Robert-Bosch-Stiftung - Bericht zum Kinderwunsch in Dtl.
Ekki, Thursday, 29.06.2006, 11:10 (vor 6918 Tagen)
Hallo allerseits!
Gestern wurde in den Nachrichtensendungen auf den gerade erschienenen Bericht der Robert-Bosch-Stiftung zum (fehlenden) Kinderwunsch in Deutschland verwiesen. Der Bericht kann von der Homepage der Stiftung http://www.bosch-stiftung.de/index.html heruntergeladen werden.
Gruß
Ekki
--
Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.
Robert-Bosch-Stiftung - Bericht zum Kinderwunsch in Dtl.
DschinDschin, Friday, 30.06.2006, 22:58 (vor 6916 Tagen) @ Ekki
Hallo Ekki,
ich möchte den von Dir eröffneten Thread nicht einfach so im Raume stehen lassen und habe mal im Internet recherchiert.
Die Lösung, die unsere Femifraktion wieder anzubieten hat, ist kalter Kaffee:
Schauen wir uns mal die Konsequenzen stichpunktartig an, welche unsere Geistesgrößen da ausdestilliert haben:
Erstens die Diagnose:
Seit etlichen Jahren bewegt sich die Geburtenziffer in Deutschland auf einem sehr
niedrigen Niveau; im Jahr 2004 lag sie bei 1,37 Kindern je Frau. Ebenfalls unverändert
ist seit einiger Zeit die durchschnittlich gewünschte Kinderzahl von 1,75.
Diese Diskrepanz ließe sich durch eine verbesserte Familienpolitik verringern,
zumal die Deutschen den Wert von Ehe und Familie generell hoch und die Zwei-
Kind-Familie für ideal halten. Allerdings wirkt sich diese positive Einschätzung nicht
unmittelbar auf das Verhalten aus. Denn im europäischen Vergleich ist der Kinderwunsch der Deutschen außerordentlich gering. In keinem anderen Land wollen so viele Menschen kinderlos bleiben: rund ein Viertel der Männer und etwa ein Siebtel der Frauen.
Auch wenn ein geäußerter Wunsch noch lange nicht das Gleiche ist, als wenn ein Mensch echte Anstrengungen unternimmt, um aus diesem Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen (Jeder Volkswirt kennt den Unterschied zwischen Bedürfnis und Bedarf), so würde ein logisch denkender Mensch, die Männer in den Fokus seiner Bemühungen stellen, da hier mit 25% Anteil der größere Überzeugungsmarkt gegeben ist.
Die Therapie 1
Eine nachhaltige Familienpolitik muß
hier ansetzen und Frauen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen.
Notwendig sind dafür:
:: der Ausbau von ganztägiger Kinderbetreuung, mehr Krippen- und Hortplätze
und die Einführung der Ganztagsschule.
:: Maßnahmen, die die Männer stärker in die Erziehungsarbeit einbeziehen.
Hier ist z.B. das schwedische Modell der Elternzeit ein gutes Vorbild. In Schweden
muß ein Teil der Elternzeit vom Vater genommen werden ? oder er verfällt.
Dieses Modell einzuführen, wie es der Koalitionsvertrag vom 11.11.2005 vor76
sieht, ist ein wichtiges Signal. Zwar wird auch in Schweden die Elternzeit noch immer überwiegend von Frauen genommen, der Anteil der Männer ist aber deutlich höher als in Deutschland.
International vergleichende Untersuchungen haben gezeigt, daß sich mehr Gleichberechtigung
? auch im Hinblick auf die Beteiligung an der Kindererziehung ? und
eine höhere Erwerbsbeteiligung von Müttern positiv auf das Geburtenniveau auswirken
(Neyer 2005). Die Daten stützen diese These.
