Beziehungpoker
Beziehungspoker
Du atmest so laut. Du atmest ständig!" Eine Frau sitzt am gepflegten Esstisch ihrer gepflegten Pariser Wohnung ihrem Mann gegenüber. So Isabelle Huppert in dem hoch gelobten Film Zwei ungleiche Schwestern": Ein Statement voll abgrundtiefer Verachtung für ihren Mann.
In Beziehungen geht es immer auch um Machtfragen: Wer was wie und wann oder eben auch nicht tut. Wer bestimmt, was getan werden soll, wer in welchen Bereichen das Sagen hat, wer der oder die Dominierendere ist. Die Gefühlshoheit haben wir Frauen uns erobert: Ich fühle, also bin ich, also habe ich Recht!"
Sohn oder Schülerin, Ehemann oder Mutter, Bürgerin oder Vereinsvorsitzender, Verkehrsteilnehmer oder Fußballspielerin - wie auf einer Bühne verkörpern wir jeweils eine oder mehrere Rollen aus unserem reichhaltigen Repertoire, mit einem jeweils wechselnden Bühnenbild. Wir haben ein sozial mehr oder weniger festgelegtes Rollenskript, unsere Partner, Freundinnen und Kolleginnen spielen den jeweils dazu passenden Part. Wenn einer Macht ausüben will, muss der Andere dem entsprechen bzw.. ihm diese Macht geben".
Provozierende Frauen, ratlose Männer
Ein junger Ehemann wird impotent. Bei der Frage nach dem Warum bricht es aus ihm heraus: Meine Frau hat das ganze Schlafzimmer in rosa Rosen getaucht! Tapeten, Bettwäsche, Nachthemden... Ich finde es entsetzlich, kann dort nicht mehr atmen!" Wo er sich in seinem eigenhändig gebauten Haus wohl fühlen würde? In der Garage, da habe ich meine Bastelecke!" Die Ehefrau bringt es mit ihrer Rosenmacht fertig, ihn aus dem Haus in die kalte, unwirtliche Garage zu treiben, wo er seinen Hobbys nachgehen darf. Das nennt die Psychologie passive Aggression". Das macht ihn impotent. Wer nicht atmen" kann, hat auch keine Lust auf Sex! Kastrieren heißt auch: Jemandem die ureigenen Rechte, seine Bedürfnisbefriedigung, seine Lebendigkeit abzuschneiden. Und sind die abgeschnitten, wird es auch mit der Sexualität nicht mehr klappen. Und er? Er lässt sich kastrieren, er weicht in die Garage aus und kämpft nicht!
Beide Geschlechter leben ihre aggressiven Seiten, doch ihre Kampfarten unterscheiden sich: Männer verfügen eher über schweres Geschütz, können eher Gewalt ausüben. Oder aber sie verstummen völlig!
Dagegen sind Frauen besser geübt im Partisanenkrieg, in der Zermürbungstaktik, und provozieren damit bei den Männern grenzenlose Hilf- und Ratlosigkeit.
Wer passiv aggressiv ist, fühlt sich als Opfer und merkt nicht, dass er auch Täter ist. Klassisch beim Ehestreit: Einer schreit, der andere schweigt oder geht aus dem Zimmer oder sagt immer nur ja, aber ändert nichts, sondern lässt den Tobenden mit seinem Begehren auflaufen. Doch ist dieses Verhalten gleichwohl aggressiv, denn es kann den Anderen die Wände hoch, ihn zum Wahnsinn" treiben. Zudem bekommt der Aktivere den Schwarzen Peter" zugeschoben, denn der passiv Aggressive kann immer sagen: Was hast Du denn, ich sage oder mache doch nichts, Du regst Dich wegen nichts auf!" - Dreifach gemein, denn damit weist er die moralische Schuld" wiederum dem Aktiveren zu und kann sich so richtig schön als Opfer fühlen. Ohne zu bedenken, dass jeder Teilnehmer 50 Prozent Anteil am Geschehen hat! Nicht mehr, aber auch keineswegs weniger!
