Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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INVISIBLE MEN Nr. 21

Arne Hoffmann, Thursday, 22.11.2001, 14:31 (vor 8401 Tagen)

INVISIBLE MEN e-zine, Nummer 21

herausgegeben von Arne Hoffmann

Herzlich willkommen, liebe Leser, zur einundzwanzigsten Ausgabe des INVISIBLE-MEN-e-zines!

Inzwischen treffen die ersten kritischen Stimmen zu meinem Buch "Sind Frauen bessere Menschen?" ein. So ging vor einigen Tagen das folgende Mail an meinen Verlag (und in Kopie an mich): "Sag' mal habt ihr in eurem Verlag keine Lektoren oder so, die das Manuskript lesen, bevor ein Buch gedruckt wird? Oder geht ihr nur nach dem Titel? Womöglich langt es ein paar akzeptable Bücher zu schreiben. Danach kann man dann schreiben, was man will und der Verlag druckt es." Das Mail erklärt weder, warum sein Verfasser meint, die Mitarbeiter(innen) des Verlages duzen zu dürfen, noch einen einzigen Hinweis, was ihn konkret an dem Buch stört. Dafür schließt es mit dem Versprechen, in Zukunft sämtliche Titel dieses Verlages boykottieren zu wollen. Unterschrieben ist das Mail mit dem merkwürdigen Pseudonym "Hannibal" ...

Eine positive Rückmeldung bekam ich hingegen von einer Schweizer Leserin namens Jolanda. Sie schreibt mir und eigentlich uns allen: "Ich finde deinen Kampf bemerkenswert und du hast meine vollste Sympathie und mein Wohlwollen. (...) Ich gestehe ein, ich habe nicht gewusst, dass Männer so krass benachteiligt werden, ich war total entsetzt. (...) Ich wünsche dir auch weiterhin viel Power und ich hoffe echt, dass ihr Männer nicht resigniert, nie resigniert und weiter kämpft, für eine Welt, in der jeder die gleichen Rechte hat. Für eine Welt, in der die Menschen partnerschaftlich nebeneinander und füreinander einstehen. (...) Man muss da was tun, jeder einzelne, ob Mann oder Frau, muss da was tun."

Witzig finde ich, was in der Online-Buchhandlung Amazon gerade so geschieht. Dort ist "Sind Frauen bessere Menschen?" zwar noch nicht mal unter den Top-10.000 und noch immer ein Phantomtitel (also ohne Inhaltsangabe, Cover oder Leserrezensionen). Ganz anders sieht es aber aus, wenn man den Verkaufsrang nach Themenkategorien abfragt. Dabei ergibt sich: "Sind Frauen bessere Menschen?" befindet sich schon unmittelbar nach der Veröffentlichung auf Platz 4 der Titel zum Thema
"Geschlechterforschung", Platz 2 beim Thema "Emanzipation" und Platz 1 beim Thema "Frauenbewegung" - hier liegt es noch vor Alice Schwarzers "kleinem Unterschied". Wie war das noch mit der vermeintlichen Binsenweisheit im Verlagsgewerbe, dass männerfreundliche und frauenkritische Bücher bei der Kundschaft einfach nicht gehen? Danke an alle von euch, die diesen Verkauf unterstützt und damit nebenbei auch eine klare Botschaft gesendet haben!

Ansonsten gibt es in den letzten Tagen vor allem mal wieder in den USA leichte Bewegung im Geschlechterkampf. Insbesondere scheint der der radikale Feminismus gegenüber dem gemäßigteren Teil der Bewegung immer weiter zurückzustecken. So schloss die weltweit größte Frauenorganisation NOW inzwischen ihre Internetforen, offenbar weil viele der dort aktiven Posterinnen mit einem extrem bösartigen und verletzenden Umgangsstil ein sehr schlechtes Aushangsschild für den Feminismus abgaben. Außerdem gibt es mit Tammy Bruce eine neue prominente "Abtrünnige" der radikalen Frauenbewegung (Dazu findet ihr eine Buchbesprechung weiter unten in diesem zine). Wendy McElroy und Cathy Young, beides scharfe Kritikerinnen des Auf-Männer-einprügel-Feminismus, haben für die nächsten Monate jeweils eine neue Buchveröffentlichung angekündigt. Und schließlich ist das Ms-Magazin, eine Art amerikanischer "Emma", von der Feminist Majority Foundation aufgekauft worden, zieht nach Los Angeles und entlässt einen Großteil seiner New Yorker Mitarbeiterinnen. Was das politisch bedeuten wird, ist mir noch nicht klar, aber sichtlich gerät hier überall einiges ins Rutschen.

