräfte von 30 Prozent nicht nur halten, sondern weiter steigern. Dazu gehört, dass wir uns weiterhin nicht damit be-gnügen werden, nur auf Bewerberinnen zu warten, sondern dass wir selbst auf potenzielle Führungskräfte zugehen und noch mehr als bisher schon in die Entwicklung talentierter Redakteurinnen als zukünftige Führungskräfte investieren.
Mindestens bis zum Jahr 2017 werden wir einmal jährlich offen legen, wie sich der Frau-enanteil bei ZEIT ONLINE verändert hat.
Und wenn ich zum Schluss auch eine kleine Bitte an die Aktion „pro-quote“ äußern dürfte: Der erste Satz auf Ihrer Homepage lautet: „Wer bestimmt, was in der Zeitung steht? Was im Radio und im Fernsehen läuft?“
Wäre es möglich, in dieser Liste von Mediengattungen auch schon vor dem Jahr 2017 nicht nur Print, Radio und Fernsehen, sondern auch Online-Medien zu erwähnen? Online-Medien sind am besten geeignet, junge Frauen und Männer zu erreichen. Ich wäre Ihnen dankbar.
Ihr Wolfgang Blau
http://blog.zeit.de/zeitansage/2012/03/02/weibliche-fuhrungskrafte-bei-zeit-online_958
LP 30 Andreas Dingens, (CEO Adecco Gruppe Deutschland), geboren 1959 in Wiesbaden
Und dass eine strahlende Fassade nichts über die Realität in den Werkshallen und Büroetagen aussagt. Menschen sind nicht geduldig, aber realistisch. Sie haben das Gesetz gelesen, sie haben ihre Chancen eingeschätzt – und resig-niert. Meinen wir denn wirklich, dass es bislang nur so wenige Beschwerden und – soweit bekannt – eine überschaubare Anzahl von Klagen wegen Diskri-minierung gegeben hat, weil in den Betrieben alles in Ordnung ist? Ich glaube nein, sondern befürchte, dass wie bisher die innere der nach einer Beschwerde zu befürchtenden wirklichen Kündigung vorgezogen wird. Meinen wir denn wirklich, dass nach gründlicher Inspektion in allen Werkshallen und Werkstätten diskriminierende Fotos und Kalender entfernt wurden? Ich glaube nicht, wenn selbst in den von sensiblen Personalmanagern freigegebenen Anzeigen Altersbeschränkungen und Geschlechtsbezeichnungen immer noch an der Tagesordnung sind.
http://www.wgvdl.com/forum/mix_entry.php?id=26623
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 31-40
LP 31 Andreas Lebert, Chefredakteur BRIGITTE, Jahrgang 1955, Inhaber Lebert Medi-enproduktion GmbH, früher Redakteur Stern, SZ
Wir blättern weiter im Wochenmagazin DER SPIEGEL und haben nun eines der beliebten Interviews vor uns. Es spricht zu Claudia Voigt und Marianne Wellershoff: Andreas Lebert, 48, Chefredakteur des Frauenmagazins "Brigitte", 50.
Bis Ende der fünfziger Jahre konnte der Mann den Job seiner Frau kündigen - gegen ihren Willen. Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen, dabei ist es gar nicht so lange her.
Zeit ist eben sehr relativ, und ebenso relativ ist der Geschmack des Publikums, hatte man gedacht. Andreas Lebert aber weiß:
Obwohl in den vergangenen fünf Jahrzehnten viel geschehen ist, sind wir alle süchtig nach den Refrains des Lebens.
Der Chefredakteur des Frauenmagazins möchte damit den SPIEGEL-Interviewerinnen mitteilen, dass sich die Themenpalette seines Blattes nicht so sehr verändert hat. Aber einen interessanten Befund hat er dann doch zu bieten:
Frauen sind neugieriger und vielseitiger interessiert als Männer. Ohne sie gäbe es keinen Buchmarkt, und es gäbe auch keinen Zeitschriftenmarkt. Außerdem sind Frauen die Kompetenteren in Gefühlsdingen.
Da fragten die beiden Frauen vom SPIEGEL sofort nach, und sie bekamen eine schlüssige Antwort:
Frauen beklagen nicht umsonst, dass Männer wenig über Gefühle reden. Ich glaube, dass sie eben oft keine haben.
Das muss der Chefredakteur ziemlich genau wissen, weil er ja selbst ein Mann ist. Er weiß auch, dass die Mehrzahl der deutschen Manager nur die ADAC-Motorwelt als Lektüre schätzt, und er tröstet die moderne Frau:
Ich glaube nicht, dass man die Erfolge der Frauenbewegung unterwandert, wenn man Spaß daran hat, ein Drei-Gänge-Menü zuzubereiten. Man kann sich durchaus über ein neues Kleid freuen und sich Sorgen über die Entwicklung im Irak machen.
Aus dem Zusammenhang erkennen wir, dass es sich bei dem "man" und ein weibliches Wesen handeln muss.
Wenn es Victoria und David Beckham hinkriegen, schafft es jeder.
http://www.dradio.de/dlf/kulturpresseschau/fazit/260645/
Der Mann hinter „Brigitte“
Von Ismene Poulakos, 27.02.09, 21:03h
Andreas Lebert ist seit 2002 Chefredakteur der Frauenzeitschrift „Brigitte“. Dort ist er alleine unter Frauen. Im Interview beschreibt er, wie „Brigitte“ als Frau wäre und verrät, warum ein Mann in seiner Position sowohl sexy als auch nett sein muss.
Andreas Lebert, Chefredakteur der „Brigitte“: „Die Frauen von morgen sind nicht die Männer von heute.“
KÖLNER STADT-ANZEIGER Herr Lebert, Sie sind Chefredakteur von Deutschlands legendärster Frauen-zeitschrift. Wenn „Brigitte“ ein Mensch wäre, was für ein Typ wäre sie?
ANDREAS LEBERT „Brigitte“ ist eine Frau, die weiß, was sie will, eine selbstbewusste Frau. Eine, die nicht jeden Trend mitmacht. Sehr kommunikativ. Attraktiv. Intelligent, hat ihren eigenen Stil. Sie ver-steht was vom Leben und ist bereit zu neuen Aufbrüchen. Aber sie ist keine, die 36 Stunden verschwindet und dann auf einer Schaumparty in Ibiza gefunden wird. Sie geht verantwortlich mit sich, ihrem Leben, ihrem Körper und den Menschen um, die sie umgeben.
Was für ein Mann passt zu so einer Frau?
LEBERT Als junger Mann habe ich mich oft gefragt, wie sich Frauen eigentlich einen tollen Mann vorstellen. Sie mögen keine Machos, aber Softies sind nicht sexy. Eine der Emma-Mitbegründerinnen, Susanne von Patschensky, hat mir darauf geantwortet: „Seien Sie einfach so, wie Sie sein wollen. Tun Sie alles, was Sie tun, aus Leidenschaft. Aber erwarten Sie keinen Applaus von den Frauen. Und lassen Sie das die Frauen auch machen.“ Das hört sich trivial an, ist es aber gar nicht. So ein Mann passt auch zur „Brigitte“. Er hat seine Themen, seinen Beruf und findet es attraktiv, wenn sich die Frau ebenfalls selbst verwirklicht.
Und unter diesem Motto führen Sie eine Redaktion mit lauter Frauen?
LEBERT Das muss ich hier nicht beschwören, die Redakteurinnen haben das, sie leben das. Zwischen den Leserinnen und den Blattmacherinnen gibt es eigentlich keinen Unterschied. „Brigitte“-Redakteurinnen machen das Blatt auch für sich selbst. Das war hier immer so. Die Brigitte ist ein Magazin für Frauen, wie sie sind – nicht, wie manche sie gerne hätten. Das bedeutet auch Respekt vor den Lebensentwürfen und Entscheidungen jeder Frau. Das hat auch im besten Sinne etwas mit Feminismus zu tun.
Warum steht ein Mann gerade an der Spitze der „Brigitte“?
LEBERT Ach, dass ich ein Mann bin, ist gelegentlich ein Politikum, aber die Erklärung ist viel einfacher, als man denkt. Vor mir waren 18 Jahre lang Frauen an der Spitze der Redaktion. Aber der Rest des Verlages war fest in der Hand von Männern. Das hat sich geändert. Die Gesamt-Führungscrew der „Brigitte“ ist deutlich weiblicher als früher. Bevor ich meinen Job antrat, wurde ich vom „Brigitte“-Redaktionsbeirat zweimal drei Stunden verhört. Da ging es aber nicht um mein Geschlecht, sondern um die Frage, was ich mit dem Blatt vorhabe. Und danach war die Sache erledigt. Wie ein Kollege mal formulierte, Männer werden hier artgerecht behandelt. Ich kann mich nicht erinnern, dass mein Mannsein ein Thema war. Außer in Gesprächen mit Journalisten . . . Oder bei Abendessen mit Männern. Die reagieren immer wieder mal irritiert. Und fragen, wie das so ist mit so vielen Frauen.
Im Sommer hat die „Brigitte“ getitelt: Mein Busen und ich. Wie viel Lebert steckt in so einer Titelge-schichte?
LEBERT Jede Titelgeschichte wird in der Chefredaktion entschieden, jede Titelzeile wird hier formuliert. Insofern steckt auch in dieser Geschichte viel von mir. Dass dann manche grinsen, ist für mich kein Problem. Für mich ist die „Brigitte“ eine der interessantesten Zeitschriften in Deutschland, einer der letzten großen General-Interest-Titel. Es gibt kein Thema, das man in der „Brigitte“ nicht machen kann. Sie hat journalistische Power, macht echte Reportagen, großartige Fotoproduktionen, wir schicken unsere Reporter weiß Gott wo hin. Man kann hier so tolle Sachen anschieben, die Türen gehen fast immer auf, wenn man „Brigitte“ sagt. Wir behandeln jeden mit Respekt. Ich mag „Brigitte“ sehr.
Was ist Ihr nächstes Projekt? Ein Männermagazin?
LEBERT Ehrlich gesagt ungern. Die Zielgruppe ist schwierig. Ich meine, Männer sind in Ordnung, ich bin sehr gerne ein Mann, aber Frauen sind selbstreflektierter, denken über sich und das Leben viel umfangreicher nach, experimentieren. Und sie lesen viel mehr als Männer. Für Blattmacher also die beste Zielgruppe.
Tut sich da bei den Männern nicht gerade enorm etwas? Zum Beispiel bei den neuen Vätern . . .
LEBERT Gehen Sie ins Theater, in die Oper, in eine Ausstellung. Sie sehen fast nur Frauen, und wenn Sie einen Mann sehen, hat ihn die Frau mitgeschleppt. Ich glaube nicht, dass sich da gerade so wahnsinnig viel ändert. Es sind immer noch die Frauen, bei denen sich enorm viel ändert. Die Frauen von morgen sind nicht die Männer von heute. Aber die Männer von morgen sind ein bisschen wie die Frauen von gestern. Anpassungssüchtig, manipulierbar, häuslich. Nicht spannend. Der Männermagazin-Markt ist bis jetzt einfach ein schwieriges Kapitel. Wo die Frauen sind, ist der Stil, die Kultur. Wo die Männer sind, wird's grauer.
In der Brigitte gibt es die Rubrik „Männer fragen Brigitte“ – was würden Sie fragen?
LEBERT Ich hätte sogar zwei Fragen. Warum wollt ihr Frauen eigentlich nicht aufbrechen? Ihr seid sonst so abenteuerlustig. Aber der Moment des Aufbruchs, egal ob es in die Oper geht oder in den Urlaub, dieser Moment wird herausgezögert und diffus aufgelöst, geradezu pulverisiert. So halb in der Tür geht es wieder zurück, die Tasche kommt aber schon mal ins Auto . . . Frauen brechen auf, um ein neues Leben zu führen. Aber ins Kino, und zwar JETZT, in dieser Sekunde, das geht kaum.
Dann beende ich mal beherzt dieses Interview. Aber zuvor noch Ihre zweite Frage?
LEBERT Frauen sind sonst so ordentlich und ästhetisch. Aber warum verwandeln sie die Innenräume von Autos in Müllhalden und Rumpelkammern?
LP 32 Dr. Josef Dürr, Grüne, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bayerischen Landtag, Öko-Bauer und promovierter Germanist, geboren 1953, lebt in Germering
"Gewalt gegen Frauen und Kinder gehört bestraft und geächtet! Gewalt macht keine Männer, nur Schwächlinge schlägern."
http://www.dradio.de/dlf/kulturpresseschau/fazit/260645/
Sepp Dürr, Fraktionsvorsitzender
Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag
„Frauen in Führungspositionen - das ist einfach
modern und das brauchen wir viel mehr. So klingt es
in meinen Ohren als das beste Kompliment an
Leitungspersonal, wenn jemand ein weiblicher
Führungsstil nachgesagt wird.“
www.gefi-germering.de/stories/storyReader$36
"Die deutschen Männer müssen ganz tapfer sein. Denn jetzt fällt auch ihre letzte Bastion. Frauen und Mädchen sind besser in der Schule, kommunizieren besser, sind sozialer und arbeiten effektiver. Das belegen Untersuchungen. Jetzt fahren sie auch noch besser Auto. Laut einer Studie des Auto Clubs Europa (ACE) sind sie die besseren Autofahrer. Im Straßenverkehr fallen Frauen deutlich weniger durch Alkoholdelikte oder aggressives Fahren auf. Auch die Zahl der durch Autofahrerinnen verursachten Unfälle mit Personenschaden sei sehr viel geringer..."
http://www.welt.de/vermischtes/article6679241/Mann-am-Steuer-das-wird-richtig-teuer.html
LP 33 Prof. Christian Pfeiffer, geboren 1944 in Frankfurt an der Oder, Kriminologe, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, von 2000 bis 2003 war Pfeiffer Justizminister des Landes Niedersachsen, weiterhin Mitglied der SPD
"Wir schauen immer nur auf die Täterinnen und lassen völlig außer Betracht, dass die Frauen in diesen Stress, der für die Tat auslösend war, oft auch dadurch geraten sind, dass Männer sie im Stich gelassen haben", konstatiert der niedersächsische Kriminologe Dr. Christian Pfeiffer, der in einer Studie tausende Babymorde untersucht. Er fordert, Polizei und Gerichte sollten "aktiver ausloten, ob für die Väter auch rechtlich eine Mitverantwortung besteht".
http:/www.zeit.de/2001/16/Politik/200116_essay.pfeiffer.html
Kriminologe Christian Pfeiffer
"Frauen sind nicht so brutal gefährlich"
Stuttgart/Hannover - Bisher waren bei Amokläufen fast immer junge Männer die Täter. Nun sieht es so aus, als hätte eine 16-Jährige ihre Schule anzünden wollen. Nadia Köhler hat Christian Pfeiffer, den Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, gefragt, ob Amoklaufen nun auch zur Frauensache geworden ist.
Herr Pfeiffer, die nordrhein-westfälische Schulministerin Barbara Sommer hat am Dienstag eine intensivere Beschäftigung mit Mädchen als Gewalttäterinnen angeregt. Das Täterprofil für Amokläufer müsse um Mädchen erweitert werden. Hat sie recht?
Nein. Das, was das 16-jährige Mädchen in Bonn offenbar getan hat, ist eine Ausnahme. Die Statistik zeigt deutlich, je harmloser eine Tat ist, umso mehr haben wir einen Gleichstand zwischen den Geschlechtern. Ladendiebstahl oder Schwarzfahren - das kommt bei Mädchen etwa genauso oft vor wie bei Jungen. Doch je härter die Sache wird, umso deutlicher dominieren die Männer. Das Verhältnis von Jungen und Mädchen bei vorsätzlichen Tötungsdelikten lag 2007 bei 1:8. Bei gefährlicher Körperverletzung liegt es bei 1:5. Und das, was in Bonn passiert ist, fällt für mich unter diese 1:5-Ausnahme. Ein versuchtes Tötungsdelikt kann ich bis jetzt nicht erkennen. Ich finde es auch nicht richtig, in diesem Fall von einem Amoklauf zu sprechen.
Wieso nicht?
Sie hat ein Mädchen mit dem Messer angegriffen und sie hatte Brandsätze dabei, die sie aber nicht gezündet hat. Das ist eine Vorbereitungshandlung, kein versuchtes Tötungsdelikt. Das wäre es gewesen, wenn sie ein Feuerzeug in der Hand gehabt und die Lunte gezündet hätte. Sie hat ihre Mitschüler und Lehrer nicht mit einer Waffe an der Schläfe bedroht, wie das bei einem Amoklauf der Fall ist. Hätte das Mädchen ihre Brandsätze gezündet, hätte sie ihre Opfer nicht gerichtet, sondern einem großen Risiko ausgesetzt.
Ist so ein Vorgehen typisch weiblich?
Ja, Frauen sind nicht so brutal gefährlich wie Männer. Es fehlt ihnen an der Tötungsentschlossenheit. Eine Junge be-schafft sich eine Schusswaffe, tötet einzelne Menschen Auge in Auge und weidet sich an der Panik seines Gegenübers, kurz bevor er den Finger krumm macht. Ein Mädchen nimmt ein Messer, um bewaffnet zu sein, falls es angegriffen wird, und begeht, wenn es denn seine Brandsätze überhaupt angezündet hätte, eine brutal gefährliche Tat, die aber die Möglichkeit offenlässt, dass sich alle retten. Amok zu laufen ist ja der Versuch, Herr über Leben und Tod zu sein, das Opfer winseln sehen. Diese Befriedigung hat man nicht, wenn man eine Schule anzündet und rausläuft.
Warum laufen Mädchen fast nie Amok?
Zum einen ist das genetisch bedingt. Über die Jahrtausende hinweg sind die Frauen Mütter geworden, die Geborgenheit, Wärme und Zuverlässigkeit vermitteln konnten. Bei den Männern hatten vor allem die herausragenden und rücksichtslosen Kämpfer die Möglichkeit, viele Kinder in die Welt zu setzen. Zum anderen kommen Rollenmuster hinzu. 17-jährige Mädchen identifizieren sich mit den Protagonisten aus "Verbotener Liebe" oder spielen "Sims", wo man eine Familie gründet. Die Jungs spielen Kämpferrollen in brutalsten Computerspielen und lieben Gewaltfilme. Jungs spielen neunmal häufiger brutale Spiele als Mädchen.
Gibt es auch eine unterschiedliche Form der Frustrationsbewältigung?
Frauen richten ihre Aggression mehr gegen sich selbst - sie schlucken Tabletten oder ritzen sich. Männer richten sie nach draußen. Interessanterweise begehen aber mehr Jungs Selbstmord als Mädchen. Amokläufer wollen sich ja auch selbst umbringen.
Können Mädchen über ihre Probleme besser reden als Jungs?
Eindeutig. Mädchen haben mehr Chancen, über Traurigkeit, Wut und Hass zu reden und sich so abzureagieren. Mädchen sind kommunikativer, stärker vernetzt und daher weniger gefährlich. Der Einzelgänger, der alles in sich reinfrisst, ist eher der Junge. Und Voraussetzung für einen Amoklauf ist oft Isolation.
"Dass Männer, die von ihrer Frau verlassen werden, gemeinsame Kinder töten, sei ein typisches Muster einer Beziehungstat, sagt der Kriminologe Christian Pfeiffer. Aus abgrundtiefem Hass wollten solche Täter das Leben der einst geliebten Frau für immer vernichten."
"Frauen töten in Beziehungsdramen in der Regel, um sich vom Familiendiktator zu befreien, sagt Pfeiffer, Männer morden, weil sie die Geliebte nicht gehen lassen wollen."
http://www.fr-online.de/top_news/?em_cnt=2341543&
Feministinnen könnten aus diesen Thesen die Folgerung ableiten, dass wir angesichts der eingangs beschriebenen Gefahren sogar eine Dominanz der Frauen anstreben sollten. Dem widerspricht Fukuyama: Man müsse im Auge behalten, dass es auf unserem Erdball noch lange gefährliche Macho-Kulturen geben werde. Die westlichen Demokratien müssten sich gegen Angriffe notfalls auch mit kriegerischer Gewalt wehren können. Bei einer von Frauen beherrschten Politik sei dies nicht gewährleistet.
http://www.zeit.de/2001/16/Politik/200116_essay.pfeiffer.html
LP 34 Anton Leitner, Jahrgang 1938, studierte Germanistik, Latein, Griechisch und Geschichte - http://www.aglv.com/online/templatemedia/all_lang/resources/Anton+Leitner.jpg -
Oberstudiendirektor Carl-Spitzweg-Gymnasium in Germering (Bayern)
"Ich finde Gewalt gegen Frauen, sei es in direkter oder in indirekter Form durch Benachteiligung, unannehmbar, weil die Frauen nicht nur als Mütter, sondern in allen Bereichen der Vergangenheit und Gegenwart unendlich viel für die Menschheit leisten und geleistet haben."
http://www.dradio.de/dlf/kulturpresseschau/fazit/260645/
LP 35 Dr. Hans-Joachim Lutz, Chirurg in Germering (Bayern) - http://www.blaek.de/_images/vs/lutz2.jpg - Jahrgang 1947, Vorsitzender des Ärztlichen Bezirksverbandes Oberbayern, Vorsitzender des Sozialdienstes Unterpfaffenhofen-Germering, e.V
"Die Gewalt gegen Frauen und Kinder ruft bei allen Bürgern nicht nur Ablehnung sondern vor allem Wut und Abscheu hervor. In den zahlreichen Statements, mit denen prominente männliche Bürger in den letzten Wochen öffentlich Stellung bezogen haben, ist genau diese Grundstimmung deutlich zu spüren. Dabei schwingt auch stets die Hoffnung mit, dass Gewalt möglichst bald kein Thema im menschlichen Zusammenleben mehr sein darf.
Nur wenn sich alle Bürger gegen diesen Auswuchs männlichen Verhaltens wenden, ihn permanent ächten und selbst alles dafür tun, dass Gewalt an Frauen weder belächelt noch bewitzelt wird, schaffen wir es, dass Gewalt an Frauen und Kindern nicht nur punktuell kritisiert und abgelehnt wird, sondern dass sie durch das gesellschaftliche Klima unmöglich gemacht wird. Die Tatsache, dass sich diese Form der Gewalt in vielen Bereichen so hartnäckig halten kann, macht deutlich, dass der Kampf dagegen in erster Linie im Kopf geführt werden muss.
http://www.dradio.de/dlf/kulturpresseschau/fazit/260645/
LP 36 Hartmut Krumm, ehem.Vorsitzender der Stadtkapelle Germering
"Ich bin gegen Männergewalt an Frauen und Kindern, weil auch für die "Schwächsten" unserer Gesellschaft das Grundrecht der Unverletzlichkeit der Menschenwürde gilt. Gewalt, insbesondere gegen Frauen und Kinder kann nicht akzeptiert werden und jeder ist aufgefordert, derartige Verstöße ohne Rücksicht auf die jeweilige Person anzuzeigen, weil eine Nichtanzeige nur den Täter schützt."
http://www.dradio.de/dlf/kulturpresseschau/fazit/260645/
LP 37 Dr. med. Richard Sell, Internist, geboren 1932 in Nürnberg
"Gewalt gegen Schwächere, wie Frauen und Kinder, verstößt gegen die Würde der Betroffenen und damit gegen ein elementares Menschenrecht. Leider kommen die Folgen oft erst in der ärztlichen Praxis ans Tageslicht. Das Bewußtsein für dieses Problem muß in der Gesellschaft gefördert werden!"
http://www.dradio.de/dlf/kulturpresseschau/fazit/260645/
LP 38 Heinz Nitsche, Trainer und Vorstand der Abtlg. Ju-Jutsu und Karate SCUG
"Ich bin gegen Männergewalt an Frauen und Kindern, weil sie immer an Schwächeren ausgetragen wird. Mein Motto ist, "Schwächere" zu motivieren, nicht zu degradieren."
http://www.dradio.de/dlf/kulturpresseschau/fazit/260645/
LP 39 Markus Hengstschläger (AUT), geboren 1968 in Wien, Genetiker und Autor
"Es stimmt schon irgendwie", kommentiert der Wiener Genetiker Markus Hengstschläger die einseitig apokalyptischen Thesen des an der englischen Oxford University arbeitenden Bryan Sykes: "Ohne das männliche Y-Chromosom gibt es menschliches Leben, ohne das weibliche X-Chromosom nicht." Und ganz generell: "Frauen haben eine viel bessere genetische Ausstattung als wir Männer. Wir Männer sind evolutiv betrachtet definitiv im Nachteil."
http://derstandard.at/2878601/Der-Mann-am-Ende
LP 40 Frank Arlandt Gewaltberater aus Köln, Verein „Männer gegen Männergewalt“ – frank.arlandt@web.de – Jahrgang 1957
„Männer gegen Männergewalt“ Es gibt andere Wege, diese Ohnmacht zu überwinden und es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, diese Wege auch einzuschlagen". >Es gibt keine Entschuldigung für Gewalthandeln«, stellt Arlandt fest. Geschlechtsspezifische Verhaltensmuster spielen dabei eine entscheidende Rolle, meint er: >Männer nehmen die eigenen Grenzen nicht wahr, und auch nicht die Grenzen von anderen. Auf ›unmännliche‹ Gefühle wie Hilflosigkeit, Angst oder Trauer reagieren viele mit Gewalt.« Arlandts Beratung zielt daher auf die Entwicklung sozialer Kompetenz, auf die Fähigkeit, Grenzen zu akzeptieren und mit den eigenen Aggressionen vernünftig umzugehen.
http://jungle-world.com/artikel/2004/48/14130.html
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 41-50
LP 41 Hansjörg Frick, LI), Präsident des Vereins für Männerfragen, wohnhaft in Balzers (LI), Schulsozialarbeiter www.schulsozialarbeit.li frick.hansjoerg@schulen.li
Ich denke, dass die Frauen bezüglich
Gleichberechtigung in einigen Bereichen
aufgeholt haben. Handlungsbedarf
besteht aber durchaus noch in einigen
Punkten. Beispielsweise gilt
gleicher Lohn für Mann und Frau mit
identischer Qualifikation noch nicht
überall. Frauen sind in Führungsbereichen noch
immer wenig vertreten und
der Beruf der Familienmanagerin findet
noch immer nicht die Anerkennung,
welche er verdient. Es gibt andererseits
wenige Bereiche, in denen
die Frau den Vorteil hat. Beispielsweise
beim Sorgerecht für die Kinder. Aus
Sicht unseres Vereines braucht es einen Tag des
Mannes und es gibt bereits
deren zwei. Der Weltmännertag ist ein
Aktionstag, der seit 2000 jährlich am
3. November stattfindet. Dieser soll
Laut Aussage des Schirmherrn Michail
Gorbatschow das Bewusstsein der
Männer im gesundheitlichen Bereich
erweitern. Der Internationale Männertagwird
jährlich am 19.November
gefeiert und wurde 1999 in Trinidad
und Tobago eingeführt.
http://www.maennerfragen.li/fileadmin/user_upload/pdf/Vaterland_20110308__Die_Zukunft_ist_weiblich_.pdf
LP 42 Thomas Gesterkamp, Köln, geboren 1957, studierte Soziologie, Pädagogik und Publizistik in Hamburg und Münster – Vater einer Tochter - http://ww2.heidelberg.de/stadtblatt-online/artikel-bilder/26/Frauen-02f_fmt.jpg - thomas.gesterkamp@t-online.de
Männer machen Front gegen den Feminismus. Jetzt müsse Schluss sein mit der "Besserstellung der Frau". Selbst vor Kooperationen mit Rechtsradikalen schrecken einige nicht zurück. VON T. GESTERKAMP
Weil es so nicht weiter gehen kann: Der Maskulismus macht jetzt Front gegen den Feminismus.
Die Politik hat die Anliegen der Männer entdeckt. Auf der Suche nach Profil wurde zuletzt Familienministerin Kristina Schröder (CDU) fündig: "Wir müssen die Männer stärker in den Blick nehmen", betonte sie beim Antrittsbesuch im Familienausschuss.
Das neue Thema der schwarzgelben Koalition signalisiert nicht unbedingt ein gesteigertes Interesse an Gleichstellung. Im Gegenteil, gerade bei der FDP, die die Männerpolitik im Koalitionsvertrag verankerte, klingen stellenweise ganz andere Töne an.
So beschlossen die bayerischen Jungliberalen kürzlich eine Erklärung, laut der sie die "Knechtschaft" der Männer beenden wollen. Sie fordern die Abschaffung des Bundesgleichstellungsgesetzes, die Rücknahme aller UN-Resolutionen und Passagen in EU-Verträgen zum Gender Mainstreaming sowie das Streichen sämtlicher Quotenregelungen. Statt staatlicher Bevormundung müsse "die volle Vertragsfreiheit wiederhergestellt werden".
Wie das neu geschaffene Referat 408 "Gleichstellungspolitik für Männer und Jungen" im Familienministerium arbeiten wird, hängt auch davon ab, welche Forderungen aus der Gesellschaft erhoben werden. Da heißt es genau hinsehen, denn die Männerbewegung präsentiert sich heterogen.
52, ist Journalist in Köln und Autor des Buchs "Die Krise der Kerle" (Lit Verlag). Seine ausführliche Expertise erscheint als Broschüre "Geschlechterkampf von rechts" bei der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Geschlechterdialogisch orientierte Verbände gründen gerade ein "Bundesforum Männer" als Pendant zum Deutschen Frauenrat. Antifeministische Aktivisten dagegen schrecken selbst vor Kooperationen mit Rechtsradikalen nicht zurück. Sie klagen über eine "Kaste der Genderfunktionäre", deren kulturelle Hegemonie jeden Widerspruch unterdrücke.
"Totalitäre Ideologie"
Doch beim Blick in die Presse wird eher eine ganz andere Hegemonie sichtbar. Denn wann immer die publizistischen Alpha-tiere der Republik etwa das spröde Wortpaar Gender Mainstreaming erwähnten, changierte die Bewertung zwischen "lächerlich" und "gefährlich". 2005 bezeichnete der Stern die "neue Geschlechtergefühligkeit" als "trivial und teuer".
Der Spiegel malte 2007 ein düsteres Bild autoritärer Genderpädagogik, das Jungen "früh zu Kritikern des eigenen Geschlechts" mache. FAZ-Redakteur Volker Zastrow wetterte gegen das "angewandte Kaderprinzip der feministischen Lobby", die eine "politische Geschlechtsumwandlung" plane.
Dass die rechtslastige Junge Freiheit einen ganz ähnlichen Verschwörungston anschlug ("Eine totalitäre Ideologie"), störte die bürgerlichen Leitmedien offenbar nicht. Die antifeministische Kampagne hatte Erfolg: Im Familienministerium wird das Wort Gender Mainstreaming mittlerweile ängstlich gemieden. Das angegliederte "Genderkompetenzzentrum" ist in Auflösung begriffen.
Als wissenschaftlicher Kronzeuge dient häufig der Bremer Soziologe Gerhard Amendt. Der Geschlechterforscher, einst Vorkämpfer für die Legalisierung der Abtreibung, behauptet inzwischen, Frauen seien in Beziehungen ebenso gewalttätig wie Männer. In der Welt forderte er gar die Abschaffung der Frauenhäuser wegen ihres "militanten Feminismus".
Auch der Focus schreibt mit ständigen Berichten über das "geschwächte Geschlecht" eine "neue Bürgerrechtsbewegung" geradezu herbei. Doch der neue Geschlechterkampf wird online geführt. In Internetforen stilisieren sich Männer zu Diskriminierten in allen Lebenslagen. Typisch für die Netzbeiträge ist ein trotzig-beleidigter "Da seht ihrs mal wieder"-Tonfall; auf unliebsame Kritiker wird zum Teil eine regelrechte Hatz veranstaltet. Beschimpfungen als "lila Pudel", falsche Behauptungen und die Enthüllung der Klarnamen von Bloggern mit anderer Meinung sind an der Tagesordnung.
Die Diskutanten sind überwiegend keine Neonazis, allerdings ergeben sich immer wieder Überschneidungen mit und Verbindungen zu rechtsextremen Kreisen und Publikationen. So versorgt der Buchautor Arne Hoffmann, Betreiber des Blogs Genderama, die antifeministische Seite "Wie viel Gleichberechtigung verträgt das Land" (wgvld.com) regelmäßig mit Artikeln aus der Jungen Freiheit. Das Forum wgvdl.com wiederum ist mit der Seite de.altermedia.info verlinkt. Deren homophobe Betreiber riefen 2009 zu "nationalen Protesten" gegen den Christopher Street Day in München auf und unterstellten Oberbürgermeister Christian Ude, schwul zu sein.
Auf der Seite free-gender.de tauschen sich Mitglieder und Sympathisanten der rechtsextremen Initiative "Raus aus den Köpfen - Genderterror abschaffen" aus. Gender Mainstreaming, so heißt es dort, sei "eine unbekannte Gefahr, die sich seit gut 25 Jahren immer tiefer in den politischen Alltag der BRD und der restlichen Welt hineingebohrt hat". Die vor allem in Ostdeutschland aktive Gruppe veranstaltet "Aufklärungsvorträge" zum Genderthema, besucht aber auch Treffen von Neonazis wie zum Beispiel das "Fest der Völker" im September 2009 in Thüringen.
http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/die-maenner-rechte/
Sozialistische Verschwörung gegen die Männer
GESCHLECHTERKAMPF Die Herausgeber eines neuen Sammelbandes fühlen sich femi-nistisch diskriminiert - und stilisieren sich zum Opfer in allen Lebenslagen
Das Titelbild des Buches "Befreiungsbewegung für Männer" ist Programm. Neben Glas-, Dosen- und Papiercontainern ist ein weiterer Müllschlucker zu sehen, auf dem groß "Männer - Der Umwelt zuliebe" steht. Das Foto, eine Postkarte der Künstlerin Claudia Jares de Pulgar, steht nach Meinung der Autoren "für den breit geduldeten Sexismus, den das ideo-logisch vorgeknetete Publikum für spaßig hält, weil er sich ja nur gegen Männer richtet".
In der Tat amüsiert sich das (gemischtgeschlechtliche) Publikum seit Jahren über Männer. Die Werbung für die aktuelle Schweißerin-Soap "Eine für alle" tituliert sie pauschal als Schweine, dumme Gockel und lebende Verkehrshindernisse. Vom "bewegten Mann" im Kino über die weibliche Rotzigkeit in der pseudofeministischen Unterhaltungsliteratur bis zu den Witzchen eines Mario Barth: Männlichkeit wird häufig satirisch abgewertet. Daraus aber gleich eine "etablierte Misandrie", also allgemeinen Männerhass abzuleiten, klingt nach Verschwörungstheorie - wie so vieles in diesem Buch.
Die Herausgeber Paul Hermann Gruner und Eckhard Kuhla verstehen sich nicht nur als Publizisten, sondern auch als Aktivisten: Sie fordern "das Ende des weiblichen Geschlech-termonologs" und eine "offensive Interessenvertretung der Männer". Sie planen öffentliche Veranstaltungen, möchten eine politische Debatte über die vermeintlichen "Kulturverlierer" anregen. Ein Teil ihrer Autoren treibt dabei im Fahrwasser fragwürdiger Männerrechtler, die von der "Machtergreifung der Frau" oder einem "neuen Tugendstaat" fabulieren und im Stil der rechtslastigen Wochenzeitung Junge Freiheit gegen "politische Korrektheit" Stimmung machen.
Das Wort "Befreiungsbewegung" stößt in diesem Kontext sauer auf, wie auch die Nutzung des emanzipatorischen Begriffs "Geschlechterdemokratie" im Untertitel. Denn Autoren wie Arne Hoffmann, der in seinem Blog "Genderama" gegen alles seiner Meinung nach Femi-nistische Stimmung macht, oder auch Gerhard Amendt, der Opfererfahrung von Frauen als "fantasiertes Leid" denunziert und eine weibliche "Sehnsucht nach traditioneller Männlichkeit" ausmacht, sind alles andere als geschlechterdialogisch orientiert. Die Polemik der Männerbefreier auf die Spitze treibt Karl-Heinz Lier, ein Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Gender Mainstreaming als "Hydra im trojanischen Pferd" geißelt. Er schimpft über "obskure Ideen", "Umerziehungsaktionen", "staatlich betriebene Freiheitsberaubung" und "systematische Täuschung durch die politische Kaste", um schließlich gar Marx und Engels als "Väter der Gender-Perspektive" auszumachen. Die sozialistische Verschwörung gegen die Männer ist mithin schon 150 Jahre im Gange.
Ob den Autoren und Gesprächspartnern anderer, durchaus lesenswerter Beiträge - des Bildungsforschers Klaus Hurrelmann, des Therapeuten Wolfgang Schmidbauer oder des Präsidenten des Schweizer Dachverbandes maenner.ch, Markus Theunert - bewusst war, auf welches publizistische Umfeld sie sich hier eingelassen haben? Viele der angesproche-nen Themen sind diskussionswürdig und wichtig - etwa die Schwierigkeiten von Jungen in der Schule, die Nachrangigkeit der Männergesundheit trotz geringerer Lebenserwartung und die Tabuisierung der gegen Männer gerichteten Gewalt. Dass auf Frauenpolitik manchmal einfach nur "Gender" geklebt wird, ist auch nicht völlig falsch. Von einer durchgehenden gesellschaftlichen Benachteiligung "der Männer", wie sie der Grundtenor des Buches unterstellt, kann aber keine Rede sein.
Der Sozialwissenschaftler Hans-Joachim Lenz warnt für sein Spezialgebiet davor, Gewalt gegen Männer "als falsches und unredliches Argument im populistisch gewendeten Ge-schlechterkampf zu missbrauchen", indem "männliche Täterschaft geleugnet und entschul-digt" oder "gar die Schließung von Frauenhäusern verlangt wird". Ein Beispiel, das sich auf andere Bereiche übertragen lässt: Nur miteinander und nicht gegeneinander lässt sich Ge-schlechterdemokratie umsetzen. Dicke Bretter seien zu bohren, schreibt Lenz am Ende seines Beitrages, "beharrlich und mit Augenmaß". Diese Mäßigung lassen zu viele Texte eines sehr heterogenen Bandes leider vermissen. THOMAS GESTERKAMP
Die Herausgeber Paul Hermann Gruner und Eckhard Kuhla verstehen sich nicht nur als Publizisten, sondern auch als Aktivisten: Sie fordern "das Ende des weiblichen Geschlechtermonologs" und eine "offensive Interessenvertretung der Männer". Sie planen öffentliche Veranstaltungen, möchten eine politische Debatte über die vermeintlichen "Kulturverlierer" anregen. Ein Teil ihrer Autoren treibt dabei im Fahrwasser fragwürdiger Männerrechtler, die von der "Machtergreifung der Frau" oder einem "neuen Tugendstaat" fabulieren und im Stil der rechtslastigen Wochenzeitung Junge Freiheit gegen "politische Korrektheit" Stimmung machen.
Der traditionelle Mann bezog seine Macht aus den Produktionsverhältnissen«, sagt Männerforscher Gesterkamp, Autor von >Die Krise der Kerle«. >Er hatte einen Pakt mit den Arbeitgebern der Industriegesellschaft geschlossen«? und der garantierte ihm Anstellung auf Lebenszeit, Sozialversicherung und eine volle Brieftasche. Doch diese Zeiten sind vorbei. Wer kann sich als Ernährer aufspielen, wenn er nicht weiß, ob er in zehn Tagen noch einen Job hat? Es wird Nachwuchsmachos enttäuschen, aber das traditionelle Männerbild aus früheren Tagen ist für die Arbeits- und Lebenswelt der Gegenwart nicht geschaffen, es würde von den Megawerten Flexibilität, Mobilität und Kommunikationstalent überfordert. Der harte Kerl ist für Soft Skills einfach nicht tough genug.
http://www.neon.de/kat/sehen/gesellschaft/geschlechterrollen/148540.html
"Aus teilweise richtigen Grundgedanken ziehen die Männerrechtler generalisierende Schlussfolgerungen. Selbstverständlich haben vor allem Jungen mit Zuwanderungsgeschichte massive Schwierigkeiten in der Schule. Nur Männer müssen zum Militär. Es gibt einen Gesundheitsbericht über Frauen, aber keinen über Männer, trotz geringerer Lebenserwartung. Dass Gewalt nicht nur von Männern ausgeht, sondern sich auch überwiegend gegen sie richtet, ist in der Tat ein unterbelichtetes Thema. In der jüngsten Wirtschaftskrise ist die Männerarbeitslosigkeit deutlich gestiegen, die der Frauen konstant geblieben. Trotzdem lässt sich aus all dem keine pauschale Diskriminierung qua Geschlecht ableiten."
"Ohne antifeministische Strömungen unnötig aufwerten zu wollen, lässt sich feststellen, dass sich die Forderungen nach „Männerbefreiung“ stärker als früher öffentlich artikulieren. Unbestritten ist ebenso, dass einige der in diesem Spektrum artikulierten männerpolitischen Forderungen einen wahren Kern enthalten. Themen wie Männergesundheit, Gewalt gegen Männer oder die Schwierigkeiten von Jungen im Schulsystem (auch wenn diese manchmal zu pauschal als „Bildungsverlierer“ betrachtet werden) sind lange Zeit kaum ins öffentliche Blickfeld gerückt. Verbergen sich dahinter auch Versäumnisse der Frauenbewegung und eines männerbewegten Profeminismus, die diese Probleme verharmlost oder schlicht ignoriert haben?
Quelle: http://library.fes.de/pdf-files/wiso/07054.pdf
http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/die-maenner-rechte/
MÄNNERRECHTLER FÜRCHTEN FEMINISMUS
Rechte Männer in Angst
Von Paragrafen und bizarren Fantasien gequält, wittern konservative Männerrechtler von allen Seiten Betrug. Sie rufen zum Kampf für das benachteiligte Geschlecht aus, nämlich ihres.VON THOMAS GESTERKAMP
Das Bild in der Wochenzeitung Junge Freiheit ist drastisch: Stiletto tritt auf Krawatte. Ein Mann liegt bäuchlings am Boden, schaut flehend nach oben, wo von der Besitzerin der hochhackigen Schuhe nur Unterschenkel und Rockansatz zu sehen sind. "Modernes Ge-schlechterverhältnis" lautet die Schlagzeile zur plumpen SM-Symbolik; die Titelgeschichte im Zentralorgan rechtskonservativer Intellektueller verlangt: "Freiheit statt Feminismus!" Die Freiheitsbewahrer wollen ein neues Denkverbot der politisch Korrekten ausgemacht haben: Kritik an der Benachteiligung von Männern ist angeblich tabu. Trottel und Opfer sei der heu-tige Mann - auf dem besten Wege, zum Deppen der Nation zu werden.
Szenenwechsel: "Berlin 08", ein Jugendkongress der Bundeszentrale für Politische Bildung, diskutiert das Thema "Neue Rollenbilder". Von Alphamädchen und aktiven Vätern berichtet der Ankündigungstext, von den Lebensentwürfen der jungen Generation. Im hinteren Teil des Saales überwiegen die 17- bis 25-Jährigen, vorne sitzen und stehen auffällig viele ältere Männer, die sich immer wieder zu Wort melden. Wie sich herausstellt, gehören sie zu den Männerrechtsinitiativen "Väteraufbruch" und "MANNdat". Einer ihrer Sprecher zählt die Diskriminierungen seines Geschlechtes auf: Scheidungsgeschädigte, denen ihre Kinder entzogen werden; Jungen als Bildungsverlierer in einem von Frauen für Mädchen optimier-ten Schulbetrieb; Zwang zum Militärdienst, steigende Arbeitslosigkeit, hohe Kriminalität, vernachlässigte Gesundheitsvorsorge. Und, besonders skandalös: öffentliche Nichtbeach-tung all dieser Anliegen in den Leitmedien. Dieser Verschwörungstheorie folgt auch die Junge Freiheit: Eine "Kaste der Genderfunktionäre" habe die kulturelle Hegemonie im öf-fentlichen Diskurs erobert. Männer, die über Benachteiligung jammern, seien keineswegs "Heulsusen", sondern engagierte Antifeministen, die "uns eine gefährliche Schieflage in Staat und Gesellschaft vor Augen halten".
Gefährliche Schieflage? Selbstverständlich gehört die Wehrpflicht infrage gestellt. Die De-batte um die schlechten Leistungen männlicher Schüler ist längst in vollem Gange; und wenn es einen "Frauengesundheitsbericht" gibt, spricht nichts gegen ein Pendant, das die Gesundheitsrisiken von Männern beschreibt. So manches Einzelthema ist diskussionswürdig - daraus aber eine flächendeckende "Beschneidung von Männerrechten" zu konstruieren, das klingt wie die Aufforderung zum Geschlechterkampf von rechts. Was im Übrigen von den Medien alles andere als ignoriert wird. So profiliert sich Frank Schirrmacher, der Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, mit Klageliedern über den Bedeu-tungsverlust des Mannes. Schon vor Jahren schrieb er Frauen die öffentliche Deutungsho-heit zu - weil sie als Moderatorinnen den politischen Männerrunden die Stichworte liefern. Später machte er Mütter für niedrige Geburtenzahlen verantwortlich - weil sie ihre natürliche Aufgabe als "Hüterinnen der Flamme" und "natürlicher Kitt" in den Familien vernachlässig-ten. Spätestens mit der Zeit-Serie über "Männer in Not" und nach diversen Spiegel-Titeln über das, "Was vom Mann noch übrig ist", kann von Medienboykott nun wirklich keine Rede sein.
Doch rechtskonservative Zirkel wittern derzeit überall Betrug: "Verrat an der Familie" titelte die Junge Freiheit kurz nach ihrem Schwerpunkt zum Geschlechterkrieg. Die Politik, so heißt es da, "entzieht der Keimzelle des Volkes schleichend die Lebensgrundlage" - ein Schuft, wer dabei gleich an Nazijargon denkt. Verfasser des Textes ist der Journalist Jürgen Liminski, zehnfacher Vater, ob seines Kinderreichtums häufig geladener Talkshowgast und Lobbyist des "Familiennetzwerkes Deutschland". Hier sammeln sich derzeit alle, die sich von CDU-Ministerin Ursula von der Leyen im Stich gelassen fühlen. Sie zeichnen ein düsteres Zukunftsbild schrumpfender Gesellschaften, wettern gegen angeblich genusssüchtige Kinderlose, machen im Stil eines Bischofs Mixa Stimmung gegen die Krippenbetreuung, fordern stattdessen Prämien für Vollzeit-Mütter - und entdecken die Identitätskrise des Mannes.
Deren regelmäßige Beschwörung verschleiert, dass Männer in den Entscheidungspositionen von Politik und Wirtschaft, von Wissenschaft und Kultur nach wie vor das Sagen haben - Ausnahmen wie Anne Will oder Angela Merkel bestätigen nur die Regel. Die Geschlech-terforschung nennt das "hegemoniale Männlichkeit": Ein bestimmter Männertypus - weiße Hautfarbe, gut gebildet, ohne Migrationshintergrund, dafür mit treusorgender Gattin, regiert weitgehend unangefochten. Weniger privilegierte Geschlechtsgenossen sehen sich mit ähnlichen Problemen konfrontiert, die Frauen in vergleichbaren Situationen haben. Doch reicht das als Anlass für einen "Aufstand der Männer"? Konservative Publizisten, Familien-fundis, militante Abtreibungsgegner, Männerrechtler und rückwärts gewandte Kirchenobere haben ihr gemeinsames Feindbild ausgemacht. Die Junge Freiheit ruft zum Kampf gegen den "ausufernden Gouvernanten- und Umerziehungsstaat". Der "radikale Feminismus" als eine Art staatlich subventioniertes SM-Studio, in dem Männer von Stilettos und Paragrafen gequält werden: Eine groteske Vorstellung, die sich für die rechten Geschlechterkrieger aber nicht auf das Reich ihrer bizarren Fantasie beschränkt.
http://www.taz.de/Maennerrechtler-fuerchten-Feminismus/!23226/
Der Mann – sozial und sexuell ein Idiot?
http://www.geschlechterdialoge.de/dokumente/Vortrag%20Gesterkamp.pdf
LP 43 Robert Dunker, Redakteur bei Axel Springer(Berlin), Studium der Amerikanistik und Mittelalterlichen Geschichte an der LMU München
Von 23 deutschen Medaillen in Vancouver gewannen die Frauen 13, darunter fünf goldene. Ohne ihre Kolleginnen wären die männlichen Starter ein ziemlich trostloser Haufen. Was sind die Gründe für die Erfolgswelle der Athletinnen in Schwarz-Rot-Gold? WELT ONLINE ging auf Spurensuche.
Im Biathlon ist es wie so oft im Vergleich der Geschlechter. Die Frauen holen Medaillen, die Männer nur Blech. Die Riege der deutschen Gold-Mädels und der Schlaffi-Jungs ist bei den Olympischen Spielen in Vancouver und Whistler beliebig erweiterbar. Wenige Ausnahmen bestätigen die Regel.
http://www.welt.de/sport/article6519487/Warum-Frauen-die-besseren-Maenner-sind.html
Welt am Sonntag: Frau Kaltenborn, als Sie in der Formel 1 in die Runde der Rennsportmanager eingeführt wurden, die auf der Pressekonferenz Rede und Antwort stehen, monierte Mercedes-Sportchef Norbert Haug, dass es keine Blumen für Sie gebe. Haben Sie inzwischen einen Strauß bekommen?
Monisha Kaltenborn: Nein, einer der Herren hat sich später persönlich entschuldigt, dass man daran nicht gedacht hat. Zurück in Hinwil habe ich von Schweizer Journalisten einen riesigen Strauß geschickt bekom-men.
Welt am Sonntag: Hätten Sie diese Geste erwartet?
Monisha Kaltenborn: Nein. Mir war ja auch gar nicht bewusst, dass ich in 61 Jahren Formel 1 die erste Frau bei einer solchen Pressekonferenz war.
Welt am Sonntag: Der Zirkel der Formel-1-Manger gilt als verschworene Männerclique. Wie wurden Sie aufgenommen?
Monisha Kaltenborn: Ich führe seit 1998 für das Sauber-Team Verhandlungen. Anfangs gab es in den Runden erstaunte und etwas abschätzige Blicke, das hätte ich nicht erwartet. Aber ich komme von einem Schweizer Team und bin ohnehin die Exotin unter den Engländern. Interessanterweise hatte Bernie Eccles-tone (Chefvermarkter der Formel 1, d. R.) nie ein Problem mit mir, der hatte schon immer Frauen in wichtigen Positionen um sich herum. Insofern war es keine Überraschung, als ich als Geschäftsführerin auftrat. Als es darum ging, wer die Position besetzen soll, haben die Leute gesagt: Monisha, wer sonst?
Welt am Sonntag: Bernie Ecclestone ist nicht bekannt für einen modernen Führungsstil. Von Transparenz im Geschäftsleben hält er nicht viel. Wie kommen Sie als Juristin damit zurecht?
Monisha Kaltenborn: In diesem Geschäft muss man bestimmte Gesetze akzeptieren. Jeder Teamchef ist absolut egozentrisch, Bernie hat über all die Jahre ein Gleichgewicht geschaffen und die Formel 1 zu einem hoch profitablen und weltweit beachteten Profisport ausgebaut. Da braucht es jemanden, der eine eiserne Hand hat.
Welt am Sonntag: Besiegelt er Verträge wirklich per Handschlag?
Monisha Kaltenborn: Auf sein Wort ist Verlass. Als Verhandlungspartner ist er sehr angenehm. Er hört einem zu. Und man selber kann, wenn man ihm zuhört, eine Menge lernen. Er meint übrigens, dass Frauen in diesem Geschäft etwas zupackender sind als Männer und dass sie schneller zum Ergebnis kommen.
Welt am Sonntag: In Deutschland wird heftig über eine Frauenquote in Unternehmen diskutiert. Wäre das auch für die Formel 1 wünschenswert?
Monisha Kaltenborn: Quoten sind etwas Künstliches, aber ich frage mich schon, warum es so wenige Frauen in Führungspositionen im Motorsport gibt. An der Ausbildung kann es ja nicht liegen.
Welt am Sonntag: Sie haben einen anderen Werdegang hinter sich als Ihre männlichen Kollegen. Die haben meist Raumfahrttechnik studiert, waren Mechaniker oder sind Rennen gefahren.
Monisha Kaltenborn: Die Zeiten haben sich gravierend geändert. Früher wurden die Rennställe von einer Person, einem Mann, geprägt. Der Wettkampfgedanke war ein anderer, es gab eher ein Miteinander denn ein Gegeneinander, der finanzielle Aufwand war nicht so groß. Mittlerweile ist die Formel 1 zu einem Business geworden, sehr emotional und medienwirksam. Wir müssen alle zwei Wochen, bei Rennen, unsere Zwischenbilanz abgeben. Wir sind sehr vielen Zuschauern verpflichtet, die uns beurteilen, da hilft es, mit einem juristischen Ansatz, Probleme zu lösen.
Welt am Sonntag: Zurück zur Quote. Warum sind Frauen im Motorsport noch Exotinnen?
Monisha Kaltenborn: Vermutlich liegt das daran, dass man ihnen nicht dieselben Chancen eröffnet wie den Männern. Um das zu erreichen, wäre eine Quote der richtige Schritt, damit würde ein Umdenken erreicht werden. Aber schon jetzt tut sich etwas. Jean Todt (Präsident des Automobilweltverbandes Fia, d. R. ) hat eine Kommission ins Leben gerufen mit dem Ziel, Frauen den Karriereweg im Motorsport zu eröffnen, auch was das Rennfahren betrifft. Wir beobachten, dass viele junge Mädchen im Kartsport gemeinsam mit den Jungen zusammenfahren und auch sehr erfolgreich sind. Dann gibt es einen Bruch. Kaum eine 18-Jährige entscheidet sich, das professionell zu machen. Es gibt bei vielen Teams offenbar immer noch Akzeptanz-probleme und Vorurteile. Und zu Hause heißt es von den Eltern: Was willst du in dieser Männerwelt?
Welt am Sonntag: Ein Grund für die schwache Frauenquote in der Formel 1 ist auch die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie. Wie machen Sie das?
Monisha Kaltenborn: Da muss der Partner mithelfen. Ich habe zwei Kinder, die ich dieses Jahr zum ersten Mal mit an die Strecke nehmen werde. In unserem Metier ist es extrem schwierig, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Man kann ja keinen Formel-1-Kindergarten aufmachen.
Welt am Sonntag: Wieso nicht?
Monisha Kaltenborn: Wir befinden uns in einem Technologieumfeld, und Familie und Kinder, glaube ich, sind nicht die Themen, die wir rüberbringen sollten.
Welt am Sonntag: Und das Macho-Image? Ist das noch zeitgemäß?
Monisha Kaltenborn: Ich empfinde es nicht als störend. Es wird bei uns doch keine Frau beleidigt. Es ist die Show, die wir verkaufen. Dazu gehören schöne Frauen, die Gridgirls, dazu. Es bereitet doch mehr Freu-de, wenn da eine rassige Frau in der Startaufstellung steht als ein Mann.
Welt am Sonntag: Die Rennfahrerin Ellen Lohr brachte mal einen Gridboy mit.
Monisha Kaltenborn: Auch als Frau finde ich es ästhetischer, eine schöne Frau anzuschauen.
Welt am Sonntag: Ist die Formel 1 für weibliche Zuschauer anziehend genug?
Monisha Kaltenborn: Auf jeden Fall. Ich weiß, dass der Anteil weiblicher Fans in den letzten Jahren konstant gestiegen ist.
http://www.welt.de/print/wams/sport/article13359173/Allein-unter-Maennern.html
LP 44 Rainer Grünberg, Jahrgang 1955, Redakteur bei Axel Springer (Welt online, Hamburger Abendblatt), ehemal. Schachspieler - http://www.chessbase.de/2007/hamburgsoiree/Img_4778.jpg
Von 23 deutschen Medaillen in Vancouver gewannen die Frauen 13, darunter fünf goldene. Ohne ihre Kolleginnen wären die männlichen Starter ein ziemlich trostloser Haufen. Was sind die Gründe für die Erfolgswelle der Athletinnen in Schwarz-Rot-Gold? WELT ONLINE ging auf Spurensuche.
Im Biathlon ist es wie so oft im Vergleich der Geschlechter. Die Frauen holen Medaillen, die Männer nur Blech. Die Riege der deutschen Gold-Mädels und der Schlaffi-Jungs ist bei den Olympischen Spielen in Vancouver und Whistler beliebig erweiterbar. Wenige Ausnahmen bestätigen die Regel.
http://www.welt.de/sport/article6519487/Warum-Frauen-die-besseren-Maenner-sind.html
LP 45 Christoph Böhr, CDU, geboren 1954 in Mayen, Rheinland-Pfalz, studierte Philosophie, Germanistik, neuere Geschichte und Politikwissenschaft, Herausgeber der Buchreiche „das Bild vom Menschen und die Ordnung der Gesellschaft“
Der stellvertretende CDU- Vorsitzende Christoph Böhr begrüßte die Diskussion um ein verpflichtendes soziales Jahr als Ersatz für den Wehr- und Zivildienst. Frauen dürften aber dazu nicht herangezogen werden, da sie mit Geburten- und Erziehungszeiten bereits einen Dienst an der Gesellschaft leisteten
http://www.welt.de/politik/article287468/Ministerium-Soziales-Pflichtjahr-politisch-nicht-machbar.html
http://www.volksfreund.de/944823
LP 46 Dr. Horst Köhler, CDU, geboren 1943 in Heidenstein (heute Polen), ehem. Präsident Bundesrepublik Deutschland und ehem. Direktor Internationaler Währungsfond IWF
Er werde nur noch die Zehner-Vorschlagslisten der Ministerpräsidenten akzeptieren, wenn sie mindestens drei Auszeichnungsvorschläge für Frauen enthielten, ließ er die Staatskanzleien der Länder wissen, wie FOCUS berichtet.
Die nordrhein-westfälische Regierung empfahl daraufhin den Ministerien, bei Männern einen „restriktiven Maßstab anzulegen“. Anregungen, Frauen mit dem Bundesverdienstorden auszuzeichnen, seien dagegen „großzügig zu befürworten“.
http://www.focus.de/politik/deutschland/bundesverdienstorden_aid_117847.html
Ein Tag hat 24 Stunden - das gilt für jeden Menschen, ob er ein hohes Amt bekleidet oder nicht, ob er alt ist oder jung, ob er ein Mann ist oder eine Frau. Wie der oder die Einzelne diese Stunden nutzt, ist allerdings sehr unterschiedlich - so unterschiedlich wie die gesellschaftliche Anerkennung, die man für dieses Tun erhält. "Arbeit" - das wurde und wird zumeist mit "Erwerbsarbeit" gleichge-setzt. Es hat lange gedauert, bis man erkannte, dass auch die vielen Stunden, in denen wir ohne Be-zahlung füreinander sorgen und uns um die Belange anderer kümmern, eine enorme Bedeutung haben - für die Leistungsfähigkeit unserer Volkswirtschaft, vor allem aber für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und das soziale Klima in unserem Land.
Und damit sind wir hier, bei der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Sie, verehrte Damen.
Sie alle verbindet, dass Sie sich in den 24 Stunden, die Ihnen täglich zur Verfügung stehen, für mehr einsetzen als für Ihren Beruf, für Ihr eigenes Wohl oder das Ihrer Familie und Freunde. So verschieden Ihre Lebenswege und Lebenssituationen auch sind: Sie alle eint das entscheidende Mehr an Zeit und Engagement, das Sie auf den unterschiedlichsten Feldern erbringen: für das Wohl Ihrer Mitmenschen oder das Zusammenleben in unserem Land und in unserer Einen Welt.
Viele von Ihnen engagieren sich sogar mehrfach, an verschiedenen Stellen und in verschiedenen Funktionen. Wenn ich Ihre Lebensläufe betrachte, dann frage ich mich: Wie schaffen Sie das bloß, so viel zu bewegen und zu bewältigen? Und manchmal beschleicht mich auch der Verdacht: Ihr Tag muss mehr als 24 Stunden haben!
Gewünscht hat sich das die eine oder andere von Ihnen bestimmt schon mal. Es braucht viel Energie und Organisationstalent, um - neben der alltäglichen Arbeit in Haushalt und Beruf - in weiteren Lebensbereichen aktiv zu sein. Vor allem Frauen mit kleinen Kindern müssen - weit mehr als Män-ner - zwischen Berufs- und Familienarbeit balancieren, oftmals auf Kosten der Zeit für gesellschaft-liches Engagement.
Aber auch ganz allgemein unterscheiden sich die Tagesabläufe von Frauen noch immer sehr deutlich von denen der Männer: Bei Frauen liegt das Schwergewicht ganz eindeutig auf der (unbezahlten) Hausarbeit, bei Männern auf der Erwerbsarbeit. Und auch bei der freiwilligen Arbeit gibt es große Unterschiede: Das Engagement der Frauen ist tendenziell eher familienbezogen und sozial bestimmt, während sich Männer stärker in berufsnahen Bereichen engagieren und in solchen, die traditionell mit mehr Prestige verbunden sind.
Ich weiß, verehrte Damen, Ihre Verdienste für unser Gemeinwesen sind sehr unterschiedlich und mit Sicherheit nicht darauf zu reduzieren, dass Sie sie als Frauen oder in einem typisch weiblichen Bereich erworben haben. Mir liegt sehr viel daran, auf Maßstäbe in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen, die vielleicht erklären können, warum noch immer weit weniger Frauen als Männer für eine Auszeichnung mit dem Verdienstorden vorgeschlagen werden. Zwar ist der Anteil der Or-densträgerinnen seit 1990 von 16 auf 25 Prozent angestiegen. Doch gemessen am Anteil der Frauen an unserer Bevölkerung und an ihrem vielfältigen Engagement ist das immer noch viel zu wenig! Deswegen nehme ich seit Oktober letzten Jahres Vorschlagslisten nur noch an, wenn von zehn Kandidaten mindestens drei Frauen sind.
Dass bei uns so wenige Frauen mit dem Verdienstorden ausgezeichnet werden, liegt zum einen da-ran, dass die Verdienste von Frauen noch lange nicht so selbstverständlich anerkannt werden wie die von Männern - und zwar genau deshalb, weil sie oft als selbstverständlich gelten und von vielen Frauen auch selbst so gesehen werden: Dass eine Frau nicht nur ihre Eltern und Schwiegereltern pflegt, sondern auch die allein stehende Nachbarin, oder dass eine Mutter sich im Förderverein der Schule ihrer Kinder engagiert. Das Gelingen unseres Zusammenlebens hängt aber gerade von der Qualität solcher scheinbar selbstverständlichen Arbeit ab.
Ein zweiter Grund: Frauen engagieren sich zwar zeitlich gesehen in ähnlichem Maße wie die Männer - sie stehen aber seltener an herausgehobener Stelle; sind selten Vorsitzende, Leiterin oder Ge-schäftsführerin. Sie kennen ja vielleicht die volkstümliche Deutung des Wortes "Ehrenamt": "Den Männern die Ehre; den Frauen das Amt - will sagen: die Arbeit." Wenn wir die Leistungen von Frauen besser würdigen wollen, dann müssen wir darauf achten, dass wir herausragende Leistung nicht mit herausragenden Ämtern verwechseln, denn das versperrt den Blick auf das, was unterhalb von Führungs- und Funktionärsebenen gerade auch von Frauen geleistet wird.
Wir sollten aber zugleich auch mehr als bisher dafür tun, dass Frauen die Positionen einnehmen können, die ihren Leistungen angemessen sind. Eine moderne, zukunftsfähige und zugleich solida-rische Gesellschaft braucht die Kreativität, die Phantasie und die Kompetenz der Frauen an verant-wortlicher Stelle - in Wirtschaft und Politik genauso wie im Bereich der freiwilligen und gemein-nützigen Arbeit. Dazu braucht es auch Männer, die Haus- und Familienarbeit nicht scheuen und dafür gegebenenfalls auch im Beruf zurückstecken. Es braucht gesellschaftliche Rahmenbedingun-gen, die es Frauen wie Männern möglich machen, berufliches, privates und öffentliches Engagement zu verbinden. Und schließlich braucht es Vorbilder.
Sie, meine verehrten Damen, sind solche Vorbilder. Sie zeigen, wie viel Sie als Frauen mit Ihrer Stimme, Ihrer Zeit und Ihrem Herzblut bewegen können - ob als Wissenschaftlerin oder Künstlerin, als Unternehmerin oder Begleiterin von Bedürftigen, ob in Vereinen, Bürgerinitiativen oder in der Politik. Früher hat man solches Engagement oft "selbstlos" genannt. Aber das trifft es nicht. Denn wer sich engagiert, handelt im Gegenteil sehr selbstbewusst: um Ziele zu erreichen und etwas zu bewegen; aber auch, weil es erfüllend ist und - jedenfalls überwiegend - Freude bringt.
Ich freue mich sehr darüber, Sie heute mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland auszuzeichnen. Bitte tragen Sie den Orden ebenso selbstverständlich wie selbstbewusst! Schlagen Sie andere verdiente Frauen zur Auszeichnung vor! Und machen Sie anderen Frauen Mut, ähnliche Wege zu gehen - und Männern auch!
Nun will ich aber lieber schließen, sonst kommt mir nachher noch eine von Ihnen mit dem Satz: "Gute Taten werden hauptsächlich von Männern gepredigt und von Frauen getan."
http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Horst-Koehler/Reden/2007/06/20070621_Rede.html
LP 47 Michail Gorbatschov (RUS), geboren 1931 in Priwolnoje, ehem. Präsident Sowjetunion, Friedensnobelpreisträger, ehem. Generalsektretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion
"Es ist längst an der Zeit für einen eigenen Welt-Frauenpreis. Frauen haben sich mehr um unsere Welt verdient gemacht als Männer. Wir wollen von nun an jährlich auch Frauen ehren, die unsere Welt zum Besseren verändert haben."
http://www.news.at/articles/0416/610/79369/world-awards-frauen-gorbatschow-preise
Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow hat auf einem Frauenkongresses in Hamburg darauf aufmerksam gemacht, dass Frauen nach wie vor benachteiligt werden....
"Die Last an Problemen, die Frauen auf ihren Schultern tragen müssen, ist wesentlich größer als die der Männer", sagte der frühere sowjetische Präsident am Dienstag zu Beginn des "Women's World Congress". Höhepunkt der Veranstaltung wird am Mittwochabend die Verleihung der World A-wards an zwölf Frauen sein, die mit verschiedenen Leistungen auf sich aufmerksam gemacht haben.
Die Preisträgerinnen der ersten Verleihung dieser Art sind unter anderen die Sängerinnen Whitney Houston und Dionne Warwick, aber auch Bianca Jagger, Vivienne Westwood und Nadja Auer-mann. Die Preise werden in einer großen Gala verliehen. Organisator ist der Wiener Georg Kindel. Er hat zusammen mit Gorbatschow die World Awards erfunden, die bisher nur an Männer verliehen wurden und zu deren Preisträgern Schauspieler Michael Douglas, Regisseur Steven Spielberg, Me-diengröße Ted Turner und Paul McCartney zählen.
(apa/red)
http://www.news.at/articles/0424/610/83818/michail-gorbatschow-frauen
LP 48 Roger Köppel, geboren 1965 in Zürich (CH), Chefredakteur der Schweizer Weltwoche, war zuvor Chefredakteur der deutschen Tageszeitung DIE WELT
Hamburg (dpa) - Glanzlichter bei der «Goldenen Feder>: Die Verleihung des Medienpreises aus dem Hamburger Bauer-Verlag hat auch in diesem Jahr mit sprachlichen und musikalischen Höhepunkten aufgewartet.
Der seit 40 Jahren für die Emanzipation der Frau streitenden Alice Schwarzer gab der designierte Chefredakteur der Berliner Tageszeitung «Die Welt>, Roger Köppel, in seiner Laudatio einen wertvollen Tipp: Er habe in einem Münchner Flughafenkiosk nach der «Emma> gesucht und sie erst nach sieben Minuten im Regal Mode/Accessoires/Frisuren, über einem Hardcore-Schwulenmagazin, entdeckt. «Jetzt müssen Sie nur noch für eine bessere Kioskplatzierung kämpfen>, empfahl Köppel der 61- Jährigen. Er gestand ein, ein «stiller Bewunderer, heimlicher Fan> von Schwarzer zu sein: «Sie haben einen Urinstinkt für die Aufdeckung der Schwachstellen des Gegners.> Mit seiner Rede habe er die These bestätigt, dass Männer auch nur Menschen sind, konterte die Frauenrechtlerin.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,300031,00.html
„Das wird in der Regel die Frau sein, was auch vernünftig ist, weil Mütter vor allem am Anfang für die Kinder die wichtigere Bezugsperson sind. Väter haben, wie vor der Trennung, für die Existenz der Familie zu sorgen. Sie nehmen ihre Verantwortung wahr, indem sie pünktlich zahlen, ohne zu klagen.
Mag ja sein, dass es ungerecht ist, wenn man zahlen muss, ohne etwas zu sagen zu haben. Und sicher stimmt es auch, dass manche Frauen, weil sie Trennungen extrem persönlich nehmen, ihren Ex-Männern aus Rachsucht die Kinder vorenthalten. Das ist schlimm und verwerflich, aber so ist das Leben. Wenn man es zulässt oder verursacht, dass eine Familie auseinanderbricht, hat man die Konsequenzen zu tragen.“
http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2011-08/editorial-vaeter-muetter-die-weltwoche-ausgabe-082011.htm
LP 49 Klaus Tschütscher (LI), geboren 1967, seit 2009 Regierungschef des Fürstentums Liechtenstein, verantwortet die Ressorts Präsidium, Finanzen, Familie und Chancengleichheit, wohnhaft in Ruggell (LI), http://www.regierung.li/typo3temp/pics/210ec29a2b.jpg
Auch wenn sich in der rechtlichen
und politischen Gleichstellung von
Frau und Mann in Liechtenstein viel
getan hat, sind wir noch lange nicht
am Ziel. Der erreichte Grad an Chancengleichheit
hängt nämlich nicht nur
vom politischen Willen ab, sondern
von Realitäten wie den teilweise immer
noch vorhandenen Rollenzwängen,
wenn es um dieVereinbarkeit von
Familie und Beruf oder von Familie
und Politik geht. Mit unserer Familienpolitik
wollen wir bessere Voraussetzungen
schaffen, damit Frauen ein
selbstbestimmtes Leben führen und
noch stärker in politischen Gremien
vertreten sein können. Ein weiteres
Handlungsfeld sehe ich im gemeinsamen
Bemühen mit der Wirtschaft,
Lohngleichheit und eine stärkereVertretung
von Frauen in Führungspositionen zu erreichen.
Zu den Aufgabenschwerpunkten der Kommission gehört unter anderem die aktive Beobachtung der Entwicklung bei der Gleichstellung von Frau und Mann und der getroffenen Gleichstellungsmassnahmen. Auch die Ausarbeitung eigener Empfehlungen oder Anträge zuhanden der Regierung für Massnahmen im Hinblick auf die Gleichstellung von Frau und Mann zählen zu den Arbeitsbereichen der Kommission. Bereits seit 1986 ist die Kommission für die Gleichstellung von Frau und Mann als ständiges Beratungsorgan für die Regierung tätig. "Soziale Gerechtigkeit bedeutet auch Geschlechtergerechtigkeit. Ich wünsche mir, dass die Kommission für die Gleichstellung von Frau und Mann auch in den kommenden vier Jahren weiterhin erfolgreich für die Anliegen von Frauen und damit für eine gerechte Gesellschaft eintreten wird", so Regierungschef Klaus Tschütscher.
http://www.regierung.li/index.php?id=158&uid=72
LP 50 Gregor Gysi Jurist, Politiker, geboren 1948 in Berlin, seit 1967 Mitglied der SED, Fraktionsvorsitzender der Bundestagsfraktion DIE LINKE
Gregor Gysi (PDS) ist nicht nur Wirtschaftssenator von Berlin, sondern auch für Frauenfragen zuständig. Das könne er als Mann besonders gut, findet Gysi. Das Interview zum morgigen Internationalen Frauentag führten Constanze von Bullion und
Sina Löschke.
SZ: Herr Gysi, wie fühlt man sich so als Frau?
Gysi: Ich befürchte, da ist meine Fantasie überfordert.
SZ: Sie haben mal geschrieben: "Mein Traum ist es, die Welt mit den Augen einer Frau sehen zu können, mir die Welt von der anderen Seite zu erklären, das Weibliche zu verstehen."
Gysi: Es gibt immer Dinge, die man nie begreifen wird, weil man sie nicht selbst erleben kann. Wenn ich als Anwalt jemanden verteidige, der eine ganz schlimme Tat begangen hat, geht es nicht darum, die Tat zu akzeptieren, sondern sein Denken zu verstehen. Auch bei meiner Frau gibt es Reaktionen, die ich nicht begreife, weil ich das nicht mit ihren Augen sehen kann. Da muss ich mich wohl mit meiner Begrenztheit abfinden.
Gysi: Ich habe akzeptiert, dass Gleichstellungspolitik für Frauen auch von Männern gemacht werden kann, ja sogar muss. Frauen kämpfen hier in eigener Sache. Bei mir wird überlegt, vielleicht hat er ja im einen oder anderen Punkt recht.
SZ: Klar, Männer sind die besseren Feministinnen.
Gysi: Nein, aber die Wahrnehmung ist ungerecht. Wenn Männer etwas nicht wollen, gelten sie als streitbar. Bei Frauen wird sofort zur Vokabel zickig gegriffen. Männern nimmt man nicht übel, wenn sie Karriere machen. Bei Frauen redet man von Karrierismus. Auch die Prostitution gäbe es nicht ohne die Männer, die sie in Anspruch nehmen und gleichzeitig moralisch diskreditieren.
SZ: Sie haben Ihren Sohn allein erzogen. Hat Ihre Frau Alimente bezahlt?
Gysi: Wir haben das anders geregelt. Aber mir ist aufgefallen, wie grob ungerecht das alles ist. In dem Haus, in dem wir wohnten, gab es ungeheuer viel Mitgefühl. Eine hat sogar Kuchen gebacken, um es mir zu erleichtern. Im selben Haus wohnte eine allein erziehende Mutter, um die hat sich keiner gekümmert.
Muss der Mann geschwitzt haben bei diesem Gespräch!
SZ: Welche Frauen bewundern Sie?
Gysi: Jeanne d'Arc, Marie Curie oder Indira Gandhi.
SZ: Die war aber ziemlich autoritär.
Gysi: Ja, aber das spiegelt genau das wider, was eine Frau braucht, um sich in der Männerwelt durchzusetzen. Auch in der Politik muss die Frau ein besserer Mann sein, um anerkannt zu werden.
SZ: Worum beneiden Sie Frauen?
Gysi: Ums Kinderkriegen. Ich meine nicht den Vorgang selbst, der ist ja furchtbar. Was ist das für ein ungeheurer Vorgang, wenn aus dem eigenen Körper neues Leben entsteht. Der Anteil des Mannes ist ja sehr weit hergeholt.
Dazu muss ich nichts sagen, oder? Es könnten nur wieder sprachliche Entgleisungen werden, und das habe ich ja gelobt zu vermeiden.
SZ: Vor welchen Frauen fürchten Sie sich?
Gysi: Vor solchen wie Ihnen. Frauen erkennen doch unsere Schwächen sehr viel genauer. Und wenn sie diese Punkte entdeckt haben, können sie mit einer Konsequenz und Offenheit damit umgehen, dass dem Mann außer Verlegenheit kaum noch eine Reaktion bleibt.
http://www.gruene-partei.de/cms/default/dokbin/249/249044.und_was_sagen_die_gruenen_maenner_dazu.pdf
"Unser Frauensenator Gysi sagte, er beneide Frauen um ihre Gebärfähigkeit. Besser er würde erklären, er verabscheue Männer wegen ihrer Gewalttätigkeit."
Regina Michalik, Sprecherin des Landesvorstandes Bündnis 90/Die Grünen Berlin auf der Pressekonferenz zur Präsentation der Grünen Karte Nr. 3 am 22.4.02
Veröffentlicht in "Stachlige Argumente", 4/2002, Zeitschrift von B90/Grüne, Landesverband Berlin
Der staatssozialistische Versuch, der Spontaneität und Unsicherheit des Kapitalismus mittels einer Ersetzung von Wettbewerb und Evolution durch planmäßige Steuerung und zentrale Verwaltung der Ressourcen zu entgehen, ist gescheitert. Auch wenn historisch seiner steten Bekämpfung und den damit verbundenen Bedingungen Rechnung getragen werden muß, gilt: Die allgemeinen Voraussetzungen von Innovation und Fortschritt wurden zerstört oder konnten nicht entstehen. Die soziale Sicherheit hatte somit keine dauerhafte ökonomische Grundlage gefunden. Freiheit und individuelle Initiative wurden eingeschränkt und grundlegende demokratische Rechte waren nicht gewährleistet. Der Staatssozialismus wurde zu einer stagnierenden Gesellschaft, die zunehmend zerfiel und schließlich zusammenbrach. Er hat der Menschheit dennoch wichtige Erfahrungen vermittelt, die es kritisch zu analysieren, nicht zu denunzieren gilt. Sozialistische Politik nach dem Untergang des Staatssozialismus bedeutet, die Entwicklungspotentiale des Wettbewerbs in Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Bildung, Medien und Kultur von der Dominanz der Kapitalverwertung zu befreien bzw. sie davor zu bewahren und ihre patriarchale Verfaßtheit zu überwinden. Erst dadurch wird es möglich, sie als Ressourcen für die Emanzipation und Entwicklung aller Individuen zu gestalten und die mit ihr verbundenen Risiken, Spontaneitäten und Unsicherheiten gemeinschaftlich zu kontrollieren und solidarisch auszugleichen. Die Gleichstellung der Geschlechter ist Konsequenz einer solchen Veränderung und zugleich Bedingung ihres Eintritts. Der Aufbruch in eine sozialistische Moderne zielt darauf ab, an die Stelle der Dominanz der Kapitalverwertung über Richtung, Gestalt und Tempo des Wandels der menschlichen Zivilisation die Dominanz sozialer, kultureller und ökologischer Zielstellungen zu setzen. Dazu bedarf es der politischen Steuerung, bewußter Gesellschaftsgestaltung und der Entwicklung von Gegenmächten, die dies durchsetzen können.
http://www.glasnost.de/pol/gysiblair.html.
http://www.berlin-stadtderfrauen.de/de/gysi.html#mainstreaming
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Es ist schon beschaemend wie der Feminismus die Medien lenkt (kt)
- kein Text -
Liste Lila Pudel 51-60
LP 51 Luigi Colani, CH, Designer, geboren 1928 in Berlin, Schweizer Staatsbürger mit kurdischen Wurzeln, www.colani.de
"In meinem Team sind immer die Hälfte Frauen und die Hälfte Männer. Wie sich das gehört. So ist die Welt geschaffen. Diese Parität habe ich immer aufrechterhalten. Ich halte sehr viel von Frauen. Sie sind von der Genetik her wesentlich besser ausgerüstet, um Konzerne zu führen, als Männer. "
Frage: Sind Frauen den Männern überlegen?
Colani: "Eindeutig. Männer setzen schon mal Milliarden in den Sand und begehen Kurzschlusshandlungen. Das würden Frauen nicht tun."
Quelle: Bunte, Heft 23/2004, S. 97
LP 52 Prof. Dr. Ulrich Vultejus, deutscher Richter, Bürgerrechtler und justizkritischer Autor, geboren 1927, gestorben 2009
"Theoretisch müssen Männer und Frauen bei gleichen Taten auch gleich bestraft werden. Rechtssoziologen wollen herausgefunden haben, dass Frauen etwas milder bestraft werden. Ich bin in Strafverfahren gegen Frauen immer wieder in Schwierigkeiten geraten und habe mich deshalb jeweils gefragt, welche Strafe würde ich gegen einen Mann bei derselben Anklage verhängen und auf diese Strafe alsdann abzüglich eines 'Frauenrabatts' erkannt. Ähnlich scheinen es auch meine Kollegen zu handhaben, wie die eben wiedergegebene rechtssoziologische Untersuchung ergibt. Ein Frauenrabatt ist gerechtfertigt, weil es Frauen im Leben schwerer haben und Strafen deshalb bei ihnen härter wirken."
"Zeitschrift für Rechtspflege", Ausgabe 3/08 vom 11. April 2008;
LP 53 Dieter Meier, CH, geboren 1945 in Zürich - Sänger, Filmemacher, Unternehmer und Farmer in Argentinien
"Das Prinzip Mann macht die Weltgeschichte zur Tragödie. Die Unfähigkeit, zu gebären, liess eine Jahrtausende lange Blutspur der Aggression zurück. Solange Männer nicht von Frauen lernen, dreht sich der Planet unter Newborn Christian Machos vom Schlage Bushs dem sicheren Untergang entgegen"
Quelle: Vanity Fair Ausgabe 38/2008
LP 54 Ralf A. Hamacher, geboren 1933, Reitsport, Bad Münstereifel (Rheinland-Pfalz), mobil 0172-2545684), ralfhamcher@t-online.de - http://www.fnverlag.de/files/1/4/Hamacher,Ralf.jpg
"Frauen erobern zunehmend männliche Positionen, das ist gut so! Hoffentlich bleiben ihnen aber einige Domänen ewig verschlossen, die bislang ausschliesslich von Männern besetzt waren, wie zum Beispiel Volksverhetzer, Hassprediger, Inquisitoren, Henker, Vergewaltiger, Lustmörder, Kinderschänder oder Massenmörder. Warum finden wir in der Geschichte unserer Welt in diesen Rollen fast ausschliesslich nur Männer? Kommen die Kerle mit ihren Aggressionen und ihrer Sexualität – die für die Entwicklung unserer Spezies wohl notwendig waren, aber heute in dieser Intensität nur noch zerstören – nicht mehr zurecht? Könnte man diese Energien drosseln bzw. umlenken? Das wäre doch mal eine lohnende Forschungsaufgabe" (in P.M. Magazin 10/2008)
LP 55 Günther Nolting (FDP), geboren 1950 in Minden (NRW), gestorben 2008 in Berlin, war Mitglied im Verteidigungsausschuss und sicherheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion
will über ein soziales Pflichtjahr für Frauen „erst nachdenken wenn der erste Mann das erste Kind bekommen hat“
Quelle: Auf einer Podiumsdiskussion im Gymnasium am Geroweiher, Mönchengladbach, Juni 2004
LP 56 Hans-Ulrich Klose(SPD), geboren 1937 in Breslau, Jurist, ehem. Hamburger Innensenator, Koordinator für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit - hans-ulrich.klose@bundestag.de
„ich finde, wenn man von den Realitäten ausgeht, sind Frauen nach allem, was wir wissen, immer noch stärker belastet als Männer, sie sind nämlich unverändert ... doppelt belastet, Frauen machen die Kindererziehung, sie machen die Familienarbeit, und sie machen das, wenn sie berufstätig sind, auch noch nebenbei. .... Oder wenn man so etwas anguckt wie die Pflege von Älteren: Wer macht denn das? Das sind die Frauen. Frauen sind bei uns also ohnehin schon stärker belastet. Und wenn ich deshalb sage, Wehrpflicht betrifft nur die Männer, finde ich das sehr angemessen. Damit habe ich überhaupt kein Gerechtigkeitsproblem.“
(Chrismon AG 07/2004 Begegnungen: Hans-Ulrich Klose / Thomas Straubhaar)
LP 57 Christoph Matschie, SPD, geboren am 15.07.1961 in Mühlhausen (Thüringen), Bildungsminister von Thüringen – www.christoph-matschie.de - christoph.matschie@spd.de
http://www.jenapolis.de/wp-content/uploads/2010/11/Christoph-Matschie1-300x300.jpg
Matschie fordert Chancengleichheit in Schule und Beruf
Führungspositionen im Ministerium von Frauen besetzt
Erfurt, 21.04.2010
Mehr Chancengleichheit in Schule und Beruf fordert Thüringens Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Christoph Matschie, vor dem morgigen Girls´ Day. Beim Mädchenzukunftstag bieten Unterneh-men, Betriebe, Behörden, Hochschulen und weitere Einrichtungen Schülerinnen ab Klasse fünf die Möglichkeit, Einblick in ihre tägliche Arbeit zu nehmen. Vorgestellt werden dabei auch Führungspositionen und Bereiche, in denen bisher nur wenige Frauen arbeiten.
Matschie, zugleich Schirmherr des Girls´ Day, erklärte, dass bereits in der Schule damit begonnen werden müsse, Frauen auf Führungspositionen vorzubereiten. In der Schule gehe es um Bildungsgerechtigkeit. Dies müsse sich im Berufsleben fortsetzen. Frauen dürften dort nicht benachteiligt werden, insbesondere wenn es um Leitungsaufgaben ginge. Außerdem sei es nicht akzeptabel, dass sie für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt würden.
Im Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur gehe man bei der Besetzung von Füh-rungspositionen mit einer Abteilungsleiterin und einer Stellvertretenden Abteilungsleiterin mit gutem Beispiel voran, sei aber noch längst nicht am Ziel, so Matschie.
http://bildungsklick.de/mobil/pm/73033/matschie-fordert-chancengleichheit-in-schule-und-beruf/
”Das Prinzip gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit muss endlich gelten“, sagt SPD-Landesvorsitzender Christoph Matschie anlässlich des Equal-Pay-Day am 23. März und verweist darauf, dass Frauen bis zu 23 Prozent weniger als Männer verdienen. eingedämmt.
Das sei ein unhaltbarer Zustand. Weder das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz noch tarifliche Regelungen oder freiwillige Verpflichtungen der Wirtschaft hätten die Diskriminierung bisher
„Ich unterstütze deshalb die Forderungen der Gewerkschaften und Frauenverbände zum Equal-Pay-Day. Wir brauchen dringend einen gesetzlichen Mindestlohn als Lohnuntergrenze, weil Frauen be-sonders häufig für Dumpinglöhne arbeiten müssen. Außerdem muss soziale Absicherung für alle Arbeitsverhältnisse gelten, um alle Arbeitnehmerinnen bei der Durchsetzung ihres Anspruches auf Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zu unterstützen und gesetzliche Regelungen zur Durch-setzung der Entgeltgleichheit zu schaffen. Unternehmen müssen verpflichtet werden, ihre Entgelt-praxis geschlechtergerecht zu gestalten“, so Matschie.
Der Equal-Pay-Day am 23. März macht auf die noch immer stark unterschiedliche Entlohnung von Männern und Frauen aufmerksam: An diesem Tag haben Frauen endlich so viel verdient wie ihre männlichen Kollegen bereits am Ende des vergangenen Jahres.
http://www.christoph-matschie.de/index.php?nr=12212&menu=1
Gleichstellung
Das Thüringer Schulwesen bietet Frauen hervorragende Karrieremöglichkeiten. Von den insgesamt rund 24.oo0 Lehrern an staatlichen und freien Schulen sind 18.000 Frauen.
An den staatlichen Schulen sind von mehr als 880 Schulleiterstellen rund 560 mit weiblichen Füh-rungskräften besetzt. Das sind mehr als 60 Prozent. „Das zeigt: Das Land geht bei der Chancen-gleichheit mit gutem Beispiel voran. Was in der Wirtschaft noch Zukunftsmusik ist, ist an unseren Schulen schon längst Realität“, erklärt Thüringens Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Christoph Matschie, anlässlich des morgigen Frauentags.
Nach Matschies Worten müssen gute Arbeits- und Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen noch stärker in alle Bereiche der Gesellschaft Einzug halten. Noch immer gebe es ein Ungleichgewicht zwischen Qualifikation und beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten für Frauen. „Von mehr als 5.000 Thürin-ger Abiturienten im Schuljahr 2010/11 waren rund 2.800 Mädchen, also 55 Prozent. Das zeigt: Un-ser Bildungssystem stellt die Weichen richtig, doch im späteren Berufsleben sind Führungspositio-nen noch immer mehrheitlich von Männern besetzt“, so der Minister. Dies sei weder gerecht, noch könne man es sich angesichts des Fachkräftemangels weiter leisten, Frauen im Job auszugrenzen.
Im Schuljahr 2010/11 arbeiteten an Thüringer Grundschulen 4.700 Lehrer, davon mehr als 4.400 Frauen (94 Prozent). An den Regelschulen sind es über 4.500 Frauen (78 Prozent), an Gymnasien über 3.300 (70 Prozent), an Gesamtschulen 500 (74 Prozent), an Förderschulen rund 1.900 (85 Pro-zent) und an Berufsbildenden Schulen rund 3.200 (57 Prozent).
Quelle: Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
http://www.spd-jena.de/index.php?nr=12106&menu=1
LP 58 Henning von Bargen, Jahrgang 1959, Berlin, (Leitung Gunda-Werner-Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung), Studium der Soziologie, Erziehungswissenschaften, Ethnologie und Dipl. Pädagogik, seit 1997 Referent für die Gemeinschaftsaufgabe Geschlechterdemokratie bei der Heinrich-Boell-Stiftung - seit 1998 Erfahrung in Genderberatung, bildet seit 2000 gemeinsam mit Angelika Blickhäuser GenderBeraterInnen aus – h.vonbargen@gmx.de vonbargen@boell.de gender@boell.de – www.gendertraining.de – www.gender-diversity-de - http://www.glow-boell.de/media/de/foto/henningvbargen.jpg
http://www.gender-diversity.de/assets/documents/Sommerwerkstatt%202010/Maennerechtler_und%20GD.pdf
Henning von Bargen, Gabriele Schambach
Geschlechterdemokratie als Gemeinschaftsaufgabe
Geschlechterdemokratie als Prozess der
Organisationsveränderung und Personal-Entwicklung
Von der Frauenförderung zur Geschlechterdemokratie
Um zu verstehen, auf welchem Hintergrund die Heinrich Böll Stiftung als grünnahe politische
Stiftung und Bildungsträger zu diesem Konzept von Geschlechterdemokratie gekommen ist, gilt
es, sich kurz mit der spezifischen Entwicklungsgeschichte der Organisation zu befassen.
Die Heinrich Böll Stiftung Berlin entstand im Jahr 1997 durch die Verschmelzung von drei unab-hängigen
Stiftungen und deren Dachverband. Eine dieser Stiftungen - die Frauen-Anstiftung - hatte
in ihrer Arbeit ein ausgeprägt feministisches Profil: in der Frauen-Anstiftung waren nur Frauen
tätig, die politische Bildungs- und Projektarbeit sollte Frauenzusammenhänge stärken sowie das
Empowerment und die politische Unabhängigkeit von Frauen fördern.
In den Fusionsverhandlungen stellte sich die Frage, wie diese Frauenpolitik nachhaltig in eine
Organisation implementiert werden könnte, deren Struktur und Aufgabe sich grundsätzlich von der Arbeit der Frauen-Anstiftung unterscheiden würde. Zwei Möglichkeiten boten sich an: Entweder der Aufbau weitestgehend autonomer Strukturen für die Frauen oder die Integration des Themas
als Frauenressort in der neuen Struktur. Die Erfahrungen aus anderen Institutionen (Frauengleich-stellungsarbeit,
betriebliche Frauenförderung) zeigten, dass beide Alternativen bisher nicht
die gewünschten Erfolge gebracht hatten. Die autonomen Strukturen waren zu machtlos, um ein-schneidende Veränderungen zu bewirken und als integriertes Ressort geriet das Thema an den Rand und fristete das Dasein eines unbeliebten Störfaktors.
Eine Arbeitsgruppe von Frauen und Männern aus allen drei Stiftungen beschäftigte sich engagiert mit diesen Fragen und griff als Platzhalter für etwas Neues schnell den Begriff Geschlechterdemo-kratie
auf (Halina Bendkowski, Walter Hollstein). Dahinter verbarg sich kein ausformuliertes Konzept - im Gegenteil: gerade weil der Begriff nicht ideologisch besetzt war, bot sich für alle die Möglichkeit, ihre Überlegungen einzubringen und die bisherige Frauenpolitik der drei Stiftungen
kreativ und innovativ weiterzuentwickeln. Wichtig waren dabei Ideen wie Dialog und Kooperation;
einbezogen werden sollten Konzepte aus der Verwaltungsreform und Organisationsentwicklung;
alle - also auch Männer - sollten Verantwortung übernehmen (können).
Geschlechterdemokratie wurde daraufhin in der Satzung der Heinrich Böll Stiftung verankert und enthält drei wesentliche Elemente:
Geschlechterdemokratie ist eine Gemeinschaftsaufgabe.
Damit wird der Blick auf die Gesamtverantwortung gelenkt, sowohl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch der Organisation in ihrem Ablauf und Aufbau.
Geschlechterdemokratie ist ein Leitbild und wird als Satzungszweck festgeschrieben.
Damit wird die gesellschaftspolitische Verantwortung der Stiftung angesprochen und das
Thema als leitender Wert in der politischen Bildungs- und Projektarbeit verankert.
Sicherungssysteme sorgen dafür, den erreichten Standard zu erhalten.
Damit wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass in den einzelnen Vereinen die
Frauenpolitik sowohl strukturell als auch inhaltlich auf sehr unterschiedlichem Niveau
entwickelt war und ein hoher Standard abgesichert werden sollte.
http://anonymouse.org/cgi-bin/anon-www_de.cgi/http://www.tifs.de/bild/genderkongress.pdf
LP 59 Ulrich Greiner, Journalist und Literaturkritiker, geboren 1945 in Offenbach am Main, studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft in Frankfurt am Main und in Tübingen, ehem. Feuilletonredakteur der FAZ, danach Feuilletonchef der ZEIT, Kulturreporter und Herausgeber des Magazins ZEITLiteratur
„Es ist wahr, und Iris Radisch hat Recht: An der neuesten Demografiedebatte ist etwas faul. Die Gründe, die sie in ihrem Essay Der Preis des Glücks ( ZEIT Nr. 12/06) nennt, sind einleuchtend. Keine Frau wird ihre Entscheidung für oder gegen ein Kind von der Lage der Rentenversicherung und vom Blick auf die Alterspyramide abhängig machen. Auch orientiert sie sich, davon bin ich überzeugt, nicht an der Höhe der Freibeträge und an der Ausstattung des Landes mit Kindergärten und Ganztagsschulen. Und ich kann gut verstehen, dass sich die Kollegin Radisch über die Bigotterie empört, mit der eine scheinerregte Öffentlichkeit das Problem des Kindermangels einfach auf die jungen Frauen ablädt, während es doch in Wahrheit alle angeht.
Nun hat aber Iris Radisch die eigentlich Schuldigen ausgemacht, nämlich die Männer. Sie spricht von >den Herren, um die sich die Welt ja ohnehin überall dreht«, und wirft ihnen vor, sich im entscheidenden Augenblick aus dem Staub zu machen. Ich weiß nicht, ob das die Regel ist, aber ich gebe zu, dass es nicht selten vorkommt, und das ist zweifellos zu oft. Da ich nun ein Mann bin, was ich weder beklage noch begrüße, muss ich auf eine Tatsache hinweisen, die mir fundamental erscheint. Und ich wundere mich immer mehr, dass sich gerade die Frauen dieser Tatsache kaum mehr bewusst sind.
Ich spreche ganz simpel von der Gebärfähigkeit. Nach einem langen und mühsamen Kampf um Gleichstellung und Gleichberechtigung haben die Frauen es geschafft, jene Areale zu erobern, die bis dato den Männern vorbehalten waren. Sie können inzwischen ebenso gut schießen und rechnen, ebenso gut regieren und kujonieren wie die Männer. Ihnen gehören große Felder des Erziehungswesens, der Sozialpolitik und der Kultur. Frauen sehen inzwischen ebenso aus wie Männer, sie tragen Hosen und kurze Haare, sie kennen ordinäre Witze und die subtilen Tricks der Karriereplanung. Zwar verdienen sie meist etwas weniger als die Männer, zwar können sie noch nicht ganz so schnell laufen, aber das wird sich ändern.
Was sich aber nicht ändern wird: Männer können keine Kinder kriegen. Die Märchen, die Mythen der Völker und die Werke der Weltliteratur erzählen immer wieder von der einen und großen Kränkung des Mannes: dass er alles kann – aber keine Kinder kriegen. Deswegen hat der Mann die Frau immer umworben, ihre Schönheit besungen, ihren Leib gepriesen. Deswegen hat er sie in Schach gehalten, mit Schleiern verhüllt, in der Kemenate oder im Harem versteckt. In den alten Zeiten war eine gebärfähige Frau das größte denkbare politische wie emotionale Kapital. Schon immer hat der Mann alles unternommen, um diesen von der Natur eingerichteten ungeheuren Vorsprung der Frau wettzumachen. Die Furcht, die ihn dabei umtrieb, ist im Vokabular des römischen Rechts aufbewahrt: Pater semper incertus – den Vater weiß man nie genau.
Quelle: die Zeit 06.04.2006, Nr. 15
LP 60 Gerhard Schick, Grüne, geboren 1972 in Hechingen (BW), Studium der Volkswirtschaftslehre in Bamberg, Madrid und Freiburg im Breisgau, seit 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages, seit 2007 finanzpolitischer Sprecher seiner Fraktion
"Genderpolitik ist Querschnittsaufgabe: Als
Wirtschafts- und Finanzpolitiker setze ich mich
deshalb u.a. für Frauen in Vorständen und
Aufsichtsräten, für ein Steuerrecht, das auch für
Frauen passt, und für Diskriminierungsfreiheit bei
Versicherungen ein."
www.gruene-partei.de/.../249044.und_was_sagen_die_gruenen_maenner_dazu.pdf
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 61-70
LP 61 Malte Spitz, Grüne, geboren 1984 in Telgte (NRW), Gründer der Initiative „Pro Netzneutralität“
"Trotz weiblicher Kanzlerin - wenn die
ChristdemokratInnen mit der "Herdprämie" immer
noch Politik machen können, ist klar, dass wir in
Sachen Gleichstellung noch lange nicht am Ziel
angekommen sind. Erst wenn sowohl die beruflichen
Chancen, Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten,
Entlohnungen und Anerkennungsformen als auch die
häuslichen Pflichten den Geschlechtern
gleichermaßen zuteil werden, haben wir
Gleichstellung erreicht. Das bedeutet aber auch, erst
wenn auch alle Männer Gleichstellung als ihre
selbstverständliche Pflicht verstehen, können wir
dieses Ziel erreichen."
www.gruene-partei.de/.../249044.und_was_sagen_die_gruenen_maenner_dazu.pdf
LP 62 Volker Beck, Grüne, Köln, geboren 1960 in Stuttgart, erster parlamentarischer Geschäftsführer, Sprecher für Menschenrechtspolitik, Mitglied des Deutschen Bundestages
"Gleichstellung von Männern und Frauen bedeutet
für mich, dass die gut ausgebildeten Frauen endlich
auch die ihrer Ausbildung entsprechenden
Führungspositionen bekommen. Dass das ohne
gesetzliche Vorgaben geht, glaube ich nicht.
Wir Schwule haben dem Kampf der Frauen für
gleiche Rechte viel zu verdanken. Wir sind die
Kriegsgewinnler des Geschlechterkampfes.
Gleichstellung der Geschlechter und Zurückdrängen
von klassischen Rollenbildern sind Voraussetzung für
die Emanzipation und Freiheit für Lesben und
Schwule."
www.gruene-partei.de/.../249044.und_was_sagen_die_gruenen_maenner_dazu.pdf
Herr Kollege Silberhorn, Sie haben die Vorbildfunktion der Politik
angesprochen. Wenn ich in die Reihen der Koalition schaue, dann wundert es
mich nicht, dass es in der Debatte einen hohen Anteil männlicher Redner gibt;
denn auch im Hinblick auf die Präsenz ist der Frauenanteil bei Ihnen gering. Bei
der FDP-Fraktion ist eine einzige Frau vertreten, demgegenüber acht Männer.
Das kommt nicht von ungefähr. Es liegt nicht daran, dass die Frauen in der FDPFraktion
zu faul wären, ins Plenum zu kommen, sondern schlicht daran, dass es
so wenige gibt.
(Beifall der Abg. Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Das wiederum liegt daran, dass die FDP bislang auf die „Zwangsquote“, wie Sie
das nennen, verzichtet. Das führt eben zu solchen Resultaten.
Dass es eine Auslese nach Eignung und Befähigung gibt, kann man an dem
politischen Ergebnis der FDP eindeutig widerlegen. Das sehen die Wählerinnen
und Wähler übrigens auch so.
Herr Silberhorn, wenn Sie hier sagen, eine starre Quote widerspreche der
Berufsfreiheit und anderen Grundrechtspositionen – offensichtlich der
Grundrechtspositionen von Angehörigen meines Geschlechts –, dann wundert es
mich, dass Sie bei grundsätzlichen demokratischen Fragen wie der Freiheit des
Mandats und der demokratischen Partizipation in Ihrer Partei mittlerweile
anderer Auffassung sind. Selbst die CSU – man mag es kaum fassen – hat
mittlerweile eine Mindestquotierung von 40 Prozent.
Warum ist das, was in der CSU richtig ist, in der Wirtschaft falsch? Das vermagmir nicht einzuleuchten.
Wir haben doch in unseren eigenen Parteiorganisationen gesehen: Wo es keine
Quote gibt, führen die Männernetzwerke dazu, dass nach
Netzwerkzugehörigkeit entschieden wird und nicht nach Eignung und
Befähigung.
Das wäre in unserer Fraktion, in unserer Partei auch so. Wenn wir die Quote
nicht hätten, dann gäbe es einen Backlash.
In unserer Fraktion werden Sie aufgrund der Mindestquotierung häufig erleben,
dass in fachpolitischen Debatten nur weibliche Rednerinnen auf der Liste
stehen, und zwar nicht, weil wir das in der Fraktion nach Geschlecht
entscheiden, sondern weil sich das aufgrund der angemessenen Repräsentation
beider Geschlechter fachpolitisch so ergibt.
http://thomas-silberhorn.de/fileadmin/pdf/reden/120309.pdf
LP 63 Christoph Erdmenger, Grüne, geboren 1970 in Braunschweig (Niedersachsen), Studium der Geoökologie an der TU Karlsruhe, Umweltwisscenschaftler und Politiker, Mitglied der wirtschaftspolitischen Kommission der Heinrich-Böll-Stiftung, wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion im Landtag Sachsen-Anhalt, lebt in einem Holzhaus mit Grasdach
"Es gibt in Deutschland genau ein erfolgreiches
praktisches Gleichstellungskonzept: unser Grünes.
Nur die Quote schafft die Wende."
Sepp Dürr, Fraktionsvorsitzender
Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag
„Frauen in Führungspositionen - das ist einfach
modern und das brauchen wir viel mehr. So klingt es
in meinen Ohren als das beste Kompliment an
Leitungspersonal, wenn jemand ein weiblicher
Führungsstil nachgesagt wird.“
http://www.gruene-partei.de/.../249044.und_was_sagen_die_gruenen_maenner_dazu.pdf
Frauenmangel und Männerüberschuss
Nach der Diskussionsveranstaltung am gestrigen Abend "Not am Mann - sind die Frauen schuld!?" unterstreichen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ihre Forderung nach einem geschlechterdifferenzierten Kinder- und Jugendbericht. Landesvorsitzender Christoph Erdmenger: "Männerüberschuss als Folge vermehrter Abwanderung von Frauen hat Auswirkungen auf das soziale Klima und die demografischen Entwicklungschancen. Wir brauchen neue Strategien in der Geschlechterpolitik, die Benachteiligungen abbaut und das Ziel konsequenter Gleichstellung verfolgt." Dazu sei fundiertes Datenmaterial über die Entwicklung von Jungen und Mädchen ein erster Schritt.
Erdmenger: "Ein erheblicher Teil der männlichen Jugendlichen in Sachsen-Anhalt steht ohne Schulabschluss bzw. mit schwachen Berufsaussichten da, während Mädchen mit ihrer besseren und höheren Bildung in die alten Bundesländer abwandern. Die Auswirkungen insbesondere auf dem Lande: viele Langzeitarbeitslose mit ungenügender Ausbildung, Frauenmangel und Männerüber-schuss." Andererseits seien Führungspositionen im Land noch immer männerdominiert, Frauen gegenüber Männern in der Bezahlung benachteiligt.
"Eine geschlechterdifferenzierte Berichterstattung kann Grundlage für bessere Bildungspolitik und für die Kinder- und Jugendarbeit sein", so der bündnisgrüne Landesvorsitzende. "Wir fordern die Koalitionsparteien auf, eine regelmäßige und geschlechterdifferenzierte Kinder- und Jugendbericht-erstattung auf den Weg zu bringen.
Hinweis:
Die vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung erarbeitete Studie "Not am Mann - Von Helden der Arbeit zur neuen Unterschicht - Lebenslagen junger Erwachsener in wirtschaftlichen Abstiegsregionen der neuen Bundesländer" rückt erstmals die "männliche" Perspektive in den Vor-dergrund.
http://www.sachsen-anhalt.gruene-partei.de/cms/default/dok/239/239210.frauenmangel_und_maennerueberschuss.htm
http://www.gwi-boell.de/web/europa-aufruf-genderpolitik-ist-jedermanns-sache-294.html
LP 64 Hans-Josef Fell, Grüne, geboren 1952 in Hammelburg (Bayern), Studium der Physik und Sportwissenschaft an der Universität Würzburg, Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion für Energiepolitik Mitglied des Deutschen Bundestages
„Frauen brauchen Gleichstellung in allen
gesellschaftlichen Bereichen. Ich erlebe eine von
Männern dominierte Energiewelt. Mehr Frauen in
Energiepolitik und Energiewirtschaft würden
sicherlich mehr Klimaschutz und gerechte Teilhabe
bringen.“
http://www.gruene-partei.de/.../249044.und_was_sagen_die_gruenen_maenner_dazu.pdf
LP 65 Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf, Grüne, geboren 1942 in Spenge (NRW), Studium der Pädagogik, von 1989 bis 2009 Mitglied des Europaparlaments, Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - http://www.wdr.de/tv/monitor//sendungen/2008/0612/img/12c15_baringdorf_k.jpg
„Gleichstellung - keine Frage für die
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL),
meine agrarpolitische Heimat. Es gibt jeweils eine
Vorsitzende und einen Vorsitzenden -
selbstverständlich gleichberechtigt.“
http://www.gruene-partei.de/.../249044.und_was_sagen_die_gruenen_maenner_dazu.pdf
Verfasser der Stellungnahme des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. – Herr Präsident, Herr Kommissar! Dass der Agrarausschuss einen Mann mit der Stellungnahme beauftragt hat und dass die Frauen dem zugestimmt haben, zeigt, wie wichtig wir dieses Problem der Gleichstellung und der Chancengleichheit nehmen, weil wir der Ansicht sind, dass es sich hier nicht nur um Fragen – „nicht nur“ soll nicht einschränkend sein – der sozialen, ökologischen und kulturellen Leistungen der Frauen handelt, die ja wohl unbestritten sind, sondern dass es um die wirtschaftliche Entwicklung der ländlichen Räume geht.
Bei der wirtschaftlichen Entwicklung der ländlichen Räume sind die Frauen ein entscheidender Faktor. Wenn eben davon gesprochen wurde, dass Frauen – vor allen Dingen auf kleinen Höfen – immer noch als unsichtbare Arbeitskraft fungieren, dann drückt sich das auch in den Agrarstatistiken aus, wo die Frauen mit einem leicht schwankenden Prozentsatz von 0,2 bis 0,3 % verzeichnet sind, während ja niemand bestreiten kann, dass die Frauen auf den Höfen möglicherweise mehr arbeiten, als es die Männer tun, weil das Aufgabenspektrum sehr groß ist. Also müssen wir hier die Arbeitskraft der Frauen stärker in den Mittelpunkt stellen.
Herr Kommissar, niemand wird nun erwarten, dass aus der DG AGRI eine Frauengleichstellungsstelle wird, das wäre sicherlich ein bisschen viel verlangt. Aber man kann natürlich in den Programmen – und das tut die Kommission auch bereits, ich will das sehr wohl anerkennen – schon Schwerpunkte setzen, die auch die Frauen berücksichtigen. Wenn wir die Art der Mittelvergabe sehen, dann werden in den so genannten bottom-up-Ansätzen – also da, wo die Kräfte vor Ort beteiligt sind – spezifisch die Möglichkeiten der Frauen einbezogen. Sie sind meistens viel aktiver als die Männer. Wenn wir darauf achten, werden wir die Arbeitskraft und die Wirtschaftskraft der Frauen stärken, und das wird dem gesamten ländlichen Raum zugutekommen..
Herr Kommissar, Herr Präsident, wenn ich das als Mann zum Schluss sagen darf: Die Frauen werden und müssen natürlich ihre eigenen Interessen vertreten, und man sieht im ländlichen Raum, dass sie dazu sehr wohl in der Lage sind und dass die Agrarpolitik von ihnen inzwischen mitgestaltet wird.
http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+CRE+20030703+ITEM-007+DOC+XML+V0//DE
LP 66 Winfried Kretschmann, Grüne geboren 1948 in Spaichingen (BW), Studium der Biologie und Chemie, Ministerpräsident Baden-Württemberg
"Solange die Entscheidung Volker Ratzmanns,
zugunsten seines Kindes auf den Bundesvorsitz zu
verzichten, noch als aufsehenerregend gilt, solange
wir nicht zum Schluss kommen, den Bundesfrauenrat
wegen mangelnder Arbeit feierlich aufzulösen,
werden wir noch lange zäh und beharrlich
weiterkämpfen müssen für die Gleichstellung von
Frauen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft."
http://www.gruene-partei.de/.../249044.und_was_sagen_die_gruenen_maenner_dazu.pdf
LP 67 Karl-Martin Hentschel, Grüne ehem. Fraktionsvorsitzender
Bündnis 90/ Die Grünen im Schleswig-
Holsteinischen Landtag, geboren 1950 in Bad Münder am Deister (Niedersachsen), Studium der Mathematik in Kiel, Mitglied von Attac, Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Heinrich-Boell-Stiftung SH, Avaaz, Mehr Demokratie
„Nach der politischen Gleichstellung geht es jetzt um
die ökonomische Gleichstellung. Wir müssen die
Weichen für die Familien und die Firmen so stellen,
dass Gleichstellung lohnend wird! Dafür müssen wir
strampeln!“
http://www.gruene-partei.de/.../249044.und_was_sagen_die_gruenen_maenner_dazu.pdf
LP 68 Arndt Klocke, Grüne geboren 1971 in Bad Oeynhausen (NRW), wohnhaft in Köln, Mitglied des Landtages NRW, von 2006 bis 2010 Landesvorsitzender seiner Fraktion, Mitglied der Heinricht-Boell-Stiftung NRW, von Amnesty International und des Schwulen und Lesbenverbandes (LSVD), liiert mit Sven Lehmann (siehe LP 20), arndt.klocke@landtag.nrw.de
"Von Grünen Frauen lernen heißt siegen lernen. Die
Hälfte der Macht gehört den Frauen-und das ist gut
so!"
http://www.gruene-partei.de/.../249044.und_was_sagen_die_gruenen_maenner_dazu.pdf
LP 69 Michael J. Weichert, Grüne, geboren 1953 in Neuenbürg (BW), stellv. Fraktionsvorsitzender
Bündnis 90/ Die Grünen im Sächsischen Landtag - http://www.l-iz.de/servlets/images/512992_3/binary_content_files/store/512992v3.jpg
"Geschlechtergerechtigkeit ist Grundlage und
Kernziel zugleich unserer Partei, denn eine höhere
Teilhabe von Frauen in sämtlichen Bereichen der
Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sorgt für mehr
wirtschaftliche Dynamik, sowie Stabilität in den
sozialen Sicherungssystemen. Daher ist die
Unterstützung der Gleichberechtigung von Frauen
elementar für unsere Politik und für die Zukunft
Deutschlands.
Die grüne Bundesfrauenkonferenz leistet hierbei
einen wichtigen Beitrag zur Diskussion und
Aufklärung bezüglich der Problematik Frauen auf
dem Arbeitsmarkt. Frauen werden in der Arbeitswelt
der Wissensgesellschaft wegen ihrer höheren
Sozialkompetenz und Teamfähigkeit die
Führungsrolle übernehmen!"
http://www.gruene-partei.de/.../249044.und_was_sagen_die_gruenen_maenner_dazu.pdf
LP 70 Nils Wiechmann, Grüne, Landesvorstandssprecher Grüne
Rheinland-Pfalz, Koblenz, geboren 1976 in Pinneberg (SH), Studium der Erziehungswissenschaften an der Universität Koblenz
„Grüne Politik steht für Gleichstellung und
Gleichberechtigung von Frauen und Männern in allen
Lebensbereichen. Weil Frauen noch immer häufiger
von Erwerbslosigkeit und Armut betroffen sind als
Männer und die Einkommen von Frauen weit unter
denen der "klassischen Männerberufe" liegen, setzen
wir uns ein für aktive Maßnahmen zur Durchsetzung
einer wirklich gleichberechtigten Teilhabe von
Frauen.“
http://www.gruene-partei.de/.../249044.und_was_sagen_die_gruenen_maenner_dazu.pdf
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 71-80
LP 71 Christian Kortmann, Journalist und freier Sachbuchautor, geboren 1974 in Köln, studierte Kulturwissenschaften, schrieb für die Tageszeitung, die ZEIT, Süddeutsche Zeitung und den Zürcher Tages-Anzeiger
http://www.sueddeutsche.de/,tt5m1/kultur/260/457916/text/
Zur tagtäglichen Verarsche und Abwertung von Männern in der Werbung fallen einem gewissen Christian Kortman in der SZ so weise und verständnisvolle Sätze ein wie "..Die Frauen haben historisch gesehen also einiges gut, unter anderem das Recht, die Männer satirisch härter anzugreifen als umgekehrt."
LP 72 Michael Spindelegger (Aut), geboren 1959 in Mödling (Aut), politisch der ÖVP zugehörig, Aussenminister und Vizekanzler Österreichs
"Frauen und Mädchen sind die Hauptleidtragenden in bewaffneten Konflikten, ob im Ostkongo oder Darfur. Deshalb fordert Österreich im UNO-Sicherheitsrat den Schutz der Zivilbevölkerung systematisch in alle Mandate von internationalen Friedensmissionen aufzunehmen", so der Außen-minister weiter."
Wien, 6. März 2009 – "Armut ist oft weiblich. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten ist daher der Fokus auf Gleichberechtigung enorm wichtig", so Außenminister Michael Spindelegger anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März.
Quelle: www.bmeia.gv.at/aussenministerium/aktuelles/presseaussendungen-
Wien, 5. März 2010 - "Frauen sind eine tragende Säule unserer Gesellschaft. Dennoch ist ´Gleichbehandlung´ in vielen Ländern und Regionen der Welt nach wie vor ein Fremdwort. Echte Gleichstellung zwischen Männern und Frauen ist aber Basis für Armutsminderung, sozialen Frieden und nachhaltige Entwicklung. Daher muss die Förderung der Rechte von Frauen ein integrales Ele-ment unserer Außen- und Entwicklungspolitik sein", so Außenminister Michael Spindelegger zum Internationalen Frauentag am 8. März.
Heuer jährt sich die Annahme der UNO-Resolution 1325 zu Frauen, Frieden und Sicherheit zum zehnten Mal. "Diese Resolution war ein Meilenstein in Sachen internationaler Frauenrechte und Schutz von Frauen. Sie hat sich erstmals mit der Auswirkung von bewaffneten Konflikten auf Frau-en und ihrer aktiven Rolle in allen Phasen des Friedensprozesses befasst. Damit hat diese Resolution wesentlich dazu beigetragen, das Bewusstsein für dieses Thema weltweit zu schärfen", so der Außenminister, der fortfuhr: "Trotz Fortschritten in Teilbereichen, wie der Vorbeugung und Be-kämpfung von sexueller Gewalt bleibt noch viel zu tun. Das zehnjährige Bestehen der Resolution muss uns neuen Antrieb geben, ihre Umsetzung in allen Bereichen weiter konsequent voranzutrei-ben", so Spindelegger. Ein vom Außenministerium mitorganisiertes Expertentreffen nächste Woche in New York wird dazu konkrete Impulse liefern.
Frauen sind nicht nur oft Opfer von Gewalt in bewaffneten Konflikten sondern auch von häuslicher oder traditionsbedingter Gewalt wie Genitalverstümmelung. Österreich unterstützt die weltweite Kampagne von UNO-Generalsekretärs Ban Ki-Moon zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Auf nationaler Ebene hat Österreich die Gesetzgebung zum Schutz vor häuslicher Gewalt gegen Frauen verschärft: "Gewalt gegen Frauen, darf national wie international keine Chance haben. Für die Täter darf es keine Straffreiheit geben", so Spindelegger.
"Auch in meinem Ministerium ist es mir ein Anliegen, das Potenzial der Frauen voll zu nützen und sie bestmöglich zu fördern. Mit Dezember 2009 waren rund 48 % meiner Mitarbeiter weiblich. Im letzten Jahr ist die Zahl der Abteilungsleiterinnen um fast 50% gestiegen. Auch an den Spitzen der Austrian Development Agency und des Österreich-Instituts stehen weibliche Führungskräfte. Ich unterstütze diesen Trend zu einer völligen Gleichstellung und hoffe, dass er sich weiter fortsetzt", so der Außenminister abschließend.
http://www.entwicklung.at/presse/internationaler-frauentag-2010/
LP 73 Prof. Rolf Pohl, geboren 1951 in Hannover, Soziologe und Sozialpsychologe, Professor am Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der Universität Hannover
Der Privatdozent Dr.phil Rolf Pohl lehrt am Sozialpsychologischen Institut der Leibniz-Universität Hannover. Ein für das Sommer-Semester 2009 angekündigtes Seminar trägt den bezeichnenden Titel: Männlichkeit als kulturelles und psychosoziales Konstrukt.
Zu seinem Buch Feindbild Frau - Männliche Sexualität, Gewalt und die Abwehr des Weiblichen gibt der Offizin-Verlag u.a. folgende Inhaltsangaben :
Sexuelle Gewalt ist männlich. Täglich konfrontieren uns die Medien mit Berichten über "normale" sexuelle Belästigungen, Vergewaltigungen oder gar Sexualmorde. Was sind die tieferen Ursachen für dieses Verhalten? Rolf Pohl kommt zu der Erkenntnis, daß diesen Gewaltformen eine ambivalente bis feindselige Einstellung zu Frauen zugrunde liegt, die als Tendenz bei fast allen Männern nachweisbar ist. Weiblichkeit wird von Männern unbewußt als Bedrohung erlebt und deshalb abgewehrt.
[...]
Die typisch männliche Gewaltbereitschaft entspringt einer aus Lust, Angst, Neid, Wut und Hass bestimmten unbewußten Einstellung zur Weiblichkeit.
http://www.offizin-verlag.de/themes/kategorie/detail.php?artikelid=37
taz: Herr Pohl, die Frauenbewegung der Siebzigerjahre hat unsere Gesellschaft als sexistisch beschrieben. Ist sie das noch?
Rolf Pohl: Ja. Aber "Sexismus" war eine Kampfparole in einer Zeit, in der Männer ihren Herrschaftsanspruch noch ganz offen formulierten. Heute ist sexistisches Verhalten offiziell verpönt, wir haben eine rhetorische Modernisierung erlebt. Weil die Diskriminierungen subti-ler geworden sind, wirkt der Begriff nun ungenau. Ich würde auch nicht mehr sagen, wir leben in einem Patriarchat, sondern: Wir leben in einer männlich dominierten Gesellschaft mit klaren Geschlechterhierarchien.
Rolf Pohl, 57, ist Professor für Sozialpsychologie in Hannover und schrieb u. a. "Feindbild Frau. Männliche Sexualität, Gewalt und die Abwehr des Weiblichen".
Foto: Uni Hannover
Was ist der Unterschied?
Niemand sagt mehr: Eine Frau darf nicht Bundeskanzlerin oder Führungskraft werden. Aber die Eigenschaften, die etwa dem Amt von Frau Merkel zugeschrieben werden, sind einer positiven Vorstellung von dominanter Männlichkeit entliehen. Und dann ist das Geschlecht der Amtsinhaberin natürlich mediales Dauerthema. Dieser Umstand ist mit "hegemonialer Männlichkeit" besser beschrieben als mit dem Begriff Patriarchat, in dem eine Frau auf dem Posten des Kanzlers nicht akzeptabel ist.
Und woran erkennt man die Hegemonie?
Die australische Soziologin Raewyn Connell weist drei Bereiche aus: Wer dominiert in der Wirtschaft? Wer dominiert in der Politik? Und wer dominiert in den emotionalen Beziehun-gen? Wer bekommt Aufmerksamkeit, Geld oder Zuwendung, und welches Geschlecht wird eher diskriminiert? Besonders in den privaten Beziehungen gibt es eine sehr starke Ausprä-gung männlicher Vorherrschaft.
In den privaten Beziehungen? Das würden viele Paare von sich weisen.
Natürlich versuchen viele Männer, die Idee der Gleichberechtigung zu leben. Aber zum einen hat derjenige mehr Macht, der Zugang zu Geld hat. Zum anderen findet vieles unbewusst statt. Sexismus wird oft verlagert, in Witzchen etwa. Freud würde sagen: Ein offiziell tabuisiertes Thema - Frauenverachtung - taucht als Witz wieder auf. Wenn man darüber lacht, schadet man Frauen nicht direkt und gilt deshalb nicht als Sexist. Männer generieren auch Macht in ihrer Beziehung, indem sie Aufmerksamkeit verweigern, hinhalten, Aufgaben vergessen, Bedürfnisse ihrer Partnerin ignorieren.
Aber die Abgrenzung muss doch nicht zwangsläufig negativ ausfallen.
Sie tut es aber. Wenn man die Gruppe der Männer höher bewertet als die der Frauen, kann man jenseits der Hierarchiekämpfe eine Gruppenidentität herstellen. Deshalb kommt es in reinen Männerrunden manchmal zu Verbrüderungsszenen, in denen Frauen sexualisiert und als minderwertig markiert werden. Etwa beim gemeinsamen Puffbesuch: Frauen haben dort Männer zu bedienen und Männer können ihre heterosexuelle Potenz vor den anderen de-monstrieren. Diese gemeinsamen Erfahrungen zur Stabilisierung einer männlichen Grup-penidentität auf Kosten abgewerteter Frauen ist ein Beispiel für das, was nach Connell als "patriarchale Dividende" bezeichnet.
Sie sagen, die Geringschätzung präge sich früh ein. Wie tut sie das?
Unser vorherrschendes Männlichkeitskonzept lautet: Sei autonom, hab alles unter Kontrolle. Besonders in der Sexualität hat ein Mann aber weder seine Sexualfunktionen noch die Aktion oder Reaktion der Frau unter Kontrolle. Diese Diskrepanz macht in zweifacher Rich-tung Angst: Nach einer Umfrage haben 84 Prozent der deutschen Männer Angst vor Po-tenzversagen und 88 Prozent Angst vor Frauen. Und diese Angst wird häufig durch eine Kontrollfantasie kaschiert: Ich kann immer, sie will immer. Je abhängiger er sich fühlt, desto eher neigt er zur Kontrolle bis hin zur Gewalt. Und da geht es nicht um Bagatellen, solange die UNO zählt, dass weltweit jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von Män-nern körperlich oder sexuell misshandelt wird.
Reagieren Männer deshalb so allergisch auf Feministinnen? Weil die sich der Kon-trolle entziehen?
Ja, das ist eine mögliche Abwehrstrategie zur Bestätigung einer "intakten" Männlichkeit. Feministinnen wurden und werden lächerlich gemacht. Es gibt natürlich immer Unterschiede in der Heftigkeit der Abwehr. Das Extrem war wohl der Kanadier, der Mitte der Neunziger mit einer Schnellfeuerwaffe in einen Hörsaal stürmte, alle Männer rausschickte und einen Großteil der Frauen erschoss, mit dem Ausruf: Ihr Feministinnenpack!
Der war ja wohl schwer gestört.
Aber wie kam er auf die Idee, seine Störung an vermeintlichen Feministinnen auszuleben? Auch viele Sexualstraftäter sind "gestört". Aber wo holt man sich eine ultimative Machterfah-rung, wenn die Kontrolle über das eigene Leben zu entgleiten droht? Bei der Gruppe, von der man sich mit aller Macht abgrenzen will und die vermeintlich Schuld an der eigenen Misere trägt.
Und wie soll man daran etwas ändern können?
Man muss an die Wurzeln gehen. Im Moment wird der Mythos aufrechterhalten, dass Män-ner ihre Sexualität benutzen können, wie sie wollen. Entweder als Waffe oder friedlich. Die Angst, die dem zugrunde liegt, kommt nicht zur Sprache. Über diese Angst müssen wir re-den, nicht erst über ihre Konsequenzen, die Gewalt.
Können Eltern ihre Söhne zu "Antisexisten" erziehen?
Da bin ich etwas skeptisch. Solange es gesellschaftlich verpönt ist, dass Männer ihre Hilfs-bedürftigkeit zugeben, kann sich das Gefüge nicht ändern.
Aber es gibt Väter, die Elternzeit nehmen. Trauen Sie denen nichts zu?
Das sind sehr wenige, die einen verlängerten Familienurlaub nehmen. Vor allem aber kommt es darauf an, welche Form von Männlichkeit der Vater repräsentiert. Der Vater kann nach außen wie ein "neuer Mann" wirken - aber unbewusst weiter seine Frau abwerten, etwa weil er sich als Supervater inszeniert, der alles besser kann. Dann hat er wieder das traditionelle Männlichkeitsbild vermittelt.
Wie sollen sich Männer verhalten? Alles herkömmlich "Männliche" wird doch hono-riert. Kein Wunder, dass keiner der Frauenversteher sein will.
Eines der wirksamsten Mittel gegen Vorurteile ist für meinen Lehrer Peter Brückner das Hören auf "unpassende Nachrichten". Das heißt, man darf dieses Unbehagen in den Ge-schlechterbeziehungen nicht zukleistern, sondern muss weiterfragen, was für eine Angst die Männer an diesem Punkt befällt.
Die sogenannten Alphamädchen betonen, sie wollten nicht gegen Männer, sondern mit Männern Feministinnen sein. Was halten Sie davon?
Das ist zunächst positiv. Man kann etwas über wechselseitige Wahrnehmungen herausfin-den und zusammen etwas entwickeln. Allerdings macht mich stutzig, wie diese Rede geführt wird. Wenn die geltenden Männlichkeitsideale nicht infrage gestellt werden, dann betreiben diese Frauen bloße Affirmation.
Sie halten wohl nicht viel vom neuen Feminismus?
Der "neue Feminismus" ist für mich zunächst ein medial inszeniertes Backlash-Phänomen. Junge, hübsche Gesichter werden hier zu den alten feministischen "Schlachtrössern" in Konkurrenz gesetzt. Das dient erst einmal dazu, den "alten Feminismus" abzuwerten. Aber diese Frauen analysieren die vorherrschenden Machtstrukturen nicht. Sie folgen eher dem allgemeinen Trend der Individualisierung, nach dem jeder seines Glückes Schmied ist. Das ist keine Kritik an der Geschlechterhierarchie. Ein Feminismus, der nichts verändern will, ist keiner.
Wie reagieren Männer darauf, wenn Sie sie auffordern, sich mit ihrer Angst zu be-schäftigen?
Bei meinen Vorträgen reagieren vor allem die Frauen positiv. Männer sind eher irritiert und oft peinlich berührt. Über seine Ängste nachzudenken anstatt sie als Bedrohung abzuwehren ist in der Männerrolle nicht vorgesehen.
Krise der Männlichkeit oder Re-Maskulinisierung der Gesell-schaft?
07. Februar 2012 17:29
White Ribbon lädt zum Vortrag über Antifeminismus und Weiblichkeitsabwehr in der neuen deutschen "Männerbewegung"
"Es gibt keine aktuelle Krise der Männlichkeit, denn in männlich dominierten Kulturen und Ge-sellschaften ist Männlichkeit grundsätzlich ein fragiles und krisenhaftes Konstrukt." Das konstatiert Rolf Pohl von der Universität Hannover, den White Ribbon Österreich zum ersten Gender Talk im Jahr 2012 eingeladen hat.
Beherrschendes und diffamierendes "Feminat"
In seinem Vortrag wird er auf die "verbreiteten Klagen über die 'Krise der Männer', die 'be-nachteiligten Jungen' und die 'entsorgten Väter' als eine rückwärtsgewandte Reaktion auf die marktradikale Verschärfung des gesellschaftlichen Krisengeländes, die immer wieder mit mi-sogynen (frauenfeindlichen) Schuldzuweisungen einhergeht", eingehen. "Eine kritische Ausei-nandersetzung mit der Überlagerung gesellschaftlicher und geschlechtlicher Ungleichheitslagen schrumpft bei vielen diskursbestimmenden Ansätzen auf das manichäistische, die Welt der Geschlechterbeziehungen in 'gut' und 'böse' unterteilende Bild eines die Männer beherrschenden und diffamierenden 'Feminats' zusammen."
Re-Maskulinisierung der Gesellschaft
Vor diesem Hintergrund könne die daran entzündete, selbsternannte" Männerbewegung" laut Pohl als Backlash, als antifeminine und antifeministische Gegenbewegung im Rahmen einer allgemeinen Re-Maskulinisierung der Gesellschaft interpretiert werden.
