Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Einsamkeit wird vererbt

DschinDschin, Thursday, 13.07.2006, 00:42 (vor 6938 Tagen)

Welt am Sonntag
Professor John Cacioppo ist der weltweit bedeutendste Forscher zum Thema Einsamkeit. Seine Langzeitstudie läuft seit 2001 und wird bis Ende 2006 durchgeführt.

Welt am Sonntag: Wie definiert man als Forscher ein so subjektives Gefühl wie Einsamkeit?

Cacioppo: Wir untersuchen bei unseren Studien verschiedene Formen der Verbundenheit: die verwandtschaftliche Verbundenheit, die "relationale" zu Freunden zum Beispiel und die "kollektive" Verbundenheit. Die definiert, in welchem Maß sich unsere Testpersonen im Kopf irgendeiner sozialen Kategorie zuordnen: als Akademiker oder Sportler zum Beispiel. Jede Form von Verbundenheit mildert Einsamkeit, jedes Fehlen von Verbundenheit erzeugt Einsamkeit.

Gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen?

Cacioppo: Interessanterweise neigen Frauen zu mehr relationalen Verbindungen, reden gern mit ihren Freundinnen, während Männer allein vor dem Fernseher sitzen. Sie denkt: "Er ist immer allein. Er ist isoliert." Er dagegen: "Nein, das ist mein Lieblingsteam." Das ist kollektive Verbundenheit. Für Männer wichtig.

Wie erklären Sie das?

Cacioppo: Mit der Evolution. Die Männer waren draußen zum Jagen und gemeinsamen Sammeln. Da gab es so etwas wie kollektive Verbundenheit, während die Frauen sich um den Haushalt kümmerten und füreinander sorgten. Das erzeugte relationale Verbundenheit. Deshalb leiden Frauen und Männer unterschiedlich an Einsamkeit.

Wer ist am einsamsten?

Cacioppo: Interessanterweise hat sich unseren Forschungen zufolge niemand einsamer gefühlt als Verheiratete. Üblicherweise ist die Ehe einer der Faktoren, die geringere Einsamkeit produzieren. Und da Einsamkeit gesundheitsschädlich ist, tendieren Verheiratete dahin, in einer gesünderen Verfassung zu sein als Nichtverheiratete. Ist jemand in der Ehe einsam, ist das Gegenteil der Fall. Und zwar deshalb: Der Ehestatus läßt einen hoffen, weniger einsam zu sein. Wenn man sich jedoch in einer Ehe einsam fühlt, ist es schlimmer, als nicht verheiratet und einsam zu sein.

Ist der Mensch von Natur aus ein soziales Wesen, wie die Philosophie dies seit Aristoteles nahelegt?

Cacioppo: Ich glaube, es liegt in unseren Genen. Wenn die einsamen Jäger die Mütter und Kinder zurückließen, fühlten sie sich schlecht. Sie empfanden einen Schmerz. Sie könnten weggehen und nicht teilen, aber der Schmerz ließ nach, wenn sie zurückkehrten oder wenn sie einem Angreifer entgegentraten, der Mutter und Kind etwas antun wollte. So kommen alle Merkmale, die wir in der Menschheit in uns tragen, aus diesen Genen. So bieten diese Gene einen Schutz, der im Interesse des Individuums ist.

Es gibt demnach ein soziales Gen?

Cacioppo: Ja. Geselligkeit ist ein soziales Gen. Aber es gibt auch ein Einsamkeitsgen. Eine holländische Wissenschaftlerin hat Vererbungsstudien durchgeführt und herausgefunden, daß Einsamkeit zu 47 Prozent vererbt wird.

Was ist mit den gesellschaftlichen Gründen für Einsamkeit?

Cacioppo: Das sind vor allem die Zwänge, sich für Karrieren immer wieder von Herkunft und Familie zu trennen. Ständig unabhängig zu sein und niemals wirklich zu Hause.

Das Gespräch führte Ulf Poschardt

Artikel erschienen am 26. Dezember 2004



Alle Artikel vom 26. Dezember 2004

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Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.

Einsamkeit wird vererbt

Altschneider, Thursday, 13.07.2006, 16:55 (vor 6937 Tagen) @ DschinDschin

Mal abgesehen davon, dass ich einiges an dem Artikel zweifelhaft fand und der gute Mann wieder mal allzugut passende Szenarien als Erklärungsansatz verwendet, fand ich 2 Punkte bemerkenswert:

Das ist kollektive Verbundenheit. Für Männer wichtig.

Scheint mir eine Bestätigung meiner Beobachtung zu sein, dass Männer "sozialer" sind als Frauen - sozialer in dem Sinne, dass sie eher bereit sind, zum Wohle der Allgemeinheit ihre persönlichen Interessen hintanzustellen und sich auch mit Dingen indentifizieren, die größer sind als sie selbst. Frauen hingegen sind sozial in dem Sinne, dass sie alles fördern, was ihren unmittelbaren Bedürfnissen dient.
Das dieses Gemeinschaftsdenken der Männer natürlich auch missbraucht wird, wenn Männer für Freiheit, Vaterland und um die Familie zu schützen in den Krieg geschickt werden, ist die andere Seite der Medaille.