Was ich lese ist reine Frauenförderung. Männer sollen gegen ihren offensichtlichen Willen noch zusätzliche Lasten aufgebürdet werden. Sie sollen sich nicht nur im Beruf der Konkurrenz weiblicher Mitbewerber erwehren und zusätzlich ihren Frauen helfen, anderen Männern Konkurrenz zu machen.
Wo die Daten herkommen, dass mehr Berufstätigkeit der Frau zu mehr Kindern führt? Ich habe meine Zweifel?
Die Therapie 2
:: So steigt die Nachfrage nach finanziellen Transferleistungen mit der Zahl der bereits vorhandenen Kinder im Haushalt, und sie sinkt mit höherem Bildungs und Ausbildungsabschluß.
:: Einen hohen Bedarf an Betreuungsangeboten formulieren vor allem Frauen ohne
Kinder (als Bedingung für ein Kind), Mütter mit einem Kind und Höhergebildete,
während mit steigender Kinderzahl das außerhäusliche Betreuungsangebot als
weniger wichtig eingestuft wird.
:: Für Frauen in Ostdeutschland und für erwerbstätige Frauen sind Betreuungseinrichtungen ebenfalls besonders wichtig.
:: Alleinerziehende haben in allen Bereichen einen großen Bedarf an Unterstützung.
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Einen hohen Bedarf an Betreuungsangeboten formulieren vor allem Frauen ohne Kinder. Alleinerziehende haben in allen Bereichen einen großen Bedarf an Unterstützung.
Der Löwenteil der Kinder kommt aber aus intakten Ehen mit Vater, Mutter und Kinder. Gefördert werden sollen aber Randerscheinungen. Toller Lösungsansatz, Randgruppen zu fördern.
Therapie 3
Die verschiedenen Möglichkeiten familienfreundlicher Arbeitszeitmuster beschreiben
Rürup und Gruescu (2005, S. 44; vgl. auch S. 24). Sie stellen fest, daß die Einführung
solcher Arbeitszeitmodelle nicht nur Familien zugute käme, sondern auch einen
Konsequenzen für die Familienpolitik gesamtwirtschaftlichen Nutzen hätte, da mehr Menschen erwerbstätig würden. Rürup und Gruescu empfehlen u.a.:
:: Chronologische Arbeitszeitmuster, die die Möglichkeit eröffnen, die zu leistende
Arbeitsstundenzahl flexibel über den Tag oder die Woche zu verteilen.Ein
besonderer Vorteil liegt dabei in der unveränderten Höhe des Einkommens.
:: Chronometrische Arbeitszeitmuster, in denen die zu leistenden Arbeitsstunden
reduziert werden. >Große« (d.h. mit hoher Stundenzahl ausgestattete) Teilzeitjobs
gehören dazu. Rürup und Gruescu plädieren für eine Ausweitung dieser
Möglichkeiten.
:: Die Verwaltung der Arbeitsstunden durch Arbeitszeitkonten (ebd.).
Was hier vorgestellt wird sind Modelle, wie sie ein Zweitverdiener fahren kann, nicht jedoch derjenig, welche die Basisversorgung der Familie sicherstellen muss, in der Regel also der Mann. Was hier als Musterbeschäftigungsverhältnis vorgestellt wird, sind prekäre Beschäftigungsverhältnisse. Und das soll die tolle Lösung sein?
Der zentrale Satz, aus dem keine Schlussfolgerungen gezogen werden:
Ernüchternd sind zudem die Erwartungen der meisten Menschen, wenn es um
die Auswirkungen der Geburt eines (weiteren) Kindes auf ihr eigenes Leben geht:
Es überwiegt Indifferenz, nach Meinung der Mehrheit würde sich wahrscheinlich
gar nichts zum Besseren verändern. Kaum einer der Befragten rechnet mit einer
deutlichen Zunahme der eigenen Lebensfreude durch ein (weiteres) Kind oder mit
positiven Auswirkungen auf die Partnerschaft. Dagegen erwartet die Mehrheit durch
(weitere) Kinder große Einschränkungen ihrer finanziellen Situation und persönlichen
Freiheit. Kinder werden ganz offenkundig in der allgemeinen Wahrnehmung
eher mit Belastungen denn mit einer Bereicherung des Lebens verbunden. Bei den
Kinderlosen gibt es zwar wichtige Ausnahmen, festzuhalten bleibt aber:
Eine Antwort auf die Frage, warum wir uns eigentlich Kinder wünschen, fällt immer schwerer.