Der Vortrag wird diese Entwicklung kritisch nachzeichnen und mit einem eigenen Ansatz zur Konstitution der von einem grundlegenden Dilemma gekennzeichneten Struktur von Männlichkeit in Gesellschaften mit männlicher Hegemonie konfrontieren. (red)
http://diestandard.at/1328507143151/Gender-Talks-Krise-der-Maennlichkeit-oder-Re-Maskulinisierung-der-Gesellschaft
Kommen wir abschließend noch einmal auf die wichtigsten Topoi der aktuellen Debatten über die Krise des Mannes zurück, dann kann die hier geführte Auseinandersetzung thesenförmig in vier Punkte zusammengefasst werden:
1. Es gibt keine zeitbedingte „Krise der Männlichkeit“, denn Männlichkeit selbst ist strukturell ein konflikthafter und konfliktsensibler Krisenzustand. D.h.: Die inzwischen inflationär und mit misogynen Schuldzuweisungen geführte Rede von der aktuellen Krise der Männlichkeit verdeckt, dass es sich bei den vorherrschenden Formen von Männlichkeit in männlich dominierten Kulturen und Gesellschaften grundsätzlich um ein fragiles und krisenhaftes Konstrukt handelt.
2. Zu den inhärenten Merkmalen dieses Konstrukts Männlichkeit gehören nach wie vor unbewusst verankerte und körperlich eingeschriebene Überlegenheitsansprüche und eine ambivalente, bis zur Feindseligkeit reichende Weiblichkeitsabwehr. Dies hat insbesondere auf dem Feld der normierten (Hetero-)Sexualität eine unlösbare Zwangslage zwischen Autonomiewunsch und Abhängigkeitsangst zur Folge, die als „Männlichkeitsdilemma“ bezeichnet werden kann und die eine der wichtigsten Quellen von sexueller und nichtsexueller Gewalt als Mittel der Wiederherstellung einer aus den Fugen geratenen „intakten“ Männlichkeit darstellt.
3. Die wichtigen Fortschritte in der Frauen-, Gleichstellungs- und Geschlechterpolitik sind Ausdruck einer bloß „rhetorischen Modernisierung“ (Wetterer 2003), solange die grundlegenden Asymmetrien in einer weiterhin geschlechterhierarchischen Gesellschaft geleugnet oder verschleiert werden. Ein männlicher Krisendiskurs, der diese Tatsache ignoriert oder essentialistisch umdeutet ist ein entkontextualisiertes, und damit scheinheiliges Gerede, mit dem „der“ Mann larmoyant zum beklagenswerten Opfer der als „feminisiert“ angeprangerten Verhältnisse stilisiert wird;
4. Die Rede von der „Krise der Männlichkeit“ ist eine rückwärtsgewandte Reaktion auf die marktradikale Verschärfung des gesellschaftlichen Krisengeländes und enthält hohe projektive Anteile. Das bedeutet: Die Krise erscheint in vielen einschlägigen Diskursen als Folge einer die Männer pauschal diffamierenden, vor allem aber die Jungen und Väter einseitig vernachlässigenden Frauenpolitik und Mädchenförderung und kann, zugespitzt, als Backlash, als antifeminine und antifeministische Gegenbewegung im Rahmen einer allgemeinen Re-Maskulinisierung der Gesellschaft interpretiert werden.
Um es abschließend noch einmal zu betonen: Die hier skizzierte Struktur und Entwicklung eines grundlegenden Männlichkeitsdilemmas ist keine anthropologische Tatsache und damit kein unausweichliches Schicksal, sondern Ausdruck der Kontinuität gesellschaftlicher, wenn auch modernisierter Geschlechterarrangements. Eine wirksame, auch für die Konstitution der männlichen Subjektivität folgenreiche Gegenstrategie müsste grundsätzlich das Ziel einer „nicht auf Abwertung [der Weiblichkeit, R.P.] beruhenden Ausbildung der männlichen Geschlechtsidentität“ verfolgen (Pech 2002, 43). Nach der Grundidee in Jessica Benjamins paradigmatischem Anerkennungs-Modell scheint eine halbwegs gelungene Befriedung des Geschlechterverhältnisses prinzipiell möglich, ohne die Spannungen des Gegengeschlechtlichen grundsätzlich aufzugeben bzw. die Differenzen insgesamt durch Dekonstruktion aufzulösen (Benjamin 1995; vgl. Schmauch 2005, 39).
LP 74 Kurt Beck (SPD), geboren 1949 in Bergzabern (RP), Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz
Berlin/dpa. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) hat die Einführung einer sozialen Dienstpflicht für alle jungen Männer vorgeschlagen. In der «Berliner Zeitung> (Freitag) begründete er das mit der mangelnden Wehrgerechtigkeit. Derzeit wird lediglich jeder dritte junge Mann zur Bundeswehr einberufen, auch am Zivildienst kommen viele vorbei.
«Ich selbst bin ein leidenschaftlicher Anhänger der Wehrpflicht>, sagte Beck. «Aus Gründen der Dienstgerechtigkeit sollten wir nun über einen sozialen Pflichtdienst für alle jungen Männer nachdenken.> Bedarf in der Gesellschaft gebe es genug, beispielsweise in der Behindertenbetreuung, der Pflege, aber auch im Umweltschutz. Beck machte klar, dass die soziale Dienstpflicht nur für Männer gelten solle: «Junge Frauen nehme ich aus. Sie haben später oft berufliche Nachteile, wenn sie sich für ein Kind entscheiden.(Naumburger Tageblatt, 04.10.04)
Zum 100. Weltfrauentag am 19. März haben Ministerpräsident Kurt Beck und Frauenministerin Malu Dreyer die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern als politisches Ziel bekräftigt. "Der Weltfrauentag ist eine wichtige Plattform, um öffentlich zu machen, an welche rechtlichen, politischen und gesellschaftlichen Grenzen Frauen noch immer stoßen“, sagte der Ministerpräsident anlässlich der Veranstaltungen zum 100. Weltfrauentag in Mainz.
Der Weltfrauentag wird in diesem Jahr zum 100. Mal gefeiert.
Dreyer stellte fest, dass der Weltfrauentag auch nach 100 Jahren nichts von seiner Bedeutung verlo-ren habe. Zwar sei vieles von dem, wofür die Frauen vor einem Jahrhundert kämpfen mussten in Europa inzwischen selbstverständlich, doch würden Frauen in wichtigen Bereichen noch immer diskriminiert. "Es bestehen weiterhin beachtliche Lohn- und Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern, die auch weitreichende Folgen für die Alterssicherung haben. In Rheinland-Pfalz verdienen Frauen durchschnittlich 21,6 Prozent weniger als Männer, im Bundesdurchschnitt sind es gar 23 Prozent Entgeltunterschied“, so die Ministerin. Gemeinsam mit dem Ministerpräsi-denten betonte sie: "Als Landespolitiker setzen wir uns nachdrücklich für die Beseitigung der Ent-geltdiskriminierung ein. Gleichstellung der Geschlechter ist eine wichtige Voraussetzung für Wachstum, Beschäftigung und sozialen Zusammenhalt.“
Auch wenn die Erwerbstätigkeit von Frauen mittlerweile auf 70,2 Prozent gestiegen sei, sei das kein Indiz für gleichberechtigte berufliche Teilhabe. "Die guten Qualifikationen von Frauen spiegeln sich nicht in einer qualifizierten Berufstätigkeit wider. Denn Frauen sind mit einem Anteil von rund 70 Prozent überproportional im Niedriglohnsektor vertreten“, so Beck und Dreyer. Auch seien Frauen in Führungs- und Entscheidungspositionen von Politik, Wirtschaft und Verwaltung deutlich unterrepräsentiert. Das müsse sich ändern.
"Dazu hat die rheinland-pfälzische Landesregierung einiges auf den Weg gebracht“, so die beiden Politiker. Maßnahmen zur Förderung der Berufsorientierung von Mädchen in zukunftsorientierte Berufe wie das Ada-Lovelace-Projekt und die Unterstützung des "Girls’ Day“ gehörten ebenso dazu wie die Schaffung von Rahmenbedingungen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Neben dem Ausbau der Kinderbetreuungsangebote und der Ganztagsschulen seien vor allem die Förderung im Rahmen des Audits Beruf und Familie, die Beratungsstellen "Frau und Beruf“ und die Informationsstelle ZeitZeichen für innovative Arbeitszeitmodelle zu nennen.
Darüber hinaus setze sich die Landesregierung dafür ein, Unternehmen in Rheinland-Pfalz für frei-willige Entgeltanalysen zu gewinnen. "Entgeltanalysen bieten die Chance, speziell auf den einzelnen Betrieb zu schauen und Einkommensunterschiede auf Ungleichbehandlungen zu untersuchen“, so die beiden Politiker. Auch habe das Land mit dem Landesgleichstellungsgesetz die Gleichstellung und Frauenförderung in Rheinland-Pfalz zur gesetzlichen Aufgabe im öffentlichen Dienst gemacht, erklärten Beck und Dreyer.
LP 75 Prof. Fritz Breithaupt, geboren 1967, lehrte Germanistik in Hamburg, Mannheim und an der FU Berlin und arbeitet nun an der Indiana University in Bloomington, USA.
Neulich bin ich beim Korrigieren der Klausuren eingenickt. In meiner REM-Phase war ich Prof im Jahr 2099. Die Studenten, so träumte ich, beamen sich per E-Projektionen in den absurdesten Formen in den Kurs. Batgirl, ein Delfin und die Hexe Lizizytin schweben im Raum, dass mir ganz schwindlig wird. Wie soll ich so unterrichten?
Jetzt sehe ich ein Touchpad vor mir. „Testmodus“, leuchtet in grünen Buchstaben darunter. Ich streiche mit dem Finger über das Feld. Die Aliasse verschwinden, und ich sehe die Studenten vor mir, schummelsicher im Original. Was sage ich? Studenten? Studentinnen.
Der ganze Raum ist voller Mädchen! Wunderbar! „Wo sind denn die Jungs geblieben?“ Frage ich. Bin ich an einer Frauen-Uni gelandet? „Du kommst wohl vom Uranus, Prof“ ruft eine Studentin zurück. „So ähnlich“ sage ich. „Die Jungs sind am Siq gescheitert“. „Siq?“ frage ich zurück. „Ist das ein Gesundheitstest?“ „Sozialintelligenzquotient. Ist Voraussetzung, um zu studieren.“
Ich wache auf, den Kopf auf dem Stapel der Essays. Sofort durchforste ich das Namensregister meiner Kurse. Puh, da gibt’s noch Männer! Doch der Trend geht in Richtung Frau. Frauen sind besser qualifiziert und bessere Teamspieler, an meiner Uni stellen sie schon 60 Prozent der Absolventen. Der Eigenbrötler Mann bleibt im Wii-Alter stecken und schafft den Sprung an die Uni des 21. Jahrhunderts nicht. Ich merke es in meinen Kursen: die Frauen hören besser zu und reagieren auf die Ideen der anderen. Die Männer stehen auf steile Thesen, halten stur an ihrer Meinung fest – und riskieren dabei intellektuelle Bauchplatscher.
Trotzdem sind wenige Profs Frauen; selbst bei ZEIT CAMPUS schreibt ein Mann die Prof-Kolumne. Was läuft schief? Dazu eine Studie: Zwei Testgruppen von Profs wurde je ein Stapel von Lebensläufen zur Bewertung vorgelegt. Beide Stapel waren gleich – mit einer Ausnahme: Die männlichen und weiblichen Vornamen waren ausgetauscht. Das Ergebenis: Die Besten und Schlechtesten wurden unabhängig vom Vornamen ähnlich bewertet. Im Mittelfeld aber wurden die vermeintlichen Männer über die Frauen gesetzt. Diskriminierung ist eine leise Praxis.
Kann diese Studie nun erklären, warum wir so wenige Professorinnen haben? Nein, denn die Besten setzen sich ja durch (lesen Sie mit, Frau Gleichstellungsbeauftragte?). Mir als Mann ist alles klar: Die Frauen sind schlicht zu schlau dazu, an der Uni zu bleiben. Ich bin gerettet. Das lernen wir Männer ja am liebsten von der Zukunft: das alles bleiben kann, wie es ist.
(Quelle: die Zeit Campus, Ausgabe 2/09)
LP 76 Wolfgang Sielaff, geboren 1943, Kriminalist, Landespolizeiinspekteur in Hamburg, Chef von Weisser-Ring-Hamburg - lbhamburg@weisser-ring.de
'...Der Weisse Ring Hamburg hat im vergangenen Jahr 1284 Opfern von Kriminalität geholfen. Die rund 80 ehrenamtlichen Helfer haben dafür 13 000 Stunden ihrer privaten Zeit aufgewendet. "Knapp drei Viertel der betreuten Kriminalitätsopfer waren Frauen oder Mädchen", sagte Wolfgang Sielaff, Vorsitzender der Opferschutzorganisation in Hamburg. "Das untermauert die bittere Erkenntnis, dass das Opfer von Gewalt in unserer Gesellschaft meistens weiblich ist." ...'
http://www.abendblatt.de/daten/2009/03/23/1095086.html
Laut Kriminalstatistik sind zwei Drittel aller Gewaltopfer männlich. In Deutschland erleiden 430 000 Männer pro Jahr bei einer registrierten Straftat Gewalt. Besonders betroffen sind Jugendliche. Einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Hannover zufolge sind 1997 etwa in der Altergruppe der 14- bis 18jährigen Jungen 3,7 mal häufiger Opfer von Gewalt geworden als Mädchen.
LP 77 Karl Grammer, geboren 1950 in Mühlacker (BW), Anthropologe, Verhaltensforscher und Evolutionsbiologe, Studium der Zoologie, Anthropologie und Physik an der Universität München - leitet das Ludwig-Boltzmann-Institut für Stadtethologie in Wien –
http://www.philosophicum.com/fileadmin/webData/archiv/2009/referenten/bilder/Grammer.jpg
karl.grammer@univie.ac.at
Die gute Nachricht ist: Der Mann ist ein Auslaufmodell, seine Tage sind gezählt. >Eigentlich«, sagt Grammer, >sind Männer überflüssig. Auch für die moderne Reproduktion brauchen Sie keine Männer mehr.« Frauen sind besser in der Schule, arbeiten härter im Job, halten Schmerz besser aus als männliche Weicheier, da macht es nur Sinn, dass sie auch die Paarprobleme ganz allein lösen. Grammer guckt dabei kein bisschen traurig ob seines drohenden Schicksals"
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/28735
LP 78 Hermann Droske, Journalist der Süddeutschen Zeitung
„Die Wirtschaftskrise ist vor allem eine Krise der Männer. Im Ernst: Wäre Frauen der ganze Mist passiert?“
as Schlimmste an der Krise ist, dass sie so langweilig ist. Immer noch sieht man in den Nachrichten lauter Männer in knitterfreien Anzügen, die unbeirrt knitterfreie Textbausteine vortragen. Marktbe-reinigung, wird schon wieder, blablabla.
Vielleicht ist das ja die Botschaft, die einem beigebogen werden soll: Es wird sich nie etwas ändern. Immer werden die ganz großen Jungs mit unserem Geld spielen. Und niemand wird sie aus dem Spiel nehmen, auch wenn ihnen niemand mehr vertraut. Was die großen Jungs übrigens nicht stört. Sie sind überzeugt von sich. Selbst wenn sie gerade die Weltwirtschaft in den Abgrund gerissen haben.
Dabei könnte man sich durchaus die Frage stellen, wozu man sie überhaupt braucht. Im Boom tra-gen sie einem bloß penetrant vor, worauf man alles verzichten müsse, damit der Boom anhält (Ge-halts-erhöhungen, Sozialleistungen, Freizeit, Kündigungsschutz). Dennoch kommt der Crash, den sie nie vorhersehen, obwohl sie Wirtschaftsweise sind, und die Einzigen, die nicht unter ihm leiden müssen, sind sie, die großen Jungs mit ihren todsicheren Anlagetipps.
Während viele die Krise bei Hartz IV aussitzen müssen, bekommen sie (von uns) ein paar Milliar-den, um ihre Läden wieder flottzumachen, damit sie uns für die nächste Runde eventuell wieder einstellen, zu deutlich schlechteren Bedingungen. Falls einer von ihnen doch seinen Job verliert, macht er mit seiner Abfindung ein Weingut auf und gibt Interviews über sein Glück, gerade noch rechtzeitig im Leben die wahren Werte entdeckt zu haben.
Das würden wir auch gern, aber die wahren Werte können wir uns nicht leisten, weil die Big Player mal wieder ihr Spiel verloren haben. Wenn es sie nicht gegeben hätte, ahnen wir, säßen wir wenigs-tens immer noch in Feinripp-Unterhosen vor Märklin-Eisenbahnen, aber die haben sie uns auch genommen. Jetzt haben wir nur noch Abwrackprämien und ihre Sprüche.
Vielleicht ist genau das das Problem: Dass es sich immer nur um Männer handelt, die an den ganz großen Stellschrauben drehen dürfen. Doch das ist eine Feststellung, die ein wenig ranzig riecht, weil sie schon so oft folgenlos vorgetragen wurde. Außerdem hat man in der Krise Wichtigeres zu tun als darüber nachzudenken, ob sie einem nicht von einer sich selbst überlassenen und in sich selbst verliebten Männerkultur eingebrockt worden ist. Man ist vollauf damit beschäftigt, sich durchzuschlagen. Und verschiebt die Gender-Diskussion auf den nächsten Boom, in dem man auch keine Lust auf sie haben wird.
Und so werden auch weiterhin Männerclubs die Weltwirtschaft regieren und regulieren. Bankvor-stände, Börsenparkette, Investment-Firmen, Weltwirtschaftsgipfel: lauter so frauenfreie Zonen wie Urologen-Wartezimmer. Und wenn man sich ein paar Wochen lang die Wirtschaftsnachrichten, Schlusskursdepeschen und Leader-Interviews antut, beginnt man zu ahnen, dass die Ökonomie von genau den männlichen Deformationen in Schwung gehalten wird, die man auch sonst im Leben nur schwer ertragen kann.
Immer geht’s ums Gewinnen, ums Bessersein, ums Imponieren. Es ist eine seltsame Männerkultur, die da am Drücker ist: pompöse Bescheidwisser; Strategen, die das große Ganze im Auge haben und nie die kleinen Konsequenzen; Aufsteiger, die andere Aufsteiger übertrumpfen wollen; Spieler, die Verluste mit noch höheren Einsätzen ausgleichen wollen; Nerds, die sich exotische Instrumente ausdenken; und Gurus, die ihr Zahlengeschubse zum Zen, zum Krieg oder zu einer Kombination von beidem verklären. Doch wenn sie alle zusammen mal verlieren, weiß keiner, wie es geschehen konnte, es ist eben einfach so passiert.
Alle einschlägigen Untersuchungen liefern eine Menge Wissen darüber, wie unterschiedlich das ökonomische Handeln von Männern und Frauen ist: Männer gehen größere Risiken ein, sind un-empfänglicher für Warnsignale, aber empfänglicher für Gruppendruck, wetten bereitwilliger und denken seltener über die Konsequenzen ihrer Entscheidungen nach, auch wenn sie andere betreffen als bloß sie selbst. Männer werden eher als Frauen zu pathologischen Glücksspielern, agieren auf dem Börsenparkett emotionaler und abergläubischer.
Frauen dagegen setzen ihre ökonomischen Mittel vorsichtiger ein, setzen seltener alles auf eine Kar-te, denken eher über Vorsorge nach und werden nach Fehlentscheidungen klüger (außer, es handelt sich darum, Männern zu vertrauen). Deswegen gibt Muhammad Yunus, der 2006 für die Gründung der Grameen Bank mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, seine Mikro-Kredite bereit-williger an Frauen – er weiß, dass sie eher zurückzahlen.
Dass es sich so verhält, ist immer wieder empirisch ermittelt worden; warum es sich so verhält, weiß man nicht genau, weil sich in der Wirklichkeit anders als im Labor Handlungsbedingungen nicht fein säuberlich voneinander isolieren lassen. Dass Männer beim Wirtschaften größere und mitunter die eigene Existenz gefährdende Risiken auf sich nehmen, könnte mit ihrem Hormonspiegel zu tun haben; eine Untersuchung bei Londoner Börsenhändlern ermittelte erstaunliche Zusammenhänge zwischen Testosteronpegel und Spekulations-Wagemut.
Vielleicht ist die Neurochemie dafür verantwortlich, dass Männer riskanter wetten. Vielleicht ist es, wieder einmal, das evolutionäre Erbe, das Männer und Frauen auch ökonomisch unterschiedlich handeln lässt. Schließlich bekamen in der Steinzeit die mutigeren Jäger, die die größeren Mammuts erlegten, die gesünderen, fruchtbareren Frauen, die verlässlicheren Frauen die tolleren Alpha-Tiere, und so etwas gewöhnt man sich nicht so schnell ab.
Außerdem leben wir alle in einer Kultur, in der draufgängerische Männer immer noch bewundert werden (auch von Frauen), während ihre sanfteren, biedereren Geschlechtsgenossen schnell als Weicheier gelten, vor allem bei den anderen Jungs. Das ist in dem, was man Wirtschaftsleben nennt, nicht anders als überall sonst.
Doch in Wahrheit ist es völlig egal, ob es die Gene sind oder die kulturellen Werte, die dafür sorgen, dass das Schicksal der Welt so sehr von den Entscheidungen abhängt, die in den Boys Clubs gefällt werden. Es würde schon reichen, wenn man endlich Begriffe, wie viele Probleme man sich einhandelt, wenn man sich zu sehr auf Monokulturen verlässt. Monokulturen begünstigen Gruppen-druck, fördern Kritiklosigkeit, haben selten einen Plan B, wenn Plan A nicht funktioniert. Niemand sagt mal: So kann das nicht mehr lang gut gehen. Und niemand ist da, der solchen Warnungen zu-hören würde. Bloß business as usual unter businessmen as usual.
Ob wir uns mit Lehman Sisters eine Wirtschaftskrise eingebrockt hätten, ob Frauen bessere Invest-mentbanker wären, weiß niemand – aber nur, weil es viel zu wenige gibt. Die paar Ausnahmen, die es schaffen, sich auf dem Parkett zu behaupten, müssen sich an die Spielregeln halten, die sie vor-finden. Damit die Kontrollmechanismen und Wertesysteme sich verändern können, braucht man logischerweise genügend neue Mitspieler.
Dafür könnte man jetzt endlich sorgen, rein experimentell. So wie eine Herde von Männern jahre-lang an dem Experiment teilgenommen hat, herauszufinden, was geschieht, wenn man Habenichtsen Häuser finanziert, Kredite an Leute verteilt, von denen man weiß, dass sie sie nie zurück-zahlen werden, und sich zur Absicherung Wetten ausdenkt, die so esoterisch sind, dass nicht einmal das Wettbüro sie versteht.
Wie dieses Experiment ausgegangen ist, wissen wir nun: Die Leute haben keine Häuser mehr, keine Arbeit, kein Geld und keinen Kredit. Bis auf die ganz großen Jungs, die sich das Experiment ausge-dacht haben.
Frauen in die Bank-Vorstände? Erstens: unbedingt, schon aus Gerechtigkeitsgründen. Zweitens: Wann, wenn nicht jetzt? In Island – dessen Wirtschaft gründlich von Männern ruiniert wurde – ver-suchen sie das jetzt, mit Birna Einarsdóttir und Elin Sigfusdóttir, die das Kommando bei der Lands-banki and der Glitnir-Bank übernommen haben. Und Halla Tómasdóttir und Kristin Pétursdóttir haben den Investment-Fonds >Audur Capital« gegründet, der weibliche Werte und rentables Wirt-schaften zusammenbringen will.
Tómasdóttir, die früher eine leitende Position in der isländischen Handelskammer hatte, sagt: >Wir haben fünf weibliche Grundwerte. Erstens Risikobewusstsein: Wir werden in nichts investieren, was wir nicht verstehen. Zweitens wollen wir Kapital nur investieren, wenn nicht nur wirtschaftlicher Gewinn dabei herauskommt, sondern auch positive gesellschaftliche und ökologische Effekte. Drittens entscheiden wir auch emotional: Wir investieren nur in Unternehmen, deren Betriebskultur uns behagt. Viertens: Wir wollen Klartext reden, weil wir davon überzeugt sind, dass die Wirtschaft eine verständliche Sprache sprechen sollte. Und fünftens wollen wir dazu beitragen, dass Frauen wirtschaftlich unabhängiger werden, weil es durch wirtschaftliche Unabhängigkeit leichter ist, so werden zu können, wie man sein will.«
Klingt nach einem Unternehmen, in das man gern einsteigen würde. Ob es Erfolg hat, muss sich erst noch herausstellen. Falls nicht, würden wir es auch verkraften. Weil sich Frauen bekanntlich dafür entschuldigen, wenn sie Mist bauen. Auch das nämlich sind uns die Lenker und Denker des Wirtschaftslebens bisher schuldig geblieben.
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/28502/1/1/
LP 79 Jan-Rüdiger Vogler, geboren 1963, Studium der Publizistik und Kommunikati-onswissenschaft, betreibt eine psychologische Praxis in Hamburg, lebt in Schleswig-Holstein, freier Journalist und Kommunikationstrainer in Hamburg, dort betreibt er das Unternehmen Rol-lenwexel – vogler@rollenwexel.de jr@voglers.de - http://www.taz.de/uploads/images/132x132/25184707.jpg
Auf dem Weg zum Punkt hatte ich kurz meine Eier verloren“, offenbarte Bastian Schweinsteiger. Er beschrieb damit seinen Gefühlszustand, als er im Champions-League-Halbfinale zum entschei-denden Elfmeter gegen Real Madrid antrat. „Aber ich habe sie rechtzeitig wiedergefunden“, erklärte er die konsequente Ausführung des Strafstoßes.
Scheinbar ein typischer Machospruch, wie er im Männerfußball gepflegt wird seitdem Extorwart Oliver Kahn nach einer Pleite „Eier, wir brauchen Eier!“ forderte. Doch Schweinsteigers Äußerung transportiert ein anderes Männlichkeitsbild als das seines ehemaligen Mitspielers. Der 27-jährige zeigt damit, wo es mit dem Mann hierzulande hingehen kann.
Denn wie der Nationalkicker scheint auch der deutsche Mann auf dem Weg in die Neuzeit seine Eier verloren zu haben. Er fühlt sich als Opfer gesellschaftlicher Veränderungen. So legen es diverse publizistische Erzeugnisse nahe, die eine Art Männerbashing beklagen. „Das entehrte Ge-schlecht“ nennt zum Beispiel der Buchautor Ralf Bönt sein „notwendiges Manifest für den Mann“.
ist freier Journalist und Kommunikationstrainer in Hamburg sowie Mitautor von „Eier zeigen! – Männliche Stärken in der Partnerschaft“, erschienen im 35°-Verlag.
Und Christoph Kucklick erklärt in der Zeit und im Spiegel, wie der Mann zum „verteufelten Ge-schlecht“ wurde. Beide haben Phänomene ausgemacht, die dem Gleichberechtigungsstreben von Frau und Mann zuwiderlaufen. Zudem beklagen sie einen beständigen Angriff auf die männliche Würde.
Damit haben sie durchaus recht. Seit über zehn Jahren wird auf die geringere Lebenserwartung von Männern hingewiesen, auf die Schwierigkeiten von Jungen in einer weiblich geprägten Pädagogik und andere soziale Ungleichgewichtungen. Jedoch: Der Befund ist nicht neu und Therapieversuche waren zaghaft. Zudem ist „der Mann“ nicht Opfer der Gesellschaft. Er dominiert sie nach wie vor – vor allem wirtschaftlich. Dennoch sollte ernst genommen werden, dass sich Männer in ihrer Ge-schlechterrolle zunehmend unwohl fühlen. Denn es ist für den Zusammenhalt einer Gesellschaft bedenklich, wenn sich ein wesentlicher Teil seelisch demontiert fühlt.
Das Problem: Statistiken stellen Missverhältnisse als Größen dar. Das Beklagen lenkt den Blick auf Ungerechtigkeiten. Doch zu einer Lösung des empfundenen Unrechts führt beides nicht. Wie lässt sich also etwas ändern?
Unter anderem durch Symbole. Es ist leichter, neue Wege zu gehen, wenn es ein starkes Leitbild gibt. Für Männer war und ist dieses die „phallische Symbolik“. Ein nach außen gewandtes, auf Kraft, Härte und Aktionismus setzendes Leitbild. „Schneller, höher, weiter!“, heißt dessen Antrei-ber. Doch diese Symbolik ist mittlerweile stark demoliert. Sie wirkt – zumindest in der Mittelschicht – affektiert und lächerlich.
Für Männer ist das ein harter Schlag, denn sie haben damit einen Kodex verloren, der Männlichkeit im sozialen Zusammenhang definiert hat. Ihr „bestes Stück“, seit ewigen Zeiten als Lust- und Kraft-spender gefeiert, klar zu erkennen und greifbar, ist zu einem lächerlichen Anhängsel degradiert oder wird gar als Waffe zur Unterdrückung der Frau diffamiert. Der seelische Knacks dröhnt den be-troffenen Männern wie ein ständig wiederkehrender Tinnitus im Kopf.
Die Alternative heißt: „Eier zeigen!“ Nicht als Machogehabe, sondern als selbstbewusste Männ-lichkeit, die auf das setzt, was vorhanden ist. Die substanzielle Kraft eines Mannes liegt symbolisch in seinem Inneren. Sie ist unabhängig von seinen Erfolgen, seinen Taten, seinen sexuellen Präferen-zen und seinem Äußeren.
In den Eiern respektive den Hoden sind (Zeugungs-)Kraft und Verletzlichkeit gleichermaßen be-heimatet. Männlichkeit muss nicht durch Aktionismus ständig neu bewiesen werden. Sie ist biolo-gisch auch ohne Heldentaten vorhanden.
Diesem Leitbild zufolge ist das Mannsein nicht von blauen Pillen abhängig. Der Mann ist auch ohne Erektion ein Mann. Wenn es ihm gelingt, sich so zu akzeptieren, wie er ist, wird er männlicher sein als der Geschlechtsgenosse, der sich an Männlichkeitsidealen abarbeitet oder wegen seines fragilen Männlichkeitsbilds in Depressionen verfällt. Vor allem aber: Die Hoden müssen geschützt werden. Sie sind wertvoll. Sie sind die Kronjuwelen eines Mannes. Damit hat er etwas zu verlieren – und mit Stolz zu verteidigen.
„Eier zeigen“ ist keine maskuline Kampfansage an Frauen, sondern an die Beliebigkeit und die Be-quemlichkeit. Es symbolisiert die Fähigkeit, zu sich zu stehen und für etwas einzustehen. Dazu ge-hört auch der Mut, Dinge einzufordern oder für sie zu werben. Beispiel Karrierefreiheit: Noch im-mer verdienen Männer im Durchschnitt gut 20 Prozent mehr als Frauen. Dieses finanzielle Überge-wicht sichert ihnen eine starke gesellschaftliche Stellung, ist aber gleichzeitig auch ein Zwang. Wer, wie vom Autor Ralf Bönt gefordert, das Recht haben will, nicht zwangsweise der Ernährer einer Familie sein zu müssen, kommt nicht drum herum, „Eier zu zeigen“.
Beispiel Erziehungsarbeit: Trotz „Männer in Kitas“-Kampagnen, Elterngeld und ähnlichen Aktionen werden Väter nur dann ihren Kindern ähnlich nahe sein wie die Mütter, wenn sie klare Position beziehen. Sie müssen ihren Teil der Erziehungsarbeit einfordern und ausfüllen, denn freiwillig wer-den sie ihn nicht in gewünschter Form bekommen. Ebenso wie Männer stehen auch Frauen diesbe-züglich unter Zwängen, sind unsicher und haben etwas zu verlieren. In so einer Situation als Mann „Eier zu zeigen“, deutlich Wünsche und Ängste zu äußern, ist für alle ein Gewinn.
Im angelsächsischen Raum sind die „balls“ ebenso mit Wertschätzung verbunden wie die „cojo-nes“ in Spanien. „Eier zeigen“ kann ein kraftvoller Begriff für selbstbewusste Männlichkeit sein, wenn man ihn in ähnlicher Form nutzt, wie es Bastian Schweinsteiger getan hat – Kraft demonstrie-ren und Unsicherheit zulassen. Auch Frauen profitieren in Beziehungen von eigenverantwortlichen, klaren und selbstbewussten Partnern. Warum sollen wir diese Symbolik dem eindimensionalen Ma-chismo überlassen, wenn sie doch für beide Geschlechter innovativ sein kann?
http://www.taz.de/Debatte-Maennlichkeit/!95809/
LP 80 Ernst Theodor Rietschel, geboren 1941 in Gießen (Hessen), von 2005 bis 2010 Präsident der Leibnitz-Gemeinschaft, Chemiker, Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
"Am vehementesten pro verbindliche Frauenquoten tritt der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft (WGL), Ernst Rietschel, ein. „Winnacker hat völlig recht. Wir müssen radikal solange Quoten verlangen, bis ein Ausgleich erreicht ist – bis hin zu 50:50. Andere können das“, sagte der Chemiker. „Wir haben keine Zeit und ohne massive, unpopuläre Eingriffe schaffen wir das nicht, denn Männer hatten 2000 Jahre Zeit, ihre Plätze zu erobern.“ Zur WGL gehören 84 Institute mit 1 000 Beschäftigten."
Handelsblatt
Der scheidende DFG-Präsident Ernst-Ludwig Winnacker hatte gesagt: „Wenn wir
nicht 40 Prozent unseres intellektuellen Potenzials vor der Tür lassen
wollen, helfen nur noch Quoten“.
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/wissenschaft-streitet-um-frauenquote;1088693
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 81-90
LP 81 Hans Lainer (Aut) Lehrer aus BRG Zell am See (Aut) lainer@brgzellamsee.salzburg.at –
http://www.brgzell.salzburg.at/lainer/mythlex/goettin.htm - lainer@utanet.at – www.cybercollege.at
Urgeschichtliche Forschungen zeigen uns, dass der patriarchalen Gesell-schaft eine mutterrechtliche voranging. Die Verbreitung reichte von den Indianern Amerikas über den alteuropäisch-asiatischen Kulturraum bis nach Indien und China.
Es gab entwickelte Hochkulturen, wie z. B. die Minoische Kultur auf Kreta als die bekannteste.
Ethnologen (Völkerkundler) fanden heute noch existierende Mutterrechte in Amerika (z. B. die Irokesen), Malaysia und Afrika, aber auch die Eskimos sind mutterrechtlich organisiert.
In der mutterrechtlichen Gesellschaft ist die Frau die zentrale Figur der Ge-meinschaft. Sie hat die Verantwortung über die Kinder und die Produktions-mittel und entscheidet über die Verteilung der Nahrung. Sexuell ist sie ebenso frei wie der Mann. Sie leitet die religiösen Riten und steht der Gemeinschaft vor.
Die Religion spiegelt im Mythos von der „Großen Mutter" diese Gesell-schaftsform wider. Männliche Götter gibt es nicht, die Menschen glauben an eine Wiedergeburt im Diesseits, die ihnen nur eine Frau ermöglichen kann. Die Gemeinschaft ist matrilinear: Die Abstammung wird nach der Mutter be-stimmt. Außerdem ist sie meist matrilokal: Der Mann zieht zur Sippe seiner Frau und nicht umgekehrt.
Viele Kulturleistungen schreibt man heute den Frauen zu. Z. B. die Erfindung des Ackerbaues und das Züchten und Zähmen von Wildtieren.
Je weiter sich der Ackerbau, das Privateigentum, die Versklavung der Bau
ern und die systematische Kriegsführung entwickeln, desto mehr verschwindet die „Große Mutter" im mythischen Dunkel.
Mit der Machtübernahme der Männer werden die Frauen zu verachteten Wesen, denen man jede Freizügigkeit verbietet und die Kulturfähigkeit abspricht. Erst jetzt — nach vermutlich drei Millionen Jahren Menschheitsgeschichte — entsteht die Institution Ehe. Sie bringt den Frauen nicht nur zivilrechtlich schwerwiegende Nachteile.
Bereits im antiken Athen gelten die Frauen als Eigentum des Mannes. Man verbannte sie ins Haus und an den Herd. Ihre Aufgabe ist es, für die Männer den legitimen Erben zu gebären. Typisch für das Patriarchat ist die doppelte Moral. Schon in den ältesten bekannten Gesetzen wird dem Mann eine weitgehende sexuelle Freiheit zugestanden, während die Frau streng an einen einzigen Mann gebunden ist. Der Mann kann seine Frau verstoßen, sie muss ihm treu sein. Groß ist die Angst des Mannes, seine Frau könnte fremd gehen und somit seinen Anspruch als Besitzer der Frau und sein Erbe gefährden.
Frauen unterliegen einer strengen sozialen Kontrolle, die sogar soweit gehen kann, dass sie sich selbst überwachen. Zur physischen Unterdrückung kommt nun auch die psychische. Jahrhundertelang verinnerlichte Rollenfixierungen erweisen sich bis heute als die größten Hürden einer Emanzipation beider Geschlechter.
Die neue patriarchale Ideologie drückt sich besonders in der Religion aus. Es entstehen absolut patriarchale Großreligionen, wie das Judentum, der Islam und der Protestantismus, die weibliche Gottheiten vollkommen auslöschen. Frauen dürfen in vielen Religionen nicht mehr Priesterinnen sein. Früher war das ihr angesehenster Beruf.
http://www.teaching.schule.at/cybercollege/lernplattform/mythlex/goettin.htm
LP 82 Jerzy Montag, Grüne , geboren 1947 in Kattowitz (Polen), Studium der Soziologie, Politikwissenschaft und Rechtswissenschaft, selbständiger Anwalt, Fachbereich Strafrecht - rechtspolitischer Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion, Mitglied des Deutschen Bundestages
„Wir brauchen eine Geschlechterquote und Regelungen zur Frauenförderung bei den Bundesgerichten.“
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,625249,00.html#ref=rss
"Frauen sind keine Männer - und Männer keine
Frauen. Aber wir sind alle Menschen. Deshalb
Gleichstellung - keine Frage!"
http://www.gruene-partei.de/cms/default/dokbin/249/249044.und_was_sagen_die_gruenen_maenner_dazu.pdf
LP 83 Dr. med. Peter Rudolph geboren 1950 in Bremen, Dipl. Betrieswirt, Vorsitzender Christlicher Gewerkschaftsbund Bremen, Bremen@cgb.info peterrudolphbremen@t-online.de
Männergarten Bremen
„Bremen (ddp-nrd). Von ihren Gatten gestresste Ehefrauen können diese heute in Bremen erstmals in einem «Männergarten> abgeben…. wie der Christliche Gewerkschaftsbund (CGB) mitteilte. Die Frauen könnten ihren Liebsten im «Männergarten> lassen, um dann in aller Ruhe Shoppen zu gehen.
Natürlich sei auch für die «artgerechte Betreuung> der Männer gesorgt, hieß es weiter. Dazu gehöre die Live-Übertragung des Fußballspiels Werder Bremen gegen Freiburg ebenso wie die Verköstigung mit Bier und Bratwurst. Honoriert werde den Frauen die Abgabe ihrer Männer zudem mit einem Einkaufsgutschein über fünf Euro.
«Frauen, die mehr Wert auf eine pädagogisch sinnvolle Beschäftigung ihrer Partner legen, können diese alternativ zum Weihnachtssternebasteln anmelden>, sagte der CGB-Landesvorsitzende Peter Rudolph. Der «Männergarten> sei eine «notwendige Ergänzung des Kindergartens>. Aus gewerkschaftlicher Sicht sei die Einrichtung ein «wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen> der Verkäufer, da diese nicht auch noch «missmutige Begleiter von der Notwendigkeit des Kaufs> überzeugen müssten.
http://web.archive.org/web/20050303195500/http://de.news.yahoo.com/041203/336/4bn7v.html
LP 84 Jack Holland, IRL, geboren 1947 in Belfast, gestorben 2004 in New York, studierte Englische Literatur und Theoretische Linguistik, Holland war verheiratet und hatte eine Tochter
Warum, glaubst Du, gibt es nicht auch einen vergleichbaren Hass auf Männer bei Frauen? Er sagte: Das ist doch klar: Ihr gebt uns Leben, ihr bringt uns in die Welt. Wie könntet ihr eure eigenen Kinder hassen?" Ohne Frauen kein Leben. Ohne Frauen keine Männer. Für Jack Holland beginnt der Frauenhass mit dieser Abhängigkeit. Und er hat viele Gesichter. Es sind von Anbeginn die Religionen, die die Rechte der Frauen einschränken. Und in ihrem Namen wird Millionen Frauen ihre Sexualität geraubt. Doch warum, das kann auch Holland nicht erklären. Vielleicht weil die Männer ihrem eigenen Begehren nicht entfliehen können? Für Jack Holland ist dies eine Frage der Erziehung.
http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/...turzeit/themen/122933/index.html
http://www.zweitausendeins.de/redaktionelles/?thema=200328
LP 85 Ulf Poschardt, geboren 1967 in Nürnberg (Bayern), Redakteur der Süddeutschen Zeitung, später Die WELT, studierte Journalistik und Philosophie in München – ulf.poschardt@axelspringer.de
„Auch wenn Assauer mit 65 Jahren älter ist, als er aussehen will, dürfte er Simone Thomalla zumindest körperlich überlegen sein. Wenn Männer ihre physische Überlegenheit vergessen und gegen das nur hier schwächere Geschlecht wenden, ist dies beschämend. Die Enttabuisierung von Gewalt in Ehen und Beziehungen gehört zu den großen Errungenschaften des späten 20. Jahrhunderts. Auch wenn die Erotik der Gewalt bei Assauer & Thomalla mit einem Hinweis auf den gemeinsamen Gang ins Hotel ins Spiel gebracht wird, sollte die Gesellschaft bei ihrer erkämpften Null-Toleranz bleiben.“
http://www.welt.de/vermischtes/article3874078/Rudi-Assauer-so-etwas-macht-Mann-nicht.html
LP 86 Martin Klingst, geboren 1955 in Bückeburg (Niedersachsen), seit 2007 USA- Korrespondent und Bureau Chief in Washington DC der ZEIT – martin.klingst@zeit.de
Die Justizministerin hat Recht: Heimliche Vaterschaftstests müssen verboten werden. Auch die Familie ist kein rechtsfreier Raum
Welch eine kuriose Vorstellung: Ein verheirateter Vater zweifelt, ob sein Sohn tatsächlich von ihm abstammt. Deshalb entwendet er ihm heimlich ein Haar und schickt es mit seinem eigenen Haar zum Gentest. Bald darauf kommt die erlösende Nachricht: Er ist der leibliche Vater. Und simsalabim bambasaladu saladim – vorbei die Angst vorm Kuckuckskind. Vertrauen zur Mutter zurückgewonnen. Familienfrieden ungefährdet, da niemand außer dem Vater je etwas von der Erschütterung geahnt hat… Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute in ungetrübter Eintracht.
So einfach ist das Leben leider nur in Märchen oder Kinderliedern – und nicht einmal da. Doch die Gegner des geplanten Verbots heimlicher Gentests wollen uns glauben machen: Die Geheimhaltung dieser Tests schütze Ehe und Familie. Hingegen wirke der Zwang, die Probe offen vorzunehmen und den väterlichen Zweifel damit familienöffentlich zu machen, zerstörerisch, Sigmund Freud hätte seine Freude.
Worum geht es eigentlich? Darum, dass die heimliche Entnahme und Prüfung des Kindeshaars ein Verstoß gegen das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung ist – und zwar gegen das Grundrecht des Kindes, dessen Haar die Gen-Informationen enthält. Und gegen das Grundrecht der unwissenden Mutter. Daraus folgt: Genetische Untersuchungen dürfen nur mit Einwilligung der Betroffenen – oder im Fall des Kindes ihrer gesetzlichen Vertreter – stattfinden. Damit kommen wir zum Kern des Vorhabens von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries. Sie will ganz grundsätzlich unter Androhung von Strafe verbieten, dass genetisches Material ohne Wissen und Wollen der Spender im Labor geprüft wird und die Ergebnisse gespeichert werden können. Dafür gebührt Zypries Unterstützung, denn schließlich geht es um den Schutz eines wichtigen Grundrechts.
Pech nur, dass unter dieses Verbot auch heimliche Vaterschaftstests fallen und deshalb, siehe oben, angeblich der Familienfriede wackelt. Doch seit wann ist die Familie ein rechtsfreier Raum? Eine Ehefrau darf nicht geschlagen werden, denn sie hat ein Recht auf körperliche Unversehrtheit. Sie hat ebenso ein Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung. Der Ehemann selbstverständlich auch. Grundsätzlich gilt: Der Vater darf einen privaten Gentest in Auftrag geben, solange er einverständlich erfolgt. Verweigert seine Frau ihre Einwilligung, steht ihm die Vaterschaftsklage offen. Sie soll erleichtert werden. Wo also ist das Problem? Zumal der heimliche Test nur geahndet wird, wenn die Frau einen Strafantrag stellt.
Eine kleine Gewissensfrage zum Schluss: Verletzt ein Vater, der sich aus dem Staub macht, nachdem er herausgefunden hat, dass er gar nicht der leibliche Vater ist, eigentlich das Kindeswohl?
http://www.zeit.de/2005/03/pro_Gesetz
LP 87 Barry Sheerman, GB geboren 1940, Politiker der British Labour Party, MP
“Women are brighter than men“
Übersetzung ins Deutsche: Frauen sind heller als Männer
http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/education/4079653.stm
LP 88 Philipp Mißfelder, geboren 1979 in Gelsenkirchen (NRW), Vorsitzender Junge Union (JU) und Mitglied des Deutschen Bundestages
"Wir setzen uns dafür ein, die Wehrpflicht zu einer allgemeinen Dienstpflicht für Männer weiterzuentwickeln."
http://www.cicero.de/97.php?ress_id=10&item=4115
LP 89 Jochen Müter geboren in Bochum, Redakteur Politik beim Nachrichtensender ntv - jmueter@googlemail.com
„Vielleicht ist es aber auch gut, dass alles so gekommen ist. Im Gegensatz zu Matschie und Ramelow verspricht eine weibliche Führung halbwegs sachliche Politik. Dieses testosteron-geschwängerte Hin und Her, diese egomane Rambo-Politik, diese unwürdige Intoleranz ist den Thüringern schließlich nicht zu wünschen. Vor allem Matschie hat in den letzten Wochen kein Reifezeugnis erworben – dieses ist für das Amt des Ministerpräsidenten jedoch zwingende Voraussetzung.“
http://www.n-tv.de/politik/politik_kommentare/Matschie-verbockt-das-Tor-article529833.html
LP 90 Robert Wiesner, Aut, geboren 1953 in Wien, Studium der Volkswirtschaft an der Uni Wien, Redakteur beim ORF – Österreichischer Rotfunk- Sendungsverantwortlicher ORF 1 Report) aus einer Mail an den Forenteilnehmer Tom anlässlich einer Reportage über die weiterhin benachteiligte Frau
Sehr geehrter Herr ***,
der Beitrag befasste sich mit dem Umstand, dass sich immer mehr Männer diskriminiert fühlen und deshalb Beschwerden bei der Gleichbehandlungskommission oder sogar beim Verfassungsgerichtshof einbringen.
Ich respektiere, dass Sie sich offenbar benachteiligt fühlen, doch viele Fakten zeigen, dass in der Gesellschaft insgesamt Frauen noch längst nicht gleichgestellt sind.
Mit besten Grüßen
Robert Wiesner
Robert.wiesner@orf.at
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Sehr geehrter Herr
besten Dank für Ihr mail und Ihre Liste von imposanter Länge.
Trotzdem kann ich Ihnen nicht glauben, dass Männer das eigentlich diskriminierte Geschlecht seien. Sehen Sie sich einfach die Verteilung der Geschlechter in den wichtigsten Machpositionen in Wirtschaft und Politik an – oder werfen Sie einen Blick ins Publikum bei Veranstaltungen der gesellschaftlichen Eliten.
Die Preisgestaltung bei Fußballtickets war der Anlass für unseren Bericht, weil einer unserer Mit-Männer gegen diese Diskriminierung beim VfGH Klage erhoben hat.
Mit besten Grüßen
Robert Wiesner
http://www.wgvdl.com/forum/index.php?id=94568
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 91-100
LP 91 Matthew Arnold, GB geboren 1822 in Laleham, gestorben 1888 in Liverpool, (ältester lila Pudel dieser ehrenwerten Liste), englischer Dichter und Kulturkritiker
Sollte jemals eine Zeit anbrechen, in der sich Frauen ausschliesslich zum Wohl der Menschheit vereinen, wird daraus eine Macht entstehen, wie die Welt sie noch nicht gesehen hat.
Das steht als erstes in dem Buch "Das starke Geschlecht" zu lesen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Matthew_Arnold
LP 92 Josep Borrell, Spanien, geboren 1947 in Spanien, Politiker der sozialistischen Partei PSC, ehemaliger Präsident Europäisches Parlament, Präsident des Europäischen Hochschulinstituts
Strassburg (AP) Zum Weltfrauentag hat der Präsident des Europäischen Parlaments, Josep Borrell, alle Männer zu einer Änderung ihrer Einstellung aufgerufen. Nur so könne eine Gleichstellung der Geschlechter erreicht werden, sagte Borrell am Dienstag vor dem EU-Parlament in Strassburg. Insbesondere rief er die Mitgliedstaaten der Europäischen Union dazu auf, Frauen in ihren jeweiligen Ländern dasselbe Einkommen wie Männern zu garantieren und sich auch sonst darum zu bemühen, ihnen das Leben zu erleichtern.
Einer EU-Studie zufolge haben Frauen zwar in puncto Bildungs- und Beschäftigungschancen aufgeholt, doch verdienen Männer in den 25 EU-Staaten im Durchschnitt immer noch 15 Prozent mehr als Frauen. Auch der für Arbeit und Soziales zuständige EU-Kommissar Vladimir Spidla betonte, dass diese Lücke unbedingt geschlossen werden müsse. Borrell sprach sich dafür aus, ein europaweites Institut für Frauenfragen zu gründen. Ferner müssten die Mitgliedstaaten härtere Strafen für Gewalttaten gegen Frauen verhängen.
http://de.news.yahoo.com/050308/281/4g4sy.html
„Es ist kein Problem der Frauen, sondern ein Problem von allen", sagte Josep Borrell, Präsident des Europäischen Parlaments, vor kurzem zum Internationalen Frauentag. Die EU will 2006 zum "Jahr der Gewalt gegen Frauen machen". Sie will auf die lokalen Ebenen einwirken. Von ganz oben. Mit Daphne II, einem EU-Programm gegen Gewalt an Kindern, Jugendlichen und Frauen, das vergangenes Jahr beschlossen wurde und bis 2008 läuft. 50 Millionen Euro hat der EU-Haushalt dafür vorgesehen. "Es ist ein gutes Programm, das viele Initiativen unterstützt hat und vor allem Erfahrungsaustausch bis auf die lokale Ebene ermöglicht", meint Lissy Gröner, SPE-Koordinatorin im Frauenausschuss des Europäischen Parlaments. "Aber wir brauchen einen anderen Finanzrahmen. 50 Millionen Euro für fünf Jahre, das sind 10 Millionen pro Jahr, für 30 Länder."
www.taz.de/dx/2005/04/12/a0137.1/text
LP 93 Dietmar Muscheid, geboren 1957 in Neuwied (RP), DGB-Vorsitzender Rheinland-Pfalz und seit 1974 Mitglied der SPD – dietmar.muscheid@dgb.de - http://www.trading-house.net/bilder/dgb-fordert-gleichstellungsgesetz-fuer-wirtschaft-402739_400_0.jpg
"...bezeichnete die "Hartz IV"- Reformen als Rückschritt in Sachen Gleichberechtigung. Jede Ehefrau eines Arbeitslosen könne künftig zur Arbeit gezwungen werden. Muscheid ist der Ansicht, dass Frauen damit unverschuldet für die Arbeitslosigkeit ihrer Männer büßen." (veröffentlicht am 08.03.2005)
Entgeltlücke muss überwunden werden, so DGB-Landesvorsitzender Dietmar Muscheid anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März 2012
Obwohl Frauen in der heutigen Zeit gut ausgebildet und immer häufiger berufstätig sind, zeigt sich am Arbeitsmarkt keine echte Gleichstellung von Frauen und Männern. Nach wie vor verdienen die Männer im Schnitt rund 23 Prozent mehr als ihre weiblichen Kolleginnen.
„Die Entgeltlücke muss überwunden werden, indem der Grundsatz „Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit“ konsequent umgesetzt wird“, stellt DGB-Landesvorsitzender Dietmar Muscheid anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März 2012 fest.
Erneut fordert Muscheid die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von mindestens 8,50 Euro. „Gerade Frauen sind häufig von Dumpinglöhnen betroffen und arbeiten oft in Bereichen ohne Tarifvertrag. Branchen-Mindestlöhne helfen dabei nicht, ein gesetzlicher Mindestlohn muss zur Pflicht für alle werden.“
„Wir brauchen eine gesetzliche Regelung, die Unternehmen verpflichtet, ihre Entgeltpraxis zu überprüfen und geschlechtergerecht zu gestalten“, so Muscheid. Außerdem müssten so genannte „typische Frauenberufe“ eine größere gesellschaftliche und finanzielle Anerkennung erfahren.
Dies alles zeige, dass man sich noch lange nicht auf dem Erreichten ausruhen dürfe. „Es gibt noch viel zu tun zur Umsetzung der Gleichberechtigung“ so Muscheid abschließend.
Rund um den Internationalen Frauentag finden in Rheinland-Pfalz und Saarland zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen des Deutschen Gewerkschaftsbundes statt. Eine Übersicht hierzu findet sich hier: www.west.dgb.de
Pressekontakt: DGB Rheinland-Pfalz (Heike.Ruhrmann[at]dgb.de)
www.dgb-rlp.de
http://www.prport.net/frauen-verdienen-immer--prozent-weniger--muscheid-gesetzlicher-mindestlohn-traegt--geschlechter...
Der DGB-Landesvorsitzende Dietmar Muscheid hat für die Wirtschaft gesetzliche Gleichstel-lungsregelungen für Frauen gefordert. «Wir brauchen gerade für die Privatwirtschaft ein Gesetz, das die Gleichstellung verbindlich regelt und ihre Umsetzung überprüfbar macht>, sagte Muscheid anlässlich des Internationalen Frauentages am Montag in Mainz.
DGB-Landesvorsitzende - DGB fordert Gleichstellungsgesetz für Wirtschaft: Der DGB-Landesvorsitzende Dietmar Muscheid hat für die Wirtschaft gesetzliche Gleichstellungsregelungen für Frauen gefordert. «Wir brauchen gerade für die Privatwirtschaft ein Gesetz, das die Gleichstellung verbindlich regelt und ihre Umsetzung überprüfbar macht>, sagte Muscheid anlässlich des Internationalen Frauentages am Montag in Mainz.
Die bisherigen Vereinbarungen zwischen Bundesregierung und Wirtschaftsverbänden seien unzu-reichend.
So verdienten vollzeitbeschäftigte Frauen in der rheinland-pfälzischen Industrie noch immer rund 20 Prozent weniger, im Dienstleistungsbereich sogar knapp ein Viertel weniger als ihre männlichen Kollegen. Im europaweiten Vergleich nehme Deutschland beim Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen einen Spitzenplatz ein. Rheinland-Pfalz bilde dabei mit durchschnittlich 22 Prozent keine Ausnahme.
Aber auch im öffentlichen Dienst, wo es seit 1995 mit dem Landesgleichstellungsgesetz bereits gesetzliche Regelungen gibt, sah der DGB-Landesvorsitzende Nachhofbedarf. So seien auch hier Frauen kaum in Führungspositionen vertreten und würden seltener befördert. Zudem müssten sich laut Muscheid auch die Maßstäbe ändern, nach denen verschiedene Tätigkeiten bewertet würden. Die Verantwortung für Maschinen und Finanzen dürfe nicht höher entlohnt werden als Verantwor-tung für Menschen oder das Gelingen sozialer Prozesse.
http://www.trading-house.net/news/dgb-landesvorsitzende-dgb-fordert-gleichstellungsgesetz-fuer-wirtschaft-21111264.html
"Gleichstellung heißt auch
- gegen Gewalt an Frauen!"
Dietmar Muscheid,
Vorsitzender DGB-Landesbezirk
http://213.139.155.226/maenneraktion/maenneraktion_bilder.htm
LP 94 Helmut Höge, Journalist und Schriftsteller, geboren 1947 in Bremen, Engagement in Autonomen- und Beatnikblättern, Redakteur der Tageszeitung (taz) und freitag
HELMUT HÖGE über die Väter-Fantasien
Ein Haufen Arschlöcher!
Vor dem Steglitzer Familiengericht ging es neulich um Sorgerecht und Lebensschwerpunkt. Die Mutter führte aus: Der Mann sei in leitender Stellung, ihre Beschäftigung eher prekär; er sei hyper-aktiver und - verantwortlicher - Protestant, sie liebe es dagegen, auszuschlafen; er habe einen stabi-len Charakter, während ihr leicht alles zu viel werde, usw. Ihre gemeinsame Tochter sei also besser bei ihm in Köln aufgehoben. Der Vater erklärte der Richterin: Seine Frau sei sehr liebevoll mit dem Kind und beschäftige sich stundenlang mit ihm, während er sich höchstens leistungsgerechte Lern-programme ausdenken könne; seine verantwortungsvolle Tätigkeit lasse ihm weniger Zeit für das Kind als die freiberufliche Schreibtischarbeit seiner Frau zu Hause; zudem gebe er eher gern mit dem klugen Kind bei Freunden an, als sich wirklich mit ihm zu beschäftigen - kurzum: Die Tochter sei besser bei der Mutter in Berlin untergebracht.
Wie in vielen anderen Scheidungsprozessen ist es aber auch in diesem so nicht gelaufen. Zudem ging es erst einmal nur um eine einstweilige Verfügung, mit der der Kindsvater seine Verschleppung der Tochter nach Köln gerechtfertigt hatte. Vor allem war darin von kariösen Milchzähnen die Rede, worum die Mutter sich nicht gekümmert habe, weswegen er dies jetzt schnell in Köln machen lasse - und zwar unter Totalnarkose, woran man die Kompliziertheit des Zahnproblems und damit den Grad der Vernachlässigung des Kindes durch die Mutter erkennen könne. Dazu erklärte der Ehemann der Vorsitzenden Richterin, die Kindsmutter sei leicht depressiv und nicht zu einer ver-antwortungsbewussten Erziehung in der Lage. So würden sich selbst die Kaninchen auf dem Balkon bei ihr "unkontrolliert vermehren".
Die Ehefrau brachte dagegen mehrere ärztliche Gutachten bei sowie auch Beurteilungen ihrer Le-bensumstände durch eine Sozialarbeiterin und der Leiterin der Kita ihrer Tochter. Was eine Pro-zessbeobachterin zu der Äußerung verleitete: "Typisch, der Mann dreht durch - und die Frau muss ihre geistige Gesundheit nachweisen."
Das Gericht schmetterte die einstweilige Verfügung des Ehemanns zwar ab - die Tochter wurde der Mutter übergeben, aber die Frau kostete dieser dreiwöchige Spaß ihres Mannes inklusive der Rechtsanwältinnen- und Psychiaterkosten sowie dreier Kurzreisen nach Köln etliche tausend Mark, plus Verdienstausfall.
Geweint hatte der Mann nur einmal, 1997, als er im Spiegel einen Riesenartikel von Matthias Matussek las - über das Elend der gut verdienenden "Trennungsväter", zu denen er nie und nimmer gehören wollte, die ihm aber Leid taten, weil sie hilflos den feministischen Müttern sowie dem weiblichen Teil der Helferwelt ausgeliefert waren - wenn sie ihr Kind nur mal kurz sehen wollten. Die Mutter brauchte laut Matussek bloß ein "genervtes ,Keinen Bock' hören zu lassen - und schon mussten die Mittelschichstmänner klein beigeben. Nur zahlen durften sie - wahre Unsummen!
Dennoch fiel es auch schon vor dem Steglitzer Gerichtsprozess schwer, diese armen Männer - ge-trennt von ihren Kindern, in Karrierekämpfe verstrickt - zu bedauern. Denn nicht brache Kindesliebe und -fürsorge lässt sie verzweifeln, sondern dass sie zahlen - und nichts dafür kriegen. Das scheint ihnen derart antikapitalistisch, eine auf den Kopf gestellte Welt zu sein, dass sie reihenweise ausrasten "wie Michael Kohlhaas" (Matussek).
Es gibt Millionen Kinder, denen sie Unterstützung geben, mit denen sie eine vorkapitalistische Ge-selligkeit pflegen könnten, diese Welt interessiert sie aber nicht, sie wollen einzig das eine Kind - als einstmals gemeinsame Anschaffung - vor Gericht sich erstreiten: Es gehört ihnen! Wenigstens zu 50 Prozent. Auch wenn sie nie eine Windel gewechselt oder das Gör zur Kita gebracht haben - sie haben dafür gezahlt! Und jetzt sind sie "ein Heer von verzweifelten Vätern", wie Matussek meint. Bullshit! Es ist ein loser Haufen Arschlöcher!
http://www.taz.de/pt/2001/08/04/a0198.nf/text
LP 95 Harald Wolf, DIE LINKE, geboren 1956 in Offenbach am Main, studierte Philo-sophie und Sozialwissenschaften in Bochum, Wolf war Mitglied der Gruppe Internationale Marxis-ten (GIM), Wirtschafts- und Frauensenator in Berlin www.harald-wolf.net
Wegen folgendem Artikel http://www.pt-magazin.de/newsartikel/datum/2009/07/06/rettet-unsere-soehne der dem einen oder anderen wohl noch geläufig ist, kündigte Berlins Senator für Wirtschaft, Technologie und Frauen Harald Wolf dem Mittelstands-Magazin, in dem dieser Artikel erschien, jetzt die Schirmherrschaft auf:
http://www.pt-magazin.de/newsartikel/datum/2010/01/11/leserbriefe-zu-pt-magazin-62009/
An 8. März jährt sich der Internationale Frauentag zum hundertsten Mal. Viel wurde erreicht. Doch der Weg von der rechtlichen zur wirklichen Gleichstellung ist immer noch lang.
An diesem 8. März jährt sich der Internationale Frauentag zum hundertsten Mal. Viel wurde erreicht: Frauenwahlrecht, rechtliche Gleichstellung der Geschlechter, zuneh-mende gesellschaftliche Infragestellung tradierter Rollenklischees. Ein mühsamer Kampf: Erst 1977 wurde die gesetzliche Regelung aufgehoben, nach der Ehefrauen nur mit Zustimmung des Ehemanns eine Erwerbstätigkeit aufnehmen durften – ein unvorstellbarer Anachronismus. Aber gilt das nicht auch für die Tatsache, dass Frauen in Führungspositionen noch immer eine seltene Ausnahme sind, dass Frauen in Deutschland 23% weniger Lohn bekommen als Männer? Dass Frauen zwar die besseren Bildungsabschlüsse haben, aber nur 18 % der Professuren erobert haben, stattdessen das Gros der Beschäftigten im Niedriglohnsektor stellen?
Der Weg von der rechtlichen zur wirklichen Gleichstellung ist also immer noch lang.
Rot-Rot hat seit 2002 mit den Mitteln der Landespolitik einiges bewegt. Während sich der Bund noch immer weigert, die überfällige Frauenquote für Aufsichtsräte einzuführen, hat Berlin den Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder in den Landesunternehmen von 12,7 % in 2002 auf 42,1 % in 2010 mehr als verdreifacht und damit das Argument widerlegt, es fehle an qualifiziertem weiblichen Führungspersonal. BSR und BVG werden von Frauen geführt.
Berlin ist im bundesweiten Vergleich Spitze bei der Frauenförderung an Hochschulen. Gesetzliche Vorgaben, leistungsorientierte Mittelvergabe im Rahmen der Hochschul-verträge und individuelle Förderungen haben sich ausgezahlt. In Berlin halten Frauen über 27 % der Professuren, im Bund nur 18 %. Mit dem novellierten Landesgleichstel-lungsgesetz haben wir klare Regelungen für die Besetzung von Führungspositionen getroffen, die Rechte der Frauenvertreterinnen gestärkt und den Geltungsbereich ausgeweitet.
Mit der Einführung der Beitragsfreiheit für alle drei Kitajahre, einer hohen Kita-Dichte und dem Ausbau der Ganztagsbetreuung an den Schulen ist Berlin im bundesweiten Vergleich gut aufgestellt. Wir brauchen aber mehr Angebote der flexiblen Kinderbe-treuung und wir müssen in Zukunft auch für Kinder der 5. und 6. Klassen eine Ganz-tagsbetreuung anbieten – eine wichtige Aufgabe der nächsten Legislaturperiode.
Frauen stellen bundesweit fast 70 % aller Niedriglöhner, jede dritte Erwerbstätige ist davon betroffen. Eine eigenständige unabhängige Existenzsicherung ist aber grundle-gende Voraussetzung der Gleichstellung. Daher hat die Forderung eines flächende-ckenden und auskömmlichen Mindestlohns eine wichtige gleichstellungspolitische Dimension. Berlin hat mit seinem Vergabegesetz seine Handlungsmöglichkeiten als Bundesland genutzt: Die Vergabe öffentlicher Aufträge in Höhe von fast 5 Mrd. € ist an die Zahlung von Mindestlöhnen gebunden. Zur Bedingung von Wirtschaftsförde-rung habe ich ein Mindest-Jahresbruttoentgelt der Beschäftigten von 25.000 Euro gemacht.
Berlin wird seine landespolitischen Möglichkeiten weiter nutzen und bundespolitisch Druck machen: für verbindliche gesetzliche Regelungen zur Gleichstellung auch in der Privatwirtschaft, gesetzliche Mindestlöhne und gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit.
- Harald Wolf (Die Linke) ist Senator für Wirtschaft, Technologie und Frauen.
http://www.tagesspiegel.de/meinung/andere-meinung/wirtschaftssenator-harald-wolf-gleichstellung-einiges-bewegt/392503...
Die 21. Frauen- und Gleichstellungsminister und –ministerinnenkonferenz (GFMK) tagt am 16. und 17. Juni auf Schloss Plön (Schleswig-Holstein). Ganz oben auf der Agenda steht der Leitantrag zum Gutachten der Sachverständigenkommission „Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebens-verlauf“. Das von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Gutachten ist eine kritische Bestands-aufnahme der gleichstellungspolitischen Wirklichkeit in Deutschland.
Dazu erklärt Harald Wolf, Berlins Bürgermeister und Senator für Wirtschaft, Technologie und Frauen, zugleich dienstältester Frauen- und Gleichstellungssenator der Bundesrepublik:
„Das Gutachten hat große Defizite in der Gleichstellungspolitik identifiziert und politisches Handeln angemahnt. Die GFMK muss der Untätigkeit der Bundesfrauenministerin entschlossen entge-gentreten. Unabgestimmte Politik insbesondere in den Bereichen Soziales, Familie und Wirtschaft ist für die folgenschweren Brüche im Lebensverlauf von Frauen und Männern verantwortlich. Ich begrüße daher die Forderung der Konferenz nach ressortübergreifender lebensverlauforientierter Gleichstellungspolitik auf Bundesebene. Berlin bietet mit seinem Gleichstellungspolitischen Rah-menprogramm ein erfolgreiches Vorbild. Alarmierend ist die Zunahme der prekär Beschäftigten, deren überwiegende Mehrheit Frauen sind. Berlin will daher Minijobs auf den Prüfstand stellen, denn Frauen müssen von ihrer guten Arbeit leben können. Außerdem unterstützen wir die Forderung nach einer verbindlichen gesetzlichen Regelung zur Erhöhung des Frauenanteils an Aufsichtsräten. Wir brauchen mehr Frauen in Top-Positionen.“
Die geringfügig entlohnte Beschäftigung ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen: Von 5.532.842 Personen im Jahr 2003 erhöhte sich die Zahl der geringfügig Beschäftigten auf 7.274.398 im Jahr 2010. Mit 63,5 % waren davon fast zwei Drittel Frauen
http://www.harald-wolf.net/themen/gleichstellung/frauen_in_fuehrung/
Harald Wolf zur Gleichstellungs- und Frau-enminister/-innenkonferenz: „Prekäre Be-schäftigung“ von Frauen muss endlich Thema von Frauen- und Gleichstellungspolitikern sein
Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen teilt mit:
Am 31. Mai 2007 hat in Potsdam die 17. Frauen- und Gleichstellungsminister/ -innenkonferenz (GFKM) stattgefunden. Bestrebungen der unionsgeführten Länder, diese Konferenz mit der Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) zu einer einheitlichen Konferenz zusammenzulegen, werden nicht weiter verfolgt.
Berlins Frauensenator Harald Wolf begrüßt den Fortbestand einer eigenständigen Frauen- und Gleichstellungsminister/ -innenkonferenz ausdrücklich. „Frauen- und gleichstellungspolitisch wich-tige Themen werden so in den aktuellen gesellschaftspolitischen Diskussionen weiterhin ihren Stel-lenwert behalten. Dies ist gerade im Hinblick auf die weitergehende Ausgestaltung der sozialen Sicherungssysteme unverzichtbar.“
Leitthema der diesjährigen GFMK war das Thema „Europa“. Die Frauen- und Gleichstellungsmi-nister/-innen setzen sich im „Jahr der Chancengleichheit für alle“ mit dem von der EU vorgelegten Fahrplan zur Gleichstellung von Frauen und Männern 2006 – 2010 und dessen Umsetzung in Deutschland kritisch auseinander. Bei der wirtschaftlichen Eigenständigkeit von Frauen schneidet Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedstaaten besonders schlecht ab. Defizite finden sich vor allem. bei der Beschäftigungsquote, der Entgeltgleichheit und dem Anteil von Frauen in Führungspositionen
Der Bedeutung des Themas wirtschaftliche Eigenständigkeit von Frauen entsprechend hat der Ber-liner Frauensenator Anträge zur Entgeltungleichheit und zu prekären Beschäftigungsverhältnissen eingebracht. Während der Antrag zur Entgeltgleichheit einstimmig angenommen wurde, drückten einige der unionsgeführten Länder ihre ablehnende Position gegen die Erstellung einer Studie über die Beschäftigungssituation von Frauen in Dienstleitungs- und freien Berufen durch Stimmenthal-tung aus, so dass die erforderlichen Mehrheit nicht erreicht wurde. Der Antrag verfolgte das Ziel, endlich verlässliche Daten über das Ausmaß der Beschäftigung von Frauen im Niedriglohnsektor zu erhalten. Harald Wolf reagierte mit Unverständnis auf die ablehnende Haltung: „Den für Gleich-stellung und Frauen zuständigen Ministerinnen und Ministern der Union kam es offenbar nicht da-rauf an mit dem Thema ‚prekäre Beschäftigungsverhältnisse’ angemessen sachlich und fachlich umzugehen, sondern den auf der Bundesebene zwischen den Koalitionsfraktionen bestehenden Konflikt zu den Themen Niedriglohn und gesetzlicher Mindestlohn in die GFMK hineinzutragen und damit dem gleichstellungs-/frauenpolitischen Anliegen einen Bärendienst zu erweisen.“
Mitteilung vom: 01.06.2007, 13:20 Uhr
Rückfragen: Petra Schwarz
Telefon: 90 13 - 74 18
http://www.berlin.de/landespressestelle/archiv/2007/06/01/78868/index.html
Frauensenator Harald Wolf: „Frauen haben Anspruch auf den gleichen Lohn wie Männer. Diese Forderung, die eigentlich eine normale Tatsache sein müsste, ist immer noch unerfüllt. Derzeit müs-sen Frauen bis zum 25. März arbeiten, um auf das Vorjahresgehalt ihrer männlichen Kollegen zu kommen - 84 Tage mehr. Ich fordere die Bundesregierung nachdrücklich auf, die Empfehlungen des Sachverständigengutachtens für den ersten Gleichstellungsbericht umzusetzen: Absichtserklärungen ändern nichts, allein gesetzliche Regelungen können hier Abhilfe schaffen.“
Mit 23 Prozent ist die Lohnkluft zwischen den Geschlechtern in Deutschland so tief wie in keinem anderen europäischen Land. In Berlin beträgt der Gender Pay Gap - d. h. die Differenz der durch-schnittlichen Bruttostundenverdienste - nach aktuellen Erhebungen 15,6 Prozent. Männliche Ar-beitnehmer im Produzierenden Gewerbe und Dienstleistungsbereich verdienen durchschnittlich 19,41 € in der Stunde, Arbeitnehmerinnen nur 16,52 €. Dabei bestehen erhebliche Unterschiede in den einzelnen Wirtschaftsbereichen. Extrem ausgeprägt ist der Verdienstabstand auch bei den jähr-lichen Sonderzahlungen. Hier beträgt er 40,3 Prozent.
Von dieser Lohnschere sind aber keineswegs nur Frauen in den unteren Hierarchieebenen betroffen. Entgegen der weit verbreiteten Auffassung, durch mehr Frauen in Führungspositionen würde sich die Verdienstlücke verkleinern, ist sie in Führungsetagen besonders groß. Frauen sind oft gezwun-gen, Kompromisse bei der Bezahlung einzugehen, um überhaupt Führungspositionen zu bekommen. Nach einer aktuellen Umfrage des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung erzielen Frauen selbst bei gleicher Führungsverantwortung zwischen 15 und 21 Prozent weniger Einkommen als Männer. Diese hohe Differenz wird vom WSI als klares Indiz für Diskriminierung bewertet
Die anhaltende Ungerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt führt zu einem erhöhten Armutsrisiko für Frauen, denn sie stellen auch 70 Prozent aller Niedrigentlohnten in Deutschland und erhalten oft Dumpinglöhne von 5 oder 6 Euro. Folgen sind die Verfestigung sozialer Geschlechterrollen und der Zwang, mit Hartz IV aufzustocken. Deshalb muss in Deutschland endlich ein flächendeckender, gesetzlicher Mindestlohn eingeführt werden, um Frauen existenzsichernde Einkommen zu garantie-ren. Das Land Berlin hat daher Mindestlohn-Initiativen in den Bundesrat eingebracht, die in den nächsten Wochen zur Abstimmung stehen.
http://www.berlin.de/sen/wtf/presse/archiv/20110324.1330.337123.html
LP 96 Jürg Steiner, CH, geboren in Lugano, Redakteur Berner Zeitung, Schweiz – juerg.steiner@bernerzeitung.ch
Im Vergleich dazu sieht die mehrheitlich von Frauen gewählte Laufbahn über Gymnasium und Universität, so Elisabeth Grünewald, aus «wie eine undichte Pipeline>. Je weiter die Karriere führt, desto mehr Frauen scheiden aus. Unter Maturanden und Studienanfängern sind sie noch in der Mehrheit. Aber schon bei den Studienabgängern sind Frauen in der Minderheit – und ihre Kurve sinkt bis zu den Spitzenpositionen in Forschung und Lehre steil ab. Scharf ausgedrückt: Trotz starker Schulleistungen werden Frauen später oft gestoppt. Und trotz schwacher Schulleistungen bringen es Männer später häufig weit – was mitunter schon Jugendlichen bewusst ist. «Beim Übergang von der Ausbildung in den Beruf und später>, sagt Elisabeth Grünewald, «stellen sich die schwierigen Fragen.> Man müsste sagen: die unangenehmen Fragen. Überspitzt formuliert: Was für Mädchen im Gymeralter in Bildung investiert wird, zahlt sich später für sie und die Gesellschaft noch kaum aus – ausser, die Frauen verzichten auf Familie und Kinder. Dass die Zukunft weiblich sein soll, wie Trendforscher hartnäckig behaupten, stimmt vielleicht bis zum Studienbeginn. Danach wird in den traditionellen Rollen weitergespielt. Und das wird sich, stellt man auf die Vorstellungen ab, die Grünewald und Hadjar bei den Berner Achtklässlern erhoben haben, nur langsam ändern. Wenn überhaupt. Jürg Steinerjuerg.steiner@bernerzeitung.ch •www.faulejungs.ch
http://www.bernerzeitung.ch/region/gemeinde/-Lernen-in---loecheriger-Pipeline-/story/22384534
LP 97 Heiner Geissler, CDU, geboren 1930 in Oberndorf am Neckar, Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit von 1982 bis 1985
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,346531,00.html
ALICE SCHWARZER: "FRAUEN SIND NICHT DIE BESSEREN MENSCHEN!" - HEINER
GEISSLER: "FIND ICH SCHON"
So sehr Alice Schwarzer in ihren schriftlichen Texten (Bücher und "Emma")
gegen das Männergeschlecht herumholzt, so stark spricht sie bei
TV-Auftritten deutlich zurückhaltender einen gesellschaftlichen Konsens an.
In der "NDR-Talkshow" vom Freitag, dem 3. Mai, teilt sie zunächst einmal
ihre Beobachtung mit, dass in der bisherigen Mediendebatte über Erfurt die
Geschlechterfrage bestenfalls angerissen wurde, obwohl es doch
ausschließlich Männer seien, "die das tun". Darauf steigt der ebenfalls
anwesende CDU-Politiker Heiner Geißler mit der Bemerkung ein, er fordere
schon seit langem eine Feminisierung der Gesellschaft: Man solle sich einmal
vorstellen, anstatt von Massenmördern wie Milosevic oder Karacic wären
Frauen, vielleicht gar Mütter, in dieser Position gewesen. Dann wäre es zu
solchen Verbrechen nie gekommen. (Hier verschließt Geißler natürlich vor
sämtlichen weiblichen Diktatorinnen und Kriegsherrinnen die Augen.) Eine
Frau ginge solche Probleme nämlich ganz anders an, davon sei er zutiefst
überzeugt. Schwarzer fällt ihm ins Wort und kritisiert diese Vorstellung als
romantisierend: Das Problem liege nicht in einer Naturgegebenheit, sondern
in der gesellschaftlichen Realität, die eine enorme Kluft entstehen lasse
zwischen den Gefühlen und (Versagens-)Ängsten eines Jungen und dem
Rollenbild, dem er gerecht werden müsse. Es gebe auch schreckliche und
grausame Mütter. Geißler bleibt bei seiner Auffassung und legt einige Sätze
später mit dem Spruch nach: "Was haben Männer und Wolken gemeinsam? Wenn sie
sich verziehen, kann es noch ein schöner Abend werden." Allgemeines
Gelächter, und Schwarzer kommt frohgemut zu dem Schluss: "Ich geh dann schon
mal nach Hause, der Posten Feminismus ist heute besetzt."
Geißler und Schwarzer im Duett. Invisible men 36
siehe auch http://www.wgvdl.com/archiv1/index.php?id=9891
LP 98 Joachim Arnold, SPD, geboren 1959 und wohnhaft in Wölfersheim (Hessen), Landrat Wetteraukreis, Friedberg (Hessen) http://www.wetteraukreis.de/imperia/md/images/politik/landrat/landrat_mit_kasse_klein_153x213.jpg
Gerne und regelmäßig lese ich das von Ihnen verantwortete P.T. Magazin, dessen Beiträge ich schätze. Umso erstaunter war ich über den in Ausgabe 4/2009 erschienenen Leitartikel ‚Rettet unsere Söhne!’ von Ullrich Rothe. Einen solchen unseriösen Journalismus hatte ich in Ihrer Zeitschrift nicht erwartet. Undifferenzierte Betrachtungsweise, Vorurteile, Rollenklischees und eine wirre Argumentation finden sich zuhauf. Polarisierungen und Diffamierungen befördern keineswegs eine gesellschaftliche Debatte um die schulische Situation von Jungen. Muss man Frauenförderung und (leider) dringend benötigte Einrichtungen wie Frauenhäuser diffamieren, um Jungen zu fördern?
Solange es eine gesellschaftliche Benachteiligung von Frauen gibt, sind gezielte Maßnahmen zum Ausgleich notwendig. Für unsere Kreisverwaltung sind Frauenförderung, Chancengleichheit von Frauen und Männern und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie Bestandteile einer modernen Personalpolitik. Deren Bedeutung wird aufgrund der demografischen Entwicklung und den dadurch bedingten Fachkräftemangel noch steigen. Ich hoffe, dass ich in Zukunft im P.T. Magazin, das ich sonst sehr schätze, von solchen journalistischen Entgleisungen verschont bleibe.“
Joachim Arnold, Landrat Wetteraukreis, Friedberg/H.
Frauen werden gebraucht, nicht nur auf dem Arbeitsmarkt
Der Internationale Frauentag am 8. März ist eine jährlich wiederkehrende Gelegenheit Bilanz zu ziehen, wie es um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern bestellt ist. "Trotz un-bestreitbarer Fortschritte vor allem bei der Bildung schlagen sich diese auf dem Arbeitsmarkt nicht in gleichem Maße nieder", bedauert Landrat Joachim Arnold. Mit welchen Stolperstei-nen der Weg nach oben und in die finanziell abgesicherte Existenz gepflastert ist, analysiert der erste Gleichstellungsbericht der Bundesregierung.
Frauen sind heute besser ausgebildet als ihre Mütter und Großmütter und ihre Töchter erreichen durchschnittlich höhere Bildungsabschlüsse als die Söhne. Und trotzdem: Sind Frauen bei den Mi-nijobs und im Niedriglohnsektor noch stark vertreten, wird die Luft immer dünner, je weiter sie nach oben kommen. In den Führungsebenen, den Vorstandsetagen der Wirtschaftsunternehmen lassen sich Frauen gar mit der Lupe suchen.
Mit welchen Stolpersteinen der Weg nach oben und in die finanziell abgesicherte Existenz gepflas-tert ist, das analysiert der erste Gleichstellungsbericht der Bundesregierung. Seine Perspektive sind die unterschiedlichen Lebensverläufe von Frauen und Männern. Er stellt fest, dass es die Frauen sind, die durch die Zuständigkeit für die Familie mehr Erwerbsunterbrechungen, Teilzeitarbeit oder Arbeit in Minijobs in Kauf nehmen und damit nicht nur niedrige Einkommen erzielen sondern später auch von niedrigen Renten leben müssen.
Auf 41 Prozent der westdeutschen und 21 Prozent der ostdeutschen Babyboomerinnen - die Ge-burtsjahrgänge zwischen 1962 und 1966 - wartet eine Rente lediglich unterhalb der Grundsicherung, so das Ergebnis einer Untersuchung der Soziologin Barbara Riedmüller. In konkreten Zahlen ausgedrückt sind dies weniger als 680 Euro im Monat.
Staatliches: "Komm mit, lauf weg."
Ein weiteres Resultat des Gleichstellungsberichts: Der Staat erschwert zusätzlich mit widersprüchli-chen Anreizen wie zum Beispiel dem Ehegattensplitting eine gleichberechtigte Partnerschaft und Familienarbeit. Während der Ehe werden so Nichterwerbstätigkeit, geringfügige Beschäftigung und Teilzeitarbeit regelrecht begünstigt. Scheitert die Ehe, sind dann aber beide Ehepartner selbst für die Sicherung ihrer materiellen Existenz verantwortlich. "Wenn einerseits das Bundesverfassungsgericht die typische 'Versorgungsehe' als nicht mehr typusgebend ansieht, also ein neues Rollenbild unterstützt, ist dies bei der Politik größtenteils noch nicht angekommen", bemängelt Kornelia Schä-fer, Leiterin des Fachdienstes Frauen und Chancengleichheit. Diese staatliche Widersprüchlichkeit ähnele einem "Komm mit, lauf weg", so Schäfer. Dies werde auch deutlich an den typischen Steu-erklassen III und V. Denn viele Regelungen im Steuer-, Sozial- und Arbeitsrecht gehen von der lebenslangen Ehe und der traditionellen Rollenverteilung aus und erschweren gleiche und tatsächli-che Wahlmöglichkeiten und Verwirklichungschancen für Frauen und Männer. Die Mehrzahl der jungen Paare wünscht sich heute hingegen eine gleichberechtigte Beziehung, die Berufstätigkeit und Familienarbeit für beide möglich macht.
Nutzung aller Talente macht Gesellschaft leistungsfähiger
Frauen werden gebraucht, und das nicht nur auf dem Arbeitsmarkt. "Die demografische Entwick-lung wird den Fachkräftemangel noch verstärken und die wirtschaftliche Entwicklung braucht neue Konzepte, wenn Fachkräfte gewonnen werden wollen", sagt Schäfer. Das zeigen auch die statisti-schen Daten für den Wetteraukreis. In zahlreichen Handwerksberufen, in der Pflege, im Erzieherin-nenberuf übersteigt die Nachfrage nach Arbeitskräften das Angebot. "Wir können auf die gut aus-gebildeten Frauen nicht verzichten und brauchen deshalb eine Gleichstellungspolitik, mit der die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert, die Rückkehr in den Beruf nach einer familienbe-dingten Unterbrechung erleichtert und vor allem auch die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern abgebaut wird", fordert Landrat Joachim Arnold. Flexible Arbeitszeitmodelle und eine gute Kin-derbetreuung seien hier unerlässlich und Arbeitgeber sowie Kommunen gleichermaßen gefordert.
Gleiche Gehälter und Pflegezeiten anerkennen
"Frauen, die nur ein Jahr wegen Kindererziehung unterbrechen, erreichen später nur noch 95 Prozent des Lohnniveaus einer vergleichbaren, durchgängig beschäftigten Frau", rechnet der Gleich-stellungsbericht vor. Und ein anderer Fakt: Einen Männerberuf zu ergreifen erhöht zwar die Ver-dienstchancen für Frauen, zu den männlichen Einkommen können sie aber dennoch nicht aufschlie-ßen. "Das sind ernüchternde Fakten, die genug Beweise dafür bieten, dass wir noch längst nicht bei dem Ziel einer Gleichstellung angekommen sind", sagt Kornelia Schäfer.
Letztes Beispiel ist der Bereich der Pflege. Gebraucht werden unterstützende Angebote und Rege-lungen für erwerbstätige Pflegende, die ihre alten Eltern oder pflegebedürftigen Familienangehörige betreuen. Es ist einfach Fakt, so Schäfer, dass es in bestimmten Lebensphasen Fürsorgeverpflich-tungen gibt - und zwar für Frauen und Männer - und auch die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege möglich machen. Mit ersten Angeboten wie Informationen und Seminare für Pflegende wurde be-reits in der Kreisverwaltung begonnen. "Frauen und Männer müssen die Möglichkeit haben, ohne langfristige Nachteile neben der Erwerbarbeit andere notwendige Tätigkeiten wie Sorgearbeit oder Pflege auszuüben", fordert der Gleichstellungsbericht.
Der Gleichstellungsbericht der Bundesregierung analysiert nicht nur den Stand der Gleichstellung sondern gibt Politik und Wirtschaft konkrete Handlungsempfehlungen, zum Beispiel die Einführung eines Mindestlohns, von dem vor allem Frauen profitieren würden. Eine faktenreiche und gut lesbare Kurzfassung zu verschiedenen Themen hier.
http://www.wetteraukreis.de/internet/aktuelles/presse/index_11152.html
100 Jahre Weltfrauentag – 25 Jahre Fachdienst Frauen und Chancengleichheit
Wenn in diesem Jahr am 8. März der Internationale Frauentag zum einhundertsten Mal ge-feiert wird, ist das auch für den Fachdienst Frauen und Chancengleichheit ein kleines Jubilä-um: "Seit fünfundzwanzig Jahren gibt es den Fachdienst, der 1986 als Frauenamt gegründet wurde und kontinuierlich daran arbeitet, eine gleichberechtigte Lebens- und Arbeitswelt zu verwirklichen", so die Leiterin des Fachdienstes, Kornelia Schäfer.
Landrat Joachim Arnold und Kornelia Schäfer, Fachdienstleiterin Frauen und Chancengleichheit, stellen den neuen Jahresbericht des Fachdienstes vor.
Am 8. März wird jährlich Bilanz gezogen, wie es mit der Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern steht. Was für viele junge Frauen heute selbstverständlich ist, haben ihre Mütter, Groß-mütter und deren Mütter erkämpft und erstritten. Manchmal gegen den Widerstand der Männer und in den letzten Jahren immer häufiger gemeinsam mit Männern.
"Es ist heute anerkannt, dass Frauen ein eigenes Konto haben, selbstverständlich wählen und ge-wählt werden können, dass es gleiche Schul- und Ausbildungschancen für Mädchen und Jungen gibt und Frauen das Recht auf eine eigenständige Erwerbsarbeit haben. Aber immer noch sind Frauen in manchen Bereichen unterrepräsentiert, was dazu führt, dass deren Erfahrungen und Leis-tungen nicht optimal für die Gesellschaft genutzt werden", bilanziert Landrat Joachim Arnold. Was noch getan werden muss, erläutert Kornelia Schäfer: "Dass es immer noch gravierende Unge-rechtigkeiten gibt, wie die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern, dass Opfer von Gewalt in Familien in der Regel Kinder und Frauen sind und dass es in Führungspositionen und in der Politik noch zu wenige Frauen gibt, sind nur einige Schwerpunkte an denen wir arbeiten, damit Gleich-berechtigung gelebte Praxis wird."
Denn trotz einer Bundeskanzlerin gibt es zum Beispiel erst seit letztem Jahr eine Landrätin in Hes-sen und von den Kreistagsabgeordneten im Wetteraukreis sind nur 38 Prozent Frauen. Ähnliche Werte gibt es bei vom Kreis gewählten Ausschüssen und Gremien. Das ist "nicht schlecht, aber ausbaufähig", resümieren Arnold und Schäfer.
Als große Herausforderung bezeichnet Schäfer, dass sich die guten schulischen Leistungen und die vielseitigen Qualifikationen von Frauen vor allem in der Arbeitswelt in einer gelebten Gleichstel-lung ausdrücken: "Das sollte keine weiteren 25 Jahre mehr dauern." Als zentrale Weichenstellungen nennen Arnold und Schäfer die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, gute und flexible Kinder-betreuungsangebote, gleiche Karrierechancen für Männer und Frauen, gleiches Entgelt für gleiche und gleichwertige Arbeit ("Equal Pay") und eine eigenständige Existenzsicherung für Frauen.
Nur, wenn diese Weichen gestellt werden, kann auch Altersarmut, die besonders häufig Frauen trifft, verhindert werden. "Dies ist eine besonders große Aufgabe angesichts der demografischen Veränderungen", so der Wetterauer Landrat. "Bei einer älter werdenden Bevölkerung kann die Lö-sung nicht so aussehen, dass hauptsächlich Frauen die Kinder erziehen, dafür berufliche Nachteile in Kauf nehmen und wenn die Kinder aus dem Haus sind, ihre Erwerbstätigkeit wieder unterbrechen, um pflegebedürftige Angehörige zu versorgen. Das ist nicht gerecht und verhindert aufgrund von Teilzeit oder Berufsausstieg eine eigenständige Existenzsicherung von Frauen." Der Fachdienst Frauen und Chancengleichheit will dies zum Schwerpunkt seiner Arbeit in den nächsten Jahren machen.
Jahresbericht 2009/2010 des Fachdienstes
Was in den beiden letzten Jahren geleistet wurde, präsentiert der Fachdienst mit seinem "Jahresbe-richt 2009/2010". Einige Beispiele aus der vielfältigen Arbeit:
Unter dem Schwerpunktthema "Frauen und Geld" gab es eine Broschüre und Veranstaltungen zu Minijobs, einen Besuch der Deutschen Börse, ein Seminar zur effektiven Geldanlage und ein Trai-ning, wie Frauen erfolgreicher ihr Gehalt verhandeln können.
Bei zwei großen Infobörsen zum Beruflichen Wiedereinstieg informierten sich rund 600 Besuche-rinnen und Besucher zu Beratungs- und Weiterbildungsangeboten und kamen mit Arbeitgebern ins Gespräch. Der Fachdienst informiert mit Broschüren und Veranstaltungen und berät Frauen, aber zielt auch auf längerfristige Verbesserungen von Angeboten zum Beispiel für Alleinerziehende und junge Mütter ab.
Der Jahresbericht 2009/2010 des Fachdienstes Frauen und Chancengleichheit steht als download im Internet.
http://www.wetteraukreis.de/internet/aktuelles/presse/index_09946.html
Landrat Joachim Arnold (SPD) blickte auf die Gründungsphase der >Frauengleichstellungsstelle« zurück. Aufgabe sollte sein: >Gleichstellungsprobleme aufzuzeigen und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln, um der allgemeinen Benachteiligung von Frauen entgegenzuwirken.« In den ersten Jahren habe bei vielen Aktivitäten der Frauenbeauftragten einige Abwehr überwunden werden müssen. >Heute sieht das anders aus«, sagte Arnold. >Die gesetzlichen Voraussetzungen für Gleichstellung sind heute weitgehend realisiert.« Der Gleichstellungsgedanke werde von allen demokratischen Parteien und relevanten gesellschaftlichen Institutionen unterstützt.
Mit der Schaffung 1986 gab es eine Einrichtung, an die sich Frauen wenden konnten«, sagte Fachdienstleiterin Kornelia Schäfer. Unterstützung habe es von Frauengruppen und Organisationen gegeben. Schäfer stellte neue Vorhaben vor, beispielsweise: Mit dem >A-Net Wetterauer Netzwerk für Alleinerziehende« solle – in Zusammenarbeit mit Jobcenter und anderen Partnern – die Situation Alleinerziehender verbessert werden. Weitere Initiative: Unterstützungsangebote für pflegende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung. Dieser Aspekt soll über die Verwaltung hinaus ausgebaut werden. Musikalisch umrahmt wurde das Fest vom Duo Terz aus Frankfurt.
LP 99 Ralf Dickerhof, geboren 1970, Pressereferent Welthungerhilfe Bonn -ralph.dickerhof@welthungerhilfe.de
Heute nehme ich an einer Verteilung in Petit Goave westlich von Port-au-Prince teil.
Da kommt schon der Jeep mit dem Sergeant der sri-lankischen UN-Blauhelme samt drei Kollegen. Verdammt, das werden doch nicht alle sein? Nein, da hinten kommt ein Lastwagen mit insgesamt 20 weiteren Blauhelmen.
Unsere Erfahrung [er ist gerade mal ein paar Tage da] hat uns gezeigt, dass es hier derzeit unmöglich ist, „einfach so“ Nahrungsmittel oder eine Notausrüstung an die wirklich Bedürftigen zu verteilen, denn die können sich gegen die Stärkeren, die Dreisten, nicht durchsetzen.
Und deshalb haben wir uns auch dazu entschlossen, nur an Frauen zu verteilen: Die sind vernünftiger, nicht so gewalttätig wie (junge) Männer – und bei ihnen sind die verteilten Waren gut aufgehoben... – so geht es einfach und gerecht zu.
Von rechts kommen sie, eine nach der anderen, junge, alte, kranke Frauen und lachende Mädchen.
Wir konnten die Richtigen erreichen, es lief alles ruhig und zügig ab – sehr gut!
Mit freundlichem Gruß
Ralph Dickerhof
http://www.fr-online.de/panorama/welthungerhilfe-hilfsgueter-nur-an-frauen,1472782,2695760.html
LP 100 Matthias Heine, geboren 1961 in Kassel, hat in Braunschweig Germanistik und Geschichte studiert, seit 1992 als Journalist tätig, seit 2010 Redakteur und Theaterkritiker in der Gemeinschaftsredaktion von Welt/Berliner Morgenpost/Welt am Sonntag
Helene Hegemann wird nicht verbrannt werden. Allenfalls gegrillt von den Medien. Die ehernen Spielregeln der Hochkultur haben ihr sogar genutzt. Denn diese Heilige Helene der Textblößen steht wohl nur noch auf der Shortlist des Leipziger Buchpreises, weil die Nominierung vorab bekannt wurde und die Jury nicht ohne Gesichtsverlust zurückrudern kann.
Themen
• Helene Hegemann
• Prenzlauer Berg
• Berlin
• Axolotl Roadkill
• Urheberrecht
Gewinnen wird sie in Leipzig nicht. Aber langfristig schon. Wenn auch nur als Typus. Im ewigen Konflikt zwischen alten Männern und jungen Frauen haben die jungen Frauen immer Recht, und sie werden immer siegen. Das ist gut so.
http://www.welt.de/kultur/article6360182/Warum-alte-Maenner-...ann-hassen.html
Männern zwischen 30 und 50, also in jenem Alter, in dem man heute gewöhnlich Vater wird, muss man raten, den Besuch von Spielwarenabteilungen lieber ihren Gattinnen zu überlassen. Denn Frauen sind nicht so objektfixiert, sonst wäre das Sammlerwesen wohl kaum eine maskuline Domäne. Männer hingegen neigen, wie seit Prousts "Recherche" und Illies’ "Generation Golf" bekannt, stark dazu, sich ihrer eigenen Lebensgeschichte mit Hilfe von Erinnerungsfetischen zu vergewissern. Da können die Furien des Verschwindens, die in den Spielzeugläden gewütet haben, möglicherweise schwere Identitätskrisen heraufbeschwören. Nach Matchbox, Fischertechnik oder Carrera, Namen, die in Kinderzimmern einst heiligen Klang hatten, muss man heute in den Kaufhäusern und großen Ketten lange suchen. Andere, wie Airfix, Plastikant oder Dinky Toys sind ganz verschwunden. Ihnen wird nur noch auf Gedenkaltären im Internet gehuldigt.
http://m.welt.de/article.do?id=print-welt/article274573/Die-Schreckenskammer-Hollywood
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 101-110
LP 101 Uli Gellermann, geboren 1945 in Düsseldorf, Autor des Buches „Armut in der Bundesrepublik“
Uli Gellermann
Der unterdrückte Mann
von Uli Gellermann
Rechtzeitig zur Fußball-Europameisterschaft gab es ein Girlie-T-Shirt mit dem Aufdruck „Titten-bälle“ – und so sah es auch aus. Es könnte eine neue Waffe der Girlie-Guerilla gewesen sein, jener Trend-Kampfgruppe, von Madonna angeführt und von Heike Makatsch ins brave Deutschland im-portiert. Vielleicht war es aber auch nur der alte Sexismus, der sich einer Girlie-Camouflage bediente und an der Stelle der Unaussprechlichen zwei Bälle aufs Shirt drucken ließ, um, ja, um was denn eigentlich?
Nicht erst seit Charlotte Roche ihre „Feuchtgebiete“ in die Öffentlichkeit geschleudert hat, eine Frau, die sich selbst als Hardcore-Feministin empfindet, aber von der „taz“ als Schreiberin eines „Schleimporno“ qualifiziert wird, ist der richtige deutsche Mann verunsichert. Was ist denn nun Feminismus und schadet er tatsächlich – und wenn ja, wem?
Eine der jüngeren Ausgaben des „Spiegel“ verspricht auf dem Titel eine Antwort: „Was vom Mann noch übrig ist“, so liest sich die trostlose Bilanz der Emanzipationsgeschichte außen. Und das Innere steht dem Aufmacher in nichts nach.
Mit Männerforscher Walter Hollstein, dessen neues Buch-Cover dem des „Spiegel“ zum Verwech-seln ähnlich ist, intoniert das Hamburger Magazin den Jammerton des unterdrückten Mannes: Die neue Frau treibt den alten Mann in den Suff, so das Fazit.
Es gibt zu viel Lehrerinnen und zu wenig Lehrer, es gäbe mehr weibliche Studierende, dafür aber mehr männliche Arbeitslose, Männer, insbesondere junge, seien häufiger Opfer von Gewalt, und all das nur, wie Hollstein in seinem neuen Buch zustimmend zitiert, wegen einer „lesbisch-feministischen Kaderpolitik“.
Wer denkfaul genug ist, wird dem Autor staunend zustimmen. Doch wer Statistiken zu Ende liest, dem wird Offenbarung zuteil. Schon in den Gymnasien schwindet die weibliche Lehrer-Dominanz, über 80 Prozent der Professoren sind männlich, und weibliche Universitäts-Rektoren und Präsiden-ten kann man nach wie vor mit der Lupe suchen.
Der tragischste Tunnelblick Hollsteins ist der auf die Arbeitslosenstatistik: Da Männer immer noch den größten Anteil der Beschäftigten ausmachen, ist es ganz sicher keine Folge einer Geschlechter-politik, dass sie auch mehr Arbeitslose stellen. Eine solch schludrige Arbeit sollte einem Professor für Politische Soziologie eigentlich nicht unterlaufen. Und auch nicht die Unterschlagung des hohen Frauenanteils der Niedriglohnempfänger.
Wenn jedoch einer sein Weltbild zementieren will, kann selbst die mittelalterliche Literatur nicht verschont bleiben: Parzifal, so lehrt uns Hollstein, löst sich vom Mütterlichen, zieht in die Welt und findet dann den Gral: „Die Geschichte der Männlichkeit ist die Geschichte der männlichen Angst vor der Frau“. Sicher wird es bald ein Buch geben, dass uns den schwarz-weiß gescheckten Fei-refitz, den Halbbruder des Parzifal, als Ausgangspunkt des Rassenkonfliktes präsentiert, wahr-scheinlich geschrieben von Matthias Matussek.
Doch Hoffnung dämmert am Himmel verlorener Männlichkeit. Schon als Ende der 90er Jahre der Film „Fight Club“ die Kinokassen klingeln ließ, kam dem Mann zu, was dem Manne zustand: Da wurde das organisierte Fressepolieren in den Rang einer Selbsthilfegruppe erhoben. Seit der Zeit hat sich eine Freefight-Szene in Deutschland etabliert, die dem SWR eine Fernsehreportage in der Reihe „Schlaglicht“ wert war: „Was bringt junge Männer dazu, wie Gladiatoren im Käfig gegeneinander zu kämpfen? Wer von ihnen wird als Erster in den Käfig steigen? Wie wird es ihm ergehen? Und was sind die Gründe für die zunehmende Popularität des ‚Freefight‘?“, fragt der Sender und serviert dazu leckere Bilder der „härtesten Kampfsport-Disziplin“. Auf diesem, dem öffentlich-rechtlichen, Weg könnte der Wunsch Hollsteins nach der „Kultivierung männlicher Aggression“, nach „unserer ureigenen phallischen Kraft“ doch noch in Erfüllung gehen. Wofür wir Männer natür-lich gerne unsere Gebühren zahlen.
(aus: >Blätter« 8/2008, Seite 115-115)
http://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2008/august/der-unterdrueckte-mann
WAS VOM MANNE ÜBRIG BLIEB
Ein arger Rück-Phall ins Neandertal
Autor: U. Gellermann
Datum: 10. Juli 2008
Die Welt ist voller Fachleute. Geschmückt mit universitären Titeln und unter dem Druck zum Pub-lizieren treten sie auf den Debattenmarkt. Laut preisen sie ihre Ware an: >Ein neuer Trend, ein neuer Trend, ich habe einen ganz neuen Trend entdeckt«, rufen sie. Nicht selten sind es solche Experten, die den >Stillen Don« für ein Buch über die Mafia halten. Solch ein Analytiker ist Walter Hollstein, der mit seinem Buch >Was vom Mann übrig blieb« eine Krise der Männer beschreibt, die ursächlich mit dem Aufstieg der Frauen zu tun habe. Unbeschadet von einer gesellschaftlichen Wirklichkeit, in der fast alle wesentlichen Stränge der Ökonomie und der Politik in Männerhand gehalten werden, davon, dass selbst weite Teile der Kulturindustrie und -Produktion von Männern betrieben werden und trotz eines ansehnlichen Frauenfußballs die deutsche Männermannschaft das hundertfache an Zuschauern generiert, barmt Hollstein: >Aber die Frage, ob Männer irgendwie am Ende sind, stellt sich heute. Zumindest ist die traditionelle Männlichkeit am Ende.« Und >irgendwie« versucht Hollstein das zu beweisen. >Wenn Angela Merkel Bundeskanzlerin wird, kann es Gerhard Schröder nicht mehr sein«, konstatiert der Autor und merkt nicht, dass Merkel nur der glattere Schröder ist, genauso machtbewusst, kein Deut weniger ignorant, ob Agenda 20/10 oder Afghanistan, alles geht weiter.
So, wie ein sektiererischer Feminismus Weltgeschichte und Weltgeschehnisse als reines Geschlech-terdrama interpretiert, so macht es Walter Hollstein auch, nur umgekehrt. Den Auftakt bildet die Erinnerung an den Amokläufer von Emsdetten. Der habe in seinem Abschiedsbrief notiert, dass er in der Schule nur gelernt habe, er sei ein Verlierer. Von diesem Fall aus zieht Hollstein dann eine relativ konsequente ideologische Beweiskette um die Knöchel des geschundenen Mannes: Es gibt zu viel Lehrerinnen und zu wenig Lehrer, es gäbe mehr weibliche Studenten, dafür aber mehr männliche Arbeitslose, Männer, insbesondere junge, seinen häufiger Opfer von Gewalt, und all das nur, wie Hollstein zustimmend zitiert, wegen einer "lesbisch-feministischen Kaderpolitik". Wer denkfaul genug ist, wird dem Autor staunend zustimmen. Doch wer Statistiken zu Ende liest, dem wird Offenbarung zuteil. Schon in den Gymnasien schwindet die weibliche Dominanz im Lehrkör-per, die Mehrzahl der Professoren ist männlich und wer unter den Rektoren und Präsidenten der Universitäten nach Frauen sucht, der wird nicht einmal zehn Prozent finden. Der tragischste Tun-nelblick Hollsteins ist der auf die Arbeitslosenstatistik: Da Männer immer noch den größten Anteil der Beschäftigten ausmachen, ist es ganz sicher keine Folge einer Geschlechterpolitik, dass sie auch mehr Arbeitslose stellen. Eine solch schludrige Arbeit sollte einem Professor für Politische Sozio-logie eigentlich nicht unterlaufen. Und auch nicht die Unterschlagung des hohen weiblichen Anteils der Niedriglohnempfänger.
Der Mann hat die Welt verändert«, vermeldet Hollstein stolz, >Er entwirft Pläne und setzt sie ziel-strebig um«, fährt er fort und wir können mit diesem Geschichtsbild nur vermuten, was die Frau währenddessen gemacht hat: Gestrickt, wahrscheinlich. Betrübt stellt der Autor fest, dass mit der Auflösung der bäuerlichen Gesellschaft und der Industrialisierung die Väter eine immer geringere Rolle in der Söhne-Aufzucht spielten und dass diese Vaterlosigkeit Ursache für >männliche Prob-lemkarrieren« sei. Die Kultur der Einwanderer aus der Türkei, vorindustriell und agrarisch geprägt, mit klaren Hierarchien und einem festen Vaterbild müssten demnach Musterfamilien zufolge haben. Doch gerade die im Buch beklagte Gewalt ist unter Migrantenkindern signifikant höher, als unter den anderen. Dass es soziale und politische Gründen für gesellschaftliche Erscheinungen geben könnte, mag Hollstein nur entdecken, wenn er bejammert, dass es keine Männerbeauftragten in Be-trieben und Institutionen gibt. So liefert er lieber ein heiteres Ursachenraten, wenn er, gemeinsam mit einem echten Tiefenpsychologen, feststellt, dass Pinkeln im Sitzen auf Jungen kastrierend wirkt.
Hollstein kann nicht allgemein, Hollstein kann nur persönlich. So entdeckt er dann den Fußballspie-ler Sebastian Deisler als Beispiel für jene Überforderung, der die Männer ausgesetzt sind: Der arme Deisler litt unter seinem Erfolg, alle wollten plötzlich wissen, welches Parfum er auflegte, welche Jeans er trug: "Es geht im Fußball sehr viel um Status, um Ego, um Macht." Das ist natürlich im Popgeschäft ganz anders, wie wir alle durch Madonna wissen. Auch die mittelalterliche Literatur kann nicht verschont bleiben, wenn einer sein Weltbild zementieren will. Parzifal, so lehrt uns Holl-stein, löst sich vom Mütterlichen, zieht in die Welt und findet dann den Gral: >Die Geschichte der Männlichkeit ist die Geschichte der männlichen Angst vor der Frau>. Nach der Methode wird es bald ein Buch geben, das uns den schwarz-weiss gescheckten Feirefitz, den Halbbruder des Parzifal, als Ausgangspunkt des Rassenkonfliktes präsentiert, wahrscheinlich geschrieben von Matthias Matussek.
Auch Hollstein hat schon vom >neuen Mann« gehört. Das sei ja ganz nett, dass der nun seinen Mitmenschen mit Toleranz begegne, dass er seine Gefühle zeige und eher an innerem Reichtum interessiert sei. Aber leider ist so ein Weichei zwar >lebenserhaltend, aber irgendwie nicht mehr Leben spendend«. Hat der neue Mann sich die Samenstränge durchschneiden lassen, fragen wir besorgt? Nein, es ist dieses von Hollstein festgestellte Klima der Männerfeindlichkeit, verursacht von den Feminstinen und ihren männlichen Epigonen, das dem Mann das Leben versaut. Und so nimmt der Autor einen ziemlich veralteten Ausschnitt aus der >Schwanz-Ab-Debatte« für die ge-samte gesellschaftliche Wirklichkeit und sieht die notwendige Resistance der Männer in einer Re-naissance der >Kultivierung männlicher Aggression« damit wir endlich einen >Schritt zu unserer ureignen phallischen Kraft« tun können. Für einen Intellektuellen ein arger Rückphall ins Neander-tertal.
http://www.rationalgalerie.de/kritik/index_126.html
LP 102 Thomas Sattelberger, geboren 1949 in Munderkringen an der Donau (BW), Personalvorstand Deutsche Telekom - http://www.telekom.com/static/blob/129236/1/portrait-Sattelberger_463x285.jpg
Thomas Sattelberger über die Notwendigkeit mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen.
"Männer und Frauen sind gleichberechtigt" – kaum jemand in diesem Land wird dieser feierlichen Feststellung ernsthaft widersprechen wollen. Festgeschrieben in Artikel 3 des Grundgesetzes gilt dieser in seiner Schlichtheit so kraftvolle Satz für alle Bereiche des Lebens. In der Politik, im Pri-vatleben und auch im Berufsleben. Was dabei auffällt: Wenn es um die tatsächliche Teilhabe in den Zentren der Verantwortung geht, scheint es mit der Chancengleichheit nicht weit her zu sein. Der Frauenanteil in deutschen Chefetagen ist beschämend gering.
Warum sind Frauen in Führungspositionen in den meisten Unternehmen immer noch so selten? Vielleicht sind es die Schwierigkeiten, nach einer Elternzeit wieder in den Job einzusteigen und als Mutter die Karriere fortzusetzen. Vielleicht sind es aber auch die männlichen Seilschaften – die Old-Boys-Netzwerke – die Frauen davon ausschließen, in Aufsichtsräte, Vorstände und Manage-mentpositionen aufzusteigen. Eines ist jedoch sicher: Offenkundig hindert eine "gläserne Decke" Frauen am Aufstieg in Führungspositionen.
Diese "gläserne Decke" muss eingerissen werden, und das fordere ich nicht nur aus Gründen der gesellschaftlichen Fairness, sondern mit klarem Blick auf die wirtschaftlichen Implikationen. Viele Studien belegen, dass Unternehmen mit hohem Frauenanteil im Management produktiver und inno-vativer sind. Es wäre doch schlicht fahrlässig, wenn wir dieses Potenzial nicht nutzen würden. Au-ßerdem müssen wir unseren Talentmarkt ausweiten, um nicht in die drohende Fachkräftelücke zu laufen. Falls die Wirtschaft heute nicht handelt, wird sie morgen händeringend nach Talenten suchen – und diese womöglich nicht finden.
Über viele Jahre gab es in den Unternehmen die verschiedensten Maßnahmen, mehr Frauen in Füh-rungspositionen zu bringen. Der durchschlagende Erfolg ist aber leider ausgeblieben. Da nehme ich die Telekom nicht aus. Deshalb haben wir uns jetzt für die Frauenquote entschieden. Wir haben da-für in den letzten Tagen sehr viel Beifall erhalten – über die Medien bis zur Politik. Natürlich gab es auch kritische Stimmen. Das gehört dazu. Dabei hat mich nicht geärgert, dass einige wenige die Quote zum "Marketinggag" verfälscht haben, sondern vielmehr die albernen Klischees mit denen man vorgaukeln will, dass eine Frauenquote die Bestenauswahl durch tumbe Gleichmacherei erset-ze. Das ist intellektuell dürftig.
Für mich gehört die gleichberechtigte Beteiligung von Frauen am Unternehmen zum guten Ruf jeder Firma. Dazu zählt auch, dass wir gleichen Lohn für gleiche Leistung zahlen, den Wiedereinstieg ins Berufsleben erleichtern und die Kinderbetreuung weiter ausbauen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.
Die Frauenquote wird nun in unserem Unternehmen mehr Frauen den Weg ins Management öffnen. Deshalb gilt frei nach Churchill: Die Quote ist vielleicht nicht die beste Lösung, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, aber die beste, die uns zur Verfügung steht.
http://www.telekom.com/medien/managementzursache/5160
Herr Sattelberger, Sie haben sich mit der Frauenquote zum Anwalt weiblicher Füh-rungskräfte aufgeschwungen. Wie viele Chefinnen gibt es in ihrem eigenen Ressort?
Wir haben deutlich über 30 Prozent der neu zu besetzenden Führungspositionen an Frauen vergeben, darunter ganz zentrale Aufgaben wie die der Personalchefin für den Bereich Systemintegration mit über 20 000 Beschäftigten. Insgesamt sind in meinem Ressort rund ein Viertel der Führungskräfte Frauen. Zu wenig!
Das klingt für eine Personalabteilung nicht ungewöhnlich, da arbeiten ja meist viele Frauen. Wie hat sich denn die Zahl der weiblichen Führungskräfte entwickelt, seit-dem sie da sind?
Im Personalbereich ist sie um rund zwei bis drei Prozent gestiegen. Insgesamt sind bei der Telekom weltweit 19 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt, in Deutschland dagegen nur 13 Prozent, was dem Durchschnitt in den Dax-Konzernen entspricht.
Wieso ist die Lage im Ausland besser?
Vor allem in Osteuropa und in den USA ist der Anteil deutlich höher als bei uns. Gerade nach dem Zusammenbruch des Sozialismus haben viele Frauen in der neu entstehenden Privatwirtschaft ihre Chancen ergriffen. In Skandinavien ist die Quotierungsdebatte bereits gelaufen, in anderen Nationen wie den Niederlanden und in Frankreich sind Gesetze auf dem Weg. In Deutschland stecken wir dagegen noch mittendrin in der Diskussion.
Als sie die Quote Mitte März angekündigt haben, sagten Sie, Sie hoffen, dass weitere Unternehmen würden der Telekom folgen. Sind Sie enttäuscht, dass es bislang noch nicht dazu gekommen ist?
Ich bin immer noch fest davon überzeugt, dass weitere Konzerne folgen. Die öffentliche Selbstverpflichtung eines riesigen deutschen Unternehmens wie der Telekom auf die Quote hat zu intensiven Diskussionsprozessen in anderen Unternehmen geführt, das höre ich von meinen Kollegen. Das ist ja auch eine Frage der Reputation. Es kann ja auch nicht sein, dass die Wirtschaft sich in dieser Frage von der öffentlichen Meinung isoliert.
In der öffentlichen Debatte haben Sie aber auch viel Kritik für die Quote geerntet…
Wir haben die Reaktionen sauber ausgewertet. Sie waren über 80 Prozent positiv, so ein eindeutiges Ergebnis hat man selten. Eigentlich will keiner die Quote, aber immer mehr sagen, ohne sie geht es halt nicht. Einige Unternehmen und Verbände waren etwas säuerlich.
Wieso haben sie die Besetzung des Vorstands und der Aufsichtsräte von der Quote ausgenommen?
Diese Besetzungen bestimmen ja nicht wir als Vorstand. ,. Aber wir sind dabei für die An-teilseignerseite der Aufsichtsräte unserer Töchter und Enkelgesellschaften eine Frauen-quote einzuführen. 30 Prozent erscheint mir auch für diese Gremien geeignet.
Wie waren intern die Reaktionen auf die Quote?
Es gab eine richtige Welle von Fragen, Kommentaren und Anregungen. Hunderte von Einträgen haben die Kapazität in unserem internen Blog fast gesprengt. Wir fördern diese Auseinandersetzung auch bewusst und bieten zum Beispiel Diskussionsveranstaltungen an. Diese Kulturarbeit ist wichtig, um die Akzeptanz zu erhöhen. Wir Deutschen haben ja manchmal die Gabe, ein solches Thema mit Programmen zu erschlagen. Für mich ist es im Kern ein Wandel im Kopf.
Was erhoffen Sie sich von mehr Frauen im Management?
Talentmarkt sowie Fach- und Führungskräftelücke waren für mich immer wichtigster Grund. Ich habe mich schon 2004 bei Continental massiv für mehr Frauen eingesetzt, als händeringend Ingenieure gesucht wurden. Damals habe ich mich noch geniert, das Wort Quote in den Mund zu nehmen und habe von „betrieblichen Orientierungswerten“ gesprochen. Zeitgleich kamen immer mehr wissenschaftliche Studien zu dem Schluss, dass das Geschäft mit mehr Frauen einfach besser und erfolgreicher läuft.
Kritiker der Quote argumentieren, dass dann nicht mehr der Beste den Job kriegt.
Ich sitze seit 20 Jahren auf Stühlen, wo Karrierepolitik gestaltet wird. Ich habe in dieser Zeit ebenso viele Entscheidungen nach Kompetenz und Qualifikation erlebt, wie solche nach Seilschaft, Treuebonus, nach strategischer Platzierung oder nach Aufbau von Hausmacht. Das zeigt doch, dass diese Diskussion pharisäerhaft geführt wird.
Wieso sind denn Frauen bislang nicht nach Treuebonus und Hausmacht befördert worden?
Das liegt an den geschlossenen Systemen, die in vielen Unternehmen existieren. Dabei rekrutieren sich die Anführer und Mitstreiter seit vielen Jahrzehnten aus der gleichen Gruppe und folgen den gleichen Ritualen, Symbolen und ungeschriebenen Gesetzen. Auf diese Weise wird immer wieder Ähnlichkeit produziert. Die Frauenquote, ja Diversity generell, ist für mich deshalb auch eine ganz bewusste, kulturpolitische Weiterentwicklung eines Unternehmens - und zwar in eine moderne Welt hinein.
Kann man diese Männercliquen nur durch die Quote aufbrechen?
Die Frauenförderung ist in dieser Republik seit 15 Jahren auf der Agenda. So lange haben wir mit den immer gleichen Rezepten und Werkzeugen versucht, dieses Thema umzusetzen. Wenn man sieht, dass der Erfolg ausbleibt, dann ist es doch intellektuell angesagt, einen anderen Weg zu wählen.
Nur die Quote reicht doch nicht. Frauen mit Kindern können oft nicht bis 20 Uhr im Büro bleiben.
Deshalb packen wir das Thema Teilzeit für Führungskräfte an. Klug gemacht kann das sogar zu einem guten Instrument der Personalentwicklung werden. Stellen Sie sich vor, eine Führungskraft ist 28 Stunden in der Woche im Büro und den Rest übernimmt eine Kollegin oder ein Kollege. So kann vertiefte oder erste Führungserfahrung gesammelt werden. Das erfordert eine bestens organisierte Übergabe, hat aber auch den Charme, mögliche Nachfolger erstklassig einzuarbeiten.
Von Führungskräften wird heute aber doch gerade erwartet, dass sie ständig erreichbar sind…
Auch das wollen wir ändern. Wir haben zum Beispiel beschlossen, dass Mitarbeiter E-Mails, am Wochenende nicht mehr beantworten müssen. Die Symbolik ist doch ganz simpel. Das Unternehmen kann und soll nicht komplett über die Zeit der Menschen verfügen. Es gibt Freiräume, es gibt Ruheräume, in denen Mitarbeiter das Recht und die Freiheit haben, nicht gestört zu werden, in denen sie souverän sind.
Das ist doch nicht realistisch. Können Sie selbst müssen doch auch antworten, wenn Vorstandschef Obermann sie am Sonntag anruft.
René Obermann respektiert und fördert diesen Ansatz. Not- und Krisensituationen sind natürlich die Ausnahme. Ich selbst bin sicher nicht das Vorbild einer ausbalancierten Lebensführung, aber es müssen ja auch nicht alle gleich sein. Ich habe mich aber selbst dabei ertappt, dass ich bis vor einem dreiviertel Jahr am Wochenende 40, 50 Mails an Mitarbeiter geschrieben habe. Das habe ich jetzt auf ein Zehntel reduziert. Nicht nur aus Rücksicht auf Mitarbeiter, sondern auch aus Rücksicht auf mich. Denn mal ehrlich, vieles, was man da schreibt, hätte auch noch einen Tag länger Zeit. Wir brauchen eine Kultur, in der unterschiedliche Arbeitsstile ihren Platz haben, ohne jemanden zu normieren. Frauenförderung ist eingebettet in die Frage nach der Art, wie man ein Unternehmen führt und Arbeit koordiniert.
Headhunter berichten, dass Frauen angebotene Top-Positionen ablehnen.
Grobkörnig gesagt: Frauen denken sehr viel gründlicher nach, während Männer eher gleich die Heldenbrust nach vorne strecken und die Hand heben. Manchmal, das ist meine Wahrnehmung, muss man Frauen etwas mehr ermutigen, fordernder zu sein. Sie können es ja. Selbstkritik und Reflexionsfähigkeit sind bei ihnen stärker ausgeprägt, aber das ist doch eher positiv als negativ. Vieles in der Wirtschaft würde mit mehr Reflexion und Skrupel besser laufen.
Stehen die Personalentscheidungen, die Sie nun treffen unter stärkerer Beobachtung?
Natürlich wird jede Besetzung von den Mitarbeitern sehr präzise betrachtet und auf den Fluren auch diskutiert. Die Menschen achten sehr darauf, wer befördert wird und reimen sich ihre eigene Geschichte zusammen. Wir müssen daher klar kommunizieren, warum wir uns für jemanden entschieden haben und wir achten auf transparente Auswahlent-scheidungen.
Müssen sich beförderte Frauen bei der Telekom nun dennoch den Vorwurf „Quoten-frau“ gefallen lassen?
Der Begriff Quotenfrau ist diffamierend. Niemand spricht über eine Männerquote, die bei uns im Management quasi bei 87 Prozent liegt. Immerhin sind über 30 Prozent unserer Belegschaft Frauen. Nach oben werden es nur immer weniger und das kann doch nicht an Qualifikation und Kompetenz liegen.
Bundesfamilienministerin Kristina Köhler will Unternehmen verpflichten, ihren Frauenanteil zu veröffentlichen. Was halten Sie davon?
Den begrüße ich sehr. Eine öffentliche Berichtspflicht heißt ja, dass man mit dem eigenen Ruf diskutierbar wird. Die Wirkung sollte man nicht unterschätzen. Es gibt nichts Schlimmeres als gesellschaftliche Ächtung.
LP 103 Ansgar Gabrielsen (NOR), geboren 1955 in Mandal (Norwegen), ehemaliger nor-wegischer Wirtschaftsminister und Gesundheitsminister
(Übersetzung MONITOR): "Ich denke, es waren die Old-Boys-Netzwerke, die am alten Zustand nichts ändern wollten. Sie suchten einfach nicht nach geeigneten Frauen für die Aufsichtsräte. Da-bei hatten wir in den letzten 30 Jahren genauso viele Frauen wie Männer ausgebildet. Und die hat-ten selbstverständlich auch die Erwartung, in allen Bereichen tätig zu werden. Und es gab keinen Grund, sie aus den Aufsichtsräten fernzuhalten. Und deshalb habe ich das Gesetz gemacht."
http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2010/0325/frauen.php5
LP 104 Sebastian Leber, geboren 1978, lebt in Berlin, Journalist Tagesspiegel
Sebastian Leber (32) ist Journalist beim Berliner «Tagesspiegel>. Für sein Buch hat er 32 Männer zu ihren schmerzhaftesten Abfuhren befragt und ihre Geschichten aufgeschrieben. Er selbst schildert seine einschneidendste Erfahrung ebenfalls. Die Widmung des Buches, «Für alle, die mich kennen. Ausser für Doro>, sei mit einem Augenzwinkern zu verstehen; er habe heute trotz des damaligen Korbes ein gutes Verhältnis zu ihr. (bwe)
Das hat mich beim Lesen am meisten überrascht: Wie schlecht die Männer die Zeichen der Frauen zu deuten imstande sind. An wem liegt das?
Grundsätzlich liegt es an den Männern, weil sie oft viel zu viel hineininterpretieren oder Zeichen überhöhen und winzigste Fünkchen von Chancen zu riesengrossen Chancen aufblähen. Wenn eine Frau nicht ganz abweisend war, dann deuten sie das gleich als Zustimmung. Und zu einem ganz kleinen Teil ist es auch so, dass von der Frau ein Grundrauschen ausgeht.
Diese Sturheit fand ich auch erstaunlich. Dass Männer unerschütterlich daran glauben: Irgendwann verliebt sie sich schon in mich.
Mich würde ja interessieren, wie ein Buch aussähe, das eine Frau mit Frauen zu demselben Thema macht und ob sich auch eine solche Sturheit beobachten lässt. Meine Vermutung ist, dass Frauen das Ganze realistischer einschätzen, weil sie mit ihren Freundinnen darüber reden. Das machen Männer in der Regel nicht. Es ist ihnen peinlich, und vermutlich entwickeln sie deshalb so eine eingeengte Sicht darauf.
Wenn die Signale von Männern klarer sind: Geben sie auch die ehrlicheren Körbe?
Im Gegenteil: Männer geben die unehrlicheren Körbe als Frauen.
Tatsächlich?
Ja, Männer denken sich Sachen aus, Ausreden wie «Bindungsangst> oder «Ich muss zuerst lernen, mit mir selbst klarzukommen> – das stimmt nie. Frauen sind meistens ehrlicher und sagen «Ich habe keine Gefühle> oder «Das wird nie was>. Das ist zwar zuerst schmerzhaft und brutal, letztlich aber für beide besser.
LP 105 Raül Romeva, Spanien, geboren 1971 in Madrid, Politiker der Grünen Partei ICV, Mitglied des Europäischen Parlaments
Im Europäischen Parlament wird zurzeit ein Bericht des spanischen Grünen-Abgeordneten Raül Romeva zu den geschlechtsspezifischen Aspekten der Rezession und Finanzkrise diskutiert. Raül Romeva macht in seinem Bericht darauf aufmerksam, dass, obwohl die Krise besonders nachteilige Auswirkungen auf Frauen hat, das Hauptaugenmerk der Krisenbewältigung und somit auch die fi-nanzielle Unterstützung auf männerdominierten Branchen wie der Bau- und der Automobilindustrie liegt. Der Grünen-Abgeordnete fordert in seinem Bericht unter anderem, dass die derzeitige Krise als Chance genutzt wird, das von der EU gesetzte Ziel der Gleichstellung von Frauen und Männern in der Wirtschafts- und Sozialpolitik zu verankern. So sollten die Mitgliedstaaten dem norwegischen Beispiel mit einer AG-Vorstandsquote von 40 Prozent Frauen folgen. Außerdem sollte in den Strukturfonds der EU (Europäische Sozialfonds und Europäische Fonds für regionale Entwicklung) Finanzreserven für Maßnahmen zur Chancengleichheit bereit gestellt werden.
Romeva verlangt ferner, dass ein Gleichstellungskapitel in die “EU 2020″-Strategie einge-baut wird und die geplanten und teils schon durchgeführten Kürzungen in öffentlichen Haushalten nicht zulasten der Frauen und deren Berufstätigkeit gehen dürfen. Das passiert zum Beispiel, , in-dem Betreuungseinrichtungen geschlossen werden und dadurch die Betreuung auf die Frauen (zu-rück) verlagert wird.
In eine neue Finanz- und Wirtschaftsarchitektur gehöre eine Gleichstellungsperspektive und -politik eingebunden, um zu gewährleisten, dass Konjunkturprogramme und Strukturanpassungsprogramme einer geschlechtsspezifischen Folgenabschätzung unterzogen werden und eine Gleichstellungsper-spektive beinhalten. So müsse auch in allen Politikbereichen die Veranschlagung von Haushaltsmit-teln für Gleichstellungsfragen obligatorisch sein. Im Gegenzug sollten Regression und finanzielle Einsparungen keine nachteiligen Auswirkungen auf die Politik und das Funktionieren der Struktu-ren zur Gleichstellung von Frauen und Männern haben.
Raül Romevas Bericht ist zwar “nur” ein Initiativbericht, das heißt, aus ihm resultiert direkt keine Gesetzgebung, aber dennoch gibt er die Richtung für wichtige Maßnahmen vor, die zur Gleichstel-lung der Geschlechter nötig sind. Wenn auch nur einige seiner Forderungen verwirklicht werden, zum Beispiel die Veranschlagung von Haushaltsmitteln für Gleichstellungsfragen in allen Politikbe-reichen, kommen wir der Gleichstellung ein ganzes Stück näher.
Aber es ist nicht einmal sicher, dass diese Forderungen durchkommen. Romevas Forderungen wur-den von den Abgeordneten der konservativen Fraktion (Europäische Volkspartei/EVP) scharf ange-griffen; der Bericht bestehe aus Behauptungen und Thesen, die unbegründet seien. Raül Romeva suche die Löcher im Käse, so Astrid Lulling, eine luxemburgische EVP-Abgeordnete. Die EVP-Abgeordneten, unter ihnen auch die deutsche CDU-Abgeordnete Christa Klass, beantragen – statt inhaltlicher Änderungen – die Streichung der meisten Forderungen aus Romevas Bericht und prak-tizieren somit eine neue Blockade-Politik im Frauenrechtsausschuss des Parlaments (FEMM).
