Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Lobpreis Südostasiens?

Ralf, Sunday, 12.02.2006, 10:38 (vor 6863 Tagen) @ Rüdiger

Als Antwort auf: Lobpreis Südostasiens? von Rüdiger am 11. Februar 2006 11:59:37:

Hallo Rüdiger,

Anschmiegsame, nichtfeministische Frauen schön und gut, aber kann das alles sein?

alles nicht, aber ein wichtiger Punkt. Komme ich später nochmal drauf zurück.

ergänzt noch dazu um sehr restriktive Erotikgesetze,
Ich erinnere mich an verschiedene Berichte (zugegeben schon ältere), wonach ein Europäer bei juristischen Konflikten in diesen Ländern regelmäßig die Arschkarte zieht.
Das Justizwesen korrupt,
das politische System bestenfalls halbdemokratisch.

Da gebe ich Dir in allen Punkten völlig recht. Auch wenn man jeden Punkt eigentlich noch gegen jeden einzelnen Staat abgleichen müsste - die Parallelen z.B. zwischen dem bürgerkriegszerstörten, buddhistischen Kambodscha, dem diktatorisch regierten, steinreichen Multikulti-Stadtsstaat Singapur (der aber immerhin gut halb soviel Einwohner wie das bettelarme und formal noch immer kommunistische Laos hat) und dem prosperierenden, muslimischen Malaysia halten sich dann im Zweifelsfall wohl doch in eher überschaubaren Grenzen; aber insgesamt treffen die einzelenen Punkte wohl auf alle Staaten mehr oder weniger zu.

Aber ist das eigentlich Deine´Frage?

Es geht doch nicht darum, ob in Südostasien "alles besser" ist - ist es nicht, es gibt eine Reihe von Vorteilen, und mindestens genauso viele Nachteile, von denen Du ja schon viele genannt hast; macht sicher Sinn, sich anzugucken, was dort besser läuft als hier, und was man davon übernehmen könnte - ich vermute aber stark, dass das wenigste davon auf gesamtgesellschaftlicher Ebene praktikabel umsetzbar sein wird.

Auf individueller Ebene (und speziell in Zusammenhang mit dem Forenthema) sieht die Sache aber wiederum gaaaanz anders aus.

Wenn ich mir mal die hiesigen "Südostasien-Fans" so angucke - ich rechne da mal Expatriate dazu (der dort lebt), mich selbst (mit thailändischer Frau) und Beelzebub (als regelmäßiger Langzeiturlauber, der dort - was ja eigentlich schon hochgradig masochistisch ist :-) mit seiner deutschen Frau hinfährt), dann gibt es da höchst unterschiedliche Ansätze, Deutschland mit Südostasien zu kombinieren. Dass Du Deinen Beruf dort ausüben kannst, ist nur für den ersten Ansatz von entscheidender Bedeutung. Dass Du grundsätzlich davon überzeugt bist, dsss dort "alles besser" ist, ist für keinen der Ansätze entscheidend (ich weiß auch nicht, ob Expatriate sicht wünscht, als Malaysier unter Malaysieren geboren geworden zu sein - muss er aber im Zweifelsfall selbst was zu sagen). Wenn Du umgekehrt allerdings davon überzeugt bist, dass dort alles Schrott ist und man einzig und allein preiswert bumsen kann, wirst Du damit auch nicht glücklich werden.

Ich hab es noch im Ohr, dieses abfällige Gerede der "Tigerstaaten" über den ach so dekadenten, "übertrieben liberalen" Westen. Die Opfer der Asienkrise von 1997 taten mir leid, aber ein Gutes hatte die Sache doch: Wir mußten uns nicht mehr dieses Gesülze über die asiatischen Werte anhören.

Mit Tigerstaaten & Co. bist Du jetzt wieder auf einer ganz anderen, vom Forenthema unabhähngigen Ebene.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich am Ende der Schulzeit (lang, lang ist's her...) nach jahrelanger links-gutmenschlicher Dauerberieselung in den verschiedensten Unterrichtsfächern zwar immer noch nicht den Quatsch von der "von den bösen Industrienationen ausgebeuteten 3. Welt" geglaubt habe, aber andernseits auch keine andere Möglichkeit hatte, als mir die Welt jenseits der Industriestaaten mehr oder weniger als ein einziges großes Slumgebiet vorzustellen, wo alle Leute ganz furchtbar arm und hungrig sind und auf milde Gaben aus dem Westen warten.