Diese Frage, die zentrale Frage der ganzen Untersuchung wird in folgendem Text beantwortet:
Die Quintessenz aus diesem Text ist:
Moderne Paare leben in Sachen Kinder aneinander vorbei: Wenn sie kann, will er nicht. Und wenn er endlich will, kann sie nicht mehr. Jeder fünfte kinderlose Mann im Alter von 35 bis 44 gibt gemäss der Studie «männerleben> an, dass sein Alter oder das der Partnerin dagegen spricht. Fertilitätskliniken können ein Lied davon singen: Paare, die ihren Kinderwunsch in letzter Sekunde noch realisieren wollen und auf natürlichem Weg nicht zum Ziel kommen, drücken sich dort die Klinke in die Hand. «Sozial verursachte Sterilität> nennen die Soziologen die generationstypische Krankheit moderner Paare.
Wird nach Ursachen für die Fortpflanzungsmisere gesucht, ist die Indifferenz der Männer die wohl spannendste Fährte. Der Berliner Familien-Soziologe Hans Bertram beobachtet in diesem Zusammenhang eine Verschiebung der emotionalen Machtbalance zu Gunsten der Männer. «Wenn sie gut verdienen, können sie alle Hausarbeiten problemlos outsourcen>, sagt er, «dafür brauchen sie keine Frauen. Und da in unserer Gesellschaft auch Sexualität ohne Auflagen verfügbar ist, sinkt der Marktwert derjenigen, die durch einen Kinderwunsch belastet sind.> Das aber sind nun einmal in erster Linie die Frauen.
Es ist also längst nicht nur die fehlende Life-Work-Balance, die einer steigenden Geburtenrate im Wege steht, sondern das postfeministische Verhältnis von Mann und Frau schlechthin.
Gruß DschinDschin
--
Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.
Robert-Bosch-Stiftung - Bericht zum Kinderwunsch in Dtl.
katja, Sunday, 02.07.2006, 11:30 (vor 6915 Tagen) @ DschinDschin
Hallo DschinDschin,
ich antworte mal hier, weil mich nihi an anderer Stelle auf dein Post aufmerksam gemacht hat.
Auch wenn ein geäußerter Wunsch noch lange nicht das Gleiche ist, als wenn
ein Mensch echte Anstrengungen unternimmt, um aus diesem Wunsch
Wirklichkeit werden zu lassen (Jeder Volkswirt kennt den Unterschied
zwischen Bedürfnis und Bedarf), so würde ein logisch denkender Mensch, die
Männer in den Fokus seiner Bemühungen stellen, da hier mit 25% Anteil der
größere Überzeugungsmarkt gegeben ist.
Soweit ich das bisher beurteilen kann, wollen Männer keine Kinder, weil sie vor den Folgen einer Trennung Angst haben. Eine Trennung bedeutet häufig ein finanzielles Desaster und eine Trennung von den Kindern. Ich sehe da durchaus einen grossen Zusammenhang mit der Erwerbstätigkeit von Frauen. Eine Frau, die in der Ehe arbeitet, wird das auch nach der Trennung weiterhin tun, der Ehegattenunterhalt fällt weg. Auch sind solche Frauen möglicherweise nicht so fixiert auf Kinder und Mutterrolle, was einen gemeinsamen Umgang nach der Trennung fördert. Erstens brauchen sie den Vater eher als betreuende Person und zweitens sind sie eher in der Lage, sich nicht ausschliesslich über ihren Status als Mutter zu identifizieren.