Auch wenn klar ist, dass einige der Forderungen – etwa die ausgewogene Präsenz von Frauen und Männern in Entscheidungspositionen – nicht in den nächsten Monaten erreicht werden können, werden wir uns weiter dafür einsetzen. Denn nur wer für etwas kämpft, kann auch etwas erreichen!
http://unerwuenschter.link/wp-content/uploads/2010/04/Bericht_Romeva.pdf
LP 106 Malte Welding, geboren 1974 in Eupen, deutscher Autor, Kolumnist und Blog-ger, studierte Rechtswissenschaften, Kolumnist der Berliner Zeitung
“Also wenn Frauenquoten eingeführt werden, ist es gut, und wenn Gleichberechtigungsquoten ein-geführt werden und Männer mal gefördert werden ist es schlecht.
Also entweder es gibt eine Quote wo die Minderheit gefördert wird, oder gar keine. Dann gehören die Frauenquoten aber auch abgeschafft. Ich finde Quoten in diesen Bereich sowieso hinderlich. Man sollte immer die nehmen die am Besten Qualifiziert sind. Nur sowas bringt einen weiter.”
Das schreibt der User mitro im Forum der Piratenpartei. Andreas082 ergänzt:
“Die Frauenquote bevorzugt einseitig die Frauen und die Männer sind benachteiligt. Sowas gehört abgeschafft.”
Das Problem, das die Piraten zur Zeit mit der Gleichberechtigung haben, besteht darin, dass sie sie entweder für bereits verwirklicht halten oder wenigstens der Meinung sind, innerhalb ihrer Partei seien sowieso alle gleich. Die Piraten sind also schon gegendermainstreamt, daher brauchen Frauen keine eigene Mailingliste, keinen Sitz im Vorstand und man kann, wo immer sie sich äußern, aus der Haut fahren, als habe gerade Alice Schwarzer den eigenen kleinen Bruder auf dem Podium mit einer Gartenschere entmannt.
Es gibt da bloß ein Problem: die Realität.
Man kann nicht mit letzter Sicherheit entscheiden, ob Männer und Frauen von Geburt an unter-schiedlich sind. Es gibt feststellbare statistische Unterschiede in Verhaltensweisen und Vorlieben, die für die einzelne Person nichts aussagen, aber nun einmal so sind wie sie sind. Es ist dabei gleichgültig, ob sie von Natur aus gegeben sind oder durch die deutlich unterschiedliche Erziehung, es ist jedoch offensichtlich, dass die bisherigen Bemühungen um Chancengleichheit in eine Sack-gasse geführt haben.
Schon zum Jahr der Frau 1975 schrieb der Spiegel, dass Mädchen deutlich bessere Schulnoten als Jungs hätten und die Männer vermutlich abgehängt werden würden.
Fast wortgleich werden heute dieselben Sorgen durch das Feuilleton getragen, als hätten nicht die vergangenen 35 Jahre gezeigt, dass bessere Noten für die Frauen nicht mit einem besseren berufli-chen Fortkommen einhergehen. Für eine Karriere braucht man Eigenschaften, die Frauen nicht an-erzogen werden und man braucht einen Partner, der einen unterstützt. Es verhält sich in der Wirt-schaft so, als würde ein Mann beim Hundertmeterlauf der Frauen teilnehmen. Die Regeln sind so gemacht, dass sie Männern nutzen, sie sind von Männern gemacht und Männer bestimmen die Teil-nahmeberechtigung.
Man bräuchte neue gesellschaftliche Regeln für ein Miteinander, man bräuchte eine Gesellschaft, in der nicht der, der am lautesten Alphamännchen spielt, sich durchsetzt, Männer müssten die Hälfte der Hausarbeit machen, aber solange dass nicht der Fall ist, braucht man Quoten.
Eine moderne Partei braucht ganz selbstverständlich eine Frauenquote, wie man bei den Grünen sieht, gibt es dann auf einmal auch genug gute und geeignete Frauen. Es gibt nicht viele Politiker, die die riesigen Eier von Renate Künast toppen können, aber niemand könnte mit Sicherheit sagen, ob wir sie je zu Gesicht bekommen hätten, wenn der lärmende Joschka Fischer – wie in anderen Parteien üblich – für 25 Jahre den Posten des Parteivorsitzenden inne gehabt hätte.
Los, Piraten, schaut mal raus, die Wirklichkeit lehrt euch auch, dass Frauenparkplätze nicht dazu da sind, euch zu ärgern. Frauenparkplätze erkennen einen Unterschied an, der zu gravierenden Nach-teilen führt. Ihr könnt von Geburt an ohne Angst durch dunkle Parkhäuser laufen, Frauen brauchen da etwas Unterstützung (außer denen, die Kung Fu können).
Ihr habt euch immer schon nach vorne gedrängelt und habt eure Ellenbogen trainiert*, Frauen sind darauf gedrillt worden, zart und süß und leise zu sein.
Also, macht Halbe/Halbe, Frauen und Männer kommen beide von der Erde und jedem steht die Hälfte davon zu.
*Sorry, ich vergaß, ihr seid ja Nerds, also: Keine Ellenbogen, dafür aber CAPS im Kommentar-strang.
http://www.malte-welding.com/2010/05/17/die-piraten-und-die-wirklichkeit
LP 107 Hans Bertram, geboren 1946 in Soest (NRW), Studium der Psychologie, Soziologie und Rechtswissenschaften, Mikrosoziologe
'Wir bräuchten einen erfolgreichen und prominenten Vorstandsvorsitzenden, der sagt: 'So, ich gehe jetzt für eineinhalb Jahre raus'?
Wir brauchen sogar den Vorstandschef, der einfach sagt: 'Jetzt bin ich kein Chef mehr, jetzt schiebe ich den Kinderwagen.' Der Ehemann der ehemaligen Außenministerin Anna Lindh in Schweden ist als Innenminister zurückgetreten, um ihre Kinder in einem Vorort von Stockholm großzuziehen. Können Sie sich so etwas bei uns vorstellen? Ich glaube, bei den Männern brauchen wir durchaus härtere Maßnahmen, sonst werden wir das mit ihnen nie hinkriegen.
http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/bei-maennern-brauchen-wir-harte-massnahmen/
HANS BERTRAM, 62, ist einer der führenden Familiensoziologen in Deutschland. ("Wem gehört die Familie der Zukunft?") Er hat den Familienbericht der Regierung mitverfasst. Er ist derzeit im Freisemester und schreibt ein Buch über die Liebe.
Hans Bertram: Einen Vertrag kann ich nicht empfehlen. Dafür ist der Alltag mit Kindern viel zu wenig planbar. Wenn das Kind erst da ist, fühlen sich die Eltern vielleicht unterschiedlich verantwortlich. Und möchten das ganz anders umsetzen, als vorher verabredet.
Also müssen sie sich darauf verlassen, dass die staatliche Familienpolitik ihnen Freiräume schafft?
Nein, auch das ist im Grunde nicht möglich. Wenn man sich nur auf die Politik verlässt, kann das leicht schief gehen. Ich würde schauen, dass ein soziales Netzwerk vorhanden ist, auf das man sich stützen kann, also Freunde, Verwandte, Kollegen. Welcher Kindergarten hat schon abends offen, wenn man mal ins Kino gehen will?
Die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Familie zeigen eine rasante Veränderung - mehr Kitas, mehr Elterngeld, mehr Papas im Erziehungsurlaub. Haben die familienpolitischen Initiativen der letzten fünf Jahre auch die Qualität von Familie verändert?
Ich sehe es eher andersherum. Die Politik hat auf den Wandel der Lebensrealität von Frauen und Familien reagiert. Familien haben sich schon seit Mitte der 80er Jahre deutlich verändert. Die Erwerbsquoten von Frauen in Deutschland etwa gleichen sich seitdem denen anderer Länder an. Die Familienpolitik kommt dem eher langsam nach.
Sieht die alte Rollenverteilung nicht immer noch so aus: Der Staat ist nur vormittags für die Kinder zuständig, die Mütter müssen sich danach um sie kümmern? Sind wir also wirklich schon so modern, dass sich die Mütter aus ihrer traditionellen Aufgabe in der heiligen Familie befreien konnten?
Leider noch nicht - obwohl viele Mütter das wünschen. Die Vormittagsschule ist das Ergebnis einer Lebensweise aus dem 19. Jahrhundert, als Kinder vormittags lernten und nachmittags in der Landwirtschaft mitarbeiten mussten. Andere Staaten haben dieses Arrangement längst überwunden. Wir fangen gerade erst an damit. Wo in Deutschland gibt es bereits flächendeckend Ganztagsschulen? Wo finden Sie gute Kindertagesstätten für unter 6-Jährige?
Was muss die Politik ändern, damit Beruf und Familie auch dann vereinbar sind, wenn man sich jung für Kinder entscheidet?
Hier ist unsere Gesellschaft furchtbar rückständig. Es fehlen Angebote für Wiedereinsteigerinnen, das gibt es in den Hochschulen und Fachschulen praktisch gar nicht. Wenn sie mit Mitte 30, wenn die Kinder größer sind, in den Beruf zurückkehren wollen, brauchen sie aber Angebote, um etwas ganz Neues lernen zu können.
Für die Frau mag es plausibel sein, dass sie der Politik voraus ist. Bei den Männer doch wohl nicht. Nur eine winzige Gruppe von Männern kümmert sich länger als zwei Monate um ihre Kinder.
Die Mehrzahl der jungen Männer hält an dem typischen Ernährermodell fest. Es gibt einfach noch zu viele Gratifikationen für das alte Modell. Bleiben sie dabei, geht es der Familie finanziell gut - und sie sind angesehen. Es gibt im Augenblick noch wenig Anreize für Männer, für das Kind da zu sein. Die Männerrolle ist stark davon abhängig, dass die Männer gegenüber Frauen gerne attraktiv sind.
Wieso ist dieses Männerbild so stark?
Vielleicht weil es Hunderttausende Jahre alt ist, ich weiß es nicht. Wir haben noch keine Vision, wie die neuen Männer wirklich aussehen. Sind sie im wesentlichen Ernährer - mit Einschüben von Fürsorge. Und man weiß ja auch nicht so genau, was die Frauen eigentlich wollen.
Auch die Frauen halten am alten Männerbild fest?
Die wollen den erfolgreichen, berufstätigen Mann. Wenn man sich das Heiratsverhalten anguckt, die heiraten eher nach oben in die sozialen Positionen hinein. Wir haben unglaublich viel darüber nachgedacht, wie eine moderne Frauenrolle aussehen könnte, wie sie Fürsorge für Kinder und auch für Alte mit ihrer Berufskarriere in Übereinstimmung bringen kann. Aber das Interessante ist, dass wir nie über die Männer reden.
Herr Bertram, der Mann ist seit Jahrzehnten Objekt scharfer Kritik.
Kritik gab's reichlich, ja. Aber wo ist das positive Bild für den Mann? Ist er jetzt das Anhängsel der Frau, sozusagen ihr Gehilfe, weil die Haushalt eh besser kann? Der französische Soziologe Jean-Claude Kaufmann hat das an 40 Ehepaaren mit exzellenter Ausbildung untersucht. Nach einem Jahr war die Rollenteilung, obwohl beide berufstätig sind, total traditional. Warum? Sie macht den Schrank auf und sieht, bei ihm ist die Wäsche nicht so ordentlich wie in ihrem Teil. Nach einer Woche ist völlig klar, wer den Schrank einräumt. Kaufmann kommt zu dem Schluss, dass man gegen 700 Jahre Kultur offensichtlich nicht ankommt.
Wie ließe sich das trotzdem ändern?
Ich denke, der Wandel wird nicht über die Familienpolitik erreicht, sondern er vollzieht sich über den Arbeitsmarkt.
Wie geht das?
Die Vorstellung, lebenslang im gleichen Job oder in der gleichen Position zu bleiben, löst sich zunehmend auf -- ganz ohne Familiendiskurs. Für Frauen war der unterbrochene Karriereverlauf immer eine Selbstverständlichkeit. Für Männer nicht. Für ihn gab es "arbeitslos sein" oder "Beruf haben" - dazwischen war nichts.
Wir bräuchten einen erfolgreichen und prominenten Vorstandsvorsitzenden, der sagt: 'So, ich gehe jetzt für eineinhalb Jahre raus'?
Wir brauchen sogar den Vorstandschef, der einfach sagt: 'Jetzt bin ich kein Chef mehr, jetzt schiebe ich den Kinderwagen.' Der Ehemann der ehemaligen Außenministerin Anna Lindh in Schweden ist als Innenminister zurückgetreten, um ihre Kinder in einem Vorort von Stockholm großzuziehen. Können Sie sich so etwas bei uns vorstellen? Ich glaube, bei den Männern brauchen wir durchaus härtere Maßnahmen, sonst werden wir das mit ihnen nie hinkriegen.
Zum Beispiel …
… das, was die Norweger machen. Da bleiben nur die Aktiengesellschaften an der Börse, wo mindestens 40 Prozent beiden Geschlechtes drin sind. Es kann doch nicht sein, dass wir von den jungen Leuten erwarten, dass sie hundertfünfzig Prozent geben und alles hochflexibel mitmachen - aber die ganzen Führungsetagen werden da im bezug auf Familie ausgenommen. Das ist genau das Problem, das was wir mit den Männern haben.
Sagen Sie uns doch mal, wie eine faire Arbeitsteilung einer modernen Familie aussehen kann und wie die gesellschaftlich gestützt sein muss?
Eine faire Arbeitsteilung hängt zunächst mal allein von dem Paar ab, wie es das untereinander aushandelt. Aber die Gesellschaft muss sicherstellen, dass sich dabei nicht immer der Stärkere durchsetzt. Das heißt, wir müssen dafür sorgen, dass Frauenberufe genauso gut bezahlt werden wie Männerberufe. Und wir müssen irgendwie sicherstellen, dass die Wertigkeit der Fürsorge für andere genauso wichtig ist wie der ökonomische Erfolg. Solange es unterschiedliche Gehälter und schlecht beleumundete Fürsorge gibt, ist ein fairer Aushandlungsprozess faktisch ausgeschlossen.
Wenn sie in die Zukunft blicken, vielleicht 30 Jahre, zu welcher Familienform wir uns entwickeln werden? Wie wird die Familie der Zukunft gestrickt sein?
Da gibt es mindestens drei Antwortmöglichkeiten. Erstens werden wir uns stärker zum nordeuropäischen Modell hin entwickeln. Dort hat man inzwischen häufig einen Partner, mit dem man Kinder bekommt -- ohne übrigens unbedingt verheiratet zu sein. Und später hat man einen anderen Partner, mit dem man älter wird. Man hat sozusagen eine sequenzielle Form von Beziehungen in unterschiedlichen Lebensphasen. Denn man kann nicht davon ausgehen kann, dass alle Menschen im Lebensverlauf sich immer gleich entwickeln. Zweitens wird die Ehe nicht mehr die Bedeutung haben wie heute. Drittens wird es wahrscheinlich immer einen großen Prozentsatz von Leuten gibt, die nicht in Partnerschaft leben, sondern alleine. Aus welchen Gründen auch immer.
Lässt sich so ein so komplexes Modell überhaupt politisch absichern?
Es wird natürlich noch eine lange Zeit dauern, weil wahnsinnig viel in den Sozialgesetzen neu gemacht werden muss. Aber ich denke, dass die ökonomische Emanzipation der Frau auf Dauer dazu führt, dass die Form der Ehe, wie wir sie heute kennen, stark an Bedeutung verliert. Wir uns also damit auseinandersetzen müssen, wie wir die Vielfalt der Konstellationen, die sich aus diesen wenigen Entwicklungen ableiten lassen, institutionell gestalten können.
Was bedeutet das?
Dass die Leute subjektiv das Gefühl haben, ihre Beziehungen auch außerhalb von Ehe und Familie entwickeln zu können.
INTERVIEW: CHRISTIAN FÜLLER UND NICOLE JANZ
http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/bei-maennern-brauchen-wir-harte-massnahmen/
LP 108 Martin Helg, CH, geboren 1969 in Schaffhausen (CH), studierte Geschichte und Germanistik in Zürich - Redakteur Neue Zürcher Zeitung (NZZ), http://design.nzzdomizil.ch/images/helg_martin_1.88001.1266328650.jpg
Die amerikanische Soziologin Kathryn Edin hat während fünf Jahren mit Unterschichts-Müttern aus dem Raum Philadelphia gelebt. Sie stellte fest, dass die Frauen so gut wie alle Alltagsentscheidun-gen treffen und den Männern diktieren, was diese zu tun haben – und sei es, per Befehl, die gemein-same Wohnung zu verlassen, den Scheidungsrichter zu kontaktieren oder den Unterhalt zu leisten. Alleinerziehende Mütter sind auch keine «gefallenen Mädchen> mehr, im Gegenteil: Sie sind zu Vorbildern einer autonomen, auf ganzheitliche Erfüllung ausgerichteten Lebensgestaltung gewor-den, von der die Männer in ihren Büro-Tretmühlen nur träumen können
Eine Ausnahme stellt der Staat Rwanda dar, wo das Parlament nach dem Genozid von 1994 von einer weiblichen Mehrheit geführt wird – mit der Folge, dass die wirtschaftlichen Indikatoren nun steil nach oben zeigen.
Die weibliche Übermacht verliert sich zwar auf den höheren akademischen Stufen und beim Über-tritt in die Privatwirtschaft – auch deshalb, weil Frauen ihr Familien- und Sozialleben nicht um jeden Preis der Karriere unterordnen. Dennoch reicht ihnen die halbe Kraft, um im Job mit den Männern mitzuhalten
Dennoch haben die Frauen gute Chancen, auch diese Rückstände aufzuholen. Parallel zu ihrem Aufstieg steigen die Männer nämlich ab. Das amerikanische Magazin «Atlantic> berichtet, dass Studenten auf dem Uni-Campus sich die Zeit vor allem mit Computerspielen vertreiben. Zahllose Studien bescheinigen ihnen ausserdem Defizite in der Sozialkompetenz.
http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/zeitalter_der_frauen_1.6529150.html
Es ist so weit: Erstmals sind die Frauen dabei, die Mehrheit der Arbeitsplätze zu besetzen. In Wirtschaft und Politik erobern sie eine Spitzenposition nach der andern. Die Zukunft ist weiblich.
Von Martin Helg
Wir erleben die Zeit, in der die Frauen das Zepter übernehmen. Erstmals stellen sie die Mehrheit der qualifizierten Arbeitskräfte in den USA. Auch in der Schweiz haben sie über 45 Prozent erreicht. Frauen sind Regierungschefinnen. Sie dominieren das Bildungswesen der Industrieländer. Sie erziehen die Kinder fast im Alleingang. Sie besetzen die Mehrheit der Studienplätze und treffen 80 Prozent aller Kaufentscheide. Wenn Paare in einer der zwölf Kliniken des amerikanischen Fortpflanzungsmediziners Ronald Ericsson ein Kind nach Mass bestellen, dann wünschen sie sich – wen wundert's – in der Mehrzahl der Fälle ein Mädchen.
An den Türen zu Ericssons Labors hört die Gleichberechtigung auf. Hier, wo die Spermien mit dem X-Chromosom erbarmungslos von jenen mit dem Y-Chromosom getrennt werden, zeigt sich das Ausmass der weiblichen Macht schroff und unverhohlen. Anders als vor eini-gen Jahren würden Eltern heute nicht lange herumdrucksen, sagt Ericsson in einem Interview – «statt zu erklären, sie hätten halt schon zwei Söhne, sagen sie geradeheraus: <Wir wollen ein Mädchen!>> Eine Studie des Max-Planck-Instituts belegt die Präferenz für Mädchen auch unter Paaren in Dänemark, Schweden und Norwegen – Ländern, in denen die Ge-schlechtergleichheit besonders weit fortgeschritten ist. Auch Umfragen in Japan deuten in diese Richtung.
Noch lässt sich die Tendenz nicht flächendeckend belegen – zumindest in muslimischen Ländern und bei Wirtschaftsgrossmächten wie China oder Indien zählen Knaben nach wie vor mehr. Dies ändert aber nichts an der epochalen Bedeutung von Doktor Ericssons Chro-mosomen-Verdikt. Seit dem Morgengrauen der Zivilisation waren die Menschen darum be-müht, Söhne zu zeugen. Im antiken Griechenland schnürten sich Männer deswegen die Ho-den ab, und weit gestreut waren zu allen Zeiten Mütter, die ihre un- oder neugeborenen Töchter töteten, um Platz für Söhne freizuhalten. Söhne mussten her, damit der väterliche Besitz vererbt und gehalten werden konnte. Später mussten sie das Geld für den Sonntags-braten verdienen, den Ausflug in den Kinderzoo und die Sportferien in Flims. Aus wirt-schaftlichen Gründen schienen sie unentbehrlich.
Heute sind Frauen die besseren Versorger. Sie verrichten nicht nur den Hauptteil der Haus- und Erziehungsarbeit, sie verdienen auch das Geld. In den USA tragen Frauen durchschnitt-lich 42 Prozent zum Familieneinkommen bei. Nicht wenige tun dies auf eigene Faust: Die Zahl der von Frauen gegründeten Firmen hat seit 2000 doppelt so stark zugenommen wie die der von Männern gegründeten. Umgekehrt waren Frauen nur von einem Viertel der re-zessionsbedingten Entlassungen betroffen. Von den 8 Millionen Jobs, die in den vergange-nen zehn Jahren im EU-Raum geschaffen wurden, sind 6 Millionen in Frauenhand. In der Dritten Welt verleihen NGO Mikrokredite nur an Frauen. So kommt es, dass Frauen in libe-ralen Gesellschaften nicht mehr von Männern abhängig sind, sondern – meistens – umge-kehrt.
Die amerikanische Soziologin Kathryn Edin hat während fünf Jahren mit Unterschichts-Müttern aus dem Raum Philadelphia gelebt. Sie stellte fest, dass die Frauen so gut wie alle Alltagsentscheidungen treffen und den Männern diktieren, was diese zu tun haben – und sei es, per Befehl, die gemeinsame Wohnung zu verlassen, den Scheidungsrichter zu kontaktie-ren oder den Unterhalt zu leisten. Alleinerziehende Mütter sind auch keine «gefallenen Mädchen> mehr, im Gegenteil: Sie sind zu Vorbildern einer autonomen, auf ganzheitliche Erfüllung ausgerichteten Lebensgestaltung geworden, von der die Männer in ihren Büro-Tretmühlen nur träumen können. Das Alpha-Gebaren der Frauen mag dazu beigetragen ha-ben, dass Paare, die sich ein Kind wünschen, heute zuerst an ein Mädchen denken. Das pro-totypische Kind ist gerade daran, sein Geschlecht zu wechseln!
Seit die gesellschaftlichen Spitzenpositionen auch Frauen offenstehen, fehlt es nicht an glänzenden Vorbildern. Angela Merkel (Deutschland) oder Hillary Clinton (USA) und Christine Lagarde (Frankreich) repräsentieren drei der mächtigsten Länder an vorderster Front. Allein diesen Juni und Juli sind in Finnland (Mari Kiviniemi), der Slowakei (Iveta Radicova) und Australien (Julia Gillard) Frauen zu Regierungschefinnen bestimmt worden. Die Schweiz hat heute drei Bundesrätinnen, die Vorsitzenden von Bundes-, National- und Ständerat sind alles Frauen, ebenso die Fraktionschefs von drei der fünf Bundesratsparteien. Es ist so gut wie sicher, dass es 2011 erstmals mehr Bundesrätinnen als Bundesräte gibt. Die SP wird eine Frau als Ersatz für Bundesrat Moritz Leuenberger portieren. Überdies hat – falls auch Hans-Rudolf Merz zurücktritt – Karin Keller-Sutter von der FDP die besten Kar-ten. 5 Bundesrätinnen!
Auch die Wirtschaft hat ihre Bannerträgerinnen. Gerade ist eine Frau, Nayla Hayek, zur Prä-sidentin der Swatch-Group bestimmt worden. In den USA sind Firmenchefinnen wie Meg Whitman (ex Ebay, heute Gouverneurs-Kandidatin in Kalifornien), Carly Fiorina (Ex-Hewlett-Packard, US-Senatskandidatin), Indra Nooyi (Pepsi Cola) oder Ursula Burns (Xer-ox) Medienstars und verdienen mehr als der Durchschnitt der männlichen CEO. In Kultur- und Geschmacksfragen geben Frauen schon lange den Ton an. Popgrössen wie Madonna und Lady Gaga gehören zu den einflussreichsten Menschen der Welt, Carine Roitfeld und Anna Wintour und dirigieren den Modemarkt als Chefredaktorinnen der Zeitschrift «Vogue>. Die Rheintalerin Pipilotti Rist setzt die Massstäbe in der Videokunst. In der E-Musik teilt sich eine Riege junger Geigerinnen die Plattenverträge. Eine Girl-Group literari-scher «Fräulein-Wunder> hält die Feuilletons auf Trab, darüber wachen Türhüterinnen wie die Suhrkamp-Chefin Ulla Berkéwicz und Monika Schoeller, Geschäftsleitungs-Vorsitzende der S.-Fischer-Verlage. Sogar der ETH Zürich, einer männlich geprägten Wissens-Hochburg, steht eine Frau vor: Heidi Wunderli-Allenspach.
Ebenfalls zur weiblichen Erfolgsgeschichte gehört eine Rekordmeldung aus Schweden. In den letzten 110 Jahren ging nur jeder 19. Nobelpreis an eine Frau, letztes Jahr waren es 5 von 12 Preisen. Allerdings: Fünf Zwölftel sind immer noch der kleinere Teil des Kuchens, und auch die Wirtschafts-Kapitäninnen verdanken ihre Bekanntheit nicht zuletzt der Tatsache, dass sie auf ihren Positionen nach wie vor eine Minderheit darstellen. Von den Spitzen-Managern der «Fortune>-500-Unternehmen sind nur 3 Prozent Frauen, von den Geschäfts-leitungsmitgliedern der 20 Schweizer SMI-Firmen 12 Prozent. Überhaupt ist die Gleichstel-lung auf höherer Führungsstufe erst in jenen Ländern verwirklicht, die sich wie Norwegen Frauenquoten verordnet haben. Eine Ausnahme stellt der Staat Rwanda dar, wo das Parla-ment nach dem Genozid von 1994 von einer weiblichen Mehrheit geführt wird – mit der Folge, dass die wirtschaftlichen Indikatoren nun steil nach oben zeigen.
Frauen überschwemmen Unis
Doch während in den Spitzenpositionen noch letzte männliche Mohikaner an den Sesseln kleben, hat in der Mitte der Gesellschaft der Wind schon gedreht. 90 Prozent der Zürcher Grund- und Unterstufenlehrer sind Frauen, ebenso über die Hälfte der unter 35-jährigen Schweizer Ärzte. Ein Blick an die Unis zeigt, dass sich das Verhältnis in den kommenden Jahren weiter zugunsten der Frauen verschieben wird. 1990 waren noch 46 Prozent der me-dizinischen und pharmazeutischen Studienplätze von Frauen belegt, 2010 schon 62 Prozent. An den juristischen Fakultäten ist der Frauenanteil im selben Zeitraum von 40 auf 55 Prozent gestiegen, in den Geistes- und Sozialwissenschaften von 58 auf 66 Prozent. Selbst in den technischen Fächern haben sie sich von 16 auf 27 Prozent gesteigert. Insgesamt gehen heute 59 Prozent der Diplome an Frauen.
Die weibliche Übermacht verliert sich zwar auf den höheren akademischen Stufen und beim Übertritt in die Privatwirtschaft – auch deshalb, weil Frauen ihr Familien- und Sozialleben nicht um jeden Preis der Karriere unterordnen. Dennoch reicht ihnen die halbe Kraft, um im Job mit den Männern mitzuhalten. Der Strukturwandel der Arbeitswelt kommt ihnen entge-gen: Arbeitsplätze im produktiven Sektor schwinden, dafür schwillt der Dienstleistungssek-tor an. Hier zählen männliche Assets wie körperliche Kraft und Durchhaltevermögen weni-ger als weibliche Qualitäten wie Intelligenz, Fleiss und Anpassungsfähigkeit. Flexible Ar-beitszeiten helfen den Frauen, Kind und Karriere zu vereinbaren.
Erfolgreiche Firmen haben erkannt, dass sie nicht länger auf die Hälfte der Menschheit ver-zichten können. Der Basler Reeder René Mägli etwa stellt seit Jahren nur Frauen ein, weil er sie für die besseren Teamplayer und Dienstleisterinnen hält («Sie dienen der Sache und nicht ihrem Ego>). Den Umsatz der Firma konnte Mägli um jährlich 25 Prozent steigern; eine McKinsey-Untersuchung zeigt, dass Unternehmen mit mindestens drei Frauen im Ma-nagement profitabler sind als Firmen mit nur Männern an der Spitze. Makroökonomische Erhebungen bestätigen den Zusammenhang. Der wirtschaftliche Erfolg eines Landes korre-liert mit der Macht der Frauen.
Schwächelnde Männer
Ist der Feminismus also bald am Ziel, ist die Gleichstellung der Geschlechter verwirklicht? Der sogenannte Global Gender Gap Report für 2009 weist zumindest in diese Richtung: Nur noch in 9 von 134 untersuchten Staaten sind die Mädchen an der Grundschule in der Unter-zahl. Allerdings sind noch immer zwei Drittel aller Analphabeten und drei Fünftel der ärms-ten Menschen Frauen. Auch zwei Drittel der unbezahlten Arbeit wird von Frauen geleistet. Und noch immer werden Frauen schlechter bezahlt als Männer.
Dennoch haben die Frauen gute Chancen, auch diese Rückstände aufzuholen. Parallel zu ih-rem Aufstieg steigen die Männer nämlich ab. Das amerikanische Magazin «Atlantic> be-richtet, dass Studenten auf dem Uni-Campus sich die Zeit vor allem mit Computerspielen vertreiben. Zahllose Studien bescheinigen ihnen ausserdem Defizite in der Sozialkompetenz. Vor allem aber haben sie ein Motivationsproblem: Verschwunden sind die Routine-Jobs, die ihre Väter noch auf Lebenszeit mit einer männlichen Rollen-Identität ausstatteten. Offen steht ihnen jetzt derselbe Dienstleistungsmarkt, in den auch topfitte Frauen drängen und sich erobern, was ihren Müttern noch verwehrt war. Dass moderne Wohlfahrtssysteme den Män-nern zudem die Angst nehmen, durch die Maschen der Gesellschaft zu fallen, dämpft ihren Antrieb zusätzlich. Das Problem pflanzt sich im Privatleben fort. Ohne Bildung und Job fal-len Männer auch als Partner ausser Betracht.
Für die Frauen bedeutet dies, dass sie die Welt wohl irgendwann alleine regieren. Bereits 2030 sei jede zweite Führungskraft weiblich, prophezeit ein deutsches Zukunfts-Institut. Im grossen gesellschaftlichen Mittelbau muss man die Männer dann wohl schon mit der Lupe suchen.
((info-box))
http://web.archive.org/web/20100918045735/http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/zeitalter_der_frauen_1.6529150.html
LP 109 Jared Diamond (USA), geboren 1937 in Boston, Evolutionsbiologe, Phisiologe Professor für Geografie an der University of California, Los Angeles. Vorher war er dort Pro-fessor für Physiologie an der medizinischen Fakultät - http://www.skeptic.com/eskeptic/10-02-03images/Jared-Diamond.jpg - jdiamond@geog.ucla.edu
INTERVIEW: Wenn man Ihre Theorien liest, bekommt man den Eindruck, dass Männer die Zeit vor allem mit der Suche nach anderen Frauen und mit Prahlerei verbringen und recht wenig zum Großziehen des Nachwuchses beitragen. Wofür sind Männer eigentlich gut?
Das ist eine Frage, die sich viele Frauen wohl auch stellen.
Sie haben darauf auch keine Antwort?
Doch, aber die lange Pause zeigt schon, dass ich mich sehr anstrengen muss, etwas zu finden, wofür Männer gut sind. Also gut: Für die Gegenwart würde ich sagen, in Ländern wie den USA und Deutschland taugen die meisten Männer doch etwas. Zumindest bringen sie Geld nach Hause, damit die Frau und die Kinder etwas zu essen haben
Wenn man Ihre Theorien liest, bekommt man den Eindruck, dass Männer die Zeit vor allem mit der Suche nach anderen Frauen und mit Prahlerei verbringen und recht wenig zum Großziehen des Nachwuchses beitragen. Wofür sind Männer eigentlich gut? Das ist eine Frage, die sich viele Frauen wohl auch stellen. Sie haben darauf auch keine Antwort?
Doch, aber die lange Pause zeigt schon, dass ich mich sehr anstrengen muss, etwas zu finden, wofür Männer gut sind. Also gut: Für die Gegenwart würde ich sagen, in Ländern wie den USA und Deutschland taugen die meisten Männer doch etwas. Zumindest bringen sie Geld nach Hause, damit die Frau und die Kinder etwas zu essen haben. Geld verdienen Frauen aber in-zwischen auch oft. Außerdem: Ein bisschen mehr machen die meisten Väter heute schon! Stimmt, besonders meine männlichen Freunde in Europa kümmern sich gut um ihre Kinder. Vielleicht wechseln sie die Bettlaken nicht so oft wie ihre Frauen, aber sie gucken nach den Kindern, sie machen Sport mit ihnen, sie beschützen besonders ihre Töchter. Männer taugen als Väter - und sie sind ihren Frauen heute auch oft gute Partner. Sie unterstützen sie, hören zu, ja, doch, Männer sind für etwas gut.
Sie unterscheiden zwischen Angebern und Versorgern.
Angeber sind erfolgreicher bei Frauen als treue Versorger - das ist ja wirklich ernüchternd. In traditionellen Gesellschaften sind Angeber, also gute Jäger etwa, erfolgreicher bei Frauen. Auch in unseren modernen Gesellschaften gibt es Angeber, sie haben teure, schnelle Autos, sie tragen teure Klamotten. Es gibt immer Frauen, die einen Mann, der reich aussieht, als Mann oder Sexpartner haben wollen, weil sie denken, dass er genügend Geld hat, ihre Kinder zu versorgen. Sind Sie Versorger oder Angeber? Ich bin Versorger! Ich bin überhaupt kein Angeber. Mein Wagen ist ein sehr alter Volvo, meine Kleider sind nicht besonders hübsch oder teuer - und ich habe Zwillinge. Ich bin ein guter Versorger für sie.
Haben Sie sich nie Sorgen gemacht, dass Ihre Frau auf einen Angeber hereinfällt?
Nein, sie ist Psychologin. Sie durchschaut die Männer. Und sie hat früh verstanden, dass ich eine ehrliche Person bin, der man trauen kann. Anders als Tiger Woods, der zehn Affären gehabt haben soll. Oder Warren Beatty der mit 13 000 Frauen geschlafen haben will.
Liegt das Fremdgehen tatsächlich in den Genen?
In der Evolution geht es nun mal darum, die eigenen Gene möglichst effektiv weiterzugeben - und für Männer ist es eben günstig, möglichst viele Sexualpartner zu haben. Ich weiß nicht, wie es in Deutschland ist, aber in den USA dauert Sex durchschnittlich vier Minuten. In dieser kurzen Zeit kann der Mann seine Gene weitergeben. Eine Frau hat den weitaus größeren Aufwand: Vier Minuten Sex, neun Monate Schwangerschaft und in traditionellen Kulturen mehrere Jahre Stillzeit. Deshalb sind Männer eher an kurzzeitigen sexuellen Beziehungen zu vielen Partnerinnen interessiert, Frauen weniger. Hört sich nach einer guten Ausrede an, fremdzugehen. Die Evolutionsbiologie erzählt mir, warum ich diese Gefühle habe, aber sie sagt mir auch: Ich muss nicht nach diesen Gefühlen handeln. Man kann sich auch sagen: Okay, ich finde diese Frau attraktiv, meine evolutionäre Geschichte erzählt mir, warum das so ist. Ich werde nicht der Versuchung erliegen; stattdessen werde ich bei meiner tollen Frau bleiben.
Und damit beruhigen Sie sich dann, wenn eine attraktive Frau an Ihnen vorbeigeht?
Ich muss das nicht. Ich habe gelernt, dass ich schöne Frauen anschauen kann, ohne mich ge-nötigt zu fühlen, irgendetwas zu tun. Aber wenn ich ein Mann wäre, der am liebsten mit jeder schönen Frau ins Bett springen würde, der dadurch Ehe und Beziehung zu seinen Kindern aufs Spiel setzt, dann wäre es hilfreich, mich mit dem Ursprung dieser Gedanken zu beschäftigen. So kann man lernen, seine Gefühle zu genießen und nicht danach handeln zu müssen. Aber heißt das, eine monogame Beziehung ist nicht das, was die Evolution für Männer vorgesehen hat? Wir Menschen haben die Möglichkeit, erst nachzudenken, bevor wir handeln. Tatsächlich sind die meisten Männer monogam, selbst in solchen (traditionellen) Gesellschaften, die Polygamie erlauben - weil man als Gatte dann auch Nahrung für mehrere Frauen und ihre Kinder bereitstellen muss. Nur ein reicher Mann kann es sich leisten, mehr als eine Frau zu haben. Aus diesem Grund haben Männer in der Geschichte meistens monogam gelebt, auch wenn sie es lieber anders gehabt hätten und entsprechend fantasiert haben. Ich kann Ihnen eine Geschichte erzählen. Bitte. Ich forsche in Papua-Neuguinea. Viele meiner Freunde dort kommen aus Gesellschaften, die Polygamie erlauben. Ich fragte einen Freund, der zwei Frauen hat: "Ist es nicht wundervoll, du kannst mal Sex mit ihr haben und das nächste Mal mit ihr?" Mein Freund sagte mir, dass es sehr kompliziert sei. Eine seiner Frauen will Sex mit ihm - und er ist dazu gar nicht in der Lage, denn er hat gerade mit der anderen geschlafen. "Wie funktioniert das Zusammenleben?", fragte ich. Er sagte: "Es ist ganz einfach. Ich habe eine Frau zwei Wochen in meinem Haus und dann habe ich die andere für zwei Wochen in meinem Haus." "Und wenn deine zweite Frau während der zwei Wochen zu dir kommt und Sex haben will, was machst du dann?" Er sagte: "Ich mache ihr klar, dass sie nicht dran ist. Sie muss warten." Mehr Frauen, mehr Probleme? Es ist bestimmt nicht einfach, mehrere Beziehungen zu managen. Übrigens haben Studien gezeigt, dass Frauen sich in Gedanken auch Sex mit vielen Partnern ausmalen. Aber meistens hindert sie ihr Verstand daran, diese umzusetzen. Auch Frauen gehen fremd. Es hat sich aber gezeigt, dass sie vor allem dann untreu werden, wenn sie in ihrer Beziehung unglücklich sind und einen neuen Partner suchen. Emanzipierte Frauen werden mit dieser Sichtweise ein Problem haben. Es gibt bestimmt moderne Frauen, die sagen werden: Wir wollen sexuelle Varietät, genauso wie die Männer. Aber die Statistiken sagen, dass Frauen eher untreu werden, wenn sie sich nach einer neuen Beziehung umschauen.
Und worauf achten Frauen, wenn sie sich umschauen?
Für Frauen zählen Charaktereigenschaften des Partners mehr - für das Aufziehen der Kinder sind Ehrlichkeit und Verlässlichkeit wichtiger als Muskeln. Männer dagegen schauen sehr auf den Körper potenzieller Partnerinnen. Schon wieder machen Sie sich bei den Frauen unbeliebt. Ich generalisiere natürlich. Manche Frauen werden toben, wenn sie das lesen und dagegenhalten, dass sie auch gut aussehende Partner wollen. Aber für Frauen steht im Allgemeinen eher die stabile Beziehung im Mittelpunkt, eben weil sie darauf programmiert sind, mit einem Partner Kinder großziehen zu können. Für Männer gilt: Eine Frau muss ein Kind durchbringen können. Männer sind deshalb so veranlagt, Frauen schön zu finden, die wohl genährt sind. Schlanke Frauen sind heute aber doch das Schönheitsideal. Was uns als Schönheit verkauft wird, ändert sich heute von Jahr zu Jahr. In traditionellen Kulturen aber, wo es keine Babynahrung gab, war es für das Überleben der Kinder lebenswichtig, dass die Mutter genügend Milch produzieren konnte - dürre Frauen können das oft nicht. Es hat sich gezeigt, dass die energetischen Kosten, ein Kind zu stillen, für eine Frau so groß sind, als ob sie mehrere Marathonläufe pro Woche bestreitet, 3 000 Kalorien am Tage. So gesehen ist es ein Fehler, etwas mit einem dürren Model anzufangen, es wäre ein furchtbares evolutionäres Investment. Trotzdem stehen die meisten Männer nicht auf dicke Frauen. Natürlich dürften die Männer schon immer die richtige Fettmenge bevorzugt haben. Zu wenig wa
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 111-120
LP 111 Christoph Stehr, freier Wirtschaftsjournalist in Hilden (NRW) u.a. Handelsblatt, Wirtschaftswoche und Westdeutscher Rundfunk - http://cdn3.spiegel.de/images/image-184876-thumbsmall-tlrm.jpg
Mehr Frauenpower
Von Christoph Stehr
Je größer das Unternehmen, je wichtiger die Aufgaben, desto weniger Frauen finden sich im Job wieder. Im vergangenen Jahr fiel der Anteil von Frauen im deutschen Topmanagement von 7,5 auf 5,7 Prozent. Auf ihrem Weg nach oben bleiben Frauen immer noch in Männerseilschaften hängen. Durch Seminare und Coaching entdecken sie alternative Routen.
Die Tatsache, dass es Führungsseminare speziell für Frauen gibt, belegt, was noch immer deutsche Realität ist: Nach der jüngsten Auswertung des Wirtschaftsinformationsdienstes Hoppenstedt fiel der Anteil von Frauen im deutschen Top-Management von 7,5 Prozent Anfang 2007 auf 5,7 Prozent Anfang 2008. „Frauen haben zwar auf niedrigeren Führungspositionen und auf Führungspositionen in Teilzeit zugelegt, nicht aber auf höheren und Vollzeitstellen“, sagt Corinna Kleinert vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, dessen eigene Studien die Hoppenstedt-Ergebnisse bestätigen. „Die ‚gläserne Decke’ – es gibt sie nach wie vor. Denn je größer das Unternehmen, je verantwortungsvoller die Position und je höher die Führungsebene, desto weniger Frauen finden sich dort.“ Insgesamt ist etwa jede zehnte Top-Führungskraft weiblich. Damit liegt Deutschland zwar im europäischen Durchschnitt, aber andere Länder wie Schweden und Großbritannien sind weiter.
Die wenigen, die die „gläserne Decke“ durchstoßen, müssen mehr leisten als ihre männlichen Mitbewerber. Karin Katerbau, Vorstandsmitglied der Commerzbank-Tochter Comdirect, absolvierte ein deutsch-französisches Elitestudium und arbeitete sich in zig Funktionen von Produktmanagement bis Controlling hoch, bevor sie ihre Chance bekam. McKinsey-Partnerin Clara Streit schrieb Fachbücher und zog als Beraterin jahrelang rund um den Globus. Helga Rübsamen-Waigmann, Geschäftsführerin der Bayer-Ausgründung Aicuris, erwarb sich einen Weltruf als Virologin und wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. WDR-Intendantin Monika Piel überzeugte durch ihr Engagement für den interkulturellen Dialog in Deutschland.
http://www.handelsblatt.com/news/_pv/_p/200813/_t/ft/_b/1393741/default.aspx/index.html
LP 112 Jesus Caldera, ESP, geboren 1957 in Bejar (Spanien), Studium der Politikwissenschaft und Soziologie, Politiker der sozialistischen PSOE, Minister für Arbeit und Soziales 2004-2008
Spaniens Männerwelt scheint vor der Entmachtung zu stehen: Die Regierung bereitet ein noch umstrittenes Gleichstellungsgesetz vor, das Frauen in der Politik, in öffentlichen Ämtern und in der Privatwirtschaft bessere Aufstiegschancen sichern soll.
Es dürfte schon bald vorbei sein mit dem Macho-Paradies Spanien. Das Parlament in Madrid diskutiert auf Betreiben der sozialistischen Regierung von José Luis Rodríguez Zapatero ein Gesetz, das Frauen den Männern gleichstellt. Es soll Anfang 2007 Jahres in Kraft treten.
Künftig sollen die Wahllisten aller Parteien paritätisch besetzt werden. "Kein Geschlecht darf mit weniger als 40 Prozent vertreten sein", heißt es dazu. Gleiches gilt spätestens in acht Jahren für Führungsposten im öffentlichen Dienst und in der Privatwirtschaft bei Aufsichtsräten.
"Wir verlangen von den Unternehmen nicht, dass sie Kriterien wie Eignung, Verdienste und Effizienz aufgeben, sondern, dass sie diese Kriterien gründlich anwenden, ohne dass diese Entscheidung von Fragen wie nach dem Geschlecht beeinflusst wird", begründet Arbeits- und Sozialminister Jesús Caldera das Gesetz. Das würde die Produktivität der Unternehmen verbessern.
Caldera spielt damit auf die Statistiken an, die zeigen, dass in allen Fächern an Spaniens Universitäten die weiblichen Absolventen wesentlich besser abschneiden als ihre männlichen Kommilitonen. Dennoch finden sie schwerer einen Arbeitsplatz.
Mehr Weiterbildung
Zudem sollen Weitertbildungsmaßnahmen verstärkt für Frauen angeboten werden. Und im Elternbereich sollen auch die Machos mehr herangenommen werden - ein wenig: Das Gesetz sieht eine Ausdehnung des Vaterschaftsurlaubs von zwei Tagen auf immerhin eine Woche vor. Gewerkschaften, Frauenverbände sowie die Vereinigten Linken verlangen vier Wochen.
Caldera möchte, dass die Bevorzugung von Frauen bei gleicher Qualifikation in die Tarifverträge aufgenommen wird. Firmen mit mehr als 250 Beschäftigten müssen einen Plan zur Gleichstellung haben. Falls gutes Zureden nicht helfe, "werden künftig härtere Maßnahmen ergriffen", sagt Caldera.
Das Gesetz stößt nur bei der Volkspartei (PP) auf Widerstand. "Die Gleichstellung darf nicht aufdiktiert werden", beschwert sich die frauenpolitische Sprecherin der Konservativen, Susana Camarero. Denn das provoziere den Widerstand der Firmen und verurteile damit die Maßnahmen zum Scheitern. Die Gleichstellung auf Wahllisten und in den Aufsichtsräten sei "ein Eliteproblem", die "normalen Menschen" betreffe sie nicht.
Die Konservativen, die eine freiwillige Gleichstellungspolitik der Unternehmen wünschen, bekommen just von denen Rückendeckung, die vom Gesetz profitieren sollen, von den Frauen. Bei einer Umfrage der Gratis-Tageszeitung Qué! unter 1200 Spaniern und Spanierinnen sprachen sich 58 Prozent der Frauen gegen die Parität aus.
Die Männer scheinen die Macho-Welt realistischer einzuschätzen: 30 Prozent befürworten das Gesetz. (Reiner Wandler aus Madrid/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.10. 2006)
LP 113 Wolfgang Schmidbauer, Psychoanalytiker, geboren 1941 in München, Autor zahlreicher psychologischer Texte und Beratungsführer
Wolfgang Schmidbauer, 66, ist einer der bekanntesten Psychoanalytiker Deutschlands und Autor zahlreicher Bücher. Er schrieb unter anderem "Du verstehst mich nicht. Die Semantik der Geschlechter" und "Die Rache der Liebenden". Schmidbauer ist Vater dreier Töchter, ver-heiratet und lebt in München.
Ich glaube, dass Frauen sehr häufig viel mehr Humor haben als Männer, dass sie nicht so stur sind, dass sie viel genauer Menschen beobachten, während Männer eher rivalisieren und ihr Ding durchziehen, koste es, was es wolle. Ein typisch männlicher Spruch ist: I will fix it - even if it kills me. Die Frau sagt: Wenn's nicht geht, dann geht's halt nicht.
Beide Geschlechter neigen zum Perfektionismus, aber Frauen haben eher die Möglichkeit, sich davon zu distanzieren. Es ist ja kein Zufall, dass Frauen sehr viel häufiger in eine Psychotherapie-Praxis kommen, und, wenn sie da sind, eigentlich sehr viel eher bereit sind, über sich nachzudenken oder zu akzeptieren, dass sie einen Anteil an einem Konflikt haben. Frauen sind beziehungsfähiger und beziehungsinteressierter.
Ich denke, unter dem Psycho-Blickwinkel ist die Frau der bessere Mensch. Wenn wir aber eine Utopie entwerfen, in der die Geschlechter wirklich gleichberechtigt sind, dann denke ich, verlieren Frauen manche ihrer Tugenden.
Wenn sie genau die gleiche Macht haben wie die Männer, dann haben sie sicher auch ganz genau die gleichen Laster und Untugenden.
http://www.spiegel.de/spiegelspecial/0,1518,537985,00.html
“Beide Geschlechter neigen zum Perfektionismus, aber Frauen haben eher die Möglichkeit, sich davon zu distanzieren. Es ist ja kein Zufall, dass Frauen sehr viel häufiger in eine Psychotherapie-Praxis kommen, und, wenn sie da sind, eigentlich sehr viel eher bereit sind, über sich nachzudenken oder zu akzeptieren, dass sie einen Anteil an einem Konflikt haben. Frauen sind beziehungsfähiger und beziehungsinteressierter.
Ich denke, unter dem Psycho-Blickwinkel ist die Frau der bessere Mensch."
http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-55969465.html
LP 114 Mario Adorf, geboren 1930 in Zürich (CH), Schauspieler
Was mir an Frauen gefällt, ist ja gerade ihre Weiblichkeit und das Geheimnis, das sie umgibt. Enigma Woman. Das bedeutet nicht, dass sie als Weibchen am Herd stehen und auf die Kinder aufpassen sollen.
Von meiner Mutter habe ich vor allem Pflichtgefühl gelernt. Als ich jung war, hat sie mir vorgeworfen, dass ich meine Freundinnen behandelte wie die Axt im Walde. Ich musste lernen, Frauen nicht nur zu genießen, sondern zu respektieren. Das hat mir meine Mutter sehr energisch klargemacht.
Lange schien es so, als ob Frauen, die beruflich erfolgreich sein wollen, so wie Männer sein müssten. Was ich schade fand. Denn was Frauen da lernen konnten, waren so unerfreuliche Eigenschaften wie Machtgier, Rücksichtslosigkeit und übertriebene Härte. Allerdings sehe ich zurzeit, dass sich auch da etwas verändert. Vor allem in der Politik. Wir bewegen uns schnurstracks ins Matriarchat, davon bin ich überzeugt. Nicht weil die Frauen so feministisch-kämpferisch sind, sondern weil sie gut sind, weil sie anders sind und weil sie mehr und mehr ihre weiblichen Stärken und Qualitäten einsetzen. Sie organisieren besser.
Sie stehen nicht wie die Männer für Krieg, wir fühlen uns bei ihnen besser aufgehoben, weil sie nach friedlichen Lösungen suchen. Insofern wäre es vielleicht gar nicht schlecht, wenn auch in Amerika noch eine Frau Präsident wird.
http://web.archive.org/web/20100918165847/http://www.spiegel.de/spiegelspecial/0,1518,537988,00.html
LP 115 Siegfried Nagl, Aut, geboren 1963 in Graz, Politiker der ÖVP und Bürgermeis-ter der Landeshauptstadt Graz
"Es war ein Schlag in eine offene Wunde", räumte Nagl am Freitag im APA-Gespräch ein. Das an sich gute und mutige Vorzugsstimmenmodell habe leider das Problem des Männerüberhangs noch verschärft. Er, Nagl, sei enttäuscht, dass - mit wenigen Ausnahmen - die Frauen so wenig Vorzugs-stimmen bekommen hätten. Er werde nun versuchen, deren Kompetenz verstärkt in politiknahen Bereichen wie in Aufsichtsräten und bei Beteiligungen einzusetzen. Dass die Partei oder er als Per-son frauenfeindlich seien, sei aber "vollkommener Quatsch".
Für die nächste Wahl stellt sich Nagl eine Modifizierung des Vorzugsstimmenmodells vor: Die Hälfte der Kandidatinnen und Kandidaten sollten demnach konventionell und unter Berücksichti-gung von Berufsgruppen, Geschlecht etc. ausgesucht werden, die andere Hälfte über Vorzugsstim-men.
http://diestandard.at/?url=/?id=1200563115638
LP 116 Peer Schader , geboren 1977 in Groß-Gerau (Hessen), Studium der Publizistik, Filmwissenschaft und Anglistik in Mainz – lebt in Berlin - freier Journalist – peer.schader@gmail.com
Eier in der Mikrowelle
Von Peer Schader
Es hilft ja alles nichts: Die Schmutzwäsche räumt sich nicht von selbst weg. Die Kinder werden nicht satt, wenn keiner kocht. Und wer die Windeln mitwäscht, muss sich nicht wundern, wenn die Klamotten nachher völlig verfusselt aus der Trommel kommen. Nur für ein paar Tage hat sich Mama Petra in den Kurzurlaub verabschiedet, aufgewiegelt von RTL-Redakteuren. Ihr Mann Ralf und die fünf Söhne brauchten allerdings nur ein paar Stunden, um das Haus ins Chaos zu stürzen.
RTL-Dokusoap "Hausfrauenstreik": Geschirrtuch als Windelersatz
"Soll er mal sehen, was das für eine Arbeit ist. Vielleicht versteht er mich dann besser", erzählt Petra auf dem Weg ins von RTL bezahlte Luxushotel. Bisher war Ralf nämlich der Ansicht, das bisschen Haushalt sei "Pille-palle": "Wenn man den ganzen Tag dafür Zeit hat, ist es einfach", hat er getönt. Und dann Petras Brief auf dem Küchentisch gefunden, in dem stand, dass sie jetzt mal weg ist und er doch bitte kochen, putzen und einkaufen soll. Das war natürlich ein Schock. Zur Beruhigung sind die Männer erst einmal geschlossen zur Dönerbude gefahren, weil es zu Hause eh nichts mehr zu essen gegeben hätte. Nur der zweijährige Leroy ist vergessen worden. "Das darf man niemandem erzählen", hat Vater Ralf sich nachher geschämt und fast am Döner verschluckt, als ihm siedendheiß eingefallen ist, dass da einer seiner Jungs nicht von alleine mit ins Auto gestiegen ist.
"Spurti-hurti" im Befehlston
"Hausfrauenstreik" heißt die neue "Real People Doku", in der RTL am Sonntagabend (19.05 Uhr) genüsslich das Scheitern haushaltsunerfahrener Nichtstuer vorführt, während die Mama, die sonst die ganze Arbeit macht, in ihrer Wellnessbude die schlimmsten Momente auf DVD vorgeführt be-kommt. Hat die Pilotfolge Erfolg, geht der Streik in Serie, dann dürfen künftig Pantoffelproleten im ganzen Land das Fernsehen verfluchen, das ihnen sonst immer die nötige Entspannung verspricht, wenn sie es sich auf dem Sofa bequem machen.
Für ein bisschen Erleichterung sorgt RTL-Haushaltsexpertin Michaela von Schabrowski, eine reso-lute Dame im Kittel, die vermutlich verhindern soll, dass nach zwei Tagen das Jugendamt aktiv werden muss. Im Befehlston trägt sie den Männern Haushaltsarbeiten auf ("spurti-hurti") und hat ganz spezielle Vorstellungen davon, wie man Wäsche faltet und Spüllappen auswäscht. Außerdem hat sie Ralf beigebracht, mit welchen Wunderwerkzeugen man Wäsche wieder fusselfrei kriegt. Der hat nachher gestrahlt wie eine ganze Lampenabteilung im Baumarkt: "Die Fusselrolle war klasse!"
Wenn die Mikrowelle explodiert
Es wäre unehrlich, jetzt zu behaupten, dass der "Hausfrauenstreik" nicht lustig ist: Zum Frühstück gibt es für die Kinder kalten Kakao und Milchschnitte, weil der Kühlschrank immer noch leer ist. Als Ersatzwindel für den Zweijährigen muss ein Geschirrhandtuch herhalten. Die gefrorene Pute fürs Mittagessen schmort im Backofen in der Plastikverpackung. Und in der Mikrowelle explodieren die Eier, die der Papa ohne Wasser kochen wollte. "Wenn mein Vater so aussehen würde wie er kocht, wäre er der hässlichste Mensch der Welt", fasst der älteste Sohn den Schlamassel zusammen.
Doch das Staunen darüber, wie hilflos sich jemand anstellen kann, der sonst keinen Finger rühren muss, wechselt alsbald ins blanke Entsetzen – darüber, dass es immer noch Familien gibt, in denen die Aufgabenverteilung derart vorsteinzeitlich geregelt ist: Die Kinder zocken am Computer, der Papa heimwerkert in der Werkstatt und Mama macht den Rest.
Jahrzehnte der Frauenbewegung – alles umsonst? Muss erst RTL kommen, um die zum Putzen in die Knie gezwungenen Mütter von ihrem selbst gewählten Schicksal zu befreien und per Limousine schnellstmöglich da raus zu holen? Für die ganz auf ihre Mutterrolle konzentrierte Petra ist es ein Graus, zusehen zu müssen, wie ihre Familie langsam aber sicher verwahrlost. Schon auf dem Weg ins Hotel ist ihr mulmig zumute. Und nach ein paar Tagen sehnt sie sich geradezu zurück an den Herd, damit zuhause keiner weiter Hunger leiden muss.
Modernes Familienbild ade
Ein katastrophaleres Rollenbild hätte sich RTL für seinen "Hausfrauenstreik" kaum ausdenken kön-nen. Obwohl das Problem vermutlich ist, dass nicht mal lange nach einer passenden Familie gesucht werden musste, bei der man praktischerweise gleich mal die "Super-Nanny" vorbei schicken könnte oder den "Frauentausch" proben.
In Großbritannien lief das Original "Mum's on strike" beim Sender ITV bereits 2005. Dass RTL ausgerechnet jetzt den "Hausfrauenstreik" lanciert, ist natürlich Kalkül, weil Kabel 1 gerade die ziemlich ähnliche Soap "Männer allein daheim" gezeigt hat, in dem gleich ein ganzes kleines Dorf ohne Mütter auskommen muss, während die Väter sich gegenseitig den Nachwuchs aufhalsen, um einen ruhigen Abend in der Dorfkneipe zu verbringen.
Einem modernen Familienbild in der Gesellschaft ist das alles sicher nicht zuträglich, aber fürs Fernsehen natürlich ideale Unterhaltung. Über die amüsiert sich auf dem prominenten Sonntagssen-deplatz bei RTL nun womöglich auch der eine oder andere Faulenzer, während gerade um ihn her-um gesaugt wird. Höchste Zeit für die nächste Revolution.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,500558,00.html
LP 117 Boris Wiedenhöfer, geboren 1972, Gleichstellungsbeauftragter Universität Bayreuth - frauenbeauftragte@uni-bayreuth.de
Er muss sich künftig um Wickeltische und Möbel zum Stillen kümmern - seit vier Wochen managt an der Universität Bayreuth ein Mann das Frauenbüro. Der 38 Jahre alte Boris Wiedenhöfer ist der einzige Mann an einer bayerischen Universität, der ein Frauenbüro leitet.
Der Jurist ist unter anderem dafür verantwortlich, dass beispielsweise in möglichst jedem Gebäude ein Wickelraum zur Verfügung steht und dass es ausreichend Plätze zum Stillen gibt. Außerdem organisiert das Frauenbüro die Kinderbetreuung für Uni-Mitarbeiter während der Ferien und ver-mittelt Stipendien für Frauen in der Abschlussphase ihrer Promotion.
Männer von Gleichberechtigung überzeugen
Für Wiedenhöfer hat die Aufgabe auch eine politische und eine gesellschaftliche Dimension: "An mehr Gleichstellung zu arbeiten, bedeutet nicht zuletzt Überzeugungsarbeit zu leisten." Das sei in Richtung vieler Männer immer noch notwendig.
(http://www.nachrichten.de/panorama/Universitaet-Bayreuth-Stillen-Wickelraum-Der-Jurist-Gleichberechtigung-cid_4065625/)
"Es gibt nur 17 Prozent Professorinnen"
Boris Wiedenhöfer ist einer der wenigen Männer, die sich be-ruflich für die Gleichstellung von Frauen einsetzen. Der 38-Jährige leitet das Frauenbüro an der Universität Bayreuth.
Herr Wiedenhöfer, Sie sind seit vier Wochen Leiter des Frauenbüros an der Universität Bayreuth. Wie kamen Sie zu dem Job?
Ich habe mich darum beworben.
Was bringt einen Mann dazu, sich beruflich mit Gleichstellungsfragen von Frauen zu beschäftigen?
Ich war vorher acht Jahre lang Fraktionsgeschäftsführer in Berlin-Lichtenberg und in dieser Funkti-on auch Gleichstellungsbeauftragter. Meine Frau stammt aus Kulmbach und wollte wieder in ihre alte Heimat zurück. Da haben wir uns beide beruflich nach Franken orientiert. Ich fühle mich hier sehr wohl. Die Menschen sind nett und die Landschaft gefällt mir.
Worum geht es bei Ihrer Arbeit konkret?
Ich leite das Frauenbüro und erledige Referententätigkeiten für die Professorin Dr. Ulrike Ungerer-Röhrich. Sie ist Universitäts-Frauenbeauftragte, allerdings macht sie das ehrenamtlich. Ich entlaste sie bei dieser Aufgabe als Hauptamtlicher so gut es geht. Ich bearbeite - zusammen mit zwei Mitar-beiterinnen - Anträge für Stipendien zur Förderung von Wissenschaftlerinnen und helfe bei der An-tragstellung. Aber wir schauen auch danach, ob zum Beispiel die Wickelräume für Babys auf dem Uni-Gelände in Ordnung sind.
Was tut die Universität Bayreuth ansonsten für die Förderung von Frauen?
Die Universität besitzt seit 2006 das Zertifikat "familiengerechte Hochschule" - das kommt natürlich auch Männern mit Familie zugute. Dieses Siegel wird regelmäßig überprüft. Uns liegt natürlich daran, das Zertifikat zu erhalten. Es gibt bereits eine Krippe für den Nachwuchs von Studierenden. Im November eröffnet auf dem Campus auch eine Krippe für die Kinder der Mitarbeiter. Sie nimmt Kinder von null bis drei Jahren auf. Ich besuche auch Netzwerktreffen von Firmen oder Hochschu-len, die sich um bessere Arbeits- und Studienbedingungen für Familien bemühen.
Haben Sie auch manchmal Anfragen von Männern zu bearbeiten, die sich gegenüber Frauen be-nachteiligt fühlen?
Das kommt hie und da schon mal vor. Wir müssen denen allerdings sagen, dass sich unsere Förder-programme in der Regel nur an Frauen richten. Und das ist auch gut so. Wir haben in Deutschland bei den Studierenden zwar einen Frauenanteil von fast 50 Prozent, aber nur 17 Prozent der Profes-sorenstellen sind mit Frauen besetzt. Deshalb ist es richtig, Frauen zu fördern. Ich hoffe, dass diese Bemühungen nicht den Sparmaßnahmen zum Opfer fallen. Wie Sie wissen, hat das Land Bayern der Universität ja erhebliche Mittel gekürzt.
Wie lange bleiben Sie in Bayreuth?
Vorerst bis Oktober 2011, ich bin momentan die Elternzeit-Vertretung einer Kollegin. Wir streben an, dass es bald eine eigene Stelle für den Bereich familiengerechte Hochschule gibt, die aus Mitteln des Bundes finanziert wird. Das läge mir sehr am Herzen.
Nutzen viele Frauen an der Universität Bayreuth Ihre Angebote?
Ja, wir haben jetzt schon wieder einen Riesenberg von Anträgen. Da geht es vor allem um Stipendi-en, um die Unterstützung bei Forschungsreisen oder um finanzielle Hilfen für Doktorandinnen, dass die sich beispielsweise wissenschaftliche Mitarbeiter einstellen können. Wir beraten aber auch Stu-dentinnen in schwierigen familiären oder beruflichen Situationen.
Wo befindet sich das Frauenbüro?
Auf dem Campus im Behelfsbau B 8.
Das Gespräch führte Beate Franz
http://www.frankenpost.de/regional/oberfranken/laenderspiegel/Es-gibt-nur-17-Prozent-Professorinnen;art2388,1357505
http://www.uni-bayreuth.de/presse/Aktuelle-Infos/2010/265-290-wiedenhoefer.pdf
LP 118 Alexander Zach, Aut, Liberales Forum – geboren 1976 in Wien, ehemaliges Mitglied des Österreichischen Nationalrates – Initiator des Liberalen Instituts Österreichs http://images.derstandard.at/t/12/20060907/zacgro.jpg
Alexander Zach, Parteichef des Liberalen Forums und Abgeordneter im SPÖ-Parlamentsklub, hat nun ein Modell zur Erhöhung der weiblichen Erwerbstätigen-Quote ersonnen: Wiedereinsteigerin-nen sollen 18 Monate lang drei Prozent weniger Lohnsteuer zahlen. Genauer: die Kommunalsteuer, ein Teil der Lohnnebenkosten, soll entfallen. Um finanziell ausgeglichen zu bilanzieren, soll die Kommunalsteuer dafür bei den Männern erhöht werden. "Allerdings nur um 1,5 Prozent", so Zach. "Da mehr Männer als Frauen in Beschäftigung sind, geht sich das aus." Zach will sein Modell nun dem SPÖ-Parlamentsklub zur Diskussion vorlegen.
Wieso Zach nicht bei der Lohn-, sondern bei Kommunalsteuer ansetzt, hat einen einfachen Grund: Viele Frauen in Österreich zahlen keine Lohnsteuer.
Alexander Zach, LiF-Chef
REDAKTION, 14. September 2006, 22:08
Hat keine Beziehung, zumindest zu Autos
Der Bundessprecher des Liberalen Forums, der bei der NR-Wahl auf einem sicheren SPÖ-Listenplatz kandidiert, hat keinen Führerschein. "Hat mich auch nie interessiert. Wer in einer urbanen Umgebung lebt, kommt auch gut ohne zurecht." Verreist wird mit
Bahn oder Flieger.
"Dabei kann man lesen und arbeiten, lenken wäre für mich Stress." Zu Autos hat der Wiener "überhaupt keine" Beziehung. "Für viele Männer ist es ein Statussymbol, das interessiert mich nicht. Für mich wäre ein eigenes Auto eine Belastung. Dementsprechend ist es für mich ein Mittel zum Zweck, wenn ich Distanzen zurücklegen muss, wo es nicht anders geht." Dann wird Zach gefahren, meist im
VW Polo
seiner Verlobten. "Ich bin immer Beifahrer und nicht schlecht im Vorgeben der Richtung. Nur selten verirre ich mich." Der Polo ist "ausreichend". "Er kommt in jede Parklücke und erfüllt den Zweck der Fortbewegung. Das reicht völlig." (juk, AUTOMOBIL, 8.9.2006)
http://derstandard.at/2578962/Alexander-Zach-LiFChef?_lexikaGroup=19
LP 119 Andreas Feiertag, Aut, geboren 1968 in Bregenz/Vorarlberg, Journalist und Buchautor – andreas.feiertag@derstandard.at
Der männliche Zell- Baustein offenbart, wer eigentlich das starke Geschlecht ist. Frauen haben die besseren Gene, und Männer sind eine sich selbst gefährdende Spezies
Männern hat die Natur einen Geburtsfehler in den Zellkern geschmuggelt: ein in Richtung Unter- gang schrumpfendes Y-Chromosom. Über das gar nicht starke Geschlecht.
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Die Natur ist verdammt ungerecht. Zumindest aus der Sicht des Mannes. Als ob es an Erniedrigung nicht schon gereicht hätte, dass er nach vergleichenden Auswertungen von Kranken- und Todessta-tistiken seine über die Jahrtausende hinweg bravourös gespielte Rolle als starkes Geschlecht klein-laut abgeben musste. Aber nein. Just die männlich dominierte Wissenschaft muss noch eines drauf-setzen.
Kaum hatten Forscher den molekularen maskulinen Bauplan vorgelegt, da wurde ersichtlich, dass die auf dem Y-Chromosom basierende Männlichkeit als etwas dauerhaft Marodes beschrieben wer-den kann. Als chronische Krankheit der Menschheit. Und weil sich die Natur mit ihrem Evolution genannten Immunsystem vor schadhaften Einflüssen zu schützen weiß, werde sie auch das Leiden Mann bald auskuriert haben - in gut 100.000 Jahren, wie der britische Genetiker Bryan Sykes pro-phezeit. Denn dann, lautet seine diskriminierende These, sei der Mann ausgestorben.
Wer darob nun verzweifelt und glaubt, damit wäre zeitgleich auch das Ende der Menschheit besie-gelt, der oder die irrt gewaltig. Denn der Frau wird bis dahin der Untergang des Mannes völlig egal sein können. Ja viel mehr noch: Triumphierend wird sie den endgültigen Sieg im Jahrtausende an-dauernden Geschlechterkampf für sich verbuchen, mit ihren Nachkommen den Mann gleich neben dem Dinosaurier im Naturhistorischen Museum bestaunen. Vielleicht am Muttertag.
Fortpflanzung ohne Mann
Denn die Frau hat heute schon die Gentechniker auf ihrer Seite. Der reproduktiven Weiterentwick-lung hin zu einer Fortpflanzung, die gänzlich ohne Mann auskommt, wurden in den vergangenen Jahren alle Türen und Tore geöffnet. Die Stammzell- und Klontechnik wird perfektioniert werden, was heute schon bei etlichen Säugetieren funktioniert, wird bald auch für Menschen spruchreif wer-den: schwanger werden, ohne Samen zu brauchen.
"Es stimmt schon irgendwie", kommentiert der Wiener Genetiker Markus Hengstschläger die ein-seitig apokalyptischen Thesen des an der englischen Oxford University arbeitenden Bryan Sykes: "Ohne das männliche Y-Chromosom gibt es menschliches Leben, ohne das weibliche X-Chromosom nicht." Und ganz generell: "Frauen haben eine viel bessere genetische Ausstattung als wir Männer. Wir Männer sind evolutiv betrachtet definitiv im Nachteil." Und schuld ist der Sex.
Irdisches Leben begann weiland ziemlich öde und lustlos. Mit winzigen Einzellern, die sich wie blöde pausenlos selbst kopierten. Sex kannten sie nicht. Dann, vor etwa einer Milliarde Jahren, wurde irgendwie, irgendwann, irgendwo jener Akt zum ersten Mal vollzogen, der die Welt so nach-drücklich verändern sollte: Zwei Zellen verschmolzen miteinander und tauschten ihr Erbgut aus. Endlich Sex.
Die Neuerung setzte sich durch, heute ist, um die sexuelle Fortpflanzung zu gewährleisten, der Na-tur keine Inszenierung zu aufwändig, keine Mühe zu groß. "Bakterien teilen sich ohne Aufwand alle 20 Minuten höchst effizient", veranschaulicht Genetiker Hengstschläger, "Menschen müssen fast 20 Jahre lang mühsam aufgezogen und aufgepäppelt werden, bevor sie sich in einem vergleichsweise sehr geringem Maße endlich einmal reproduzieren."
Überfall
Dabei mutet die Befruchtung einer Eizelle wie ein Überfall eines Schmarotzers an: Das Spermium bohrt sich wie ein Virus in die Eizelle und nutzt deren Ressourcen, um sein eigenes Erbgut von ihr kopiert zu bekommen. Das Ei, ausgestattet mit allen Nährstoffen, trägt die männlichen Gene weiter - allein auf Kosten der Mutter. Der Beitrag des Vaters ist einzig die Produktion einer winzigen Sa-menzelle, die zu nichts anderem taugt, als mit letzter Kraft die Eizelle zu penetrieren.
Der sich daraus entwickelnde Nachwuchs ist in den ersten sechs Wochen zunächst ganz auf Weib-lichkeit eingestellt. Erst dann macht sich der Embryo auf die Suche nach den geschlechtsspezifi-schen Chromosomen. Findet er ein männliches Y, tritt darauf ein schicksalhaftes Gen in Aktion: SRY (die Abkürzung steht für "Sex-determining Region of the Y-Chromosome") wird angeschaltet, wenn auch nur für ein paar Stunden. Doch diese kurze Episode ist folgenreich: Das SRY-Protein stellt die Weiche, macht die heranwachsende Frau unumkehrbar zum Manne. Etwa in der zwölften Schwangerschaftswoche formt sich die männliche Genitalregion, fortan wirken auf Körper und Hirn männliche Hormone ein.
Die Substanz, die unablässig aus dem fötalen Hoden strömt, ist hochwirksam: Testosteron. Es för-dert die Entwicklung der inneren männlichen Geschlechtsorgane, lässt den Penis sprießen und den Hodensack wachsen, in welchen die Hoden wandern. Diese Metamorphose von der genuinen Eva zum aus ihr geformten Adam ist allerdings eine Tragödie. Denn in vielerlei Hinsicht ist der männli-che Fötus anfälliger als der weibliche - was auch im Erwachsenenalter so bleibt.
Der Quell dieses Übels sitzt in jedem männlichen Zellkern. Frauen tragen in ihren Zellen zwei vitale X-Chromosomen; diese sind weitgehend identisch und dienen wechselseitig als Sicherheitskopien, wenn auf einem von ihnen Fehler und Brüche entstehen oder gar ganze Teile wegbröckeln. Männern dagegen hat die Natur einen Geburtsfehler in den Zellkern geschmuggelt. Anstelle des zweiten X-Chromosoms besitzen sie nur ein kleines Y-Chromosom. Und dieses hat die Fähigkeit verloren, sich zu regenerieren. Die Folge: Mutationen und genetische Verluste werden vom Vater auf den Sohn vererbt. Im Laufe der Ahnenreihe sind bereits hunderte Gene dem Schwund zum Opfer gefallen. Übrig blieb molekularer Müll, der Forscher wie Bryan Sykes erschauern lässt.
Um zwei Drittel geschrumpft
In den vergangenen 300 Millionen Jahren habe das Y-Chromosom bereits zwei Drittel seiner ur-sprünglichen Größe eingebüßt, und dieser Trend setze sich fort, konstatiert der Brite nach geneti-schen Vergleichsanalysen von prähistorischen, historischen und gegenwärtigen DNA-Proben. Damit sei es unausweichlich, dass Männer aussterben werden: nach etwa 5000 Generationen, also in ungefähr 125.000 Jahren. Attestiert wird Sykes von seinem Kollegen Steve Jones, der am University College in London Genetik lehrt: "Von der Spermienzahl bis zur gesellschaftlichen Stellung sind die Träger des Y-Chromosoms im Niedergang begriffen."
Genetiker Hengstschläger, Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben, verteidigt jedoch den Status quo: "Die geschlechtliche Fortpflanzung macht nicht nur Spaß, sie hat auch einen Sinn." Die dabei zustande kommende Durchmischung des Erbmaterials mache die Nachfahren wesentlich an-passungsfähiger an sich ständig verändernde Umweltfaktoren. Und ohne diese Reproduktionsform gebe es auch keinen Individualismus.
Wenngleich das männliche Individuum wegen seines fehlenden zweiten X-Chromosoms natürlich bevorzugt all jene Krankheiten bekommt, die ihre Ursachen auf diesem genetischen Teilstück haben, das Frauen durch ihre Chromosomenkopie abgesichert hätten. Die Bluterkrankheit etwa, oder die Rot-Grün-Blindheit, eine Form der Muskeldystrophie und etliches andere mehr. Und ob seiner vermehrten Testosteronproduktion lebt der Mann risikoreicher, richtet mehr Schaden an und stirbt früher. Ganz abgesehen von seinem Richtung Untergang schrumpfenden Y-Chromosom.
Derart betrachtet, ist der Mann im Vergleich zur Frau natürlich ein genetisches Abfallprodukt. Aber an ein Aussterben des maskulinen Geschlechts will Hengstschläger nicht denken. Auch wenn er, der Zukunft der Menschheit eingedenk, unumwunden zugibt: "Brauchen tut es uns Männer eigentlich nicht, Frauen sind für das Leben und Überleben viel besser gerüstet als wir. Aber ich denke doch, dass vieles viel einfacher zu bewältigen ist, wenn es gemeinsam angegangen wird. Nicht nur der Muttertag."
http://derstandard.at/?url=/?id=2878601
(Andreas Feiertag/DER STANDARD, Printausgabe, 12./13. Mai 2007)
LP 120 Heiner Thorborg, Inhaber der Firma Heiner Thorborg GmbH & Co. KG mit Sitz in Frankfurt am Main, Personalberater, berät Konzerne und Familiengesellschaften bei der Besetzung von Führungspositionen - http://www.dw.de/image/0,,6463188_4,00.jpg
"BERLIN. "Oben ohne" betitelt der Frankfurter Personalberater Heiner Thorborg sein neuestes Buch - warum es in den Chefetagen deutscher Konzerne keine Frauen gibt. Das Forsa-Institut hat diesen bekannten Fakt erstmals im Auftrag der neuen Initiative "Generation CEO" untersucht. Das Ergebnis zeigt, dass sich Frauen "nach wie vor im Wettbewerb um Top-Positionen in deutschen Unternehmen gegenüber den Männern benachteiligt fühlen", sagte Thorborg gestern bei der Vor-stellung der Studie. Thorborg hat die Initiative "Generation CEO" gemeinsam mit der Zeitung Fi-nancial Times ins Leben gerufen, um die Karrierechancen von Frauen zu verbessern. Die Studie soll ein erster Anfang sein. Rund 500 Managerinnen wurden nach ihren Erfahrungen in einer Führungs-position befragt."
"Coaching-Programm
Als Karrierehemmnis nannten über 70 Prozent der Befragten die Dominanz der männlichen Netz-werke im eigenen Unternehmen. Rund zwei Drittel der Befragten nannten die Sorge der Vorgesetz-ten vor familienbedingten Ausfallzeiten von Frauen als Karrierehindernis. Mehr als die Hälfte be-klagte, dass sich Männer vor allem wegen der ausgeprägten Ellenbogen-Mentalität gegenüber den Frauen durchsetzen würden. Über die generellen Vorbehalte der Chefs gegenüber Frauen in Top-Führungspositionen klagte nur ein Drittel."
"In den nächsten Jahren soll es in Deutschland mehr Top-Managerinnen geben. "Die Unternehmen wollen Frauen als Kandidaten für Top-Führungspositionen haben", sagte Thorborg. Er will Frauen mit Hochschulbildung und mindestens zehn Jahren Berufserfahrung zu einem Wettbewerb einladen. Die besten 40 gewinnen ein Coaching-Programm im Wert von je 25 000 Euro und erhalten die Chance, eine Führungsstelle zu ergattern. Einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufs-forschung zufolge besetzten im Jahr 2004 Frauen 22 Prozent der Chefsessel in Deutschland."
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/wirtschaft/652431.html
Headhunter Heiner Thorborg fordert die hierzulande meist männlich dominierten Unter-nehmen auf, endlich mehr Frauen in ihre Führungsetagen zu setzen. Sein bestes Argument: Je mehr Frauen sich im Vorstand finden, desto höhere Gewinne erwirtschaften Firmen gegenüber dem Branchendurchschnitt.
Amüsierte Mienen und gleichgültige Aussagen erntet Topheadhunter Heiner Thorborg meistens, wenn er in Deutschlands Führungsetagen nach weiblichen Spitzenmanagerinnen fragt: "Die gibt's hier nicht."
corbis
Women Matter: Unternehmen mit einem hohen Frauenanteil im Vorstand erwirtschaften um 48 Prozent höhere Gewinne als der Branchendurchschnitt
"Die Herren sollten erkennen, was ihnen entgeht. Vielfalt in Unternehmen ist nicht nur be-triebswirtschaftlich höchst sinnvoll!", appellierte Thorborg an die überwiegend männlichen Zuhörer jüngst bei einer Veranstaltung der local lounge in Frankfurt.
Den rein rechnerischen Vorteil fasst die 2008 erneut aufgelegte McKinsey-Studie "Women Matter" wie folgt zusammen: Unternehmen mit einem hohen Frauenanteil im Vorstand erwirtschaften um 48 Prozent höhere Gewinne als der Branchendurchschnitt.
Sinnvoll, wenn nicht sogar unbedingt geboten ist ein höherer Frauenanteil ebenfalls aus einer simplen volkswirtschaftlichen Logik heraus: der Überalterung der deutschen Gesellschaft. Woher sollen denn all die versierten Führungskräfte kommen, um die deutsche Wirtschaft im globalen Wettstreit im Rennen zu halten?
Da verwundere es schon, dass so wenige Firmen den aktiven Aufbau weiblicher Führungskräfte förderten und für äquivalente Aufstiegsbedingungen für Männer und Frauen sorgten, sagte Thorborg. Diesbezüglich lieferte der "Gender Gap Report 2008" des World Economic Forum kürzlich erschreckende Zahlen. Lagen die Deutschen hier in puncto Gleichstellung und Chancengleichheit 2006 noch auf Rang fünf, schaffen sie es heute nicht mehr unter die Top Ten - die Entwicklung geht auf den Philippinen schneller voran, als in Deutschland.
Was ist das zentrale Problem? Ist es die viel beschriene Glasdecke, die Frauen ab einer be-stimmten Karriere- und Gehaltsstufe nicht durchbrechen können? Oder sind Frauen womöglich selbst schuld?
Monika Henn, Managementtrainerin aus Bonn, ging diesen Fragen in Ihrer Studie "Frauen können alles - außer Karriere", kürzlich erschienen im Harvard Businessmanager, auf den Grund. Laut ihren Aussagen besitzen Frauen in Führungspositionen enorm positive und wirkungsvolle Führungseigenschaften, wie eine ausgeprägte Flexibilität und Teamorientierung. Andere Managementfähigkeiten sind allerdings weniger ausgeprägt, wie zum Beispiel Durchsetzungsstärke oder Belastbarkeit. Auch das richtige Konkurrenzverhalten und Selbstmarketing müssten viele Frauen erst lernen, daher "brauchen sie hier deutlich mehr Entwicklungs- und Unterstützungsarbeit", so Henn.
2. Teil: Das familiäre Umfeld als Killerkriterium
Thorborg war sich in Frankfurt dabei sicher: "Ohne das Bewusstsein des CEOs eines Unter-nehmens, Frauen gemäß ihrer Schwächen und Stärken zu fördern, werden diese es im Unter-nehmen meist nicht weit schaffen". Produktivität sollte dabei fair gemessen und honoriert werden - klar und transparent.
Denn das ist meist der Knackpunkt: Frauen sind zu defensiv in ihrer Außendarstellung. So gab Gail Rebuck, CEO von Random House, jeder Frau in Führungspositionen den folgenden Rat: "Sei zuversichtlich und mutig. Mach' deine Hausaufgaben, und bereite dich darauf vor, extrem hart zu arbeiten, und dann lerne schnell. Freu' dich über die Herausforderung, und trau dich, deine Meinung zu sagen."
Zusätzlich zu der praktischen Unternehmensebene komme noch die kulturelle Ebene hinzu, sagte der erfahrene Frankfurter Personalberater. Die Gretchenfrage: Kind oder Karriere? spiele kulturell immer noch eine immens große Rolle - wer beides parallel mache, gelte als Rabenmutter, so Thorborg.
Er betonte: "Hier müssen die Frauen ermutigt werden, sich an den umliegenden Ländern, wie Frankreich und Skandinavien zu orientieren - dort ist es selbstverständlich, auch mit Kindern Karriere zu machen." Einige Firmen haben das erkannt und handeln entsprechend. Beispiel Microsoft, wo die Personalchefin Brigitte Hirl-Höfer erkannt hat: "Das familiäre Umfeld ist für Frauen das Killerkriterium. Wenn das nicht stimmt, kriegen wir sie nicht
Aber auch eine selbstkritische Stimme hat Thorborg im Gepäck, und zwar von Patricia Barbizet, CEO von Artemis und selbst Mutter eines Kindes, die vor zu viel Konzentration auf die eigene Person warnt: "Wenn etwas schiefgeht, tu' nicht so, als habe das immer und ausschließlich damit zu tun, dass du kein Mann bist. Ich kenne Frauen, die vielversprechend gestartet sind, am Ende aber scheiterten, weil sie immer alle Probleme darauf geschoben haben, dass sie weiblich und hübsch sind - und dass sie deswegen nicht von der Stelle kommen." Zu viel Nabelschau tut also auch nicht gut!
Fakt ist: Wo Deutschland erst allmählich in Bewegung kommt, haben andere europäische Staaten schon viel radikalere Maßnahmen getroffen: Seit 2008 gilt in Norwegen per Gesetz die 40-prozentige Frauenquote in Aufsichtsräten für knapp 500 Aktiengesellschaften.
Unternehmen, die dagegen verstoßen, drohen Strafen bis zum Entzug der Börsenzulassung. Unvorstellbar im Heimatland der (fast) frauenlosen Führungsetagen.
http://www.manager-magazin.de/unternehmen/karriere/0,2828,619420,00.html
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 121-130
LP 121 Claudius Seidl, geboren 1959 in Würzburg (Bayern), studierte Theater- und Poli-tikwissenschaften sowie Volkswirtschaft in München, Publizist und Filmkritiker, ab 2001 für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zuständig - http://reporter-forum.de/typo3temp/pics/a197ccb62d.jpgd
30.05.2011 • Ist Männlichkeit ein bedrohtes Kulturgut? Und was nutzt all das Zürnen und Jam-mern? Die Ökonomie wird schon dafür sorgen, dass die Frauen immer männlicher und Männer weiblicher werden.
Nach dem Herbst des Patriarchen nun der November für den Mann. Gibt es einen, gibt es zwei Ret-tungsschirme?
Waren das tatsächlich die Nachrichten der vergangenen Woche – oder haben die Zeitungen womög-lich einen Roman aus dem Paris des ancien regime nacherzählt, eine Novelle aus dem Wien der vorletzten Jahrhundertwende, einen fiktionalen Text also, bisschen trivial und schwülstig: eine sehr, sehr altmodische Männerphantasie, welche, wenn man sie sich bildhaft vorzustellen versuchte, noch nicht einmal das Format von Pasolinis „Decamerone“ hätte. Eher sähe sie so aus wie der Maskenball in Stanley Kubricks „Eyes Wide Shut“, so falsch und pompös, verklemmt und ungeheuer alt-herrenhaft.
Da sind also hundertfünfzig deutsche Handelsvertreter nach Budapest gefahren, haben sich, wie eine Frau, die dabei war, einer Zeitung berichtet hat, zwischen den eklektizistischen Säulen des Gel-lert-Bades erst Mut angetrunken, dann aber, erhitzt vom Alkohol und den Dämpfen des Thermal-bads alle Hemmungen abgelegt – und bei der Orgie, die dann gefeiert worden sei, habe man, dank gelber, roter und weißer Armbänder sehen können, welche der Damen zu welchen Dienste bereit war. Man habe sich in Himmelbetten mit Vorhängen drumherum zurückziehen können; davor habe jedes Mädchen noch schnell einen Stempel auf die Haut bekommen.
Blick und Macht
Kann es wirklich sein, denkt man sich beim Lesen der Zeitungskunde, dass diese Männer und die Leute in den Chefbüros der Versicherung, wo das alles organisiert und schließlich auch gezahlt wurde, kann es wirklich sein, dass sie alle glaubten, man müsse nur nach Budapest fahren, um die Zeit, das Genre und die Realitätsebene zu wechseln? Haben sie, bloß weil es vier Jahre dauerte, bis sich die Sache herumsprach, wirklich geglaubt, sie kämen damit davon?
Hat ihnen keiner gesagt, dass dies das 21. Jahrhundert ist, jene Gegenwart also, in der man, so als halbwegs erwachsener Mann, zwar noch immer die Versuchung spürt, jene riesigen Plakate anzu-glotzen, auf welchen in diesen Tagen sehr hübsche, sehr junge Frauen für sehr knappe Bikinis der Marke H&M werben. Was man aber selbstverständlich bleiben lässt, weil so ein Starren und Glotzen ungefähr so unangemessen wäre, wie wenn man rauchte in der U-Bahn oder sich zur morgendlichen Lagebesprechung im Chefbüro eine Flasche Bier mitbrächte: Es wäre blöder male chauvinism, der Blick allein etablierte schon das falsche Machtverhältnis. Und eine verdammte Unhöflichkeit gegenüber all den Frauen, die, während sie an diesen Plakaten vorübergehen, Schuhe, Hosen und ein Jackett tragen, wäre es sowieso.
Früher hätte man sich beim Anblick dieser Plakate gedacht: Was für eine Verschwendung, diese Bilder in den schönen Mai hineinzuhängen. Im grauen November wären diese Farben, die Formen und das Lächeln doch ein viel wertvollerer Trost.
Heute wissen wir, dass wir im November der Männer leben.
Es in den vergangenen Wochen ziemlich viel durcheinandergeraten im Gespräch über Sex und Macht, Zwang und Käuflichkeit – und weil die meisten und die lautesten, die dazu eine Meinung hatten, Männer waren, klang es so oft wie Verschleierung und Verharmlosung, wie Erklärung und Entschuldigung. Vor allem aber klang es so, als wären die Männer noch immer an der Macht; und als ob diese Macht sich noch retten ließe.
Angriff auf den sexistischen Blick
Man sieht aber nicht ganz klar, wenn man mittendrin steht – und schon deshalb muss man ganz ge-nau lesen, was in diesen Tagen die Frauen schreiben, und einen ganz besonders bösen und verdros-senen, einen ganz besonders starken Text hat die Schriftstellerin Sibylle Berg geschrieben, in ihrer Kolumne bei „Spiegel online“, die sie „Männer, ich habe es satt!“ überschrieben hat. Zu diskutieren und zu argumentieren, schreibt Sibylle Berg, habe sie keine Lust mehr, und wer ihre Kolumne gele-sen hat, versteht auch, warum das so ist. „Ich habe es aufgegeben, Männern erklären zu wollen, warum mich verschleierte Frauen demütigen, warum nackte Frauen in Schaufenstern mich demüti-gen, warum Frauen, die sich nackig für Hefte fotografieren lassen, um ihre Karriere als Schauspie-lerin-Schrägstrich-Modell-Schrägstrich-Moderatorin anzukurbeln, mich demütigen. Ich werde Männern nicht erklären können, dass es mir ist, als ob ich ein Schwarzer wäre, der an seinen Kum-pels mit Fußfesseln vorbeispaziert, die auf Baumwollfeldern ihren Job machen.“
Es wäre lächerlich, im Archiv der üblichen Argumente nach der Gegenrede zu suchen – auch wenn der Umstand, dass Frau Berg sich vom Schleier wie von der Nacktheit gleichermaßen belästigt fühlt, schon die Frage provoziert, was dann zu tun wäre: Brauchen wir eine Kleidungsnorm, eine Anstands-Uniform, welche die sexistischen Blicke zurückweist, aber noch nicht unter Vermum-mungsverdacht fällt?
Es geht nicht darum, Sibylle Berg zu widersprechen, es geht darum, gefälligst zur Kenntnis zu nehmen, dass die meisten Frauen ihr zustimmen, wenn sie schreibt: „Ich will das alles nicht. Ich will nicht, dass die Hälfte der Erdbevölkerung zur Lustbefriedigung der anderen bereit steht, ich will keine nackten Frauen auf Tageszeitungen, ich will keine Pornos, ich will den ganzen Dreck nicht, der nahe legt, mich als Ware zu betrachten.“
Die kommende Herrschaft der Tugend
Die Freiheit, die man diesen Sätzen intuitiv entgegenhalten möchte, wäre die Freiheit, „Neger“ zu sagen, obwohl der so Benannte sich davon belästigt fühlt, es wäre die Freiheit, sich seinen Mitmen-schen gegenüber gehen zu lassen, es wäre eine Freiheit, auf welche man, im Namen der Höflichkeit und der Rücksichtnahme, gerne verzichten darf, ohne dass der liberale Rechtsstaat aufhörte, liberal zu sein. Wenn die Hälfte der Menschheit sich von den schlechten Angewohnheiten der anderen Hälfte belästigt fühlt, dann wird es einfach Zeit, sich ein paar Dinge abzugewöhnen.
Dieses Feuilleton hat sich an diesem Platz schon vom Rauchen und dem Trinken verabschiedet – und dass demnächst die Prostitution und die Pornographie dran sind, ist da nur konsequent. Zwar fordert eigentlich nur die Zeitschrift „Emma“ ein strenges Verbot von beidem. Zwar steht selbst im Programm der Grünen, deren Tugendherrschaft ja, wie die letzten Wahlergebnisse zeigen, nicht nur in den gentrifizierten Städten kommen wird, nur die Forderung nach härteren Strafen für die Kun-den von Zwangsprostituierten. Aber wahrscheinlich braucht es gar keine Verbote, vermutlich ist die Forderung nach Abschaffung von Pornographie und Prostitution ungefähr so dringend, wie wenn man Ende November die baldige Abschaffung des alten Jahres forderte.
Sie wird kommen, ob das jemand fordert oder nicht.
Pornographie ist allseits verfügbar, dank des Internets, und genau das wird ihr die materielle Grund-lage entziehen – weil kein Mensch mehr dafür zahlen will. Und wenn die Stars des Genres wie Jes-sica Drake und Alektra Blue in den Videos von Lady Gaga mitspielen, dann ist das nicht die Porno-graphisierung der Popmusik; eher schon die Flucht heraus aus der Pornographie.
Männlichere Frauen, weiblichere Männer
Und der Absturz der Hamburg-Mannheimer, sagen kluge Frauen, wäre nie passiert, wenn es in den Führungsetagen deutscher Unternehmen eine Frauenquote gäbe. Sibylle Berg geht so weit und be-hauptet, eben deshalb gäbe es dort oben keine Frauen: Damit die Männer weiter ungestört herum-sauen können.
Mag sein, ist aber auch so eine Aussage, die im November der bestehenden Verhältnisse formuliert wird. Es sind nicht nur die Mädchen und die jungen Frauen, die ja an den Schulen und in den Uni-versitäten so erfolgreich sind, dass sie, in zehn, fünfzehn, zwanzig Jahren die Führungspositionen unter sich verteilen werden, ob das den letzten Chauvinisten dort oben nun passt oder nicht. Es ist schon der Kapitalismus, es ist der Produktionsstandort Deutschland, der, angesichts des Bevölke-rungsschwunds, nicht nur auf all die Frauen nicht verzichten kann. Er strebt ganz generell nach den Einebnung der Geschlechterdifferenzen, er braucht männlichere Frauen und weiblichere Männer, er wird den Männern die Bordelle abgewöhnen, so wie er es ihnen abgewöhnt hat, attraktive Kollegin-nen in den Hintern zu kneifen.
Eine Distanz verschwindet
Die Kulturtechniken, die uns dabei verloren gehen werden, sind nicht die Pornographie und die Prostitution. Beides gab es zwar, jahrtausendelang, aber das gilt auch für die Pest, den Aussatz oder die Angewohnheit, Menschen wegen ihrer Hautfarbe zu hassen und wegen ihrer Religion zu töten. Oder umgekehrt.
Das Kulturgut, das dabei verlorengeht, ist jene Männlichkeit, die in der Differenz der Geschlechter ihre Grundlage hat. Nein, es ist nicht unbedingt so besonders männlich, sich vorher Mut anzutrinken und hinterher den Sex mit einer ungarischen Prostituierten als Spesen abzurechnen.
Es ist eher eine Haltung, es ist das Bewusstsein einer Distanz, die niemals leicht zu überwinden ist und manchmal gar nicht, einer Distanz, die wir vielleicht zu oft nur mit unserem Schweigen füllen, weil wir darauf horchen, ob auf der anderen Seite jemand ruft. Manchmal rufen wir auch selber hinein, manchmal machen wir uns auf den Weg, und wenn er weit ist, füllen wir die Leere mit unse-ren Bildern.
Seltsam, und irgendwie paradox, dass uns soviel liegt an dieser Distanz. Seltsam, dass wir ihr Ver-schwinden so fürchten.
Ist es wirklich schon November für uns?
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/differenz-der-geschlechter-der-november-kommt-12647.html
LP 122 Bernd Tischler, SPD, geboren 1959 in Hilden (NRW), Oberbürgermeister Stadt Bottrop (NRW)
Gewalt gegen Frauen sei für viele Menschen kein aktuelles Thema mehr, bedauerte Oberbürgermeister Bernd Tischler, als er am Donnerstag gemeinsam mit den Mitgliedern Bottroper Frauenorganisationen die Fahne mit der Aufschrift „Frei leben ohne Gewalt“ am Rathaus aufzog.
Weil die Aufmerksamkeit für dieses latente Problem in der Gesellschaft so leicht überlagert wird von vermeintlich drängenderen und aktuelleren Themen, ist es den Frauen umso wichtiger, regelmäßig im Herbst „Flagge zu zeigen“. In diesem Jahr legten sie den Schwerpunkt auf häusliche Gewalt: „Es ist unglaublich, aber für Verletzungen bei Frauen ist häusliche Gewalt die häufigste Ursache, häufiger noch als Verkehrsunfälle, Überfälle und Vergewaltigungen zusammen“, stellte OB Tischler fest.
Im Bottroper Frauenhaus kennt man die Lebenswirklichkeit vieler Frauen, die der Umwelt zumeist verborgen bleibt. Misshandlungen durch Ehemann und Lebenspartner gehören für viele Frauen zum Alltag. Für viele Frauen sei das eigene Zuhause eine Stätte des Terrors, dem sie häufig aus eigener Kraft nicht mehr entfliehen könnten, sagte Bernd Tischler. Boxen, treten, würgen, schlagen: Das Spektrum an Gewalt ist breit, und männliche Gewalt zieht sich durch sämtliche gesellschaftlichen Schichten
http://www.derwesten.de/staedte/bottrop/zu-hause-der-gewalt-ausgeliefert-id3985583.html
Oberbürgermeister Bernd Tischler hat am 22. Juni den ersten Bottroper Gleichstellungs-Aktionsplan in einer kleinen Feierstunde der Öffentlichkeit vorgestellt. Geladen waren die am Pro-zess beteiligten Akteurinnen und Akteure aus Verwaltung, Politik, Arbeitsgemeinschaft der Bottro-per Frauenorganisationen, Unternehmen und Initiativen. Sie alle waren mit großer Bereitschaft in die Diskussion eingestiegen und hatten ihr Expertenwissen und ihre Ideen eingebracht. "Das, was unser Bottroper Gleichstellungs-Aktionsplan beinhaltet, ist durch Bottroper Akteurinnen und Akteu-re gestaltet worden. Dafür möchte ich mich bei Ihnen bedanken", so der Oberbürgermeister. In ei-nem anschließenden Vortrag erörterte Birgit Wiesehahn-Haas, Vizepräsidentin der IHK und Ge-schäftsführerin der IBK Wiesehahn GmbH, praxisnah das Thema "Frauen und Unternehmen".
Zu der Veranstaltung konnte die Gleichstellungsstelle die Wanderausstellung "Höher, Schneller, Gleicher" der Kulturelle GbR nach Bottrop holen. Ein Ausstellungstitel, der sehr gut zum Thema Gleichstellung und zur Veröffentlichung des Gleichstellungs-Aktionsplanes passt und der einen direkten Bezug zur diesjährigen Frauenfußballweltmeisterschaft in Deutschland hat. Die Ausstel-lung zeigt auf, wie sich der Frauensport in Deutschland entwickelt hat. Auf zehn Tafeln sind Infos und Statistiken aus aller Welt zusammengefasst. Jede davon enthält überraschende Fakten zu einem Themengebiet und zeigt Entwicklungen im Männer- und Frauensport, insbesondere auch im Fußball, auf.
Frauen mussten nicht nur um die Platzierung, sondern im Sport oft auch um ihre Teilnahme kämp-fen. Geschlechterrollen spielten auch in der Geschichte des Sports eine prägende Rolle, wie beim Anschauen der Ausstellung deutlich wird. Auffällig ist zudem, dass Frauen in Sportvereinen nur selten Führungspositionen besetzen. Die Ausstellung ist all denen gewidmet, deren Ziel es ist, dass Frauen auch im Sport wirklich gleich gestellt sind. Die Wanderausstellung ist inzwischen allerdings schon wieder auf dem Weg nach Neuss.
"Die kommunale Gleichstellungspolitik soll mit Hilfe der Akteurinnen und Akteure für positive Veränderungen sorgen. Damit diese Veränderungen auch spürbar werden, ist die kommissarische Leitung der Gleichstellungsstelle an Frau Heidi Noetzel übertragen worden, die neue Impulse im Bereich der Gleichstellung und Frauenförderung in Bottrop setzen wird", betonte Oberbürgermeis-ter Tischler.
Zum Thema Gleichstellungs-Aktionsplan erörterte der Oberbürgermeister in der Veranstaltung aus-führlich den Verlauf. Den Auftakt bildete der Beschluss des Rates der Stadt Bottrop am 5. Mai 2009, der Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene beizutreten. Die Charta wurde aufgrund dieses Beschlusses am 18. Juni 2009 öffentlich unterzeich-net und verpflichtete damit die Stadt Bottrop, innerhalb von zwei Jahren nach Unterzeichnungsda-tum einen Gleichstellungs-Aktionsplan zu entwickeln und anzunehmen.
Die Erarbeitung des "Gleichstellungs-Aktionsplanes" ist nun als ein Gesamtwerk aller Bottroperin-nen und Bottroper abgeschlossen. Der Rat der Stadt hat am 24.05.2011 den Plan beschlossen und verabschiedet. Nun beginnt die aktive Umsetzungsphase. "Schließlich sollen zahlreiche Projekte und Maßnahmen auf den Weg gebracht werden, um mehr Gleichstellung zwischen Frauen und Männern in Bottrop zu erreichen" so Bernd Tischler, der aktiv am Prozess beteiligt war.
Im Gleichstellungsaktionsplan wurden zur Erreichung von 17 formulierten vorrangigen Zielen ins-gesamt 65 Projekte, Projektideen und Maßnahmen in einem Katalog zusammengefasst, die alle gut geeignet sind, um qualifiziert am Abbau relevanter Probleme im Geschlechterverhältnis auf kom-munaler Ebene zu arbeiten. Die Bereiche Familie, Bildung, Beruf aus Sicht der Kommune als Ar-beitgeber sowie aus Sicht der Wirtschaft und die Bereiche Sicherheit/Gewalt sind die vorrangigen Themen.
(22.06.2011)
http://www.bottrop.de/rathaus/aktuelles/110622_Gleichstellungsplan.php
Bottrop. „Das Thema Gleichberechtigung ist mir sehr wichtig“, betonte OB Bernd Tischler bei der Vorstellung des ersten Gleichstellungs-Aktionsplans. Vertreter vor allem aus Verwaltung und Politik waren zur Prä-sentation ins Rhenania-Bistro auf Arenberg-Fortsetzung gekommen. Passend zum Thema die Wanderaus-stellung im Bistro: „Höher, schneller, gleicher“ – sie befasst sich mit dem stetigen Aufstieg von Frauen im Sport und Spitzensport. Am 5. Mai 2009 beschloss der Rat der Stadt, der Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene beizutreten.
http://www.derwesten.de/staedte/bottrop/von-bottropern-fuer-bottroper-id4796431.html
LP 123 Joel Bedetti, CH, geboren 1984, lebt in Zürich, Studium der Geschichte und Eth-nologie – Redakteur der Onlinezeitung „20Minuten“ - http://www.reporterkollektiv.ch/wp-content/uploads/userphoto/9.jpg
Der Beginn dieser Geschichte ist wie ein schlechter Agentenfilm, das hat der Kollege von «Tele Top> treffend bemerkt. Weil Anti-Anti-Feministen den Frieden des Anti-Feministenkongresses bedrohen, findet der Kongress von gestern Samstag an einem geheimem Ort statt. Um 6.15 Uhr bekomme ich ein SMS von der IG der Antifeministen mit der Aufforderung, mich um 9.15 Uhr im Flughafen, Terminal A, einzufinden: «Zum Schild Seminar Egala begeben. Weitere Informationen dort. Ausweispapiere mitnehmen. Absolute Vertraulichkeit beachten, keine Weitergabe dieser Informationen.Der IGAF-Initiator und ehemalige Luzerner SVP-Grossrat Rene Kuhn bei seiner Rede.
Die konspirative Energie der IGAF (Interessensgemeinschaft der Antifeminsten) ist kaum zu toppen. Beim Terminal A steht ein Mann mit Schnauz, abgetragener Lederjacke und zu langen Hosen. Er hält einen Fresszettel in der Hand, auf dem mit Filzstift «Seminar Egala> steht. Ich nenne meinen Namen. Der Mann nickt und raunt mir verschwörerisch zu, mich unauffällig zu einem kleinen, lustig dreinblickenden Mann in grauem Anzug zu begeben, der drei Meter weiter vorne steht. Der Mann im grauen Anzug fordert mich auf, zu einem älteren Mann in Jeansjacke zu gehen, der etwa zwei Meter neben ihm steht und drei Meter neben dem Mann mit der abgetragenen Lederjacke. Dieser Mann streicht mich auf einer Anwesenheitsliste durch und reicht mir eine Wegbeschreibung. Ich unterschreibe eine Erklärung, dass ich keinerlei Informationen über den Austragungsort preisgebe. Das abgeschiedene Kongresshotel, in dem das Treffen stattfindet, ist aber irgendwie auch keine weitere Erwähnung wert.
High Heels sind gesund
Im Foyer des Kongresshotels stehen die Besucher, es sollen so um die 130 sein, herum, essen Gipfeli und helfen sich bei der Bedienung der Kaffeemaschinen. Es sind vor allem Männer zwischen 40 und 60. Um 10 Uhr eröffnet René Kuhn den ersten Anti-Feministen-Tag. Er erzählt eine Art Weihnachtsgeschichte (überall wurden die Antifeministen bei ihrer Suche nach einem Dach über dem Kopf abgewiesen, bis sie in diesem abgeschiedenen Hotel aufgenommen wurden), sagt etwas zu Demokratie und Meinungsfreiheit und bittet um Spenden für die IGAF.
Entstanden ist die IGAF im vergangenen Sommer, als René Kuhn in die Schlagzeilen kam, weil er als Präsident der SVP Luzern «linke Emanzen> als «zerlumpte Vogelscheuchen> bezeichnete, unter denen er sich in einem «Gruselkabinett> wähne. SVP-Präsident ist er seither nicht mehr, dafür hat er ein Buch geschrieben, indem er die Frauen zu mehr Weiblichkeit auffordert. Zum Beispiel weist er anhand einer italienischen Studie nach, dass das Tragen von High Heels die Beckenmuskulatur stärke und die Lust am Sex erhöhe.
Kein Lack an den Fingernägeln
Ausserdem führt er genauer aus, was man unter einer «zerlumpten Vogelscheuche> beziehungsweise linken Emanze zu verstehen hat: Sie trägt einen Jutesack statt einer Handtasche, sie latscht wie eine Ente durch die Landschaft, statt dass sie stolz die Brüste herausstreckt, sie trägt Männerschuhe oder Birkenstock-Sandalen, sie zieht «farbige Lumpen an, welche meist grün, gelb oder orange sind>, und hat eine «voluminöse, ungepflegte Wuschel-Haarpracht auf ihrem Kopf.> Ausserdem lackiert sie sich nicht die Fingernägel. So viel zum bisherigen intellektuellen Substrat der IGAF.
Der Saal ist mittelvoll. Ich zähle 12 Frauenköpfe und 75 Männerköpfe, davon 27 Glatzköpfe. Ein Organisator watschelt wie eine Ente durch die Gegend, statt dass er stolz die Brust herausstrecken würde. Es scheint, als seien die ästhetischen Ansprüche der Antifeministen an sich selbst tendenziell niedriger. Einer könnte direkt von einer Baustelle kommen. Ein Mann vor mir trägt einen granitgrauen Anzug mit einer Art Schulterstücken. An der Lehne hängt eine beigefarbene Jacke, die aussieht, als hätte er sie in der vorigen Nacht als Kopfkissen benutzt. Der neben ihm starrt mit offenem Mund nach vorne und wippt unablässig mit dem Stuhl. Der andere schaut traurig aus der Wäsche, seine Jeans sind ausgefranst, ausserdem unternimmt er wenig gegen seine Pickel.
Schuhe bei Dosenbach
Weiter vorne erblicke ich einige Gestalten, welche etwa genau das tragen, was man sich unter «grün-, gelb- und orangefarbenen Lumpen> vorstellen könnte. Ob ihre Frauen linke Emanzen sind? Es ist zumindest nicht mehr ganz auszuschliessen. Allgemein dominieren unüberlegte Frisuren, zu weite Lederjacken oder pastellfarbene Windjacken, und die meisten Schuhe sehen aus, als seien sie aus einer Ausverkaufs-Auslage bei Dosenbach gefischt worden. Die hohen ästethischen Ansprüchen, die Kuhn an die Damen stellt, werden beim Anti-Feministen-Treffen kaum erfüllt. René Kuhn übrigens trägt einen schwarzen Anzug, ein hellrosa Hemd und eine violette Kravatte. Sie ist etwas kurz gebunden.
Der zweite Vortrag heisst «Gleichstellung ist tot – Richtigstellung tut not.> Der Referent trägt ein weisses Leinenhemd und darüber einen schwarzen Sacko. Eine elegante Erscheinung, mit einer etwas gewagten Lesebrille: beige, mit bunten Flecken.
Der Mann, der Trottel
Nach ihm meldet sich nochmals der kleine Mann vom Flughafen und bittet die Besucher, nach dem Treffen mit Autos und nicht mit dem Öffentlichen Verkehr heimzufahren, da das auffällig wirken könnte. Verhaltener Applaus im Saal.
Der nächste Referent, im hellblauen Hemd mit glänzendem, grauen Kittel und einer marineblauen Kravatte regt sich darüber auf, wie der Mann heute in Film und Werbung als Trottel, die Frau aber als selbstbewusste Emanze dargestellt werde.
Georg Orwell und die feministische Gefahr
Nachdem der Präsident der Männerpartei das Parteiprogramm präsentierte, gibt es Mittagessen. Sanftes Klimpern und scheppern, in der Luft hängt der Geruch der Gasrechauds. Es gibt Gnocchi, Reis, Rindsgeschnetzeltes und geschmorte Rübli. Nach einer Stunde füllt sich der Vortragssaal wieder. Man plaudert, der Security-Mann streichelt flüchtig den Kopf eines Mädchens, das vor ihm hin und her tanzt, nimmt dann aber schnell die Hand zurück.
Langsam ist die Luft draussen. Nach dem Essen wird es langfädig. Der Redner spricht über die angebliche feministische Unterwanderung der Gesellschaft, zitiert George Orwell und beschwört die deutschen Zuhörer, dass die Schweiz kein Rechtsstaat sei, wie man immer meine. Der Mann vor mir spielt mit dem iPhone. Ein anderer verlässt den Saal mit Zahnpasta und Zahnbürste. Ich breche auch auf.
Persönliche Schicksale
Viel Neues gab es am ersten Antinfeministen-Treffen nicht zu hören. Die Redner berichteten darüber, dass Gleichstellung nicht Gleichberechtigung sei, dass nicht alle Feministinnen konstruktiv seien und über das Sorgerecht bei der Scheidung. Oft waren aber einfach diffuse Ängste gegenüber Frauen zu spüren.
Wer beim Treffen eine Versammlung von Machos vermutete, welche nach mehr High Heels und Lippenstift schreien, lag falsch. Den Gesprächsfetzen neben den Vorträgen konnte man entnehmen, dass viele der Anwesenden mit persönlicheen Schicksalen zu kämpfen haben. Sie haben Kampfscheidungen hinter sich und dürfen ihre Kinder nicht mehr sehen. Vor allem aber war die Unsicherheit spürbar, welche die Auflösung der traditionellen Geschlechter gerade bei Männern mittleren Alters hervorruft. Der Antifeminismus scheint mehr ein Hilferuf als ein Kampfschrei zu sein.
http://www.20min.ch/news/schweiz/story/21200005
LP 124 Claes Borgström, Schweden, geboren 1944 in Stockholm, Rechtsanwalt, unter-stützte Gudrun Schymans Vorschlag einer „Männersteuer“ – claes.borgstroem@advbyra.se
Der Anwalt steht mit seinem Werdegang für die schwedische «Feminismus-Variante>. 2000 bis 2007 amtierte Borgström als Schwedens «Gleichberechtigungs-Ombudsmann> und verlangte den Boykott der Fußball-WM in Deutschland: Dort sei mit fast 50 000 Zwangsprostituierten zu rechnen. Schweden dürfe solche Formen von Sklavenhandel nicht unterstützen. Die neue Frauenpartei «Feministische Initiative> unterstützte er mit der Forderung nach Anerkennung einer «kollektiven Männerschuld> für Gewalt an Frauen.
Borgström, der Anwalt der Beiden steht für die schwedische «Feminismus-Variante>. 2000 bis 2007 amtierte Borgström als Schwedens «Gleichberechtigungs-Ombudsmann> und verlangte den Boy-kott der Fußball-WM in Deutschland: Dort sei mit fast 50 000 Zwangsprostituierten zu rechnen. Er unterstützt die Frauenpartei «Feministische Initiative> fordert die Anerkennung einer «kollektiven Männerschuld> für Gewalt an Frauen.
Stockholm. Für viele ist es eine CIA-Verschwörung gegen die unliebsamen Wikileaks-Enthüllungen, und Julian Assange ist das Opfer.
In Stockholm selbst sehen manche die Festnahme des Internet-Aktivisten drei Monate nach dem Vergewaltigungs-Vorwurf einer Schwedin als logische Folge eines Sexualstrafrechts, das Sex bei einem klaren «Nein> des Partners besonders konsequent ahndet.
Claes Borgström, Anwalt der beiden Frauen, die Mitte August bei der Polizei gegen Assange ausge-sagt hatten, ging am Mittwoch in die Offensive, nachdem der 39-jährige Australier am Vortag in London auf Geheiß der schwedischen Justiz hinter Gitter gekommen war. Zur Erklärung von Assange, die beiden Schwedinnen hätten absolut einvernehmlich mit ihm Sex gehabt und seien nun ferngesteuert, meinte Borgström: «Er lügt, wenn er behauptet, dass meine Klientinnen Teil einer von den USA gelenkten Verschwörung gegen ihn und Wikileaks sind. Er weiß das ganz genau.Die Frauen seien zur Polizei gegangen, um sich «beraten zu lassen>, sagte Borgström in der Zeitung «Aftonbladet> weiter. Sie hätten einfach berichtet, was vorgefallen sei. «Als die zuständige Polizis-tin sah, um was es ging, hat sie das an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Und dann begannen die Ermittlungen.> Die jetzt als dritte Staatsanwältin seit August zuständige Marianne Ny wertete einen von fünf Vorwürfen als Verdacht auf Vergewaltigung.
Auf Vergewaltigung stehen in Schweden bis zu sechs Jahre Haft, bei «weniger groben> Fällen bis zu vier Jahre. Schwedens Polizei und Staatsanwaltschaft bewegen sich in einem seit mehr als zehn Jahren immer mehr von erklärten Feministen dominierten Umfeld: «Feminist> nennt sich in Schweden auch so gut wie jeder männlicher Politiker. Dass hier 1999 erstmals in der Welt jeder Kauf sexueller Dienste unter Strafe gestellt wurde, ist zum international stark beachteten Symbol geworden.
«Das sind zwei ganz normale schwedische Mädchen, die Assange für seine Arbeit bewundert ha-ben>, sagte Borgström. Vergewaltigung könne etwas anderes sein, als dass ein Mann hinter dem Busch hervorspringe und sich grob gewalttätig an einer Unbekannten vergehe. Und weiter: «Es gibt andere Methoden, jemanden zu Sex gegen den eigenen Willen zu zwingen. Das können zigtausende Frauen bezeugen.Details nennt Borgström nicht, bestätigte aber am Mittwoch zum ersten Mal indi-rekt, dass die Vorwürfe um Sex ohne Kondom gegen den Willen der Frauen kreisen: Sie hätten bei der Polizei auch erfragen wollen, wie sie sich mit Blick auf ein etwaiges HIV-Risiko verhalten soll-ten.
Der Anwalt steht mit seinem Werdegang für die schwedische «Feminismus-Variante>. 2000 bis 2007 amtierte Borgström als Schwedens «Gleichberechtigungs-Ombudsmann> und verlangte den Boykott der Fußball-WM in Deutschland: Dort sei mit fast 50 000 Zwangsprostituierten zu rechnen. Schweden dürfe solche Formen von Sklavenhandel nicht unterstützen. Die neue Frauenpartei «Fe-ministische Initiative> unterstützte er mit der Forderung nach Anerkennung einer «kollektiven Männerschuld> für Gewalt an Frauen.
Borgström ist mit diesen Positionen kein Außenseiter geworden. In Stockholm betreibt er sein An-waltsbüro zusammen mit dem sozialdemokratischen Ex-Justizminister Thomas Bodström und berät dessen Partei als Gleichberechtigungsexperte.
In Stockholm sind die meisten Beobachter überzeugt, dass Oberstaatsanwältin Marianne Ny mit ihrem Bestehen auf die Assange-Festnahme in London eher an möglichen Ärger mit Claes Borgst-röm als an den Druck aus Washington dachte. Wenngleich der immer härtere Kampf um die Wikil-eaks-Enthüllungen nach Überzeugung von «Dagens Nyheter> irgendwann wohl doch den Gang des Stockholmer Verfahrens beeinflussen könnte: «Es gibt schon das Risiko, dass die Festnahme von Julian Assange zu einem großen politischen Problem wird.> (dpa)
Jämo: Ni är ju som talibaner
HÅRDA ORD Jämställdhetsombudsmannen Claes Borgström är skarp i sin kritik mot svenskarnas sätt att tänka. Foto: SCANPIX Jämställdminister Sabuni ger svar på tal. Foto: ULF HÖJER
Borgström till attack mot svenska folket
Jämo går till attack mot svenska män och kvinnor:
Ni är som talibaner.
Nu sågas han av nye jämställdhetsministern.
- Förskräckligt. Det här är värsta avgrunden, säger Nyamko Sabuni (fp).
I en debattartikel i Dagens Nyheter liknar jämo Claes Borgström svenskar med talibaner.
- Jag står för det jag skrivit. I grunden har vi en likartad kvinnosyn i Sverige som bland talibanerna, säger han.
- Vi har en idé om att mannen är värd mer än kvinnan vilket visas i löneskillnader. Det delar vi med talibanerna. Vi har ett manssamhälle, som talibanerna. Men inte i samma grad.
Jämo nöjer sig inte med att göra en Gudrun Schyman och jämföra alla män med talibaner. Kvinnor är likadana, enligt Claes Borgström.
Upprörd
- Även kvinnor utgår många gånger från den manliga normen, det är därför kvinnor många gånger accepterar en situation de borde protestera emot, säger han.
Nya jämställdhetsministern Nyamko Sabuni blev upprörd när hon läste debattartikeln.
- Claes borde göra en resa till ett talibansamhälle och se hur kvinnorna där har det. Att jämföra deras situation med svenska kvinnors situation visar på brist på empati. Respektlöst, säger Nyamko Sabuni.
- Dessutom gör han jämställdhetsdebatten en björntjänst. Man får inte bra samarbetsarenor om man skuldbelägger män.
Inte förvånad
Claes Borgström blir inte det minsta förvånad över reaktionen.
- Alla delar inte uppfattningen att det finns en maktordning i vårt samhälle, säger han.
Kommer du att kunna samarbeta med den nya jämställdhetsministern när ni har så skilda åsikter?
- Det finns en lagstiftning som talar om vad Jämo ska göra. Jag arbetar efter den. Så det spelar ingen roll vilken typ av regering vi har, säger Claes Borgström.
http://www.aftonbladet.se/wendela/article444658.ab
Google Übersetzung: Harte Worte Ombudsmann für Gleichstellung Claes Borgström ist in seiner Kritik an der Schweden Denkweise scharf. Foto: SCANPIX Gleichstellung Minister Sabuni gibt Comebacks. Foto: Ulf ErhöhtBorgström griff die schwedische VolkJamo werde auf schwedische Männer und Frauen anzugreifen:Sie sind wie die Taliban.Jetzt ist er sägte die neue Ministerin für die Gleichstellung der Geschlechter.- Schrecklich. Das ist der schlimmste Abgrund, sagt Frau Sabuni (Liberale Partei).In einer Debatte Artikel in Dagens Nyheter, ähnlich den Ombudsmann für Chancengleichheit Claes Borgström Schweden mit den Taliban.- Ich stehe für das, was ich geschrieben habe. Im Wesentlichen haben wir eine ähnliche Sicht der Frauen in Schweden und den Taliban haben, sagte er.- Wir haben eine Idee, dass der Mann ist mehr wert als die Frau des Lohngefälles gezeigt. Dass wir gemeinsam mit den Taliban. Wir haben eine Gesellschaft von Männern, wie die Taliban. Aber nicht im gleichen Maße.Jamo daraus nicht nur eine Schyman und vergleichen Sie alle Männer mit den Taliban. Frauen sind die gleichen, nach Claes Borgström.Aufregen- Obwohl Frauen sind oft von der männlichen Norm, die, warum Frauen oft eine Situation, sie dagegen zu protestieren sollten akzeptieren, ist bezahlt, sagt er.Neue Ministerin für Gleichstellung von Frau Sabuni war verärgert, als sie die Debatte Artikel zu lesen.- Claes sollte einen Ausflug zu einem Taliban-Gesellschaft und sehen, wie Frauen dort haben es. Um ihre Situation mit den schwedischen Frauen-Situation zu vergleichen, zeigt einen Mangel an Empathie. Respektieren Loose, sagt Frau Sabuni.- Darüber hinaus macht er Gender-Debatte einen Bärendienst. Es sollte nicht ein guter Partner sein, wenn Sie Veranstaltungsorte Männer schuld.Nicht überraschtClaes Borgström ist nicht im geringsten an der Reaktion überrascht.- Alle gegen die These, dass es eine Machtstruktur in unserer Gesellschaft, sagt er.Wird es dir gelingen, mit der neuen Ministerin für Gleichstellungsfragen, zusammenarbeiten, wenn Sie so unterschiedliche Meinungen haben?- Es gibt Gesetze, was Jamo zu tun, zu sagen. Ich arbeite für sie. Also ist es egal, welche Art von Regierung wir haben, sagt Claes Borgström.
http://www.aftonbladet.se/wendela/article444658.ab
LP125 Manfred Köhnen, Soziologe und Genderberater – Tätigkeitsschwerpunkte Beratung zu Gender Budgeting und Gender Mainstreaming – seit 2007 leitet er das Unternehmen „Gleichstellung bewegen“ - http://www.xing.com/pubimg/users/c/9/f/a103e8dc0.3580018,2.jpg – mk@gleichstellung-bewegen.de – koehnen@gender-equality.de köhnen@genderkompetenz.info – www.manfred-koehnen.de
Manfred Köhnen ist Diplom-Soziologe und Organisationsberater im Politikfeld Gleichstellung der Geschlechter. Seit 2007 leitet er das Unternehmen "Gleichstellung bewegen" in Berlin. Außerdem war er tätig für für Competence Consulting, Potsdam (2004-2006), das GenderKompetenzZentrum an der Humboldt Universität Berlin (2008-2009) und arbeitet mit dem genderbüro und "Gender and Education" zusammen.
Er hat Beratungen und Fortbildungen durchgeführt für die Bundesregierung, die Landesregierungen von Berlin und Mecklenburg-Vorpommern sowie mehreren Berliner Kommunen, Dresden, Hannover und Dessau.
Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind die Beratung zu Gender Budgeting und Gender Mainstreaming, quantitative Analysen zu Gender Budgeting und zur Arbeitsmarktforschung. Er ist Mitbegründer der Bundesinitiative Gender Budget (BiG Budget) und Mitglied im "European Gender Budgeting Network".
http://www.gleichstellung-bewegen.de/index.php?id=6
http://www.genderkompetenz.info/genderkompetenz-2003-2010/handlungsfelder/haushaltbudget/aspekte
Es ist eine merkwürdige Gleichzeitigkeit. Frau Schröder veröffentlicht ihr antifmeministisches Buch und die ihr nachgeordnete Antidiskriminierungsstelle des Bundes veröffentlicht die Ergebnisse zum Pilotprojekt "Anonyme Bewerbungen".
Frau Schröder vertritt in ihrem Buch die These, dass ihre Generation keine Frauenförderung mehr nötig hat, weil sie selber emanzipiert ist. Weil sie gut ausgebildet sind und IM PRINZIP die Wahlfreiheit zwischen Familie und Beruf haben. Aaaaber nur im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten versteht sich. Frau Schröder vertritt dabei eine Oberklasseposition, deren Ignoranz kaum auszuhalten ist. Dieser Aspekt wurde im Freitag und von Maria Wersig sehr schön herausgestrichen.
Zeitgleich veröffentlicht die Antidiskriminierungsstelle des Bundes die Ergebnisse ihres Pilotprojektes. Große Firmen und Verwaltungen haben die Ergebnisse von Vorauswahlprozessen anhand der Bewerbungen dokumentiert und ausgewertet. Wenig überraschend ist das Ergebnis. Frauen, ältere Frauen und Männer, Mütter und Frauen und Männer mit Migrationshintergrund hatten in der Gruppe mit den anonymen Bewerbungen sehr viel höhere Chancen auf eine Einladung zum Bewerbungsgespräch. Sie wären sonst schon im Vorhinein ausgesiebt worden, obwohl ihre Qualifikationen hervorragend waren. Und viele von ihnen haben im Bewerbungsgespräch überzeugt. Weil sie nicht den Stereotypen entsprachen. Das belegt, dass Schröders liberalistisches Weltbild von der "Emanzipation als Wille und Vorstellung" auf dem Arbeitsmarkt doch enge Grenzen gesetzt werden.
Im Grunde waren die Ergebnisse des Pilotprojektes vorher bekannt. Vielfältige kleinere Studien mit Diskriminierungstests haben ganz ähnliche Ergebnisse erbracht. Diskriminierungstests funktionieren so, dass Arbeitgeber gleichwertige oder sogar gleiche Bewerbungen mit unterschiedlichen Namen und Foto zugesendet werden. (z.B. Internationale Arbeitsorganisation 1996)
Jetzt wäre es an der Zeit, sich Gedanken über eine verpflichtende Einführung anonymisierte Bewer-bungsverfahren zu machen. Denn es ist erstens ungerecht und zweitens eine Verschwendung von Arbeitskräftepotential dass weniger qualifizierte deutsche Männer den qualifzierteren Bewerbungen vorgezogen werden. Aber die zuständige Ministerin wird wie bei der Frauenquote in Aufsichtsrä-ten lieber noch 20 Jahre warten und dann eine freiwillige flexi-Lösung vorstellen.
Anonymisierte Bewerbungen sind ein Mittel für gerechtere und effizientere Organisationsentwick-lung. Sie können ein Teil von Gender Mainstreaming oder Diversity Prozessen sein. Und sie helfen dabei unbewusste Diskriminierungsprozesse zu vermeiden, um bessere und gerechtere Entschei-dungen zu treffen.
Aber da die Veränderung von Verfahren aufwendig ist und die wirtschaftlichen Erträge schwer zu berechnen, werden es wohl nur innovationsfreudige und an Gerechtigkeit orientierte Verwaltungen und Unternehmen einführen. Und die finden umfangreiche Informationen auf der Homepage der Antidiskriminierungsstelle, z.B. einen Leitfaden für Arbeitgeber.
http://www.gleichstellung-bewegen.de/index.php?id=9&tx_ttnews%5Btt_news%5D=35&cHash=c91a20838511be1a748a5217a...
