Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Brad-Pitt-Darwinismus?

Maesi, Sunday, 12.01.2003, 12:18 (vor 7791 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Brad-Pitt-Darwinismus? von Arne Hoffmann am 11. Januar 2003 19:19:18:

Hallo Arne

[...]

1.) Der Radikalfeminismus alter Schule ist bei den sogenannten Girlies nur noch eine Lachnummer. Das klingt bei Dir in einem Kapitel an und hat mittlerweile deutliche Züge angenommen: Vielleicht kann man das Phänomen als "Brad-Pitt-Darwinismus" bezeichnen. Die Diskriminierung dieser "Girlies" richtet sich nämlich eben nicht gegen alle Männer. Geächtet werden, am Campus der hiesigen Uni gut zu beobachten, nur die, die durch das Raster fallen, will heissen: nicht den "anzeigenüblichen" Attributen entsprechen.

In der Politik, in staatlich geschaffenen feministischen Funktionaersstellen und in feministsch gepraegten Helferorganisationen sitzen diese Girlies allerdings nicht. Deshalb glaube ich schon, dass wir uns auch weiterhin mit dem orthodoxen Radikalfeminismus auseinandersetzen sollten. Das eine tun und das andere nicht lassen, sollte die Devise sein.

2.) Die Medien spielen für das Aufkommen dieser Klischees anscheinend eine dramatische Rolle. Serien wie Marienhof oder GZSZ oder Boy Groups werden von Mädels in Kursen immer wieder genannt, wenns um die Definition eines Idealbildes geht. In der Medienwirkungsforschung der USA wird das ja als "Fawcett-Effekt" thematisiert.

Diese Problematik wurde und wird vom Feminismus (gerade auch dem Radikalfeminismus) thematisiert. Hier koennte es sogar einen Beruehrungspunkt zwischen Feminismus und Maskulismus geben.

3.) Betraf diese Idealisierung vor zwei, drei Jahren noch die Problemgruppe der 16 bis 21-jährigen jungen Frauen so heben jetzt auch immer mehr "ältere" Damen auf solche Ansprüche ab. Ein schönes Beispiel traf ich vor Weihnachten (36, alleinerziehende Mutter). Ihren Anspruch sah sie irgendwo bei "Robbie Williams". Ihre Tochter beweist, dass der Erzeuger davon weit entfernt war ... Immerhin ergänzte eine Teilnehmerin: "Dann träum mal weiter!" Solche Beobachtungen häufen sich: Eine 46-jährige (!) Marketingleiterin gestand meiner Frau: "unter EMINEM (sic!) fang ich gar nicht mehr an zu flirten!"

Umgekehrt haben Maenner aehnliche Ansprueche an Frauen. Dabei sehe ich allerdings nicht so sehr ein Problem. Wenn eine Frau (oder auch ein Mann) solch hohe aesthetische Ansprueche an den potentiellen Partner stellt, dann muss sie (bzw. er) auch etwas dafuer bieten; vielleicht bleibt sie halt ohne Liebespartner oder verliert ihn womoeglich, wenn sie aelter wird und seinen Anspruechen selbst nicht mehr zu genuegen vermag.

Lohnt die Auseinandersetzung mit dem Radikalfeminimus überhaupt noch? Ist d e r nicht längst tot. Verlaufen die Frontlinien nicht vielmehr zwischen hübsch und nicht-so-hübsch, egal ob Mann oder Frau?

Die Frontlinie zwischen gutaussehend und nicht gutaussehend ist IMHO keineswegs neu sondern so alt wie die Menschheit selber. Es ist eben alles eine Frage der Wahrscheinlichkeit: je hypscher eine Person ist, je mehr Geld sie hat oder je hoeher ihr sozialer Status ist, desto eher kann sie auswaehlen. Wer diese Attribute nicht oder nur in geringem Masse besitzt, muss sozusagen nehmen, was uebrig bleibt. Natuerlich gibt es immer Ausnahmen, aber in der Regel funktioniert das so.

Fans für Dein Buch wirst Du nämlich unter den Kai Pflaumes, Dieter Bohlens und Brad Pitts kaum finden, die haben längst ihren One-Night-Stand-Frieden mit der "new female generation" geschlossen. Umgekehrt pfeifen Verona Feldbusch und Co. auch auf Alice Schwarzer, nicht wahr?

Naja, all diese gutaussehenden und erfolgreichen Maenner und Frauen bleiben ja nicht immer bis ins hohe Alter gutaussehend, ein grosses Vermoegen kann man verlieren und einen hohen sozialen Status einbuessen. Dann werden vielleicht auch diese Leute etwas weiser. Ehrlich gesagt, habe ich dann aber kein Mitleid mehr mit ihnen, wenn sie ploetzlich erkennen, dass es auch noch etwas anderes als das Aussehen und Geld gibt.

Gruss

Maesi


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