Was ich lese ist reine Frauenförderung. Männer sollen gegen ihren
offensichtlichen Willen noch zusätzliche Lasten aufgebürdet werden. Sie
sollen sich nicht nur im Beruf der Konkurrenz weiblicher Mitbewerber
erwehren und zusätzlich ihren Frauen helfen, anderen Männern Konkurrenz zu
machen.
Puh, das ist heftig. Das heisst, deine Solidarität mit anderen Männern ist stärker als das Bestreben, deiner Partnerin zu helfen.
Wo die Daten herkommen, dass mehr Berufstätigkeit der Frau zu mehr Kindern
führt? Ich habe meine Zweifel?
Ich dachte immer, Frankreich sei ein Beispiel. Werden dort nicht mehr Kinder geboren als beispielsweise in Italien, wo die meisten Frauen daheim bleiben?
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Einen hohen Bedarf an
Betreuungsangeboten formulieren vor allem Frauen ohne Kinder.
Alleinerziehende haben in allen Bereichen einen großen Bedarf an
Unterstützung.
Der Löwenteil der Kinder kommt aber aus intakten Ehen mit Vater, Mutter
und Kinder. Gefördert werden sollen aber Randerscheinungen. Toller
Lösungsansatz, Randgruppen zu fördern.
Da fühle ich mich angesprochen. Ich bin ebenfalls kinderlos und befürworte ein besseres Betreuungsangebot. Die frage war, soweit ich mich erinnere, welche Massnahme den Anreiz für ein Kind erhöhen würde. Da verstehe ich deine Reaktion nicht wirklich. Frauen ohne Kinder sind ja nicht zwangsläufig Singles, sondern leben durchaus in intakten Ehen/Partnerschaften. Bloss halt kinderlos bisher.
Was hier vorgestellt wird sind Modelle, wie sie ein Zweitverdiener fahren
kann, nicht jedoch derjenig, welche die Basisversorgung der Familie
sicherstellen muss, in der Regel also der Mann. Was hier als
Musterbeschäftigungsverhältnis vorgestellt wird, sind prekäre
Beschäftigungsverhältnisse. Und das soll die tolle Lösung sein?
Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ein besseres Angebot an Teilzeitstellen oder Stellen mit flexibler Zeiteinteilung gleich eine solche Bedrohung darstellen. Das heisst ja noch lange nicht, dass es ausschliesslich solche Stellen geben soll. In vielen Bereichen ist das sogar unmöglich.
Die Quintessenz aus diesem Text ist:Moderne Paare leben in Sachen Kinder aneinander vorbei: Wenn sie kann,
will er nicht. Und wenn er endlich will, kann sie nicht mehr. Jeder fünfte
kinderlose Mann im Alter von 35 bis 44 gibt gemäss der Studie «männerleben>
an, dass sein Alter oder das der Partnerin dagegen spricht.
Fertilitätskliniken können ein Lied davon singen: Paare, die ihren
Kinderwunsch in letzter Sekunde noch realisieren wollen und auf
natürlichem Weg nicht zum Ziel kommen, drücken sich dort die Klinke in die
Hand. «Sozial verursachte Sterilität> nennen die Soziologen die
generationstypische Krankheit moderner Paare.Wird nach Ursachen für die Fortpflanzungsmisere gesucht, ist die
Indifferenz der Männer die wohl spannendste Fährte. Der Berliner
Familien-Soziologe Hans Bertram beobachtet in diesem Zusammenhang eine
Verschiebung der emotionalen Machtbalance zu Gunsten der Männer. «Wenn sie
gut verdienen, können sie alle Hausarbeiten problemlos outsourcen>, sagt
er, «dafür brauchen sie keine Frauen. Und da in unserer Gesellschaft auch
Sexualität ohne Auflagen verfügbar ist, sinkt der Marktwert derjenigen,
die durch einen Kinderwunsch belastet sind.> Das aber sind nun einmal in
erster Linie die Frauen.Es ist also längst nicht nur die fehlende Life-Work-Balance, die einer
steigenden Geburtenrate im Wege steht, sondern das postfeministische
Verhältnis von Mann und Frau schlechthin.