LP126 Ernst Siegfried Hribernig (AUT), geboren 1951 in Graz – Autor und Unterneh-mensberater - ub-ehrib@aon.at – lebt heute in Paraguay
Ernst Hribernig. Ich bin 1951 in Graz (Österreich) geboren und habe in der Volksschule bereits Auf-sätze geschrieben die im Schaukasten ausgestellt wurden. Über vierzig Jahre habe ich immer wieder davon gesprochen ein Buch zu schreiben. Jetzt mit fünfzig ist es endlich so weit. In der Zwischen-zeit habe ich mehrfach den Beruf und den Wohnort gewechselt und lebte heute in Bad Reichenhall. Neben meiner schriftstellerischen Tätigkeit, das zweite Buch ist bereits im entstehen, übe ich den Beruf des Unternehmensberaters mit dem Schwerpunkt Vermittlung von Werkzeugen und Strate-gien im Umgang mit Menschen aus.
http://www.bod.de/index.php?id=296&objk_id=52489
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Sind Männer das nutzlose Geschlecht? Männer sind und waren es, die vorwiegend unsere Welt zer-stört haben und immer noch zerstören. Ihre persönliche Karrieregeilheit und der damit verbundene Drang der Beste zu sein lässt alle Vernunft in ihnen verstummen, welche ihnen sagen müsste, dass sie mit unserer Welt so nicht umgehen können wie sie es derzeit tun. Ein Mann hatte in der Steinzeit, und hat auch heute noch das Bedürfnis, sich eine Frau zu nehmen, sie zu besitzen was auch in unserer Sprache- "Er nahm sie zur Frau" zum Ausdruck kommt. Erst durch das Gefühl des Besitzens wird es ihnen möglich, seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und seine Männlichkeit auszuleben. Wer kann mit Bestimmtheit sagen, dass die Kultur des permanent ansteigenden Fortschrittes, die rasante wirtschaftliche Weiterentwicklung und die dadurch erst ermöglichte Emanzipations-bewegung der Frauen in der wir uns gerade befinden, nicht eine Lebensstrategie des Unterganges ist? Sind Emanzipation und Gleichberechtigung nur Schlagworte hinter denen nicht viel steckt, oder sind diese zwei Bestrebungen unserer Frauen Ereignisse, welche uns Männer langsam aber sicher zu überrollen beginnen?
http://www.amazon.de/Sind-M%C3%A4nner-das-nutzlose-Geschlecht/dp/3831127913
LP 127 Gerhard Hafner, Dipl. Psychologe, Berlin-Marzahn, Mannsarde gegen Männergewalt
Mansarde gegen Männergewalt
e.V. Kreuzbergstr. 71 - 10965 Berlin
Tel/Fax 030 - 7859825 eMail:
Mannsarde(AT)t-online.de
Konzeption eines Beratungs- und Wohn-Projekts gegen Männergewalt.
Mansarde gegen Männergewalt (Bisheriger Projektname: Männerhaus)
Auch:
Weiße Schleifen Kampagne
http://www.white-ribbon.ch/
Männer Büro
http://www.mannebuero.ch/
Männergewalt Der etwas andere Informationsdienst für Männer - Frauen und Geschlechterfragen info@@@maennerrat.de
http://www.maennerrat.de/maennergewalt.htm
Der Arbeitskreis Marzahn gegen häusliche Gewalt wurde Anfang 1999 von Mitarbeiter Innen des Bezirksamtes (Gleichstellungstelle, Jugendamt, Sozialamt), Polizei, psychosozialen Einrichtungen und der Volkssolidarität Marzahn gebildet. Damit soll erreicht werden, daß diese Gewalt nicht mehr als Kavaliersdelikt bagatellisiert und als das private Problem der Mißhandelten abgetan wird.
Der Arbeitskreis arbeitet häuslicher Gewalt präventiv entgegen, um Taten und deren Wiederholung zu verhindern.
Er will
* Frauen vor Mißhandlungen schützen und sie stärken, damit sie sich gegen Gewalt wirkungsvoll zur Wehr setzen können und ihr Recht auf Unversehrtheit respektiert wird,
* den Tätern Grenzen setzen und denjenigen entgegentreten, die Gewalt als Mittel der Lösung (familiärer) Konflikte tolerieren,
* in den Marzahner Institutionen Handlungsansätze umsetzen, um Täter zur Verantwortung zu ziehen und auf sie Druck auszuüben, damit sie ihr Verhalten ändern,
* den Kindern in den betroffenen Familien helfen; selbst wenn sie nicht direkt Opfer der Gewalt sind, so sind sie immer schwer belastet, oft sind sie geschockt und traumatisiert,
* Männer dazu aufrufen, sich für die Beendigung von Männergewalt öffentlich einzusetzen,
* gewaltfördernden Männerbildern entgegenzuarbeiten, nicht zuletzt damit sich Jungen nicht zu Tätern entwickeln.
Beratung für Männer - gegen Gewalt
Gewalt wird ganz überwiegend von Männern ausgeübt. Um dieses gesellschaftliche Problem bei der Wurzel zu packen, wendet sich die Beratungsstelle an Männer. Sie unterstützt Männer, ihren Taten ein Ende zu setzen.
Gewalttätiges Verhalten ist gelernt. Auch gewaltfreies Verhalten kann gelernt werden. Die Männer lernen
* die Übernahme der alleinigen Verantwortung für die Gewalt und ihre Folgen,
* zu erkennen, was sie dem Opfer der Gewalt (auch den Kindern) angetan haben,
* Kommunikationsformen, um Partnerschaftskonflikte gewaltlos zu lösen,
* den Umgang mit Ärger, Enttäuschung, Wut und Eifersucht etc.,
* eine Männlichkeit, die nicht nur gewaltfrei ist, sondern auch das gleichberechtigte Zusammenleben von Frauen und Männern anstrebt.
Die Beratung bietet
* eine persönliche Beratung für Männer, die in Ihrer Ehe/Partnerschaft oder in der Trennung gegen ihre Partnerin zu Gewalttaten neigen bzw. bereits gewalttätig geworden sind,
* einen Anti-Gewalt-Kurs, in dem Männer mit anderen Betroffenen in einer Gruppe lernen, ihre Gewaltbereitschaft abzubauen und mit Konflikten konstruktiv und gewaltfrei umzugehen,
* eine Telefon-Hotline. Beratung für Männer - gegen Gewalt Volkssolidarität Marzahn
Martha-Arendsee-Str. 4
D - 12681 Berlin-Marzahn
Tel/Fax 030 - 541 39 32
Außerhalb der Sprechzeiten: 030 - 785 98 25 Sprechzeiten (Gerhard Hafner, Dipl.Psych.): Freitags 15:00 bis 18:00 Uhr und nach Vereinbarung. Anti-Gewalt-Kurs: nach Voranmeldung. Die Beratung ist kostenlos. Das Projekt wird vom Bezirksamt Marzahn gefördert.
http://www.europrofem.org/contri/2_02_de/de-masc/05de_mas.htm
In der Bundesrepublik, das berichtet Gerhard Hafner, der mit dem gemeinnützigen Verein >Mannsarde - gegen Männergewalt« die deutsche Koordination übernommen hat, wird der 25. November, der >Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen«, zeigen, in welchem Maße die Kampagne greift. In Berlin startet eine mehrere Jahre dauernde Kampagne >Gemeinsam gegen Männergewalt«, das von einem vorwiegend aus Frauenprojekten bestehenden Bündnis getragen wird und dem Vorbild der Edinburgher >Zero Tolerance of violence against women and children« und der Münchner Kampagne >Aktiv gegen Männergewalt« folgt. Auch in vielen anderen deutschen Städten sind Veranstaltungen geplant (siehe Kasten).
Vorangegangen sind in diesem Jahr bereits Aktionen, an denen sich zahlreiche Vereine von Frauen und (kritischen) Männern beteiligten: In Hameln zum Beispiel erklärte die Herren-Handballmannschaft SG VfL/BHW Hameln als Träger der Weißen Schleife, sich öffentlich gegen Gewalt einsetzen zu wollen. Gerade Sportler, aber auch Pop-Stars machen sich gut als >Zugpferde« der Aktion, weil sie für Jugendliche eine besondere Vorbildfunktion haben.
Dass es dennoch Frauen sind, die mit power die >Weiße-Schleifen-Kampagne« auf den Weg bringen, findet Hafner, der als Psychologe gewalttätige Männer berät und soziale Trainingskurse für verurteilte Männer durchführt, nicht verwunderlich: >Frauen sind ungeduldiger beim Thema Männergewalt, Männer gehen schneller zur Tagesordnung über. Sie spüren diese Gewalt durchaus, aber anders als Frauen, indirekt. In meinen Gewaltgruppen erlebe ich Männer, die erst unter den Folgen ihrer Dominanzansprüche leiden, wenn ihre Ehen zerbrechen, die Kinder sie meiden.« Doch in der Regel wird über die Alltäglichkeit von Männergewalt hinweggesehen, weil die Vorstellung herrscht, >mich betrifft das nicht. Ende der neunziger Jahre haben Männergruppen auf dem Kudamm eine Aktion gestartet, eine Art >Führerscheinprüfung für künftige Ehemänner, bei der wir die Gewaltneigung testeten.«
http://www.freitag.de/2000/45/00451802.htm
LP 128 Christian Spoden, Jahrgang 1958, Supervisor und Gendertrainer aus Bremen, Ausbildung zum Spieltherapeuten für sexuell missbrauchte Kinder, Mitbegründer des Berliner Interventionsprogramms gegen häusliche Gewalt (BIG), Lehrtätigkeiten an der TU Berlin und verschiedenen Fachhochschulen -Verein mannege (Berlin) – Fachstelle Gewaltprävention Bremen
Datum: 13.01.1996
Ressort: Wirtschaft
Autor: Rosa Ortega und Christian Thiel
"Es ist ein toleriertes Phänomen"
Männergewalt und Grausamkeiten in der Partnerschaft
Zwei Berliner Vereine holen das Thema aus der Tabuzone
"Manche Männer brechen nicht nur die Herzen ihrer Frauen" - so soll es demnächst auf den Plakat-wänden Berlins zu lesen sein. Das Foto dazu zeigt ein Röntgenbild: den gebrochenen Schädel einer Frau.
Harte Worte, harte Bilder. Häusliche Gewalt gegen Frauen ist eines der Tabuthemen unserer Gesell-schaft. Die Plakataktion vom Verein "mannege" soll auf das Problem Männergewalt aufmerksam machen.
Christian Spoden, Mitarbeiter bei "mannege", berichtet von vielen schockierenden Fällen: Ein Mann schlägt seine Frau krankenhausreif, bricht ihr den Kiefer. Sie hatte mit einem anderen geflirtet. Ein anderer Mann sticht seiner Frau ein Messer in den Bauch. Sie ist im Beruf erfolgreicher, verdient mehr Geld. Diese "Demütigung" erträgt er nicht.
Schätzungen zufolge werden in der Bundesrepublik jährlich vier Millionen Frauen mißhandelt. Re-aktionen von seiten der Gesellschaft bleiben jedoch in den meisten Fällen aus. Niemand will sich einmischen, denn die Mißhandlungen werden als Privatsache abgetan. Schlagende Männer haben in der Regel keine Sanktionen zu fürchten.
Bloß ein blaues Auge
Natürlich sind nicht alle Fälle von Gewalt gegen Frauen so brutal wie die genannten Beispiele. Die Formen der Gewalt reichen von lebensgefährlichen Verletzungen bis zu verbalen Kränkungen und psychischem Terror. Das Problem jedoch bleibt dasselbe. "Häusliche Gewalt gegen Frauen ist ein toleriertes Phänomen", sagt Gerhard Hafner vom Verein "Mannsarde". "Die alltägliche häusliche Gewalt, die ,nur` mit einem blauen Auge oder mit kleineren Verletzungen endet, ist ja für viele nicht der Rede wert. Es sei denn, es sind Prominente daran beteiligt."
Männer schlagen Frauen aus Frust, zur Strafe, um sie zu demütigen oder weil Argumente ausgegan-gen sind.
Der Verein "Mannsarde" arbeitet ausschließlich mit Männern, die ihre Frauen oder Kinder geschla-gen haben. "Mannege" bietet zusätzlich allgemeine Beratungen für Männer und Väter an.
Beide Vereine versuchen, gewalttätig gewordenen Männern aus der Gewaltspirale herauszuhelfen. "Niemand muß jemand anderen schlagen. Es gibt immer Möglichkeiten, gewaltfrei zu reagieren, wenn man nur will." Hinweise dieser Art gibt Christian Spoden regelmäßig. Rechtfertigungen der Männer, sie hätten die Kontrolle über sich verloren oder die Frau habe die Prügel herausgefordert, sind an der Tagesordnung.
Auch Gerhard Hafner kennt dieses Phänomen: "Viele Männer sagen, sie wissen gar nicht, was ihnen ,passiert` ist. Ihnen ist die Hand ,ausgerutscht`. Die Frau hat etwas Provozierendes gesagt, und plötzlich hat sie ein blaues Auge gehabt. Für die Täter ist es, als hätte ein anderer zugeschlagen."
Ein wichtiges Ziel der Beratungen ist deshalb, den Männern ihr Verhalten bewußtzumachen. Auch die Ursachen werden zusammen erforscht. Durch Gespräche, Rollenspiele und andere Methoden werden dann Verhaltensalternativen probiert und eingeübt.
Die Männer kommen in die Beratung, weil sie von anderen Stellen, zum Beispiel einer Alkoholbe-ratung, zu "mannege" oder zu "Mannsarde" geschickt werden. Viele kommen, weil sich die Frau von ihnen getrennt hat oder sich trennen will. Sie wollen die Frau zurückhaben, möglichst ohne sich zu ändern.
Frauen rufen an
In vielen Fällen nehmen die Partnerinnen den ersten Kontakt zur Beratungsstelle auf. Erst dadurch bringen sie den Mann dazu, selbst Hilfe aufzusuchen.
Um zu vermeiden, daß die Opfer mitsamt ihren Kindern ins Frauenhaus flüchten müssen, versucht "Mannsarde" ein stationäres Projekt - das Stadthaus - ins Leben zu rufen. "Die Frauen und ihre Kinder sollen in der häuslichen Umgebung bleiben. Statt dessen kommt der Mann in eine Unter-bringung. Dort muß er für einen gewissen Zeitraum eine Beratung wahrnehmen. Er soll zusammen mit anderen Männern lernen, gewaltfrei zu leben", erklärt Gerhard Hafner die Idee des Stadthauses.
Ein ähnliches Projekt existiert bereits in Melbourne, Australien. Dort machen die betroffenen Män-ner und Frauen gute Erfahrungen mit der stationären Betreuung. "In einer Großstadt wie Berlin be-steht durchaus auch Bedarf für ein solches Projekt", meinen die Sozialarbeiter der Beratungsstellen.
Nur Schulterklopfen
Von vielen Politikern gelobt, steht die Finanzierung des Projekts dennoch in den Sternen. "Das ist ein häufiger Widerspruch", resümiert Gerhard Hafner, "daß man im Gespräch mit Politikern und Politikerinnen ein kräftiges Schulterklopfen bekommt, aber Geld gibt's dann eben trotzdem nicht."
Dies gilt nicht nur für die Finanzierung des Stadthauses, sondern auch für die Arbeit der Vereine selbst. Und für die Plakataktion von "mannege" gegen Gewalt in Beziehungen fehlt bislang auch noch ein Geldgeber. "Das Konzept liegt fertig in der Schublade", sagt Christian Spoden. "Sobald wir die nötigen 15 000 Mark zusammenhaben, kann es losgehen."
mannege - Information und Beratung für Männer e.V., Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag 16 bis 18 Uhr, Mittwoch 11 bis 13 Uhr. Haus der Demokratie, Zimmer 304, Friedrichstraße 165, 10117 Berlin-Mitte, Telefon: 2 08 21 57.
http://www.europrofem.org/contri/2_02_de/de-masc/05de_mas.htm
LP 129 August-Wilhelm Scheer, geboren 1941 in Lübbecke (Westfalen), ehem. Präsi-dent Bitkom und Aufsichtsrat bei SAP – august-wilhelm.scheer@dfki.de
71 Prozent der Frauen in Deutschland nutzen das Internet und haben so mit den Männern (73 Pro-zent) nahezu gleichgezogen. Auch sind männliche Internetnutzer mit durchschnittlich 146 Minuten pro Tag nicht mehr sehr viel länger online als Frauen mit etwa 130 Minuten. Das ergab eine am Sonntag veröffentlichte Umfrage der Meinungsforschungsinstitute Forsa und Aris. Auftraggeber war der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom). Vor zwei Jahren nutzten erst 60 Prozent der Frauen das Netz.
Andere Klischees behalten ihre Gültgkeit: Beim Nutzen der kommunikativen Möglichkeiten im Internet liegen Frauen vorne. So sind vier von fünf weiblichen Nutzern Mitglied in mindestens einer Internet-Gemeinschaft wie etwa Facebook. Bei Männern sind es erst drei Viertel. Für letztere sind Computer als Statussymbol deutlich wichtiger als für Frauen. In der Umfrage gaben 17 Prozent der Männer an, der PC sei ihnen als Statussmbol wichtig. Unter den Frauen waren es nur acht Prozent. "Frauen vernetzen sich, Männer tragen Geräte zur Schau", kommentierte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer die Zahlen.
Auch an der Uni bleibt alles beim Alten. Im Fach Informatik ist laut Bitkom nicht einmal ein Fünftel (18,4 Prozent) aller Studierenden weiblich, im Fach Elektrotechnik ist es sogar nur ein Zehntel (9,8 Prozent). (dpa)
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bitkom-Umfrage-Frauen-holen-im-Internet-auf-1229036.html
„In der Hightech-Branche sind Frauen drastisch unterrepräsentiert”, sagte Bitkom-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer anlässlich des Spitzentreffens. “Wir brauchen mehr Expertinnen mit technischen Qualifikationen und Frauen in Führungspositionen.” Der Verband kündigte die Initia-tive Frauen in die IT an. Zu den geplanten Maßnahmen gehören ein freiwilliger Kodex für die Unternehmen, Praxis-Leitfäden sowie ein Preis, mit dem künftig einmal jährlich Frauen für heraus-ragende Leistungen im Hightech-Sektor ausgezeichnet werden. Zudem erhalten Expertinnen und Managerinnen im Bitkom eine Plattform für den Aufbau eines eigenen Netzwerkes.
Nach einer Analyse der Personalberatung Kienbaum für den Bitkom sind derzeit lediglich 17 Pro-zent aller IT-Experten in Deutschland Frauen. Nur 6 Prozent der Führungspositionen im IT-Bereich sind von Frauen besetzt. “Der geringe Frauenanteil bei IT-Experten verwundert nicht, denn nur we-nige Frauen absolvieren eine Berufsausbildung oder ein Studium in diesem Bereich”, sagte Scheer. Lediglich 18 Prozent aller Studienanfänger in der Informatik seien weiblich. Bei den IT-Ausbildungsberufen seien es sogar nur 9 Prozent.
Scheer: “In dieser Situation sind hohe, gesetzlich festgelegte Quoten für Frauen in Führungspositi-onen in der ITK-Branche kaum zu erreichen.” Selbstverpflichtungen seien insbesondere für die vie-len mittelständischen Hightech-Unternehmen der bessere Weg. Scheer appellierte zudem an die Politik, die Betreuung für Kinder und Jugendliche zu verbessern: “Die besten Firmenprogramme helfen wenig, wenn Betreuungsangebote fehlen, um Familien mit berufstätigen Eltern zu entlasten.”
http://www.silicon.de/41551049/itk-branche-fuehrung-ohne-frauen/
LP 130 Ulrich Mäurer, SPD, geboren 1951 in Höhr-Grenzhausen, Studium der Rechts-wissenschaften in Marburg und Bremen, Senator für Inneres und Sport
Auch Sportsenator Ulrich Mäurer (SPD) hob hervor, wie wichtig es sei, gegen ein solch aktuelles Thema wie sexuelle Belästigung präventiv vorzugehen. „Überall dort, wo Erwachsene mit Kindern und Jugendlichen zusammentreffen, ergeben sich so genannte Tatgelegenheiten“, so Mäurer. Aus diesem Grund halte er es auch für unerlässlich, nicht nur in Schwimmbädern, sondern allgemein im Kinder- und Jugendsportbereich präventive Maßnahmen anzuwenden. „Die Kampagne der Bremer Bäder ist hierzu eindeutig ein Schritt in die richtige Richtung“, fasste Mäurer zusammen.
http://www.kreiszeitung.de/nachrichten/bremen/kampf-gaffern-1212456.html
Gewalt ist keine Privatangelegenheit
Kriminalität Stalking und häusliche Gewalt sind stärker enttabuisiert und werden öfter zur Anzeige gebracht
Häusliche Gewalt und Stalking werden in Bremen immer häufiger angezeigt. Zum Internati-onalen Tag gegen Gewalt an Frauen haben Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) und die Zentralstelle zur Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF) gestern aktuelle Zahlen vorgelegt.
Die Anzeigen von häuslicher Gewalt stiegen 2008 leicht auf 2.161 an, Stalking wurde in 353 Fällen angezeigt. Dies sind die ersten Zahlen zu Stalking in Bremen, da es erst seit April 2007 als Straftatbestand gilt. "Nachstellen ist der technische Begriff dafür", erklärte Mäurer. Das reiche von Telefonterror bis zum Überschütten mit nicht bestellten Versandhauswaren. Mitarbeiter von Polizei und Staatsanwaltschaft seien speziell geschult und feste Ansprech-stellen für Opfer eingerichtet worden. "Dort weiß man, wie schwierig es für Betroffene ist, wenn es in der Familie oder im privaten Umfeld zu solchen Vorfällen kommt", sagte Mäurer.
Brigitte Melinkat von der ZGF führt das steigende Anzeigeverhalten auf die Enttabuisierung von häuslicher Gewalt zurück. "Sie gilt nicht mehr als Privatangelegenheit von Paaren", sagte sie, "sondern wird als gesellschaftlicher Missstand geächtet". Immer häufiger kämen Anzeigen auch aus dem sozialen Umfeld. "Das ist ein gutes Zeichen", so Melinkat, "die Op-fer werden weniger allein gelassen". AG
http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ra&dig=2009/11/25/a0021&cHash=46d0ac9ec4
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 131-140
LP 131 Michael Sommer, DGB, geboren 1952 in Büderich (NRW), Sohn einer Kriegs-witwe, Studium der Politikwissenschaften, Bundesvorsitzender der Vereinigten Dienstleis-tungsgewerkschaft ver.di
Der Chef des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) Michael Sommer fordert im Abend-blatt die Einführung der Frauenquote und einen Mindestlohn von 8,50 Euro, um die Situation der Frauen zu verbessern
In der Debatte um die Gleichstellung von Frauen in der Arbeitswelt hat der Vorsitzende des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB), Michael Sommer, einen gesetzlich geregelten Frauenan-teil für Spitzenpositionen in der Wirtschaft gefordert. "Wir brauchen eine gesetzliche Frauenquote, denn die Selbstverpflichtung der Unternehmen hat in den vergangenen Jahren nichts gebracht“, sag-te Sommer dem Abendblatt.
Darüber hinaus forderte der FDGB-Chef, die soziale Situation der Frau in der Gesellschaft insge-samt zu stärken. Die größte Gruppe der Niedriglöhner seien Frauen, die größten sozialen Probleme hätten alleinerziehende Frauen, sagte Sommer. Er betonte: "Wirklich helfen würde den Frauen ein flächendeckender Mindestlohn von 8,50 Euro.“
http://www.abendblatt.de/politik/article1866613/DGB-Chef-Sommer-fordert-gesetzliche-Frauenquote.html
Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, hat seine Forderung nach einer Frauenquote in der Wirtschaft bekräftigt. "Wir brauchen eine gesetzliche Frauenquote, denn die Selbstverpflichtung der Unternehmen hat in den vergangenen Jahren nichts gebracht", sagte Sommer dem "Hamburger Abendblatt" vom Dienstag. Zudem müssten die Frauen aber auch durch einen allgemeinen Mindestlohn gestärkt werden. Frauen seien die größte Gruppe der Niedriglöhner, und die größten sozialen Probleme hätten alleinerziehende Mütter, sagte Sommer. "Wirklich helfen würde den Frauen ein flächendeckender Mindestlohn von 8,50 Euro", wiederholte er eine Forderung des Gewerkschaftsbundes.
DGB fordert Frauenquote für Firmen
Sommer: Freiwillige Vereinbarungen helfen nicht. Große Gehaltsunter-schiede Von Christoph B. Schiltz
Nach dem Willen der deutschen Gewerkschaften soll es künftig Frauenquoten in der Wirtschaft geben. "Der Gesetzgeber sollte Frauenquoten für die Unternehmen festlegen", sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer, der WELT. Derartige Quoten würden sicherstellen, dass Frauen ausreichend in den unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen und gerade auch in Führungspositionen vertreten seien.
Die Praxis der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass freiwillige Vereinbarungen zur Frauenförderung im Betrieb nicht weiterhelfen würden. Sommer: "Bisher sind Frauen kaum im Vorstand großer Unternehmen vertreten. Diese Entwicklung muss dringend korrigiert werden."
Zudem forderte der DGB-Chef eine bessere Kinderbetreuung. "Wichtig ist, dass die Ganztagsbetreuung von Kindern ausgebaut wird, insbesondere die Ganztagsschulen. Dies gibt Frauen mehr Zeitsouveränität und eröffnet ihnen die Möglichkeit, in das Berufsleben zurückzukehren."
Nach Angaben der Bundesregierung liegt der Frauenanteil in Management-Positionen lediglich bei elf Pro-zent. Zum Vergleich: In den USA sind 46 Prozent und in Kanada 42 Prozent in Führungspositionen vertreten.
Unterdessen hat die Unternehmensberatungsgesellschaft Kienbaum ermittelt, dass Frauen in Toppositionen in Deutschland weiterhin deutlich weniger verdienen als Männer. Kienbaum-Berater Christian Näser: "Generell kann man sagen, dass Frauen in der Informationstechnologie durchschnittlich zehn Prozent weniger verdienen als Männer - in allen anderen Bereichen sind es sogar 20 Prozent."
Die Bundesregierung wollte im vergangenen Jahr - entsprechend der Koalitionsvereinbarung von 1998 - ein Gesetz zur Frauenförderung in den Betrieben vorlegen. Nach heftigen Protesten aus der Wirtschaft verzich-tete die rot-grüne Koalition schließlich auf dieses Gesetzesvorhaben. Stattdessen vereinbarten die Spitzen-verbände der deutschen Wirtschaft mit der Bundesregierung, die Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft zu fördern.
In dieser Vereinbarung wird den Unternehmen empfohlen "Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit als Unternehmensphilosophie zu verankern und durch verbesserte Kommunikation nach innen und nach außen bekannt zu machen." Zudem sollten jungen Eltern flexible Arbeitszeiten angeboten werden.
http://www.welt.de/print-welt/article404676/DGB-fordert-Frauenquote-fuer-Firmen.html
LP 132 Christian Weber, Besuch der Deutschen Journalistenschule, dann Redaktionsleiter beim Magazin Süddeutsche Zeitung Wissen, zuletzt Redakteur im Wissen Teil der Süddeutschen - E-Mail: abp@a-b-p.de
Wer sein Unternehmen nicht ruinieren möchte, sollte keine männlichen Runden egomanischer Eierköpfe zusammenrufen, sondern die Zahl der Frauen im Team erhöhen. Das steigert die kollektive Intelligenz.
Wenn Frauen im Raum sind, steigt die kollektive Intelligenz. (© iStock)
Eine im Fachmagazin Science (online) veröffentlichte Studie bestätigt jedoch die Vermutung, dass die kollektive Intelligenz der Gruppe tatsächlich größer sein kann als die Summe der Einzelintelligenzen:
Das Forscherteam um die Psychologin Anita Williams Woolley von der Carnegie Mellon University teilte insgesamt 699 Versuchspersonen in zwei- bis fünfköpfige Gruppen ein. Diese sollten gemeinsam Lösungen für verschiedene kognitive Aufgaben erarbeiten. Dabei ergab sich, dass die Gruppen deutlich bessere Arbeit leisteten als Probanden, die sich einzeln mit den Tests beschäftigen.
Noch überraschender war, dass die Testergebnisse weder mit der Durchschnittsintelligenz der Gruppe anstiegen, noch mit den Intelligenzwerten des begabtesten Mitgliedes.
Die Analyse der Daten ergab jedoch, dass die Zahl der Frauen im Team die kollektive Denkleistung statistisch signifikant erhöhte. "Das war eine Überraschung", sagt Co-Autor Thomas Malone vom Massachusetts Institute of Technology. "Die Studie zielte gar nicht darauf ab, einen Geschlechter-Effekt zu erkennen."
Die Forscher glauben nicht, dass das Geschlecht die entscheidende Variable ist. Vielmehr habe die Studie gezeigt, dass das Arbeiten in Gruppen dann am produktivsten ist, wenn die Teilnehmer soziales Einfühlungsvermögen besitzen. Sie müssen also fähig sein, die Emotionen der anderen zu erkennen.
Umgekehrt schade es der kollektiven Intelligenz, wenn die Diskussion von einer Person dominiert werde, sei sie noch so intelligent. Die Autoren empfehlen deshalb, bei der Zusammensetzung von Arbeitsteams auf persönliche Qualitäten zu setzen. Wer also ein Unternehmen ruinieren möchte, ruft am besten regelmäßig männliche Runden egomanischer Eierköpfe zusammen.
http://www.sueddeutsche.de/karriere/teamarbeit-mit-frauen-besser-denken-1.1006879
LP 133 Ferdinand von Schirach, geboren 1964 in München, Strafverteidiger (spezialisiert auf Strafrecht) und Schriftsteller in 10719 Berlin, Meinekestrasse 7 - http://www.schirach.de http://www.welt.de/img/dc5-images/crop102093439/5420718629-ci3x2l-w580-aoriginal-h386-l0/bs-01-16-DW-Kultur-Frankfurt...
über Feminismus und Justiz
"Mad Men" ist eine Serie über eine amerikanische Werbeagentur. Sie wurde von Matthew Weiner erfunden, der auch Drehbücher für "Die Sopranos" verfasste. Die Filme sind phantastisch. Das ZDF-Programm Neo bewarb sie mit dem Trailer: "Hinter jeder erfolgreichen Frau steht ein Mann, der ihr auf den Arsch glotzt." Das könnte man auch freundlicher sagen, aber der Satz trifft es. Die frühen sechziger Jahre werden - politisch völlig unkorrekt - in jedem Detail nachgezeichnet: Alle rauchen unglaublich viel und trinken zu jeder Tageszeit, die Frauen tragen spitze BH und enge Korsagen, sie werden von den Männern richtig schlecht behandelt.
In der ersten Folge sitzt eine Sekretärin bei einem Frauenarzt auf einer gynäkologischen Liege und liest. Der Arzt zündet sich eine Zigarette an und nimmt ihr das Buch aus der Hand. Sie legt sich hin. Der Arzt sitzt rauchend zwischen ihren Beinen. Er sagt: "Sie interessieren sich für die Antibabypille? Ich verurteile niemanden einfach so. Es ist nicht falsch, wenn eine Frau eine praktische Einstellung zu sexuellen Aktivitäten hat ... Spreizen Sie die Knie ... Obwohl ich sehr hoffe, dass die Frau, die man als Arzt so unterstützt, sich nicht in eine Art Wanderpokal verwandelt. Aber ich warne Sie: Ich setze das Präparat ab, wenn Sie es missbrauchen." Er schreibt ein Rezept aus, die Pille kostet elf Dollar pro Monat. Zur Verabschiedung sagt er: "Aber hüpfen Sie jetzt nicht durch alle Betten, um Ihr Geld wieder reinzukriegen."
In Deutschland gibt es zurzeit eine Art Feminismusdebatte. Ausgelöst haben sie die junge Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, 33, und die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer, 68. Vor vier Wochen gab Kristina Schröder dem SPIEGEL ein Interview. Über ihre Antworten konnte man, höflich gesagt, nur verwundert sein. Auf die Frage, ob der Feminismus die Frauen glücklicher gemacht habe, sagte sie: "Ich glaube, dass zumindest der frühe Feminismus teilweise übersehen hat, dass Partnerschaft und Kinder Glück spenden." Der Arzt aus "Mad Men" hätte der Ministerin zugestimmt - das Buch, das er seiner Patientin aus der Hand nimmt, trägt den Titel: "Es ist Ihre Hochzeitsnacht. Wie man eine gute Ehefrau wird".
Als der Ministerin vorgehalten wird, dass von 185 Dax-Vorständen 181 männlich seien, kommt noch Erstaunlicheres: Eine Frauenquote in der Wirtschaft bedeute die Kapitulation der Politik, Wirtschaft sei für sie in erster Linie freies Handeln ohne staatliche Vorschriften. Sie sagt das tatsächlich im Jahr 2010. Die Finanzkrisen liegen noch nicht einmal hinter uns, fehlende staatliche Aufsicht hätte uns beinahe ruiniert.
Kristina Schröder konnte nur Ministerin werden, weil es Frauen wie Alice Schwarzer gibt Schlimmer aber ist, dass Kristina Schröder von sich aus nicht anerkennt, dass sie nur Ministerin werden konnte, weil es Frauen wie Alice Schwarzer gibt. Natürlich, nach einer Revolution mag niemand mehr die Revolutionäre, sie sind zu laut, sie scheinen nicht mehr in die Zeit zu passen. Und es ist auch wirklich nicht leicht, Alice Schwarzer zu mögen - zurzeit schreibt sie Grobheiten in der "Bild" über einen Vergewaltigungsprozess, sie liegen weit unter ihrem Niveau. Kristina Schröder muss sich kein Bild von Alice Schwarzer auf den Nachttisch stellen. Aber sie muss sich bewusst sein, dass sie nur wegen der anstrengenden Feministinnen der siebziger Jahre das werden konnte, was sie ist - das ist keine Schande, und sie sollte sich diese Erkenntnis nicht erst von Journalisten am Ende eines Interviews abnötigen lassen. Sie hat als Familienministerin die Interessen der Frauen zu vertreten. Was sie in dem Interview sagte, war nicht nur albern, vor allem war es falsch.
Am 2. Juli 2001 schlossen Bundesregierung und Wirtschaft eine Vereinbarung, sie sollte die Chancengleichheit von Frauen und Männern fördern. Die Bundesregierung hatte sich dabei verpflichtet, so lange nicht durch Gesetze einzugreifen, wie die Vereinbarung tatsächlich umgesetzt wird. Zunächst auf Freiwilligkeit zu setzen ist in einer Demokratie vernünftig. Das Problem ist nur: Die Vereinbarung wird nicht umgesetzt. Das Ministerium erklärt das sogar selbst. Auf der Internetseite dort heißt es: "Der Anteil von Frauen in Führungspositionen bleibt in der Privatwirtschaft ebenso wie im öffentlichen Dienst deutlich hinter den Erwartungen zurück."
Die Betonung liegt auf "deutlich", die Zahlen sind erschreckend. Betrachtet man die Frauen in Führungspositionen, liegt Deutschland weit unter dem europäischen Durchschnitt (26,5 Prozent zu 32,3 Prozent). In Frankreich ist die Quote bei 37,8 Prozent, in Litauen sogar bei 44 Prozent. Unter den Vorständen der 200 größten Unternehmen in diesem Land gibt es nur 3 Prozent Frauen. Und eine McKinsey-Studie hat die Frauenquote in den Vorständen von 362 börsennotierten Unternehmen in den Industrie- und Schwellenländern untersucht. Das Ergebnis bestätigt den Trend: Deutschland und Indien teilen sich den letzten Platz. Das alles lässt sich nicht damit abtun, dass Frauen Konkurrenzkampf nicht mögen.
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,732882,00.html
LP 134 Holger Marcks, geboren 1981 in Berlin, Redakteur der Wochenzeitung „Junge World“ und Mitglied der Gewerkschaft FAU
Holger Marcks (Berlin, geb. 1981): studiert Geschichte, Soziologie und Islamwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Mitglied des Bildungssyndikats der Freien ArbeiterInnen-Union Berlin, seit 2005 Redaktionsmitglied der FAU-Zeitung Direkte Aktion. Autor diverser Artikel zu Theorie und Geschichte des Syndikalismus sowie zu aktuellen Gewerkschaftsthemen. Seiffert, Matthias
Vergesst Kriege, Ausbeutung und Massenverarmung! Das große Problem unserer Zeit lautet: die Unterdrückung des Mannes. Das meinen zumindest die Maskulisten. Und deshalb sollte Ende Oktober in der Schweiz das 1. Antifeminismus-Treffen stattfinden. Mit von der Partie waren auch Vertreter aus der deutschen „Männerbewegung“. Ob das Treffen, das wegen einer linken Gegenkampagne an einen geheimen Veranstaltungsort verlegt werden musste, wirklich stattfand, war zum Redaktionsschluss noch nicht ausgemacht. So oder so – es wurde sicher viel gejammert.
Das beklagte Übel der Maskulisten ist der Feminismus, gegen den sie ihren „Kreuzzug“ ausfechten. Es ist vor allem ein virtueller Kampf. Zornig sitzen sie hinter Computern und kommentieren im Internet, was das Zeug hält. Wird im Netz ein relevantes Thema ausgemacht, schieben sie sich den Link zu und stürzen sich im Rudel auf den Kommentarbereich. Und wenn irgendwo die Kommentar-Funktion geschlossen wird, weil die SeitenbetreiberInnen das hysterische Gespamme und autistische Gebrabbel aus Verschwörungstheorien und Pseudo-Wissenschaft leid sind, vermuten sie dahinter gleich die „Frauenlobby“. „Bloß nicht zulassen, dass die Wahrheit vom Bürger ausgesprochen wird“, weiß ein Maskulist derlei Maßnahmen zu bewerten.
In seinem verschwörungstheoretischen Wahn geht manch Jammerlappen so weit, von einer „Femokratie“ zu sprechen. Die Gesellschaft sei derart feminisiert, dass Männer mittlerweile benachteiligt seien. Lohngefälle zwischen Männern und Frauen? Unsinn! Frauen kassierten doch massenhaft Unterhalt. Dass knapp 90% der Alleinerziehenden nun mal Frauen sind, scheint keine Rolle zu spielen, ebenso wenig die Frage, was die einzelne Frau von solchen Transferleistungen hat, wenn ihr in der Arbeitswelt bestimmte Aufstiegsmöglichkeiten verwehrt werden. Gleichzeitig weißt man anklagend darauf hin, dass der Löwenanteil der Steuerzahlungen von Männern aufgebracht werde. Ein Indiz für die ökonomische Ausgrenzung von Frauen mag man darin natürlich nicht sehen. Auch das Thema häusliche Gewalt hat es den Maskulisten angetan. Es seien heute mehrheitlich Frauen, die solche Gewalt ausübten, während Männer, die das öffentlich machten, verspottet würden.
Die Maskulisten sind empört: Jeder, der diese „Wahrheiten“ ausspreche, werde gleich mit „Denkverboten“ bestraft, so etwa, indem man sie mit dem Etikett „rechts“ belege. Vor allem gegen den Autor einer Expertise der Friedrich-Ebert-Stiftung erheben sie Vorwürfe. Pauschal würde er die Männerbewegung, der es doch nur um Gerechtigkeit gehe – und „das hat mit links und rechts doch gar nichts zu tun“ – in die Nazi-Ecke rücken. Das tut dieser zwar gar nicht, sondern verweist vielmehr auf Überschneidungen mit rechten Denkstrukturen, solch analytischer Weitblick scheint den Möchtegern-Al-Bundys aber zu hoch zu sein. „Ich habe den Eindruck, hier versuchen feministische IdeologInnen sich gegen Kritik zu immunisieren, indem sie alle ihre Kritiker einfach als "rechts" etikettieren“, mutmaßt ein aufgebrachter Maskulist.
Dabei ist die Expertise noch recht zurückhaltend. Denn dieselben, die sich über derlei Etikettierung beschweren, mischen gleich im nächsten Thread zum Thema Sarrazin munter mit. Auch der spreche natürlich nur die „Wahrheit“ aus. Man muss kein großer Diskursanalytiker sein, um die rechten Affinitäten zu erkennen: das Gejammer, der Minderwertigkeitskomplex, die Verschwörungstheorien, der Autismus in der sozialen Wahrnehmung, die biologistische Kategorisierungen, der Mangel an identitärer Reflexion… Es ist schon absurd, dass man heutigen Sexisten und Rassisten erklären muss, was Sexismus und Rassismus ist.
Eine Gefahr sind die Maskulisten dennoch nicht – auch wenn sie das gerne wären. Sprachlich und inhaltlich befinden sie sich ganz auf einem vorpubertären Igitt-Mädchen-Niveau. Sie vermitteln dabei weniger ein Bild von protzigen Machos als von gescheiterten und kläglichen Persönlichkeiten, die ihre Freizeit hinter einer Modelleisenbahn verbringen und ihre Wäsche bei Mutti waschen lassen. Sofern sie Beziehungen haben, landen sie sicher bei Partnerinnen, die ganz ihrer eigenen Kläglichkeit entsprechen – derlei ist nämlich geschlechtsunabhängig. Schlechte persönliche Erfahrungen und ihr sozialer Autismus treiben sie dann wohl dazu, ihre eigene Jämmerlichkeit in der Projektion auf alltagstaugliche Feindbilder zu kompensieren. Manchen dient dafür „der Ausländer“, anderen „der Sozialschmarotzer“ und den Maskulisten eben „die Frau“ – oder alle drei.
www.direkteaktion.org/202/maskulisten
News - 29.10.05 von faub26
Soziale Ungleichheit der Bildung – Bildung der sozialen Un-gleichheit
Vom berauschenden Klang der Chancengleichheit
Auf den ersten Blick erscheint vielen die Forderung nach Chancengleichheit in der bildungspoliti-schen Debatte als lobenswert und progressiv. Klassischerweise betonen die Verfechter gleicher Bil-dungschancen für alle Gesellschaftsmitglieder ihre Rolle als Anwälte sozialer Gerechtigkeit und tadeln die vorherrschende Ungleichheit bei der Bildungsbeteiligung der sozialen Schichten als un-verträglich mit dem gesellschaftlichen Demokratieanspruch. Jenseits aller demokratieidealistischen Rhetorik erweist sich der Anspruch auf Chancengleichheit jedoch als trügerische Fassade einer pervertierten Leistungs- und Konkurrenzideologie – mit einem verschrobenen Verständnis von so-zialer Gerechtigkeit.
Nette Versuche
Seit den 60er Jahren kam es periodisch wiederkehrend zu Phasen in der bildungspolitischen Debat-te, in denen das Thema Chancengleichheit den Achsnagel der Auseinandersetzungen bildete. Gera-de in den 60ern gerieten die bestehenden Ungleichheiten hinsichtlich sozialer Herkunft, Geschlecht und Region in die öffentliche Kritik. Dies ging einher mit der Diagnose eines ökonomisch unzu-reichenden Ausmaßes von Bildung; und so wurde ein angebliches Gerechtigkeitsinteresse mit dem Ziel der Ausschöpfung von „Begabungsreserven” im wirtschaftlichen Interesse verbunden.
Folge war eine intensivierte Bildungsexpansion, die über die Jahrzehnte zwar die geschlechtsspezi-fische Ungleichheit und das Gefälle zwischen Stadt und Land anzugleichen vermochte, der zahlen-mäßige Anstieg bei der Beteiligung von z.B. Arbeiterkindern in den höheren Bildungsinstanzen muss proportional dagegen als unwesentlich betrachtet werden. Ohne Zweifel stellte dies eine deut-liche Verbesserung individueller Lebensmöglichkeiten dar, doch da die Bildungsexpansion insge-samt die Beteiligung aller Schichten erhöhte – ein Ergebnis, das nicht zu unrecht als „Fahrstuhlef-fekt” bezeichnet wird – änderte dies nichts an der herkunftsbedingten Ungleichheit.
Alle Maßnahmen in den folgenden Jahrzehnten, um diese Differenzen zu beheben, wie bessere Be-zuschussungs- oder Betreuungsmodelle, blieben ebenfalls relativ fruchtlos und hatten lediglich pro-zentuale Mückenschisse in der Veränderung der Beteiligungsquoten zum Ergebnis.
Reproduktion der Ungleichheit
Ein häufig genanntes Motiv der Bildungspolitik war der Widerspruch zwischen offizieller Rhetorik und der sozialen Realität. Während der offizielle Anspruch besagt, die soziale Mobilität, also der Aufstieg aus den unteren sozialen Schichten in die höheren, müsse allein durch die Unterbeweisstel-lung seiner Fähigkeiten in den diversen Schulstufen gewährleistet werden, sprechen die tatsächli-chen Verhältnisse eine andere Sprache: nämlich dass die soziale Herkunft tatsächlich ein entschei-dender Faktor für die Möglichkeiten weiterführender Bildungsabschlüsse und damit des sozialen Aufstiegs ist. Wie bereits erwähnt, wurde versucht, dem mit verschiedenen Rezepten zu begegnen, ohne dass sich die Situation bis heute wesentlich geändert hätte. Die institutionalisierte Bildung stellt somit eine wesentliche Instanz bei der Reproduktion von Klassenverhältnissen und sozialen Milieus dar, was sich mit einem Blick auf die statistischen Realitäten bestätigen lässt.
Während im Elementarbereich noch keine Ausdifferenzierung nach sozialer Herkunft hinsichtlich der Beteiligung von 3- 8-jährigen festzustellen ist, entfaltet sich diese umso stärker zwischen dem Sekundarbereich I bis zur Hochschule. Obwohl die sogenannte „Oberschicht” noch nicht einmal 10 Prozent der Gesamtbevölkerung stellt, repräsentierte sie im Jahre 2003 37 Prozent der bundesdeut-schen Studierendenschaft in den Hochschulen. Die „untere soziale Schicht”, der je nach statisti-schen Kriterien zwischen 30 und 40 Prozent der Gesamtbevölkerung zuzuordnen sind, war im sel-ben Jahr mit nur 12 Prozent vertreten.
In anderen Zahlen ausgedrückt: 81 Prozent der Kinder aus der Herkunftsgruppe „hoch” erhielten im Jahre 2000 ihren Hochschulzugang, aus der Herkunftsgruppe „niedrig” dagegen nur 11 Prozent! (Siehe Bundesministerium für Bildung und Forschung [Hrsg.], Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in der BRD 2003 [17. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes], Berlin 2004.)
Diese Selektionsstatistiken zeigen nicht nur die Ausmaße von Schichtenrekrutierungen auf, sondern weisen auch auf die Gettoisierung von Schulzweigen hin, die wesentlich die Interaktion und Kom-munikation zwischen den Schichten unterbindet und damit verschiedene Milieus und Wahrneh-mungen der sozialen Realitäten schafft. Noch unbehandelt in dieser Darlegung sind die Bildungs-chancen von Migrantenkindern, die – das sollte erwähnt sein – eine eigene Kategorie bilden und sich ganz besonders drastisch darstellen.
Problem (v)erkannt
Lange Zeit waren diese Relationen nur eine Marginalie der öffentlichen Debatte, spätestens seit PISA und Agenda 2010 rappelt es aber wieder im Karton. Allerdings erhält das Ganze unter den Vorzeichen des Sozialabbaus, zu dem ebenfalls die selektiven Konsequenzen der neuen Bildungs-politik zählen, eine besondere Note: jetzt ist es weniger die energische Forderung nach Auflösung von Ungleichheiten, die den Kern der Debatte bildet, sondern das Bedenken, die sozialstaatlichen Umbaumaßnahmen könnten eine weitere Verschärfung der Verhältnisse herbeiführen. Und im Be-wusstsein über dieses Problem sei man schließlich, bei aller Rigorosität dieser „notwendigen” Poli-tik, darum bemüht, die „soziale Verträglichkeit” zu gewährleisten.
Die aktuellen Entwicklungen verweisen jedoch auf einen anderen Trend. In den 60ern und 70ern vollführte Reformen werden Zug um Zug zurückgenommen. Im Zusammenhang der allgemeinen Prekarisierung des Arbeitsmarktes können sich bereits jetzt viele trotz Jobbens kein Studium mehr leisten, während diejenigen, die auf den Nebenverdienst angewiesen sind, dank der Verschulung des Studiums immer seltener beides unter einen Hut bekommen. Die sich anbahnenden Studienge-bühren drohen somit, große Teile der Bevölkerung auszuschließen, wogegen auch die Einführung eines Kreditsystems wenig helfen wird – Verschuldung ist nun mal keine erstrebenswerte Perspek-tive. Bereits jetzt haben die verschärften NC-Regelungen, die neuen Studiengänge und angedrohte Studiengebühren zu einer Reduzierung der Studierendenzahlen geführt: So wurden z.B. in Berlin im Wintersemester 2004/05 ca. 16 Prozent der freien Plätze nicht vergeben. Auch die Einführung von Elite-Schulen, die als Reaktion auf die „inflationäre Vermehrung” von höheren Bildungsabschlüssen durch die Bildungsexpansion verstanden werden muss, wird deutlich zur neuerlichen Ausdiffe-renzierung der sozialen Ungleichheit beitragen, indem sie den oberen Statusgruppen wieder das Monopol auf die Sprungbretter zur Belle Etage sichern werden.
Dennoch halten Bildungspolitiker an ihrem Anspruch fest, Chancengleichheit zu schaffen, sei Be-dingung unserer Demokratie, wobei sie aber, sich hinter den politischen Notwendigkeiten verschan-zend, darauf hinweisen, dass die ökonomischen Verhältnisse zur Zeit eben nicht mehr zulassen. Was sich darin ausdrückt, ist nicht nur das Eingeständnis, dass Bildungsungleichheit kein Resultat einer falschen bildungspolitischen Konfiguration ist, sondern gerade – insofern dies eine soziale Frage ist – integraler Bestandteil der kapitalistischen Ordnung.
Interessanterweise gab es in den Sozialwissenschaften einige Auseinandersetzungen über Bildungs-ungleichheit, die fast alle eines gemeinsam haben: sie verorten das Problem niemals auf der bil-dungspolitischen Ebene, sondern sehen seine Ursachen in sozialen Regulierungsabläufen. Während z.B. Humankapital- oder Integrationstheorien diese lediglich diagnostizieren und im allgemeinen die herrschenden Zustände bejahen, so legen gerade sozialkritische Ansätze nahe, wie Lösungsper-spektiven aussehen: sie stellen die Systemfrage – Bildungsgleichheit, der Zustand gleicher Mög-lichkeiten zur Bildung, steht und fällt mit der sozialen Gleichheit.
Dilemma der Bildungspolitik
Im gesellschaftlichen Diskurs gilt die sozioökonomische Ordnung und damit die soziale Ungleich-heit jedoch als gegeben und wird nicht in Frage gestellt. Sie ist angeblich legitimer Ausdruck der Leistungsgesellschaft, in der denjenigen mehr zusteht, die – nach kapitalistischen Maßstäben – mehr geleistet haben und scheinbar von größerem Wert für die Gesellschaft sind. Als erste und ent-scheidende Instanz dieser sozialen Ausdifferenzierung ist das Bildungssystem vorgesehen, die Menschen für die entsprechenden Positionen in der sozialen Hierarchie – gemäß Fähigkeiten und Kenntnissen – zu sortieren.
Im Rahmen dieser Konkurrenz- und Leistungsideologie lässt sich die allseits beschworene soziale Gerechtigkeit nicht über einen gleichen Zugang zu Ressourcen definieren (soziale Gleichheit), son-dern lediglich über ein chancengleiches Leistungsprinzip, dem entsprechend die Selektion auf indi-viduellen Begabungen und nicht auf sozialen Vorteilen beruht. Da aber gerade die soziale Lage entscheidend ist für die Ausgangssituation (aufgrund von finanzieller Lage, kultureller Güter, Vor-bildung, Milieumentalität, häuslicher Lernbedingungen etc.), wird von der Bildungspolitik z.B. eine bessere Ausstattung des Elementarbereichs oder gezielte Förderung von ärmeren Kindern verlangt, um dadurch die „Defizite” schon frühzeitig auszugleichen. „Chancengleichheit besteht nicht darin, dass jeder einen Apfel pflücken darf, sondern dass der Zwerg eine Leiter bekommt”, wie es eine Arbeitsanweisung für Pädagogen so betörend zu illustrieren weiß (so Reinhard Turre, zitiert in: Det-lef Träbert, Hausaufgaben sinnvoll gestalten. Hintergründe zum Thema und Tipps für Schule und Elternhaus, Köln 2002, S. 15).
Es benötigt keine große Sprungweite von Intellekt, um festzustellen, dass es sich hierbei niemals um mehr handeln kann als Augenwischerei. Die eine oder andere Maßnahme wird wohl dazu geführt haben, dass die Wirtschaft bisweilen ein wenig mehr Humankapital aus der gesellschaftlichen Menschenmasse verwerten konnte. Um jedoch nur tendenzielle Bildungsgleichheit zu schaffen, würde es annähernd gleicher sozialer Verhältnisse bedürfen. Und dies passt weder mit dem kapita-listischen Prinzip von Anreiz und Leistung zusammen, noch wäre es der Kapitalismus, der solche Zustände hervorbringt.
Zwei Seiten einer Medaille
Selbst am demokratieidealistischen Standpunkt und seinem Anspruch gemessen, haftet dem Chan-cengleichheitsprinzip ein bitterer Beigeschmack an. Die herkunftsbedingte Bildungsungleichheit zu attackieren und eine radikale Öffnung der höheren Bildungsinstanzen zu erzwingen, muss zwar Teil jedweden emanzipatorischen Prozesses sein, doch wer glaubt, mit Chancengleichheit würde soziale Gerechtigkeit einhergehen, orientiert sich an einem Gerechtigkeitsmodell, das sich auf das ebenbür-tige Konkurrieren um die strukturell bestimmten Rollenzuweisungen in Staats- und Wirtschaftorga-nen beschränkt.
In dieser Vision vollzieht sich soziale Mobilität unabhängig der sozialen Herkunft, die Klassen-struktur selbst bleibt aber bestehen und legitimiert sich über Rekrutierungsprozesse, die sich auf rein biologistische Leistungskriterien stützen (siehe hierzu Bildungssyndikat Leipzig, „Bildung von Gleichheit. Über den Standortfaktor Humankapital”, Direkte Aktion, Nr. 167, Jan./Feb. 2005). „Dumme” Menschen gehören demnach wie selbstverständlich in den Bereich der Handarbeit, wäh-rend „exzellente” Persönlichkeiten ein Anrecht auf Prestige, Macht und Wohlstand haben – eine legitime Elite zum Wohle der Gesellschaft und zur nationalen Effizienz (so in etwa Klaus K. Urban in: „Hochbegabtenförderung und Elitenbildung“, Aus Politik und Zeitgeschichte, B 10/2004, 1. März 2004).
Wie dem auch sei, in jeglicher Hinsicht ist die Debatte um Chancengleichheit eingebettet in die vorherrschenden Kategorien von sozialer Ungleichheit, aus denen heraus keine Chancengleichheit erwachsen kann. Sie kann deshalb nur als Scheindebatte verstanden werden, die der Artikulation gerechter Gesellschaftskonzepte im Wege steht, weil sie vorgaukelt, soziale Gerechtigkeit ließe sich im Kapitalismus herstellen.
Die Realisierung gleicher Bildungsbeteiligung und -chancen ist eine essentielle Frage der sozialen und wirtschaftlichen Ordnung. Bleiben die Maßnahmen auf die Ebene der Bildungspolitik verhaftet, handelt es sich allenfalls um kosmetische Handhaben, die zwar Ungleichheiten mehr oder minder gut zu kaschieren vermögen und der bestehenden Ordnung ein scheinbar höheres Maß an Legitimität verleihen, doch die generellen sozialen Ungleichheiten, in denen die unterschiedlichen Bildungsmöglichkeiten tatsächlich wurzeln, gelten als unverrückbar. Chancengleichheit im Kapitalis-mus ist und bleibt Illusion – ihre Huldigung rhetorische Besoffenheit.
Holger Marcks (Bildungssyndikat Berlin)
http://www.fau.org/syndikate/bsy2/art_070129-090731
LP 135 Michel Barnier, FRA, geboren 1951 in La Tronche (FRA), Politiker der UMP, seit 2010 EU Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen
Auch die EU-Kommission will großen Unternehmen in Europa verbindlich vorschreiben, wie hoch die Anzahl von Frauen in ihren Vorständen künftig sein soll. "Ich stehe der Idee aufgeschlossen gegenüber, europaweit Frauenquoten einzuführen, beispielsweise in den Vorständen der großen börsennotierten Unternehmen", sagte EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier der Süddeutschen Zeitung.
Es sei "generell gut, Frauen an der Führung von Unternehmen oder auch Ländern zu beteiligen, nicht nur weil das gerechter ist, sondern auch weil es zu einer besseren Ausgewogenheit der Entscheidungen führt", erklärte der Franzose.
LP 136 Andreas Kemper, geboren 1963, wohnhaft in Münster, Soziologe und ewiger Student, bei Wikipedia benutzt er den alias „schwarze feder“ - andreas.erich.kemper@gmail.com
Der Feminismus ist mehr als der Feminismus
Manchmal erkennt man ja etwas erst durch seine Bekämpfung. So zielt die antifeministische Männerrechtsbewegung nicht nur gegen den Feminismus, sondern gegen den mit dem Feminismus einhergehenden Gleichstellungsgedanken.
Wenn - wie das Männerforum der Piratenpartei - im Namen des Antifeminismus generell gegen Affirmative Action und Positive Maßnahmen geschossen wird, so deutet dies darauf hin, dass der Feminismus auch mehr ist als die Positionierung für Frauen. Er ist eine neue Form der Politik.
Affirmative Action ist nun mal nur ein verschleiernd-anderes Wort für!"Positive Diskriminierung gegen Männer!" Dem kann ich halt nichts positives abgewinnen, das können nur totale pseudomännliche Feministinnen wie Andreas Kemper. Ist er sicher längst in der lilaPudel-Liste drin?
http://www.freitag.de/community/blogs/andreas-kemper/der-feminismus-ist-mehr-als-der-feminismus
Männerrechtliche Gewaltverdrängung
Wir müssen nicht die hämischen Kommentare des männerrechtlichen WGvdL-Forums zurückgreifen, die sich über Massenvergewaltigungen im Kongo genauso lustig machen, wie über die Shoa (Zitat des WGvdL-Betreibers zur Forderung, Postings von Holocaust-Leugnern zu entfernen: "Alles Holo oder was" ). Auch die "seriösen" Vertreter antifeministischer Positionen scheinen Gewalt zu verdrängen. So greift Dr. Alexander Ulfig, Herausgeber eines dicken Wälzers mit den Schriften Machiavellis, auf den Militärhistoriker Martin van Creveld zurück, welcher davon ausgeht, dass Männer sich gegenüber Frauen schuldig fühlen und dass wir uns von diesen Schuldgefühlen befreien sollten. Martin van Creveld versuchte in seinem Buch "Das bevorzugte Geschlecht" den Beweis zu führen, dass Vergewaltigung sehr viel seltener vorkommen und sehr viel geringere Auswirkungen haben, als gemeinhin angenommen. Es se "eine große Leistung der Feministinnen, daß sie eine Situation geschaffen haben, in der viele Menschen heute glauben, daß es bei einer Vergewaltigung an sich um Gewalt statt um Sex geht; woraus man vielleicht ablesen kann, wie sehr manche dieser Damen letzteres hassen." (S. 257) Männern werde Schuld eingeredet und gegen diese Schuldgefühle gilt es sich zu schützen. Hier wird die Sozialpsychologie ausnahmsweise zugelassen. Hätte doch Alexander Ulfig sich auf eine sozialpsychologische Deutung Machiavellis bezogen, statt van Creveld heranzuziehen um damit gegen Quotenregelungen zu Feld zu ziehen. Alexander Ulfig fordert von männlichen Wissenschaftlern, dass sie "Männerräte" bilden: "Es ist daher höchste Zeit, dass sich männliche Wissenschaftler organisieren, gegenseitig unterstützen und gemeinsam politische Forderungen stellen." (Dr. Alexander Ulfig: Qualifikation statt Gleichstellung. Schritte zu einer gerechteren Praxis der Stellenvergabe, URL:http://www.streitbar.eu/aufsatz_ulfig.html) Man möchte meinen, Ulfig habe das Machwerk "Der Campus" von Dietrich Schwanitz gelesen und für voll genommen. Die Forderung, dass ausgerechnet männliche Wissenschaftler sich zu organisieren haben, um sich gegen ihre Benachteiligung ist so absurd, dass sie nur noch getoppt werden könnte durch die Forderung, dass männliche Aufsichtsräte in DAX-Unternehmen, männliche Kardinäle und männliche Generäle sich zusammenzuschließen haben, um sich gegen die Benachteiligung durch Frauen zu schützen. Hier zeigt sich, dass Maskulismus nichts anderes ist, als Maskulinismus, offen auftretende männliche Hegemonialität. Dies alles ist nicht neu, bereits Heinrich Berl forderte, dass die Männerbewegung die Bewegung gegen alle Bewegungen zu sein habe. Oder um den schwersttraumatisierten Machiavelli zu zitieren: "Fortuna ist ein Weib, und wer sie bezwingen will, muss sie schlagen und stoßen". In diesem Sinne ist die Männerrechtsbewegung eine Bewegung gegen alle emanzipatorischen Bewegungen und ergo nicht emanzipatorisch.
Lieber Jörg Rupp,
bitte berücksichtige, dass du zu den wenigen gehörst, die seit Jahren diese Szene intensiv beobachten.
Es handelt sich bei “(R)echte Kerle” um eine Übersicht der Männerrechtsbewegung in Deutschland. Die Vorgabe des Verlags war, dass ich 80 Seiten nicht überschreite und das Buch als Einleitung gestalte. Daraus folgt zwangsläufig, dass ich bestimmte Auseinander-setzungen außen vor lassen musste. Beispielsweise habe ich die Auseinandersetzung in Wi-kipedia gestrichen und auch die Väterrechtsbewegung kommt kaum vor. Auch für die Dar-legung der kritischen Männerforschung war kein Platz.
Nur kurz zu meiner Kompetenz, die du in Frage stellst: Ich habe Ende der 1990er Jahre bis Anfang 2000 den profeministischen Männerrundbrief mitherausgegeben und wir hatten da-mals Auseinandersetzungen mit den Organen der “bürgerlichen Männerbewegung” wie Mo-ritz und Switchboard über deren Veröffentlichungspraxis. Die Geschichte der Männergrup-penszene habe ich ab Mitte der 1980er Jahre miterlebt.
Was du zum Usenet schreibst und zum parsimony ist sicherlich richtig. Aber dies ist nur für die Genese der Männerrechtsbewegung wichtig. Es ist ein Unterschied, ob heute Maskulis-tenforen Wikipedia-Artikel bestimmen oder ob vor zehn Jahren Männerrechtsgruppen im Unsenet diskutierten.
Natürlich kenne ich die Blaue Burg und unerwuenschter.link. Ideologisch geht es in die gleiche Richtung, es gab da auch schon mal eine Diskussion über eine vermeintliche Bombendro-hung gegen WGvdL.com, weil dieses Religionsdikussionen unterbunden hat. Innerhalb der Neonazi-Szene finden sich weitere Blogs zur Geschlechterthematik. Ich habe nicht über die-se marginalen Blogs berichtet, sondern systematisch WGvdL.de einen Monat lang unter-sucht. Das erschien mir wichtiger, als auf “Sons of Perseus”, “Der Maskulist”, die Blogs von T.R.Lenze usw. zu verweisen.
In dem Büchlein fehlt noch viel. Uns erschien es wichtig, dass überhaupt einmal in Buch-form über diese Szene berichtet wird. Die Aufklärung darüber ist wichtig. Noch wichtiger ist aber, dass gehandelt wird. Die Bloggerin und Feministin Isis hat dafür gesorgt, dass ein Maskulist “Captain Dino” seine Blogs gelöscht hat. WGvdL hat seine Adresse nach Costa Rica verlegt. Ich wurde von den Maskulisten massiv beleidigt, nachdem in Wikipedia ihr zentraler Propaganda-Artikel gelöscht wurde. Immerhin hatten sie soviel Respekt vor mir, dass WikiMANNia gegründet wurde – ein eigenes Wiki mit maskulistischem statt neutralen Standpunkt.
Deine zusätzlichen Informationen sind wichtig. Es werden demnächst weitere Publikationen erscheinen, die allerdings auch nur bestimmte Aspekte dieses Phänomens Maskulismus be-leuchten. Ich denke schon, dass ich einen guten Überblick über die Szene gegeben habe, die Trias von Femokratie-Blog, WGvdL und WikiMANNia ist der agilste Teil der Männe-rechtsbewegung, mit dem ein Dutzend anderer Blogs im Austausch steht.
Hier noch eine Kritik an dich, Jörg. Du hast einen guten Überblick über die Maskulisten-Szene. Aber mit diesem Wissen solltest du etwas machen. In Wikipedia war ich die letzten Jahre, nachdem Barb keine Lust mehr hatte, sich mobben zu lassen, alleine gegen zahlreiche Maskulisten. Bitte lese dir den inzwischen wieder eingestellten Artikel Maskulismus auf Wikipedia durch oder die Artikel zur Männerbewegung. Das ist alles haaresträubend und es wäre wichtig, dass sich dort jemand mit Sachkenntnis einmischt. Ebenso sah sich Piraten-weib innerhalb der Piratenpartei einer Gruppe von Maskulisten gegenüber. Warum behälst du dein Wissen für dich und bringst es nicht konstruktiv ein? Bzw. erst dann, wenn jemand versucht, über diese Szene zu informieren?
Ich würde gerne deinen Kommentar in meinem Blog Rechte Kerle http://rechtekerle.blogspot.com/ spiegeln.
Solidarische Grüße
Andreas
http://rechtekerle.blogspot.com (am 12.08.2011)
LP 137 Thorsten Denkler, geboren 1971 in Rheine (Westfalen), Volontariat bei der taz, schrieb auch für Frankfurter Rundschau, Financial Times Deutschland- derzeit politischer Korrespondent für den Onlinedienst der Süddeutschen Zeitung www.thorsten-denkler.de - http://graph.facebook.com/1545271402/picture?type=large
Die Steinzeit-Partei
Ein Kommentar von Thorsten Denkler, Rostock
Die FDP bleibt ein Männerverein, in dem Frauen eben so geduldet werden und die Herren unter sich bleiben wollen. Auf ihrem Parteitag haben die Liberalen die Frauenquote nicht nur abgelehnt - sie haben sie abgeschmettert. Den Frauen kann nur empfohlen werden, diese Partei zu meiden.
Die FDP bleibt ein Männerverein. Frauen werden darin so gerade eben geduldet. Nur eines sollen sie nicht machen: Karriere. So hat es der Parteitag am späten Freitagabend entscheiden. Er hat den Antrag eine Frauenquote einzuführen abgelehnt. Nein, nicht einfach abgelehnt. Die Liberalen haben ihn abgeschmettert. 80 Prozent der Delegierten stimmten dagegen. Der Skandal daran ist: 80 Prozent der Delegierten sind Männer.
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Die Männer bleiben in der FDP lieber unter sich und lehnen eine Frauenquote ab. Hier diskutieren der neue Gesundheitsminister Daniel Bahr (Mitte) und der neue Fraktionschef Rainer Brüderle mit anderen Liberalen. (© REUTERS)
Die Quote wäre eine große Chance gewesen für die FDP. Die Partei muss sich ändern, sie muss weiblicher werden. Der Frauenanteil von 23 Prozent ist der niedrigste aller im Bundestag vertretenen Parteien. Und selbst diese wenigen Frauen können sich kaum gegen die Männerrunden und Klüngel durchsetzen.
Zwar sind mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Birgit Homburger zwei Frauen unter den drei Stellvertretern des neuen FDP-Chefs Philipp Rösler. Doch Homburger landete nur auf diesem Posten, weil nach den umfassenden Personalrochaden eine Lösung nötig war, mit der die bisherige Fraktionschefin nicht völlig demontiert wurde.
Bei den Listenaufstellungen zu wichtigen Wahlen tauchen Frauen in der Regel erst auf den hinteren Rängen auf. Frauen fühlen sich von der FDP immer weniger angesprochen. Hätten in Rheinland-Pfalz genauso viele Männer wie Frauen die FDP gewählt, die Liberalen wären nicht aus dem Landtag geflogen.
Die Kerle scheint es nicht zu interessieren. Mit der Ablehnung der Quote sichern sie nur eines: ihre Macht.
Statt das offen zu sagen, argumentieren die Männer, die Quote sei nicht liberal und leistungsfeindlich. Ebenso gut könnten die Frauen sagen, gegen die Quote zu sein, sei frauenfeindlich. Das käme der Wahrheit wenigstens ein Stück näher.
In Union und FDP regt sich zart, aber wahrnehmbar Widerstand gegen das ständige Nein ihrer Parteien und Fraktionen zu Frauenquoten. Sollten sich die Frauen eines Tages durchsetzen, könnte spätestens dann auch das Kapitel Kristina Schröder abgeschlossen werden. Das hat die Frauenministerin angedeutet, als sie sagte: "So lange ich Ministerin bin, wird es keine starre Quote geben."
Kristina Schröders Interview am Wochenende las sich so, als würde die Frauenministerin ihr politisches Schicksal mit der Frauenquote verknüpfen. "Es ist ganz klar: So lange ich Ministerin bin, wird es keine starre Quote geben", sagte sie der Bild am Sonntag. In den Oppositionsparteien, aber auch unter den Frauen in der CDU dürfte das manche weniger als Drohung, denn als Versprechen sehen. Kommt die Quote, sind sie die erklärte Antifeministin los. Für einige Frauen wohl ein Grund mehr, für die Quote zu kämpfen.
Familienministerin Kristina Schröder (CDU): "Es ist ganz klar: So lange ich Ministerin bin, wird es keine starre Quote geben." (© dpa)
Vielleicht auch deshalb prescht jetzt Grünen-Fraktionschefin Renate Künast mit dem Vorschlag vor, die Frauenquote in der Wirtschaft per Gruppenantrag im Bundestag Gesetz werden zu lassen. Hinter so einen Antrag kann sich jeder und jede Abgeordnete frei von Fraktionszwängen stellen. Mit Gruppenanträgen wurde in jüngster Vergangenheit auch schon die Debatte um die Präimplantationsdiagnostik (PID) entschieden.
Künasts Antrag ist so etwas wie eine Einladung an alle jene Frauen und Männer bei Union und FDP, die regelmäßig gegen ihre Überzeugung stimmen müssen, wenn mal wieder die Frauenquote von ihren Fraktio-nen abgelehnt werden soll.
Vor allem die "Gruppe der Frauen" in der Unionsfraktion unter ihrer Sprecherin Rita Pawelski wird von Künast damit unter Druck gesetzt. Etwa 40 Parlamentarierinnen haben sich der Gruppe angeschlossen. Mehrheitlich sind sie so dezidiert für eine Frauenquote in der Wirtschaft wie gegen das von der CSU geforderte Betreuungsgeld.
Pawelski wollte sich zur Idee von Künast auf Nachfrage nicht äußern. Aber das darf nicht wundern. Der Fraktionszwang gilt solange, bis die Fraktionsspitze ihn aufhebt. In der PID-Debatte hat sie das getan. Un-wahrscheinlich, dass dies auch geschieht, wenn es um die Frauenquote geht.
Auch mangelnder Mut kann Pawelski und ihren Mitstreiterinnen kaum unterstellt werden. Kürzlich stimmten sie im Bundestag gegen das Betreuungsgeld und lösten damit eine mittelschwere Koalitionskrise aus.
Künast wiederum kommt mit ihrem Vorstoß ausgerechnet vor zwei wichtigen Landtagswahlen - in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein - um die Ecke. Nicht mal die ihr inhaltlich wohlgesonnenen Unionsfrauen werden umhinkommen, Künast da eine gewisse Wahlkampftaktik zu unterstellen.
So dürfte der Gruppenantrag mehr oder minder chancenlos bleiben, auch wenn manche Unionsfrauen einen Gruppenantrag nur mit der Faust in der Tasche ablehnen würden.
Und bei der FDP ist da - im Moment zumindest - ohnehin kaum etwas zu holen. Die frauenpolitische Spre-cherin der Fraktion, Nicole Bracht-Bendt, hat schon klargestellt, dass ihre Partei wie Ministerin Schröder "auf eine Selbstverpflichtung der Wirtschaft" setze.
Doch auch bei den Liberalen regt sich langsam Widerstand.
Die FDP ist nämlich derzeit nicht mal in der Lage, intern die von der Wirtschaft geforderte Selbstverpflichtung einzuhalten. Eine Quote, wie sie inzwischen alle im Bundestag vertretenen Parteien haben, hat der FDP-Parteitag in Rostock im vergangenen Mai bekanntlich mit 80 Prozent abgeschmettert - auch mit dem Verweis, dass freiwillige Selbstverpflichtungen besser seien. Von den Delegierten waren übrigens 80 Prozent Männer.
Die Männer haben sich jetzt auch auf den Wahllisten zu den Landtagswahlen schön breitgemacht. Für den Fall, dass die FDP in NRW knapp über die Fünf-Prozent-Hürde kommt, kann sich nur eine Frau sicher freu-en, in den Landtag einzuziehen. Die anderen so genannten sicheren ersten zehn Listenplätze sind Männern vorbehalten. In Schleswig-Holstein sind gerade mal sieben der 27 Kandidaten auf der Landesliste Frauen.
Das bringt auch FDP-Frauen zunehmend auf die Palme. Die Partei sei an ihren eigenen Maßstäben "ge-scheitert", erklärt die Bundestagsabgeordnete und NRW-Landeschefin der Liberalen Frauen, Petra Müller. Die "Tatsachen widersprechen der Behauptung, die freiwillige Lösung würde funktionieren", sagt sie und fordert, die Verteilung der Listenplätze künftig "paritätisch zu gestalten".
Eine Frauenquote in der FDP also? Das wäre dann wohl eine noch größere Sensation als ein Rücktritt von Kristina Schröder wegen der Frauenquote für die Wirtschaft.
LP 138 Axel Petermann, geboren 1952 in Bremen, deutscher Kriminalist, Profiler und Autor
War Eifersucht im Spiel? Oder hatten sich die Eheleute aus anderen Gründen gestritten? Was die Rentnerin nach den vielen gemeinsamen Jahren dazu trieb, den 71-Jährigen zu töten, war am Mittwoch noch völlig unklar. Eine Verwandte hatte am Dienstagabend die Polizei gerufen, nachdem sich die Frau ihr anvertraut hatte. Fahnder fanden die Leichenteile später im Keller und nahmen die Verdächtige fest. Am Mittwoch erließ das Amtsgericht Stade Haftbefehl wegen Totschlags.
Dass die Frau zu so einer schrecklichen Tat fähig ist, damit hatte niemand gerechnet. Nach Angaben des Kriminalexperten Axel Petermann sind Gewaltexzesse bei Frauen auch eher selten. «Neun von zehn Tötungsdelikten begehen Männer>, erläutert der Fallanalytiker bei der Bremer Mordkommission. «Wenn Frauen ihren Partner töten, dann wollen sie Klarheit schaffen - für eine neue Beziehung oder um sich eines Tyrannen zu entledigen.
LP 139 Stefan Beier, Dipl. Soziologe bei Genderwerk, Berlin, wohnhaft in Michendorf – beier@genderwerk.de http://www.dissens.de/de/press/spiegel070114.php - auch im Vorstand des Bundesforums für Maenner vertreten
Leserbrief zu: Der neue Mensch, Spiegel 1/2007.
Das Verblüffende an Pfisters Beitrag ist, dass er vermutlich nicht als Karnevalsscherz, sondern ernst gemeint ist. Das macht ihn zum Peinlichsten, was ich seit langem gelesen habe. Er bedient sich in bester Boulevard-Manier aller Techniken marodierenden Sensationsjournalismus': emotionale catch-words, schlechte Recherche, sinnentstellende, aus dem Zusammenhang gerissene Zitate, Tatsachenverdrehungen und -verkürzungen, Falschbehauptungen und, vor allem, persönliche Diffamierung. Das Menschenverachtende, was er Dissens-Mitarbeitern vorwirft, zelebriert Pfister selbst: Fertigmachen ist die Losung, mit sportlichem Ehrgeiz verfolgt. Als Männerarbeiter und Gendertrainer kenne ich das Feld und die Akteure gut. Der Artikel ist Lichtjahre von der Realität jener geschlechtersensiblen Bildungsarbeit entfernt, die er zu beschreiben vorgibt. Seit vielen Jahren werden mit persönlichkeitsstärkenden Ansätzen Jungen und Mädchen betreut, Frauen und Männer unterstützt in genderrelevanten Prozessen.
Die emanzipatorischen Erfolge der Strategie Gender Mainstreaming - für beide Geschlechter - sind unbestritten und fern jeder Indoktrination.
Falls Herr Pfister sich damit einmal wirklich beschäftigen will anstatt reflexartig um sich zu schlagen, kann ich ihn gerne in eine der hundertfach in Deutschland existieren Männergruppen vermitteln.
Stefan Beier, Genderwerk, Berlin
http://www.dissens.de/de/press/spiegel070114.php
http://www.genderconsultings.de/public/switchboard0902_martini_gendermain.pdf
http://www.gender-diversity.de/assets/documents/gendernews2.pdf
LP 140 Thomas Kielinger, geboren 1940 in Danzig, deutscher Journalist und Publizist, Chefredakteur des Rheinischen Merkur von 1985 bis 1994, Bundesverdienstkreuz erster Klasse, berichtet seit 1998 für „die Welt“ aus London, beobachtet die Royals
Die Grenzen der Männer
Die Kultur des Verführers, dem a priori alles nachgesehen wird, neigt sich dem Ende - wie auch das Denken in Hierarchien, wonach der Mann als das absolut dominierende Geschlecht sich seine Regeln und Normen schafft
Es gab einmal eine Zeit, in manchen Köpfen gibt es sie noch heute, da fühlte ein Mann sich geschmeichelt, wenn man ihn als Verführer bezeichnete. Ein Begriff, in dem viel schillerte, von Charmeur bis Frauenheld, von Bohemien bis Do-it-yourself-Don-Juan. Noch in den Nachrufen auf Gunther Sachs klang hier und da etwas von diesem alten Stereotyp an - Liebling der Frauen, unwiderstehlich. Die männliche Libido, wenn sie sich mit Macht und Geld ausstattet oder auch nur mit der Macht des Geldes, weckt in der Tat oft Antworten, die auf Kapitulation hinauslaufen. Dann gibt es nur noch eine Frage: Einverständnis zwischen dem Verführer und der Verführten oder erzwungene Eroberung, Einsatz von Gewalt. Im letzteren Fall hört bekanntlich der Charme auf, und die Kriminalität beginnt. Sind die Frauen dabei, den Verführer in seiner sich selbst ermächtigenden Art zu verabschieden? Die Anzeichen, die darauf hindeuten, mehren sich. Wir huldigen dem Verführer schon viel zu lange, seit Faust sich an Gretchen vergriff und Goethe das arme Mädchen in der Schlusszeile seines Dramas "gerettet" sein ließ. Von wegen gerettet - die Zahl der Frauen, die den Weg männlichen Omnipotenzwahns als reine Verfügungsmasse säumen, ist nicht nur Legende, sie ist auch eine mächtige Anklage gegen das "Anything goes" im sexuellen Gefechtsfeld.
Dabei müssen wir den aktuellen Fall Strauss-Kahn nicht einmal von seiner letzten Drehung her betrachten, dem Vorwurf der Vergewaltigung. In schwebende Gerichtverfahren einzugreifen steht niemandem zu, die Unschuldsvermutung bis zum Beweis des Gegenteils ist ein heiliger Grundsatz des Rechtsstaates. Aber Dominique Strauss-Kahn war auch ohne den angeblichen Übertritt in die absolute Tabuzone der Gewalt eine Mine, die jeden Moment hochgehen konnte. Die nackte Suggestion, dass jemand, der an die Spitze des IWF rückt, ganz zu schweigen von noch größeren Ambitionen, sich vor seinem eigenen Ruf als Frauenheld in Acht nehmen solle, spricht Bände. Im Normalfall, wenn es um Aufstieg und Karriere geht, herrschen andere Regeln: Eine Strauss-Kahn-Fama wäre das Ende einer Bewerbung um höhere Weihen. Welcher Kultur frönen unsere lieben Nachbarn, die Franzosen, die sexuelle Gefräßigkeit berühmter Männer mit einem Augenzwinkern abzutun? Man muss ja nicht prüde sein, es reicht schon die Überlegung, welches Sicherheitsrisiko von einem Mann ausgeht, der sich solchermaßen serienweise exponiert. "Kein Verbrechen, eine Dummheit", hätte Talleyrand geantwortet.
Gegenüber solcher Dummheit erweisen sich die Frauen als Heldinnen unserer Zeit. Auch als tragische Heldinnen zuweilen. Was für Opfer haben nicht eine Anne Sinclair, Dominique Strauss-Kahns dritte Ehefrau, oder eine Maria Shriver, die Ehefrau von Arnold Schwarzenegger, dem Ex-Gouverneur von Kalifornien, gebracht, um die Karriere ihrer Männer zu befördern. Beide waren sie anerkannte Journalistinnen mit einem Alpha-Image, das nicht gestützt werden musste mit dem Augenzwinkern falscher Nachsicht, eines falsch verstandenen Laissez-faire. Warum wird auf männlicher Seite erlaubt und geduldet, was aufseiten ähnlich begabter Power-Frauen dem Scherbengericht überantwortet würde?
Anne Sinclair wird sich ihr letztes Urteil vorbehalten. Sie kann und möchte nicht ausgerechnet in dem Moment, in dem ihr Mann im Gefängnis auf seinen Prozess wartet, davonlaufen. Eine Frage des Comment, der sie im Gegensatz zu ihrem Mann auszeichnet. Comment hat auch Maria Shriver gezeigt, indem sie die entgegengesetzte Entscheidung traf - die Ehe mit ihrem Mann zu verlassen. Denn an Schwarzenegger fällt nicht der Seitensprung, dem ein Kind folgte, als Erstes ins Gewicht als vielmehr das Verhalten, seine Frau doppelt betrogen zu haben: mit der Affäre und dem Wissen um die Affäre. Er entlieh sich die Ausstrahlung der Kennedy-Nichte, Maria Shriver, seiner Frau, um den Sprung ins Gouverneursamt zweimal in Folge zu schaffen. Und die Shriver gehört auch noch zum Lager der Demokraten, dem anderen politischen Gebetbuch Amerikas. Sie muss sich ausgenutzt, instrumentalisiert, missbraucht vorgekommen sein. Verfügungsmasse eben. Das Schweigen des Mannes ist ein tödlicher Schlag gegen das eheliche Vertrauen, das sich nur durch Ehrlichkeit - wenn überhaupt - wieder herstellen lässt.
Auch Hillary Clinton hatte ihrem Mann zuliebe ihre Rechtsanwaltslaufbahn zurückgestellt, als das Weiße Haus winkte. Sie hat sich als die überlegtere Politikerin erwiesen, indem sie den Mann in seinen Verstrickungen schmoren ließ, nicht davonlief und damit ihrer Laufbahn einen Schub gab, der nur durch Haltung in harten Lebenslagen zu erwerben ist. Ihr Blick im Situation Room des Weißen Hauses, während Osama Bin Laden in Pakistan gestellt wurde, verriet gesammelte Macht, verantwortlich ausgeübt. Alles Fälle von Charakterstärke, die die Männer an der Seite dieser Frauen geradezu deklassieren.
Die Kultur des Verführers, dem a priori alles nachgesehen wird, neigt sich dem Ende. Das ist eine Frage der Emanzipation, aber nicht nur. Auch zwei Generationen lösen sich hier ab. Wir sprechen von einer alten Zeit, in der Charme und Chuzpe des Verführers fast als liebenswürdig durchgehen konnten, während sie maskierten, was eigentlich dahinterstand: ein Denken in Hierarchie, wonach der Mann als das absolut dominierende Geschlecht sich seine Regeln und Normen fast beliebig zurechtschneiden konnte. Sind nicht Macht und Libido Zwillinge, so ging das Urteil, steigert der Eros von Herrschaft nicht notgedrungen den sexuellen Appetit? Wer wollte sich erkühnen, dies völlig zu negieren? Es geht um etwas anderes: um Verantwortung, um eine Beziehung von Mann und Frau, in der nicht Macht mit Recht verwechselt wird und der Stärkere sich ad libitum selbst bedienen kann. Ein Blick in die Statistik von Sexualverbrechen oder auch auf die Verführungskraft moderner Werbung genügt, um zu sehen, warum sich die Frau nicht mehr zur Verfügungsmasse degradieren lassen möchte. Dem Charmeur eine breite Gasse - der Registerarie eines Don Giovanni das verdiente Ende.
http://www.welt.de/print/welt_kompakt/debatte/article13383044/Die-Grenzen-der-Maenner.html
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 141-150
LP 141 Erich Lehner, Aut, geboren 1958, Studium der Theologie, Psychologie und Pä-dagogik - Männerforscher – Psychoanalytiker in freier Praxis, Mitglied des "Wiener Kreises für Psychoanalyse und Selbstpsychologie" in Bad Fischau am Brunn -www.erich-lehner.at
Männerforscher Erich Lehner über die Obsorge-Debatte und gesellschaftspolitische Versäumnisse in Sachen Vaterschaft
Durch die aktuelle Obsorge-Debatte geraten Männer und insbesondere Väter zunehmend als be-nachteiligte Gruppe in den Fokus der Öffentlichkeit. Der Männerforscher Erich Lehner verfolgt das Thema Mann seit 1989 und hat sich intensiv mit Vaterschaft beschäftigt. Beate Hausbichler erkun-digte sich bei Erich Lehner genauer nach diesem Gebiet der Geschlechterforschung und sprach mit ihm über die aktuelle Obsorge-Debatte, notwendige Anreize für Männer, in Karenz und Teilzeit zu gehen und männerpolitische Versäumnisse.
dieStandard.at: Frauenforschung hat sich relativ zeitgleich mit dem Feminismus etabliert. Wie war das bei der Männerforschung?
Erich Lehner: Für mich ist Feminismus ein Dach des Diskurses. Das ist nicht die Definition, die alle haben. Viele sind der Meinung, Feminismus heißt, dass Frauen etwas für Frauen tun, was in meiner Diktion den Impetus einer Befreiungsbewegung hat, das wäre aber schon ein politischer Arm. Unter dem Diskursdach Feminismus kann es mehrere Formen von Feminismen geben, einen liberalen, sozialen usw. Die zweite Frauenbewegung wurzelt in feministischen Gruppen der amerikanischen Westküste Ende der 60er Jahre, in denen darüber diskutiert wurde, wie das Patriarchat - ein politi-scher, kein wissenschaftlicher Begriff - Frauen unterdrückt. Ein Teil dieser Gruppierungen war ge-mischt. Erst als diese Gruppen sich in Richtung einer Befreiungsbewegung ausrichteten, mit der die Frauen für sich etwas erreichen wollten, kam es zur Forderung der weiblichen Autonomie und damit verbunden zum Exodus der Männer.
dieStandard.at: Wie sind die Männer mit diesem Ausschluss umgegangen?
Lehner: Die einen reagierten ganz rational und konnten das nachvollziehen, bildeten selbst Gruppen und empfanden sich als Unterstützer dieser feministischen Frauengruppen. Die anderen waren - wie so oft - persönlich gekränkt. In Amerika kam es in den 60er, 70er und 80er Jahren zu einer Männer-gruppenbewegung, die - wie bei den Frauen auch - sehr therapeutisch orientiert war. Der Zweck dieser Gruppen war, sich selbst zu stärken, was für die Frauen sehr wichtig war. Vieles, was wir heute haben, entstand aus diesen Encountergruppen. Eine solche Bestärkung ist bei Männern aller-dings problematisch, wenn es zu keiner Reflexion darüber kommt, dass Männer strukturell ohnehin auf der besseren Seite sind. Ein Teil der Männerbewegung wurde antifeministisch, was sich am extremsten in der Haltung ausdrückte: "Das Patriarchat unterdrückt Männer und Frauen in gleicher Weise". Ein anderer Teil kam an die amerikanischen Universtäten, setzte sich mit feministischen Gedanken auseinander und beschäftigte sich mit der Geschlechterfrage aus Männersicht. In Ab-grenzung zur mytho-poetischen Männerbewegung, die in den 80ern auf der Basis von Robert Blys Buch "Eisenhans: Ein Buch über Männer" entstand, nannten diese Männer an den Universitäten ihre Forschungen bald "Pro-Feminist-Menstudies". Sie wollten sich als eine Richtung positionieren, die mit den Erkenntnissen des Feminismus arbeitet, um mit der Perspektive der Männer Geschlechter-gerechtigkeit herzustellen.
dieStandard.at: Sie haben sich viel mit Vaterschaft beschäftigt. Was sagen Sie zur aktuellen Obsor-ge-Debatte?
Lehner: Das ist eine sehr verkürzte Debatte. Man sagt, man wolle Vaterschaft ermöglichen und schaut einzig allein auf die Zeit nach einer Scheidung. Man sollte die großen Linien stärker in den Blick nehmen. In Schweden ist die Obsorge überhaupt kein Thema. Was aber zur Debatte steht - und das wäre mein Anliegen für Österreich - ist, wie Vaterschaft gestaltet werden kann. Natürlich ist die Obsorge Teil einer aktiven Vaterschaft. Allerdings wird diese Vaterschaft vor der Geburt, während der Geburt und nach der Geburt geformt. Ihr Kennzeichen ist die väterliche Präsenz für Mutter und Kind. Wenn man bedenkt, dass in Österreich der Karenzväteranteil magere 4 Prozent beträgt und nur eine verschwindende Minderheit von Männern für die Betreuung ihrer Kinder ihren Beruf auf Teilzeitarbeit reduziert, wird erkennbar, dass die väterliche Präsenz in Österreichs Haus-halten sehr gering ist. In Schweden war die Obsorge kein Problem, dort hat man auch nicht mit der Obsorge begonnen aktive Vaterschaft zu installieren, sondern es wurde schon 1973 eine Karenzre-gelung für Frauen und Männer installiert. Als sich auf Männerseite nichts tat, wurde 1984 für 10 Jahre eine Kommission zur Erforschung der männlichen Geschlechtsrolle eingeführt, und als sich dann noch immer wenig verändert hat wurde eine weitere 7-jährige Kommission für die Vaterrolle eingerichtet. Eine gewaltige von der Politik getragene PR-Kampagne kommunizierte an die Gesell-schaft die Botschaft: Wir wollen andere Männerrollen. Jetzt wo viel mehr schwedische Männer in der Betreuung ihrer Kinder engagiert sind, ist die gemeinsame Obsorge ein selbstverständlicher Teil einer aktiven Vaterschaft. Bei uns wäre dies nicht der Fall.
dieStandard.at: Sie sehen also in einer automatischen gemeinsamen Obsorge keine Lösung?
Lehner: Ich glaube, dass das derzeitige Gesetz verbessert werden soll. Beispielsweise sollte der Umstand, wenn Väter in Karenz oder Teilzeit zugunsten der Kinderbetreuung waren, berücksichtigt werden. Ich bin jedoch gegen die automatische gemeinsame Obsorge, sie würde nicht die Realität der österreichischen Familie widerspiegeln, in der die meisten Männer nach wie vor für die materi-elle Versorgung und die Frauen für die Familie zuständig sind. Aber die Realität sollte so verändert werden, dass die gemeinsame Obsorge selbstverständlich wird.
dieStandard.at: Was schlagen Sie für mehr Gerechtigkeit in diesen Bereichen vor?
Lehner: Ich halte die Verteilung von Berufsarbeit und Familienarbeit als einen der Schlüsselpunkte für Geschlechtergerechtigkeit. Das heißt zunächst Frauen im Beruf zu fördern. Allerdings verweise ich hier gerne auf den Ausspruch der schwedischen Feministin Eva Moberg, dass Frauen nicht Gleichstellung im Berufsleben erlangen, solange sie alleinverantwortlich für die Familie sind. Moberg forderte zu Recht eine größere Präsenz von Männern in der Familie. Ich bin deshalb sehr dafür, dass die Karenzzeit aufgeteilt wird. Eine Hälfte sollte ausschließlich dem Vater, die andere Hälfte ausschließlich der Mutter zur Verfügung stehen. Es sollte gesellschaftlich klar sein, dass bei-de Elternteile sowohl für die materielle Versorgung als auch für die psychosoziale Betreuung der Kinder zuständig sind. Aufgabe der Politik wäre es hier, die gesellschaftspolitischen Rahmenbedin-gungen zu schaffen.
dieStandard.at: Kürzlich wurde berichtet, dass Männer von Mobbing betroffen sein können, wenn sie in Karenz gehen (derStandard.at berichtete: Väterkarenz: Kinderliebe kann Karriere kosten). Ist die Karenz-Scheu der Männer also berechtigt?
Lehner: Natürlich gibt es das, aber das sind Extreme. Grundsätzlich sagen alle Umfragen, dass es eine hohe Bereitschaft unter Männern gibt, mehr bei ihren Kindern zu sein. Allerdings gilt auch, wenn es Widerstand zur Väterkarenz gibt, dann eher von Seiten männlicher Kollegen, jedoch ist dieser Widerstand nicht immer extrem. Ein Großteil der Karenzväter berichtet dennoch, dass sie auch unter männlichen Kollegen Anerkennung für ihre Entscheidung bekommen haben. Es zeigt aber, dass die Bereitschaft zu größerem familiären Engagement der Männer von der Politik aufge-nommen und unterstützt werden muss. Insofern freue ich mich, dass wir mit Heinisch-Hosek eine Frauenministerin haben, die verstärkt anspricht: Zur Gleichstellung der Frauen gehört eine Verände-rung der Männerrolle. Ich würde mir überhaupt auf lange Sicht wünschen, dass das Frauenministe-rium in ein Gleichstellungsministerium mit Frauen- und Männeragenden umgewandelt wird. In Ös-terreich fehlt eine entwickelte Männerpolitik. Sie sollte von Männern getragen sein, sollte aber einer Frau, der Gleichstellungsministerin, unterstellt sein. Historisch gesehen ist überall da, wo sich Männer organisieren, die strukturelle Macht zu groß und die Gefahr eines Backlash gegeben.
LP 142 Philipp Holstein, geboren 1972 in Vechta (Niedersachsen), Studium der Polito-logie, Germanistik, Anglistik – Autor mit Schwerpunkt Musikkritik für Tageszeitungen – seit 2005 Redakteur für populäre Musik im Feuilleton der Rheinischen Post - http://www.schallplattenkritik.de/images/stories/jury2010/holstein.jpg
Es gibt Streit, um den Feminismus. Der Begriff ist ein bisschen angestaubt, deshalb wollen ihn ei-nige Frauen um die 30 neu definieren, an ihre Zeit anpassen, an die Lebenswirklichkeit 2008. Wer Klarheit über seinen Standpunkt bekommen möchte, der sagt erst mal, wo er nicht steht. Die neuen Feministinnen machen das so. Sie grenzen sich gegen Alice Schwarzer ab, denn die habe zwar durchaus einiges erreicht, personifiziere aber den alten Feminismus, den ideologischen, männer-feindlichen. „Alice Schwarzer ist Historie.“
Die neuen Feministinnen, das sind zum Beispiel Jana Hensel und Elisabeth Raether. Sie haben das Buch „Neue deutsche Mädchen“ geschrieben, eine Sammlung von biografischen Essays: So habe ich entdeckt, dass Frauen und Männer nicht gleich behandelt werden. Hensel und Raether hatten die an sich schöne Idee, zu beschreiben, wie junge Frauen heute leben. Sie möchten Feminismus sexy verpacken.
Sie ließen Paul Snowden das Buch gestalten. Snowden entwirft Plattencover und die T-Shirts mit der Aufschrift „Wasted German Youth“, die man in Berliner Clubs oft sieht. Womit wir beim Man-ko des Buches sind: Die Autorinnen sind allzu sehr auf sich bezogen und auf ihren Wohnort: Berlin. Das Buch müsste „Berliner Mädchen“ heißen. Es grenzt aus: Wir hier, ihr da. Die Geschichten zweier Medien-Frauen zwischen Promi-Termin und Party gehen als Hauptstadt-Fanzine durch.
Alice Schwarzer hat zu verstehen gegeben, was sie von den Autorinnen hält: „Wellness-Feminismus“ sei das, sagte sie in ihrer Rede zur Entgegennahme des Börne-Preises vergangenen Sonntag. Sie meinte damit auch Meredith Haaf, Susanne Klingner und Barbara Streidl. Die drei Frauen veröffentlichten das Buch „Wir Alphamädchen“. Es unternimmt ebenfalls den Versuch, Feminismus zu beleben, ihm die Schwere zu nehmen, ihn unterhaltsam zu machen.
Lebenswelten
Haaf und Co. gehen anders vor als Hensel und Raether. Sie meinen „wir und ihr“, wenn sie „wir“ sagen. Sie geben sich kämpferisch. Aber: Sie benutzen zu viele Imperative. Die „Alphamäd-chen“ lesen sich wie eine feministische Dienstanweisung: Jetzt handelt mal schön. „Kaltherzig-keit“ wirft ihnen Schwarzer vor, „Gesichtslosigkeit“; die Autorinnen schießen mit Aufsätzen in verschiedenen Medien zurück.
Die Lage scheint also verfahren zu sein. Dass Schwarzer die Lebenswelt junger Frauen nicht mehr verstehen kann, ist wohl so, auch wenn man es ihr natürlich nicht zum Vorwurf machen darf. Und es ist auch so, dass die Streitschriften der neuen Feministinnen eher Rätsel aufgeben als zu einen, zu motivieren oder zu erhellen. Die Autoren sind entweder in ihrem Milieu gefangen oder sie verlieren sich in der wohlfeilen Formulierung. Immer ist ihr Hauptproblem aber dieses: Sie sind komplett unpolitisch.
Sinkendes Interesse
Dabei gibt es Gründe dafür, dass das Interesse am Feminismus wieder erwacht ist: Frauen können noch immer nicht gleichberechtigt leben. Ihr Anteil im Top-Management ist 2007 von 7,5 auf 5,7 Prozent zurückgegangen. Nirgendwo in Europa ist der Lohnabstand zwischen Frauen und Männern größer als in Deutschland. Zwar nehmen zehn Prozent der Väter Elternzeit - aber eben nur zwei Monate.
Und dann sind da noch die weichen Faktoren: Werbung orientiert sich nach wie vor an der männli-chen Sexualität. Comedy à la Mario Barth ist latent frauenfeindlich. Sendungen wie Heidi Klums Model-Show sind es, wenn man ehrlich ist, auch.
Feminismus ist der Kampf für die wirtschaftliche, politische, soziale und sexuelle Gleichstellung der Frau. So formulieren es auch die neuen Feministinnen. Demnach nutze die Frau der Gegenwart moderne Arbeitsformen; „mit den Möglichkeiten des Informationszeitalters vereinbart sie Berufs-, Sozial- und Privatleben“. Und sie hat Spaß. Komisch ist, dass keine der genannten Autorinnen den Namen Ursula von der Leyen (CDU) nennt.
Veränderung der Normen
Die Familienministerin verkörpert all das, was neue und Alphamädchen fordern - den jeweiligen Lifestyle ausgenommen. Sie versucht, Frauen Familie und Karriere zu ermöglichen. Sie holt die Männer in die Verantwortung. Sie trickst, wie man zuletzt beim Streit um die „Herdprämie“ sah: Die „soll“ kommen, heißt es, sie muss aber nicht. Von der Leyens Ideal ist es, dass sich Vater und Mutter die Elternzeit teilen. Ihr Plan, die Ganztagsbetreuung einzuführen, bedeutet nichts anderes, als per Gesetz die biologische Benachteiligung der Frau auszugleichen.
Von der Leyen betreibt gender mainstreaming, ein Begriff, der einer konservativen Partei nicht leicht zu vermitteln sein wird. Gender mainstreaming ist ein Programm zur Erziehung von Mädchen und Jungen im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit. Seit anderthalb Jahren finanziert das Famili-enministerium die Aktion „Neue Wege für Jungs“, eine Berufsberatung für Teenager. Dort werden auch klassische Frauenberufe empfohlen, in der Pflege etwa.
Der Feminismus strebt, so sagt es das Lexikon, eine Veränderung der Normen an. Alice Schwarzer ist Feministin. Die siebenfache Mutter Ursula von der Leyen verkörpert bereits den nächsten Schritt, die Emanzipation, die Befreiung aus dem Zustand der Abhängigkeit. Eigentlich müsste man hier ansetzen, „neue Emanzen“ müssten sich zu Wort melden, den Kurs unterstützen, noch mehr fordern, Gleichheit jetzt. Aber das tun sie nicht. Vielleicht, weil sie sich als Mädchen betrachten. Vielleicht, weil von der Leyen eine Konservative ist und somit in bestimmten Milieus schwer vermittelbar. Vielleicht, weil Politik irgendwie keine Rolle mehr spielt. Ein Streit mit Alice Schwarzer jedenfalls bringt niemanden weiter, er sagt nichts aus, er nervt.
Es kann nicht schaden, wenn Frauen, die anders leben als ihre Mütter, Feminismus neu definieren. Aber sie müssen sich fragen lassen, warum ihre Berichte und ihre Forderungen der Wirklichkeit meilenweit hinterherhinken.
http://www.rp-online.de/kultur/mehr_kultur/Neue-deutsche-Maedchen_aid_565317.html
LP 143 Prof. Dr. Stephan Hyöng, Dipl. Pädagoge und Dipl. Soziologe, lebt mit seiner Familie in Berlin, unterrichtet dort Jungen- und Männerarbeit an der Katholischen Hoch-schule für Sozialwesen, Mitbegründer von Dissens e.V. – hoeyng@khsb-berlin.de
Der "Dissens"-Gründer Stephan Hyöng findet:
Als ich 1986 begann, mich mit dem Thema Männer zu befassen, verstanden in dieser kleinen, kaum so zu nennenden Männerbewegung eigentlich alle die Frauenbewegung und die Schwulenbewegung als Vordenker. Es wurde darum gestritten, ob die Herrschaftsverhältnisse durch Kapitalismus oder Partriarchat bestimmt waren. Die bewegten Männer befassten sich in Absetzung von Politfreaks mit Themen wie Sexualität und Partnerschaft, was ihnen oft als Bauchnabelperspektive vorgeworfen wurde. Gruppen wie das Göttinger Männerbüro suchten zu Beginn der neunziger Jahre vor dem Hintergrund von Robert Blys Buch „Eisenhans“ den verloren geglaubten Kern ihrer Männlichkeit zurückzugewinnen – und konnten dies ganz traditionell nur in Absetzung von Frauen und allem als weiblich wahrgenommenen. Mir schien damals, so mancher dieser Mythopoeten hatte sich zuweit mit feministischen Frauen und Forderungen identifiziert und musste nun dagegen steuern mit tief im Inneren erkundeter traditioneller Männlichkeit. Mit Dissens e.V. waren wir zunächst die einzigen, die Männer und Beruf thematisierten. Wir sprachen davon, dass Männer in dieser Gesell-schaftsordnung einen hohen Nutzen haben, aber dafür auch einen individuell verschiedenen Preis zahlen. Schnack/Neutzling konnten 1990 diesen Preis in ihren Buch „Kleinen Helden in Not“ für Jungen benennen, und dies war grundlegend für eine parteiliche soziale Arbeit mit Jungen, die im Übrigen gut mit parteilicher Mädchenarbeit harmonierte.
Betroffenheit von einer gesellschaftlichen Veränderung
Die Frauenbewegung setzt sich sehr stark für die Gleichstellung von Frauen im Beruf ein. Es sind jedoch kaum Klagen von Männern zu hören, die sich sorgen, beruflich gegenüber Frauen zu verlie-ren.
Vor den Zeiten der Frauenbewegung entsprach es dem normalen Rollenbild, wenn Väter nach Trennungen kaum Kontakt zu ihren Kindern hielten, wenn sie darunter litten, sprachen sie nicht darüber. Es war eine Forderung der Frauenbewegung, dass Väter sich mehr um ihre Kinder küm-mern sollten.
Heute möchten aktive Väter bei den zunehmenden Trennungen die Beziehung zu ihren Kindern erhalten. Mit Partnerinnen und Familiengerichten haben viele Männer verletzende persönliche Er-fahrungen gemacht und Benachteiligung erfahren. Mitte der Neunziger führte ich die ersten Ge-spräche, in denen Männer für sich reklamierten, die eigentlich Benachteiligten im Geschlechterver-hältnis zu sein.
Ich erkläre mir das so, dass diese Männer von ihren Erfahrungen so belastet sind, dass sie gar keine anderen Themen mehr wahrnehmen können. Sie verallgemeinern damit das eigene leidvoll erfahrene Thema so sehr, dass es in kein Verhältnis gesetzt werden kann zu anderen, der eigenen Erfahrung widersprechenden Geschlechterverhältnissen. Sie können eine soziale Bewegung wie die Frauenbewegung in ihren vielfältigen Wirkungen, die auch durch wirtschaftliche Entwicklungen bedingt sind, nicht einordnen.
Sie möchten Teil einer Bewegung sein
Inzwischen sind Väterrechtler zu Männerrechtlern und in den Medien zu Meinungsführern gewor-den. Männer nehmen für sich in Anspruch, die eigentlich Benachteiligten, die Opfer zu sein. Damit können sie das Gefühl gewinnen, gegen das Establishment zu kämpfen und Teil einer Bewegung zu sein, die sozialen Widerstand leistet. Das stärkt in der belastenden Lage das Selbstwertgefühl, führt aber auch zu Überhöhungen und Verallgemeinerungen.
Frauen und Feminismus als Gegner
Es fällt mir schwer nachzuvollziehen, warum nun ausgerechnet „der Feminismus“ als feste Instanz gesehen und zum Gegner, zum zu bekämpfenden Establishment wird. Sind die Frauen, die sich von ihren Partnern trennen, so häufig Feministinnen? Nur die wenigsten würden sich so bezeichnen. Frauen mit feministischem Bezug lassen sich inzwischen in einigen sozialpolitischen Verwaltungen an wichtigen Stellen finden, als das bestimmende Establishment kann ich sie weder für Familienpo-litik noch für irgendein Politikfeld wahrnehmen. Männerrechtler überhöhen die Macht von Frauen. Sicher gibt es neben Frauen, die Männer in sozialen Bereichen fördern, auch Frauen, die Macht im familiären Bereich nicht gerne abgeben. Sicher gibt es Frauen, die nicht wahrhaben wollen, dass es noch andere im Geschlechterverhältnis Benachteiligte gibt. Doch wie kann man die Männer nicht sehen, die aktiver Vaterschaft im Weg stehen? Wer über das Politikfeld Familie schaut, Führungs-männer in Unternehmen, die wenig Zeit für Kinder lassen, sieht männliche Familienrichter, die meinen, Kinder gehörten immer zu ihren Müttern. Solche Männer vertreten ein patriarchales Ver-ständnis von Männern und Frauen, das Familien in ihrer Entfaltung einschränkt. Es fehlt eine Ana-lyse der Gesellschaftsordnung, die dann reformiert werden soll.
Da wird versucht, Äußerungen von Biologen zur Erziehung von Kindern als Bestätigung für die Benachteiligung von Jungen zu nutzen. Für den Bereich der Sozialwissenschaften können Männer-rechtler wirklich zu recht sagen, dass man an feministischen Bezügen nicht mehr vorbei kommt. Aber die aktuell wichtigste Theorielinie infolge des Feminismus, der Dekonstruktivismus, ist keine vorherrschende Meinung, die gesellschaftliche Gestaltungsmacht hat. Sozialwissenschaft hat viel zu wenig Einfluss auf Politik und Wirtschaft und Medien.
Doch das Feindbild des machtvollen Feminismus wird von Männerrechtlern mit aller Kraft be-kämpft. Wer Gruppen von Menschen pauschal abwertet, entzieht sich damit einer Vernetzung mit sozialen Bewegungen, kann sich mit anderen sozialen Diskursen nicht verbinden, ist nicht Teil einer sozialen Bewegung. Auch feministische Gruppen werteten in den Anfängen des Feminismus Männer pauschal ab. Aber schon längst geht es um das Gegenteil: Die Vielfalt von Menschen ist im Mittelpunkt feministischer Theorie und Praxis, und aufgrund ihres Geschlechts Ausgegrenzte und Abgewertete erfahren viel Solidarität solange sie sich nicht selber ausgrenzend verhalten.
Kampf um Gelder
Mit ihren Provokationen einen hohen Neuigkeitswert in den Medien zu haben, ist ein Vorteil der abwertenden Haltung von Männerrechtlern. Sie können dann zutreffend noch eine Benachteiligung ausmachen: ihre Projekte erhalten tatsächlich kaum öffentliche Gelder. Und dies ganz zu recht, denn Initiativen mit ausgrenzenden Menschenbildern sollten keine öffentlichen Finanzen erhalten. Ist der Kampf um Gelder ein Grund für die Gegnerschaft zu Mädchen und Frauenarbeit? Ich fürchte die mittelständischen Männer, die sich genauso betroffen sehen wie sozial randständigen Jungen, wenn sie aus einer Bildungskatastrophe eine Jungenkatastrophe und aus Sorgerechtsverweigerungen ein Feminat machen, unter dem angeblich alle Männer leiden. Dabei hätten Männer und Frauen mehr Chancen, mehr Geld für geschlechterbewusste soziale Arbeit zu fordern, wenn sie gemeinsam vorgingen.
Solidarische Haltung nicht aufgeben
Gleichstellung eröffnet mir eine Perspektive, mit der ich analytisch alle sozialen Vorgänge betrach-ten kann. Ich brauche anderen nicht ihr Leid abzusprechen, ich sehe vielmehr Verbindungen und Gemeinsamkeiten. Es gibt Erklärungen, die nicht den nächstliegenden zum Schuldigen erklären, sondern Verbindung zu anderen sozialen Bewegungen eröffnen. Geschlechterverhältnisse können eine weitere Perspektive auf Rassismus und Umweltzerstörung geben.
Die Geschlechterforschung ist trotz der Provokationen aufgefordert, die zuhauf dokumentierten Benachteiligungserfahrungen von Männern im familienrechtlichem Bereich zum Ausgangspunkt für eine Ergänzung ihrer Perspektiven zu nehmen. Es gibt bei Männern und Jungen Benachteiligung aufgrund ihres Geschlechts. Es ist ein feministischer Grundgedanke, Betroffenen mit wissenschaft-licher Forschung eine Stimme zu geben. Parteilichkeit auch für diese Jungen und Männer kann und darf aber nicht zurück zu den Generalisierungen führen, die in der Anfangszeit der Politisierung der Geschlechterverhältnisse auftauchten. Es geht nicht mehr um „die“ Jungen oder „die“ Männer. So-ziologisch lassen sich bestimmte Gruppen zusammenfassen, die bestimmte Probleme und Benach-teiligungen erleiden. Die kann und muss man aber auch präzise benennen. Um ihnen zu helfen, sollte man den Blick weiten und die Ressourcen der Männer einfordern, die in unserer Gesellschaft immer noch große Gewinne einfahren.
Prof. Dr. Stephan Höyng lebt mit seiner Familie in Berlin und unterrichtet dort Jungen- und Män-nerarbeit an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen. Als Mitbegründer von Dissens e.V. be-fasst er sich seit über 20 Jahren mit dem Verhältnis verschiedener Männlichkeiten zu Erwerbsarbeit und fürsorglichem Verhalten. Er hat ein europäisches Forschungsprojekt zu Männlichkeiten in einer sich verändernden Arbeitswelt geleitet. Gegenwärtig befasst er sich mit Männern in der frühkindli-chen Erziehung.
http://streit-wert.boellblog.org/stephan-hoeyng/
"Wir sind zudem der festen Überzeugung, dass sich die bisher von Herrn Amendt, der Gruppe A-gens oder anderen Protagonisten ähnlicher Gruppierungen geäußerten Positionen in weiten Teilen nicht mit dieser Plattform vereinbaren lassen. Eine mögliche Zusammenarbeit steht daher überhaupt nicht zur Diskussion."
http://www.bundesforum-maenner.de/index.php?option=com_content&view=article&id=21&Itemid=23
Der Soziologe Stephan Hyöng sieht GM als "ein Konzept, mit dem systematisch
geschlechtsbezogene Benachteiligungen aufgespürt werden können. Es ist ergebnisoffen für die
verschiedensten Benachteiligungen der verschiedensten Gruppen"
http://www.denknetz-online.ch/IMG/pdf/Kursw_GenderMainstreaming.pdf
Gender Mainstreaming - Möglichkeiten und Grenzen aus der Perspektive
von Männern1
Klaus Schwerma/Stephan Höyng
Bevor wir die Möglichkeiten und Grenzen von Gender Mainstreaming einschätzen, ein kurzer Blick zurück auf die Schwierigkeiten der bisherigen Gleichstellungspolitik und -maßnahmen.
Probleme für eine Gleichstellung der Geschlechter sehen wir weniger im rechtlichen oder formellen Bereich, dort ist Gleichstellung relativ weit vorangeschritten. Auch vereinzelte deutlich frauenfeindliche Aktionen können nicht allein die Ursache für den unzureichenden und schleppenden Prozeß der Gleichstellung sein. Schauen wir aber auf die Kultur und
Struktur von gesellschaftlichen Institutionen, können wir die Ausgrenzung von Frauen aufgrund indirekter und informeller Prozesse beschreiben.
Männerbündische Arbeitskultur
In unserer Lebens- und Arbeitswelt herrscht eine männliche Kultur vor3, die von Männern, aber auch von Frauen getragen wird. Wir möchten hier drei Aspekte aus dem informellen
Bereich von Organisationen nennen, die diese Hegemonie stützen4:
Fast allen Männern gemein ist eine interessengeleitete Wahrnehmung bzw. die
Nichtwahrnehmung von Geschlechterdifferenzen und geschlechtlichen
Diskriminierungen.
Die zwei verbreitetsten Männlichkeitsentwürfe orientieren sich an Erwerbsarbeit: Der gute Ernährer konzentriert sich auf den Beruf als Erwerb für seine Familie, für den Übererfüller sind Beruf und Karriere die zentrale Lebenswelt.
Eine männerbündische Arbeitskultur verhindert die Gleichstellung der Geschlechter in Organisationen, Betrieben und Verwaltungen. Formale Regelungen können diese nur schwer erfassen, Ausgrenzungen finden vor allem auf informelle Weise statt.
http://www.dissens.de/de/dokumente/pubs/hoeyung_schwerma-gender_mainstreaming.pdf
LP 144 Peter Jobst, bietet journalistische Dienstleistungen an in Nußdorf (Bayern) -www.pressebuero.de
Frauen spekulieren kaum
Wer jedoch erst einmal den Schritt gewagt hat, ist bei der Geldanlage oftmals wesentlich erfolgrei-cher als der Ehepartner. Denn während die Depots mancher Männer mit ihren oftmals hochspekula-tiven Titeln mit einem Lottoschein vergleichbar sind, setzen börsenerfahrene Frauen in erster Linie auf bekannte Wachstumsunternehmen, die – das beweisen gerade die vergangenen Jahre – erfah-rungsgemäß auch die interessantesten Renditen erwarten lassen. Kurzfristige Spekulationen werden indes nur dann eingegangen, wenn Gewinne nahezu programmiert erscheinen. Im Übrigen infor-mieren sich Frauen in der Regel genauer und gehen erst dann ein größeres Risiko ein, wenn auch die Chancen vollständig überblickt werden können.
Oftmals spricht einiges dafür, dass sich die Frau möglicherweise sogar federführend um die Geldan-lage kümmert. Denn beispielsweise während einer Familienpause hat sie sogar mehr Zeit, sich mit finanziellen Fragen auseinanderzusetzen und nach attraktiven Chancen zu suchen. Wenn dann auch noch die Rendite „stimmt“, ist das Ziel einer kompetenten Gleichstellung erreicht.
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=67046
LP 145 Till Steffen, geboren 1973 in Wiesbaden, Rechtsanwalt, Politiker der Grün Al-ternativen Liste (GAL), Justizsenator der Freien Hansestadt Hamburg der schwarz-grünen Koalition – www.tillsteffen.de
"Hamburg (dpa) - Hamburg und Bayern machen sich für eine gesetzliche Frauenquote für Füh-rungspositionen in der Wirtschaft stark. Das sagte der Vorsitzende der Justizministerkonferenz, Hamburgs Justizsenator Till Steffen, dem "Hamburger Abendblatt. Es reiche nicht mehr aus, nur Appelle an die Unternehmen zu richten. Bei der Justizministerkonferenz am kommenden Mittwoch wollen Hamburg und Bayern einen gemeinsamen Gesetzentwurf vorlegen, um zu zeigen, dass eine Quote machbar ist. Familienministerin Kristina Schröder hatte eine gesetzliche Vorgabe ins Ge-spräch gebracht."
LP 146 Bernhard Bueb, geboren 1938 in Tansania, Theologe und Pädagoge, lebt in Überlingen am Bodensee, im Gemeinderat Überlingen (FDP)
"Der Pädagoge Bernhard Bueb hat den Vorschlag der CDU-Ministerpräsidenten Müller und Koch für einen sozialen Pflichtdienst begrüßt, falls die Wehrpflicht und der Zivildienst ausgesetzt werden sollten. Der Buchautor ("Lob der Diziplin") frühere Rektor des Elitegymnasiums in Salem erklärte bei MDR INFO, dieser Dienst sei insbesondere für junge Männer sehr nützlich und sinnvoll: "Nach meiner Erfahrung mangelt es vielen männlichen Jugendlichen an einem natürlichen Zugang zu hilfsbedürftigen Menschen." Durch einen Pflichtdienst könnten sie lernen, dass Helfen Freude ma-chen kann.
Für Frauen ist ein solches Jahr nach Ansicht Buebs nicht unbedingt notwendig. Sie seien von Natur aus hilfsbereit und leisteten in ihrem Leben viel mehr soziale Hilfdienste, allein wenn sie Mütter würden. Zudem würden meistens die Frauen für Eltern oder Verwandte in Not da sein. "Bei ihnen ist das erzieherische Moment nicht so notwendig wie bei Männern", erklärte Bueb. Er glaube au-ßerdem, dass alle Seiten von einem Sozialen Pflichtdienst profitieren würden: die Betreuten in Al-tersheimen und Behinderteneinrichtungen, der Staat und auch die jungen Männer, denn Sie "würden sich verändern, einen Gemeinsinn und ein anderes Verhältnis zu Menschen in Not entwickeln."
http://www.mdr.de/mdr-info/7605953.html
Erziehung: Experte bemängelt das Fehlen von Männern im Bildungssystem
Jungen stecken tief in der Krise
Von unserem Korrespondenten Ralf Müller
München. Die Verwirrung wird langsam komplett: Sind die Jungen nun das starke oder das schwa-che Geschlecht? Werden die Mädchen weiterhin benachteiligt oder inzwischen sogar bevorzugt? Fest steht, das seit Jahrhunderten festgefügte Weltbild ist ins Rutschen gekommen. Jungen, behaup-tet der Coburger Buchautor und promovierte Germanist Andreas Gößling (50), "werden von unse-rem Betreuungs-, Erziehungs- und Bildungssystem benachteiligt".
So provozierend sind die Thesen, die Gößling in seinem neuen Buch "Die Männlichkeits-Lücke" aufstellt, inzwischen gar nicht mehr. "Mädchen sind schon seit längerer Zeit die Leistungsträger", bestätigte Bernhard Bueb, ehemaliger Leiter der Schule Schloss Salem und ebenfalls Buchautor, bei der Vorstellung der "Männlichkeitslücke" in München. Die moderne Dienstleistungsgesellschaft brauche eher die Eigenschaften, die Mädchen mitbringen. Das Karriere-Ideal sieht Bueb heute ir-gendwo "zwischen Typ Maggy Thatcher und Ursula von der Leyen".
Keine Männer in Kindergärten
Die Zahlen scheinen eindeutig: Von 1970 bis 2001 ist der Anteil männlicher Schüler an den Gym-nasien von 56 auf 46 Prozent abgestürzt während die Quote männlicher Hauptschüler von 51 auf 56 Prozent anstieg, hat Gößling recherchiert. 60 Prozent der Sitzenbleiber und 65 Prozent der Schulab-brecher sind männlich. 12,3 Prozent der männlichen Jugendlichen waren 2003 arbeitslos, aber nur 8,6 Prozent der weiblichen. Die "Jungenkrise" drückt sich nach Ansicht Gößlings auch in einem fast hundertprozentigen Monopol der Jungen auf Gewalt aus. Jungen seien öfter krank und anfälliger, hyperaktiv zu werden. Gößling benennt auch die Ursache: "Die Balance zwischen männlichen und weiblichen Elementen in Kultur und Bildungssystem ist in Schieflage geraten.
Die Männer, waren sich die Experten bei der Präsentation der "Männlichkeitslücke" in München einig, hätten sich weitgehend aus der Kindererziehung zurückgezogen. In der Regel ließen sie sich in der Familie kaum sehen, seien im Kindergarten und der Grundschule praktisch nicht existent und sogar in weiter führenden Schulen wie dem Gymnasium sei die weibliche Pädagogik auf dem Vor-marsch.
Bessere Noten für Mädchen
In Kindergärten, schildert Gößling in seinem Buch, stürzten sich die Jungen "wie Verhungernde" auf jeden jungen Mann, der dort seinen Zivildienst ableistet, oder jeden Hausmeister, der etwas re-parieren solle: Und sie reagieren tief enttäuscht, wenn die vermeintliche Lichtgestalt bald darauf wieder verschwindet. Das durchschnittliche Maß an Zeit, das Väter ihren Söhnen widmeten, sei "erbärmlich", stimmte Bueb zu.
Männliche Schüler, behauptet Gößling, seien nicht nur im Schnitt schlechter als die weiblichen Al-tersgenossinnen, sie würden auch schlechter benotet. Zumindest dann, wenn sie von einer Lehrerin unterrichtet werden. Für diese Behauptung stützt sich der Autor unter anderem auf eine Grundschul-Lese-Untersuchung aus dem Jahr 2005, wonach Jungen in den vierten Klassen der Grundschulen bei gleicher Leistung in Deutsch und Sachkunde signifikant schlechtere Noten als Mädchen erhielten.
In Brandenburg wurden Jungen bei gleicher Leistung um fast 20 Prozent schlechter eingestuft als Mädchen. Dort betrage der Anteil weiblicher Lehrkräfte 93,3 Prozent. In Baden-Württemberg, wo "nur" zwei Drittel der Grundschullehrer Frauen sind, lägen die Jungen nur um 7,2 Prozent hinter den Mädchen zurück.
"Die Schule ist was für Mädchen", zitiert Gößling in seinem Buch einen Schüler. Ex-Schuldirektor Bueb sieht das auch ein wenig so. Die deutsche Schule, sagte er, sei eine "Belehrungs- und keine Charakterschule", was den Mädchen deutlich mehr entgegenkomme als den Jungen. In Deutschland habe man "nicht den Mut, die Schüler etwas erleben zu lassen". Aber nur dadurch könnten sie ihr Selbstwertgefühl stärken, nicht mit einer "akademisierten Bildung".
"Wenn wir es nicht bald schaffen, unseren Söhnen zu helfen, werden die damit verbundenen Prob-leme unser Sozialgefüge noch nachhaltiger erschüttern, als sie es ohnehin schon tun", warnt Buch-autor Gößling.
Mannheimer Morgen
10. Juni 2008
http://www2.morgenweb.de/www/ratgeber/familie_und_erziehung/20080610_srv0000002684110.html
LP 147 Ulrich Parzany, geboren 1941 in Essen (NRW), evangelischer Theologe, Pfarrer und Prediger sowie Autor
"Weißwasser (idea) Unternehmer und Führungskräfte sollten sich als Mentoren verstehen. Wie ProChrist-Hauptredner Ulrich Parzany (Kassel) vor Unternehmern im sächsischen Weißwasser sagte, sehnen sich besonders junge Menschen nach Vorbildern und Personen, an denen sie sich reiben können. Zuhause erlebten sie oft beides nicht mehr. "Die Feigheit der Väter, sich aktiv an der Er-ziehung ihrer Kinder zu beteiligen, ist die größte pädagogische Katastrophe der letzten 30 Jahre", so Parzany.
http://www.idea.de/no_cache/startseite/aktuelle-nachrichten/newsticker/newsticker/article/46962128/
LP 148 Stefan-Götz Richter, lebt in Washington und ist Herausgeber von www.theglobalist.com - http://www.ifa.de/typo3temp/pics/778fc08085.jpg
Erstmals liegt das Schicksal der Weltwirtschaft in den Händen von zwei Frauen: Angela Merkel und Christine Lagarde. Liegt es da gut?
Obwohl wir in geschichtsbewegten Zeiten leben, haben wir die wahre Bedeutung des historischen Moments noch nicht erkannt. Das Schicksal der Weltwirtschaft liegt zum ersten Mal in den Händen von zwei Frauen, Angela Merkel und Christine Lagarde, der Bundeskanzlerin und der IWF-Chefin.
Bei allem Gerede um die Bedeutung des Barack O., Mitt R., Jintao H., Nicolas S., David C.: Wir leben in der Ära von Angela und Christine. Und im feinen Unterschied zu den Männerschlachten der Vergangenheit (à la Kennedy und Chruschtschow, Reagan und Gorbatschow) geht es bei den beiden heutigen Protagonistinnen nicht um übergroße Egos.
Frauen spielen eine immer wichtigere Rolle
Die globale Finanzkrise hat nur etwas beschleunigt, was sich seit einigen Jahrzehnten abzeichnet: Frauen werden bei der Gestaltung der politischen Zukunft der Welt eine wesentlich wichtigere Rolle spielen, als das bisher der Fall war.
Schon als Lagarde bis zum Frühsommer 2011 noch französische Finanzministerin war, gab es immer wieder Bilder dieses mächtigen Duos, wie sie im Umfeld eines Haufens Männer bei EU-Gipfeln in Brüssel vertrauensvoll miteinander sprachen, offensichtlich bestrebt, Ordnung in das Chaos zu bringen.
Noch während Lagardes Zeit in Paris kam es allerdings zu Spannungen. Die französische Regierung war bestrebt, die Deutschen anzumahnen, endlich ihre „systemisch bedingten“ Leistungsbilanzüberschüsse abzubauen. Der Hintergrund des Vorstoßes war klar. Das französische Außenhandelsdefizit steigt rapide an, was in unserem Nachbarland aktuell zu einem wenig rühmlichen Wahlkampfthema geworden ist.
Zuletzt was es der scheidende EADS-Chef Louis Gallois, der gar vor einer regelrechten Deindustrialisierung Frankreichs warnte. So ging es in den bilateralen Gesprächen der beiden Frauen nicht länger nur darum, einen gütlichen Ausweg aus der Krise zu finden. Handfeste nationale Interessen kollidierten mit wirtschaftlichen Grundüberzeugungen und Philosophien.
Dieser Zwist ist prononcierter geworden, seit Christine Lagarde als erste Frau in der Geschichte der Institution das Ruder beim IWF übernahm. Dort hat sie sich zügig den Ruf einer kompetenten Managerin erworben. Aber es gibt doch Bedenken, dass es der Preis ihres Aufstiegs war, mit den Amerikanern beim Piesacken der Deutschen gemeinsame Sache zu machen.
Und so ist es in der Zwischenzeit denn auch gekommen. Nachdem für lange Monate der amerikanische Finanzminister Tim Geithner immer wieder in die Bresche sprang, um den Europäern die Leviten zu lesen, erledigt Frau Lagarde nun diesen Job.
Phobie der Europäer
Es gibt sogar Bedenken, dass sich ein altes Spiel wiederholt, demzufolge der Hauptstellvertreter des jeweiligen IWF-Chefs, immer ein Amerikaner, die wahren Fäden in der Hand hält, während der (bisher immer europäische) Chef durch die Welt reist, um diese Weisheiten zu verkünden.
Die Amerikaner weisen solche Überlegungen und Anspielungen freilich als vollkommen unbegründet zurück. Derlei Interpretationen zeugten von einer Phobie der Europäer, die beim IWF mit allen Mitteln an ihrer immer weniger zeitge-mäßen Überrepräsentation festhalten wollten.
Was also ist – jenseits der Anspielungen und Unterstellungen – von dem Zwist Merkel–Lagarde zu halten? Beide sind Profis, wenn sie auch auf ganz andere Stilmittel zurückgreifen. Die eine setzt vom Auftritt her auf eine androgyne, französisch eingefärbte Eleganz. Die andere auf das genaue Gegenteil, eher die bodenständige, dabei sehr bürgerliche Form der Mutter Courage.
Die Bedingungen der Europäer für Athen
EINSPARUNGEN:
Beide haben sich im Laufe ihrer Karrieren in Männerwelten durchsetzen müssen. Christine Lagarde tat dies im harten Geschäft der weltweit operierenden amerikanischen Anwaltskanzleien. Vor dem Wechsel in die französische Politik stand sie an der Spitze einer dieser Kanzleien.
Angela Merkel hatte den großen Vorzug, dass sie – unbesehen aller Talente – von den Männern (und Konkurrenten) ihres unmittelbaren politischen Umfelds immer fahrlässig unterschätzt wurde. Auch wenn sie von ganz unterschiedlichen Wertvorstellungen her kommen, so ringen sie nun ernsthaft und ehrlich um den besten Lösungsweg – und zwar sowohl für die Krise der Euro-Zone als auch der Weltwirtschaft ganz allgemein.
Die Wahrheit wird am Ende, wie so häufig, in der Mitte zu finden sein. Wenn die eingangs aufgestellte These, dass es bedeutsam sei, in Zeiten zu leben, in denen zum ersten Mal Frauen das Geschehen auf der Weltbühne bestimmen, dann muss man sich fragen, ob dies einen Vorzug haben könnte.
Kompetenz zum Multitasking
Noch eine dritte im Bunde macht dieser Tage von sich reden: Hillary Clinton, mächtige Außenministerin der USA, wird als Nachfolgerin des Weltbank-Chefs Robert Zoellick gehandelt. Zufall?
Die schlüssigste Antwort ist, wie es der ehemalige kanadische Außenminister Pierre Pettigrew einmal formuliert hat, dass das Zeitalter der Globalisierung im Kern davon geprägt sein wird, dass Frauen eine sehr viel stärkere Rolle bei der Suche nach Lösungen spielen werden. Die Komplexität des Weltgeschehens kann von der bei Frauen stärker angelegten Kompetenz zum Multitasking positiv aufgefangen werden.