Diese Vorstellung war natürlich damals schon falsch, und meine Zweifel an der eingebläuten "Schuld" der Industriestaaten auch damals schon vollkommen berechtigt, aber es sind halt gerade die "Tigerstaaten", die das letztendlich am deutlichsten manifestieren. Südkorea und Taiwan haben es schon geschafft, und Thailand und Malaysia sind einfach Beispiele dafür, wie Entwicklungsländer aus eigener Kraft, ohne moralinsaure Schwafel-NGOs, zu Schwellenlänernd werden, mit Wachstumraten, von denen Deutschland nichtmal mehr träumen kann - da ändert auch die Asienkrise alf heftiger Rückschlag nichts dran. Wie Beelzebub indirekt schon erwähnt hat, gehört Thailand übrigens zu denjenigen ehem. Entwicklungsländern, die aus eigener Kraft ihr ungebremstes Bevölkerungswachstum in den Griff gekriegt haben - und zwar ganz ohne dirigistische Maßnahmen wie die "1-Kind-Politik" in China (Negativbesipiel dazu: Die Phillipinen, da fest im Würgegriff der katholischen Kirche).

Damit gehört Südostasien einfach zu den Hoffnungsträgern, oder zu denjenigen Regionen der Welt, wo sich die Lebensumstände allmählich spürbar verbessern. Wie das mit Vietnam, Laos, Kambodscha... aussieht, muss sich noch zeigen, aber auch diese Länder scheinen sich mittlerweile wohltuend von irgendwelchen afrikanischen Chaosstaaten zu unterscheiden.

Heut morgen war wieder ein Artikel in der FAZ, wie Großfirmen à la Google und Yahoo in China schleimen, solange nur das dicke Geschäft winkt. Lenin sagte mal: "Die Kapitalisten werden uns noch den Strick verkaufen, an dem wir sie aufhängen werden."

China ist jetzt wieder ein ganz anderes Thema (gehört auch nur bedingt zu Südostasien). Ich würd' das mal locker sehen: Ist doch gut, wenn europäische Firmen jetzt alles mögliche nach China verkaufen können. Klar, andere Firmen leiden umgekehrt unter Billig-Importen aus China. Sei doch froh, wenn sich China entwickelt - wenn das wirklich gelingt, ist es auch nicht mehr so billig (vgl. Japan - war vor 40 Jahren auch mal ein gefürchtestes Billigland..), 1,3 Milliarden Menschen sind dann aus dem Entwicklungsland-Status raus, und mit wachsendem Wohlstand lassen sich auch demokratische Rechte immer schwerer vorenthalten.

Wirtschaftlich gesehen spiegelt sich die Gesamtbewertung eines Landes letzlich im Wechselkurs wieder: China kann nicht dauerhaft günstiger produzieren als andere Länder, denn dann würde der Yuan beliebig viel wert werden, und somit die Preise wieder auf ein angemessenes Niveau heben - gleicht sich also alles wieder aus.

Offenbar gibt es leider eine Sorte von Koofmichs und Technikern, denen das Politisch-Gesellschaftliche scheißegal ist, solange sie nur viel Geld verdienen und nach Belieben schöne, unterwürfige Frauen bumsen können.

Gibt es sicherlich auch, ist aber hier nicht unbedingt das Thema; und das mit der "Unterwürfigkeit" ist eh' ein Trugschluss, aber ok, wer es nicht glaubt, soll einfach selber auf die Schnauze fliegen, ich spare mir jetzt die x-te Wiederholung längerer Kommentare.

