Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Ein Dienst an der ganzen Gesellschaft: Warum Heimschule gut für Deutschland ist. (Allgemein)

Rainer ⌂, Friday, 14.09.2012, 10:47 (vor 4455 Tagen)

Ich bin kein Heimschulaktivist. All meine Kinder haben öffentliche Schulen besucht. Heimunterricht war für mich immer ein sehr entferntes Randphänomen, keine Möglichkeit, die ich damals ernstlich erwogen hätte. Mit den Jahren habe ich einige Heimschulfamilien kennengelernt, bin ihrem Anliegen mit einigem Wohlwollen begegnet, aber immer noch habe ich der Sache keine größere Aufmerksamkeit entgegengebracht. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis ich verstanden habe, welch wichtiges Korrektiv die Heimschulfamilien für unsere Gesellschaft sind.
Um das zu begreifen, reicht es nicht aus, die Heimschulbewegung als isoliertes Phänomen, als einen besonderen Bildungsweg zu sehen. Man muß den größeren Zusammenhang erfassen, in den die Kriminalisierung des Heimunterrichts — und auch der Widerstand dagegen — gehört. Die Vergesellschaftung der Bildung ist nur ein kleines Rad im Getriebe von Bestrebungen, die viel weiter reichen: Insgesamt geht es um die umfassende Entmachtung der Familie, wobei der Anspruch des Staates auf Bildung der Kinder nur ein Teil des Ganzen ist. Um dies zu erklären, muß ich etwas weiter ausholen:
[...]

http://www.geiernotizen.de/dienst-an-der-ganzen-gesellschaft

Die Schulpflicht gibt es meines Wissens nur in Deutschland. Alle anderen Länder dieser Welt haben maximal eine Unterrichtspflicht. Die Einzigartigkeit gründet in der Person die die Schulpflicht eingeführt hat, Adolf Hitler.

Rainer

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Kazet heißt nach GULAG jetzt Guantánamo

Ein Dienst an der ganzen Gesellschaft: Warum Heimschule gut für Deutschland ist.

Lausemädchen, Friday, 14.09.2012, 15:34 (vor 4455 Tagen) @ Rainer

Die Schulpflicht gibt es meines Wissens nur in Deutschland. Alle anderen
Länder dieser Welt haben maximal eine Unterrichtspflicht. Die
Einzigartigkeit gründet in der Person die die Schulpflicht eingeführt
hat, Adolf Hitler.

Ich glaube, dass mit der Schulpflicht in Deutschland wurde schon weit, weit vor Hitler eingeführt, aber äußerst schlampig durchgesetzt. Manifestiert wurde es aber bereits in der Weimarer Verfassung, nach dem ersten Weltkrieg. Hitler hat dann das Reichsschulgesetz eingeführt, dem Kind praktisch nur einen anderen Namen gegeben. Das erste Land das jedoch die gesetzliche Schulpflicht eingeführt hat war Liechtenstein. Jedenfalls soweit ich das weiß.

Ein Dienst an der ganzen Gesellschaft: Warum Heimschule gut für Deutschland ist.

Garfield, Friday, 14.09.2012, 15:36 (vor 4455 Tagen) @ Rainer

Hallo Rainer!

Daß Adolf Hitler die Schulpflicht eingeführt hat, ist nicht ganz korrekt. Schulpflicht gab es in einzelnen deutschen Ländern schon im 16. und 17. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert wurde sie dann allgemein eingeführt, auch in einigen anderen europäischen Ländern. Vor allem in ländlichen Gegenden gab es dagegen viel Widerstand, weil dort die Kinder als Erntehelfer benötigt wurden und dies durch den obligatorischen Schulbesuch der Kinder nun erschwert wurde. Man führte aus diesem Grund Schulferien ein, vor allem in den Zeiten, in denen viel Arbeit auf den Feldern anlag. (Die Herbstferien nannte man deshalb früher auch "Kartoffelferien".)

Auch in der Verfassung der Weimarer Republik von 1919 war die Schulpflicht festgeschrieben, in Artikel 145: "Es besteht allgemeine Schulpflicht. Ihrer Erfüllung dient grundsätzlich die Volksschule mit mindestens acht Schuljahren und die anschließende Fortbildungsschule bis zum vollendeten achtzehnten Lebensjahre. Der Unterricht und die Lernmittel in den Volksschulen und Fortbildungsschulen sind unentgeltlich."

Die Nazis haben 1938 ein Reichsschulgesetz eingeführt und damit die Schulpflicht neu geregelt. Dieses Gesetz wurde dann nach dem Zweiten Weltkrieg zur Sache der einzelnen Bundesländer gemacht. So kann man sagen, daß dieses Reichsschulgesetz die Grundlage für die heutigen Schul-Gesetze bildete. Aber eingeführt haben die Nazis die Schulpflicht nicht.

Wie dem auch sei: Es ist durchaus angebracht, den Sinn der Schulpflicht in Deutschland in Frage zu stellen. In früheren Zeiten wurde sie eingeführt, weil die Kinder damals schon früh ins Erwerbsleben eingebunden wurden, und auch, weil viele Eltern gar nicht die nötigen Kompetenzen hatten, um ihre Kinder selbst zu unterrichten. Vor der Schulpflicht gab es zwar schon Schulen für Kinder, aber der Schulbesuch dort mußte von den Eltern bezahlt werden, und das konnten sich nicht alle Eltern leisten, oder zumindest nicht für alle Kinder. Aus diesen Gründen machte die Schulpflicht damals durchaus Sinn.

Heute sind die Umstände aber ganz anders. Man könnte es ja so regeln, daß die Kinder regelmäßig Prüfungen ablegen müssen, und daß die Eltern frei entscheiden können, ob sie ihre Kinder selbst unterrichten, sie von einem Lehrer unterrichten lassen, den sie bezahlen, oder ob sie sie in eine öffentliche Schule schicken.

Diese Wahl haben heute nur Eltern mit ausreichenden finanziellen Mitteln - die können ihre Kinder auf Privatschulen schicken.

Mittlerweile ist das ein Thema, das nicht nur für religiöse Menschen interessant sein sollte. Denn das Niveau der öffentlichen Schulen ist ja teilweise schon erschreckend abgesunken. Wenn ich Kinder hätte, würde ich deren Bildung jedenfalls nicht allein den öffentlichen Schulen überlassen. Ich kenne Eltern, die eigens umgezogen sind, damit ihre Kinder eine öffentliche Schule besuchen können, in der die Zustände noch nicht ganz so chaotisch sind.

Hinzu kommt noch die Gefahr der propagandistischen Beeinflussung der Kinder in den öffentlichen Schulen.

Freundliche Grüße
von Garfield

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