Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

sesselhocker. warum sitzen deppen statt frauen...

goprojekt, Saturday, 01.12.2001, 15:46 (vor 8397 Tagen)

in den Chefetagen? lautet die headline in einem artikel von DIE ZEIT, den ihr [link=http://www.zeit.de/2001/49/wissen/200149_glosse.html"target="blank]hier findet[/link] und der mich zu nachfolgendem leserbrief veranlasst hat.

Christiane Löll: Sesselhocker. Warum sitzen Deppen statt Frauen in den Chefetagen?

Sehr geehrte Frau Löll,
das wichtigste zunächst. Wessen die gegenwärtige Genderdiskussion auf keinen Fall mehr bedarf, ist, diese Diskussion (?) durch pauschale Verdächtigungen und Denunziationen weiterhin zu trivialisieren. Wenn Sie mögen, können wir im Forum der ZEIT einen thread zu Ihrer Glosse aufmachen und öffentlich diskutieren, ob schon die von Ihnen gewählte headline mit der dazu gehörigen subheadline sonderlich intelligent gewesen ist. Sie suggerieren, dass lediglich Männer in Chefetagen sitzen und mehr noch, dass diese alle Deppen sind. Im günstigsten (?) Fall „Sesselhocker“. „Sesselfurzer“ oder „Männer sind alle Idioten“, dafür hat es bei Ihnen nicht gereicht? Aber ich muss und will nicht spekulieren. Sind die von Ihnen gebrachten Fakten und Interpretationen auch so unerhört (sexistisch) genug.

Um die ökonomische Wirklichkeit Ihrer Generalaussage in der headline zu beleuchten, empfehle ich Ihnen einfach einen kleinen Ausflug in die Wirtschaftredaktion Ihrer Zeitung.

Aber um den wirtschaftlichen Aspekt geht es Ihnen dann auch nur am Rande. (Ganz nebenbei: Zählen, Messen, Wiegen von biologischen Gegebenheiten am Menschen. Woran erinnert mich das bloss?)

Im folgenden geht es um X- und Y-Chromosomen. Scheinbar. Aber nun im einzelnen.

Aha, Marylin von Savant ist der Mensch, ähem, beinahe bin ich versucht, Menschin zu schreiben, mit dem höchsten jemals gemessenen IQ. Sie machen keine Angabe zur Messmethode noch zum Umfang der Gruppe, Teilnehmeranzahl, Sozialisation. Geschenkt? Weil Sie es nicht tun, sind offenbar alle Frauen aller Zeiten aller Regionen aller Sozialisationen aller Altersgruppen gleich und mit den gleichen Messmethoden zu beschreiben. Da sind, mit Verlaub, doch Zweifel angebracht.

Frauen haben 18% mehr Hirnzellen in den Bereichen, um die es vornehmlich gehen soll. Natürlich sind bei Ihnen Quantitäten gleich Qualitäten. Auch hier lohnt sich ein Ausflug in die Wirtschaftsredaktion, wenn ich ökonomische Parameter hier wie dort vergleichen kann.

Und dann endlich erfahre ich, erfährt die geneigte Leserschaft, dass Frauen zwei X-Chromosomen haben und Männer ein X- und ein Y-Chromosom. Da nun Intelligenz sich auf dem X-Chromosomen ausmachen lässt, scheint klar, warum Frauen intelligenter sein müssen. Immerhin sind Sie lauter genug, von der Deaktivierung des zweiten X-Chromosomen bei Frauen zu berichten. Also doch nicht so klar mit der Quantität. Hilfsweise muss dann das Mehr an Abiturientinnen herhalten. Schon allein wegen der statistischen Tatsache, dass Männer zu mehr intelligenten Spitzenleistungen in der Lage sind.

Da nun die Qualität und die Quantität mit X und Y nicht die Klarheit im Genderdiskurs bringt, die Sie sich wünschen, muss nun etwas her, bei dem Frauen mit naturgesetzlicher Wahrscheinlichkeit überlegen sein müssen. Wir sind bei der emotionalen Itelligenz angelangt. Warum eigentlich überrascht mich das nicht?
Aber auch hier muss ich Ihnen die Hoffnung nehmen. Emotionale Intelligenz (z.B. nachzulesen bei Daniel Goleman) ist nun wirklich etwas ganz anderes.

Und dann Ihr letzter Absatz. Wirklich, Frau Löll, dieses Niveau ist wahrhaftig bodenlos intelligent. Zur Erhellung Ihres Konvolutes an populären Vorurteilen empfehle ich Ihnen „Sind Frauen bessere Menschen?“ von Arne Hoffmann.

Was bleibt mir, Ihnen zu wünschen? Mehr Augenmass und Gelassenheit im Genderdiskurs, das wünsche ich Ihnen. Ihr

gruss goprojekt


gesamter Thread:

 

powered by my little forum