Zwei eher kuriose Meldungen gibt es aktuell aus Deutschland. Nummer eins: Wie das Verwaltungsgericht Sigmaringen entschied, muss die Bundeswehr für die künstliche Befruchtung einer Soldatin die Kosten übernehmen. Nummer zwei: Laut dpa hat in Friedland (Mecklenburg-Vorpommern) eine Haupt- und Realschule vor allem den Schülerinnen "übertrieben freizügige Bekleidung", insbesondere das bauchfreie Top, untersagt, weil die Jungen zu sehr abgelenkt würden, "wenn sie mit zu viel nackter Haut konfrontiert sind. Auch für die Lehrer sei dies unzumutbar." - Weitere News im Folgenden. Wie immer hoffe ich, dass noch alle Links stehen; wenn das in Einzelfällen nicht so ist, habt ihr wahrscheinlich mehr Glück mit dem Back-up dieses zines unter www.maennerschutz.org.

FALLS DU DIESES ZINE NICHT MEHR ERHALTEN MÖCHTEST, genügt eine kurze Reply an Cagliostro3@hotmail.com mit einer Botschaft wie "Stop!". Umgekehrt kann sich natürlich auch jeder als Direktempfänger auf meine Mailingliste setzen lassen. Noch immer können die Meldungen dieses Zines bedenkenlos von jedem von euch weiterverbreitet werden: ob in Internet- Foren oder per Mail. Die bisher erschienenen Ausgaben dieses zines können eingesehen werden unter http://www.dabbel.de/invisible-men/index.html, http://f25.parsimony.net/forum63299, www.zahlvater.de sowie www.maenner-maenner.com. Wer dieses zine durch eine freiwillige Abozahlung finanziell unterstützen möchte, der findet mein Konto bei der Nassauischen Sparkasse, Kto.-Nr. 393 039 906, BLZ 510 500 15. Herzlichen Dank!

NEWS:
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FÄLSCHLICH UNTERSTELLTE VERGEWALTIGUNG VERNICHTET STAATSANWALT

Der folgende Bericht ist nicht neu, sondern stammt vom März diesen Jahres. Er wurde mir allerdings jetzt erst zugänglich. Gisela Friedrichsen berichtet unter http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,125690,00.html für den SPIEGEL, wie die Existenz eines jeden Mannes vom Staat vernichtet werden kann, wenn ihn eine Frau auch auf noch so wirre Weise der sexuellen Gewalt beschuldigt. Heftiges Zeug.

ELFJÄHRIGER ALS SEXUALVERBRECHER REGISTRIERT

Nein, nicht in den USA, in England: http://www.guardian.co.uk/uklatest/story/0,1271,-1311530,00.html

KÖLNER "EXPRESS": POP-KÖNIGIN HIELT SICH JUNGE MÄDCHEN ALS SEX-SKLAVINNEN

http://www.express.de/news/2226540.html

BADEN-WÜRTTEMBERG: PLATZVERWEIS FÜR (EHE-)MÄNNER

Auch im Schwabenländle bedeutet "häusliche Gewalt" für Presse und Regierung noch immer nichts anderes als dass Männer ihre Frauen prügeln: http://www.ron.de/osform/cms_osmm?
articleName=HERMES:20011120:2429802&template=templates/cms_osmm/recherche/lokal/man/meldung.oft