Ja, sicher. Für meine Begriffe hat sich das aber im Wesentlichen aus ersterem entwickelt.
Gruss
katja
Robert-Bosch-Stiftung - Bericht zum Kinderwunsch in Dtl.
DschinDschin, Sunday, 02.07.2006, 16:02 (vor 6915 Tagen) @ katja
Hallo Katja,
Soweit ich das bisher beurteilen kann, wollen Männer keine Kinder, weil
sie vor den Folgen einer Trennung Angst haben. Eine Trennung bedeutet
häufig ein finanzielles Desaster und eine Trennung von den Kindern. Ich
sehe da durchaus einen grossen Zusammenhang mit der Erwerbstätigkeit von
Frauen. Eine Frau, die in der Ehe arbeitet, wird das auch nach der
Trennung weiterhin tun, der Ehegattenunterhalt fällt weg. Auch sind solche
Frauen möglicherweise nicht so fixiert auf Kinder und Mutterrolle, was
einen gemeinsamen Umgang nach der Trennung fördert. Erstens brauchen sie
den Vater eher als betreuende Person und zweitens sind sie eher in der
Lage, sich nicht ausschliesslich über ihren Status als Mutter zu
identifizieren.
Du sprichts hier einen wichtigen Aspekt an, der Männer vom Kinderwunsch abbringen kann. Warum wollen Männer Kinder? - Ich kann diese Frage nur für mich selbst beantworten. Ich wollte schon immer Kinder. Ich denke patriarchalisch, d.h. ich sehe mich als Hüter meiner Herde. Ich sehe mich als einer in der langen Kette des Lebens, der das, was er von seinen Eltern empfangen hat, an die Nachkommen weitergeben will. Ein Leben ohne Kinder war für mich jenseits aller Vorstellung. Und ich war ja wegen einer Varikozele in der komfortablen Situation, stets selbst aktiv über Kinder entscheiden zu können. So musste ich erst eine Vene abbinden lassen, um auf die für Fertilität notwendige Spermienzahl zu kommen. Bei mir waren Kinder also kein Zufallsprodukt, sondern etwas, das eine Operation voraussetzte. Und mir war immer klar, ein Kind ist kein Kind, weswegen ich drei Kinder habe. Mein Bruder hat übrigens fünf. Patriarchalisch denkende Männer wollen viele Kinder. Für diese Männer sind Kinder ihr ganzer Stolz, das offensichtliche Zeichen ihrer Männlichkeit, ihre Ehre, ihr Augapfel, ihr lebendiges Glaubensbekenntis (Herr, Dir vertraue ich so sehr, dass ich Kinder in Deine Welt setze.) Das schließt nicht aus, dass man die Berufstätigkeit der Mutter nicht unterstützt. Es ist eine rechte Belastung, wenn die Frau der Kinder wegen aus dem Beruf ausscheiden muss, und die ganze finanzielle Verantwortung plötzlich auf den Schultern des Mannes ruht. Und es ist eine echte Erleichtertung, wenn die Frau dann den Einstieg in den Beruf wieder schafft, und man ist mächtig stolz auf sie, wenn sie das gut macht. Auch wenn man am Anfang ein wenig Angst hat, ob sie wohl bei einem bleibt, jetzt wo die finanzielle Abhängigkeit nicht mehr gegeben ist, die Stunde der Wahrheit also gekommen ist. Darum kann ich KlausZ nur widersprechen. Finanzielle Abhängigkeit ist keine gute Basis für eine Partnerschaft, gemeinsame finanzielle Interessen sind es wohl.