Opfertypen vermeiden oft Konflikte, sagen ständig Ja", schwimmen im Selbstmitleid und verschieben Schuldgefühle bis sie erstarren. Sie vermeiden Autonomie, zeigen weder Stärke noch Eigenverantwortung, können aber auch Abhängigkeit, Schwäche und ihre eigenen Grenzen schwer zugeben. Doch werden wir nur zu ganzen Gestalten", wenn wir all diese Aspekte leben und uns erlauben!
Rivalität in Beziehungen
Solche Konstellationen geraten schnell zu Kampf- und Rivalitätsbeziehungen. Da steht das Thema: Wer ist besser, wer kommt besser an, wer leidet mehr" auf der täglichen Agenda. Auch im Leid wird konkurriert oder es passieren Umdeutungen: Ein Ehemann wundert sich über seine Frau, die früher einen Achtstundenjob hatte und immer gerne ihren Hund ausführte. Das brachte ihr Entspannung und frische Luft. Seitdem sie nicht mehr arbeitete - er war noch berufstätig - ,listete sie ihm das Hundeausfuhren als Arbeit" auf und stöhnte über diese Anstrengung... Und er? Er leidet still in seiner Rolle des devoten Dulders! Woher kommt diese ausgeprägte Angst sich zu positionieren? Lässt sich dagegen nichts tun?
Gesellschaftliche Macht liegt meist in den Händen von Männern. Sagen wir bei
rund fünf Prozent. Die anderen 95 Prozent der Männer sind ebenso abhängig wie wir Frauen von dieser Macht. Und erdulden, erleiden zudem die Macht der Frauen, deren Meinungshoheit in Sachen Gefühle und Kinder. Sie fühlen sich ausgeliefert an die weibliche Interpretation der Menschenrechte, wenn es um die Kinder geht: 90000 Frauen verheimlichen jedes Jahr den Vater, setzen Kuckuckskinder und damit Lügen in die Familien oder sie reproduzieren sich gleich eigenhändig bzw.. verstoßen Männer aus den Familien. Bürogamie" ist die neue Lebensform: eine Frau, ein Kind und der Staat in Gestalt eines Bürokraten.
Die feministische Schriftstellerin Susan Faludi nennt diese Männergeneration das betrogene Geschlecht". Männer, deren Väter und Großväter als Soldaten im ersten und zweiten Weltkrieg dazu verdammt waren, als 18-Jährige ihren Kopf hinzuhalten, sich tot oder kaputt schießen zu lassen, ihre Jugend auf dem Schlachtfeld und danach in der Gefangenschaft zu verbringen, brutal hineingeworfen in die Schrecken von Blut, Vernichtung und Grauen. Ihre Söhne erbten dieses Muster und wiederholen es: stumm den Kopf hinzuhalten, um das Joch der Berufstätigkeit in einer nicht von ihnen eingerichteten Welt zu erfüllen. Klaglos, wie ihre Väter damals als Soldaten!
Die deutschen Kriegerwitwen, die ihre Kinder zum Teil bis Ende der 40er Jahre alleine durchbrachten, wurden die Mütter der späteren Feministinnen. 5,25 Millionen Männer im besten Mannesalter" waren im Zweiten Weltkrieg gefallen und hinterließen Millionen vaterloser Kinder. Diese Vaterlosen begannen in den 60er Jahren den Geschlechter-Weltkrieg. Teile der Frauenbewegung haben die Sehnsucht nach dem Vater ideologisch in ihr Gegenteil verkehrt: Die Männer wurden - in einer hochkomplexen Verknotung aus Fiktion
und Realität - verunglimpft, degradiert zur Verfügungsmasse, zu Samen- und Geldspendern; einer ganzen Generation wurde die Idee der Unzulänglichkeit der Väter eingeimpft. Doch dieses Experiment der väterfreien Erziehung ist in der ganzen Welt gescheitert.
Generation ohne Väter
Vaterverlust oder Vaterentbehrung aufgrund von Abwesenheit, von künstlichen Befruchtungen, Babyklappen oder anonymen Geburten bedeutet immer ein Trauma, mit Folgen für beide Geschlechter: psychische Ertaubung, Abstumpfung, eingefrorene Trauer und Bindungsverluste. In dem Film Don't Come Knocking" pointiert Wim Wenders diese quälende und ins Zerstörerische zielende Leere der vaterverlassenen Kinder!
