Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Geburtsschmerz der Frau

Garfield, Tuesday, 19.07.2005, 21:02 (vor 7059 Tagen) @ Conny

Als Antwort auf: Geburtsschmerz der Frau von Conny am 19. Juli 2005 01:48:

Hallo Conny!

Sicher können Geburtsschmerzen sehr schlimm sein, aber auch Verletzungen durch einen Unfall können extreme Schmerzen verursachen. Und zu allen Zeiten waren es überwiegend Männer, die Opfer von Unfällen oder auch Opfer von Kriegen wurden. Insofern hatten auch Männer genügend Gelegenheit, ihre Leidensfähigkeit zu trainieren. In manchen Kulturen gehörten zu den Mannwerdungs-Riten auch Prüfungen der Schmerzunempfindlichkeit. Genital-Beschneidungen gehören auch zu solchen Prüfungen. Noch heute sind türkische Eltern stolz auf ihre Söhne, wenn sie eine Beschneidung ohne Schreien und Weinen ertragen.

Brandverletzungen beispielsweise können auch sehr schmerzhaft sein und im Gegensatz zu Geburtsschmerzen sind diese Schmerzen nicht relativ schnell wieder vorüber, sondern können sich lange hinziehen.

Mag sein, daß manche Frauen ihre Leiden bei einer Geburt absichtlich übertreiben, um so mehr Anerkennung von ihren Männern zu bekommen. Aber ich glaube, das liegt mehr daran, daß Frauen es einfach mehr als Männer gewohnt sind, sich über Schmerzen und sonstige Unannehmlichkeiten sofort deutlich zu beklagen. Ein Mann würde versuchen, sich möglichst nichts anmerken zu lassen, weil er genau weiß, daß ihm Schmerzensschreie als Schwäche ausgelegt werden, während es ihm jedoch als Stärke angerechnet wird, wenn er Schmerzen klaglos erträgt. Eine Frau darf Schmerzen zeigen, ohne daß man ihr das als Schwäche auslegt. Also tut sie es eben.

Ich habe schon von mehreren Fällen gehört, in denen Frauen ihren Männern während der Geburt des gemeinsamen Kindes sogar mit der Scheidung gedroht haben. Ich könnte mir deshalb auch gut vorstellen, daß sie in Anwesenheit ihrer Männer mehr und lauter schreien, nach dem Motto "er soll ruhig sehen, was er mir hiermit angetan hat".

Vielleicht ist das auch eine instinktive Strategie der Frau aus früheren Zeiten, als es für Männer noch relativ einfach war, sich nach einer Geburt einfach vom Acker zu machen und so aller Verpflichtungen ledig zu sein. Damals war es sehr wichtig, daß der Vater zumindest anfangs die Mutter und das Kind ernährte. Wenn er ein schlechtes Gewissen der Mutter gegenüber hatte, dann konnte das nur dazu beitragen, daß er brav seiner Ernährerrolle nachkam.

Ich habe mal gehört, daß es auf manchen Pazifikinseln in früheren Zeiten sogar üblich war, daß sich Männer während der Geburt ihres Kindes ebenfalls in eine Hängematte legten und versuchten, sich möglichst genau in die Situation ihrer Frauen hinein zu versetzen. Sie ahmten dann tatsächlich die Wehen nach, stellten sich die Geburtsschmerzen vor und schrieen auch.

Das ist auf den ersten Blick betrachtet vollkommen schwachsinnig. Unter dem obengenannten Aspekt gesehen jedoch macht das durchaus Sinn: In diesem Volk durften die Männer bei der Geburt nicht anwesend sein. Wenn sie sich aber die Schmerzen intensiv vorstellten, dann verschaffte ihnen das ebenfalls ein schlechtes Gewissen, und das konnte dann auch den gewünschten Effekt haben, nämlich daß sie ihre Frauen noch bereitwilliger unterstützten.

Daraus könnte man auch eine Erklärung dafür ableiten, wieso es überhaupt gar nicht selten üblich war, daß Männer bei der Geburt ihrer Kinder nicht anwesend sein durften. Dann konnten sie nämlich auch nichts davon mitbekommen, wenn eine Geburt vielleicht mal relativ zügig und weniger schmerzhaft vonstatten ging. Die Frau mußte dann nicht ständig darauf bedacht sein, die Schmerzen möglichst schlimm darzustellen, sondern konnte sich voll auf die Geburt konzentrieren... Wenn nämlich eine Geburt schon allgemein als höchst schmerzvolle und unangenehme Sache galt, dann war es weniger wichtig, dies den Männern immer wieder zu demonstrieren. Dann glaubten sie es auch so und mußten nicht mehr unbedingt dabei sein.

Freundliche Grüße
von Garfield


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