Ist der Mensch von Natur aus ein soziales Wesen, wie die Philosophie dies
seit Aristoteles nahelegt?

Cacioppo: Ich glaube, es liegt in unseren Genen. Wenn die einsamen Jäger
die Mütter und Kinder zurückließen, fühlten sie sich schlecht. Sie
empfanden einen Schmerz. Sie könnten weggehen und nicht teilen, aber der
Schmerz ließ nach, wenn sie zurückkehrten oder wenn sie einem Angreifer
entgegentraten, der Mutter und Kind etwas antun wollte.

Ich hatte schon früher darauf hingewiesen, dass ich vermute, dass Männer eine ererbte Bindungsfähigkeit haben. Bei Frauen ist dies eigentlich nicht notwendig, da die einfachen Sachzwänge der Schutzbedürftigkeit durch Schwangerschaft und Jungenaufzucht schon dazu führen, stabile Verhältnisse herbeizuführen. Männer hingegen sollten eigentlich eher lockere Beziehungen bevorzugen - ihnen kann eigentlich wenig daran gelegen sein, Kinder von nur einer Frau zu haben. Ungeachtet der Variationen in den Kulturen ist es aber im Allgemeinen so, dass Männer monogam (in 1. Nährung) leben wollen. Das lässt vermuten, dass Männer einen "Bindungsinstinkt" haben. Ist ja auch bezeichnend, dass das obige Beispiel aus der Männersicht geschildert wird - die schönsten Liebesgedichte und -lieder stammen auch von Männern - und Männer sind es auch, die bei der Liebe ihr Gehirn abschalten können.

Altschneider

Einsamkeit wird vererbt

Nihilator ⌂, Bayern, Thursday, 13.07.2006, 17:17 (vor 6937 Tagen) @ Altschneider

Ich hatte schon früher darauf hingewiesen, dass ich vermute, dass Männer
eine ererbte Bindungsfähigkeit haben. Bei Frauen ist dies eigentlich nicht
notwendig, da die einfachen Sachzwänge der Schutzbedürftigkeit durch
Schwangerschaft und Jungenaufzucht schon dazu führen, stabile Verhältnisse
herbeizuführen.

Interessante These! Deckt sich mit meinen Beobachtungen.
Wenn nun aber die einfachen Sachzwänge der Schutzbedürftigkeit so nicht mehr gegeben sind, da sich der Staat zum Beschützer macht bzw. den Ex-Mann zum Zwangsbeschützer - was könnte man dann tun, um Frauen wieder ein bissel bindungsfähiger zu machen? Kommt man da nicht zwangsläufig zu Klaus_z' Konzept?

Gruß,
nihi

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


[image]

Einsamkeit wird vererbt

Der Eremit, Thursday, 13.07.2006, 17:27 (vor 6937 Tagen) @ Nihilator

Interessante These! Deckt sich mit meinen Beobachtungen.
Wenn nun aber die einfachen Sachzwänge der Schutzbedürftigkeit so nicht
mehr gegeben sind, da sich der Staat zum Beschützer macht bzw. den Ex-Mann
zum Zwangsbeschützer - was könnte man dann tun, um Frauen wieder ein bissel
bindungsfähiger zu machen? Kommt man da nicht zwangsläufig zu Klaus_z'
Konzept?

Gruß,
nihi

Es gibt sehr viele bindungswillige Frauen, nur eben nicht genug. Die nicht bindungswilligen sind eben dabei, sich aus dem Markt zu schießen. Tja, leider dauert der evolutionäre Prozess so zwei bis drei Generationen. Dann hat sich das von alleine erledigt.
Harte Zeiten für bindungswillige Männer. Da hilft nur global sourcing.
Die Ehefrau muss man sich so sorgfältig aussuchen, wie der Züchter die Stute oder den Hengst. Es geht um viel, viel Geld und viel, viel Nervenkraft.

Gruß

Einsamkeit wird vererbt

Nihilator ⌂, Bayern, Thursday, 13.07.2006, 17:46 (vor 6937 Tagen) @ Der Eremit

Hey DschinDschin!

Es gibt sehr viele bindungswillige Frauen, nur eben nicht genug. Die nicht
bindungswilligen sind eben dabei, sich aus dem Markt zu schießen. Tja,
leider dauert der evolutionäre Prozess so zwei bis drei Generationen. Dann
hat sich das von alleine erledigt.

Mooment! Es ging keineswegs um "bindungswillig", sondern um "bindungsfähig". Das eine merkst Du vor einer eventuellen Eheschließung, das andere nach 4 oder 5 Jahren (+/- 3 Jahre).

Die Ehefrau muss man sich so sorgfältig aussuchen, wie der Züchter die
Stute oder den Hengst.

