Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Gleichheitsbolschewistische Wahnvorstellungen (Bildung)

DvB, Wednesday, 22.08.2012, 23:43 (vor 4264 Tagen)

Quelle: http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/kritik-am-schulsystem-huether-will-gymnasium-und-lehrplaene-abschaffen-a-85...

Schulkritiker Gerald Hüther "In jedem Kind steckt ein Genie"

Bild: Können Kinder alles können? Jedes Kind hat viele Potentiale, sagt Gerald Hüther
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Alle Kinder haben das Zeug zum Überflieger, sagt der Hirnforscher Gerald Hüther. Die meisten Lehrer wissen nur nicht, wie sie das Genie aus ihren Schülern herauslocken sollen. Der Schulkritiker rät: weg mit Frontalunterricht, starren Lehrplänen und einem Schulsystem, das aussortiert.

SPIEGEL ONLINE: Sie behaupten, dass jedes Kind ein kleines Genie ist. Das meinen auch viele Eltern, die das Gefühl haben, dass der Einstein in ihrem Sprössling verkannt wird. Wollen Sie denen Mut machen?

Hüther: Ich möchte den Blick dafür öffnen, dass Kinder über viele verschiedene Potentiale verfügen und dass es nicht mehr oder weniger begabte Kinder und Jugendliche gibt. Daher ist es fragwürdig, sie in drei verschiedene Schulformen aufzuteilen und ihren Begabungen entsprechend vermeintlich optimal zu fördern.

SPIEGEL ONLINE: Also doch eher ein Angriff auf das mehrgliedrige Schulsystem.

Hüther: Viele Kinder fallen durch die Erbsensortieranlage, die unsere Schule geworden ist. Nach wie vor wird Begabung mit einer guten Schulnote verwechselt, nach wie vor stellen wir die analytisch-kognitiven Fähigkeiten in den Mittelpunkt. Der eigentliche Schatz, den wir fördern müssten, ist die Begeisterung am eigenen Entdecken und Gestalten, das Tüftlertum, die Leidenschaft, sich mit etwas Bestimmtem zu beschäftigen. All das wird bei den Pisa-Tests gar nicht gemessen.

SPIEGEL ONLINE: Sie wollen allen Ernstes kleine Eigenbrötler heranziehen?

Hüther: Leidenschaftlichkeit und Individualität bedeuten nicht, dass jemand nicht mit anderen zusammenarbeiten kann. Gerade Teamfähigkeit kommt in unserem Schulsystem zu kurz.

SPIEGEL ONLINE: Was machen die Lehrer denn falsch?

Hüther: Die Lehrer können ja auch nichts dafür, dass unser Schulsystem so geworden ist. Doch in Zukunft müssen wir Pädagogen dazu ausbilden, nicht primär Wissen zu vermitteln, sondern die in den Kindern steckenden Talente zur Entfaltung zu bringen. Bisher ging man davon aus, dass diejenigen, die Mathe nicht können, dafür eben unbegabt sind. Es gibt aber kein Einstein-Gen.

SPIEGEL ONLINE: Ist wirklich jeder zu jeder Leistung fähig?

Hüther: Das Gehirn entwickelt sich so, wie man es mit Begeisterung benutzt. Ein Kind verliert die Lust an Mathe, wenn ihm jemand deutlich macht, dass es zu blöd dafür ist - und dann entwickelt es sich in diesem Fach auch nicht weiter.

SPIEGEL ONLINE: Manche Schüler werden auch bei intensivster Nachhilfe die Differenzialgleichung nicht begreifen, für andere ist sie ein Kinderspiel. Und da sagen Sie, dass Begabung nicht vererbt wird?

Hüther: Einige Kinder haben tatsächlich mehr Freude an analytischen Ansätzen, andere können sich besonders gut in andere Menschen einfühlen. Es gibt Kinder, die vielleicht emotional nicht so sensibel sind, die gleichen das durch andere Fähigkeiten aus. Einstein soll so einer gewesen sein. Das kann man dann Begabung nennen - oder Kompensationsleistung.

SPIEGEL ONLINE: Wer nicht mit anderen Leuten kann, ist dafür ein begnadeter Physiker? Das klingt, als würden Sie es sich ein bisschen einfach machen.

Hüther: Dass es so ist, kann ich nicht beweisen. Allerdings kann man Rückschlüsse daraus ziehen, dass blinde Menschen oft einen sehr gut ausgeprägten Tastsinn haben. Auch Menschen ohne Arme können hervorragend mit den Zehen zeichnen lernen. Warum sollte sich nicht auch in den höheren geistigen Bereichen eine Begabung durch eine Kompensation von etwas anderem entfalten?

SPIEGEL ONLINE: Aber dann kann man als Lehrer viele Schüler doch zumindest in manchen Fächern abschreiben.