(Nichts gegen letzteres einzuwenden, aber als alleiniger Lebensinhalt doch ein bißchen dürftig. Wenn ich mir vorstelle, meinen Beruf aufgeben zu müssen .... Da nehme ich lieber noch zähneknirschend den Feminismus in Europa als kleineres Übel in Kauf. In einer demokratischen Gesellschaft kann man den nämlich auch mit demokratischen Mitteln bekämpfen - in einer autoritären nicht).

Hindert Dich ja auch niemand dran, und ist mit einem SO-Asien-Engagement durchaus kombinierbar (s.o.).

Tut mir leid, aber das ist es, was mir an dem hier häufig vorkommenden Lobpreis Südostasiens sauer aufstößt. Jedem seien seine Prioritäten unbenommen, aber wer über "Schnuckelmädchen" nicht hinausdenkt, den kann ich persönlich nicht begreifen.

OK, wenn man über "Schnuckelmädchen nicht hinausdenkt", kann man 30x nach Pattaya fliegen und dort ballermann-artigen Urlaub verbringen, ohne sich dabei weiterzuentwickeln - gibt es gelegentlich auch. Ich glaube allerdings nicht, dass das die Hauptquelle des von Dir beklagten "häufig vorkommenden Lobpreis Südostasiens" ist.

Ich weiß nicht, ob Du jemals in Südostasien warst - falls nicht: TU ES! Schon der erste Thailand-Urlaub reicht, um deutsche Frauen nicht mehr wirklich ernst zu nehmen, oder um sie zumindest aus einem viel distanzierteren Blickwinkel zu betrachten. Das heißt nicht, dass Du dann schon der Ansicht bist, mit einer Thailänderin dauerhaft glücklich werden zu können (und wenn doch, sieht das eher nach einem gefährlichen Schnellschuss aus, anschl. Enttäuschung vielleicht nicht vorprogrammiert, aber zumindest sehr wahrscheinlich); aber der "Kick im Kopf" ist da - Du siehst, dass es auch ganz anders geht, und das Deutschland nicht das Maß aller Dinge ist; und Du fängst an, nachzudenken (hoffentlich jedenfalls).

Was Du dann anschließend daraus machst, ist Deine Sache - der oben erwähnte regelmäßige Bumsurlaub ist eine Möglichkeit, aber m.E. nach nicht wirklich weiterführend. Was Du hast, ist ein Gegenentwurf, und Du kannst vergleichen. "Living in a foreign culture makes one's one seem less absolute" - Schlußsatz aus dem Buch "Patpong Sisters", geschrieben von einer amerikanischen Emanze, die für ihre Doktorarbeit unter thailändischen Barmädchen gelebt hat (sehr lesenswert, einige notwendigerweise vorkommende dumme Emanzensprüche kann man einfach breit grinsend ignorieren).

Wenn Du Dich näher damit befasst, wirst Du z.B. auch sehr schnell feststellen, dass die angebliche "Unterwürfigkeit" so nicht existiert - das ist eher ein Missverstännis, eine falsch verstandene Fassade; dass aber umgekehrt auch die Beschmutzung mit Emanzendreck fehlt. Das schließt keine sonstigen negativen Eigenschaften aus, incl. Zickigkeit (krieg' da gerade im näheren Bekanntenkreis einen äußerst üblen Fall hautnah mit...).

OK, Du kannst das ganze dann mögen oder auch nicht, musst Du selber sehen. Wenn es absolut nicht Dein Ding sein sollte, bleibt Dir SO-Asien halt verschlossen. Wenn Du dem ganzen dagegen etwas abgewinnen kannst, hast Du viel mehr als nur - wie in Deinem Eingangssatz formuliert - "anschmiegsame, nichtfeministische Frauen": Du hast einen komplett neuen Horizont, Du bist völlig immun gegen Emanzen-Dummgeschwätz (und zwar nicht, weil Du Dich der hier anscheinend stark vertretenen Frustwixer-Fraktion angeschlossen hast, sondern weil Du es besser haben kannst), und last but not least: Du hast eine Messlatte, eine Vergleichsmöglichkeit, Du kannst trennen zwischen "so sind nunmal Frauen" und "so sind nunmal Frauen unter den Verhältnissen in Deutschland geworden".

Gruß Ralf


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