Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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"Kleiner" Vaterschaftstest für Anfänger. Wiederentdeckung (Vaeter)

Nihilator ⌂, Bayern, Wednesday, 22.11.2006, 23:14 (vor 6367 Tagen)
bearbeitet von Nihilator, Wednesday, 22.11.2006, 23:17

Das Verbot von selbstbestimmten Vaterschaftstests ist -wieder einmal- in aller Munde. Ausgerechnet diejenige Person, die potentiell einem Kind in rücksichtsloser Weise massiven Schaden zufügen könnte durch Personenstandsfälschung und die ein Interesse an Verschleierung von eigenen Straftaten haben könnte, soll nach Plänen der Bundesregierung zum Sachwalter über die Rechte des Kindes ernannt werden, und zwar eines dazu ziemlich konstruierten Rechts, des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung.

Niemand kann verhindern, daß -entsprechendes Interesse vorausgesetzt- sich jemand Erbgut eines anderen Menschen verschafft; wir hinterlassen unser Erbgut, wo wir gehen und stehen. Z.B. kann man ausgefallene Haare, ausgespuckten Speichel oder abgeschilferte Hautzellen sammeln. Aber die Entnahme von Erbgut durch einen (möglicherweise vermeintlichen) Vater soll unter schwere Strafe (immerhin ein Jahr Haft!) gestellt werden.

Dabei geht es ausschließlich um den Erbgutvergleich. Es werden ausschließlich nicht codierende Sequenzen verglichen, was mit Gendiagnostik (also Feststellung von Veranlagungen zu Erbkrankheiten) überhaupt nichts zu tun hat.

"Seit 2003 hat sich ein Testverfahren mit 15+1 DNA-Markern (DNA-Regionen) in vielen Laboratorien durchgesetzt. Es handelt sich um 15+1 Marker, da von diesen 16 Markern nur 15 für die Begutachtung der Abstammung benutzt werden können - der 16. Marker erfasst lediglich das Geschlecht der getesteten Person. (...)

Da die DNA-Analyse nur nicht codierende DNA-Bereiche erfasst, zeigen dabei entdeckte Mutationen keinen Bezug zu genetischen Krankheiten. Die DNA-Analyse selbst ist nicht mit der Gendiagnostik zu verwechseln, da nur die Bereiche zwischen Genen analysiert werden."
http://de.wikipedia.org/wiki/Abstammungsgutachten#Abstammungsgutachten_anhand_von_DNA-Analysen

Schon die gesetzliche Einordnung unter "Gendiagnostik" ist also eine faustdicke Lüge. Natürlich nicht die einzige in diesem Zusammenhang.

Bei dieser Debatte wird gern vergessen, daß es Abstammungsgutachten schon weit länger gibt als die DNS überhaupt bekannt ist. In Deutschland wurde sie eingeführt -na, was glaubt ihr?- richtig, unter den Nazis, wie so vieles. Sie geht zurück auf die "Verordnung über die Angleichung familienrechtlicher Vorschriften" vom 6. Februar 1943 (RGBl. I. S. 80). (http://de.wikipedia.org/wiki/Vaterschaftsfeststellung)
Ursprünglich ging es natürlich eher um "rassenkundliche" Belange. Dennoch sah man nach dem Krieg keinen Grund zur Beanstandung, und so blieben solche und ähnliche Regelungen weitgehend in Kraft (wie so vieles aus dem Nazireich).

Welche Mittel standen den Behörden nun damals zur Verfügung? Testmethoden mit einer vergleichbaren Sicherheit wie DNS-Tests hatten sie natürlich nicht. Dafür waren die Blutgruppen (das AB0-System) und ihre Vererbungsregeln bereits seit 1901 bekannt. Ebenso kannte man Vererbungsregeln für äußere vererbbare Merkmale (wichtigste: Augen- und Haarfarbe).

Anhand weniger Merkmale kann also jeder seinen kleinen Vaterschaftstest machen, der zwar keine sichere Bestätigung für die Vaterschaft bietet, dafür aber einige ziemlich sichere Ausschlußkriterien. Zum Beispiel haben blauäugige Eltern immer blauäugige Kinder.

Ich zitiere hier aus einem anderen Forum (Blaue Burg) einen Beitrag von Zeitgenosse (danke dafür, ich gehe davon aus, daß er gegen die Verbreitung dieses Wissens nichts einzuwenden hat):

"Das Gen-Antigen-System der Blutgruppen läßt auch in manchen Konstellationen eine Scheinvaterschaft offenbar werden.

