Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Ich habe mal was aufgesetzt: (Allgemein)

Benni, Sunday, 15.07.2012, 02:40 (vor 4454 Tagen) @ Benni

Beschwerde: Studien- und Prüfungsordnungen der Universität Karlsruhe (TH) für den Bachelor- und Masterstudiengang Maschinenbau

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit diesem Schreiben möchte ich Ihnen meinen tiefsten Unmut über die Studien- und Prüfungsordnungen der Universität Karlsruhe (TH) für den Bachelor- und Masterstudiengang Maschinenbau mitteilen.
In diesen Studienordnungen wurde bewusst nur die weibliche Sprachform gewählt.
Zu Beginn findet es zwar Erwähnung, dass personenbezogene Daten stets für Frauen und Männer gleichermaßen gelten, allerdings kann ich die Intention dieses Machwerks, um auf die vermeintliche Ungleichberechtigung, die mit der Verwendung des grammatikalischen Genus, so wie das die deutsche Sprache vorsieht, einhergeht, nicht mit Ihnen teilen und werde diese im folgenden widerlegen.

Die Fehlüberlegung besteht darin, das grammatikalische Genus mit dem Sexus, dem biologischen Geschlecht, gleichzusetzen. Dies darf keinesfalls gemacht werden.
Das Genus hat mit dem biologischen Geschlecht nichts gemeinsam. So wird auch allem Ungeschlechtlichen eines der drei Genera (Maskulinum, Femininum, Neutrum) zugeordnet (der Baum, die Kerze, das Haus). Genauso zeigen auch Wörter wie "die Katze" oder "das Pferd", dass Genus und Sexus keinesfalls übereinstimmen. Katzen können sowohl männlich als auch weiblich sein und das Pferd besitzt, obwohl es sich um ein Lebewesen handelt, generisches Neutrum.
Von besonderer Bedeutung hier ist es aber, sich der übergeschlechtlichen Funktion des Genus bewusst zu sein. Der Mensch, der Gast, der Flüchtling - die Person, die Geisel, die Waise - das Opfer, das Kind, das Geschwister - sie alle können männlich oder weiblich sein. Gemischtgeschlechtlichen Gruppen ist also genauso ein Genus zugeordnet. Trotz der Tatsache, dass viele der Personenbezeichnungen die Endung "-er" und generisches Maskulinum besitzen, werden damit also keinesfalls nur Männer umfasst. Hier kommt stets die gemischtgeschlechtliche Funktion des Genus zu tragen.
Wenn man sich dieser Übergeschlechtlichkeit des Genus bewusst ist, dann wird auch die Verwendung von Partizipialformen und des Binnen-I überflüssig.
Ein besonders gutes Beispiel, um die Divergenz zwischen Genus und biologischem Geschlecht aufzuzeigen, ist das Wort "das Geschwister". Das Wort besitzt generisches Neutrum, aber ist vom Stamm her weiblich und umfasst zudem genauso Brüder und Schwestern. Hier könnte man, getrieben von scheinbaren Gleichberechtigungsgedanken, nun auch verlangen, anstelle von „Geschwistern“ von „Geschwistern und Gebrüdern“ zu sprechen, was aber sinnlos wäre, da die Gebrüder im Wort Geschwister bereits enthalten sind.

Basierend auf diesem sprachwissenschaftlichen Irrtum und somit fälschlich angenommener Ungleichberechtigung, wurde durch das durchgehende Ersetzen des Genus durch den Sexus nun tatsächlich Ungleichberechtigung erzeugt. Daran ändert auch die Nennung nichts, dass stets beide Geschlechter gemeint sind, denn das ausschließliche Verwenden der weiblichen Form anstelle des übergeschlechtlichen Genus, ist, wie zuvor erklärt, hinsichtlich der Gleichberechtigung und der Grammatik nicht gerechtfertigt und falsch.
Die Argumentation, dass das ganze nun einmal umgedreht, also die scheinbar immer nur männliche Form durch die weibliche ersetzt wurde, ist durch das oben Geschriebene ebenfalls widerlegt. Die Herabwürdigung der männlichen Studenten in diesen Studienordnungen grenzt hart an Peinlichkeit und ist sowohl im Sinne der Gleichberechtigung als auch im Sinne der deutschen Grammatik so nicht hinnehmbar.

Ich fordere und verlange hiermit eine Stellungnahme der Verantwortlichen und sofortige Änderung der Studienordnungen zu einer geschlechtsneutralen und sprachwissenschaftlich vernünftigen Formulierung.

Mit freundlichen Grüßen

Beim Schreiben habe ich mich zum Teil an http://www.bruehlmeier.info/sprachfeminismus.htm orientiert. Wie ich es mache, ob ich es irgendwie mit der Fachschaft abspreche und Unterschriften sammle, oder ob ich diesen Brief erstmal direkt hinschicke, überlege ich mir gerade noch.


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