Jepp. Und genauso sorgfältig zureiten natürlich. [image]

Mancher Deiner Sätze klingt schon etwas kraß, DschinDschin äh Eremit (btw, wieso eigentlich mit Zweitnick?).


Gruß,
nihi

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MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


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DschinDschin, Thursday, 13.07.2006, 18:56 (vor 6937 Tagen) @ Nihilator

Hey DschinDschin!

Es gibt sehr viele bindungswillige Frauen, nur eben nicht genug. Die

nicht

bindungswilligen sind eben dabei, sich aus dem Markt zu schießen. Tja,
leider dauert der evolutionäre Prozess so zwei bis drei Generationen.

Dann

hat sich das von alleine erledigt.


Mooment! Es ging keineswegs um "bindungswillig", sondern um
"bindungsfähig". Das eine merkst Du vor einer eventuellen
Eheschließung, das andere nach 4 oder 5 Jahren (+/- 3 Jahre).

Die Ehefrau muss man sich so sorgfältig aussuchen, wie der Züchter die
Stute oder den Hengst.


Jepp. Und genauso sorgfältig zureiten natürlich.
[image]

Mancher Deiner Sätze klingt schon etwas kraß, DschinDschin äh Eremit (btw,
wieso eigentlich mit Zweitnick?).


Gruß,
nihi

Hallo nihi,

ich bin es leid, mich andauernd neu einzuloggen, darum mein Zweitnick.

A propos reiten:

Arthur Davidson war der Erfinder der "Harley Davidson"-Motorräder. Als er starb wollte er in den Himmel und klopfte an der Pforte an. Der Erzengel sagte:
"Du hast Dein ganzes Leben lang so gute Motorräder konstruiert, dafür darfst Du jetzt auch in den Himmel; nicht nur das, sondern Du darfst Dir auch noch jemanden aussuchen, mit dem Du rumhängen willst".
Erfreut sagte Arthur Davidson:
"OK, dann suche ich mir Gott persönlich aus!"
Daraufhin wurde er zu Gott geführt.
Er sagte zu Gott:"Hey, Du, Du hast doch die Frau erfunden, oder?"
"Ja", sagte Gott, "das stimmt schon".
Da sagte Arthur Davidson zu Gott: "Dir sind da aber einige Konstruktionsfehler unterlaufen:
1. Das Vorderteil ragt zu weit hervor
2. hinten wackelt es zu stark
3. der Einfüllstutzen liegt zu nah am Auspuff.
"Einen Moment bitte", sagte daraufhin Gott zu Arthur Davidson und ging zu seinem himmlischen Computer. Er machte einige Eingaben und kehrte mit einem Ausdruck zu Arthur Davidson zurück.
"Es mag schon sein, dass mir da einige Konstruktionsfehler unterlaufen sind, aber laut meiner Information reiten immer noch mehr Leute auf meiner Erfindung, als auf Deiner".

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Einsamkeit wird vererbt

Altschneider, Thursday, 13.07.2006, 17:58 (vor 6937 Tagen) @ Nihilator


Interessante These! Deckt sich mit meinen Beobachtungen.
Wenn nun aber die einfachen Sachzwänge der Schutzbedürftigkeit so nicht
mehr gegeben sind, da sich der Staat zum Beschützer macht bzw. den Ex-Mann
zum Zwangsbeschützer - was könnte man dann tun, um Frauen wieder ein bissel
bindungsfähiger zu machen? Kommt man da nicht zwangsläufig zu Klaus_z'
Konzept?

Klauszs Grundforderung - das Konzept gegenseitiger Abhängigkeit (Sie versorgungsabhängig, er reproduktionsabhängig) ist natürlich eine Lösung - wie realistisch zur Zeit ist eine andere Frage.

Ich wäre mehr für ein Modell, indem Trennungen nicht belohnt, sondern sanktioniert werden. Das meisten Probleme in Beziehungen spielen sich im Kopf ab, ein gesellschaftliches Klima, das auch Frauen erlaubt, den Wert einer stabilen und dauerhaften Beziehung zu erkennen, wäre hilfreich. Auch dies wohl nicht sehr realistisch zur Zeit.

Andere Mechanismen gab es ja früher schon: etwa, wenn es sich nicht gehörte, nicht verheiratet zu sein (und die Mädels den Status der "alten Jungfer" fürchteten wie der Teufel die Steuererklärung) oder wenn die meisten Männer nicht einsahen, ihre Zeit und ihr Geld in fremde Kinder zu investieren und daher die alleinstehende Mutter wenig Chancen hatte, noch einen Versorgermann zu finden.

Gut finde ich allerdings auch das von Scipio propagierte Modell, was allerdings erst richtig greift, wenn Kinder da sind.

Wie du siehst, ein Patentrezept habe ich auch nicht. Vielleicht ist es wirklich so - Männer wollen Beziehungen, Frauen brauchen einen Grund dafür.

Altschneider

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