Und zwar:

Jeder Mensch hat zwei (!) Blutgruppen, von jedem Elternteil eine. Eine dieser beiden ererbten Blutgruppengene wird in dem Kind dominant und heißt Phänotyp. Der Phänotyp ist das, was umgangssprachlich als Blutgruppe bezeichnet wird. Das zweite Blutgruppengen wird rezessiv, das heißt, es bleibt im Hintergrund und wird nicht als "Blutgruppe" sichtbar - im Normalfall nicht. Bei der Weitervererbung gibt das Kind später eines seiner beiden Blutgruppengene weiter, welches mit dem des anderen Elternteils, welcher auch nur eines seiner beiden weitergibt, wiederum ein Phänotyp-Genotyp-System bilden.

Es gibt folgende "Blutgruppen"-Gene: 0, A und B.

0 ist rezessiv. A und B sind dominant. Deshalb ergeben sich folgende Kombinationen (Phänotyp groß, Genotyp klein):

Eltern-Gen-1 + Eltern-Gen-2 = Kind
0 + 0 = 0o
0 + A = Ao
0 + B = Bo
A + A = Aa
A + B = AB
B + B = Bb

Oo wird als "Blutgruppe" 0 bezeichnet landläufig. Aa und Ao heißen Blutgruppe A. Bb und Bo heißen Blutgruppe B. Und AB ist keine Blutgruppe, sondern die Koexistenz zweier dominanter Blutgruppen.

Daraus ergeben sich nun folgende Eltern-Kind-Kombinationen:

0o + 0o = 0o
(zwei Eltern der Blutgruppe 0 haben Kinder mit zwingend der Blutgruppe 0).

0o + Aa= Ao
(Ist ein Elternteil 0 und der andere Aa, was man aber kaum weiß, da idR nicht bekannt ist ob "A" Aa oder Ao bedeutet, dann ist das Kind zwingend A)

0o + Ao = Ao oder 0o
(Hängt davon ab, welches Gen der Ao-Elternteil weitergibt.)

0o + Bb = Bo
0o + Bo = Bo oder 0o

0o + AB = Ao oder Bo
(Ein Elternteil der "Blutgruppe" AB kann kein Kind der "Blutgruppe" 0 haben und umgekehrt.)

Aa + Ao = Aa oder Ao
Aa + Aa = Aa
(Wenn zumindest ein Elternteil zwei A-Gene hat produzieren zwei Eltern der "Blutgruppe" A wiederum mit Sicherheit ein Kind der "Blutgruppe" A)

Aa + Bo = Ao oder AB
Aa + Bb = AB
Aa + AB = Aa oder AB

Ao + Ao = Aa oder Ao oder Oo
(Zwei Eltern der "Blutgruppe" A können ein Kind des Typs 0 haben, vorausgesetzt beide sind Ao).

Ao + Bo = 0o oder Ao oder Bo oder AB
(Eltern der Kombination Ao & Bo können bei ihren Kindern das gesamte Blutgruppenspektrum produzieren.)

Ansonsten: B analog zu A ...

Die Schwierigkeit besteht oft herauszufinden, was "Blutgruppe" A oder B in einem konkreten Fall bezüglich des rezessiven Gens bedeutet: Aa oder Ao bzw. Bb oder Bo. Die "Blutgruppen" 0 und AB sind immer eindeutig in ihrer Kombination: 0o und AB.

Oft hilft weiter, wenn ein Elternteil 0 ist.

Beispiel:

* Ich habe Blutgruppe A, also Ao oder Aa.
* Mein Vater hat Blutgruppe 0, also 0o.
* Damit steht fest, daß ich Ao bin.
(* Meine Mutter weiß ihre Blutgruppe nicht. Kann aber nur A oder AB sein.)

* Meine Frau ist A, kennt aber die Blutgruppen ihrer Eltern nicht.
* Die gemeinsamen Kinder sind A und O.
* Meine Frau muß also ebenfalls Ao sein, sonst wäre das 0-Typ-Kind nicht möglich.

* Ein Kuckuck könnte an einem B-Gen erkennbar sein, also B oder AB. "

Die Blutgruppen (des Kindes) sind bekannt, da sie im Kindpaß vermerkt werden. Die der Eltern findet man im Mutter- bzw. Unfallhilfepaß.

