Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Ekki, Wednesday, 28.06.2006, 13:28 (vor 6666 Tagen)

Hallo allerseits!

Grade ist hier in unserem Großraumbüro unter meinen Mädels von der Übersetzungsabteilung eine lebhafte Diskussion darüber im Gange, ob man bei der Unterzeichnung von Briefen, bei der sowohl in deutscher als auch in polnischer Sprache die Funktion anzugeben ist, bei Frauen die weibliche Form verwenden soll, und wenn ja - im Polnischen und im Deutschen oder nur im Deutschen.

Hintergrund der Diskussion:

Im Polnischen gibt es längst nicht zu allen Berufsbezeichnungen eine weibliche Form, und auch in vielen Fällen, wo man sie theoretisch bilden könnte, klingt sie irgendwie lächerlich.

Kommentar der mir gegenüber sitzenden Übersetzerin:

"Mich stört die männliche Form im Polnischen nicht. Für mich klingen die männlichen Formen im Polnischen irgendwie sinnvoller."

Neueste Äußerung:

"Die weiblichen Formen, die im Polnischen üblich sind, werden für die niedersten Berufe verwendet."

Die Meinungen darüber, ob es gut wäre, wenn der Gebrauch der weiblichen Form bei mehr Berufen üblich würde, gehen auseinander.

Einig waren sich alle, daß im Deutschen, wo die weibliche Form (durch die Endung -in) bei so gut wie allen Berufen vorhanden muß, diese Form auch zu stehen hat.

Interessante Diskussion - nur ein Argument tauchte nicht auf: Daß der Gebrauch der männlichen Formen für Frauen Letztere erniedrigen könnte.

Unser Chef (Deutscher aus Schwaben) hat allerdings vor kurzem verfügt, daß durchgehend die männliche Form zu verwenden sei - auch im Deutschen.

Das fanden viele - auch ich! - dann doch etwas übertrieben, und ich "regele" das auf die polnische Art:

Ich stelle in Texte, die ich korrigiere, die weibliche Form hinein, und sollte es mal einen Anpfiff geben, dann: "Oh, Verzeihung, kann man schon mal vorkommen im Eifer des Gefechts" ... und beim nächsten Mal kommt's garantiert wieder vor!

Tja, auch der Ekki ist ab und an mal "politisch korrekt" ... *lol* Nein, es geht mir nur darum, daß man in keine Richtung übertreiben soll.

Grüße an alle aus Poznan, wo heute in Anwesenheit höchster Staatsgäste der 50. Jahrestag des Aufstandes im Jahre 1956 begangen wird. Die Feierlichkeiten dauern schon den ganzen Monat, die ganze Stadt ist voll von Flaggen, Photos und Transparenten, aber heute ist der Höhepunkt, mit Gedenkveranstaltungen bis nach Mitternacht.

--
Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.

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Altschneider, Thursday, 29.06.2006, 13:47 (vor 6665 Tagen) @ Ekki

Hi, Ecki,

das sind wirklich Probleme. Für das Deutsche hat dein Chef wohl recht. Die männliche Form kann auch das biologische Geschlecht unbestimmt lassen:
"War es ein Lehrer oder ein Schüler, der nachts über den Hof schlich" - stellt nicht die Frage nach dem Geschlecht, das unbestimmt bleibt, sondern nach der Person.
"War es eine Lehrererin..." hebt hingegen das biologische Geschlecht hervor.
Soll hingegen deutlich werden, dass es ein Mann mit dem Beruf des Lehrers war, muss zu Hilfskontruktionen gegriffen werden, um eindeutig zu sein.
"War es ein männlicher Lehrer...."
Nur dann, wenn die biologischen Geschlechter verglichen werden, der Mann im Verhältnis zur Frau definiert wird, ist Eindeutigkeit gegeben:
"War es ein Lehrer oder eine Lehrerin, die oder der nachts hinter dem Schüler herschlich", stellt für alle Beteiligten einen eindeutigen Bezug zum biologischen Geschlecht her.

Ohne jetzt der Sprachfuchs zu sein: die männliche Form, für Berufsbezeichnungen verwendet, lässt das Geschlecht unbestimmt, ist also korrekt.

