Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Ein Jugendamt macht keine Fehler ....... (als Text) (Gesellschaft)

Rainer ⌂, Thursday, 18.10.2012, 16:37 (vor 4372 Tagen) @ Referatsleiter 408

Die zweite Grafik habe ich mal in Text übersetzt:

Eine „einvernehmliche Lösung"
Stadtverwaltung reagiert auf Jugendamt-Misere - Sybill Radig bekommt neuen Job

Eine Pressemitteilung gab das Rathaus diesmal nicht heraus. Erst auf Nachfrage bestätigte Sozialbürger-meister Thomas Fabian (SPD), dass die Leiterin des Allgemeinen Sozialdienstes (ASD), Sybill Radig, bereits seit Montag nicht mehr in Amt und Würden ist. Und während gestern aus Insiderkreisen von einer „Suspendierung" die Rede war, sprach Fabian von einer „einvernehmlich" getroffenen Lösung.
Seit 2009 stand Radig an der Spitze jener Behörde, deren gesetzlicher Auftrag es ist, sich ums Kindeswohl und um psychosozial gefährdete Menschen zu kümmern. Und von Anfang an gärte auch schon unter den ihr unterstellten Sozialarbeitern die Unzufriedenheit, die sich - wie berichtet - in diversen Protestaktionen entlud. Nicht zuletzt wegen Radigs „autoritärem Führungsstil", wie es hieß. Vor allem aber, weil weite Teile der Mitarbeiterschaft sich nicht mitgenommen fühlten bei der Einführung einer neuen Betreuungsstruktur, des so genannten Eingang- und Fallmanage-ments. In diesem System müssen hilfesuchende Menschen ihre Probleme erst mal einem „Eingangsmanager" schildern. Der bestimmt dann, ob sich die Behörde seines Falles annimmt oder nicht. Und nur, wenn dieser positiv entscheidet, werden die Klienten ins „Fallmanagement" weitergereicht; Besonders zu schaffen machte manchem Sozialarbeiter auch das mit der neuen Struktur einhergehende Rotationsprinzip, bei dem er ständig Kiez und Klienten wechseln musste. Experten bezweifelten denn auch öffentlich, dass besagte neue Betreuungsstruktur im Ernstfall ein Instrument ist, Betreffenden zu helfen.
Wie dem auch sei, in diesen Kontext ordnet sich am Ende nun auch der tragische Tod der drogensüchtigen Christin F. (26) und ihres zweijährigen Sohnes im Juni ein. Wonach nicht zuletzt die Staatsanwaltschaft Ermittlungen sowohl gegen die ASD-Chefin als auch gegen Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) und Jugendamtsleiter Siegfried Haller eingeleitet hatte. Wie berichtet, ausgelöst durch eine Strafanzeige der Großmutter von Christin F. wegen Totschlags durch Unterlassen. Das seit Sommer laufende Verfahren ist noch immer nicht abgeschlossen, wie Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz jetzt auf LVZ-Anfrage mitteilte. Christin F. war laut Obduktionsbericht im Zeitraum zwischen 7. und 10. Juni an einem Cocktail aus Heroin und Kokain gestorben, ihr Sohn zwischen 13. und 14. Juni an hochgradiger Austrocknung. Der ASD hatte am 10. April die jahrelange Betreuung der Problemfamilie <beendet. Angeblich, weil keine Kin-deswohlgefährdung vorlag, so damals die Begründung des zuständigen Sozialarbeiters. Erhebliche Versäumnisse wurden Jugendamt und ASD zuletzt auch im Zusammenhang mit der berüchtigten Kinderbande vorgeworfen. Obwohl die Anführer - 13-jährige Zwillingsbrüder -allein in diesem Jahr jeweils über 100 Straftaten verübt hatten, ergriff die Stadt keine wirkungsvollen Maßnahmen.
„Die Kommunikationsprobleme innerhalb des ASD müssen umgehend gelöst werden", sagte Bürgermeister Fabian gestern. „Daher wurde mit Frau Radig einvernehmlich vereinbart, dass sie eine andere Tätigkeit in der Stadtverwaltung übernimmt." Was genau ihm da vorschwebt, wurde gestern nicht bekannt. Vorübergehend leitet Sabine Eberdt den ASD, die Stelle soll neu ausgeschrieben werden. In einer ersten Reaktion begrüßte Linken-Stadträtin Pia-Naomi Witte den Weggang Radigs. „Das kann aber nur ein erster Schritt sein. Jetzt müssen auch die dafür politisch Verantwortlichen Verantwortung übernehmen." Katharina Krefft, Vize-Fraktionschefin der Bündnisgrünen, nannte den Rathausschritt „konsequent". „Damit ist es aber nicht getan. Auch Herr Haller selbst ist Teil eines eklatanten Führungsproblems." FDP-Stadtrat René Hobusch sieht indes „in einer einzelnen Mitarbeiterin nicht das Problem", sondern „vielmehr in der Größe des Mammutamtes, das 1800 Personalstellen vereint". Er schlug vor, die Behörde zu teilen - in ein Amt für Kitas/Schulen und eines für Jugendhilfe.
Angelika Raulien/Frank Döring/Klaus Staeubert

KOMMENTAR Von Klaus Staeubert
Ablenkungsmanöver
Nein, ein Bauernopfer ist Sybill Radig nun wahrlich nicht. Die ihres Amtes enthobene Chefin des Allgemeinen Sozialdienstes trägt die fachliche Verantwortung für ein Betreuungssystem, das sie ab 2009 voller Überzeugung einführte. Und das letztlich scheiterte, weil es das erprobte Prinzip einer auf persönlichem Vertrauen beruhenden Zusammenarbeit mit den Hilfebedürftigen durch ein auf wechselnde Ansprechpartnerangelegtes Fallmanagement ersetzte. Radig verlor dabei nicht nur den Überblick über die wirklich schwierigen Fälle des Lebens, sondern auch das Gefühl für das, was man gemeinhin gesunden Menschenverstand nennt. Da konnte eine Kinderbande trotz amtlicher Betreuung jahrelang ihr Unwesen in der Stadt treiben. Da vertraute der Sozialdienst einer Mutter mit zehnjähriger Drogenkarrie-
re ein Kleinkind an, das sie im Wahn verdursten ließ. Die Frage, wie viele süchtige Mütter denn in Leipzig Babys aufziehen, musste der zuständige Bürgermeister erst ermitteln lassen, Radigs Behörde wusste die Antwort nicht. Doch so sehr sie fachlich versagte, der Sozialdienst ist im Jugendamt nur ein Teil des Problems und genau davon wollte die Rathausspitze mit Radigs erzwungenem Rückzug ablenken. Denn falsche Prioritäten in der Drogenpolitik, bei der Kita-Planung und jetzt die reihenweise Schließung von Schulsporthallen zeigen eines ganz klar: Der um die Wiedererlangung seines von der Uni Halle aberkannten Doktortitels kämpfende Jugendamtsleiter Siegfried Haller ist in seinem Job heillos überfordert. Wie Radig gehört auch er abgelöst.
@ k.staeubert@lvz.de

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Kazet heißt nach GULAG jetzt Guantánamo


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