Platzverweis: 802 Männer / 1 Frau

Katrin, Thursday, 22.11.2001, 17:51 (vor 8401 Tagen) @ Norbert

Als Antwort auf: Re: INVISIBLE MEN Nr. 21 von Norbert am 22. November 2001 13:21:15:

Der Spieß wird umgedreht
Bettina Wiselmann

Eine Studie belegt es: Werden in Stuttgart Streifenwagen geru-
fen, dann deshalb, weil in drei von vier Fällen hinter Wohnungstüren
geprügelt wird. Und Stuttgart ist überall: Gewalt im sozialen Nah-
bereich ist so allgegenwärtig wie tabuisiert. Die Opfer sind nahezu
ausschließlich Frauen und Kinder, denen zugemutet wird, sich
durch Flucht dem häuslichen Gewalttäter zu entzeihen.

Der Platzverweis für Täter, das Verbot, die Wohnung und deren
Umkreis eine Zeit lang zu betreten, dreht den Spieß um. Der kör-
perlich wie finanziell gemeinhin Stärkere muss das private Umfeld
erst einmal räumen. Die Schwächeren können gewissermaßen
unter staatlichem Schutz versuchen, erste Schritte zu unterneh-
men, Wege aus ihrer schwierigen Situation zu finden.

Als Mittel zur akuten Krisenintervention kann der so genannte
Platzverweis, der im Polizeigesetz verankert wird, gar nicht über-
schätzt werden. Denn er wird im Fall des Falles sofort wirksam und
eröffnet, wenn weitere Angebote nur ausreichend vorhanden sind,
schnelle Hilfe. Bislang gilt, dass sich Opfer häuslicher Gewalt im
Schnitt erst nach sieben Jahren an Beratungsstellen wenden.

Das Land, nicht eben ein Hort ausgesucht frauenfreundlicher Po-
litik, kann sich rühmen, als erstes in Deutschland diesen neuen
Weg, häuslichen Gewalttätern entgegenzutreten, begangen zu haben.
Die anderen Bundesländer werden folgen.

und hier noch die Zahlen aus dem Artikel:
Als Vorreiter in Deutschland hat das Land vor einem guten Jahr die
in Österreich geltende Regelung in einem Modellversuch erprobt.
2608 Streifenwageneinsätze wegen häuslicher Gewalt führten in
803 Fällen dazu, dass den Tätern (802 Männer, eine Frau) die
Rote Karte gezeigt wurde und sie wegen Wiederholungsgefahr der Wohnung
verwiesen wurden.