Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Wieder mal

Stadtmensch, Saturday, 17.12.2005, 22:12 (vor 6907 Tagen) @ Conny

Als Antwort auf: Re: Wieder mal von Conny am 17. Dezember 2005 19:47:


Hallo!
Muss man registriert sein, um die Kommentare zu sehen? Als ich vorhin guckte waren da gerademal fünf. Jetzt finde ich KEINEN mehr!
Bitte um Aufklärung
mfg
noname

Hallo noname,
habe dort gestern zu einem Zeitpunkt hinein gesehen, zu dem etwas mehr als 40 Kommentare enthalten waren. Heute sehe ich keine mehr. Eigentlich hat die Presse doch etwas gegen Zensur. Hier zensiert die Presse wohl selbst.
Freundliche Grüße
Conny

Hi Folks,

hatte dort auch was geschrieben und war aufgrund eurer Postings hier dann baff erstaunt, wie leicht man die "altehrwürdige" ZEIT doch erschrecken kann. Cool! Mein Beitrag war nämlich auch dort rausgeflogen. Erlaubt mir also, denselben hier nochmal zu bringen, auch wenn er für die hier Anwesenden im Grunde nichts Neues bedeutet:

»Natürlich wurde in dem relevanten Artikel wieder einmal nichts zu den eigentlichen Gründen (feministisch ausgerichtete Scheidungsindustrie, die mehrheitlich durch Frauen initiierten Familienzusammenbrüche, einseitige Versorgungsmentalität etc.) berichtet, sondern von ominösen Bindungsängsten, die die angeblich die Männer befallen haben wie ein Virus; neben diversen, anderen Vorwürfen, die überwiegend auf der persönlichen, psychologisierten Ebene vorgebracht werden. Das alles ist nicht geeignet, Familien und vor allem Väter zu stärken, sondern insbesondere die Männer eher noch mehr abzuschrecken.

Kein Gesetz, dass sich die »Selbstverwirklichten«, die matrifokalen Seilschaften (nicht wenige weichgespülte Männer darunter!) ausdenken, wird letztendlich irgendeine Veränderung herbeiführen. Das alles ist eine Farce. Eine winzige Chance zu einer Verbesserung des zwischengeschlechtlichen Klimas besteht vielleicht darin, dass Männer und ihre Sorgen überhaupt wieder mal wahrgenommen werden. Doch angesichts der allüberall verkündeten Überlegenheit der Frauen sehe auch darin keine Garantie für einen fairen Interessenausgleich der Geschlechter.

Es kam, wie es kommen musste: Das natürliche Interesse zwischen Männern und Frauen ist dauerhaft gestört, zumindest solange, wie sich die Frauen nicht massiv ändern werden. Und das werden sie nicht tun angesichts staatlicher Rundumfürsorge, Sonderbehandlungen und Selbstbeweihräucherung. Daraus folgt unmittelbar als Konsequenz, dass jeder Ansatz, hier wieder einmal mit staatlichen oder mentalitätsgerichteten Maßnahmen zu intervenieren, zur Farce mutiert. Man kann alle Ansätze, die sich derzeit ausmachen lassen (und sie sind, auf Männer bezogen, rar genug), nur mit »lächerlich« umschreiben. Man überlege nur einmal, dass Deutschland in Sachen Familienförderung einiges an Geld bewegt und nichts - in Worten: Nichts - erreicht hat.

Die Männer reagieren mit einem erstaunlichen Gleichmut und mit einer scheinbaren, endlosen Erträglichkeit. Männer reagieren selten mit hysterischen Protesten oder mit aufmüpfigem Genörgel, so wie es die Frauen meistens andersrum tun (was übrigens einen erklecklichen Anteil an der kulturellen Formung hat und somit noch viel weitreichendere Konsequenzen als Kinderlosigkeit mit sich bringen wird). Doch die männliche Lethargie täuscht in vielerlei Hinsicht. Männer »handeln« dadurch, dass sie es einfach unterlassen, Vater zu werden.

Wäre es ein persönliches Versagen der Männer alleine, dass sie also Urvertrauen nicht mehr empfinden können (wie suggeriert wird), könnte man ja sagen, sie müssten lediglich an ihrer individuellen Befindlichkeit arbeiten, um es wieder herzustellen. Aber die Ziele, auf die sich Urvertrauen ausrichten müsste, sind tatsächlich nicht mehr vorhanden, nicht mehr existent, vergangen. Selbst wenn sich also Männer derart verhalten würden, dass sie wieder das Vertrauen zum anderen Geschlecht suchten, gäbe es darauf kein entsprechendes Echo. Die Technokratie, der Aberglaube an die legislative Lösbarkeit dieser Probleme, hat die Frauen als Gesamtheit erfasst (will sagen: die nüchterne Kosten-Nutzen-Abwägung, das Profitdenken, dass Ehen und Familienplanung angeheftet wird). Wo der Versorger fehlt, springt eben »Vater Staat« ein. Hurra!

Das bedeutet eben, dass selbst im Fall einer männlichen Regression (sprich der persönlichen Öffnung eines Mannes für die Anliegen »der Frauen«) es keinerlei individuelle Garantie dafür gäbe, dass männliche Wünsche und Sehnsüchte nach einem fairen, partnerschaftlichen Ausgleich jemals wieder unter einem solchen Status Quo zu erfüllen sind. Denn es gibt in diesen Tagen, in diesem weiblichen Zeitalter, das man so dringend herbeigewünscht hat, keinen Respekt der Frauen gegenüber den Männern. Es gibt höchstens eine weibliche Selbstverliebtheit, die das sexuelle Interesse der Männer benutzt, um eigene narzisstische sowie monetäre Bedürfnisse zu befriedigen. Es käme auf partnerschaftliches Interesse bei den Frauen an. Das sehe ich nicht.

Hier das Menetekel, das ich befürchte: Der einzige Schritt, mit dem sich existenzielle Verbundenheit, längerfristige Partnerschaft (in der Nachkommen entstehen können) erzielen ließe, wäre eine enorme, existenzielle Bedrohung. In Extremsituationen wie Krieg, Bürgerkrieg oder in Katastrophen fallen die Menschen auf solche Verhaltensmuster zurück, die seit jeher die Verbundenheit zwischen den Geschlechtern geprägt haben und deren Charakter man am einfachsten mit »gegenseitiger Unterstützung« umschreiben kann. Nicht nur sind es solche Krisen, die die Verbundenheit ermöglichen, nein, es ist viel schlimmer: Sie sind möglicherweise die einzige Voraussetzung und die wahrscheinlichste aller Optionen im »Krieg der Geschlechter«. Ich hoffe allerdings sehr, wir kriegen vorher die Kurve.

In diesem Sinne
Stadtmensch«
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P.S.: Auch das will ich nicht vorenthalten: Ein Schreiber namens "anlan" meckerte an, dass im letzten Absatz insofern Unsinn steht, alldieweil bei Kriegen nicht selten die Frauen dazu klatschen, wenn "ihre" Männer in den Krieg gegen den bösen, bösen Feind ziehen bzw. dass gerade die Frauen eben vom marktschreierischen "Frauen und Kinder zuerst" profitieren. Soweit korrekt, dieser Einwand von anlan. Sicherlich hängt das aber auch mit dem "ritterlichen" Verhalten der Männer zusammen. Insofern ist der Vorwurf kein Alleinstellungsmerkmal der Frauen. Das haben viele Männer so mitgetragen. Leider. Hat mich ja auch oft genug erwischt; wenn auch in weit weniger dramatischen Situationen. Shit happens.

Gruß
Stadtmensch


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