Und noch ein Weiteres: Sie verstehen es besser, Wege zum Interessensausgleich zu finden, anstatt aufeinander loszustürmen. Auch wenn manch einer diesen Interpretationsansatz als zu stereotyp empfinden mag, hat er zumindest den Vorzug, Hoffnung zu vermitteln – und ist bisher auch noch nicht widerlegt worden.
Pikante Formen des Rollentauschs
Bei Angela M. und Christine L. jedenfalls hat man den Eindruck, dass sie nicht fremdbestimmt sind, sondern ehrlich miteinander ringen. Dass es dabei zu pikanten Formen des Rollentauschs kommt, macht die Sache am Ende nur umso spannender.
So zelebriert die Bundeskanzlerin mit ihrem Beharren auf fiskalischer Konsolidierung die klassische Position des IWF, während sich letzterer unter Lagarde eher in der Rolle einer keynesianisch gestimmten nationalen Regierung gefällt. Auch das ist eine Form der internationalen Arbeitsteilung. Beide Frauen scheinen bemüht, ein fein abgestimmtes Pas-de-deux zu geben.
Denn am Ende braucht es ja all das, was diskutiert wird: die Konsolidierung, die Restrukturierung, die Wachstumsmaßnahmen und Rettungsschirme. Die eigentliche Schlacht geht darum, in welcher Reihenfolge all dies erfolgt. Wo auch immer man bei dieser Debatte steht, beide Lager können sich bei jeder ihrer Titaninnen wohl aufgehoben fühlen. Beide verfügen zudem über enormen Respekt im jeweils anderen Lager. Chapeau.
Der Autor ist Herausgeber von theglobalist.com in Washington D.C.
http://www.welt.de/print/die_welt/debatte/article13873094/Angela-und-Christine.html
LP 149 Christian Schwägerl, geboren 1968 in Weiden an der Oberpfalz (RP), Wirt-schafts-, Politik- und Umweltjournalist sowie Autor - http://www.praxisnah.de/cache/images/1a3c1e30a31cb4c44ea1a8d6961e1150.jpg
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"Sie (die Frauen, Franklin) werden auf dem Arbeitsmarkt begehrt sein, weil sie in großer Zahl Bil-dung, Energie und Motivation frei Haus mitbringen. Darin unterscheiden sie sich zugleich in wach-sendem Maß vom anderen Geschlecht. Derzeit arbeitet knapp die Hälfte der Frauen zwischen fünf-zehn und vierundsechzig Jahren Vollzeit, summiert man Teilzeitjobs zu „Vollzeitäquivalenten“. Im Gegensatz dazu sind einundsiebzig Prozent der Männer erwerbstätig. Dieser Status quo verbirgt indes die Qualifikationskrise der Männerwelt. Die Erwerbsquote der Männer ist seit Jahren in einem derartig steilen Sinkflug, daß das Schweigen über das eigene Geschlecht als männertypische Reak-tion nicht mehr ausreicht.
„Während das Bildungsniveau von Männern stagniert, steigt es bei Frauen weiter“, schreibt das Berliner Familienministerium. Im demographischen Umbruch wird sichtbar, was bisher durch männliche Rituale im Wirtschaftsleben und prämoderne Zustände in der Kinderbetreuung nur mas-kiert wurde. Seit Frauen sich an Schulen und Universitäten entfalten können, ist ihr Aufstieg phä-nomenal. Anfang der sechziger Jahre waren sechzig Prozent der Gymnasiasten Jungen und vierzig Prozent Mädchen. Heute haben sich die Verhältnisse beinahe umgekehrt. 2004 besuchten vierzig Prozent der siebzehn- bis achtzehnjährigen Mädchen die gymnasiale Oberstufe, aber nur dreißig Prozent der Jungen. An den Hauptschulen ist der Jungenanteil auf siebenundfünfzig Prozent ge-wachsen. Besonders in Ostdeutschland ist die Mehrzahl der Schulabbrecher männlich.
Im Pisa-Test lagen Mädchen zwar in Mathematik hinter Jungen zurück, doch ihr Vorsprung bei der Lesekompetenz war mehr als doppelt so groß. Die Leistungsunterschiede in den Naturwissenschaf-ten fielen nur noch marginal aus. Frauen stellen inzwischen die Hälfte der Studierenden und Absol-venten an deutschen Hochschulen. Eine Umfrage der TU Darmstadt unter mehreren tausend Natur-wissenschaftlerinnen und Ingenieurinnen hat ergeben, daß Frauen zielstrebiger studieren und häufi-ger Auslandssemester einlegen.
Das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) rechnet damit, daß „junge Frauen künftig weiter aufholen, denn sie haben die Bildungsdefizite in den letzten Jahrzehnten nicht nur verringert, sondern die jungen Männer in weiten Bereichen der allgemeinen wie beruflichen Bildung bereits überholt“. Der Frauenanteil an den Fachkräften werde „deutlich ansteigen“.
Frauen ergreifen im Durchschnitt beherzter neue Chancen als junge Männer: So sind aus Ost-deutschland seit Beginn der Wirtschaftsflaute deutlich mehr Frauen in die starken Wirtschaftsregio-nen des Westens abgewandert. Zugute kommt Frauen auch, daß sie den Dienstleistungssektor do-minieren, neben der Technologiebranche das zweite gegen Globalisierung resistente Feld, dem der Aufstieg Indiens und Chinas wenig anhaben kann. Ausbildungsstatistiker verzeichnen einen deutli-chen Trend: Gerade jene Ausbildungen in höherwertigen Dienstleistungsberufen, für die junge Frauen sich häufiger als junge Männer entscheiden, erhöhen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Nun kann man einwenden, daß der größte Fleiß und die besten Noten nichts helfen, wenn andere Qualitäten fehlen, die Männer sich zurechnen: Biß, Durchsetzungsvermögen, Ausdauer. Wo sich der Arbeitsmarkt der Zukunft konturiert, stehen inzwischen aber Männer als das schwächere Geschlecht da. Die Zahl der erwerbstätigen Frauen wuchs zwischen 1991 und 2004 um rund 1,1 Millionen, während die Zahl der erwerbstätigen Männer um rund 1,4 Millionen sank.
Seit 1991 sind in Industrie, Bergbau, Baugewerbe und anderswo zweieinhalb Millionen einfache Jobs verschwunden. Betroffen davon sind hauptsächlich Männer. In derselben Zeit entstanden 1,5 Millionen neue Stellen für Akademiker. Knapp sechzig Prozent dieser neuen Stellen haben Frauen eingenommen. Die Zahl berufstätiger Akademikerinnen ist seit 1991 um siebzig Prozent gewachsen, der Zuwachs bei Männern betrug dreiundzwanzig Prozent.
Schon diskutieren die Fachkreise, ob Frauen Männer mittelfristig aus dem Arbeitsmarkt verdrängen. Vorerst wird eine derart radikale Vorstellung verneint. Aus mehreren Gründen: Obwohl ihnen der Vormarsch in Männerdomänen wie Jura, Betriebswirtschaft und Medizin längst glückt, meiden Frauen noch innovative Wachstumsbranchen. In Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik stagniert der weibliche Anteil an Studierenden bei rund einem Drittel, und nur jeder fünfte Nach-wuchsingenieur ist eine Frau.
Zum anderen beginnt der Umbruch erst im Jahr 2010, die wirklich radikale Phase des Bewußt-seinswandels steht noch aus. So wird manch frischgebackene Mutter vom Personalchef behandelt, als wäre sie nach einem Unfall behindert. Betreuungsangebote, die mehr als Halbtagsarbeit erlauben, fallen im Westen so marginal aus, als würden Kleinkinder beim Spielen mit anderen Schaden nehmen. Und zu viele Männer geben durch Untätigkeit im Familienalltag zu verstehen, daß sie mehr Geld nach Hause bringen als ihre Partnerinnen, was wiederum deren Leistung am Arbeitsplatz mindert.
Es sind aber nur vier Jahre bis zur Umkehr der demographischen Verhältnisse. Die Nachfrage nach qualifizierten Frauen dürfte dann sukzessive jene „gläserne Decke“ durchlöchern, die bislang ihre Laufbahnen hemmte. Unternehmer werden lieber künftige Mütter einstellen, als ihre Bilanzen durch Fachkräftemangel zu ruinieren. Personaljäger werden nicht nur schicke Dienstautos zusagen, son-dern Plätze in pädagogisch exzellenten Kindergärten.
Und die Männer? Sie werden sich nicht mehr dadurch definieren können, daß ihre Partnerinnen finanziell abhängig sind und daß Frauen am Arbeitsplatz keine Konkurrenz darstellen. Ob nun ge-nau das eine Krise der Männlichkeit bedeutet, ob weibliche Gleichrangigkeit oder berufliche Über-legenheit sich mit der männlichen Psyche nicht verträgt, werden sie herausfinden müssen. Daß es aber längst eine Krise der Männlichkeit gibt, legen die Zahlen der Bildungsstatistik ebenso nahe wie die Tatsache, daß der Kinderwunsch von Männern wesentlich stärker gesunken ist als der von Frau-en.
Der Umbruch wird am heftigsten die Frauen selbst treffen. Ihnen wird die Welt zu Füßen liegen, aber sie werden zugleich ganz neue Erfahrungen machen: Es ist nicht schöner, von einer Chefin zusammengefaltet zu werden. Für ausbleibenden Aufstieg steht die Ausrede von der Benachteili-gung der Frau nicht länger zur Verfügung. Und vorbei sind die Zeiten, in denen man auch wieder aufhören kann mit der Arbeit, weil ja der Mann da ist."
Text: F.A.Z., 07.06.2006, Nr. 130 / Seite 35
LP 150 Dr. Eckhard Benkelberg, Anwalt für Familienrecht in Emmerich am Rhein (NRW) www.benkelberg.com
Eckhard Benkelberg, 01.11.2010 13:19
Sehr bedenklich, so bedenklich, dass ich das Begehren für völligen Unfug halte.
Wenn im Einzelfall ein Vater mal keinen Zuschuss beim ALGII bekommt, weil er seine Kinder am Wochenende versorgt, ist das gewöhnliches Unrecht, gegen das es Rechtsbehelfe gibt. Dass Frauen für das selbe Vergehen nicht so oft bestraft werden wie Männer, liegt daran, dass Frauen erheblich weniger zu Gewaltkriminalität neigen als Männer. Es gibt auch so gut wie keine Frau, die ihre Un-terhaltspflicht nicht erfüllt (§ 170 StGB)
Umgangsrecht des Vaters, das ihm ein Richter zugesprochen hat, ist leicht durchsetzbar mit Ord-nungsgeld und Ordnungshaft. (Ganz andere Frage ist, warum ein Vater kein Umgangsrecht zuge-sprochen bekommen hat: Nun können auch Richter irren, sie sind Menschen, aber auch da gibt es zwei Instanzen, und es müssten schon vier Richter irren. (Ich denke beim Wehklagen von Männern diesbezüglich immer an den Splitter im Auge des anderen) Männer haben Vollzeitarbeitsplätze, lieber Namensvetter, in den letzten fünf Jahren wurden eine halbe Million Frauenarbeitsplätze ab-geschafft und 1,3 Millionen geringfügige Beschäftigungsverhältnisse für Frauen geschaffen, die also arbeiten, ohne fürs Alter vorsorgen zu können. Der Mann nach Scheidung baut seine Rente weiter auf, die Mutter nach Scheidung arbeit sozialversicherungsfrei, die hat - sorry - in zwanzig Jahren die Arschkarte. Und wer regiert in den Unternehmen, die Frauen nur noch als € 400,00 Kräfte einstellen? Männer.
Der Aufruf kommt mir vor als Aufruf der Jammerlappen.
Nur ein Punkt ist richtig, das ist die eindeutig verfassungswidrige "Gleichstellung" = Bevorzugung von Frauen = Benachteiligung gleich qualifizierter Männer bei Einstellungen und Beförderungen im öffentlichen Dienst. Alles andere ist wieder mal nur Wehklagen.
Wortwörtliche Auszüge:
- "Die Feiglinge, die keine Verantwortung übernehmen und deshalb nicht heiraten wollten, sehen jetzt die Chance, die Mütter ihrer Kinder unter Druck zu setzen."
- Motto des deutschen Mannes: "Ich will mein Recht: Wenn es mir schon zusteht, will ich es auch haben, selbst wenn ich nichts damit anfangen kann, außer die Mutter des Kindes zu ärgern und viel-leicht zu erreichen, dass sie auf Unterhalt verzichtet".
- "es ist die Frau, die über die notwendigen Vorrichtungen verfügt, Kinder zu empfangen, Kinder auszutragen, Kin der zu gebären und Kinder zu ernähren (womit ich nicht Füttern mit Alete, son-dern die Benut zung der Brust meine). Dass dies allein schon zu einer gänzlich anderen Einstellung der Frau zu ihrem Kind führt, als je bei einem Mann, der ja das Kind nicht geboren hat, dem es mit der Bemerkung, es sei seines, (was er glauben muss) auf den Arm gelegt wird, ist ebenso selbstver-ständlich"
- "Der Vater muss ja auch arbeiten bis vier Uhr. (nur, dass der dann Bier trinkt, während Mutter ihren Zweitberuf antritt, die Kinderbetreuung, von 16.00 Uhr bis 22.00 Uhr)"
- "Wenn Väter nichtehelicher Kinder - Feiglinge in der Regel, sonst wären sie verheiratet und hätten Verantwortung übernommen - jetzt glauben, das gemeinsame Sorgerecht leichter erhalten zu können als geschiedene Väter es nach Scheidung für sich behalten können, sind sie schief gewickelt."
- "Väter hängen sich das Schild "Menschenrechtler" um und halten sich damit für Heilige, gegen die anzutreten Blasphemie ist, die mit sofortiger verbaler Ausgrenzung zu bestrafen ist, und, selbstver-ständlich, mit der Aufforderung, zu schweigen, weil: Der Menschenrechtler, niemand sonst, ist im Besitz der Wahrheit. Die Männer-Selbstbemitleidungsgruppen - sollten so was wie ein Konzil ab-halten, einen Obervater wählen - da eignet sich ein Schauspieler, der sich auch schon mal hat ans Kreuz binden lassen - und den für unfehlbar erklären."
- "1950 kamen in Deutschland gute 10 Millionen Kinder ganz ohne Väter aus. Ich will lieber nicht wissen, wie das ausgegangen wäre, wenn sie ohne Mütter hätten auskommen müssen. Und zuletzt: Haben Frauen, oder ganz ganz überwiegend Männer, die letzten Kriege angefangen? Wurden auf dem Balkan Männer oder Frauen zu tausenden vergewaltigt? Kindersoldaten: Sind das Mädchen oder Buben? Könnte es sein, dass die Frauen, dass die Mütter, besser wissen, was gut ist für ihre Kinder, und dass es überall die Männer sind, die alles kaputt machen?"
- "ich führe derzeit zehn Verfahren für Kinder, die Umgang mit ihren Vätern haben wollen, eines für eine Mutter, die dem Vater den Umgang so lange verweigert, wie der nicht seine Absicht, das Kind nach einem Besuch zu behalten, durch Einwilligung in die Aufenthaltsregelung fallen lässt. Der Deutsche Mann kann seine Herkunft aus dem Neandertal immer noch nicht leugnen: Ich Tarzan, Du Jane, ich stark, Du schwach."
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 151-160
LP 151 Helmuth Karasek, geboren 1934 in Brünn (CZ), Journalist, Buchautor, Literaturkritiker und Professor für Theaterwissenschaft - http://celebslists.com/images/hellmuth-karasek-01.jpg
"Die Tragödie wird wegen ihrer Wucht laut als ausweglos beklagt. Dabei ließe sie sich leicht vermeiden und ein paar Nummern kleiner abwickeln. Er, der mit seinen Wetter- und Wetterstation-Eskapaden eine erfolgreiche Firma aufgebaut hat, könnte, allerdings ohne Fernsehplatz, still und zurückgezogen, seinen Geschäften und Gelüsten nachgehen. Sie könnten durch einen außergerichtlichen Vergleich und ein Schuldig-Bekenntnis abgesichert und befriedigt werden. Man würde sich auf ein Mindeststrafmaß einigen. Und auf Schmerzensgeld (also Kranzgeld). Dass viele mit einem solchen Schaden fertigwerden müssen, zeigt jeder Scheidungsprozess."
http://www.abendblatt.de/hamburg/article1555807/Wetter-bleibt-Wetter.html
Das Sujet mag jetzt auf den ersten Blick thematisch nicht so recht passen, aber Karasek wäre nicht Karasek, wenn ihn das von seinem Versuch einer allegorische Metamorphose des Sardanapal hin zum Herrn der Schöpfung an sich abhalten könnte, zumal wenn das Objekt der Begierde "Der Tod des Sardanapal" von Eugene Delacroix auch noch veritable 395 x 495 cm misst. Da fühlt sich auch ein Herr Karasek angemessen präsentiert. Und dann legt er los:
Seit einigen Jahren sind wir Männer nur noch die Herren der Erschöpfung. Und sehr verunsichert.
Eine Bezeichnung wie „meine Frau“ hatte eine ganz andere Bedeutung als die Formel „mein Mann“, jedenfalls solange, und das war bis vor Kurzem, Männer ihren Ehefrauen eine Erlaubnis erteilen mussten, wenn sie einer Arbeit nachgehen wollten. Und da es egal ist, wie der Besitzer aussieht, sein Eigentum aber sehr wohl taxierend angeschaut und mit dem bewundernden Ausruf „Donnerwetter!“ kommentiert werden darf, wird es immer wieder Männer mit Macht, Geld, Reichtum geben, die sich Frauen leisten können, die dreißig, vierzig Jahre jünger sind. Solange sie sich die Frauen leisten können! Frauen haben es da schwerer, da hilft keine Gleichberechtigung.
Sich Frau leisten können! Besonders durch die Faszination, die Macht ausübt. Als besonders brutales Beispiel, ja, als Symbol dieses exekutierten Machtanspruchs, galt mir das Bild „Der Tod des Sardanapal“ von Delacroix. Es zeigt, beherrschend, aber doch im Hintergrund, auf einem Lotterbett, einem blutroten Diwan mit fließender Decke liegend einen Herrscher mit Krone, den Kopf mit vollem orientalischem Bart in den hochgewinkelten rechten Arm gestützt. Er beobachtet. Und der Bildbetrachter sieht den Herrscher mit einem gewissen neidisch wollüstigen Schauder. Er muss ihn aus diesem Blickwinkel wahrnehmen, denn so ist das Bild inszeniert.
Da sind Sklaven, genauer: Eunuchen mit muskulösem Körper dabei, mit Dolchen, die sie gezückt haben, wunderschöne, nackte junge Frauen mit weißrosiger Haut und blühenden Leibern abzustechen, ebenso wie edle Pferde und edle Hunde, die mit Geschmeiden geschmückt und aufgeputzt sind wie die geopferten Frauen, die Armreifen und erlesene Fußfesseln tragen. Die Eunuchen haben den Befehl, erst das lebende Inventar des Herrschers – also Hunde, Pferde, Frauen – und dann ihn selbst zu töten. (...)
Vielleicht aber zeigt sich in den Wiedererweckungsbemühungen alter, schrecklicher Männermythen wie der von Sardanapal in Wahrheit etwas ganz anderes. Der Aufbruch der Gleichberechtigung, ihr langer Marsch durch die männlich beherrschte Gesellschaft und ihre Institutionen, ist längst weiter fortgeschritten, als es sich die männliche Fantasie eingestehen wollte.
Die darauf mit sadistisch-reaktionärer Wut reagierte. In der Ehe und vor den Familiengerichten ist die Frau längst gleichgestellt, unsere Kinder werden inzwischen fast ausschließlich in Kindergärten und Schulen von Frauen betreut, ob sie nun Buben oder Mädchen sind, sie werden im Geist der emanzipierten Frauen erzogen. In Schulleistungen überflügeln Mädchen längst die ihre Orientierung verlierenden männlichen Heranwachsenden, im Beruf sind viele Frauen so erfolgreich, dass es nur eine Frage kurzer Zeit sein kann, dass sie auch gleich bezahlt werden.
Die Ideologie, dass Frauen die besseren Menschen sind, wirkt, selbst wenn man darüber nur den Kopf schüttelt (es gibt keine „besseren“ Menschen, es gibt nur Menschen), wie eine notwendige Reaktion auf das jahrtausendealte Vorurteil, dass Männer die Besseren, die Größeren, die Schlaueren sind und dass ihnen daher das Sagen zukommt. Männer geben nicht mehr (allein) den Ton an, auch wenn sie noch so tun, sich so aufspielen, sich so inszenieren, als täten sie's.
Frauen können besser allein leben als Männer, sie leben länger, was schon deshalb gut ist, weil sie, allein gelassen durch den Tod des Partners, ohne Frage, mit dem Single-Leben besser fertig werden, besser zurande kommen.
Da wir, zumindest im Mitteleuropa der vergangenen fünfzig Jahre, Konflikte nicht mehr kriegerisch ausfechten, bedarf es des Ideals des Kriegers im Grund überhaupt nicht mehr. Jedenfalls spielt es im Bewusstsein keine Rolle mehr. Da Schwerstarbeit, in der Industrie wie in der Landwirtschaft, im Handel wie im Transport, durch Maschinen ausgeführt und durch Computer weitestgehend gesteuert wird, spielt auch der bisher scheinbar ewige Vorteil der größeren Muskelkraft des Mannes keine entscheidende Rolle mehr – außer beim Boxsport und beim Fußball (auf Letzterem beharrt er, obwohl nur die deutschen Frauen es zuletzt zur Weltmeisterschaft gebracht haben).
Er kennt keine Familie mehr, jedenfalls nicht in den bürgerlichen Kreisen, in denen er sich zu Hause fühlt, die die Geburt eines „Stammhalters“, also eines Jungen, höher schätzen würde als die einer Tochter, die längst auch einen Stamm führen kann, wenn's drauf ankommt: Der einzig wirklich wahre König Europas, der von England, ist eine Königin. Frauen treffen, obwohl das Männer nicht zugeben möchten, die Partnerwahl, Frauen im Bürgertum sind die Herren der Familienplanung. Es ist keine (öffentliche) Frage mehr, wer oben oder unten liegt, ob man das nun wörtlich oder bildlich verstehen will.
Die Männer, wir Männer, sind verunsichert, kein Wunder, wenn sich tausend Jahre alte Sitten, Gebräuche, Regeln und Gesetze, Gewohnheiten und Rollen so gründlich verändern. Und das, so scheint es, irreversibel, sollte sich die Idee des Islam nicht durchsetzen oder nicht, wie hoffentlich bald im Iran, den Bedingungen aufgeklärter Gesellschaften anpassen.
Seit einigen Jahren sind wir die Herren der Erschöpfung. Wir erleben eine Gleichheit der Geschlechter als work in progress, bei der man sich Rückschläge, aber keinen Rückschritt, vorstellen kann und will.
LP 152 Matthias Lindner, Jahrgang 1969, Studium der Rechtswissenschaften, Politikwissenschaft, Soziologie und Philosophie in Kiel - stellv. Vorstandsvorsitzender des BUNDESFORUM MÄNNER - Interessenverband für Jungen, Männer und Väter – seit 2006 Bereichsleiter für Genderpolitik bei der ver.di Bundesverwaltung - matthias.lindner@verdi.de
Die Quote wird in der aktuellen öffentlichen Diskussion als Instrument zur Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit verhandelt. Von engagierten Frauen wird eine rechtlich verbindliche Regelung eingefordert. Dabei geht es in der Regel aber nicht um eine allgemeine Quotierung sämtlicher Erwerbsbereiche in denen Männer bislang zahlenmäßig dominieren. Vielmehr konzentriert sich die öffentliche Quotendiskussion auf die geschlechtliche Quotierung von wirtschaftlichen und politischen Spitzenpositionen.
Vor dem Hintergrund einer Arbeitswelt, in der Chancen und Ressourcen geschlechterspezifisch sehr ungleich verteilt sind, erscheint dies auch legitim und gerecht.
An dieser Legitimität ändert auch die Tatsache nichts, dass eine Frauenquote auf der individuellen Ebene zutiefst ungerechte Auswirkungen haben kann – einzelne Männer sogar eindeutig diskriminiert.
Diese Männer sind Kollateralopfer des Versuchs, geringere Chancen von Frauen auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene zu kompensieren. Aus gesellschaftlicher Sicht wäre wünschenswert, wenn nicht nur die Bereiche in die Quotendiskussion aufgenommen würden in denen es etwas für Frauen zu gewinnen gibt, sondern auch jene, in denen Männer unterrepräsentiert sind. Insbesondere im Bereich der Pflege und Kinderbetreuung besteht hier umgekehrter Handlungsbedarf. Dabei ist es zwingend erforderlich, dass diese Arbeitsbereiche eine ökonomische Aufwertung erfahren. Nur dann besteht Anlass zur Hoffnung, dass sich auch in den Wirtschaftsbereichen in denen Frauen überrepräsentiert sind, ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis herstellen lässt.
Führung um jeden Preis?
Es erscheint an dieser Stelle allerdings wenig sinnvoll, in Erbsenzählerei zu verfallen. Vielmehr müssen an die Einführung von Frauenquoten klare Erwartungen formuliert werden. Es darf nicht darum gehen solche Frauen in Führungspostionen zu bringen, die von Ihrem Verhalten, Führungsstil und Duktus lediglich zum Erhalt von patriarchalen, hierarchischen Strukturen und Kulturen bei-tragen. Gleichzeitig muss aber auch Sorge dafür getragen werden, dass mit einer höheren Repräsen-tanz von Frauen in entsprechenden Funktionen nicht eine schleichende Abwertung dieser Bereiche erfolgt, wie dies in vielen Berufsfeldern bereits geschehen ist. Dies würde das Erreichte schnell entwerten und die gleichstellungspolitischen Ziele die mit der Einführung der Frauenquote verbun-den sind konterkarieren. Wünschenswert wäre, dass durch eine höhere Repräsentanz von Frauen in den Führungsgremien auch ein Wandel hin zu einer partizipativen und kommunikativeren Lei-tungskultur vollziehen würde. Es wäre allerdings vermessen, dies als Erwartung zu formulieren, da der Zugang zu Führung für Frauen entsprechend der gängigen Qualifikationsmaßstäbe erfolgen muss. Sichtbar würde ein verändertes Verständnis von Führung am Umgang mit Themen wie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen und Männer, Führungsstil und Kommunikations-kultur.
Männer mitnehmen!
Will man Männer aktiv für Gleichstellungspolitik gewinnen, so darf man sie nicht ausschließlich zu „Leittragenden“ von notwendigen Korrekturen gesellschaftlicher Fehlentwicklungen machen. Es sollte nicht vergessen werden, dass viele Männer nie in privilegierte Führungsposition kommen, auch sie meist „Opfer“ einer hegemonialen Männlichkeit sind, die Ihre individuellen Bedürfnisse weitgehend ignoriert und nur einen ganz bestimmten Typus Mann in die Lage versetzt in den Ge-nuss der begehrten gesellschaftlichen Machtpostionen zu gelangen. Könnte es nicht sein, dass vor diesem Hintergrund, die in der Theorie definierte patriarchale Dividende für Männer, die zwar nicht in den Genuss dieser Machpositionen kommen, dennoch von einer Geschlechterkultur zuguns-ten von Männern profitieren, in der heutigen geschlechterpolitischen Gesamtrechnung eher be-scheiden ausfällt?
Gerade moderne Männer die sich heute offen zu ihrem Wunsch einen aktiven Beitrag zur tägliche Betreuung und Pflege zu leisten bekennen, brauchen für ihre, von der „Norm“ abweichenden Le-bensentwürfe, Unterstützung, da ein solches Bekenntnis meist ebenso mit einem Karriereaus ver-bunden ist, wie für Frauen. Während diese Orientierung von Frauen traditionell erwartet und akzep-tiert wird, haben moderne Männer zusätzlich mit Unverständnis Seitens relevanter Teile der Beleg-schaften und Führungskräfte zu kämpfen. Ihnen hilft der Verweis auf eine allgemeine Privilegierung von Männern wenig. Eröffnet man diesen Männern jedoch eine Perspektive die es ihnen ermöglicht, einen aktiven und gestaltenden Beitrag zur Demokratisierung der Geschlechterverhältnisse zu leisten können sie zu wertvollen Bundesgenossen für Frauen werden.
Daher stellt sich gar nicht so sehr die Frage welche Quote erfüllt sein muss, um auf dem Weg zu tatsächlicher Gleichstellung voranzukommen, sondern vielmehr die, welchen Führungsstil, welche Arbeits- und Unternehmenskultur, welche sozialen- wirtschaftlichen- und rechtlichen Rahmenbe-dingen gegeben sein müssen, um es Frauen wie Männern gleichermaßen zu ermöglichen ihre indi-viduellen Lebensziele gleichberechtigt zu erreichen.
Vor diesem Hintergrund wäre es geboten, Männer, die ebenso wie viele Frauen Interesse an ganz-heitlicheren Lebensentwürfen und einer Aufwertung unbezahlter Haushalts – und Care-Arbeit ha-ben als Verbündete im Kampf um echte Gleichstellung zu gewinnen. Es müsste vielmehr darüber nachgedacht werden, welche legitimen Gleichstellungsbedürfnisse es von Seiten der Männer gibt, wie diesen gerecht geworden werden kann und welche Instrumente zur konkreten Umsetzung dieser Bedürfnisse es gibt.
Von Kennzahlen und Vereinbarkeit
Folgt man der Prämisse, dass ein Mentalitäts- und Kulturwandel bei den betrieblichen und politi-schen Eliten hinreichende Bedingung für eine insgesamt chancengerechtere Gesellschaft ist, gilt es also Indikatoren zu definieren, anhand derer dieser Wandel messbar und sichtbar gemacht werden kann. Neben der Quote könnte dies auch durch die Einführung von Kennzahlen über die Nutzung von Elternzeiten erreicht werden. Eine solche Kennzahl würde Aufschluss darüber geben, wie viele Väter über welchen Zeitraum Elternzeit genommen haben. Eine hohe Elternzeitkennzahl von Vätern könnte als Indiz für eine egalitäre Betriebskultur gewertet werden, die sich von der Orientierung auf tradierte Rollenbilder verabschiedet hat. Als Benchmark könnte sie zudem Aufschluss über die Attraktivität eines Arbeitgebers für vereinbarkeitsorientierte Beschäftigte geben. Dies wäre auch deshalb bedeutsam, weil heute nicht mal mehr die Hälfte aller berufstätigen Männer auch Väter sind. Eine Elternzeit Kennzahl in Verbindung mit der Anerkennung von Familienarbeit könnte hier Wettbewerbsnachteile von vereinbarkeitsorientierten Vätern gegenüber kinderlosen Männern kom-pensieren und damit insgesamt zu einer Unternehmenskultur beitragen von der Frauen und Männer gleichermaßen profitieren.
Das Plädoyer für eine solche Elternzeit-Kennzahl soll allerdings nicht von der Notwendigkeit einer nachholenden Frauenförderung ablenken. Es soll vielmehr den Blick darauf lenken, dass es auch von Seiten der Männer Gleichstellungsbedürfnisse gibt, die bislang nicht in die öffentliche Diskus-sion eingeflossen sind. Zudem leidet das Instrument der Quote unter dem Manko, bestehende Ungerechtigkeit mit umgekehrter Ungerechtigkeit beseitigen zu wollen. Das macht sie aus Männersicht schwer anschlussfähig. Solange Männer Gleichstellungspolitik als eine Strategie erleben, welche nur an Frauen adressiert ist und das Ziel verfolgt, Frauen einseitig zu fördern, stellen sie zu Recht die Frage, warum sie diese unterstützen sollen. Hinzu kommt, dass es ihnen so vorkommen kann, also ob die ehemals abgeschottete „Männerwelt“ mit ihren diskriminierenden Strukturen unangetastet bleiben soll und lediglich für Frauen geöffnet werden soll. Wenn ihre eigenen Gleichstellungs- und Veränderungsbedürfnisse allerdings erst genommen werden und bei ihnen der Eindruck entsteht, diese auch „auf Augenhöhe“ – d.h. ohne den Ballast historischer Schuld – gemeinsam mit Frauen in die Diskussion um tatsächliche Geschlechtergerechtigkeit einbringen zu können, werden sie zu wertvollen Bündnispartnern von Frauen für ein gemeinsames Ziel.
Unter dem Titel „Aus der Rolle gefallen! Geschlechterklischees in Deutschland und Russland“ fand Mitte Mai in den Räumen der Organisation „Memorial International“ das zweite „Moskauer Ge-spräch“ dieses Jahres statt. Die Soziologin Irina Tartakowskaja und Matthias Lindner vom Bun-desforum Männer diskutierten mit jungen Russen und Deutschen den Status quo der jeweiligen Geschlechterbilder.
Lindner, der auch als Gendertrainer tätig ist, erklärte zu Beginn der Veranstaltung, dass Jungen in Deutschland heutzutage weniger und niedrigere Schulabschlüsse erzielten. „Wir müssen umdenken. Deutschland kann es sich nicht leisten, auf die Ressource Kinder zu verzichten.“ Irina Tartakowska-ja ist Sozialwissenschaftlerin und leitet Seminare zum Thema Soziale Geschlechterrollen. Als Wis-senschaftlerin sieht sie keinen Widerspruch zwischen dem biologischen und dem sozialen Ge-schlecht, Gender und Geschlecht seien Synonyme. In einem Rückblick stellte sie die sozialen Rol-lenbilder der Sowjetzeit dar: Für die Bolschewiken sei die Emanzipation ein pragmatischer Glücks-griff gewesen. Nach dem Bürgerkrieg fielen viele männliche Arbeitskräfte aus, daher gab der Staat kurzerhand den Frauen die Arbeiterrolle ab, sie waren dann Arbeiterinnen und Mütter zugleich. Der Sowjetapparat setzte auf seine Frauen und führte nach einer rückläufigen Geburtenrate sogar ein Frauengesetz ein, das Abtreibungen verbot. Aber auch die Männer bekamen den Druck der Macht zu spüren: Spezielle Komitees leiteten Sanktionen ein, wenn ein Ehemann seiner Frau untreu war. Die Geschlechterrollen waren vom Staatsapparat definiert.
„Im heutigen Russland erleben wir eine Renaissance der traditionellen Rollenmuster“, sagte Tar-takowskaja. In der Gesprächsrunde wurde die Frage nach einem russischen Feminismus gestellt und diskutiert, warum Wladimir Putins Angelfotos mit nacktem Oberkörper in Deutschland eher negativ auffallen, in Russland jedoch von den meisten als „typisch männlich“ angesehen werden. Lindner erheiterte die Runde, als er eine Statistik zitierte, nach der Mönche im Kloster durchschnittlich bei-nahe genauso alt wie Frauen werden. Wo sie im „freien Leben“ doch deutlich früher sterben: In Deutschland haben Frauen eine etwa fünf Jahre höhere Lebenserwartung, in Russland sterben Männer im Schnitt sogar 13 Jahre vor ihren Frauen. Das sei ein ziemlich hoher Preis, den Männer für ein „männliches Leben“ zahlen, erklärte Lindner. Aber er stellte ein hoffnungsvolles Bild in Aussicht: So könne der Mann der Zukunft als cool gelten, wenn er die Kindererziehung übernehme, sich das Rauchen abgewöhne, weniger trinke und langsamer Auto fahre. Vielleicht würden Männer dann die Frauen in den Lebenserwartungsstatistiken einholen und zwar auch, wenn sie nicht im Kloster leben. „Wir können nicht alle ein Klosterleben führen!“
Organisiert wurde die Veranstaltung von dem Deutsch-Russischen Forum und der Moskauer Deut-schen Zeitung in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung. Die Moderation übernahmen die freie Journalistin Diana Laarz und die Spezialistin für Genderproblematik, Irina Kosterina von der Hein-rich-Böll-Stiftung.
http://www.mdz-moskau.eu/print.php?date=1338743520
Interview mit Matthias Lindner, Bereichsleiter Genderpolitik ver.di Bundesverwaltung
Diversity und Genderpolitik aus gewerkschaftlicher Sicht
1. Was ist Ihr Eindruck: Welchen Stellenwert hat Diversity Management für die Betriebsratsarbeit vor Ort? Mit welchen Schwierigkeiten sehen sich die Betriebsräte in Diversity Projekten konfrontiert?
Diversity Management setzt sich heute zunehmend in international aufgestellten Unternehmen mit einer großen Anzahl von Beschäftigten durch. In den Betrieben, die in den Organisationsbereich von ver.di fallen sind Diversity Management Projekte bislang eine Seltenheit. Dies liegt vor allem daran, dass im von ver.di betreuten Dienstleistungssektor mehrheitlich kleine und mittelständische Betriebe liegen, die auf den lokalen Märkten agieren. Zudem hat Diversity Management nur begrenzt Zugang in deutsche Betriebs- und Managementkultur gefunden.
Überall dort, wo Betriebsräte in Diversity Management Projekte eingebunden sind, steht der Gedanke der Chancengleichheit für benachteiligte Gruppen im Vordergrund. Ziel ist es, dieses Anliegen in Personalprozesse und Vereinbarungen einzubringen. Dabei geht es in der Regel darum, nicht nur die Fähigkeiten der jeweiligen Beschäftigtengruppen zu fördern, sondern auch deren Bedürfnisse zu beachten.
2. Welche Themen stehen bei den Betriebsräten im Vordergrund?
Eine Priorisierung der Dimensionen würde unserem Verständnis von Diversity Management zuwider laufen. So vielfältig die Betriebe und deren Belegschaften sind, so unterschiedlich ist auch die Relevanz der einzelnen Diversity Dimensionen für die Weiterentwicklung einer mitarbeiterorientierten Betriebskultur. Festzustellen ist, dass meist erst das Zusammenkommen mehrerer Diversity Dimensionen innerhalb von Belegschaften zu einer Beschäftigung mit diesem Thema führt.
3. Wo liegen aktuell die Schwerpunkte in Ihrem Bereich Genderpolitik bei ver.di?
Die stärkste Resonanz bekommen wir auf das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“. Hier bieten wir Seminare, Materialien und Beratung an. Die Vielfältigkeit dieses Themenfeldes erlaubt es uns, für die unterschiedlichsten betrieblichen Bedürfnisse passende Konzepte zu entwickeln. Hier stehen Fragen der Arbeitszeitgestaltung an erster Stelle. Aber auch Familienleistungen und die Verankerung von Familienfreundlichkeit innerhalb von Betriebs- und Dienstvereinbarungen stellen einen wesentlichen Teil unserer Arbeit in diesem Themenfeld dar.
Wir bieten auch Trainings und Beratung zu allen Fragen der Implementierung von Gender Mainstreaming in Arbeits- und Planungsprozesse sowohl ver.di intern als auch bei unseren Mitgliedern. Hier gilt es zu sensibilisieren und zu qualifizieren. Durch eigene Projekte und die Beratung betrieblicher Akteure schaffen wir positive Beispiele, und sorgen so für ein breiteres Verständnis für die Thematik. Dabei ist es unser Ansatz zentrale gewerkschaftspoltische Themen zu „gendern“, d.h. die unterschiedlichen Auswirkungen der jeweiligen Aktivitäten innerhalb dieser Politikfelder auf Frauen und Männer aufzuzeigen. Das fängt bei der diskriminierungsfreien Gestaltung von Tarifverträgen an und geht bis zu der geschlechterspezifischen Analyse der Konjunkturpakete. Ein Thema was uns in den letzten Jahren zunehmend beschäftigt, ist die Frage der psychischen Belastungen am Arbeitsplatz. Hier konnten wir durch ein Pilotprojekt unterschiedliche Belastungsmuster bei Männer und Frauen aufzeigen und entsprechende Beratungsansätze entwickeln.
4. Sie beschäftigen sich unter anderem mit dem Selbstverständnis von Männern in der heutigen Zeit. Was bewegt die Köpfe und Herzen der Männer?
Die Erwartungen von Männern und an Männer haben sich in den letzten 20 Jahren stark gewandelt. Viele Männer empfinden die berufliche Karriere nicht mehr als das allein glücklich machende. Sie haben verstärkt das Bedürfnis Familie bzw. private Interessen und Beruf gleichwertig unter einen Hut zu bekommen. Befragt man junge Männer heute, was ihnen im Rahmen ihrer Arbeit wichtiger ist: Geld oder Vereinbarkeit? – dann wählt die Hälfte die Vereinbarkeit. Damit einher geht ein ausgeprägtes Gefühl für die eigene Gesundheit. Besonders bewegt sind Männer, wenn es um das Verhältnis zu ihren Kindern geht. Sie übernehmen heute eine aktive Rolle in der Betreuung der Kinder. Die Männer erwarten deshalb eine rechtliche Gleichstellung im Rahmen der anstehenden Überarbeitung des Sorgerechts.
5. In Ihrem Artikel „Männer im Spannungsfeld“ sagen Sie mit einem Hinweis auf geschlechtersensible Sprache, dass Männer gezielt und mitunter auch anders angesprochen sein wollen als Frauen. Haben Sie Beispiele, wie das in der Praxis aussehen könnte?
Viele Unternehmen haben die Zeichen der Zeit erkannt und bieten familienfreundliche Leistungen an. Im Rahmen eines unserer Praxisprojekte stellte sich dann aber heraus, dass diese Angebote bei Männern deutlich weniger bekannt waren als bei Frauen. Bei der Überprüfung dieser Angebote stellte sich heraus, dass Männer bzw. Väter weder sprachlich noch bildlich auftauchten. Deshalb fühlten sich viele weder inhaltlich noch emotional angesprochen. Eine Krankenkasse stellte vor einigen Jahren fest, dass ihre Herz-Kreislauf-Schulungen fast ausschließlich von Frauen besucht wurden, obwohl gerade ältere Männer zur Risikogruppe gehörten. Im Rahmen einer Genderanalyse wurde festgestellt, dass auf den Werbeflyern für diese Schulungen nur Frauen abgebildet waren. Zudem wurden Männer sprachlich nicht dort abgeholt, wo sie standen. Wer Männer gezielt ansprechen will, muss eben ihre Sprache sprechen, ganz nach dem Motto: Der Wurm muss dem Fisch und nicht dem Angler schmecken.
6. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Hürden auf dem Weg zu mehr Ausgewogenheit von Männern und Frauen in den Führungsetagen? Wie lassen sich diese bewältigen?
Neben vielen „kleineren“ Hürden identifizierten wir die in vielen Unternehmen vorherrschende Arbeitskultur als größten Hemmschuh. Diese orientiert sich immer noch an dem „Ideal“ des rund um die Uhr verfügbaren männlichen Arbeitnehmers, als Norm. Alle, die dieser Norm nicht entsprechen, haben Wettbewerbsnachteile. Statistisch entsteht die Chancen- und Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern im Alter zwischen 25 und 34 Jahren und wird zumeist durch die Unterbrechung der Berufstätigkeit aufgrund von Kinderbetreuung ausgelöst. In dieser Zeit werden auch wichtige Karriereweichen gestellt. Die tradierte Einstellung ist, dass bis zum Alter von 40 Jahren mindestens 2-3 Karriereschritte vollzogen sein müssen. Das benachteiligt alle diejenigen, die in dieser Zeit beruflich kürzer treten müssen und führt dazu, dass sie diese auch später nicht mehr aufholen können.
Zudem sind die Anforderungen, die in vielen Unternehmen an Führungskräfte gestellt werden, nicht attraktiv, und schon gar nicht erfüllbar für Menschen mit Familienverantwortung. Da dies mehrheitlich Frauen sind, kommen solche Positionen für sie aus eigenem Interesse gar nicht in Frage. Solange Führung in Teilzeit, Jobsharing oder flexible Arbeits- und Anwesenheitszeiten nicht auch für Führungskräfte gelten, ist nur ein kleiner Teil der Frauen bereit diese auszuüben. Darüber hinaus darf nicht übersehen werden, dass wir in vielen Unternehmen immer noch eine „gläserne Decke“ haben, an der Frauen auf ihrem Weg nach oben anstoßen. Aufrecht erhalten wird dieses Karrierehemmnis für Frauen auch dadurch, dass männliche Führungskräfte oft „Ihresgleichen“ für die Nachbesetzung frei werdender Führungspositionen wählen, da sie ihnen ähnlich sind und über einen ähnlichen Erfahrungshorizont und über eine ähnliche Sozialisation verfügen.
7. Eine Ihrer Aufgabe ist mit der Politik in engem Kontakt zu stehen. Welche Themen stehen im Fokus der Ministerien?
Kristina Schröder hat in vor zwei Wochen ein starkes Zeichen in Richtung „familienfreundliche Arbeitszeiten“ gesetzt. Hier dürfen wir auch in den kommenden Monaten einiges erwarten. Die Sozialpartner (Unternehmen und Gewerkschaften) sind dazu aufgerufen, durch tarifliche und betriebliche Regelungen dazu beizutragen, dass Menschen nicht mehr so oft vor der Frag Beruf oder Familie stehen. Damit einher geht der Ausbau der Tagesbetreuungsplätze für Kinder unter 3 Jahre.
Ein Thema, das in den nächsten Jahren eine sehr große Bedeutung gewinnen wird und für welches die Ministerin schon einen ersten Aufschlag gemacht hat, ist die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Schon heute werden Zweidrittel der Pflegebedürftigen zu Hause von ihren Angehörigen betreut. Der demografische Wandel wird den Trend noch verstärken, dass immer mehr Berufstätige Pflegeleistungen erbringen müssen. Diese Menschen brauchen strukturelle und finanzielle Unterstützung.
Über Matthias Lindner
Jahrgang 1969, verheirateter Vater von zwei Kindern (6 + 11), Magister der Politikwissenschaft, Philosophie und Soziologie, Ausgebildeter Gendertrainer und Coach, Bereichsleiter für Genderpolitik in der Bundesverwaltung von ver.di, Mitglied des Steuerungskreises des Bundesforums Familie, Stellvertretender Vorsitzender des Bundesforums Männer, Väter und Jungen, Fachthemen: Vereinbarkeit von Arbeit und Leben, Genderpolitik und Familienpolitik
LP 153 Dirk Niebel, FDP, geboren 1963 in Hamburg, ehem. Generalsekretär der FDP, seit 2009 Bundesminister für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Tunis, Samstagmorgen. Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) landet mit dem „Challenger“-Jet der Luftwaffe in der tunesischen Hauptstadt. Der Minister will nachsehen, was mit den deutschen Steuergeldern (110 Millionen Euro in diesem Jahr) zur Aufbauhilfe des Landes nach der Jasmin-Revolution geschieht.
Zugleich trägt Niebel eine Botschaft nach Tunis, die für ganz Nordafrika gilt. Der Entwicklungsminister: „Zu den von Deutschland geförderten Hilfsprojekten müssen auch Frauen gleichberechtigten Zugang haben.“
Warum setzt Niebel beim Aufbau moderner Demokratien in Nordafrika besonders auf die Frauen? Der Minister sagt mir: „Frauen sind reformorientierter als Männer. Das ist gerade in der jetzigen Situation in Nordafrika entscheidend. Deshalb unterstützen und nutzen wir die Rolle von Frauen ausdrücklich.“
Deutschland setzt bei seiner Tunesien-Hilfe auf eine Welle kleiner Ich-AGs, auf die Förderung kleiner Selbstständiger mit Kleinkrediten. Der Minister: „Frauen sind die besseren Mikrokreditnehmer. Die Erfahrung zeigt, dass sie nachhaltiger und sorgfältiger mit den ihnen anvertrauten Mitteln umgehen.“ Die Frauenförderung wird zu einem wichtigen Prüfstein für künftige deutsche Projekte in Nordafrika.
Wie wichtig jetzt Frauenförderung in Nordafrika ist, erkenne ich selbst auf den Straßen von Tunis. Seit meinem letzten Besuch im Februar dieses Jahres mit Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat die Zahl junger Frauen, die ein Kopftuch tragen oder verschleiert gehen, erheblich zugenommen. Das bestätigen auch meine Gesprächspartnerinnen in Tunis mit Sorge. Die Revolution war bislang vor allem eine Bewegung ehrgeiziger junger Männer. Dass es hier noch vor Kurzem heftige Unruhen gab, davon zeugen Schützenpanzer, Soldaten und S-Draht-Absperrungen.
Die Deutschen ruft Niebel von Tunis aus auf, in das Land zu reisen: „Hier kann man einen schönen Urlaub machen.“
http://www.bild.de/politik/kolumnen/martin-lambeck/die-woche-in-berlin-18657804.bild.html
Berlin – Die Frauenförderung wird in Zukunft zu einem wichtigen Prüfstein für die deutsche Entwicklungshilfe in Nordafrika. Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) nannte gegenüber “Bild am Sonntag” Gleichberechtigung als Voraussetzung für künftige Hilfen. Niebel: “Zu den von Deutschland geförderten Hilfsprojekten müssen auch Frauen gleichberechtigten Zugang haben.”
LP 154 Mikael Gustafsson, SWE (Vänsterpartiet), geboren 1966 in Finnland, Vorsitzender Frauen- und Gleichstellungsausschuss Europäisches Parlament (FEMM), tätig für die Konföderation der Vereinigten Europäischen Linken
"Zugleich versprach der neue Vorsitzende, das Erbe seiner Vorgängerin fortzuführen: Auch in Zukunft stünden auf seiner Agenda eine europaweite Anti-Gewalt-Strategie und eine Politik für die stärkere ökonomische Unabhängigkeit sowie politischen Partizipation von Frauen."
Als Vorsitzender des Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter (FEMM) heiße ich alle Besucherinnen und Besucher unserer offiziellen Website herzlich willkommen. Die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter sind die Hauptanliegen unseres Aus-schusses. Wir hoffen, dass unsere verbesserte Internetpräsenz den Bürgerinnen und Bürgern der EU und jedem, der an unserer Tätigkeit interessiert ist, ein besseres Bild unserer Arbeit liefert und uns näher zusammen bringt.
Auf diesem Weg wollen wir die Aufgaben und Errungenschaften des Ausschusses durch Information und Transparenz bei unserer Leserschaft propagieren. Obwohl schon viele Erfolge in Bezug auf die Stärkung der Rechte der Frau erzielt wurden, gibt es immer noch zahlreiche Situationen in allen Berei-chen des Lebens (ob im sozialen, kulturellen, politischen oder wirtschaftlichen Bereich), in denen Frauen ungleich behandelt werden. Daher richtet sich unser Hauptaugenmerk auf das geschlechtsspezifische Lohngefälle, die Frauenarmut, die geringe Beteiligung von Frauen an Entscheidungsprozessen, den Menschenhandel und die Gewalt gegen Frauen und Kinder. Dies wollen wir ändern und dazu benötigen wir die Hilfe der Zivilgesellschaft und aller Organisationen, die sich im Kampf für Chancengleichheit engagieren.
Diese Website bietet zahlreiche Informationen über unseren Tätigkeitsbereich. Wir haben versucht, sie so benutzerfreundlich wie möglich zu gestalten. Wenn Sie uns Feedback zur Website oder auch zu unserer Arbeit geben wollen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Schauen Sie einfach regelmäßig auf unserer Website vorbei, hier finden Sie stets Aktuelles und die neuesten Meldungen unseres Ausschusses.
Mikael Gustafsson
http://www.europarl.europa.eu/committees/de/femm/press-releases.html
An der Spitze des Frauen- und Gleichstellungsausschusses (FEMM) im Europäischen Parlament (EP) steht erstmals ein Mann. Der schwedische Linkspolitiker Mikael Gustafsson wurde am 3. Oktober zum Ausschussvorsitzenden gewählt.
Seine Vorgängerin, die schwedische Abgeordnete Eva-Britt Svensson, gab im Sommer aus gesund-heitlichen Gründen ihren Rückzug aus dem Amt bekannt. Sie war seit dem Jahr 2004 Mitglied des Europäischen Parlaments, saß dem FEMM-Ausschuss seit 2009 vor und galt als leidenschaftliche Verfechterin der Frauenrechte.
Neuer Vorsitzender setzt auf Kontinuität
In einer ersten Stellungnahme erklärte der 45-jährige Gustafsson: "Ich bin überwältigt und geehrt. Der Ausschuss hat sein Vertrauen in mich gesetzt und ich werde mein Möglichstes tun, dieses Ver-trauen nicht zu enttäuschen." Zugleich versprach der neue Vorsitzende, das Erbe seiner Vorgängerin fortzuführen: Auch in Zukunft stünden auf seiner Agenda eine europaweite Anti-Gewalt-Strategie und eine Politik für die stärkere ökonomische Unabhängigkeit sowie politischen Partizipation von Frauen.
Zita Gurmai, Präsidentin der Frauen in der Partei der Europäischen Sozialisten (PES) sagte zur Wahl Gustafssons: "Diese Wahl beweist, dass der Ausschuss es mit der Gleichstellung der Geschlechter ernst meint." Nur wenn Frauen und Männer zusammenarbeiteten, „können wir Gender Mainstreaming in jeder Hinsicht in der europäischen Gesellschaft garantieren“, fügte Gurmai, die auch Mitglied im FEMM-Ausschuss ist, hinzu.
EWL: Gustafsson soll auch Gleichstellung im EP voranbringen
Die Präsidentin der Europäischen Frauenlobby (EWL), Brigitte Triems, begrüßte die Ankündigung Gustafssons, an den Schwerpunktthemen seiner Vorgängerin Svensson weiterzuarbeiten und sieht einer engen Zusammenarbeit optimistisch entgegen. Für die EWL-Generalssekretärin Cécile Gré-boval ist nicht das Geschlecht des/der Vorsitzenden entscheidend, sondern eine starke und fort-schrittliche Führung, die konkrete Verbesserungen für Frauenrechte und die Gleichstellung der Ge-schlechter in Europa auf den Weg bringen werde. Gréboval verspricht sich vom neuen Ausschuss-vorsitzenden auch eine aktive Rolle bei der Geschlechtergleichstellung in Entscheidungspositionen innerhalb des Europäischen Parlaments – eingeschlossen die Zwischenwahlen im Januar 2012 und die Europawahlen im Jahr 2014.
http://www.frauenrat.de/deutsch/infopool/informationen/informationdetail/jahres_archiv/2012/article/eu-frauenausschus...
„Frauenorganisationen haben eine Schlüsselrolle im Kampf gegen Gewalt gegen Frauen. Es muss gewährleistet sein, dass sie sichere und höhere Mittel für ihre Arbeit zur Verfügung gestellt bekommen.“
www.guengl.eu/upload//wome-DE-web(5).pdf
“Eine Sportveranstaltung zieht jede Menge Männer an”, so Mikael Gustafsson von den europäi-schen Grünen, “für die Sex-Industrie ist das ein gefundenes Fressen, um ein gutes Geschäft zu ma-chen.”
http://de.euronews.com/2012/05/30/rote-karte-gegen-prostitution-vor-fussball-em/
Men don’t have right to by women’s bodies
Posted on juni 3, 2012 by Micke
I say no to men’s rights to buy women in prostitution. I consider prostitution as a form of violence – against mainly women and girls, but also some boys and men. As such it is incompatible with a society which strives to be based on equality and respect for all. As with all forms of gender-based violence, we must increasingly name and target the perpetrator, the men. There would be no prostitution if men did not buy girls and women for sexual purposes. This is why policies must be addressed at reducing ”male demand” in prostitution markets. Any attempts to legalise or institu-tionalise prostitution activities will only fuel abuse and exploitation. I say no to men’s rights to buy women in prostitution. I say yes to women’s rights to decide freely over their bodies in all matters. Translated into practical public policy terms this means that women in prostitution must be de-criminalised and de-penalised, and that the buyers (men) should be penalised. As in Sweden, we will see very good results if we choose this path. But this path takes a lot of political courage – to challenge the economic interests of the powerful sex industry and to challenge old-fashioned ideas about men’s (and women’s) sexuality.
Any big gathering, such as the Olympic Games, is a golden opportunity for exploiters and pimps. In such a moment it is even more important that we as politicians stand up for women’s rights and equality, for sexual freedom and choice for all women, and send a clear political signal that men should not have the right to buy access to women’s bodies for sex – that this is simply not compati-ble with fair play and equality.
http://mickegustafsson.se
LP 155 Ralf Puchert, Soziologe, tätig bei Dissens e. V. Alle der Kosmonauten 67, 12681 Berlin – verpartnert mit Gabi Moser – ralf.puchert@dissens.de – siehe LP 144
taz: Herr Puchert, wie gefallen Ihnen die Flexiquoten?
Ralf Puchert: Von Quoten halte ich grundsätzlich viel, denn damit kann man Umorientierungen schaffen. Aber eine freiwillige Vereinbarung? Davon hatten wir schon ein paar. Das war nicht erfolgreich. Die Unternehmen werden die Flexiquote so niedrig ansetzen, dass sie sie bequem erreichen können.
taz: Herr Puchert, wie gefallen Ihnen die Flexiquoten?
Ralf Puchert: Von Quoten halte ich grundsätzlich viel, denn damit kann man Umorientierungen schaffen. Aber eine freiwillige Vereinbarung? Davon hatten wir schon ein paar. Das war nicht erfolgreich. Die Unternehmen werden die Flexiquote so niedrig ansetzen, dass sie sie bequem erreichen können.
Also bringt Flexiquote nichts?
Doch, schon die Diskussion ist ein Fortschritt und rückt auch noch mal ins Bewusstsein, wie wenige Frauen insbesondere in Vorständen sitzen.
Die Unternehmen sagen bisher, dass sich für Führungsjobs oft mehrere Männer anbieten, Frauen dagegen würden kaum Schlange stehen. Was müssen die Frauen denn ändern?
Das ergibt sich mit einer Quote automatisch. Der Blick verändert sich. Im Moment reproduzieren sich die Männergruppen in den oberen Etagen, indem sie sich immer "Ähnliche" suchen. Wenn man aber nicht nach "Ähnlichen" sondern nach "Anderen" guckt, findet man die auch.
Damit werden aber Seilschaften unterlaufen. Männer, die sich für Führungsnachwuchs hielten, haben plötzlich eine Frau vor der Nase. Das kann nur nur böses Blut geben, oder?
Ja und nein. Es gibt Männer, die genau diese Art von männlicher Monokultur, die dort oft herrscht, genießen und sie weiterhin wollen. Aber es gibt genauso Männer, die glücklich sind, dass sich diese Kultur verändert, weil sie damit auch eine Chance haben.
Inwiefern?
Es haben ja nicht nur Frauen keine Chance, in solche Vorstände aufzurücken, sondern auch die "anderen" Männer, wie etwa aktive Familienväter, die auch keine Endlosarbeitszeiten haben. Es gibt viele Männer auf der mittleren Ebene, die einen weiteren Aufstieg bewusst ablehnen, weil es nicht ihre Kultur ist.
Aber hilft eine Quote, die Führungskultur zu ändern?
In der Forschung heißt es, dass sich ab einem Anteil von 15 Prozent der "Anderen" etwas verändert. In Norwegen konnte man das gut beobachten.
In einer Studie haben Sie festgestellt, dass Männer in der Regel nicht glauben, dass sie Frauen diskriminieren. Sie denken stattdessen, die Frauen wollten nicht aufsteigen.
Positiv kann man es so ausdrücken: Alle sind für Gleichstellung. Aber scheinbar zufällig kommen Frauen dann auf bestimmten Ebenen nicht mehr vor. Das kann man am einfachsten mit einer Quote ändern.
Aber wird das nicht eine krampfhafte Suche, weil Frauen immer noch mehr Familienpflichten haben und sie daher mit diesen zeitaufwendigen Jobs oft nicht kompatibel sind?
Hier müssen wir das Geschlecht entdramatisieren. Also nicht mehr in "Männer" und "Frauen" aufteilen, sondern zum Beispiel in Menschen mit Sorgepflichten und Menschen ohne. Und wenn Menschen mit Sorgepflichten aufsteigen, dann sieht deren Work-Life-Balance anders aus als bisher in dieser Etage.
Was raten Sie Frau Schröder?
Eine feste Quote einzuführen. Das ist wie bei der Elternzeit: Seit den Siebzigern wurde über neue Väter geredet, aber getan hat sich erst etwas mit neuen Strukturen, den Partnermonaten. Von der Quote würden auch Männer profitieren, und Männer liegen Frau Schröder doch am Herzen
Was ich nicht sehe, findet auch nicht statt: Diskriminierung
"Gleichstellungspolitik ist Frauensache." "Gleichstellungspolitik zielt auch heute weitgehend auf eine Gleichstellung von Frauen."
Diese Aussagen sind Vorwurf und Tatsache zugleich, und angesichts noch immer dominierender Geschlechterhierar-chien in der
Arbeitswelt auch durchaus ein gerechtfertigter Ansatz. Um das Ziel der Gleichstellung zu erreichen, ist nicht nur eine
Gleichstellung von Frauen nötig, sondern auch eine Veränderung des Geschlechterverhältnisses. Die Geschlechtersegregation
des Arbeitsmarkts lässt sich nicht nur aufheben, wenn Frauen in Männerberufen gefördert werden, sondern auch umgekehrt.
Das Bild des Mannes als Familienernährer ist nicht nur bei Männern selbst wirkmächtig, sondern ist auch Grundlage vieler
Positionen in der Sozial- und Familienpolitik. So fördert das Ehegattensplitting in der Steuergesetzgebung das
Hauptverdienermodell in Familien. Männer erlangen in Folge dessen zwar häufiger besser dotierte Stellen, sind jedoch auch in
den Anforderungen gefangen, die das Ernährermodell an sie stellt. Zudem profitieren nicht alle Männer im gleichen Maße von
den Geschlechterhierarchien. So haben inzwischen auch viele Männer ein Vereinbarkeitsproblem von Berufs- und Privatleben,
wünschen sich eine gerechtere Verteilung von Berufs- und Familienarbeit innerhalb ihrer Partnerschaften. Dabei werden sie
bisher im Rahmen von Gleichstellungspolitiken und -maßnahmen jedoch weitgehend allein gelassen. Im Rahmen von Gender
Mainstreaming-Prozessen scheint hier etwas in Bewegung zu kommen. Erstmals wird theoretisch der Blick auf die gesamten
Geschlechterverhältnisse gerichtet. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen von einzelnen Männern sind bis jetzt jedoch kaum
davon berührt.
Seit langem geben Männer in Umfragen und Studien an, dass sie für die Gleichstellung der Geschlechter auch im Beruf sind.
Trotzdem existieren weiterhin die Geschlechterhierarchien im Beruf, Männer sind weiterhin nur unterdurchschnittlich mit
Hausarbeit und Kinderbetreuung befasst. Wie lässt sich dieser Widerspruch erklären oder verstehen? Feministische Theorien
gingen lange davon aus, dass Männer mit ihren Äußerungen nur Ideologie betreiben, aber ansonsten bewusst an dem
Fortbestand ihrer Dominanz bastelten. Die kritische Männerforschung hat jedoch inzwischen gezeigt, dass der Fortbe-stand von
männlicher Dominanz in vielen Bereichen nicht so einfach zu erklären ist.
Geschlechterhierarchie kann als eine kulturelle Hegemonie des männlichen Geschlechts verstanden wer-den, die im
Berufsleben von Männern, aber auch von Frauen fortwährend reproduziert wird. Gemeinsam wird eine Arbeitskultur geschaffen,
die auf immer neue Weise eine Vorherrschaft von Männern sichert. Diese sind die Hauptgewinner einer solchen Kultur. Den
Preis zahlen vor allem Frauen, in unterschiedlichem Maße aber auch Männer. Die komplexe Stabilität dieser männlich
dominierten Arbeitskultur in Betrieben, Organisationen und Verwaltungen soll hier verdeutlicht werden: Wie nehmen Männer
Geschlechterdifferenzen in ihrer Arbeitskultur, im Team oder im Arbeitsumfeld individuell wahr?.
Bei der Untersuchung von individuellen Reaktio-nen auf Gleichstellung zeigt sich bei allen Männern eine ungeheure Diskrepanz
zwischen egalitärem Bewusstsein und konkretem Verhalten. Trotz durchgängig egalitärer Einstellung verharren Männer in
Untätigkeit. Viele beurteilen Gleichstellungsmaßnahmen skeptisch, manche lehnen jeden Schritt und jede Maßnahme zur
Schaffung von Gleichstellung ab. Den Widerspruch zwischen ihrer positiven Einstellung zur Gleichstellung und ihrer Untätigkeit
bei der Herstellung derselben können Männer dadurch aushalten, dass sie geschlechtsspezifische Diskriminierung und Differenz
nur selektiv wahrnehmen. Die Betrachtung durch die Brille der eigenen Interessen heißt für Männer, die Diskriminierungen von
Frauen zwar grundsätzlich gesamtgesellschaftlich anzuerkennen. In ihrem eigenen Arbeitsumfeld aber überschätzen sie den
bereits erreichten Stand der Gleichstellung erheblich. So weisen Männer allein die Möglichkeit einer Diskriminierung durch
sexuelle Belästigung in ihrem Arbeitsumfeld weit von sich - alles, was sie wahrnehmen, wird nicht als solche gedeutet. Diese
selektive Form der Wahrnehmung soll hier "interessen-geleitete Nichtwahrnehmung" genannt werden.
Gleichheit heißt für viele Männer Gleichbehand-lung. In ihrem direkten Umfeld sind ihrer Meinung nach Männer und Frauen
gleich und werden gleich behandelt. Die Gleichheit der Geschlechter sei demnach schon erreicht, somit könne es also gar keine
Diskriminierung geben. Durch dieses Gleichheitspostulat entsteht für sie keinerlei Handlungsbedarf, im Gegenteil, weitere
Maßnahmen erscheinen überflüssig. Erklären lässt sich mit der interessengeleiteten Nichtwahrnehmung und dem
Gleichheitspostulat vor allem das Selbstverständnis als "Gerechter", das gute Gewissen vieler Männer. Bei ihnen exis-tiert keine
Notwendigkeit, für ihre egalitäre Haltung einzutreten und zu handeln, sie können untätig bleiben angesichts von Diskriminierung.
So wirken die meisten Männer an der Verhinderung der beruflichen Gleichstellung mit, allerdings in den meisten Fällen weder
strategisch noch bewusst. Doch die Wahrnehmungsmuster allein erklären nicht die Männerdominanz im Beruf.
Eine männlich dominierte Arbeitskultur in Organi-sationen und Verwaltungen grenzt ganz nebenher Nicht-konforme aus - Frauen
wie Männer. Es gibt verschiedene typische Arbeitskulturen, die dominante Kultur insbesondere in den Führungsetagen lässt sich
als "männerbündische Arbeitskultur" beschreiben. Sie umfasst folgende we-sentliche Merkmale: In Organisationen gibt es viele
unausgesprochene Spielregeln, die besagen, welches Verhalten in welcher Situation angemessen ist. Nur diejenigen, die sie
kennen und einhalten, werden akzeptiert. Nicht jede/r neue Mitarbeitende wird in die Spielregeln eingeweiht. Immer aufs Neue
muss man seine Hingabe und Loyalität beweisen: Durch Informationen, Engagement, Verfügbarkeit und Belastbarkeit. Um
ausgewählt zu werden und die nötigen Verbindungen zu bekommen, muss man zeigen, dass man "in den Kreis passt". In einer
homogenen Gruppe fühlt man sich schnell wohl, und es arbeitet sich erheblich einfacher. Durch die langen Arbeitszeiten gehen
"unnütze" außerberufliche Kontakte schnell verloren. Die Berufsarbeit wird zum Mittelpunkt der gesamten Existenz und damit
auch der zentrale soziale Lebensraum. Es kommt zur Vermischung von beruflichen und privaten Angelegenheiten - und zur
Ausgrenzung all jener Personen, die ihre Zeit nicht unbegrenzt zur Verfügung stellen können oder wollen.
Gruppen, die sich durch die genannten informellen Mechanismen absondern, halten sich gerne im Hintergrund. Sie bestehen oft
nur aus Männern und haben einen starken Zusammenhalt. Die "Freundschaften" werden durch Rituale gestiftet und erhalten.
Interne Konflikte werden von "alten Hasen" kontrolliert ausgetragen und eskalieren daher selten, die Wahrung des
Gruppenzusammenhalts ist das wichtigste Ziel. Diese männerbündischen Gruppen geben nach außen immer ein geschlossenes
Deutscher Bundestag, German Bundestag, Parlement Allemand http://www.bundestag.de/cgibin/druck.pl?N=parlament
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Bild ab, das sichert ihnen Vorteile gegenüber vereinzelten Akteuren. Sie prägen die Arbeitskultur. So schließt sich der Kreis, und
der Erfolg, den man gerne darstellt, und die etwas geheimnisvolle Macht gibt den Männerbünden Anziehungskraft und Glanz.
Auch wenn sich nicht in überall so starke innerorganisatorische Gruppen formieren, wie im letzen Punkt beschrieben, die
hegemoniale Arbeits- und Organisationskultur vieler Führungsetagen ist deutlich an diesem Muster orientiert - und damit
männerbündisch. Sie befriedigt vielfältige Bedürfnisse der Führungskräfte. Durch die Bündelung der Kräfte kann sie zumindest
vorübergehend für die Organisationen von Nutzen sein.
Die Auswirkungen auf Gleichstellung liegen auf der Hand: Frauen passen nicht in die homogenen Führungskreise, Mütter (und
verantwortungsbewusste Väter) können sich nicht in beliebiger Weise verfügbar halten. Die Veränderung dieser Arbeitskulturen
ist schwierig, obwohl sie zu großen Teilen sinnvoll für die Organisationen wären und den Bedürfnissen eines Teils der Männer
entsprächen. Trotz des Beharrungsvermögens von männlichen Arbeitskulturen und Männlichkeiten lassen sich aktuell
Veränderungen aufzeigen, die ein gleichgestelltes Leben unterstützen. Den ökonomischen Hintergrund dazu bildet die
Tatsache, dass Männer zunehmend weniger die Familien-ernährerposition ausfüllen können. Angesichts von Flexibilisierung
und Abbau von Berufsarbeit hat heute nur noch eine Minderheit der Männer in Deutschland ein "Normalarbeitsverhält-nis", so
dass immer weniger die ökonomische Sicherheit für ihre Familien garantieren können. Männer sind insoweit gezwungen, ihre
Position in Partnerschaften und Familien zu reflektieren. Jedoch trifft dies zumindest bei einem Teil der Männer auf gewandelte
Einstellungen und Interessen. Männer wollen zunehmend mehr sein, als Berufsmenschen und ökonomische Ernährer. Der
Anspruch an das ganze Leben wächst. Von einem sehr niedrigen Level ausgehend, nimmt etwa die Zahl von Männern in
Erziehungszeit und Teilzeit deutlich zu. Neben dieser bisherigen Minderheit strebt die Mehrheit der Män-ner eine
Gleichverteilung von Berufsarbeit in ihrer Partnerschaft an, was sich in einer europäischen Studie eindrücklich bestätigte.
Je nach Lebenslage und Orientierung, je nach Männlichkeit unterscheiden sich die möglichen Gewinne durch Gleichstellung:
Männer, deren Männlichkeit durch das Selbstverständnis als Familienernährer geprägt ist, können mehr Kontakt zu Familie und
Kindern bekommen. Führungskräfte, berufliche Übererfüller, die bis zu 100 Stunden die Woche mit Berufsarbeit verbringen,
können dadurch ihre körperliche und seelische Gesundheit stärken. Zeitpioniere, die schon jetzt der Berufsarbeit nicht die
Priorität einräumen, können gleichzeitig in mehreren Lebensbereichen aktiv sein und wären dennoch keine Ausnahmefälle.
Männer, die versuchen, andere Paararrangements, aktive Vaterschaft und Reduzie-rung des Berufslebens zu leben, finden
bisher kaum Unterstützung. So fühlen sich Gleichstellungsbeauftragte häufig nicht zuständig für die Vereinbarkeitsprobleme von
Männern.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Männer in der Gleichstellungspolitik bisher meist nur in dem sozialen Stereotyp
des Ernährers mitbedacht sind, der sich der Gleichstellungspolitik in den Weg stellt. Männer, die bewusst und aktiv Frauen
diskriminieren oder Gleichstellung torpedieren, sind jedoch eine Minderheit. Die Mehrheit wirkt durch ihre Wahrnehmung und
Arbeitskulturen an dem Ausschluss von Frauen aus Führungsetagen mit und hat ansonsten mit der "Frauensache"
Gleichstellung nichts zu tun. Gleichstellungspolitik, die auf die Veränderung des Geschlechterverhältnisses zielt, trifft durchaus
die Interessen von vielen Männern.
Ralf Puchert ist Soziologe bei Dissens e.V. Berlin
http://www.dissens.de/de/dokumente/pubs/puchert_gleichstellung.pdf
http://www.puchert.org/wcg/maenner.pdf
LP 156 Lutz Blumeyer, geboren 1954, Gleichstellungsbeauftragter Landkreis Börde – 39340 Haldensleben – gleichstellung@boerdekreis.de – lutz.blumeyer@boerdekreis.de
Lutz Blumeyer, 57, kümmert sich auch um Nacktfotos am Arbeitsplatz
"An meinem Beruf mag ich die kleinen Erfolge. Einmal habe ich mich zum Beispiel dafür eingesetzt, dass eine Frau eine Kur bekommt - ich habe sie dafür bis in die Arztpraxis begleitet. Am Ende hat es geklappt, das war ein gutes Gefühl. Als Gleichstellungsbeauftragter bin ich beim Landkreis Börde angestellt, inzwischen seit 16 Jahren. Dort bin ich der Ansprechpartner für Frauenfragen, aber auch für Migranten und für Behinderte. Zusammen ist das ein Vollzeitjob.
Mein Alltag ist abwechslungsreich. Mal kommt jemand zu mir, weil es in einem Betrieb keine Damentoilette gibt; andere sind überschuldet, oder der Partner ist suchtkrank. Einmal hat ein Kollege am Arbeitsplatz allzu freizügige Fotos aufgehängt und es gab Beschwerden. Ich nehme auch so etwas ernst. Viele Gespräche dauern lang, oft vermittle ich die Betroffenen an andere Stellen weiter. Ich kann nicht in jedem Fall selbst etwas tun, aber ich weiß, wer helfen kann.
Wichtig ist mir auch Aufklärungsarbeit und der Austausch mit Anderen. Ich setze mich zum Beispiel mit Vereinsvorsitzenden zusammen und spreche über Probleme. Vielen ist noch nicht bewusst, wie schwer es für Frauen ist, nach der Mutterpause wieder Karriere zu machen. In unserer Verwaltung selbst stimmt der Anteil der weiblichen Beschäftigten, er ist auch in den Führungspositionen relativ hoch. Ein positives Erbe aus DDR-Zeiten.
Mit anderen Gleichstellungsbeauftragten bin ich gut vernetzt, das sind ausnahmslos Frauen - in Sachsen-Anhalt bin ich der einzige Mann. Bei Treffen bin ich leicht zu erkennen, aber das stört mich nicht weiter. Einmal hat mir eine ehemalige Staatssekretärin vorgeworfen, ich hätte als Mann nicht genug soziale Kompetenz für mein Amt. Ich kann mit dem Vorwurf leben, glaube aber nicht, dass er zutrifft. Männliche Anwälte können beispielsweise einen Beziehungsstreit genauso professionell schlichten wie ihre Kolleginnen.
Letztlich hat mich die Kritik motiviert, das Gegenteil zu beweisen. Ich denke, es ist mir gelungen. Aber im Zweifel frage ich auch immer eine Kollegin um Rat."
(non)
http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/0,1518,790122-4,00.html
Häusliche Gewalt noch immer Tabu-Thema
Von Marita Bullmann
Gleichstellungsbeauftragter Lutz Blumeyer besuchte die Ausstellung "Spuren häuslicher Ge-walt" des Frauen- und Kinderschutzhauses in Räumen des Kinderschutzbundes. | Foto: Ma-rita Bullmann
Mit der Ausstellung "Spuren häuslicher Gewalt" wollen der Mitarbeiterinnen des Frauen- und Kinderschutzhauses im Landkreis auf ein sensibles Thema aufmerksam machen. Unter-stützung finden sie dabei beim Kinderschutzbund.
Haldensleben l Häusliche Gewalt ist immer noch ein Tabu-Thema. Doch mit zahlreichen Ak-tionen bemühen sich jene, die für die Rechte der Gepeinigten eintreten, darum, dieses Thema öffentlich zu machen, zu sensibilisieren für Signale von Betroffenen. Und Hilfsangebote sind immer noch zu wenig bekannt.
Auf dieser Grundlage entstand eine Zusammenarbeit des Frauen- und Kinderschutzhauses im Landkreis Börde und des Börde-Kreisverbands des Kinderschutzbundes in Haldensleben. In der Geschäftsstelle des Kinderschutzbundes am Waldring gibt es beispielsweise Sprechzeiten der Mobilen Frauenberatung "Escape - Notausgang", die wie das Frauenhaus vom Verein "Rückenwind" getragen wird.
Jetzt, zum 20. Geburtstag des Frauenhauses, war in den Räumen des Kinderschutzbundes auch die Ausstellung "Spuren häuslicher Gewalt" zu sehen. Mitarbeiterinnen des Frauen- und Kinderschutzhauses in Lauchhammer hatten für diese Ausstellung mit einem Hobbyfo-tografen Szenen nachgestellt. Betroffene Frauen und Kinder hatten mit ihren Gewalterfah-rungen die Grundlage dafür gelegt.
Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses stellen häufig fest, dass Frauen, die Gewalt erleben, isoliert werden und vereinsamen. Kinder, die zu Hause Gewalt erleben, fühlen sich ausge-grenzt. Häufig verhalten sie sich später als Erwachsene genauso, wie sie es als Kind zu Hause kennengelernt haben. Diesen Teufelskreis aufzubrechen und den Frauen und Kindern wirk-lich zu helfen, ist eine ungeheuer große Aufgabe für die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses. Das erkannte auch Lutz Blumeyer, Gleichstellungsbeauftragter der Kreisverwaltung, in Ge-sprächen in der Ausstellung an. Er sicherte bei dieser Arbeit auch weiterhin Unterstützung zu.
Das Thema Gewalt soll zum Ende dieses Monats erneut in die Öffentlichkeit gerückt werden. Der 25. November wird seit 1999 alljährlich als Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen begangen. In vielen Städten der Bundesrepublik werden an diesem Tag Anti-Gewalt-Fahnen gehisst. Eine Fahne "Frei leben ohne Gewalt" könnte doch in diesem Jahr auch am Haupt-verwaltungsgebäude der Kreisverwaltung in Haldensleben wehen. Diese Idee trugen die Mit-arbeiterinnen des Frauenhauses und Ehrenamtlichen des Kinderschutzbundes an Lutz Blu-meyer heran.
Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses richten ihren Dank an alle, die zum Jubiläum gratu-liert haben und die sie fortlaufend in ihrer Arbeit unterstützen.
Das Frauenhaus ist zu erreichen unter (039201) 709765 oder (0175) 2763313
http://www.volksstimme.de/nachrichten/lokal/oschersleben/657142_Haeusliche-Gewalt-noch-immer-Tabu-Thema.html
LP 157 Lorenz Caffier, CDU, geboren 1954 in Weixdorf (heute Dresden), seit 2006 Innenminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern – www.lorenz-caffier.de - http://www.lorenz-caffier.de/typo3temp/pics/559cecad24.jpg
Mecklenburg-Vorpommern: SPD und CDU planen Frauenquote
SCHWERIN. In Mecklenburg-Vorpommern sollen Frauen im öffentlichen Dienst künftig bevorzugt eingestellt und befördert werden. Darauf haben sich CDU und SPD während ihrer Koalitionsverhandlungen am Dienstag geeinigt. So sollen drei derzeit unbesetzte Abtei-lungsleiterstellen in Ministerien ausnahmslos mit Frauen besetzt werden, berichtet die Nach-richtenagentur dapd.
Zwar müsse die Landesregierung aktuell mehr als 2.000 Stellen in der Verwaltung streichen, wie ein Sprecher des Finanzministeriums sagte, dennoch gebe es genügend Möglichkeiten für eine „zielgerichtete Personalentwicklung“, sagte der CDU-Landesvorsitzende Lorenz Caffier. Dieser hatte bereits im Wahlkampf einen „Paukenschlag“ in der Gleichstellungspoli-tik gefordert.
Linkspartei geht Vorschlag nicht weit genug
Die beiden Parteien kündigten zudem an, in den kommenden Jahren alle Aufsichtsratsposten in landeseigenen Unternehmen und Führungspositionen im öffentlichen Dienst zur Hälfte mit Frauen zu besetzen.
Kritik kam von der Linkspartei, der die Pläne nicht weit genug gehen. Der Fraktionsvorsit-zende Helmut Holter warf den Regierungsparteien vor, in dieser Frage bereits „kläglich ver-sagt“ zu haben. Dies zeige sich besonders in der Zusammensetzung der Fraktionen: „Bei der SPD liegt der Frauenanteil bei rund 26, bei der CDU gerade mal bei elf Prozent“, monierte der Linken-Politiker. (ho)
http://www.junge-freiheit.de/Single-News-Display-mit-Komm.154+M53117793936.0.html
LP 158 Jörg Kronauer, Sozialwissenschaftler in Köln, freier Journalist u.a. Jungle World, Konkret usw. – Mitglied beim VVN (Vereinigung der Verfolgten des Na-ziregimes) - Antifaszene - Seine Arbeitsschwerpunkte
sind Rechtsextremismus in Deutschland, deutsche Außenpolitik sowie
die Geschichte und Politik der Vertriebenenverbände. Er ist Redaktionsmitglied
der Informationen zur deutschen Außenpolitik (www.german-foreign-policy.com)
http://www.schneider-breitenbrunn.de/files/2009/07/kronauer_joerg_09-300x225.jpg
Viele Männer sind es nicht, die sich gegen Männergewalt einsetzen. Die Täterberatung der Initiative >Männer gegen Männergewalt« bildet eine Ausnahme.
von Jörg Kronauer
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Die Täter sind überall. Sie sind unauffällig, unscheinbar, überangepasst. Und sie sind viele, vielleicht fünf Millionen. Jeder fünfte deutsche Mann, der in einer heterosexuellen Beziehung lebt, verübt körperliche Gewalt an Frauen, schätzt der Hamburger Gewaltberater Joachim Lempert: >In jedem Bus, in jeder Kinovorstellung ist man von Gewalttätern umgeben.« Obendrein begegnen viele Opfer ihrem Peiniger täglich – in der eigenen Wohnung.
Weltweit protestieren Frauenorganisationen am 25. November gegen die ungebrochene Männergewalt. Das Datum geht zurück auf den 25. November 1960. Damals wurden drei Schwestern, die gegen die brutale Militärdiktatur in der Dominikanischen Republik gekämpft hatten, vom militärischen Geheimdienst nach monatelanger Folter grausam ermordet. Lateinamerikanische und karibische Feministinnen erklärten im Jahr 1981 ihren Todestag zum Internationalen Aktionstag gegen Gewalt an Frauen, weiteten die Proteste gegen den schrecklichen Mord auf die unerträgliche männliche Alltagsgewalt aus. Sie lenkten damit den Blick auch auf die Gewaltverhältnisse im Innern der reichen westlichen Welt.
Auf deutsche Männer etwa, von denen rund 20 Prozent vorübergehend oder dauerhaft eine Frau misshandeln. Erst vor wenigen Wochen veröffentlichte die Bundesregierung eine Studie, die zwar nichts grundlegend Neues enthält, aber das hohe Gewaltniveau in Deutschland regierungsamtlich bestätigt (Jungle World, 46/04). Zwei von fünf Frauen haben danach >körperliche oder sexuelle Gewalt oder beides seit dem 16. Lebensjahr erlebt«. Rund ein Viertel aller Frauen in Deutschland, gut zehn Millionen also, werden oder wurden von ihrem aktuellen oder früheren Lebenspartner misshandelt.
Gewalt gegen Frauen und Mädchen gehört zu den schweren Menschenrechtsverletzungen«, heißt es in der Publikation. Würden die Untersuchungsergebnisse aus einer übel beleumundeten Diktatur gemeldet, verfiele Deutschland am 25. November wohl in einen Sturm der Empörung.
Die Täter sind meist mit dem Opfer gut bekannt. Weniger als 20 Prozent der misshandelten Frauen nannten einen Fremden als Aggressor, sieben von zehn Frauen erlitten die Gewalt in der eigenen Wohnung. Die Täter sind in aller Regel >bemerkenswert unauffällig«, schreibt Gewaltberater Lempert, der die Hamburger Beratungsstelle >Männer gegen Männergewalt« leitet. Männergewalt, das bestätigt er, ist überdies >unabhängig von Bildung und Einkommen, über alle Bevölkerungsgruppen gleich verteilt«.
Wie aber kann es gelingen, den Gewalttätern Einhalt zu gebieten? Frauennotrufe, Frauenberatungsstellen und Frauenhäuser unterstützen seit Jahrzehnten die Opfer, schaffen für Frauen Möglichkeiten zum Ausbruch aus einem Gewaltverhältnis. Einen Beitrag von Männern zur Beendigung der unhaltbaren Verhältnisse würde man sich eigentlich wünschen. Seit einigen Jahren sind Tätertherapien verstärkt im Gespräch, darunter auch Zwangstherapien: Täter werden von Gerichten verpflichtet, sich einer Behandlung zu unterziehen.
Eine Zwangstherapie kann gar nicht gelingen, meint Frank Arlandt von der Kölner Beratungsstelle >Männer gegen Männergewalt«: >Ich kann keinen zwingen, sein Verhalten zu verändern, es muss sich eine Eigenmotivation entwickeln.« Die entsteht – wenn überhaupt – durch den Druck des sozialen Umfelds, oft durch die Trennungspläne der misshandelten Frau. Hier setzt Arlandt an: Per Telefon-Hotline können reuige Täter Kontakt zu >Männer gegen Männergewalt« aufnehmen. Bescheinigungen, die etwa vor Gericht entlastend verwandt werden könnten, gibt es für die Beratung nic
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 161-170
LP 161 Dr. Viktor Hermann, Aut, Studium der Slawistik und Romanistik, Politische Wissenschaften und Nationalökonomie an der Uni Salzburg, stellv. Chefredakteur Salzburger Nachrichten, viktor.hermann@salzburg.com
Nun argumentiert so mancher, Zapatero übertreibe. Dass Frauen die gleichen Rechte und Pflichten hätten wie die Männer, sei ja nun weithin bekannt, wenigstens in allen Ländern Europas und Nord-amerikas. Dann ist es freilich nicht verständlich, weshalb die "gläserne Decke" noch immer standhaft Frauen am Aufstieg in die allerhöchsten Etagen von Unternehmensführungen hindert. Dann ist nicht einsichtig, weshalb wir Männer uns jedes Jahr genieren müssen, weil sich an der schlechteren Bezahlung der Frauen noch immer nichts geändert hat, weshalb es rundum an Kinderkrippen fehlt. Es ist ja recht schön, wenn ein Minister erzählt, er bügle seine Hemden selbst - das bringt aber of-fensichtlich weder den Bahnarbeiter noch den Vorstandssprecher dazu, von alten Klischees und Privilegien der Männer Abschied zu nehmen. (...) Mit Quoten, Regeln und Vorschriften ist vieles durchsetzbar, was freiwillig offenbar kaum einer tun will. Das mag zwar ausschauen wie eine Be-vormundung der Gesellschaft, ist aber nichts anderes als die Reaktion auf die Sturheit einer Macho-gesellschaft, deren Natur nur auf strenge Regeln und Vorschriften reagiert.
http://www.salzburg.com/sn/07/03/17/artikel/3151951.html
Am Umgang mit den Frauen könnt Ihr sie erkennen
Salzburger Nachrichten 17 Februar 2010
Von Viktor Hermann
Der Kulturkampf zwischen einer modernen europäischen Gesellschaft, die die Segnungen der Auf-klärung genießt, und Zuwanderern aus Ländern völlig anderen kulturellen Zuschnitts läuft derzeit besonders heftig. Kein Wunder.
Die Modernisierung der Gesellschaften schreitet mitunter so rasch voran, dass es schon gut ausge-bildeten Einheimischen oft nicht leicht fällt, das Tempo mitzuhalten.
Wie schwer wird es da erst einem, der aus einer völlig anderen Kultur in den Westen hineingewor-fen wird und zunächst hinreichend damit beschäftigt ist, sich und die Seinen materiell über Wasser zu halten. Da dauert die Anpassung an eine neue Kultur oft etwas länger.
Erstaunlicherweise manifestiert sich diese Schwierigkeit in zwei Dingen: In den Schwierigkeiten mit der neuen Sprache. Und im Umgang mit den Frauen. Wer aus einem fremden Sprachraum kommt, plagt sich mit Deutsch, Französisch, Englisch. Wer aus einer Macho-Kultur ins einigermaßen emanzipierte Europa einwandert, tut sich offensichtlich schwer, Frauen als gleichberechtigte Wesen zu akzeptieren.
An ihrem Verhalten gegen die Frauen kann man jene erkennen, die sozial, politisch, religiös noch nicht ganz in Europa angekommen sind.
In Frankreich ist die Burka zum Symbol für die Auseinandersetzung der Europäer mit den Zuwan-derern geworden. Dort hat die Regierung jetzt klare Fronten geschaffen: Wer seine Frau zu Hause einsperrt und sie in der Öffentlichkeit hinter einem Ganzkörperschleier versteckt, kann nicht gleich-berechtigter Bürger des Landes sein.
Freilich hat sich die Freiheit der Frauen auch im Herzen Europas noch nicht völlig durchgesetzt. Es gibt noch immer nicht gleichen Lohn für gleiche Arbeit und schon gar nicht die gleichen Karrier-echancen.
Es ist nicht so lang her, da hieß es in den Familiengesetzen in Mitteleuropa, Ehefrauen dürften einen Beruf ergreifen, vorausgesetzt, dies hindere sie nicht an der Erfüllung ihrer familiären und häusli-chen Pflichten.
Diese gesetzlichen Bestimmungen fielen unter dem Sturm der 68-er Revolten, weshalb noch heute so mancher Reaktionär jammert, die 68-er hätten damals alles Wahre, Gute und Schöne zerstört.
Und so ganz ist dieses Denken noch immer nicht verschwunden. So hört man allenthalben an diver-sen Stammtischen lockere Sprüche wie diesen: "Ich bin schon stolz auf meine Frau.
Jetzt ist sie tatsächlich zur Abteilungsleiterin aufgestiegen. Jetzt kommt sie immer erst später nach Hause. Na ja, ich hab nichts dagegen, solang sie das nicht dran hindert, meine Hemden zu bü-geln . . ."
http://europenews.dk/de/node/30029
Manche religiöse Radikalinskis entlarven
sich selbst freiwillig als reine Menschenfeinde.
Da melden die Medien
dieser Tage, dass in Saudi-Arabien seit
Kurzem per Erlass nur noch Frauen als
Personal in Unterwäschegeschäften für
Frauen arbeiten dürften, um der Kundschaft
die Peinlichkeit zu ersparen, von
Männern bedient und taxiert zu werden.
Der Großmufti des Landes nennt
diesen Erlass „kriminell“. KeinWunder,
entzieht doch der staatliche Erlass
die Frauen in einem kleinen Bereich des
Lebens dem mächtigen Zugriff der
Männer. Und das kann offenbar nicht
im Sinne eines Fundamentalisten sein.
In den USA gibt es von evangelikalen
Radikalen betriebene Sommercamps,
bei denen Kinder indoktriniert werden,
um ihnen den Kreationismus (Schöpfung
derWelt ohne Evolution) und eine
neue Erlöser-Ideologie einzubläuen,
die im Kern im Wesentlichen sagt: Nur
wiedererweckte, charismatische Christen
sind akzeptable Menschen.
Und in österreichischen Zeitungen
taucht seit einiger Zeit immer wieder
das Inserat eines Verlags auf, das Bibeln
und andere religiöseWerke verschenkt.
Das ist zwar nobel, kommt aber schon
ein wenig bedrohlich daher. Denn die
Eingangsfrage in dem Inserat heißt:
„Wo wirst du sein in der Ewigkeit?“
Und die Antwort kommt sogleich. Denn
wer nicht glaubt, der ziehe sich „den
Zorn Gottes“ zu.
Die Urheber dieser Drohung nennen
sich Verein zur Verbreitung der Heiligen
Schrift und kaschieren einigermaßen
erfolgreich, woher sie das Geld haben,
um massenhaft Bibeln zu verschenken.
Sie legen auch nicht offen,
wer sie sind und was sie wirklich bezwecken,
außer Indoktrination.
Drohbotschaften, Herrschaft über
andere Menschen errichten und erhalten,
Ausgrenzung von Andersgläubigen
– das sind die Merkmale eines religiösen
Fundamentalismus, der sich nicht
nur in den islamischen Ländern ausbreitet,
sondern in nahezu gleichem
Maß in Europa und Amerika Fuß zu fassen
versucht.
IhreMeinung?
salzburg.com/hermann
http://blog.kowall.eu/wp-content/uploads/sn_interview.pdf
H.C. Strache ist schon sehr zu bedauern. Nicht nur, dass er ständig „falsch verstanden", „falsch zitiert", „aus dem Zusammenhang gerissen" oder überhaupt verleumdet wird, nein, jetzt bekommt er noch dazu das Spiel-zeug nicht, auf das er sich so sehr gefreut hat. Zugegeben, ursprünglich wollte er diesen Orden ja gar nicht haben, den österreichische Regierungsmitglieder und Klubobleute einfach dadurch verdienen, dass sie sich lan-ge genug an ein Ministeramt geklammert haben oder einem Parlamentsklub vorgestanden sind. Ursprünglich hat er ja kritisiert, dass überhaupt jemand das „Großen Goldenen Ehrenzeichen mit dem Stern" bekommen soll - bis man ihm sagte, dass er selbst einer der Ordensträger sein werde.
Ja jetzt jammert er wiederum über die Sauerei, dass er das Ding nicht haben soll, bloß weil er sich dabei ertap-pen ließ, wie er dumme Sprüche aufsagte. Strache leugnet ja nicht einmal, dass er den Protest gegen den Kor-porationsball mit der „Reichskristallnacht" verglichen hat. Und auch nicht, dass er die FPÖ und die rechtsradika-len Verbindungen als „die neuen Juden" bezeichnete. Nur aus dem Zusammenhang" sei das halt alles gerissen worden, sagt er jetzt.
Bemerkenswert. Der Mann hat offensichtlich so wenig hinter der Stirn, dass er nicht einmal merkt, wie pervers seine Vergleiche sind. Die „Reichskristallnacht" war ein gezielter Terroranschlag gegen alle Juden in Deutsch-land, mit dem die industrielle Vernichtung aller Menschen mosaischen Glaubens eingeläutet wurde. Und die Nachfahren der Opfer von damals werden sich heute schön dafür bedanken, dass ausgerechnet die geistigen Erben der Täter von damals sich zu den „neuen Juden" hochstilisieren.
Hätte Strache auch nur eine Spur Anstand, er würde über die Dummheit nachdenken, die er da von sich gab. Er würde sich bei allen entschuldigen, die er damit beleidigt hat. Und wenn er dann in ein paar Jahren mit der Entschuldigungstour fertig wäre, dann könnte er ja überlegen, ob er nicht besser die Politik sein lassen sollte. Allein um zu vermeiden, dass ihm weitere Unsäglichkeiten herausrutschen.
Da Strache aber zu solchem Verhalten vermutlich nicht in der Lage ist, wird uns wohl nicht erspart bleiben, dass wir ihn immer wieder „falsch verstehen", „aus dem Zusammenhang reißen" und „falsch interpretieren".
Strache kann sicher sein, dass ihn seine Gesinnungsfreunde schon so verstehen werden, wie er es gemeint hat - und sich ob seiner ewiggestrigen, rechtsradikalen, hetzerischen Kommentare ins burschenschaftliche Fäust-chen lachen.
http://mein.salzburg.com/blog/satire/2012/02/hatte-er-anstand-er-wurde-vor.html
Das Thema kommt mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder. Jetzt hat sich der Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg mit der Frage auseinandergesetzt, ob religiöse Symbole in Schulklassen zulässig sind. Da wir uns mitten in dem von christlicher Tradition geprägten Europa befinden, geht es - logisch - ums Kreuz an der Wand des Klassenzimmers.
In Italien hat das Urteil der Straßburger Richter gegen das Kreuz in der Schule großen Aufruhr verursacht, das wäre vermutlich in anderen Ländern auch nicht viel anders.
Da ist von den christlichen Wurzeln Europas und seiner Kultur die Rede, von der Tradition und von der italieni-schen Identität und dem Skandal, wenn Richter diese Kultur und Tradition und Identität nicht achteten.
Wir leben allerdings - und das vergessen die Bewahrer der Kultur und Identität und Tradition - in einem Europa der religiösen Vielfalt. In Europa ist jeder frei, sich zu seinem Glauben zu bekennen oder auch zu seiner Skepsis oder gar zu seinem Unglauben. Da ist es doch logisch, dass das Kreuz an der Wand einer staatlichen Institution manchen als Dominanz einer Idee unter vielen erscheint. Dies muss vor allem jenen so gehen, die nicht Christen sind sondern Agnostiker oder Atheisten oder einer anderen Religion anhängen.
Also ist die Forderung nach einem von religiösem Einfluss freien Raum durchaus verständlich.
Wer freilich darauf beharrt, dass unsere europäische Kultur eben untrennbar mit dem Kreuz verstrickt sei, der hat zwar Recht - aber nicht ganz so, wie er meint. Die Gestalt Europas und seine Kultur sind tatsächlich stark vom Christentum geprägt, aber ob das immer auch eine positive Prägung war? Man denke an religiös motivierte Kriege und Vertreibungen, daran, dass der Prunk vieler kirchlicher Bauten unter dem Zeichen des Kreuzes auf dem Rücken der darbenden Bevölkerung gebaut wurde.
Und schließlich müssen wir darauf verweisen, dass nahezu alles, was moderne aufgeklärte Gesellschaften aus-macht, gegen den massiven Widerstand der Kirche erobert werden musste: Die Gleichberechtigung der Frauen zum Beispiel, von denen die katholische Kirche noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts behauptete, sie hät-ten, ungleich den Männern, keine unsterbliche Seele; die bürgerlichen Rechte; die freie Meinungsäußerung und die Freiheit der Wissenschaft.
Also ganz ehrlich gesagt, hätten sich die Europäer immer nur an die Tradition und die Werte gehalten, die die Kirche unter dem Zeichen des Kreuzes verordnete, Europa schaute heute anders aus - aber nicht unbedingt besser.
http://mein.salzburg.com/blog/satire/2009/11/das-kreuz-die-tradition-und-di.html
LP 162 Dr. Helmut L. Müller, geboren 1954 in Murnau (Bayern), Studium der Politik, Neueren Geschichte und Germanistik an der Universität München, Journalist Salzburger Nachrich-ten Ressort Aussenpolitik, Lehrauftrag am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Universität Salzburg - helmut.mueller@salzburg.com - http://www.salzburg.com/nwas/loadcluster.php?Ref=DBild/sozj91a97a1j$swbxzzlee8&AttrName=BildLr
Mut statt Machtgehabe
Über die Torheit der Regierenden haben die Erdenbewohner viel zu klagen. Die politische Dumm-heit geht überwiegend auf das Konto männlicher Herrscher. Denn sie dominieren seit jeher in der Weltpolitik, und schlechtes Regieren ist vor allem ihrem Machtgehabe, ihrem egoistischen Verhalten zuzuschreiben. In Afrika haben despotische „Big Men" viele Staaten ins Elend gestürzt. In Arabien steuerten Alleinherrscher unter Ausschluss der Frauen in die Krise, bis die Wut der Untertanen explodierte.
Das Komitee in Oslo erkennt mit der Vergabe des Friedensnobelpreises 2011 an, dass es wohl bes-ser um die Welt stünde, wenn die Frauen mehr Einfluss auf politische Entscheidungen hätten. Da-mit lässt sich diese Preisvergabe auch als ein Stück Selbstkritik lesen, weil bisher nur etwa einem Dutzend Frauen die wichtigste politische Auszeichnung der Welt zuerkannt worden ist.
In Afrika etwa tragen die Frauen die größte Last im Alltag. Entwicklung kommt dort nicht voran, wenn Frauen grundlegende Rechte verwehrt bleiben. Der Aufbau stabiler Staaten gelingt mit den Frauen besser, weil ihnen die Zukunft ihrer Kinder wichtiger ist als persönliche Vorteile - anders als vielen Polit-Machos.
Das Nobel-Komitee belohnt mit dem Preis Frauen, die in ihrem von Männern zerrütteten Land einen fragilen Frieden bereits erreicht haben (Liberia). Es setzt aber auch heuer seine „Politik" fort, in aktuelle Entwicklungen einzugreifen und durch den Preis Frauen zu ermutigen, die gerade für Frei-heit und Frieden kämpfen (Jemen).
http://mein.salzburg.com/blog/standpunkt/2011/10/mut-statt-machtgehabe.html
LP 163 Dr. Benedikt Sauer, geboren 1960 in Bozen (ITA), Studium der Germanistik und Geschichte, freischaffender Publizist und Journalist, wohnhaft in Innsbruck (Aut), Ko-lumnist der Tiroler Tageszeitung, Journalist für RAI Sender Bozen, lehrt Medienanalyse an der Universität Innsbruck - benedikt.sauer@gmx.net - http://www.folioverlag.com/pics/autori/SauerBenedikt-_C_-Thomas-B_hm.jpg
Ergreifen Sie die Gelegenheit, sich heute mal ernsthaft einem Echtheits-Check zu unterziehen. Für die meisten Frauen ist ein Mann nämlich nur dann ein echter Kerl, wenn er gegen fiese Weichmacher wie Jammern, falsche Scheu und Gefühlsduselei genügend abgehärtet ist. Wie Sie Ihren Härtegrad in nur wenigen Lektionen erhöhen können, verrät Ihnen unser Anti-Schluffi-Programm. Die Lektionen gibt's auch in unserer Foto-Show.
Nein, keine Sorge, wir wollen Sie nicht zurück ins grunzende Macho-Zeitalter treiben. Frauen von heute bevorzugen weiterhin Männer, die auch Gefühle zeigen und Schwächen eingestehen können. Nur stellt Ihnen das noch lange keinen Freischein dafür aus, sich als quengelnde Diva ohne Rück-grat durchs Leben zu glibbern. Alles hat seine Grenzen – und Sie sollten sich entschieden darauf konzentrieren, stets tough zu bleiben und den Superman in sich zu entdecken. Schritt für Schritt.
Lektion 1: Ego stählen
Sie können kein Superman werden, wenn Sie in sich stets nur den Superloser sehen. Die Psyche spielt eine tragende Rolle auf Ihrem Weg zu mehr Härte. Also machen Sie ab heute Schluss damit, sich immer wieder nur auf das zu konzentrieren, was Sie nicht können oder erreicht haben. Ändern sie Ihre Sichtweise.
Selbst Gott, quasi der Ober-Superman, hat es nicht geschafft, die Welt an einem Tag zu erschaffen. Aber er hatte letztendlich Erfolg, den Sie mit Sicherheit auch bei sich finden werden. Im Job, in der Liebe, im Sport. Erkennen Sie Ihre Stärken und bauen Sie darauf auf, anstatt ihre Schwächen wie ein kleiner Junge zu beweinen, der seinen Lutscher dusselig in den Dreck hat fallen lassen, obwohl er noch eine ganze Tüte davon in seiner Hosentasche trägt.
Lektion 2: Extreme vermeiden
Frauen wünschen sich einen Mann, der mal Macho, mal Softie sein kann. Nur sollten Sie sich nie-mals zu lange bloß in einem Extrem verwirklichen. Sehen Sie sich mehr als einen Allrounder, der all seine Facetten ausleben möchte. Gehen Sie die Sache so leichtfüßig wie ein Boxer an, der quick-lebendig immer wieder von einem auf das andere Bein hüpft, um dann mit kurzen Ausfallschritten sein Gegenüber stets aufs Neue zu überraschen. Aber denken Sie daran: Sobald Sie zu lange auf einer Stelle verharren, gibt’s volles Pfund aufs Maul.
Lektion 3: Probleme angehen
Männer sind wahre Meister darin, die Dinge einfach mal laufen zu lassen, um dann zu schauen, was kommt. Machen Sie es lieber wie MacGyver, der für alle brenzligen Situationen stets eine effektive Lösung parat hat. Mal brachial, mal intelligent, mal feinfühlig. Sie werden sehen: Mit der Zeit ent-wickeln Sie ein wahres Talent dafür, Probleme und Konflikte direkt an den Eiern zu packen – eben da, wo es am meisten Sinn macht.
Lektion 4: Meinung haben
Ein Mann, der nicht sagt was er denkt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er regelmäßig von an-deren ins Abseits gestellt wird. Seien Sie kein Niemand, der alles abnickt, nur um nirgends anzu-ecken. Verbannen Sie konsequent willenlose Zombie-Phrasen wie „mir egal“ oder „entscheide du“ aus Ihrem Leben. Seien Sie ein Jemand, ein Alpha-Tier, das mit seiner eigenen Meinung voll im Leben steht, auch wenn das manchmal zu Konflikten führt. Aber die wissen Sie ja seit Lektion 3 nun meisterhaft zu lösen.
Lektion 5: Entscheidungen fällen
Wer sich immer nur treiben lässt, ist auf Dauer unerträglich. Noch schlimmer: dann auch noch über das Ergebnis zu jammern. Also nehmen Sie das Ruder regelmäßig selbst in die Hand und geben Sie einen klaren Kurs an. Sie haben Lust auf Popcorn-Kino mit Ihrer Freundin? Dann schlagen Sie es vor oder machen Sie es einfach – als Überraschung. Sie werden sich wundern, wie schnell Sie von Ihrer Liebsten vom defensiven Langweiler zum hochgeschätzten Kapitän befördert werden. Also dann, Captain, auf zu neuen Ufern! >>
Lektion 6: Treffer wegstecken
Vor Fehlern, Kritik und Niederlagen werden Sie nie ganz gefeit sein. Eine gewisse Abhärtung ist da nicht fehl am Platz, damit Sie nicht irgendwann komplett am Boden liegen. Ein tougher Typ geht niemals K.O. und findet früher oder später immer wieder seinen Weg zurück auf die Beine. Stellen Sie sich auf Tiefschläge ein und sorgen Sie für genügend Lebensstützen. Beziehung, Freunde, Job, Familie. Bricht eine Säule weg, fangen die anderen Sie auf.
LÄSSIG WIE BECKHAM
Lektion 7: Pause gönnen
Es ist Ihnen sicher schon aufgefallen, dass von einem Mann jeden Tag viel erwartet wird. Das kann einen ganz schön überfordern. Gestehen Sie sich aber ruhig ein, dass Sie nicht jede Rolle im Leben erfüllen können, schließlich sind Sie kein Roboter. Bleiben Sie sich selbst stets treu, das ist viel interessanter. Und zögern Sie nicht, sich auch als hartgesottener Kerl mal eine Auszeit vom Helden-tum zu nehmen. Unser Ober-Guru hat sich bei der Welterschaffung schließlich auch einen Tag frei genommen.
http://www.wanted.de/hart-haerter-sie-/id_51100130/index
LP 164 Sven Hauberg, Handlanger von Hinrich Rosenbrock www.sven-hauberg,de – mail@sven-hauberg.de – sha@zeitjung.de – Student (chinesisch)
Maskulismus - das Gegengewicht
zum Feminismus?
Die deutschen Männerrechtler und ihre zumeist obskuren Forderungen.
„Man ist nicht als Mann geboren, man wird es“, so könnte, frei nach Simone de Beauvoir, der Slo-gan der Männerrechtsbewegung lauten. Der Mann – das andere Geschlecht? Sehen Genderdebatten zumeist die Frau als unterdrücktes Geschlecht an, so fordern die Anhänger des sogenannte „Masku-lismus“ die Sichtweise auf den Mann zu verlagern. Der Mann, das schwache Geschlecht?
Die „Geschlechterpolitische Initiative MANNdat e.V.“ zumindest sieht das so: „Eine einseitig an Fraueninteressen orientierte Geschlechterpolitik hat in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Un-gerechtigkeiten zu Lasten von Männern hervorgebracht“, so MANNdat. Männer würden im Ge-sundheitswesen diskriminiert, in Bildungswesen nicht genug gefördert – und Wehr- und Zivildienst müssten sie ebenfalls ableisten. Wobei sich letzteres, auch wenn das bei den Mannen von MANNdat noch nicht angekommen scheint, mittlerweile erübrigt hat.
Der Kampf gegen die Bäcker-Tüte
Und so kämpft MANNdat an allen Fronten gegen die Diskriminierung des Mannes. Etwa in Goslar, wo scheinbar sexistische Bäckereien Tüten mit dem Aufdruck „Gewalt gegen Frauen kommt nicht in die Tüte“ in Umlauf brachten. Dabei, so echauffiert sich MANNdat, seien die Hauptopfer von Gewalt doch Männer! Dass es einen Unterschied macht, ob Frau vergewaltigt wird oder Mann sich in der Kneipe prügelt, scheint dabei nicht relevant.
Generell sind die Thesen der Anhänger des „Maskulismus“ geprägt von Polemik oder Verschwö-rungstheorien. Das Portal wikimannia.org („Feminismus in den Mülleimer der Geschichte“) etwa sieht sich als Sammelstelle für „Beweise“ der Unterdrückung der Männer durch einen aggressiven Feminismus. So gebe es – Skandal! – in Deutschland etwa 400 Frauenhäuser, jedoch nur ein Män-nerhaus.
"Gleichstellung und Macht und Quote/Im genderqueeren Matriarchat"
Auch das Forum „Wie viel ‚Gleichberechtigung‘ verträgt das Land?“ sieht Frauen ungerechterweise bevorzugt in Deutschland: „Wenn Frauen wirklich so stark wären und alles besser können als Män-ner, dann bräuchten sie nicht für jede kleine Anstrengung Hilfen und Förderungen wie schwer be-hinderte Menschen“, ätzt das Forum. Und der Männer-Verein „agens e.V.“ lässt seine Mitglieder nach einer neuen, deutschen Nationalhymne „in gendergerechter Sprache“ suchen. Kostprobe: „Gleichstellung und Macht und Quote/im genderqueeren Matriarchat!/Das verlangen wir heut trot-zig/werden andernfalls rabiat“.
Dennoch sind nicht alle Forderungen der „Männerrechtler“ Humbug. So gilt es als allgemein aner-kannt, dass etwa in der Grundschule männliche Identifikationsfiguren für die Schüler fehlen, da es nicht genug männliche Lehrer gibt.
Der Soziologe Andreas Kemper jedoch rückt in seinem Buch „[r]echte Kerle“ die Männerrechtsbe-wegung ins rechte politische Spektrum. Auch der Genderforscher Hinrich Rosenbrock vermutet solche Verbindungen, wie er in einem Interview mit der Tageszeitung taz äußert. So gebe es perso-nelle Überschneidungen zwischen Männerrechtlern und der NPD.
http://www.zeitjung.de/MENSCHEN/artikel_detail,7233,Oh-Mann.html
LP 165 Theodor H. Winkler, geboren 1951 in Aarau (CH), Geneva Centre for the De-mocratic Control of Armed Forces (DCAF) – Vater von zwei Töchtern – wohnhaft in Adliswil (ZH) und Wangen (ZH) - http://www.parlament.gv.at/SERV/FOTO/VER/423972/2722560_500.jpg
Gewalt und Diskriminierung Haupttodesursachen für Frauen
Zwei bis drei Millionen Frauen müssen jährlich wegen ihres Geschlechts sterben - DCAF-Bericht "Frauen in einer unsicheren Welt"
New York - Gewalt und Diskriminierung sind nach einer neuen Studie die Haupttodesursachen für Frauen weltweit. Der Direktor des Genfer Zentrums für die Demokratische Kontrolle der Streitkräf-te (DCAF), Theodor Winkler, erklärte in New York, die Zahl der Frauen, die an den Folgen von Gewalt und Entbehrung sterben, sei größer als die Zahl der Todesopfer aller Kriege im 20. Jahrhun-dert zusammen. "Das tief verwurzelte Phänomen der Gewalt gegen Frauen ist eines der großen Verbrechen der Menschheit", sagte Winkler.
Die Gewalt sei einer von vier Gründen, warum Frauen frühzeitig sterben müssten, erklärte Winkler, der am Donnerstag den DCAF-Bericht "Frauen in einer unsicheren Welt" vorstellte. Die anderen seien Kriege, Hunger und Krankheit. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen leben derzeit 200 Millionen Frauen weniger auf der Welt als demographisch zu erwarten wäre. "Der Grund, warum sie nicht da sind, ist einfach, dass sie getötet wurden." Winkler nannte als Beispiele Abtreibungen von weiblichen Föten, die Tötung von kleinen Mädchen und mangelhaften Zugang zu medizinischer Versorgung und Lebensmitteln. Hinzu kämen so genannte Ehrenmorde, häusliche Gewalt und bewaffnete Konflikte.
zwei bis drei Millionen Frauen
Ausgehend von der Zahl von 200 Millionen fehlenden Frauen könne man schätzen, dass jährlich zwei bis drei Millionen Frauen wegen ihres Geschlechts getötet würden, sagte Winkler. 2,8 Millio-nen Menschen sterben jährlich an HIV und Aids, 1,27 Millionen an Malaria. "Die Gründe sind viel-fältig, aber sie gehen letztendlich auf die einfache Tatsache zurück, dass für zu viele Menschen das Leben und die Würde einer Frau weniger wert sind als die eines Mannes. Diese Situation ist untrag-bar." (APA/AP)
http://diestandard.at/2248617?sap=2&_seite=79
Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen
Amnesty International (AI) fordert im Hinblick auf den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frau-en vom 25. November 2005 Bund und Kantone auf, sich stärker gegen häusliche Gewalt einzuset-zen. Der Forderungskatalog umfasst zehn konkrete Punkte, darunter etwa die konsequente Verfol-gung und Ahndung häuslicher Gewalt.
Auch eine neue Studie des Genfer Zentrums für die Demokratische Kontrolle der Streitkräfte (DCAF) greift das Thema Gewalt gegen Frauen auf. Gemäss der Studie schätzt die UNO, dass der-zeit rund 200 Millionen weniger Frauen auf der Welt lebten als demographisch zu erwarten wäre. Gegenüber der Basler Zeitung sagte der Direktor des DCAF, Theodor Winkler, dass «jährlich zwei bis drei Millionen Frauen wegen ihres Geschlechts getötet würden>.
http://www.humanrights.ch/de/Schweiz/Inneres/Gewalt/Gewalt/idart_3743-content.html
Women in an Insecure World wurde unter
der Schirmherrschaft der Schweizer
Aussenministerin, Micheline Calmy-Rey,
geschrieben. Finanziert wurde das Buch
vom Schweizer Departement für
Verteidigung, Bevölkerungsschutz und
Sport. Das kanadische Ministerium für
auswärtige Angelegenheiten und
internationalen Handel sowie die
Schweizer Direktion für Entwicklung und
Zusammenarbeit ermöglichten die Ausgabe
in französischer Sprache. Die
Organisation Coalition Women Defending
Peace und die Bibliotheca Alexandrina
finanzierten die Übersetzung des Buches
ins Arabische. Der begleitende
Dokumentarfilm und das Women in an
Insecure World-Paket wurden von DCAF
mit Hilfe des kanadischen Ministeriums für
auswärtige Angelegenheiten und
internationalen Handel sowie von Amnesty
International Schweiz erstellt.
Im Rahmen des Programms
"Genderdimension in der Reform des
Sicherheitssektors" vermittelt das DCAF
Wissen an Akteure des Sicherheitssektors
und zeigt Mittel und Wege auf, um Frauen
vor Gewalt zu schützen und sie darin zu
bestärken, selber aktiv zu werden.
Es muss sofort gehandelt werden
Das tief verwurzelte Phänomen der Gewalt
gegen Frauen gehört zu den grossen
Verbrechen der Menschheit. Wir hoffen,
dass die Fakten, Zahlen und Analysen, die
wir in diesem Buch zusammengetragen
haben, nicht nur den Leser schockieren,
sondern die ganze internationale
Gemeinschaft wachrütteln.
Angesichts der Tötung, Verstümmelung,
Vergewaltigung und Erniedrigung von
Frauen darf es keine Gleichgültigkeit
geben. Wir dürfen nicht damit leben. Wir
dürfen unsere Augen nicht davor
verschliessen. Wir können nicht einfach
hoffen, dass es irgendwann vorbei sein
wird. Wir müssen handeln. Jetzt.
Theodor H. Winkler
Direktor
Genfer Zentrum für die
demokratische Kontrolle der
Streitkräfte
http://dcaf.ch/content/.../women-in-an-insecure-world-summary-de.pdf
LP 166 Andreas Weber, Aut, geboren 1963,
Chefredakteur Wirtschaftsmagazin Format – weber.andreas@format.at
Nicht ganz zufällig können Sie diesmal im Erfolgsressort eine Geschichte lesen, wonach Frauen die besseren Chefs sind: Michael Schmid berichtet zeitge¬recht zum Weltfrauentag über eine Megastudie, die daran keinerlei Zweifel aufkommen lässt. Ein Wie¬ner Berater hat in sieben Jahren 500.000 Daten aus internationalen MitarbeiterInnenbefragungen ausge¬wertet. Ergebnis: Dort, wo Frauen in Führungspositionen sind, wird in der Regel erfolgreicher gewirtschaftet. Österreich hat in dieser Hinsicht ei¬nigen Aufholbedarf: Die Vorstände großer börsennotierter Unternehmen sind zu 98 Prozent in Männerhand. Michael Schmid stellt in seinem Kommen¬tar eine interessante These auf: „Als Wirt¬schaftsförderung brächte eine verpflichten¬de Frauenquote wohl mehr Nutzen als vie¬le Subventionsmilliarden“ (Seite 51).
Apropos: Im Wirtschaftsmagazin FORMAT sind von acht Führungspositionen vier mit Frauen besetzt, nur die Chefredak¬tion ist – noch, sorry – in rein männlicher Hand. Im Kernbereich, dem Wirtschafts-ressort, dominieren die weiblichen Redak¬teure im Verhältnis zwei zu eins.
http://www.format.at/prod/520/inhalt/2012/1210.pdf?1331194079
LP 167 Prof. Dr. Andreas Pinkwart, FDP, geboren 1960 in Neunkirchen-Seelscheid (NRW), von 2002 bis 2011 Landesvorsitzender der FDP Nordrhein-Westfalen, heute Rektor der Handelshochschule Leipzig (HHL) – rektor@hhl.de
In der westfälischen Uni sind 23,3 Prozent der Lehrstühle weiblich. Insgesamt liegen die NRW-Hochschulen mit 14,8 Prozent aber leicht unter dem Bundesschnitt. Wissenschaftsminister Pinkwart will dem nun abhelfen.
Frauen stellen in Deutschland die Mehrzahl der Abiturienten, mittlerweile auch der Studierenden. Professorinnen hingegen sind immer noch in der Minderheit.
Frauen stellen in Deutschland die Mehrzahl der Abiturienten, mittlerweile auch der Studierenden. Professorinnen hingegen sind immer noch in der Minderheit.
Düsseldorf - Die Universität Paderborn ist die Hochschule in Nordrhein-Westfalen mit dem höchs-ten Anteil an Professorinnen. Fast jeder vierte Lehrstuhl - 23,3 Prozent - ist mit einer Frau besetzt, wie das Wissenschaftsministerium am Freitag mitteilte. Der Landesdurchschnitt liege mit 14,8 Pro-zent leicht unter dem Bundesschnitt (14,9 Prozent). Dies sei viel zu niedrig, sagte Minister Andreas Pinkwart (FDP) am Freitag in Düsseldorf: „NRW hat hier wie Deutschland insgesamt großen Nachholbedarf.“
Sein Ministerium stelle für dieses Jahr fünf Millionen Euro für die Gleichstellungsförderung an Hochschulen zur Verfügung, 30 Prozent mehr als 2005. In Zukunft werde die Summe auf sieben Millionen Euro jährlich gesteigert. Dabei gingen die meisten Fördermittel an die Hochschulen, die den höchsten Anteil an Professorinnen haben oder diesen stark erhöhen.
Die Grünen bezeichneten dies als „Augenwischerei“. Die Landesregierung habe im laufenden Haushalt 3,4 Millionen Euro für zweckgebundene Maßnahmen in der Frauenförderung wie Mento-renprogramme und Stipendien gestrichen. „Das ist reiner Etikettenschwindel“, sagte die hochschul-politische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Ruth Seidl.
Neben der Universität Paderborn liegt der Professorinnen-Anteil nach Angaben des Wissenschafts-ministeriums auch an den Universitäten Bielefeld (19,3 Prozent) und Siegen (18,4 Prozent) über dem Landesdurchschnitt. Bei den Fachhochschulen hat Bielefeld den höchsten Anteil (21,6 Pro-zent), gefolgt von Bonn-Rhein-Sieg (20,2 Prozent) und Dortmund (19,5 Prozent). (dpa)
http://www.ksta.de/html/artikel/1182933969852.shtml
News Detailansicht
Innovationsminister Pinkwart will den Frauenanteil in universitären Spitzenpositionen erhöhen - positiver Trend
Minister Pinkwart diskutierte mit Professorinnen über Fördermöglichkeiten
Innovationsminister Prof. Andreas Pinkwart will den Frauenanteil in universitären Spitzenpositio-nen weiter steigern. Während Frauen bei den Absolventenzahlen an den NRW Hochschulen mit 52 Prozent bereits besser vertreten sind als ihre männlichen Kollegen, liegt der Professorinnenanteil bei 16,6 Prozent. Innovationsminister Pinkwart: "Frauen sind an den Hochschulen auf dem Vormarsch. Jetzt ist es Zeit, auch bei den Spitzenpositionen weiter aufzuholen. Wir haben das Budget der Hochschulen für die Frauenförderung seit 2005 um 70 Prozent erhöht und damit bereits erste Erfolge erreicht."
Seit 2005 hat sich die Anzahl der Professorinnen in NRW um 139 erhöht, was einen Anstieg der Frauenquote um 2,4 Prozent entspricht. Allein bei den W3/C4 Stellen ist die Anzahl der Professo-rinnen seit 2005 um 41 gestiegen. Der Frauenanteil in dieser höchsten Besoldungsgruppe hat sich damit von 10,7 auf 12,5 Prozent erhöht. Besonders positiv ist die Entwicklung der Juniorprofessu-ren. 2005 gab es lediglich neun Juniorprofessorinnen in NRW, 2008 waren es insgesamt 51. Das entspricht einem Frauenanteil von 35,4 Prozent. Zum Wintersemester werden zudem erstmals ins-gesamt sieben Hochschulen in NRW von Rektorinnen geleitet, 2005 waren es lediglich zwei. Damit liegt der Frauenanteil auf der Leitungsebene bei rund 19 Prozent.
Minister Pinkwart hatte sechs der jüngsten Professorinnen verschiedenster Fachbereiche aus Nord-rhein-Westfalen zu einem Gespräch nach Düsseldorf eingeladen. Mit den Fachvertreterinnen disku-tierte Pinkwart die bestehenden Angebote zur Frauenförderung an Hochschulen. "Auf ihrem Karrie-reweg haben viele der Professorinnen schon früh Förderprogramme in Anspruch genommen und den Nutzen davon überwiegend positiv bewertet. Unser Ziel ist es, für die Hochschule nun Anreize zu schaffen, solche Angebote weiter auszubauen", so Pinkwart.
Um dieses Ziel zu erreichen, stellt das Innovationsministerium den Hochschulen 6,4 Millionen Euro zur Verfügung, im Jahr 2010 soll die Förderung auf 7,5 Millionen anwachsen. Im Vergleich dazu lag der Be-trag im Jahr 2005 gerade einmal bei 3,77 Millionen Euro.
Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie NRW
07.08.2009
http://www.vbio.de/informationen/alle_news/e17162?news_id=7691
Das Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie teilt mit:
Der nordrhein-westfälische Innovationsminister Prof. Andreas Pinkwart hat im Rahmen der aktuellen Haus-haltsberatungen angekündigt, die Förderung von Frauen in Wissenschaft und Forschung von bisher jährlich 3,4 Millionen Euro auf 5 Millionen Euro zu erhöhen. Ab 2007 sollen in jedem Jahr 15 Prozent der im Zu¬kunftspakt garantierten Fondsmittel „zur Erneuerung der wissenschaftlichen Infra¬struktur an den Hochschulen“ für die För-derung von Wissenschaftlerinnen bereit¬gestellt werden. Da die Fondsmittel in den kommenden Jahren anwachsen, wird sich auch der Betrag für die Frauenförderung jährlich erhöhen.
„Unser Ziel ist es, wissenschaftliche Exzellenz zu fördern und NRW bis 2015 zum Innovationsland Nummer eins in Deutschland zu machen. Dazu gehört auch, weiblichen Nachwuchs in Wissenschaft und Forschung gezielt zu fördern“, sagte Pinkwart.
In Nordrhein-Westfalen liegt der Anteil der Professorinnen mit 13,5 Prozent derzeit noch knapp unter Bundes-durchschnitt. NRW steht damit im Ländervergleich auf Platz neun. Auf Platz eins des Ländervergleichs steht mit 18,4 Prozent das Land Niedersachsen, das sich im Zeitraum von drei Jahren um 4,5 Prozentpunkte verbessern konnte. Pinkwart betonte, dieser mittlere Platz im Länderranking ge¬nüge ihm nicht. Der Anteil der Frauen in Spitzenpositionen an Hochschulen müsse noch erheblich gesteigert werden.
„Nur wenn wir faire Wettbewerbsbedingungen für hoch qualifizierte Frauen an Hochschulen schaffen, werden wir im Exzellenzwettbewerb international höchstes Niveau erreichen. Deshalb setzt das Land Nordrhein-Westfalen neben der direk¬ten Förderung auf weitere Anreize im Rahmen der Ziel- und Leistungsvereinba¬rungen mit den Hochschulen sowie der leistungsorientierten Mittelvergabe, Frauen auf Spitzenpositionen in Forschung und Lehre zu berufen“, sagte Pinkwart.
http://www.nrw.de/presse/innovationsministerium-erhoeht-mittel-fuer-frauenfoerderung-minister-prof-dr-andreas-pinkwar...
Ich gratuliere dem GleichstellungsmagazIn der Bergischen
Universität Wuppertal herzlich zum 10. Geburtstag. Und
danke für die Gelegenheit, Ihnen einen kurzen Überblick
über das nordrhein-westfälische Konzept zur Chancengleichheit
in Hochschulen und Wissenschaft zu geben.
Die Landesregierung verfolgt seit 2006 ein neues Konzept,
das auf strukturelle Anreize und Eigeninitiative der
Hochschulen setzt. Ziel des Konzeptes sind mehr Frauen
in den Leitungspositionen von Wissenschaft und Forschung.
Zuvor wurden Gender-Projekte im Rahmen
des Hochschul- und Wissenschaftsprogramms (HWP) gefördert.
Im Wesentlichen ging es dabei um Nachwuchsförderung,
Projekte der Frauen- und Genderforschung
und Forschungsprojekte im naturwissenschaftlich-technischen
Bereich unter Beachtung genderspezifischer Aspekte.
Das Engagement von Bund und Ländern in diesem
Programm hat nach meiner Einschätzung sehr wohl dazu
beigetragen, den Anteil der Frauen auf allen Qualifikationsstufen
langsam und beständig zu steigern. Auf den ersten
Qualifizierungsstufen Studium und Promotion haben wir
Gleichstand oder nahezu Gleichstand erreicht. Gleichwohl
hat sich der Frauenanteil unter den Professuren in 13
Jahren nur etwas mehr als verdoppelt, in Nordrhein-Westfalen
beispielsweise auf immer noch viel zu niedrige 15,5
Prozent. Ende 2006 lief das HWP vereinbarungsgemäß
aus. Mit dem Ziel, den Frauenanteil in der Professorenschaft
deutlich zu erhöhen, setzt die Landesregierung
seitdem auf die gezielte Förderung von Eigeninitiative
und mehr Wettbewerb der Hochschulen. Dazu gehört
es, dass wir Gender Mainstreaming als eigenen Abschnitt
in die Anfang 2007 geschlossenen Ziel- und Leistungsvereinbarungen
mit den Hochschulen aufgenommen
haben.
Die Hochschulen haben eigene Gender Mainstreaming-
Profile entwickelt, die in den meisten Fällen die
Ausstattung der Gleichstellungsbeauftragten mit eigenen
Mitteln zur Durchführung von Projekten, die gezielte
Personalentwicklung
zur Erhöhung des Frauenanteils in
Führungspositionen und die Verankerung von Gender
Studies in Studiengängen umfassen. Zusätzlich hat
das Innovationsministerium ein finanzielles Anreizsystem
geschaffen, das die Hochschulen zur Umsetzung des Gender
Mainstreamings und damit zur Steigerung des Frauenanteils
in Führungspositionen motivieren soll. Der
Professorinnen-Anteil an den Hochschulen in Nordrhein-
Westfalen ist 2007 gegenüber dem Vorjahr zwar von 14,8
auf 15,5 Prozent leicht angestiegen. Die Richtung stimmt
also, aber der Frauenanteil ist nach wie vor viel zu niedrig.
