Feminismuskritik in US-Serien
Mal ein neues Thema:
Hier wurde sich ja schon oft darüber beklagt, daß auch deutsche Fernsehserien feministisch "verseucht" sind. Sprich: Es gibt nur typisch Frau=Opfer/Mann=Täter Schemata, dazu stereotype "starke Frauen" als Kommissarinnen usw. Da auch die Unterhaltungsmedien letztendlich ein Spiegel der Gesellschaft sind, sollte dies auch nicht verwundern.
Man sagt ja, die USA seien uns in gesellschaftlichen Entwicklungen - speziell was die der Massenmedien betrifft - immer um einige Jahre voraus. Umso bemerkenswerter ist es, daß es, speziell in jüngerer Zeit, mehr und mehr US-Serien gibt, die ausgesprochen feminismuskritische Töne anklingen lassen. Am deutlichsten meiner Beobachtung nach in den Serien "Law & Order" und seinen Spin-Offs "Law & Order: New York" und "Criminal Intent" - alle drei übrigens vom selben Autor, Dick Wolf. Aber auch "CSI" und seine Spin-Offs gehen verstärkt in diese Richtung.
Eine kleiner Auszug aus einigen Episoden dieser Serien, die in letzter Zeit im deutschen Fernsehen liefen. Alles aus dem Gedächtnis, wer Lust hat kann aber im jeweiligen Episode Guide nachschauen
Law & Order: New York: Eine Frau wird als Serienmörderin überführt. In der Staatsanwaltschaft entbrennt ein Streit, ob man die Todesstrafe fordern soll. Eine der Staatsanwältinnen ist strikt dagegen, die andere meint dagegen sinngemäß: "Wäre der Täter ein Mann, würden sie keine Sekunde zögern, die Todesstrafe zu fordern. Nur weil es eine Frau ist soll sie Sonderrechte haben? Läge ihnen an wirklicher Gleichberechtigung, müssten auch Feministinnen hier die Todesstrafe fordern."
Law & Order: Ein minderjähriges (10 Jahre) Mädchen erschlägt einen Jungen mit einem Stein. Wie sich bei der psychologischen Untersuchung herausstellt, ist sie in hohem Grade soziopathisch. Zitat: "Sie ist das Idealtypus eines Serienkillers. Wir haben sie nur sehr früh erwischt." Weiterhin stellt sich heraus, daß die Fehlentwicklung in Zusammenhang mit dem groben Fehlverhalten der (alleinerziehenden) Mutter steht. Der Staatsanwaltschaft fordert die Zwangseinweisung in eine psychatrische Anstalt. Die Richterin entscheidet dagegen. Die Folge schliesst mit einer Szene, in der das Mädchen auf dem Gerichtsflur einem kleinen Jungen gegenüber steht. Er lächelt, sie hat nur einen kalten, leeren Gesichtsaudruck.
Criminal Intent: Ein Uni-Professor wird ermordet. Einer der Studenten wird als Mörder überführt. Wie sich dann aber herausstellt, wurde er von einer Professorin (die Interesse an ihm heuchelte) dazu angestiftet, damit deren lesbische Freundin - ebenfalls eine Professorin an dieser Uni - bessere Aussichten auf einen Posten als Vorsitzende(?) hat, den sowohl diese als auch der Ermordete anstrebten. Während der Charakterexposition sehen wir übrigens die beiden Professorinnen auf dem Uni-Flur, wie sie typisches Feminismus-Geschwätz von sich geben (Thema natürlich die Benachteiligung von Frauen in der Kollegschaft).
CSI: Ein weiblicher Teenager gerät durch eine Verwechslung an eine ansehnliche Menge Drogen. Sie beschliesst mit diesen zu dealen, damit sie ihre ziemlich maßlosen Konsumansprüche befriedigen kann und sie dazu nicht mehr in der Lage war, seit ihr Vater ihr nicht mehr den monatlichen Zigtausend-Dollar-Scheck (es handelt sich um die Upper Class) zukommen lässt. Dabei ist ist ihr bewusst, daß der ursprüngliche Besitzer der Drogen bei einem Freund von ihr danach suchen wird. Sie warnt ihn nicht einmal und nimmt in Kauf, daß er ermordet wird (was auch passiert).
Soweit mal ein kurzer Auszug. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Dies ist nicht repräsentativ für alle Folgen. Natürlich gibt es auch welche, die eher vertrauten Schemata folgen. Trotzdem scheint es so zu sein, daß es in diversen US-Fernsehserien immer weniger pro- dafür umso mehr antifeministische, feminismuskritiksche Töne gibt. Stellt sich nun die Frage, wann dieser Trend auch die deutsche TV-Landschaft erreicht. Dazu muss man allerdings auch wissen, daß speziell die US-Krimiserien heutzutage mit deutlich höheren Budgets und auch höherem Qualitätsanspruch produziert werden, als das, was man hierzulande fabriziert. Trotzdem könnte dieser Trend früher oder später bei uns ankommen.
Man darf gespannt sein.
Gruss,
Paul