ENGLAND: NEUES GESETZ SOLL AUSSENSTEHENDEN ANZEIGEN WEGEN HÄUSLICHER GEWALT ERLAUBEN

In Großbritannien schreitet der Kampf gegen häusliche Gewalt auf ganz eigene Weise voran. Jetzt soll es nicht nur dem geprügelten Partner möglich sein, ein Verfahren einleiten zu lassen, sondern etwa auch außenstehenden "Opferschutzgruppen", wenn sie dies für notwendig halten. Bei allem politisch-ideologischen Schindluder, der jetzt schon mit diesem Problem getrieben wird, ist das nicht wirklich eine gute Nachricht. Näheres darüber berichtet der folgende Artikel des britischen Independent, in dem selbstverständlich ganz automatisch von "men who beat their wives or partners" und "woman who are too frightened" die Rede ist: http://news.independent.co.uk/uk/legal/story.jsp?story=105619 (Was der Artikel nicht widergibt, ist, dass selbst manche Feministinnen nicht glücklich mit dieser neuen Regelung sind, weil die Handlungs- und Entscheidungsmacht damit aus den Händen der betroffenen Frau gerissen werde.)

"MÄNNERFEINDLICHKEIT BEDROHT UNSERE GESELLSCHAFT"

Hier gibt´s einen interessanten Artikel zu dem US-amerikanischen Buch zu diesem Thema, das ich hier in ein paar Wochen rezensieren werde: http://www.nationalpost.com/search/story.html?
f=/stories/20011114/785249.html Noch tiefgehender ist der folgende Beitrag zu diesem Titel: http://www.mcgill.ca/public/reporter/05/misandry

ERSTES LANDRATSAMT NUR FÜR MÄDCHEN

Nach Spielplatz, Hallenbad, Jugendzentrum etc. wird jetzt das erste Landratsamt vorübergehend zur jungenfreien Zone erklärt: http://www.oberpfalznetz.de/zeitung/0,2123,24354-1-8_166_0,00.html

"HEIRATEN IST SINNVOLLE ENTSCHEIDUNG"

Wenn ich in diesem zine auf interessante Beiträge zur Geschlechterdebatte verweise, werde ich manchmal auf eine Art kritisch befragt, die unterstellt, dass ich die in diesen Artikeln geäußerte Meinung vollständig teile. Das ist ja auch oft der Fall, aber manchmal finde ich nur bestimmte Diskussionsbeiträge aufschlussreich und bin selbst noch dabei, mir eine Meinung zu bilden. Von meiner persönlichen Einstellung bin ich beispielsweise leidenschaftlicher Single. Trotzdem finde ich folgenden Artikel sehr interessant, in dem es nicht nur darum geht, dass Feministinnen in den USA angeblich die Publizierung eines Pro-Heirat-Buchs verhindert haben, sondern auch, dass eine Ehe Männern wie Frauen deutliche Vorteile bringt: http://www.nationalreview.com/contributors/kurtz111501.shtml

SCHEIDUNG PER MAUSKLICK

http://www.latimes.com/technology/la-000092376nov19.story?coll=la-headline

US-GERICHT: VERTRAG AUF UNTERHALTSVERZICHT UNGÜLTIG

http://www.miami.com/herald/content/news/local/broward/digdocs/040796.htm Wenn ich mich nicht vollkommen irre, ist das auch die gültige deutsche Rechtslage.

KALIFORNIERIN ZAHLT 15.000 DOLLAR FÜR ERSTKLASSIGES SPERMA

Die 33-jährige sucht einen stattlichen, intelligenten Studenten mit einer Körpergröße von über 1,80 als Erzeuger ihres Kindes: http://www.divorcemagazine.com/news/stanford.shtml

TEENAGER AUF VERZWEIFELTER SUCHE NACH SEINEM VATER

Und dann gibt es wieder Kinder, die aus einem viel tiefgehenderen Bedürfnis heraus nach ihrem Vater fahnden:
http://icliverpool.icnetwork.co.uk/0100news/0100regionalnews/page.cfm?
objectid=11432727&method=full

FEMINISTISCHE STRIP-TÄNZERINNEN IN LOS ANGELES

"Striptanzen hat mir gewaltige Möglichkeiten gegeben", berichtet eine von ihnen unter
http://www.unison.ie/irish_independent/stories.php3?
ca=42&si=639055&issue_id=6393 "Es hat mich in die Lage versetzt, meinen Körper besser kennenzulernen und besser damit zurechtzukommen, was ich bin." Klingt gut. Sollte ich vielleicht auch mal probieren.

