Re: Oh ihr armen Geschöpfe....

Arne Hoffmann, Thursday, 02.08.2001, 19:45 (vor 8678 Tagen) @ mann in Hamburg

Als Antwort auf: Oh ihr armen Geschöpfe.... von mann in Hamburg am 01. August 2001 21:34:14:

Als Sozialpädogoge stimme ich euch zwar zu, daß Gewalt von Frauen ein noch wenig in der Diskussion vertretenes Thema ist. Aber es ist auch offen darlegbar, warum dies so ist. 80% aller Gewalttaten gehen von Männern gegen andere Männer aus, die restlichen 20% sind zu 12-15% Männergewalt gegen Frauen, der kleine Rest, das ist die Frauengewalt. Noch Fragen?

Naja, die eine oder andere schon:

1. Beziehen deine Statistiken die Dunkelziffer mit ein, oder beziehst du dich nur auf die Kriminalstatistiken? Mit letzerem kann ich auch mittlerweile widerlegte Thesen "beweisen" wie etwa, dass Gewalt in der Partnerschaft oder sexueller Kindesmissbrauch zu 95 Prozent von Männern ausgehe. Inwieweit decken deine Statistiken auch Misshandlungen von Kindern oder Alten ab? Frauen vergreifen sich genauso gerne an Schwächeren wie Männer. Das Aggressionsniveau von Frauen und Männern ist gleich - Frauen reagieren sich allerdings eher im privaten Raum ab, wo ihre Taten (noch) weitgehend unsichtbar bleiben.

2. Selbst angenommen, das wäre so, wie du sagst: Was ändert das an den Opfererfahrungen von Männern, die beständig unter den Tisch fallen gelassen werden? Beispielsweise lese ich immer wieder mal Klagen von Frauen, sie könnten sich im Gegensatz zu Männern nach Anbruch der Dunkelheit nicht ungefährdet in der Stadt bewegen - was in so absurden Forderungen wie nach speziellen "Frauentaxis" gipfelt, die im "Patriarchat" selbstverständlich auch durchgesetzt werden können. Nach den Angaben des Bundeskriminalamtes kommen etwa auf jede ermordete Frau drei ermordete Männer. Bei anderen Gewaltverbrechen sieht das Geschlechterverhältnis (selbst wenn man Vergewaltigungen mit einrechnet!) nicht viel anders aus. Einer US-Statistik zufolge werden sogar sechsmal so viele Jungen zwischen 15 und 19 ermordet wie Mädchen in derselben Altersstufe. Je brutaler ein Verbrechen ist, desto eher ist das Opfer männlich. Wieso sollte man das ignorieren, nur weil die Täter AUCH Männer sind? Das ist doch kein Fußballspiel, bei dem zwei Mannschaften gegeneinander antreten!

Mich ärgert es wirklich, dass jedes Mittel recht zu sein scheint, um Opfererfahrungen von Männern unter den Tisch fallen zu lassen. "90 Prozent der Gewaltopfer sind Frauen", wird in trivialfeministischen Büchern (fälschlicherweise) behauptet. Auch der Bremer Frauenausschuss wollte am Internationalen Frauentag, dem 8. März 1999, darauf aufmerksam machen, dass "überwiegend Frauen das Opfer von Gewalt sind". Das trifft weder auf den häuslichen Bereich zu, noch auf die Straße, noch auf Krieg und Bürgerkrieg. Trotzdem hat sogar das Europäische Parlament "Gewalt gegen Frauen" zum Jahresthema 1999 gemacht hat. Die Vereinten Nationen erklärten den 25. November jeden Jahres ausdrücklich zum "Internationalen Tag für die Beseitigung jeder Form von Gewalt gegen Frauen". Und Finanzminister Eichel gab 1999 eigens eine Sonderbriefmarke "Keine Gewalt gegen Frauen"
heraus. Gewalt gegen Männer? Da scheißt doch der Hund drauf ...

3. Immer noch angenommen, deine These von Männern als überwiegenden Tätern bei Gewalthandlungen würden stimmen: Was sagt uns das denn über die Lebenssituationen der TÄTER? Ich werde doch nicht gewalttätig, wenn es mir gut geht! Warum sind hierzulande wohl die Ausländer statistisch gewaltbereiter als die Deutschen und in USA die Schwarzen gewalttätiger als die Weißen? Werden hier die Deutschen von den Ausländern beherrscht und in den USA die Weißen von den Schwarzen, oder ist es umgekehrt? Gewalt ist doch sehr oft ein Signal äußerster Hilflosigkeit gerade von unterdrückten/benachteiligten Teilen der Bevölkerung.

Das wären so die drei Fragen, die mir bei deinem Posting spontan in den Kopf kommen.