Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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aus den Rote-Männer-News

Arne Hoffmann, Tuesday, 21.01.2003, 17:28 (vor 7767 Tagen)

Ja, ich weiß, dass diese News auch in anderen Foren gepostet werden, aber gerade heute haben mir wieder mal zwei Beiträge so aus der Seele gesprochen, dass ich sie hier posten möchte. Mein persönliches Kompliment an Alexander Bark für Auswahl und Formulierungsgabe, selbstverständlich auch, was andere Ausgaben und Beiträge seiner News angeht.

Artikel 1 nimmt Bezug auf die wie immer wunderbare Wendy McElroy, die wieder mal herrlich auf den Punkt bringt, was am Trivialfeminismus gerade für Opfer so destruktiv ist:

--- MISSBRAUCH MIT DEM MISSBRAUCH:
FEMINISTIN FÜHLT SICH DISKREDITIERT - DURCH DEN FEMINISMUS

Die Herabwürdigung wirklicher Opfer von Gewalt durch einen - politisch korrekten - Feminismus, die die Tatbestände von Vergewaltigung und sexueller Belästigung zu einem reinen MITTEL im politischen Kampfes "gegen das Partriarchat" gemacht haben, ist das zentrale Thema von Wendy McElroy, die in Nordamerika für einen besseren, unabhängigen Feminismus kämpft. Am 26. November 2002 veröffentlichte sie einen weiteren wichtigen Beitrag zu dieser Debatte, den wir im folgenden wegen seiner Bedeutung mit einigen Kürzungen und eigens ins Deutsche übersetzt dokumentieren. Komplett und auf Englisch gibt's diesen Aufsatz unter http://www.foxnews.com/story/0,2933,71417,00.html.

Kampf der Feministinnen?

"Was halten Sie von Frauen, die sagen, sie seien von ihren Männern geschlagen worden oder sexuell belästigt worden? Reagieren Sie nicht auch skeptisch, würden gerne mal die "andere Seite" hören, und fragen sich, ob der beteiligte Mann wohl vor Gericht eine faire Chance haben wird? Wenn ja, dann ist ihre Skepsis möglicherweise eine Folge des gängigen Feminismus. Als Frau, die selbst schwer verprügelt wurde und mehr, geht mir das gegen den Strich - nicht wegen der Skepsis, sondern wegen jener Feministinnen, die die tatsächliche Opfer von Vergewaltigungen erniedrigen, indem sie die Leiden von Frauen um billiger Vorteile willen zum allgegenwärtigen politischen Tagesordnungspunkt gemacht haben. Der ideologische Opportunismus dieser Feministinnen hat Menschen, die ansonsten sehr mitfühlend sind, dazu gebracht, mit Argwohn die Berichte von "Opfern" zur Kenntnis zu nehmen. Wenn eine Frau behauptet, ihr Ex-Mann habe die gemeinsame Tochter belästigt, versucht sie dann nur das alleinige Sorgerecht für sich durchzusetzen? Wenn sie über sexuelle Belästigung während der Arbeit klagt, fragen Sie sich dann, ob womöglich nur ein unglückseliger Trottel zu ihr "Süße" gesagt hat?

Längst haben zu viele Leute Ehemänner, Söhne, Brüder und männliche Freunde, die sich bereits falschen Anschuldigungen ausgesetzt sahen. Wer noch klar im Kopf ist, der reagiert auf solche Beschuldigungen Dritter skeptisch. Schließlich sind es in solchen Fällen nicht nur die Schmerzen von Frauen, sondern ebenso die derjenigen, die mit diesen fühlen, die für feministische Zwecke missbraucht werden.