Daher erhöhen wir weiterhin sukzessive die Mittel für die
Gleichstellungsförderung. In diesem Jahr stellen wir 5,7
Millionen Euro zur Verfügung – 2007 waren es 5,0 Millionen.
Bis 2010 wird die Summe jährlich anwachsen. Das
Fördersystem des Ministeriums richtet sich nach Erfolgen:
Die Hochschulen, die die höchsten Professorinnen-Anteile
aufweisen sowie diese Anteile besonders stark steigern,
bekommen die meisten Fördermittel. Bei der Ermittlung
des Erfolgs zählen der in der Vergangenheit erreichte
prozentuale
Anteil sowie die Steigerungsrate im jeweils
zurückliegenden Jahr zu jeweils 50 Prozent. Die Hochschulen
nutzen diese Mittel in Eigenregie, beispielsweise
für Mentorinnen-
Programme für Nachwuchswissenschaftlerinnen,
Stipendien oder die Finanzierung von Forschungsaufenthalten
im Ausland. Auch bei der leistungsorientierten
Mittelvergabe berücksichtigt das Ministerium
die Frauenförderung: Belohnt werden diejenigen
Hochschulen mit den meisten Absolventinnen und Promovendinnen
in denjenigen Studiengängen, in denen
Frauen bislang unterrepräsentiert sind, also zum Beispiel
in den Ingenieur- und Naturwissenschaften. Auf dieser
Grundlage werden rund 20 Millionen Euro in den Hochschulen
verteilt. Außerdem stellen wir Zentralmittel zur
Verfügung, mit denen u. a. die Koordinierungsstelle der
Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten an
Hochschulen
und Universitätsklinika (LaKof) und die
Koordinierungsstelle
des Netzwerks Frauenforschung
finanziell
unterstützt wird. Ebenfalls auf die Steigerung
des Frauenanteils in Hochschulen zielt das Professorinnenprogramm
des Bundesforschungsministeriums.
Bund und Länder stellen in diesem Programm von 2008
bis 2012 insgesamt 150 Millionen Euro für 200 Professorinnenstellen
bereit. Ich freue mich sehr, dass sich die Universität
Wuppertal mit 2 Vorgriffs- bzw. Regelprofessuren
bereits an diesem Programm beteiligt. ¶ Die neue Förderlinie
verfolgen wir in Nordrhein-Westfalen seit 2006.
Es wird noch einige Zeit dauern, bis wir belastbare Aussagen
darüber machen können, wie gut sie funktioniert.
Zumal sich Veränderungen in Sachen Gleichstellung in
unserer Gesellschaft noch immer sehr langsam vollziehen
und das leider in der Wissenschaft nicht anders ist. Vielleicht
liegt es daran, dass wir Männer nur zu gut wissen,
dass Sokrates recht hatte: Frauen, gleichgestellt, werden
überlegen sein.
e Prof. Dr. Andreas Pinkwart
Minister für Innovation, Wissenschaft, Forschung
und Technologie des Landes NRW
http://www2.uni-wuppertal.de/einrichtungen/gleichstellung/PDF/magazin/I-VI.PDF
LP 168 Kester Schlenz, geboren 1958, studierte Sprachwissenschaften und Psychologie, 15 Jahre leitete er das Ressort Kultur und Unterhaltung bei Brigitte, derzeit in gleicher Funk-tion bei Stern tätig, Autor des Buches „Alter Sack was nun?“ - wohnhaft in Hamburg – www.kester-schlenz.de http://www.harbour-front.org/media/transfer/img/kester_2.jpg
Nazi-Vergleich:
Eva Hermans letzter Freund
Der Journalist Peer Teuwsen verteidigt Eva Herman in der Schweizer Weltwoche - und vergreift sich schwer im Ton: Sie sei in eine Falle getappt. Und überhaupt: Schuld seien eigentlich die Femi-nistinnen. Von Kester Schlenz
Gerade war Ruhe eingekehrt. Eva Herman bedauerte öffentlich ihren Mutterkreuzzug. Die Empö-rung war zu Kopfschütteln geworden. Das Thema schien erledigt. Da meldete sich vor ein paar Ta-gen in der Schweizer Weltwoche ein Mann zu Wort, wirft sich vor die blonde Familien-Restauratorin, bagatellisiert ihre skandalösen Äußerungen und macht Herman zum Opfer einer Hetzjagd. Die allgemeine Empörung über Hermans Unsäglichkeiten wird mal eben kurzerhand zum Zickenkrieg erklärt. "Vor allem Frauen", schreibt Teuwsen, stürzten sich mit Genuss auf die Frau, die ohne Not und naiv in die Falle getappt war, die man ihr schon lange bereitet hatte, die Nazi-Falle.
Opfer des Feministinnen-Kartells
Was für eine perfide Verdrehung! Herman hat also im Grunde nichts verbrochen. Sie ist vielmehr arglistig in eine Falle gelockt worden. Und von wem? Da hat Teuwsen schnell eine griffige Formu-lierung zur Hand. Vom "feministischen Establishment", vertreten etwa durch die Autorin Thea Dorn oder die grüne Politikerin Renate Künast. Die Worte und Taten dieser Damen seien so heftig, spekuliert der vermeintliche Frauen-Kenner, dass die Gründe tiefer liegen müssten, "als ein paar holprige Bemerkungen zur Wertschätzung der Mutter im Dritten Reich".
Teuwsen glaubt eben diese Gründe zu kennen und haut sie als rhetorische Fragen raus, dass einem die Luft wegbleibt: "War Eva Hermann für diese Frauen eine solche Bedrohung, dass sie nach dem Fehltritt die Häme gleich kübelweise über sie ergießen mussten?" Was denn so schlimm daran sei, dass Herman "Fremdbetreuung und Ganztagsschulen" und die "Auswirkungen des Feminismus" kritisch betrachtete? Und schließlich: "War diese Frau kaltzustellen, weil sie wirklich eine Gefahr darstellte für ein paar Dogmen des feministischen Establishments?" In Teuwesen verquerer Vorstel-lungswelt existiert also ein Kartell mächtiger, vergnatzter Feministinnen, die "kalt stellen", "Häme ausgießen" und Eva Herman mit der "Nazi-Keule aus der Öffentlichkeit" entfernten.
Lieber Kollege, bevor Sie sich weiter in absurden Verschwörungstheorien verstricken, erinnern Sie sich bitte: Frauen sind in diesem Land längst noch nicht da, wo sie sein sollten. Sie verdienen immer noch weniger als Männer, sind in Führungspositionen unterrepräsentiert, tragen die Hauptlast der Kindererziehung und Pflege Angehöriger und müssen sich immer noch von Leuten wie Ihnen beleidigen lassen, wenn Sie ihre Interessen verteidigen. Ja, Frauen reagieren empfindlich, wenn eine blonde Restaurations-Walküre ihnen das Bisschen streitig machen will, das sie in vielen Jahren er-reicht haben. Und das ist auch gut so.
http://www.stern.de/kultur/tv/nazi-vergleich-eva-hermans-letzter-freund-598203.html?nv=ct_mt
Der Weg zum Traummann
In der Hamburger Gentleman Academy sollen Männer lernen, wie man Frauen verzaubert. stern-Redakteur Kester Schlenz hat mit zwei Kollegen einen Kurs belegt.
ewig leben? Mark Ernsting, Markus Dixius und Kester Schlenz (v. l.) kurz vor dem Knotenpunkt© Christian Kerber
Also, ich habe eine Frau kennen gelernt. Sie verbreitet Gemeinheiten. Sie heißt Melanie Kirchner, ist 24 Jahre alt und leitet in Hamburg die "Gentleman Academy". Ihr war nämlich eines Tages auf-gefallen, dass fast alle Frauen über die gleichen Probleme mit ihren Partnern klagen. Es handele sich dabei - Männer, festhalten! - um: mangelnde Hygiene und vernachlässigtes Äußeres. Kommu-nikationsarmut. Geringe Wertschätzung der Partnerin. Fehlende Manieren. Und: zu wenig Liebes-beweise. Das sollen Frauen über ihre Partner sagen? Im Jahre 2005, nach über hundert Jahren Frau-enbewegung und einer Million Zeitschriftenartikeln und Sachbüchern über den rechten
"Das ist nun mal das, was ich von den meisten Frauen höre", sagt Melanie Kirchner. "Quer durch alle Milieus." Aber sie will helfen, und sie ist sehr geschäftstüchtig. Deshalb können grobe Jungs in ihren Seminaren lernen, sich frauengerecht zu benehmen. Interessant! Mit zwei Kollegen melde ich mich an zum Kurs: "Wie verzaubere ich eine Frau?"
Melanie Kirchner ist schlank, blond und hübsch und hat einen festen Händedruck. Wir fangen so-fort an, uns "charmant" zu benehmen. Mit anderen Worten - wir machen blöde Witze, um zu gefal-len. Überflüssig. Denn später erfahren wir, dass der erste Eindruck, den sich eine Frau von einem fremden Kerl macht, nur zu sieben Prozent aus verbalen Signalen gebildet wird. Körpersprache, Aussehen und Kleidung sind viel wichtiger als grelle Gags. Erst mal, zumindest.
Melanie stellt uns einen weiteren "Dozenten" vor: Lothar Landahl, 54, tätig als "Teamleiter in der Immobilienbranche" und ein "echter Gentleman". Er wird uns einen Vormittag lang in den Diszipli-nen Umgangsformen, Konversation und "angemessenes Aussehen" schleifen.
Herr Landahl parliert weltmännisch, trägt einen Dreiteiler und hält uns ein weißes Blatt Papier mit einem Tintenklecks hin. "Was sehen Sie, meine Herren?", fragt er. Einen Tintenklecks, antworten wir. "Ha!", sagt der Immobilienhai. "Und genauso werden Sie von Frauen gesehen." "Wie? Bekle-ckert?", fragt mein Kollege Markus.
"Sozusagen", antwortet Landahl. "Die Frauen sehen nicht das weiße Blatt, sondern den Klecks. Sie sehen zuerst die Fehler. Die schmutzigen Fingernägel, die Haare in der Nase, die Pickel im Gesicht, die schlechte Rasur, die zu weite Hose. So wird ein Mann erst mal bewertet." Melanie Kirchner wirft noch einen Merksatz ein: "Niemand kann zweimal den ersten Eindruck machen!"
Betreten blicken wir uns an. "Achten Sie also auf vermeintliche Kleinigkeiten", rät Landahl "und pflegen Sie sich." Dann zeigt er uns seinen Nasenhaarschneider.
Den Vormittag über lehrt uns Landahl die Grundlagen für ordentliches Aussehen und taktvolles Benehmen. Zu Letzterem gehören beispielsweise die beiden Regeln "keine Beleidigungen" und "Machen Sie sich nie über jemanden lustig". Die Beherzigung der Regeln würde für Mark allerdings bedeuten, 50 Prozent seines zwischenmenschlichen Verhaltensrepertoires aufzugeben.
Beim Test unserer Tischmanieren schneiden wir recht ordentlich ab. Wir haben lediglich Probleme mit der Lage des Bestecks. Landahl rät zur Uhrzeiger-Analogie. 20 nach 4 heißt: Ich bin fertig. 20 nach 7: Ich mache nur Pause.
Der totale Einbruch kommt beim Krawattebinden. Wir stehen wie bei der Musterung in einer Reihe, greifen auf Kommando zu Krawatten unterschiedlicher Länge und sollen diverse Knoten formen. Ein Desaster. Markus präsentiert einen derartig verunglückten Krawatten-Mutanten, dass sogar Landahl, der schon vieles gesehen hat, den Tränen nahe ist. Nach einer halben Stunde aber gelingen uns einige vorzeigbare Gebilde.
Nach der Mittagspause übernimmt Melanie Kirchner. Sie erklärt uns die Frau an sich. "Liebe und Romantik", sagt sie, "sind für alle Frauen wichtig. Deshalb gehen sie Beziehungen ein. Sie wollen gewürdigt und von ihren Partnern wie eine Dame behandelt werden."
Das höre sich aber sehr 50er-Jahre-mäßig und arg antiquiert an, protestieren wir. Schließlich gebe es doch Gleichberechtigung und so. Darüber hinaus seien wir durchaus aufmerksame Partner.
"So, so, meine Herren, dann frage ich Sie: Wann haben Sie in letzter Zeit Ihrer Frau mal außer der Reihe ein Geschenk gemacht, ihr Blumen mitgebracht, sie mit irgendetwas überrascht, ihr gesagt, dass Sie sie lieben und aufregend finden?" Tja, nun, äh ...
Melanie rät: "Mal eine Blume, ein schön gedeckter Tisch, eine Flasche Champagner - erzeugen Sie besondere Momente. Schenken Sie Ihrer Partnerin Aufmerksamkeit. Echte Aufmerksamkeit. Das zählt. Der Sex ist dann noch das Tüpfelchen auf dem i."
Wie? Ein schön gedeckter Tisch oder ein Strauß Tulpen sind wichtiger als Sex? Hätten wir nicht gedacht.
"Und was die Geschenke betrifft", fährt Melanie fort. "Die müssen Sie natürlich selber einpacken." "Wieso das denn?" "Frauen wollen, dass sie das eigenhändig machen. Sich die Zeit nehmen, sich Mühe geben. Sie achten auf so etwas. Es ist ihnen wichtig. Und deshalb werden wir das jetzt üben." Gesagt, getan. Jeder von uns bekommt ein Buch, Geschenkpapier und ein Stück Band in die Hand. Und dann zeigt uns Melanie, wie man ohne Tesafilm super einpackt. Und in der Tat: Wir konnten das bisher wirklich nicht und sind echt stolz, dass uns jetzt in diesem Punkt keiner dieser unauf-merksamen, ungewaschenen Rüpel da draußen mehr was vormachen kann. He, Jungs, ihr könnt einpacken ... Ich meine: Wir können einpacken.
Melanie legt nach. Überraschungen seien doch so einfach. Man könne zum Beispiel einen Liebes-brief in die Handtasche schummeln oder kleine Botschaften in der Unterwäsche verstecken. "Gilt das auch, wenn man schreibt: Bring mir bitte Kippen mit?", frage ich. Unsere Dozentin ignoriert den Einwurf. "Sprechen Sie ihr ein Gedicht auf den Anrufbeantworter. Legen Sie ihr eine Rose aufs Kopfkissen. Lassen Sie ihr ein Bad ein mit Kerzen, Musik und Rotwein. Buchen Sie einen Tanzkurs. Fahren Sie spontan an die Ostsee, mit Prosecco und Erdbeeren im Gepäck."
Das klingt uns ein wenig zu sehr nach Klub-Animation. Aber wir haben die Botschaft verstanden: Take care of your wife. Und da ist was dran. Obwohl wir uns alle für recht aufmerksame Burschen halten - bei genauerem Hinsehen haben wir uns in letzter Zeit nicht gerade besonders viel Mühe gegeben, unsere Partnerinnen mal mit etwas Ungewöhnlichem aus dem Alltagstrott zu reißen. Viel-leicht ist das die wichtigste Erkenntnis dieses Tages.
Unser Seminar neigt sich dem Ende. Und? Sind wir bessere Männer geworden? Gar Gentlemen? Nun, ja. Vieles, was Melanie Kirchner und Lothar Landahl für die Kursgebühr von 80 Euro an nur einem Tag in arg komprimierter Form lehren, klingt ein wenig schematisch, manches antiquiert. Gelernt haben wir trotzdem was. Ordentliche Krawattenknoten zum Beispiel und Grundsätzliches in Sachen Benimm und Kleiderordnung. Das Ganze ist für Männer, die an sich arbeiten wollen, im-merhin ein Anfang. Auch für mich. Gleich heute Abend werde ich meiner Frau abstoßend teure Blumen mitbringen, die ich vorher selbst geschmackvoll eingepackt und mit Champagner begossen habe. Dann werde ich uns ein Bad einlassen, Kerzen anzünden und mit einer Krawatte (Windsor-Knoten!) und Erdbeeren in die Wanne hüpfen. Ob das wohl Aufmerksamkeit genug ist?
http://www.stern.de/lifestyle/mode/benimmschule-der-weg-zum-traummann-538692.html
LP 169 Michael Pohl – Redakteur bei Augsburger Allgemeine Zeitung und Allgäuer Zeitung – pom@azv.de
Wie schon im Falle der im Ergo-Konzern aufgegangenen Hamburg-Mannheimer dürfen viele Ver-sicherungskunden nicht nur Fragen nach der moralischen Seriosität der Betroffenen stellen, sondern auch, warum sie von ihren Versicherungsprämien neben hohen Gewinnen, Gehältern, Provisionen und Boni auch noch Fernreisen für Vertreter und Führungskräfte mitbezahlen sollen, ganz zu schweigen von Prostituierten.
Denn solche Extra-Anreize, von Betriebswirtschaftlern neumodisch „Incentives“ genannt, sind Teil der Kalkulation, die am Ende der Kunde zahlt. Es geht aber um mehr. Die Zeit, in der Geschäfte auf Luxusyachten oder im Bordell gemacht werden, geht zwar glücklicherweise zu Ende. Weniger, weil die Moral steigt, sondern der Wettbewerbs- und Kostendruck. Weil immer mehr „Controller“ in Konzernen aufpassen, dass kein Geld für korrupte Beziehungen verschwendet wird.
Das Hauptproblem ist aber, dass solche Skandale Auswüchse einer verlotterten, nicht mehr zeitge-mäßen Männerwirtschaft sind. Sie beweisen unfreiwillig, dass eine Frauenquote für Führungsfunk-tionen vielen Unternehmen guttäte.
http://www.augsburger-allgemeine.de/meinung/Kommentare/Verlotterte-Maennerwirtschaft-id17902836.html
LP 170 Hans Dieter Hey, Köln, Dipl. Betriebswirt, Gewerkschafter, Journalist u.a. für Neue Rheinische Zeitung, Junge Welt usw. und Fotograf, Vorstand des Bundesverbandes Ar-beiterfotografie – hans-dieter-hey@arbeiterfotografie.com
http://fotoblog.suelz-koeln.de/images/20070823-2.jpg
Arbeit und Soziales
„Ich weiß gar nicht, wie Frauen das aushalten"
Frauen verdienen mehr...!
Von Hans-Dieter Hey
Warum Frauen im Vergleich zu Männern unterschiedliche Vergütungen und Arbeitsbedingungen haben, war Inhalt einer Veranstaltung „Moneten, Macht und Mindestlohn" des DGB-Regionsfrauenausschusses Köln am 17. Oktober. Dabei wurden interessante Details zutage beför-dert. Beispielsweise die: Frauen leisten zwar weltweit 65 Prozent der gesamten Arbeit, erhalten aber nur 10 Prozent des Einkommens. Doch wie ist das in Deutschland?
Dr. Barbara Stiegler kennt sich in diesen Fragen aus. Sie ist Referentin der Friedrich-Ebert-Stiftung und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz und mit dem Gender Mainstreaming. Sie forscht auf nationaler und internationaler Ebene auf diesen Gebie-ten für verschiedene Organisationen. "Ich weiß gar nicht, wie Frauen das aushalten" beginnt sie ihren Vortrag, der inhaltlich leicht gekürzt wiedergegeben wird.
Dr. Barbara Stiegler, Friedrich-Ebert-Stiftung
Die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen ist seit vielen Jahren ein großes Problem. Es ist natürlich nicht nur ein deutsches Phänomen, sondern international, weil die patriarchalen Ver-hältnisse eben auch international sind. Weltweit machen Frauen 50 Prozent der Weltbevölkerung aus, leisten 65 Prozent der Arbeit und erhalten aber nur 10 Prozent des Einkommens. Am weltwei-ten Eigentum besitzen Frauen sogar nur ein Prozent Anteil.
Ungleichheit vor allem in der Privatwirtschaft
Auch in der Bundesrepublik ist diese Lohnungleichheit in allen Bereichen gleich hoch. Im privaten Beschäftigungssektor herrscht eine viel größere Ungleichheit als im öffentlichen Sektor. Das liegt daran, dass im öffentlichen Bereich länger Gender-Bestrebungen existieren, und daran, dass die Niedriglöhne im privaten Sektor noch viel niedriger sind als im öffentlichen Dienst.
Interessant ist dabei, dass, je höher die Positionen von Männern und Frauen sind, auch die Un-gleichheit größer wird. Es gibt inzwischen neuere Statistiken, die nachweisen, dass die Lohnun-gleichheit umso größer wird, je besser die Ausbildung ist und je qualifizierter Beschäftigte sind. Im Schnitt beträgt die Lohndiskriminierung im Vergleich zu Männern ungefähr 24 Prozent. In aktuellen Statistiken gibt es bei gleicher Betriebszugehörigkeit von drei Jahren im gleichen Betrieb, bei gleicher Ausbildung und Tätigkeit schon einen Unterschied von 12 Prozent im Lohn. Es liegt also nicht daran, in welcher Branche Frauen arbeiten.
Große Ungleichheit existiert auch am Ende eines Arbeitslebens, d.h. wie viel Geld Frauen und Männer bis zum Ende ihres Arbeitslebens ansammeln konnten. Bekannt ist, dass Frauen und Männer geschlechtsvariabel versteuert werden, und das hat Folgen. Im Westen Deutschlands erreichen Frauen in ihrem Berufsleben gerade mal 42 Prozent des kumuliertem Erwerbseinkommens, im Osten immerhin 70 Prozent, Männer dagegen 100 Prozent. Dabei ist von Bedeutung, dass sich in diesen niedrigen Prozentzahlen ein Großteil unbezahlter Arbeit – z.B. in der Familie – widerspiegelt und natürlich die in der Regel viel niedrigen Frauenlöhne. Die Zahlen machen deutlich, vor welchem finanziellen Problem Frauen stehen.
Frauen arbeiten 96 Millionen Stunden jährlich umsonst
Die Gründe dieser unterschiedlichen Behandlung sind natürlich nicht biologisch bedingt, sie haben auch nichts mit der Qualifikation zu tun. Es ist inzwischen im Gegenteil so, dass Frauen die Männer in der Qualifikation überholt haben. Doch das spiegelt sich nicht in den Einkommen wider. Ledig-lich bei jüngeren Menschen ist die Lohndifferenz nicht mehr ganz so groß.
Woran liegt es also dann? Es liegt vor allem an der vielen unbezahlten Arbeit, die Frauen leisten. Für das Jahr 2001 wurde festgestellt, dass Frauen von der Gesamtarbeitsleistung 56 Mio. Stunden bezahlt bekommen, 10 Mio. Stunden Wegezeit haben, aber 96 Mio. Stunden unbezahlte Arbeit leis-ten. Die Verteilung der unbezahlten Arbeit zwischen den Geschlechtern verhält sich bei Männern genau umgekehrt. Sie arbeiten zu 42 Prozent unbezahlt, Frauen aber 86 Prozent. Und hier liegt der Grund, warum es den Frauen am Ende an Geld fehlt
Das macht sich vor allem bemerkbar, wenn Familien auseinander gehen. Der Unterhalt ist dann so gestaltet, dass er für Frauen nicht mehr existenzsichernd ist. Besonders in diesem Fall sind die Ver-hältnisse in Deutschland überdurchschnittlich schlecht.
Die unbezahlte Arbeit für die Familie, bei der Erziehung der Kinder, der Pflege von Angehörigen haben ihr Pendant auch in den Frauenberufen. Trotz eines hohen Maßes an Professionalisierung werden Frauen sehr viel schlechter bezahlt. Dass früher „Frauenarbeiten“ oft umsonst gemacht wurden, hängt gerade solchen Berufen immer noch an. Das Reparieren einer Waschmaschine hat in der Gesellschaft einen höheren Wert als die Pflege eines Angehörigen.
Diese Ungerechtigkeiten finden sich also vor allem auch in den Lohntarifen wieder. Frauen werden schlechter bezahlt, weil es so im Tarif steht. Deshalb ist es für Frauen auch schwer, gleiche Rechte einzuklagen. Es existieren sogar Rechtsgutachten zur Ungleichbehandlung von Frauen im damaligen Bundesangestellten-Tarif, und diese Gutachten sind bis heute nicht widerlegt worden. Dabei handelt es sich um Diskriminierungen, die völlig gegen die europäischen Regelungen sind.
Otto Schily (SPD) und die Gleichberechtigung
Bei der Einführung des neuen Tarifs im öffentlichen Dienst (TVöD) hatten die Frauen einige Hoff-nung, dass dort auch ihre Forderungen einfließen würden. Doch diese Hoffnungen zerschlugen sich, die Ungleichbehandlung der Frauen ist sogar größer geworden. Das Innenministerium, damals unter der Leitung von Otto Schily (SPD), hat zwar während der Tarifverhandlungen mit einem Gender-Mainstreaming-Projekt geprotzt, doch die Ergebnisse bezüglich der Gleichbehandlung sind noch schlechter geworden. Leider haben auch die Gewerkschaften dagegen nichts erreicht. Angesichts dieser neuen Ungerechtigkeiten wäre es Frauen ohne weiteres möglich, erfolgreich vor den Europä-ischen Gerichtshof zu ziehen.
In den neuen Tarifvertrag sollte eigentlich auch eine analytische statt der summarischen Arbeitsbe-wertung Eingang finden, weil so eine gerechtere Lohnfindung möglich geworden wäre. Beispiels-weise hätte die soziale Kompetenz im Beruf bewertet werden können - dort sind Frauen nachweis-lich besser. Doch dazu konnte man sich nicht durchringen, und deshalb wird soziale Kompetenz im öffentlichen Dienst eben nicht bezahlt.
Dass mehr Gerechtigkeit nicht durchgesetzt werden konnte, lag vor allem an den streikfähigen Gruppen, die von den Forderungen der Frauen nach Gleichberechtigung nicht überzeugt werden konnten. Die Müllwerker hatten beispielsweise Sorge, dass Frauen im Reinigungsbereich mehr ver-dienen könnten, und das mochten sie sich einfach nicht vorstellen.
Männern ist es in Tarifvereinbarungen auch immer wieder gelungen, bestimmte Arbeiten als belas-tend zu verkaufen. Das hatte zur Folge, dass Männer regelmäßig mehr Zulagen bekommen als Frauen. Eine Frau erhält beispielsweise nur eine Stundenzulage, solange sie am Spülbecken steht, während ein Müllwerker für seine Arbeit eine Pauschale erhält.
Große Unterschiede, die teilweise das Vierfache ausmachen, gibt es auch zwischen den untersten und obersten Lohngruppen. Im neuen Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes mussten Frauen sogar noch eine Absenkung der untersten Lohngruppe hinnehmen, und zwar so stark, dass ihre Löhne dort nicht mehr existenzsichernd sind.
Auch Unterschiede der Zuwächse in den einzelnen Lohngruppen sind enorm. So sind in den obers-ten Lohngruppen die Zuwächse höher, als das, was in den untersten Lohngruppen überhaupt ver-dient wird. Sie sind nach dem Motto gestaltet: Wer was hat, bekommt noch was drauf, wer wenig hat, bekommt kaum etwas. Im neuen Tarifvertrag TVöD hat sich die Ungleichheit also noch mal drastisch verschärft. (HDH)
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=11622
Ausbeutung wächst atemberaubend
Von Hans-Dieter Hey
George Orwells Buch "1984" ist eine Metapher für totalitäre Verhältnisse. Es gewinnt wieder beklemmenden Wirklichkeitsbezug, wenn Wirtschaft und Politik die Lüge zur Wahrheit machen. Orwell schreibt: "Und wenn alle anderen die von der Partei verbreiteten Lügen glaubten, wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten, dann ginge die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit". Wenn trotz steigender Gewinne endlos vom schlechten Wirtschaftsstandort Deutschland das Blaue vom Himmel herunter gelogen wird und auf der anderen Seite die Armut durch Politik und Wirtschaft ausgeweitet und die Arbeit so billig wie Dreck wird, nennt man das im allgemeinen Ausbeutung.
Riesige Gewinne
So hat die Ausbeutung auch im letzten Jahr erheblich an Fahrt gewonnen. Die Wachstumsraten der größten deutschen Aktienkonzerne hatten enorme Wachstumsraten. Die Jahresüberschüsse der DAX-Unternehmen stiegen um 27 %, die Umsatzerlöse um 21 %. Die Vorstandsbezüge der DAX-Vorstände stiegen von 1998 bis 2004 um 108 %, Sie haben sich damit in ein paar Jahren verdoppelt und betrugen 2005 je Vorstand im Durchschnitt 2,6 Mio. Euro im Jahr. Hier sind die einige Vergütungsbestandteile nicht einmal mit eingerechnet. So ist es auch kein Wunder, dass die Zahl der Einkommensmillionäre aus den Vorstandsetagen durch rücksichtslose Bereicherung gewachsen ist. 1995 gab es in Deutschland lediglich acht, im Jahr 2003 schon 76 Vorstände, die über eine Mio. Euro im Jahr verdienen. 1)
Durch Lohndrückerei wird dagegen die Situation der abhängig Beschäftigten immer bedrohlicher. Das Institut für Arbeit- und Berufsforschung IAB 2) stellt fest, dass der Bereich der Niedriglohnverdiener seit 1997 erheblich zugenommen hat. Während 2001 bereits 3,6 Mio. Menschen im Niedriglohnsektor ihr Dasein fristen mussten, ist dieser Anteil von 15,8 % auf 17,4 % in 2005 gestiegen. Hier sind die Ich-Ags und Mini-Jobber nicht einmal mit eingerechnet. Vor allem Frauen sind überdurchschnittlich schlechter gestellt. Einmal im Niedriglohnsektor gelandet, gibt es kaum Chancen, dort wieder heraus zu kommen. Dies beschert den Familien dauerhafte Niedriglohnarmut. Was Aufstiegschancen angeht, ist Deutschland Schlusslicht. Es ist eine Manipulation der Politik, wenn behauptet wird, dass im Niedriglohnsektor ausschließlich gering qualifizierte Beschäftigte arbeiten. Nach Untersuchung des IAB beträgt dieser Anteil lediglich 15,2 %, mit qualifizierter Berufsausbildung sind es immerhin 60 %. Als Niedriglohn bezeichnet man alle Einkommen unter 1.630 Euro brutto im Monat. Der Anteil der Beschäftigten im Dienstleistungssektor betrug 1991 ca. 59,5 %, im Jahr 2005 bereits 71,9 %. Und gerade dort sind 45 % aller Beschäftigten im Niedriglohnsektor beschäftigt. Seit Jahren ist Deutschland Niedriglohnland.
Steigende Erwerbslosigkeit
Bundesweit sind in den letzten 15 Jahren jährlich rund 400.000 Arbeitsplätze vernichtet worden. Auch in Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsstärksten Bundesland, hat sich die Arbeitslosigkeit von 2001 bis 2005 weiter erhöht. 2004 waren es noch ca. 898.000, 2005 bereits 1,1 Mio. Erwerbslose. Im Jahr 2005 wurden außerdem in NRW 390.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen abgebaut. Besonders benachteiligt sind junge Menschen. Die Zahl der Erwerbslosen unter 20 Jahren hat sich im Jahr 2004 mit 21.000 um 83 % erhöht. Erstmals nach vielen Jahren nahm sogar die Anzahl der so genannten "geringfüg
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 171-180
LP 171 Clemens Wergin, 1969 in München geboren, Abitur in Winnenden (BW), Studi-um der Nahostgeschichte, Islamwissenschaft und Journalismus in Hamburg, Leidenschaft für den Nahen Osten, seit 2007 Ressortleiter Ausland der Welt Gruppe, Kolumnist der Jüdischen Allgemeinen
Nun soll sie also kommen, die Frauenquote in deutschen Unternehmen. Das ist die Konsequenz aus der Hartleibigkeit deutscher Unternehmenspraxis in den vergangenen Jahrzehnten beim Thema Frauenförderung in Führungspositionen. Daran können offenbar nur radikale Maßnahmen etwas ändern. Und doch gibt es einige Gegenargumente. Denn erstens spiegeln die deprimierenden Zahlen nicht nur die Frauendiskriminierung in der deutschen Wirtschaft wieder, sondern auch die Tatsache, dass Frauen zuweilen andere Lebensentscheidungen treffen als Männer und die Gleichung: “mehr Macht und Geld wiegt schlechtere Lebensqualität auf” nicht für so logisch ansehen wie viele Män-ner. Gravierender ist aber, dass eine Frauenquote vor allem jene Männer am härtesten trifft, die der frauenfreundlichsten Generation angehören die es in diesem Land je gab und nicht etwa jener Ma-cho-Generation, die uns den Schlammassel einebrockt hat. Aus aktuellem Anlass hier noch einmal ein Essay zu diesem Thema, das vor einigen Monaten in der Welt am Sonntag erschien:
Vor einigen Wochen hat meine Kollegin Miriam Hollstein an dieser Stelle geschrieben, warum sie gerne eine Quotenfrau sein möchte und es an der Zeit findet, mit harten Maßnahmen mehr Frauen in Führungspositionen durchzusetzen. Nun wird niemand bestreiten wollen, dass die deutsche Ar-beitswelt dringend frauenfreundlicher werden muss, auch und gerade in den höheren Führungseta-gen. So wünschenswert dieses Ziel aber ist, so selten wird über die Kosten solch einer Politik gere-det. Denn was als nötig erscheint, um gesamtgesellschaftliche Geschlechtergerechtigkeit herzustel-len, schafft in vielen individuellen Fällen notwendigerweise Ungerechtigkeit. Was für das Kollektiv, für die Gesellschaft sinnvoll sein mag, ist weit weniger überzeugend, wenn es auf konkrete Lebens-situationen einzelner Menschen heruntergebrochen wird. Weil die Aufstiegschancen von einer be-stimmten Alterskohorte von Männern mit weitgehenden Frauenförderungsmaßnahmen sehr stark beschnitten würden.
Man muss sich nur einmal umhören in Unternehmen, die entweder eine echte Frauenquote für Füh-rungspositionen eingeführt haben oder eine ambitionierte Frauenförderungspolitik verfolgen, wie etwa auch die Axel Springer AG. Die Leidtragenden dieser Politik sind vor allem die Gruppe der 30- bis 40-jährigen Männer. Die schauen sich verdutzt um und fragen: Und was wird nun aus uns? Denn weil das Problem der Frauenförderung in vielen deutschen Unternehmen lange sträflich ver-nachlässigt wurde, bedarf es nun notwendigerweise einer Überkompensation an Frauenförderung, die weit darüber hinausgeht, nur gleiche Wettbewerbschancen für Frauen zu schaffen. Anders wird man die gewünschte rasche Veränderung nicht herbeiführen können. Und damit sehen diejenigen Männer, die am Anfang oder in der Mitte ihres Karriereweges stehen, die eigenen Aufstiegschancen beeinträchtigt.
Die Ironie dieser Situation liegt darin, dass die zu erwartenden drastischen Maßnahmen zur Frauen-förderung eine Männergeneration treffen werden, die ohnehin auf dem richtigen Weg war. Es han-delt sich um eine Generation, die zumindest in vielen Angestelltenmilieus die Gleichwertigkeit von Frauen am Arbeitsplatz internalisiert hat, die es schätzt, in geschlechtsgemischten Teams zu arbeiten, und die ihre Rolle auch im Privatleben als Väter und Partner anders definiert als noch die eigenen Väter. Das lässt sich auch an der ständig steigenden Nachfrage bei den Vätermonaten belegen. So setzen inzwischen ein Viertel der Väter einige Zeit aus, um ihre Kinder zu betreuen. In Bayern, Berlin und Sachsen sind es sogar etwa 30 Prozent.
Es liegt mir fern, diese Generation jüngerer Männer zu idealisieren. Zweifelsohne liegt auch hier in Beruf und Privatleben noch vieles im Argen und kann verbessert werden. Aber es kann gleichzeitig wenig Zweifel daran geben, dass es sich um die frauenfreundlichste und partnerschaftlichste Män-nergeneration der deutschen Geschichte handelt – und die soll nun für die Versäumnisse ihrer Väter büßen, wenn es nach dem Willen der EU und dem vieler deutscher Konzernlenker geht.
Bezeichnenderweise werden diese Maßnahmen etwa in Firmen von Managern beschlossen, die meist schon rein altersmäßig noch der alten Machokultur deutscher Unternehmen entspringen. Sie haben sich hochgearbeitet, ohne sich groß Gedanken zu machen über die frauenfeindliche Atmo-sphäre in der deutschen Wirtschaft und ohne sich selbst darum zu bemühen, talentierte Frauen mit nach oben zu ziehen und zu fördern. Einmal auf dem Gipfel angelangt, stellen sie nun fest, dass in den Führungsebenen unter ihnen eine fast frauenlose Ödnis herrscht, die ihrem Unternehmen zu schaden droht. Getrieben auch von der Politik haben sie nun offenbar wenig Probleme damit, wenn jüngere Männer für die Korrektur der eigenen Versäumnisse eine Reduzierung ihrer Karriere- und damit Lebenschancen in Kauf nehmen müssen. Es ist immer einfacher, harte Maßnahmen zu be-schließen, wenn sie einen selbst nicht mehr betreffen. Es handelt sich bei der neuen Verve in Sachen Frauenförderung also weniger um ein Problem zwischen den Geschlechtern, sondern um einen Konflikt zwischen unterschiedlichen Generationen von Männern. Zwischen denen nämlich, die nun als Spitzenmanager oder führende Politiker Entscheidungen treffen und denen der nachwachsenden Generation, die unter diesen Entscheidungen leiden werden.
Dabei kann kein Zweifel daran bestehen, dass es allen nützt, wenn in Deutschland mehr Frauen in Führungspositionen gelangen. Schließlich gibt es eigentlich nichts Öderes als rein männlich besetzte Leitungsrunden, in denen sich der von keinerlei zivilisierender Weiblichkeit gebremste Hang zum Herrenwitz ungehindert durchsetzt. Ohnehin ist zu viel Gleichförmigkeit, egal ob in Sachen Ge-schlecht, sozialer oder ethnischer Herkunft, nicht gerade förderlich für die Kreativität. Das gilt für die Politik genauso wie für die Wirtschaft. Und wir weißen Männer haben wahrlich keinen Grund zur Weinerlichkeit. Es kann aber gleichzeitig nicht angehen, dass nun gerade die Generation von jungen Männern am meisten unter der forcierten Frauenförderung leiden soll, die am wenigsten für das Problem kann, das mit der Frauenförderung behoben werden soll.
Um es auf den Punkt zu bringen: Ich will kein Quotenopfer sein. Oder mindestens will ich nicht, dass vor allem meine Generation die Folgen dieser Maßnahmen allein schultern muss. Und dass die Generation von Männern, die uns diesen Schlamassel eingebrockt hat und die Rückständigkeit Deutschlands bei der Geschlechterfrage zu verantworten hat, weitgehend ungeschoren davon-kommt.
http://flatworld.welt.de/2011/10/17/frauenquote-trifft-vor-allem-die-neuen-manner/
LP 172 Horst-Eberhard Richter, geboren 1923 in Berlin, gestorben 2011 in Gießen, Psychoanalytiker und Sozialphilosoph – www.horst-eberhard-richter.de
Die Frau von heute strotzt vor Selbstvertrauen, ist attraktiv, gebildet und unabhängig. Jetzt holt sie sich auch im Bett, was sie will. Und die Männer? Sie sind erst mal überfordert
Was die TV-Serie «Sex and the City> zum Thema machte, ist längst nicht mehr nur Fiktion. Erfolgreiche Frauen machen sich lustvoll auf die Jagd und schleppen Männer ab.
«Frauen haben gewaltig zugelegt an Unabhängigkeit, Ausbildung und Kompetenz>, sagt der Berner Paartherapeut Klaus Heer (65). Und dazu gehört eben auch die Lust nach befriedigendem Sex.
Wie die Zukunft der Erotik aussehen könnte, wollte der Wiener Trendforscher Matthias Horx (52) wissen. Er stellte die Frage: Wie lieben wir 2010? Kürzlich präsentierte er die Ergebnisse seiner Studie und kam zum Schluss: Es sind die Frauen, die künftig beim Sex den Ton angeben.
«Cool Cats> nennt er diese selbstbewussten und emanzipierten Frauen. Starre Rollenmuster, wie jenes, dass es grundsätzlich der Mann ist, der um eine Verabredung bittet, sind für sie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Stattdessen schlüpfen sie in die aktive Position und angeln sich die Männer, die ihnen gefallen. Bewusst umgeben sie sich mit einer verführerischen Aura, tragen heisse Dessous und erotische Accessoires. «Cool Cats> sind laut Horx Strateginnen der Erotik. Es macht ihnen Spass, Männer zu reizen und mit ihnen zu spielen. Sie wollen Sex um ihrer selbst willen, nicht mehr einem Partner zuliebe, und fordern die Befriedigung ihrer Bedürfnisse hier und jetzt.
Und wie reagieren Männer auf diese geballte Ladung Frau? «Sie sind verwirrt und verängstigt>, sagt Klaus Heer. «Sie wissen nicht mehr, was sie im Bett genau tun müssen. Die Folge ist, dass sie sich verunsichert zurückziehen.> Sie verlieren die Lust am Sex.
Viele Paar- und Sexualtherapeuten beobachten eine fatale Tendenz: Dem Mann droht die Identitätskrise. Die Frauen im Aufbruch drängen mit ihrer Emanzipiertheit die Männer in die Defensive – im Job, in der Familie und eben auch im Bett. «Frauen haben zu ihren ursprünglichen Stärken neue hinzugewonnen und sich vervollkommnet>, sagt der deutsche Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter. Die Männer dagegen seien «geblieben, was sie waren> und stellen sich nun gemessen an den Frauen, als «unvollständige, sozusagen halbe Wesen> dar.
Der Zürcher Psychoanalytiker Markus Fäh (50) trifft bei seiner Arbeit immer wieder auf diese Verunsicherung: «Der Mann fühlt sich bedroht, weil er ständig in Frage gestellt wird. Psychologisch gesehen, ist er das schwache Geschlecht.> Daran sind die Männer selber schuld, meint Fäh: «Sie haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Noch immer entwickeln sie eine hohle Macho-Maske, um ja nicht als weiblich identifiziert zu werden.
Dabei wäre es so einfach. Fäh: «Der Mann muss etwas mehr Gefühl zulassen, einfach etwas weiblicher und sinnlicher sein. Dann kann er es entspannt geniessen, wenn er verführt wird.>
http://www.blick.ch/erotik/die-neue-lust-der-frauen-id164926.html
"Der moderne Kapitalismus ist krank"
In der Wirtschaftskrise haben Seelenklempner großen Zulauf. Der Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter spricht im SPIEGEL-ONLINE-Interview über die medizinischen Folgen der Angst vor Jobverlust, die verdrängten Schuldgefühle von Managern - und schrankenlose Gier.
SPIEGEL ONLINE: Herr Professor Richter, haben Psychotherapeuten in der Krise mehr Patienten als zuvor?
Richter: Die Zahl der psychisch Kranken hat statistisch gesehen tatsächlich zugenommen. Viele sehen pessimistisch in die Zukunft. Das ist mittlerweile richtig verbreitet, fast wie eine kollektive Depression. Die Klienten kommen mit Kopfschmerzen oder Schlafstörungen. Diese Beschwerden haben mit inneren Spannungen und Sorgen zu tun. Die Krise verstärkt diesen Zustand noch. Doch oft wollen die Menschen nicht lange darüber reden, sondern schnell wieder auf die Beine kommen. Gerade solche, die Angst um ihren Arbeitsplatz haben.
SPIEGEL ONLINE: Kommen denn eher Klienten, die Angst um ihren Job haben, oder sind es eher schuldgeplagte Manager?
Richter: Es sind meist Ängste vor Versagen, die Manager zu Psychotherapeuten treiben. Schuld oder Scham werden eher verdrängt. Manager nehmen sich ohnehin nicht gern Zeit für Psychotherapie und greifen lieber gleich zu Medikamenten.
SPIEGEL ONLINE: Sie sind jetzt 86 Jahre alt und haben die Große Depression im Jahre 1929 als junger Mensch miterlebt. Können Sie Parallelen zu der heutigen Krise erkennen?
Richter: Auch damals war es eine Weltkatastrophe. Was ich mitbekommen habe, war das öffentliche Bild von Armut und Bettelei, eine große Niedergeschlagenheit. Auch diesmal reicht die Verunsicherung der Menschen tiefer, als es oberflächlich den Anschein hat. Es gibt mehr heimlichen Pessimismus, als zugegeben wird.
SPIEGEL ONLINE: Woher kommt denn dieses versteckte, depressive Lebensgefühl?
Richter: Da sind die Angst vor Arbeitslosigkeit und sozialem Abstieg. Sorge macht auch der riesige staatliche Schuldenberg mit den Spätfolgen. Niemand befürchtet durch die gegenwärtige Wirtschaftskrise eine psychische Destabilisierung, die damals zum Nährboden für den Zerfall der Demokratie mit nationalistischen Ressentiments und rassistischer Verfolgung führte. Heute grassiert nur Unmut über die Bankenbranche. Doch der lässt sich schwer abreagieren, weil die Banken größtenteils nur ihren Job erledigt haben, meist ohne gegen Gesetze zu verstoßen.
SPIEGEL ONLINE: Weshalb man sie auch nicht belangen kann.
Richter: Dass sie nicht bestraft werden können, ist bezeichnend und spiegelt einen Sittenverfall in unserer Gesellschaft wider. Selbst Manager, die für eine offensichtliche Straftat belangt werden, ernten meist Milde. Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel zum Beispiel ist sogar noch mit einer riesigen Abfindung davongekommen und ins Gefängnis musste er auch nicht. Dabei hat er Steuern in Millionenhöhe hinterzogen. Immerhin ist Zumwinkel einer der wenigen, die sich zum Abreagieren von Empörung anbieten. Scharen von unverantwortlichen Zockern auf den Finanzmärkten bleiben ungeschoren.
SPIEGEL ONLINE: Wie konnte sich das Wirtschaftssystem denn überhaupt so entwickeln, dass es den unverantwortlichen Zockern, von denen Sie sprechen, freie Bahn lässt? Hat die Gesellschaft den Kapitalismus oder der Kapitalismus die Gesellschaft verändert?
Richter: Die Gesellschaft hat den Kapitalismus verändert. Eine Soziale Marktwirtschaft funktioniert nur, wenn die Gesellschaft sie auch als sozial und gerecht versteht. Das alles muss von innen kommen. Wenn die Menschen Gerissenheit, Habgier und Rücksichtslosigkeit als Erfolgsantriebe bejahen, entsteht der Raubtierkapitalismus. Das Wirtschaftssystem spiegelt den Reifezustand der Gesellschaft wider. Dann nennt sich eine Marktwirtschaft sozial, ist es aber nur noch vom Etikett her.
SPIEGEL ONLINE: Man kann also nicht durch schärfere Regeln ein besseres Wirtschaftssystem schaffen?
Richter: Schärfere Regelungen und deren Kontrollen sind notwendig. Aber eine Kultur der Fairness und der Humanität entsteht erst, wenn sich der Geist ändert. Erst dann verdient die Marktwirtschaft Vertrauen.
SPIEGEL ONLINE: Wann hat denn die Gesellschaft angefangen, einen Raubtierkapitalismus zuzulassen?
Richter: Als der Sozialismus Ende der achtziger Jahre zusammenbrach, sah es so aus, als wäre das der endgültige Sieg des Kapitalismus. Niemand zog dieses System mehr in Zweifel. Die Schrankenlosigkeit der Freiheit war die große Hoffnung. Das war aber der Durchbruch von Maßlosigkeit und Gier.
SPIEGEL ONLINE: Ist es nicht natürlich, dass der Mensch gierig ist?
Richter: Wenn man wie ich mehr als ein halbes Jahrhundert den Menschen zuhört und die Politik beo-bachtet, merkt man, dass die Menschen sich verändert haben. Als Adam Smith Mitte des 18. Jahrhun-derts die liberale Marktwirtschaft erfunden hat, hat er gleichzeitig ein dickes Buch über "Die Theorie der ethischen Gefühle" geschrieben. Er war der Meinung, dass die egoistischen Antriebskräfte durch ein Gegengewicht von sozialen Gefühlen vor Maßlosigkeit bewahrt werden würden. Doch das funktioniert heute nicht mehr. Das Schwinden sozialen Verantwortungsgefühls ist die Krankheit des modernen Kapitalismus.
SPIEGEL ONLINE: Ist die Art von freier Marktwirtschaft, die sich Adam Smith vorgestellt hat, überhaupt möglich?
Richter: Ich setze heute große Hoffnung auf die laufende Stärkung der Frauen in allen Berufen. Ich behaupte: Die Finanzkrise wäre nicht in die katastrophale Zockerei entglitten, hätten Frauen in dieser Branche schon deutlich mehr Führungspositionen innegehabt.
SPIEGEL ONLINE: Was machen denn Frauen anders?
Richter: Die Wertewelt von Frauen ist stärker durch Hilfsbereitschaft und Teilen mit anderen geprägt als bei Männern. Das zeigen Vergleichsstudien. Das ebenbürtige Einrücken der Frauen in Führungspositionen ist noch mitten im Gang und wird sich vermutlich eher noch beschleunigen.
SPIEGEL ONLINE: Aber werden die Männer in Führungspositionen nicht versuchen zu verhindern, dass Frauen ihnen diese Positionen streitig machen?
Richter: Es gibt natürlich Widerstände. Die Männer haben Angst, ihre Dominanz zu verlieren und unterdrücken vielfach schon die eigene moralische Sensibilität, um nicht als weichliche Gutmenschen zu erscheinen. Gerissenheit, Habgier und Egoismus werden in unserer Gesellschaft als Erfolgsfaktoren angesehen. Güte, Großzügigkeit, Ehrlichkeit stehen für Versagen. Wenn wir mehr Frauen in Führungspositionen in der Finanzindustrie haben, dann wird sich das ändern. Dann stehen die notwendigen Finanzmarktregeln in Zukunft nicht nur auf dem Papier, sondern werden auch befolgt. Dann könnte Adam Smiths Vision der Marktwirtschaft Wirklichkeit werden.
Das Interview führte Friederike Ott
http://web.archive.org/web/20091120193915/http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,643304,00.html
LP 173 Dr. Erwin Rasinger, Aut , geboren 1952 in Wien, Arzt und Gesundheitssprecher der ÖVP, Abgeordneter des Österreichischen Nationalrates - http://www.springermedizin.at/img/db/thumbs/19398_190x0-width_img.jpg
Gesundheitssprecher Rasinger: "Ich wäre beim Test durchgefallen"
Wien - "Ich halte mich für einen ganz passablen Hausarzt" , sagt Erwin Rasinger: "Schließlich kommt die halbe Regierung zu mir." Ein Glück nur, dass der 57-Jährige seine Karriere schon vor Jahrzehnten gestartet hat. "Denn heute" , sagt Rasinger, "hätte ich keine Chance, jemals Arzt zu werden" .
Schuld, meint der Gesundheitssprecher und Nationalratsabgeordnete der ÖVP, seien die Auf-nahmetests fürs Medizinstudium. Hunderte Anwärter bleiben dabei Jahr für Jahr auf der Strecke, darunter stets überproportional viele Frauen. Diese Schieflage zeigt sich auch beim aktuellen Ergebnis aus Innsbruck: Frauen ergatterten lediglich 43,8 Prozent der Studienplätze, obwohl sie 55,2 Prozent der Kandidaten stellten.
Halbe-halbe an den Unis
Rasinger glaubt nicht, dass die gescheiterten Bewerberinnen per se schlechtere Voraussetzungen für den Arztberuf mitbrächten. Er fordert deshalb eine gesetzliche 50-Prozent-Quote an den Medizin-Universitäten: "Die Hälfte der Studienplätze soll an Frauen vergeben werden."
Die Tests zeigten, wer eher Chancen habe, das Studium in Mindestzeit zu beenden, argumentiert Rasinger: "Aber sie sagen nichts darüber aus, ob jemand einmal ein guter Arzt wird." Empathie und "Herzenswärme" hält er für seinen Beruf für wichtiger als mathematische Formeln - aber derartige Eigenschaften könne ein Test nicht abprüfen. Oder: "Ein Mediziner muss kombinieren und Diagnosen vermitteln können und nicht 3000 Seiten auswendig lernen."
Aus Interesse hat sich der Allgemein- und Sportmediziner ins Lernheft zum Test vertieft. Seine Conclusio: "Ich wäre durchgefallen." Schwierigkeiten hätte ihm etwa sein schlechtes räumliches Vorstellungsvermögen gemacht, das bei der Prüfung abgetestet wird. "Das braucht man als Chirurg, der mit der Knopflochkamera operiert, aber beispielsweise nicht als Hausarzt oder Psychiater." Es sei unfair, Zugangshürden nach solch einseitigen Kriterien aufzubauen, meint Rasinger: "Welche Richtung ein angehender Arzt einschlägt, entscheidet sich dann eh während des Studiums."
Quote auch für Minderheiten
Weil die Tests für bestimmte Gruppen offenbar "gravierende Nachteile" brächten, würde der ÖVP-Politiker nicht nur Frauen fördern. Rasinger wünscht sich à la USA auch eine Extraquote für Minderheiten und Menschen mit Behinderungen, die bei den Auswahlverfahren sonst nie eine Chance hätten. Und Universitäten sollten sich ein bestimmtes Kontingent aus dem Kreis von Bewerbern gezielt aussuchen können: "Wenn ein junger Mensch etwa ein Jahr beim Roten Kreuz gearbeitet hat, ist das auch eine Qualifikation."
Rasinger will seine Idee Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) schmackhaft machen. Einspruch könnten allerdings Juristen erheben. Der Verfassungsrechtler Heinz Mayer meint, dass eine derartige Frauenquote das Diskriminierungsverbot verletze, weil es besser qualifizierte Männer benachteilige: Bevorzugt könnten Frauen nur bei gleicher Qualifikation werden. Rasinger sagt: "Lassen wir's drauf ankommen!"(Gerald John/DER STANDARD-Printausgabe, 13.8.2009)
http://derstandard.at/1250003356959/Nach-Mediziner-Tests-VP-fuer-Frauenquote-an-Med-Unis
LP 174 Sven Schmalfuß – geboren 1981 in Offenbach/Main, Studium der Philologie und Politikwissenschaft - Lehrkraft für besondere Aufgaben in der Studieneinheit Gender Studies der Universität Regensburg - sven-schmalfuss@klinik.uni-regensburg.de
Sven Schmalfuß M.A., Studieneinheit Gender Studies und Public Health, Universität Regensburg, ein. Schmalfuß referiert zum Thema "Von Lucretia bis Kachelmann: Vergewaltigung im Spiegel der Kultur".
Vergewaltigungen waren schon immer mehr als ein „simples“ Gewaltverbrechen; mehr als die se-xuelle Inanspruchnahme einer Person gegen deren Willen.
Jenseits der nicht herunterzuspielenden persönlichen physischen und psychischen Schäden des Op-fers, öffnen sich noch weitere Dimensionen, die vor allem in der kulturellen Spiegelung von Verge-waltigung offenkundig werden.
Vergewaltigungen sind auch immer Ehrverletzungen, Besitzinanspruchnahmen und/oder Racheakte. Hierbei ist aber durchaus ein Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung zu sehen. Der Art, Stärke und den Richtungen dieses Wandels durch die Jahrhunderte nimmt sich dieser Vortrag an.
Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr im Raum 106 des Hauptbaues der Wirtschaftswissenschaftli-chen Fakultät (Auf der Schanz 49, Ingolstadt).
Quelle: Katholische Universität Eichstätt-Ingols
http://www.brennessel.com/brennessel/news/detailview.php?ID=109959
http://www.uni-regensburg.de/Fakultaeten/phil_Fak_II/Gender_Studies/seiten/ueber_uns/team.htm
Vortrag am 12.05.2011 „Ich bin doch keine Emanze! Ist der (politische) Feminismus tot? (RESI – Regensburger Schwulen- und Lesbeninitiative)
LP 175 Kurt Röttgen, geboren 1950, Chefredakteur Abendzeitung von 2000-2005
Die Kraft ist weiblich
Schiedsrichterin, Boxerin, Soldatin, Kanzlerin, Staatspräsidentin – es gibt keine Männerbastionen mehr. Wozu auch?
Frauen können stärker als Männer sein, befand Veronica Ferres, nachdem sie Millionen Fernsehzu-schauer als couragierte „Frau vom Checkpoint Charlie“ beeindruckt hatte. Weil sie, so die Münchner Schauspielerin, „brennen für das, was sie erreichen wollen“. Der venezolanische Staatschef Hugo Chavez erwartet von ihnen sogar die Lösung globaler Probleme wie Klimawandel oder Be-völkerungsexplosion. Den Glückwunsch an Argentiniens neue Präsidentin Cristina Kirchner verband er mit einer für lateinamerikanische Machos erstaunlichen Erkenntnis: „Frauen werden die Welt retten.“
Sie begnügen sich nicht länger mit der Hälfte des Himmels, schreibt Alice Schwarzer im Jubilä-umsbuch „Emma, die ersten 30 Jahre“ – „sie wollen die Hälfte der Welt“.
Ob Angela Merkel im November 2005 zur ersten Bundeskanzlerin gewählt wurde oder Monika Piel zwölf Monate darauf an die Spitze des größten ARD-Senders Westdeutscher Rundfunk (WDR), ob Regina Halmich im Boxring zur hoch bezahlten Hauptkämpferin aufstieg, Frauen seit einigen Jahren den Lufthansa-Airbus fliegen oder vor dem Europäischen Gerichtshof das Recht erstritten, in der Bundeswehr Dienst an der Waffe leisten zu dürfen: Reihenweise sind Männerfestungen gefallen, die als uneinnehmbar galten.
So avancierte die Frauen-Nationalelf, vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) erst 1982 zu offiziellen Länderspielen zugelassen, zum Publikumsrenner. Bis zu 11,53 Millionen Fans sahen am letzten Septembersonntag im ZDF das Weltmeisterschaftsfinale gegen Brasilien, der Marktanteil betrug über 50 Prozent. „Frauenfußball ist manchmal attraktiver als das athletische Spiel der Männer“, resümierte DFB-Präsident Theo Zwanziger nach dem zweiten Titelgewinn in Folge. Amtsvorgänger Peco Bauwens hatte das bis 1970 geltende Verbot von „Damenfußball“ noch mit „Verschwinden der weiblichen Anmut im Kampf um den Ball“ begründet.
Die ersten Frauen, die es wagten, in der Öffentlichkeit gegen den Ball zu treten, mussten sogar um das körperliche Wohlergehen fürchten. So berichtete die Frankfurter Metzgerstochter Lotte Specht, dass „Männer Steine nach uns geworfen haben.“ Sie hatte 1930 den 1. DFC Frankfurt gegründet, nach einem Jahr jedoch vor den ständigen Anfeindungen resigniert.
Womöglich markiert der Herbst 2007 für Historiker einmal den Niedergang des Patriarchats. Mit der Sozialpädagogin Hannelore Ratzeburg schaffte erstmals in der 107-jährigen DFB-Geschichte eine Frau den Sprung ins Präsidium. Und als erste Schiedsrichterin pfiff Bibiana Steinhaus (28) ein Spiel in den beiden höchsten deutschen Männerligen. „So untheatralisch und angenehm“, beobachtete Sportpsychologe Hans-Dieter Hermann während der Partie Paderborn gegen Hoffenheim, „dass sich mancher männliche Kollege eine Scheibe abschneiden könnte“. Den begehrtesten Job für die Fußball-WM der Frauen 2011 in Deutschland bekam kein Mann, sondern Steffi Jones. Die 34 Jahre alte frühere Nationalspielerin aus Frankfurt, Tochter einer Deutschen und eines farbigen US-Soldaten, leitet das Organisationskomitee.
Selbst zu Wasser ist es nicht mehr so, wie es war. Seit jeher galt der Spruch „Frauen an Bord bringen Totschlag und Mord“ als eine Art Credo unter Seefahrern. Jetzt meldete die „Frankfurter All-gemeine Zeitung“: „Frauen segeln besser. Wieder fällt eine Bastion der Männer.“ Auf der Hambur-ger Außenalster gewannen die Berlinerinnen Ulrike Schümann, Julia Beck und Ute Höpfner die „Meisterschaft der Meister“, bei der die besten deutschen Seglerinnen und Segler in Booten gleicher Bauart antraten.
Am eindrucksvollsten ist jedoch, wie sich die nur 1,60 Meter große und 50 Kilogramm schwere Regina Halmich in der rauen Männerwelt Boxen behauptet. „Frauen sind von Gott für die Küche, das Haus und das Bett bestimmt“, schwadronierte Kiews Oberbürgermeister Alexander Omel-schenko, als sie im Dezember 1998 bei einer Boxgala der Klitschko- Brüder in der ukrainischen Hauptstadt kämpfte. Halmich war da bereits drei Jahre Weltmeisterin, aber nicht nur in der Fremde mangelte es an Anerkennung und Respekt. „Man will nicht sehen, dass sich Frauen ins Krankenhaus schlagen“, erklärte Boxpromotor Wilfried Sauerland.
Nächsten Freitag boxt die 31-Jährige zum letzten Mal: In ihrer Heimatstadt Karlsruhe, vor ausver-kauftem Haus, das ZDF überträgt live. Die besten Plätze am Ring kosten 431 Euro. Über fehlende Resonanz oder eine Benachteiligung als Frau muss Halmich nicht mehr klagen. Seit Jahren ist sie der Star des Kampfabends, Männer bilden das Rahmenprogramm. Sie garantiert volle Hallen und Einschaltquoten ab fünf Millionen aufwärts, kassiert die höchsten Gagen.
Das habe sie nicht mal geträumt, sagt die frühere Anwaltsgehilfin. Halmich war zwar nie die unter-privilegierte Frau, die in Clint Eastwoods Boxdrama „Million Dollar Baby“ ihr kleines Lebensglück mit den Fäusten erzwingen will. Aber sie war besessen von der Idee, Frauenboxen in Deutschland zu etablieren. „Dieser Ehrgeiz, das ständige Streben nach dem perfekten Boxkampf“, so Halmich, sei immer größer gewesen als die Angst vor Schlägen und Verletzungen.
Halmich schaffte den Spagat zwischen Leistung und Entertainment, in der medialen Spaßwelt eine Voraussetzung für Erfolg. Von 55 Kämpfen hat sie nur einen verloren. Den WM-Titel verteidigt sie kommende Woche gegen die Israelin Hagar Shmoulefeld Finer zum vierundvierzigsten Mal. Es passt zu ihr, wenn sie ankündigt: „Sollte ich verlieren, werde ich noch einmal antreten. Ich verab-schiede mich nicht mit einer Niederlage.“ Das ist kein übliches Ballyhoo, um bereits den Rückkampf anzuheizen. Halmich nimmt ihre Pionierrolle ernst.
Populär wurde die zielstrebige Boxerin allerdings erst, als sie 2001 TV-Sprücheklopfer Stefan Raab im Geschlechterkampf das Nasenbein brach. Die zum „Revanchefight“ hochgejazzte Neuauflage sechs Jahre später sahen 19 500 Zuschauer in der bis zum letzten Platz gefüllten Kölnarena und 7,74 Millionen bei Pro Sieben. Dass sie dem 22 Zentimeter größeren und 34 Kilo schwereren gelernten Metzger Raab abermals das dicke Fell gerbte, war für Halmich eine „megageile Show“, für einen nüchternen Experten wie den ehemaligen Klitschko-Trainer Fritz Sdunek eher „Klamauk“. Halmichs Gage: geschätzte eine Million Euro.
Von Selbstinszenierung versteht Halmich offensichtlich nicht weniger als vom Boxen. Schon Thomas Gottschalk staunte in seiner „Late Night“ über die damals kaum bekannte Achtzehnjährige, die völlig unbefangen mit ihm plauderte. Halmich trat bei „Wetten, dass..?“ auf, ließ sich nackt für „Playboy“ und „Max“ fotografieren, veröffentlichte zwei Bücher: ihre Autobiografie „... noch Fra-gen?“ sowie „Die Kraft ist weiblich“, ein persönlicher Fitnessratgeber. Mit der Zeit interessierten sich immer mehr Menschen für die umtriebige Badenerin. Die höchste Auflage in diesem Jahr brachte dem Fachmagazin „Boxsport“ das Heft, das Halmich in schwarzen Dessous und High Heels auf dem Titel zeigt.
Halmich setzt weiter auf das Medium, dem sie den Aufstieg verdankt. Für Pro Sieben moderiert sie künftig Kampfabende, worauf sie sich mit einem Coachingprogramm intensiv vorbereitet. Das Fernsehen, so Halmich, „hat beim Frauenboxen Gott sei Dank keine Berührungsängste mehr. Es wird nicht mehr zwischen Frau und Mann unterschieden, nur die Quote zählt“. Damit das Geschäft weiter floriert, suchen TV-Sender und Veranstalter eine Nachfolgerin mit Halmichs Boxtalent und PR-Qualitäten.
Erste Erfolgsmeldungen werden bereits verbreitet. „Ich baue Alesia Graf und Ina Menzer zu neuen TV-Stars im Frauenboxen auf“, verkündete etwa Klaus-Peter Kohl, Chef des Universum-Boxstalles. Die 26-jährige Mönchengladbacherin Menzer, „Dynamit-Ina“ genannt, hat ihr BWL-Studium un-terbrochen; sie hofft auf einen lukrativen Fernsehvertrag. So wie Susi Kentikian (Kampfname: „Kil-ler- Queen“) oder Julia Sahin, die vom Boxen allein nicht leben kann und nebenher als Betriebs-schlosserin arbeitet. Oder auch Deutschlands beste Kugelstoßerin Nadine Kleinert. Nach den Olympischen Spielen 2008 in Peking will sie Boxerin werden.
Doch im internationalen Vergleich dominieren neben Halmich eher die starken Ausländerinnen. Muhammad Alis Tochter Laila zum Beispiel oder die Russin Natascha Ragosina, die auch außerhalb des Boxringes den branchentypischen Erwartungen entspricht. Vor dem Kampf im Berliner Hotel „Maritim“ ließ sie sich mediengerecht von Udo Walz das Blondhaar frisieren und nach ihrem kurzrundigen K.-o.-Sieg über eine Gegnerin aus der Dominikanischen Republik posierte sie lächelnd im 25 000 Euro teuren Zobelumhang.
Die Befürchtung, der Boom im deutschen Frauenboxen könnte nach Halmichs Rücktritt abflauen, ist nicht unbegründet. Im Gegensatz zum Fußball haben die Erfolge der Weltmeisterin aus Karlsruhe keine Sogwirkung entfaltet. Während in den letzten zehn Jahren die Zahl der Fußballerinnen um 24 Prozent auf 955 188 anstieg, sind im Deutschen Boxsport-Verband gerade mal 150 Amateurbo-xerinnen registriert. Dazu kommen rund zwei Dutzend Profis.
Frauen interessieren sich in Boxklubs hauptsächlich für die Gymnastik. Sie beteiligen sich auch gern am Boxtraining, steigen aber seltener zu Wettkämpfen in den Ring. Aus Furcht vor Schmerzen, Blessuren oder öffentlicher Demütigung. Anders als im Breitensport Fußball fehlt das Netzwerk der Mitspielerinnen, oft auch die Unterstützung durch Familie und Freunde.
Wenn sie im frühen Teenageralter zum Boxen ging, erinnert sich Regina Halmich, waren die Eltern besorgt, ob sie wohl heil zurückkomme. Dass Mädchen auf Bolzplätzen beim Fußball mitmachten, war hingegen vor Jahrzehnten schon selbstverständlich. „Bei Regen musste ich mit meinen beiden Brüdern Skat spielen, wenn die Sonne schien, Fußball“, erzählt die Kölner Sportjournalistin Irmgard Stoffels, mit der SSG Bergisch-Gladbach 1977 Deutsche Meisterin. Auf die von Männern oftmals verbreitete Meinung, Frauenfußball sei unästhetisch, hätten ihre Gladbacher Teamgefährtinnen mit „Emanzipationsgehabe“ reagiert. Dabei, so Stoffels, „kannten die meisten das Wort Emanzipation nur vom Hörensagen. Sie spielten nicht Fußball, um Männern etwas zu beweisen, sondern weil es ihnen Spaß machte“.
Heute empfinden selbstbewusste Frauen ihre immer stärkere Rolle in allen gesellschaftlichen Berei-chen als Normalität. „Sie lassen sich von Widrigkeiten nicht schrecken, leben ihre Visionen aus“, sagte Barbara Dickmann der Münchner „Abendzeitung“. Auch deshalb, erkannte die Leiterin des TV-Frauenmagazins „Mona Lisa“, sei die Achtung der männlichen Kollegen vor dem weiblichen Geschlecht gewachsen.
Wobei Alice Schwarzers Ziel noch längst nicht erreicht ist. Nur zehn Prozent aller Topführungskräfte in Europa sind Frauen. Laut EU-Gleichstellungsbericht 2007 liegt das weibliche Durchschnitts-einkommen je Arbeitsstunde um 15 Prozent unter dem der Männer. In deutschen Betrieben beträgt die Frauenquote auf der Führungsebene 25 Prozent, Tendenz langsam steigend. Allerdings haben nur vier Prozent der Großunternehmen eine Chefin.
Dass es im Sportjournalismus kaum Frauen in Führungspositionen gibt, bemängelt die eigene Be-rufsorganisation. Immerhin diente er Maybrit Illner oder Anne Will als Sprungbrett für die Talk-show-Karriere. Sabine Töpperwien leitet beim WDR die Hörfunk-Sportredaktion, auf dem Weg nach oben waren Männer nicht immer hilfreich. „Mädchen, mit Ihnen soll ich über Fußball reden?“, fragte Trainer Otto Rehhagel herablassend die junge Reporterin. „Schicken Sir mir doch lieber Ihren Bruder.“
Franz Beckenbauer hingegen erwies sich als lernfähig. Wegen seinen kruden Thesen – „In Spitzen-berufen sollten Frauen dem Mann nur beratend zur Seite stehen, ihre Qualitäten liegen im Aus-gleich“ – hatte ihn die „Emma“-Redaktion vor Jahren zum „Pascha des Monats“ gekürt. Jetzt outete sich der „Kaiser“ als Bewunderer weiblicher Stärke: „Unsere Fußball-Weltmeisterinnen haben Fan-tastisches geleistet.“
Doch gerade wegen ihrer Erfolge in Männerdisziplinen ist es den Sportlerinnen offenbar wichtig, dem klassischen Frauenbild zu entsprechen. So beteuert Regina Halmich stets, kein „Mannweib“ zu sein. Und während Klaus Wowereit ganz selbstverständlich davon ausgeht, als Schwuler Kanzler werden zu können oder Fernsehfrau Anne Will sich zur lesbischen Liebe bekennt, schotten die Fuß-ballerinnen sich immer noch ab. Auf 20 bis 40 Prozent wird der Lesbenanteil im Frauenfußball ge-schätzt, aber kaum jemand traut sich, dazu zu stehen.
Regina Halmich hat sich für „Playboy“ und „Max“ auch ausgezogen, weil sie nicht nur als Frau in kurzer Hose wahrgenommen werden wollte, die verschwitzt und mit roten Flecken im Gesicht auf ihre Gegnerin eindrischt. Die Leute sollten sehen, dass „eine Boxerin nicht zwangsläufig maskulin sein muss“. Narben haben die Kämpfe kaum hinterlassen, es macht Halmich stolz und ihren Le-bensgefährten Andreas Jourdan heilfroh. Die zweimal gebrochene Nase wird demnächst gerichtet.
http://www.tagesspiegel.de/politik/geschichte/geschichte-die-kraft-ist-weiblich/1104146.html
LP 176 José Luis Zapatero, ESP, geboren 1960 in Valladolid (Spanien), ehem. Minister-präsident Spanien, Politiker der PSOE, Vater zweier Töchter
Von Helene Zuber
Gleichberechtigung - im Regierungsprogramm des spanischen Ministerpräsidenten Zapatero hat sie Priorität. Gleich neun Frauen hat er in sein neues Kabinett geholt. Und eine Schwan-gere befiehlt gar über die Streitkräfte.
Hamburg - Die blonde Frau in der weißen Umstandsbluse über der beigen Hose nahm in der erbar-mungslosen Morgenhitze auf der Militärbasis von Herat die Parade der internationalen Truppe ab. Neun Stunden war die frisch ernannte spanische Verteidigungsministerin von Madrid aus geflogen, um ihren 780 in Afghanistan stationierten Landsleuten den Rücken zu stärken – und zu beweisen, dass eine im siebten Monat Schwangere ihr Amt voll ausfüllen kann. "Zu Befehl, Frau Ministerin", riefen die Soldaten Carme Chacón, 37, gutgelaunt zu und salutierten, während sie Hände schüttelnd die Reihen abschritt.
Mit der Übertragung des Kommandos über 150.000 Soldaten, die auch in prestigebringenden Aus-landsmissionen eingesetzt sind, an die Juristin aus Katalonien hat Ministerpräsident José Luis Ro-dríguez Zapatero gleich mehrere Signale auf einmal gesetzt. Die Spitzenkandidatin für Barcelona hatte entscheidend zu seinem zweiten Wahlsieg am 9. März beigetragen. "Es wird Zeit, dass katala-nische Minister sich wieder um Staatsangelegenheiten kümmern", hatte Zapatero ihr gesagt, als er Chacón per Handy um ihre Zusage bat.
In der vergangenen Legislaturperiode hatten einige konservative Generäle gerade die Politik der Sozialisten gegenüber den 17 autonomen Regionen, wie in Spanien die Länder heißen, als Bruch der nationalen Einheit gegeißelt. Denn Zapatero hat eine Reform der Länderverfassungen ermöglicht, so dass auch die Katalanen noch mehr Autonomie von Madrid erzielen konnten. Deshalb nannten rechte Medien jetzt Chacóns Berufung eine "Provokation".
Erste Schwangere in der Regierung
33 Jahre nach dem Tod des Diktators General Francisco Franco, betonte nun die Verteidigungsmi-nisterin aus Katalonien in Herat die Bedeutung der Friedensmissionen: "Ich will euch den Respekt und Stolz bezeugen, den Spanien und wir als Spanier für eure noble Aufgabe empfinden."
Die Staatsrechtlerin, die 2004 zur Vizepräsidentin des Parlaments gewählt worden war, und der Zapatero im vergangenen Juli das Wohnungsbauministerium anvertraute, ist die erste Schwangere im spanischen Kabinett. Was eine Sensation in dem stark vom traditionellen katholischen Frauenbild geprägten Land ist, interpretierte Chacón bei ihrem Amtsantritt gelassen als "Beweis für die Integration der Streitkräfte in die spanische Gesellschaft".
Die Geburt ihres Sohnes erwartet die engagierte Politikerin, die im Dezember den ehemaligen Staatssekretär im Präsidialamt standesamtlich geheiratet hat, für Juni. Zumindest bis nach der Sommerpause wird sie Mutterschaftsurlaub nehmen. Als eine wichtige Mission sieht die energische Verfechterin von Zapateros "Neuem Weg" im Sozialismus, den Frauen verstärkt Zugang in die spa-nische Berufsarmee zu verschaffen und ihren Aufstieg in höhere Ränge zu fördern.
Vom Flamenco-Institut in die Regierung
Während seiner ersten Legislaturperiode ab April 2004 hatte der Sozialist Zapatero schon internati-onal Aufsehen erregt mit einem weiblichen Stellvertreter, María Teresa Fernández de la Vega, und einer Ministerriege, in der gleich viele Frauen wie Männer vertreten waren. Nun setzte er gar noch eine Ministerin drauf.
Die Jüngste, die seit der Rückkehr zur Demokratie im Ministerrat Platz nehmen durfte, ist Bibiana Aído, 31. Mit der Betriebswirtschaftlerin, die bislang das staatliche Flamenco Institut leitete, ver-stärkte der Ministerpräsident, 48, die Generation der Dreißigjährigen in der Regierung.
Die Andalusierin soll nun im eigens geschaffenen Ministerium für Gleichberechtigung eine der Pri-oritäten der Politik für die kommenden vier Jahre durchsetzen: "Diskriminierung in allen Bereichen der Gesellschaft zu beseitigen", wie Zapatero in seiner Regierungserklärung versprach. "Da könnte ich ja gleich ein Amt für Güte, Liebe und Überfluss einrichten", verspottete die Chefin der Regie-rung der Autonomie Madrid, Esperanza Aguirre von der konservativen Volkspartei, die Fraueniniti-ative ihrer politischen Gegner.
Vor vier Jahren hatten die Sozialisten als Erstes das Gesetz zur Gewalt gegen Frauen einstimmig im Parlament eingebracht. Später setzten sie eine Quotenregelung für die Wahllisten durch, in denen mindestens 40 Prozent Frauen vertreten sein müssen. Dadurch konnten bei den letzten Kommunal-wahlen rund 2000 Bürgermeisterinnen und Stadträtinnen mehr in die Gemeinden einziehen.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/spaniens-kabinett-neun-frauen-fuer-zapatero-a-549472.html
Gesetz gegen Diskriminierung: Spanien führt jetzt Frauenquoten für Wahllisten ein
Spanien hat in einem weit reichenden Gesetz zur Gleichberechtigung eine Frauenquote für die Kan-didatenlisten bei Wahlen eingeführt. Danach müssen bei Parlaments-, Regional- und Kommunal-wahlen künftig auf den Kandidatenlisten zwischen 40 und 60 Prozent Frauen stehen. Ein Gleichstellungsgesetz, das mit großer Mehrheit im Madrider Parlament verabschiedet wurde, schreibt vor, dass weder Frauen noch Männer auf den Wahllisten mehr als 60 Prozent der Bewerber stellen dürfen.
Für das Gesetz votierten 192 Abgeordnete aller Fraktionen mit Ausnahme der konservativen Volks-partei (PP), deren 119 Parlamentarier sich der Stimme enthielten. Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern werden durch das Gesetz verpflichtet, in Tarifgesprächen mit den Gewerkschaften Maßnahmen zur Förderung von Frauen auszuhandeln. Zudem sollen in einem Zeitraum von acht Jahren mindestens 40 Prozent der Vorstandsmitglieder Frauen sein.
Das Gesetz soll dazu beitragen, der Diskriminierung von Frauen im Beruf und in der Gesellschaft ein Ende zu setzen. Nach einer Untersuchung des Statistikinstituts verdienen Frauen in Spanien trotz gleicher Qualifizierung durchschnittlich 40 Prozent weniger als Männer. Außerdem geben jährlich rund 400.000 Frauen ihren Beruf auf, um sich um Kinder und Familie zu kümmern.
Recht auf Vaterschaftsurlaub
Männer erhalten durch das Gesetz ein Recht auf einen Vaterschaftsurlaub. Die Dauer soll zunächst auf zwei Wochen beschränkt sein, bis 2013 aber auf vier Wochen ausgedehnt werden. "Das Gesetz wird die Gesellschaft radikal zum Guten und für immer verändern", sagte Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero. Seine Regierung besteht zur Hälfte aus Frauen und Männern. Demgegen-über bezeichnete die PP den sozialistischen Regierungschef als einen "Salon-Feministen". Das Ge-setze befasse sich nicht mit den "wirklichen Problemen der Frauen".
(apa/red)
http://www.news.at/articles/0711/15/167473/gesetz-diskriminierung-spanien-frauenquoten-wahllisten
LP 177 Richard Herzinger, geboren 1955 in Frankfurt/Main, Studium der Germanistik an der Freien Universität Berlin, Journalist u.a. DIE ZEIT, DIE WELT, Jüdische Allgemeine
Die “Frauenfrage” sei ein “Nebenwiderspruch” im großen historischen Prozess, hieß es einst in der linken Dogmatik. Auch in diesem Punkt hat die Wirklichkeit die marxistische Geschichtsreligion Lügen gestraft. Denn der Aufbruch der Frauen ist das entscheidende revolutionäre Element in der sich zuspitzenden globalen Auseinandersetzung zwischen Demokratie und despotischer Willkür, die heute die wesentlichen Alternativen der Menschheit sind.
Avantgarde humanen Fortschritts. Junge Frauen beim Protest im Iran 2009
Wie an einem Präzisionsmessgerät lassen sich gesellschaftlicher Fort- und Rückschritt an dem Um-gang mit dem massiv wachsenden Anspruch der Frauen auf Gleichberechtigung und aktive Teilhabe an den öffentlichen Angelegenheiten ablesen. In Ägypten erregten kürzlich sadistische Übergriffe von Soldaten gegen demonstrierende Frauen weltweite Empörung. Nachdem sogar US-Außenministerin Hillary Clinton dagegen lauten Protest erhob, sah sich der herrschende Militärrat zu einer Entschuldigung genötigt. Diese Ereignisse haben in doppeltem Sinne symbolische Bedeutung: Die massiven Bestrebungen der alten Macht, den Freiheitsimpuls der ägyptischen Rebellion zu ersticken, kulminieren in dem Versuch, Frauen gewaltsam aus dem öffentlichen Raum zu vertreiben.
Doch die Übergriffe haben erst recht deren Protestbereitschaft stimuliert, und ihr Aufschrei zwang den Militärrat erstmals zum – zumindest verbalen – Zurückweichen. Dass die Entschlossenheit der Frauen, nicht nur den Kampf für die eigenen Rechte, sondern für die Neugestaltung der Gesellschaft insgesamt in die eigenen Hände zu nehmen, selbst in einem arabischen Land nicht mehr ohne Weiteres zu brechen ist, zeigt die Wucht des globalen weiblichen Aufbegehrens. Das gilt sogar, wenn hinter den wütenden Protesten meist mit Kopftuch bedeckter ägyptischer Frauen auch islamistische Organisationen stecken sollten, die eine Chance zur Schwächung des Machtmonopols der Armee wittern.
Dass sogar Islamisten zunehmend Frauen vorschicken, um zu suggerieren, sie befänden sich auf der Höhe der Kernfragen der Gegenwart, zeugt indirekt davon, dass sich der feministischen Druckwelle niemand mehr entziehen kann. Dabei zeigt sich die Rückständigkeit arabischer (und anderer islami-scher) Gesellschaften in nichts so deutlich wie in der fortgesetzten Diskriminierung, wenn nicht Versklavung der Frau. Keine andere Auseinandersetzung ist daher für die Zukunft arabischer Frei-heitsbestrebungen so zentral wie diese: Ohne volle rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung der Geschlechter bleiben sämtliche Demokratisierungspläne in der Region Makulatur. Dabei ist die Anerkennung der weiblichen Selbstbestimmung über den eigenen Körper – und das heißt: über die eigene Sexualität – das ultimative Tabu patriarchalischer Herrschaft. Als sich kürzlich eine ägypti-sche Bloggerin nackt im Internet zeigte, zog sie nicht nur den Hass religiöser Fanatiker, sondern auch die Empörung säkularer, “liberaler” Kreise auf sich.
Keine demokratische Revolution ohne sexuelle Revolution
Die demokratische Revolution kann daher nur vollendet werden, wenn sie mit der sexuellen Revo-lution einhergeht. Diktaturen überall auf der Welt erkennen das und zielen mit ihrer Repression auf die sexuelle Entwürdigung der Frau. So entführten und misshandelten in Weißrussland Schergen des Geheimdienstes jüngst drei Aktivistinnen der Feministinnengruppe Femen, deren Spezialität es ist, ihrem Protest barbusig Nachdruck zu verleihen. Nach einer Protestaktion gegen den Diktator Lukaschenko in Minsk wurden die Frauen abgefangen, mit brennbaren Flüssigkeiten übergossen und bei Minusgraden nackt im Wald ausgesetzt.
Die Angst vor der Befreiung der Frau und vor dem Verlust der Kontrolle ihrer Sexualität ist der Glutkern fundamentalistischen Hasses gegen die enthierarchisierte, leichtlebige Moderne. Er lodert keineswegs nur in der islamischen Welt – und nicht nur in rückständigen, autoritär regierten Staaten. Ultraorthodoxe Extremisten in Israel verschärfen neuerdings ihren erbitterten Kampf gegen die Säkularisierung, indem sie militant wider die gleichberechtigte Präsenz von Frauen im öffentlichen Raum zu Felde ziehen. So versuchen sie, mittels Drohungen bis hin zu physischer Einschüchterung Geschlechtertrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln und in der Armee durchzusetzen.
Die säkulare israelische Gesellschaft ist alarmiert – jedoch auch stark genug, sich gegen diesen An-griff auf die Grundfesten einer freiheitlichen Demokratie zur Wehr zu setzen. Recht und Gesetz sind in Israel auf der Seite der Frauen, und sowohl Staatspräsident Schimon Peres als auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärten wiederholt kategorisch, die israelische Demokratie werde keinerlei Beschränkung der Bewegungsfreiheit von Frauen dulden.
Diese Tastsache muss umso deutlicher betont werden, als so mancher “Israekritiker” schnell bei der Hand ist, die schockierende Offensive einer militanten Minderheit (selbst unter den “Ultraorthodo-xen”) zwecks Diskreditierung Israels insgesamt zu instrumentalisieren – und die jüngsten Entwick-lungen im jüdischen Staat auf demagogische Weise mit denen in der Islamischen Republik Iran zu vergleichen.
Apartheidstaaten Saudi-Arabien und Iran
Dabei gehört es in Wahrheit zu den übelsten Verdrehungen der antiisraelischen Propaganda, das demokratische, pluralistische Israel mit seinem ausgeprägten Minderheitenschutz und seiner offenen Gesellschaft als “Apartheid-Staat” abzustempeln. Tatsächlich um Apartheid-Staaten handelt es sich nämlich bei Ländern wie Saudi-Arabien und der Islamischen Republik Iran, wo Frauen per Gesetz mit minderen Rechten ausgestattet sind und im öffentlichen Raum flächendeckend Ge-chlechtertrennung zum Nachteil der weiblichen Bevölkerung vorgeschrieben ist. Zu Recht definiert der Publizist Wahied Wahdat-Hagh dies in seinem jüngst erschienenen Buch über den “islamisti-schen Totalitarismus” des iranischen Regimes als “geschlechtsspezifische Apartheid”.
Doch die israelische Erfahrung mahnt, dass es selbst in hoch entwickelten, westlich-modern gepräg-ten Ländern keine absolute Sicherheit vor dem Wiederausbruch archaischen Wahns gibt. Und zwar umso mehr und gerade, weil die Fortschritte des Kampfes um Frauenrechte weltweit unverkennbar sind. Zugleich zeigt nämlich etwa der rasante sozio-kulturelle Umbruch, den die Gesellschaften Lateinamerikas durch die Emanzipation der Frauen erleben, wie eng diese mit der Frage nach De-mokratie verzahnt ist: So sehr Demokratisierung die Bedingung für autonomes Handeln der Frauen ist, so wenig ist ihre Entfaltung denkbar ohne díe treibende Kraft der sich selbst befreienden Frauen.
US-Außenministerin Hillary Clinton und die birmanische Dissidentin Suu Kyi
Nicht etwa, weil sie bessere Menschen wären, hängt die Zukunft der demokratischen Zivilisation heute vom erfolgreichen Voranschreiten der Frauen ab. Zudem sind sind “die Frauen” gewiss kein monolithisches “historisches Subjekt”, das geradlinig und mit irgendeiner geschichtlichen Gesetz-mäßigkeit im Rücken in eine Richtung ziehen würde. Dass bei den ersten freien Wahlen in Ägypten und Tunesien auch unzählige Frauen für Islamisten und damit für ihre eigene potenzielle Entrech-tung gestimmt haben, zeigt die komplexe Widersprüchlichkeit des weltweiten femininen Aufruhrs. Eine Widerlegung der allgemeinen Tendenz zur global wachsenden Frauenmacht ist das jedoch nicht. Stellt doch andererseits die Abhängigkeit von weiblichen Stimmen bei freien Wahlen für die Islamistenführer eine neue Erfahrung dar, die sie womöglich in ihrem Bestreben behindern könnte, die Gesellschaft im Sinne religiös-patriarchaler Gewalt gleichzuschalten. Voraussetzung dafür ist freilich, dass es in Ländern wie Tunesien und Ägypten auf Dauer bei zumindest annähernd demo-kratischen Verhältnissen bleibt.
Der Frauenbefreiung kommt auch nicht deshalb eine alles überragende Bedeutung zu, weil die in großen Teilen der Welt fortgesetzte Unterjochung, Verfolgung, Erniedrigung und Tötung von Frau-en und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts schlimmer und empörender wäre als Gewalt und Dis-kriminierung gegen Menschen unter rassischem, ethnischem oder religiösem Vorwand. Die beson-dere Brisanz der Frage nach der Stellung der Frau besteht vielmehr darin, dass die Hälfte der Menschheit weiblich ist – ihr in großen Teilen des Planeten die vollwertige Zugehörigkeit zur Menschheit aber nach wie vor abgesprochen wird. Rassismus und andere Formen kollektiven Men-schenhasses sind auf dem Planeten nicht weniger endemisch – doch offiziell umfassend geächtet.
Das Selbestimmungsrecht duldet keine “kulturelle” Einschränkung
Im Falle der Frauen dagegen werden immer noch “kulturelle” oder “religiöse” Begründungen her-angezogen, um ihre Herabsetzung zu rechtfertigen oder gar als ethisch geboten zu propagieren – so, wenn es in muslimischen Ländern heißt, Ausgehverbote und Verschleierungszwang für Frauen in der Öffentlichkeit dienten dem Schutz ihrer Würde.
Wenn eine Menschengruppe jedoch noch immer aufgrund ihrer Biologie in eine gesonderte Katego-rie minderen Selbstbestimmungsrechts eingeordnet wird, kann dies von einem universalistischen Denken nicht länger hingenommen werden, das im Zeichen der Globalisierung auf anderen Feldern weltweit längst unbestritten ist. Dass dabei der Grad der weiblichen Emanzipation von männlicher Fremdbestimmung, wie er in westlichen Demokratien erreicht wurde, als Maßstab für den Rest der Welt zu gelten hat, ist keineswegs Ausdruck von “Kulturimperialismus”. Denn ein “Selbstbestim-mungsrecht” der Frau mit von vermeintlichen Traditionen festgelegten Einschränkungen ist nun einmal keines. Die globale Dynamik der Frauenrechtsbewegung wird solche Begrenzungen daher früher oder später sprengen.
In eigener Sache agieren Frauen heute als Avantgarde der ganzen, einen Menschheit. Bevor sie nämlich ihre Ziele nicht erreicht haben, kann von einer solchen noch gar keine Rede sein.
(In kürzerer Fassung zuerst erschienen in der “Welt am Sonntag”, 1.1.2012)
http://freie.welt.de/2012/01/05/die-befreiung-der-frau-ist-die-menschheitsfrage-der-gegenwart/
Der Gotteskrieger
Die "Rüge" des CDU-Vorstands gegen den Abgeordneten Martin Hohmann ist eine Farce, dessen "Entschuldigung" wertlos. Seine Rede enthüllt ein geschlossenes geschichtsrevisionistisches Welt-bild
Die "Rüge", die der CDU-Bundesvorstand heute gegen den Bundestagsabgeordneten Martin Hoh-mann ausgesprochen hat, ist eine Farce und in ihrer Folgenlosigkeit eine glatte Kapitulation vor antisemitischen Tendenzen in der Partei.
Die "Entschuldigung" Hohmanns für seine skandalöse Rede zum 3. Oktober ist völlig wertlos. Bei seiner Erklärung, er habe "nicht die Absicht gehabt", die Singularität des Holocaust zu leugnen und irgend jemandes "Gefühle zu verletzen", handelt es sich um dreiste Heuchelei. Hohmanns Rede enthielt nichts Unbedachtes, Unkalkuliertes. Sie ist ein einziger gezielt antisemitischer Sermon, der systematisch historische Halbwahrheiten bemüht, um zu einer umfassenden geschichtsrevisionisti-schen Entsorgung der deutschen Vergangenheit zu gelangen.
Hohmann tut das im typischen Gestus der neuen radikalen Rechten, die ihre demagogischen Ver-drehungen der Tatsachen als mutiges Aufdecken unterdrückter historischer Wahrheiten verkauft. Seine ganze Konstruktion baut auf der Unterstellung auf, die Deutschen seien heute von irgend ei-ner offiziellen Stelle als "Tätervolk" eingestuft und würden durch dieses Stigma an der Ausübung ihrer Souveränität gehindert. In Wahrheit existiert eine solche Einstufung überhaupt nicht. Über die Verwendung des Begriffes "Tätervolk" in der öffentlichen Debatte um die deutsche Vergangenheit durch Einzelne mag man sich zu Recht ärgern und sie als unzulässige Pauschalisierung zurückwei-sen. Dies wird in der offenen Auseinandersetzung auch immer wieder getan; zuletzt im Leitartikel der ZEIT vergangene Woche (Nr. 45/2003). In irgendeiner Weise verbindlich ist diese Kategorisie-rung aber nicht. Und den fragwürdigen Begriff "Tätervolk" zurückzuweisen, hat keineswegs das zur Konsequenz, worauf Hohmann hinauswill: eine Ableugnung der Tatsache, dass der Nationalsozia-lismus eine deutsche Herrschaftsform war und dass die nationalsozialistischen Verbrechen nicht nur von ein paar Einzeltätern verübt wurden, sondern ohne die aktive und passive Beteiligung eines großen Teils der deutschen Bevölkerung unmöglich gewesen wären.
Was an Hohmanns Auslassungen über die "Täterschaft der Juden" in Spurenelementen historisch zutrifft, ist der Umstand, dass es in der Frühphase der russischen Revolution im bolschewistischen Apparat - in Relation zu der jüdischen Gesamtbevölkerung Russlands betrachtet - überdurchschnitt-lich viele Funktionäre jüdischer Herkunft gegeben hat. Auf die Gesamtzahl bolschewistischer Funk-tionäre berechnet, waren sie jedoch gleichwohl eine kleine Minderheit. Im Verlauf der Entwicklung der Sowjetunion und endgültig unter dem stalinistischen Regime richteten sich Säuberungen und Terror dann gezielt auch gegen Juden. Über die komplexen Ursachen und Auswirkungen ethnischer Konflikte und Motive im russischen Bürgerkrieg existiert im Übrigen eine reichhaltige seriöse For-schung, deren Ergebnisse jedermann zugänglich sind.
Von der Geschichtsschreibung ebenfalls immer genauer erschlossen wird die massenmörderische und genozidale Dimension des bolschewistischen Terrors – nicht erst unter Stalin, sondern bereits unmittelbar nach der Machtergreifung durch die Partei Lenins (kein Jude!) und Trotzkis. Dokumen-tiert wurde sie zuletzt etwa in der jüngst auf deutsch erschienenen großen Studie der amerikani-schen Historikerin Anne Applebaum über die Geschichte des GuLag.
Die ideologische Propaganda der Rechten konstruiert daraus jedoch die Behauptung, die national-sozialistische Vernichtungspolitik sei nichts als eine Reaktion auf - beziehungsweise eine Folge des - bolschewistischen Terrors gewesen. Tatsache ist aber, dass bereits der "weiße", konterrevolutionäre Terror im russischen Bürgerkrieg der Grausamkeit und genozidalen Logik des Terrors der "Roten" in nichts nachstand – außer vielleicht in der Systematik, zu der er von den Bolschwiki im Laufe des Bürgerkriegs ausgebaut wurde.
Martin Hohmann geht es jedoch überhaupt nicht um die Diskussion und Einordnung solcher ge-schichtlicher Fakten. Um seine These von der "jüdischen Täterschaft" zu entwickeln, stützt er sich nicht auf seriöse historische Quellen, sondern auf ein berüchtigtes Pamphlet Henry Fords aus dem Jahre 1919. Darin wollte er "die Juden" als Drahtzieher der kommunistischen Revolution ausfindig gemacht haben. Mit seinem Hinweis spekuliert Hohmann auf das Unwissen seiner Zuhörer, die Henry Ford nur als großen Autofabrikanten kennen – dem deshalb wohl eine gewisse Glaubwür-digkeit zukommen müsse –, nicht aber als notorischen Antisemiten. Mit diesem Verwirrspiel geht es Hohmann ausschließlich darum, seinen Zuhörern einzuprägen, dass auch Juden schon Untaten begangen hätten. Und dieses bereits vor "uns Deutschen". Dass "die Juden" somit selbst historischen Dreck am Stecken hätten – sozusagen eine Leiche im Keller, von der angeblich niemand zu reden wage. Daraus nun wieder schlussfolgert der "Tabubrecher", Juden und Deutsche hätten sich gegenseitig nichts vorzuwerfen, seien gewissermaßen historisch quitt.
So dumpf und hirnrissig diese "Logik" im Kern ist – die innere Kohärenz und Dramaturgie der Rede zeigt, dass Hohmann diese "Argumente" nicht zufällig selber eingefallen sind, sondern dass er in den propagandistischen Manipulationstechniken der neuen radikalen Rechten geschult ist. Deren "Beweistechnik" zielt darauf ab, die Aufmerksamkeit auf alle möglichen Verbrechen der Weltge-schichte zu lenken, um daraus immer die gleiche Insinuation abzuleiten: Dass die nationalsozialisti-schen Verbrechen in keiner Weise etwas Besonderes seien und sich Deutsche deshalb für die ge-schichtliche Schuld ihres Landes in keiner Weise mehr verantwortlich fühlen müssten als irgendein anderes Volk.
In das Schema der rhetorischen Strategie der Neuen Rechten, wie sie etwa im Umkreis der Zeitung "Junge Freiheit" gepflegt wird, passt auch, dass Hohmann die Denunziation "der Juden" als ein "Tä-tervolk" sogleich wieder zurück nimmt. Hohmann sagt in seiner Rede ja eben nicht, dass die Juden ein Tätervolk seien, sondern nur, dass man sie "mit einem gewissen Recht" so nennen könnte. Dann folgt die nächste gedankliche Volte: Hohmann erklärt, tatsächlich sei es ebenso unzulässig, die Ju-den ein Tätervolk zu nennen wie dies gegenüber den Deutschen statthaft sei. Das propagandistische Ziel, die moralische Gleichsetzung von deutscher und angeblicher "jüdischer" Schuld, hat Hohmann damit erreicht, ohne sich zu stark dem Risiko strafrechtlicher Verfolgung auszusetzen und ohne sich taktische Rückzugsräume für Ausflüchte und "Entschuldigungen" zu verbauen. Er selbst hat ja "die Juden" nachweislich nie ein "Tätervolk" genannt.
Dass die nationalistische Entschuldungsdemagogie á la Hohmann und der Neuen Rechten in Wirk-lichkeit überhaupt nicht "neu" ist, zeigt die letzte Wendung in Hohmanns Rede. Hier spricht er "die Juden" nun doch wieder von ihrer bolschewistischen Täterschaft frei, indem er anmerkt, dass die jüdischen Bolschewiken ja, bevor sie ihre Untaten begingen, vom jüdischen Glauben abgefallen seien – und zieht sofort wieder die Parallele, auf die es ihm ankommt: genauso habe es sich bei vie-len Nationalsozialisten ja um Christen gehandelt, die der "Gottlosigkeit" verfallen mussten, um zu nationalsozialistischen Tätern zu werden. Und die abstruse Schlussfolgerung Hohmanns lautet, man könne die "Gottlosen" aller Richtungen und Nationen als das wahre "Tätervolk" des 20. Jahrhun-derts bezeichnen. Eine Feststellung, nebenbei bemerkt, die ihm eigentlich eine Verleumdungsklage konfessionsloser Menschen einbringen müsste.
Hohmann schließt sich damit aber einer gängigen rechtskonservativen Denkfigur der unmittelbaren Nachkriegszeit und der fünfziger Jahre an, die den Nationalsozialismus als Ausdruck eines sündigen Abfalls der Moderne vom rechten Glauben hinweg zu erklären versuchte. Demnach gab es keine spezifisch deutsche Schuld an den Katastrophen des 20. Jahrhunderts, sondern nur die allgemeine Verantwortlichkeit einer insgesamt vom Weg abgekommenen Menschheit. Mit Hilfe dieser Kon-struktion gelang es damals, ehemaligen Nationalsozialisten eine Brücke zur Ideologie von der Rückbesinnung auf die Wurzeln des "christlichen Abendland" zu ebnen, die in der frühen CDU in hohem Kurs stand. Diese Ideologie, gepaart mit heftiger Propaganda gegen die vermeintliche De-mütigung des deutschen Volkes qua Vergangenheitsbewältigung, wird heute in Zirkeln wie dem "Arbeitskreis konservativer Christen" gepflegt, der Hohmanns Rede auf seiner Homepage verbreitet. Gruppen wie diese stellen eine Schnittmenge zwischen der extremen Rechten und dem rechts-konservativen Milieu innerhalb der Union dar.
Es wird Zeit, dass die Führung der CDU/CSU hier eindeutige, inhaltlich definierte Grenzen zieht. Ideen wie die Hohmanns sind mit den Anschauungen einer demokratischen Partei, schon gar ihrer Bundestagsfraktion, unvereinbar. Antisemitismus trifft nicht nur Juden, sondern richtet sich gegen die Grundlagen der deutschen Demokratie insgesamt, und damit in letzter Instanz auch gegen alle demokratischen Politiker. Die CDU hätte jetzt die Gelegenheit, in diesem Sinne ein klares Zeichen zu setzen.
http://www.zeit.de/politik/herzinger_0345_hohmann
Optimist Herzinger: Starke Frauen sind weltweit nicht mehr aufzuhalten. Menschenrechtlerin Suu Kyi tritt bei den Wahlen in Birma an und kann nur durch massive Wahlmanipulation um den Sieg betrogen werden. In Weißrussland muss der Tyrann Lukaschenko eine Delegation der barbusigen Feministinnengruppe Femen empfangen und gesteht ihr, dass er sich re-gelmäßig von Dominas auspeitschen lässt. Und nach dem Ende ihrer Amtszeit als US-Außenministerin gründet Hillary Clinton eine Welt-Schattenregierung der Frauen und schreibt ein Buch über ihre Zeit mit Obama: "The better man was I."
Pessimist Broder: Dazu fällt mir absolut nix ein. Ich hab eine Vorliebe für Schwache.
http://www.welt.de/politik/deutschland/article13789724/2012-wird-Helmut-Schmidt-Kanzlerkandidat.html
Seit siebzehn Jahren führen die Männer Krieg in Afghanistan. Das Leben ist dennoch irgendwie weitergegangen, dafür haben die Frauen gesorgt. Sie haben die Felder bestellt, sie haben die Kinder aufgezogen, über 30 000 Kriegswitwen gibt es allein in Kabul.
Sie haben in der Trümmerkolonne gearbeitet und die Verwaltung aufrechterhalten, siebzig Prozent der Lehrer- und Ärzteschaft waren weiblich. Während der Westen langsam begreift, daß Entwick-lungshilfe, die wirksam sein soll, den Frauen zukommen muß, nehmen die selbstgerechten Gottes-krieger ihrem Land alle Zukunftschancen. Von nun an ist die Funktion der Frauen auf das Gebären von Söhnen beschränkt.
Im Namen des Islam, weil es angeblich so im Koran steht.
Feindbild Islam: Die Taliban bauen mächtig daran, bestätigen alle Vorurteile. Vorurteile? "In isla-mischen Diktaturen werden Menschenrechte als solche militant abgelehnt und bekämpft", schreibt Richard Herzinger ("Die Moral als Sahnehäubchen", ZEIT Nr. 40/1996). Nein, nicht alle islamischen Länder sind Diktaturen - und doch unterwerfen sie die Frauen. Und was soll der Rückgriff auf die schöne Theorie?
So wie Annemarie Schimmel sich darum drückt, Farbe zu bekennen, indem sie allein die hehre Mo-ral der islamischen Mystiker zu ihrem Thema macht, so setzt sich Michael Lüders Scheuklappen auf und beklagt dann, daß westliche Beobachter in Sachen Islam "leider nur selten einen differenzierten Blick zeigen" ("Den Islam nicht verteufeln", ZEIT Nr. 43/1996).
Warum diese Realitätsferne? Die islamische Wirklichkeit heißt auch Taliban. Gewiß, nicht überall werden den Dieben die Hände abgehackt. Aber überall werden Frauen grausam erniedrigt, werden Menschenrechte verletzt. 500 Millionen Frauen sind Schritt für Schritt ihre Rechte genommen wor-den, im Namen Allahs. Auch in Ländern, die international einen guten Ruf haben, wie Malaysia, wo Frauen nicht Richterinnen werden können. Auch in Demokratien wie Pakistan und Bangla
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 181-190
LP 181 Marek Dutschke Grüne, Rudi-Marek Dutschke, geboren 1980 in Dänemark - Dutschke studierter Politologe, ist der Sohn von Rudi Dutschke. Er ist an der Hertie School of Governance beschäftigt und lebt in Berlin – Kandidat der Abgeordnetenhauswahl 2006 (Bündnis90/Die Grünen) - http://www.n-tv.de/img/31/314407/Img_4_3_220_marek.jpg
Frauen werden in den USA noch immer stark benachteiligt. Das reicht von überteuerten Konsumprodukten für Frauen bis hin zur restriktiven Abtreibungsrichtlinien. Beim Schutz der Frauen hinken die Amerikaner uns hinterher.
In der Frauenpolitik gibt es ernsthafte Probleme, auf die wir unser Augenmerk richten müssen. Im amerikanischen Wahlkampf werfen demokratische Politiker den Republikanern vor, dass sie ein „war on women“ betreiben. Aus frauenpolitischen Richtungskonflikten gleich einen Krieg zu machen, ist natürlich den schrillen Wahlkampftönen geschuldet. Aber tatsächlich ist es so, dass die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau in den USA nur völlig unzureichend realisiert ist.
Die Benachteiligungen für Frauen fangen beim Geld an. Eklatante Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen sind hinlänglich bekannt. Untersuchungen zeigen immer wieder, dass Konsumprodukte für Frauen teurer sind als ähnliche Produkte für Männer. In Kalifornien wurde ermittelt, dass Frauen im Durchschnitt 1.351 Dollar im Jahr mehr für ihre Produkte bezahlen müssen als Männer. Als Konsequenz wurde 1996 in Kalifornien das sogenannte „gendered pricing“ verboten.
2010 hat das Consumer Reports Magazine ermittelt, dass sich trotz des Verbots leider wenig verändert hat. Egal ob Deo, Rasierschaum oder andere Hygieneprodukte - die Produkte die auf Frauen ausgerichtet sind, waren teurer. Aber nicht nur die Wirtschaft profitiert von der Ungerechtigkeit. Nein, auch der Staat hält bei Frauen stärker die Hand auf. Zum Beispiel wird der Import von Turnschuhen für Frauen mit zehn Prozent stärker besteuert als der von Männer-Turnschuhen - 8.5 Prozent. Viele andere Beispiele zeichnen ein ähnliches Bild. Gerade bei Produkten, die in großen Mengen importiert werden, wird der „woman tax“ angesetzt.
In den USA flammt gerade wieder die Debatte über das Recht der Frau zur freien Bestimmung über ihren Körper auf. In einigen republikanisch geführten Bundesstaaten, wie South Carolina und Arizona, werden Abtreibungen erschwert, indem die Genehmigung des Abbruchs auf die ersten zwanzig Schwangerschaftswochen verringert wird.
Bei Frauenrechten fehlen die gemeinsamen Werte
Eine „späte“ Abtreibung ist nur dann legal, wenn eine Frau unmittelbar in Todesgefahr schwebt. Darüber hinaus haben Politiker in diesen Bundesstaaten beschlossen, dass Abtreibungen von der öffentlichen Gesundheitsvorsorge ausgenommen sind. Organisationen wie Planned Parenthood, die Frauen bei solch schwierigen Entscheidungen mit Rat und Tat zur Seite stehen, sollen nun auch ihre staatliche Förderung verlieren.
Ein weiterer Punkt ist die körperliche Unversehrtheit von Frauen. 1994 wurde ein Gesetz verabschiedet („Violence Against Women Act“), bei dem es darum geht, Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind, besser zu beschützen und ihre Peiniger juristisch zu belangen. Das Gesetz soll dieses Jahr novelliert werden, aber die Republikaner versuchen momentan, den Gesetzestext dermaßen abzuschwächen, dass manche Frauen nicht ausreichend geschützt werden, wie zum Beispiel Immigrantinnen deren Aufenthaltsrecht an ihre Ehemänner geknüpft sind.
Auch Versuche, den Schutz für Frauen in Indianerreservaten zu verbessern, werden blockiert. Doch gerade hier wäre staatliches Eingreifen nötig. Die Lage der indianischen Frauen ist erschreckend. Das Justizministerium in den USA will herausgefunden haben, dass ein Drittel aller indianischen Frauen schon einmal vergewaltigt worden sind. Eine unvorstellbare Zahl! Es überrascht nicht, dass es nur in den wenigsten Fällen überhaupt zu einer Anklage gekommen ist.
Es wird in Deutschland immer gerne auf die gemeinsamen Werte verwiesen, die wir mit den USA teilen. Doch bei der Stellung der Frauen stimmen diese Werte nicht überein. Die Lobby der Frauen, gerade im Immigrantenmilieu, ist zu schwach, um sich selbst eine kraftvolle Stimme im politischen Prozess zu geben. Die politische Stimmung ist gerade nicht auf ihrer Seite. Traurig aber wahr, dort wird die Lage nicht besser, sondern eher schlechter.
Günter Grass hat mit seinem Gedicht erreicht, was er wollte – Sein Name ist endlich wie-der in aller Munde, und die ganze Republik streitet über ihn. Das Gedicht wurde sehr ge-schickt in den nachrichtenarmen Osterferien platziert, so konnte es ungehindert sofort zu heller Aufregung beitragen. Doch nicht mal Grass hätte vorhersehen können, dass es solch hohe Wellen schlägt, dass Israel ihm ein Einreiseverbot auferlegt und der israelische Innenminister ihm gleichzeitig ein Treffen an einem neutralen Ort anbietet.
Die ganze Aufregung ist unverständlich und künstlich, denn eigentlich gibt Grass nichts Weltbewegendes von sich. Soweit mir bekannt ist, wird auch der thematisierte mögliche Krieg mit dem Iran von israelischen Medien kritisch diskutiert – mit politischem wie auch ethischem Augenmerk.
Weder die Deutschen noch die Israelis brauchen einen Günter Grass, um ihnen über die moralischen Fragen dieses Konfliktes die Augen zu öffnen. Letztlich bleibt der Kern des Konflikts bei Grass unerwähnt. Die angespannte Lage zwischen Israel und dem Iran ist ein klassisches Gefangenendilemma. Beide Seiten haben zwar kein Interesse einen Krieg anzufangen, aber sind auch nicht bereit, zusammenzuarbeiten. Irans Präsident möchte mit seinen verbalen Kraftspielen und aggressiven Drohungen seine Verhandlungsposition gegenüber dem Westen stärken.
Im Gegenzug will sich Israel keine Blöße geben und peitscht die Stimmung noch weiter hoch mit eigenen Stärkebekundungen. Beide Staaten pokern hoch und gefährlich. Am Ende ist gut möglich, dass dieses extreme Aufbauschen einen möglichen Kompromiss verhindern wird.
Die von Grass kritisierte Haltung Israels kommt nicht von ungefähr. 2009 hat ein CIA-Analyst vorausgesagt, dass Israel spätestens in 20 Jahren als solches nicht mehr existie-ren wird, weil eine Zwei-Staaten Lösung auf Dauer nicht bestehen kann. Es wurde be-hauptet, dass die einzige Alternative ein gemeinsamer Staat sei, und darin würden die Palästinenser eine Mehrheit darstellen.
Im Moment ist die Lage noch prekärer als sonst. Seit der Revolution in Ägypten ist die Si-nai-Halbinsel zu einem Raum begrenzter Staatlichkeit mutiert. Angesichts dieses Hinter-grunds gewinnen die radikalen Kräfte in Israel an Zuspruch und treiben die Regierung zu einer verfehlten Politik. In Berlin begegne ich immer mehr Israelis, die nach Deutschland gezogen sind, weil sie die Lage vor Ort als unerträglich empfinden.
Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat vor einem Monat auf Facebook geschrieben „Ich war gerade in Hebron. Das ist für Palästinenser ein rechtsfreier Raum. Das ist ein Apartheid-Regime, für das es keinerlei Rechtfertigung gibt.“ Ich wäre mit historischen Vergleichen immer vorsichtig, aber fast alle, die Hebron besucht haben, berichten von einer beklemmenden Atmosphäre.
Das Gedicht von Günter Grass ist weder politisch noch literarisch aufregend. Es hat lediglich große Empörung ausgelöst, eben weil es von Grass verfasst wurde. Grass ist ein eitler alter Mann, der nach seinem Outing als Mitglied der Waffen-SS, ein weiteres (oder letztes) Mal die Aufmerksamkeit auf sich lenken wollte. Die ethischen Einwände eines Günter Grass werden einen möglichen Krieg zwischen Israel und Iran nicht verhindern. Die Verantwortung, einen gangbaren Kompromiss zu finden, liegt bei den gemäßigten Kräften in beiden Ländern.
http://www.handelsblatt.com/meinung/kolumnen/kurz-und-schmerzhaft/dutschke-spricht-prekaere-lage-im-nahen-osten/65096...
LP 182 Adi Sprinkart, Die Grünen, geboren 1953 in Waltenhofen-Niedersonthofen (Bayern), Ausbildung zum Industriekaufmann, Studium der Sozialpädagogik, landwirtschaftlicher Berater, Mitglied des Bayerischen Landtages – www.adi-sprinkart.de
Bayern: Schlechte Noten für Lehrerinnen
Frauen schneiden bei dienstlichen Beurteilungen deutlich schlechter ab als Männer
(bikl/pm) Lehrerinnen erhalten in Bayern durchweg schlechtere Bewertungen als ihre männlichen Kollegen. Dies hat eine Schriftliche Anfrage der Grünen zur dienstlichen Beurteilung von Lehrkräften für das Jahr 2006 zu Tage gefördert. "Die Beurteilungspraxis an bayerischen Schulen diskriminiert Frauen eklatant", schlägt der Sprecher der Grünen für den Öffentlichen Dienst Adi Sprinkart Alarm. In allen Schultypen und quer durch alle Regierungsbezirke rangierten weibliche Lehrkräfte nur im Mittelfeld. Die besten Prädikatsstufen, die letztlich auch für die Beförderung in Führungspositionen ausschlaggebend sind, würden dagegen überproportional häufig an Männer vergeben.
So wurden beispielsweise an den Gymnasien knapp 25 Prozent der Männer in die Leistungskategorien "herausragend" bzw. "besonders gut" eingestuft. Bei den Gymnasiallehrerinnen kamen dagegen nur 14 Prozent in diese ersten beiden von insgesamt sieben Prädikatsstufen. Noch krasser fällt das Ergebnis an den Volksschulen aus: Über 28 Prozent der männlichen Lehrkräfte erhielten das Prädikat "herausragend" oder "besonders gut", dagegen nur gut 13 Prozent der beurteilten Frauen. "Dieses enorme Missverhältnis bei den dienstlichen Bewertungen führt dazu, dass Frauen massiv um Karriereperspektiven beschnitten werden", so Adi Sprinkart.
Wie die Anfrage ebenfalls offen legt, herrscht im bayerischen Schuldienst eine deutliche Schieflage zwischen Vollzeit- und Teilzeitkräften. Während beispielsweise an den Volksschulen über 23 Prozent der Vollzeitkräfte die ersten beiden Ränge erreichen, sind es bei den Teilzeitkräften nur gut 8 Prozent. An den Gymnasien gelten gut 24 Prozent der Vollzeitkräfte als "herausragend" oder "besonders gut", dagegen nur 11 Prozent der teilzeitbeschäftigten Lehrkräfte.
"Nach den Beurteilungsrichtlinien ist es völlig unzulässig, Lehrerinnen und Lehrer aufgrund von Teilzeitbeschäftigung bei der Bewertung zu benachteiligen", verweist Adi Sprinkart auf die Rechtslage. Leidtragende seien auch hier überwiegend weibliche Lehrkräfte, die das Gros der Teilzeit-Arbeitsverhältnisse stellen. "Wir haben es hier mit einer ganz offenkundigen Diskriminierung zu tun – schließlich würde niemand behaupten, dass Frauen schlechtere Lehrkräfte sind als Männer. Der Fehler liegt also im System." Besonders ärgerlich ist für den grünen Landtagsabgeordneten die Untätigkeit des Kultusministeriums. So habe schon eine frühere Anfrage der Grünen aus dem Jahr 2001 ein ähnliches Missverhältnis zwischen den Bewertungen von Frauen und Männern belegt. Adi Sprinkart: "Hier ist dringender Handlungsbedarf, um endlich die fortgesetzte Benachteiligung von Frauen zu unterbinden."
http://bildungsklick.de/a/58290/bayern-schlechte-noten-fuer-lehrerinnen/
Abg. Adi Sprinkart (Grüne) kontert die Aussage, "die Zeit läuft für die Frauen" mit der Feststellung, die Zeit "kriecht" für die Frauen. In Bes.Gr. A 16 fänden sich nicht mehr als 1,5% Frauen.
1,5 % Frauen.Die Annahme, dass Frauen, weil sie in gleichen Positionen im Schnitt fünf Jahre jünger als ihre männlichen Kollegen seien, früher befördert würden, lasse außer Acht, dass Frauen, die Kinder zur Welt brächten, in ihrer Beförderung aufgehalten würden. Dieser Nachteil werde nicht annähernd ausgeglichen.
frauen.mittelfranken.verdi.de/8-maerz/.../data/045OD-Protokoll.pdf
Der grüne Gesetzentwurf für ein neues Gleichstellungsgesetz
Gesetzentwurf der Abgeordneten Simone Tolle, Margarete Bause, Dr. Sepp Dürr, Ulrike Gote, Renate Ackermann, Eike Hallitzky, Christine Kamm, Dr. Chris-tian Magerl, Thomas Mütze, Ruth Paulig, Barbara Rütting, Dr. Martin Runge, Maria Scharfenberg, Adi Sprinkart, Christine Stahl und Fraktion BÜNDNIS 90 DIE GRÜNEN
zur Änderung des Bayerischen Gleichstellungsgesetzes
A) Problem
Gleichstellung ist eine Frage von Gerechtigkeit, Verteilung und Möglichkeiten.
Gerechtigkeit, weil mehr Frauen und Männer dieselben Rechte, Pflichten und Möglichkeiten haben sollen.
Verteilung, weil mehr Frauen mehr Macht, ökonomische Unabhängigkeit und gleiche Möglichkeiten für Entwicklung und Aufstieg auf dem Arbeitsmarkt haben müssen.
Möglichkeiten, weil Gleichstellung auch Männern die Chance eröffnet, Verantwortung für ihre Familie zu übernehmen und so auf allen Gebieten des Lebens in der Lage sind, ihre eigene Wahl treffen zu können.
Bisher unterscheiden sich - sogar oft erheblich - die allgemeine Lebenssituation und die berufliche Situation der Frauen und Männer in unserer Gesellschaft.
Macht und Einfluss sind unterschiedlich zwischen Frauen und Männern verteilt, es bestehen nicht dieselben Möglichkeiten für Frauen und Männer zu ökonomischer Unabhängigkeit.
Ebenso ist die Verantwortung von Frauen und Männern für die Arbeit im Haushalt und mit Kindern ungleich verteilt.
Das übergreifende politische Ziel muss daher darin bestehen, dass Frauen und Männer nicht nur auf dem Papier dieselben Rechte, Pflichten und Chancen in allen Lebensbereichen haben.
Tatsächliche Gleichstellung wird aber nicht im Selbstlauf erreicht, sondern gerechtere Geschlechterverhältnisse sind von Staat und Gesellschaft aktiv zu fördern. Dabei spielen rechtliche Vorschriften eine entscheidende Rolle.
Zur Schaffung einer Gesellschaft, in der Frauen und Männern gleiche Rechte und gleiche Pflichten zukommen, müssen vielfältige Anstrengungen unter-nommen werden.
In Bayern ist die Gleichstellung von Frauen und Männern noch immer nicht erreicht. Dies hat im Juli 2005 der vom Internationalen Institut für empirische Sozialökonomie (inifes) erstellte Untersuchungsbericht zur Umsetzung des Bayerischen Gesetzes zur Gleichstellung von Frauen und Männern (BayGlG) gezeigt.
Das derzeitige BayGlG wird bis zum Ende seiner vorläufigen Geltungsfrist folgende Ziele nicht erreichen:
Erhöhung der Anteile der Frauen in Bereichen, in denen sie in erheblich geringerer Zahl beschäftigt sind als Männer, um eine ausgewogene Beteiligung von Frauen zu erreichen
Sicherung der Chancengleichheit von Frauen und Männern
bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen und Männer
gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Gremien
Im Zeitvergleich der drei Berichtsperioden stellt der inifes Untersuchungsbericht anhand der ermittelten Kennziffern ein "Abflachen" der gleichstellungspolitischen Fortschritte fest (inifes 2005: 9).
Obwohl im BayGlG die Aufstellung von Gleichstellungskonzepten (Art. 4) und die Bestellung einer Gleichstellungsbeauftragten den Dienststellen mit regelmäßig mehr als 100 Beschäftigten vorgeschrieben werden, entziehen sich einige Dienststellen diesen Vorgaben. Teilweise fehlen das erste
Gleichstellungskonzept oder dessen Fortschreibung, Gleichstellungsbeauftragte sind nicht bestellt oder es fehlt den Gleichstellungsbeauftragten die Möglichkeit der Beteiligung.
Der Untersuchungsbericht über die Umsetzung des Bayerischen Gesetzes zur Gleichstellung von Frauen und Männern (Berichtszeitraum 01.07.1996 bis 31.12.2004) ist zu dem Ergebnis gekommen, dass der "noch weite Weg in der gesellschaftspolitischen zentralen und für die Leistungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes im Freistaat Bayern sehr wichtigen Frage der Gleichberechtigung und Gleichstellung von Frau und Mann (.) weitere gesetzliche und tatsächliche Unterstützung (braucht). Dazu gehört auch eine Beseitigung der aus dem vorliegenden (und früheren) Bericht(en) ersichtlichen Vollzugsdefiziten" (inifes 2005: 10).
Aus diesen Ergebnissen müssen politische Konsequenzen gezogen werden, sonst kommt die Staatsregierung ihrer Verpflichtung zur Gleichstellung von Frauen und Männern nicht nach.
B) Lösung
Die Staatsregierung hat bereits anlässlich der Präsentation der Ergebnisse des 3. Untersuchungsberichtes am 05.07.2005 festgestellt, dass sich das Gesetz bewährt habe, seine Ziele jedoch nicht innerhalb der bisher im Gesetz festgelegten Frist erreicht werden können. Deshalb ist das Gesetz unbefristet fortzuschreiben.
Jedoch nur eine weit reichende Novellierung des BayGlG kann als Motor bei der geschlechterdemokratischen Gestaltung Bayerns dienen. Eine umfassendere gesetzliche Regelung, die Kontrollmechanismen und -befugnisse vorschreibt, ist ein entscheidender Baustein, damit Gleichstellung in Bayern in allen Bereichen der Gesellschaft zur Realität wird.
Daneben bedarf es
eines starken politischen Willens zur Veränderung, einer politischen Klarsicht über den Zusammenhang von Gerechtigkeit, sozialer Gleichwertigkeit von Frauen und Männern und Gleichstellung bzw. Gender Mainstreaming,
eines interdisziplinären Wissens in Geschlechter- und Gleichstellungsfragen,
Methoden und Instrumente als Handwerkszeug, um Gleichstellung systematisch und komplex zu erreichen
sowie ─ einer fundierten Datengrundlage.
Ein novelliertes BayGlG muss außerdem seinen Beitrag dazu leisten, dass neben der quantitativen Seite der Gleichstellung auch der qualitative Aspekt ausreichend berücksichtigt wird.
Die quantitative Seite beinhaltet die gleiche Verteilung von Frauen und Männern in allen Bereichen des Geltungsbereichs des Gesetzes.
Unter "gleicher Verteilung" wird verstanden, dass der Anteil von Frauen und Männern in einer Gruppe zwischen 40 Prozent und 60 Prozent liegt.
Die qualitative Seite bedeutet, dass die Kompetenz, die Kenntnisse, Erfahrungen und Wertvorstellungen sowohl von Frauen als auch von Männern gleichermaßen berücksichtigt werden und die gesellschaftliche Entwicklung bereichern und beeinflussen sollen.
Eine Novellierung des BayGlG muss zudem den Gleichstellungsbegriff auf die Sicht des Gender Mainstreaming ausweiten.
Durch Gender Mainstreaming kann eine in Bayern stark auf Frauen(förder)politik reduzierte Gleichstellungspolitik verbreitert und vertieft werden.
Zusammenfassend lauten die wichtigen Elemente des Gesetzentwurfs zur Änderung des BayGlG:
Einführung von Sanktionen bei Nichtumsetzung des BayGlG
Verpflichtung zur Erstellung von Gleichstellungskonzepten
Festschreibung von Gender Mainstreaming als Leitprinzip (d.h. Gleichstellung ist in allen Aufgabenbereichen der von dem Gesetz erfassten Organisationseinheiten als durchgängiges Leitprinzip, alle Beschäftigten sind dazu verpflichtet die Gleichstellung von Frauen und Männern zu achten)
Verpflichtung zu einem geschlechterdemokratischen Beschäftigungsverhältnis (d.h. der Anteil der Frauen und Männer in einer Vergütungs- oder Besoldungsgruppe liegt zwischen 40 Prozent und 60 Prozent)
Schaffung gleicher Möglichkeiten von Frauen und Männern, Erwerbstätigkeit und Familie miteinander zu vereinbaren
Verpflichtung zu einer geschlechterdemokratischen und geschlechtersensiblen Personalentwicklung (Gender-Trainings)
wirksame Beteiligungsrechte für Gleichstellungsbeauftragte (Personalplanung, Personalentscheidung, Personalentwicklung, Mitwirkung und Sanktionsmöglichkeiten)
Erstellung einer geschlechtsspezifischen Statistik, die beiden Geschlechtern gleiche Aufmerksamkeit widmet und erreichte Erfolge und weiterhin bestehende Defizite an Gleichstellung sichtbar macht
Aufhebung der Befristung.
C) Alternativen
Keine
http://www.tolle-simone.de/sites/gensite.asp?SID=cms060520071759496067&Art=444
LP 183 Dr. Andreas Keller, geboren 1965, Studium der Philosophie in Marburg (Promotion) der Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft und Soziologie (Diplom) – Beruf: GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) - Hauptvorstand, Vorstandsbereich Hochschule und Forschung, Frankfurt am Main - Fraktionsreferent der PDS im Bundestag von 2000 bis 2002 - andreas.keller@gew.de - http://www.gew.de/Binaries/Binary62164/foto.jpg - Mitglied des Vorstands der Max-Traeger-Stiftung - http://www.gew.de/Andreas_Keller.html
zwd Berlin (jvo). Die Bildungsgewerkschaft GEW hat sich im Forschungsausschuss im Bundestag am 18. Februar für eine verbindliche Frauen-Quotierung in der Wissenschaft ausgesprochen. Auf jeder Stufe der Karriereleiter müssten mindestens so viele Positionen für Frauen reserviert bleiben, wie auf der vorangehenden Stufe schon erreicht sind, erläuterte GEW-Vorstandsmitglied, Andreas Keller, das von seiner Gewerkschaft und den Grünen favorisierte Konzept zur Förderung von Frauen in den Wissenschaften.
www.budrich-journals.de/index.php/feminapolitica/article/.../534
hib - heute im bundestag Nr. 046
Mo, 18. Februar 2008 Redaktionsschluss: 15:30 Uhr
2. Sachverständige: Das Bild des Wissenschaftlers muss weiblicher werden
Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung (Anhörung)
Berlin: (hib/SKE) Frauen müssen mehr und vor allem anders als bisher gefördert werden, wenn sie an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen Erfolg haben sollen. Darin waren sich die Sachverständigen mit den Mitgliedern des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung während der öffentlichen Anhörung am Montagnachmittag einig. Wichtig war vielen Experten, dass die Hochschulen eigenständig über Maßnahmen entscheiden können. Eine Frauen-Quote spielte in ihren Überlegungen weniger eine Rolle als Anreizsysteme wie Frauen-Netzwerke und Mentoren sowie die Möglichkeit, einen wissenschaftlichen Arbeitsplatz mit Familienplanung zu vereinigen.
"Es gibt eine Art kumpaneihafte Verbrüderung in vielen Organisationen", sagte Professor Susanne Baer, Direktorin des GenderKompetenzZentrums der Humboldt Universität Berlin. Professor Amélie Mummendey, Prorektorin für die Graduierten-Akademie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, sah ein Problem in dem immer noch vorherrschenden Idealbild des Mannes als Wissenschaftler. Die Benachteiligung der Frauen sei heute subtiler und äußere sich in Berufungsverfahren meist in Aussagen wie "hervorragende Qualifikation, aber sie passt nicht ganz ins Profil". Um das Bild des idealen Wissenschaftlers zu wandeln, müssten auch Kampagnen, die sich an Männer richten, organisiert werden. Auch sie müssten sich vorstellen können, Familie und Beruf zu verbinden. Eine gute Kinderbetreuung sei natürlich ebenfalls notwendig, "aber wenn man die Kinder nicht outsourcen will, dann muss man die Arbeitszeiten verändern, um die Chancen auf Doppelkarrieren zu erhöhen". Ähnlich argumentierte Andreas Keller von der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft. "An den Hochschulen existiert der Mythos des Wissenschaftlers, der sein ganzes Leben der Wissenschaft zu widmen hat", so Keller. Das Karriereprinzip sei immer noch "Aufstieg oder Ausstieg". Wer Frauen in der Wissenschaft fördern wolle, der müsse auch eine "horizontale Lebensplanung" und Pausen vom Beruf zulassen.
