Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Kinder sollen für arbeitslose Eltern zahlen

Garfield, Monday, 14.08.2006, 15:03 (vor 7056 Tagen) @ GENESISWORKS

Hallo Genesisworks!

"Ich finde diese Idee gut, so bekämpft man die niedrige Geburtenrate. Ein Kind ist nicht reich genug um seine Eltern zu finanzieren, also werden Eltern 3-4 Kinder zeugen."

3-4 Kinder können sich heute nur folgende Gruppen leisten:

1. Menschen mit hohem bis sehr hohem Einkommen.
2. Menschen mit sehr niedrigen Einkommen, die vor allem von Sozialleistungen leben.
3. Menschen, die sich um die Zukunft ihrer Kinder keine großen Gedanken machen.

Die 1. Gruppe ist eher klein und schrumpft weiter, kann allein deshalb also auch den Geburtenrückgang nicht stoppen. Außerdem ist das Thema Sozialleistungen für diese Gruppe sowieso irrelevant.

Die 2. Gruppe lebt sowieso hauptsächlich oder ausschließlich von Sozialleistungen. Das wird dann häufig auch so auf die Kinder übertragen, die dann also mangels eigenen Einkommen ohnehin die Eltern nicht ernähren können.

Die 3. Gruppe wird sich wohl auch darüber wenig Gedanken machen.

So würde diese Maßnahme bei diesen drei Gruppen ohnehin ins Leere laufen.

Bleibt die Gruppe der Normalverdiener, die auch bestrebt sind, ihren Kindern die Basis für eine gute berufliche Zukunft zu schaffen. Die können sich so oder so nur 1-2 Kinder leisten.

In dem Zusammenhang wird gern darauf hingewiesen, daß die Menschen in früheren Zeiten ja auch mit sehr niedrigen Einkommen viele Kinder aufgezogen haben und daß das in armen Ländern heute immer noch so ist.

Dabei werden aber einige "Kleinigkeiten" übersehen:

1. mußten Kinder in früheren Zeiten nicht diverse Luxusartikel wie Handies, Spielekonsolen, Fernseher, Computer, teure Markenklamotten usw. haben. Die Eltern mußten ihnen auch kein Taschengeld zahlen. Und es galt als völlig normal, 4 oder noch mehr Kinder in einem kleinen Zimmer unterzubringen.

2. kostete die Ausbildung der Kinder weitaus weniger als heute. Ein Studium kam für viele Menschen aus dem einfachen Volk gar nicht in Frage. Die Schule dauerte auch nicht so lange. Obendrein waren die Unterrichts-Materialien nicht so vielfältig und teuer wie heute. Man brauchte weniger Schulbücher, Computer und Internetanschluß waren auch nicht nötig usw. Und vor allem: Mit dieser im Vergleich zu heute auf den ersten Blick eher mageren Ausbildung fand man damals trotzdem immer irgendwo Arbeit.

3. stiegen die Kinder schon früh ins Berufsleben ein. Dann kosteten sie die Eltern kein Geld mehr, sondern unterstützten die Familie sogar noch mit ihren Einkommen, jedenfalls solange sie keine eigenen Familien hatten.

Das alles ist in vielen armen Ländern heute noch so - und so kommt es, daß die Menschen sich dort 4 oder noch mehr Kinder leisten können, während Normalverdiener in Deutschland das nicht können.

Durch ein Gesetz, das Kinder dazu verdonnert, für ihre Eltern zu zahlen, wird sich daran rein gar nichts ändern.

Außerdem wäre eine Erhöhung der Geburtenrate mit dem jetzigen Kurs der deutschen Politik ohnehin absolut kontraproduktiv. Die Probleme der Renten- und Sozialkassen werden ja nicht durch die niedrigen Geburtenraten verursacht, sondern durch die Tatsache, daß

a) immer mehr Menschen überhaupt keine legale Erwerbstätigkeit mehr finden und somit effektiv keine Renten- und Sozialbeiträge zahlen können und

b) diejenigen, die noch legal erwerbstätig sind, zunehmend die Löhne gedrückt bekommen und so immer öfter auch immer weniger Beiträge zahlen.

Keines dieser Probleme würde man durch einen Anstieg der Geburtenzahlen lösen. Ganz im Gegenteil: Die so wieder steigenden Kosten für Kindergärten, Schulen, Kindergeld usw. würden die öffentlichen Kassen zunehmend belasten, so daß dann weniger Spielraum für Zuschüsse aus Steuergeldern für die Renten- und Sozialkassen vorhanden wäre.

Das große Problem besteht darin, daß immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft gar nicht mehr benötigt werden. Offiziell haben wir über 4 Millionen Erwerbslose. Rechnet man Umschüler und Teilnehmer an sonstigen Fortbildungsmaßnahmen sowie 1-Euro-Jobber dazu, dann kommt man schon auf über 6 Millionen. Wenn man dann noch diejenigen draufrechnet, die als Frührentner auf Kosten der Rentenkassen billig entsorgt wurden, und auch sonst alle, die schon gern einen Job hätten, keinen mehr finden und aus irgendwelchen Gründen aus der Statistik gestrichen wurden, dann kommt man locker auf 8-9 Millionen. (So hoch wurde die reale Erwerbslosenzahl schon zu Kohls Zeiten geschätzt.)

Millionen Menschen werden also in unserer Gesellschaft gar nicht mehr benötigt, aber unsere Spitzenpolitiker weigern sich immer noch, dieser Tatsache Rechnung zu tragen.

Um von diesem Versagen abzulenken, versucht man, es so darzustellen, als wäre nur die demografische Entwicklung daran schuld. Man wälzt die Verantwortung also letztendlich auf Andere ab, in dem man behauptet, daß nicht der falsche Kurs der deutschen Politik schuld an den Problemen ist, sondern das Volk, das nicht mehr genügend Kinder zeugt.

Und man muß natürlich auch die durch die Massen-Erwerbslosigkeit entstehenden Kosten auf irgendjemanden abwälzen. Dazu versucht man jetzt, den Kindern von erwerbslosen Menschen noch mehr Kosten aufzudrücken. Damit wird man nur noch mehr Privat-Insolvenzen und noch mehr Armut erzeugen - und noch weniger Kinder.

Denn gerade die Menschen mit guter Ausbildung und im besten Alter werden Deutschland dann noch häufiger den Rücken kehren. Die finden nämlich auch im Ausland irgendwie noch Jobs. Ihre Kinder nehmen sie dann mit oder bringen sie im Ausland zur Welt.

Freundliche Grüße
von Garfield


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