Welche Zwecke sind das? Es geht um die Verbreitung der "Erkenntnis", dass alle Frauen Opfer sämtlicher Männer sind! Das ist die Definition des Patriarchats: Eine Männerkultur, ein Männerstaat, der jede einzelne Frau übervorteilt zugunsten der Männer. Frauen werden überall und ständig von Männern unterdrückt. Um das Ganze mal in die Praxis umzusetzen, bedeutet dies: In Gerichtsverfahren um häusliche Gewalt und das Sorgerecht für Kinder sollten Männer als schuldig betrachtet werden bis zum Beweis ihrer Unschuld. Institutionen wie Hochschulen sollten so organisiert werden, dass sie Frauen vor Männern schützen. Etwa durch Tribunale über sexuelle Misshandlungen, die den angeklagten Männern nicht das Recht auf solche Nettigkeiten wie einen Anwalt oder die Befragung der Anklägerin einräumen.

Aber eine zunehmende Zahl von Frauen macht das nicht mehr mit. Sie verweigern die Verbeugung vor dem ehernen Bildes der Frau als Opfer, das zu einem Objekt der politischen Anbetung geworden ist. Das kann einen hohen Preis fordern, weil für einige Feministinnen jede Zurückhaltung und Solidarität mit Frauen dort aufhört, wo diese eigenständig zu denken anfangen und sich wehren. (...)"

(Im weiteren Verlauf des Beitrags schildert Wendy McElroy, wie sie selbst und ihre Mitstreiterinnen Opfer von Bedrohung und Diffamierung durch "politisch korrekte" Feministinnen wurde. McElroy, die aufgrund eigener Misshandlung ihr rechtes Auge verloren hat, bekam sogar Mails, in denen eine Feministin ihr triumpfierend zu verstehen gab, das sei wohl die Ursache ihrer politischen "Blindheit".)

"Welche Sorte Mensch amüsiert sich über den Schaden, der einer geprügelten Frau zugefügt wurde? Wer benutzt ihre körperliche Beeinträchtigung, um sie anzugreifen? Wie auch immer die Antwort ist, eine Feministin kann das doch wohl nicht sein und auch sonst niemand, der sich auch nur einen Hauch um geprügelte Frauen schert.

Das Ziel eines wirklichen Feminismus ist eine unveräußerliche rechtliche Gleichheit (...), die die Notwendigkeit beseitigt, dass ein Geschlecht vor den Gerichten und Institutionen unserer Gesellschaft bevorzugt wird, während das andere unterdrückt wird. Vielleicht ist es dann ja möglich, dass wirkliche Opfer von Gewalt das beanspruchen dürfen, was ihnen richtigerweise zusteht: das selbstverständliche Mitgefühl anständiger Menschen."

(Übersetzung: Joachim Bell) ---

Genau dieses Hochpuschen der Opferzahlen zum Schaden der eigentlichen Opfer geschieht natürlich auch in Deutschland. Das belegt ein Interview mit Alice Schwarzer, das mir etwas Sorgen macht. Der Reporter fragt nämlich dermaßen devot, dass ich fürchte, er könnte demnächst für mich eine ernsthafte Konkurrenz als SM-Autor werden:

--- ALICE SCHWARZER "MÄNNER AUF DEM WEG IHRER VERMENSCHLICHUNG"
BEI ERFÜLLUNG DER AUFNAHMEKRITERIEN MITGLIEDSCHAFT IN DER MENSCHHEIT
MÖGLICHERWEISE AB 2050