Wie aus den Unterlagen der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung, die vor der Ausschusssitzung verteilt wurden, hervorging, waren 2005 52,5 Prozent der Abiturienten weiblich. Unter den Studienanfängern waren noch 48,8 Prozent Frauen. Im selben Jahr waren die Hälfte der Hochschulabsolventen Frauen. Die Zahlen sinken jedoch deutlich, wenn es sich um Promotionen, Habilitationen und Führungsposten wie Universitätskanzler handelt. Knapp 40 Prozent der Wissenschaftler, die 2005 promovierten, waren weiblich, sowie 14,2 Prozent der Professoren. 2006 waren 8,4 Prozent der Rektorenposten mit Frauen besetzt.
http://www.hof.uni-halle.de/steuerung/doku/BerlHG-GesetzentwurfPDS.pdf
LP 184 Gerd Hoofe, CDU, geboren 1955 in Mittelnkirchen (Niedersachsen), wohnhaft in Osnabrück, studierte Rechtswissenschaften in Göttingen, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, verheiratet und hat zwei Töchter
Staatssekretär Gerd Hoofe: "Thema Gleichstellung muss lebendig vermittelt werden"
Medienkoffer "Frauen und Männer – Gleich geht´s weiter" bringt Schwung in den Unterricht
Berlin, 19.12.2008
Im neuen Jahr können Lehrerinnen und Lehrer der 9. bis 12. Klasse ihren Unterricht beim Thema "Gleichstellung" noch bunter und lockerer gestalten. Dabei hilft ihnen der neue Medienkoffer "Frauen und Männer – Gleich geht´s weiter" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, den man bei den jeweiligen Landesfilm- und Landesmediendiensten kostenfrei ausleihen kann. Er enthält zahlreiche Unterrichtsmaterialien wie zum Beispiel Filmclips, Tipps für Rollenspiele und Postkarten mit lustigen Motiven als Diskussionsanstoß.
"Gleichstellung ist ein Thema mitten aus dem prallen Leben, so sollte es jungen Menschen auch vermittelt werden", sagt der Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Gerd Hoofe . "Warum gibt es so wenige Frauen in Führungspositionen? Welche Rolle spielen Männer bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Und was bedeutet Gleichberechtigung in meinem eigenen Leben? Wenn Schülerinnen und Schüler zum Beispiel sehen und hören, wie Breakdance-Kids über Gleichstellung denken oder selbst aufgefordert werden, einen Rapsong zum Thema zu machen, setzen sie sich intensiv mit ihren Zielen und dem eigenen Rollenverständnis auseinander. Das hilft den Mädchen wie auch den Jungen dabei, ihren eigenen Weg zu gehen – in Beruf und Familie."
Hauptbestandteil des Medienkoffers ist die DVD "Frauen und Männer – Gleich geht´s weiter". Der Film besteht aus insgesamt fünf Clips zum Thema Gleichstellung: Ein Comicfilm zeigt die Entwicklung der Gleichstellung von 1848 bis heute, in einem weiteren Clip tanzen Jugendliche Breakdance und fragen sich, ob das wirklich nur ein Sport für Jungs ist. Im nächsten Clip erzählen fünf Karrierefrauen, unter ihnen eine Börsenchefin und eine Politikerin, wie sie Beruf und Familie miteinander vereinbaren. Auch im darauf folgenden Clip geht es um Vorbilder: Männer wie zum Beispiel ein Kinderarzt in Elternzeit erzählen, welche Probleme ihnen in ihrem Alltag als Vater begegnen. Der Film endet mit einem Resümee zum Stand der Gleichstellung und lustigen Outtakes aus den Clips. Außerdem enthält der Medienkoffer eine Broschüre mit Tipps zur Auflockerung des Unterrichts: Zum Beispiel werden die Jugendlichen aufgefordert, eine Talkshow nachzuspielen und sich dabei typisch männlich und weiblich zu verhalten. Außerdem gibt es eine CD-Rom, auf der unter anderem Gesetze wie das Elterngeldgesetz jugendgerecht erklärt werden. Dazu kommen drei lustige Postkarten, die zur Diskussion anregen sollen.
Ein Motiv zeigt zum Beispiel ein Pärchen im Ruderboot: Die Frau rudert in die eine, der Mann in die andere Richtung. Der Medienkoffer kann ab Mitte Januar 2009 kostenfrei bei den Landesfilm- bzw. Landesmediendiensten der einzelnen Bundesländer ausgeliehen werden. Darüber hinaus stehen Film und Begleitbroschüre dort kostenfrei auch als Download zur Verfügung. Mehr erfahren Sie unter www.landesfilmdienste.de. Die drei Postkarten zum Film können Sie außerdem beim Publikumsversand der Bundesregierung unter publikationen@bundesregierung.de bzw. www.bmfsfj.de bestellen.
Rede von Herrn Gerd Hoofe, Staatssekretär im Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend, anlässlich des FidAR-Forums „Eine gute Wahl - Mehr Frauen in die
Aufsichtsräte“ am 16. September 2009 im ARTrium der Britischen Botschaft in Berlin
Es gilt das gesprochene Wort!
Inhalte:
I. Begrüßung – „Eine gute Wahl“
II. Zahlen und Fakten
III. Welche Barrieren stehen Frauen entgegen?
IV. Wie und wo setzen wir an?
V. Fazit / Leitgedanke o. Fragen an die Veranstaltung
Anrede,
sehr geehrte Frau Schulz-Strelow
sehr geehrter Herr Botschafter,
sehr geehrte Damen und Herren!
Wir wissen, dass das Problem in Veränderungsprozessen nicht die Veränderung selbst ist,
sondern immer das Denken in Kategorien und der Logik von gestern. In diesem und im
vergangenen Jahr haben wir einige Jubiläen der Gleichberechtigung gefeiert und einen Blick zurückgeworfen. 90 Jahre Frauenwahlrecht, 60 Jahre Artikel 3 im Grundgesetz. Wir erinnern uns an gestern. Die Frauen, die für Gleichberechtigung gekämpft haben, kämpften um dasRecht auf Bildung und Erwerb. Sie wollten unabhängig sein – gerade auch finanziell. Und sie wollten beweisen, dass Frauen genauso kompetent sind wie Männer – nicht nur in denWissenschaften, in der Kunst oder im Management. Nein, jederzeit und überall.
Aber das waren nicht die Kategorien im Denken und die Logik, die in der Gesellschaft und der Politik tatsächlich verankert und präsent waren. Nur so ist auch das wohl 60 Jahre alte Zitat von Käthe Ahlmann, der Gründerin des VdU, zu verstehen, wenn sie sagte, sie er-warte von einem Mann nicht, dass er ihr einen Platz in der Straßenbahn anbiete, Hauptsache sei, dass er ihr einen Platz im Aufsichtsrat anbiete.
Lange Zeit wurde den Frauen diese Kompetenz vehement abgesprochen, da sie schließ-lich biologisch „anders“ seien und daher entsprechende Fähigkeiten nicht in ihnen angelegt sein könnten.
Natürlich sind Frauen „anders“. Sowohl biologisch als auch soziologisch gesehen, denn unsere Kulturgeschichte ist auch eine Geschichte von Geschlechterrollen – und diese
bestimmen das „soziale Geschlecht“ bis heute. Was unser heutiges Wissen von den früheren Diskussionen unterscheidet ist die bewusste Erkenntnis, dass aus diesem „Anderssein“ kein Weniger an Kompetenz hergeleitet werden kann und auch ansonsten kein Weniger, kein Geringer und kein Seltener.
Frauen sind hervorragende Naturwissenschaftlerinnen, phantastische Komponistinnen,
Malerinnen, Bildhauerinnen, perfekte Mütter, beste Sozialarbeiterinnen und Ingenieurinnen und - sie können Unternehmen führen und erfolgreich steuern. Ob sie all diese Tätigkeiten anders ausführen als Männer, kann man sicher lange diskutieren. Letztlich kann es uns aber egal sein, ob sich die Führungsstile von Frauen und Männer signifikant unterscheiden oder nicht, wichtig ist, dass keinem Geschlecht prinzipiell Führungseigenschaften abgesprochen werden können.
Von daher wäre es folgerichtig, genau so viele Frauen wie Männer in Chefetagen von
Großunternehmen, in Aufsichtsräten und Vorständen anzutreffen. Doch nach wie vor weit gefehlt, dort sind nur wenige Frauen präsent.
Anders ist es auch nicht zu verstehen, wenn jetzt ein Aufheben gemacht wird, dass Simone Bagel-Trah als erste Frau an der Spitze des 133 Jahre alten Henkel-Konzerns und einzige Frau im Chefsessel eines Dax-Unternehmens Platz nimmt. Das sei für die Firma „schon ein krasser Wechsel“, sagt Bagel-Trah in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Allerdings
sieht sie sich gewappnet: „Ich war meistens jünger als die anderen und fast immer die einzige Frau.“ Richtig und bedenklich.
I. Zahlen und Fakten
Werfen wir ein Blick auf die größeren Zahlen. Wie sieht die Datenrealität aus. Eigentlich
müsste Frauen danach der Weg an die Spitze offen stehen:
51 % der Hochschulabsolventen sind heute weiblich. Aber: 80 % der Führungspositionen
werden mit Absolventen der Wirtschafts-, Ingenieur- und Naturwissenschaften besetzt – und nur 25 % der Absolventen dieser Fächer sind Frauen.
15% Frauen gibt es in den gehobenen Führungsetagen (2. Ebene) von Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern, bei Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten sind es nur noch 12 %. Wenden wir den Blick nach ganz oben. Nur 16 der 160 Aktiengesellschaften in den wichtigsten deutschen Börsenindizes haben überhaupt weibliche Vorstandsmitglieder.
Das bedeutet im Umkehrschluss, in 144 dieser Unternehmen ist keine Frau im Vorstand. Nur ganze 6 der 160 Unternehmen kommen auf ein Drittel weiblicher Vorstandsmitglieder; der Regelfall sind rein männliche Vorstandsrunden. Und je höher das Börsenengagement, desto niedriger ist der Frauenanteil im Topmanagement. Der Frauenanteil in Aufsichtsräten beträgt10,2 %, auf Vorstandsebene gerade einmal 3,0 %.
Und dabei muss berücksichtigt werden, dass 78 % (Untersuchung der Hans- Böckler-Stiftung, 9/2009) der weiblichen Aufsichtsratsmitglieder von den Arbeitnehmervertretungen entsandt wurden.
Ein positiver Trend 2009 verglichen mit 2008 ist, dass in allen Kategorien die Anteile zugunsten der Frauen leicht gestiegen sind. Nun ja, man kann sich auch an Marginalien in der Entwicklung freuen, aber man sollte sich davon nicht betören lassen.
Fakt ist:
Deutschland liegt im europäischen Vergleich von Frauen in Führungspositionen im Mittelfeld. Allerdings damit ist nichts gewonnen. Deutschland bleibt hinter seinem Potenzialweit zurück und die allermeisten anderen Länder eben auch. Man muss die Dinge schon relativ sehen - aber bitte auch absolut. Und absolut ist hier wenig nicht mehr, sondern wenig ist ein Dilemma.
Ich zitiere die Kanzlerin: In ihrer Rede beim 28. Bundesdelegiertentag der Frauen Union am 26.8.2009
„Was sich in der deutschen Wirtschaft abspielt, gerade in den großen Unternehmen, ist ausmeiner Sicht nicht hinnehmbar.” Und das meine sehr verehrten Damen und Herren bezieht sich diesmal auf den Anteil von Frauen in Führungspositionen.
II. Welche Barrieren stehen Frauen entgegen?
Wieso gelingt es nur so wenigen Frauen, die „gläserne Decke“ zur Ebene des Top-Managements zu durchbrechen? Welche informellen „Bollwerke“ stehen ambitionierten
Frauen entgegen? Sind es die dummen selbstherrlichen Männer, die über kluge Frauen bestimmen wollen oder ist es die Höhenangst oder von beidem etwas oder was anderes? Um diese Frage zu beantworten, ist es höchst aufschlussreich, diejenigen zu fragen, die selbst in Führungsetagen sind: männliche Manager.
Bei einer qualitativen Befragung von Männern im Management – Herr Dr. Wippermann wird die Ergebnisse später ausführlicher darstellen – wurden 3 Mentalitätsmuster deutlich: Die konservative / die aufgeschlossene / und die individualistische Haltung.
Die befragten Männer mit eher konservativer Einstellung wollten prinzipiell keine Frauen in
Führungspositionen. Ihrer Auffassung nach stören Frauen die eingespielten, bewährten Netzwerke der Männer. Frauen, die Führungspositionen anstreben, seien oft verbissene Einzelkämpferinnen, die versuchten, „männlicher“ zu sein als die Männer. Außerdem würden sie sich zu stark über ihre Fachkompetenzen definieren, sie könnten nicht gut delegieren und würden alles selbst machen wollen. Eine Führungsperson brauche zudem einen stabilen familiären Background, der auch Wirtschaftspartnern "ordentliche Verhältnisse" signalisiere – also die Frau, die ihrem Mann den Rücken frei hält. Diese Familienkonstellation ist bei Frauen eher selten anzutreffen.
Männer mit einer aufgeschlossenen Haltung gegenüber Frauen in Führungspositionen sind eher im mittleren Management anzutreffen. Sie gehen davon aus, dass Frauen und Männergleichberechtigt sind. Daher sollten sie in Führungsetagen der Unternehmen grundsätzlich gleich stark vertreten sein. ABER: "Vorstand: Das ist eine andere Sport-art.“ Dort gehe es einzig um kurzfristig messbaren Erfolg. Offenbar trauen sie diese „harte Gangart“ Frauenweniger zu.
Für Männer mit individualistischer Grundhaltung spielt nach eigenen Angaben das Geschlecht bei einer Kandidatur keine Rolle mehr. Es komme allein auf die Persönlichkeit, die fachliche Qualifikation und die Kontinuität der Karriere an. Aber auch sie finden ein Haar in der Suppe: Es gäbe nicht genügend qualifizierte Bewerberinnen. Ein Teil der qualifizierten Frauen wolle einige Zeit ganz für die Kinder da sein. Damit fehle ihnen die notwendige berufliche Kontinuität.
Diese drei Mentalitäten finden sich oft auch in ein und demselben Unternehmen - und das hat Folgen: Da es die Männer in den Führungsetagen sind, die definieren, wie sich frau zu
verhalten hat, ist deren Einstellung maßgebend. Wird die Frau dem einen gerecht, fällt sie möglicherweise unter das Verdikt des anderen. Und dann wird natürlich ohnehin nach dem Ähnlichkeitsmuster gehandelt, die die mir ähnlich sind, der Golfpartner und der Mitwirkende im Netzwerk, erhalten den Vorzug.
So sind es diese Mentalitätsmuster, die innerhalb von Unternehmen Hüter der gläsernen Decke sind. Durch die Antworten der (Top)Manager zog sich ein roter Faden: Was spricht
alles gegen Frauen in Führungspositionen? Dies ist in den Führungsetagen offenbar – bei allem Wohlwollen gegenüber Frauen – der selbstverständliche Reflex.
Als notwendige Kompetenzen für Führungsaufgaben werden von Personalberatungen
genannt: die Fähigkeit zur Bewältigung von komplexen Sachlagen, mittel- und langfristiges Denken, Kommunikationsfähigkeit, Empathie. Außerdem Intuition, Kreativität und Pioniergeist. Sind das nicht genau die Voraussetzungen, die ambitionierte rauen mitbrin-gen?
Oftmals sind es aber genau diese Eigenschaften, die Frauen als Defizit ausgelegt werden, diese Eigenschaften sind also durchaus zweischneidig in der Bewertung durch Männer. Wer die Hoheit über Deutung und Definition hat, besitzt die Macht, die Macht der anders-lautenden Entscheidung.
Ich möchte Ihnen ein Beispiel nennen: In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir wiederholt gehört: Mit Frauen in den Vorständen und Aufsichtsräten wäre es möglicherweise nicht zur dramatischen Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen. Denn: Frauen hätten eher die Strategie, Erfolg dadurch zu erreichen, dass sie Misserfolge vermeiden. Sie spielen weniger auf Risiko, ja, sie „spielen“ überhaupt weniger. Auf lange Sicht sei dies von Vorteil; von Nachteil jedoch, wenn das Unternehmen jemanden sucht, der mit Mut und Risiko schnelle Entscheidungen fällt.
Anrede,
Personalberater und Unternehmen arbeiten eng zusammen mit der Folge, dass die in manchen Führungsetagen vorhandenen stereotypen Bilder von Frauen von den Personalberatern übernommen werden: Ein Teufelskreis, der die "gläserne Decke" gegenüber Frauen verstärkt.
III. Wie und wo setzen wir an? Die gläserne Decke zu durchbrechen.
Die Befragungen zeigen, dass Ausgangspunkt von Veränderung eine neue
Unternehmenskultur sein muss. Unternehmensleitungen müssen sich der Barrieren - auch in den eigenen Köpfen - bewusst werden. Wie kann man diese Entwicklung befördern?
Ein wichtiges Instrument ist, Transparenz herzustellen. Transparenz, wie es in den Führungsetagen großer Unternehmen aussieht – und was gegen das Frauendefizit unternommen wird. Haltung und Einstellung müssen endlich der Erkenntnis folgen: Wir können es uns nicht leisten, Chancen zu verschwenden und auf Kompetenzen zu verzichten.
Mein Haus fördert zur Zeit ein kreatives und verblüffend einfaches Projekt des Deutschen Juristinnenbundes: Um Aufmerksamkeit sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei den Anteilseignern zu gewinnen, gehen Anteilseignerinnen oder ihre Bevollmächtigten in
Hauptversammlungen deutscher Großunternehmen und stellen den Unternehmen Fragen:
„Nach welchen Kriterien erfolgt die Auswahl der Aufsichtsräte, spielt auch das Geschlecht
eine Rolle?“, „Stand eine Frau als Aufsichtsrätin zur Auswahl?“ oder „Wenn nein: Hat das Unternehmen sich um eine Frau als Aufsichtsrätin bemüht?“
Bei diesen Fragen gerät so mancher Aufsichtsrat ins Schwitzen. Peinlich wird es, wenn auf der nächsten Hauptversammlung die gleichen Fragen gestellt werden – und die Be-fragten erneut keine Antworten geben können. Der Druck wächst und nach dem physikalischen Gesetz: Unter Druck wird alles flüssig, die Starrheit wird aufgehoben und an ihre Stelle tritt Beweglichkeit, entwickelt sich Veränderung jenseits der ewig gestrigen Denkmuster und Logik. Aber allein auf Physik kann man sich nicht verlassen, das allein reicht nicht aus.
Dieser Weg über die Anteilseigner ist zwar eine gute Strategie, es braucht aber weitere Schritte i.S. eines konkreten Stufenplans verschiedener abgestimmter Handlungsoptionen, die in der nächsten Legislatur in Angriff genommen werden müssen. Eine weitere Massnahme wäre die entsprechende Ergänzung von Geschäftsberichten. Jedes Jahr wird vom managermagazin „Der beste Geschäftsbericht“ gekürt. Eine transparente Geschäftsberichterstattung ist
Ausdruck einer guten Unternehmensführung. Um noch mehr Aufmerksamkeit in der
Wirtschaft zu bekommen, könnte man an die Veranstalter des Wettbewerbs den Gedan-ken herantragen, Chancengleichheit als Bewertungskriterium zu berücksichtigen.
Mehr Transparenz könnte nach schwedischem Vorbild auch auf dem Weg über das
Handelsgesetzbuch eingefordert werden: „Soweit von Bedeutung“ sind große
Kapitalgesellschaften nach dem Gesetz verpflichtet, in ihren Lagebericht auch nichtfinanzielle Leistungsindikatoren aufzuführen. Ich behaupte: Der Anteil von Frauen auf allen
Hierarchieebenen hat diese Bedeutung, denn er ist ein wichtiger Indikator, wenn man sich ein umfassendes Bild von der Lage eines Unternehmens
machen will. Ein uns vorliegendes Gutachten kommt zu dem Ergebnis: Bereits nach
gegenwärtiger Gesetzeslage müsste ein Lagebericht den Anteil von Frauen in allen Hierarchieebenen aufzeigen.
Ich bin mir durchaus bewusst, dass in der Praxis Unternehmen eher selten auf diese Idee kommen und den Frauenanteil in Führungspositionen angeben. Hier muss noch das Bewusstsein geschärft werden und ich halte auch eine klarstellende Novelle des HGB für
machbar, so dass es keinen Ausweg und keine Ausflucht mehr gibt.
Ein anderes diskutiertes Instrument, das mehr Frauen in Führungspositionen bringen soll, birgt besonderen Zündstoff: „Die Quote“ oder eine vergleichbare rechtliche Regelung. Eine gesetzlich verpflichtende Quote für Vorstände und Aufsichtsräte nach norwegischem Vorbild passt als Mustervorlage zunächst nicht 1:1 zum deutschen Recht. Allerdings kann man von europäischen Nachbarn immer lernen sollte aber auch genau hingucken, wenn es um die belastbaren Erfahrungen und die Vergleichbarkeit von Strukturen geht.
Bundeskanzlerin Merkel selbst hat vor wenigen Wochen bei einer großen Veranstaltung der Frauen-Union in Duisburg auf die bereits allein im Rahmen der Diskussion über eine Regelung in Norwegen eingetretenen positiven Effekte verwiesen und auf die Erfolge, die in den deutschen Parteien mit Quoten-Selbstverpflichtungen erzielt wurden.
Diese selbstverpflichtenden Quoten seien in der Politik der Anstoß zum tätigen Nachden-ken gewesen, so dass heute vielen Entscheidungsträgern bei der Behauptung, es sei keine geeignete Frau für ein Gremium zu finden zumindest die Peinlichkeit im Gesicht steht.
Das Für und Wider von Quotenregelungen, ihre optimale Reichweite und die Frage, ob sie gesetzlich oder untergesetzlich verankert werden sollten, wird sicher im Laufe des Nachmittags noch weiter erörtert werden. Und auch wir werden diese Frage vor dem Hintergrund neuer Erkenntnisse, dem Ergebnis laufender Begutachtungen und auch im Angesicht der vorliegenden Repräsentativbefragung immer wieder neu stellen, erörtern und entscheiden müssen.
http://www.fidar.de/webmedia/documents/forum/forum1/Rede_StS_Hoofe.pdf
Deutschland unterstützt die finnische Ratsprä-sidentschaft in der europäischen Gleichstel-lungspolitik
Deutschland will sich auch nach Übernahme der EU-Ratpräsidentschaft am 1. Januar aktiv für die bessere Teilhabe von Frauen an der politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsfindung sowie für eine Steigerung des Anteils von Frauen in Führungspositionen einsetzen. "Wir brauchen mehr Mütter, die Karriere machen", sagte Gerd Hoofe, Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend beim informellen Treffen der europäischen Gleichstellungsministerinnen und -minister in Helsinki. Die Bundesregierung fördert die Berufstätigkeit von Frauen mit zahlreichen Initiativen und Programmen.
Die amtierende finnische Ratspräsidentschaft hatte das Ministertreffen am 7. Oktober unter die Überschrift "Frauen und wirtschaftliche Entscheidungsfindung" gestellt. "Frauen sind in den Führungspositionen dramatisch unterrepräsentiert. Die damit verbundene Arbeitsteilung - Frauen führen die Entscheidungen aus, die Männer treffen - ist nicht zukunftsträchtig. Um in komplexen Entscheidungssituationen problemgerecht und zielorientiert zu handeln, bedarf es eines Managements, das möglichst viele Kompetenzen verbindet", so Gerd Hoofe in Helsinki. Der Erfolg der Wirtschaft, die von mehr Frauen in Entscheidungspositionen profitiert, kann aber nur unter der Voraussetzung zu einem Erfolg für die Gesellschaft werden, wenn sich Kinder nicht länger als Karriereknick erweisen. "Wir brauchen vor allem mehr Mütter, die Karriere machen. Unternehmen, die auf die Fähigkeiten und Erfahrungen von Frauen mit Kindern verzichten, gehen ein unternehmerisches Risiko ein", so Hoofe.
Die Bundesregierung will die Chancen berufstätiger Frauen verbessern. Die Vereinbarung der Bundesregierung mit der Privatwirtschaft fördert die Chancengleichheit von Frauen und Männern. Das Gesetz zum Ausbau der Kindertagesbetreuung und die neuen Regeln zur Absetzbarkeit der Kinderbetreuungskosten verbessern kontinuierlich die Rahmenbedingungen für berufstätige Mütter. Die Partnermonate des neuen Elterngeldes ermöglichen es jungen Paaren, berufliche Auszeiten für die Erziehung eines Neugeborenen wesentlich flexibler als bisher zwischen den Partnern aufzuteilen. Eine Regelung, die nicht nur den vielen Vätern entgegen kommt, die sich mehr Zeit mit ihren kleinen Kindern wünschen. Auch die Mütter erhalten so die Chance, früher wieder in den Beruf einzusteigen und so die Karrierechancen zu wahren.
Am Vortag der Konferenz hatte bereits die europäische Fachtagung "Männer und Gleichstellung" stattgefunden. Im Fokus stand die Frage, wie Männer für eine aktive Rolle bei der Überwindung überkommener Rollenmuster zu begeistern sind. Um Gleichstellungspolitik erfolg-reich zu machen, hielten es Experten und Expertinnen aus den Mitgliedsstaaten für notwendig, an den konkreten Interessen der Männer anzuknüpfen, um ihnen die Loslösung von ihrer herkömmlichen Rolle zu erleichtern.
http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Archiv/16-legislatur,did=86540.html
LP 185 Jörg Strohschein, freier Journalist u.a. Tagesspiegel, beheimatet in Leverkusen, im Verband Deutscher Sportjournalisten
Wer nicht hören will, muss fühlen. Offenbar lassen die tradierten Strukturen der allermeisten Unternehmen (noch) nicht zu, dass mehr Frauen in Führungspositionen gelangen. Dabei ginge es laut Untersuchungen vielen Firmen besser, wenn vermehrt weibliche Blickwinkel in das Management einflössen. Die Firmen müssen offenbar zu ihrem Glück gezwungen werden – was aber auch eine eminente Einschränkung der unternehmerischen Freiheit bedeutet.
http://www.wz-newsline.de/home/wirtschaft/grosser-eingriff-1.926269
LP 186 Joachim Güntner, CH, geboren 1960, Studium der Germanistik, Philosophie und Sozialwissenschaften, Kulturkorrespondent für Deutschland der NZZ, nzz.guentner@t-online.de
http://www.nzz.ch/images/guentner_joachim_1.87884.1265362547.jpg
Männer fallen als Gegner aus
Der neue Feminismus hadert mit dem alten und verzichtet auf den Geschlechterkampf
Joachim Güntner
Auch der aufgeklärte Mann hat seine schwachen Momente. Dann blickt er aus der Zone fortgeschrittener Gleichberechtigung – sagen wir: aus Deutschland – neidvoll auf seine Geschlechtsgenossen in Osteuropa und seufzt: Pole müsste man sein; gern auch Bulgare oder Ukrainer. Das ist natürlich nur eine kurze Anwandlung, und sie wird pflichtschuldigst unterdrückt. So ganz aber kann er nicht verdrängen, welche Verhältnisse auf den Strassen und in den Restaurants von Breslau, Sofia oder Lwow herrschen, wie sehr sich die Männer dort gehen lassen dürfen und wie wenig das die Frauen stört. Simpel gekleidete, aus dem Leim gehende Typen an der Seite eleganter feingliedriger Weibchen. Als er eine Polin fragte, wie das denn möglich sei, dass solche verfetteten Kerle mit Frauen solchen Formats – da lachte sie und meinte, Männer müssten nun mal «stattlich> sein. Stattlich? Sind das, wollte er bissig erwidern, nicht vielmehr Fleischklösse? Aber die Antwort gab er sich gleich selbst: Besser ein in sich ruhender Kloss als ein desperates armes Würstchen.
«Was vom Manne übrig blieb>, bilanziert der Basler Soziologe Walter Hollstein in einem soeben erschienenen Buch zur «Krise und Zukunft des starken Geschlechts> (Untertitel), und es ist lehrreich, diese Männerkunde neben jüngere und jüngste Publikationen aus dem frauenkundlichen Ressort zu stellen. Hollsteins Buch ist gerammelt voll mit Befunden aus der Welt der Würstchenartigen, er weiss von Buben, die in der Schule von Mädchen überflügelt werden, von Männern, die im Schnitt sechs Jahre früher sterben als Frauen, die leichter Krebs kriegen, schneller ihren Job verlieren, als geschiedene Väter traurig ohne Kind dastehen, die in der Werbung immer den Trottel geben müssen und vor Gericht härter bestraft werden als weibliche Delinquenten. Dagegen spreizen sich in den Büchern des neuen Feminismus selbstbewusste Damen als «F-Klasse> oder «Alphamädchen>.
Und nicht etwa, dass sie nun mit emanzipiertem Elan die Männer in Grund und Boden stampfen wollen. Anders als die zweite Frauenbewegung vom Anfang der 1970er Jahre, deren Pioniere die Suffragetten des frühen 20. Jahrhunderts waren, sucht die sogenannte dritte Welle des Feminismus nicht mehr den Geschlechterkampf. Männerhass ist out. «Es sind subtile Hindernisse, die sich uns in den Weg stellen, kein grosses, böses Patriarchat an sich>, meinen die «Alphamädchen>, das Autorinnen-Trio Meredith Haaf, Susanne Klinger und Barbara Sreidl. Wo der moderne westliche Mann, gestresst von Fitness-Erwartungen und überfordert von der Idee, Alleinverdiener und Ernährer einer Familie zu sein, wo also dieses desolate Geschlecht kein Gegner sein kann, reiben sich die Jungfeministinnen lieber an ihrer Altvorderen: an Alice Schwarzer.
«Buchhalter-Feminismus> halten etwa Jana Hensel und Elisabeth Raether der langgedienten «Emma>-Herausgeberin vor. Dergleichen kann man jetzt öfter lesen. Alice Schwarzer denke antiquiert über Pornografie und Sexarbeit, sie diskriminiere mit ihren Attacken auf den Islam und das Kopftuch die muslimischen Frauen und spreche, alles in allem genommen, nicht mehr die Sprache der «neuen deutschen Mädchen> – Mädchen? – unter fünfunddreissig. Die Angegriffene fuhr, als sie kürzlich den Börne-Preis erhielt, eine Retourkutsche über das junge Gemüse, sprach von einer «Verluderung des Feminismus> zu «Wellness-Feminismus>, putzte ihre Kritikerinnen als Girlies herunter und nannte die Beschönigung der Prostitution einen Ausbund an Hartherzigkeit. Seither tut der feministische Diskurs so, als lebe er wieder.
Beeindruckend ist die theoretische Unbedarftheit des neudeutschen Feminismus. «Spass> soll er machen, lässig und sexy wollen seine Vertreterinnen daherkommen. Bücher über Intimrasuren sind spannender als «Gender-Studies>. Die kommode Denkungsart erlaubt, eine geschwätzige Körperöffnungsspezialistin wie Charlotte Roche zur Frauenrechtlerin aufzuwerten. Und die weiss denn auch sogleich die Anti-Pornografin Alice Schwarzer zu belehren, indem sie vorschlägt, Pornos als etwas anzusehen, «bei dem Männer auch was lernen können>. Nämlich? «Wie man Frauen befriedigt zum Beispiel.> Na, dann . . . Grossartig auch, wenn Roche rügt: «Alice Schwarzer wird dem Menschen in der Frau nicht mehr gerecht.> Grossartig ist das deswegen, weil Schwarzer selber gern klagt, sie bleibe, gleich ob bewundert oder angefeindet, «doch immer eine Frau, bin nie einfach Mensch>. Die Berufung auf das Menschliche in jedem Weibe ist jene letzte triviale Basis, die alle Feministen eint. Darüber vergessen sie einmal für Momente ihre Richtungsstreite und postulieren unisono den Feminismus als «Teil eines unvollendeten humanistischen Projekts> (Barbara Gärtner, Kritikerin von Roche & Co.).
Lob der Frauenpower
Was kennzeichnet die allgemeine Lage? Männer entdecken sich als Opfer, Frauen aber wollen nichts wie raus aus der Opferrolle. Der Anspruch auf die politische und soziale Gleichstellung der Geschlechter ist unstrittig; marxistisch gesprochen hat sich der Feminismus im Überbau totgesiegt, im Unterbau bleibt allerdings ein statistisch signifikantes Lohngefälle (in Deutschland von über zwanzig Prozent) zwischen Männern und Frauen in gleichen Positionen zu beseitigen. Da Männer als Gegner ausfallen, richten sich allfällige neofeministische Beschwerden bloss noch gegen «die Strukturen>, namentlich gegen altmodische Rollenerwartungen in Chefetagen oder die ästhetischen Diktate der Schönheitsindustrie und der Bildmedien.
Vor dreissig Jahren sangen linke Theoretikerinnen vom Schlage Luce Irigarays das Loblied der «spezifisch weiblichen> Tugenden, propagierten ein Fühlen und Denken, zu welchem nur Frauen fähig seien, und sahen darin eine die Welt erlösende Gegenkraft zur männlichen Härte. «Differenzfeminismus> nennt man das. Heute bekennt sich Wolfgang Schäuble zu eben jenem modernen Frauenbild, das die CDU-Mitglieder seiner Generation einst schreckte. Denkt der deutsche Innenminister an die Überwindung islamistischer Macho-Kulturen, so setzt er ganz auf «Frauenpower> und rühmt sie als «eine der grössten Hoffnungen für die Entwicklung moderner, demokratischer Gesellschaften>. Ein konservatives Regierungsmitglied, gereift an Jahren und männlichen Geschlechts, als Differenzfeminist – dahin sind wir gekommen.
http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/maenner_fallen_als_gegner_aus_1.740603.html
GÜNTNER, Joachim (2003): Männer dämmern, Frauen stapeln tief.
Anmerkungen zur Geschlechterdebatte in Deutschland,
in: Neue Zürcher Zeitung v. 23.08.
Inhalt:
Joachim GÜNTNER stimmt seinem FAZ-Kollegen SCHIRRMA-CHER hinsichtlich der Männerdämmerung zu:
"Schirrmachers Diagnose wäre wohl noch überzeugender, würde er sie nicht nur mit Frauen illustrieren, denen in der Mehrzahl Macht bloss als Erbe ihres Ehemannes zugefallen ist. Auf die jüngere Generation sollte er sehen.
Schon 1964 betrachtete (...) konservative Soziologe Arnold Gehlen misstrauisch die kulturelle Umprägung im Verhältnis der Geschlechter (...). Vierzig Jahre später tritt der Mann in Werbespots fast nur noch als Trottel auf, verwirrt vom überlegenen weiblichen Gegenpart, ungeschickt, blöd blickend und weitgehend stumm. Und in der Popmusik beherrschen sexuell herausfordernde Supergirlies die Szene, während die knäbischen Sänger um die Wette wimmern: «Fühlst du nicht den Schmerz in mir / O siehst du nicht, ich kann nicht mehr>, greint Jungstar Ben seine Liebste an, und das Popidol Xavier Naidoo schmachtet: «Ihrer Königlichkeit ist nur ein König wert / Und ich bin wenig königlich / Sie hat all das, was ich nicht hab / Sie sieht mich einfach nicht.> Männerdämmerung? Wer wollte es leugnen."
http://www.single-generation.de/grossbritannien/steve_jones.htm
LP 187 Markus Schwering, geboren 1956, Studium der Geschichte, Germanistik, Philosophie, Musikwissenschaften, Kulturredakteur beim Kölner Stadtanzeiger – http://www.ksta.de/ks/images/mdsBild/1235599563476m.jpg
Diese Kolumne ist politisch unkorrekt - und wer auf politischer Korrektheit besteht, sollte nicht weiterlesen. Ich selbst äußere das folgende auch nur zögernd - und mit gebührendem Abstand zum schreckensvollen Geschehen. Der Schulmordlauf von Winnenden hat wieder einmal gezeigt: Wenn Amok gelaufen wird, dann sind stets Männer bzw. männliche Wesen die Täter, so gut wie nie Frauen. Im Fall von Winnenden wird dieser Umstand verschärft durch die Beobachtung, dass der Mörder gezielt Lehrerinnen und Mitschülerinnen ins Visier nahm.
Das führt zu einer Frage: Benachteiligt unser Bildungssystem, unsere Gesellschaft je nach dem gerade Jungen in einer Weise, dass sie - wieder je nach dem - anfällig werden für monströs-radikale Konfliktlösungen? „Je nach dem“ - das meint, dass die Katastrophe selbstredend viele Ursachen hat, die teils menschlichem Erkennen unzugänglich sein mögen. Davon unabhängig ist doch bemerkenswert, wie die auch im Zuge der Frauenemanzipation durchgesetzte geschlechtsübergreifende „Feminisierung“ von Verhaltensformen und -normen Männer ins Abseits stellt.
Die haben nun mal dank ihrer hormonellen Disposition - Stichwort: Testosteron - einen Aggressivitätsüberschuss, der sich normalerweise in typischem Macho-Gehabe auslebt. Damit ist es nichts mehr: Jungen, schon in der Grundschule von Frauen regiert, sollen wie Mädchen fleißig, aufmerksam, strebsam und interessiert sein. Das aber kollidiert dann leicht mit ihrem Selbstbild und der inoffiziellen männlichen Werte-Hierarchie. Dass der Konflikt keine Einbildung ist, zeigt das Leistungsverhalten der Jungs: Die Mädels ziehen mühelos an ihnen vorbei, stellen an den Hochschulen die Mehrheit der Studierenden.
Ist die Vermutung abwegig, dass es die durch diese Konstellation aufgestauten Spannungen und Frustrationen sind, die sich dann schon mal kurzschlüssig und katastrophal Bahn brechen. Was tun? Muss sich nach der Frau der Mann emanzipieren? Es gibt ja bereits Jungen-Förderprogramme, die auf der Erkenntnis beruhen, dass etwas zu geschehen hat. Reicht es?
Fatal wäre freilich der Umkehrschluss: Wenn der Mann - wie in patriarchalischen Gesellschaften üblich - seine Frau verprügeln darf, dann läuft er auch nicht Amok. Und wer mutmaßt, ich wolle mit vorangehenden Einlassungen meine eigene Frauen verachtende Lebenspraxis rechtfertigen, irrt ebenfalls. Ich prügle meine Frau nicht - da können Sie sie ruhig fragen. Aber ich bin auch kein Amokläufer.
http://www.ksta.de/html/artikel/1238966891642.shtml
LP 188 Dr. Olaf Scholz, SPD, geboren 1958 in Osnabrück, Landesvorsitzender der Hamburger SPD und stellv. Bundesvorsitzender, Fachanwalt für Arbeitsrecht - seit 2011 Bürgermeister von Hamburg – www.olafscholz.de
Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass Frauen und Männer im Job gleich bezahlt werden. Arbeitsminister Scholz will die Klagerechte weiblicher Angestellter stärken – doch Arbeitsrechtler sehen hier keinen Bedarf. Opposition und Wirtschaftsverbände halten den Vorschlag für eine Mogelpackung.
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BERLIN. Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass Frauen und Männer im Job gleich bezahlt werden. Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) will die Rechtsposition von Frauen stärken, die von ihrem Arbeitgeber den gleichen Lohn wie ihre männlichen Kollegen einklagen wollen. Doch Arbeitrechtsexperten, Opposition und Wirtschaftsverbände halten den Vorschlag des Ministers für eine Mogelpackung, da die derzeitige Gesetzeslage diese Möglichkeit vor den Arbeitsgerichten längst vorsehe.
Scholz hatte angesichts einer erheblichen statistischen Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen vor kurzem vorgeschlagen, den Klageweg für Frauen zu erleichtern. Die Unternehmen sollen danach verpflichtet werden, die Daten für einen Gehältervergleich zur Verfügung zu stellen. Scholz forderte eine Beweislastumkehr bei Auseinandersetzungen um ungleiche Löhne: „Wenn es eine Ungleichheit gibt, muss die Firma beweisen, dass es sich dabei nicht um eine Diskriminierung der Frauen handelt“, sagte Scholz.
Auslöser des Vorstoßes ist eine vor kurzem vorgestellte Studie des Bundesfamilienministeriums, der zufolge Frauen bei gleicher Ausbildung, gleichem Alter und gleichem Beruf im selben Betrieb im Schnitt fast ein Viertel weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen.
Trotz dieser Zahlen halten renommierte Arbeitsrechtsexperten wie Frank-Karl Heuchemer von der Kanzlei White & Case in Frankfurt „die Wunschvorstellungen von Scholz für rechtlich nicht fundiert“, wenn es etwa um die Beweislastumkehr bei finanziellen Benachteiligungen am Arbeitsplatz geht. Der Arbeitgeber müsse nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schon heute darlegen, dass kein Verstoß gegen die Bestimmungen zum Schutz vor Benachteiligungen vorliege, sagte Heuchemer dem Handelsblatt.
In die gleiche Kerbe schlägt Arbeitsrechtler Jobst-Hubertus Bauer von der Kanzlei Gleiss Lutz: „Es soll wohl mal wieder eine neue Sau durchs Dorf getrieben werden. Verdient eine Arbeitnehmerin 15 Euro pro Stunde, während ihr Kollege am gleichen Arbeitsplatz für die gleiche Arbeit einen Stundenlohn von 22 Euro bekommt, liegt schon heute nach Paragraf 22 AGG ein Indiz für eine Diskriminierung vor“, sagte Bauer. Scholz werde daher sehr wohl wissen, dass die von ihm geforderte Beweislastumkehr bereits Gesetz sei. „Eine Neuregelung ist überflüssig“, sagte Bauer dieser Zeitung.
Ähnlich kritisch äußerte sich auch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA): „Die Ursache für Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern ist nicht, dass gleiche Arbeit beim gleichen Arbeitgeber unterschiedlich entlohnt wird. Das ist schon nach geltendem Recht unzulässig“, heißt es in einer Stellungnahme. Neuer gesetzlicher Aktionismus sei daher überflüssig.
Die frühere Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser Schnarrenberger (FDP) kann mit dem Vorstoß von Scholz ebenfalls wenig anfangen: „Frauen sind heute im Erwerbsleben aus ganz unterschiedlichen Gründen benachteiligt. Das fängt bei der nach wie vor mangelhaften Ganztagsbetreuung von Kindern an, und es hört mit Aufstiegsbarrieren in Unternehmen auf, die vor allem in konservativer Unternehmenskultur vorzufinden sind“, sagte die liberale Politikerin. Ein Blick nach Skandinavien zeige, dass der Staat in der Kinderbetreuung die richtigen Rahmenbedingungen setzen könne, damit Frauen im Erwerbsleben weniger benachteiligt würden.
„Die von Scholz ins Feld geführten Zahlen geben einen rein statistischen Durchschnittswert wieder“, argumentiert Arbeitsrechtler Bauer. Die Daten vernachlässigten, dass Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern deshalb entstünden, „weil Frauen sich häufiger für niedrig bezahlte Berufe entscheiden und Auszeiten für die Kindererziehung nehmen“, sagte Bauer.
Doch nicht nur die Forderung des Bundesarbeitsministers nach einer Beweislastumkehr in einem Arbeitsgerichtsprozess löst Kritik aus. Widerstand gibt es von Seiten der Arbeitsrechtler auch gegen seinen Vorschlag, die Quote von Frauen in Aufsichtsräten zu erhöhen: „Ziel sollte generell eine bessere und professionellere Überwachung der Unternehmensführung sein, die zunächst dadurch erreicht wird, dass die geeignetsten Personen Mandate besetzen“, sagte Heuchemer. Eine pauschale Quote laufe diesem Ziel aber zuwider.
Der Hamburger SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz will im Falle eines Wahlsieges die Hälfte der Senatorenposten an der Alster an Frauen vergeben. Das kündigte Scholz in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel am Sonntag an. "Klar ist: Der Senat wird hälftig aus Frauen und Männern bestehen", sagte Scholz.
Olaf Scholz will die Frauen-Quote
28. Oktober 2011 |
Frauen sind als Führungskräfte in der Wirtschaft “auf hanebüchene Weise unterrepräsentiert”, sagt Bürgermeis-ter Olaf Scholz und kündigt Senatsinitiativen zur Gleichstellung an.
Scholz sprach vor dem Verband deutscher Unternehmerinnen. Das Treffen der Dax-Konzerne mit der Bundes-regierung und die freiwillige „Flexi-Quote“ von Familienministerin Kristina Schröder kamen beim Senatschef nicht so gut an: „Alles in allem macht die Verabredung auch auf mich den Eindruck, es werde da nicht viel Sand aus dem Getriebe herausgeholt und nicht sehr entschlossen. Auf keinen Fall genug.“ Norwegen habe dagegen ein Gesetz, nach dem fast 400 börsennotierte Unternehmen verpflichtet sind, 40 Prozent ihrer Aufsichtsratspos-ten mit Frauen zu besetzen: “Es funktioniert, und ich finde es vorbildlich.”
Kaum ein Unternehmen in Deutschland strebe eine Mindestbeteiligung von Frauen von einem Drittel an, so Scholz. Neun von dreißig hätten selbst gesetzte Ziele von unter 20 Prozent genannt: „Außerdem sind die Zusa-gen der meisten Unternehmen auf ihre sämtlichen weltweiten Managementebenen bezogen. Ob dadurch der Anteil in Spitzengremien in Deutschland spürbar gesteigert wird, ist fraglich.“
Scholz weiter: „Der Wettbewerb um Fachkräfte, den manche Branchen und viele Unternehmen schon führen müssen, beruht darauf, dass es an Fachkräften fehlt. Wäre es nicht eine viel angenehmere und spann
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 191-200
LP 191 Juan Somavia, CL, geboren 1941 in Chile, Generaldirektor Internationale Ar-beitsorganisation (ILO)
"Trotz einiger Fortschritte bleiben immer noch viel zu viele Frauen auf den am schlechtesten be-zahlten Tätigkeiten sitzen", sagte Juan Somavia, Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorgani-sation (Ilo), zu der Studie, die am Donnerstag in Genf vorgestellt wurde. In Hinblick auf Löhne, Arbeitsplatzsicherheit, Status und Ausbildung bestehe nach wie vor eine gewaltige Kluft zwischen Frauen und Männern. "
Somavia forderte, Frauen noch stärker zu fördern und im Berufsleben durch rechtliche und soziale Regelungen besser abzusichern. Andernfalls werde die "Verweiblichung der Armut" anhalten und auch die nächste Generation erreichen. "
http://www.ftd.de/politik/international/:uno-warnt-vor-verarmung-von-frauen/170626.html
Senioren, Berufseinsteiger und Migranten werden laut Studie besonders oft diskriminiert. In Industrieländern trifft es Raucher und Übergewichtige. Von Flora Wisdorff
Die Weltwirtschaftskrise hat das Risiko von Diskriminierung am Arbeitsplatz erhöht. Seit Beginn der Krise Ende 2008 seien weltweit mehr Beschwerden registriert worden, die die Gleichstellung betreffen, stellt die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in ihrem neuen Bericht "Equality at work 2011" fest, der am Montag in Genf vorgestellt wird und der "Welt Online" vorliegt.
"Wirtschaftlich schwierige Zeiten sind ein Nährboden für Diskriminierung am Arbeitsplatz", erklärt ILO-Generaldirektor Juan Somavia. Vor allem schlecht ausgebildete Arbeitnehmer, Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund und ältere Arbeitnehmer seien betroffen gewesen.
Obwohl immer mehr Länder das Renteneintrittsalter hoch setzen, seien Ältere auf dem Arbeitsmarkt häufig diskriminiert. In den USA, Großbritannien und Frankreich habe die Zahl der entsprechenden Beschwerden während der Krise zugenommen, und bei einer Umfrage in der Europäischen Union sagten 64 Prozent der Teilnehmer, sie rechneten damit, dass die Krise zu mehr Diskriminierung gegen Ältere führen werde.
Aber auch die ganz Jungen, die gerade ihren ersten Job suchten, hätten unverhältnismäßig stark gelitten. Für jüngere Arbeitnehmer habe die Krise die ohnehin schwierige Situation verschärft, heißt es in dem Bericht. Ende 2009 habe es einen neuen Rekordwert von 81 Millionen arbeitslosen jungen Menschen weltweit gegeben.
Für Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund seien die Beschäftigungschancen während des Abschwungs gesunken, hingegen hätten Fremdenfeindlichkeit und Gewalt gegen sie zugenommen. In den meisten Ländern seien ausländische Arbeitnehmer schneller von Arbeitslosigkeit betroffen gewesen als Einheimische. Ein Grund sei, dass Migranten häufig in besonders betroffenen Sektoren wie der Bau- und Tourismuswirtschaft arbeiteten. Viele Länder hätten zudem in Folge der Rezession ihre Zuwanderungsquoten gesenkt.
Australien beispielsweise habe 2009 die Aufnahme von qualifizierten Arbeitnehmern auf nur noch 108.100 Einwanderer gesenkt – von 133.500 im Jahr 2008. Viele Menschen bekämen wegen rassistischer Vorurteile keinen Zugang zum Arbeitsmarkt, urteilt die ILO. Vor allem Menschen mit afrikanischer oder asiatischer Herkunft seien betroffen. In entwickelten Ländern würden Mitarbeiter inzwischen aber auch immer häufiger wegen ihres Lebensstils diskriminiert – etwa weil sie rauchen oder übergewichtig sind.
Frauen leiden besonders in Entwicklungsländern
In Entwicklungsländern bekamen dem Bericht zufolge vor allem Frauen die Krise zu spüren. So habe es in der afrikanischen Textilindustrie besonders viele Entlassungen gegeben – in dieser Branche arbeiten zu 90 Prozent Frauen ohne Ausbildung. "In der Krise werden Frauen häufig als Erste entlassen und bekommen als Letzte wieder einen Job", heißt es in dem Bericht.
In entwickelten Ländern konnte die ILO dagegen keine große Auswirkung der Krise auf die Beschäftigung von Frauen feststellen. In Großbritannien sank die Beschäftigungsrate von Männern sogar stärker als die von Frauen. Auch die Lohndifferenz habe sich durch die Krise nicht vergrößert. Insgesamt würden Frauen aber weiterhin schlechter bezahlt als Männer, seltener befördert oder überhaupt eingestellt, und sie seien auch von Armut häufiger betroffen: "829 Millionen Frauen leben weltweit in Armut, dagegen nur 522 Millionen Männer", schreiben die Studienautoren.
Die Gehälter von Frauen stellen im Durchschnitt weiterhin nur 70 bis 90 Prozent der Männergehälter dar. Trotz der "bedeutenden Fortschritte", die es in den vergangenen Jahrzehnten gegeben habe, und trotz der vielen Gesetzesänderungen zugunsten der Gleichberechtigung von Mann und Frau am Arbeitsplatz gebe es immer noch große Herausforderungen: So würden Frauen weiter in der Schwangerschaft oder als Mütter diskriminiert – oder einfach weil sie schwanger werden könnten.
Die Fälle von Kündigungen wegen Schwangerschaft oder der Nicht-Auszahlung von Gehaltsleistungen vor oder nach der Geburt hätten zugenommen. Schwangerschaften würden auch besonders häufig als Grund für die Nichtbeförderung von Frauen genannt. Viele Frauen klagen zudem, dass der Arbeitgeber sie nach der Mutterschaftspause nicht an den alten Arbeitsplatz zurückkehren lässt. Auch sexuelle Belästigung bleibt der ILO zufolge ein großes Problem am Arbeitsplatz. Opfer seien meist junge, alleinstehende oder geschiedene Frauen, die finanziell besonders abhängig von ihrem Job seien.
Die Internationale Arbeitsorganisation ist eine Behörde der Vereinten Nationen, in der Regierungen, Gewerkschaften und Arbeitgeber aus 183 Staaten Mindeststandards in den Arbeitsbeziehungen ausarbeiten und kontrollieren.
LP 192 Josef Broukal, Aut, geboren 1946 in Wien, Studium der Anglistik und Sozialge-schichte, Journalist (vor allem als Nachrichtensprecher tätig) und Politiker (ab 2002 für die SPÖ im Nationalrat vertreten)
"Wien - "Vorerst unerklärlich" ist die geringere Erfolgsquote von Frauen beim letztjährigen Eig-nungstest für das Medizinstudium (EMS) für die Universitäten. SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal hatte am Donnerstag deshalb den EMS als "Frauen diskriminierend" bezeichnet. Die Medi-zin-Uni Wien hält dem in einer Aussendung entgegen, dass der selbe Test zeitgleich in der Schweiz abgehalten worden sei und dort keine signifikanten Erfolgsunterschiede zwischen Männer und Frauen gebracht habe. Sollten heuer wieder Ungleichheiten auftreten, überlegt die Medizin-Uni Wien eine Frauenquote.
Ungleichgewicht
Beim von den Medizin-Unis Wien und Innsbruck im vergangenen Juli erstmals abgehaltenen EMS waren 56 Prozent der Testteilnehmer weiblich, die Aufnahme schafften allerdings nur 45 Prozent Frauen. Abgetestet wurden neben naturwissenschaftlich spezifischen Testaufgaben auch allgemeine Studierfähigkeiten wie Textverständnis, Konzentrationsfähigkeit sowie Planen und Organisieren. Dabei haben gerade in letzteren Bereichen Frauen ebenfalls signifikant schlechter abgeschnitten.
Ein ähnliches Bild zeigte sich an der Medizin-Uni Graz, die einen anderen Test für die Zulassung einsetzte. Mit diesem wurde vor allem naturwissenschaftliches Grundlagenwissen abgefragt - Re-sultat: 56 Prozent der Angetretenen waren Frauen, aber nur 41 Prozent der Aufgenommenen."
Der Vizerektor der Medizin-Uni Wien, Rudolf Mallinger, kündigte an, dass bei ähnlichen Ergebnis-sen als Erstmaßnahme heuer ein "geschlechtergerechter Zulassungsmodus" denkbar sei, der Frauen und Männern anteilig die selben Chancen einräume. Damit könnte es neben der Quotenregelung für ausländische Studenten zu einer Art zweiten Quote für Frauen kommen. Mittelfristig strebt die Me-dizin-Uni allerdings ein Testverfahren an, das stärker den "möglicherweise beeinflussenden Faktor der schulischen Vorbildung in Österreich berücksichtigt". Zunächst soll aber einmal eine Gutachter-Innengruppe die Ursachen für die Erfolgsunterschied klären. So wird etwa im laufenden Zulas-sungsverfahren erstmals der von den Testteilnehmerinnen und -teilnehmern besuchte Schultyp er-hoben. (APA)
Die Koalition hat sich darauf geeinigt, dass im Universitätsgesetz eine Frauenquote von 40 Prozent in allen zu nominierenden Gremien festgeschrieben wird. Bei Gremien, die gewählt werden, betrifft die 40-Prozent-Quote die Listen der wahlwerbenden Gruppen. Wird dagegen verstoßen, gelten die Gremien als nicht gesetzeskonform zusammengesetzt, sagte SP-Wissenschaftssprecher Josef Broukal am Freitag.
Damit müssen etwa Uni-Räte, Berufungs- oder Habilkommissionen gesetzlich verpflichtend mit mindestens 40 Prozent Frauen besetzt werden. In diese Gremien werden die Mitglieder nominiert. Die Senate werden dagegen von den Uni-Mitgliedern gewählt - hier betrifft die Verpflichtung die Listen der wahlwerbenden Gruppen.
Ausnahmen soll es nur dann geben, wenn der Arbeitskreis für
Gleichbehandlungsfragen an der jeweiligen Uni bestätigt, dass eine Erfüllung der Quote unmöglich ist. Als Beispiel nannte Broukal die technischen Unis, wo man die wenigen Frauen nicht in alle Kommissionen schicken könne.
Einer der Auslöser für die Initiative waren offenbar die Leistungsvereinbarungen zwischen Unis und Ministerium. Nur die Hälfte der Universitäten hätte sich darin das Ziel gesetzt, den Frauenanteil zu erhöhen, so Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) - und dies, obwohl dieser Anteil an fast allen Unis deutlich unter 40 Prozent liegt. Nur die Akademie der bildenden Künste verfügt über eine Frauenquote von knapp 50 Prozent, die Kunstuni Linz kommt auf rund 40 Prozent. Daher müsse man "die Awarenessbildung legistisch unterstützen", so Hahn.
Aufgewertet werden soll auch der Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen. Laut Brinek soll die-ser künftig nicht erst im Nachhinein tätig werden dürfen, sondern Ausschreibungen freigeben und bei Verstößen gegen das Bundesgleichbehandlungsgesetz auf die "Stopptaste" drücken dürfen.
Für Broukal ist die "Ära des Überredens und Hinstreichelns" nun vorbei. Die verpflichtende Anwe-senheit von Frauen in den Gremien sei ein "Garant dafür, dass die Männernetzwerke an Bedeutung verlieren". Bei der Bestellung der Uni-Räte etwa sei es heuer das letzte Mal gewesen, dass acht Se-nate überhaupt keine Frau entsenden.
Nicht unmittelbar gilt die Quote bei der Berufung von Professoren. Hier hofft Brinek aber, dass durch den 40-prozentigen Frauenanteil in den Berufungskommissionen ein Umdenken stattfindet.
(APA)
http://diepresse.com/home/bildung/universitaet/375834/UniReform_Frauenquote-von-40-Prozent-in-allen-Gremien
LP 193 Martin Rosowski, geboren 1958, Historiker, Theologe und Pädagoge, Ge-schäftsführer Männerarbeit Evangelische Kirche Deutschland (Kassel) - Gründungsmitglied „Bundesforum Männer“ - http://wikimannia.org/Bundesforum_M%C3%A4nner - http://www.gegen-frauenhandel.de/sites/gegen-frauenhandel.de/files/images/2006_rosowski_ds.img - Rosowski@maennerarbeit-ekd.de
Der Frauenrat mobilisiert gegen den zu erwartenden Import von 40.000 Zwangsprostituierten. Und die Kripo schließt sich an. Aber wo bleibt eigentlich der Protest von Spielern und DFB?
Prostituierte sein werden – oder besser: angeboten werden sollen. Viele dieser Frauen werden nicht freiwillig nach Deutschland kommen.“ Der deutsche Nationaltorhüter solle dem Frauenhandel öf-fentlich die Rote Karte zeigen: „Machen Sie deutlich, dass Sie Ihren Sport nicht mit dieser Verlet-zung der Rechte und Würde von Frauen verbunden sehen wollen! Sagen Sie, die Sie in den Augen vieler ‚richtige Männer‘‚ sind, dass richtige Männer gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution sind!“
Oliver Kahn sagte nichts. Auch seine Kicker-Kumpel aus der Nationalmannschaft, die ebenfalls einen solchen Brief bekommen hatten, blieben stumm. Nur Jens Lehmann schickte eine E-mail. Der Nationaltorwart Nummer zwei versprach, das Anliegen des Frauenrats mit seinen Kollegen zu be-sprechen.
Lehmanns Kollegen wären gut beraten, schon jetzt zu überlegen, was sie antworten werden auf die Frage: Wie hältst du’s mit der Zwangsprostitution? Denn die wird ihnen in den kommenden Mona-ten nicht nur von den elf Millionen Mitgliedern des Deutschen Frauenrats gestellt werden, sondern auch vom Bund Deutscher Kriminalbeamter und von der internationalen Menschenrechtsorganisa-tion amnesty international. Beide Organisationen haben sich der Kampagne des Frauenrates ange-schlossen. Zur Zeit wird beraten, welche Form die Aktionen 2006 annehmen können. Interessierte SportjournalistInnen sind ebenfalls herzlich willkommen im Bündnis. Und die Oberbürgermeister der zwölf Austragungsstädte sowieso.
Die Vorbereitungen auf die WM laufen auf vollen Touren. Nicht nur Hoteliers und Kneipenwirte erwarten voller Vorfreude rund drei Millionen überwiegend männliche Fußballfans aus aller Welt. Die sollen ab dem 9. Juni einen Monat lang deutsche Kassen klingeln lassen. Auch diejenigen, die die Ware Frau anbieten – Zuhälter, Bordellbesitzer, Frauenhändler – reiben sich die Hände ange-sichts der Profite, die das Mega-Männer-Event verheißt. 30.000 bis 40.000 Zwangsprostituierte, so schätzt der Deutsche Städtetag, werden zur Fußball-Weltmeisterschaft vor allem aus den osteuropä-ischen Staaten nach Deutschland geschleust, um den Fans zu Diensten zu sein. Das Phänomen ist bekannt von anderen potenzwütigen Herren-Events wie Messen oder Geschäftsreisen nach Brasili-en.
Massensport und Prostitution sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Das ist nicht erst seit den Olympischen Spielen in Athen 2004 bekannt, wo neben Athleten auch Tausende (Zwangs)Prostituierte aus aller Welt stationiert waren. Zeit also, dass auch die Spieler und Sport-funktionäre nicht länger die Augen verschließen und sich zum Frauenkauf verhalten.
Das Rotlicht-Milieu jedenfalls rüstet auf. In Berlin-Charlottenburg wurde gerade eins der größten Bordelle Deutschlands eröffnet, an der Heerstraße unweit des Olympiastadions wollen Zuhälter einen Straßenstrich einrichten, damit die Fans nach dem Spiel gleich zugreifen können. In Hamburg, wo die Polizei im November einen 85-köpfigen Frauenhändlerring sprengte und 300 Zwangs-prostituierte befreite, hat die Interessengemeinschaft St. Pauli soeben die Aktion ‚Fair beim Ver-kehr‘ gestartet. Denn die 200 einschlägigen ‚Geschäftsleute‘ an der Reeperbahn machen sich Sorgen – um die Freier. „Ein Teil der Modelle macht einen miesen Job“, klagt Sprecher Karl-Heinz Böttrich-Scholz. Das müsse sich bis zur WM ändern. Deutschlands größter Gummipuppen-Händler Beate Uhse hat diese Sorgen nicht und jubiliert schon jetzt. „Einen Schub“ erhofft sich der ‚Erotik-konzern‘ (Jahresumsatz: 220 Millionen Euro) von der Fußball-WM: „Das Sportereignis wird den Umsatz im Einzelhandel und die Nachfrage an Erotikfilmen beflügeln.“ In Dortmund ist gar die Stadt selbst dabei, optimale Bedingungen für das Geschäft mit Frauenkörpern zu schaffen: Dort will man zusätzliche ‚Verrichtungsboxen‘ aufstellen. So hatte das Bundeskriminalamt seine Aufforderung an die zwölf WM-Ausrichterstädte, sich auf den Zustrom von Zwangsprostituierten vorzubereiten, wohl nicht gemeint.
Im Gegensatz zum BKA aber sieht der Deutsche Fußballbund keinerlei Handlungsbedarf. Auch die Aufforderung der damaligen Frauenministerin Renate Schmidt im Sommer an den DFB-Präsidenten Mayer-Vorfelder verhallte ungehört. Man engagiere sich bereits anderweitig, zum Beispiel für die SOS Kinderdörfer und Unicef, ließ der DFB verlauten. Und das Büro der Nationalmannschaft er-klärte, man sei sich zwar „seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung durchaus bewusst“. Ein Einsatz für „offizielle Sonderthemen“ sei aber dennoch nicht möglich. Man werde aber dem „gut gemeinten Appell“ aus „grundsätzlichen Erwägungen“ nicht folgen.
„Skandalös“ findet Henny Engel, die Geschäftsführerin des Deutschen Frauenrats, die Abfuhr. „Hier geht es schließlich um Menschenrechtsverletzungen.“ Jetzt trommelt der Dachverband, seine 55 Mitgliedsorganisationen – von Akademikerinnen- und Juristinnenbund bis zu den kirchlichen und parteipolitischen Frauenverbänden – für eine große Kampagne zusammen: ‚Rote Karte gegen Zwangsprostitution!‘ Strategie: „Wir wollen uns die riesige Medienpräsenz bei der WM zunutze machen, um für das Thema Zwangsprostitution zu sensibilisieren.“
Die Organisation Solwodi, die die Opfer von Frauenhandel betreut, plant einen Notruf für die aus dem Ausland eingeschleppten Frauen. Von Mai bis Juli, sollen sie sich an eine vielsprachig besetzte Not-Hotline wenden können – von der die meisten Opfer vermutlich leider gar nicht erst erfahren.
Auch die ersten Männer melden sich zu Wort: „Männer schaffen den Markt für Prostitution und somit auch für Zwangsprostitution“, erklärt Martin Rosowski, Geschäftsführer der ‚Männerarbeit der Evangelischen Kirche Deutschlands‘, die ebenfalls bei der Kampagne mitmacht. „Es kann nicht im Sinne aufgeklärter Männer sein, die Dienste von Opfern des Menschenhandels auszunutzen.“
Diese Botschaft wünscht sich der Bund Deutscher Kriminalbeamter nun auch von den DFB-Fußballern: „Ich halte das für eine Verpflichtung der Veranstalter“, sagt BDK-Pressesprecher Bernd Carstensen. „Bei der WM für Sicherheit zu sorgen heißt schließlich nicht nur, dass die Fußballfans mit heiler Haut nach Hause kommen!“ Auch bei amnesty international, wo man seit zwei Jahren mit der Kampagne ‚Hinsehen und Handeln‘ weltweit gegen Gewalt gegen Frauen kämpft, findet man die vornehme Zurückhaltung des DFB „ein starkes Stück“. Denn: „Die WM trägt schließlich ur-sächlich zum Problem bei.“
PS Jüngst feierte das Fanprojekt des 1. FC Köln am 19. November seine alljährliche Fan-Party. Wo? In der ‚Table Dance Bar‘ des ‚Pascha‘. 30 ‚Pascha-Girls‘ strippten für die 900 Fans von Poldi & Co., die auch den Kalender ‚Fan-Objekte‘ bestellen konnten. „Zu Freistößen kam es aber nicht“, berichtet Bild launig. Mit 20.000 Euro lässt sich das Fanprojekt von ‚Europas größtem Lauf-haus‘ sponsern. Im April hatte die Kölner Kripo bei einer Razzia 23 illegale Frauen aus dem Bordell geholt, darunter auch Minderjährige.
Vielleicht haben Oliver Kahn und seine Kollegen zu alledem ja doch noch etwas zu sagen
http://www.unerwuenschter.link/index.php?id=526
Der Vorsitzende des Bundesforums Männer, Martin Rosowski erklärt aus Anlass des 100jährigen Bestehens des Internationalen Frauentages: „Frauen haben im 20. Jahrhundert sehr viel für die Gleichstellung der Geschlechter erreicht. Unsere Gesellschaft kann und muss aber noch gerechter werden. Am Anfang des 21. Jahrhunderts ist klar: Das können Frauen und Männer nur gemeinsam erreichen. Das Bundesforum Männer setzt sich darum mit aller Kraft für Gleichberechtigung und gleiche Teilhabechancen von Frauen und Männern in allen Bereichen der Gesellschaft ein.“
Männer kämpfen für Gleichberechtigung … „Bundesforum Männer“ gegründet – Verband versteht sich als Lobby für Männer in Deutschland
Männer in Deutschland kämpfen für Gleichberechtigung – und gründen eine Lobbyorganisation. Das „Bundesforum Männer – Interessenverband für Jungen, Männer und Väter“ wurde am 04. November in Berlin aus der Taufe gehoben.
„Moderne Väter wollen mehr Zeit für ihre Kinder. Immer mehr Männer sind daran interessiert, Beruf und Familie besser zu vereinbaren. Zugleich kann beobachtet werden, dass Jungen mit unter-schiedlichen sozialen und kulturellen Hintergründen zunehmend zu Bildungsverlierern unserer Ge-sellschaft werden. In Familie, Arbeitswelt und Schule muss daher viel mehr als bisher für die För-derung von Männern und Jungen getan werden“, sagt Martin Rosowski, Hauptgeschäftsführer der Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland und frisch gewählter Vorsitzender des Männerverbandes.
„Bisher haben einzelne Projekte mit Jungen und Männern wichtige Arbeit zum Teil leider im Ver-borgenen geleistet. Das Bundesforum Männer ist die neue starke und hörbare Stimme der Männer in Deutschland.“ Gründungsmitglieder des in Berlin aus der Taufe gehobenen „Bundesforums Männer“ sind über 20 Organisationen, die sich bundesweit für die Interessen von Männern, Vätern und Jungen engagieren. Mit von der Partie sind etwa verd.i, der Paritätisches Bildungswerk, das Deutsche Rote Kreuz oder die Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland und die Ge-meinschaft Katholischer Männer Deutschlands sowie Fachorganisationen wie das Väter-Expertennetz Deutschland oder die Bundesarbeitsgemeinschaft für Jungenarbeit.
http://www.diakonie.de/Texte-2007-07-Gleichstellung.pdf
LP 194 Hinrich Rosenbrockgeboren 1985, Sozialpsychologe und Sozialantropologe mit Schwerpunkt Gender Studies, Lehrassistent Ruhr-Universität Bochum, arbeitet auch im Auftrag der Heinrich-Boell-Stiftung
Erörterung an anderer Stelle.
LP 195 René Mägli, CH, geboren 1950 in Basel (CH), Ceo von MSC
http://polpix.sueddeutsche.com/polopoly_fs/1.277091.1274123467!/image/image.jpg_gen/derivatives/560x315/image.jpg
René Mägli, Geschäftsführer der Schweizer Niederlassung der Reederei MSC, stellt seit Jahren aus-schließlich Frauen ein - aus betriebswirtschaftlichen Gründen. Mittlerweile ist er der einzige Mann in seiner Firma.
Ein Einblick in die Arbeitswelt von morgen.
-Der Weg zu Antworten auf die Frage, wie der Wohlstand der Industrienationen gesichert werden kann, führt an drei jungen Frauen vorbei, die vor der Tür eines schmucklosen Bürogebäudes in der Basler Innenstadt plaudern und rauchen. Er geht weiter in einen Aufzug, der in den zweiten Stock fährt -dorthin, wo selten ein Mann aussteigt. Und er endet in den Räumen der Schweizer Niederlas-sung der Mediterranean Shipping Company, MSC, mit insgesamt rund 30000 Mitarbeitern zweit-größte Container-Reederei der Welt. Hier in Basel arbeiten fast ausschließlich Frauen: 84 der 85 Angestellten sind weiblich. Sie sind Controllerinnen, Sachbearbeiterinnen, Empfangsdame, Ver-trieblerinnen, Direktorinnen, IT-Spezialistinnen oder Finanzvorstand.
Der erste Eindruck: Es sieht normal aus in dem europaweit, vielleicht sogar weltweit einzigartigen Unternehmen, das -in einer männerdominierten Branche -seit mehr als zehn Jahren nur noch Frauen einstellt. Mittlerweile ist die Belegschaft zu hundert Prozent weiblich. Und es herrscht dort eine konzentrierte Atmosphäre. Kein Kratzen, kein Beißen und auch kein Augenausstechen ist zu be-obachten. Das, obwohl fast allen Außenstehenden, die von der hohen Frauenquote hören, unmittel-bar die gleiche Assoziation in den Sinn kommt: Zickenkrieg.
Mikhal Yaacobi - Hosenanzug, Brille, langes dunkles Haar, strenger Zopf, rot lackierte Fingernägel -, stellvertretende Geschäftsführerin von MSC Basel, kennt die Vorurteile. Die 35-jährige Israelin hatte selbst ähnliche Bilder im Kopf, als sie vor rund sechs Jahren von der männerdominierten Nie-derlassung in Haifa nach Basel wechselte. Dort hatte sie sich zur Führungskraft im Vertrieb hoch-gearbeitet. Sie erinnert sich gut, wie damals die Geschichten von der besonderen Schweizer Nieder-lassung mit den Frauen kursierten, die bei internationalen Meetings immer einen so kompetenten und selbstbewussten Eindruck hinterließen. Und wie sie die Fantasien ihrer männlichen Kollegen beflügelten, so wie überhaupt die meisten Männer beginnen, von einem Leben als Hahn im Korb zu fantasieren, wenn sie Geschichten über MSC Basel hören.
Allerdings geht keine Bewerbung mehr von männlichen Kandidaten dort ein - und das, obwohl die Belegschaft von MSC Basel in den vergangenen 14 Jahren von 10 auf 84 Personen angewachsen ist und die Niederlassung als überdurchschnittlich erfolgreich gilt. "Vielleicht machen manchen die vielen Frauen Angst", vermutet Yaacobi.
Ihr Arbeitsplatz befindet sich im Großraumbüro im zweiten Stock. Von dort aus leitet sie ihre Mit-arbeiterinnen an, Aufträge, die von Händlern in Zürich oder Genf abgeschlossen werden, an die MSC-Niederlassungen in aller Welt weiterzugeben: Zucker beispielsweise, der in Brasilien geladen und in einem Hafen in den USA wieder gelöscht werden soll. Fast 90 Prozent der Umsätze der Bas-ler Niederlassung macht das Vermittlungsgeschäft aus. Die restlichen zehn Prozent bestehen aus dem Buchen von Logistikaufträgen für die Schweiz: Kleidung, die über den Rhein in die Schweiz importiert wird; Pharmaprodukte, die über die Binnengewässer verschifft werden.
Mikhal Yaacobi hat sich längst daran gewöhnt, fast ausschließlich mit Kolleginnen zu arbeiten. Weder vermisst sie Männer besonders, noch genießt sie es, dass es bei MSC Basel keine männlichen Kollegen gibt. Sie sagt schlicht: "Never change a winning team."
Vielleicht ist es gerade dieser Pragmatismus, der dazu führt, dass dem Besucher beunruhigende Fragen durch den Kopf gehen: Ist MSC Basel tatsächlich wegen der Frauen so erfolgreich? Falls ja, arbeiten sie nicht nur in Basel, sondern generell besser als Männer? Und wenn dem so ist: Wo wäre dann langfristig der Platz der Männer?
Alles beginnt mit einer Frage: Wer hält begabte Frauen klein?
Vermutlich liegt es an solchen Überlegungen, dass man plötzlich den beiden Möbelpackern genauer zusieht, die an diesem Vormittag in Basel Schreibtische von der dritten in die vierte Etage schlep-pen. So sehr man sich auch dagegen wehrt, es fällt schwer, dieses Möbelschleppen als einen norma-len Vorgang in einer Firma auf Expansionskurs wahrzunehmen, die vor Kurzem eine weitere Etage angemietet hat. Stattdessen ist da das Bild zweier Männer, die einfache Arbeit erledigen, während um sie herum die Frauen für den anspruchsvolleren Teil zuständig sind.
Diese Beobachtung scheint zu der Tatsache zu passen, dass in Deutschland schon seit Jahren immer mehr Frauen studieren. Dass sie im Schnitt als zielstrebiger gelten und immer mehr Berufe vom Lehrer über den Mediziner bis hin zum Juristen "feminisiert" werden, wie Regine Gildemeister, Professorin für Soziologie der Geschlechterverhältnisse an der Universität Tübingen, es nennt. So ist man versucht, die Packer in der Frauenfirma als eine für Männer bedrückende Vorschau auf die Arbeitsteilung der Zukunft zu deuten.
Bis man auf René Mägli trifft. Denn der Geschäftsführer der Schweizer Niederlassung scheint zu bestätigen, dass in der Wirtschaft eben doch noch alles beim Alten ist - oben die Männer, unten die Frauen. Der 56-Jährige sitzt im Besprechungszimmer im zweiten Stock an einem großen Tisch. Wegen des Umzugs hat er seinen Anzug gegen eine Jeans und ein weißes Hemd getauscht. Er trägt eine goldene Uhr und einen goldenen Siegelring. Um seinen Hals hängt eine Lesebrille an einer goldenen Kette. Vor ihm ein Aschenbecher.
Er ist nicht nur der einzige Mann, der im Basler Büro arbeitet und damit allein unter 84 Frauen. Er ist auch ihr Chef und derjenige, der seit rund 13 Jahren nur noch Frauen einstellt. Als "Pascha" oder "Schwuchtel" wurde er deshalb in Internetforen geschmäht. Doch Mägli, liiert mit einer Managerin - mehr will er nicht über sein Privatleben preisgeben -, ein vornehmer gebürtiger Basler, der ruhig und gewählt spricht, sagt nur: "Dass hier nur noch Frauen arbeiten, ist das Ergebnis einer strategischen betriebswirtschaftlichen Überlegung."
Einer Überlegung, deren Ursprünge bis in das Jahr 1981 zurückreichen. Damals, im Alter von 28, hatte der gelernte kaufmännische Angestellte Mägli die Reedereivertretung Shipmar AG gegründet, die er später an MSC verkaufte. Zunächst stellte er Männer wie Frauen ein. Doch je länger er die Niederlassung leitete, umso häufiger beobachtete er, dass seine weiblichen Angestellten ihren Job besser machten als ihre männlichen Kollegen, jedoch in der Hierarchie nicht höher rückten. Mägli suchte nach den Gründen und stellte fest, dass die Frauen vor allem deshalb nicht weiterkamen, weil männliche Kollegen sie "per Ellenbogeneinsatz klein hielten". Kurzerhand entließ Mägli einen männlichen Angestellten. Es war das Jahr 1995. Und ohne es jemals fest geplant zu haben, ent-schied er sich in der Folge fast immer für eine Frau, wenn er eine Stelle ausgeschrieben hatte.
Nicht, weil er keine Männer mehr einstellen wollte. "Sondern weil die Frauen besser geeignet wa-ren." Schließlich, so Mägli, brauche er als Dienstleister kommunikative Mitarbeiter, die Fremdspra-chen beherrschen, gern im Team arbeiten und schnell Prioritäten setzen können. Alles Eigenschaften, die durchschnittlich häufiger bei Frauen als bei Männer zu finden seien, so Mägli.
Außerdem habe er bemerkt, dass Frauen in der Regel sachbezogener arbeiten, weniger Energie in Positionskämpfe investieren, Fehler zugeben und weniger aufschneiden. "Ich behaupte nicht, dass Männer schlecht sind, sonst wäre ich auch schlecht. Doch das, was ich brauche, um mein Dienst-leistungsunternehmen erfolgreich zu führen, habe ich in den letzten 13 Jahren bei den weiblichen Bewerberinnen gefunden."
Nur einmal noch habe er, vor neun Jahren, einen Versuch mit einem Mann gemacht. Doch der habe alles, was er nicht verstand, "einfach in eine Schublade gepackt", weshalb Mägli ihn schnell wieder entließ.
Laut einer anonymen Umfrage, die im Oktober 2008 unter den Mitarbeiterinnen durchgeführt wur-de, wünschen sich 43 Prozent von ihnen zwar manchmal mehr Männer im Betrieb - wegen der "Abwechslung". Doch je länger sie bei MSC sind, desto weniger vermissen sie männliche Kollegen. Denn Zickenkriege finden dort kaum statt, wie Yaacobi und ihre Kolleginnen sagen. Dies wohl auch deshalb, weil in den vergangenen Jahren immer wieder Frauen mit klassischen männlichen Eigenschaften - die also gern in Wettstreit miteinander treten oder per Anweisung führen wollen - das Unternehmen verlassen haben. Die Belegschaft ist mittlerweile homogen und Ergebnis einer besonderen Selektion.
Mägli findet das gut. "Ich habe kein Problem mit Frauen", sagt er, ohne dabei süffisant zu lächeln. Er ist das Gegenteil eines Machos. Seine Mails unterschreibt er gern mit dem Satz "Hoffe, Ihnen gedient zu haben". Und gegenüber seinen Mitarbeiterinnen, die er "aus Respekt" ausschließlich "Ladys" nennt, nimmt er eine Rolle zwischen Mentor, Vater und Gentleman ein.
Er bezahlt sie überdurchschnittlich, was die große Schweizer Gewerkschaft Unia bestätigt. Ist be-hilflich bei der Wohnungssuche, wenn eine von ihnen neu nach Basel zieht. Er betont, wie gut er mittlerweile die Körpersprache seiner Angestellten lesen und erkennen könne, wenn eine von ihnen etwas bedrückt.
Besonders zu Weihnachten legt er sich mächtig ins Zeug: Im vergangenen Jahr hat er den berühmten Schweizer Chorleiter Bo Katzmann und die Sängerin Nubya engagiert, die gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen eine CD aufgenommen haben - "The Ladies of MSC". Mägli nimmt "selbstver-ständlich" an diesen Veranstaltungen nicht teil. Darauf hinzuweisen, dass man die Songs auf der Firmen-Homepage findet, kann er sich dann aber doch nicht verkneifen.
Wäre es für die Firma noch besser, wenn auch der Chef durch eine Frau ersetzt würde? Mägli lä-chelt: "Sorry, dass ich als Mann noch immer an der Spitze des Unternehmens stehe, aber ich habe den Laden nun mal gegründet." Allerdings könne er sich gut vorstellen, dass irgendwann auch sein Job von einer Frau übernommen wird. Zum Beispiel von seiner Stellvertreterin Yaacobi.
Dass Wirtschaft weiblicher werden sollte, ist Allgemeingut. Doch meist nur in der Theorie
MSC Basel ist eine Ausnahme und Mägli ein Exot. Dennoch ist seine Firma ein interessantes Bei-spiel für den Umgang mit einer Herausforderung, vor der viele Unternehmen in reifen Volkswirt-schaften stehen. Sie werden sich künftig nur dann behaupten können, wenn es ihnen gelingt, Frauen langfristig an sich zu binden und ihnen echte Karrieremöglichkeiten zu bieten.
Schon für das nächste Jahrzehnt prophezeien Experten dem deutschen Arbeitsmarkt einen gewalti-gen Fachkräftemangel. Ohne Frauen wird er nicht auszugleichen sein. Doch sie sind nicht allein aus Mangel gefragt. Die 2007 von McKinsey vorgelegte Studie "Women Matter" kommt zu dem Er-gebnis, dass Frauen wegen ihres Führungsstils erheblich zum Unternehmenserfolg beitragen. So formulieren sie Erwartungen an die Mitarbeiter in der Regel klarer und verfolgen deren Umsetzung konsequenter. In zahlreichen Untersuchungen hat man zudem herausgefunden, dass heterogen zu-sammengesetzte Teams aus Männern und Frauen innovativere Lösungen und Produkte hervorbrin-gen. Außerdem sind heute schon die meisten Kunden weiblich und werden immer finanzkräftiger.
Das Problem ist nur: Die Firmen tun sich schwer damit, ihre Mitarbeiterinnen zu halten, und noch schwerer, weibliche Führungskräfte zu gewinnen. Zwar beginnen die meisten Frauen ihre Karrieren vielversprechend. Doch irgendwann, meist nach der Geburt des ersten Kindes, brechen sie sie ab. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sind in Betrieben mit 500 oder mehr Beschäftigten noch immer nur vier Prozent der Manager der ersten Führungsebene weiblich.
Deshalb ist das, was bei MSC in Basel passiert, mehr als ein exotisches Experiment, und es spielt auch keine Rolle, ob man Mäglis Art und Personalpolitik persönlich gut oder schlecht findet. Bei ihm bleiben die Frauen und machen gern Karriere. Allein das zählt. Wie gelingt Mägli dieses Kunststück? Und lassen sich seine Methoden übertragen?
In Basel ist es mittlerweile kurz vor Mittag. Mägli steht auf, er muss zurück an seinen Schreibtisch. Vorbei an der Herrentoilette ("Hier ist man immer ungestört"), geht er über lange Flure. Sein Schreibtisch steht in der hinteren Ecke des Großraumbüros, schräg gegenüber dem von Yaacobi. Beobachtet man ihn dort bei der Arbeit - Lesebrille auf der Nase, Gesicht zum offenen Raum -, fällt auf, dass nichts darauf hindeutet, dass er der Geschäftsführer ist. Das liegt daran, dass Mägli sowohl ein eigenes Büro als auch eine eigene Sekretärin für "Machogehabe" hält, weshalb er auf beides verzichtet. Es liegt aber vor allem daran, dass sich sein Schreibtisch nicht von denen der anderen unterscheidet. Ohne weitere Erklärungen wäre nicht erkennbar, wer Chef und wer Mitarbeiter im Unternehmen ist.
Claudia Dietrichs Schreibtisch steht im rechten Winkel unmitelbar neben dem von Mägli. Als die 25-jährige gebürtige Berlinerin vor rund zweieinhalb Jahren direkt nach ihrem Studium der Interna-tionalen Betriebswirtschaftslehre zu MSC kam, reizte sie vor allem das globale Geschäft der Firma, in der Frauen aus zehn Nationen arbeiten und 40 unterschiedliche Sprachen gesprochen werden. Mägli übertrug ihr die Hauptverantwortung für die Finanzen der MSC Basel. Dies ist typisch für ihn, weil er seinen "Ladys" immer gern ein bisschen mehr zutraut als die sich selbst.
"Er sagt den Frauen, dass sie gut sind und etwas können", so Dietrich. "In Sachen Selbstbewusstsein haben fast alle von uns am Anfang Nachholbedarf." Bei ihrem Einstieg in die Firma fiel ihr außerdem auf, dass firmeninterne Mails zu Sachthemen sehr freundlich und wortreich verpackt werden. Überflüssig würden das wohl einige Männer nennen. Bemerkenswert sei jedoch, so die Controllerin, dass es mit diesen Girlanden oft ein Ende habe, wenn es um zwischenmenschliche Konflikte in der Firma gehe. "Genau dann, wenn einige Männer anfangen, um den heißen Brei her-umzureden", sekundiert ihre Chefin Yaacobi, "werden viele Frauen fokussiert."
Männer mögen Hierarchien. Die allerdings werden aus gutem Grund geschliffen
Die Kommunikation ist für die Israelin der auffälligste Unterschied im Vergleich mit ihrem früheren Job in Haifa. Bei den meisten Männern dürfe die Ansprache direkter sein, und man könne ihnen Anweisungen geben, ohne sie zu erklären. "Ist die Hierarchie einmal hergestellt, ist die Führung von Männern leichter." Die meisten Frauen arbeiteten dagegen lieber in Teams, und als Vorgesetzte müsse man ihnen Entscheidungen besser erklären.
Einerseits sei es deshalb schwieriger, die Mitarbeiterinnen anzuleiten, so Yaacobi. Andererseits entstünden dank der Diskussionen "oft sehr gute und neue Lösungen". Sie sagt auch, dass Frauen Konflikte oft persönlicher nähmen als Männer. Immer wieder habe sie erlebt, dass Kolleginnen an-fingen zu weinen, wenn Kunden am Telefon laut wurden. "Frauen müssen lernen, sich solche Wut-ausbrüche nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen." Doch gerade weil Frauen emotionaler seien, gelinge es ihnen, besonders enge Beziehungen zu den Kunden aufzubauen. "Sie denken an die Geburtstage der Lieferanten und kennen auch noch die Namen von deren Kindern."
All die genannten Charakterzüge und Verhaltensweisen kommen nicht ausschließlich bei Frauen vor - nur eben viel häufiger als bei Männern. Der wesentliche Grund, warum sich die Mitarbeiterinnen bei MSC Basel wohlfühlen: Mägli führt anders, weil viele Frauen anders geführt werden wollen. Partnerschaftlicher. Konkurrenzverhalten straft der Chef dagegen ab - durch Mitarbeitergespräche bis hin zu Entlassungen.
Bewegung ist nun, zur Mittagszeit, in die drei Etagen der Reederei gekommen. Während die einen wieder aus ihrer Pause zurückkehren, machen sich andere wie Ariane Mosetti auf den Weg nach Hause. Die 47-jährige gebürtige Baslerin arbeitet bereits seit 19 Jahren für Mägli, derzeit als Con-trollerin. Um 14 Uhr hat sie an diesem Tag Feierabend, zwei ihrer Kolleginnen an den Schreibti-schen gegenüber sind heute gar nicht erst erschienen. Alle arbeiten Teilzeit. Mosetti hat ihre Arbeit vor vielen Jahren mit einer Kollegin geteilt, als sie ein Kind bekam. Eine Weile arbeitete sie 50 Prozent, bis sie dann, als ihre Kinder größer waren, wieder auf 70 Prozent erhöhte.
Teilzeitarbeit ist nicht einfach zu organisieren. Unter dem Strich zahlt sie sich aus
Solche flexiblen Arbeitszeitregelungen sind selbst für Führungskräfte selbstverständlich - auch das unterscheidet die Reederei von vielen anderen Firmen. Zwar sagt die stellvertretende Geschäftsfüh-rerin Yaacobi, sie arbeite heute eher 150 als 100 Prozent. Doch bis vor kurzer Zeit hat sie auf der gleichen Position "aus privaten Gründen" zwei Jahre lang in 90-prozentiger Teilzeit gearbeitet. Und auch von den vier Department-Managerinnen, die die Führungsebene unterhalb von Yaacobi bilden, arbeitet eine 90, eine andere 70 Prozent.
Mägli hält nichts von der verbreiteten Meinung, dass nur derjenige aufsteigen soll, der sich ganz seinem Unternehmen verschreibt. "Jede meiner Mitarbeiterinnen darf selber entscheiden, wie viel sie arbeiten will."
Die Folgen: neue Erkenntnisse. So hat Mosetti die Erfahrung gemacht, dass es zwar mehr Koordi-nationsaufwand bedeutet, wenn zwei sich eine Stelle teilen. Aber auch mehr geleistet wird, weil beide ihre Arbeitszeit effektiv nutzen und sich gegenseitig vertreten können.
Yaacobi ist mittlerweile sogar überzeugt: "Je höher eine Position in der Hierarchie eines Unterneh-mens angesiedelt ist, umso leichter lässt sie sich in Teilzeit ausüben." Schließlich seien Geschäfts-führer kaum noch mit alltäglicher Arbeit beschäftigt. Ihre Freiheit könnten sie für Business-Trips, Aufsichtsratsposten oder eben eine Reduzierung der Arbeitszeit nutzen. Die Israelin lobt das Basler Modell als "Arbeiten ohne Karrierestress". Die Frauen wüssten, dass sie Beruf und Privatleben unter einen Hut bekämen. Von den Müttern seien fast alle nach der Geburt ihrer Kinder schnell ins Unternehmen zurückgekehrt, und die Fluktuation liege bei "nahezu null".
Vielleicht wird irgendwann wieder ein Kollege angeheuert. Aber bestimmt kein Hahn im Korb
Wenn man den Experten Glauben schenkt, werden sich die heute üblichen Karrierewege wegen der wachsenden Nachfrage der Wirtschaft nach qualifizierten Frauen verändern. Julia Nentwich, Do-zentin am Lehrstuhl für Organisationspsychologie der Universität St. Gallen, hat die Vision einer Teilzeitgesellschaft, in der Männer wie Frauen nur an drei bis vier Tagen pro Woche in ihrem Beruf beschäftigt sind und sich gemeinschaftlich um Hausarbeit und Familie kümmern.
Der Politikwissenschaftler Peter Döge, Autor von Büchern wie "Männer - Paschas und Nestflüch-ter", rät: "Jedes Unternehmen muss heute ganz individuell und ideologiefrei für sich prüfen, welche Spielräume es hat, eigene Karrierebilder zu verändern."
In Basel hat sich Mägli nach der Mittagszeit für einen Moment in eine Art Abstellkammer zurück-gezogen. Sein "Reich", in dem sich eine Espressomaschine, eine kleine Küche, ein Stehtisch und allerlei Gerümpel befinden und wo er, neben dem Besprechungszimmer, rauchen darf. Er sieht der-zeit keine Notwendigkeit, die Männerquote in seinem Unternehmen wieder zu erhöhen oder Frauen mit männlichen Eigenschaften anzulocken.
Ausschließen will er jedoch nicht, dass er noch einmal einen Mann einstellt. Es müsste aber ein besonderer sein. Einer, der es ertrüge, unter einer Vorgesetzten zu arbeiten, die nur in Teilzeit tätig sei. Und der dies nicht als Gelegenheit missverstünde, seine Chefin zu verdrängen.
"Diejenigen Männer, die noch nicht erkannt haben, dass Frauen ebenbürtig sind, tun mir leid", sagt der MSC-Geschäftsführer, während er an der Espressomaschine hantiert und sich über die Unord-nung - dreckige Tassen, benutztes Geschirr - aufregt, die seine Ladys mal wieder in der Küche hin-terlassen haben.
Fühlt er sich nicht manchmal allein unter all den Frauen? Sehnt er sich gar nach einem Kollegen, mit dem er sich hin und wieder, von Mann zu Mann, austauschen kann?
Mägli zieht an seiner Zigarette. "Seit rund 30 Jahren stehe ich an der Spitze meines eigenen Unter-nehmens. Ich bin es gewohnt, allein zu sein. Ich brauche niemanden, der mich auf der Arbeit lobt."
Eine sehr männliche Antwort zum Abschied.
Ob Mägli einen wie sich selbst als Angestellten beschäftigen würde, bleibt am Ende offen.-
http://www.brandeins.de/archiv/magazin/lebensplanung/artikel/der-ladymacher.html
Nein, nein, gegen Männer hat er gar nichts. Er arbeitet nur nicht gern mit ihnen. Weil es denen immer um die Macht geht. Deshalb zog ein Schweizer Unternehmer eine seltene Konsequenz: Er stellt nur weibliche Mitarbeiter ein.
Dieses Wort hätte er gar nicht sagen müssen. Denn dieses Wort sieht man ihm an. „Umgangsformen!“, sagt René Mägli. „Umgangsformen sollten ein Schulfach sein.“ Dieser Deutsche, dieser Knigge, Freiherr von Knigge, ein guter Mann, er halte viel von ihm. Natürlich modernisiert, sagt Mägli mit seinen 60 Jahren, er will ja nicht altmodisch sein.
Weil die Zeiten modern sind und die Temperaturen hoch, hat sich René Mägli an die-sem Sommertag in Basel eine kleine Freiheit erlaubt. Er hat die dunkle Anzugsjacke abgelegt und obendrein gar noch die Krawatte. Über der weißen Hemdbrust baumelt die Lesebrille an goldener Kette. Ob es störe, fragt Herr Mägli, wenn er nun eine Ziga-rette rauchte.
Und man kann sicher sein, dass Mägli sich strikt daran hielte, wenn man ablehnte. Denn Herr Mägli ist korrekt. Er ist noch vieles mehr. Vor allem aber ist er korrekt. Umgangsformen eben.
Zur Zigarette serviert eine junge Frau mit imposantem Afrolook Kaffee, und man könnte denken, dass die Welt hier in der Basler Steinentorstraße so ist, wie sie überall ist: Der Chef sitzt mit seinem Gast im Konferenzzimmer seines Unternehmens an einem großen, hellen Holztisch, und die Sekretärin bringt den Kaffee. So ist es aber nicht. René Mägli hat gar keine Sekretärin. So etwas, sagt er, sei „Machogehabe“.
Denn in diesem Unternehmen ist nichts so, wie es überall auf der Welt ist. Das Unter-nehmen hat einen Chef und 79 Angestellte. Die 79 Angestellten sind Frauen. Allesamt. Das ist einmalig in Europa, vielleicht sogar auf der ganzen Welt. Herr Mägli sagt „meine Ladies“.
Wahrscheinlich ist es eine jener schlichten Männerfantasien, dass einem jetzt sofort das Wort „Harem“ einfällt. Frauen vorne beim Empfang, Frauen auf drei Stockwerken, Frauen vor den Computern in den langen Großraumbüros, Frauen vor der Tür beim Rauchen. Junge Frauen vor allem, schöne Frauen, Durchschnittsalter 34. Aus der Schweiz und aus Frankreich, aus Israel und Russland, aus Spanien und Italien, aus Kolumbien und Äthiopien. 79 Frauen, und der korrekte Herr Mägli mittendrin. Pascha, Hahn im Korb.
Natürlich verrät René Mägli keineswegs, was hinter seiner hohen Stirn vorgeht, wenn er von solchen Fantasien hört, und das wird auch in den folgenden Stunden so bleiben. Er wahrt Form und Unnahbarkeit und sagt so distanziert und freundlich, wie es auf der ganzen Welt nur ein Schweizer kann: „Das ist mir zu primitiv.“
Und René Mägli, beharrlich das Private vom Geschäftlichen trennend, erklärt nun, wie das mit dem Geschäftlichen ist. Als der Eidgenössische Diplomkaufmann vor knapp 30 Jahren eine Reedereivertretung gründete – ausgerechnet im meerfernen Binnenland Schweiz –, dachte er nicht im Geringsten an die Sache mit den Frauen. Auch als er dann Geschäftsführer der Schweizer Niederlassung von MSC wurde, der weltweit zweitgrößten Reederei, war seine Firma ein ganz normaler, gemischter Betrieb, nichts Besonderes, Mägli stellte ein, wen er eben geeignet fand, Männer so gut wie Frauen, Frauen so gut wie Männer. Bis ihm plötzlich etwas auffiel: „Ich habe gesehen, dass diejenigen, die in ihrer Karriere nicht weiterkamen, immer die Frauen waren.“
Nicht gerade eine weltbewegende Erkenntnis. Auch heute noch sprechen die Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung eine haarsträubende Sprache: Von den Vorstandsposten der 100 größten Unternehmen besetzen nicht einmal ein Prozent Frauen, heißt es im neuesten Bericht, der erst vor wenigen Tagen erschienen ist. Was für Deutschland gilt, das gilt auch für die Schweiz. Insofern war René Mäglis Befund ein banaler Befund.
Weniger banal war seine Konsequenz. Sie war eine Sensation. Seit mehr als zehn Jah-ren stellt der Mann Mägli nur noch Frauen ein. Natürlich mit Männergehältern, sagt er, und die Gewerkschaft bestätigt das. Und mit flexiblen Teilzeitmodellen, auch in Führungspositionen.
René Mägli, der Frauenversteher.
Wieder so ein Wort, das dem Schweizer Bedürfnis nach Contenance das Äußerste abverlangt. Mit kaum erkennbarem Unwillen schüttelt Mägli den Kopf. Als ob es darum ginge! Er ist doch kein Frauenrechtler. Er ist doch kein Weltverbesserer. Er ist Geschäftsmann. „Natürlich“, sagt er und ringt sich eine allerletzte Konzession ab, „mache ich das, um Frauen zu helfen.“ Aber das sei zweitrangig. Erstrangig aber ist das Geschäft. Er sagt es mit Nachdruck, und er sagt es noch einmal: das Geschäft.
Das Geschäft geht zum Beispiel so: Eine griechische Kaffeerösterei will Bohnen in Brasilien kaufen. Und ruft deshalb bei der Basler Reederei an. Ehe der Besucher sein Erstaunen darüber ausdrücken kann, warum der Grieche sich ausgerechnet in der Schweiz umtun soll, hat René Mägli schon die Erklärung parat. „80 Prozent des Welt-handels mit Kaffee werden in der Schweiz gemacht, wussten Sie das?“, sagt er und sieht zufrieden aus. Auch bei Baumwolle, bei Zucker und Metallen sei die Schweiz ein führender Handelsplatz.
Im Fall der griechischen Kaffeeanfrage beginnt nun bei der Basler MSC-Niederlassung ein hektisches Telefonieren – mit Speditionen, mit Handelshäusern. Schließlich bekommt der Kunde ein Angebot. Und falls das günstiger und schneller ist als das der Konkurrenz, hat Basel das Geschäft gemacht. Das scheint sehr oft der Fall zu sein. Seine Firma, sagt der Chef, hat in der Vergangenheit fast jedes Jahr das kolossale Umsatzplus von 25 Prozent gemacht. Herr Mägli sieht jetzt noch zufriedener aus. „Der Grund dafür sind meine Ladies.“
Und nun verlässt er die Deckung der Schweizer Distanz, stimmt das Hohelied der weiblichen Tugenden an und gerät dabei in ein unvermutetes Entzücken. Frauen, sagt er, sind teamfähiger als Männer und kostenbewusster. Sie verstehen es besser, Priori-täten zu setzen, sie sind sachorientierter. Und er zitiert als Kronzeugin Margaret That-cher: „Willst du, dass etwas gesagt wird, sag es einem Mann. Willst du, dass etwas gemacht wird, sag es einer Frau.“
Den Männern nämlich, das ist des Mannes Mägli Grundüberzeugung, geht es nie zu-erst um die Sache. Es geht ihnen um die Macht. Um die Karriere. Darum, andere klein zu halten. Andere zu verdrängen.
Und die Frauen? Keine Machtgelüste? Lauter Heilige? Keine Karrieregedanken?
Claudia Dietrich hat Karriere gemacht, Blitzkarriere. Seit zweieinhalb Jahren ist sie in der Basler Firma und inzwischen deren Finanzchefin. Und das in so jungen Jahren, dass selbst Freiherr von Knigge die Frage nach dem Alter gestattet hätte. Claudia Dietrich ist 26. Mit ihrem weißen T-Shirt, den langen brünetten Haaren ginge sie in jedem anderen Betrieb als Praktikantin durch. Aber hier ist die Brandenburgerin, die ganz frisch vom Studium der internationalen Betriebswirtschaft aus Berlin nach Basel kam, eine von denen, die an der Steinentorstraße das Sagen haben. „Weil Herr Mägli den Frauen was zutraut“, sagt sie und nimmt jetzt auch am großen Konferenztisch Platz. Sofort verändern sich die Rollen. Jetzt wird der Chef zum Kellner und serviert den Kaffee.
Natürlich, sagt Claudia Dietrich, sind Frauen keine besseren Menschen, natürlich ist auch die Basler Fraueninsel keine Insel der Seligen, und Karrierelüste und Konkurrenz gibt es hier so gut wie anderswo. Aber es ist eine andere Art der Konkurrenz. „Der Druck, sich dauernd gegen Männer durchsetzen zu müssen, fällt weg. Auch das ewige Kokettieren. Trotzdem machen wir uns schön.“ Man sieht es ihr an.
Und wenn sie dann erzählt von dieser Basler Frauenwirtschaft, dann scheint die Insel der Seligen doch ganz nahe zu sein. Frauen wüssten einfach, eine ganz andere Atmo-sphäre herzustellen, emotionaler, feinfühliger. „Wenn es einer von uns schlecht geht, dann merkt das jemand.“ Aber jetzt bloß nicht glauben, dass hier 79 Friedfertige und Fügsame versammelt sind. Meinungsverschiedenheiten? Ja, klar. Streit? Kommt vor. Aber der Umgang damit ist anders, sagt Claudia Dietrich. „Dann fallen unter uns Mä-dels sehr offene Worte. Und wir kommen hier schnell zum Punkt.“ Aber wenn das nicht hilft? Dann schickt René Mägli die Kontrahentinnen zum Essen – auf Firmen-kosten. Ob damit der Streit wirklich jedes Mal zu schlichten ist, mag man bezweifeln. Aber ziemlich unzweifelhaft ist, dass jene Konflikte, die man als „Zickenkrieg“ und „Stutenbissigkeit“ zu kennen glaubt, in einer reinen Frauengruppe seltener vorkom-men als in einer gemischten Belegschaft. Weil Frauen unter sich weniger unter Be-weiszwang stehen, nicht andauernd demonstrieren müssen, dass sie durchsetzungsfähiger, härter sind, weil sie als Frauen nicht unbedingt die besseren Männer sein müssen.
Und dann sagt Claudia Dietrich einen kurzen, einfachen Satz, der vielleicht dieses ganze große Basler Frauengeheimnis birgt: „Wenn eine von uns was nicht kann, dann sagt sie das.“
René Mägli, als hätte er auf dieses Stichwort gewartet, erzählt nun die Geschichte vom letzten Mann. Die ist schon viele Jahre her, und der Chef glaubte damals, es doch wieder einmal mit einem Mann versuchen zu sollen. Weil er einen Spezialisten für Seeschifffahrt brauchte und gerade eine der seltenen männlichen Bewerbungen auf dem Tisch lag. Also landete ein Mann auf der Fraueninsel, aber die Zeit seines Bleibens war nicht lange. Weil René Mägli alsbald die befremdliche Feststellung machte, dass gewisse Geschäftsvorgänge plötzlich stecken blieben und nicht zum Abschluss kamen. Wenig später erkannte er den Grund: Der neue männliche Mitarbeiter hatte Vorgänge, die er nicht verstand oder für die er keine Lösung wusste, einfach in seinem Schreibtisch verschwinden lassen. „Weil er nicht imstande war, eine Frau zu fragen.“ Mägli hat ihn entlassen. Und ist seitdem, was die Männer angeht, nicht mehr rückfällig geworden.
Was manche Frau durchaus bedauert. Immerhin bekannten in einer Umfrage vor zwei Jahren 43 Prozent der Belegschaft, es wäre gelegentlich doch ganz angenehm, Männer im Betrieb zu haben. Wegen der Abwechslung. Anderer Ansicht ist da Elizaveta Novik, Kundenbetreuerin in den Sparten Kaffee und Tabak. Sie hat sich jetzt auch an den Konferenztisch gesetzt und will von Abwechslung nichts wissen. Männer kann man schließlich nach Dienstschluss treffen sagt sie und ist ganz Schülerin des Meisters Mägli: „Arbeit und Privates muss man trennen.“
Im Übrigen habe man ja laufend mit Männern zu tun. Am Telefon, im Außendienst bei Besprechungen. „Unsere Kunden sind fast ausschließlich Männer.“ Und vielleicht offenbart Elizaveta Novik, die aus St. Petersburg stammt, damit ein weiteres Geheimnis von Herrn Mäglis Frauenmodell: Männer verhandeln lieber mit Frauen. Weil sie die leichter über den Tisch ziehen können? Natürlich nicht, sagt sie mit 24-jährigem Selbstbewusstsein, „Frauen kommen besser an, weil sie besser zuhören können, weil sie einen anderen Umgangston haben.“
Umgangston! Wenn das Herr Mägli hören könnte. Aber der hat sich inzwischen an seinen Schreibtisch zurückgezogen. Er hat zu tun. Der Schreibtisch steht übrigens mittendrin zwischen den 79 Lady-Schreibtischen im Großraumbüro. Ein Einzelzimmer hat der Chef nicht. „Ich gehöre zum Team, wir alle zusammen ziehen den Karren.“
Allein unter 79 Frauen. Herr Mägli, noch eine letzte Nachfrage. Fehlt da nicht manch-mal etwas? Das Gespräch unter Männern? Wieder zeigt Mägli den Ausdruck einer unterdrückten Indigniertheit, und die Antwort fällt so knapp aus wie auf alle folgenden Fragen: „Ich habe kein Problem mit Männern.“ Ob er sich denn unter Frauen wohler fühle? „Ich versuche, die beste Qualität für das Unternehmen zu erreichen. Und die garantieren Frauen.“ Ob er verheiratet sei? „Ich habe eine Lebenspartnerin.“ Ob er aus einem Frauenhaushalt stamme? „Ich habe drei Schwestern, keine Brüder.“ Aha. „Aber das hat damit nichts zu tun.“ Ob er sich als Vorkämpfer für Frauenemanzipation sehe? „Alice Schwarzer ist eine tolle Frau.“
Ansonsten aber fühlt sich René Mägli durchaus einem traditionellen Frauen- und Männerbild verpflichtet. Womit er wieder bei seinem Lieblingsthema wäre: Umgangs-formen. „Es gibt nichts Schöneres, als galant zu sein“, sagt er, „ich versuche, eine Frau als Frau zu behandeln.“ Wozu auch gehört, dass er bei den Weihnachtsgeschenken an seine Belegschaft nach höchst herkömmlichen Mustern verfährt: ein Kochkurs für seine Ladies, eine Farb- und Stilberatung, Karten für ein Robbie-Williams-Konzert.
So ist es auch kein Wunder, dass Mägli eine äußerst nahe liegende Frage mit einem Erstaunen kommentiert, als käme sie vom Mond: Ob es nicht etwas seltsam sei, dass der einzige Mann in diesem Frauenunternehmen ausgerechnet der Chef sei? Das passe doch nicht zusammen. Da wirft Herr Mägli einen Blick aus seinen grauen Augen, in dem sich Unverständnis und Belustigung paaren, und er findet, dass sich darauf nur mit einem sehr lapidaren Satz antworten lässt: „Ich habe den Laden nun mal gegründet.“
Aber weil Herr Mägli verantwortungsbewusst ist und nach seinen sechs Lebensjahr-zehnten durchaus an eine gar nicht mehr so ferne Zukunft denkt, hat er selbstver-ständlich bereits jetzt für seine Nachfolge gesorgt. Der Nachfolger ist eine Nachfolge-rin.
In der nächsten Folge: Das Gedächtnis der Insel. Ein Ort im Pazifik, den der Tsunami verschonte
http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/reportage-herr-maegli-und-die-79-frauen/1887492.html
LP 196 Franz Müntefering, SPD, geboren 1940 in Arnsberg (Sauerland), ehem. Vorsitzen-der der SPD-Bundestagsfraktion, Abgeordneter des Deutschen Bundestages
SPD-Chef Müntefering will das norwegische Modell: In allen Aufsichtsräten deutscher Aktienge-sellschaften sollen nach seinem Willen ab 2013 mindestens 40 Prozent Frauen sitzen.
Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering sprach sich am Dienstag für die Einführung einer solchen verbindlichen Frauenquote nach norwegischem Vorbild aus. Er will sich dafür einsetzen, dass diese Forderung in das im April vorliegende SPD-Wahlprogramm aufgenommen wird. Eine gesetzliche Fixierung im Aktienrecht sowie ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft könne dann in der nächsten Wahlperiode verabschiedet werden.
Merkel dagegen
Müntefering verwies auf den seit 1988 geltenden SPD-Quotenbeschluss, der die Besetzung von Spitzenämtern in der Partei auf allen Ebenen zu 40 Prozent für Frauen vorschreibt. Ohne diese Vor-gabe hätte die SPD die stärkere Beteiligung von Frauen an Führungspositionen nicht erreicht. Er sei sicher, dass dies auch in der Wirtschaft der Fall sei. Bislang haben nur die Grünen eine Frauenquote für hohe Wirtschaftsposten unterstützt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich ausdrück-lich dagegen gewandt.
Datenbank für Interessierte gefordert
Müntefering traf in der Berliner SPD-Zentrale mit den Initiatorinnen der „Nürnberger Resoluti-on“ zusammen, die sich eine deutliche Erhöhung des Frauenanteils in den Führungsetagen der Wirt-schaft zum Ziel gesetzt hat. Nach Angaben ihrer Sprecherin Martine Herpers fordert die Gruppe auch den Aufbau einer Datenbank für interessierte Aufsichtsratsmitglieder sowie festgelegte Quali-fikationsstandards.
Das Anliegen habe seine „persönliche volle Sympathie“, sagte der SPD-Chef. „Ich bin gerne bereit mitzumachen.“ Es müsse gesetzlich fixiert werden, dass Frauen „stärker als bisher die Möglichkeit haben, in Spitzenpositionen dabei zu sein“.
Müntefering sagte, seine Lebenserfahrung in der Partei zeige, dass es ohne Quote nicht gehe. „Das wird wohl auch in der Wirtschaft und der Gesellschaft so sein, dass man da einen Eckpunkt setzen muss.“
Bisher sehr geringer Frauenanteil
In Deutschland sind nach Angaben der Initiative von etwa 1100 Aufsichtsratsmitgliedern börsenno-tierter Unternehmen lediglich zwischen sechs und acht Prozent weiblich. In den Vorständen der 30 DAX-notierten Unternehmen sind in Deutschland weiterhin kaum Frauen vertreten.
In Norwegen gilt seit 2008 für knapp 500 Aktiengesellschaften die 40-prozentige Frauenquote in Aufsichtsräten. Firmen, die dagegen verstoßen, drohen Strafen bis zum Entzug der Börsenzulas-sung. Auch Länder wie Schweden und Spanien haben ähnliche gesetzliche Vorschriften auf den Weg gebracht. Laut Studie der Beratungsfirma McKinsey bei den größten multinationalen Konzer-nen lag die Rendite in Unternehmen mit einem besonders hohen Frauenanteil im Topmanagement um zehn Prozent über dem Branchendurchschnitt.
In Ostdeutschland geht die Zahl der Schulabgänger bereits deutlich zurück. Im Westen dauert es noch etwas länger, aber die Entwicklung ist die selbe. Wo heute 100 Jugendliche aus der Schule kommen, sind es in gut zehn Jahren noch 80. Davon haben zwölf bis 15 keinen Abschluss, 40 brauchen wir für die Universität, und die übrigen stellen die Facharbeiterschaft. In der Mitte wird es richtig knapp. Also werden auch die Frauen gebraucht. Was halten Sie als Arbeitsminister von Eva Hermans These, dass Mütter zu Hause bleiben sollen? Es war schon immer der große Irrtum Strukturkonservativer, dass die Geburtenrate steigt, wenn Frauen nicht arbeiten gehen. Das Gegenteil ist der Fall, wie ein Blick über die Grenzen zeigt. Dort wo mehr Frauen im Beruf sind als in Deutschland, werden auch mehr Kinder geboren. Es geht also um gleiche Chancen für Frauen, aber auch darum, dass die Gesellschaft die Kreativität und die beruflichen Fähigkeiten der Frauen stärker brauchen wird als je zuvor. Dafür muss die Politik die Rahmenbedingungen schaffen, zum Beispiel mit besseren Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. Das Gespräch führten Holger Schmale und Regine Zylka.
http://www.berliner-zeitung.de/newsticker/vizekanzler-franz-muentefering-ueber-die-gesundheitsreform--den-widerstand-...
LP 197 Franz Josef Wagner, geboren 1943 in Olmütz (CZ), Kolumnist BILD-Zeitung
es gibt Nachrichten, die man erst einmal nicht glaubt, weil sie nicht zum Bild passen, das man von einem Menschen hat. Ihr unbeschwertes lächelndes Äußeres und Ihr Beruf, die Vorhersage des Wetters, haben Sie zu einer Instanz gemacht. Sonne, Regen, Regenschirm, kurze Hosen, Schal. Das Wetter, das Sie uns voraussagten, war wichtiger als die Tagesthemen. Es war wichtig für den Gar-ten, den Balkon, wichtig für die Maurer, die Bauern, die Fischer, die Zeitungsausträger. Wetter ist so etwas wie in die Zukunft schnuppern.
Menschen sind vielschichtige Wesen, das ist nichts Neues. Jörg Kachelmann wird vielleicht niemals mehr das Wetter ansagen. Er hat, so der Vorwurf, das Wetter in sich nicht beherrscht. Er soll seine Ex-Freundin vergewaltigt haben. Die Enttäuschung darüber ist deshalb so groß, weil wir an seine Wettervorhersagen glaubten. Kann man sich nicht mal mehr auf das Wetter verlassen?
Herzlichst
Ihr F. J. Wagner
(am 23.03.10 in der BILD)
angesichts des Welt-Sex-Gipfels in Amerika (Schwarzenegger, Strauss-Kahn) hätte ich Sie, kleiner Wetterfrosch, beinahe vergessen.
Die Megastars lenken vom Gerichtssaal in Mannheim ab. Da ist der Muskelberg, der Gouvernator, mit seinem unehelichen Kind. Da ist der mächtigste Banker der Welt und das Zimmermädchen.
Und da sind Sie, unwichtiger Wettermoderator.
Zwischen diesen Schlagzeilen werden Sie ein normaler Mensch. Sie sind nicht mehr Bestseller. Sie sind ein Jedermann. Sie sind laut Staatsanwaltschaft ein Vergewaltiger. Vier Jahre und drei Monate Gefängnis fordert die Anklage. Ihre Verteidiger werden auf Freispruch plädieren.
Ich weiß nicht, wer in diesem Prozess recht hat. In der Liebe haben alle Frauen schöne Augen und Männer plappern. Liebe kann schrecklich werden.
Was ich weiß, ist, dass immer Frauen Opfer der Liebe sind.
Herzlichst,
(am 18.05.11 in der BILD)
Sie sehen großartig in „Bunte“ aus. „Göttin, Schöne, Wunderbare“, nannte Kachelmann Sie. Dank „Bunte“ sehen wir in Ihr ungepixeltes Gesicht.
Während des ganzen Prozesses, den ich per Zeitung und TV verfolgte, habe ich mich gefragt, was für eine Frau Sie sind.
Ob der Schrecken eines Verbrechens in Ihr Gesicht geschrieben ist. Ob man es sieht, dass Sie eine hinterhältige, böse, rachsüchtige Frau sind.
Auf den neuen Fotos nach dem Prozess sind Sie eine wunderschöne Frau. Ihr blondes Haar geht bis zu den Schultern. Ihre Augen sind neugierig. Auf jeder Party wären Sie ein Höhepunkt.
Was mich interessiert ist, dass so eine coole, großartige Frau auf so einen Typen wie Kachelmann reinfiel. Wie sie elf Jahre auf ihn reinfiel.
Es ist aktenkundig, dass Kachelmann durch einen Fluss von Liebeslügen watete.
Was bleibt, ist ein betrogenes Mädchen, die jeden haben könnte, so schön wie sie ist.
Die Liebe liebt oft den Falschen.
Herzlichst, F. J. Wagner
http://www.bild.de/news/standards/franz-josef-wagner/liebe-claudia-d-18383066.bild.html
Liebe deutsche Frauenfußball-Nationalelf,
ihr seid erfolgreicher als Löws Bubis, 7-facher Europameister. Nun wollt ihr im eigenen Land zum dritten Mal Weltmeister werden.
Ich bin wahnsinnig gespannt auf euch. „Fußball von seiner schönsten Seite“ ist das offizielle Motto der WM.
Was werden wir sehen? Rempler? Blutgrätschen? Ausgefahrene Ellenbogen? Was werden wir hö-ren? Schlampe, Miststück, Lesbe?
Alle Fachleute sagen aber, dass das alles nicht geschehen wird. Wir werden eine anmutige, liebe-volle, familiengerechte, kinderfreundliche Frauen-WM erleben. Und eine emanzipierte WM.
In aller Offenheit kann unsere Nationaltorhüterin Nadine Angerer erklären, dass sie mit einer Frau lebt. Undenkbar im Männerfußball.
Der Männerfußball ist verklemmt. Der Frauenfußball ist viel weiter.
Herzlichst,
F. J. Wagner
http://www.bild.de/news/standards/frauen-fussball/post-von-wagner-18471704.bild.html
Franz Josef Wagner
Liebe Gabriele Pauli,
herzlichen Glückwunsch. Rechtzeitig zum CSU-Parteitag haben Sie es – Ihren Körper eingewickelt in die Bayern-Fahne – auf den „Bunte“-Titel geschafft. Was für ein trauriger Fall sind Sie gewor-den.
Glauben Sie wirklich, sich mit solchen Posen als unabhängigen Geist darstellen zu können? Sie sind für mich die ärmste und egoistischste Person, die mir je über den Weg g
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 101-110 Ergänzung
war möglicherweise ein Zeichen, dass die Frau zu wenig Milch produzieren würde, zu viel konnte zu Gehbehinderungen, geringen Leistungen bei der Nahrungsbeschaffung oder einem frühen Tod durch Diabetes führen. Das ist der Grund, warum Männer Frauen attraktiv finden, die Fett an den richtigen Stellen haben: Brust, Hüften und Gesäß, egal, was die Modebranche gerade als schön proklamiert. In einigen traditionellen Gesellschaften tragen Männer große Penis-Attrappen: Man könnte denken, dass das der Brautwerbung dient. Sie dagegen sehen das männliche Geschlechtsteil eher als Behinderung - warum? Ein Gorilla ist viel größer als ein Mensch. Weil wir mit Menschenaffen eng verwandt sind, könnte man also annehmen, dass auch sein Penis viel größer sei als der eines Mannes. Wenn man sich den Penis des Gorillas anschaut, dann ist der viel kleiner als der des Menschen. Auch männliche Orang Utans sind größer als Männer - und ihr Penis ist viel ebenfalls viel kleiner als derjenige von Männern. Also muss man sich doch fragen, warum ist unser Penis drei oder viermal so lang wie bei unseren Verwandten. Stellen Sie sich vor, ein Mann wäre evoluiert mit einem Penis vergleichbar mit dem von Gorillas oder Orang Utans, also von ungefähr drei Zentimetern Länge. All das extra Fleisch hätte er stattdessen in sein Gehirn investiert - dieser Mann wäre ein viel besserer Jäger, ein besserer Ehe-Mann und Vater, er hätte einen höheren sozialen Status.
Vielleicht fänden Frauen einen so kleinen Penis nicht attraktiv?
Wenn man Männer fragt, für wen das Aussehen und die Länge des Penis wichtig sei, sagen sie: "Für die Frauen, sie finden den Penis wunderschön." Wenn man dagegen Frauen fragt, wird man als Antwort bekommen, dass sie das männliche Geschlechtsteil nicht besonders attraktiv finden. Die Menschen, die sich wirklich für den Penis interessieren, sind andere Männer. Beim Duschen nach dem Sport schauen sie ganz genau hin. Meine Schlussfolgerung ist, dass der Penis ein Signal ist. Er ist vergleichbar mit der Löwenmähne, die nur männliche Tiere haben. Der große Penis sagt, dass ein Mann geschlechtsreif ist. Er ist ein Statussymbol. Was sind heute Statussymbole, da wir den Penis verhüllen? Weil ich einen Bart trage, würde ich sagen, dass der ein Statussymbol ist. Deshalb bin ich wohl auch der Meinung, dass er ein Qualitätssiegel für einen Mann ist, das Frauen attraktiv finden sollten. Heute kauft Mann sich doch lieber ein teures Auto. Unglücklicherweise. Traditionell war der Bart ein Statussymbol, aber heute sind Männer nicht mehr von ihm abhängig, um ihren Status zu verbessern, sondern von Sportwagen und schicken Anzügen. Der Bart ist weniger wichtig - leider. Was für einen Wagen fahren Sie denn? Einen sehr alten Volvo - und das bedeutet, dass Frauen wie meine Ehefrau, die ein gutes Urteilsvermögen haben, beeindruckt sind von meinem Bart und sich nicht um ein Auto scheren. Und Frauen, die Männer nicht so gut beurteilen können, springen vielleicht mit einem Mann ins Bett, der ein tolles Auto hat - und sie machen einen großen Fehler. Warum bleiben Albatrosse zusammen und Menschen oft nicht? Bei den Albatrossen sind beide Eltern notwendig, um die Küken durchzubringen. Einer muss auf dem Nest sitzen, ein anderer muss Nahrung suchen, und es dauert sehr lange, bis die Jungen aufgezogen sind, ein, manchmal sogar zwei Jahre. Beim Menschen dauert es doch noch bedeutend länger, bis die Kinder alleine lebensfähig sind. Albatrosse, die länger zusammen sind, haben eine höhere Erfolgsrate im Aufziehen der Jungen. Menschen-Eltern können es dagegen heute auch alleine schaffen, ein Kind durchzubringen. Vor 50 Jahren waren die wirtschaftlichen Bedingungen noch bedeutend schlechter - und deshalb gab es auch weniger Scheidungen Wie für alles Menschliche, haben sie auch hier für eine funktionierende Partnerschaft eine biologische Erklärung - glauben Sie denn gar nicht an die Liebe? Doch natürlich! Man muss sich nur anschauen, wie viele Paare es heute gibt, die zusammenleben und sich dagegen entscheiden, Kinder zu haben. Sex ohne Fortpflanzung - biologisch absolut sinnlos. In Ihrem Buch "Warum macht Sex Spaß", das gerade in einer Neu-auflage erschienen ist, bezeichnen Sie unser Sexualleben als "bizarr". Was ist so seltsam am Menschen-Sex? Sehr viel. Alle anderen Arten haben Sex im Beisein von Artgenossen, wir in der Regel nicht. Bei den meisten Tierarten sind Frauen so lange fruchtbar, bis sie sterben, oder die Fruchtbarkeit nimmt graduell mit dem Alter ab. Bei Menschenfrauen kommt das Ende der Fruchtbarkeit sehr plötzlich mit den Wechseljahren und lange vor ihrem Tod. Was ist der Grund für diesen Unterschied? Mit dem Alter der Frau steigt das Risiko, dass sie selbst bei einer Geburt stirbt. Sie kann Ihre Gene letztlich effektiver weitergeben, wenn sie die Fortpflanzung ir-gendwann einstellt. Bedenken Sie, dass Kinder ihre Mütter sehr lange brauchen. Selbst wenn sie erwachsen sind, ist ihre Hilfe und Lebenserfahrung sehr wichtig - zum Beispiel dabei, die Enkel großzuziehen, die ja auch einen Teil ihrer Gene tragen. Wenn eine Mutter bei einer Geburt starb, hatten ihre Kinder eine geringere Überlebenswahrscheinlichkeit. Deshalb sind die Wechseljahre entstanden. Biologisch gesehen hat es keinen Sinn, dass Frauen in den Wechseljahren noch Sex haben. Sie konstatieren, dass wir Menschen ohnehin ständig Sex haben, ohne dass wir uns fortpflanzen können - reine Energieverschwendung könnte man meinen. Ja, die meisten Tiere haben nur dann Sex, wenn sie sich fortpflanzen können, wir dagegen ständig. Das liegt daran, dass Frauen nicht anzeigen, wann ihre fruchtbaren Tage sind. Wenn Sie eine Frau sehen, haben sie nicht die geringste Ahnung, in welchem Tag ihres Zyklus sie ist. Auch wenn Sie näher rangehen und an ihr riechen - sie verströmt keinen Duft, der Fruchtbarkeit signalisiert. Bei Affen dagegen wird die Haut der Weibchen um ihre Vagina oder ihren Anus herum hellrot oder blau, sie verströmen einen besonderen Duft und machen eine Hocke vor den Männchen. Schön, dass wir anders sind! Was ist der Grund dafür? Man stelle sich vor: Ein Mann wüsste, an welchen Tagen im Monat seine Frau fruchtbar ist. Er könnte an diesen beiden Tagen des Monats zu Hause zu sein, um mit seiner Frau zu schlafen - und an den restlichen Tagen des Monats könnte er weggehen und versuchen, mit anderen Frauen Sex zu haben, die gerade anzeigen, dass sie fruchtbar sind. Das Resultat wäre, dass der Mann nicht zu Hause wäre - aber beim Homo sapiens ist die Hilfe des Vaters wichtig, um die Kinder großzuziehen. Er würde sich nicht um seine Kinder kümmern, die würden sterben und so würden seine Gene eliminiert. Ein solches Verhalten würde sich also nicht durchsetzten können in der Evolution, das ist eine gängige Theorie. Der versteckte Eisprung wäre damit eine Taktik der Frau, um den Mann mit Sex zu Hause zu halten? Das ist eine Theorie. Eine andere basiert auf dem, was oft in Stammesgesellschaften passiert. Dort beschützen Männer ihre eigenen Kinder und versorgen sie mit Essen. Wenn die Frau mit vielen Männern Sex hat und niemand weiß, wann sie fruchtbar ist, weiß auch niemand, wer der Vater ist - und alle Männer helfen, das Kind aufzuziehen. Außerdem töten Männer in Stammesgesellschaften oft Kinder von anderen Männern. Wenn niemand weiß, wer der Vater ist, riskieren sie, ihre eigenen Kinder zu töten. Nach dieser Theorie hatten Frauen Sex mit vielen Männern, um ihre Kinder zu schützen. Nach der Theorie wären alle Männer potenzielle Mörder. Diese Theorie trifft mit Sicherheit nicht mehr auf die modernen Gesellschaften in den USA oder in Europa zu. Deutsche Männer töten nicht Kinder von Frauen, mit denen sie keinen Sex hatten - und sie geben auch nicht allen Frauen Geld, mit denen sie geschlafen haben. Aber in Stammesgesellschaften sind solche Dinge nicht ungewöhnlich. Welche Theorie stimmt denn jetzt? Der versteckte Eisprung ist wohl in einer promiskuitiven Gesellschaft, also nach der zweiten Theorie entstanden. Später wechselten unsere Vorfahren dann zu einer monogamen Lebensweise, weil das die Überlebenschancen der Kinder erhöht hat. Sie scheinen sich ständig mit diesen Fragen auseinanderzusetzen: In Ihrem Buch raten Sie, man solle beim Sex darüber nachdenken, wie unsere Sexualität entstanden ist. Bedenken Sie, dass unsere Vorfahren in der Evolutionsgeschichte nicht so viel Freude beim Sex hatten wie wir. Sie mussten schnell zur Befruchtung kommen. Sex war gefährlich: Während des Akts war man wehrlos gegen Feinde und Raubtiere. Und heute haben wir Sex in monogamen Beziehungen, gefahrlos, einfach nur zum Spaß, ohne Sinn für die Fortpflanzung. Das ist doch wunderbar, das sollte man sich wirklich manchmal klarmachen.------------------------------Nur ein reicher Mann kann es sich leisten, mehr als eine Frau zu haben. Aus diesem Grund haben Männer in der Geschichte meistens monogam gelebt, auch wenn sie es lieber anders gehabt hätten.------------------------------
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0717/magazin/0002/index.html
LP 110 Frank A. Meyer, CH], geboren 1944 in Biel (CH), Journalist und Chefpublizist von Ringier, lebt in Berlin zusammen mit der Kulturjournalistin Lilith Frey - http://www.rhetorik.ch/Aktuell/08/12_02/frankameier.jpg
Sagen Sie mal, Frank A. Meyer, mehr als drei Viertel der Schweizer erklärten in einer Umfrage der «SonntagsZeitung>, sie würden eine Frauenmehrheit im Bundesrat begrüssen. Sind wir Männer bedroht?