Hüther: Genau mit dieser Einstellung sind auch die Kinder mit Trisomie 21 noch vor einigen Jahren betrachtet und als unbeschulbar abgeschoben worden. Selbst Experten hielten Menschen mit Down-Syndrom für schwachsinnig und unbegabt fürs Lernen. Jetzt haben die ersten Abitur gemacht und studieren. Heute weiß man: Wofür sie tatsächlich unbegabt sind, ist Frontalunterricht. Sie sind aber sehr sensibel für eine Art Potentialentfaltungskunst. Es braucht jemanden, der ihnen nichts eintrichtern, sondern etwas aus ihnen herausholen will.

SPIEGEL ONLINE: Sie arbeiten gerade den Masterstudiengang "Potentialentfaltungscoach" aus. Was wird ein solcher Coach anders machen als ein herkömmlicher Lehrer?

Hüther: Er müsste jeden Schüler für etwas begeistern können, was dem auf den ersten Blick egal ist. Die Hirnforschung bestätigt: Sobald sich Schüler für etwas interessieren, eignen sie sich das Wissen in sehr kurzer Zeit an, und dann bleibt es auch hängen. Denn nur dann werden im Hirn die Botenstoffe ausgeschüttet, die die Stabilisierung von neuen Netzwerken fördern. Ein Potentialentfaltungscoach müsste auch in der Lage sein, aus einem zusammengewürfelten Haufen ein leistungsorientiertes Team zu machen. Dann würden zum Beispiel in einer neunten Klasse alle unbedingt verstehen wollen, wie die Photosynthese funktioniert.

SPIEGEL ONLINE: Das sind ja hohe Ansprüche. Und die Kinder würden all das Wissen, das sie sich selbst erarbeitet haben, auch wirklich behalten?

Hüther: Genau. Heute wissen junge Menschen schon zwei Jahre nach dem Abi nur noch zehn Prozent von dem, was sie in der Schule gelernt haben, das ist doch verrückt. Wir müssen 100 Prozent anstreben.

SPIEGEL ONLINE: Wie soll das gehen - bei so viel Stoff?

Hüther: Die Schüler müssen sich auf das Wesentliche konzentrieren können. Wenn das meiste eh wieder vergessen wird, könnte man die Schuldauer ruhig um noch zwei Jahre verkürzen. Die Frage ist nicht, wie lange jemand lernt, sondern was. Und ob er dabei die Lust aufs Weiterlernen nicht verliert.

SPIEGEL ONLINE: An der Frage der inneren Motivation arbeiten sich Pädagogen schon seit Jahrzehnten ab. Gescheitert sind sie meistens an den Lehrplänen, die sie nun mal erfüllen müssen.

Hüther:
Man müsste sich stärker von den Interessen der Schüler und weniger von kultusministeriellen Vorgaben leiten lassen. Wenn man als Jugendlicher spürt, was man alles entdecken und gestalten kann, wächst das Bedürfnis, noch mehr zu entdecken und zu gestalten.

SPIEGEL ONLINE: Sie arbeiten schon lange daran, die Erkenntnisse der Hirnforschung in die Schulwelt zu tragen und müssen doch konstatieren: Unser Schulsystem hat versagt. Verbittert Sie das nicht?

Hüther: Für das vergangene Jahrhundert war dieses System sicher richtig, aber die Welt ist eben nicht mehr dieselbe. Ich bin optimistisch, dass sich das nun auch in der Öffentlichkeit herumspricht und die notwendigen Veränderungen eingefordert werden. Wie schnell das gehen kann, hat uns der Zusammenbruch der DDR gezeigt, daran hätte vorher auch keiner geglaubt. Ich glaube, dass es in sechs Jahren Schule, wie wir sie kennen, nicht mehr geben wird. Wir können es uns einfach nicht mehr leisten, Schüler durch Systeme zu schleusen, wo sie genau das verlieren, was sie für ihre Zukunft dringend brauchen: Leidenschaft, Eigenverantwortung und Lust, die Welt gemeinsam zu gestalten.

Am 2. September ist Gerald Hüther als erster Gesprächspartner des Philosophen Richard David Precht in dessen Debütsendung "Precht" (ZDF) zu Gast. Thema: "Skandal Schule - Macht lernen dumm?"

Das Interview führte Christian Bleher

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Gleichheitsbolschewistische Wahnvorstellungen

Scotty, Thursday, 23.08.2012, 00:18 (vor 4264 Tagen) @ DvB

Nur mal zum klarstellen:
Bolschwismus ist Mehrheitspolitik!
Einfach mal im Goggle-Übersetzer für russisch nachschauen!
Also kann es Gleichheitsbolschewismus nicht geben!

Gleichheitsbolschewistische Wahnvorstellungen

DvB, Thursday, 23.08.2012, 00:41 (vor 4264 Tagen) @ Scotty

Nur mal zum klarstellen:
Bolschwismus ist Mehrheitspolitik!
Einfach mal im Goggle-Übersetzer für russisch nachschauen!
Also kann es Gleichheitsbolschewismus nicht geben!

Höh? o.O
Die Mehrheit ist immer für "Gleichheit".