MEINUNG:
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TALIBAN UNTERDRÜCKEN AUCH MÄNNER

In den letzten Wochen erschien innerhalb der US-Männerbewegung immer wieder mal ein Artikel, der darauf aufmerksam machte, dass in Afghanistan beileibe nicht nur oder auch nur überwiegend Frauen unterdrückt werden, wie das sonst in der Diskussion immer wieder gerne behauptet wird (vermutlich weil man mit misshandelten Frauen und Kindern leichter zu einem Krieg motivieren kann als mit geschundenen Männern). Ich habe diese Beiträge hier nicht gepostet, weil wir diese Diskussion hier schon hatten. Jetzt aber äußert sich mit Cathy Young eine der Top-Expertinnen in der US-Geschlechterdebatte (und weder feministisch noch maskulistisch orientiert) zu diesem Thema: http://www.boston.com/dailyglobe2/318/oped/The_plight_of_women_in_war_shoul
dn_t_blind_us_to_sufferings_of_men+.shtml

AFGHANISCHE FRAUENRECHTLERIN: NORDALLIANZ BEHANDELTE FRAUEN SCHLIMMER ALS TALIBAN

Dieser Beitrag gerät ein bisschen off-topic, weil es hier mehr um Frauen- als um Männerrechte geht, aber dieses zine soll ja auch vernachlässigten Gesichtspunkten aus der Geschlechterdebatte insgesamt Raum geben. Insofern ist es schon von Interesse, wenn der Krieg gegen Afghanistan inzwischen immer stärker auch mit dem Kriegsziel der Frauenbefreiung legitimiert wird, die afghanischen Verbündeten der USA jedoch die Taliban mit Gewalt und Grausamkeit noch in den Schatten stellten, wie Sahar Saba berichtet: http://www.cnn.com/2001/COMMUNITY/11/19/saba.cnna/index.html

"RADIKALFEMINISTINNEN UND MEDIEN VERBREITEN FALSCHE INFORMATIONEN ZU HÄUSLICHER GEWALT"

Einen netten, seriösen Artikel mit einigen Links, darunter Ratschläge für Menschen in einer solchen destruktiven Beziehung, gibt es unter http://www.modernman.com/family/242-1.html Ich weiß, ihr habt das alles inzwischen schon oft genug gehört, aber der Artikel ist wirklich hübsch. Neben vielen anderen faszinierenden Details verweist er etwa auf eine Studie aus dem Jahr 1993, der zufolge 94 Prozent der weiblichen Opfer häuslicher Gewalt und null Prozent der männlichen Opfer mit der Reaktion der Polizei zufrieden waren.

Einen anderen ganz ordentlichen Artikel zu diesem Thema findet ihr unter http://www.gmtoday.com/news/front/topstory20.asp

BUCHVORSTELLUNG:
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TAMMY BRUCE:
THE NEW THOUGHT POLICE. INSIDE THE LEFT`S ASSAULT ON FREE SPEECH AND FREE MINDS

So wie ich das mitverfolgt habe, ist Tammy Bruce´s neues Buch Anfang November gleich auf Platz 10 der US-Amazon-Charts eingestiegen und seitdem zwar kontinuierlich gefallen, es hält sich aber immer noch verhältnismäßig weit oben. Der Grund für beides mag daran liegen, dass es ein großes Versprechen abgibt, dieses aber nur zum Teil einlöst.

Wenn ich mich nicht ganz irre, wird kaum einem einzigen von euch der Name "Tammy Bruce" etwas sagen, da sie eigentlich nur in den USA (einigermaßen) bekannt ist. Es handelt sich bei ihr um eine lesbische, politisch links stehende Frauenrechtlerin aus der zweiten Führungsebene der weltweit größten feministischen Organisation NOW. Insofern ist es natürlich hochbrisant, dass sie in ihrem aktuellen Werk gerade der politischen Linken den Vorwurf macht, längst nicht mehr eine unterdrückte Minderheit darzustellen, sondern stattdessen mit immenser Macht Sprech- und Denkverbote durchzusetzen. Wie in George Orwells "Farm der Tiere" sei die Forderung nach Gleichheit dadurch ersetzt worden, dass sich einige ehemals Unterdrückte plötzlich gleicher als die anderen dünkten. Bruce nimmt dabei insbesondere die Homosexuellen-Verbände, die schwarzen Bürgerrechtler, die Vertreter der multikulturellen Bewegung und die Feministinnen aufs Korn. Offenbar berührt sie damit ein Thema, das vielen US-Amerikanern momentan heftig unter den Nägeln brennt.