Was ich lese ist reine Frauenförderung. Männer sollen gegen ihren
offensichtlichen Willen noch zusätzliche Lasten aufgebürdet werden. Sie
sollen sich nicht nur im Beruf der Konkurrenz weiblicher Mitbewerber
erwehren und zusätzlich ihren Frauen helfen, anderen Männern Konkurrenz
zu
machen.
Puh, das ist heftig. Das heisst, deine Solidarität mit anderen Männern ist
stärker als das Bestreben, deiner Partnerin zu helfen.
Mein Motto ist: Leben und leben lassen. Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass es möglich sein wird, ausreichend gut besoldete Jobs für alle zur Verfügung zu stellen. Die Strafsteuer, welche die Nazis für Doppelverdienter einführten, die später dann dem Ehegattensplitting wich, hatte einen ganz vernüftigen Hintergrund. Wenn einer der Familie sehr gut verdient, dann kann es nicht sein, dass auch noch ein Zweiter einen Spitzenjob besetzt, während andere Familien sich mit schlechtbezahlten und unsicheren Tätigkeiten grade so über Wasser halten können. Diese Situation haben wir im Moment, wo zwei Ärzte Praxen betreiben, während andere Ärzte nicht auf die Füße kommen. Denn der Druck wird dann nach unten weitergegeben und so rutschen die unteren Schichten ins soziale Aus. Das kann es nicht sein. Und das Tolle ist ja dann, dass die beiden Karrieristen wegen Zeitmangels keine eigenen Kinder mehr bekommen, diese Aufgabe dafür dann aber an die sozial Ausgegrenzten delegieren. Was für ein Wahnsinn.
Wo die Daten herkommen, dass mehr Berufstätigkeit der Frau zu mehr
Kindern
führt? Ich habe meine Zweifel?
Ich dachte immer, Frankreich sei ein Beispiel. Werden dort nicht mehr
Kinder geboren als beispielsweise in Italien, wo die meisten Frauen daheim
bleiben?
Ich verweise hier auf mein zweites Posting in diesem Thread: Legenden.
Hieraus folgende:
LEGENDE 12
Früher mag es viele Kinder gegeben haben, weil Frauen nicht erwerbstätig waren, aber heute ist dieser Zusammenhang positiv, wie beispielsweise die skandinavischen Länder und Frankreich zeigen, wo ein großer Teil der Frauen arbeitet und es zugleich wesentlich mehr Kinder gibt als in Deutschland. Deshalb würden auch in Deutschland mehr Kinder geboren, wenn mehr Frauen erwerbstätig wären.
Der oft behauptete positive Zusammenhang zwischen der Geburtenrate und der Frauenerwerbsquote existiert nicht, er beruht auf Wunschdenken und hält einer empirischen Prüfung nicht stand. Untersucht man den Zusammenhang für Deutschland, indem man für sämtliche 439 Stadt- und Landkreise die Geburtenrate und die Frauenerwerbsquote berechnet, läßt sich weder ein positiver noch ein negativer Zusammenhang erkennen. Wahrscheinlich ist die statistische Korrelation zwischen der Geburtenrate und der Zahl der Störche höher als der behauptete Zusammenhang mit der Frauenerwerbsquote.
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Einen hohen Bedarf an
Betreuungsangeboten formulieren vor allem Frauen ohne Kinder.
Alleinerziehende haben in allen Bereichen einen großen Bedarf an
Unterstützung.
Der Löwenteil der Kinder kommt aber aus intakten Ehen mit Vater, Mutter
und Kinder. Gefördert werden sollen aber Randerscheinungen. Toller
Lösungsansatz, Randgruppen zu fördern.
Da fühle ich mich angesprochen. Ich bin ebenfalls kinderlos und befürworte
ein besseres Betreuungsangebot. Die frage war, soweit ich mich erinnere,
welche Massnahme den Anreiz für ein Kind erhöhen würde. Da verstehe ich
deine Reaktion nicht wirklich. Frauen ohne Kinder sind ja nicht
zwangsläufig Singles, sondern leben durchaus in intakten
Ehen/Partnerschaften. Bloss halt kinderlos bisher.