Altschneider

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Gast, Thursday, 29.06.2006, 13:58 (vor 6665 Tagen) @ Altschneider

Ohne jetzt der Sprachfuchs zu sein: die männliche Form, für
Berufsbezeichnungen verwendet, lässt das Geschlecht unbestimmt, ist also
korrekt.

Deswegen is auch "BundeskanzlerIn" falsch!

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Ekki, Thursday, 29.06.2006, 14:37 (vor 6665 Tagen) @ Gast

Hallo Gast!

Ohne jetzt der Sprachfuchs zu sein: die männliche Form, für
Berufsbezeichnungen verwendet, lässt das Geschlecht unbestimmt, ist

also

korrekt.


Deswegen is auch "BundeskanzlerIn" falsch!

Erstens das, und außerdem:

1)
Das große "I" mitten im Wort ist generell inakzeptabel.

2)
Das ganze Merkel-Ferkel ist falsch in jedem Sinne des Wortes. Hoffentlich dauert diese Kanzlerschaft nicht 16 Jahre oder so ...

Gruß

Ekki

--
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Ekki, Thursday, 29.06.2006, 14:35 (vor 6665 Tagen) @ Altschneider

Hallo Altschneider!

Hi, Ecki,

das sind wirklich Probleme.

*Ironie durchschaut - augenzwinker*

Ich habe das Posting ja auch nicht deshalb reingestellt, weil das für mich weiß Gott war für ein Problem wäre.

Ich habe das Posting reingestellt, weil die Diskussion unter meinen Mädels mich mal wieder daran erinnerte, zu was für Blüten des Schwachsinns die Diskussion über solche nachrangigen Probleme in Deutschland geführt hat - bis hin zur Schreibung eines großen "I" mitten im Wort.

Ich selbst bin, wie im Bezugsposting dargelegt, durchaus dafür, die weibliche Form zu verwenden. Und auch unter meinen Mädels waren die Meinungen ja nicht vollkommen deckungsgleich.

Nur wie gesagt - die Exzesse in dieser Frage, das Aufschaukeln eines solchen Problems zu einer Frage von "Erniedrigung" oder "Diskriminierung" des Geschlechts - das ist ein Spezifikum der dekadenten westlichen Gesellschaften.

Sehr bezeichnend auch der Ausspruch einer unsrer Juristinnen zu diesem Thema, die selbst sowohl eine große, selbst in dem an schönen Frauen so reichen Polen auffallende Schönheit, als auch eine Einserjuristin mit Deutschkenntnissen auf quasi muttersprachlichem Niveau ist:

"Die Frauen sind da doch erwachsener. Dieses Gedöns von wegen Diskriminierung durch eine Endung - das machen nur die Männer."

Tja, ich sag's immer wieder: Frauen, die wirklich etwas darstellen und ein ungebrochenes Verhältnis zu ihrer Weiblichkeit haben, produzieren kein Efrauzipations-Gekreisch.

Gruß

Ekki

--
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Altschneider, Thursday, 29.06.2006, 16:15 (vor 6665 Tagen) @ Ekki

"Die Frauen sind da doch erwachsener. Dieses Gedöns von wegen Diskriminierung durch eine Endung - das machen nur die Männer."

Polen muss ein wundersames Land sein.

Auch hierzulande mag man den Eindruck gewinnen, das es die Männer sind, die dieses durchsetzen - auch weil sie als Entscheider häufig Verordnungen unterzeichnen, die in manchen Bereichen vorschreiben, "nicht-sexistische" Sprache zu verwenden (natürlich ist gerade diese Sprachverwendung sexistisch).

Allerdings - dahinter stehen die Frauen. Es ist noch nicht so lange her, da flatterte in meine Redaktion ein dickes Heft - "Anweisung zum Gebrauch nicht-sexistischer Sprache in den Medien", verfasst und herausgegeben von einer FrAu (feministische Germanistin mit Leerstuhl) und verlegt und verschickt durch diverse "BücherfrAUen".

Und, was ich auch feststellte: Frauen treten an erfolgreiche Frauen nicht mit ihren Forderungen und ihrem Gejammer heran, nur an die Männer. Deswegen stellt es sich diesen oft so dar, als würden Frauen garnicht soviel jammern, sondern die Männer im vorauseilendem Gehorsam reagieren. Männer haben für Frauen immer schon mehr getan als Frauen es für Frauen getan haben.