Das Problem ist, was sie daraus gemacht hat. Zwar wäre es grundfalsch, ihr Buch missraten zu nennen. Es trifft schon hier oder da hochinteressante Punkte, zu denen ich gleich kommen werde. Nur: Zunächst einmal ist ihr Text satztechnisch immens aufgeblasen. Ohne eine riesige Schrift und diverse Layout-Tricks wäre das Buch mit 150 Seiten ausgekommen. Zweitens verkündet Bruce zwar lautstark, dass es in den USA einen neuen McCarthyismus gebe. (Unter McCarthy wurden Kommunisten und Leute, die man dafür hielt, bis hin zu Charlie Chaplin und Bert Brecht, einer Hetzjagd ausgesetzt, die mit Berufsverlust oder Gefängnis enden konnte.) Die Beispiele, die sie dafür anführt, bleiben jedoch oft extrem dürftig. Warum sie so dürftig bleiben, ist eigentlich verwunderlich, denn es gibt entsprechende Beispiele zuhauf, und sie waren schon vor einigen Jahren in Klassikern wie Alan Kors "The Shadow University" oder (mit Blick auf den Feminismus) in Daphne Patais "Heterophobia" detailliert nachzulesen. Vielleicht kommt das gerade dadurch zustande, dass Bruce beispielsweise der feministischen Bewegung immer noch sehr nahesteht. So beklagt sie relative Kleinigkeiten bei der Vorgehensweise ihrer Mitstreiterinnen, etwa dass sie der demokratischen Partei zu nahe stünden und Bill Clinton dementsprechend für seine sexuellen Übergriffe nicht stärker in die Mangel genommen hätten. Aber solche Stellen lesen sich bei ihr immer so wie sich das Genörgel einer Büroangestellten anhört, dass ihre Kollegin ihren Job nicht richtig erledige. (Andererseits muss man zugeben, dass es schon verdächtig ist, wenn die feministische NOW zu dem selben Zeitpunkt, zu dem sie zu Clintons Skandalen die Klappe hält, eine Dreiviertelmillion Dollar für ein nicht existierendes "Tabakkontroll-Projekt" erhält.)

Irritierend ist es auch, wenn sich Bruce über von Feministinnen durchgeführte Bücherverbrennungen auf dem einen oder anderen Campus empört oder darüber, dass der feminismusfeindliche Radiomoderator Rush Limbaugh nur mit persönlichen Beschimpfungen, statt auf der Sachebene angegriffen wird, weil dies eine Attacke auf die Meinungsfreiheit darstelle, sich aber an einer späteren Stelle über Seiten hinweg damit brüstet, wie sie und ihre Mitkämpferinnen beinahe das Erscheinen von Bret Easton Ellis Roman "American Psycho" verhindert hätten, indem sie einen Telefonterror gegen die privaten Anschlüsse von Ellis Lektoren und Verlegern organisierten. Wenn man mal von dem Unterpunkt absieht, dass inzwischen zahlreiche Literaturwissenschaftler (darunter ich selbst) "American Psycho" höchstens auf der Oberfläche als gewaltverherrlichend und frauenfeindlich, auf tieferer Ebene aber als literarisches Meisterwerk einschätzen, erscheint Bruces Logik hier mehr als sonderbar. Ich persönlich wäre zum Beispiel nicht gerade begeistert, wenn meine Bücher von unzufriedenen Lesern als Flammenfutter verwendet würden, aber richtiggehend angepisst wäre ich vor allem, wenn es durch politischen Druck unmöglich gemacht würde, dass sie überhaupt erscheinen.

