Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: :-((

Maesi, Friday, 30.11.2001, 22:12 (vor 8480 Tagen) @ Christiane

Als Antwort auf: :-(( von Christiane am 30. November 2001 12:15:49:

Hallo Christiane

Nicht umsonst sind es in erster Linie die Frauen, die sich in einer Parterschaft um Geburtstage usw. der Verwandten kümmern. Auch so etwas gehört zur "Beziehungspflege".

Maenner scheint es auch eher egal zu sein, wenn mal so ein Tag vergessen wird. Maenner trinken vielleicht eher zusammen ein Bier oder tauschen die neuesten Sportinformationen aus; auch dies ist ein Teil der Beziehungspflege. Ich stufe die eine Form von Beziehungspflege nicht hoeher ein als die andere; beide haben ihre Berechtigung.

Die Ursachen für das unterschiedliche Verhalten findest Du sicher, wenn Du Jahrmillionen zurückgehst in der Zeit und Dir die Rollenverteilung von Männern und Frauen ansiehst.
Aus biologische Gründen waren Männer und Frauen eben mehr auf bestimmte Rollen ausgerichtet...

Der Einfluss von Genen und von Gelerntem auf das menschliche Verhalten kann nur schwer quantifiziert werden. Momentan haben sich die Fachleute IMHO auf je ca. 50 % geeinigt; ein salomonischer Kompromiss, welcher jedoch immer wieder modischen Schwankungen unterworfen ist.

Und soweit zurück in der Zeit muß man gar nicht gehen, um zu sehen, daß diese Rollenverteilung noch fast zu 100% Bestand hatte...
Vor 20 Jahren habe ich von alten Leuten oft noch gehört: "Als Frau braucht man doch keinen Beruf, man soll heiraten und Kinder großziehen!"

Vor tausend Jahren gab es noch gar keine Berufe im heutigen Sinne. Da brauchte auch niemand einen zu erlernen. Man lebte in Grossfamilien zusammen und hatte seinen festen Platz in der sozialen Hierarchie. Jaja, die Zeiten aendern sich.
Kleines Beispiel am Rande: als die Kreuzritter die Stickkunst aus dem Osten nach Europa brachte, war das Maennerarbeit; erst spaeter wurde es von Frauen uebernommen.

Immer mehr verschiebt sich die Rollenaufteilung dorthin, daß Frauen gut für sich selbst sorgen können, und liebevolle Väter eine gute Mutter bei der Kindererziehung ersetzen können.

Dieses fuer sich selbst sorgen, ist ein Triumph der modernen Konsumgesellschaft mit ihrer extremen Arbeitsteilung. Es handelt sich jedoch nur um eine Illusion. Natuerlich stellst Du die Kleider, die traegst nicht selber her. Du baust weder den Weizen selbst an, noch mahlst Du das Korn, noch backst Du das Brot, usw. Du (und jeder andere) bist auf viele andere Menschen angewiesen.
Ich weiss, was Du jetzt einwenden willst. Du kannst Dir die finanziellen Mittel selber erarbeiten, um sie gegen die benoetigten Gueter und Dienstleistungen einzutauschen. Trotzdem stehst Du in einem Abhaengigkeitsverhaeltnis zum Baecker, Transporteur, Garagisten, Muellmann, usw. Diese Abhaengigkeitsverhaeltnisse waren frueher einfach staerker auf andere Mitglieder der eigenen Grossfamilie/Sippe bezogen; heute sind sie unpersoenlicher, und im Idealfall kann jederzeit ein Versorger gegen einen anderen ausgetauscht werden. Dafuer hat die Zahl der Abhaengigkeitsverhaeltnisse extrem stark zugenommen. Wenn frueher eine Dorfgemeinschaft von 20 oder 30 Personen bereits autark wirtschaften konnte, bist Du heute direkt und indirekt auf Tausende von Menschen angewiesen; nur dass Du die meisten nicht einmal kennst.
Waere interessant einmal zu errechnen, auf wieviele Menschen ein Normalverbraucher durchschnittlich angewiesen ist.

Aber man darf sich nicht täuschen lassen. Wenn auch die Änderungen äußerlich schon vollzogen werden, so dauert es doch, bis sich Muster die sich über Jahrtausende durchgesetzt haben, auch wirklich im Innersten der Menschen ganz verändert haben. Auch das wird sicher fast nochmal so lange dauern. Man kann erzieherisch prägen und so einiges verändern. Aber die unterschiedlich aufgebauten Gehirnstrukturen (Die beiden Gehirnhälften bei Männern und Frauen sind unterschiedlich vernetzt), wird man nicht verändern. Und die haben einen großen Einfluß auf das, was ich oben geschrieben habe.

Die Evolution rechnet eben nicht mit Jahrhunderten sondern mit Tausenden von Jahrhunderten. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Forderungen, dass Geschlechter sich anzugleichen haben, als unsinnig. Menschen sind jedoch bezogen auf ihr Sozialverhalten bemerkenswert flexibel; gewiss, die Grundinstinkte existieren immer noch, kommen jedoch nur bei bestimmten Situationen an die Oberflaeche. Die Aufspaltung in eine kinderbetreuende Mutter und einen ausserhalb der Familie erwerbstaetigen Vater ist verhaeltnismaessig jung (knapp zweihundert Jahre). Noch juenger ist die heute modische Kleinfamilie.
Was Du mit unterschiedlich vernetzt meinst, ist mir nicht ganz klar; ich nehme an, Du meinst die unterschiedlichen Gehirnaktivitaeten bei Maennern und Frauen bei gleichen Taetigkeiten oder Reizen. Der Einfluss der unterschiedlichen Gehirnaktivitaeten bei Maennern und Frauen auf das Sozialverhalten ist bisher kaum erforscht und voellig spekulativ. Andere erklaeren das naemlich eher ueber die Ausschuettung irgendwelcher Hormone (ist aber aehnlich spekulativ).

Gruss

Maesi


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