Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Wie "Gender Mainstreaming" weitverzweigtes Programm wurde

Toxido, Saturday, 24.06.2006, 14:16 (vor 6923 Tagen)

Im Forum von Manndat wird auf einen interessaten Artikel in der FAZ über die Ursprünge des Gender Mainstreaming verlinkt. Gender Mainstreaming ist in erster Linie ein politisches Programm, das seit Anfang der 90er Jahre den leisen Marsch durch die Institutionen angetreten hat, unter Rot-Grün voll angekommen ist und under Schwarz-Rot besser denn je prosperiert. Der Artikel wirft ein Schlaglicht auf Entstehung, beteiligte Personen und den Stand der Dinge heute.

http://http://www.faz.net/s/RubBF7CD2794CEC4B87B47C719A68C59339/Doc~E19A6FC7720554E81829007B25E33D7E4~ATpl~Ecommon~Sc...

Insgesamt eine interessante Analyse, die aber nur Namen abseits der großen Berliner Bühne nennt. Über die Ränke in der Hauptstadt würde ich auch gerne etwas erfahren. Ferner benennt der Autor die lesbische Fraktion als entscheidende Vorkämpfer des GM-Konzepts, erklärt aber nicht wie der Rest der Frauenbewegung dazu steht.

Im Manndat-Forum verwechselt ein Diskussionsteilnehmer die Kriterien, die an eine Analyse zu stellen sind, mit seiner eigenen politischen Propaganda: Wer GM für seine männerpolitischen Zwecke instrumentalisieren - und das setzt voraus: umdeuten - will, sollte nicht diejenigen diskreditieren, die erklären, was GM ist und woher es kommt. Denn noch "gehört" ihm GM nicht, und es ist fraglich, ob das je der Fall sein wird.

Einwände wie "aber vorsicht, die FAZ ist gegen uns" sind undifferenziert und dem Diskussionslevel nicht angemessen. Ohne ihn jetzt vereinnahmen zu wollen: der FAZ-Autor wirft schon lange ein kritisches Auge auf den Feminismus. Zwar eher verhalten artikuliert, in traditionell-konservativen Grenzen, dafür aber klarsichtig und vor allem schon zu Zeiten, als ganz verwegene Invisible Men gelesen haben.

http://www.carookee.com/forum/MANNdatAktion/Gender_Mainstreaming_FAZ_Artikel.11395881.0.01103.html?sid=cca6aa0a3fb24c81ae3315e55cf8858b

Wie "Gender Mainstreaming" weitverzweigtes Programm wurde

susu, Saturday, 24.06.2006, 15:01 (vor 6923 Tagen) @ Toxido

Im Forum von Manndat wird auf einen interessaten Artikel in der FAZ über
die Ursprünge des Gender Mainstreaming verlinkt. Gender Mainstreaming ist
in erster Linie ein politisches Programm, das seit Anfang der 90er Jahre
den leisen Marsch durch die Institutionen angetreten hat, unter Rot-Grün
voll angekommen ist und under Schwarz-Rot besser denn je prosperiert. Der
Artikel wirft ein Schlaglicht auf Entstehung, beteiligte Personen und den
Stand der Dinge heute.

Ist auch auf diesem Forum schon in Diskussion:
http://www.wgvdl.com/forum/board_entry.php?id=3641

Der Artikel ist zum Teil sachlich falsch und hat eigentlich keine konkrete Aussage. Ich verweise auf meinen Text im verlinkten Thread.

susu

Wie "Gender Mainstreaming" weitverzweigtes Programm wurde

Toxido, Sunday, 25.06.2006, 19:05 (vor 6922 Tagen) @ susu

Der Artikel ist zum Teil sachlich falsch und hat eigentlich keine konkrete
Aussage. Ich verweise auf meinen Text im verlinkten Thread.

susu

Jaja, da muss man genau sein... Position xyz unterscheidet sich von Postion zyx ganz wesentlich, weil sie zu Position zyx ... Gähn. Wen interessiert das? Dieser ganze Schrott lohnt eh nicht zu lesen. "Theorien" - lächerlich. Jeden wirren Gedanken kann man in einigen Geisteswissenschaften als Theorie ausgeben. Aber sicher - wenn der Artikel ein paar Nuancen von dem Zeug nicht richtig wiedergibt, ist er eben "sachlich falsch". So einfach ist das.