Bei den Männern führte die Vaterentbehrung zu Identitätsverlust und tiefem Schweigen. Wo sind denn auch taffe männliche Vorbilder außerhalb der Gewaltvideos? Gerade Frauen kennen doch den demütigenden Zustand: Wer keine Worte hat und nicht gehört wird, kann weder eine Identität geschweige denn Macht erlangen. Wie, um Himmels Willen, könnte es funktionieren, dass kleine Jungen im emotionalen Matriarchat eigene Worte, sich selbst und eine neue Definition ihrer Rollen finden?
Kann es auch sein, dass durch die Verunglimpfung von männlichen Eigenschaften wie z. B. Durchsetzungskraft, Geduld, Verantwortungsbewusstsein, Zielstrebigkeit, ein Verlust im Pädagogischen eintrat? Denn die Kuschelpädagogik hat seit den 70er Jahren in Westdeutschland zu einer Erziehungsleere geführt. Dies dokumentiert nicht nur Pisa", sondern mehr noch ein erschreckendes Anwachsen der nichtzivilisierten Kinder und Jugendlichen!
Doch muss auch immer gefragt werden, welche Vorteile eine Opfer-Rolle bietet. Denn Vorteile sind immer vorhanden, sonst würde man sich ja daraus befreien! Warum sind die Männer so duldsam und devot? Wollen sie doch nur ihre Ruhe im Bastelkeller oder auf dem Fußballfeld? In jedem Fall vermeiden sie es, sich zu positionieren, zu zeigen! Auch ihre eigenen Grenzen und Schattenseiten anzuschauen: männliche Gewaltbereitschaft und die Verherrlichung der Technik, die grauenhafte Zunahme von (Gewalt-) Pornographie und Pädophlie etwa. Erst wenn beide Geschlechter ihre je eigenen Täter und Opferrollen reflektieren, wird es Lösungen geben. Vielleicht auch, was Simone de Beauvoir, die Heldin der Frauenbewegung, schon 1968 forderte: dass Mann und Frau jenseits ihrer natürlichen Differenzen rückhaltlos geschwisterlich zusammenfinden."
Text: Astrid von Friesen
Zeitschrift "paps"
gesamter Thread:
- Beziehungpoker -
Odin,
27.12.2005, 21:29
- Re: Beziehungpoker -
Andreas (d.a.),
27.12.2005, 21:58
- Re: Beziehungpoker -
Odin,
27.12.2005, 22:16
- Re: Beziehungpoker -
Dark Knight,
28.12.2005, 14:42
- Re: Beziehungpoker -
Simon (der erste),
28.12.2005, 15:36
- Re: Beziehungpoker - Frank, 28.12.2005, 18:19
- Re: Beziehungpoker -
Andreas (d.a.),
28.12.2005, 19:42
- Re: Beziehungpoker -
Olsen-Twins-Fan,
28.12.2005, 22:22
- Re: Beziehungpoker -
Odin,
29.12.2005, 00:59
- Re: Beziehungpoker -
Wodan,
29.12.2005, 01:25
- Re: Beziehungpoker - Dark Knight, 30.12.2005, 17:34
- Re: Beziehungpoker -
Wodan,
29.12.2005, 01:25
- Re: Beziehungpoker -
Odin,
29.12.2005, 00:59
- Re: Beziehungpoker - Odin, 29.12.2005, 00:55
- Re: Beziehungpoker -
Olsen-Twins-Fan,
28.12.2005, 22:22
- Re: Beziehungpoker - Dark Knight, 30.12.2005, 17:30
- Re: Beziehungpoker -
Simon (der erste),
28.12.2005, 15:36
- Re: Beziehungpoker -
Dark Knight,
28.12.2005, 14:42
- Re: Beziehungpoker -
Odin,
27.12.2005, 22:16
- Beziehung und Kinder - NEIN DANKE! ... - Sven, 28.12.2005, 13:11
- Re: Beziehungpoker -
Peaceful Warrior,
29.12.2005, 11:13
- Re: Beziehungpoker - expatriate, 30.12.2005, 08:41
- Re: Beziehungpoker -
Andreas (d.a.),
27.12.2005, 21:58