Altschneider

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Ekki, Thursday, 29.06.2006, 16:18 (vor 6665 Tagen) @ Altschneider

Hallo Altschneider!

"Die Frauen sind da doch erwachsener. Dieses Gedöns von wegen
Diskriminierung durch eine Endung - das machen nur die Männer."

Polen muss ein wundersames Land sein.

Kann die Auswanderung dorthin nur empfehlen. Ernsthaft!

Gruß

Ekki

--
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Nihilator ⌂, Bayern, Friday, 30.06.2006, 01:05 (vor 6665 Tagen) @ Ekki

Kann die Auswanderung dorthin nur empfehlen. Ernsthaft!

Warum genau?

Gruß,
nihi

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


[image]

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Adam, Thursday, 29.06.2006, 15:24 (vor 6665 Tagen) @ Altschneider

Ohne jetzt der Sprachfuchs zu sein: die männliche Form, für
Berufsbezeichnungen verwendet, lässt das Geschlecht unbestimmt, ist also
korrekt.

Na klar, völlig korrekt.

Und jetzt eine kleine, lieb gemeinte Provokation für Dich ;-)

Die Verwechslung des grammatischen mit dem biologischen Geschlecht, die immer mehr Erfolge feiert bis hin zu Fischers: "der Souverän und die Souveränin", ist nichts als ein (feministisch instrumentalisierter) Biologismus ;-), der in unsere Sprache einbricht bzw. "eingebrochen wird". Grammatik hat mit Biologie nichts zu schaffen, was man schon daran sieht, daß wir in jener über ein "ne utrum" (keins von beiden), ein Neutrum nämlich, verfügen, in dieser aber keineswegs.

Gruß
Adam

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Altschneider, Thursday, 29.06.2006, 19:26 (vor 6665 Tagen) @ Adam


Und jetzt eine kleine, lieb gemeinte Provokation für Dich ;-)

Die Verwechslung des grammatischen mit dem biologischen Geschlecht, die
immer mehr Erfolge feiert bis hin zu Fischers: "der Souverän und die
Souveränin", ist nichts als ein (feministisch instrumentalisierter)
Biologismus ;-)

Na, wenns nur ne Provokation und nicht ernst gemeint ist... ;0)

Es ist aber tatsächlich keine Biologismus, sondern einfach nur Seximsus und der Versuch
a) auch die Sprache weiblichem Dominanz- und Kontrollstreben zu unterwerfen (Definitionsmacht)
b) eine Dominanz von Frauen in allen Bereichen vorzugaukeln, die in der Realtiät nicht existiert
c) aus der Sprache eine weitere Benachteiligung der Frauen abzuleiten.

Wer keine Sorgen hat, muss sich halt seine Benachteilungen erfinden.

Altschneider

Dein Chef hat Recht!

Gismatis, Friday, 30.06.2006, 04:40 (vor 6665 Tagen) @ Ekki

Hallo Ekki

Unser Chef (Deutscher aus Schwaben) hat allerdings vor kurzem
verfügt, daß durchgehend die männliche Form zu verwenden sei - auch im
Deutschen.

Dein Chef hat völlig Recht! Ich gratuliere ihm! In diesem Beitrag habe ich mich ja bereits zu diesem Thema geäußert. Die Femininendung -in gehört abgeschafft! Ich persönlich verwende beide Formen nach Möglichkeit nur noch geschlechtsneutral. Wenn ich präzisieren möchte, setze ich halt männlich, bzw. weiblich vor das betreffende Wort.

Doppelformen finde ich schrecklich. Das funktioniert auch oft nicht. In unserem Betrieb bin ich auf den/die PsychologIn(!) gestoßen. Wo ist denn da der PsychologE geblieben? Da für mich die Verwendung der weiblichen Form als generische Form kein Problem ist, habe ich daraus einfach kurzerhand die Psychologin gemacht. Wer bei einem eindeutig generisch gebrauchten Wort, das nur in der männlichen oder weiblichen Form erscheint, meinen will, damit seien jetzt nur Frauen oder nur Männer gemeint, ist selber schuld!

Gruß

Gismatis

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