Nur waren diese "Theorien" gar nicht das eigentliche Thema des Artikels. (Wer hätte ihn dann auch gelesen?) In Wirklichkeit handelt es sich bei denen ohenhin nur um diffuse Formulierungsversuche einer Ideologie - oder wenn nötig auch mehrerer, wenn das eher zum Ziel führt.

Wie "Gender Mainstreaming" weitverzweigtes Programm wurde

susu, Sunday, 25.06.2006, 19:58 (vor 6922 Tagen) @ Toxido

Jaja, da muss man genau sein... Position xyz unterscheidet sich von
Postion zyx ganz wesentlich, weil sie zu Position zyx ... Gähn. Wen
interessiert das? Dieser ganze Schrott lohnt eh nicht zu lesen.

Richtig, man muß es ja auch nicht erst lesen um darüber schon eine ausgefeilte Meinung zu haben.

"Theorien"

- lächerlich. Jeden wirren Gedanken kann man in einigen
Geisteswissenschaften als Theorie ausgeben. Aber sicher - wenn der Artikel
ein paar Nuancen von dem Zeug nicht richtig wiedergibt, ist er eben
"sachlich falsch". So einfach ist das.

Nuancen wie zwei Positionen als identitisch auszugeben, die genau das Gegenteil aussagen? Über Dinge zu schreiben, die man entweder nicht versteht, oder bewust verdreht, ist zumindest ein Indiz für die journalistische Sorgfalt, mit der da vorgegangen wurde.

Nur waren diese "Theorien" gar nicht das eigentliche Thema des Artikels.
(Wer hätte ihn dann auch gelesen?) In Wirklichkeit handelt es sich bei
denen ohenhin nur um diffuse Formulierungsversuche einer Ideologie - oder
wenn nötig auch mehrerer, wenn das eher zum Ziel führt.

OK, was ist das eigentliche Thema dieses Artikels.

susu

Diese Arbeit wäre für die Katz

Toxido, Sunday, 25.06.2006, 22:21 (vor 6922 Tagen) @ susu

OK, was ist das eigentliche Thema dieses Artikels.

susu

Fragezeichen, susu. Fragen beendet man mit Fragezeichen. Ich werde mir aber sowieso nicht mehr die Arbeit machen, deine zu beantworten. Weil ich das Spiel schon kenne: erst bessere Antworten fordern, und sie dann ignorieren.

Wie "Gender Mainstreaming" weitverzweigtes Programm wurde

Scipio Africanus, St.Gallen, Sunday, 25.06.2006, 22:39 (vor 6922 Tagen) @ susu

Der Artikel ist zum Teil sachlich falsch und hat eigentlich keine konkrete
Aussage. Ich verweise auf meinen Text im verlinkten Thread.

susu

Susu, ich versteh wirklich nicht, was für DICH Gender Mainstreaming bedeutet. Könntest du das mal darlegen ?

Wenn du nach GM googelst, dann erhälst du als eine der ersten Treffer die GM-Website des Ministeriums für alle ausser Männer. Bemerkenswert ist, dass du dort 20 Seiten lesen kannst, ohne dass sich dir der Sinn von GM erschliesst, mit Ausnahme des Grundsatzes;

"Gender Mainstreaming bedeutet, bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen, da es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt."

Fällt dir hier etwas auf ? Der Koordinatenursprung der GM-Ideologie ist das biologische Geschlecht. Dass eine Frau in der Gesellschaft eine "traditionell männliche Rolle", und ein Mann eine "traditionell weibliche Rolle" uneingeschränkt wahrnimmt, ist offenbar nicht vorgesehen, denn wie anders kann der Teilsatz "da es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt" anders gedeutet werden ? Dieser breitgetretene Quark ist in sich widersprüchlich.

Gerne erwarte ich deine Erklärung, was GM ist oder meinetwegen sein sollte.

Scipio

Wie "Gender Mainstreaming" weitverzweigtes Programm wurde

susu, Thursday, 06.07.2006, 23:00 (vor 6911 Tagen) @ Scipio Africanus

Huhu Scipio.

Sorry für die Späte Antwort, ich war für eine Weile verhindert.

Susu, ich versteh wirklich nicht, was für DICH Gender Mainstreaming
bedeutet. Könntest du das mal darlegen ?

Wenn du nach GM googelst, dann erhälst du als eine der ersten Treffer die
GM-Website des Ministeriums für alle ausser Männer. Bemerkenswert ist,
dass du dort 20 Seiten lesen kannst, ohne dass sich dir der Sinn von GM
erschliesst, mit Ausnahme des Grundsatzes;

"Gender Mainstreaming bedeutet, bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die
unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern
von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen, da es keine
geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt."

