Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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na hoffentlich!

Frank, Saturday, 31.12.2005, 20:24 (vor 6893 Tagen) @ Ridcully

Als Antwort auf: Beginnt jetzt der "Backlash"?! von Ridcully am 31. Dezember 2005 10:18:02:

Ob Oliver Pocher, Mario Barth, oder Ingo Appelt es wird gespottet, gehobelt und polemisiert (und schlimmeres) was das Zeug hält. Auch dies mag man mögen oder aber auch nicht. Ich wollte es heranziehen um zu zeigen, dass es eine Art Erwachen in den Medien gibt, in Bezug auf die Rollen von Frauen und Mann.

Dass einige Hofnarren es jetzt wagen, vor der heiligen Kuh "Frau" zumindest schonmal die Messer zu wetzen, ist sicher insofern ermutigend, als es auf das langsam nahende Ende von Denkverboten hindeutet, wie überhaupt die Anzeichen für einen grundlegenden gesellschaftlichen Kurswechsel immer mehr zunehmen.
Wobei es uns allerdings nicht weiterbringt, wenn wir einfach bloß wieder die Rollen von "Gut" und "Böse" austauschen, wie es der Feminismus vollbracht hat, der das Schlechtmachen von Frauen durch das Schlechtmachen von Männern zu heilen versuchte - und unter anderem auch daran gescheitert ist.
Schön und gut, wenn man Frauen allmählich wieder kritisieren darf (wobei ich gegen etwas mehr guten Geschmack, als ihn Leute wie Ingo Appelt repräsentieren, nichts einzuwenden hätte). Wir müssen aber auch damit klarkommen, dass die Frauen uns umgekehrt genauso sehr kritisieren können und dürfen. Ansonsten sind wir wieder mitten in den 50er-Jahren.

Nun also das Gegenteil. Derber, oft sogar unnötig brutaler Spott gegen Frauen, seien es einzelne oder Frauen an sich. Sicher, das Hauptklischee richtet sich noch gegen Männer. Aber eine Gegentendenz erblüht, Harald Schmidt sei es gedankt.

Schmidt ist eine Ikone der Fernsehunterhaltung. Der durfte es sich schon in den 90ern leisten, frauenfeindliche Sprüche vom Stapel zu lassen. Ihm (und wohl auch nur ihm) als Hofnarr Nr. 1 sieht man so etwas nach.
Immerhin haben viele Comedians wohl schon damals mitbekommen, dass für Respektlosigkeiten gegenüber Frauen ein großer Bedarf besteht und das Marktpotenzial beachtlich ist. Ich habe sowohl Appelt als auch Barth schon live gesehen. Beide Male musste man Monate vorher Karten bestellen, um eine Chance zu haben. Der Saal (über 1000 Leute) war beide Male restlos ausverkauft...

Spannend die Frage wie das einzuschätzen sei. Oder noch vorgeschaltet die Frage, warum gerade die Comedians hier der Gesellschaft voranpreschen. Ist das Empfinden der Gerechtigkeit und Angemessenheit angesichts aggressiv-chauvinistischer Frauen etwa überstrapaziert? Empfinden dies als Vorreiter die Comedians? Empfinden das etwa viele oder alle Männer und die Comedians spiegeln den Zeitgeist? (Was ich glaube)

Ich glaube es auch. Was Politik und Mainstream-Medien verlautbaren, weicht vom wahren Volksempfinden mittlerweile meilenweit ab. Die Huldigungen, die man der Staatsreligion Feminismus entgegen bringt, finden in dem, was Männer - und Frauen - heute wirklich denken, immer weniger Entsprechung. Der Feminismus wird immer mehr zu einem Torso, dem der gesellschaftliche Unterbau fehlt. Die Gegenbewegung gewinnt langsam, aber unaufhaltsam an Terrain.
Das kannst du auch auf dem Buchmarkt sehen: Humorvoll frauenkritische Bücher wie "Zickenterror" von Daniel Wiechmann, "Fuck and go" von Ulla Rhan oder auch "Deutsch - Frau, Frau - Deutsch" von Mario Barth verkaufen sich prächtig. Auch das alles bloß Comedy, sicher. Aber trotzdem sichere Zeichen für den sich vollziehenden Wandel der Anschauungen. Wobei ich es persönlich bevorzuge, lieber nicht die Femi-Vokabel "Backlash" in den Mund zu nehmen...


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