Dieser Kritik bleibt unbenommen, dass das, was Bruce und vor ihr viele andere über die Zustände an US-amerikanischen Universitäten schildern, wirklich beängstigend ist. Wenn man das alles so liest, ist man direkt froh, dass es in Deutschland "nur" feministische Indoktrination und zahlreiche einrichtungen speziell für Frauen gibt und keine Verbrennungen unliebsamer Texte, Entwendungen von zehntausenden Studentenzeitungen mit politisch unerwünschten Kommentaren (in einem Fall mit der Hilfe eines Dekans der Uni), "Zonen der Meinungsfreiheit" (was im Umkehrschluss bedeuten muss, dass in anderen "Zonen" die Meinungsfreiheit nicht gilt), zu hunderten heruntergerissenen Plakaten der politischen Gegner und so weiter. Besonders unterhaltsam scheint es Bruce zufolge an der Penn State University zuzugehen, wo eine schwarze Konservative ihren Vortrag nicht zu Ende führen konnte, ohne von Trillerpfeifen blasenden StudentInnen in Militäruniform in die Flucht geschlagen zu werden, dafür aber ein ... pardon ... "feministisches Fotzenfest" veranstaltet wurde (unterstützt durch 10.000 Dollar der Universität), in dem junge Frauen ihre gepierceten Brüste zu einem bestimmt sehr künstlerischen Marionettentheater umfunktionieren.

Zu den aufschlussreicheren Stellen des Buches gehört auch, wie Tammy Bruce dem Leser noch einmal die Elemente des "groupthink" vor Augen führt (etwa den Glauben, eine höhere Moral zu vertreten, deshalb unangreifbar zu sein, Abweichler rigoros verfolgen und Zensur ausüben zu dürfen) und darlegt, wie solche Funktionsweisen etwa in der feministischen Ideologie zum Tragen kommen (wobei Bruce, wie gesagt, bei ihrer zaghaften Analyse nicht einmal die halbe Strecke zurücklegt). Bemerkenswert ist zu lesen, wie Bruce von sich selbst berichtet, als Mitglied der Frauenbewegung die Einstellung übernommen zu haben, Zensur sei die Lösung vieler Probleme. Auch sonst schildert sie beispielsweise die NOW als ebenso paranoiden wie inkompetenten Haufen. Als sich Tammy Bruce dort als Public-Relations-Expertin bewarb, erhielt sie zunächst nicht einmal einen Rückruf, weil ihre Referenzen einfach zu GUT waren und sie so nicht "ins Profil passte", sondern für eine Spionin gehalten wurde. Und als es ihr gelang, ihre NOW-Ortsgruppe binnen kurzer Zeit von 1200 auf 4000 Mitglieder hochzufahren, musste sie sich dafür vor dem NOW-Bundesvorstand gegen den Vorwurf rechtfertigen, NOW schaden zu wollen, weil zu den neugewonnenen Mitgliedern nicht nur "verdächtig viele Männer" zählten, sondern sogar Konservative und religiöse Menschen. Einige andere von Bruces Beispielen sind ebenfalls überzeugend. Ein mit ihr befreundeter Senior-Vizepräsident eines großen Unternehmens wurde etwa wegen seines diplomatischen Geschicks gebeten, auf eine Junior-Vizepräsidentin beratend Einfluss zu nehmen, die mit ihrer biestigen Art etliche Kunden und Mitarbeiter vergraulte. Er teilte ihr mit, dass sie viel gewinnen könnte, wenn sie nur etwas netter wäre. Jetzt dürfen alle dreimal raten - richtig: Schon am nächsten Tag wurde er deshalb wegen sexueller Belästigung verklagt.

Andere von Bruces Anekdoten sind schließlich so idiotisch, dass sie schon wieder süß sind. Beispielsweise beklagt sie in einem ganzen Kapitel auf eher blasse Weise, wie leicht sich die Medien durch den Druck sogenannter Minderheitengruppen instrumentalisieren ließen. Dass Vertreter ECHTER Minderheitenpositionen wie etwa Männerrechtler kaum zu politischen Fernsehdiskussionen eingeladen werden, weil sonst die anderen Diskussionsteilnehmer mit Absagen drohen und die ganze Sendung platzen würde, auch darüber schrieb Warren Farrell schon vor einigen Jahren. An einer ganz anderen Stelle führt Bruce jedoch als Beispiel RICHTIGER Medienarbeit an, wie sie selber (natürlich) einen Radiosprecher zusammengestaucht hatte, der es wagte zu berichten, dass 12 Prozent aller Frauen ihre Kollegen sexuell belästigen würden. Das sei nämlich eine vollkommen entstellende Meldung gewesen, die richtig formuliert hätte heißen müssen: "88 Prozent aller Frauen belästigen ihre Kollegen nicht!" Der Radiosprecher habe ihre Kritik auch sofort aufgegriffen, seine ursprüngliche Nachricht korrigiert und sich dafür sogar entschuldigt habe. Mit anderen Worten: Entweder merkt Tammy Bruce nicht, wenn sie verarscht wird, oder die Situation in den US-Medien ist noch grotesker, als sie sie selbst zeichnen möchte. So oder so: Man mag nach der Lektüre des Buches einen eher verwirrten Eindruck von der Autorin gewonnen haben, aber der Erkenntnisgewinn ist trotzdem vorhanden.