Wie oben gezeigt, führt ein besseres Betreuungsangebot nicht zu mehr Kindern. Der Kinderwunsch ist irrational. Man hat ihn, oder man hat ihn nicht. Für die Demographie sind die Paare mit Kinderwunsch interessant, die vielleicht eines oder zwei schon haben und die gerne noch mehr hätten, wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden. Hier ist eher die Frage nach Wohnraum oder mehr verfügbares Geld das Problem. An eine Berufstätigkeit der Mutter ist, solange die Kinder klein sind, in diesen Fällen sowieso nicht zu denken. Auch in der Vergangenheit haben viele Menschen keine Kinder bekommen. Die Bevölkerung wuchs aber trotzdem, weil die mit Kindern viele Kinder bekommen haben.
Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ein besseres Angebot an
Teilzeitstellen oder Stellen mit flexibler Zeiteinteilung gleich eine
solche Bedrohung darstellen. Das heisst ja noch lange nicht, dass es
ausschliesslich solche Stellen geben soll. In vielen Bereichen ist das
sogar unmöglich.
Wenn ich viele Kinder möchte, brauche ich ausreichend gut dotierte Vollzeitjobs, damit der Breadwinner der Familie (das kann auch die Frau sein) die finanziell ausreichende und sichere Basisversorgung liefern kann. Familien, die viele Kinder mögen sind emotional nicht so gestrickt, dass sie Freude daran haben, diese Kinder von klein an im Hort abzugeben.
Die Zunahme von befristeten Stellen, Teilzeitstellen, Minijobs, etc. geht zu Lasten von regulären Vollarbeitsverhältnissen. Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen können nicht langfristig planen. Daher werden sie Fixkosten im Familienbudget meiden, dazu gehören die Lebenshaltungskosten von Kindern. Gerade aufstrebende Paare werden wenig Lust verspüren, plötzlich ins soziale Netz zurückgestoßen zu werden.
Es ist also längst nicht nur die fehlende Life-Work-Balance, die
einer
steigenden Geburtenrate im Wege steht, sondern das postfeministische
Verhältnis von Mann und Frau schlechthin.[/b]
Ja, sicher. Für meine Begriffe hat sich das aber im Wesentlichen aus
ersterem entwickelt.Gruss
katja
Ich verweise hier mal auf Beiträge aus einem anderen Forum, die mir ganz brauchbar erscheinen, wenn es um die Wurzeln des Feminismus geht:
[link=http://diegesellschafter.de/diskussion/forum/thread.php?
fid=13&nid=12027]Beitrag 1[/link]
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Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.
Wahnsinn
katja, Sunday, 02.07.2006, 17:57 (vor 6915 Tagen) @ DschinDschin
Hallo DschinDschin,
ja, jeder kämpft irgendwie um seine Bedürfnisse. Frauen gegen Männer, Kinderlose gegen Eltern und bald auch noch kinderreiche Familien gegen kinderärmere Familien. Das ist ganz klar Wahnsinn.
Ich habe jetzt leider keine Zeit mehr für eine ausführlichere Antwort.
Schönen Sonntag!
katja
Robert-Bosch-Stiftung - Bericht zum Kinderwunsch in Dtl.
Ekki, Monday, 03.07.2006, 12:24 (vor 6914 Tagen) @ DschinDschin
Hallo, DschinDschin!
Deine Ausführungen würden eine sehr viel ausführlichere Antwort verdienen, als ich sie vorerst geben kann.
Patriarchalisch denkende
Männer wollen viele Kinder. Für diese Männer sind Kinder ihr ganzer Stolz,
das offensichtliche Zeichen ihrer Männlichkeit, ihre Ehre, ihr Augapfel,
ihr lebendiges Glaubensbekenntis (Herr, Dir vertraue ich so sehr, dass ich Kinder in Deine Welt setze.)