Eine Tabelle der Vererbungswahrscheinlichkeiten findet man hier. Die Häufigkeit der AB0-Blutgruppen in Deutschland und der Welt kann man hier nachlesen.

PS: Ich weiß natürlich nicht, ob Frigitte Zynies (*angewidertausspuck*), wenn sie davon erfährt, Vätern den Blick in die Augen ihrer Kinder sowie jegliche Blutentnahmen zu verbieten versuchen wird. Man wird sehen.

PPS: Nicht wundern, auch in "moderner" verdenglischter DNA-Zeit bevorzuge ich weiter konsequent den deutschen Begriff Desoxyribonukleinsäure und dessen Abkürzung DNS, wie ich es einst in der Schule gelernt habe. Und wenn ich der einzige bin. [image]

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MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


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"Kleiner" Vaterschaftstest für Anfänger. Wiederentdeckung

Conny, NRW, Thursday, 23.11.2006, 00:57 (vor 6367 Tagen) @ Nihilator

Nicht nur die Augenfarbe kann man zu Rate ziehen. Auch die Haarfarbe kann einen Anhaltspunkt liefern, da blondes Haar auch rezessiv vererbt wird. Wenn also eine blonde Frau mit einem blonden Mann ein dunkelhaariges Kind hat, kann man schon fast davon ausgehen, daß etwas nicht stimmt.

In meinem Fall kann ich was die Haare angeht sagen, daß es mein Kind sein dürfte. Die Mutter hat wirklich pechschwarze Haare, ich habe Blonde haare, obwohl meine Mutter auch sehr dunkle Haare hat, das hier aber durch die rezessive Vererbung bei mir wohl nicht dabei ist. Da der Vater der Kindsmutter allerdings blonde Haare hat, konnte auch mein Kind blonde Haare bekommen.

Angeblich sollen blonde Männer, insofern sie die Wahl haben, auch blonde Frauen bevorzugen, da der Mann dabei schon mal wegen der Haarfarbe etwas sicherer sein kann, ob ein Kind tatsächlich auch von ihm ist.

Freundliche Grüße
Conny

"Kleiner" Vaterschaftstest für Anfänger. Fortsetzung

H.-Norbert ⌂, Nordhessen und an (auf) der Ostsee, Thursday, 23.11.2006, 01:25 (vor 6367 Tagen) @ Nihilator

Nihilator schreibt:
"Zum Beispiel haben blauäugige Eltern immer blauäugige Kinder."
Das möchte ich vertiefen.

Ich habe mir schon einmal in einem anderen Forum den Unmut eines Vaters zugezogen, der "diese Ammenmärchen" nicht hören wollte. Trotzdem: Er und die Mutter haben blaue Augen, das Kind braune. Folglich kann der Mann nicht der Vater des Kindes sein:

Zwei Eltern mit blauen Augen bekommen ausschließlich Kinder mit blauen Augen. Eltern mit jeweils blauen und braunen Augen können Kinder sowohl mit blauen Augen wie auch mit brauenen Augen bekommen.
Zwei Eltern mit braunen Augen bekommen überwiegend Kinder mit braunen Augen, aber wenn ein Elternteil die Erbinformation (Allel) für blaue Augen hat, (obwohl es selbst braune Augen hat!) können auch die Kinder blaue Augen bekommen.

Fazit: Eltern die beide blaue Augen haben, können biologisch nicht beide Eltern eines Kindes sein, das braune Augen hat.
Bei Eltern, die beide braune Augen haben, können die Kinder durchaus blaue Augen haben.

Übrigens: Bei der Geburt haben alle Kinder von weißhäutigen Eltern blaue Augen. Die braune Farbe entsteht erst nach einiger Zeit.

In dem Beispiel oben ist ein Vaterschaftstest angezeigt. Das Ergebnis steht bereits fest.

--
www.NUlb.de
www.Stiefkindadoption.de

"Kleiner" Vaterschaftstest für Anfänger. Fortsetzung

Nihilator ⌂, Bayern, Thursday, 23.11.2006, 02:06 (vor 6367 Tagen) @ H.-Norbert

Fast. Die Möglichkeit einer Mutation gibt es immer, natürlich mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit. Man ermittelt grundsätzlich nur Wahrscheinlichkeiten; das zu verinnerlichen ist IMHO wichtig!

Ansonsten interessanter und informativer Beitrag, danke!

Gruß,
nihi

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Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


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