Wäre jedenfalls eine coole Kampagne gegen das deutsche Gewaltschutzgesetz gewesen: "Die Behauptungen der Frauenministerin hinsichtlich Gewalt in der Partnerschaft sind irreführend. Richtig formuliert muss es heißen: Zwei von drei Frauen kommen ungeschoren davon." Nein, ich glaube nicht, dass das überzeugt hätte.

Bei einigen Entwicklungen innerhalb der USA wird sich der Leser unwillkürlich fragen, wie lange es wohl dauern mag, bis sie auch in Deutschland Einzug halten. Beispielsweise existiert dort inzwischen die Forderung nach angemessener politischer Vertretung einer Bevölkerungsgruppe im Parlament. Hört sich vernünftig an? Zugegeben, deshalb waren die Frauenrechtlerinnen mit ihrer Forderung auch so überzeugend, dass eigentlich jede zweite Person im Bundestag weiblich sein müsse, weil dies dem weiblichen Bevölkerungsanteil entspreche (unabhängig davon, ob das auch mit dem politischen Engagement von Frauen übereinstimmt). Nur wird in den USA inzwischen offenbar darüber diskutiert, dieses Prinzip auch auf andere gesellschaftliche Gruppen zu erweitern, etwa auf Schwarze, Latinos oder Eskimos. Letzten Endes würde sich die Zusammensetzung eines Parlamentes also noch weniger als bisher nach den befähigsten Personen richten, sondern danach, dass alle möglichen Quoten und Proporze angemessen erfüllt werden. Das Motto wäre dann: "Jeder zwölfte Abgeordnete wird ein Latino, weil das dem Bevölkerungsanteil entspricht, und wenn wir dabei auf weniger begabte Politiker zurückgreifen müssen, dann ist das eben so." Das ist genau jene Quotenregelung, die - beschränkt aufs weibliche Geschlecht - uns die deutsche Frauenpolitik so schmackhaft zu machen versucht.

Ein ausführliches Interview mit Tammy Bruce findet ihr unter http://www.worldnetdaily.com/news/article.asp?ARTICLE_ID=25263

ZUR DOKUMENTATION:

Joachim Müller weist auf den neu erstellten österreichischen Gewaltbericht hin und nennt seine Schlussfolgerungen das "so ziemlich Heißeste, was es zur Zeit zum Thema gibt". Teile daraus wurden von Däubler-Gmelin in ihrer Rede zur Verabschiedung des Gewaltschutzgesetzes zitiert. Die Veröffentlichung in gedruckter Form soll im Dezember geschehen. Es folgt die Zusammenfassung von Seite 30:

--- Gewalt gegen Männer ist ein umstrittenes Thema innerhalb der Forschung über Gewalt in der Familie. Es ist eine nach wie vor versteckte Form innerfamiliärer Gewalt und ein Tabuthema innerhalb der öffentlichen Diskussion.
Ein wesentlicher Grund für die Tabuisierung ist, dass Gewalt gegen Männer mit den ihnen zugedachten gesellschaftlichen Rollenzuschreibungen nicht konform geht, sondern den ihnen zugeschriebenen Charaktereigenschaften wie Stärke, Überlegenheit und Unabhängigkeit widerspricht. Dies wird etwa daran deutlich, dass Männer ungern zugeben, von der eigenen Partnerin misshandelt worden zu sein. Eher neigen viele dazu, die an ihnen ausgeübte Gewalt zu bagatellisieren. Aus Scham sind sie oftmals nicht bereit, Hilfe Außenstehender anzunehmen. Misshandelte Männer finden selten Glauben bei Polizei und Gericht.
Empirische Untersuchungen zeigen jedoch, dass Gewalt gegen Männer existiert. In Befragungen wird deutlich, dass die Raten gewalttätiger Frauen und Männer maximal ein Drittel voneinander abweichen. Einige Untersuchungen konnten dabei eine höhere Rate von Gewalt gegen Männer, andere wiederum eine höhere von Gewalt gegen Frauen nachweisen.
Frauen sind nicht friedlicher als Männer. Empirische Untersuchungen widersprechen der oftmals biologistisch geprägten Argumentation, dass Frauen „von Natur aus“ friedliebender als Männer sind. So gibt es empirische Belege dafür, dass auch Frauen Gewalttaten gegen Männer beginnen.
In der Forschungsdiskussion wird davon ausgegangen, dass Frauen ihre geringere körperliche Stärke durch den Einsatz von Gewaltmitteln kompensieren, die aus einer bestimmten Distanz eingesetzt werden können. Empirische Untersuchungen liefern einige Hinweise zur Bestätigung dieser Annahme. Allerdings sind die in diesen Untersuchungen nachgewiesenen Differenzen nicht groß genug, um diese Vermutung generell bestätigen zu können.
Nichtsdestotrotz stellt die Gewaltanwendung gegen Frauen gesellschaftlich ein größeres Problem als Gewalt gegen Männer dar, weil Frauen schwerer verletzt werden und die aus Gewalthandlungen an ihnen resultierenden Konsequenzen gravierender sind. In diesem Zusammenhang darf nicht übersehen werden, dass es nach wie vor vielen Frauen auf Grund mangelnder ökonomischer Ressourcen schwerer fällt, gewalttätige Beziehungen zu verlassen.
Empirische Befunde über die Existenz von Gewalt gegen Männer rechtfertigen im Gegenzug nicht, die Problematik Gewalt gegen Frauen zu bagatellisieren und infolgedessen öffentliche Hilfen für Frauen als überflüssig zu betrachten (Gemünden 1996).
Auf Grund der nach wie vor gegenwärtigen Randstellung der Thematik Gewalt gegen Männer und des Fehlens spezifischer Forschungsarbeiten blieben wesentliche Aspekte dieser Problematik nach wie vor unerforscht. Konkret fehlen etwa Forschungsarbeiten, welche mit Methoden der qualitativen Sozialforschung spezifische Probleme von misshandelten Männern in ähnlicher Weise näher untersuchen wie das bereits in Untersuchungen über misshandelte Frauen erfolgt ist. Genauso ist bisher wenig über die Folgen für männliche Opfer und ihre Bewältigungsstrategien bekannt. Es erscheint daher notwendig, diese Defizite in den kommenden Jahren zu beseitigen, um ein differenzierteres Bild über diese Problematik zu erlangen." ---

Wie man sich denken mag, gibt es in diesem Text auch einige Punkte, die mit meiner persönlichen Einschätzung des Problems nicht übereinstimmen (insbesondere den mit "Nichtsdestotrotz" eingeleiteten Absatz), aber die Debatte wird ja auch gerade erst eröffnet. Als Diskussionsgrundlage halte ich diesen Text für außerordentlich gut geeignet. Und erfreulicherweise scheint sich ja auch das Bundesfrauenministerium allmählich dazu durchzuringen, Wissenschaft an die Stelle von Ideologie treten zu lassen, und schreibt eine Pilotstudie zur Gewalt gegen Männer aus: http://www.bmfsfj.de/dokumente/Artikel/ix_61537.htm Ich bezweifle, dass das ohne den entsprechenden Druck aus der Forschung und Teilen der Männerbewegung so schnell möglich gewesen wäre.

Soweit für diese Ausgabe. Leider konnte ich auch diesmal bei einigen Nachrichten nur den Link legen, weil es diese Woche bei mir wieder mal etwas turbulenter war; das wird sich wohl auch in den nächsten Tagen nicht ändern. (Ich bin zum Beispiel in den nächsten drei Tagen nicht zu erreichen, weil ich privat nach München muss.) Ich hoffe, ihr hattet trotzdem ein informatives Lesevergnügen. Herzlicher Gruß euch allen

Arne


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