Fällt dir hier etwas auf ? Der Koordinatenursprung der GM-Ideologie ist
das biologische Geschlecht. Dass eine Frau in der Gesellschaft eine
"traditionell männliche Rolle", und ein Mann eine "traditionell weibliche
Rolle" uneingeschränkt wahrnimmt, ist offenbar nicht vorgesehen, denn wie
anders kann der Teilsatz "da es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit
gibt" anders gedeutet werden ? Dieser breitgetretene Quark ist in sich
widersprüchlich.

Gerne erwarte ich deine Erklärung, was GM ist oder meinetwegen sein
sollte.

Mir ist durchaus aufgefallen, daß GM auf dem juristischen Geschlecht aufbaut. Und genau deswegen ist es eben nicht mit der Queer Theory zu vereinbaren. Wenn da der Knackpunkt liegt und ich da nicht deutlich genug war, tut es mir Leid, aber mein Anliegen ist es keineswegs GM zu rechtfertigen, sondern die Queer Theory da rauszuhalten.

Im Grunde sagt GM ja nur, das Geschlechtspolitik eine Querschnittsaufgabe ist, soweit würde ich das noch unterschreiben. Aber dann wäre immer noch zu fragen "Was für eine Geschlechterpolitik?" und da sehe ich dann Probleme, denn die Politik der Bundesregierungen, die GM zu einem Schlagwort gemacht haben, ist wie du schon beschrieben hast auf die "unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern" fokussiert. Im Ergebnis kommt dabei eine Politik heraus, die eben genau das tut, was zu vermeiden sie vorgibt: Sie diskriminiert. Und das jetzt eben im Querschnitt, da kommt dann in der Bildungspolitik die Forderung nach Aufgabe der Koedukation, um Mädchen in den Naturwissenscahften und Jungen in den Sprachen qua Geschlecht "Nachhilfe" (auch wenn es nicht so genannt wird) zu geben. Was vermutlich dazu führen wird, daß sprachbegabte Jungen und technisch-naturwissenschaftlich begabte Mädchen, aus Langeweile die Lust an ihren Stärken verlieren (nach meinem Deutsch GK habe ich 3 Jahre gebraucht, bevor ich wieder zu Schreiben begonnen habe und wäre ein Biologie LK zustande gekommen, hätte ich wohl früher "mein Fach" gefunden). Mit dem Ergebnis: Gerade die, die sich nicht nach dem richten, was bei Klaus "Leitschnur" heißt, werden ausgebremst.
In anderen Bereichen gilt ähnliches: Wer ein Leben führt, das eng am Durchnitt (für das jeweilige juristische Geschlecht) liegt, wird von der aktuellen Politik bevorzugt.

Der Paradigmenwechsel von Geschlechterpolitik als Appendix hin zur Querschnittsaufgabe ist sicher sinnvoll (Versuch mal über Wehrpflichtabschaffung zu reden, ohne dabei auf die Struktur der Bundeswehr oder die Änderungen im sozialen Bereich durch den Wegfall des Zivildienstes einzugehen). Aber in welchem Kontext etwas gemacht wird ist nicht wichtiger als was gemacht wird und es ist nicht besser überall etwas zu machen, wenn überall das falsche gemacht wird. Und deshalb warte ich weiter auf einen Inhaltlichen Paradigmenwechsel. GM ist kein Programm, sondern nur eine Form der Umsetzung. Und das was jetzt damit umgesetzt wird, ist ein Geschlechtsverständnis, daß Klaus' näher steht als meinem.

Und gerade deshalb regt es mich auf, wenn "meine Leute" für diesem Kram verantwortlich gemacht werden, immerhin werden wir deutlich häufiger von dieser Politik getroffen als andere. Wenn Konformität mit geschlechtlich umrissenen Lebensentwürfen Kriterium für eine bevorzugte Bahndlung darstellt, war das sicher nicht die Idee von Leuten, die sich gerade Aufgrund ihrer Nonkonformität zusammengefunden haben. Wenn per Gesetz auf jeder Baustelle zwei Dixie-Klos stehen müssen, eins für Männer (Pissoir, kein Papier) und eins für Frauen (kein Pissoir, aber Papier) ist das nicht die Idee von Leuten, die dankbar über jede nicht geschlechtssegregierte Notdurftanstalt sind.

susu

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