Illegaler Handel mit Babys
Adoptionsbetrug
Illegaler Handel mit Babys
Von Kerstin Schneider und Birgit Huonker
Der Adoptionsvermittlung ICCO aus Hamburg wird Untreue und Kinderhandel vorgeworfen - Babys sollen "wie Katalogware" angeboten worden sein. Die Vereinsgründerin streitet jegliche Schuld ab.
Die Kripo rückte mit 20 Mann an. Zweimal durchsuchten die Polizisten eine Wohnung, eine Anwaltskanzlei und ein Büro in der Hamburger Innenstadt mit piekfeiner Adresse am Neuen Wall. Zwischen Edeldesignern wie Escada und Louis Vuitton vermittelt hier die International Child Care Organisation (ICCO) - ein Verein, der als gemeinnützig anerkannt ist - auf der Luxuseinkaufsmeile Kinder aus der Dritten Welt zur Adoption nach Deutschland.
15 Kisten Aktenmaterial schleppten die Kripobeamten aus den Räumen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ex-Geschäftsführerin Eva H. und ihren früheren zweiten Vorsitzenden, den Anwalt Peter H., wegen Untreue und Kinderhandel.
Die feine Adresse am Neuen Wall galt in Deutschland lange Zeit als seriöse Anlaufstelle für Adoptionswillige. Über 1000 Kindern aus der dritten Welt hat der Verein seit seiner Gründung 1997 zu deutschen Eltern verholfen. Vereinsgründerin Eva H. - selbst Adoptivmutter von 13 Kindern aus acht Nationen im Alter von zehn bis 26 Jahren - trat unter anderem bei Stern-TV auf, war eine gefragte Expertin in Sachen Auslandsadoptionen.
Als der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder und seine Frau Doris ein kleines Mädchen aus Russland adoptierten, meldete sich Eva H. kritisch zu Wort. "Schröder hat wohl entsprechende Verbindungen genutzt. Das sollte man aber nicht tun", mahnte Eva H. Nun steht die "Mutter aller Adoptivmütter" selbst unter Beschuss.
Wenige Monate nach der Durchsuchung des feinen Büros von ICCO im Frühjahr, hat die Gemeinsame Zentrale Adoptionsstelle der norddeutschen Länder (GZA) dem gemeinnützigen Verein jetzt die Zulassung entzogen. ICCO darf ab sofort keine Kinder mehr an adoptionswillige Eltern vermitteln. Zu den Gründen des Verbots schweigt die Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz.
Wie stern.de jedoch aus gut informierten Kreisen erfuhr, liegen der Behörde mehrere Beschwerden über ICCO vor. Nicht nur Adoptiveltern, sondern auch Jugendämter, andere Landesbehörden und sogar die Bundeszentralstelle für Auslandsadoptionen beim Generalbundesanwalt haben eine Vielzahl von Vorwürfen gegen ICCO erhoben.
Illegale Preislisten für Babys
Darüber hinaus hat die Kripo in den Vereinsräumen offenbar belastendes Material sichergestellt. Die Beamten sollen eine handgeschriebene "Preisliste" für Kinder aus der russischen Föderation sichergestellt haben. Die Kinder seien "wie Katalogware" je nach Alter aufgelistet worden, verrät ein Insider. Je jünger das Kind, desto teurer soll ICCO es adoptionswilligen Eltern angeboten haben. Mit 12.500 Euro sei ein Kind im Alter von bis zu drei Jahren veranschlagt worden. Ältere Kinder waren mit 8.500 Euro deutlich billiger.
Außerdem soll ICCO die Kinder aus Russland über die amerikanische Agentur AMREX - eine gewerbliche Adoptionsvermittlung - nach Deutschland geholt haben. Nach der Haager Konvention sind solche Zwischenhändler jedoch streng verboten. Um zu verhindern, dass bei Auslandsadoptionen über verschlungene Kanäle unsaubere Geschäfte gemacht werden, legt das Abkommen fest, dass der Staat, aus dem das Kind stammt und der Staat, in dem es eine neue Heimat finden soll, die Adoption nur direkt miteinander abwickeln dürfen.
Doch auch bei den Adoptionen, die ICCO aus anderen Ländern vermittelt hat, hegen die Ermittler den Verdacht, dass nicht immer alles mit rechten Dingen zugegangen sein könnte. Dem ehemaligen indischen Kooperationspartner von ICCO "Preet Mandir" ist dieser Tage die Zulassung entzogen worden, nachdem der Nachrichtensender CNN über fragwürdige Praktiken bei der Adoptionsvermittlung berichtet hatte.
Wenn man dann noch die anderen Links anklickt, wird einem nur noch schlecht.
Im übrigen habe ich gelesen, daß der RA dieses Vereins der gleiche sein soll, den die Pflegeeltern des Jungen von Kazim Görgülü haben siehe hier
Mir ist nur noch übel.
Gruß - Christine
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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein