Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Das Leben, die Liebe und was dieses wert ist (Feminismus)

Christine ⌂, Sunday, 16.07.2006, 16:57 (vor 6505 Tagen) @ Andi

Hallo Andi,

Männer wie Frauen können ohne Menschen des anderen Geschlechtes leben. Das
ist zigtausendfach durch Beispiele aus dem täglichen Leben bewiesen.


Klar können sie das, aber die entscheidende Frage ist doch: Ist dieses Leben überhaupt lebens- bzw. liebenswert?
Ich bin davon überzeugt, das die Menschen das ausstrahlen, was sie für sich selbst empfinden.
Als ich meinen Mann vor knapp 11 Jahren kennen gelernt habe, da hatte ich mit einem Teil meines Lebens abgeschlossen. Ich wusste, ich bin keine Schönheit, ich habe jede Menge Fehler und schloss daraus, das es in meinem Leben keinen Mann mehr geben wird. Ich war deshalb aber nicht verbittert, sondern habe für mich einfach die Konsequenz gezogen, das mein zukünftiges Leben ohne Männer lebenswert werden muss. Es war ein langer Kampf mit sehr vielen Schmerzen, denn wer will auf Dauer schon allein bleiben. Welche Strategie auch immer ich mir unbewusst ausgedacht habe, sie hat in diesem Moment funktioniert und so hat mein Mann mich kennen gelernt als eine glückliche Frau. Dieser Umstand war mehr als wichtig, denn wenn ich verbittert gewesen wäre, hätte mein Mann sich nicht für mich interessiert. Später habe ich dann erfahren, das ich eine gewisse Abwehrhaltung ausgestrahlt habe, aber meine Fröhlichkeit war der ausschlaggebende Punkt. Ich wollte von meinem Mann zunächst überhaupt nichts wissen, ich habe ihn bei unserem ersten Treffen, wo er mir einen Computer durch Vermittlung seiner Schwester verkaufen wollte, überhaupt nicht wahrgenommen. Meine Abwehrhaltung war aus meiner Sicht verständlich, war ich bis dato von so vielen Menschen verletzt worden. Ich wollte diese Schmerzen einfach nicht mehr durchmachen. Mein Glück in dieser Situation war dann, das ich die Schwester meines Mannes schon 5 Jahre kannte, denn als ich spürte, das mein Mann mehr von mir wollte als sich einfach nur mit mir unterhalten, da konnte ich seine Schwester ausfragen. Da ich sie ja schon längere Zeit kannte, wusste sie, wenn ich mich überhaupt für einen Mann interessiere, dann muss er ehrlich sein, alles andere war zunächst einmal unwichtig. Ich werde nie vergessen, was sie mir sinngemäß sagte: "Mein Bruder ist zwar ein Schlitzohr, aber er ist ehrlich und zuverlässig. Was er sagt, dazu steht er auch". Aus diesem Grund konnte ich durch diese Aussage meine Abwehrhaltung nach und nach aufgeben.
Was ist das Leben ohne die Liebe wert? Die Liebe ist das kostbarste Gut, was man besitzen kann, alles andere verblasst daneben. Der tollste Job mit dem tollsten Einkommen ist nichts, denn so etwas vermittelt nur oberflächlich ein Selbstwertgefühl. Durch die bedingungslose Liebe, die ich durch meinen Mann erfahren habe, bin ich unendlich reich geworden. Trotzdem musste auch ich erkennen, dass ein guter Job mit mehreren 1000 EUR Einkommen nichts ist, weshalb ich jetzt auch gekündigt habe. Was kommt, das weiß ich nicht, was ich habe das weiß ich. Folgendes mag sich jetzt pathetisch anhören, aber wie soll man Gefühle auch anders beschreiben: Die Liebe meines Mannes und meine eigene hat mich so sehr bereichert und mein Herz so groß werden lassen, das da sogar noch genügend Platz für andere wunderbare Menschen übrig ist.
Das ich so bin, wie ich bin, habe ich mir schmerzhaft erkämpft, aber es hat sich gelohnt.
Seit es mir so gut geht, habe ich einen Traum, der schlicht und einfach ist, wo ich mir aber wünsche, das er trotzdem in Erfüllung geht: Ich bin alt und (hoffentlich) weise, sitze auf einer Veranda in einem Schaukelstuhl mit einer Pfeife und bin zufrieden mit mir und meinem Leben. Auf diese Art und Weise will ich Abschied von meinem Leben nehmen, in der Hoffnung, vielen Menschen etwas gegeben zu haben.

Christine

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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein


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