Zu ihrem 60. Geburtstag gab Alice Schwarzer dem Westdeutschen Rundfunk ein Interview, das - wie immer bei Tante Alice - sehr lesenswerte Passagen enthält. Und auch wieder, wie üblich, sehr verächtliche. Einfach schön ist es immer wieder, wie sie den sich unterwürfig anschwiemelnden Moderator an einigen Stellen auflaufen läßt, der sich ("was können wir Männer tun?") als Bündnispartner des Feminismus anzudienen versucht. Immer wieder erstaunlich ist es, dass Tante Alice tatsächlich gegenüber ihren feministischen Mitstreiterinnen gelegentlich Kritikpunkte parat hat, die denen des RoteMännerInfos alles andere als fern stehen. Aber umso erbärmlicher, dass sie es nicht unterlässt, mit absurden Tatarenmeldungen über den angeblichen Umfang der sexuellen Gewalt in unserer Gesellschaft Punkte sammeln zu wollen: "Also jedes dritte bis vierte Mädchen ist Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kindheit (...). Jede zweite Frau kennt Gewalt in der Beziehung." Selbst bei der wahrlich infamen Frauenministerin Bergmann seligen Angedenkens war es nur jede dritte Frau, und da musste sie noch selbst vor dem Bundestag zugeben, dass es keine verlässliche Datengrundlage, sondern nur unzuverlässige Schätzungen gebe - von interessierter Seite, versteht sich. Hier haben wir genau das, was Wendy McElroy in ihrem dokumentierten Betrag richtiger Weise als reine Operationalisierung von Geschlechtergewalt und ihre damit verbundene Inflationierung geißelt. Und müssen wir zu dem Dauerbrenner "5000 Jahre Unterdrückung der Frauen" noch was sagen? Hätte sie "35 Jahre Heribert Fassbender als Sportmoderator" beanstandet, sie hätte uns 100prozentig an ihrer Seite gewußt. Aber dieser blühende Blödsinn, dass wir uns wohl seit der Bedrängung der Penelope für das Verhalten der Männer schuldig fühlen sollen... tststs! Denn selbst diese war ja in letzter Konsequenz dem durch eine treulose Frau ausgelösten Krieg um Troja geschuldet.

Unser Leser Guido Lüchters setzte sich mit dem Interview unter einem anderen Aspekt auseinander. Ihm stieß vor allem dieser Satz auf: "Können Männer auf dem Wege Ihrer Vermenschlichung, was ja auch heißt, sich ein Stückchen von der verloren gegangenen Weiblichkeit wieder zu holen, auch wieder ein bisschen mehr lernen, ihren Nächsten aufmerksam und einfühlsam und fürsorglich zu behandeln, also Kinder, Frauen, Alte?" Etwas resignativ kommentierte Lüchters: "So bleiben wir Männer also weiterhin bestenfalls auf dem Weg zur Menschlichkeit. Selbst zum "Nächsten", den man aufmerksam, einfühlsam und fürsorglich behandelt, taugen wir scheinbar nicht."

Hier Auszüge aus dem Interview:

Alice wird 60: Erfolge und auch Niederlagen beim bewegten Einsatz für die Emanzipation der Frauen (und damit auch der Männer), WDR 5, Sendung vom 03.12.2002
Moderation: Thomas Schaaf

Moderator: Leben wir tatsächlich noch in einem Männerland?
Alice Schwarzer: Na ja, diese und jene kleinen Umstände deuten darauf hin. Ich rede jetzt mal nicht von der Bild-Werbe-Kampagne, von der reden ja schon alle. Aber die Sache mit den Verdiensten, die Sache mit den Kindern, die Sache mit der Gewalt. Also, es gibt noch ein bisschen was zu regeln, auch wenn in den Köpfen viel passiert ist.

Moderator: Liegt es hauptsächlich daran, dass Männer Frauen tatsächliche Gleichberechtigung in der Praxis noch immer verweigern?
Alice Schwarzer: Nein, nicht nur. Das Ding ist natürlich auch bei den Frauen selbst. Wissen Sie, so 5000 Jahre Hierarchie, die gehen weder an dem oben noch an der unten spurlos vorbei. Also, es gibt einfach reale Hindernisse, aber es gibt auch Zögerlichkeiten von Frauen. Ich nenne Ihnen ein Beispiel: 96 Prozent der Frauen, die in den Mutterschaftsurlaub gegangen sind (...), die haben noch nicht mal mit dem zukünftigen Vater darüber geredet, wie sie sich das teilen. Also, das muss sich schon ändern, Mädels!