Weißt Du, DschinDschin, ich frage mich schon seit längerem, ob es tatsächlich so ist, daß Religiösität im engeren Sinne (also der explizite Glaube an einen personalen Gott) die einzige Motivation für Kinderreichtum ist.
Daran anknüpfen müßte man die Frage, ob tatsächlich die "sündige Lust" (um mal einen religiösen Terminus zu gebrauchen) dem Kinderreichtum oder überhaupt der Elternschaft entgegensteht.
Beides sind keine rhetorischen Fragen - ich weiß die Antwort wirklich nicht.
Auf mich jedenfalls trifft beides - mit umgekehrten Vorzeichen - zu:
Ich bin Agnostiker, will keine Kinder, und ich bin der Meinung, wenn man denn schon Kinder will, dann auf jeden Fall nur so[/u], daß sie exakt planbar sind. Des Weiteren bin ich der Meinung, daß auch in der Familie mit Kindern die sexuelle Lust zwischen den Ehegatten eine herausragende Lust spielen sollte. Keinesfalls könnte ich mich mit der Haltung einverstanden erklären, daß der Geschlechtsverkehr immer die Möglichkeit zur Zeugung in sich zu schließen habe.
Wie oben gezeigt, führt ein besseres Betreuungsangebot nicht zu mehr
Kindern. Der Kinderwunsch ist irrational. Man hat ihn, oder man
hat ihn nicht.
Volle Zustimmung!
Entschuldigung für die karge Antwort auf Deine so gründlich durchdachten Postings. Hoffentlich kann ich später ausführlicher antworten, aber ich kann es nicht versprechen.
Gruß
Ekki
--
Ich will ficken, ohne zu zeugen oder zu zahlen.
Lustschreie sind mir wichtiger als Babygeplärr.
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DschinDschin, Monday, 03.07.2006, 13:48 (vor 6914 Tagen) @ Ekki
Weißt Du, DschinDschin, ich frage mich schon seit längerem, ob es tatsächlich so ist, daß Religiösität im engeren Sinne (also der explizite Glaube an einen personalen Gott) die einzige Motivation für Kinderreichtum ist.
Daran anknüpfen müßte man die Frage, ob tatsächlich die "sündige Lust" (um mal einen religiösen Terminus zu gebrauchen) dem Kinderreichtum oder überhaupt der Elternschaft entgegensteht.
Beides sind keine rhetorischen Fragen - ich weiß die Antwort wirklich nicht.
Hallo Ekki,
ich bin kein besonders Frommer. Aber um Kinder bewußt in die Welt zu setzen, da braucht man schon ein gewisses Gottvertrauen oder eine gewisse Naivität oder sehr großen Egoismus.
Und was die Lust betrifft, so ist die für mich keineswegs sündig und steht Kinderreichtum nicht im Wege. Wenn die Lust die Kirsche auf der Torte der Partnerschaft ist (es dürfen ruhig viele Kirschen sein), dann ist das ganz in Ordnung. Eine Torte nur aus Kirschen, das wird wohl eher Kompott. Ich finde sowieso, je säkularer die Welt wird, desto unkritischer wird der Begriff Sünde verwendet. Dauernd wird von Verkehrssünder geredet, so ein Quatsch.
Lies mal Bootsfahrt mit Tiger. Tolles Buch. Da steht auch was zum Thema Agnostiker drin.
Gruß DschinDschin
--
Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.
Robert-Bosch-Stiftung - Bericht zum Kinderwunsch in Dtl.
DschinDschin, Saturday, 01.07.2006, 00:52 (vor 6916 Tagen) @ Ekki
Hallo Ekki,
noch ein interessanter Link zu den Legenden der Demographie.
Sehr lesenswert: Legenden der Demographie
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