Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Gewissensprüfung für Männer

Maesi, Tuesday, 03.01.2006, 22:50 (vor 6890 Tagen) @ Harry006

Als Antwort auf: Gewissensprüfung für Männer von Harry006 am 31. Dezember 2005 09:10:

Hallo zusammen

Als erstes Bundesland will Baden-Würtemberg die Einwanderer
zu einem Gewissenstest verpflichten. Im Prinzip keine schlechte
Idee, sofern man die Einwanderer wieder ausweisen kann, wenn sie
gelogen haben.

Ich finde die Idee nicht besonders gut. Es handelt sich um simple Gesinnungsschnueffelei. Wie Peter bereits richtig geschrieben hat, kann jeder diese Fragen fschla beantworten oder auch Antworten verweigern ohne (theoretisch) irgendwelche Sanktionen befuerchten zu muessen; es ist nicht einzusehen, weshalb das Recht auf informationelle Selbstbestimmung hier nicht gelten sollte. Der liberale Staat kann eben nicht Gesinnungen oder Phantasien sondern nur begangene Taten bestrafen. Die Gedanken sind frei!

Der Test ist ein typisches Beispiel fuer die Ratlosigkeit der Politiker, wenn sie sich mit jenen Eigenschaften anderer Kulturen auseinandersetzen, die sie nicht akzeptieren wollen. Also installiert der gewiefte Politiker irgendeine buerokratische Massnahme, deren einziger Zweck darin besteht, oeffentlich zu dokumentieren, dass er sich mit den festgestellten Problemen auseinandergesetzt hat und etwas dagegen tut. Wer allerdings glaubt, dass dieser Test irgendetwas ausser sinnloser buerokratischer Arbeitsbeschaffung bringt, den sollte man wegen amtlich erwiesener Bloedheit bestrafen. Aber zum Glueck ist Bloedheit ja nicht strafbar. Es ist vielmehr unser aller 'gottgegebenes Grundrecht', bloed zu sein - und manche strapazieren dieses 'Recht' wahrlich aufs aeusserste.

Aber was macht die BRD draus?
1. Frage: Wie stehen Sie zu der Aussage, daß die Frau ihrem Ehemann
gehorchen soll und daß dieser sie schlagen darf, wenn sie ihm nicht
gehorsam ist?

Die ersten 7 Frage schlagen in die selbe Kerbe: Ein Test,
ob der Mann auch schön entmanntzipiert ist. Ob der "Mitbürger
mit Migrationshintergrund" dagegen seine Brüder holt und dann
gibt's was auf die Fresse Deutscher Depp - das scheint weniger
von Interesse zu sein. Denn darunter leiden ja nur deutsche Männer.

Diese sieben Fragen und noch einige andere sind sexistisch-maennerfeindlich, denn bei vertauschten Geschlechterrollen sind die thematisierten Praktiken offenbar statthaft; ansonsten saehe man sich ja gar nicht genoetigt, gezielt in dieser sexistischen Form danach zu fragen. Wahrscheinlich wurden sie von irgendwelchen 'Gleichstellungsspezialisten' ausgearbeitet, fuer die Sexismus bekanntlich nur dann schlecht ist, wenn er sich gegen Frauen richtet, wohingegen maennerfeindlicher Sexismus fester Bestandteil solider, deutscher Gleichstellungspolitik ist. Durch ihre Formulierungen gestatten diese Fragen immerhin (ungewollt) einen unmittelbaren Einblick in real existierende, behoerdlich-sexistische Denkweisen. Ein Stueck Realsatire also, wie sie sich ein Harald Schmidt auch nicht besser haette ausdenken koennen.

Aber: Don't panic! Wahrscheinlich wird (fast) jeder maennliche Einwanderer in spe diese Fragen im Sinne der politisch korrekten, deutschen Obrigkeit beantworten. Wer die 'zulaessigen' Antworten angesichts des stark suggestiven Fragencharakters nicht erahnt, dem ist wirklich nicht zu helfen; auf solch unsensible Dummkoepfe kann Deutschland getrost verzichten. Die Triage findet also nicht so sehr zwischen Gewalttaetern und Friedfertigen sondern zwischen Gescheiten und Dummen statt - wobei sich wohl jeder denken kann, welcher der beiden letztgenannten Gruppen die buerokratischen Fragesteller selbst zuzuordnen sind, so sie denn wirklich von der Wirksamkeit des Tests ueberzeugt sind. Irgendwie ist es ja ruehrend, welch eigenartige Blueten die Kombination von maennerfeindlichem Sexismus und blauaeugiger politischer Korrektheit in deutschen Amtsstuben treibt.

Gruss

Maesi


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