Das kann durchaus sein.
Wie meinen Sie das?
Wir sprachen ja schon letzte Woche über das Ende der Männerherrschaft in der Politik. Das Leser-Echo war überwiegend positiv. Nach Jahrtausenden der Herrschaft durch das Patriarchat, also durch uns, folgt vielleicht schon in den nächsten Generationen die Herrschaft durch das Matriarchat, also durch die Frauen.
Kommt das denn gut?
Wenn es kommt, kommt es gut, weil es gut kommen muss – unbedingt. Die Welt benötigt dringend eine erwachsene Gesellschaft.
Und was hat das mit den Frauen zu tun?
Die Frauen garantieren das Erwachsensein der Gesellschaft. Denn nur Frauen werden wirklich er-wachsen.
Frank A. Meyer, ich bitte Sie ...!
Sie fühlen sich von dieser Aussage provoziert? Gut so! Ich will sie Ihnen erklären: Die grösste Kraft des Menschen, Kinder zur Welt zu bringen, ist fraulich. Die höchste Kreativität des Menschen, Kinder zu erziehen, ist fraulich. Die höchste Kompetenz des Menschen, Kinder auf ein eigenständi-ges Leben vorzubereiten, ist ebenfalls fraulich. Kraft, Kreativität, Kompetenz – dazu die vorausset-zungslose Liebe, die Mütter für ihre Kinder empfinden. Aus all dem ergibt sich die allseitig erwach-sene Persönlichkeit der Frau, wie sie dem Mann nicht vergönnt ist.
Was ist dem Mann denn vergönnt?
Er sucht Ersatz für diese weibliche Ur-Kreativität. Er erfindet die Welt immer wieder neu – wissen-schaftlich, technisch, politisch, auch künstlerisch. Das ist die konstruktive Seite. Und er zerstört die Welt – durch Kriege, durch Ausbeutung, durch hemmungsloses Gewinnstreben, wie wir dies gerade wieder im Golf von Mexiko erlebt haben. Das ist die destruktive Seite.
Sie bezeichnen die Frauen im Ernst als bessere Menschen?
Meine Aussage entspricht dem Verlauf der Geschichte.
Ihr Urteil ist ziemlich waghalsig.
In all ihrem Tun ist die Frau geprägt von körperlichen, seelischen und intellektuellen Erfahrungen, die ein Mann kaum machen kann. Leider. Wir Männer bleiben zurück. Ich habe nie verstanden, wie Sigmund Freud vom «Penis-Neid> der Frauen sprechen konnte. Ich glaube vielmehr, dass wir Män-ner in den tiefsten Schichten unserer Seele auf die Gebärfähigkeit der Frauen neidisch sind.
Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?
Die Männerherrschaft hat die Welt weit gebracht, im Positiven, leider auch im Negativen. Jetzt braucht die Welt dringend die erwachsene Vernunft der Frauen. Wie sie die Kinder hegen und schützen, so müssen sie die Welt hegen und schützen – in Schutz nehmen vor uns Männern. Und wir Männer haben die Wahl: im besten Sinne kindlich zu bleiben – oder kindisch zu werden. Die Verheerungen von Natur und Gesellschaft durch kindische Männer erleben wir tagtäglich.
http://www.blick.ch/news/fam/ueber-maenner-und-vor-allem-ueber-frauen-151842
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 151-160 Ergänzung
Die meisten Täter legen sich Ausreden zurecht, berichtet Arlandt. In einem ersten Schritt muss der Täter anerkennen, dass er für seine Tat verantwortlich ist, sich bewusst für die Misshandlung entschieden hat. >Es gibt keine Entschuldigung für Gewalthandeln«, stellt Arlandt fest. Geschlechtsspezifische Verhaltensmuster spielen dabei eine entscheidende Rolle, meint er: >Männer nehmen die eigenen Grenzen nicht wahr, und auch nicht die Grenzen von anderen. Auf ›unmännliche‹ Gefühle wie Hilflosigkeit, Angst oder Trauer reagieren viele mit Gewalt.« Arlandts Beratung zielt daher auf die Entwicklung sozialer Kompetenz, auf die Fähigkeit, Grenzen zu akzeptieren und mit den eigenen Aggressionen vernünftig umzugehen.
Männer gegen Männergewalt« ist inzwischen in mehr als 20 Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv. Die Beratungsstellen, die in den vergangenen 15 Jahren mehrere tausend Gewalttäter beraten haben, richten sich hauptsächlich an das >Dunkelfeld«: An die rund 95 Prozent der gewalttätigen Männer, die für ihre Tat nicht vor Gericht gebracht wurden und in Statistiken nicht als Straftäter in Erscheinung treten. Anders verhält es sich bei Zwangstherapien. Nehmen Straftäter an einem Täterprogramm teil, dann können Staatsanwaltschaften unter Umständen von einer Anklageerhebung absehen. Therapie statt Strafe – das ist für Gewalttäter oft nur eine billige Möglichkeit, weitergehende Konsequenzen aus ihrer Misshandlung von Frauen zu vermeiden. Dabei ist der Erfolg von Zwangstherapien mehr als ungewiss, kritisieren Unterstützerinnen der Opfer.
Umso fataler sind die Kürzungen, die staatliche Stellen den Fraueninitiativen gegen Männergewalt zumuten. >Am Tag, bevor Bundesfamilienministerin Renate Schmidt die neue Gewaltstudie vorstellte, beschloss der Berliner Senat eine weitere Kürzung des Frauenetats«, berichtet Kristin Fischer vom Zweiten Berliner Frauenhaus. Auf eine halbe Million Euro belaufen sich die Kürzungen des Senats insgesamt, für das Zweite Frauenhaus erzwingen sie eine Halbierung der Belegplätze. In Hessen hat die Landesregierung inzwischen die Mittel für acht von 32 Frauenhäusern komplett gestrichen, sagt Eva-K. Hack von der Zentralen Informationsstelle für Autonome Frauenhäuser in Kassel.
Dabei sind die – noch – fast 400 Frauenhäuser in Deutschland durchgängig belegt, berichtet Hack. Ein Rückgang der Männergewalt ist nicht in Sicht. In Hessen haben die angezeigten Gewalttaten an Frauen im vergangenen Jahr um 20 Prozent zugenommen, berichtet das Kasseler Kooperationsbündnis >Nein zu Gewalt an Frauen«. Angesichts von Hartz IV fürchten viele Frauenhausmitarbeiterinnen einen weiteren Anstieg der Gewalt.
Ein Licht für jede Frau« heißt die Aktion, mit der Frauenhäuser bundesweit am 25. November gegen die ungebrochene Männergewalt protestieren wollen. Achtstellig müsste die Anzahl der Lichter sein, sollte jede misshandelte Frau eines bekommen. Die Täter treiben sich weiterhin überall herum. >Sie sind als Täter nicht erkennbar«, schreibt Gewaltberater Lempert: Sie sind unauffällig, unscheinbar, überangepasst.
http://jungle-world.com/artikel/2004/48/14130.html
Marburg (idea) – Scharfe Kritik an der evangelikalen Bewegung hat der Sozialwissenschaftler und freie Journalist Jörg Kronauer (Köln) bei einer Veranstaltung in der Universität Marburg geübt. Die Evangelikalen seien anti-feministisch, lehnten die Gleichstellung von Homosexuellen ab, be-trieben „aggressive Mission“ und verträten oft anti-islamische Positionen, sagte Kronauer bei einem Vortrag am 9. Juli.
Er sprach auf Einladung des Bündnisses „Kein Raum für Sexismus, Homophobie und religiösen Fundamentalismus“. Der Zusammenschluss hatte sich aus Protest gegen den (evangelikalen) Inter-nationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge gebildet, der im Mai in Marburg stattge-funden hatte. Das Bündnis von über 60 antifaschistischen, homosexuellen und gewerkschaftlichen Gruppen wollte das Treffen verhindern, weil dort nach seiner Ansicht „Homo-Heiler“ zu den Red-nern gehörten. Kronauer sprach zum Thema „Christlicher Fundamentalismus auf dem Vor-marsch?“ vor rund 100 Zuhörern, darunter zahlreichen Evangelikalen. Nach seinen Worten sind Fundamentalisten ein Teil der evangelikalen Bewegung, der die Bibel auch in historischer und na-turwissenschaftlicher Hinsicht wörtlich nehme, etwa dass die Welt in sieben Tagen erschaffen wor-den sei.
„Erstarken“ der Evangelikalen
Kronauer rechnet mit einem „langsamen Erstarken“ der Evangelikalen in Deutschland, da ihnen das Vordringen konservativer Werte zuarbeite. Er bezeichnete sie als Gegenbewegung gegen die Mo-dernisierung in Kirche und Gesellschaft. Es handele sich zum Teil auch um eine reaktionäre Bewe-gung, die die Entwicklung zurückdrehen wolle. So wollten Evangelikale Frauen das Recht streitig machen, selbst über ihren Bauch zu bestimmen. Sie setzten sich dafür ein, Abtreibung wieder unter Strafe zu stellen. Kronauer warf den Evangelikalen ferner eine „strukturelle Diskriminierung“ der Homosexuellen vor, da sie deren Gleichstellung ablehnten.
Morde als Folge von Missionsversuchen
Die Evangelikalen träten auch für ein weltweites Recht auf Mission ein. „Die dramatischen Folgen hat man im Jemen gesehen“, sagte Kronauer im Blick auf die Ermordung von zwei deutschen Bi-belschülerinnen und einer südkoreanischen Lehrerin im Juni. Die Frauen aus Deutschland hatten als Praktikantinnen an einem Krankenhaus im Nordjemen gearbeitet. Kronauer zufolge haben sie „ver-sucht, im Jemen zu missionieren, obwohl es verboten ist“. Diakonie sei bei den Evangelikalen immer mit einer missionarischen Absicht verbunden. Kronauer warf führenden Evangelikalen ferner vor, Kontakte zur „extremen Rechten“ zu pflegen. Sie träten etwa bei Veranstaltungen der Zeitung „Junge Freiheit“ auf, ließen sich von ihr interviewen oder verfassten Beiträge für sie.
Kritik von Besuchern am Referenten
In der kontroversen Aussprache nach dem Vortrag verwahrten sich evangelikale Besucher dagegen, mit rechtsextremen Kreisen in Verbindung gebracht zu werden. Kritisiert wurde auch, dass der Re-ferent die evangelikale Bewegung nicht differenziert genug dargestellt und Linksevangelikale aus-geblendet habe. Eine Besucherin warf Kronauer vor, von den Evangelikalen ein Feindbild zu zeich-nen. Eine Sprecherin des Veranstalters sagte, sie fühle sich als Homosexuelle durch „organisiertes Evangelikalentum“ bedroht, weil es „anti-emanzpiatisch, homophob und anti-feministisch“ sei.
http://www.schneider-breitenbrunn.de/2009-07/evangelikale-sind-anti-feministisch-und-oft-anti-islamisch/
LP 159 Wolfgang Katzian, Aut geboren 1956 in Stockerau (Aut), (Österreichische Ge-werkschaft der Privatangestellten) – politisch der SPÖ zugehörig – wolf-gang.katzian@parlament.gv.at
Wien. Mit einer ungewöhnlichen Idee wartet die Privatangestelltengewerkschaft (GPA-DJP) vor dem Auftakt der heurigen Herbstlohnrunde auf. Weil die Einkommen der Frauen im Schnitt um 25 Prozent unter jenen der Männer liegen, soll es nun außertourliche Gehaltsrunden für Frauen geben, um die Kluft bei den Bezügen schrittweise zu schließen. Experten halten die Vorgangsweise für zulässig, die Wirtschaft äußert Skepsis.
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Mit dem Plan zu Sonderlohnrunden für Frauen bei den Kollektivvertragsverhandlungen der Arbeit-geber- und Arbeitnehmervertreter preschten GPA-Vorsitzender Wolfgang Katzian und Bundesge-schäftsführerin Dwora Stein vor. „Die Zeit der Appelle ist vorbei“, betonte der Chef der GPA, die für einen Großteil der Privatwirtschaft am Verhandlungstisch sitzt. Laut Katzian könnte etwa ver-einbart werden, dass zusätzlich zu den jährlichen Lohnrunden dreimal in zehn Jahren eine Extra-Erhöhung der Bezüge nur für weibliche Beschäftigte vereinbart wird. „Es geht nicht mehr darum, die Einkommensunterschiede zwischen Männer und Frauen zu erklären, sondern sie zu beseitigen“, sagt Stein. Allerdings bremst sie die Erwartungen: „Was 100 Jahre nicht erledigt wurde, wird nicht von heute auf morgen gehen.“ Die Herbstlohnrunde beginnt am 22. September mit dem Treffen der Metaller.
Ist eine solche Bevorzugung weiblicher Arbeitnehmer zulässig? Der Verfassungsexperte Theo Öhlinger und der renommierte Grazer Sozialrechtler Franz Marhold betonen auf Anfrage der „Pres-se“, dies wäre an sich erlaubt. Öhlinger verweist auf Artikel 7 Absatz 2 der Bundesverfassung, in dem sich Bund, Länder und Gemeinden zur tatsächlichen Gleichstellung von Frau und Mann be-kennen. Explizit heißt es dann: „Maßnahmen zur Förderung der faktischen Gleichstellung von Frauen und Männern insbesondere durch Beseitigung tatsächlich bestehender Ungleichheiten sind zulässig.“
Das gelte auch für Kollektivvertragspartner, so Öhlinger. Eine raschere Anhebung der Frauenlöhne wäre „quasi eine positive Diskriminierung“. Nachteile für bestimmte Gruppen dürften beseitigt werden.
Experte: „Halte nicht viel davon“
„Ich kann positive Aktionen setzen. Das wäre zulässig“, pflichtet Marhold bei. Es müsse der Nach-weis erbracht werden, dass in einer Branche Lohnnachteile für Frauen bestehen. Zur Anwendung könne das bei den Ist-Löhnen kommen. Zugleich macht er auf ein Problem aufmerksam: Die Ist-Lohn-Erhöhung gilt für Branchen. Dabei könnte es sein, dass in einzelnen Betrieben bereits eine Gleichstellung bei den Bezügen von Männern und Frauen gegeben sei. Dann würden Männer durch eine Extra-Anhebung der Frauenlöhne diskriminiert. Daher müssten Ausnahmen eingebaut werden.
Marhold hat allgemein massive Bedenken: „Ich halte nicht wahnsinnig viel davon.“ Es werde „Ab-wehrreaktionen“ geben: „Ich meine, dass das für Frauen kontraproduktiv ist.“
In der Wirtschaftskammer äußert Elisabeth Zehetner, Geschäftsführerin der „Frau in der Wirt-schaft“, im „Presse“-Gespräch wie Marhold viel Skepsis: „Ich kann es mir rein praktisch nicht vor-stellen.“ Es gebe Betriebe, in denen die Gleichstellung erfüllt sei. „Man kann nicht generell sagen, dass jede Frau weniger verdient.“
Ministerin begrüßt neuen Weg
Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) begrüßt, dass die Gewerkschaft in der Kollektiv-vertragspolitik neue Wege andenkt: „Es ist ein Ansatz, der durchaus positiv zu sehen ist und den sich die Sozialpartner im Detail anschauen sollten. Alles, was dazu dient, Einkommensunterschiede zu bekämpfen und Benachteiligungen von Frauen abzubauen, ist zu begrüßen.“
Zugleich ist es für sie entscheidend, der schlechteren Bewertung von Frauenjobs generell zu begeg-nen, etwa durch Diskussion der unterschiedlichen Mindestlöhne in den diversen Branchen. Hei-nisch-Hosek wird am 3. Oktober einen Lohnrechner als Online-Tool präsentieren: Auf Basis von Alter, Erfahrung und Branche wird ein Richtwert ermittelt, um Löhne leichter vergleichen zu kön-nen.
LP 160 Erich Foglar, Aut, geboren 1955 in Wien, Chef Österreichischer Gewerk-schaftsbund (ÖGB) - erich.foglar@oegb.at
Die ÖGB stützt Idee der Privatangestelltengewerkschaft für eine Extralohnerhöhung für weibliche Beschäftigte. Die Grünen wollen schon bei den kommenden Lohnverhandlungen Sondererhöhun-gen für die Frauen sehen.
Wien/Red. Sollen die Gehälter von Frauen außertourlich neben den jährlichen Lohnerhöhungen angehoben werden, um die Einkommenskluft zu den Männern zu schließen? Für diesen Plan der Gewerkschaft der Privatangestellten und Drucker (GPA-DJP), über den die „Presse“ am Mittwoch berichtet hat, kommt nun von ÖGB-Präsident Erich Foglar ausdrücklich Schützenhilfe.
Die Grünen wollen schon bei den kommenden Lohnverhandlungen, die am 22. September für die Metallbranche beginnen, Sondererhöhungen für die Frauen sehen. Die grüne Frauensprecherin Ju-dith Schwentner verlangt konkret, die Verhandler müssten mit der Forderung nach einem Fixbetrag von mindestens 100 Euro zusätzlich für alle Frauen in die Kollektivvertragsrunden mit den Wirt-schaftsvertretern gehen. Ihre Begründung: Von einem Fixbetrag, kombiniert mit einer prozentuellen Erhöhung, würden vor allem Bezieher niedriger Einkommen und damit Frauen profitieren.
Besonders Berufe mit vielen weiblichen Beschäftigten wie der Sozial- und Gesundheitsbereich seien bei den Löhnen stark unterbewertet. Außerdem verlangt Schwentner die Einführung eines ge-setzlichen Mindestlohns.
ÖGB-Chef begrüßt Vorschlag
Die Angestelltengewerkschaft hat zwar noch kein fertiges Konzept, will aber die Löhne für Frauen durch Sondergehaltsrunden zusätzlich zu den regulären jährlichen Kollektivvertragsverhandlungen extra anheben. Verfassungsexperten haben eine solche „positive Diskriminierung“ für Frauen grundsätzlich als verfassungsmäßig zulässig bezeichnet.
ÖGB-Chef Erich Foglar meinte am Rande der Klausur des SPÖ-Präsidium in Wien, jeder Vor-schlag, der in die Richtung gehe, die Einkommenslücke zwischen Frauen und Männern zu schließen, sei gerechtfertigt.
http://diepresse.com/text/home/politik/innenpolitik/691837
ÖGB-Präsident Erich Foglar machte in der ORF-Pressestunde erneut Druck für rasche Umschich-tungen im Steuersystem. Den Großteil der Steuerlast würden die ArbeitnehmerInnen und Konsu-mentInnen tragen, die großen Vermögen würden einen viel zu niedrigen Beitrag leisten. "Wir brau-chen eine Umschichtung: ArbeitnehmerInneneinkommen entlasten und höhere Beiträge von Ver-mögenden."
Foglar kritisierte einmal mehr die Ungleichgewichte im Steuersystem. "Aus Vermögenssteuern holt sich der Staat gerade einmal 1,4 Prozent seiner Steuereinnahmen, aber von den ArbeitnehmerInnen und KonsumentInnen gut zwei Drittel, das ist eine eklatante Schieflage. Wir wollen eine Umschich-tung im Steuersystem: die Einkommen der arbeitenden Menschen entlasten, dafür von den tatsäch-lich hohen Vermögen höhere Beiträge zur Finanzierung des Staatshaushaltes einheben." Würde man in Österreich die Einnahmen aus Vermögenssteuern auf die Höhe des EU-Durchschnitts von 5,4 Prozent anheben, erläuterte Foglar, kämen vier Milliarden Euro ins Budget. "Wir brauchen diese Umschichtung dringend, die ArbeitnehmerInnen müssen entlastet werden. Und auf Ebene der EU brauchen wir rasch die Finanztransaktionssteuer, es wäre nur gerecht, wenn dieser Sektor auch end-lich etwas beitragen würde."
Für die Entwicklung der Bruttoeinkommen sei die Lohnpolitik der Gewerkschaften verantwortlich, sie hätten selbst im härtesten Krisenjahr in allen Branchen Zuwächse gebracht. Foglar: "Wieviel dann Netto übrig bleibt, hängt vom Steuersystem ab, und da ist primär die Finanzministerin zustän-dig. Von den Lohnverhandlungen bleibt viel zu wenig übrig, das ist ungerecht, das muss sich än-dern. Den ArbeitnehmerInnen muss endlich mehr Netto vom Brutto im Börsel bleiben."
Diskriminierung von Frauen in der Arbeitswelt abstellen
"Die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen sind tatsächlich ein Schandfleck", sagte Foglar. Es gebe bereits viele Maßnahmen, darunter die betrieblichen Einkommensberichte, die für mehr Transparenz sorgen werden, außerdem Stellenausschreibungen mit Gehaltsangaben, oder dass beim Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen nicht gespart werde. "Auch die Gewerk-schaften leisten immer wieder Beiträge, zum Beispiel, wenn bei Lohnverhandlungen die niedrigeren Einkommensgruppen stärker angehoben werden. Es muss aber viel mehr getan werden,
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 161-170 Ergänzung
Beschäftigten, der Mini-Jobs ab.
Ausbeutung zu Lasten der Beschäftigten
Seit Jahren macht die Wirtschaft die Politik gefügig. Das ist jedoch keine Entschuldigung für die Politik, denn wer mitmacht, wird mitschuldig. So hat der permanente Druck der Wirtschaft auf die Steuergesetzgebung dazu geführt, dass die lohnabhängigen Beschäftigten immer mehr zur Finanzierung des Staatshaushalts beitragen, die Unternehmen sich aber mehr und mehr aus ihrer grundgesetzlichen Verpflichtung der Sozialbindung des Eigentums verabschieden konnten. So ist es möglich, dass deutsche Unternehmen zwar ihre Gewinne ins Ausland verlagern, aber den Standort Deutschland als preiswerte Produktionsstätte nutzen. Während Gewinnsteuern seit 1960 von 35 % bis heute auf 15 % gesunken sind, trägt die arbeitende Bevölkerung, die 1960 noch 37 % des Steueraufkommens (Lohnsteuer, Mineralölsteuer, Umsatzsteuer) trug, inzwischen mit 77 % den größten Teil zur Finanzierung unseres Staates bei. 3) Diese zunehmende klammheimliche Ausbeutung zu Lasten der Beschäftigten wird nur deshalb von diesen nicht wahrgenommen, weil die Medien in der Regel nicht darüber berichten.
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=1235
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 171-180 Ergänzung
Bangladesch, an deren Spitze frei gewählte Frauen stehen. Und doch: Die Islamisierung, die von den meist mit saudischem Geld finanzierten Koranschulen ausgeht, ist unübersehbar. Frauenrechte werden schlicht mit Geld weggekauft, selbsternannte Moralhüter und halbgebildete Schriftgelehrte zwischen Allah und die Frauen gesetzt, mittelalterliche Vorstellungen von der Herrschaft des Patriarchats zementiert. Die Scharia, das islamische Gesetz, ist das Herrschaftsinstrument. Wie ein Damoklesschwert hängt es über allen, hält die Männer in Angst und die Frauen in nützlicher Abhängigkeit.
"So groß ist die Furcht, als unislamisch zu erscheinen, daß alle in vorauseilendem Gehorsam den Fundamentalisten zu Willen sind", sagt die Juristin Asma Jehangir über Richter und Politiker in ihrem Land. Die mutige Vorsitzende der pakistanischen Menschenrechtskommission weiß, was es heißt, den Obskuranten Widerstand zu leisten: Fatwas und Mordanschläge hat sie hinter sich. Auch Taslima Nasrin, die feministische Schriftstellerin, hat erfahren, daß es lebensgefährlich ist, in Bang-ladesch für Frauen gleiche Rechte, Menschenrechte zu fordern. Monatelang war der von den Mul-lahs aufgehetzte Mob hinter ihr her. Die Flucht ist ihr zwar gelungen, aber sie lebt einsam und iso-liert im Ein Deutschland.
http://www.zeit.de/1996/45/Im_Namen_Allahs/seite-2xil
LP 178 Chuck Spezzano, USA, geboren 1948 in New York, Psychotherapeut und Autor – chuckandlencyspezzano.com - http://www.wrage.de/CMS/fileadmin/wrage/Referenten/7/Spezzano-2_big.jpg
Meiner Erfahrung nach können Männer in Beziehungen nicht besonders gut kommunizieren, da es dabei um Gefühle geht und nicht um die Vermittlung von Informationen. Die meisten Männer kön-nen weder ihre Gefühle mitteilen noch überhaupt mit ihren Empfindungen umgehen. Sie würden sich heldenmütig ganzen Horden von Aliens aus dem Weltraum entgegenstellen, erzittern jedoch schon bei dem bloßen Gedanken, ihre Gefühle wahrzunehmen oder sie gar mitzuteilen. Das liegt zum großen teil daran, dass Jungen dazu erzogen wurden, tapfer zu sein, denn ein "Indianerherz kennt keinen Schmerz" Da emotionale Ausbrüche in der Kindheit nicht gern gesehen wurden, haben viele Jungen niemals gelernt, ihre Gefühle auszudrücken. Zudem denken Männer, dass Kommuni-kation etwas Rationales ist. Ein spezifisch männliches Merkmal ist die Idee, dass ein Konflikt zum Lösen da ist - und nicht eine Möglichkeit zur Kommunikation und zum gemeinsamen Austausch darstellt. Praktische Lösungen und meisterhafte Pläne gehen an der Grundlage einer jeden Bezie-hung vorbei: an Gefühlen. Da Frauen wollen, dass Kommunikation aus dem Herzen kommt und gefühlvoll ist, sind sie in diesem Bereich viel direkter als Männer. Nichts kann eine Frau so schnell auf die Palme bringen wie ein rationales Gespräch.
Frauen sind einfach bessere Kommunikatoren und haben es meistens nicht nötig, ihre Gefühle hinter Witzen, Bluffs und Gesprächen über das Spitzenspiel der Bundesliga, das letzte Spiel oder ir-gendein Spiel zu verbergen. Frauen sind in der Lage, Männer in Beziehungsdingen, im Bereich der Kommunikation und in der Welt der Gefühle zu unterstützen und anzuleiten. Frauen müssen dar-über hinaus die Männer auch in sexuellen Dingen unterstützen - und das trotz der Tatsache, dass sich jeder Mann für Gottes Geschenk an das weibliche Geschlecht hält. Ehrlich gesagt, wir Männer müssen uns einfach dafür halten!
Männer können motiviert werden, mehr über Beziehungen, über Kommunikation und Gefühle zu lernen, und Frauen brauchen keine weiblichen Einsteins zu sein, um herauszufinden, wie sie ihre Männer motivieren können.
Die meisten Männer hassen den Satz "Wir müssen uns unterhalten!" und erblassen schon beim blo-ßen Gedanken an Kommunikation, weil sie wissen, dass sie am Ende doch wieder als die Bösen dastehen werden. Das sind allerdings keine verlockenden Aussichten für die männliche Psyche. Immerhin hat man uns beigebracht, Helden zu sein. Wenn dieses Selbstbild angekratzt wird, verliert ein Mann allen Mut; wenn er ständig hört, dass er der Bösewicht ist, wird er sich nach einem Betä-tigungsfeld umsehen, in dem er wieder ein Held ist - vielleicht im Beruf oder in den Armen einer anderen. Wenn Frauen bereit sind, ihre Männer zu unterstützen, ihnen auch zu sagen, wenn sie etwas richtig gemacht haben, und ihnen ab und zu kleine Belohnungen zuteil werden lassen, werden diese nicht nur bereit sein zu lernen sondern auch mit Feuereifer dabei sein. Dann werden die Tore der Kommunikation weit aufgestoßen.
Frauen sollten im Bereich der Kommunikation die Führung übernehmen. Wenn eine Frau ehrlich und aufrichtig kommuniziert, wird sie ein emotionales Klima schaffen, das für eine erfolgreiche Beziehung unerlässlich ist. Dann können beide Partner miteinander und aneinander wachsen. Wenn Frauen jedoch Kommunikation auf egoistische Weise nutzen, nur um ihre Bedürfnisse zu befriedi-gen, um ihren Partner zu beweisen, dass sie im Unrecht sind, oder um ihren Partnern die Schuld an ihren eigenen Gefühlen zu geben, besteht keine große Hoffnung für die Beziehung. Männer lernen gerne, wenn man sie nicht immer in die Rolle des Bösen drängt. Wenn es in der Kommunikation immer nur darum geht, was Männer falsch oder nicht gut genug gemacht haben, werden sie schüch-tern, schweigsam, störrisch, unabhängig, arbeitssüchtig und schließlich gefühllos und vollkommen interesselos. Die Beziehung kann nur dann Fortschritte machen, wenn die Frauen bereit sind, mit gutem Beispiel voranzugehen, und wenn die Männer bereit sind, Unterstützung anzunehmen. Natür-lich ist jede Beziehung anders, doch das lässt sich verallgemeinernd sagen.
Männer sind durchaus bereit, das Kommunizieren zu erlernen, wenn sie sexuell geschätzt und moti-viert werden, denn die meisten Männer erfahren Liebe auf diese Weise - während die meisten Frau-en sie auf romantische Weise erleben. Männer müssen sicher sein, dass sie gleichberechtigte Partner in der Beziehung sind, sonst werden sie anfangen zu glauben, dass sie nur dazu da sind, die emotio-nalen Bedürfnisse ihrer Partnerin zu erfüllen oder ihr als emotionaler Sandsack zu dienen. Wenn ein Mann seine tiefsten Gefühle mitteilt und dann deswegen angegriffen wird, hat seine Partnerin die Chance verspielt, die Dinge zum Besseren zu wenden. vielleicht hört die Frau ihm überhaupt nicht mehr zu oder glaubt nicht daran, dass er jemals etwas Wichtiges mitteilen würde - oder der Wunsch nach einem Streit ist einfach zu überwältigend. Wenn eine Frau als Reaktion auf das, was ein Mann ihr mitteilt, sagt: "Du meinst, das wäre schlimm? Da solltest du erst mal meine Gefühle kennen ler-nen!", ist das wie ein atomarer Erstschlag, der das Klima der Kommunikation in puren Egoismus verwandelt. Dann werden sich die Augen des Mannes, die eben noch wach gewesen sind, innerhalb von Sekundenbruchteilen wieder verschleiern - und eine große Möglichkeit wurde verspielt. In der Kommunikation geht es um respektvolles Mitteilen. Das ist die Grundlage einer jeden glücklichen Beziehung.
Wenn eine Frau in der Beziehung eher egoistisch, zornig oder zurückgezogen als liebevoll ist, ver-passt sie die Gelegenheit, die Führung zu übernehmen, den Mann zu ihrem und seinem Vorteil - und dem der Beziehung - anzuleiten und zu unterstützen. Wenn ein Mann sich mehr für Affären oder seine Phantasiewelten interessiert und meint, sich schützen und verteidigen zu müssen, entgeht ihm die Gelegenheit, die Beziehung voranzubringen.
Eine Frau, die sich selbst und ihren Mann würdigt, wird aufhören, ihn anzugreifen, und sich statt für Egoismus oder Selbstaufopferung für Kommunikation entscheiden. Ein Mann, der das Weibliche schätzt und bereit ist, von seiner Partnerin zu lernen, statt sich immer selbst zu schützen, wird sich der Kommunikation öffnen und die Beziehung voranbringen können.
Für Männer: Ihre Aufgabe ist es, das Weibliche zu ehren, es zu beschützen, zu heilen und zu retten. Lernen sie, gehen sie auf ihre Partnerin zu und vertrauen sie sich ihrer Führung an, statt ihr ihre Ängste zu verheimlichen und sich selbst zu schützen. Dann kann eine heile und glückliche Bezie-hung entstehen.
Für Frauen: Ihre Aufgabe ist es, ihren Egoismus aufzugeben, um den Mann zu führen, ihn anzulei-ten, zu heilen, zu nähren und ihm die Macht und den wahren Wert des Weiblichen, von Beziehun-gen, Kommunikation und Sexualität nahe zu bringen. Je stärker das Männliche abgespalten ist, desto stärker wird der Egoismus des Weiblichen sein. Sie beide tragen die volle Verantwortung dafür, die Beziehung wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Affirmation
Ich verpflichte mich, die Beziehung voranzubringen, indem ich meinen Partner liebe und ehre.
Heilende Übung
Schauen sie sich ihren Partner in Bezug auf emotionalen Egoismus, mangelnde sexuelle Integrität, Dissoziation oder jede Form von Schutzverhalten an. Diese Verhaltensweisen sind Projektionen ihrer eigenen verborgenen Persönlichkeitsteile. Auf welcher Seite eines Konflikts sie sich auch immer befinden mögen, jeder von ihnen befindet sich auch in einem inneren Konflikt. Vergeben sie ihrem Partner und natürlich auch sich selbst. Stellen sie sich vor, dass ihr höheres Selbst
ihre Eigenschaften und die ihres Partners nimmt, sie in reine Energie umwandelt und miteinander verschmilzt. So bekommen sie beide die gemeinsame Energie, die sie für die Heilung brauchen. Führen sie diese Übung einmal pro Woche aus, um die Qualität ihrer Beziehung zu verbessern.
Der erste Schritt ist am wichtigste. Ehren sie ihren Partner und erkennen sie, dass er immer den Teil in ihnen widerspiegelt, der sich im Konflikt befindet, damit sie ihn integrieren und heilen können. Wenn sie ihren Partner ehren, statt über ihn zu urteilen, ihn kontrollieren oder ändern zu wollen, wird er sie darin unterstützen, die Beziehung ihrer höchsten Bestimmung entgegenzuführen. Integ-rieren sie die Teile, die er auslebt, damit sie sich das Beste beider Seiten aneignen und sich weiter-entwickeln können.
http://www.paulsmama.de/community/fragen/7/1910/
LP 179 Robert W. Jensen, USA, geboren 1958, Professor für Journalismus an der University of Texas, ein Sohn - http://www.islandbreath.org/2010Year/09/100903robertjenson.jpg
Feminismus: ein Geschenk an die Männer und eine Herausforderung
Zum Tode von Andrea Dworkin
von Robert Jensen
19.04.2005 — ZNet
— abgelegt unter: Feminismus / Gender
Sie war eine “Männerhasserin” - ich weiß nicht, wie oft ich mir das seit ihrem Tod anhören musste. Die feministische Autorin Andrea Dworkin starb Anfang April. Von allen antifeministischen Lügen macht mich diese am rasendsten, am traurigsten: Dworkin (und damit alle Frauen, die männliche Gewalt in ähnlicher Weise wie sie kritisieren) habe die Männer gehasst. Andrea Dworkins Werk ist ebenso tiefgründig wie kraftvoll. Vor allem durch ihre Pornokritik war sie extrem widerwärtigen Angriffen ausgesetzt - mit den widerwärtigsten, die einer Feministin in den letzten vier Jahrzehnten widerfuhren. Das Etikett “Männerhasserin”, das man ihr verpasste, spielte bei der Kampagne, Dworkin und ihre Ideen zu marginalisieren, eine zentrale Rolle. Ich bin ein Mann und habe jedes ihrer Bücher gelesen. Mein Fazit: Ich glaube nicht, dass Andrea Dworkin die Männer hasste. Ich denke, sie hat uns geliebt - Dworkin liebte die Menschen, und wir Männer sind nun mal Teil der Menschheit, menschliche Wesen, auch wenn unser Verhalten manchmal den gegenteiligen Schluss nahe legt. Folgende Worte sind aus einer Ansprache anlässlich einer Männer-Konferenz. Mit diesen Worten forderte Dworkin die Männer auf, sich gegen Vergewaltigung zu engagieren:
“Ich kann nicht glauben, dass Vergewaltigung etwas Natürliches und Unausweichliches ist. Wenn ich das täte, gäbe es für mich keinen Grund, hier zu sein, und meine politische Praxis wäre eine andere. Haben Sie sich je gefragt, warum wir (Frauen) Sie nicht mit der Waffe bekämpfen? Nicht, weil es in diesem Land zuwenig Küchenmesser gibt. Der Grund ist, wir sind der Meinung, ihr seid Menschen, auch wenn vieles dagegen spricht”.
Was Andrea Dworkin wollte, war, Männern wieder zu ihrer Humanität zu verhelfen. Aber es ging ihr nicht nur um uns sondern vor allem um ein Ende männlicher Gewalt gegen Frauen. Belästigung, Vergewaltigung, Schläge, Kindesmissbrauch - das alles sollte aufhören. Sie wusste, es würde nur aufhören, wenn Mann sich ändert, wenn Mann sich selbst rettet. In derselben Ansprache, die ich oben zitiere, fordert Dworkin uns Männer auf, in diesem Sinne Verantwortung zu übernehmen:
“Es ist nicht Aufgabe (der Frauen), euch zu helfen, Vertrauen in die eigene Menschlichkeit zu fas-sen. Wir können das nicht länger leisten. Wir haben es so lange versucht, und unser Lohn bestand in systematischer Ausbeutung und systematischer Misshandlung. Von jetzt an müsst ihr euch selber an die Arbeit machen - ihr wisst das auch”.
Dworkin bekam das Etikett “Männerhasserin” nicht verpasst, weil sie eine Männerhasserin war, sondern weil es viele Männer gibt, die diese Herausforderung von sich weisen. Es gibt so viele Männer, die mit der Herausforderung - mit dieser Art Gewalt aufzuhören -, einfach nicht klarkom-men. Andrea Dworkin ist tot, aber ihre Herausforderung bleibt bestehen. An die männliche Adresse gerichtet wiederhole ich daher: Bevor Sie Dworkins Werk als das einer Männerhasserin abtun, lesen Sie ihre Bücher, ziehen Sie Nutzen daraus, lernen Sie etwas - nicht nur über die weibliche Erfahrung sondern über das was uns betrifft. Die liebevolle Herausforderung, die sie an uns richtet - nehmen Sie sie ernst (www.andreadworkin.net).
Zu sagen, eine tolle Autorin hat “mein Leben verändert”, klingt klischeehaft. Aber genau das hat Dworkins Werk bei mir bewirkt. Ihre Leidenschaft für Gerechtigkeit - ich weiß nicht, welcher Mensch ich heute wäre, hätte ich diese Leidenschaft nicht erfahren, indem ich mich einlas, indem ich fühlte. Und ich weiß nicht, womit ich mich heute beschäftigen würde, hätte ich nicht begriffen, hätte sie mich nicht begreifen lassen, dass ‘Feminismus’ nicht allein eine (weibliche) Emanzipati-onsbewegung ist sondern auch ein Geschenk an uns Männer. Vielleicht wäre ich heute männlicher - aber auch weniger menschlich.
Robert Jensen ist Journalistikprofessor an der University of Texas in Austin; er ist Ko-Autor von A. Dworkins Buch: ‘Pornography: The Production and Consumption of Inequality’ rjen-sen@uts.cc.utexas.edu
Anmerkung der Übersetzerin
Die amerikanische Feministin Andrea Dworkin starb Anfang April im Alter von 58 Jahren. Bei uns wurde sie vor allem durch Ihre Zusammenarbeit mit der Frauenzeitschrift ‘Emma’ bekannt (Por-No-Kampagne). Auf Deutsch von ihr erhältlich:
‘Pornographie’ (1987), ‘Erbarmen’ (1992), ‘Geschlechtsverkehr’ (1993) ‘Eis & Feuer’ (Roman, 1991)
http://zmag.de/artikel/Feminismus-ein-Geschenk-an-die-Maenner-und-eine-Herausforderung
Universal Patterns within Cultural Diversity: Patriarchy Makes Men Crazy and Stupid
by Robert Jensen
Islamabad, Pakistan -- Some lessons learned while spending time in a different culture come from paying attention to the wide diversity in how we humans arrange ourselves socially. Equally crucial lessons come from seeing patterns in how people behave similarly in similar situations, even in very different cultural contexts.
This week in Pakistan, as I have been learning more about a very different culture than my own, I was reminded of one of those patterns: Patriarchy makes men crazy.
The setting for this lesson is the International Islamic University in Islamabad, where I am teaching a three-week course on media law and ethics as a visiting fellow of the university's Iqbal Interna-tional Institute for Research and Dialogue. Institute Director Mumtaz Ahmad brought in me and my Canadian colleague Justin Podur, who is teaching a course on critical thinking, to bring new per-spectives to the students at what is a fairly orthodox university, and the dialogue has indeed been rewarding.
As is the case in my courses at the University of Texas at Austin, no matter what the specific subject of the course -- freedom of expression, democracy, and mass media, in this case -- I often raise questions about how our identities -- race, gender, class, nation -- structure our position in a society and understanding of the world. Given the gender segregation at IIU -- I have male and female stu-dents in my class, but they are housed on different campuses and much of the regular instruction is in single-sex settings -- it's difficult not to circle back frequently to gender.
One day while I was talking about race, I pointed out that while white people in a white-supremacist society have distinct advantages, there is one downside: It makes white people crazy. The students' expressions suggested they weren't sure how to take that, so I explained: White supremacy leads white people to believe they are superior based on their skin color. That idea is . . . crazy. Therefore, lots of white people -- those who explicitly support white supremacy or unconsciously accept such a notion -- are crazy.
My students are mostly Pakistani, with a few from other Islamic countries in Asia and Africa; all are brown or black. They tried to be polite but couldn't help laughing at the obvious truth in the statement, as well as the odd fact that a white guy was saying it.
I then moved to an obvious comparison: We men know about this problem, I said, because of the same problem in patriarchy. In male-supremacist societies, men have distinct advantages, but we often believe that we are superior based on our sex. That idea is . . . .
This time the women laughed, but the men were silent. They weren't so sure they agreed with the analysis in this case.
The next week a power outage at the university helped me drive home my point.
When we arrived that morning and found our classroom dark, we looked for a space with natural light that could accommodate the entire class. The most easily accessible place was the carpeted prayer area off the building lobby, and one of the female faculty members helping me with the class led us there. I sat down with the women, and one of the most inquisitive students raised a critical question about one of my assertions from our previous class. We launched into a lively discussion for several minutes, until we were informed that the male students had a problem with the class meeting there. I looked around and, sure enough, the men had yet to join us. They were standing off to the side, refusing to come into the prayer space, which they thought should not be used for a classroom with men and women.
Our host Junaid Ahmad, who puts his considerable organizing skills to good use in the United States and Pakistan, was starting to sort out the issue when the power came back on, and we all headed back to our regular classroom. I put my scheduled lecture on hold to allow for discussion about what had just happened. Could a prayer space be used for other purposes, such as a class? If so, given such that space is used exclusively by men here, is it appropriate to use it for a coeduca-tional classroom?
It's hardly surprising that students held a variety of opinions about how to resolve those questions consistent with their interpretation of Islamic principles, and a gendered pattern emerged immedi-ately. The women overwhelmingly asserted that there was nothing wrong with us all being in the prayer space, and the men overwhelmingly rejected that conclusion. I made it clear that as an out-sider I wasn't going to weigh in on the theological question, but that I wanted to use our experience to examine how a society could create a system of freedom of expression to explore such issues democratically.
The lesson for me came in how the discussion went forward. The women were not shy in expressing themselves, eager to engage in debate with the men, who were considerably more reserved. After a contentious half hour of discussion, we moved forward to my lecture. During the break, the men huddled to discuss the question of the prayer space. When we reconvened, one of them asked if a representative of the men could speak again on issue. He began by saying that he had hesitated to speak in the previous discussion because he felt it was obvious that the women were wrong and he had not wanted to hurt their feelings or impede their willingness to speak up by pointing out their error immediately.
I suggested we resolve that question first. I turned to the women and asked, "Will your feelings be hurt or will you be you afraid to speak if he is critical of your arguments?" Their response was a resounding no.
I turned back to the man and made the obvious point: We now have clear evidence that that your assumption was wrong. The women are telling you directly that they are not shy about debating, and so you can make your points. When he did -- and when the women disagreed -- they let him know without hesitation. From what I could tell, his argument did not persuade many, if any, of the women that their judgments had been wrong.
What struck me about the exchange was how ill-prepared the men were to defend their position in the face of a challenge from the women. It was clear that the men were not used to facing such challenges, and as they scrambled to formulate rebuttals they did little more than restate claims with which they were comfortable and familiar. That strategy (or lack of a strategy) is hardly unique to Pakistani men.
To modify my previous statement about the negative effects of privilege on the privileged: Patriar-chy makes us men not just crazy but stupid. The more our intellectual activity takes place in male-dominant spaces, and the more intensely male-dominant those spaces are, the less likely we are to develop our ability to think critically about gender and power. Sometimes when faced with an inci-sive challenge, men become aggressive, even violent; sometimes men retreat with an illusory sense of victory; sometimes men sulk until women give up the debate. Individual men will react differ-ently in different times and places; it's the patterns that are important.
Cultural diversity exists alongside universal patterns. The United States and Pakistan are very dif-ferent societies, but they are both patriarchal. Patriarchy takes different forms in each society, and the harms to women can be quite different, but my observation holds in both. It doesn't mean patri-archy doesn't sometimes also constrain women's thinking, nor does it mean women are always right in debates with men. To identify patterns is not to make ridiculous totalizing claims.
There's one more valuable lesson I took away from this episode: I have to be vigilant in challenging my stereotypes about women in Islamic societies. I can be quick to assume that Islamic women al-ways capitulate to the patriarchal ideas and norms that dominate their societies. While I can't know what each woman in the room was thinking, there was a consensus that they would not accept the conclusion of the men without challenge. In front of me were women with their heads covered (the hijab) and some with the full face veil (the niqab). Others had scarves draped around their shoul-ders, their heads uncovered. One of the two most forceful women in the debate wore the hijab and the other was uncovered; I couldn't predict the content or tone of a woman's response from her dress. No matter how much I know that intellectually, I still catch myself making assumptions about these women based on their choice of head covering. The class discussion reminds me to remember to challenge my own assumptions.
These conclusions are hardly original or revolutionary, but they bear regular restatement:
It is crucial that we remember the reality of cultural diversity and encourage respect of that diversi-ty, while not shying away from critical engagement. That's especially important for those of us from privileged classes in affluent imperial nations, who often are quick to assume we are superior.
It's just as crucial to look for patterns across cultures, to help us understand how systems of power shape us in ways that are remarkably consistent and to help us develop better strategies to resist illegitimate authority and transform our diverse
http://mrzine.monthlyreview.org/2008/jensen080708.html
LP 180 Richard Heimann, geboren 1970 in Piekar (Polen), Journalist aus Düsseldorf (NRW)
Hauskauf ist Frauensache
Beim Erwerb des eigenen Heims haben Männer meist wenig zu sagen - nur über den Preis dürfen sie verhandeln. Aber Frauen sind auch die besseren Makler
Von wegen schwaches Geschlecht: Beim Kauf von Eigenheimen und Eigentumswohnungen haben Frauen eindeutig das Sagen. Das zeigt eine Studie von Planethome. Bei einer Umfrage des Immobi-lienvermittlers und -finanzierers sagten immerhin 80 Prozent der Frauen, ihre Entscheidung sei bei der Objektauswahl maßgeblich.
Für Makler ist das Ergebnis der Studie keine Überraschung: "Frauen sind die wahren Entscheider beim Eigenheimerwerb", bestätigt Jürgen Michael Schick, Vizepräsident der Branchenvereinigung Immobilienverband Deutschland (IVD). Bereits die Vorauswahl werde überwiegend von zarter Hand getroffen. "Rund 70 Prozent der Anrufe auf eine Immobilienannonce kommen von Frauen", sagt Schick. Selbst wenn ein Mann zunächst allein die Erstbesichtigung vornimmt und deutlich Ge-fallen am Objekt findet, könnten sich Makler und Verkäufer nicht in Sicherheit wiegen. "Missfällt der Frau bei der Zweitbesichtigung das Haus, ist der Deal sofort geplatzt", weiß der IVD-Vize.
Frauen ziehen sogar häufiger um als Männer. Mehr als die Hälfte der Frauen (52 Prozent), aber nur rund 40 Prozent der Männer haben schon mehr als fünfmal den Wohnsitz gewechselt, hat das Mei-nungsforschungsinstitut Innofact in Düsseldorf ermittelt.
Vermutlich sind Männer auch gut beraten, den Urteilen ihrer Partnerinnen bei der Nestsuche zu ver-trauen: "Frauen erfassen intuitiv, ob eine Immobilie für das Alltagsleben gut geschnitten ist oder nicht", sagt Schick. "Sie erfassen mit einem Blick, ob der Weg von der Küche in das Esszimmer kurz genug ist, ob die Kinderzimmer so liegen, dass sie im Notfall von Schlaf- und Wohnzimmer aus schnell erreichbar sind."
Hingegen beschränkt sich das Interesse der Männer eher auf die technische Ausstattung, berichtet eine Hamburger Maklerin aus ihrer praktischen Erfahrung. "Sie zählen die Steckdosen und schauen, ob es in jedem Zimmer einen TV-Anschluss gibt", sagt die Vermittlerin. "Wenn ein Badezimmer zu klein ist, um darin einen Wäschetrockner aufzustellen, würde das keinem Mann auffallen." Zudem bevorzugen die meisten Männer möglichst große und repräsentative Immobilien. 75 Prozent wollen ein Objekt mit mehr als 100 Quadratmetern Wohnfläche erwerben. 24 Prozent hätten am liebsten sogar mehr als 150 Quadratmeter.
Projektentwickler sollten jedoch nicht zu sehr auf diese Wunschvorstellungen achten. Erworben werden in der Regel meist kleinere Immobilien. Denn die Frauen wissen, dass Größe allein nicht entscheidend ist - und jeder zusätzliche Quadratmeter mehr Reinigungsaufwand bedeutet. "25 Prozent der Frauen bevorzugen Objekte zwischen 75 und 100 Quadratmetern", sagt Planethome-Vorstandssprecher Robert Anzenberger. 66 Prozent halten eine Größe von 100 bis 150 Quadratmetern für optimal.
Haben die Männer bei der Auswahl des Eigenheims nur wenig zu sagen, übernimmt das vermeintlich zarte Geschlecht fast gänzlich die Regie, wenn es um die Inneneinrichtung geht. Nur eine von 20 Frauen gab in der Umfrage an, ihr Mann könne bei Dekoration und Gestaltung der Zimmer mitreden.
Lediglich in einem Punkt dürfen sich die Herren der Schöpfung nach der Studie der HypoVereinsbank-Tochter noch als Entscheidungsträger gerieren: "Die Preisverhandlungen werden in 90 Prozent aller Fälle den Männern überlassen", sagt Planethome-Vorstand Anzenberger. Davon profitieren dann vor allem Verkäufer, sagt die Hamburger Maklerin. "Wenn sich eine Frau wirklich für ein Objekt entschieden hat, kann ihr Mann kaum glaubwürdig damit drohen, den Kauf platzen zu lassen, sollte der Preis nicht gesenkt werden."
Frauen sind auch die besseren Vermarkterinnen. "Maklerinnen arbeiten sehr erfolgreich bei der Ver-mittlung von Wohnimmobilien, weil sie die Bedürfnisse von Frauen viel besser kennen", sagt Schick. Davon könnten auch Eigentümer profitieren, die ihr Haus veräußern wollen. "Eine Maklerin wird den Verkäufer darauf hinweisen, wenn der Garten keinen gepflegten Eindruck und aus weiblicher Sicht Tipps geben, wie jedes Zimmer optimal präsentiert werden kann", sagt der IVD-Vize.
Doch Maklerinnen wissen nicht nur, worauf Frauen bei der Objektauswahl besonderen Wert legen. Sie können auch sehr gut Eigentumswohnungen an alleinstehende Männer veräußern - selbst wenn es auch einen hohen Renovierungsbedarf gibt, berichtet eine Vermittlerin. Sobald eine Immobilienmaklerin sage, "ein Experte wie sie erledigt diese Reparaturen doch an einem Wochenende", würden viele Männer sofort auch beginnen, die Probleme klein zu reden.
http://www.welt.de/welt_print/article1592580/Hauskauf_ist_Frauensache.html
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 181-190 Ergänzung
spannendere Aussicht, sich auf einen Wettbewerb um weibliche Führungskräfte einzulassen, statt den Eindruck zu erwecken, man fürchte dabei in erster Linie um die eigene Position? Warum lassen wir nicht einen Ruck durch Deutschland gehen, warum sagen wir nicht: Unsere Wirtschaft braucht alle Guten, gerade an der Spitze? Alle Guten: Diese Formulierung ist ja geschlechtsneutral, auch in der deutschen Sprache, die auf diesem Gebiet manche Tücken hat. Alle Guten, das heißt: Die viel zitierte „Hälfte des Himmels“, die ja auch mindestens die Hälfte der Guten stellt, die muss auch die gleichen Chancen haben, dass ihre Vertreterinnen an die Spitze gelangen.“
Die Politik müsse für Chancengleichheit sorgen: „Nach all den frustrierenden Erfahrungen der Vergangenheit brauchen wir eine Quote für die Führungsgremien großer, das heißt börsennotierter und mitbestimmter Unter-nehmen. Ich halte sie für erforderlich und ich stimme Hamburgs Justizsenatorin darin zu, dass Freiwilligkeit nicht ausreicht. Ich stimme ihr auch zu, wenn sie darauf hinweist, dass wir im internationalen Vergleich abge-schlagen sind. … Manchmal braucht es eben ein bisschen Regulierung, eine gesetzliche Regelung, die als Initial-zündung wirkt.“ Die Quote habe offensichtlich bewirkt, dass die Wirtschaft Norwegens jetzt einen viel größeren Pool an talentierten und qualifizierten Frauen vorfinde.
Der Bürgermeister nennt trostlose Vergleichszahlen: „In Deutschland haben heute Frauen kaum mehr als zehn Prozent aller Aufsichtsratsmandate inne. Das ist auf die 200 größten Unternehmen bezogen. Noch krasser sieht es in den Vorständen aus. Mehr als neunzig Prozent der 100 größten Unternehmen in Deutschland haben keine einzige Frau im Vorstand. Diese Zahl stammt vom DIW. Umgekehrt ausgedrückt: 2,6 Prozent der Vorstands-posten in den 200 größten deutschen Unternehmen besetzen Frauen, gegenüber 2,5 vor einem Jahr. Ein Auf-wärtstrend, der die bittere Wahrheit nicht wirklich versüßt: Frauen sind als Führungskräfte in der Wirtschaft auf hanebüchene Weise unterrepräsentiert.“
Positiv hob Scholz die Hamburger Firma Beiersdorf hervor – sie habe im Aufsichtsrat immerhin drei Frauen, von zwölf Aufsichtsräten: „40 Prozent sind das nicht, aber auch ich wäre begeistert, wenn hier ein Zeichen gesetzt werden könnte, und sehe die Vorsätze: 25 bis 30 Prozent der Beiersdorf-Führungskräfte sollen bis 2020 weiblich sein.“ Und dem Hamburger Senat gehören schon jetzt neben dem Bürgermeister fünf weibliche und fünf männliche Senatoren an.
Die 40-Prozent-Quote scheine auch deshalb vernünftig, weil anderswo damit gute Erfahrungen gemacht worden seien: „Gleichstellung von Frauen und Männern ist ein Gewinn für alle. Sie gehört zu jeder modernen Gesell-schaft. Offenbar lässt sich das nur mit festen Regeln erreichen – Regeln für gleichen Lohn für gleiche Arbeit von Männern und Frauen, sowie für mindestens 40 Prozent Frauenanteil in Aufsichtsräten.“
Hamburg werde deshalb einen eigenen Gesetzentwurf im Bundesrat vorlegen, der eine verbindliche 40-Prozent-Quote vorsieht – für alle börsennotierten oder der Mitbestimmung unterliegenden Unternehmen: „Der Entwurf sieht lange Übergangsfristen vor; in den ersten sechs Jahren beträgt die Quote lediglich 20 Prozent. Auch haben wir uns für sehr moderate finanzielle Sanktionen bei Verstößen entschieden: Unternehmen wird demnach die steuerliche Abzugsfähigkeit aller Aufwendungen versagt, die für quotenwidrig besetzte Gremien entstehen. Wir wollen auch eine Berichtspflicht etablieren und Verstöße öffentlich bekannt machen. Als Wirtschaftsstandort macht Hamburg damit einen Vorschlag, der die Gleichstellung fördert und die Unternehmen nicht aus dem Blick verliert.“
Scholz kündigte Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf an sowie eine „geschlechtergerechte Be-setzung von öffentlich-rechtlichen Beratungs- und Beschlussgremien sowie der Unternehmen im Mehrheitsbesitz Hamburgs: „Der Senat wird für mehr Frauen in Spitzenpositionen der Verwaltung sorgen. Wir werden Maß-nahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch mit Blick auf Alleinerziehende in den Fokus nehmen.“ Auch die Bedingungen der Gründungsförderprogramme sollen verstärkt auf Frauen ausrichtet wer-den.
Hamburg setze damit eine gute Tradition fort, so der Bürgermesiter: Vor 20 Jahren, im März 1991, wurde hier das bundesweit erste Gleichstellungsgesetz für den öffentlichen Dienst verabschiedet. Schon gut zehn Jahre vorher war in Hamburg die erste „Leitstelle Gleichstellung der Frau“ eingerichtet worden: „Umso mehr wird es nun Zeit, das Gleichstellungsgesetz in Hamburg weiter zu entwickeln, damit der öffentliche Dienst Vorbild bei der Gleichstellung von Frauen und Männern wird.“
http://www.hh-heute.de/olaf-scholz-will-die-frauen-quote/
LP 189 Joachim Scholl, freier Journalist in Berlin, geboren 1960, studierte Germanistik und Anglistik in Heidelberg und Berlin, http://www.salonkultur.de/_bilder/autoren/247.jpg
Deutschlands Feministin Nr. 1 über 35 Jahre "Emma", ihren Kampf für die Frauen und den neuen Feminismus
Alice Schwarzer im Gespräch mit Joachim Scholl
Vor 35 Jahren gründete Alice Schwarzer die Frauen-Zeitschrift "Emma", zu einer Zeit, als die meisten Frauen noch hinter dem Herd standen. Zum 35-jährigen Jubiläum blickt Schwarzer zufrieden zurück. Ihr Blatt, das bis heute völlig unabhängig sei, stehe für einen erfolgreichen "Kulturkampf".
Joachim Scholl: 302 Ausgaben, über 25.000 Seiten, das sind 35 Jahre "Emma". Das "politische Magazin von Frauen", wie es sich nennt, hat heute Geburtstag und würdigt dieses Jubiläum natürlich auch im neuesten Heft. Gegründet wurde "Emma" von Alice Schwarzer. Sie ist bis heute Chefredakteurin und Herausgeberin. Guten Morgen, Frau Schwarzer!
Alice Schwarzer: Ja, guten Morgen, Herr Scholl!
Scholl: Erst mal Glückwunsch, Frau Schwarzer, alles Gute zum Geburtstag!
Schwarzer: Ja, danke!
Scholl: Sie haben sich selbst und allen auch historisch interessierten Leserinnen und Lesern ein besonderes Geburtstagsgeschenk gemacht: Ab sofort gibt es jetzt nämlich sämtliche "Emmas", von Heft eins bis 300 komplett digitalisiert im Netz, und kostenlos kann man dort stöbern. Das hat bislang noch keine einzige Zeitschrift gemacht. Warum machen Sie es?
Schwarzer: Ja, das stimmt. Ich finde auch, dass das ein großartiger und auch mutiger Schritt ist. Denn es ist ja nicht gerade im Sinne einer Verlegerin, ihre Zeitung zu verschenken. Aber es ist im politischen Sinne der Feministin Schwarzer, dass das, was die "Emma" über 35 Jahre berichtet und analysiert hat und gefordert hat, dass das allgemein und sicher zugänglich ist, denn diese 35 Jahre "Emma", diese 25.348 Seiten, die sind eine wahre Goldgrube. Und man entdeckt darin eben auch, dass "Emma" oft schon Dinge thematisiert hat, die allgemein in der Gesellschaft überhaupt erst zum Thema zehn oder manchmal 20 Jahre später wurden. Und das ist natürlich sehr interessant: sexueller Missbrauch, politischer Islam, Frauenfußball und so weiter.
Scholl: Genau, darauf wollte ich gerade kommen, Frau Schwarzer, das macht nämlich wirklich zum Nachlesen schon Appetit, wenn da so viele Hefte genannt werden, die mit diesen Themen Furore gemacht haben - also nehmen wir nur mal die Jahreszahl: Das erste Dossier über sexuellen Missbrauch 1978, …
Schwarzer: Ja.
Scholl: Die Forderung vom Zugang von Frauen zum Militär 1979, erste Titelgeschichte zum Frauenfußball - Wenn "Emma" aber immer vorne weg schreitet, man könnte es ja auch umdrehen und sagen: Ja, man könnte andersrum denken und sagen, alles was Emma anmahnt und thematisiert, braucht dann ewig lange, bis es passiert.
Schwarzer: Ja, so ist es. Es hat eine erfreuliche und eine bedenkliche Seite. Aber das liegt leider nicht in unserer Macht, es zu beschleunigen. Ich glaube, dass die Funktion von "Emma" ist, also nicht nur, dass sie - und da ist sie wirklich originär, das ist ganz klar -, dass man bei uns Dinge liest, die man sonst nirgendwo liest, das ist klar, und dass wir gegen den Strich denken und auch Dinge hinterfragen und so, aber das bestärkt nicht nur unsere Leserinnen und regt sie zum Denken an, sondern natürlich hat in diesen 35 Jahren "Emma" die anderen Medien und auch die Politik stark beeinflusst, manchmal richtig Gesetze gemacht, zum Beispiel gegen Vergewaltigung und so weiter, oder Gesetzesänderungen verhindert - Ende der 70er wollte man tatsächlich den Strafparagrafen für Pädophilie abschaffen im Zuge des allgemeinen Rausches der sexuellen Befreiung. Das hat wirklich "Emma" mit einigen Gleichgesinnten verhindert. Also wir haben oft auch gehandelt, ja? Das ist, glaube ich, das Besondere von "Emma".
Scholl: Sie haben zum Jubiläum auch ein Dossier "40 Jahre Frauenbewegung". Dort findet sich ein langer Text von Ihnen selber, Frau Schwarzer, aus dem Jahr 1972, ...
Schwarzer: Ja.
Scholl: … der damals in der Zeitschrift "Pardon" erschien. "Männer, wir kommen!" - sehr kämpferisch überschrieben. Wie geht es Ihnen, wenn Sie solch einen Text wieder lesen nach 40 Jahren?
Schwarzer: Ja, manchmal muss ich natürlich lachen, weil wie Sie schon ganz richtig sagen, der Ton war kämpferischer früher, nicht? Und auch ein bisschen ernsthafter, politisch, nicht? Und wenn man das dann so liest, mit welchem Ernst und Elan ich da auch berichtet habe, da muss ich manchmal selber lächeln, das würde man heute vielleicht manchmal ein bisschen cooler machen, ein bisschen mehr mit Humor, aber das waren einfach die Zeiten. Ich meine, man muss bedenken, als ich diesen Text geschrieben habe - damals habe ich übrigens noch in Paris gelebt und bin angereist zu diesem Kongress der deutschen Frauen und habe dann darüber im "Pardon" und im WDR berichtet -, also, als ich diesen Text geschrieben habe zum Beispiel, konnte in Deutschland ein Ehemann einer berufstätigen Frau noch zum Chef seiner Frau gehen, ohne sie auch nur zu fragen, und die Stelle kündigen mit der Begründung, sie macht ihren Haushalt nicht ordentlich. Ich meine, das muss man sich mal überlegen. Und in dieses Klima sind wir aufgebrochen, und da haben wir natürlich richtig zugelangt.
Scholl: Sie schreiben selber im Editorial dieses Dossiers, dass man von einer Bewegung ja eigentlich nur für die ersten zehn Jahre sprechen kann. Ab Anfang der 1980er sei der Feminismus allgegenwärtig in der deutschen Gesellschaft, und auch die Debatte drüber. Heute bewege er sich wie ein Fisch im Wasser und sei deshalb auch nur schwer fassbar. Ist das ein Problem, Frau Schwarzer, oder nicht eigentlich gut? Ich meine, Sie haben so viel mit Ihrem Engagement erreicht in unserer Gesellschaft, oder nicht?
Schwarzer: Es ist gut und problematisch zugleich. Also der Feminismus, der Begriff Feminismus, ist eine sehr inflationäre Münze. Und was wir nicht geschafft haben - wir haben es aber auch, ehrlich gesagt, nicht angestrebt -, ist sozusagen, eine politische Lobby zu sein, nicht? So wie die Grünen für die Ökologie oder so. Wir hätten ja auch Ende der 70er, hätten ja Feministinnen eine Partei gründen können, und ich bin überzeugt, bis heute würden wir locker über die fünf Prozent kommen. Wir haben uns also nicht institutionalisiert, sondern haben sozusagen einen Kulturkampf geführt, haben das Augenmerk auf die Veränderung des Bewusstseins gelegt. Das macht den Feminismus sehr subversiv, das macht ihn aber auch manipulierbar. Wir erleben ja seit Langem, dass auch Forderungen im Namen des Feminismus gestellt werden, die mit Feminismus gar nichts zu tun haben. Und das verwirrt immer wieder die Geschichte. Und es macht es auch sehr leicht, so dieses, bei einigen sehr beliebte, Spielchen des Frauen gegeneinander Ausspielens zu spielen: Ja, liebe Frau Schwarzer, wenn sogar Frauen oder sogar Feministinnen das sagen, ich meine, Entschuldigung, ja? So.
Scholl: Deutschlandradio Kultur, das "Feuilleton-Pressegespräch", heute mit Alice Schwarzer von "Emma" zum 35. Geburtstag.
Kommen wir auf ein Thema im aktuellen Heft zu sprechen, Frau Schwarzer, das ja einen Aspekt von einer Art neuem Feminismus aufgreift. Es geht um Femen, das ist eine Agitpop-Gruppe aus der Ukraine, …
Schwarzer: Aus der Ukraine, ja.
Scholl: … die mit sehr viel nackter Haut und sehr aggressiv demonstriert, jetzt nicht nur in Kiew, sondern auch in Rom und Zürich und Paris sind die Damen aufgetaucht. Was ist das für eine Variante von Frauenpower? Wie sehen Sie das?
Schwarzer: Ja, das ist für mich der neue Feminismus, das, was man die neue Ironie nennt in der Politik oder in Protestbewegungen. Die machen ja Folgendes: Das ist so ein Dutzend Frauen in der Ukraine, die in der Tat schon weltweit, oder zumindest was den Westen angeht, Aufsehen erregt haben, und zwar warum: Ihr Hauptanliegen ist der Kampf gegen den Frauenhandel und gegen die Prostitution.
Das ist weltweit ein Problem, auch ein gewaltiges Problem in Deutschland, aber in der Ukraine ein besonderes Problem, weil die Ukraine ein armes Land ist, am ärmsten sind die Frauen, und die werden da verschachert und in die Prostitution getrieben.
Und nun gehen diese Frauen her und sagen, okay, ihr Journalisten wollt eigentlich davon nichts hören, und was ihr am liebsten fotografiert, sind Frauen mit bloßem Busen, die schick und blond sind und süß aussehen, und so weiter. Das liefern wir Euch. Das heißt, die gehen halbnackt auf die Straße, hübsche junge Frauen - klar! -, haben alle lange blonde Haare entweder oder Echthaarperücken, in den Haaren sind herrliche Blumenkränze, sie sehen prächtig aus, jedem Fotografen läuft das Wasser im Mund zusammen, und so lassen sie sich fotografieren, aber sie halten eben ihre Protestschilder, die gar nicht dazu passen, und auch ihre wütenden Gesichter gleichzeitig in die Kamera. Und auf diesen Schildern steht: Prostitution ist ein Verbrechen gegen die Menschenwürde, oder Frauen sind nicht zu kaufen.
Wir haben das hier in der "Emma" sehr diskutiert, und ich sage ganz ehrlich, ich war die größte Befürworterin, die anderen haben noch so ein bisschen gezögert zunächst, sind aber inzwischen auch sehr überzeugt, groß über diese Gruppe zu berichten, auch sogar mit ihr zu titeln, weil ich das wirklich subversiv finde.
Scholl: Ich wollte gerade sagen, solch eine stolze Nackte posiert auch auf dem Titelbild der Jubiläums-"Emma", und da habe ich gleich gedacht, ob es da nicht auch Diskussionen gab.
Schwarzer: Ja.
Scholl: Also nackte Brüste sind ja normalerweise Blickfang für ganz andere Zeitschriften.
Schwarzer: Ja, so ist es. Aber ich meine, die "Emma" war ja noch nie gegen Nacktheit an sich oder gegen Erotik, das ist ja absurd. Ganz im Gegenteil, ich meine, wir sind Teil einer Bewegung, die die Sexualität für Frauen befreit hat, und die ihnen überhaupt erst mal beigebracht hat, dass sie auch das Recht auf eigene Lust haben. Nacktheit an sich will noch gar nichts besagen.
Es ist eine Frage der Würde, wie das auftritt und in welchem Zusammenhang. Und hier wird die Nacktheit mit Stolz präsentiert und kämpferisch eingesetzt, und diese Frauen drehen sozusagen - das ist ein Bumerang, ja? - drehen diese Pornografisierung in der Luft um und machen sie zu ihrer eigenen Waffe.
Pornografie, wenn ich das noch hinzufügen darf, ist für uns ja nur das, wo man Lust an Sexualität mit Lust an Erniedrigung und Gewalt verknüpft. Und hier kann von Erniedrigung gar nicht die Rede sein. Unsere nackte Blondine auf "Emma", die springt mit Stolz und Zorn dem Betrachter ins Gesicht.
Scholl: Lassen Sie uns noch kurz auf einen Punkt kommen, Frau Schwarzer, mit Blick auf die 40 Jahre Frauenbewegung. In der kommenden Woche wird es in Köln eine Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung geben, und dort soll es um eine sogenannte antifeministische Männerbewegung gehen, die jetzt wieder stärker von sich reden machen soll. Ich habe mich gefragt, wenn Sie so was hören, Frau Schwarzer, zucken Sie da mit den Achseln, weil solch blöder Quark Sie seit 40 Jahren begleitet, oder ist das doch wieder was Neues, das Sie interessiert?
Schwarzer: Nein, ich glaube, das muss man ernst nehmen. Also es kommt doch jetzt eine Stimmung auf, in der es gar nicht mehr peinlich ist, offen und krass anti-emanzipatorisch zu sein, ja? Und das Interessante an dieser Bewegung - das ist so ein strapazierter Begriff, aber an dieser Stimmung, die an vielen Fronten herrscht - ist ihre Breite. Dazu gehören auch einige Intellektuelle und bekannte Journalisten in seriösen Zeitungen. Dazu gehören neue Rechte, dazu gehören Teile der Väter-Bewegung und so weiter. Auch "Emma" sitzt gerade an einem Dossier darüber, und das ist sehr zu begrüßen, dass die Böll-Stiftung dazu etwas macht. Und lassen Sie mich noch eins, weil wir noch ein Pressegespräch führen, Herr Scholl, darf ich noch etwas hinzufügen?
Scholl: Na sicher, gerne.
Schwarzer: Was eigentlich selten bedacht wird bei "Emma", weil natürlich die Aufregung um die Inhalte - und zu Recht - immer alles andere verschattet, ich finde es auch eine besondere Tat von "Emma", dass sie ein völlig unabhängiges Blatt ist. Ich habe die Emma vor 35 Jahren mit 250.000 Mark gegründet, da haben sich alle auf die Knie geschlagen und haben gesagt: Sie ist verrückt geworden! Wir gehören zu keiner Partei, wir erlauben uns, alles zu kritisieren, wir haben kaum Werbung, weil die Werbung nicht zu uns kommt. Wir leiden also auch nicht unter dem Einbruch der Werbung. Wir sind unabhängig, wir zahlen unsere Rechnungen pünktlich, wir zahlen übertarifliche Gehälter, und das ist schon auch - unabhängig vom Feminismus, finde ich - etwas Bemerkenswertes. Das macht natürlich sehr, sehr frei.
Scholl: Ich danke Ihnen, Frau Schwarzer, wünsche Ihnen einen schönen Geburtstag, und feiern Sie schön!
Schwarzer: Ja.
Scholl: Ein Dossier über 40 Jahre Frauenbewegung und der neue Feminismus in der Ukraine sind nur zwei Themen von vielen in der neuen Emma, jetzt überall am Kiosk erhältlich. Alle drei Monate erscheint "Emma" in Köln, und dort empfängt man Deutschlandradio Kultur auf der UKW-Frequenz 91,3. Ihnen einen schönen Tag, Frau Schwarzer!
Schwarzer: Ja, für Sie auch, Herr Scholl!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/1661575/
Seidel: Gewaltbereite Gruppen haben vieles gemeinsam
Initiative Schule ohne Rassismus wertet Debatte um Jugendkriminalität als wenig produktiv
Moderation: Joachim Scholl
Der Geschäftsführer der Initiative Schule ohne Rassismus, Eberhard Seidel, meint, dass es mehr Gemeinsamkeiten zwischen rechtsradikalen und gewaltbereiten ausländischen Jugendlichen gebe, als diesen lieb sei. Während die einen ihr Feindbild aus nationalistischen Kategorien speisten, sei es bei den anderen die Religion, um sich abzugrenzen.
Joachim Scholl: Kaum ein Tag vergeht ohne neue Stimmen, neue Spekulationen und Einsprüche zum Thema der Jugendgewalt. Wir wollen ein wenig praktische Ordnung in die Thesenhaftigkeit der Debatte bringen mit Eberhard Seidel, Verfasser von Publikationen wie "Unsere Türken. Annäherung an ein gespaltenes Verhältnis" oder "Marschiert die Jugend nach rechts?", eine Schrift über Rechtsradikalismus und Jugendgewalt. Eberhard Seidel ist Geschäftsführer der Initiative Schule ohne Rassismus in Berlin, jetzt im Studio. Guten Morgen! Willkommen im Radiofeuilleton, Herr Seidel!
Eberhard Seidel: Guten Morgen!
Scholl: Ich vermute, dass jemand, der wie Sie tagtäglich direkten Umgang mit Jugendlichen hat, diese Debatte der letzten Woche mit gemischten Gefühlen verfolgt?
Seidel: Ja, vor allem mit Erstaunen, weil ich nicht feststellen kann, dass irgendetwas Neues unter der Sonne passiert bezüglich dieses Themas. Es sind im Prinzip die identischen Diskussionen, die auch schon vor 15 Jahren geführt wurden, mit den gleichen Argumentationen, mit den gleichen Horrorszenarien, mit den gleichen Zuspitzungen.
Scholl: Welche konkreten Punkte, die derzeit diskutiert werden, jetzt egal, ob sie aktuell sind oder eigentlich auch nicht, sie sind eigentlich immer virulent gewesen in den letzten Jahren, welche Punkte halten Sie aus Ihrer Sicht momentan für relevant und produktiv auch für die Diskussion und Entwicklung der Problematik?
Seidel: Es fällt natürlich schwer, was Produktives bei dieser Diskussion festzustellen, das erst mal muss ich wirklich zu Eingang sagen. Allerdings ist es immer gut, über die Situation, Lebenssituation, von Jugendlichen zu sprechen, wenn man denn die Perspektive hat, bei Problemlagen auch nach Lösungen nach zu suchen und nach Perspektiven, wie besser mit der Situation umgegangen wird. Es gibt sicherlich einen positiven Aspekt, dass heute noch mal über den Inhalt und das Wesen und den Charakter von Jugendstrafrecht diskutiert wird. Und was mich besonders erfreut, dass natürlich nicht nur die Zuspitzungen aus dem Kreis der üblichen Verdächtigen durch die Medienlandschaft geistern, sondern so etwas wie ein Aufstand der Anständigen in der Diskussion im Moment ja auch zu verzeichnen ist. Dass ja gestern beispielsweise über 1.000 Vertreter der Jugendgerichte oder Staatsanwaltschaften, der Sozialarbeiter zu Wort gemeldet haben, um eben gegen diese Polarisierungen und die unsinnigen Schlussfolgerungen, die daraus gezogen werden, zu protestieren. Und das ist ein gesellschaftlicher Fortschritt, den ich sehr positiv wahrnehme.
Scholl: Der "Spiegel" hat die jungen Männer in der letzten Woche als gefährlichste Spezies unserer Zeit herausgestellt und damit an eine Kontroverse vor zwei Jahren geknüpft, die Gunnar Heinsohn und Peter Sloterdijk damals mit ihren Thesen zum Zorn der jungen Männer veröffentlicht hatten. Frank Schirrmacher hat gestern diese jungen Migranten-Männer auf so wörtlich - Feindpfad - erspäht gegen die Mehrheit der Deutschen. Ja, Sie lächeln schon. Sind das so soziokulturelle Feuilletonismen, oder sind da Motive angesprochen, die Sie in Ihrer Arbeit, Herr Seidel, bei Ihrem Umgang mit Jugendlichen auch wahrgenommen haben? Stichwort: Junge Männer.
Seidel: Na ja, vielleicht zu dem "Spiegel"-Titel: Die jungen Männer, die gefährlichste Spezies der Welt. Man kann diese Debatte führen und diese Thesen auch diskutieren. Es wird nur problematisch, wenn man das verknüpft wie der "Spiegel" mit dem Übertitel "Migration der Gewalt" und damit ein Konnex hergestellt wird, der sich natürlich nur mit einem Teil von jungen Männern in diesem Land beschäftigt. Das halte ich für falsch. Dass junge Männer, egal, in welcher Gesellschaft, zu welchen Zeiten, historisch, am ehesten bereit sind, in gesellschaftlichen Krisensituationen oder von ihnen als solche empfundenen Krisensituationen bereit sind, auch auf das Mittel der Gewalt, sei es jetzt im Kollektiv, sei es jetzt individuell, zurückgreifen, das ist bekannt. Das ist nicht zu leugnen. Womit das zu tun hat, welche Schlussfolgerungen daraus gezogen werden, ob man das als anthropologische Konstante betrachtet von Menschen oder auch als ein Ergebnis von Sozialisationen, von Männlichkeitsbildern, das ist natürlich eine wichtige Diskussion, die geführt werden muss. Ich würde dem so einfach widersprechen, einfach zu sagen, die jungen Männer sind die gefährlichste Spezies dieser Welt, weil man muss doch immer noch mal auch eine Antwort auf die Frage geben, warum denn nicht nur eine überwiegende Mehrheit, sondern 99 Prozent der jungen Männer eben nicht auf das Mittel der Gewalt zur Durchsetzung ihrer individuellen Strategien zurückgreifen. Junge Männer auf Feindpfad, die These von Herrn Schirrmacher. Ich habe das gelesen und habe mich gewundert und mich gefragt, was diesen Mann umtreibt. Ich kann es auch salopp formulieren und sagen: Das ist ein Text hingeschrieben, nachdem man stimulierende Substanzen zu sich genommen hat. Ich möchte es mal wirklich so frech formulieren. Man könnte diese These vertreten. Leider muss man wahrscheinlich sagen: Nein, es ist in einer ganzen Serie von Artikeln, die sich mit Migration, mit muslimischen jungen Männern in Deutschland beschäftigt. Und wenn Herr Schirrmacher beispielsweise zu Abschluss des Artikels sagt, dass junge Ausländer verbunden mit Fundamentalismus am nächsten an der Ideologie dran sind, die im 20. Jahrhundert praktisch für die ganzen Verwerfungen in Europa dazu beigetragen hat, damit meint er ja Faschismus oder Stalinismus, dann ist es ein Überziehen einer Wahrnehmung eines gesellschaftliches Problems, dass ja in der Tat junge Migranten-Männer überdurchschnittlich an Gewaltkriminalität beteiligt sind, eine Überziehung, die mich zu dieser saloppen Eingangsbemerkung eben treibt.
Scholl: Die Debatte um die Jugendgewalt. Im Studio ist Eberhard Seidel von der Initiative Schule ohne Rassismus. Erzählen Sie uns, Herr Seidel, ein wenig von Ihrer Initiative. Wie sieht Ihre Arbeit bei Schule ohne Rassismus ganz konkret aus?
Seidel: Die Arbeit von Schule und Rassismus sieht so aus, dass wir ein Netzwerk von Schulen in Deutschland sind, die sich in einer Selbstverpflichtung, nämlich Schüler und auch Lehrer und auch das technische Personal in eine Selbstverpflichtung dazu erklärt haben, verpflichtet haben, gegen jede Form von Diskriminierung an der Schule eben vorzugehen. Nicht nur gegen Rassismus, wie der Name nahelegt, sondern gegen jede Form von Diskriminierung, das meint beispielsweise Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität, Themen wie Antisemitismus, oder aufgrund des Geschlechts. Und für uns ist es überhaupt keine Frage, ob die problematischen Haltungen von Jugendlichen deutscher Herkunft oder nichtdeutscher Herkunft ausgeübt werden, da gibt es für uns keinen Unterschied. Uns ist schon immer klar gewesen, dass Jugendliche deutscher Herkunft als auch nichtdeutscher Herkunft in der Lage sind zu diskriminieren. Aber wir wissen auch, dass alle Gruppen auch in der Lage sind, was Wirksames, Konstruktives dagegen zu unternehmen. Und unser Anliegen ist es, diese Jugendlichen, die eben diese negativen Entwicklungen in der Gesellschaft nicht bereit sind zu tolerieren und hinzunehmen, die bewusst etwas dagegensetzen wollen, in ihrer Arbeit zu unterstützen.
Scholl: Inwieweit begegnen Sie denn in Ihrer Arbeit Gewalt von Jugendlichen, sei es von ausländischen Jugendlichen oder deutschen Jugendlichen? Sie haben sich auch intensiv mit rechtsradikalen Jugendlichen beschäftigt. Die fallen jetzt in der Debatte immer sozusagen, als Gegenposition werden die jetzt immer gewertet. Wie erleben Sie das in Ihrer Realität?
Seidel: Wir haben in unserer Arbeit natürlich sehr viel auch mit Gewaltphänomenen zu tun. Der Entschluss von Schulen und von Schülern, sich unserem Projekt anzuschließen, hat in der Regel auch einen Hintergrund, dass es problematische Entwicklungen im Schulumfeld oder in der Schule selbst gegeben hat, dass es zu Konflikten zwischen verschiedenen Gruppen kam, und dann die Schüler sagen: Wir müssen aktiv was dagegen unternehmen. In dieser Form haben wir damit zu tun. Schulen, die unserem Netzwerk angeschlossen sind, sind auch immer wieder Ziel von Angriffen von rechtsextremen Jugendlichen, dass das Schild beschädigt wird oder Schmierereien an den Schulen auftauchen, in dieser Form immer wieder mit zu tun. Und natürlich auch die Klagen beispielsweise von Jugendlichen, die sich beschweren, die in Ostdeutschland beispielsweise leben, dass sie mit ihren eher zivilgesellschaftlichen Einstellungen immer wieder auch den Angriffen von rechtsextremen Jugendlichen ausgesetzt sind. Wir haben aber auch beispielsweise mit schwulen Schülern zu tun, die hier in Kreuzberg in Berlin sich darüber beklagen, dass sie von Jugendlichen mit türkischer Herkunft häufig angemacht werden, beleidigt werden. Das sind Formen, mit denen wir zu tun haben. Und unsere Perspektive ist da nicht zu rufen, wir müssen das Strafrecht verschärfen, sondern zu gucken, wie kann man Diskussionen, aber auch Maßnahmen, auch Aktivitäten in Gang setzten, die präventiv dazu beitragen, die Konflikte möglichst zu minimieren.
Scholl: Das ist ganz interessant, was Sie jetzt ansprechen, die Diskriminierungsmechanismen jetzt, sagen wir, bei der einen Gruppe und der anderen Gruppe. Merkwürdigerweise konvergiert das hier. Die "ausländischen Migranten" jetzt in Anführungszeichen genauso wie die rechtsradikalen Jugendlichen, sie stürzen sich sozusagen homophob vielleicht auf Schwule. Das ist so eine Art von gemeinsamer Machokultur auf eine Weise. Gleichzeitig diskriminieren sie natürlich einander. Ein Rechtsradikaler schimpft auf die Ausländer. Ein "ausländischer", jetzt in Anführungszeichen, aggressiver Jugendlicher sagt eben: Ihr Scheiß-Deutschen!
Seidel: Ich halte die Diskussion, die auch bei Schirrmacher anklingt, natürlich für völligen Unsinn, zu glauben, es gebe einen Unterschied zwischen deutschen Jugendlichen und nichtdeutschen Jugendlichen, sondern da gibt es mehr Gemeinsamkeiten, als wahrscheinlich beiden Gruppen recht ist bezüglich eines Männlichkeitsbildes, einer übersteigerten Männlichkeit, auch in der Konstruktion von Feindbildern. Der einzige Unterschied besteht vielleicht darin, dass die Feindbilder bei deutschen Jugendlichen entlang völkischer, nationalistischer Kategorien gebildet werden. Und beispielsweise bei einem türkisch- oder arabischstämmigen Jugendlichen eher zurückgegriffen wird auf das Thema Religion, um einen Abgrenzungsmechanismus herzustellen zu anderen Jugendlichen, denen man dann auch in der Feindseligkeit begegnet. Es ist ein Prozess, der bei, und das muss man auch klar sehen, die Jugendlichen, über die wir sprechen, sind in der Regel tatsächlich die Verlierer dieser Gesellschaft. Sie sind randständige Jugendliche, die wenig Möglichkeit haben, in einer anderen Form an gesellschaftlichen Prozessen und am Reichtum zu partizipieren und die auf Religion oder Nationalismus als letzte Ressource zurückgreifen zur Identitätsbildung. Und das führt natürlich dann auch in der weiteren Ebene zu Verwerfungen. Und dann gibt es schlichtweg die ganz einfache Kriminalität, Gewaltkriminalität. Und jeder Gewaltkriminelle legitimiert seine Handlung ja beispielsweise für sich und braucht eine Legitimation. Und bei vielen Jugendlichen nichtdeutscher Herkunft: Ich kenne viele Sprüche schon seit Jahren, dass Räuber, Handtaschenräuber, beispielsweise nicht einfach nur eine Handtasche rauben, sondern es für sich legitimieren, das sei eine Nazi-Oma. Das ist ziemlich offensichtlich, was für Mechanismen dem zugrunde liegen.
Scholl: Eberhard Seidel, ich danke Ihnen, von der Initiative Schule ohne Rassismus in Berlin. Danke schön für Ihren Besuch und das Gespräch und alles Gute für Ihre weitere Arbeit!
Seidel: Dankeschön!
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/725211/
LP 190 Michael Kimmel, USA, geboren 1951, Soziologe mit Schwerpunkt Männerforschung, in seiner Forschung verfolgt er einen profeministischen Ansatz
"Männer macht euch stark für den Feminismus", fordert der amerikanische Soziologe Michael Kimmel. Der Feminismus verschafft der Herzdame ein gutes Leben und der Mann selbst profitiert auch.
Mit ihrem "The Guy's Guide to Feminism" wollen der Soziologe Michael Kimmel und sein Kollege Michael Kaufman Männer davon überzeugen, dass sich der Feminismus lohnt. Mit Feministinnen habe man nicht nur besseren Sex. Auch auf vielen anderen Ebenen bereichere der Einsatz für eine stärkere Gleichberechtigung von Mann und Frau das Leben.
Letzte Schlacht
Selbst wenn Frauen inzwischen in vielen Ländern der Welt wählen, Universitäten besuchen und Bankkonten eröffnen dürfen, die letzte Schlacht in Sachen Gleichberechtigung sei noch längst nicht geschlagen. Wenn Frauen in den USA nur zu 75 Prozent die gleichen Chancen haben wie Männer in der Arbeitswelt, in der Gesundheit, auf politischer Ebene und bei der Bildung (Ranking des Weltwirtschaftsforums), dann ist das nicht hinnehmbar. "It really sucks", schreiben die Autoren.
Ratgeber mit Unterhaltungswert
Kimmels und Kaufmans profeministischer Ratgeber ist recht unterhaltsam geschrieben, mit kleinen Kurzgeschichten, Witzen und Comics garniert. In alphabetischer Reihenfolge werden Schlagworte wie Jobs oder Emotionen abgearbeitet. In leichtverdaulichen Dosen sind Stationen des feministischen Kampfes genannt, und es gibt Datenmaterial über den aktuellen Stand der Gleichberechtigung oder auch zu Themen wie Genitalverstümmelung und Ehrenmorde.
Der US-Soziologe Michael Kimmel ist Dozent an der Stony Brook University in New York und Herausgeber des Journals International Encyclopedia of Men and Masculinities. Seit langem beschäftigt er sich in seiner Forschung mit Männern.
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
Liste Lila Pudel 191-200 Ergänzung
gelaufen ist. Am Anfang hatten Sie noch meine Sympathie. Sie waren die Rebellin, die es den Herren der Schöpfung zeigte, die sie in Frage stellte. Die ganze Presse war auf Ihrer Seite.
Sie hätten eine große Frau werden können, aber Sie sind als Cover-Girl von „Bunte“ gelandet. Darf ich ehrlich sein, Frau Pauli? Ihr nächstes Titelbild erscheint wahrscheinlich im „Playboy“. Sie sind keine große Frau in der Republik geworden. Die großen Frauen der Republik heißen Frau Merkel, Frau Schavan, Alice Schwarzer, Claudia Roth, Frau von der Leyen. Das sind Frauen für die Zu-kunft. Sie sind es nicht.
Herzlichst Ihr
Ihr F. J. Wagner
http://www.bild.de/news/standards/news/wagner-2564792.bild.html
LP 198 Ernst Horst, geboren 1951 in Oberhausen (Hessen), Studium der Mathematik, freier Journalist des Feuilletons bei der FAZ, wohnt in München, Gründungsmitglied und Eh-renpräsident der Deutschen Organisation der nichtkommerziellen Anhänger des lauteren Donaldismus
22.06.2008 • Frauenbewegung und Feminismus waren so erfolgreich, dass jetzt die Männer in einer Krise stecken, glaubt der Buchautor Walter Hollstein, der sich als Söldner im Krieg der Geschlech-ter versteht. Muss man(n) seine Warnungen ernst nehmen?
Der starke Mann: ein Fall für den Arzt? Szene aus „Ali G in da House”
Vielleicht ist der Autor Walter Hollstein ja so jemand wie Fräulein Kassandra aus dem alten Troja. In seinem Buch „Was vom Manne übrig blieb – Krise und Zukunft des starken Geschlechts“ warnt er uns Männer vor den Gefahren, an die außer ihm und ein paar verstreuten Geistesverwandten wohl noch niemand so recht glauben mag.
„Der Mann erscheint coram publico heute als verachtenswerte, eher eklige und auf jeden Fall defi-zitäre Kreatur. Das haben in analytischer Genauigkeit Nathanson und Young exemplarisch be-legt.“ Ich bin ein Mann, auch wenn ich noch kein Haus gebaut und noch keinen Baum gepflanzt habe, aber in diesen Worten kann ich mich nicht wiedererkennen.
Das Übel, das Nathanson und Young in Amerika aufgedeckt haben und das auch uns betrifft, lässt sich folgendermaßen beschreiben: Die negativen Bilder von Männlichkeit, die der Feminismus ver-breitet hat, wurden zunächst von der elitären, intellektuellen Kultur übernommen und haben sich inzwischen in der Populärkultur massiv verbreitet. So steht es jedenfalls in Hollsteins Buch. Doch an diesem Beispiel erkennt man gut, auf welch wackligen Füßen so eine Argumentation steht. Man könnte es ja zum Beispiel auch als Zeichen von Souveränität deuten, wenn Männer sich über sich selbst lustig machen können, aber auf die Idee kommt der Autor erst gar nicht.
Bitte alles aufdecken!
Männer und Frauen sind so verschieden wie Katholiken und Protestanten, wie Bayern und Franken, wie Maurer und Dachdecker, wie Hunde und Katzen, wie Mars und Venus. Vieles wird besser, wenn es Männer und Frauen gemeinsam miteinander versuchen, zum Beispiel der Abend beim Tango. Das Zusammenleben der Geschlechter ist kein Nullsummenspiel. Es gibt aber auch Res-sourcen, die zwischen Männern und Frauen aufgeteilt werden müssen. Was die einen bekommen, kriegen die anderen nicht. Wenn die Stadt ein Frauenhaus finanziert, dann fehlt vielleicht das Geld für die Männergruppen. Wenn beide Seiten gleich laut jammern, dann ist der Gerechtigkeit oft schon Genüge getan. Dieser Diskurs erfolgt auch über das Schreiben von Büchern, und das Buch von Hollstein ist eines davon. Er könnte aber ruhig etwas phantasievoller jammern.
Hollstein ist ein Männerforscher. Er hat dem Thema Mann einen großen Teil seiner Lebensarbeit gewidmet. Seine zentrale These besagt, dass die Frauenbewegung und der Feminismus so erfolg-reich waren, dass jetzt die Männer in einer Krise stecken und dass diese Krise dem öffentlichen Bewusstsein noch weitgehend verborgen geblieben ist. Dahinter verbergen sich mindestens drei Annahmen: Erstens haben die Frauen – zumindest vorläufig – die Männer übertrumpft. Zweitens ist das schlecht, und es gibt triftige Gründe, mit der Gesamtsituation unzufrieden zu sein. Drittens ist das alles längst noch nicht so bekannt, wie es sein sollte, und muss schonungslos aufdeckt werden.
Himmelschreiendes Unrecht
Der Versuch, sich mit diesen Thesen auseinanderzusetzen, gleicht allerdings dem sprichwörtlichen Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln. Hollstein hat Berge von Informationen angehäuft. Wenn man über Jahre die einschlägige Literatur studiert, wenn man die Entwicklung in Film und Fernsehen beobachtet, Frauenzeitschriften und Romane liest, dann kommt natürlich viel zusammen. Nehmen wir mal als Beispiel das Sorgerecht. Dieses Beispiel ist so typisch für das Buch wie die einzelne Kugel für ein Maschinengewehrfeuer.
Die Zahl der Ehescheidungen ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Männer und Frauen sind unterschiedlich. Nicht der einzelne Mann und die einzelne Frau, die unterscheiden sich viel-leicht nur darin, dass er besser Landkarten lesen und sie das zweigestrichene A singen kann. Aber im statistischen Durchschnitt sind Frauen anders als Männer. Deshalb ist es vielleicht auch sinnvoll, wenn Scheidungskinder in der Mehrzahl der Fälle bei der Mutter bleiben. Die Frau hat wohl eher das Talent und das Bedürfnis, ein Kind großzuziehen, als ihr Exmann. Niemand fordert hier eine Quote von fünfzig Prozent. Im Einzelfall kann es aber durchaus vorkommen, dass ein Familienge-richt einem Vater beim Sorgerecht ein himmelschreiendes Unrecht zufügt. Aber was beweist das? Es beweist zunächst einmal nur, dass es auf der Welt manchmal nicht gerecht zugeht. Für jeden solchen Einzelfall findet man in der Zeitung einen anderen, in dem eine Mutter bei der Scheidung den Kürzeren gezogen hat. Um weitergehende Schlüsse zu ziehen, müsste man zunächst eine sehr differenzierte Untersuchung durchführen, und zwar, ob es wirklich eine „väterfeindliche Rechtspra-xis in Familien- und Scheidungsfragen“ gibt, wie das Buch behauptet.
Hollstein schreibt meistens die Wahrheit, wählt dabei aber natürlich systematisch aus. Er weist da-rauf hin, dass Männer häufiger arbeitslos werden als Frauen, ignoriert aber, dass Frauen für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt werden als Männer. Er beklagt, dass die armen Männer viel häufi-ger an Lungenkrebs und Leberzirrhose sterben als Frauen. Das bestreitet ja auch niemand. Deshalb folgt aus solchen Statistiken keineswegs, dass es eine aktuelle Krise des Mannes gibt.
Pelzmäntel und Cabrios
Das neunte Kapitel von Richard Dawkins’ „Das egoistische Gen“ beschäftigt sich mit dem Krieg der Geschlechter. Warum gibt es eigentlich ungefähr genauso viele Männer wie Frauen? Der Grund dafür ist, dass es sich nicht nur um ein Gleichgewicht, sondern sogar um ein „stabiles“ Gleichge-wicht handelt. Würde zum Beispiel der Anteil der Männer ein wenig zunehmen, so wären sofort die Frauen im Vorteil und umgekehrt. In diesem technischen Sinne sind Männer und Frauen automa-tisch völlig gleichberechtigt. Das heißt freilich nicht, dass sie auch gleiche Ziele haben. Die einen bevorzugen Pelzmäntel, die anderen Cabrios von Porsche. Dieses Gleichgewicht bleibt aber nur deshalb erhalten, weil die Männer und die Frauen permanent darum kämpfen. Es herrscht Krieg, aber der Krieg ist gerecht.
So sollten wir Hollsteins Buch lesen. Hollstein ist gewissermaßenen von Beruf Mann. Er ist ein Söldner im Krieg der Geschlechter. Er schreibt Traktate über das Thema, er hält regelmäßig Vorträ-ge, sein Einkommen und seine Reputation sind mit der Rettung der Männer verknüpft. Ignorieren wir einfach das weinerliche Gerede darüber, wie ungerecht doch die Knaben und Männer vom Schicksal gebeutelt werden. Das ist Propaganda. Was übrig bleibt, ist ein durchaus auch mal komi-sches Panorama des ewigen Kampfes zwischen XX und XY.
Der Autor endet im versöhnlichen Ton: „Gemeinsam wären wir stark.“ So ist es. Darauf können wir uns immer einigen. Wie aber so ein guter Vorsatz zu verwirklichen ist, darüber wird man auch in hundert Jahren noch streiten. Auf dem Schutzumschlag des Buchs ist ein kleiner Gockel zu sehen, der offenbar sehr gerne etwas Größeres wäre. Die Hoffnung stirbt zuletzt.Ernst Horst
„Der Maskulist“ an Ernst Horst:
Sehr geehrter Herr Horst,
Es kann durchaus souverän heißen, wenn jemand sich auch "über sich selbst lustig machen" kann. Allerdings sollte einmal auch Schluß mit lustig sein.
Dann etwa, wenn bald ein Jahrzehnt verstrichen ist, in dem die abwechselnden Jugendministerinnen mit plattem Stolz verkündeten, Mädchen hätten die Jungen in der Bildung überholt, und alles was dabei für Jungen geschah, eine Studie ist, in der die ungerechte Behandlung der männlichen Jugend in Benotung und Beratung lediglich zur Kenntnis genommen wird. Es sollte auch zu denken geben, warum dieselbe Gruppe, die in der staatlichen Bildung als die der Verlierer ausgemacht wird, auf-fallend mehr Wettbewerb-Gewinner überall dort stellt, wo erworbenes Wissen zur Anwendung kommt.
Und welche "Gleichberechtigung" gilt für junge Männer, wenn entgegen aller Gleichbehandlungs-forderungen des Grundgesetzes ihr Lebensweg durch die Sonderpflicht der Landesverteidigung erschwert wird, obwohl auch Frauen – wo dies von ihnen so gewollt – Wehrfähigkeit zugesprochen wird? Oder wenn eine Männerrechtsgruppe im Jahr 2004 Beschwerde gegen das Fehlen von Stu-dien über die Situation männlicher Jugendlicher mit Migrationshintergrund einlegt, diese vom Peti-tionsausschuß des Bundestages mit der Unwahrheit als Begründung abgelehnt wird, solche Studien gäbe es bereits, und erst Anfang 2008 das Bildungsministerium einräumt, daß es noch immer an solchen Untersuchungen fehlt?
Von welcher "Gleichberechtigung" ist die Rede, wenn Männer eine längere Lebensarbeitszeit bei geringerer Lebenszeit fristen müssen, aber die "Gleichbehandlungsgesetze" nur dahingehend ange-paßt werden, daß Männer den längeren Lebensabend der Frauen mitfinanzieren dürfen?
Es ist auch Schluß mit lustig, wenn bösartige Biologismen, nach welchen das männliche Geschlecht ein Irrtum der Natur und eine Krankheit an sich sei, nicht wie einst nur hinfälligen feministischen Hirnen zugeschrieben werden können, sondern Besprechungen von Sachbüchern in wichtigen Nachrichtenmagazinen und renommierten Zeitungen entstammen.
Es ist schräg gegenüber einem Rechtsstaat, wenn sog. Gewaltschutzgesetze gegen häusliche Gewalt verabschiedet werden, die aber Gewalt gegen Kinder auslassen, damit Frauen, die in dieser Diszip-lin kein bißchen zurückstehen, nicht als Täterinnen belangt werden können. Oder wenn Richter in Zeiten proklamierter Gleichbehandlung öffentlich gestehen, daß "Frauenrabatt" bei der Strafver-hängung ein ganz normaler Usus bei den "Kollegen" und rechtens sei, und wenn europäische Regie-rungen erste geschlechtsspezifische Gesetze in Kraft setzen mit bis zu doppelt langen Gefängnis-strafen bei gleicher Straftat für die biologische Gruppe Männer.
Es ist anstößig, daß Quotenregelungen auch in Bereichen weiterhin existieren, in denen der er-wünschte Anteil der Frauen längst erreicht worden ist, und daß gegenwärtig auch aus hochoffiziel-len Zirkeln Halbwahrheiten über einen angeblich niedrigeren Lohn der Frauen bei gleicher Arbeit mit dem Ziel in die Welt gesetzt werden, die Hievmechanismen der "Benachteiligten" auch auf die private Wirtschaft zu erweitern, oder ihnen, wie es die Grünen in Österreich fordern, unerhörte steuerliche Vorteile zu verschaffen.
Wenn Männer und Frauen tatsächlich so unterschiedlich "wie Hunde und Katzen" sein sollen, wie Sie behaupten, welche Souveränität soll dann unberührt vor dem finanziellen und politischen Auf-wand eines Gendermainstreaming-Programms bleiben, das auf der theoretischen Basis des Gend-erismus, jener Theorie, nach welcher die Geschlechter nur gesellschaftliche Konstrukte sind, die gesamte Gesellschaft umkrempeln will (ein Wahn, der lt. Hollstein im deutschsprachigen Raum bereits 250 Lehrstühle belegt und nicht einmal vor einer Bibelfälschung zurückschreckte!)?
Dies ist nur eine Auswahl aus jenen Fakten, um deren Aufdeckung Sie in Ihrem Artikel flehen. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben!
Es ist befremdlich, wenn Menschen, von denen man annehmen sollte, daß sie sich selbst in der Po-sition des Beobachters sehen, für die oben geschilderte Sachlage nur platte ermüdende Ironie übrig haben. Wer aber von einem "Krieg der Geschlechter" sprechen möchte, dazu von einem, der "ge-recht" heißen will, müßte eigentlich auch gute Gründe zu benennen wissen, warum Männer in die-sem antreten sollten. In Ihrem Artikel dagegen schlagen Sie nur blindlings um sich, allein weil das einer tut.
Sie machen das ohne das geringste inhaltliche Eingehen auf die Sachverhalte, die der Autor des Buches anspricht, das sie so vehement wie unkundig bekämpfen. Das mögen Sie Ihre Souveränität nennen. Ich allerdings hätte mit dieser Bezeichnung ein sprachliches Problem: Denn was sollte dann bodenlose Ignoranz heißen?
Freundlicher Gruß
http://www.maskulist.de/UEBERSICHT/Artikel-vom-25.06.2008/Geschlechterkrieg,aber-nur-fuer-Frauen.?type=98
Zwei Kriminalbeamte, Richard Thiess und Josef Wilfling, haben zwei Bücher übers alltägliche Morden geschrieben. Vom Schwabinger Messerzwerg bis zum mörderischen Ende von anders nicht zu lösenden Ehen schauen wir in die Abgründe der menschlichen Natur.
Man darf sich nicht verwirren lassen. In München gibt es nicht die Mordkommission, es gibt fünf. Jede hat ihren Leiter. Über ihnen steht in der Hierarchie der „Leiter des Mordkommissariats“. In einem konkreten Fall ermittelt normalerweise eine der fünf Kommissionen, nämlich die, welche gerade Bereitschaftsdienst hat. Josef Wilfling war viele Jahre lang Leiter des Mordkommissariats und ist jetzt im Ruhestand. Richard Thiess ist der gegenwärtige Leiter der fünften Mordkommission und zusätzlich stellvertretender Leiter des Mordkommissariats.
Die beiden Kriminaler haben jetzt jeweils ein Buch geschrieben. Das von Wilfling ist schwarz und blutrot und heißt „Abgründe“, das von Thiess ist schwarz und blutrot und heißt „Mordkommission“. Beide Berichte beruhen auf Fakten, die Namen und Tatumstände wurden aber verändert, um die Persönlichkeitsrechte der Beteiligten zu wahren. Thiess schildert nur Fälle, die er mit seiner Kom-mission selbst bearbeitet hat, Wilfling auch solche von Kollegen. Das sieht man schon daran, dass ein besonders brutaler Mord an zwei Kosmetikschülerinnen in beiden Büchern ausführlich abge-handelt wird. Wilfling hat aber löblicherweise auf seine spektakulärsten Fälle, die jeder Zeitungsle-ser sowieso kennt - Sedlmayr, Moshammer -, verzichtet.
Bodenständige Kriminalbeamte
Die Bücher ähneln sich sehr. Kaufen Sie sich eines davon. Sie werden daraus viel über die mensch-liche Natur lernen. Aber das reicht dann auch. Wenn Sie anschließend das dringende Bedürfnis ver-spüren, gleich noch das andere Buch zu verschlingen, dann möchte ich Ihnen ganz bestimmt nicht bei Dunkelheit im Westpark begegnen. Beide Autoren erzählen hauptsächlich Geschichten aus ihrem Arbeitsalltag. Sie sind bodenständige Kriminalbeamte, keine Professoren und keine Literaten. Ihre Aufgabe ist es, Verbrechen aufzuklären, nicht mehr und nicht weniger. Danach übernehmen die Staatsanwälte, die psychiatrischen Gutachter, die Advokaten, und dann wird ein Urteil gesprochen. Die beiden Verfasser kommentieren aus ihrer professionellen Sicht auch das, was geschieht, nachdem die Handschellen geklickt haben. Sie sind weiß Gott keine Meinungseunuchen, doch sie vergessen dabei nicht, dass alle Staatsgewalt vom Volke und nicht von der Polizei ausgeht.
Wilfling ist der Autor mit dem dickeren Fell, er erzählt seine Geschichten mit viel schwarzem Hu-mor. Manchmal interpretiert er ein wenig und versucht Gesetzmäßigkeiten zu finden, aber im Grunde schildert er einfach seine Klientel so, wie sie ist. Aus langjähriger Erfahrung weiß er, es gibt viele Hühner und ein paar Kojoten, und ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb. Mit reiner Liebe und Güte lässt sich da nicht immer etwas erreichen. Wenn Wilfling ekelhafte Details schildert, kann man davon Albträume bekommen. Der Fall der drallen Blondine, die dem sexsüchtigen Rentner einen Besenstiel in den Hals rammte, weil er sie nicht weiter finanzieren wollte, ist vermutlich das Maximum, das man den Lesern einer Familienzeitung noch zumuten sollte. Nach dem Mord hat sie dann übrigens den Fernseher mitgenommen, weil sie ohne ständiges Glotzen nicht leben kann, auch nicht während ihrer freiwilligen, aber lustlosen fleischlichen Dienstleistungen. So etwas ist keine Lektüre für Kinder, jedenfalls nicht für Kinder, wie man sie sich wünscht.
Gift statt Hammer
Töten Frauen anders als Männer? Damit beschäftigt sich eines der Kapitel, in denen Wilfling einmal statistisch-analytisch vorgeht. 15 Prozent aller Tötungsdelikte werden von Frauen begangen. Mangels Körperkraft verwenden sie dabei gerne proprietäre Methoden, zum Beispiel Gift statt eines Hammers. Der Hauptunterschied ist aber das Motiv. Die meisten Morde geschehen sowieso im fa-miliären oder beziehungsmäßigen Umfeld. Egal, ob die Frau den Mann tötet oder umgekehrt, in der Regel war es die Frau, die aus der unerträglichen Situation ausbrechen wollte. Von solchen Analy-sen hätte ich mir zwei oder drei mehr gewünscht. Zum Beispiel stammen bei Wilfling die meisten Täter, bei denen er die ethnische Herkunft erwähnt, aus dem großen Land am Bosporus, sie sind keine - sagen wir mal - Sizilianer oder Russen. Steckt dahinter eine Statistik oder ein Vorurteil? Wilfling hat aus einem Fundus von Hunderten von Fällen ausgewählt. Den typischen Mörder gibt es wohl nicht, aber vielleicht gäbe es ja doch noch ein paar interessante Tendenzen. Töten Metzger anders als Gärtner?
Richard Thiess ist der sensiblere der beiden Autoren, doch er schildert im Wesentlichen das Gleiche. Zusätzlich zu den Opfern und Tätern hat er auch noch die Ermittler im Blick. Das Leben als nicht mehr ganz junger Kommissar ist anstrengend. Man muss regelmäßig auf seinen Schlaf verzichten. Manche Zeugen und Tatorte riechen etwas streng. Die Teilnahme an einer Leichenöffnung ist auch keine besonders angenehme Erfahrung.
Die Blutspur des Konditormeisters
Bei der Kripo geht es nicht so zu wie bei Sherlock Holmes und Doctor Watson. Das hat man oft genug gesagt bekommen, aber die Wirklichkeit ist noch langweiliger, als man denkt. So eine Er-mittlung wird schnell zur öden Materialschlacht mit den entsprechenden Kosten. Kein Wunder, wenn die Stadt dann nicht mehr viel Etat für die Bekämpfung des Gehsteigparkens übrig hat. Im-merhin findet man bei Thiess doch einen Fall, einen einzigen, aus dem man einen klassischen an-gelsächsischen Krimi machen könnte. Ein pensionierter Konditormeister mit einem gewaltigen Be-kanntenkreis ist verschwunden. Die mysteriösen Indizien sind unter anderem ein merkwürdiges Zeitungsinserat, seltsame Blutspuren in einem verschlossenen Raum, ein halbgeschmolzener Scho-koladenklumpen, eine fast verhungerte Katze, eine Flügelmutter mit Unterlegscheibe, ein sorgfältig aufgebockter und abgedeckter Motorroller, antike Backformen, in einem Baggersee versenkte Autos und zwei verschwundene wertlose Röhrenradios. Das liest sich doch fast wie ein Roman aus der frühen Periode von Ellery Queen.
Was Wilfling und Thiess beide predigen, das ist die entscheidende Bedeutung der Vernehmung von Verdächtigen. Wir leben in einem zivilisierten Land. Waterboarding ist nicht gestattet. Man kann aber natürlich bis an die Grenze des Erlaubten gehen. So mancher Übeltäter wäre heute noch auf freiem Fuß, wenn er nur lächelnd den Mund gehalten hätte. Aber womöglich kann er jetzt zum Ausgleich dafür auf seiner Pritsche besser schlafen. Die beiden Ermittler kennen alle Tricks bei der Vernehmung. Sie verwenden ungefähr die gleiche Methode, mit der früher die Bankberater die Lehman-Zertifikate verkauft haben: Ihre Ehrlichkeit ist überzeugend, aber nicht ganz echt. Viel-leicht ist das ja genau das Talent, das die guten Kommissare von den schlechten scheidet.
Profi-Polizisten und dilettantische Mörder
München ist stolz auf seine Mordkommissionen. Die Aufklärungsquote liegt in der Nähe von hun-dert Prozent. Nicht so stolz kann die Isarmetropole auf ihre Mörder sein. Das sind oft unglaubliche Dilettanten. Noch nicht einmal Klaus F., ein schwarzes Schaf von der Kripo (Abteilung Diebstahl, nicht Mord), der wegen 146 000 Euro zwei Menschen mit Rohypnol betäubt und ihnen dann den Kopf abgehackt hatte, war den seltsamen Methoden des Josef Wilfling lange gewachsen. In diesem Fall hat aber auch wieder einmal der Zufall mitgeholfen. Die längst abgelegte Ehefrau des Täters belauerte ausgerechnet in der Mordnacht dessen Wohnung, weil sie mehr Geld verlangen wollte. Künstlerpech.
Die beiden Bücher sind manchmal auf ihre makabre Art urkomisch. Ein künftiger Schwerverbrecher eilt immer dann, wenn Eduard Zimmermann im Fernsehen einen Mord untersucht, erregt zum Onanieren aufs Klo. Ein Schwestermörder googelt ein paar Tage vor der ruchlosen Tat nach „Er-schlagen - Methode Kopf“. Die „unglaublich zickige Erbin eines Reiterhofs“ heiratet ihren „stink-faulen“ Liebhaber (O-Ton Wilfling), das aber erst, nachdem sie zweimal versucht hat, ihn umzu-bringen. Eine zufällige Zeugin behauptet, dass der Mörder einer jungen Frau dem Schauspieler Heiner Lauterbach ähnelt. Nach der erfolglosen Durchsuchung von mehr als 60 Wohnungen, teil-weise sogar mit Hilfe der Feuerwehr vom Fenster aus, stellt sich heraus, dass die Zeugin einen psy-chischen Schaden hat und alle Männer für Heiner Lauterbach hält. Der Mörder ist etwa zwanzig und sieht überhaupt nicht so aus. Einen psychischen Schaden hat er aber auch. Er hat die ihm völlig fremde Frau spontan erstochen, weil er dachte, es ist seine eigene Schwester. Der „Schwabinger Messerzwerg“, ein Pyromane, Exhibitionist und Beinahe-Lustmörder, verfolgt nachts um zehn eine Krankenschwester vom Schwabinger Krankenhaus in die Stadt und zwingt sie mit seinem Dolch, ihm Blut abzunehmen. Natürlich haben Wilfling und Thiess alle diese Fälle erfolgreich abgeschlos-sen.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/richard-thiess-mordkommission-wenn-das-grauen-zum-...
LP 199 Franz Voigt, aus Aachen (NRW), Einzelhandelskaufmann, Initiative „Taten-drang“ – Aachener Wahlbündnis - franzvoigt@web.de
Der Weltfrauentag ist eine sozialistische Erfindung. Die Idee zu einem internationalen Tag der Frau wurde am 8. März 1910 in Kopenhagen geboren. Es war eine Idee von sozialistischen Frauen aus mehreren Ländern, die das Frauenwahlrecht durchsetzen wollten. Die damalige Wortführerin war Clara Zetkin (1857 – 1933), eine Wegbegleiterin von Rosa Luxemburg.
In den USA, Großbritannien und anderen Ländern pochten die Frauen auf ihre Rechte. Norwegen ließ Frauen als erstes Land zu den Wahlen zu. Nach dem Waffenstillstand von 1918 durften auch die deutschen Frauen zu den Wahlen. In Belgien mussten die Frauen bis zum Jahre 1948 warten. Die Vereinten Nationen erklärten am 8. März 1975 den Internationalen Weltfrauentag.
In den Medien findet der Internationalen Frauentag in den letzten Jahren nur sehr wenig Beachtung. Meist sind es nur kleine Gruppen und Gruppierungen, die sich für die Belange einsetzen und mit Plakaten und Flugblättern darauf aufmerksam machen. In Anbetracht der Probleme international, aber auch in einem sehr reichen Land wie Deutschland, sind die Probleme nach wie vor sehr viel-seitig und es gibt keinen Anlass, sich ruhig zu verhalten.
Erzwungene Schwangerschaftsabbrüche, Genitalverstümmelungen, Opfer von Gewalt, Ehrenmorde sind alltägliches Frauenschicksal. Nach UNO-Schätzungen erlebt fast jede 7. Frau Gewalt in ihrer Familie oder von ihrem Ehepartner. Allein die angezeigten Misshandlungen im letzten Jahr sprechen eine eindeutige Sprache. Die Dunkelziffer dürfte noch weit höher sein.
Schnäppchen haben ihren Preis.
Die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen z. B. von Textilnäherinnen, sowie die Hungerlöhne in Drittländern und China haben ihren Preis. Sie garantieren den Textilfilialisten wie KIK, den Disco-untern wie Lidl, Aldi usw. hohe Profite. Darüber muss sich auch der Verbraucher bei uns in Deutschland im Klaren sein und sollte sein Kaufverhalten überprüfen und evtl. ändern, sowie Druck auf die Anbieter ausüben. Geiz ist also noch lange nicht geil.
Auch bei uns in Deutschland sind Frauen in vielen Bereichen benachteiligt. Gleicher Lohn für glei-che Arbeit? – In vielen Bereichen der Wirtschaft Fehlanzeige. Frauen haben meist weniger Ein-kommen, wenige Karrierechancen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist bei vielen nicht gegeben. Unter den Vorständen der 30 DAX-Unternehmen gibt es nur eine einzige Frau.
Besonders in den Dienstleistungsbereichen in Deutschland Gastronomie, Einzelhandel, Friseur-handwerk etc. gehören Frauen zu den Geringverdienern und arbeiten oft in prekären Beschäfti-gungsverhältnissen oder auf 400-Euro-Basis. Durch die Agenda 2010 (Hartz IV) seit Januar 2005 rutschen gerade Frauen immer mehr in Armut. Besonders alleinstehende oder alleinerziehende. Verheiratete, die ihren Job verlieren, geraten oft in einem Teufelskreis. Für viele heißt es nach Aus-laufen des ALG I, finanzielle Abhängigkeit vom Ehemann, für manche heißt es zurück an den Herd. Viele Frauen werden zukünftig verstärkt in die Altersarmut fallen und von den Almosen eines SGB XII abhängig werden.
Selbst der seit langem geforderte Mindestlohn schützt nicht vor zukünftiger Altersarmut. Wer 7,50 Euro pro Stunde verdient, erhält ab dem Jahr 2030 nach 47 Berufsjahren eine Rente von 510 Euro. Vor allem, wer schafft es schon, 47 Jahre zu arbeiten, und das durchgehend? Seit langem schallt schon der Ruf nach der Eigenverantwortung, das heißt, Vorsorge für das Alter vorzunehmen. Es fragt sich nur von was? Wer finanziell gerade über die Runden kommt, oder sogar zusätzlich Auf-stockergeld im Zuge von Hartz IV beantragen muss, weil er trotz Vollzeit Job nicht vom Verdienst leben kann, wird auch im Alter arm bleiben.
Für den 8. März 2008 wäre es also angebracht, das Thema Frauenrecht wieder auf die politische und außerparlamentarische Fahne zu setzen und auf die Missstände aufmerksam zu machen, sowie Forderungen zu proklamieren.
Eine Neuorientierung und Neuordnung der einstigen Frauenbewegung wäre dringend erforderlich.
Eine Aachener Initiative will nicht auf bessere Zeiten warten. Betreuung Betroffener wird mit poli-tischem Druck kombiniert. Ein Gespraech mit dem Gründungsmitglied Franz Voigt aus der Jungen Welt.
Interview: Hans-Gerd Oefinger
Franz Voigt lebt vom Arbeitslosengeld II und ist Gruendungsmitglied von "Tatendrang", ei-ner unabhaengigen Gruppe Arbeitsloser und sozial Benachteiligter in Aachen. "Tatendrang" ist Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft der Erwerbslosen und Sozialhilfeeinrichtungen e. V. (BAG-SHI )
F: Welche persoenlichen Erfahrungen haben Sie dazu gebracht, an der Gruendung der Gruppe "Ta-tendrang" mitzuwirken?
Unter anderem meine langjaehrige Arbeitslosigkeit, die Perspektivlosigkeit und die zunehmende Angst vor Altersarmut. Durch meinen beruflichen Absturz und die Agenda 2010 hat sich bei mir der Antrieb verstaerkt, politisch aktiv zu werden und oeffentlich Druck und Protest auszuloesen.
F: Welche Resonanz hatte Ihre Gruppe bisher? Wie kommt sie bei den Betroffenen an?
"Tatendrang" gibt es seit Maerz. Es war schwer, die Gruppe aufzubauen, da wir weder Geld noch Raeume hatten. Aber wir haben dennoch einiges auf den Weg gebracht. Obwohl viele Arbeitslose resigniert haben und schwer ansprechbar sind, haben sich einige Betroffene bei uns zusammenge-funden. Wir fuehren viele Gespraeche, haben eine Erwerbslosenzeitung gegruendet und verteilen Flugblaetter. Ein Leser schrieb uns zu unserer ersten Zeitung: "Die Ausgabe ist informativ und er-mutigt Betroffene festzustellen: Ich bin gar nicht alleine, es gibt Leute, die sich fuer meine Probleme einsetzen." Ein besseres Kompliment konnte man uns gar nicht machen. So etwas motiviert und hilft ueber Frust hinweg.
F: Sie beklagen, dass nach Erscheinen Ihrer Zeitung versucht wurde, Ihre Arbeit zu behindern ...
Ein halb-staedtischer Traeger hatte uns zunaechst kostenlos Raeume zur Verfuegung gestellt. Ob-wohl sie frei sind, durften wir sie jedoch eines Tages unter einem fadenscheinigen Vorwand ploetz-lich nicht mehr nutzen. Wir vermuten, dass erheblicher politischer Druck zu dieser Entscheidung gefuehrt hat. Ein gravierendes Problem fuer uns ist jetzt, dass wir 5 000 Zeitungen und eine erhebli-che Anzahl von Flugblaettern gedruckt hatten, auf denen wir unter dieser Adresse zu unseren Treffs einladen. Jetzt duerfen wir nicht mehr in die Raeume hinein – wenn Interessenten kommen, stehen sie vor verschlossener Tuer.
F: Sie wollen politisch Einfluss nehmen. Was haben Sie bisher erreicht?
Wir nehmen die Politik auf allen Ebenen in die Pflicht. Auch die Kommunen haben durchaus Spiel-raum, um Verbesserungen oder Verguenstigungen fuer Arbeitslose zu beschliessen. Einige Forde-rungen unserer Gruppe finden wir im Programm der Linkspartei wieder. Wir wollen darueber hinaus einen Massnahmenkatalog erstellen und diesen an die neuen Abgeordneten der Linkspartei im Bundestag schicken. Mit dem WASG-Landesvorstand hat auch ein Erfahrungsaustausch stattgefun-den. Wir haben auch publizistisch Erfolg gehabt, z. B. haben WDR und ZDF ueber uns berichtet.
F: Was empfehlen Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen anderen Gruppen, die in anderen Staedten aehn-liche Arbeit leisten?
Es ist am wichtigsten, sich auch durch Rueckschlaege nicht entmutigen zu lassen und weiter zu ma-chen. Wichtig sind auch offene Gespraeche in der Gruppe, wobei die Wahrung der Schweigepflicht natuerlich oberstes Gebot ist. Wir haben gemerkt, dass unser Gespraechskreis fuer etliche Kollegin-nen und Kollegen einfach notwendig war. Einige haben bittere Traenen vergossen, als ihre Erleb-nisse und Emotionen zum Vorschein kamen. Eine aktuelle Studie weist uebrigens nach, dass bereits jeder dritten Arbeitslose krank ist. Seelische Probleme stehen an erster Stelle – verursacht durch die anhaltende Arbeitslosigkeit und die daraus folgenden Probleme.
Wichtig ist, mit konkreten Forderungen an die Oeffentlichkeit zu gehen. Noetig sind auch Kontakte zu Medien und anderen sozialen Bewegungen. Aufklaerung ueber Arbeitslosigkeit muss an Ort und Stelle geleistet werden und zwar mit Arbeitslosen, die man ja bekanntlich am einfachsten vor der Agentur fuer Arbeit findet. Man muss auf die Leute zugehen, es hilft nichts, darauf zu warten, dass sie von selbst kommen. Auch eine ueberregionale Vernetzung und ein gegenseitiger Austausch sind wichtig.
Quelle: www.jungewelt.de
http://agora.free.de/sofodo/sozialer-widerstand/lokale-buendnisse/aachener-arbeitsloseninitiative/
http://www.derfunke.de/content/view/149/75/
LP 200 Donald Tusk, POL, geboren 1957 in Danzig (Polen), Vorsitzender der liberal-konservativen Partei PO und Ministerpräsident Polen
Tusk will Frauen auf ersten Plätzen der Hälfte der Wahllisten
PO-Politiker zeigen sich schockiert - "Aber die Sache ist wohl bereits verloren"
Warschau - Das könnte ein wahrer Durchbruch für die männerdominierte polnische Politik werden. Der Ministerpräsident und Chef der rechtsliberalen Regierungspartei PO (Bürgerplattform), Donald Tusk, will, dass Frauen die ersten Plätze auf der Hälfte der Wahllisten der Partei zum Parlament einnehmen, berichtete die Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" am Montag. Die männlichen Politiker der PO sind schockiert und empfinden die Idee des Premiers als "Diskriminierung der Männer".
Premier Tusk verkündete seine Idee vor einigen Wochen bei einer Beratung mit den nahestehends-ten Mitarbeitern. "Wir waren schockiert und begannen ihn (Tusk, Anm.) zu überzeugen, dass wir zu wenig lokale Führungspolitikerinnen haben. Aber die Sache ist wohl bereits verloren. Wenn Donald mal eine Konzept entwirft, bindet er sich dann immer sehr daran", erklärte ein Mitglied der PO-Führung anonym gegenüber der Zeitung.
"Männerdiskriminierung"
Auch PO-Lokalpolitiker kritisieren die Idee. "Wir dürfen kein soziales Ingenieurwesen betreiben und die Karrieren der starken Kandidaten brechen, nur weil sie Männer sind", sagte der Vizechef der PO in Pommern, Tadeusz Aziewicz, gegenüber "Gazeta Wyborcza". "Das wäre Männerdiskri-minierung", empörte er sich.
Die Idee Tusks gefällt aber den Vertreterinnen der polnischen Organisation "Kongress der Frauen", die im Juni in Polen die Debatte über eine stärkere Präsenz der Frauen in der Politik eingeleitet hat-te. Sie fordert eine gesetzliche Frauenquote von 50 Prozent auf allen Kandidatenlisten. "Die Initiati-ve des Premiers ist ausgezeichnet, weil sie Frauen fördert, aber sie kann eine gesetzliche Frauen-quote nicht ersetzen", sagte die Bürochefin des Kongresses, Bozena Wawrzewska, gegenüber der Zeitung.
Im Sejm, dem Unterhaus des polnischen Parlaments, gibt es im Moment nur 20 Prozent Frauen, im Oberhaus Senat sind es acht Prozent. Als einzige Großstadt mit über 200.000 Einwohnern hat War-schau mit Hanna Gronkiewicz-Waltz eine Bürgermeisterin. Frauen in ländlichen Gegenden über-nehmen wesentlich häufiger das Amt des Dorfvorstehers als Frauen in Städten das Bürgermeister-amt. (APA)
http://derstandard.at/1250691216478/Tusk-will-Frauen-auf-ersten-Plaetzen-der-Haelfte-der-Wahllisten
Premier wegen sexistischer Äußerung kritisiert
Tusk zu Journalistin: "Denke bei ihrem Kleid nicht ans Zu-knöpfen"
Warschau - Der polnische Premierminister Donald Tusk ist durch eine als sexistisch kritisierte Äu-ßerung in Erklärungsnot geraten. Als "skandalös und nicht hinnehmbar" bezeichnete die Frauen-rechts-Organisation "Partei der Frauen" den Vorfall. Der Regierungschef räumte gegenüber Journa-listen ein, seine Worte seien "unklug, aber auch nicht gefährlich" gewesen.
Bei einer Pressekonferenz zur bevorstehenden EU-Ratspräsidentschaft Polens wurde Tusk am Dienstag in Warschau von einer Journalistin gefragt, ob die Regierung schon alle "alle Knöpfe bis auf den letzten zugemacht" habe. Sie fragte damit, gemäß einer polnischen Redewendung, ob die Organisation schon bis ins Detail abgeschlossen sei. Der Regierungschef reagierte mit einem Scherz: "Wenn ich mir ihr Sommerkleid anschaue, dann erinnert mich das so gar nicht ans Zuknöpfen, so bin ich, ich mag den Sommer eben", sagte er.
Neben Frauen-Organisationen zeigte sich auch die Oppositionspartei "Bündnis der demokratischen Linken" (SLD) empört. Vize-Parlamentspräsident Jerzy Wenderlich (SLD) verglich den Regie-rungschef mit einem kleinen Buben, der sich einen Spiegel auf den Schuh klebt, um unter den Rock von Mädchen schauen zu können. "Ich finde das überhaupt nicht lustig", sagte Wenderlich zu Jour-nalisten. Als pikant stufen Kommentatoren ein, dass die rechtsliberale "Bürgerplattform" (PO) von Donald Tusk erst vor wenigen Tagen einen Parlamentsabgeordneten ausschloss, weil er sich einen sexistischen Scherz erlaubt hatte. Der Abgeordnete Robert Wegrzyn hatte auf die Frage, ob es ein Gesetz für gleichgeschlechtliche Partnerschaften geben sollte, erklärt: "Das mit den Schwulen soll-ten wir lieber lassen, aber bei Lesben würde ich schon gerne zuschauen." Vertreterinnen der "Partei der Frauen" erklärten deshalb, die PO nehme wohl teil an einem "Wettbewerb für die sexistischste Regierungspartei in der polnischen Geschichte". (APA)
http://derstandard.at/1304553532498
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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus
eine Statistik über Häufung der Pudel-Jahrgänge wäre sehr interessant
also ein Balkendiagramm mit Jahrgangsgruppen angefangen von 1940-45, 45-50, 55-60...
ich fände das sehr interessant und habe da schon einen Verdacht...
SCHWARZE LISTE
Wow!
Ist eigentlich diese Pudel Liste - analog zur SCHWARZEN LISTE - auch irgendwo auf
einer Homepage zu finden?