Schülerbefragung

Beobachter, Wednesday, 03.08.2005, 16:50 (vor 7044 Tagen) @ Bella

Als Antwort auf: Re: Willkommen im Club von Bella am 03. August 2005 09:28:

"Mit dem Bsp. wollte ich darauf hinaus, daß es eben Gruppendynamiken gibt, und um genau die ging es in der Diskussion über das Forum. Ob man Recht hat oder nicht, man schafft es sich. Rechtfertigungen für die abstrusesten Dinge werden gebracht, hauptsache das Ergebnis ist das Erwünschte. Du bist ja selbst davon betroffen gewesen."

Hallo Bella!

Dieses Beispiel, das überraschend (weil anscheinend zusammenhanglos) in deinem Beitrag auftaucht, hat mich angesprochen, aber auch etwas ratlos gemacht, zumal ich nicht eindeutig weiß, was ich den Antworten entnehmen soll.

Also, wenn ich aufgefordert wäre, Unterschiede zwischen jüdischen und nichtjüdischen Menschen zu benennen, dann würde ich zunächst sagen: Es gibt Unterschiede, selbstverständlich, aber ich kann sie nur sehr unvollkommen beschreiben.

Dieselbe Antwort würde ich geben, wenn ich aufgefordert wäre, Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Menschen zu benennen.

Die Reaktion der Lehrerin - nämlich ihre Aufforderung, die Antwortenzettel wegzuwerfen und über die Tatsache der Beantwortung nachzudenken - würde mich zu einer Reaktion der Empörung provozieren. Ich würde sie mit Nachdruck zur Rede stellen und etwa äußern: "Sind wir in Ihren Augen Vertreter einer minderwertigen Rasse, daß Sie es nicht für nötig befinden, das Ergebnis eines Dialoges, den Sie eingeleitet haben, mit uns zu diskutieren ?"

Wie mir scheint, will die Lehrerin darauf hinaus - und durch Lächerlichmachen der Befragten bekräftigen - daß es Unterschiede zwischen Menschen verschiedener Rassen oder verschiedener Herkunft (evtl. auch verschiedenen Geschlechts) nicht gebe. Die gibt es aber, sonst hätte Art.3,3 GG keine Rechtfertigung:

"Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden."

Ich habe "Rasse" in Fettdruck gesetzt, weil es seit längerem Stimmen gibt, die behaupten, es gebe gar keine Rassen; der Begriff sei wissenschaftlich überholt. Das wäre mir auch nicht weiter interessant, wenn nicht außerdem auch noch behauptet würde, es gebe gar keine Geschlechter; die Unterschiede seien lediglich - jedoch 100%ig - anerzogen.

Merkwürdigerweise konkurrieren diesbezüglich zwei praktisch entgegengesetzte, einander ausschließende Auffassungen:

a) siehe oben: Geschlechter seien nur anerzogene Rollen, die durch entsprechende (Um-)Erziehung auch wieder aufgehoben werden können und müssen;

b) die Geschlechterdifferenz ist vorhanden, ja dermaßen ausgeprägt, daß dies nun durch "Gender-Mainstreaming" mit politischen Mitteln dem Volke und der Sprache eingeprügelt werden muß.

Wie gesagt, beide Auffassungen schließen einander aus, theoretisch jedenfalls. Praktisch wird dasselbe Ziel verfolgt, je nachdem, ob man "benachteiligte" Frauen fördern und das nötige Geld dazu einfordern will (a), oder ob man den erreichten und nicht mehr zu leugnenden Herrscher-Status von Frauen stabilisieren will (b).

Die o.g. Lehrerin verfolgt demnach die Strategie (a).

Absolut verwerflich ist dabei das Mittel, dessen sie sich bedient: in Schülern ein Tabu einzupflanzen.

B.