Rente und Pensionen
Hallo Scipio!
"Also der Münte kann das auch auf 100 raufschrauben, ändern tut das nicht so viel."
Leider doch. In Verbindung mit Hartz IV wird sich jede Erhöhung des Renteneinstiegsalters fatal auswirken. Zwar nicht für die Wirtschaft, aber für die betroffenen Menschen.
Früher war das so: Man wurde mit Ende 50 vielleicht arbeitslos und erhielt bei vorheriger jahrzehntelanger beitragspflichtiger Tätigkeit erst einmal einige Jahre Arbeitslosengeld. Den Rest überbrückte man dann über Vorruhestandsregelungen oder ähnliches und mußte dabei nur geringe Renteneinbußen in Kauf nehmen. Wer noch privat fürs Alter vorgesorgt hatte, konnte das so mehr als ausgleichen.
Wenn man heute mit Ende 50 arbeitslos wird, kriegt man nur ein Jahr Arbeitslosengeld, auch wenn man vorher 40 Jahre satt Beiträge gezahlt hat. Danach kommt Hartz IV. Vielleicht hat man noch privat fürs Alter vorgesorgt, in Form einer Privatrente, Kapitallebensversicherung oder irgendwelchen anderen Geldanlagen. Das muß man dann alles mit Verlust kündigen oder verkaufen und verliert somit diese private Altersvorsorge. Je höher das Renteneinstiegsalter gesetzt wird, umso mehr Zeit hat man dann noch bis zur Rente zu überbrücken und umso wahrscheinlicher wird es, daß man dann vollkommen verarmt ist und nur noch von der staatlichen Rente leben kann.
Die fällt dann aber schon einmal niedriger aus, obendrein wird sie auch direkt und indirekt zunehmend gekürzt. Davon wird man also in Zukunft immer weniger leben können.
So werden immer mehr Menschen in die Altersarmut gestoßen. Überhaupt werden die Renten in leider nicht mehr ferner Zukunft so mickrig sein, daß ein Renteneinstiegsalter für diejenigen, die das Glück haben, noch im hohen Alter ihre Jobs zu behalten, sowieso irrelevant sein wird. Um noch Renten zu kriegen, von denen sie leben können, müssen sie dann nämlich quasi bis zum Umfallen arbeiten - bis 70, 75 oder wie lange man es eben durchhält. Das geht natürlich nur in Jobs, die zumindest körperlich keine zu hohen Anforderungen stellen.
Problematisch ist dabei auch, daß viele Arbeitsverträge nur bis zum 65. Lebensjahr gelten. Selbstverständlich wird man wieder "vergessen", ein Gesetz herauszubringen, das diese Arbeitsverträge automatisch bis zum neuen Renteneinstiegsalter verlängert. Wer also tatsächlich noch mit 65 seinen Job hat, fliegt spätestens dann raus, kriegt dann bis 66 Arbeitslosengeld und wird zwischen 66 und 67 um einen großen Teil oder um alle seine Ersparnisse gebracht. Denn Vorruhestands-Möglichkeiten werden sie natürlich auch zunehmend beschneiden. Dann kann man zusehen, wie man noch mit Nebenjobs oder Schwarzarbeit seine Rente aufbessert.
Aus Sicht der Politik ist das natürlich eine feine Sache: Arme Rentner haben wenig Geld für medizinische Versorgung, werden sich die zunehmenden Selbstbeteiligungen im Gesundheitswesen immer weniger leisten können, sterben somit früher und fallen der Rentenkasse kürzer zur Last. Obendrein zwingt man sie dazu, ihre Ersparnisse, sofern überhaupt vorhanden, vor dem Tod noch komplett auszugeben, woran sich Wirtschaft und Staat dann sofort bereichern können. Besser gehts gar nicht.
Freundliche Grüße
von Garfield
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- Rente und Pensionen -
MeckMax !,
03.07.2006, 18:40
- Rente und Pensionen -
Scipio Africanus,
03.07.2006, 19:20
- Rente und Pensionen - Garfield, 03.07.2006, 21:26
- Rente und Pensionen -
Nihilator,
03.07.2006, 19:56
- Rente und Pensionen -
MeckMex !,
04.07.2006, 01:17
- Rente und Pensionen -
Nihilator,
04.07.2006, 02:17
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Nihilator,
04.07.2006, 02:17
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MeckMex !,
04.07.2006, 01:17
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Scipio Africanus,
03.07.2006, 19:20