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Gleichheitsbolschewistische Wahnvorstellungen

Sachse, Thursday, 23.08.2012, 08:33 (vor 4264 Tagen) @ DvB

Deine in der Übrschrift festgestellte Bewertung ist falsch.
Es geht in diesem Beitrag von diesem Hirnforscher doch gerade gegen die Gleichheit im Schulsystem.
Er fordert doch gerade Individualität bei der Förderung jedes einzelnen Kindes.

Ein Spitzenmusiker muss eben nicht genauso-gut in Mathe oder Fremdsprachen sein. Dies fordert aber das heutige Schul- und Bewertungssystem. Damit verhindert es eben die Förderung der individuellen Fähigkeiten.

Nun ist die Förderung des Einzelnen nicht gerade Ausdruck für Bolschewismus.

Und, unser Schulsystem unterscheidet nicht die Fähigkeiten des Einzelnen im Einzelnem, nein es gelten Durchschnittsnoten aller Fächer.
Nicht mal die Unterschiedlichen Leistungen der Jungen oder Mädchen werden berücksichtigt.

Nein, in diesem Beitrag geht es eben gerade um die individuelle Förderung des Einzelnem.

Gleichheitsbolschewistische Wahnvorstellungen

DvB, Friday, 24.08.2012, 02:35 (vor 4263 Tagen) @ Sachse
bearbeitet von DvB, Friday, 24.08.2012, 02:39

Deine in der Übrschrift festgestellte Bewertung ist falsch.
Es geht in diesem Beitrag von diesem Hirnforscher doch gerade gegen die
Gleichheit im Schulsystem.

Na, daß bei der Idiotenideologie der Gleichheit vorn und hinten nix zusammenpaßt, ist ja nun keine Neuigkeit. Nächstens behauptest Du noch, bei Gleichheit könne ja von Gleichheit schlechterdings gar keine Rede sein, nichtmal die Buchstaben des Begriffes sind gleich, wie jeder sehen kann... [image]

Er fordert doch gerade Individualität bei der Förderung jedes einzelnen
Kindes.

"Ich möchte den Blick dafür öffnen, dass... es nicht mehr oder weniger begabte Kinder und Jugendliche gibt."

Ein Spitzenmusiker muss eben nicht genauso-gut in Mathe oder Fremdsprachen
sein. Dies fordert aber das heutige Schul- und Bewertungssystem. Damit
verhindert es eben die Förderung der individuellen Fähigkeiten.

Nö, das "fordert" es nicht. Es bewertet halt (was es sonst noch so an Unsinn treibt, brauchen wir nicht diskutieren - aber daß es bewertet, sprich unterscheidet/diskriminiert, ist schon gut so, und das will dieser Gleichheits-Schmierlappen verhindern).

Nun ist die Förderung des Einzelnen nicht gerade Ausdruck für
Bolschewismus.

Das kommt ganz drauf an, wer/was zu welchem Zweck gefördert wird. Typisch für den Bolschewismus (oder überhaupt der sog. "Aufklärung") in dem Zusammenhang ist ja die Lehre, daß Anlagen keine Rolle spielen und alles eine Frage der Erfahrung, Sozialisation, Bildung usw. sei. Das ist genau die Schiene, die er fährt: alle sind eigentlich Genies, sie werden bloß ungleichmäßig benachteiligt...

Und, unser Schulsystem unterscheidet nicht die Fähigkeiten des Einzelnen
im Einzelnem, nein es gelten Durchschnittsnoten aller Fächer.

Neenee. Nur beim Durchschnitt. Und der heißt halt Durchschnitt, weil er den Durchschnitt meint. Wahrscheinlich auch noch beim Numerus Clausus, der ist, denke ich, gleichmacherisch, weil er z.B. für ein Physikstudium einen bestimmten NC statt einer bestimmten Physik-Note verlangt. (Ich kenne mich damit aber nicht so genau aus. Aber über den NC hat sich der Vogel auch gar nicht beschwert.)

Nicht mal die Unterschiedlichen Leistungen der Jungen oder Mädchen
werden berücksichtigt.

Doch. Sie werden bloß gefälscht. Und darüber hat sich der Schleimbeutel auch nicht beschwert.

Nein, in diesem Beitrag geht es eben gerade um die individuelle Förderung
des Einzelnem.

Nee, er beschwert sich über die Fokussierung auf analytisch-kognitive Fähigkeiten und erklärt stattdessen die "Begeisterung am eigenen Entdecken und Gestalten, das Tüftlertum, die Leidenschaft, sich mit etwas Bestimmtem zu beschäftigen" zum "eigentlichen Schatz", der zu fördern sei, also sinnloses Weibergequarke (bis auf 'Tüftlertum' ist das ja allgemein eh schon in typisches Weiberverhalten umgedeutet - demnächst gilt dann wahrscheinlich auch noch Schminken als typisches 'Tüftlertum'). Es geht ihm gerade NICHT um individuelle Förderung, sondern um Weiber- und mental-Herausgeforderten-Förderung.

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