Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: Brad-Pitt-Darwinismus?

Peter, Monday, 13.01.2003, 13:21 (vor 7789 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Brad-Pitt-Darwinismus? von Arne Hoffmann am 11. Januar 2003 19:19:18:

Hi Arne,

genau das beobachte ich schon seit Jahren! Gut das es mal jemand auf den Punkt bringt! Ich würde allerdings noch weiter gehen: Es gibt Untersuchungen nach denen Frauen in Test gutaussehenden (unbekannten) Männern bessere Charaktereigenschaften und eine höhere Intelligenz zugeordnet haben! Außerdem gibt es Untersuchungen, daß gutaussehende Menschen viel leichter Karriere machen...

Hauptschuld an diesen Zuständen ist für mich Werbeindustrie, Hollywood und diese daily soaps...

Ich poste hier ja immer ganz gerne Dinge, die in meiner Mailbox landen. Diesmal hat ein Leser meines Buches "Sind Frauen bessere Menschen?" mich auf einige Punkte angesprochen, die ihm wichtig erschienen sind. Ich habe ihm natürlich geantwortet, wie ich die Dinge sehe, aber er hat gerne eingewilligt, seinen Text (von mir ein wenig gekürzt) auch hier noch mal zur Diskussion zu stellen - wobei wir dieses Thema ja schon verschiedentlich angerissen hatten.
--- Hallo Arne,
ich (m, 37, Kommunikationswissenschaftler und Texter in einer Agentur) habe in der Stadtbücherei in Münster Dein Buch gefunden und mit meiner Frau Nonstop gelesen. Ein dickes Kompliment! Die Materie interessiert mich schon lange. (...) Als Gastdozent in diversen Fortbildungen für die Bereiche Werbung, Medien und Bürokommunikation habe ich zudem fast nur mit Frauen zu tun.
Dabei sind mir nun allerdings ganz neue Tendenzen aufgefallen:
1.) Der Radikalfeminismus alter Schule ist bei den sogenannten Girlies nur noch eine Lachnummer. Das klingt bei Dir in einem Kapitel an und hat mittlerweile deutliche Züge angenommen: Vielleicht kann man das Phänomen als "Brad-Pitt-Darwinismus" bezeichnen. Die Diskriminierung dieser "Girlies" richtet sich nämlich eben nicht gegen alle Männer. Geächtet werden, am Campus der hiesigen Uni gut zu beobachten, nur die, die durch das Raster fallen, will heissen: nicht den "anzeigenüblichen" Attributen entsprechen.
2.) Die Medien spielen für das Aufkommen dieser Klischees anscheinend eine dramatische Rolle. Serien wie Marienhof oder GZSZ oder Boy Groups werden von Mädels in Kursen immer wieder genannt, wenns um die Definition eines Idealbildes geht. In der Medienwirkungsforschung der USA wird das ja als "Fawcett-Effekt" thematisiert.
3.) Betraf diese Idealisierung vor zwei, drei Jahren noch die Problemgruppe der 16 bis 21-jährigen jungen Frauen so heben jetzt auch immer mehr "ältere" Damen auf solche Ansprüche ab. Ein schönes Beispiel traf ich vor Weihnachten (36, alleinerziehende Mutter). Ihren Anspruch sah sie irgendwo bei "Robbie Williams". Ihre Tochter beweist, dass der Erzeuger davon weit entfernt war ... Immerhin ergänzte eine Teilnehmerin: "Dann träum mal weiter!" Solche Beobachtungen häufen sich: Eine 46-jährige (!) Marketingleiterin gestand meiner Frau: "unter EMINEM (sic!) fang ich gar nicht mehr an zu flirten!"
Einzelfälle? Vielleicht. Ich bin aber davon überzeugt, dass der "Brad-Pitt-Darwinismus" zur hilflosen Gewaltbereitschaft vieler Männer zwischen 18 und 25 entscheidend beiträgt. Äußert man(n) diesen Verdacht, kommt allerdings sofort der Neid-Vorwurf auf.
Mich würde Deine Meinung interessieren:
Lohnt die Auseinandersetzung mit dem Radikalfeminimus überhaupt noch? Ist d e r nicht längst tot. Verlaufen die Frontlinien nicht vielmehr zwischen hübsch und nicht-so-hübsch, egal ob Mann oder Frau? Fans für Dein Buch wirst Du nämlich unter den Kai Pflaumes, Dieter Bohlens und Brad Pitts kaum finden, die haben längst ihren One-Night-Stand-Frieden mit der "new female generation" geschlossen. Umgekehrt pfeifen Verona Feldbusch und Co. auch auf Alice Schwarzer, nicht wahr?
Sitzen die Feinde nicht längst in Werbung und Medien? (Beauty, beauty, beauty ...)
Gruß
Stefan ---
Da Stefan sich für Anlaufstellen im Web interessiert, um selbst männerpolitisch aktiv zu werden, hab ich ihm erst mal unter anderem dieses Forum genannt.
Ein sehr nettes Antwortmail habe ich übrigens inzwischen auch von dem verantwortlichen Redakteur der Bayern-3-Sendung "Männer - das diskriminierte Geschlecht" erhalten, nachdem ich ihm zur Verleihung der "sauren Gurke" gratuliert hatte. Er zählt erfreulicherweise auch zu den Lesern von "Sind Frauen bessere Menschen?" und war über diesen feministischen Anti-Preis nicht allzu geknickt, sondern findet im Gegenteil, dass dieser das Thema in den Medien noch mal ein wenig gepusht habe. Wir fanden es beide wohl ganz bemerkenswert, dass die feministische Front, die vor Jahren noch als progressiv galt, inzwischen mehr ein reaktionäres Festhalten am Status Quo kennzeichnet, bei dem möglichst keine neuen Themen und abweichenden Meinungen eingebracht werden sollten.
Herzlicher Gruß
Arne


gesamter Thread:

 

powered by my little forum