Moderator: Was können Männer tun?
Alice Schwarzer: Was können Männer tun? Ja, Frauen dieser Welt, wir grüßen euch, um es mit den "Toten Hosen" zu sagen. (...) Also, wenn Sie mich ernsthaft fragen: Können Männer auf dem Wege Ihrer Vermenschlichung, was ja auch heißt, sich ein Stückchen von der verloren gegangenen Weiblichkeit wieder zu holen, auch wieder ein bisschen mehr lernen, ihren Nächsten aufmerksam und einfühlsam und fürsorglich zu behandeln, also Kinder, Frauen, Alte? Und das bedeutet ein Stück Arbeit. Und dafür könnten sie so ein kleines Stückchen von der Macht, die sie haben - nicht alle Männer, weiß Gott nicht alle, aber doch einige - abgeben. (...)

Moderator: Ja, freiwillig abgeben, das ist so 'ne Sache. Das machen Männer nicht gern.
Alice Schwarzer: Macht niemand gern.

Moderator. Ja, Sie haben das schon angedeutet. Es wird ja von Frauen inzwischen auch zunehmend selbstkritisch gesehen. Es gibt inzwischen Bücher von Frauen mit Titeln wie "Das dämliche Geschlecht". Kurz gefasst: Frauen werfen Frauen vor, einfach nicht aus dem Quark zu kommen, sich viel zu oft davor zu drücken, Verantwortung jenseits des Hauses zu übernehmen, im Beruf also. Macht Ihnen dieser selbstkritische Ansatz Mut?
Alice Schwarzer: Ja, wenn er nicht zynisch ist, wissen Sie. (...) Ich hatte noch nie geglaubt, dass Frauen das bessere Geschlecht sind. Und ich wünsche mir auch keine weibliche Zukunft. Wissen Sie, ich finde schon die männliche Gegenwart etwas anstrengend. Also, ich wünsche mir ganz einfach eine menschliche Zukunft. Und zu Veränderungen, dass wir uns wirklich wieder gleich in die Augen sehen können, gehört eben auch, dass die Frauen sich verändern. Nur es ist wahr, wenn Sie sich ansehen die Zahlen: Also jedes dritte bis vierte Mädchen ist Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kindheit - was das für eine Demütigung und Brechung ist. Jede zweite Frau kennt Gewalt in der Beziehung. Je mehr Kinder in einer Familie sind, umso weniger tun die Männer, weil die Frauen abhängiger sind und nicht so leicht gehen können. Also, es gibt auch wirklich äußerliche Hindernisse. Das ist ein Zusammenspiel. Ich bin für Selbstkritik, ich bin aber auch für ganz realistischen kritischen Blick auf die Realitäten. Und: Das heißt die Vorteile der Männer in dieser Welt.

Moderator: Zu dem Blick auf die Realitäten gehört, behaupte ich, dass Frauen noch immer die schlimmsten Feindinnen von Frauen sind. Eine, die das ist, was man "tough" nennt, muss sich am meisten vor ihren Geschlechtsgenossinnen in Acht nehmen; denn die lauern auf Schwächen, auf Fehler, um dann gnadenlos zuzustoßen.
Alice Schwarzer: (...) Wir haben 5000 Jahre Geschichte der Spaltung, der Selbstverachtung, wir Frauen, und damit auch der Verachtung anderer Frauen. Und das schüttelt man nicht in 30 Jahren ab. Das, was sie da benennen, ist wirklich ein großes Problem. Aber da bin ich wirklich dafür, dass wir das unter uns regeln, weil ich finde nichts furchtbarer als diesen öffentlichen Hennenkampf. Und ich weiß, dass, wenn Frauen sich kritisch miteinander auseinandersetzen, Männer immer die lachenden Dritten sind. Also sage ich: ja, kritische Auseinandersetzung mit Frauen, aber doch bitte hinter geschlossenen Türen. ---

Herzlicher Gruß

Arne


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