Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Wir brauchen ein Patrarchat ! Und Definitionshoheit.

Thomas Lentze, Tuesday, 30.05.2006, 13:37 (vor 6550 Tagen)

Unter Patriarchat verstehe ich einen jeden Zustand,

- in welchem das Schöpferische als vorrangig bewertet wird gegenüber dem Austragenden, dem Lebend- oder Totgebärenden;

- in welchem der Ingenieur höher bewertet ist als der Fabrikant, der nur gut oder schlecht seine Vorgabe ausführt;

- in welchem die Idee als dauernder anerkannt wird als das Temporäre.

Wer sagt, wir bräuchten Etwas "jenseits von -archat" (d.h. also von "Ursprung, Gesetz"), der wird philosophisch, doch ohne zu überlegen. In der Tat gibt es eine mehr oder minder mystische Philosophie des All-Einen, in der alle Gegensätze aufgehoben sind; doch auf diese Ebene müssen wir uns innerhalb der Männerbewegung kaum hinaufbegeben; wir können es auch kaum, ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Wir brauchen eine klare Orientierung, und die geht nur durch klares Denken, klare Begriffe und sprachliche Hygiene. Wir brauchen keinen Orwellschen Neusprech, in welchem Sexismus für Männlichkeit steht und Patriarchat für Gewaltherrschaft.

Gewalt nämlich ist da gegeben, wo etwas als primär gesetzt wird, das nicht primär ist. Eine solche Setzung ist durchaus möglich, sei es als Engel-, sei es als Menschenwerk. Aber man kann sie auch wieder aufheben; zuallermindest muß man sie nicht anerkennen.

Wir brauchen Definitionshoheit. Die wird erworben durch Überzeugung. Überzeugen kann letztlich nur die Wahrheit. Die Wahrheit muß jedoch getan werden; es reicht nicht, darauf hinzuweisen, daß es sie gibt.

Es war wohl Nietzsche, der die Frage aufwarf:"Wieviel Wahrheit verträgt ein Mensch ?" Darin ist die Aussage enthalten, daß der Mensch, um der Wahrheit teilhaftig zu werden, nicht nur der Denkkräfte bedarf, sondern auch der Gemütskräfte; ja daß ein Mißverhältnis aufkommen kann zwischen gut ausgebildeten Verstandeskräften einerseits und demgegenüber zurückbleibenden Mut- und Willenskräften - mit der Folge, daß der Mensch im Maße dieses Mißverhältnisses die Wahrheit verliert. Gerade heute aber beobachten wir ein ungeheures Mißverhältnis zwischen einer ausufernden Verfügbarkeit an Gedachtem und Erkanntem einerseits, und - anscheinend umgekehrt proportional dazu - einer bestürzenden Mutlosigkeit und Willenslähmung anderseits. Woran es fehlt, sind keineswegs mehr Analysen, sondern Taten und, diese beiden vermittelnd, eine Kultur der urteilenden Gefühle.

Wohin dieses Mißverhältnis führt, lehrt uns die Vergangenheit. Im Dritten Reich blieb die Wahrheit, daß es KZ-Häftlinge gab, nicht durchwegs verborgen. Schon recht frühzeitig sah man sie bisweilen auf Bahnhöfen. Einer Schilderung zufolge reagierten Zeugen dieser Transporte, gemeint sind "gewöhnliche" Fahrgäste, auf den Anblick meist in eigentümlicher Weise: sie schauten entweder auffällig weg oder sie reagierten verbal aggressiv auf die Opfer. Das war aber zu einer Zeit, da Widerstand noch möglich und eine vernünftige Lösung gewesen wäre ! Was also hat den Zeugen gefehlt, um die Wahrheit nicht nur anzuschauen, sondern tätig zu werden ? Mut zur Wahrheit ! Sie waren gelähmt durch die gefühlte Wahrheit, daß sie selber, vielleicht auch ohne ihr Zutun, Opfer werden könnten.

Nochmals, wir brauchen Definitionshoheit. In diesem Sinne hat es hier eine umfangreiche Diskussion gegeben unter dem Titel "Ist der Begriff Femifaschismus angemessen ?" Siehe:

http://www.wgvdl.com/forum/index.php?id=1555

Darin kamen bewunderungswürdig klare Erkenntnisse zum Ausdruck, etwa hier durch Magnus:

Der Feminismus ist da sehr geschickt, er macht nämlich genau das: vorhandene Begriffe für seine Absichten in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung nach Neu-Sprech-Methode umzudeuten. Wer hätte denn z.B. mal ernsthaft geglaubt, dass Diskriminierung auch "positiv" sein kann? Oder dass ein bisschen Schubsen schon Gewalt ist, oder die Infragestellung von Geschlechterquoten "frauenfeindlich"? Oder der unbekannte Mann im Parkhaus oft als mutmaßlicher Vergewaltiger verstanden wird?

Wir müssen uns eines klar machen: der linguistische Kampf wird nicht in erster Linie darin bestritten, dass neue Begriffe kreiert werden, die meist nur eine für die Mehrheit nichtverstandene Provokation darstellen, sondern dass alte Begriffe und Bilder in neue Bedeutungen gepresst werden. Wer da diesen Kampf gewinnt, hat Zeitgeist etabliert...

Es wurde in diesem thread noch vieles Andere zu Wort gebracht, was des Nachlesens wert ist.

Was kann uns nun helfen, die Mutlosigkeit zu überwinden ?

Es gibt eine Brunnenfigur des Benvenuto Cellini (1500-1571): Perseus. Wenn ihr auf die Webseite "Der Maskulist" von Michail schaut, dann findet ihr sie abgebildet. Ihr seht dort einen schönen muskulösen Mann, der das abgeschlagene Haupt der Medusa in der Hand hält; in der anderen Hand sein Schwert. Die Medusa war eine der drei Gorgonen, Repräsen-tanten des Matriarchates (bzw. einer Kultur, die entsprechende Züge trägt). Sie war - damals schon - schrecklich anzusehen; wer ihr ansichtig wurde, der erstarrte zu Stein. Perseus überwand sie u.a. dadurch, daß er ihr mit einem Spiegel gegenübertrat, d.i. der Bewußtseinsspiegel, an dem das Denken zustandekommt. Mit Perseus und den anderen Helden dieser Epoche begann das Patriarchat und die griechische, dann abendländische Kultur. Beachtet bitte, daß Perseus auch Flügelschuhe trug. Der Geistesflug des Mannes, auch der der Anthroposophie, ist nicht ein solcher, der "abgehoben" macht ! (Ungesundes "Abheben" geschieht vielmehr durch Drogenkonsum, wie er in gewissen matriarchal orientierter Gesellschaften noch einen gewissen Kulturwert hatte.) - Nähers zum siegreichen Kampf der Helden gegen das Matriarchat und seinen Niederschlag in Traum und Mythologie siehe z.B. in "Die Große Mutter" von Erich Neumann, einem C.G.Jung-Schüler.

Nun noch das Folgende der Provokation halber: Perseus ist nur eine bestimmte (wenn auch m.E. herausgehobene) Erscheinung des Erzengel Michael, des Drachentöters. Michael ist der Verwalter der kosmischen Intelligenz. Und er braucht uns, aber er zwingt uns nicht. Näheres bitte nachlesen in R.Steiners "Anthroposophische Leitsätze" von 1924. Es lohnt sich ! Wer sich dieser Mühe nicht unterziehen will, sollte sich einer voreiligen Kritik - d.h. des Vorurteils - besser enthalten.

Es gibt keine Wahrheit, außer wir tun sie.

Und darum brauchen wir ein Patriarchat.

T.L.


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