Auszug aus: Hintergründe der 68er-Kulturrevolution Frankfurter Schule ...
... und Kritische Theorie
Hallo Mitstreiter,
hier, wegen der Wichtigkeit, nochmal ein Auszug aus dem Artikel "Hintergründe der 68er-Kulturrevolution
Frankfurter Schule und Kritische Theorie" (für die, die ihn noch nicht kennen oder an einem zu elastischen Weltbild [danke Nick http://www.feminismuskritik.de/forum/viewtopic.php?p=4313&highlight=#4313 leiden).
Gruß
Flint
2. Die anthropologische (erziehungsphilosophische) These:
Der verzweifelte Zustand der Gesellschaft wird am Subjekt deutlich. Die Frankfurter stellen dem `alten´ bürgerlichen Menschen mit seiner Menschenwürde, der in Familien zu einem gewissensorientierten moralischen Verhalten erzogen wurde, den `neuen´, ganz anderen Verhaltenstypus gegenüber, der in `alternativen´ Institutionen mit neuen wissenschaftlichen Methoden und nach neuen Leitbildern (Lebensentwürfen) erzogen werden soll.( )
(...)Das tiefgehend gewandelte Rechts- und Sittlichkeitsbewusstsein der Deutschen - massenhafte Abtreibung, verbreitete Kinderschändung, Pornographie in allen Medien und `Verschweinung der Gesellschaft´ sind Ursache bzw. Folge dieses beispiellosen Erfolges. (...)
( ) Dieser `neue´ Mensch wäre homo communicativus:
a) Der `neue´ Mensch verdankt seine Ich-Identität nicht mehr seiner Familie, er identifiziert sich nicht mit Vater und Mutter,20 sondern mit Kommunikationspartnern in der Kindertagesstätte, in der Ganztagsschule, im gruppendynamischen Labor oder in der peer-group. Homo communicativus verdankt sich ganz dem gesellschaftlichen Kollektiv, er ist alles durch die Gesellschaft und alles für die Gesellschaft
b) Homo communicativus bindet sich nicht mehr an bestimmte Glaubensinhalte oder Werte, auch nicht an bestimmte Moral- oder Gesetzesnormen wie etwa die Zehn Gebote oder die Normen des Strafgesetzbuches, er folgt nur noch den Verhaltenserwartungen des Kommunikationspartners. Von allen Bindungen und Verbindlichkeiten hat er sich erfolgreich distanziert und emanzipiert (befreit).
c) Homo communicativus hat die christlichen Verhaltensnormen der Zehn Gebote ebenso wie die der Bergpredigt und die Goldene Regel `Was du nicht willst, dass man es dir tu, das füg auch keinem anderen zu´ als repressiv durchschaut und hinter sich gelassen..
Für den Kantschen Kategorischen Imperativ vernunftgeleiteten Verhaltens `Handle stets so, dass die Maxime deines Handelns ein allgemeines Gesetz werden könnte´, kann der `neue´ Mensch nur noch ein müdes Lächeln aufbringen; denn alle diese Normen unterdrücken die menschlichen Bedürfnisse oder lassen weniger Bedürfnisse zur Befriedigung zu als nach dem Stande der Produktion (objektiv) unterdrückt werden müssen.
Homo communicativus erkennt nur noch eine einzige Verhaltensregel als verbindlich an, diese lautet:
`Ich verhalte mich stets so, wie der Andere es von mir erwartet, weil auch der Andere (der jeweilige Kommunikationspartner) sich stets so verhält, wie ich es von ihm erwarte´, d. h. vollständig reziprok (`demokratisch´).21
Habermas nennt diese neue kommunikative Moral auch `universalistische Moral´, weil sie sich in der ganzen Welt als verbindlich durchsetzen soll.
Während sich Bürger und Christen an ihr Gewissen binden und sich selbst `bestrafen´, wenn sie den Verhaltenserwartungen des Gewissens nicht nachgekommen sind, orientiert sich homo communicativus an den Verhaltenserwartungen des Außenstehenden. Das gewissensgesteuerte - theonome - Verhalten wird gegen ein gesellschafts- bzw. kollektivgesteuertes - heteronomes - Verhalten ausgewechselt. Für autonomes Verhalten, d. h. aus Freiheit generiertes Verhalten, ist dann kein Platz mehr.22
Habermas ist es gelungen, eine Ethik zu formulieren und zu propagieren, die von `erlösungsreligiösen Grundlagen entkoppelt´ ist. (...)